Ängste von Cuddlytoy (und deren Bekämpfung) ================================================================================ Kapitel 22: Wiederaufarbeitung ------------------------------ Erst am nächsten Morgen, als sie in der sanften Umarmung des Blonden erwachte, hatte sie wieder das Gefühl zu Hause zu sein. Einfache Zufriedenheit. Jedoch wurde dieses schon bald mit einem, noch etwas verschlafenen, Blick hoch zu ihrem Verlobten unterbrochen. Erst jetzt realisierte sie die Schrammen, die geklebte Platzwunde und all die blauen Flecken an ihm. Etwas in Panik rüttelte sie ihn doch mehr als unsanft wach. „N-Naruto! Was ist m-mit dir passiert?“ Von ihrer Stimme aus dem Tiefschlaf plötzlich ins Hellwach katapultiert, brauchte er einen Moment um sich zu sammeln. „Was meinst du? Alles ok?“, selten hatte er sie in solcher Aufregung erlebt, weshalb sofort alle Alarmglocken in ihm läuteten. „D-Dein Gesicht, d-dein Körper!“ Verwirrt sah er zuerst die junge Frau an, die mittlerweile neben ihm im Bett kniete und ihn beinahe aufgebracht begutachtete, um dann seinen Blick auf sich selbst zu wenden. Er brauchte noch etwa eine Minute bis er realisierte, was sie meinte. Immerhin hatte sie sein Aussehen gestern mit keinem Wort erwähnt. Erst allmählich dämmerte ihm, dass ihr das zu diesem Zeitpunkt wohl gar nicht aufgefallen war. „Ich war trainieren. Mach dir keine Gedanken darüber, Richard ist einfach nur verdammt gut geworden. Und ich bin wohl etwas eingerostet.“ Mit einem sanften Lächeln versuchte er die Dunkelhaarige zu beruhigen, was ihm jedoch nur mäßig gelang. „A-Aber du s-siehst schlimm aus.“ „Danke aber auch.“, lachte er leicht los und zog sie wieder zu sich, um sie in seine Arme zu schließen. „Es ist nichts, beruhig dich. Ich musste einfach mal wieder trainieren.“ Dass er sich von seinen Gedanken ablenken musste, würde er ihr sicher nicht sagen, immerhin würde sie sich dann nur Vorwürfe machen. Die, nebenbei bemerkt, total unbegründet waren. Erst nach einem ausgiebigen Frühstück, auf dem Weg zum Büro, reichte er ihr schließlich einen Umschlag. „Es kam gestern ein Brief für dich an. Leider ging er etwas unter.“ Unsicher betrachtete sie das Kuvert. Der Absender sagte ihr nichts, jedoch konnte sie nur zu deutlich die Schriftzeichen sehen. Definitiv aus Japan. Es war an die Firmenadresse ihres Freundes adressiert, weshalb es wohl noch etwas länger dauerte, bis er in ihre Hände gelangte. Dementsprechend nervös war sie auch auf einmal. Wer sollte ihr denn einen Brief schreiben? Sie hatte keine wirklichen Freunde dort. Nur ein paar Bekannte von der Uni. Und die Adresse passte auch zu keinem ihrer Verwandten. Die sich, wie ihr gerade bewusst wurde, nie nach ihr erkundigt hatten. Nach einem aufmunternden Händedruck von Naruto, ließ sie sich auf der Couch in seinem Büro nieder und öffnete schließlich mit leicht zitternden Händen den Brief. ‚Hyuuga Hinata, bitte vergebt mir, aber ich benötige dringend einen Rat von Ihnen. Die Adresse habe ich lange gesucht, ich weiß auch gar nicht, ob der Brief in die richtigen Hände gelangt, jedoch muss ich es einfach versuchen. Ihr Fall hat hier in Japan große Wellen geschlagen, für die einen ist es unnötige zur Schau Stellung privater Angelegenheiten… für andere jedoch ein Befreiungsschlag. Endlich darf über solche Dinge gesprochen werden. Endlich wird eine seltsame Konstellation hinterfragt. Ich weiß nicht, ob Sie das alles mitverfolgen, ich weiß nicht einmal, ob Sie meinen Brief überhaupt erhalten. Jedoch befand ich mich, bis vor kurzen, in einer ähnlichen Situation. Darüber zu schreiben, merke ich gerade, fällt mir irgendwie leichter, als es auszusprechen. Aber um den Grund nun endlich auf Papier zu bringen. Ich habe einen Freund gefunden. Ähnlich wie bei Ihnen, wenn man der Presse glauben darf. Er stand plötzlich auf der Straße vor mir, hat mich angesprochen, hat mich ein paar Dinge gefragt. Das Ende war, dass er mich von meinem Versprochenen weggeholt hat und ich jetzt bei ihm lebe. Die ersten Wochen war alles ok, so gut habe ich mich in meinem Leben selten gefühlt! Er ist zuvorkommend, lieb, beschützend. Nur merke ich immer mehr, dass er mehr möchte. Ich weiß gerade einfach nicht, wie ich damit umgehen soll. Noch kann ich mich nicht dazu durchringen, noch habe ich Angst vor körperlicher Nähe. Jedoch wird uns in der Kultur immer wieder gelehrt, dem Mann zu diensten zu sein. Daher meine Frage an Sie, die Sie mehr erlebt haben als ich mich vorstellen kann. Wie sind sie wirklich damit umgegangen? Ertragen Sie die Nähe, die körperliche Nähe, zu ihrem Freund/Verlobten/Mann? Ich weiß einfach nicht, wie ich momentan damit umgehen soll. Bitte, sollten Sie diesen Brief erhalten, kontaktieren Sie mich doch bitte. Mit ehrfürchtigen Grüßen, Beni“ Darunter war noch eine Handynummer niedergeschrieben. Erschrocken über all das was sie gerade gelesen hatte, aber vor allem über all das, was ihr ihre Vorstellungskraft gerade zeigte, schlug die Dunkelhaarige die Hand vor den Mund, um einen erstickten Ausruf zu unterbinden. Es schockierte sie gerade zu, dass sie von jemandem mit einem ähnlichen Schicksal angeschrieben wurden, noch mehr schockierte es sie irgendwie, wie die Bevölkerung dort von ihr dachte. Zitternd las sie den Brief wieder und wieder. Versuchte zu verstehen, was von ihr erwartet wurde. Eine offenkundig junge Frau, deren Schicksal mit ihrem zu vergleichen war, wandte sich hilfesuchend an sie? Um was zu erhalten? Wie sie mit ihrem Retter ins Bett steigen konnte, ohne an all das Schlimme zu denken? Irgendwie wurde ihr übel dabei. Immerhin konnte sie es selbst nicht so wirklich, ohne danach einen halben Nervenzusammenbruch zu erleiden. Unbeantwortet wollte sie die Nachricht jedoch trotzdem nicht lassen. Doch was sollte sie auf so eine offene Nachricht schon antworten? Immer noch zitternd erhob sie sich schließlich um ihren Verlobten um Rat zu fragen. Wieder und wieder las Naruto den Brief, strich abwesend mit der Hand über den Rücken der Dunkelhaarigen neben sich. Er war froh, dass sie sich an ihn wandte. Irgendetwas störte ihn auch an dieser Nachricht, er konnte nur nicht genau benennen was es war. „Vielleicht solltest du sie zu einen Videokonferenz einladen? Sodass wir sicher gehen können, es nicht mit der Presse zu tun zu haben?“ Meinte er schließlich. Hilfe wollte auch er nicht verwehren, wie könnte er. Jedoch wollte auch er sie nur anbieten, wenn er wusste, dass sie auch dort ankam, wo sie hin sollte. „Denk an den Zeitunterschied Naruto.“, flüsterte sie nur leise. Dass ihr Stottern fehlte, bemerkte er zwar, ließ es aber vorerst unkommentiert. Eigentlich freute er sich ja darüber, dass sie wirklich helfen wollte. Viele hätten diesen Brief wohl unbeantwortet weggeworfen. „Zur Not stehen wir des Nachts einmal auf. Jedoch würde ich dabei gerne mit ihrem Freund reden.“, in Gedanken machte er sich bereits mehrere Notizen dazu. Nicht das er selbst so viel besser gewesen wäre, aber ER hatte sie nie dazu gedrängt in sein Bett zu kommen. Stumm sah in seine Freundin an, wollte wissen, was sie schreiben sollte. Nach kurzer Absprache war auch das erledigt. Eine kurze, allgemein gehaltene Nachricht per SMS von einem anderen Handy aus, dass sie sich online treffen würden um dieses Thema zu besprechen. Während Naruto selbst wieder an seine Arbeit ging, konnte er immer wieder merken, wie nervös seine Verlobte jetzt war. Natürlich wusste er, was das für sie bedeutete. Im Grunde ein allgemeines wieder aufleben der verhassten Erinnerungen. Jedoch musste sie dieses Mal nicht ins Detail gehen. Und anders als die letzten Male, war es dieses eine Mal dafür da, um jemandem zu helfen. Zwei Tage später, die nebenbei bemerkt doch sehr Nervenaufreibend waren, saßen sie schließlich spät nachts, jeder in einem separaten Zimmer vor einem Laptop. Bereit, die Videoübertragung zu starten. Bei Hinata Nervös starrte sie auf den dunklen Bildschirm. Wusste immer noch nicht, was sie sagen sollte. Was sie für Ratschläge geben würde. Was könnte sie schon jemandem Raten? Sie, die noch nicht einmal zu sich selbst gefunden hatte? Jedoch schwor sie sich, sich stark zu zeigen. Sie durfte ihrem Gegenüber gleich keine Angst zeigen, sondern musste eine Stärke vermitteln, die sie aktuell nicht fühlte. Das Blinken am unteren Bildschirmrand riss sie schließlich aus ihren Gedanken. Beni war da. Als sich die Liveübertragung öffnete, musste sie zu aller erst anerkennen, was für eine Schönheit ihr gegenüber saß. Große dunkle Augen, glänzende braune Haare die leicht nach oben gesteckt waren, das Gesicht in dem Ideal der Japaner. Volle Lippen und ein atemberaubendes Lächeln. „Es freut mich wahnsinnig, das Sie meinen Brief erhalten haben und noch mehr, dass sie mich anhören Hinata-san.“ „Beni-san. Es hat mich gewundert einen Brief aus der Heimat zu erhalten. Ich hoffe ich kann helfen.“ Gut das nur ihr Gesicht zu sehen war, sonst würde diese hübsche Frau gerade ihre vor nervös knetenden Hände sehen. (Irgendwie amüsant, da ich das für beide Parteien schreiben könnte) „Ich möchte Ihre Zeit nicht unnötig stehlen. Mein Problem habe ich, hoffe ich, bereits in meinem Brief deutlich gemacht.“ „Erst einmal, so schwer es auch fällt, müsste ich wissen, was in etwa passiert ist“ Diesen Teil hatte sie mit Naruto abgesprochen. Es war unmöglich etwas zu raten, wenn man die Hintergründe nicht kannte. Schwer Atmete die Brünette ein, schloss kurz die Augen, ehe sie zu erzählen begann. „Meine Kindheit war recht unbeschwert. Ich hatte viele Freunde und eine liebevolle Familie. Bereits in jungen Jahren wurde mir immer wieder gesagt, was für eine Schönheit ich sei. Damals dachte ich nicht, dass mir dies einmal Probleme bereiten würde. Jedenfalls begann alles mit dem Umzug meiner Familie. Die Freundschaften hielten nicht mehr, schwächten ab auf kurze Telefonate und brachen am Ende ganz ab. In der Uni hatte ich Schwierigkeiten neue zu finden, da ich scheinbar viele mit meiner Erscheinung abschreckte. Eines Tages kam mein Vater an und meinte, er hätte einen Mann für mich gefunden.“, sichtlich schluckend unterbrach sich die Frau selbst. Atmete einmal tief durch, ehe sie weiter erzählte. „Er war bedeutend älter als ich. Trotzdem musste ich zu ihm ziehen. Nur ein paar Blocks weiter. Er war grob und besitzergreifend. Wollte mehr eine Puppe als eine Frau an seiner Seite. Ohne wirkliche Freunde und ohne den Rückhalt meiner Familie war ich ihm ausgeliefert. Sie wissen ja selbst, Hinata-san, wie das ist. Die Tradition verlangt von einer Frau, dem Mann zu Diensten zu sein. Mit jedem Mal hatte ich das Gefühl mich selbst ein Stück weiter zu verlieren. Schließlich begegnete ich, per Zufall, auf der Straße Kiminaro. Er fragte mich eigentlich nur nach dem Weg. Allerdings bemerkte er wohl, dass etwas mit mir nicht stimmte. Naja, es kam eines zum anderen. Wir trafen uns bei der Uni des Öfteren. So, dass es niemand merkte. Ich erzählte ihm teilweise von meinem Leid und er holte mich unter großem Aufsehen von meinem Verlobten weg.“ Beim letzten Teil zierte ein glückliches Lächeln ihr Gesicht. „Nach dem Aufsehen, das Ihr Fall hatte, war es ein leichtes für ihn. Jetzt wohne ich seit zwei Monaten bei ihm. Nur die letzten zwei Wochen wurde er immer fordernder. Ich weiß einfach nicht wie ich damit umgehen soll. Und da genau dieser Teil von Ihrer Geschichte nie publiziert wurde, weiß ich nicht, was ich denken soll. Ist das jetzt normal und liegt es an mir?“ Tief durchatmend starrte Hinata erst einmal den Bildschirm an. Das war ein gewaltiger Redefluss gewesen, womit sie so nie gerechnet hätte. Scheinbar war sie ja wirklich so etwas wie eine Heldin für die jungen Frauen dort. Ein stummer Schrei der auf die Ungerechtigkeit hindeutete. „Erst einmal tut es mir sehr leid, was dir wiederfahren ist Beni-san. Kurz möchte ich auch sagen, dass ich trotz allem sehr froh darüber bin, dass ich nicht weiter in der Öffentlichkeit gezeigt werde. Vor allem meine Gefühlswelt und mein Privatleben. Es freut mich jedoch, dass du jemanden gefunden hast, der dich dort weg holt. Lass dich aber bitte nicht unter Druck setzten. Es gibt leider kein Richtig oder Falsch, wie man sich verhalten kann. Nur weil ich Naruto jetzt vertraue, heißt das nicht, dass du das mit Kimimaro genauso handhaben musst.“ „Heißt das, Sie hatten diesem Naruto nicht gleich vertraut?“, mit großen, irgendwie unschuldigen Augen, sah Beni in die Kamera. „Nein. Ich hatte anfangs furchtbare Angst vor ihm. Ich dachte, er wäre genauso wie all die anderen. Wobei das auch daran liegt, wie wir uns kennen gelernt haben.“ „Wann hat sich das geändert?“ Man konnte ihr förmlich ansehen, dass sie eigentlich noch viel mehr Fragen wollte, es sich momentan jedoch nicht traue. „Stückweise. Es war sein Umgang mit mir. Dazu musst du jedoch wissen, dass ich in meinem Elternhaus eingesperrt war. Alles was ich tat oder sagte wurde mir zur Rechenschaft gelegt. Dementsprechend schwer fiel es mir Anfangs mit Naruto und seiner offenen Art umzugehen.“ „Aber Ihr schlaft doch zusammen?“ Kurz nachdem sie diese Frage gestellt hatte, biss sie sich auf die vollen Lippen. Viel zu persönlich für jemanden den man nicht kannte! Milde lächelte Hinata in die Kamera. Beruhigte ihr Gegenüber etwas mit ihrer Art. „Es viel mir schwer mit ihm in einem Bett zu liegen. Generell hielt ich es teilweise gar nicht in einem Bett aus. Es kam mehr als einmal vor, dass er mich mitten in der Nacht auf dem Fensterbrett oder der Couch fand. Das Bett richtig teilen… nun, das taten wir erst vor kurzem. Aber wie gesagt, jeder geht anders damit um. Wichtig ist nur, dass du jemanden findest, dem du Vertrauen kannst. Lass dich nicht drängen, nicht überreden. Du musst dazu bereit sein.“ Gerade als die junge Brünette zu einer Antwort ansetzten wollte, öffnete sich plötzlich die Zimmertür und Naruto stand im Raum. Gut sichtbar, jedoch hatte er sein typisches Grinsen im Gesicht. Lediglich Hinata merkte, dass etwas nicht stimmte. „Sorry das ich unterbreche, aber wir sollten das etwas vertagen. Es ist schon spät und wir müssen morgen früh raus.“ Ungeduldig wartete der Blonde darauf, dass sich die beiden Frauen voneinander verabschiedeten. Erst als der Bildschirm dunkel war und der Laptop ausgeschaltet, sah er seine Verlobte ernst an. „Hinata, ich glaube wir müssen reden.“ Unheilverkündend hingen die Worte zwischen ihnen, ließen die Dunkelhaarige schwer schlucken. Was nur hatte er erfahren, dass er so ein Gesicht zog. Selten sah er so ernst aus. Ein gefährliches Glimmen war in seine Augen getreten. Zuvor bei Naruto: Geduldig wartete der Blonde, bis sich sein Gesprächspartner einloggte. Er wusste so ziemlich genau, was er dem anderen Raten würde. Was er zu erzählen hatte. Der Bildschirm meldete eine eingehende Videoübertragungsanfrage, die er ohne zu zögern annahm. Lange, weiße Haare und ruhige, violette Augen waren das markanteste an seinem Gesprächspartner für die nächste Zeit. „Uzumaki-san.“, begrüßte ihn der Andere höflich. „Ich fühle mich geehrt, dass Sie sich die Zeit nehmen um mit mir Kontakt aufzunehmen.“ „Wenn ich damit helfen kann, sehr gerne.“ „Nun, wie soll ich es sagen. Meine Freundin benimmt sich seltsam. Ich habe zwar das Gefühl sie vertraut mir, jedoch weicht sie jeder meiner Berührungen aus. Zwar wollte ich ihr professionelle Hilfe besorgen, jedoch hat sie diese abgewiesen.“ Brachte er es direkt auf den Punkt. „Wie haben sie sie den kennengelernt? Und in wie weit weicht Sie Ihren Berührungen aus?“ Versuchte er sachlich zu erfragen. Die Bilder einer knienden Hinata verdrängend, die ihn anflehte ihr nicht weh zu tun. „Wir trafen uns zufällig vor der Uni, eigentlich wollte ich sie nur nach dem Weg fragen, jedoch merkte ich an ihrem Verhalten etwas, was mir seltsam vorkam. Konnte es zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht genau benennen. Schließlich habe ich sie des Öfteren aufgesucht, bewusst Zeit mit ihr verbracht. Sie ist eine erstaunliche Persönlichkeit und Schönheit. Dabei hat sie immer wieder das Wort ‚Verlobter‘ fallen lassen. Schließlich erfuhr ich von ihr, dass sie gegen ihren Willen in andere Hände gegeben wurde.“ Der Blick des Weißhaarigen verdunkelte sich etwas. „Bereits ein paar Tagespäter bin ich bei ihrem Vater vorstellig geworden. Habe ihm nach ewigem hin und her gedroht, die Polizei einzuschalten. Daraufhin meinte er, er würde nicht an der Verlobung festhalten, zurück zu ihm könnte sie allerdings auch nicht. Also habe ich sie bei mir aufgenommen.“ Vor unterdrückter Wut ballte der Blonde seine Hände zu Fäusten. Natürlich wusste er, dass solches Unrecht in so gut wie jedem Land der Welt vorkam, aber es so erzählt zu bekommen traf ihn immer wieder aufs Neue. Allmählich sollte er sich wohl daran gewöhnt haben. Jedoch war es andererseits nichts, womit er sich abfinden wollte. Immer, jedes verdammte Mal, wenn er davon erfahren hatte, hat er eingegriffen. Zur Not sein Geld spielen lassen. „Dafür danke ich Ihnen.“, sprach er kurz angebunden. Wusste nicht, was er sonst noch sagen sollte. „Nun ja, jedoch habe ich seit dem eine neue Mitbewohnerin. Und zugegebenermaßen bin ich ihr nicht abgeneigt. Sie mir auch nicht, nicht dass Sie jetzt falsch von mir denken. Sie sucht meinen Rat, meine Unterstützung und meine Nähe. Aber jedes Mal wenn ich, von mir aus, sie berühren möchte, weicht sie mir aus. Schaut mich panisch und entschuldigend an. Ich weiß einfach nicht, wie ich damit weiter umgehen soll.“ Wieder hatte er eine Art Déjà-vu, als er an die Blicke seiner Verlobten damals dachte. Im einen Moment hatte sie sich vertrauensvoll an ihn gelehnt, wollte, dass er vor der Badezimmertür wache stand, obwohl niemand sonst anwesend war, im anderen Moment hatte seine bloße Anwesenheit sie erschreckt. „Das alles erfordert viel Zeit und viel Geduld. Sie wird Sie noch öfters an ihre Grenzen bringen. Wird ohne Grund in Panik ausbrechen, aber all das ist es wert. Immerhin lächelt sie am Ende nur für Sie. „Trotzdem bin ich jetzt ein Mann in seinen besten Jahren und möchte diese auch dementsprechend verbringen. Allerdings habe ich durch mein beherztes Eingreifen nun eine Mitbewohnerin mit geschädigter Auffassungsgabe. Wie bekomme ich das schnellst möglich in den Griff?“ Ab diesem Moment schrillten bei dem Blonden alle Alarmglocken. Irgendetwas stimmte da ganz und gar nicht. Er konnte es nicht genau benennen, jedoch beendete er das Gespräch als bald als möglich, mir der Ausrede mit seiner Verlobten Rücksprache halten zu wollen. -------------------------- „Welchen Eindruck hast du von ihr?“, fragte der Blonde erst einmal harmlos. „S-Sie scheint s-sehr nett und a-aufgeschlossen z-zu sein. Jedoch e-etwas verunsichert ü-über ihn.“ Als er daraufhin nur überlegend im Raum auf und ab lief, sah sie sich doch dazu genötigt weiter nach zu fragen. „W-Wieso? W-Was hast d-du erfahren?“ „Irgendetwas gefällt mir an ihm nicht.“, er stockte, sah sie mit einem durchdringenden Blick an, ehe er fortfuhr. „Ich habe das Gefühl, an der Geschichte von ihm stimmt etwas nicht. Ich habe damals mit dir nie an Sex gedacht, wollte dir einfach nur Sicherheit geben. Er jedoch frägt mich eher, wie er die Frau möglichst schnell ins Bett bekommt.“ Erschrocken zog Hinata die Luft ein. Das konnte doch nicht wahr sein! Sie möchte sich nicht einmal vorstellen, wo sie jetzt wäre, hätte Naruto so sehr auf den Beischlaf bestanden. „Wir m-müssen ihr helfen!“, stieß sie entsetzt aus. „Ja. Das müssen wir. Erzähl mir aber erst einmal, was sie so berichtet hat.“ Grübelnd lief er wieder im Raum auf und ab, nachdem er sich den Bericht seiner Verlobten angehört hatte. „Ok. Wir haben zwei Möglichkeiten. Entweder, wir laden sie zu uns ein, oder wir fliegen zurück nach Japan. Generell verurteile ich ihn ungern, ohne etwas darüber zu wissen. Sie scheint ihn ja zu mögen. Trotzdem setzte ich erst einmal meine Informanten darauf an.“ „M-Mir w-wäre es l-lieber, w-würde sie z-zu uns kommen. Ich w-will nicht z-zurück.“, brachte die Dunkelhaarige leise hervor. „Gut. Aber die Frage ist, schaffen wir es, dass sie sich alleine in einen Flieger hier her setzt?“ Überlegend, das Für und Wieder abwägend, waren beide in Gedanken versunken, ehe beide, zeitgleich sagten: „Berdine bringt mich um.“ Stockend sahen beide auf, sich gegenseitig an, nur um dann in leises Lachen (Hinata) und schallendes Gelächter (Naruto) auszubrechen. Ja, die Antwort war wohl ganz einfach. „Also schicken wir Raina um sie abzuholen.“, schloss Naruto grinsend ihre Gedanken ab. Ja, die Rothaarige würde das schon machen. Erst etwas später, als beide umgezogen im Bett lagen, wurde es der Dunkelhaarigen so wirklich bewusst. Und dieses Mal hatte sie das Bedürfnis es laut auszusprechen. „Danke N-Naruto. Ich liebe dich.“, es war mehr ein Flüstern, ein Hauch, trotzdem hatte es den Blonden erreicht. Dankbar zog er sie näher an sich. Drückte den zierlichen Körper näher. „Ich dich auch Kleines.“, meinte er zärtlich und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. Sie musste es nicht aussprechen, er wusste es auch so. Sie erinnerte sich an ihrer beider Anfang. An die Zeit, wo sie immer Angst hatte, dass er ihr etwas antun würde. Und jetzt lagen sie hier, zusammen, frei von Furcht. Es hätte sie auch anders treffen können. Sie hätte dort bleiben können, wäre er nicht gewesen, sehr wahrscheinlich. Oder es hätte sich einer der damaligen dafür entschieden, sie für immer an sich zu binden. So oder so, es wäre nicht solch ein Leben geworden. Nicht solch ein Vertrauen und auch keine solche Persönlichkeit aus ihr. Es brauchte nicht mehr Worte, nur diese wenigen um alles zwischen ihnen zu sagen. Die Nachricht an Beni war schnell geschrieben. Etwas länger dauerte es, das alles zu klären. Verständlicherweise hatte sie Angst, mit einer, ihr Fremden, in ein fremdes Land zu fliegen. Wahrscheinlich war es einfach nur die Hoffnung auf Besserung, die sie schließlich überzeugte. Dieser kleine Funke, nach dem man unbedingt greifen musste, egal was einen sonst noch erwarten würde. Und nichts desto trotz, war es auch der kleine Anreiz, ihr Idol, ihr Vorbild, oder wie man es auch sonst nennen möchte, zu treffen. Zu Hause fühlte sie sich momentan überfordert, wusste nicht, wie sie sich richtig verhalten sollte. Einige Zeit ohne den Weißhaarigen fühlte sich auch nicht unbedingt falsch an. Alles mitunter Gründe, schließlich die Taschen zu packen und einer ihr unbekannten, freundlichen Frau in den Flieger zu folgen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)