Schatten der Vergangenheit von Kittykate ================================================================================ Kapitel 20: Kapitel XX - Neuigkeiten ------------------------------------ Ran begleitete Kaito zur Schule. Aoko war vor ihr aus dem Haus gestürmt. Die Worte ihrer Stiefschwester in Spe wusste sie noch zu genau. Sie würde und wollte mit Kaito keine Zeit verbringen. Auch wenn Ran es eigenartig fand, immerhin hatten alle drei den gleichen Schulweg, so akzeptierte sie es und folgte ihr nun im größerem Abstand mit ihrem heute sehr schweigsamen Nachbarn. „Du bist so still“, stellte sie fest. Es schien als hätte sie ihn aus den Gedanken gerissen. „Was meinst du?“ Ran musterte ihn aufmerksam. „Warum hast du Aoko gestern so bloß gestellt?“ Er zuckte mit den Schultern, wollte scheinbar nicht darüber reden. Sie rümpfte die Nase. „Wie lange musstet ihr gestern nachsitzen?“ „Halbe Stunde“, antwortete er monoton. „Und wie war's?“ Nun blickte er etwas ertappt drein. Ran beobachtete ihn ganz genau und stellte fest, dass sich ein zarter Rotschimmer auf seine Wangen legte. Überrascht zog sie ihre Augenbrauen hoch. „Habt ihr auch miteinander gesprochen?“ Kaito setzte wieder diese desinteressierte Maske auf und zuckte mit den Schultern. „Wir haben ein Aufgabenblatt bekommen. Danach hat der Lehrer uns einen Einlauf verpasst und uns nach Hause geschickt.“ Ran glaubte ihm nicht so ganz, beließ es aber dabei. Sie richtete ihre Aufmerksamkeit auf den Weg vor sich. Die beiden näherten sich dem Schulhof und beobachteten, wie Keiko auf Aoko zustürmte, diese am Arm packte und mit sich zog. Auch sah sie wie ihr neuer Mitschüler den beiden folgte. „Der Neue, Keiko und Aoko kennen sich schon?“ Eine Frage, die Ran mehr an sich selbst stellte, als an ihren Begleiter. Shinichi trat auf die beiden zu und begrüßte Ran freundlich lächelnd. „Guten Morgen, Ran.“ Dann begrüßte er seinen Kumpel. „Hey, was hat dir denn die Laune schon so früh am Morgen verhagelt?!“ Ran blickte überrascht auf, bemerkte den finsteren Gesichtsausdruck von Kaito und sah unsicher zu Shinichi. Der Jungmagier jedoch fasste sich schnell wieder und nickte Shinichi zu. „Lasst uns den Tag so schnell wie möglich hinter uns bringen.“ Ran nickte und auch Shinichi schien dieser Vorschlag zuzusagen. Er zwinkerte seiner Mitschülerin zu: „Und morgen Abend treffen wir uns.“ Das Mädchen grinste. „Aber vorher geh ich mit meiner Schwester und meiner Ma ein Kleid für die Hochzeit kaufen.“ Beide Jungs sahen sich für einen Moment an, dann räusperte sich Shinichi: „Das könnte man auch falsch verstehen.“ Gemeinsam gingen sie über den großen Hof zum Schulhaus. Aoko saß mit Keiko und Saguru unter einem Baum und lauschte den Worten ihrer Freundin. Der neue Mitschüler blieb stumm, hörte zu und bestätigte nur hin und wieder mit einer gerunzelten Stirn oder einem gedankenlosen Kopfnicken Keikos Worte. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals und unsagbare Angst breitete sich in Aokos Brust aus. Sie würden es tatsächlich wiederholen, sogar noch schlimmer als damals? Wie sollte sie das nur verhindern und mit was hatte sie überhaupt zu rechnen? Sie wurde mit jedem weiteren Wort blasser. Keiko zog sie fest in ihre Arme um ihr Halt zu geben. „Hast du Drohungen bekommen?“ Aoko immer noch geschockt von der Neuigkeit nickte zögerlich. Keiko wurde wieder sehr blass. Hakuba beobachtete die beiden besorgt. „Warum hast du mir nichts gesagt?“ „Weil ich sie selbst nicht ernst genommen habe.“ „Aber du weißt, dass sie ernst machen. Aoko, das ganze ist kein Kinderstreich.“ Hakuba mischte sich nun ebenfalls ernsthaft besorgt ein. „Wir sollten auf jeden Fall einen Lehrer informieren.“ „Oder deinen Vater“, fügte Keiko hinzu. „Er ist Polizist und kann eine Anzeige wegen Bedrohung stellen.“ „Nein!“, widersprach Aoko ernst. „Nein, niemand wird informiert. Weder ein Lehrer noch die Polizei. Ich regel das.“ „Warum passiert dir das?“ Aoko blickte in die besorgten braunen Augen ihres neuen Mitschülers. Sie war nicht fähig einen klaren Gedanken auszusprechen. „Wegen Kaito“, erklärte Keiko. „Sie ist ihnen im Weg.“ Hakuba runzelte die Stirn. „Ich verstehe den Zusammenhang nicht.“ Aoko schüttelte den Kopf, aber Keiko ignorierte ihre beste Freundin und erklärte: „Akako hat es von Anfang an auf Kaito abgesehen und ihr Hühnerhaufen steht natürlich hinter ihr. Sie kann Aoko, als seine beste Freundin, nicht akzeptieren und will sie loswerden.“ Keiko sah Aoko traurig an. „Das haben sie schon einmal geschafft und wenn du nicht aufpasst, werden sie dich dieses Mal fertig machen.“ „Ich kläre das! Vertrau mir“, bat Aoko, obwohl sie innerlich auch überhaupt nicht wusste was sie tun sollte. Ihr war nur eines klar: Sie musste Kaito loswerden und zwar so schnell wie möglich. Das was beim Nachsitzen passiert ist, beim Flaschendrehen auf der Party oder in der Hollywoodschaukel durfte nicht wieder passieren. Ihr Verstand wusste es zu gut, nur ihr Herz musste es noch begreifen. „Wir stehen dir bei! Egal was kommt“, sprach Hakuba plötzlich und er sagte es nicht einfach so, sondern er meinte es auch absolut ernst. Aoko sah auf. In der kurzen Zeit hatte sie einen neuen Freund gewonnen. Dann aber schlich sich ihr ein anderer Gedanke ein: „Nicht dass sie euch auch etwas antun.“ „Wir passen schon auf. Du sollst nur wissen, du bist nicht allein“, bekräftigte Hakuba und Keiko nickte zustimmend. „Bitte sagt es niemanden. Ich möchte nicht dass Ran, Shinichi oder jemand anderes davon erfährt und zur Zielscheibe wird.“ Aoko suchte in den Gesichtern ihrer Freunde nach Zustimmung und fand diese auch. Erleichtert atmete sie auf. Die Schulklingel riss die drei aus ihrem Krisengespräch. Überrascht, das es schon so spät war, rannten sie los, kamen aber zu spät in ihre Unterrichtsfächer. Aoko hatte in Geographie eine sehr strenge Lehrerin, welche die kleinste Verfehlung sofort zur Bestrafung nutzte. Kaum betrat sie den Klassenraum wurde sie auch sofort vor die Türe geschickt. Irgendwie war sie sogar dankbar dafür, denn so bekam sie noch ein paar Minuten ihre wirren Gedanken zu sortieren. ***~~~***~~~***~~~***~~~*** ***~~~***~~~***~~~***~~~*** Den ganzen Tag konnte sie ihm mehr oder weniger geschickt ausweichen, aber nach der Schule war ihr das nicht mehr möglich. Er versperrte ihr den Weg aus dem Klassenzimmer und sah sie flehend an. „Es tut mir leid, Aoko!“ Das Mädchen schluckte. Die letzte Warnung hatte sie erreicht. Wenn sie sich nicht von ihm fern hielt, würde irgendwas passieren. Allerdings wusste sie nicht womit sie zu rechnen hatte. Und ein Teil in ihr hoffte, dass es sich um einen Spaß handelte und sie einfach nur jemand ärgern wollte. Aoko sah ihrem besten Freund an, wie ernst er es meinte. Es war nicht richtig, wie er sich gestern im Zoo verhalten hatte. War sie wirklich bereit ihm zu verzeihen? Ihre Gefühle waren vollkommen zerrissen. Sie fühlte sich in einem Ping Pong Spiel und wusste nicht ob er sie erneut verletzen oder küssen würde. Alles war so verwirrend, seit sie in der Mittelschule mit dem Grenzübertritt begonnen haben. „Aoko, es war falsch. Ich habe auf sie eingeredet, aber sie hielt mich so fest und ließ mir keine andere Wahl als mit zu gehen.“ Er stockte, doch dann fragte er: „Warum bist du nicht mitgekommen?“ Sie sah ihn an, wusste nicht was sie sagen sollte. Er wusste nicht, was er ihr bedeutete und wenn sie zugab, dass dieser Kuss, der so anders war als sonst, ihr den Verstand raubte, sie in ein absolutes Gefühlschaos stürzte, gab sie zu in ihn verliebt zu sein. Wie würde er reagieren, wenn er es erfuhr? Würde er sich freuen, ihre Liebe sogar erwidern? Wohl eher nicht. Wahrscheinlicher war es, dass er sie auslachte und sie als naiv schimpfte. Vermutlich war sie wirklich nicht viel mehr als der Mittel zum Zweck oder ein Spielzeug. Aoko verfluchte sich. Sie hätte diesem Blödsinn niemals zustimmen dürfen. Sie war seine beste Freundin. Er war ihr bester Freund. Neben Keiko der einzige Mensch dem sie blind vertraute. Sie hätte diese Freundschaft nicht so leichtfertig aufs Spiel setzen dürfen. Sie sah ihm in seine Augen. „Ich... mir ist eingefallen, dass ich noch etwas für meinen Vater erledigen hätte sollen. Tut mir leid. Ich hätte mich verabschieden müssen.“ Sie sah die offensichtliche Skepsis in seinem Gesicht und wandte sich ab. „Ich muss nach Hause. Die Wäsche wäscht sich nicht von allein.“ Schon schob sie sich an ihm vorbei. Kaito blieb reglos stehen. „Läufst du jetzt wieder vor mir weg?“ Aoko stand mit dem Rücken zu ihm und verharrte. Wenn sie die Drohungen ernst nahm, wäre es definitiv besser. Aber er war auch ihr bester und längster Freund. Die Freundschaft zu ihm war ihr besonders wichtig. Im Zwiespalt gefangen kämpften Vernunft und Herz einen Kampf. Hin und her gerissen haderte sie mit einer Antwort. Sie musste sich entscheiden. Tief atmete sie ein. Beide drehten sich zeitgleich um, suchten sich regelrecht. Die Stimmung zwischen ihnen war angespannt und befangen. Kaitos Augen spiegelten seine Verunsicherung wieder. Lange hatte er ihr nicht mehr seine wahren Gefühle so offen gezeigt. Aoko schluckte den Kloß in ihrem Hals hinunter. Unfähig etwas zu sagen, schüttelte sie einfach nur den Kopf. Er verstand sofort und seine angespannte Mimik verschwand. Ein zaghaftes Lächeln erschien um seine Mundwinkel. Erleichtert trat er auf sie zu und legte seinen Arm um ihre Schulter. Gemeinsam gingen sie den Schulflur entlang und wenig später nach Hause. ***~~~***~~~***~~~***~~~*** ***~~~***~~~***~~~***~~~*** Aoko suchte nach Keiko und Hakuba und nahm eben eine Abkürzung über einen schmalen Nebengang, als sie plötzlich herumgerissen wurde und mit dem Rücken gegen die Wand gedrückt wurde. Jemand größeres drängte sie regelrecht gegen die Fließen und sie sah vollkommen überrumpelt in die dunkelblauen Augen von Kaito. „Was soll das?!“ Er sagte nichts. Er tat nichts. Seine Hände ruhten auf ihren Schultern, seine Augen musterten sie unergründlich. Sie kam sich vor wie in einer Falle. Sie war die Beute und er war das Raubtier, welches lauerte und jeden Moment angreifen würde. Wieder mal schlug ihr das Herz bis zum Hals. „Ich hab dir jetzt mehrmals gesagt, dass ich nichts mehr mit dir zu tun haben möchte.“ Er starrte sie an und Aoko versank regelrecht in seinen blauen Augen. Ihr ganzer Körper war ein Verräter. Jede einzelne Pore sehnte sich nach diesem Jungen und sie war ein Narr, dass sie ernsthaft glaubte sie hätte alle Gefühle für ihn längst verarbeitet. Dennoch meldete sich die Vernunft. Sie wusste nicht was ihr noch bevor stand und sie sollte, nein, sie musste Abstand gewinnen. Sie durfte sich nicht mehr überrumpeln lassen und ihnen damit noch mehr Angriffsfläche bieten. Es war an der Zeit erwachsen zu werden und das durchzusetzen was ihr richtig erschien. Nur... was war das Richtige? Vor ihr stand der Junge, der ihr so viel bedeutete, auf der anderen Seite stand sie selbst, die Angst vor dem kommenden Ärger hatte. Ihr Herz schrie förmlich dass es jede Attacke locker wegstecken würde solange es nur bei ihm war, aber ihre Vernunft wusste es besser und ahnte jetzt schon, dass sie dieses Mal nicht nur mit verletzten Gefühlen hervorgehen würde. Die gesamte Zeit sah er sie an, beobachtete ihr Mienenspiel, ihre großen blauen Augen und sagte kein Wort. Er schien selbst tief in Gedanken zu sein. Die Spannung zwischen ihnen war zum Greifen. Einer von ihnen musste bald den ersten Schritt machen. Die Frage blieb, in welche Richtung dieser Schritt führen würde. Die kleine Pause neigte sich dem Ende zu und sie müssten bald wieder in den Unterricht. „Tut mir leid“, sagte er so plötzlich mit rauer, belegter Stimme. Seine Augen bekamen einen wehmütigen fast schon reuevollen Ausdruck. Bevor sie sich mit seinen Worten beschäftigen konnte, beugte er sich schon vor und nahm ihren Mund ganz für sich ein. Er zog sie in einen tiefen Kuss, drängte seinen Körper näher an ihren. Seine Hände lösten sich von ihren Schultern, strichen ihr den Hals hinauf und umfassten schließlich ihren Kopf um sie noch näher an sich zu drücken, während seine Lippen unaufhörlich mit ihren spielten. Aokos Herz raste. Sie war von der ersten Sekunde an gefangen und ihre Gefühle überrannten sie, wollten noch so viel mehr von ihm. Er ließ langsam von ihr ab und lehnte ganz sanft seine Stirn an ihre. Die Augen geschlossen und von Gefühlen geleitet, ließ sie ihn machen und schalt sich selbst für so was von dumm. Wenn sie für ihn wirklich nur ein Spielzeug war... Die Schulklingel ertönte. Zeitgleich öffneten sie die Augen, sahen sich an. Die ersten Schüler näherten sich lautstark diesem Gang. Kaito richtete sich auf, nahm Abstand, löste aber nicht den Blickkontakt. Mehr und mehr Schüler eilten den kleinen Schulflur entlang. Schenkten den beiden Oberschülern aber kaum Beachtung. Keiner von beiden sagte etwas. Es war auch zu laut um sie herum. Dann löste er den Blick, drehte sich weg und verschwand in der Schülermasse. Zurück blieb eine vollkommen überrumpelte Oberschülerin in ihrem eigenen Gefühlschaos gefangen und versuchte ihre Gedanken zu ordnen. Ihm tat es leid. Aber was genau meinte er damit? Wie er sie in all den Jahren behandelte? Dass er sie mit seinen Übungen dazu anstiftete ihre ganz besondere Freundschaft zu zerstören? Die letzten Tage, weil sie wieder mehr Kontakt zu einander hatten? Die Küsse? Diese Situation hier? Dass er nie etwas für sie gefühlt hat und immer nur mit ihr gespielt hat? Spielte er auch jetzt noch? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)