Hunter of Darkness - Sidestories von Plotchaser (Sidestories) ================================================================================ Kapitel 8: Juna - 2-Eins ------------------------  Fast 16 Monate später, Prim würde heute 18 Jahre alt werden, begann für uns der Tag, wie jeder andere. Ich rollte mich nach dem Ausschalten des Weckers aus dem Bett, während Prim noch vor sich hin döste, und zog mir meine wunderbar schwarzen Klamotten an. Die Jeans war enganliegend und hatte nichts von dem typischen Modeschnickschnack. Auf meinem Shirt wiederum prangte ein auffälliger Aufdruck von Disturbed. Danach verließ leise ich das Schlafzimmer und machte mich auf ins Bad, wo ich mich nach dem Zähneputzen nur flüchtig im Spiegel betrachtete, um Ordnung in mein asymmetrisch geschnittenes Haar zu bringen. Dann legte ich mir noch schnell schwarzen Lidschatten auf und zog mir auch endlich meine Armstulpen an, die über ihre ganze Länge mit Schnallen verziert waren. Mein blonder Engel würde noch höchstens eine halbe Stunde vor sich hin dösen, bis sie endlich aufstand. Bis dahin hatte ich noch etwas zu besorgen. Noch ehe ich die Wohnung verließ, griff ich eine mehrreihige, silberne Gürtelkette von der Kommode im Flur, die ich mir beim Laufen an der rechten Seite meiner Hose befestigte.   Auch wenn es bereits hell war, so war mein Blick aufmerksam, während mich meine Schritte zum Bäcker um die Ecke führten. Nur weil es Tag war, hieß das nicht, dass keine Finsternis-Wesen unterwegs waren, auch wenn sie die Dunkelheit bevorzugten. Doch war es heute ebenso ruhig, wie immer, als ich den vorbestellten Geburtstagskuchen abholte. Auch wenn meine Gedanken bereits beim Abholen des Blumenstraußes waren, ließ ich meine Aufmerksamkeit nicht sinken und erhaschte den Blick auf zwei Ember Chaser, die sich mit schnarrenden und quiekenden Lauten unterhielten, während sie auf einem Hoftor hockten. Als sie mich sahen, sprangen sie in den Hof hinein. Kopfschüttelnd folgte ich ihnen durch das Tor, das einen über und über mit Pflanzen ausgestellten Hof vom Gehweg trennte. Die beiden Zwielicht-Wesen sausten zwischen den Blumentöpfen umher und nahmen keine weitere Notiz von mir, als sie im Blumenladen verschwanden. „Morgen, Kathy!“ Meine Stimme war laut genug, dass man sie auch in der hinteren Rumpelkammer hören konnte, während ich den Laden betrat. Und ich wartete auch nicht lange, bis genau aus jenem Raum eine Antwort kam. „Juna?“ „Ja.“ „Perfektes Timing!“ Die Rothaarige kam durch die Tür und hob zwei verschiedenfarbige Schleifenbänder nach oben. „Welches soll ich nehmen? Ich kann mich nicht entscheiden.“ Kurz huschten meine Augen zwischen den Bändern hin und her, dann entschied ich mich für das weniger aufdringliche, zarte Grün. Augenblicklich grinste mich meine Gegenüber an und eilte wieder davon. Als sie wenige Minuten später zurück kam, drückte sie mir einen üppigen Blumenstrauß in die Hand, der mit eben diesem Band verziert worden war. Auf jeder ihrer Schultern saß nun eines der beiden Zwielicht-Wesen vom Hoftor. „Und? Wie findest du ihn? Er ist doch nicht zu protzig geworden, oder? Als ich mich an den Strauß gemacht habe, hab ich mich völlig darin verloren. Und Mera und Raise waren auch keine große Hilfe dabei.“ Mit einem kurzen Kichern schüttelte ich den Kopf. „Perfekt.“ Die unterschiedlich gefärbten Augen der Frau strahlten vor Freude, da er mir gefiel. „Oh, ich hoffe, dass er Prim auch gefällt.“ „Mit Sicherheit.“ Schnell wich die leichte Sorge wieder aus Kathys Blick und sie nickte, was ich entgegnete, ehe ich mich zum Gehen abwandte. „Wir sehen uns, Juna!“ „Bis später.“   Ich hatte die Sachen gerade auf den Küchentisch gestellt, da hörte ich, wie Prim die Küche betrat. Ihr Blick wanderte müde über den Tisch, dann zu mir und wieder zum Tisch zurück, ehe sie die Augen aufriss. „Ist der für mich?“ Mit kritischem aber grinsendem Blick betrachtete ich die Blonde. „Für wen sonst?“ Ehrfürchtig berührte Prim die Blumen und drehte sich dann zu mir um, die Müdigkeit war ganz aus ihrem Blick gewichen. „Oh, die Blumen sind wunderschön. Danke.“ „Alles Gute zum Geburtstag.“ Sanft küsste ich meine Freundin und hielt sie einen Moment bei mir, ehe ich wieder von ihr abließ. „Kuchen?“ „Ja, gerne.“ Trotz des süßen Kuchens, war auch das heutige Frühstück beinahe gewöhnlich. Wir sprachen über unseren Tagesplan und einigten uns darauf, dass ich Prim nach dem Unterricht abholen würde. Wenn alles normal verlief, würde sich daran auch nichts ändern. Immerhin hatte Prim heute einen normalen Tag an der Universität, während ich die Gilde unsicher machen konnte.   Nachdem die morgendliche Routine damit endete, dass ich Prim zur Uni fuhr und dann selbst in der Gilde ankam, schaute ich erst einmal in der Kantine vorbei. Diejenigen, die hier wohnten, schienen mit ihrem Frühstück auch bereits alle geendet zu haben, denn es saßen nur noch die üblichen Grüppchen an ihren Tischen und unterhielten sich. Als mein Blick Daisy traf, winkte ich der Blondine kurz zu, bevor ich zu den Übungsräumen ging. In meinem gewohnten Übungsraum traf ich auf Per, der mich schon erwartete. „Morgen, Per.“ „Auch schon da?“ Das Grinsen auf den Lippen des Mannes verriet mir, dass er eigentlich damit gerechnet hatte, mich erst später zu sehen. „Ja. Uni.“ Kurz verdrehte ich die Augen, doch war der Smalltalk hiermit auch schon wieder beendet. So gerne ich mich auch mit meinem Schwiegervater in Spe unterhielt, mir war das morgendliche Training mit ihm lieber. Also schaute ich ihn herausfordernd an und wartete darauf, dass er den Kampf begann. „Soll ich jetzt gekränkt sein, dass du nicht weiter über meine Tochter reden willst?“ Träge hob ich eine Augenbraue an, dann zog ich einen Mundwinkel zu einem schiefen Grinsen nach oben. „Und so was lebt mit meiner Tochter zusammen.“ Per hatte kaum die Möglichkeit, den Satz zu beenden, da schoss auch schon eine Kugel aus weißem, heißen Licht über ihn hinweg und zwang ihn, sich zu ducken. Noch ehe er sich wieder aufgerichtet hatte, war ich los gelaufen und holte mit einem Kampfstab nach ihm aus, den ich mitten in der Luft erscheinen lies und ihn aus dieser herausgriff. Jedoch riss mich etwas aus meiner Bahn und ich schlitterte quer durch den Raum. Kurz vor der Wand blieb ich endlich liegen und suchte meine Umgebung ab. Wo war dieser Löwenhund? Als ich ihn nicht vor mir entdeckte, wirbelte ich mit dem Stab herum und verfehlte Spot nur knapp, da dieser über meinen Stab hinweg sprang. Die Schadenfreude über seinen ersten Treffer stand ihm im Gesicht und lies mich ebenfalls Grinsen, als ich eine Schicht aus Licht über die Enden meines Stabes legte. Augenblicklich war die Schadenfreude verschwunden und der Hund schoss außer Reichweite. „Feigling.“ Ich nutzte die kurze Pause, um meine Wirbelsäule mit einem Knacken wieder ein zu renken, dann machte ich mich auf den Weg zu Spot und Per, der gerade einen Schalter an der Wand betätigte. Irritiert kniff ich ein Auge halb zusammen und versuchte mich daran zu erinnern, ob ich die Funktion dieses Schalters kannte, doch brachte mich da ein Beben unter meinen Füßen aus dem Gleichgewicht, ehe sich der Boden unter einem meiner Füße schlagartig anhob. Mit einem erschrockenen Geräusch fiel ich auf den Boden, der sich nicht bewegte, und schaute zu den Mauern auf, die sich nun bis zur Decke ausgefahren hatten. Ein Labyrinth! Das war neu. Und es gefiel mir. Mit einem breiten Grinsen stand ich auf und huschte, in geduckter Haltung, durch meinen Gang, bis ich an eine Abzweigung kam. Lauschen, um die Ecke spitzeln, weiter. So arbeitete ich mich eine Weile voran, folgte teilweise meinen Wegen zurück, da ich die falsche Abzweigung nahm und traf schlussendlich wieder auf Spot, der mich herausfordernd anknurrte, als wir uns im Knick einer Ecke trafen. Nur kurz lies ich die Informationen sickern, die ich durch seine jetzige Erscheinung wahr nahm: Er stand unter Strom und brannte darauf, mir ein paar Stromstöße zu verpassen. Kurzerhand verstärkte ich die Lichtfelder an meinem Stab, die bis eben beinahe erloschen waren, und ging direkt zum Angriff über. Spot lies sich diese Gelegenheit nicht entgehen und sprang auf mich zu, das Maul aufgerissen. Kurz zielte ich, dann stieß ich den Stab nach vorne, doch wich Spot mir aus. Er sprang über meinen Stab hinweg und auf meinen Kopf zu. Kurzerhand riss ich meinen linken Arm in die Höhe und hielt so ein kleines Lichtschild zwischen uns beide, was dazu führte, dass ich erneut auf dem Boden landete. Innerlich fluchend ließ ich noch etwas Energie in den Schild fließen und weitete ihn so aus, dass sich seine Enden seitlich von mir in den Boden gruben, damit ich das Gewicht meines Angreifers nicht mit dem Arm halten musste. Stattdessen fuhr meine Linke nach unten und griff um mein Schild herum, um eine Lichtkugel genau auf die Seite meines Gegners abzufeuern. Ich hörte das Knistern von statischer Entladung und einen erschrockenen Laut von Spot. Dann zerbiss er einfach mein Schild und landete mit vollem Gewicht auf meiner Brust. Keuchend entwich mir die Luft und ich lies den Stab verschwinden, ehe ich Schilde über meine Hände legte und nach Spots Schnauze griff. Als er merkte, dass er so nicht voran kam, schüttelte er meine Hände ab und sprang über mich hinweg. Noch während er herum drehte, um erneut an zu greifen, sprang ich auf und trat ihm wieder mit meinem Stab entgegen. Dieses Mal traf ich ihn mit diesem und schlug ihn zu Boden. Ein leises Knurren kam von ihm, als ich näher trat und die Linke mit einem überheblichen Grinsen auf ihn richtete. Doch war ich wohl zu siegessicher, denn im nächsten Moment lag ich erneut am Boden, da man mir die Füße unter mir weggefegt hatte. Verdutzt blickte ich direkt auf das Ende eines anderen Kampfstabes und daran vorbei in Pers hellbraune Augen. „Eins zu eins. Du hättest Spot mit einer Lichtkugel den Rest gegeben, dafür hätte ich dich jetzt ausgeschaltet. Was war dein Fehler?“ Ich lies den Stab in meiner Hand wieder verschwinden, während ich mich auf den Rücken drehte und streckte die Arme neben mir mit einem Seufzen aus. „Übereifer. Licht.“ Bei diesen Worten nahm Per seinen Stab aus meinem Gesicht und stützte sich lässig auf diesem ab, um geduldig auf mich hinab zu blicken. „Richtig. Du darfst dich von der Leichtigkeit des Lichtes nicht zur Überheblichkeit hinreißen lassen. Außerdem hättest du dir davor schon Probleme einhandeln können.“ Fragend hob ich eine Augenbraue an und legte den Kopf schief. „Wenn Spot schwerer wäre oder besser gelandet wäre, nachdem er dein Schild zerstört hatte, hättest du deine Hände nicht nutzen können. Für so einen Fall musst du dir noch etwas einfallen lassen.“ Grübelnd zog ich die Stirn in Falten und setzte mich auf, nur, um eine nasse Nase ins Gesicht gedrückt zu bekommen. „Spot“, begrüßte ich ihn nun offiziell und kraulte ihm die goldene Mähne. Das Wesen genoss es sichtlich und schmiegte sich mit dem Kopf an meinem an. „Nochmal?“ Spot entgegnete meinen Blick aus roten Augen heraus und grummelte herausfordernd. „Gut.“ Kurzerhand zog ich mich an dem Wesen in die Höhe und musterte Per, der nichts anderes zu erwarten schien. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)