Augenblicke mit Herz von abgemeldet (Wichtelgeschichte für _Supernaturalist_) ================================================================================ Kapitel 1: Zweisamkeit ---------------------- Ruhig schlagen die Wellen am Strand ein, als ob das Meer ständig tief ein- und ausatmet. Aus den sanften Bewegungen entsteht ein Rauschen, klar und rein wie der Ozean selbst. Vom wolkenlosen Himmel wirft die Sonne ihr Licht auf die Wasseroberfläche, welches sich als Gold schimmerndes Farbspektakel spiegelt. Dagegen sah der Himmel vor einer halben Stunde noch wie ein starkes Orange aus, als die Sonne wie blutroter Ball am Horizont aufstieg. Das Meer wiederholte die Farbgänge von Gelb bis Rot, aber jetzt wirkt es mit dem kristallblauen Glanz wie ein Paradies. Am Strand lauscht die junge Navigatorin den Geräuschen des Meeres. Die Arme streckt sie in die Höhe und genießt es, während der Wind mit dem orangenen, langen Haar spielt. "Endlich mal etwas Ruhe", murmelt Nami vor sich hin. Gestern herrschte viel Aufregung auf dem Schiff. Dementsprechend floh sie regelrecht heute Morgen von der Thousand Sunny und die frische Seeluft dringt tief in die Seele Namis. Hinter ihr tauchen zwei Arme auf und schlingen sich um ihren Oberkörper. "Hm?" Nami dreht ihren Kopf herum. Ein breites, herzliches Grinsen und schwarze, freundliche Augen kommen ihr entgegen. Wärme breitet sich in Nami aus. Ihn so nah zu spüren, lässt ihr Herz höher schlagen. Mit seiner Anwesenheit hat sie nicht gerechnet, da er sich um diese Zeit um das Frühstück kümmert. Der Smutje begrüßt sie: "Guten Morgen, Namilein. Ich habe eine Kleinigkeit für dich." Sie hebt eine Augenbraue hoch. Das ist typisch Sanji. Wenn er hübsche Frauen sieht, macht er ihnen Komplimente und beschenkt sie als Zeichen seines höflichen Benehmens. Etwas skeptisch schaut sie zu ihm, wie er ihr einen verpackten Gegenstand überreicht. "Nur für dich." Auf dem runden Gesicht, von kinnlang blonden Haaren umrahmt, entflammt ein Leuchten. Zuerst denkt sie, er freut sich über ihre Schönheit, doch sein Blick ruht wirklich nur auf dem Geschenk. Zögerlich nimmt sie es entgegen und tastet mit den Fingern das raue Papier ab, das sich wie gepresster Sand anfühlt. Ihre Gesichtsmuskeln entspannen sich, nachdem sie schon eine gewisse Neugier entwickelt, wieso Sanji sich mehr aufgeregt als stolz beim Warten verhält. "Danke." Mehr als dieses Wort bringt sie nicht hervor. Die Aufmerksamkeit schenkt sie jetzt dem von Papier um gewickelte Ding. Es wiegt schon mehr als ein Sack Goldmünzen und ist rechteckig. Plötzlich bittet Sanji sie: "Warum so lange warten? Es ist für dich. Also kannst du es ruhig aufmachen." Darauf kassiert er von ihr einen genervten Blick. So schnell möchte sie den einzigartigen Moment nicht verjagen, sondern gönnt sich die Atempause, auch wenn sie dies mit Sanji teilt. "Schon gut. Hetz mich nicht so", zischt sie leise und verzieht ihr Gesicht zu einer grimmigen Miene. Sanji kratzt sich verlegen am Hinterkopf und findet sie unglaublich süß, wenn sie wütend ist. "Ich warte nur auf deinen beraubend überraschten Blick." Wortwörtlich zeigt sie die Überraschung ihrerseits, indem sie verwirrt blinzelt und beinah das Päckchen zu Fall bringt. Hier stimmt doch etwas nicht. Wieso benimmt sich Sanji so merkwürdig? Ihr Blick wandert von Sanji auf das Geschenk zurück. Ohne den Hauch einer Ahnung nuschelt sie: "Verstehe. Scheint also wichtig zu sein." Von ihm folgt ein energisches Nicken. Anscheinend muss er sich noch gedulden, als Nami es genauer unter die Lupe nimmt. Vorsichtig gleiten die Fingerkuppen über das zerklüftete Papier, aus Angst sie könnte irgendetwas kaputt machen. Innerlich empfindet Nami beim Kundschaften ein vertrautes Gefühl, als ob sie eine Verbindung zu der Kleinigkeit hat. Nichts außer dem Meeresrauschen und Möwenkreischen stört die Stille um die Piraten. Nami, in Gedanken versunken, mustert das Geschenk an allen Kanten sowie Ecken, während Sanji wartet. Der denkt nicht mal daran, eine Zigarette anzuzünden. Zwischen Flaute und Kalme vergehen wenige Sekunden, ohne dass einer von ihnen ein Wort spricht. Er kann es kaum erwarten, zu sehen, wie sehr sich Nami über das Geschenk freuen wird, und sich ihr Dankeschön anzuhören. Im Gegensatz dazu versteht sie seine Aufregung nicht und löst daher langsam die Schnur um das Paket. Bevor sie es öffnet, legt Sanji seine Hand auf die von Nami, um eine Bitte loszuwerden. Die Berührung verursacht bei Nami eine elektrische Aufladung, die ihr Herz erneut zum Donnern verurteilt, ganz gleich wie sehr sie sich zusammenreißt. Kurz zuckt sie zusammen und ihre haselnussbraunen Augen richten sich auf Sanji. Liebevoll hält er ihre Hand. "Darf ich dir dabei behilflich sein, meine Orangenblüte?", fragt er um Erlaubnis und Charisma funkelt um ihn herum. Sie fühlt sich geschmeichelt und die Wangen färben sich in ein zartes Rosa. Ferner zeigt sie das weiterhin offen. "Nein. Nein. Nein", protestiert die Navigatorin und schwingt das Päckchen rasant von ihm weg. "Es ist mein Geschenk, also öffne ich es alleine." Ein Brummen stammt aus ihrem Munde. Statt beleidigt zu werden, hält er es für eine entzückende Reaktion und liebt Namis Temperament. Zur Beschwichtigung hebt er die Hände hoch. Am besten sollte er sie nicht weitere reizen und lächelt sie als Entschuldigung an. "Wie du wünschst, Namilein." Endlich kann sie ihren Plan in die Tat umsetzen, das Päckchen zu öffnen, obwohl sie vor knapp zwei Minuten das Geschenk erhielt. Mit einer Handbewegung befreit sie ihr Geschenk von der Schnur, welches achtlos auf dem Sand fällt. Als Nächstes wickelt sie das Papier ab und staunt nicht schlecht, als sie ein Buch in den Händen hält. "Ein Buch?", fragt sie verwirrt und runzelt die Stirn. Sie dachte an etwas Wertvolleres. Ihr strenger Blick fordert eine Antwort. Sanji hat mit der Reaktion zu Anfang gerechnet. Er seufzt leicht. "Namilein, du kennst doch dieses Sprichwort", tadelt er kopfschüttelnd und zeigt auf die Schrift. "Beurteile nie ein Buch nach seinem Einband." Es sieht marode und ziemlich abgenutzt aus. Die kursive Schrift betont als einziges ein Stück von Besonderheit. Namis Gesichtszüge werden weicher. "Familie", liest sie daraus. Der Unterton verbirgt ein Hauch Verblüffung und Interesse. Gerade schöpft Sanji neue Hoffnung, wo Nami dabei ist, den Einband aufzuschlagen, um den Inhalt anzuschauen. Je näher sie nach dem Ziel greift und dann schrittweise das Buch öffnet, desto wärmer wird ihr ums Herz. Kurz hält sie inne und guckt Sanji direkt an. "Wieso grinst du wie ein Honigkuchenpferd?", wundert sie sich und Sanji zuckt angeblich unwissend mit den Schultern. Zeigefinger und Daumen streifen über seinen Mund. "Riskiere doch einen Blick hinein. Vorher verliere ich kein Wort darüber." Grimmig zieht sie einen Schmollmund. Damit kann sie überhaupt nichts anfangen. Bei dem Buch scheint sie noch zögerlich zu sein, einen Blick hineinzuwerfen. Aus einem seltsam nervigen Grund will Sanji ihr nichts darüber verraten und macht so ein Geheimnis daraus, das sie fast wahnsinnig wird. "Dann mal los." Der erste Gedanke beinhaltet sexy und reizvolle Bilder von ihr als Sammelalbum. Besser wäre ein langweiliges Kochbuch. Allein nach dem Aufklappen versetzt die erste Seite sie ins Staunen. Ihre Augen werden groß und sie glaubt es kaum, was sich darin befindet. Sie schafft es nicht, ein einziges Wort zu formulieren. Darüber hinaus fühlen sich ihre Beine wie Wackelpudding an, sodass sie beinahe den Halt unter den Füßen verliert, bis Sanji rechtzeitig eingreift und sie sicher auffängt. Das Geschenk scheint es in sich zu haben und damit hat Sanji von Anfang an gerechnet. Auf wackligen Beinen hält sie sich an Sanjis Arm fest, um nicht noch mal im Überraschungsmoment die Kraft zu verlieren. Über den Piraten kreisen Seevögeln, die auf der Suche nach neuen Nistplätzen sind und hinter ihnen bewegen sich die Meereswellen in ruhigen Abständen auf und ab. Ein Hauch von Stille umhüllt den Strand, zumindest zwischen Nami und Sanji. Die Navigatorin starrt jetzt noch auf das Bild, ohne eine weitere Reaktion außer Verwirrung sowie Herzlichkeit zu zeigen. Je länger sie das Geschenk anschaut, desto wärmer wird ihr ums Herz. Zugegeben, mit dem Schachzug von Sanji hatte sie nicht gerechnet. "Wow." Endlich kommentiert sie das Buch, so wie es sich Sanji erhoffte. Glücklich über das positive Feedback seiner Freundin kann er sich ein mildes Lächeln nicht verkneifen und traut sich, sie anzusprechen. "Anscheinend hat es dir die Sprache verschlagen." Da Nami mal zugibt, wie recht der Schiffskoch damit hat, holt dieser Gedanke sie aus der Starre. Etwas benommen blinzelt sie Sanji an. Gerade denkt sie nach, dass ein normales Dankeschön wohl nicht ausreicht. Außerdem spukt eine Frage in ihrem Kopf herum. Bevor sie die Frage stellt, wirft sie einen kurzen, wohligen Blick auf die Seite und atmet tief durch. Der Wissensdrang liegt ihr auf der Zunge und daher fragt sie: "Woher hast du das Buch? Es hat mich wirklich sprachlos gemacht, diese Erinnerungen hier in den Händen zu halten." Anhand ihrer vor Freude strahlenden Augen leitet Sanji den Erfolg seines Plans ab, ihr ein wahres Glücksgefühl beschafft zu haben. Gewisser Stolz legt sich auf sein grinsendes Gesicht, als sie nach der Herkunft des Buches fragt. Er verdeutlicht ihr dann, mal auf die Signatur unter dem Bild der ersten Seite anzusehen. "Ich habe das Familienalbum von deiner Schwester Nojiko bekommen." An erster Stelle flackert ein Bild vor ihren inneren Augen, als Sanji den Namen von Nojiko sagt und die Szene spiegelt sich in Namis Augen wider, wo sie und ihre Familie mit Lebensfreude die Orangen ernten. Diesmal unterdrückt sie nicht die Tränen und lässt ihre Gefühle freien Lauf. Sowohl Trauer als auch Glückseligkeit durchströmen Namis Körper. Behutsam presst sie das Buch gegen den Brustkorb und legt schniefend ihren Kopf auf Sanjis Schulter. "Danke. Ich danke dir, Sanji", flüstert sie. Auf die Berührung folgen kleine elektrische Impulse, die Sanji eine Gänsehaut verursachen, denn so nah kam Nami ihm nie zuvor, ohne die Absicht zu haben, ihm eine zu knallen. Aus Verlegenheit steigt die Hitze in seine Wangen auf und er legt seinen Arm um ihren Körper. Sie kann sich stets auf ihn verlassen und er haucht ihr zu: "Es ist mir eine Ehre, dich so freudestrahlend zu sehen, Namilein." Das sagt er nicht einfach so, weil sie eine hübsche Frau ist, sondern weil sie einen Platz in seinem Herzen hat. Im ruhigen Moment beschließt Nami, das Familienalbum um ein paar Seiten zu blättern, während Sanji neben ihr es ebenfalls aus reiner Neugier betrachtet. "Wie kommt sie nur auf solche Ideen?", murmelt sie gedankenverloren. "Schon als Kinder hatte sie schon ungewöhnliche Pläne." Mit dem Geist in der Vergangenheit wühlt sie alte Erinnerungen und wundervolle Augenblicke ihrer Kindheit neu auf. Es gefällt ihr nicht. Sie liebt es! Bestimmt kostete es Nojiko viel Überwindung, die Fotos mit ihrer Mutter Bellmère darauf herauszusuchen und als Familienalbum zu gestalten. "Hm?", wundert sie sich auf einmal. Selbst Sanji bemerkt das eine Detail, das sich unter dem Bild einer Orange befindet. Er hebt die Augenbrauen hoch und neigt den Kopf in den Nacken. "Seltsam. Das gleicht nicht der Handschrift von Nojiko", stellt der Koch fest und wendet sich an Nami. Still liest sie sich den Text durch, obwohl es ihr Herz gleichzeitig zerbricht und berührt. "Ganz einfach. Meine Mutter hat es geschrieben", klärt sie Sanji auf und führt liebevoll die Finger über das Blatt. Überrascht hebt Sanji den Kopf, als ob ein Wunder geschehen wäre. Er versteht die Bedeutung dahinter. Das Buch die ganze Zeit sicher aufzubewahren, hat sich wirklich gelohnt, weil er sich noch genau an Nojikos Bitte im Brief erinnert. Sanji! Ich vertraue dir etwas sehr WICHTIGES an. Bald steht ein besonderer Tag für Nami an. Leider kann ich nicht bei ihr bleiben, um es ihr zu überreichen. Also bitte ich dich darum, das Buch solange sicher zu verstecken und es ihr dann an diesem Tag zu schenken. Immerhin gehört ihr auch zu Namis Familie. Dafür kann ich mich nur bedanken. Mit einem Lächeln im Gesicht, Nojiko. Das Zuklappen des Buches bringt Sanji zurück in die Gegenwart. Hat er etwas verpasst? Etwas verwirrt kratzt er sich am Kopf, bis er zum Sprechen kommt. "Ähm... Nami?" Die Angesprochene dreht sich zu ihm herum. Nach wie vor umfassen ihre Arme das Fotoalbum, damit niemand es ihr entreißt aufgrund der emotionalen Verbindung zu ihrer Heimat. "Sanji. Ich habe große Lust auf Orangenkuchen", offenbart sie ihren nächsten Schritt. "Kannst du einen für uns machen?" Inzwischen verringern sich die Tränen und ihre Mimik wechselt von traurig-schönen Erinnerungen zu lebensfroh-freien Zukunftsplänen. Im goldenen Schein des Himmelreichs strahlt Nami über beide Ohren, in der Hoffnung, dass sie weiterhin die Grand Line mit ihrer Familie entlang segelt und heute noch den Geschmack ihres Lieblingsgerichtes auf der Zunge schmecken kann. In erster Linie ist Sanji aber von ihrem Lächeln verzaubert, sodass er ohne ein Wort z stimmt, indem er leicht nickt. "Alles, was du dir wünscht, meine Orangenblüte." Anschließend klatscht er in die Hände und malt sich schon das Rezept für Namis Wunsch aus. Nicht nur ihrer Schwester dankt Nami für das Geschenk, sondern auch dem sogenannten Wächter. Der trägt einen Teil zu ihrer Freude bei. Von null auf Hundert riskiert ihr Herz einen neuen Rekord an Schlägen. Selbstverständlich kann der aus ihrer Sicht nervige Idiot ein wahrer Freund sein oder auch mehr, wenn sie ihren Gefühlen Glauben schenkt. Eine leichte Meeresbrise fegt über den Strand und hinterlässt eine Abkühlung in der Hitze. "Okay. Lass uns gleich loslegen. Ich habe das Gefühl, dass ohne uns die anderen nur Unfug treiben." Dabei denkt sie an Ruffy, der mehrmals schon die Küche plünderte. "Zum Glück haben wir unsere kluge Robin mit am Bord", nimmt er Namis Sorgen und hält ihre Hand. Wärme streichelt die Haut der jungen Piraten und beide genießen die Nähe sehr. Hinterher kichert Nami: "Du hast recht. Vielleicht helfe ich sogar dir beim Backen." Das hört Sanji gerne. Nami mit einer süßen Küchenschürze zu sehen, lässt er sich doch nicht entgehen. "Das wird ein Spaß", meint der Koch und sie marschieren los. Der einzige Hinweis auf ihren kurzen Aufenthalt hier am Strand sind die Spuren im Sand. Zum Schluss sagt Sanji: "Alles Gute zum Geburtstag, Nami." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)