Schatten der Vergangenheit von Kittykate ================================================================================ Kapitel 18: Kapitel XVIII - neuer Schüler ----------------------------------------- Mittwoch stand wieder die Chemiestunde an. Aoko betrat den Chemiesaal und setzte sich an ihren angestammten Platz. Sie zog ihren Kittel an und band sich die Haare zusammen, als jemand sich schnurstracks neben sie setzte. Erst wollte sie fröhlich ihre Stiefschwester in Spe begrüßen, sobald sie aber Kaito neben sich erkannte fror ihr Lächeln ein. „Zu schade, ich dachte wirklich du würdest dich freuen“, zwickte er sie auf. Dabei grinste er schelmisch. „Ich bin wohl nicht der jemand, den du erwartest hast.“ „Der Platz ist von Ran besetzt“, informierte sie ihren ehemals besten Freund. „Glaub ich nicht“, grinste er zurück und deutete mit seinem Finger, wie Ran und Shinichi sich fröhlich unterhaltend an einen anderen Tisch weiter vorne ausbreiteten. Aoko seufzte. Wie sollte sie ihm denn ausweichen, wenn er sich ihr so provokant aufdrängte? Der Lehrer betrat den Chemiesaal und unterwies sie in die heutigen Vorschriften. Dann stellte er die Aufgaben und die Partnerarbeiten begannen. Kaito ignorierend begann Aoko mit ihren Experimenten und notierte sich alles. Doch ihr Mitschüler beugte sich zu ihr, als sie gerade etwas aufschrieb. Seine Stimme, so nah an ihrem Ohr, hauchte: „Das ist eine PARTNERarbeit. Das bedeutet Partner, zwei Leute, Junge und Mädchen, du und ich, arbeiten ZUSAMMEN!“ Betonte er überdeutlich. „Baka“, fauchte sie. „Ich weiß was das bedeutet!“ Er rückte näher an sie heran. Aokos Herz begann wie wild zu klopfen. Schlagartig kehrte die altbekannte Wärme in ihren Körper zurück, die sich schon sehr bald zur Hitze ausdehnen würde. Schon legte er seinen rechten Arm um ihre Schultern und deutete mit dem Zeigefinger auf eine Stelle im Text, die ihm etwas suspekt erschien. „Solltest du das hier nicht anders formulieren? Komposition klingt eher nach Musik. Solltest du nicht eher Zusammensetzung schreiben?“ Seine Stimme so nah an ihrem Ohr, jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Seine Körperwärme ging direkt auf sie über und trieb ihr die Hitze durch ihre Nervenbahnen. Ein leichtes Zittern übertrug sich nun auf ihren Stift und sie verfluchte sich innerlich, dass er es schaffte sie so sehr aus der Fassung zu bringen. Sie wollte es ihm niemals zeigen. „Mach ich dich etwa nervös?“ Wie nebenbei strich er mit seinem Daumen über ihren rechten Arm, ließ diesen dann endgültig verschwinden und rutschte etwas von ihr weg. Ihr Herz pochte schmerzhaft gegen ihren Brustkorb. Sie rang um Fassung, doch dann besann sie sich wieder, schob das Arbeitsbuch zu ihm hin und wies ihn an ein paar Fragen nachzublättern. Er tat es ohne weiteren Kommentar. Das verschaffte Aoko die Zeit um sich wieder zu beruhigen. Kaum fühlte sie sich wieder ruhiger, da rutschte er erneut mit samt den Buch an sie heran und sein Bein berührte ganz zufällig ihres. Sein Finger zeigte ihr eine Stelle in dem Buch, die er ihr als Antwort präsentierte, aber das Kribbeln an ihrem Bein benebelte ihr die Sinne. Warum nur reagierte ihr Körper so stark auf so eine harmlose Berührung? „Magst du die Antwort nicht aufschreiben?“ Betont unschuldig sollte es klingen, jedoch hörte Aoko den spottenden Unterton sofort heraus. Wütend funkelte sie ihn an. „Was verstehst du nicht an dem Satz: Du sollst mich in Ruhe lassen?!“, zischte sie ihm ungehalten zu und schrieb die Wörter aus dem Buch ab. Er antwortete nicht, stützte seinen Kopf auf seine linke Hand und beobachtete sie. Ganz aus dem Zusammenhang gerissen, fragte er sie plötzlich: „Ich verstehe nicht, warum du dich von so einer harmlosen Berührung so verstören lässt.“ Seine Worte ignorierend reichte sie ihm nun eine Pinzette mit einer grünen Flüssigkeit. „Zwei Tropfen gehören in das Gefäß. Was passiert?“ Kaito tröpfelte wie angewiesen und die weiße Flüssigkeit färbte sich grün und warf Blasen auf. Die Reaktion schrieb Aoko auf und drehte sich ihm zu. Überrascht vernahm sie sein Gesicht nahe an ihrem, denn auch er verfolgte ihre Notizen aufmerksam. Mit großen Augen blieb sie an seinen dunkelblauen Augen hängen. Es bot sich ihr ein tiefer Einblick ins Meer, denn seine Iris war so unergründlich wie der Ozean. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Kaito beugte sich noch etwas näher zu ihr. Seine Lippen schwebten vor ihren. Wenn sie den Kopf etwas heben würde, könnte sie ihn berühren. Aber das wollte sie nicht, brach sie den Gedanken auch sofort wieder ab. Sie würde diesen Idiot nicht küssen. „Mich wirst du nicht mehr los“, versprach er ihr und sie glaubte ihm jedes einzelne Wort. Schon rückte er von ihr ab, schnappte sich eine Pinzette und sog etwas von der roten Flüssigkeit ein. Dann tröpfelte er die im Arbeitsschritt angewiesene Anzahl an Tropfen in das große Gefäß. Sie beiden beobachteten die chemische Reaktion und Aoko notierte diese. Endlich läutete es zur Pause. Kaito war ohne ein weiteres Wort aufgestanden und verschwunden und ließ eine mehr als verwirrte Aoko zurück. Immer noch komplett durch den Wind packte auch sie ihre Schulsachen zusammen und verließ soeben den Chemiesaal, als sie gegen einen Mitschüler prallte. Bevor sie allerdings das Gleichgewicht verlieren und rückwärts umkippen konnte, packte dieser sie an den Armen und zog sie reflexartig an sich. Überrascht hob sie ihren Blick und sah einem großgewachsenen Oberschüler mit hellbraunem kurzen Haar entgegen. Die braunen Augen betrachteten sie besorgt. „Hast du dir weh getan?“ Aoko schüttelte nur den Kopf, dann löste sie sich aus der Umklammerung und wich einen Schritt zurück. „Entschuldigung.“ „Mir ist nichts passiert“, beruhigte sie der fremde Oberschüler. Aoko starrte ihn an, als käme er vom Mond, doch dann besann sie sich und deutete in eine Richtung. „Ich muss jetzt los.“ „Wir sehen uns.“ Aoko beeilte sich in das nächste Unterrichtsfach zu kommen. Sie hatte Geschichte und würde dort auf ihre Freunde treffen, aber eben auch auf ihre Feinde. Sie betrat das Klassenzimmer und erblickte Ran und Keiko, die nebeneinander saßen und sich lachend unterhielten und zu Shinichi gedreht saßen, der hinter den Mädchen saß. Aokos Blick glitt weiter und ihr Herz begann wieder schneller zu schlagen. Kaito saß ganz hinten am Fenster, in seinen Stuhl gelehnt, und beobachtete sie. Akako, die neben ihm saß, redete auf ihn ein, aber worüber sie sich unterhielten, verstand Aoko von ihrer Position nicht. Sie war eine der letzten Schüler, die eintraten und setzte sich an einen freien Platz weiter vorne am Fenster. Der Platz neben ihr blieb bis zuletzt leer und dann trat die Lehrerin ein um mit ihnen die Geschichtsstunde zu beginnen. Geschichte zählte nicht zu ihren Lieblingsfächern. Während die Lehrerin die Daten der japanischen Geschichte runter ratterte, schrieben die Schüler still mit. Alles deutete auf einen kommenden Test hin. Das ging solange bis es an der Türe klopfte und wenig später ein großer Oberschüler eintrat mit braunen Augen und hellbraunem kurzen Haar. „Entschuldigen Sie bitte meine Verspätung“, sprach der fremde Oberschüler zur Lehrerin. „Mein Name ist Saguru Hakuba. Ich bin aus England hierher gezogen.“ Die Lehrerin strahlte plötzlich. „Herzlich Willkommen. Sie kommen aus England und können trotzdem fließend Japanisch reden?“ „Meine Mutter ist Engländerin und mein Vater ist Japaner. Ich bin England aufgewachsen, japanisch ist meine zweite Muttersprache.“ „Wir befassen uns gerade mit der japanischen Geschichte, hier sollten Sie sich schnell einfinden.“ Sie deutete auf einen freien Platz im Klassenzimmer und lächelte. „Dann können Sie ja gleich mit einsteigen. Aoko wird Ihnen sicherlich mit ihren Notizen aushelfen.“ Seine brauen Augen folgten der Handbewegung und er lächelte freundlich. Dann setzte er sich in Bewegung und setzte sich an den Tisch neben der Braunhaarigen. Aoko staunte. War sie vorhin noch mit diesem fremden Jungen zusammengestoßen saß sie nun neben ihm. Die Lehrerin diktierte weiter ihre Zahlen und die Schüler schrieben wieder mit. Als sie gerade eine längere Ausführung zu einer bestimmte Jahreszahl vorbrachte, beugte sich der Neue zu Aoko. „Nun kenne ich auch deinen Namen, Aoko“, flüsterte er freundlich lächelnd. Aoko sah ihn überrascht an, dann lächelte sie verlegen. „Tut mir ehrlich leid wegen vorhin.“ „So schlimm war das nicht“, schmunzelte er, dann aber kamen wieder Jahreszahlen die beide mitschrieben. Die Glocke läutete zur Pause. Aoko blieb noch kurz mit ihrem neuen Mitschüler sitzen, bis er die fehlenden Notizen noch aufgeholt hatte. Die Klasse hingegen leerte sich und die Schüler verschwanden in die kleine Pause. Keiko trat zu ihrer besten Freundin und setzte sich auf den Platz vor Aoko. Es dauerte noch ein bisschen, bis alle Notizen aufgeholt waren, dann packten auch die beiden ihre Schulsachen und verließen mit Keiko das Klassenzimmer. Gemeinsam gingen sie zu den Schließfächern. „In welcher Stadt hast du bisher gelebt?“, hakte Keiko neugierig nach. „Ich bin in London aufgewachsen. Mein Vater wurde aber jetzt wieder nach Tokio versetzt.“ „Was arbeitet dein Vater?“, fragte Aoko nun. „Er ist Polizeipräsident.“ Keiko grinste Aoko an. „Sicherlich kennt er deinen Vater.“ „Wie heißt dein Vater?“ Saguru Hakuba sah sie aufmerksam an. „Ginzo Nakamori.“ Hakuba zog seine Augenbrauen zusammen. „Ich hab von ihm gehört. Er ist für die Sonderkommission Kid zuständig, oder?“ Aoko nickte. „Ja, das stimmt. Eines Tages verschwand der Meisterdieb plötzlich und nach acht Jahren tauchte er plötzlich wieder auf.“ „Gefangen hat er ihn immer noch nicht?“ „Nein, leider nicht.“ Der Halbjapaner betrachtete sie stumm, dann aber blickte er von einem Mädchen zum anderen. „Würdet ihr mir die Stadt zeigen? Dann kann ich mich auch gleich für deine Hilfe in Geschichte revanchieren.“ Er steckte sich eine Hand in die Hosentasche und zwinkerte: „Ich würde mich gerne mit einem Eisbecher bei euch bedanken.“ Aoko lächelte: „Du musst uns deswegen nicht einladen. Wir führen dich gerne herum.“ Keiko nickte. „Heute geht es bei mir leider nicht, aber morgen gleich nach der Schule?“ Saguru stimmte zu. „Vielleicht haben wir morgen nochmal eine Stunde zusammen, ansonsten treffen wir uns nach der Schule hier?“ Die Mädchen nickten. Hakuba verabschiedete sich: „Ich hab jetzt Englisch.“ „Ein Kinderspiel für dich“, lachte Aoko und Keiko schloss sich ihm an. „Ich auch, wir können zusammen gehen.“ „Was hast du jetzt?“, fragte der Neue neugierig. Aoko überlegte kurz: „Ich hab jetzt Bio.“ „Wir sehen uns dann morgen früh, Aoko“, verabschiedete sich Keiko, denn nach den letzten Stunden war die Schule zu Ende. Aoko winkte beiden und drehte sich ihrem Schließfach zu um sich ihre Unterlagen für Biologie herauszuholen, als ihr wieder ein Zettel in die Hände fiel. Eine Chance geb ich dir noch. Nutze sie! ***~~~***~~~***~~~***~~~*** ***~~~***~~~***~~~***~~~*** Sie wusste einfach nicht was sie tun sollte. Die Drohungen waren eindeutig und dennoch verstand sie nicht warum diese so plötzlich kamen. Unsicher ging sie zu Kaito und klingelte. Sollte sie ihm davon erzählen? Er war ihr bester Freund, er würde ihr sicherlich helfen oder ihr einen guten Rat geben können, aber wenn sie es dadurch noch schlimmer machte? Kaito öffnete die Türe und ließ sie eintreten. Seit der Party war sie nicht mehr hier gewesen. „Aoko, ich freue mich dich zu sehen.“ Unsicher blieb sie in der Türe stehen. „Kaito, ich... wir... also das... mit uns...“, stotterte sie sich was zusammen, stoppte letztendlich und senkte den Kopf. Kaito trat auf sie zu, umfasste vorsichtig ihre Hand und begann zärtlich ihre Haut zu streicheln. „Was bedrückt dich?“ Ihr Herz begann Achterbahn zu fahren. Ein Kribbeln durchfuhr ihren Körper. Aoko schluckte. Sie wusste nicht was sie ihm sagen sollte. Ich bekomme so seltsame Nachrichten, seit dieser einen Nacht? Oder: Ich mag es nicht wie Akako an dir hängt? Oder: Jemand möchte uns auseinander bringen? Alles Quatsch, er würde sie nur auslachen. Shiro erschien hinter ihm an der Haustüre und verschränkte desinteressiert seine Arme vor der Brust. Seine Stimme allerdings klang erneut recht bedrohlich und tief: „Du hast gar nicht gesagt, dass sie auch noch kommt.“ Ihr entging nicht der unterschwellig verachtende Ton. Automatisch versteifte sie sich, spannte ihre Muskeln an und blickte zu Kaito auf. „Ich hätte... es... tut mir leid.... Entschuldigt bitte... ich“, stammelte sie weiter, löste ihre Hand von seiner liebevollen Berührung und ging nach Hause. Sehr gut gemacht, Aoko, schimpfte sie mit sich selbst. Du hast nicht einen ordentlichen Satz am Stück herausgebracht. Sie verschwand in ihrem Zimmer, verdunkelte es und warf sich in ihr Bett. Sie schrie in ihr Kopfkissen, auch wenn es einen Teil ihrer Stimmkraft dämmte, so drang trotzdem ein entsprechender Ton durch das Haus. Aber es war egal, denn ihr Vater war nicht zuhause. Der Meisterdieb 1412 hatte sich angekündigt und als Kommissar war ihr Vater im Dezernat beschäftigt sich auf dessen Diebeszug vorzubereiten. An diesem Abend ging Aoko früh ins Bett und schlief schnell ein. Am nächsten Morgen war ihr Vater nicht zuhause und sie ging nach einem spärlichen Frühstück früh zur Schule. Mit einem beklemmenden Gefühl trat sie auf ihr Schließfach zu und öffnete es. Ein weißer Zettel lag darin und diesen las sie: „Ich habe dich gewarnt! Letzte Chance!“ ***~~~***~~~***~~~***~~~*** ***~~~***~~~***~~~***~~~*** Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)