Hunter of Darkness - Sidestories von Plotchaser (Sidestories) ================================================================================ Kapitel 5: Juna - 1-Fünf ------------------------ Die nächsten Geschehnisse waren Fetzen, die ich im Nachhinein nicht mehr ordentlich aneinanderreihen konnte. Ich spürte, wie das Auto anhielt und ich aus dem Auto gehoben wurde. Das nächste waren hektische Stimmen um mich herum. Plötzlich lag ich und eine sanfte Stimme sprach auf mich mit unverständlichen Worten ein. Irgendwo klapperte Metall auf Metall. Licht, das mir direkt in die Augen schien und mich blendete. Mir war kalt, so unsagbar kalt und Hektik brach um mich herum aus. Prims Schluchzen genau neben mir und Wärme, die mich durchströmte und mich beruhigte. Und dann war alles still und ich schlief einen langen, traumlosen Schlaf.   Das erste, das ich sah, als ich die Augen wieder öffnete, war eine weiße Zimmerdecke über mir und eine Leuchtstoffröhre, die leise vor sich hin surrte. Nebenbei hörte ich das Piepen von Geräten und dachte direkt an eine typische Krankenhausszene, bei der ich nun der Patient im Bett war und an Schläuche angeschlossen da lag. Kurz schielte ich zu meiner linken Seite und bekam die Bestätigung, dass ich recht hatte. Doch spürte ich da ein benommenes Gefühl in meinem Kopf und wollte reflexartig die rechte Hand an diesen legen, um zu prüfen, ob alles in Ordnung war, jedoch spürte ich meine Hand nicht. Ein wenig verwirrt von dieser Tatsache lies ich den Blick wandern und sah, dass da ein bekannter Blondschopf auf meinem Arm lag. Bei dem Versuch die Finger zu bewegen, geschah nichts und mir war klar, dass der Rest meines Armes eingeschlafen war. Mit einem leicht belustigten Schnauben hob ich mühsam die andere Hand an und legte sie auf Prims Haar. Augenblicklich zuckte diese zusammen und fuhr in die Höhe. Ihre erschrockenen Augen richteten sich auf mich, ehe sie in Tränen ausbrach und sich mir an den Hals warf. „Juna! Juna, du bist wach!“ Etwas irritiert blinzelte ich vor mich hin und versuchte die Erinnerungsfetzen zu ordnen, während Prim an meiner Schulter weinte. „E... I... Isssch...“ Mit einem unwirschen Grummeln hielt ich kurz inne und versuchte dann weiter, Worte zu formen, ehe ich den Versuch einstellte. Mein Kopf war nicht ganz okay. Moment, da war doch etwas gewesen! Mein Hirn hatte sich geweigert, meinen Körper handeln zu lassen, wie ich es eigentlich gewollt hatte, nachdem... Ja, nachdem wir angegriffen wurden. Von einem... Säbelzahntier. Es wollte Prim angreifen, nachdem es mir... in den Kopf gebissen hatte, das war die einzige Erklärung für diesen Schmerz, den ich gespürt hatte. Zitternd schlang ich meine Arme um Prim, wobei der rechte sich unecht anfühlte, da er noch am aufwachen war. „Be... Pi... Pri... mmmh...“ Schlagartig wurde Prims Schluchzen heftiger, doch richtete ich da meine Aufmerksamkeit auf die Tür, die lautlos geöffnet wurde. Herein traten Per, das Löwentier, das wohl tatsächlich Spot war, und eine mir unbekannte Person. Es war eine junge Frau mit einem Sidecut, der Rest ihrer Haare war Schulterlang und azurblau. Ihre lilafarbenen Augen stierten mir entgegen und mein eh schon matschiges Hirn fühlte sich nun noch etwas seltsamer an, was mich das Gesicht wütend verziehen lies. Was auch immer sie tat, sie tat es und mir ging es schlechter dadurch. Bei diesem Gedanken wurde der Blick der Frau entschuldigend und sie hielt sich mit Was-auch-immer zurück, während wir beide Per anschauten. „P... arh...“ Hastig schlug ich die Zähne aufeinander und kniff die Augen zusammen. Ich konnte nicht richtig sprechen. Mürrisch ballte ich die nicht kribbelnde Hand zur Faust, ehe ich mir mit dieser an den Kopf fasste und mit den Fingerspitzen auf einen Verband traf. Verband, noch mehr Verband und keine Haare. Verwirrt blinzelte ich, doch wusste ich es besser, als dass ich einen weiteren Versuch zu sprechen beginnen würde. Stattdessen schaute ich wieder zu der Fremden zurück. Etwas in mir sagte mir, dass sie mir helfen konnte, mich zu verständigen. Leicht kritisch verzog ich das Gesicht, als ich wieder dieses seltsame Gefühl im Kopf spürte, doch wehrte ich mich diesmal nicht dagegen, sondern lies es geschehen. Und da ertönte auch schon eine weibliche Stimme in meinem Kopf und lies mich überrascht zusammen zucken, sodass Prim mich alarmiert anschaute. 'Ich bin Lynda. Keine Angst, ich will dir als Dolmetscherin dienen, solange du nicht richtig reden kannst.' 'Wie ist das möglich?' Prim schaute verwirrt zwischen uns hin und her, als die Frau leise kicherte. 'Diese Frage wirst du noch beantwortet bekommen. Vorerst musst du nur wissen, dass ich mit dir über Gedanken kommunizieren kann.' Zögerlich nickte ich leicht und setzte mich vorsichtig auf, wobei Prim mir gleich zur Hilfe eilte. Dankbar drückte ich ihre Hand und sie setzte sich ordentlich neben mich auf die Matratze, wobei sie verwirrt drein schaute. 'Okay, gut, dann eben später. Aber, sagst du mir dann, was da gestern... vorhin... wann-auch-immer... passiert ist?' Der Blick von Lynda wurde ernst. 'Das, was euch passiert ist, war vor zwei Wochen. Du hast zwei Wochen lang im Koma gelegen.' Erschrocken zuckte ich zurück und musste mir den Kopf halten, der dank der Heftigkeit meiner eigenen Bewegung wieder schmerzte. „Juna!“ Beschwichtigend tätschelte ich Prims Hand und hob den Blick wieder zu Lynda an. 'Okay... Was ist da vor zwei Wochen passiert? Was war das für ein Tier? Erst hat es mich angesprungen und ich konnte es nicht sehen, dann hat es mir in den Kopf gebissen und ich stand auf dieser verfluchten Wiese, von der ich fast nicht zurück gekommen wäre und dann liegt mein Körper da rum, während dieses Säbelzahntier versucht, Prim anzugreifen und dann bin ich plötzlich wieder in meinem Körper und dann ist da diese Kuppel, die uns vor dem Tier schützt und...' 'Ganz ruhig, eins nach dem anderen, Juna.' Ich hielt inne und wartete erst einmal auf eine Antwort zu dem, was ich zuvor geäußert hatte. 'Also, dieses Tier, das euch angegriffen hat, war ein Finsternis-Wesen. Wir gehen davon aus, dass es auf Prim angesetzt wurde, da sie die Tochter von Perun ist.' Ich setzte mich etwas aufrechter hin und riss die Augen weiter auf. Mein Hirn hatte das Wort aufgesogen und mir etwas verwertbares ausgespuckt, was mich verwirrte und faszinierte. 'Finsternis-Wesen', brummelte ich in Gedanken und wusste, dass diese Wesen gefährlich waren und ich etwas effektives gegen sie unternehmen konnte. Zumindest jetzt, da ich das war, was ich nach dem Biss geworden bin. 'Dieses Wesen hat mich getötet und diese Wiese war die Zwischenwelt, oder? Irgendwer hat das mal Regenbogenbrücke oder so genannt...' 'Genau. Und dein Wille, zurück zu kommen, hat das Tor zurück geöffnet. Kannst du mir genau sagen, was dann passiert ist?' Ich grübelte nach, zuckte kurz unter Kopfschmerzen zusammen, doch lies ich nicht nach, meine eigenen Erinnerungen zu durchforsten. 'Ich wollte Prim beschützen und hab mich auf das Wesen gestürzt und als ich dann zwischen ihnen stand, war ich plötzlich wieder in meinem Körper. Ich habe Prim beschützen wollen, deswegen hab ich irgendwie diese Kuppel aus... Licht... erschaffen.' Lynda nickte zustimmend. 'Genau. Du hast instinktiv auf dein Element zurückgegriffen und einen Schutzschild aus Licht erschaffen. Damit hast du Prim das Leben gerettet und auch dir selbst.' Kritisch verzog ich die Augenbrauen. 'Aber, ich war tot, wieso lebe ich jetzt wieder? Und, was hat es mit diesem Licht-Element zu tun? Was bin ich jetzt?' 'Ja, du warst tot, doch du hast dich dagegen gewehrt, um ein Finsternis-Wesen zu bekämpfen. Du hast dich unbewusst für den Weg eines Hunter entschieden.' Leicht kniff ich die Augen zusammen und musterte Lynda und Per einen Moment lang, ehe ich auf meine Hand hinunter schaute. 'Ihr seid auch Hunter. Wieso ist mir vorher nicht aufgefallen, dass Pers Augen so strahlen?' Wieder kicherte Lynda leise. 'Hunter erkennen Hunter an ihren Augen, normale Menschen bemerken die Andersartigkeit meist nicht, außer sie sind selbst Mediale, Animalisten oder Spiritualisten mit beinahe 17 Jahren.' Ich dachte eine Weile über die Worte nach und schaute auf den Boden neben meinem Bett. Langsam schlich sich Spot in mein Sichtfeld und schaute zurückhaltend zu mir auf. Nach kurzem Zögern streckte ich die Hand nach ihm aus und er legte die Vorderpfoten neben mir aufs Bett, sodass ich ihn besser zwischen den kleinen Hörnchen auf seinem Schädel streicheln konnte. 'Wie habt ihr es geschafft, dass Spot hier rein darf?' 'Er trägt kein Halsband, deswegen sehen normale Menschen ihn nicht.' Grübelnd zog ich die Stirn kraus und dachte darüber nach. Normale Menschen sahen solche Wesen nicht, deshalb hatte ich das Finsternis-Wesen auch nicht gesehen, als es mich umgerissen hatte. Nach einer Weile fiel mir jedoch noch etwas anderes auf, Dinge, die sich immer klarer in mein Bewusstsein drängten. 'Du und Prim, ihr seid das selbe. Ihr seid beide Mediale.' Diese Erkenntnis war etwas, was ich tief in meinem Innern spürte. Überrascht starrte mich Lynda an. 'Sie ist noch keine 17, ihre Fähigkeiten sind noch nicht sonderlich ausgeprägt, aber ja, sie ist eine Mediale, solange sie nicht von einem Finsternis-Wesen getötet wird.' Wütend begegnete ich ihrem Blick. 'Niemand wird Prim töten!' Doch zuckte ich im nächsten Moment wieder unter Kopfschmerzen zusammen. Prims Hand legte sich auf meine Wange und sie zog mich in eine sanfte Umarmung, wobei sie an mir vorbei zu ihrem Dad schaute. „Du solltest dich noch etwas ausruhen, Juna“, das war Pers Stimme und ich schaute vorsichtig zu ihm hinüber. 'Ich habe zwei Wochen geschlafen, ich muss nicht noch mehr schlafen. Meine Eltern machen sich bestimmt tierische Sorgen um mich. Und... Wenn ich mich jetzt ausruhe... Wer sagt mir, dass Prim noch da ist, wenn ich das nächste Mal aufwache?' Eigentlich wollte ich das nur für mich denken, doch an Lyndas Blick erkannte ich, dass sie noch immer auf meine Gedanken lauschte. Also schaute ich sie erwartungsvoll an, ehe ich wieder zu Per blickte. „Perun, sie hat Angst, dass Prim weg ist, wenn sie sich jetzt weiter ausruht. Sie weiß, dass sie zwei Wochen im Koma gelegen hat. Sie weiß, dass ihr eigentlich in diesen Tagen umziehen wolltet. Außerdem will sie mit ihren Eltern reden.“ Ihre Interpretation meiner Gedanken war ganz passabel. „Prim wird so lange bei dir bleiben, wie ihr beiden es wollt, Juna. Sie hat schon die letzten beiden Wochen, Tag und Nacht, hier gesessen, da wird sie dir jetzt auch nicht davonlaufen.“ Per lächelte beschwichtigend, als ich überrascht den Kopf etwas von Prim löste, um sie anzuschauen. Doch die Blonde wich meinem Blick schüchtern aus. „Und, was deine Eltern betrifft, wissen sie, dass du einen Unfall hattest und im Koma liegst. Wir haben dich zwar in unserer persönlichen Einrichtung behandeln lassen, doch befindest du dich hier nun auf der Intensivstation im städtischen Krankenhaus. Dank unseres Einflusses durfte Prim bei dir bleiben. Wenn du willst, können wir deine Eltern gleich informieren, damit sie vorbei kommen können.“ Ich weiß nicht, welches Gefühl in diesem Moment stärker war, das des Schrecks, dass ich auf der Intensiv lag und meine Eltern mich nicht sehen durften, das der Verzweiflung, dass ich nicht mit ihnen reden können würde, wenn sie her kamen oder das des heimlichen Glücksgefühls, dass man Prim nicht ein einziges Mal von mir getrennt hatte. Zum Schluss siegte jedoch die Verzweiflung. 'Ich... Ich will sie wissen lassen, dass ich wach bin. Und dass es mir gut geht, auch wenn ich noch nicht sprechen kann.' Lynda nickte und gab die Worte weiter. „Dann ruh' dich noch etwas aus, bis deine Eltern hier sind.“ Ergeben nickte ich und rutschte wieder tiefer in das Kissen. Als ich mich auf die Seite rollte, legte ich meinen Kopf auf Prims Oberschenkel und schlief fast augenblicklich ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)