Hunter of Darkness - Sidestories von Plotchaser (Sidestories) ================================================================================ Kapitel 7: Juna - 1-Sieben -------------------------- Meine Eltern setzten sich auf eines der Betten, während Per stehen blieb. Erst jetzt fiel mir auf, dass Spot dabei war, doch schien niemand außer mir ihn zu bemerken. Irritiert blinzelte ich den Hund – das „Licht-Wesen“, berichtigte mich mein Unterbewusstsein – an und suchte automatisch nach dem nicht vorhandenen Halsband, ehe Prim sich mit mir auf das andere Bett setzte. Doch konzentrierte ich mich dann auf meine Eltern, denn das folgende Gespräch würde wichtig werden. „Per hat gemeint, dass er von deinen ganzen Bewerbungen nichts wusste, also haben wir ihm von deinem Plan erzählt.“ Dass meine Mom Per freundschaftlich bei seiner Kurzform nannte, verriet mir, wie viel Zeit sie in den letzten Wochen zusammen verbracht haben mussten. „Wir haben ihm erzählt, dass du sowieso nach der Schule direkt in einen Job hattest wechseln wollen. Als er uns erzählte, dass seine Familie in die selbe Stadt ziehen würde in welcher du dich nach einer Arbeit umgesehen hast, haben wir ihm erzählt, dass du wegen Prim dort hin ziehen wolltest. Auch wenn wir bis eben nicht gedacht hätten, dass ihr euch so nahe steht.“ Meine Mom lächelte ein wenig schief, wobei mein Vater überheblich das Kinn reckte. „Ich hatte es geahnt, aber mir wolltest du ja nicht glauben, Beatrice.“ Automatisch kicherte ich leise, als ich sah, wie meine Mom ihre grauen Augen verdrehte. „Jedenfalls hatten wir uns gedacht, dass ihr beiden vielleicht zusammen in eine Wohnung ziehen wollt. Immerhin sind WGs in der heutigen Zeit ja so modern.“ Ein wenig hilflos hob Mom die Schultern an und lies ihren Blick dann zu Per wandern. Kurzerhand folgte mein Blick ihrem und ich blickte direkt in die strahlenden, hellbraunen Augen des Mannes, der mich aufmerksam musterte. „Per meinte, es würde euch beiden gut tun und dir bei deiner Heilung sicher helfen, wenn du nicht alleine wärst. Außerdem...“ Erst jetzt realisierte ich die Worte, die meine Mom sprach, wirklich und ich hob die Augenbrauen überrascht an. Moment, WG so wie in Wohngemeinschaft? Hastig wandte ich mich meiner Mom zu, lies meine Mimik spielen und hob dabei eine Augenbraue an, während ich die andere zweifelnd nach unten zog und das Auge etwas zusammen kniff. „Weeeh... Geh?“ Ein Strahlen breitete sich auf ihrem Gesicht aus, das mir verriet, dass ich tatsächlich viel zu lange geschwiegen und sie die Fortschritte meiner Sprache selbst noch gar nicht gehört hatte. Ich sah, wie sie mit den Tränen kämpfte, doch riss sie sich zusammen. „Ja, Juna. Wir dachten uns, dass euch das vielleicht gefallen würde. Außerdem würde die Miete dann je zur Hälfte auf euch beide aufgeteilt.“ Die Vorstellung, mit Prim eine Wohnung zusammen zu beziehen, war wunderbar. Zumindest für mich. Mit erhobenen Augenbrauen schaute ich nun also erst einmal zu Prim, die neben mir saß und meine Hand weiterhin festhielt. „Prim?“ Kurz wechselten wir einen Blick, der mir schon vor ihren Worten verriet, was sie dachte. „Ja, mir würde es auch gefallen.“ Mit einem Grinsen auf den Lippen schaute ich nun wieder auffordernd zu meiner Mom zurück. Sie hatte eigentlich noch etwas anderes sagen wollen, ehe ich sie unterbrochen hatte. „Wasss... nh... noch?“ Wieder wanderte der Blick meiner Mom zu Per und ich fragte mich, was sie wirklich alles gemeinsam besprochen hatten. „Per schlug vor, dass er dir, in der Firma in der er arbeitet, eine Stelle organisieren könnte, bei der dein Problem nicht weiter schlimm wäre...“ Schön, dass nicht nur ich dieses Sprachproblem als ein wirkliches Problem ansah. Und schon knuffte mir Prim in die Hand, da sie mir wohl diesen Gedanken angesehen haben musste. Ich rollte leicht mit den Augen und grinste dabei. „Du würdest dein eigenes Geld verdienen können, selbst wenn...“ Als meine Mom abbrach wurde mein Blick ernst. Es reichte, wenn ich mir darüber den Kopf zerbrach, dass ich vielleicht nie wieder richtig sprechen können würde. „Mom.“ Überrascht blickte sie zu mir hinüber und ich erkannte die Hilflosigkeit und ihre Verzweiflung, die ihr Augenringe beschert hatten, die sie zu überschminken versucht hatte. Auch wenn mich diese Erkenntnis hart traf, so biss ich doch die Zähne zusammen und schöpfte Kraft aus Prims Hand, die sich fester um meine eigene schloss. „Eh... Isch wehr... werd wieh... der.“ Diese ganzen missgestalteten Worte ärgerten mich zwar selbst unheimlich, doch ertrug ich es nicht, diese Trauer in den Augen meiner Mom zu sehen. Also versuchte ich mich in Worte zu fassen, so gut es ging. „Isch... lehr... ne.“ Ich strengte mich an, so zuversichtlich wie nur irgend möglich aus zu sehen, während Tränen über die Wangen meiner Mom liefen. Ein wenig verunsichert stand ich vom Bett auf und lies Prims Hand los, um die Arme um meine Mom zu legen. Kaum hatte ich meine Mom in die Arme genommen, zog uns mein Dad ebenfalls in eine Umarmung. „Wir schaffen das, Beatrice. Juna lernt wieder richtig zu sprechen, du hörst ja, wie sie sich schon gebessert hat. Und wir unterstützen sie einfach weiter, wo wir nur können. Dieser Umzug ist ein Anfang und kein Ende“, die geflüsterten Worte meines Dads wärmten mir das Herz und ich schmiegte kurz meine Wange an seine schwarzen Haare. Eine Weile verharrten wir in dieser Umarmung, bis mein Dad uns schließlich los lies und mir über die Wange streichelte. „Auch wenn du wegziehst, stehen wir immer hinter dir, verstanden? Wenn du für irgendetwas Unterstützung brauchst, wir sind da.“ Ich nickte beschwingt. „Ja. Dank... ke.“ Die Finger meines Dads wanderten zu meinen kurzen Haaren, die seinen in nichts nachstanden, und er zog leicht an ihnen. „Außer du lässt deine Haare so kurz, dann enterben wir dich.“ Lachend trat ich einen Schritt zurück und schüttelte den Kopf, bevor ich die ungefähre Länge meiner vorherigen Frisur andeutete und dann einen Daumen nach oben zeigte. Auch wenn ich nicht viel gesprochen hatte, so strengte es mich doch immer noch an, weshalb ich lieber wieder mehr auf Mimik und Gestik zurück griff. Grinsend gab mir mein Dad ebenfalls einen Daumen hoch. Doch wechselte ich dann wieder auf das eigentliche Thema, wobei ich im Raum stehen blieb und mit den Händen die Luft abwog. „Tschob.“ Meine Mom nickte und wischte sich die Tränen aus den Augen. „Per hat da etwas von Tieren erzählt, um die du dich kümmern könntest. Du magst doch Tiere und sie wollen nicht zwingend, dass man mit ihnen spricht. Also haben wir, unter Vorbehalt, zugesagt.“ Wissend legte ich ein schiefes Grinsen auf und nickte bereits. „Unter Vorbehalt“ stand dafür, dass ich selbst entscheiden durfte, auch wenn sie den Vertrag quasi schon besiegelt hatten. Man wartete nur noch auf meine Unterschrift. Doch grinste ich nicht nur wegen dieser Aussage. Es war auch die Erkenntnis, dass Per ein ausgezeichneter Lügner war, wenn er meine Eltern von seinen Vorschlägen überzeugt hatte. Denn mein Job hatte nur indirekt etwas mit Tieren zu tun und das „um sie kümmern“ sah auch anders aus, als meine Eltern sich das vorstellten. Lynda hatte es bereits gesagt: Ich hatte mich für den Weg eines Hunter entschieden. Und ein seltsames Wissen, das sich mir manchmal aufdrängte, erklärte mir, dass Per mich ausbilden lassen würde und das musste noch vor meinem 17. Geburtstag beginnen. Wie Lynda erwähnt hatte, war der 17. Geburtstag etwas Wichtiges, was mir auch mein Gefühl bestätigte. Und da ich nur noch wenige Wochen Zeit hatte, versuchte er jetzt bereits alles unter Dach und Fach zu bekommen, um das Einverständnis meiner Eltern zu bekommen. „Fffer... sssuch.“ Ich hatte nebenher über meine Aussprache nachgedacht, doch stand es nun für mich fest: Ich würde meine Sätze so kurz wie möglich halten und – wenn machbar – nur in einzelnen Worten sprechen, bis sich meine Aussprache gebessert hatte. Man, das konnte sich ja niemand anhören, wie man ein Wort wie „Versuch“ so abartig verunstalten konnte! Womit ich meinte „Ich kann es ja mal versuchen“, auch wenn für mich bereits alles fest stand: Ich war ein Hunter und würde diesen Weg weiter gehen. Um Prim zu beschützen und diesen Finsternis-Wesen den Gar aus zu machen, wenn sie auch nur daran denken würden, ihr zu nahe zu kommen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)