Schatten der Vergangenheit von Kittykate ================================================================================ Kapitel 48: Kapitel XLVII - Happy End? -------------------------------------- Auch Akako und Shiho wurden der Schule verwiesen, nachdem die beiden ein volles Geständnis ablegten, dabei aber überhaupt keine Reue zeigten und uneinsichtig blieben. Zudem wurden die beiden von Ginzo und Eri wegen Bedrohung, Beleidigung, Diebstahl, Nötigung, Verletzung des höchst persönlichen Lebensbereichs durch Bildaufnahmen, sowie übler Nachrede angezeigt. Auch Shiro erhielt eine weitere Anklage da er die gerichtliche Verfügung missachtete. Dass er sich unerlaubt auf dem Schulgelände aufhielt, würde ebenfalls noch Konsequenzen nach sich ziehen. Hitomi wurde auf vier Wochen suspendiert. Sie war laut Akakos Geständnis nicht so involviert wie zu Beginn angenommen. Aoko verbrachte in den letzten Tagen viel Zeit auf dem Polizeirevier und mit Eri bei den Anwälten und hatte dadurch kaum die Möglichkeit die gesamten Ereignisse zu verarbeiten. Zudem wich sie Kaito aber auch bewusst aus. Noch hatte sie keine Antwort auf seine Frage gefunden und sich mit ihm endgültig auszusprechen schaffte sie noch nicht. Sein Alleingang hatte sie zu sehr verletzt, auch wenn ihr mit jedem Tag bewusster wurde, dass er dies keinesfalls absichtlich machte, sondern ihr nur helfen wollte. Ihr Herz und ihr Kopf kämpften seit Tagen miteinander und solange sie sich nicht absolut sicher war würde sie ihm die Antwort noch schuldig bleiben. Heute war ein trüber Tag. Dicke graue Wolken hingen am Himmel, die Temperaturen waren seit dem Winterball rapide gesunken und der erste Schneefall wurde angekündigt. Die gesamte Wetterlage spiegelte ihre Verfassung wieder. Aoko saß ganz in Gedankenversunken in der Schule, als sie über die Sprechanlage gebeten wurde den Direktor aufzusuchen. Unsicher folgte sie dem Weg zum Büro, in dem sie in den letzten Monaten etwas zu oft saß. Direktor Hayata begrüßte sie wie immer freundlich und deutete ihr sich zu setzen. „Fräulein Nakamori, bitte schildern Sie mir doch nochmal für das Schulprotokoll Ihre Sicht der Dinge und danach hören wir uns die gesamte Aufnahme gemeinsam an.“ Aoko erzählte alles noch einmal, während der Direktor sich Notizen machte und am Ende das Band abspielte. Aoko hörte schweigend zu, bis zu den letzten Worten der gesamten Aussage. Jene Worte, die Akako so verheißungsvoll aussprach: „Ich wusste, dass du noch zur Vernunft kommst.“ Aoko erinnerte sich an diesen Moment, wie Akako sich an Kaito schmiegte und ihm einen Kuss aufdrückte. Es war der Moment in dem sie die Flucht ergriff. Eine Weile hörte man nichts. Aoko senkte traurig die Augen und wollte schon aufstehen, als Kaitos Stimme wieder auf dem Tonbandgerät erklang. „Von wem waren die Knutschflecke? Wir beide wissen ganz genau, dass wir nicht zusammen auf dem Schulklo waren.“ Akakos gehässiges Lachen erklang. „Das hättest du aber ändern können, wenn du etwas schneller zur Vernunft gekommen wärst.“ Eine kurze Pause, dann sprach Akako weiter: „Shiro hat sie mir verpasst. Überhaupt hatte ich es einfach mal wieder nötig und Gott, weißt du wie gut er überhaupt ist? Nicht dass ich etwas mit ihm anfangen würde, aber dein bester Freund hat es voll drauf. Aoko wird auch gleich noch in den Genuss kommen.“ „Was?!“ Akako kicherte wieder. „Oh bitte, was tust du denn so besorgt? Ich dachte das Thema Nakamori wäre nun endlich durch!“ „Wie meinst du das?!“, forderte er harsch. Akako klang nun wesentlich verstimmter: „Okay, wie es scheint ist das Thema doch nicht durch. Was treibst du hier für ein Spiel, Kuroba?!“ „Das könnte ich dich fragen, Akako! Raus mit der Sprache, wie hast du das eben gemeint?!“ „Dieses kleine Flittchen ist doch eben weggelaufen und genau das war der Plan. Sie läuft direkt in Shiros Arme und glaube mir, er ist nicht zu bremsen, denn er hat noch eine Rechnung mit ihr offen. Die wird sie wohl in diesem Moment begleichen!“ „Miststück!“, fluchte Kaito und man hörte schnelle Schritte im Schulflur hallen. Akako lachte plötzlich und rief ihm nach: „Egal wie es da draußen endet, du hast verloren!“ Es wurde still auf dem Tonbandgerät, bis man das Geräusch von Highheels im Flur hallen hörte. Die Schritte näherten sich wieder dem Diktiergerät. „Nach allem hier, was deine kleine Freundin gesehen und gehört hat, ist sie weg und du hast gar nichts mehr!“ Eine Weile lief das Tonbandgerät noch weiter, man hörte schnelle Schritte, Stimmengewirr und aus der Ferne Polizeisirenen. Das Band stoppte. Aoko starrte auf das kleine Tonbandgerät und krallte ihre Finger in ihren Rock. Akako hatte vollkommen recht und wusste wie verletzt Aoko reagieren würde. Sie wusste, dass nach all dem Erlebten noch Misstrauen in ihr war und dass sie Kaito noch nicht vollkommen vertrauen konnte. Alles war bis ins kleinste Detail geplant und Aoko hatte genauso reagiert, wie erwartet. Sie hatte Kaito abgewiesen und sprach seither kein Wort mehr mit ihm. War sie so leicht zu durchschauen? War sie so leicht zu manipulieren? Direktor Hayata sah seine Schülerin besorgt an. „Ihre Aussage deckt sich mit den Erzählungen von Fräulein Koizumi. Ich danke Ihnen für Ihre Hilfsbereitschaft. So kann ich den Bericht abschließen. Wenn es Ihnen zu viel ist, kann ich Sie für heute vom Unterricht befreien. Sie haben mir sehr geholfen und Sie mussten in letzter Zeit einiges durchleben. Ich kann Ihnen nicht sagen, wie sehr mir das alles leid tut, dass ich von solchen Intrigen nichts mitbekommen habe.“ Aoko nickte und nahm das Angebot an. Mit einer Entschuldigung in der Tasche kehrte sie wenig später dem Schulgebäude den Rücken und trat auf die Straße hinaus. Sie zog sich ihre Mütze auf den Kopf, blickte in den grauen Himmel und beschloss noch etwas spazieren zu gehen um ihren Kopf frei zu bekommen. Ihre Gedanken wanderten zu Akakos letzten Sätzen und im Nachhinein tat es ihr leid Kaito so schlecht behandelt zu haben. Er hatte sie vorgewarnt und um Vertrauensvorschuss gebeten und dennoch wandte sie sich von ihm ab. Von dem einzigen Jungen, den sie über alles liebte und eigentlich wusste, dass er ehrlich zu ihr sein würde. Ihre Gedanken glitten zu Kaito, den sie heute überhaupt noch nicht gesehen hatte. Die letzten Tage war der gemeinsame Weg bedrückend, aber heute hatte er sie weder zur Schule begleitet, noch war er ihr in der Schule begegnet. Ob er schwänzte? Aber warum? Wegen ihr? Sie könnte es ihm nicht einmal verübeln. Doch dann kam ihr plötzlich ein anderer Gedanke und dieser würde erklären warum er heute nirgends anzutreffen war. Heute war schließlich ein ganz besonders trauriger Tag. Da ergab sich der Sinn nun von ganz allein. Heute jährte sich Toichi Kurobas Todestag zum zehnten Mal. Die letzten Tage war Kaito schon wesentlich ruhiger und in sich gekehrter und dass es nicht allein Aokos Schuld war, kam ihr bis jetzt gar nicht in den Sinn. Sie schlug den Weg zum Friedhof ein und würde der Ruhestätte einen Besuch abstatten. Vielleicht fand sie auch in der stillen Einsamkeit die Antworten, die sie für sich suchte. Aoko besorgte unterwegs noch eine Rose. Als sie durch das große Friedhofstor schritt, folgte sie dem Weg zum Grab des Magiers. Überrascht blieb sie stehen, beobachtete sorgenvoll Kaito, der bereits traurig davor stand. Das alles war auch für ihn sicherlich zu viel. Sie musterte seine Silhouette, die hängenden Schultern, den gesenkten Kopf, die wilden unzähmbaren Haare. Für Aoko stand in diesem Moment fest: Sie würde ihm an diesem, für ihn schweren Tag, zur Seite stehen. Niemand kannte ihn besser und wusste seine Stimmung besser einzuordnen. Aoko wollte ihm Kraft spenden. Langsam trat sie näher. Sie blieb neben ihrem Freund stehen, betrachtete den Grabstein mit den goldenen Lettern. Sie verbeugte sich vor der Ruhestätte und bückte sich um die Rose auf den im Boden eingelassenen Grabstein zu legen. Danach richtete sie sich wieder auf und faltete ihre Hände zum Gebet. Schweigend standen die beiden Oberschüler und einst beste Freunde allein auf dem großen Friedhof. Jeder schwelgte für sich in den Gedanken und den Erinnerungen an den hier in Ewigkeit Schlafenden. Die ersten Schneeflocken lösten sich aus dem grauen wolkenverhangenen Himmel und segelten lautlos auf den Boden hinab. „Ich war ein Riesenidiot und du hast jeden Grund dazu mich jetzt zu hassen“, durchbrach Kaito plötzlich die Stille. Er klang traurig und verletzt. Aoko zog sich das Herz zusammen. So hatte sie ihn bisher nicht oft erlebt. „Ich hasse dich nicht.“ Überrascht sah er sie an und dennoch schien er ihr nicht ganz glauben zu können. Er senkte wieder die Augen zum Grabstein und ballte seine Hände zu Fäusten. „Ich wünschte, ich könnte all das rückgängig und ungeschehen machen was Shiro und die anderen dir erneut angetan haben. Ich wünschte, ich wäre nicht so blind gewesen und hätte dich nicht solch einer großen Gefahr ausgesetzt. Ich wünschte, ich hätte einen anderen Weg gefunden um einen Beweis zu erhalten.“ Aoko sagte nichts, denn genau das wünschte sie sich ebenso sehr wie er selbst. Warum sollte sie ihm sagen, das es nicht mehr ungeschehen machen ging? Das wussten sie schließlich beide. „Ich war ein genauso großer Idiot! Ich hätte dir wirklich vertrauen müssen.“ Er stutzte überrascht, hatte wohl mit diesen Worten nicht gerechnet. Aoko sah ebenso zu ihm auf. „Direktor Hayata hat mir heute das gesamte Band vorgespielt. Nur eine Frage hab ich noch: wie hat Akako das gemeint: Hast du es dir doch nochmal überlegt?“ Kaito schluckte, dann schien er zu verstehen: „Akako wollte mich zurück haben. Nicht nur weil sie mich liebt, sondern auch und besonders, weil wir sicherlich Ballkönigin und Ballkönig würden und zusammen zum Winterball gehen sollten. Das war an dem Tag, an dem Shiro und du auf dem Schuldach standet. Du müsstest uns gesehen haben, wenn du zu dem Zeitpunkt schon auf dem Dach warst.“ Er sah das Mädchen neben sich an. „Ich war noch auf dem Fußballplatz trainieren.“ Er korrigierte sich selber: „Eher um den Kopf frei zu kriegen. Akako kam hinzu. Ich habe ihr gesagt, dass es keine Chance mehr für uns gibt. Sie wollte es nicht verstehen und akzeptieren. Wir haben uns gestritten, bis sie plötzlich in Tränen ausbrach und mir um den Hals fiel. Du weißt ja, dass ich nicht besonders gut darin bin Mädchen weinen zu sehen, also hab ich versucht sie zu trösten.“ Er sah von Aoko wieder zum Grabstein seines Vater: „Ich habe ihr nochmal alles in Ruhe erklärt und sie verstand es letztendlich.“ Er schüttelte seinen Kopf. „Ich dachte wirklich sie hätte es akzeptiert.“ Er ballte wütend seine Hände zu Fäusten und mit schmerzhaftem Blick suchte er Aokos blauen Augen. „Ich habe mich getäuscht. Als Hitomi uns hat hängen lassen entschieden Shinichi und ich Akako eine Falle zu stellen. Aber während ich ihr etwas vorspielte, hat sie mich reingelegt. Sie war mir einen Schritt voraus und hat letztendlich gewonnen.“ Tieftraurig sah er Aoko an. „Ich habe den wichtigsten Menschen in meinem Leben verloren.“ Aoko hörte anhand seiner Stimmlage wie sehr ihn alles mitnahm, wie groß die Vorwürfe waren, die er sich selbst machte. Sie sah zu ihm auf, blickte in den verletzten Gesichtsausdruck, die traurigen und doch sehnsuchtsvollen ozeanblauen Augen. Entschieden schüttelte sie den Kopf. Ihre Stimme klang fest und überzeugt und das spiegelte sich in ihren kommenden Worten: „Hast du nicht und merke dir eins: Akako wird niemals gewinnen!“ „Aber...“ Wieder überraschte sie ihn sichtlich. Aoko nickte bestätigend. „Entschuldige bitte, dass ich dir nicht vertraut habe. Shinichi hat mir alles erklärt und auch wenn ich mir wünschte du wärst ehrlich gewesen, so hätte Akako dir wohl niemals vertraut, wenn ich davon gewusst hätte. Und dann wäre es vielleicht niemals zu einem Ende gekommen.“ Hoffnungsvoll drehte sich Kaito ihr ganz zu. „Ich verspreche dir, dass ich alles tun werde um dich nur noch glücklich zu machen. Ich liebe dich, Aoko! Du kannst dir gar nicht vorstellen wie sehr.“ Schon beugte er sich zu ihr. Dennoch zögerte er sie zu küssen. Unsicher hielt er inne, hatte Bedenken etwas zu überstürzen oder sie zu überfordern. Aoko lauschte in sich selbst, aber es gab keine Zweifel mehr. Sie lächelte ihn an und nickte. „Worauf wartest du noch?“ Und schloss erwartungsvoll ihre Augen. „Nur bei dir...“,immer noch verharrte er, jedoch betonte er sehr ernst die folgenden Worte: „... fühle ich mich wohl,...“ Er legte seine Lippen auf ihre, nur kurz und löste sich wieder. „...kann ich so sein wie ich bin,...“ Wieder ein kurzer sanfter Kuss. „... bin ich zuhause!“ Und nun folgte der wohl zärtlichste Kuss, der all die Liebe ausdrückte, die sie füreinander empfanden. Unweit von ihnen stand eine dunkel gekleidete Person, versteckt hinter einem großen Grabstein. Aufmerksam beobachtete der dunkle Schatten alles und lauschte jedem einzelnen Wort. Die Hände zu Fäusten geballt, die Augen wütend zusammengezogen, die Lippen zu einem dünnen Strich gepresst. Ungesehen verschwand die verhüllte Gestalt ebenso wieder. ENDE... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)