A Place to Belong von Puppenspieler ================================================================================ 14 -- Applaus hallte auf dem Marktplatz wider. Menschen jubelten und lachten. Er verneigte sich in einer lang einstudierten Geste, deren Eleganz seine Herkunft betrog. Trotz der überwältigenden Begeisterung der Zuschauer waren es nur ein paar Münzen, die am Ende der Vorstellung in dem alten Hut landeten, in dem er Geld sammelte.   Es war immer so. Kaum jemand wollte für einen Straßenkünstler zahlen.   Sie alle suchten Zerstreuung vor dem Kriegselend, vor den schlechten Nachrichten, die Tag ein, Tag aus die Runde machten. Manche suchten schlicht eine Zuflucht vor ihrem eigenen drögen, ereignislosen Alltag, vor der Banalität ihres Lebens. Sie alle scharten sich um ihn, wenn er auf dem Markplatz auftrat, eine mit Stoff überzogene Kiste als Podest, als Bühne nutzte, fieberten mit und verloren sich in den Geschichten, die er erzählte. Schon lange hatte er aufgehört, Lesungen anzubieten und begonnen, die Geschichten frei zu erzählen. Es zog mehr Zuschauer an. Es beeindruckte die Leute, wenn er nur unter Einsatz seiner Stimme und seiner Körpersprache ein ganzes Epos neu zum Leben erweckte.   Doch was er auch tat, so viel Zeit er auch investierte – zum Leben reichte es kaum. Auch die diesmaligen Einnahmen reichten gerade so für ein Abendmahl, das aus mehr als etwas Brot und Käse bestand.   Mit dem Zerstreuen der Zuschauerschar packte er sich sein notdürftiges Podest und machte sich auf, den Platz zu verlassen. Er kam nicht weit, bis seine Kameraden heraneilten und ihm lachend auf die Schultern klopften. „Mann, das war ja ein voller Erfolg!“ „Wir hätten den Leuten noch ihre Hosen ausziehen können, die waren so versunken, die haben gar nichts gemerkt!“ Die tatsächliche Ausbeute kam – und das war Bark nicht unlieb – ganz ohne Hosen aus: Ein Säckchen voller Gil, das problemlos reichen würde, um ein ganzes Festmahl zu finanzieren, und eine kleine Handvoll Edelsteine, die man frühestens in ein paar Monaten verhökern konnte, wenn niemand mehr nach seinem verlorenen Schmuck suchte.   Kaum jemand wollte für einen Straßenkünstler zahlen – aber das war in Ordnung: Kaum jemand verdächtigte, dass ein Straßenkünstler gemeinsame Sache mit einer Diebesbande machte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)