Wegweiser ins Licht von Cognac ================================================================================ Kapitel 6: Der Liebesdetektiv ----------------------------- Kapitel 6: Der Liebesdetektiv Es war später Vormittag, als die Sonne auf den Bahnhof von Shirahama schien, darunter auch auf das Gleis und den Bahnsteig, an dem Conan und Ai auf ihren Zug warteten. Erst vor kurzem noch hatten sich die Beiden von Shinichis Eltern verabschiedet, welche nach dem Ende ihres kleinen, aber erholsamen Familienurlaubs, zurück in die USA mussten. Yukiko wäre zwar gerne noch länger bei ihrem einzigen Sohn und seiner süßen Freundin geblieben, doch Yusakus Verleger saßen ihm zunehmend im Nacken und sie konnte ihren Mann doch nicht alleine lassen. So mussten sie sich wohl oder übel Frühs nach dem Auschecken trennen, was Shinichi allerdings sehr gelassen nahm. Er war es schließlich gewohnt, ohne seine Eltern auszukommen und darüber hinaus, wusste er sich ja in bester Gesellschaft. Dennoch kam er und auch Ai, nicht um einige Streicheleinheiten und Umarmungen seiner Mutter herum, ehe das Ehepaar Kudo zum Flughafen aufbrach. Während die beiden Erwachsenen also zurück in die Vereinigten Staaten flogen, hatte Conan und Ai wiederum ein ganz anderes Ziel vor Augen und dies hieß keinesfalls Tokyo, zumindest noch nicht. Vorerst hatte Conan den Vorschlag geäußert, die letzten beiden Tage der Ferien zu nutzen, um Heiji und Kazuha im nahegelegenen Osaka zu besuchen. Bei gerade mal eineinhalb Stunden Fahrzeit, bot sich das alle Male an und da Ai nichts dagegen einzuwenden hatte, stand diesem Unterfangen auch nichts im Weg. Hattori schwärmte außerdem andauernd von diesem Okonomiyaki-Restaurant, da fand Shinichi, war es an der Zeit, der Einladung seines Freundes endlich mal nachzukommen und mit wem würde er dies wohl lieber tun, als mit seiner schönen Ai. So standen die Beiden also auf dem Gleis Nummer Zwei, wo die Zuglinie nach Osaka ihren Halt machen würde. Der Bahnsteig war zum Glück nur mittelmäßig besucht, da viele Leute es vorzogen, ihre Ferien bis zum letzten Tag in den sonnigen und warmen Regionen Japans auszukosten. Auch an diesem Tag war das Wetter nämlich wieder herrlich sonnig und warm. Der Himmel war vollkommen klar, sodass die Sonne ungehindert scheinen konnte. Der junge Detektiv mit der Brille stand ganz vorne an dem Gleis und streckte sein Kopf gen Himmel, um sich von den Sonnenstrahlen berühren zu lassen. Haibara hingegen zog es vor, auf einer der Bänke im überdachten Teil des Bahnsteigs zu verweilen und im Schutze des Schattens ein Buch zu lesen. Shinichi spürte, wie ihm langsam, durch die Hitze auf seiner Haut, der Schweiß auf die Stirn trat und öffnete seine Augen. Er drehte sich um und steuerte auf Ai zu. Sie saß einfach nur so da, die Beine übereinander geschlagen und den Blick auf die Seiten des Buches gerichtet. Hin und wieder, wenn sie eine Seite umschlug, fiel eine Strähne ihres rotblonden Haares in ihr Gesicht, welches sie sich sofort hinter das Ohr strich, ehe sie weiterlas. Conan lehnte sich an einen der Pfeiler der Überdachung und beobachtete sie dabei stillschweigend. Haibara trug kurze blaue Shorts, sowie ein rotes Trägertop mit einer beigen kurzen Bluse kombiniert. Diese endete bereits oberhalb ihres Bauches und war an der untersten Stelle verknotet. Die Ärmel endeten in den Armbeugen und waren teils umgekrempelt. In ihrem Haar hatte eine modische weinrote Sonnenbrille mit großen Gläsern ihren Platz gefunden und um ihren Hals trug sie selbstverständlich die Kette von Shinichi. Der Geschrumpfte musterte seine Freundin von oben bis unten und folgte ihren Augen, wie sie konzentriert von Zeile zu Zeile huschten, nur um am Ende jeder Seite wieder nach oben zu springen, damit sich der Ablauf wiederholen konnte. Conan zuckte leicht zusammen, als ihre meeresblauen Augen auf einmal direkt in seine schauten und eine Augenbraue Ais, sich zu einem fragenden Ausdruck formte. „Ist etwas?“, fragte sie ganz monoton. Er lächelte, versucht eine aufkommende Röte in seinem Gesicht zu verbergen und setzte sich zu ihr. „Ach nicht so wichtig.“, meinte Conan daraufhin bloß. Ai sah ihn noch einige Sekunden länger als notwendig in die Augen, ehe sie kurz schmunzelte und ihre Aufmerksamkeit wieder dem Buch zuwandte. Bevor sie dies jedoch tat, ließ sie es sich nicht nehmen Shinichis Hand in die ihre zu nehmen und sanft mit ihrem Daumen über seinen Handrücken zu streichen. Nun wurde Conan doch ungewollt rot, als sie damit ein paar fragende, aber auch lächelnde Gesichter der um sie herum stehenden Leute ernteten. Haibara schien dies nicht zu kümmern, wie es schon so oft der Fall war und Conan zog es vor, genauso zu verfahren. Demnach drückte er mutig fester die Hand seiner Freundin und verschränkte seine Finger mit den ihren. Er bemerkte wie Ai zu lächeln begann, aber trotzdem weiter versuchte konzentriert zu lesen und sich zu nichts verleiten zu lassen, was sie daran hindern könnte, auch wenn die Versuchung groß war. Als sie, wenig später, im Zug nach Osaka waren, saßen sich Conan und Ai direkt gegenüber, während der Schwarzhaarige aus dem Fenster schaute und die Berge und Täler an sich vorbeiziehen sah. Es wäre nicht mehr lange bis sie im Hauptbahnhof von Osaka einfahren würden, wo Heiji, nach einem kurzen Telefonat, schon auf sie warten würde. Conan freute sich sehr darauf, seinen besten Freund und Detektivkompanen seit langem wiederzusehen. Das letzte Mal war es, als sie zusammen die Organisation bekämpft haben, also vor drei Monaten. Eine halbe Ewigkeit wie Conan feststellte. Ai hatte derweilen den Tisch zwischen ihnen heruntergeklappt, um darauf ihren Laptop zu platzieren. Nun war sie damit beschäftigt, wie Shinichi nur zu gut vertraut, die Tastatur des Computers mit ihrer unaufhörlichen Tipperei zu quälen. Conan wanderte mit seinem Blick zu ihr hinüber und legte seinen Kopf schief, wodurch er diesen auf seine -zur Faust geballten- Hand abstützen konnte. „Kannst du dieses Ding nicht einmal beiseitelegen?“, fragte er sie etwas genervt über die von ihr produzierte Geräuschkulisse. Ai grinste nur unberührt und machte munter weiter. „Warum denn?“, entgegnete sie leicht schadenfroh. „Dieses Tippen wird auf Dauer etwas anstrengend, mein Schatz.“, wies Conan sie übertrieben freundlich auf sein Problem hin. Ais Grinsen wurde noch breiter, doch sah sie weiterhin auf den Monitor vor sich, statt zu ihrem Freund. „Das würde ich gerne tun Schatz, doch leider habe ich Arbeit, die nicht warten kann.“, spielte sie sein Spiel mit. „Was gibt es denn so unglaublich Wichtiges zu erledigen?“, wollte Conan nun aber mit ernst gemeinter Neugierde wissen und streckte seinen Kopf nach vorne, um über den Rand ihres Laptops sehen zu können. Ai richtete jedoch den Monitor weiter nach vorne aus, wodurch ihm eine mögliche Sicht auf den Inhalt ihrer Tätigkeit verwehrt blieb. „Hey, wieso darf ich denn nicht gucken?“, fragte Shinichi ein wenig kindlich eingeschnappt. Haibara seufzte, wie eine vielbeschäftigte Mutter. „Ich gehe die Liste aller Forschungsprojekte der Organisation durch, welche wir im Labor ihrer Basis sicherstellen konnten. Das FBI hat mir vor wenigen Tagen die Freigabe erteilt, nachdem alle Daten erfolgreich gesichert werden konnten, was Ewigkeiten gedauert hat. Nun hoffen sie, dass ich, als ehemalige Forschungsleiterin, nützliche Informationen für sie sammeln kann. Wenn jemand die Chance hat, die unzähligen Codenamen zuzuordnen, dann wohl ein ehemaliges Mitglied dieser Verbrecherbande, wie ich es bin.“ Als sie zu Ende gesprochen hatte, schaute sie erstmals wieder auf und sah Conan direkt an. Sie konnte sehen wie er sich mal wieder den Kopf zerbrach. Das letzte vorauf sie aber jetzt aus war, war mit ihm die nächste halbe Stunde über den Inhalt der erbeuteten Daten oder die Organisation zu sprechen. Die Männer in Schwarz waren zerschlagen, besiegt, viele von ihnen wurden in den vergangen Wochen gestellt und diejenigen die entkommen konnten, würden keine Gefahr mehr darstellen, nachdem was ihnen versprochen wurde. Haibara betete dafür, dass dies auch der Wahrheit entsprechen würde. Sie wollte nicht mehr, als ein ganz normales Leben mit ihrem Geliebten führen. Die einzige Person, dessen Unauffindbarkeit, ihr aber weiterhin wirklich Sorgen bereitete, war der ungewisse Verbleib des Mannes, den sie am meisten von allen verabscheute. Die Rede war natürlich von Gin. Er musste noch irgendwo da draußen sein, vielleicht sogar mit Wodka und einigen anderen, welche er in so einer Lage um sich scharren würde. Er wusste wer sie waren und er wusste auch wo er sie finden konnte. Die einzige Sicherheit, in der sich das rotblonde Mädchen wiegen konnte, war die, dass seit drei Monaten niemand von den flüchtigen Mitgliedern, auf die Idee kam, sie oder Shinichi einen Besuch abzustatten. Vielleicht waren sie ja wirklich alle tot, sich selbst gerichtet für ihre Taten. Ai wünschte es ihnen sehr, doch wie gesagt, wollte sie darüber im Moment nun wirklich nicht sprechen, weswegen sie kurzer Hand ihren Laptop zuklappte und mit dem Geräusch den geschrumpften Shinichi aus seinen Überlegungen riss. Wenn sie ehrlich war und ihre Liebe so ansah, hatte sie auf etwas ganz anderes Lust. „Also schön mein Meisterdetektiv, du hast gewonnen, keine Arbeiten mehr auf unserem Trip. Ich habe da eine viel bessere Idee.“, sprach Ai in einem leicht verführerischen Ton, als sie ihre Schultern nach hinten verlagerte und ihr Becken hingegen leicht nach vorne. Conan runzelte die Stirn und wollte sie fragen, was sie denn vorhätte, als er Ai plötzlich ganz nah bei sich spürte. Sein Körper verkrampfte sich und das Blut schoss ihm in den Kopf. Haibara biss sich verspielt auf die Unterlippe und führte ihren Zeigefinger an den Mund, während sie ihn mit ihrem Schlafzimmerblick beäugte und ihre Fußspitze von seinem Knie, weiter seinen Oberschenkel hinauf bewegen ließ. Conan schluckte angespannt und sah sich nervös in ihrem Abteil um, ob jemand der anderen Passagiere etwas mitbekäme. „Ai bitte lass das“, flüsterte er ihr verlegen zu. Das rotblonde Mädchen dachte jedoch nicht daran und legte ihren Kopf schief. „Was denn?“, fragte sie ganz unschuldig, als sie leicht an ihrem Finger zu knabbern begann und mit ihrem Fuß den Kurs beibehielt. „Mit dem was du da machst.“, druckste ihr Detektiv nur noch. „Gefällt es dir etwa nicht?“, wollte Ai nun wissen, immer noch in einem verspielten Tonfall. „Jemand könnte uns sehen.“, warnte er sie. „Na schön“, gab Ai schließlich dann doch nach und zog sich von Shinichi zurück, welcher sich nun wieder erlaubte durchzuatmen. Sie seufzte ein wenig enttäuscht, sah aber ein, dass er Recht hatte. Sie waren in den Körpern von Kindern und selbst wenn nicht, sie waren immerhin in einem öffentlichen Zug. Da wurde wohl eine gewisse Diskretion verlangt, obwohl sie ihn nur zu gern, in diesem Moment, auf ihrer nackten Haut spüren wollte. „In Ordnung.“ Ai nahm ihre Sonnenbrille aus dem Haar und steckte sie sich in den Ausschnitt ihres Tops. „Deine Entscheidung.“, lächelte sie ihn an, worauf er schwer schlucken musste. Als sie Osaka erreichten, fuhr der Zug langsam in den Hauptbahnhof der Stadt ein. Die Stimme des Schaffners informierte alle Reisenden, dass dies die Endstation sei und bitte alle aussteigen mögen. Conan und Ai sahen aus dem Fenster und erspähten schnell den Detektiv des Westens, Heiji Hattori, der bereits grinsend am Bahnsteig stand. Er schien sie schon bemerkt zu haben, da er ihnen gut gelaunt zuwinkte. Die Verliebten schnappten sich ihre Rucksäcke und begaben sich zu dem braungebrannten Detektiv mit dem Kansai-Dialekt. „Hey ihr beiden“, begrüßte sie Heiji mit einem breiten Lächeln. „Hallo Hattori“, erwiderte Shinichi fröhlich. „Na, wie ist es denn meinen Lieblingsgeschrumpften in den letzten Monaten so ergangen? Hattet ihr einen angenehmen Urlaub ZU ZWEIT?“ Er sah hinunter zu Conan, als er dies bewusst auffällig betont fragte. Dabei konnte er sich ein kleines, aber unüberhörbares Kichern der Neckerei nicht verkneifen. Shinichi erwiderte seinen Blick durch seine schmaler werdenden Augenpaare. „Uns geht es gut und auch der Urlaub war toll gewesen, danke der Nachfrage.“, antwortete Ai an Conans Stelle und hakte sich bei ihrem Freund ein. Der Schwarzhaarige wurde rot und anhand von Heijis Blick, konnte er ablesen, dass Ai ihm mit ihrer Aktion, nur allzu offensichtlich in die Hände gespielt hatte. Haibara war sich dessen ebenso bewusst, hatte aber auch nicht vor, die Situation zugunsten Hattoris zu belassen, im Gegenteil. „Sage mal Heiji, wo ist denn deine Freundin?“, grinste ihn das rotblonde Mädchen frech an. Conan verstand schnell und wandte sich mit einem schelmischen Ausdruck ebenfalls zu dem jungen Detektiv mit seiner unverkennbaren Cape auf dem Kopf. „W-Wie was, m-meinst du etwa Kazuha?“, reagierte Heiji ein wenig überrumpelt. „Sie konnte nicht mitkommen, sie wird aber später zu uns stoßen. Sie ist aber nicht meine Freundin.“, versuchte er sich zu schützen. „Aber du hättest sie doch gerne als deine Freundin, ich meine, immerhin bist du in sie verliebt. Das sieht doch jeder der Augen hat.“, entgegnete Ai sogleich und traf Heiji damit, wie von ihr kalkuliert, mit voller Wucht. Der Detektiv des Westens wirkte auf einmal ziemlich klein. „H-Hey Hey, jetzt ist auch mal wieder gut. Ihr habt gewonnen. Ich höre ja schon auf.“ Er verstand, dass Ai mit allen Wassern gewaschen war und nicht so leicht in Verlegenheit gebracht werden konnte, wie sein Freund aus dem Osten. Mit dieser Frau sollte man sich besser nicht anlegen, dachte sich Heiji und zog an dem Kragen seines Shirts. Wie schaffte Shinichi das bloß nur? Heiji führte die Zwei zu dem Auto seines Vaters, welches er sich ausleihen durfte, um die Beiden vom Bahnhof abzuholen. Er verstaute ihr Gepäck im Kofferraum und fuhr mit ihnen auf dem schnellsten Weg zum Anwesen der Hattoris. Unterwegs erzählten sie sich einige Dinge von dem, was sie so in den letzten Wochen erlebt hatten. Shinichi berichtete vor allem von dem Mord im Fugurestaurant, den er gestern mithilfe Ais, auf spektakuläre Weise lösen konnte. Heiji stieß dabei einen begeisterten Pfiff aus und war der Meinung, dass die heutigen Täter auch immer gerissener wurden und immer mehr den Fortschritt in der Wissenschaft für ihre Machenschaften missbrauchen würden. Conan und Ai konnten ihm da nur zustimmen. Als sie schließlich bei Heiji zuhause ankamen und an der Haustür klingelten, wurde diese sogleich von einer Oberschülerin mit braunem Haar und Pferdeschwanz geöffnet. Sie umarmte herzlich die Gleichaltrigen in Kindergestalt und blickte, beim Aufschauen, in das Gesicht eines überraschten Heijis. „Was ist denn, warum starrst du mich so entgeistert an?“, erkundigte sich Kazuha wegen seines Gesichtsausdrucks. „Hattest du nicht gesagt, du wolltest uns später im Restaurant treffen?“ Kazuha verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihren Sandkastenfreund mürrisch an. Sie hatte keine Schwierigkeiten damit zu erkennen, dass er ihre plötzliche Anwesenheit zum jetzigen Zeitpunkt, auf irgendeine Weise als unangenehm empfand. „Das Aikido-Training war heute eben ein wenig früher zu Ende und da dachte ich, ich komme schon vorbei und überrasche Conan und Ai. Stört dich meine Gegenwart etwa?“ Kazuha sah den Hattori-Jungen herausfordernd an. „N-Nein keineswegs, wo denkst du hin.“, lachte Heiji gekünstelt und spürte sofort die schadenfrohen Blicke der beiden Knirpse neben ihm. Sie durften sich also auf seine Kosten amüsieren, aber nicht umgekehrt, wie unfair, dachte sich der Detektiv des Westens nur, bevor alle hineingingen. Hattori zeigte ihnen das Gästezimmer, wo Conan und Ai zusammen die Nacht verbringen konnten. Es hatte zwar nur ein Bett, da aber die zwei sowieso ein Paar waren und darüber hinaus nur Kindergröße hatten, sollte dies kein Problem darstellen. Heiji verkniff sich darüber jedwedes Kommentar, als er ihnen half, dass Gepäck im Zimmer abzustellen. Ein Blick von Ai genügte und der Detektiv des Westens zeigte sich von seiner gastfreundlichsten Seite. Später saßen Heiji und Conan ungestört nebeneinander auf der Couch im Wohnzimmer und warteten auf ihre weiblichen Begleitungen für den heutigen Abend, welche sich in Hattoris Zimmer zurückgezogen hatten. Kazuha wollte, dass Ai sie ein wenig bei der Auswahl ihres Outfits berät. Sie hatte sich einige Kleidungsstücke von zuhause mitgenommen und wollte diese nun nacheinander anprobieren. Haibara und auch Conan wussten, dass sie das nur Tat, um etwas Schönes auszusuchen, was Heiji hoffentlich gefallen würde. Sie wollte gut für ihn aussehen, würde aber jeden sofort erwürgen, der ihr das unterstellen würde. So kam es, dass das rotblonde Mädchen sich bereit erklärt hat, Kazuha bei der Auswahl zu helfen. Conan schaute zu Heiji, wie dieser, mit der Fernbedienung in der Hand, von einem Sender zum anderen wechselte, um die Zeit tot zu schlagen, während sie auf die beiden Frauen warteten. „Warum braucht sie denn nur solange zum Umziehen? Wir gehen doch nur mit dir und Ai was essen, wozu also dieser ganze Aufwand?“, murrte Hattori etwas entnervt. Conan wandte sich von ihm ab und seufzte mitleidig. Kaum zu fassen, dass er einst genauso auf dem Schlauch gestanden hatte, wenn es um Liebe ging, wie sein Freund aus Osaka. „Du begreifst es echt nicht oder?“, stellte er ihn nun zu Rede. Heiji sah ihn ganz verdutzt an. „Was meinst du damit Kudo?“ Der Junge mit der Brille nahm Heiji die Fernbedienung aus der Hand und schaltete den Fernseher auf stumm, ehe er diese auf den kleinen Glastisch vor ihnen ablegte. „Heiji, ich glaube wir müssen einmal reden.“, erklärte Conan nun ernst. „Okay und über was willst du mit mir reden?“ „Über das, was auch schon Ai heute Mittag am Bahnhof angesprochen hat.“, fuhr er fort. „Und das wäre noch gleich?“, gab sich Heiji mehr als verpeilt und grinste ein wenig beschämt darüber, dass er die Botschaft seines Freundes nicht auf Anhieb verstand. „Mensch Hattori, die Rede ist von Kazuha und deinen Gefühlen zu ihr.“, wurde der geschrumpfte Shinichi nun etwas lauter, jedoch darauf bedacht, dass ihn das Fräulein Toyama im ersten Stock nicht hörte. Endlich verstand Heiji, doch die soeben erlangte Erkenntnis, gefiel ihm nicht sonderlich. „E-Ehrlich Kudo, ich weiß wirklich nicht…“ „Jetzt hör schon auf Hattori, wir können ganz offen darüber reden. Du brauchst es nicht andauernd abstreiten. Wie Ai bereits sagte, dass sieht doch jeder der Augen hat.“, unterbrach ihn Conan, bei dem Versuch sich herauszureden. Heiji lief rot an, als er diese Worte von seinem besten Freund hörte. Ein solches Gespräch hatte er noch nie mit ihm geführt, wusste auch nicht, dass Shinichi über so etwas mit ihm jemals reden wollen würde. Allerdings zwang sich der Oberschüler aus Osaka zur Einsicht. Es war wahr, er liebte Kazuha, zumindest empfand er so viel für sie, dass er es als Liebe definieren würde. „Du hast ja recht Kudo, du und Ai, ihr habt beide recht.“, gab er es kleinlaut zu. „Ich mache immer einen so großen Bogen um dieses Thema, weil ich einfach nicht damit umgehen kann. Ich meine, ich habe schon so oft, bei so vielen Möglichkeiten, versucht ihr es zu sagen, doch entweder kam immer irgendetwas dazwischen oder ich habe im entscheidenden Moment einfach nicht den Mut aufbringen können.“, gestand Heiji frustriert und war plötzlich ungemein offen, was seine Gefühle anging. „Eins muss ich dir lassen Kudo, du hast es zwar auch bei Ran nicht über dich bringen können, doch als es mit dir und Ai ernst wurde und dir klar war, was du für sie empfindest, da hast du dich zusammengerissen und deine Chance genutzt und mehr sogar noch, du hast für sie dein altes Ich aufgegeben. Eine wirklich mutige Tat und jetzt seht euch beide an. Es hat sich gelohnt. Ihr seid ein fantastisches Paar und ich freue mich immer noch riesig für euch.“ Conan lächelte bei diesen netten Worten und der Tatsache, dass Heiji sich begann ein wenig zu öffnen. Wenn er nicht mit Shinichi darüber reden könnte, mit wem sonst. „Danke Hattori.“ Er schwieg eine Sekunde lang. „Doch du kannst das auch schaffen glaube mir. Es kostet Überwindung keine Frage. Ich spreche da aus Erfahrung, aber es ist es auf jeden Fall Wert dieses Risiko auf sich zu nehmen. Du hast es doch selbst gesagt und du hast recht. Ich habe es bei Ran ruiniert, weil ich zu lange gewartet und mich somit immer weiter von ihr entfernt habe. Deswegen ist es umso wichtiger, dass du aus meinen Fehlern lernst, damit es dir mit Kazuha nicht genauso ergeht.“ Heiji fing an nachdenklich auf den -mit Teppich ausgelegten- Boden zwischen seinen Füßen zu starren. „Ich meine, wie lange soll das noch so weitergehen? Die Oberschule ist bald zu Ende, der Abschlussball steht vor der Tür und danach wartet ein neues Leben auf jeden von euch. Wie lange glaubst du wird Kazuha noch warten, wenn andere Männer anfangen Schlange zu stehen.“, mahnte Conan weiter. Heiji biss die Zähne zusammen. Er würde gerne mit Kazuha auf den Abschlussball gehen, wenn es soweit wäre und keinesfalls könnte er es ertragen, wenn sie nach ihrer Schulzeit jemand anderen kennenlernt, der nicht so zögerlich ist wie er. „Du kannst dich also entscheiden, ob du eine Zukunft mit ihr oder ohne sie wählst.“ „Verdammt Kudo, wieso kennst du dich auf einmal in solchen Sachen so gut aus. Du bist ja schon ein richtiger Liebesdetektiv.“, brach Heiji endlich sein Schweigen und hob dabei wieder seinen Blick. Der junge Detektiv aus Tokyo grinste verwegen. „Sagen wir einfach, ich hatte eine sehr gute Lehrerin, die mir die Augen geöffnet hat.“ „Ah, Ai richtig?“, kombinierte Heiji. „Sie ist schon eine beeindruckende Frau, selbst im Körper eines Kindes.“ Er machte eine kurze Pause. „Du hast recht, ich muss es ihr sagen und ich werde es ihr auch sagen, versprochen.“ „Sehr gut.“, gab sich Conan zufrieden. Hattori begann nun Shinichi genauer zu mustern. In ihm stieg auf einmal eine unergründliche Neugierde auf, die dringend gestillt werden wollte. „Sag mal Kudo, als du und Ai, ich meine Shiho, wieder erwachsen wart, seid ihr euch da auch näher gekommen? I-Ich meine, du weißt schon, auf... eine.... ganz... bestimmte... Weise.“ Shinichi starrte Heiji völlig perplex an und versank förmlich in Schamgefühlen. „W-Wie wie… wie kommst du denn jetzt darauf Hattori?“, fing er ganz nervös an zu stottern. „Ich habe bemerkt, wie sie dich hin und wieder auf eine Art ansieht, als ob…“, Heiji sprach nicht weiter, sondern wartete neugierig eine Reaktion seines Freundes ab. Allein sein hochroter Kopf sprach für Heijis Vermutung, dass da etwas Intimeres zwischen den beiden stattgefunden haben muss. „Naja…“, piepste Shinichi und spürte die Hitze in seinem Gesicht, die ihn verriet. Plötzlich klatschte Heiji lautstark in die Hände, wodurch sich der bebrillte Junge fast zu Tode erschreckte. „Sag mal Hattori spinnst du?“, fuhr er den Oberschüler aus Osaka aufgebracht an. Heiji allerdings ignorierte seine scharfen Worte. „Ich wusste es doch.“, triumphierte er und kam mit seinem Gesicht näher an Shinichi heran, sodass dieser sich bis zur Armlehne der Couch zurückziehen musste, um nicht mit Heiji zusammenzustoßen. „Und?“ „Und was?“, stammelte Conan mit einer Schweißperle auf der Stirn. „Ach komm schon Kudo, gib mir Details. Wir sind doch unter uns.“ Hattori begann Conan mit dem Ellenbogen zu stupsen. „Wie war es? War sie gut? So wie deine kleine Shiho immer drauf ist, ist sie bestimmt wie ein wildes Tier im Bett.“, scherzte er. Das war definitiv zu viel für Shinichi. Er sprang von der Couch auf und sah Heiji mit einem strengen Blick an. „Kläre du erstmal lieber diese Sache mit dir und Kazuha. Nutze am besten den heutigen Abend. Das wäre die Gelegenheit und schlage dir dabei am besten gleich deine neugierigen Gedanken aus dem Kopf. Was in der Nacht zwischen mir und Shiho alles lief, geht dich ja wohl nicht das Geringste an.“ „Was geht ihm nicht das Geringste an?“, fragte Ai, die wie aus dem nichts, zusammen mit Kazuha, hinter Shinichi aufgetaucht war. Conan wäre beinahe durch die Decke gesprungen, als er ihre Stimme so nah bei sich hörte. Er wurde von jetzt auf gleich aschfahl im Gesicht und drehte sich nur sehr zögerlich und mit eingezogenen Kopf zu dem rotblonden Mädchen um. Wie viel hat sie wohl, von dem was er sagte, mitbekommen? Zum Glück kam ihm Heiji schnell zu Hilfe, schließlich hatte er dieses Thema ja überhaupt erst ins Leben gerufen. „Ach weißt du Ai, das ist gar nicht so interessant glaube mir. Ich habe Shi… äh Conan nur gefragt, was er sich heute wohl zu Essen bestellen würde, doch er wollte es mir nicht verraten und sagte, es ging mich nicht das Geringste an.“ Hattori fing völlig übertrieben an zu lachen und auch Shinichi stimmte bei diesem gequälten Gelächter mit ein. Die beiden Frauen vor ihnen hoben fragend die Augenbrauen und empfanden ihr Verhalten mehr als komisch. „Wir gehen doch Okonomiyaki essen, was soll sich Conan da groß bestellen?“, warf Kazuha stirnrunzelnd ein. „Äh was?“, flüsterte Heiji wie frisch ertappt, als seine Augen zu Punkten schrumpften und sein Gelächter mit dem von Shinichi, von einem Moment auf den anderen, erstarb. Verdammt, das hatte er ja völlig verplant, fluchte Heiji innerlich. Sie fürchteten in ihrer Erklärungsnot noch zu ertrinken und bemerkten dabei gar nicht, wie Ai ihren Blick zum Fernseher gerichtet hatte. Ihr Gesicht war dabei auf einmal ganz blass geworden, blasser als sonst. Kazuha folgte ihrem Blick zum Fernseher und ihr blieb, mit vor Schock gezeichneten Augen, der Atem stehen. Sie hielt sich schluchzend die Hände vor den Mund und lenkte somit auch die Aufmerksamkeit der beiden Jungen in Richtung des Fernsehapparates. Der Ton war zwar aus, doch das Gerät war immer noch eingeschaltet. Conan und Heiji erblickten die Nachrichten, wo ein Sprecher gerade über eine Explosion im Herzen Tokyos berichtete, wie in großen Lettern auf der eingeblendeten Anzeige zu lesen war. Es wurden Liveaufnahmen gezeigt, über ein qualmendes und starkbeschädigtes Gebäude inmitten der Innenstadt, in dessen zweiten Stockwerk ein großes Loch in der Außenfassade klaffte und schwarze Rauchschwaden empor stiegen. Mehrere Trümmer lagen auf der Straße und einige Leute waren von Kopf bis Fuß mit Staub bedeckt. Conans Magen drehte sich um und er fühlte ein Stechen im Bauch, als hätte er einen Schlag, wie von Cognac gesetzt, abbekommen. Nun verstand er den panischen Blick von Ai und Kazuha und kalter Angstschweiß lief ihm den Rücken hinunter. Ein Reporter marschierte über zerbrochenes Glas, auf denen noch Reste von aufgedruckten Schriftzeichen zu sehen waren, bevor er auf die völlig zerstörte Detektei Mori zeigte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)