Ein Mirakel zwischen zwei Identitäten von Patricipa ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Prolog Ich bin Shirado Fleur. An sich ein ganz normaler Junge – nun ja, wenn man denn der Norm nach geht wohl eher ein Außenseiter. Ich bin 14 Jahre alt und gehe auf das Collège Françoise Dupont in Paris seit diesem Jahr. Einfacher ausgedrückt – ich bin der fremde Ausländer an einer neuen Schule in einem Land, dessen Sprache ich gerade mal in drei Wochen lernen musste. Dementsprechend brüchig und unsicher bin ich dadurch. Mein Vater wollte in das Land meiner verstorbenen Mutter und als weltweit bekannter Modeschöpfer und Vertreiber konnte er flott hier Fuß fassen. Nun hat er mich zu sich geholt. Somit muss ich mich fügen. Zwar singe ich gerne und in verschiedenen Sprachen, aber sein ganzes Leben hinter sich zu lassen, um fast auf der anderen Seite der Welt ein neues anzufangen, mitten in der Krise mit dem Namen Pubertät, finde ich persönlich recht hart. Allerdings ist Vaters Wort Gesetz, weswegen ich mich fügen muss. Wenigstens lässt er mir die Freiheit für mich zu singen und nicht immer als Model herzuhalten. „Mademoiselle Fleur, wir sind angekommen.“ „Merci, Monsieur.“ War ja klar, dass die Fahrt vom Flughafen in die Innenstadt nicht so lange dauert, bis ich fertig bin. Deswegen richte ich meine wasserstoffblonden Haare mit den azurblauen Spitzen am Ende, die ich von Mutter habe – auch wenn die schwarze Farbe von Vater hätte durchkommen müssen – zu einer passablen Frisur. Die Länge könnte auch wieder bis zum Becken gehen, aber bis über die Schultern sollte reichen. Wenigstens meine vorderen zwei dichten Strähnen bis zum Bauchnabel durfte ich behalten. Eben richte ich noch meine engen Hosen, die meine Beine betonen – man muss als Kind eines Modezaren eben auf sein Aussehen sehr stark achten, wegen den Paparazzi – und ziehe mein dunkles Oberteil zurecht, denn ich mag es, dass meine Schultern offen sind. Mein Schlüsselbein wird somit auch freigelegt, aber diese Freiheit nehme ich mir, weil Vater recht viel bestimmt. Meine schlanke zierliche Gestalt steigt nun aus der Limousine – weshalb wir auch immer so eine brauchen, ich verstehe das einfach nicht – und ich sehe mit meinen gemischten Augen über den Gehweg, der recht voll ist. Weshalb auch immer die Menschen in Paris um 23:48 Uhr immer noch auf den Beinen sind. Ich wäre lieber schon lange im Bett. Der Chauffeur wird meine Koffer nach oben bringen, obwohl ich lieber weiter unten wohnen möchte. Na ja, Penthäuser zeigen Wohlstand an und das wird hier in Paris auch recht gerne gezeigt, wenn man einen solchen genießt, wie ich zu dieser Zeit noch zu sehen bekomme. Oben angekommen werde ich von Vater begrüßt. „Shirado, wie es mich freut dich wieder bei mir zu wissen.“ Herzlich werde ich gedrückt. Man kann viel meinem Vater nachsagen, was meist nicht stimmt, aber seine liebevolle herzliche Art zeigt er mir oft, weshalb ich seine Vorschriften akzeptiert habe. Kaum sieht er mir in die Augen, wird er kurz traurig, weil ich Mutter recht ähnlich sehe. Ein Auge hat ihre türkise Iris und das andere die indigofarbene von Vater. Somit bin ich ein Gemisch aus den beiden. „Monsieur Fleur, niemand hat Ihre Toch…, ähm Ihren Sohn bedrängt, wie Sie dem Bericht entnehmen können.“ „Vielen Dank, Monsieur. Sie sind für heute entlassen. Die Pläne für die nächsten Tage sollten bei Ihnen auf dem Schreibtisch liegen.“ „Vielen Dank, Monsieur. Ich wünsche eine erholsame Nacht, Mademoiselle.“ Gerne wäre ich wirklich weiblich, damit die mich endlich richtig ansprechen. Es kann doch nicht sein, dass ich wirklich total wie Mutter aussehe und die mich deswegen so bezeichnen. „Shirado, ich habe allen angewiesen dich mit der weiblichen Anrede für junge Damen anzusprechen. Wie du weißt…“ „… gehört dies zu meinem Schutz, um auch die Medien zu beruhigen, weil ich nicht gerade jemand bin, der sich großartig noch verändert, wegen was auch immer. Vater, dies sagst du mir bei jedem Austritt aus deiner sogenannten sicheren Zone. Wann darf ich mich frei bewegen?“ Es ist schade, dass Mutter nicht mehr bei uns ist, das stelle ich auch nicht infrage, aber dieser goldene Käfig kann doch in diesem neuen Land, in dieser neuen Stadt, endlich mal ein Ende haben, wie ich finde. „Sobald ich mit dem Bürgermeister gesprochen und einen Termin ausgemacht habe, mein Schatz. Du hast morgen jedoch deinen ersten Schultag. Dort bekommst du alles, was du brauchst. Es ist eine sehr moderne Schule und nur wenige Schüler wirst du dort antreffen. Du bekommst von mir auch eine Universaltasche.“ Ernsthaft? Ich soll mit einer der teuersten Taschen der Welt in die Schule gehen und sie als ganz normale Schultasche behandeln? Ich glaube manchmal, dass er den Überblick verliert und ich noch auf festem Boden stehe. Zudem muss ich in einigen Stunden schon wieder raus und das nach zwölf Stunden Flug und einer Stunde in der Limousine. Da bin ich mal gespannt, wie sein Organisationstalent auf die Schule gewirkt hat. „Ich wünsche dir eine gute Nacht, Vater.“ „Dir wünsche ich diese ebenfalls, Shirado.“ Wenigstens ist mein Zimmer ein bisschen größer als in Japan, weshalb ich hier vielleicht endlich mal Freunde einladen darf – sollte ich denn welche finden. Kapitel 1: Der Start in ein neues Leben --------------------------------------- Der Start in ein neues Leben Der angenehm lange Schlaf ist mir verwehrt worden, wie ich es mir gedacht habe. Das angenehme Doppelbett im französischen Stil war eine Wohltat nach der Marathonreise. Mit der modernen und gleichzeitig antiken Ausstattung hat Vater sich wohl einen kleinen Innenarchitektentraum erfüllt – auch wenn ich die ganzen alten Möbel lieber gegen neuere austauschen möchte. Welcher Jugendliche will solche Dinger denn in seinem eigenen Zimmer haben? Vielleicht schaffe ich es ihn von einem Austausch zu überzeugen, aber noch ist es zu früh dafür. Erstmal muss ich mich einleben und schauen, wie mein Alltag aussehen wird. Die neue Schultasche ist passend zu meinen Augen gewählt worden – zumindest da hat Vater ordentlichen Geschmack. Nach der Dusche ziehe ich mir farblich hellere Sachen an, denn laut dem Wetterbericht wird es heiß in Paris. Wie man weiß, reflektieren hellere Farben das Sonnenlicht ein wenig, sodass einem nicht ganz so schnell heiß wird – aber ob das in dieser Stadt funktioniert, muss ich noch austesten. Dunklere Farben mag ich persönlich lieber, aber besser ich bin auf das Wetter vorbereitet, da es in Großstädten oft heißer ist, als es sein sollte. In meine Tasche packe ich meinen Fächer mit dem Familienwappen ein, falls ich diesen zusätzlich brauche. Ich kenne nur den Sommer in Japan und da ist man am Meer meistens von einer Brise umgeben, die einen vor zu viel Hitze schützt – hier sieht es anders aus. Zur Sicherheit nehme ich Abdeckschminke mit. Wer weiß schon, was passieren könnte? Sobald ich falle, ist ein blauer Fleck für Vater schon ein Grund für erhöhte Sicherheit, weshalb ich die Schminke seit Jahren nicht vergessen sollte. Daran mag ich mich ungern erinnern. Jedenfalls habe ich soweit alles beisammen und kann in den Essbereich der Wohnung gehen, um mit Vater zu frühstücken. „Shirado, ich habe hier noch dein Handy, welches du immer bei dir haben sollst, sobald du unser Stockwerk verlässt.“ Seufzend stimme ich zu und verfrachte es direkt in meine Umhängetasche. Sicherlich ist da ein Peilsender drinnen oder was weiß ich was. Anders kenne ich es gar nicht mehr. „Vater, wo ist der Reis oder der Fisch?“ „Schatz, in Frankreich gibt es Croissants und andere Köstlichkeiten. Du wirst dich schon daran gewöhnen.“ Er kann mich zu einem Umzug zwingen, wegen den Gesetzen, er kann mir einiges vorschreiben, weil er mein Vater ist, aber dass ich ungesund frühstücken soll geht mir gegen den Strich. Ich kenne seit Jahren ein gesundes japanisches Frühstück und nun meint er, nur weil er nicht den Tod von Mutter verarbeiten kann, dass wir alles so machen sollten, wie es hier Gewohnheit ist. Nicht mit mir. „Wenn dem so ist, verzichte ich auf jedes zukünftige Essen, welches hier aufgetischt wird, Vater.“ Dass er mich entgeistert ansieht ist mir im Moment egal. Blätterteiggebäck und das Zeug aus Weizenmehl, was noch im Angebot ist, finde ich widerlich. Ab und zu Gebäck und Kuchen zu genießen, dagegen habe ich nichts, aber am Morgen solch einen Kram zu mir nehmen geht zu weit. „Jetzt sei doch nicht so, Shirado. Probiere doch mal.“ „Nein. Ich werde nun zur Schule gehen, Vater.“ Kurzerhand stehe ich auf und nehme mein Portemonnaie vom Sideboard neben der Tür, um in den Empfangsraum unseres Stockwerks zu kommen. Dort wartet der Fahrstuhl sogar auf mich, weswegen ich in diesen steige und das Erdgeschoss wähle. Ich kann Vater noch gehetzt zu mir rennen sehen, aber die Tür schließt sich schon, bevor er ankommen kann und ich demnach nach unten gefahren werde. Sein Gesichtsausdruck bleibt mit noch vordergründig vor Augen, weshalb ich nun ein schlechtes Gewissen entwickle. Vorhin habe ich überreagiert, das wird mir bewusst, aber ich möchte einfach irgendwas von meiner Heimat beibehalten und sei es nur die Essgewohnheiten. Was soll ich denn machen? Jedem Gespräch mit mir lässt ihn nur an Mutter denken, die ich kaum kennengelernt habe. Frustriert seufze ich und wäre gerne zurück in Japan. „Mademoiselle Fleur, Sie müssen hier einsteigen!“ „Muss ich nicht! Sie müssen mir folgen und damit hat sich der Laden!!“ Wieso soll ich in die Limousine steigen, wenn ich den einen Kilometer auch gehen kann? Viel zu tragen habe ich nicht und ich kann hier sicherlich für ein paar Yen ein leckeres Frühstück finden, welches ich unterwegs essen werde. An einer Bäckerei komme ich, nach einiger Zeit, vorbei, die auf hat und trete ein. Begrüßt werde ich mit perfektem Französisch und ich habe nur die Hälfte verstanden – klasse. „Bonjour, Madame. Ähm… haben Sie Gebäck ohne Weizenmehl?“ Habe ich das richtig ausgesprochen? Sie sieht mich verwirrt an, lacht ein bisschen und zeigt mir verschiedene Waren aus Vollkornmehl oder sogar Reismehl. Besser als nichts und ich habe meine Wahl um zwei Flaschen Wasser erweitert, weil ich ja nichts mitgenommen habe. Dies sollte für meinen ersten Schultag reichen. Mein Beschützer hat mich eingeholt und konsequent in die Limousine gezerrt, bevor ich einen Vortrag gehalten bekomme, weswegen ich nicht einfach abhauen darf und noch mehr Quatsch. Heute bin ich schlecht gelaunt – da hilft mir dies kein Stück weiter. Genau in diesem Moment klingelt das Handy in meiner Tasche und ich hole es heraus. Natürlich ist es Vater und ich ignoriere den Anruf. Noch ist meine schlechte Laune zu weit in mir verbreitet, da wäre ein Gespräch jetzt unnötig hitzig und negativ. Kurz darauf klingelt das von meinem Beschützer und dieser gibt an, dass ich in der Limousine zur Schule sitze und in Sicherheit bin. Anscheinend macht er sich wieder zu große Sorgen um mich. An der Schule angekommen – was wirklich recht kurz war von der Bäckerei aus – darf ich erst hinaus, wenn mein Beschützer draußen ist und natürlich werde ich komisch angesehen, weil ich neu bin und zudem auch noch in solch einem schlimmen Umweltverschmutzer fahre. Zu Fuß wäre es schöner gewesen. Okay, ein einziger Kilometer war es dann doch nicht, wie ich erkenne, denn unser Hochhaus ist kaum zu erkennen. Mathematik war noch nie meine Stärke gewesen, wozu die Schätzung der Entfernung gehört. Die wenigen Schüler – womit Vater wirklich Recht hatte, dass es wenige sein werden – sehen mich weiterhin an, als wäre ich von einem anderen Stern, bis noch eine Limousine vorfährt und ein blonder Junge aussteigt. Von dem scheinen sie das zu kennen, denn eine Blondine schmeißt sich an ihn und ich muss mir das nicht länger ansehen. Heute soll mein Bodyguard wohl bis zum Direktor mit, wie es den Anschein macht, weil ich noch nicht alleine bin. Er weiß wohl auch wohin es geht, denn er geht zielstrebig voran, während ich mich über den Aufbau der Schule wundere. Wieso ist die Sporthalle gleichzeitig die Eingangshalle? Ergibt das überhaupt einen Sinn oder ist das nur zu bestimmten Zeiten ein Sportfeld? Viel Zeit zum Anschauen bekomme ich keineswegs geschenkt, denn sobald ich länger brauche als er will, werde ich an die Hand genommen, sodass ich wieder gehe – wie öde. Beim Büro des Direktors angekommen klopft er und wir werden hineingebeten. Der Mann ist sogar schon grau und weiß – muss wohl an der Arbeit liegen. „Bonjour, Monsieur und Mademoiselle.“ „Bonjour, Monsieur Damocles. Ich bin im Auftrag von Xilan Fleur hier um Mademoiselle Fleur an Ihrer Schule anzumelden. Hier sind die Akten von der Privatschule in Japan, in Ihrer Sprache übersetzt und geschrieben sowie eine genaue Anweisung, wie Mademoiselle Fleur sich zu benehmen hat. Des Weiteren dürfen Sie Monsieur Fleur anrufen, falls irgendwas mit Mademoiselle sein sollte.“ Der Direktor nickt und überfliegt grob die Papiere mit den Sachen, die ich einhalten soll, wo sicherlich auch die Handhabung mit meinem richtigen Geschlecht steht. „Hmmm…, mit dem Sportunterricht müssen wir sehen, wie sich das einrichten lässt. Ansonsten habe ich keine Probleme damit. Wie sieht es mit Ihnen aus, Mademoiselle?“ Wenigstens werde ich noch gefragt, was ich davon halte. „Ich würde lieber ein normales Leben führen, ohne diese ganzen Anordnungen, jedoch denke ich, dass Vater ordentlich Geld in Ihre Schule investiert hat, weshalb ich mich weitestgehend füge, weil der Typ hier sowieso alles petzen wird. Was brauche ich für den Unterricht?“ Resignierend lasse ich meinen Frust in diesen Worten hinaus und bin innerlich gewappnet für das Kommende. Dass die beiden Herren sich ansehen und ein bisschen ratlos wirken, lässt mich innerlich zumindest schmunzeln. Lange hält dieser Zustand jedenfalls nicht an und mein Bodyguard verabschiedet sich. Der hat solange Pause, bis die Schule aufhört für mich. „Monsieur Fleur, Ihr Vater mag zwar recht klammernd in Ihren Augen sein und deswegen diese hohen Schutzmaßnahmen auffahren, aber er meint es nur gut mit Ihnen. Ich gebe Ihnen Ihren eigenen Lerncomputer mit. Sie können auf dem integrierten Bildschirm schreiben, zeichnen und Berechnungen mit dem dazugehörigen Stift erledigen. Ein Großteil der Bücher ist ebenfalls in diesem gespeichert. Weiteres Material wird Ihnen die jeweilige Lehrkraft mitgeben. Und nun begleite ich Sie zu Ihrer Klasse.“ Für einen alten Mann, der mich gerade mal einige Minuten kennt, scheint er meinen Vater richtig lesen zu können, was ich ihm hoch anrechne. Würde er bloß mit dem Tod von Mutter komplett abschließen, wäre er freier in seiner Art und Weise. Nach zwölf Jahren sollte er wirklich ein Ende der Trauer finden. Der Weg zur Klasse scheint er verlängern zu wollen, denn er führt mich noch netterweise durch das Gebäude. Meine Meinung von ihm ist, dass er ein gutes Herz hat, denn ein Direktor einer Schule hat an sich immer viel zu tun. Es sei denn, er möchte mich beruhigen, damit ich einen angenehmeren Tag ab jetzt verbringen kann. Irgendwie finde ich nichts negativ an ihm. Ein Mädchen läuft gerade die rechte Treppenseite hoch und schleicht danach in den Raum in der Nähe, welcher wohl ein Klassenraum zu sein scheint. „Dies ist Mademoiselle Marinette Dupan-Cheng. Sie geht in Ihre Klasse.“ Und ist zu spät, wie ich mitbekomme. Dass die Lehrerin nichts zu ihr sagt, wundert mich schon oder sie hat diese Marinette noch nicht bemerkt, was sich in diesem Moment ändert, als der Schulleiter gerade anklopfen möchte. Kurz hält er inne, vollführt seine Bewegung jedoch bis zum Schluss durch und öffnet die Tür um einzutreten. „Bonjour, Monsieur Damocles.“ „Bonjour, Madame Bustier. Dies hier ist Mademoiselle Shirado Fleur und ab heute in Ihrer Klasse. Dieses Papier händige ich Ihnen aus und geben Sie dieses bitte an die weiteren Lehrkräfte. Das ist sehr wichtig.“ „Natürlich, Monsieur Damocles.“ Sie überfliegt das Papier kurz, bekommt große Augen, sieht mich verdattert an und liest es richtig durch, ehe sie sich im Griff hat. Neugierig bin ich schon, was Vater wieder angestellt hat. „Ich werde nun gehen. Meine liebe Marinette, komme doch bitte morgen wieder pünktlich zum Unterricht. Mich würde es sehr freuen und Madame Bustier sicherlich auch.“ Nach diesen Worten schließt er die Tür hinter sich und geht seinen Weg zum Büro zurück, während ich hier wie bestellt und nicht abgeholt stehe. Nur bruchstückhaft alles zu verstehen macht die Sache keineswegs leichter. Was soll ich nun machen? Alle Plätze sehen belegt aus, wenn ich mir das so ansehe, wie immer zwei nebeneinandersitzen, obwohl auch zwei Jungen alleine sitzen, aber von dem gleichen Geschlecht soll ich mich ja fernhalten, weswegen diese Plätze wegfallen. „Nun, meine lieben Schülerinnen und Schüler haben wir dieses Jahr einen Neuzugang erhalten. Deswegen wird diese Stunde wohl für eine Vorstellungsrunde entfallen. Also, Shirado, ich bin Caline Bustier, deine Klassenlehrerin. Falls Probleme auftreten sollten, kannst du gerne zu mir kommen. Mich wirst du in Literatur, Geschichte und einige Fremdsprachen antreffen, wovon du eine recht gut zu beherrschen scheinst.“ „Bitte nicht so schnell, Madame Bustier. Noch verstehe ich nicht alles und welche Sprache meinen Sie bitte?“ „Entschuldigen Sie, Madame Bustier? Wie sollen wir mit einer fremden Person reden geschweige denn lernen können, wenn diese nicht mal uns richtig verstehen kann?“ Einige Wortfetzen habe ich schon verstanden und dein arrogantes Gehabe ebenfalls. Solche Personen kann ich am wenigsten ausstehen. „Chloé, dies war ein sehr ungerechtes Verhalten von dir. Shirado kommt aus Japan und laut dem, was ich weiß, hatte er nur drei Wochen Zeit unsere Sprache zu erlernen. Deswegen sollten wir …solltet ihr lieber helfen. Und die Sprache die ich meine ist Japanisch, Shirado. Neben dieser lernt ihr hier noch Englisch und Spanisch.“ Diese Chloé kann ich definitiv nicht ab, jedoch finde ich Sprachen generell wichtig und bin froh, dass es im Unterricht integriert ist, mehr als nur zwei Sprachen zu erlernen. Singen wird mir dabei sehr gut helfen. „Möchtest du dich der Klasse in Japanisch vorstellen? Wäre sicherlich eine gute Methode um herauszufinden, wer alles in den Sommerferien geübt hat.“ Eine Lehrerin mit Köpfchen, die wohl auch über dem Lehrplan schaut. Dieser Chloé merkt man sofort an, dass sie nicht gelernt hat. „Gerne doch. Ich heiße Fleur Shirado und bin 14 Jahre alt. Mein Vater lebt seit zweieinhalb Jahren hier in Paris, während ich seit gestern hier bin. Sein Name lautet Fleur Xilan.“ Bei dem Namen von Vater scheinen einige sehr hellhörig zu werden und staunen sogar. Ist er hier schon so berühmt? Klar, er ist weltweit bekannt, aber dass sogar Schüler ihn kennen wundert mich schon. Eher hätte ich von der oberen Schicht gedacht, dass diese ihn kennen würde oder bin ich hier in der oberen Schicht? Wenn ich mir alle so anschaue, dann eher weniger. Es ist gut gemischt, was ich eher mag. „Vorher habe ich eine Privatschule besucht. Bis auf mathematische Fächer oder zeichnerischer Tätigkeiten habe ich recht passable Noten. Wenn es hier einen Yoga-Kurs gibt oder Gymnastik bin ich gerne mit dabei. Zudem mag ich es zu singen. Ich verabscheue Arroganz, aber ab und zu bin ich es selber, weil ich dann schlechte Laune habe. Hoffentlich nehmt ihr mir diese nicht zu sehr übel. Ich freue mich eure Bekanntschaft zu machen.“ Wie es sich gehört verbeuge ich mich und male an dieser Tafel meinen Namen. Somit wäre meine Vorstellung auf Japanisch geregelt und ich habe extra langsam sowie deutlich gesprochen, denn ich möchte keineswegs unsympathisch erscheinen – besonders als Neuling. „Sehr gut, Shirado. Falls ihr noch Probleme habt kann euch unser neustes Klassenmitglied sicherlich helfen.“ „Es würde mich freuen.“ Ohne nachzudenken habe ich französisch gesprochen und bin erstaunt, dass ich es mal flüssig geschafft habe. Madame Bustier sieht lächelnd zu mir und scheint mir einfach ein bisschen Aufregung nehmen zu wollen, indem ich mich in meiner Landessprache vorstellen konnte. Bonuspunkte für sie – hundertprozentig. „Ein Problem haben wir, denn der Klassenraum ist nicht auf eine ungerade Zahl eingestellt. Deswegen kannst du dir gerne einen Platz aussuchen, wo du sitzen möchtest – sicherlich rücken deine neuen Klassenkameraden auf. Neben Ivan und Nathaniel ist sogar noch jeweils ein Platz frei.“ „Vielen Dank, aber was wird mit der restlichen Vorstellungsrunde, Madame Bustier?“ Sie wird peinlich berührt rot und schwenkt das Ruder zurück, damit sich die anderen vorstellen können. Nicht so ausführlich wie ich, aber die alle kennen sich sicherlich schon länger. Mir reicht es, um einen ersten Eindruck entwickeln zu können, denn die Tonlagen sprechen mehr, als die Worte es schaffen. Meine Platzwahl fällt neben Marinette, denn sie und diese Alya klangen wirklich erfreut über meine Anwesenheit, genauso wie einige andere – zum Beispiel Adrien – jedoch sollte ich möglichst Jungen vermeiden – laut Vater. Bei diesem sollte ich mich entschuldigen, wenn ich ihn heute wiedersehe, denn er meint es nur gut. Kaum möchte ich die paar Stufen hoch, stolpere ich über irgendwas und knalle auf die restlichen Stufen. „Treppensteigen will gelernt sein, Shirado.“ Dass einige lachen, kann ich ihnen keineswegs verübeln, weil es sicherlich lustig ausgesehen hat und in Kombination mit dem spöttischen Spruch – selbst ich hätte kichern müssen. Dass jedoch Chloé den Spruch ausgesprochen hat, finde ich weniger erfreulich. „Kann ich dir aufhelfen?“ Ernsthaft? Adrien will mir aufhelfen und sieht mich milde lächelnd an, weshalb ich die dargebotene Hand annehme und bei dem entsetzen Gesichtsausdruck von der Arroganz in Person mich doch freue gefallen zu sein. „Merci, Adrien.“ „Keine große Sache.“ Auch noch bescheiden – obwohl ich den Ausdruck in seinen Augen klar deuten kann – er mag es, dass man sich bei ihm bedankt. Schick sieht er ja aus, muss ich mir eingestehen, aber wir sollten uns hinsetzen, denn der Moment ist schon länger vorbei und die Szene wird peinlich – besonders da wir unnatürlich lange unsere Hände ineinander halten. „Ich glaube es nicht, dass Adrien dir einfach aufgeholfen hat. Wie hast du das geschafft, Shirado?“ Marinette flüstert zwar, aber sie ist echt aufgeregt dabei. Mag sie ihn etwa? Oder sind die beiden gute Freunde? Alya mischt sich ein und erklärt, dass er vorher noch nie aufgestanden ist, um jemand anderem aufzuhelfen und dies mitten im Unterricht. Keine Ahnung, wie ich darauf reagieren soll, denn ich weiß nicht, wie ich das geschafft habe, aber eines ist sicher – ich muss meinen linken Fußknöchel nachher mit Schminke bedecken, da sonst der blaue Fleck auffällt. Hätte ich besser mal nicht die Halbschuhe genommen heute. Die wenige restliche Zeit wird noch der Stundenplan erklärt, bevor ich mich für meinen Sportkurs eintragen muss. Gymnastik nehme ich sehr gerne und Yoga mache ich dann in meinem Zimmer – Platz genug habe ich ja. Ansonsten bleibt die Sitzordnung auch in anderen Räumen bestehen, sollte ein Raumwechsel erfolgen, was mich keineswegs stört, denn Marinette und Alya sind freundlich zu mir, obwohl es noch zu schnell für mich in Sachen Französisch geht. In einer Pause gehen wir hinaus und ich kann den Innenhof richtig kennenlernen, denn dem habe ich bisher weniger Beachtung schenken können, als ich wollte. Jetzt kann ich auch einen Überblick über die Schülerzahl der gesamten Schule erhalten und es sind doch insgesamt mehr, als ich erwartet hätte. „Shirado, dein linker Fußknöchel sieht echt schlimm aus. Kommt das von deinem Sturz? Musst du ins Krankenzimmer?“ „Nein, Alya, danke für deine Sorge um mich. Mein Körper reagiert recht schnell und deswegen bekomme ich früh blaue Flecken bei leichten Sturzhandlungen, wie vorhin im Klassenraum. Dafür habe ich aber Abdeckschminke mit.“ Die ich geschwind aus der Tasche hole und die Stelle bedecke, denn Vater wäre sonst wieder überfürsorglich. Mit ihr und Marinette unterhalte ich mich gut und frühstücke nebenbei. Dass ich in der Bäckerei von Marinettes Eltern war erfahre ich dadurch und noch einige Anekdoten der beiden Freundinnen, die mich herzlich mit einbinden und nach meiner Meinung fragen. Zu sehr quetschen die zwei mich nicht aus, was ich zuvorkommend von ihnen finde. Der Schultag ist zum Glück erst nur zur Eingewöhnung nach den Sommerferien gedacht, weswegen ich mitkommen konnte, aber ich muss wohl noch mehr üben, weil ich sonst Probleme erhalte und ich meinen Notendurchschnitt in den Fächern, die ich gut kann, gerne beibehalten möchte. Kaum beendet Madame Bustier den heutigen Schultag geht es hinaus. Am Eingang steht schon mein Beschützer und ich seufze genervt. Beide fragen mich, was ich denn habe und ich deute auf den Mann draußen. „Mein Vater will mich in Sicherheit wissen, aber es nervt wirklich. Lieber würde ich mehr Zeit mit euch beiden verbringen, denn mir hat es mit euch sehr gefallen, jedoch muss ich leider mich verabschieden. Ich freue mich auf unser morgiges Wiedersehen.“ Dass ich beide verwirrt stehen lasse, ist mir klar, jedoch reicht es für heute. Es war anstrengend die ganze Zeit zu übersetzen im Kopf. Mit diesem Lerncomputer muss ich mich ebenfalls auseinandersetzen. Ob man diesen in eine andere Sprache versetzen kann? Würde es mir zwar vereinfachen, aber es bringt ja nichts, wenn ich den einfachsten Weg wähle und dann trotzdem hinterherhinke, weil ich die Sprache nicht verstehe. Kurzum ist die Qual einfach die bessere Wahl. „Mademoiselle Fleur, wie war Ihr erster Schultag?“ Fragt der mich ernsthaft aus seinem Interesse her oder weil es zu seinem Beruf gehört? Mit solch einer Frage habe ich nicht mal gerechnet, weshalb ich ein paar Sekunden brauche. „Der Start war holprig, aber ansonsten ganz nett, danke der Nachfrage. Wie war Ihre Pause?“ Mit einer Gegenfrage hat er wohl nicht gerechnet, denn er braucht länger als ich, was mich amüsiert. „Sehr ruhig, Mademoiselle, danke der Nachfrage.“ Stille Übereinkunft – mich nicht maßregeln, ich nicht zickig werden. Hach, wäre es nur angenehmer draußen. Ihn muss das mehr schaden als mir, weil er ja schwarz trägt – bei der Hitze. Zum Glück habe ich meinen Fächer eingepackt und hole diesen heraus, um uns beiden Luft zu zufächeln. Solch ein großer Kung-Fu-Fächer für die Hand ist einfach genial. Er hält mir wieder die Tür auf und ich steige dieses Mal ohne Protest ein. Die Klimaanlage in der Limousine läuft zu gut, aber ich mag Kälte eher, sodass ich entspannt seufze und die Fahrt zurück genieße. Zwar wäre ich lieber zu Fuß gegangen, jedoch ist es angenehmer mit der Klimaanlage. Im Penthaus angekommen, verziehe ich mich erst in mein Zimmer, um diesen Lerncomputer aufzuladen sowie den Umgang mit diesem zu lernen. Mit solch einem Gerät habe ich bisher kein Stück hantiert. Die Chancen stehen 7/8 dass ich es schrotte. Mal schauen, ob es dennoch klappt. Nach einer Stunde habe ich genug und würde das Ding am liebsten schrotten, weil der Bildschirm nichts macht und immer nach einem Passwort fragt, welches ich weder kenne noch eingeben kann. Na gut, ich lasse es lieber auf meinem Schreibtisch liegen und mache mein Yoga zur Entspannung. Mitten in einer Figurenstellung klopft es an meiner Tür und ich lasse die Person eintreten, die sich als mein Bodyguard herausstellt. Was macht der denn noch hier? Er müsste doch frei haben, weil ich noch nicht durch Paris zwischendurch gehen darf. Eine Standpauke behalte ich dieses Mal im Mund, aber wenn ich schlecht gelaunt bin, vergesse ich gerne mal die Vorschriften und maßregle einige Personen um mich herum. Er fragt mich, ob er noch irgendwas für mich machen könnte, da er seinen Bericht fertig hat. Also wenn er danach fragt und sich anbietet, hätte ich nichts dagegen, wenn er meinen Lerncomputer so ändert, dass selbst ich an den Inhalt komme. Zum Glück schafft er es und das Handbuch liegt aufgeschlagen neben dem kleinen Handcomputer. War das mit dabei? Habe ich wohl komplett übersehen. Na ja, das macht nichts, jetzt darf ich ein Passwort aussuchen und gebe gleich eines in Japanisch ein. Welcher Franzose auch immer darankommen wird, der beißt sich die Zähne an meinem langen Passwort aus. Ich bedanke mich für seine Hilfe, beende meine Übungen und trinke ausreichend, bevor ich mich wieder an diesen Lerncomputer setze. Inzwischen ist er sicherlich bei seiner Familie – wenn er denn welche hat – und genießt seinen Feierabend. Viel war es heute zwar nicht, aber ich muss mich an ihn gewöhnen und er sich an mich, weswegen Vater immer eine Woche Eingewöhnungszeit gibt. Mein Stundenplan wurde mir auf dieses Teil gesendet und ich versuche diesen zu öffnen, was nach einigen Versuchen funktioniert. Meine Güte sind das viele Fächer und dann auch noch welche mit Mathematik. Wozu braucht man den Schwachsinn denn noch? Ab der sechsten Klasse hat man alles gelernt, was man braucht – der Rest danach ist nur Folter. Aber die vielen Fremdsprachen finde ich interessant. Ob mein Agent mich wirklich hier vermitteln kann? Immerhin ist er in Japan bei seinen anderen Klienten. Wäre schön, wenn er einen guten Freund von ihm als Ersatz finden würde, denn sonst hat er nur Stress wegen mir, was ich ihm ungern antun möchte – dafür war er viel zu freundlich meiner Person gegenüber. Mal sehen, wie es mit mir läuft – ob Europa mich überhaupt annimmt steht erstmal aus und umgekehrt. Erstmal sollte ich mich mehr auf meine neue Landessprache einstellen. Am nächsten Morgen frühstücken Vater und ich zum Glück auf japanische Art und Weise, was mir eher mundet. Ich habe mich für mein Verhalten entschuldigt und er sich für seinen Übereifer. Der Direktor hatte Recht damit und wir unterhalten uns über gestern, weil ich ihn nicht mehr zu Gesicht bekommen habe – die restliche Müdigkeit habe ich am gestrigen frühen Abend noch kompensiert und fühle mich heute auch besser. Wenig Schlaf schadet echt den Nerven und dem Gemüt. „Es freut mich, dass dein Tag trotz dem schwierigen Anfang angenehm war, Shirado. Wir haben heute Abend einen Termin mit dem Bürgermeister von Paris und seiner Tochter. Bitte kleide dich angemessen.“ „Werde ich machen, Vater.“ Traditionelle Kimonos also. Sonst darf ich sie nicht tragen, wegen dem hohen Wert, aber heute Abend einen tragen zu dürfen freut mich enorm. Ich liebe es einfach sie zu tragen. Heute gehe ich gesitteter aus dem Hochhaus und mein Bodyguard meint, dass wir ruhig bis zu der Bäckerei gehen können, um von dort aus wegzufahren. Dagegen habe ich nichts einzuwenden, denn es hat mir sehr gut geschmeckt und ich möchte ein anderes Gebäck ausprobieren. Da Marinettes Eltern die Inhaber sowie Vertreiber sind, könnte ich sie vielleicht mitnehmen. „Laut Ihrem Vater ist es mir an sich untersagt, aber wir können ja den Chauffeur mit leckerem Gebäck bestechen, damit er den Mund hält, weil ich das aus dem Bericht weglasse.“ Heute ist mir mein Beschützer sympathischer und die Eltern von ihr stellen sich vor, wie ich es mache. Mein Bodyguard Ricardo Velez – ein Spanier, dessen Name ich auch zum ersten Mal höre – stellt sich ebenfalls vor und sie rufen ihre Tochter, während ich für den Fahrer, Ricardo und mich eine Kleinigkeit kaufe, weil der heutige Schultag lang sein wird und es hier eine große Menge an Auswahl gibt. „Oh, Shirado, schön dich zu sehen und nett von dir, dass du mich mitnimmst.“ Sie gähnt danach recht ausgiebig – es muss wohl ein langer Tag für sie gestern gewesen sein. „Sehr gerne, Marinette. Ich finde es an sich schöner zu gehen, aber Vater besteht darauf zu fahren, weshalb ich es angenehmer finde nicht nur mit meinem Beschützer gefahren zu werden. Hier, Ricardo, dein Frühstück.“ Eine kleine Überraschung für ihn und ich bin zufriedener heute. Entweder fehlte der Schlaf oder die restliche Entwicklung vom gestrigen Tag. Wie dem auch sei, mir geht es heute besser. Marinette und ich reden ein bisschen über den gestrigen Schultag und der Fahrer behält diese Sache für sich, weshalb Vater keinen Wind davon bekommt, dass ich einfach seine Regeln mit Hilfe seines Personals umgehe. Anscheinend finden die beiden mich mit positiver Laune besser, denn sie hoffen auf weitere stressfreie Fahrten mit mir. Bei dieser kleinen Anmerkung von meinem Verhalten spiele ich die beleidigte Leberwurst, weil ich es schon gemein gefunden habe von ihnen und die zusätzlich lachen. Ricardo geht vor und erst steigt Marinette aus bevor ich nachkomme. Weswegen kommt es mir vor, dass die Strecke von der Bäckerei zur Schule nur ein Wimpernschlag ist – trotz des Verkehrs? „Wir sehen uns heute am späten Nachmittag wieder. Welche Farbe soll Eure Gymnastikkleidung haben, Mademoiselle Fleur?“ Er kauft wirklich Kleidung für mich? Sonst macht Vater dies im Handumdrehen auf seiner Arbeit, doch Sportbekleidung liegt ihm keineswegs, sodass er es gerne anderen Leuten überlässt. Ihm beschreibe ich nun, wie sie aussehen sollte und was er als Abweichung nehmen darf, denn ich möchte schon gut aussehen, falls Wettkämpfe stattfinden sollten. Sicher ist sicher. Alya hetzt auf uns zu und wirkt aufgeregt auf mich. „Gestern hat Ladybug mich gerettet! Cat Noir war auch dabei – schaut euch das an!“ Sie zeigt ein Video auf ihrem Handy und ich komme nicht ganz mit, weswegen sie so aus dem Häuschen ist – das sind Teenager in Kostümen, die einen guten Film machen, wie ich finde. „Ist das wirklich echt? Wie kann denn dieser eine Typ aus seinen Augen Laserstrahlen schießen und andere in Mumien verwandeln? Dies kann nur ein Film sein.“ Ein Fettnäpfchen habe ich wohl betreten, denn Alya sieht ein bisschen verärgert aus. „Natürlich ist das echt! Ich war dabei und Ladybug sowie Cat Noir retten Paris seit einigen Wochen vor solch gefährlichen Schurken!“ Beschwichtigend hebe ich meine Hände hoch, denn ich war gar nicht darauf gefasst, dass sie wohl ein riesiger Fan sein könnte, denn nur solche gehen ab, wenn man ihre Passion herunterputzt – auf welche Art auch immer. Marinette scheint sich unwohl zu fühlen. „Oh, Alya, sieht die Frisur von Ladybug nicht genauso aus wie die von Marinette?“ Entschuldigend sehe ich diese an, denn die aufbrausende Mitschülerin wollte ich mit einem Themenwechsel beruhigen. Sie vergleicht beide mehrmals, jedoch wirkt sie nicht gerade überzeugt von meiner Behauptung. Wenigstens ist sie ruhiger und erzählt mir, was sie schon alles auf ihrem Blog im Internet veröffentlicht hat. Du meine Güte, sie ist wahrlich ein Fan mit Zügen von einem Paparazzo. Zudem werde ich gefragt, weshalb ich nichts von dem Vorfall in den Nachrichten gesehen oder im Radio gehört habe. „Ich besitze – bis auf den Lerncomputer – keinen Computer. Einen Fernseher habe ich ebenfalls nicht. Mein Handy ist zwar modern, kann aber nicht ins Internet und bis auf meine Musikanlage geht mir meistens alles andere kaputt, was ich an elektronischen Geräten besitze. In der Limousine hören wir an sich nur CDs. Allerdings war ich in Japan immer recht beschäftigt, sodass ich keine Langeweile hatte. Wie es hier aussieht, weiß ich noch nicht.“ Klingt zwar in der modernen Zeit recht hinterwäldlerisch, aber bisher habe ich das keineswegs vermisst. „Dann werden Marinette und ich dich auf dem Laufenden halten. Es kann ja nicht sein, dass du nicht weißt, was in Paris abgeht, Shirado.“ Ich bedanke mich fragend, denn ich habe absolut keinen Schimmer, wieso ich unbedingt das wissen muss, aber unfreundlich möchte ich keineswegs sein. Diese Ladybug scheint eine Art Hobby von ihr zu sein, wenn ich es richtig verstehe. Sie möchte am liebsten noch mehr Lobpreisungen loswerden, aber wir müssen in den Klassenraum gehen, weil wir sonst zu spät kommen, weswegen Marinette und ich Alya einfach in das Gebäude schieben, da sie kein Ende findet. Im Klassenraum steht schon eine Lehrkraft, die wohl in eine Zitrone gebissen zu haben scheint, denn ihre gesamte Mimik spiegelt wider, dass sie sauer zu sein scheint. Vielleicht irre ich mich auch, denn ich kenne sie keineswegs. Wir setzen uns und holen diese Computer heraus, obwohl ich noch Probleme mit dem technischen Gerät habe. „Guten Morgen, Schüler!“ „Guten Morgen, Madame Mendeleiev!“ Bei diesem Namen habe ich mir auf die Zunge gebissen und mich gleichzeitig verschluckt, weswegen ich hier ein recht jämmerliches Bild abgebe. „Ah, du bist neu hier, Shirado. Ich verbitte mir solche Störungen in meinem Unterricht.“ Als ob ich steuern könnte, wann und wie ich husten muss. Da es mir leichter fällt, entschuldige ich mich in meiner Erstsprache, was sie nicht versteht und es als respektlos bezeichnet. Dass Chloé ihren Kommentar dazu abgeben muss, macht die Sache keineswegs leichter für mich, der immer noch husten muss. Eine blöde Situation ist das. Ein paar weitere Huster meinerseits und ich kann wieder normal atmen. Mein Gesicht ist sicherlich knallrot von der Aktion. „Pardon, Madame, aber mir fällt es noch schwer diese Sprache zu sprechen und Ihr Name war eine große Herausforderung. Ich werde diesen in meinen Übungsplan aufnehmen und mich bessern.“ „Hören Sie nicht auf sie, Madame Mendeleiev, sie will sich nur herausreden, weil sie neu ist.“ Diese Blondine könnte ich echt mal Intelligenz verpassen – was für eine schlechte Lüge! Ein bisschen Anstand würde ebenfalls nicht schaden. „Schon gut, ich weiß, dass unser Sprachstamm mit dem in Asien keineswegs übereinstimmt, weshalb ich heute Nachsicht walten lasse, Mademoiselle.“ „Vielen Dank, Madame.“ Puh, ich habe Glück gehabt. Lange hält es keineswegs, denn wir haben Physik. Bei den Kami, ich werde untergehen. Da hatte ich schon Probleme mit in meiner Sprache – hier wird es wohl noch schlimmer werden. Einigermaßen verstehe ich ihre Erklärungen, aber dennoch entschließt sich mir der Rest und ich scheine recht bedröppelt auszusehen. Diese Aufgabe würde ich nie im Leben lösen können. Zu allem Überfluss scheine ich die Aufmerksamkeit von der Lehrerin erhalten zu haben, da sie sich neben mich stellt und auf meine Versuche schaut, die ich aufgeschrieben habe. Bei ihrem Laut, der Unmut ausdrückt, denke ich, dass ich alles löschen kann – wenn ich wüsste wie. Sie geht in die Hocke und sieht mich durchdringend an, bevor sie anfängt. „Kann es sein, dass es Probleme gibt, Shirado?“ „Ja, Madame. Ich konnte diese Art der Fächer noch nie, selbst mit selbstauferlegtem Lernpensum. Mir fehlt wohl einfach das Verständnis dafür.“ „Dieser Umstand ist wahrlich ein Problem. Ich werde schauen, was sich einrichten lässt. Und warum löschen Sie die falschen Antworten von sich nicht?“ Peinlich berührt sehe ich sie an und sie schaltet flott. „Sie sind ein Fall für sich, Shirado. Ich erkläre es Ihnen.“ Nicht nur eine Erklärung erhalte ich, sie zeigt es mir und stellt meinen Lerncomputer soweit um, dass ich leichtere Aufgaben aus unteren Klassenstufen bekomme, damit ich die Grundlagen beherrsche, bis ich aufholen kann. Ihr sauertöpfisches Aussehen verbirgt eine gute Lehrkraft – die sicherlich eine kurze Lunte hat, aber trotzdem für ihre Schüler da ist. Danach redet sie noch genauso leise mit Adrien, wie mit mir, der nur nickt und sie scheint zufrieden zu sein. Indes versuche ich die einfacheren Aufgaben, die ich trotzdem nicht hinbekomme. Warum lernt man so einen Blödsinn, wenn man ihn im echten Leben keineswegs braucht? Verstehe einer die Schulreformen. Nach der nächsten Doppelstunde in Mathematik bin ich komplett ausgebrannt. Mir würde es für heute reichen, aber wir haben gerade mal die erste Pause. Kami, so helft mir doch bitte aus dieser Misere! Man kann Chloé laut und deutlich hören, dass ihr Vater mit einem großartigen Modedesigner heute Abend essen wird. Mehr scheint sie nicht zu wissen, aber sie hofft wohl auf Adrien, der anscheinend auch einen Vater in dem Modebusiness hat, weil sie ihn bedrängt. Jedoch wird meine Aufmerksamkeit auf das Gespräch der beiden Freundinnen neben mir gelenkt, die sich darüber unterhalten, wie die vorherige Lehrerin war. Es hat den Anschein, dass sie sonst wirklich sauertöpfisch ist. Noch habe ich Welpenschutz, wenn ich mir das anhöre. Nach der Pause haben wir Madame Bustier und ich kann besser mitmachen, als davor, was kein Wunder ist – Sprachen liegen mir eher, mit oder ohne Startschwierigkeiten. Diese Stunden gehen vorbei und die Mittagspause ist länger angesetzt. Während wir drei unsere Gerichte essen kommt Adrien zu uns, was nicht nur mich zu wundern scheint. „Hey, Marinette, Alya und Shirado.“ Die Mädchen wirken ganz aus dem Häuschen, doch noch kenne ich ihn nicht gut genug, um ihre Gefühlslage zu verstehen, die allein er auszulösen scheint. „Madame Mendeleiev hat mich gebeten dir Nachhilfe zu geben, Shirado. Ich hoffe, dass es für dich okay ist.“ Was soll ich dazu denn sagen? Wenn ich verneine, wäre es doch eine Beleidigung für die Lehrerin und ihn, also nehme ich dankend an und er meint, dass es besser wäre, wenn wir bei mir daheim lernen würden, da er oft kaum Zeit hat und mich nicht seinem Stress ausliefern möchte, was ich zuvorkommend von ihm finde. Dem stimme ich zu und er gibt mir seine Handynummer, damit wir Termine abgleichen können. Er hat mehr als gute Noten, wenn die Lehrerin ihn anfragt, ob er mir Nachhilfe gibt. Mir würde jeweils eine Drei im Schnitt in diesen Fächern reichen – sollte ich denn zu dieser Note kommen. Das Thema danach ist Adrien und ich bekomme eine Menge an Informationen. Ich lag richtig damit, dass er ein Sohn von einem Modedesigner ist. Sein voller Name lautet Adrien Agreste und er modelt ebenfalls für seinen Vater. Schauspielernde Talente besitzt er zusätzlich und er ist ein guter Schüler, wie es aussieht. Sein bester Freund ist Nino Lahiffe, der neben ihm sitzt. Er scheint hier wahrlich ein Star zu sein. Uns verbindet definitiv die gleiche Arbeit unserer Väter. Keine Ahnung wieso wir nicht mit den Agreste ein Abendessen in einem Restaurant haben – wäre doch interessanter als mit dem Bürgermeister und seiner Tochter. Wieso denke ich überhaupt daran? Ich sollte mir weniger Gedanken darüber machen und den Zettel mit der Handynummer ordentlich verstauen, damit ich diese daheim eingeben kann. Die letzten Stunden sind Kunst und Literatur. Ersteres ist erneut eine Schwäche von mir, aber in Literatur kann ich aufwarten, denn ich lese viele Bücher – obwohl die meisten alten Geschichten – wie Romeo und Julia – öde sind. Lieber lese ich reale Geschichtsbücher und habe mehr Spannung und Gefühle. Zudem lerne ich dabei auch noch als Bonus ein wenig. Am Ende des Schultages bekomme ich in der Limousine meine Gymnastiksachen präsentiert und bin mit der Auswahl zufrieden. Marinette und Alya hatten schon etwas vor, aber ich bin ja noch in der Eingewöhnungswoche – also wird das nichts mit Treffen nach der Schule. Da ich Vater sowieso noch von Adrien Agreste erzählen muss, wird das eine längere Diskussion werden. Jedenfalls besitze ich eine Menge guter Argumente für die Nachhilfe – drei Stück. Meine Worte muss ich mir nur zurechtlegen. Zuhause angekommen mache ich erst zur Entspannung Yoga, bevor ich die paar Hausaufgaben bewältige und mich frisch mache, um mir einen schicken Kimono anzuziehen. Der in Weiß mit den blühenden Kirschbaumzweigen steht mir ausgezeichnet. Nur noch die passenden Schuhe dazu und somit schleift mein Kleidungsstück nicht mehr am Boden. Meine Haare richte ich mir und danach überbrücke ich die restliche Zeit damit herauszufinden, wie ich bei dem neuen Handy eine Nummer speichere. Zu meiner Verwunderung klappt das sogar beim ersten Mal und ich rufe wohl zudem Adrien an, bei dem ich mich entschuldige, weil ich ihn gestört habe, ohne einen triftigen Grund zu liefern. Am anderen Ende der Leitung lacht er nur und empfindet es in Ordnung. Wir sprechen über belanglose Themen und legen danach auf. Er ist ein guter Unterhalter und scheint sich für Animes zu interessieren, denn er hat mich nach einigen Namen gefragt, von denen ich nur CDs habe, um meine Stimmbänder zu lockern, wenn ich singen möchte. Animelieder sind da einfach die besten für. Diese könnte ich ihm ja zum Hören anbieten – als kleine Gegenleistung für die Nachhilfe, die er mir noch geben wird, wenn Vater zustimmt. Apropos Vater – wo bleibt er denn? Er muss sich auch noch fertigmachen für das Abendessen. Gerade denke ich an ihn und schon höre ich ihn. Vier Beschützer haben wir nun bei uns, von denen niemand Ricardo ist. Selbst der Chauffeur ist mir unbekannt. Wer sind diese Männer? Da Vater bei mir ist und er diese Männer akzeptiert oder toleriert – in seinen Kopf kann ich keineswegs sehen – bleibe ich ebenfalls ruhig. Er trägt im Gegensatz zu mir einen nachtblauen Anzug. Ich mag diese klammernden Anzüge nicht – deswegen bin ich froh, dass ich traditionelle Kleidung tragen darf. Die Limousine hält vor einem piekfeinen Nobelrestaurant. Bei den Kami, ich will von hier sofort weg. Man wird nie satt in solchen Restaurants, sie sind sehr teuer und haben meistens hochnäsige Attitüden. Stress pur, weil ich mich verstellen muss. Mal sehen, ob und wie lange ich es schaffe. Die Bodyguards steigen aus und dann dürfen wir erst. Vater geht vor und hält mir die Hand hin, um mich zu führen. Diese Show ziehen wir seit Jahren ab. Den wahren Grund kenne ich keineswegs, aber es soll meinem Schutz dienen. Schutz vor irgendwas oder irgendwem. In dem Restaurant verteilen sich die vier Beschützer im Raum, was merkwürdig aussieht. Ein paar weitere sind ebenfalls zugegen. Hier sieht es aus, als ob sich einige Yakuza treffen würden. Der Oberkellner begrüßt uns und Vater regelt alles, sodass wir an den Tisch geführt werden, wo schon zwei Personen sitzen – leider kenne ich eine davon. Sie scheint zu merken, dass Vater und ich zu dem Tisch geführt werden, an dem die zwei sitzen und wirkt weniger begeistert davon. „Monsieur und Mademoiselle Bourgeois, Ihre Gäste, Monsieur und Mademoiselle Fleur. Der Aperitif wird in wenigen Augenblicken gebracht.“ Daraufhin verschwindet der Oberkellner und Vater schiebt mir den Stuhl – nach der obligatorischen Begrüßung – zurecht, sodass ich mich setzen kann. „Verehrter Monsieur Fleur, es ist mir eine Freude Sie endlich an einen Tisch zu bekommen und persönlich kennenzulernen. Die Telefonate mit Ihnen waren recht nett, aber ein persönliches Treffen blieb uns bis heute verwehrt.“ „Dies trifft zu, Monsieur Bourgeois. Ich wollte auf Shirado warten, bevor ich engere Kontakte knüpfe. Wie Sie sehen können, ist mein Kind nun endlich hier in Frankreich.“ Champagner für die beiden wird gebracht, während wir Teenager wohl diesen alkoholfrei bekommen, was ich freundlich ablehne und lieber Wasser hätte. Dieser Wunsch wird mir erfüllt und ich finde es besser. Hoffentlich gibt es keine landestypische Küche. Gerade, weil wir keine Menükarten erhalten haben, denke ich, dass hier alles vorbestellt wurde. Chloé sieht mich heimlich sauer an, macht ansonsten jedoch eine auf nettes Papakind. Definitiv verzogen und ich bin froh, dass ich anders bin. Die Vorspeise besteht aus einem Salat mit Garnelen darin. Damit kann ich sogar leben und ich muss sagen, dass es schmeckt. Weiterhin bleibe ich jedoch bei meinem Wasser, auch wenn der für uns zuständige Kellner verschiedene Weine anbietet. Vater und der Bürgermeister reden über Politik, Wirtschaft sowie Börsenentwicklungen, während Chloé und ich ruhig bleiben. Die Zwischenspeise ist ein Teller Suppe und nun bewegt sich die Blondine mir gegenüber ein bisschen, was mich wundert. Allerdings erschrecke ich kurz, als der Kellner plötzlich stolpert und dabei den Teller Suppe auf den Tisch kippt. Ein paar Tropfen bekomme ich zwar ab, aber sie macht aus der Mücke einen Elefanten. Sie macht Theater und manipuliert ihren Vater soweit, dass es sich nicht geziemt, dass die Gäste des Bürgermeisters solch eine Tragödie – sie trägt extrem dick auf – erdulden müssen, weil diese seinem Ruf schadet. Was für ein großer Blödsinn. Den Kimono kann man reinigen und danach ist alles wie vorher. Mein Vater versucht zu vermitteln und der Kellner entschuldigt sich andauernd, bis der Oberkellner kommt und wissen möchte, weswegen hier so ein Tumult herrscht. Mir platzt langsam der Kragen, bei diesem schlechten Theater und ich haue mit meinen flachen Händen auf den Tisch, während ich ruckartig aufstehe. „Jetzt reicht es mir. Ich kenne dich gerade mal aus der Zeit in der Schule, was nur zwei Tage sind, Chloé, aber du bist ein verzogenes, arrogantes und manipulierendes …Mädchen, welches nicht davor scheut unschuldige Personen in ihren Existenzen zu zerstören, nur um die Macht des eigenen Vaters auszunutzen! Der Kellner kann nichts dafür, dass er stolpert – er ist genauso ein Mensch wie du! Also höre auf hier Theater zu machen und werde mal vernünftig. Ich habe vielleicht vier Tropfen von der Suppe abbekommen und das kann die Reinigung richten. Und nun entschuldigt mich, ich brauche eine kurze Pause von diesem Gehabe.“ Jetzt entschuldigt sich Vater in hohem Maße für meinen Wutausbruch, der eine hohe Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat, aber viel bekomme ich nicht mehr davon mit, denn ich verschwinde in dem Gang zu den Toiletten und nehme bewusst die Herrenseite. Leicht benetze ich eines der Handtücher, die es hier statt den Papiertüchern gibt, und tupfe auf die Flecken, damit sie sich vom Stoff lösen. Diesen Vorgang mache ich lange genug, damit die Flecken heller werden und ich somit kaum noch sie sehen kann. Trotzdem bin ich wütend auf Chloé, denn solch eine Farce kann doch nicht wahr sein. Zwar weiß ich, dass Vater sich gut mit der Regierung stellt – hat er auch in anderen Ländern gemacht, wo er Firmen aufgebaut hat, die seine Kleidung produzieren – jedoch ist die Tochter vom Bürgermeister bisher das schlimmste Kind, welches ich treffen musste. Falschheit und Manipulation in einer Person. Schrecklich – einfach schrecklich finde ich das. Es dauert noch, denn ich möchte den dunklen Wasserfleck trocknen lassen, aber zwischendrin höre ich laute Schreie und noch viel mehr Geräusche, die mich wundern – ist hier ein Überfall gestartet worden trotz der hohen Sicherheit? Wer so bescheuert ist, muss verzweifelt sein, anders könnte ich mir solch eine Dummheit keineswegs erklären. Die Schreie verstummen nach und nach und ich wundere mich weswegen es plötzlich geschehen ist. Entweder ist der Tumult – der Auslöser von diesem – gebändigt worden oder ich höre schlechter, als ich angenommen habe. Bekommt man überhaupt ein schlechtes Gehör, wenn man nicht gut und ausreichend schläft? Diesen Gedanken sollte ich auf später verschieben, denn ich möchte gerne zu Vater zurück – falls er denn auf meiner Seite ist. Das gilt es zu überprüfen. Den Gang von den Toiletten verlasse ich und muss einem fliegenden Teller ausweichen. Seit wann können Teller denn fliegen? Alle Gäste und sogar die Bodyguards und Kellner sitzen an den Tischen und werden mit Essen vollgestopft – als ob das Besteck mit dem Geschirr lebendig geworden wäre. Ist das eine Illusion der höheren Schicht hier in Paris? Ich kapiere dieses Schauspiel kein Stück. „Ah, Mademoiselle Fleur, es freut mich, dass Sie zurückgekehrt sind.“ Der Mann, der mich anspricht, sieht einem Kellner recht ähnlich, aber er wirkt etwas unheilvoller. „Selbstverständlich der Herr. Können Sie mir bitte erklären, wieso das Essen in die Gäste reingeschaufelt wird?“ „Gewiss doch. Damit keine Unfälle mehr passieren können, habe ich dafür gesorgt, dass unsere Gäste direkt mit dem Essen versorgt werden, ohne aufstehen zu müssen. Alles funktioniert automatisch und ich höre keine Beschwerden.“ Okay? Ein bisschen gruselig klingt er dabei schon und beschweren können sich die Gäste kein Stück, denn deren Münder werden sofort gestopft, sollten sie ihren Mund aufmachen. „Dürfte ich Sie nun zu Ihrem Tisch begleiten? Sie werden von mir persönlich bedient und zwar auf dem Dach dieses noblen Etablissements.“ An sich würde ich lieber bei Vater bleiben, aber ich glaube, dass es besser wäre, wenn ich mitgehe. Wer weiß, was sonst passieren könnte? Vollgestopft werden mit Schnecken und Froschschenkeln möchte ich keineswegs – viel zu ekelhaft. Kaum möchte er mich nach oben führen, stellen sich zwei Personen uns entgegen, die ich von dem Video her kenne, welches Alya gezeigt hat. „Madame Ladybug und …ähm… Monsieur Cat Noir, nicht wahr?” „Meine Ehrengäste sind soeben eingetroffen.“ „Lass‘ die Leute frei, Fieser Kellner!“ Sie hat einen gut fordernden Ton auf Lager. Wieso soll er diese überhaupt freilassen, wenn es zu einer recht merkwürdigen Show gehört? „Sobald sie meine Arbeit zu schätzen wissen, werden sie frei sein. In der Zwischenzeit werde ich Mademoiselle Fleur bedienen, während ihr beiden genug zu tun haben werdet.“ Er schnippt einmal und das übrige Geschirr und Besteck schweben so zusammen, dass daraus komisch aussehende Männchen entstehen. Ohne Mühen führt er mich weiter, während die beiden mit den Männchen beschäftigt sind. „Bleib‘ gefälligst hier!“ So ganz verstehe ich das alles nicht, aber der Fahrstuhl nach oben fährt fehlerfrei, weshalb das Stück für mich speziell auf dem Dach weitergeführt wird, denke ich zumindest. Davon wurde ich nämlich nicht in Kenntnis gesetzt. Ganz klar ein Verstoß gegen vorgegebene Formrichtlinien, wie es sich in dem Business schickt. Gefällt mir allerdings gut, nicht zu wissen, was geschehen wird – Überraschungen mag ich sehr. Na ja, kommt darauf an WAS es für eine ist. Auf dem Dach angekommen sehe ich einen schön gedeckten Tisch, der simpel, aber elegant aussieht. Das Beste ist, dass ich schon das Sushi erkennen kann. Endlich mal ein Gericht, was mir gefällt. Der Kellner schiebt mir den Stuhl zurecht, sodass ich angenehm sitzen kann, bevor er mir Wasser einschenkt und mir die einzelnen Arten des Angebotes erklärt. Ich hätte nicht gedacht, dass es Experten außerhalb Japans gibt, die viele verschiedene Arten benennen sowie erklären können. Wahrlich ein Ohren- sowie Gaumenschmaus. Auf Wasabi, eingelegtem Ingwer und Sojasauce verzichte ich, weil ich den natürlichen Geschmack verehre. Kaum möchte ich die nächste Sorte mir schmecken lassen platzen die beiden von vorhin durch die Tür vom Treppenhaus. Sportlich müssen beide recht aktiv sein mal eben neun Stockwerke hoch zu rennen. „Dein Spiel ist aus!“ „Die Vorspeise ist noch nicht ganz auf und ihr stört schon wieder. Nehmt doch Platz und genießt das Essen mit Mademoiselle Fleur gemeinsam.“ Wo diese Stühle herkommen, sind mir ein Rätsel und dass sie schweben können ein noch größeres, aber Ladybug und Cat Noir zerstören einen nach dem anderen. Nun hat der Kellner einen Haufen Servierplatten in einer Hand und wirft sie blitzschnell mit der anderen in deren Richtung, sodass sie ausweichen müssen. Diese Show muss regelrecht hohen Kostenaufwand haben und das nur für mich. Geschmeichelt fühle ich mich schon. Diese komischen Männchen tauchen wieder auf und diese Kombination scheint die zwei Jugendlichen müde zu machen. „Hör‘ auf den Kellner zu spielen und schnappe dir ihre Miraculous!!“ Was war das denn für eine Stimme, die ich zu hören bekomme? Sie klingt hart und fordernder, als die von Ladybug vorhin. Mir gefällt die Tonlage kein Stück. „Aber ich habe Mademoiselle Fleur noch nicht komplett bedient, wie sie es verdient.“ „Sie kannst du bedienen, wenn Ladybug und Cat Noir nicht mehr stören!“ Anscheinend hat es bei ihm Klick gemacht, denn er wirkt angriffslustiger als vorher. Dieser Kellner schmeichelt mir zwar, jedoch finde ich, dass dieses Theaterstück ein wenig zu weit geht, als die zwei ernsthaft verletzt werden. „Glücksbringer!“ Diese Ladybug hat ein interessantes Jo-Jo, denn es verwandelt sich in zwei Fotos – es sieht zumindest für mich so aus, obwohl sie ihr Jo-Jo noch bei sich hat. Sie hat aber keine Ahnung, was sie damit anfangen soll, wie es mir scheint, bis sie wohl doch noch eine Idee erhält. „Kannst du ihn ablenken, Cat Noir? Ich muss zur Mademoiselle.“ „Geht klar, Ladybug. Kataklysmus!“ Uh, die Showeinlage von Cat Noir ist erstaunlich – er lässt mit seiner Kraft, die dunkel wabernd um seine Klauen wandert, alles, was er berührt, verrosten oder zu Staub zerfallen – recht effektiv. Inzwischen hat sich Ladybug zu mir gesellt und überreicht mir ein Foto, aber bis auf die Frage, ob ich die Person kenne, kann sie nicht stellen, da sie ausweichen muss. Mein Blick fällt auf die Person im Bild und ich habe keine Ahnung, was ich mit dieser anfangen soll, bis mir einfällt, dass es der Kellner ist, der von Chloé ordentlich erniedrigt wurde. Was bringt mir diese Erkenntnis? Soll ich diesen etwa rufen? „Ähm…, Monsieur Kellner?“ Geschwind steht er bei mir und ich frage ihn nach dieser Person auf dem Bild und wo sie gerade steckt. Seine Antwort darauf überrascht mich, denn er ist es persönlich. „Wieso kämpfen Sie dann gegen die beiden Jugendlichen, obwohl dies nur ein Theaterstück ist – auch wenn mich Ihr Einsatz schmeichelt?“ „Man hat mir diese Kräfte gegeben, damit ich der beste Kellner von Pairs werden kann – wenn ich es schaffe Ladybug und Cat Noir zu besiegen.“ Einleuchtend klingt das schon, wenn man so sehr in den Dreck gedrückt wurde wie er. Ich nehme eine Hand von ihm und sehe ihn freundlich an. „Sollten Sie der beste Kellner von Paris sein, hätten Sie keine Konkurrenz mehr, um sich zu verbessern oder von älteren Kellnern zu lernen. Was bringt es Ihnen? Außerdem mag ich menschliche Personen lieber, die auch mal Fehler machen. Mir hat es, wie schon erwähnt, nichts ausgemacht, dass ich ein paar Tropfen Suppe auf meinen Kimono bekommen habe. In meinen Augen war dies sogar der beste Teil des Abends, da ich endlich mal Abwechslung erhalten habe. Können Sie nicht wieder der Kellner werden, der Sie vorher waren. Von diesem möchte ich nämlich sehr gerne bedient werden.“ „Ehrlich?“ „Höre nicht auf sie! Besiege Ladybug und Cat Noir, damit ich ihre Miraculous bekomme!“ „Natürlich, ich bin eine ehrliche Person.“ Er überreicht mir eine Menükarte, die ich hier herzlich vermisst habe und die hat er wohl für einen besonderen Anlass verfasst. Fragend sehe ich ihn an, denn ich verstehe nicht ganz, bis er mir zeigt, dass ich sie mehrfach zerreißen soll, was ich verwirrt auch mache. Aus diesem Haufen fliegt ein schwarzer Schmetterling, den ich bei mir halte, weil er nicht wegfliegt. „Du armer Schmetterling hast sicherlich Angst gehabt. Die brauchst du nicht mehr zu haben. Fliege zu deiner Familie zurück.“ Lust hat er wohl keine dazu, aber der Körper von dem Kellner bewegt sich ruckartig und er schlägt hart auf den Boden ein, was mich wundert. Dieser bildet Risse und somit stürzt das Dach ein – gerade der Teil davon, auf dem ich bin – und ich falle. Was ist mit ihm denn plötzlich passiert? Ich dachte, er wäre wieder normal im Kopf, aber da habe ich mich wohl geirrt. Der Schmetterling ist auch nicht mehr bei mir – komische Wendung. Mein Fall wird abgebremst und ich finde mich in den Armen von Cat Noir wieder. „Gar nicht mal so übel für einen Nicht-Superhelden, den Akuma zu finden.“ Will er mich necken? Das kann er auch bekommen. „Keineswegs so übel mich zu fangen und gleichzeitig den Fall abzubremsen für einen, der keine richtige Muskelmasse besitzt.“ „Gut gekontert. Ich muss los. Und erzähle ruhig von deinem Helden in schwarzer Rüstung.“ Er zwinkert mir zu und verschwindet. Das Loch im Dach schließt sich als wäre es niemals da gewesen und ich weiß einfach nicht, was ich von dieser merkwürdigen Gesamtaktion halten soll. Beim Aufzug muss ich kurz warten, bis ich einen niedergeschlagenen Kellner erblicke, von dem ich noch das Foto habe, was irgendwie nicht verschwunden ist, wie das zerstörte Dach. Gemeinsam fahren wir nun wieder ins Erdgeschoss. „Monsieur, wären Sie so gütig Ihren Namen unter dieses Bild zu schreiben?“ „Weshalb denn, Mademoiselle Fleur? Ich bin gefeuert worden und werde sicherlich keinen Beruf als Kellner mehr ausüben können.“ Seine Stimmung ist ja fast depressiv. Vielleicht heitere ich ihn mit meiner Idee auf. „Dann werden Sie halt für mich arbeiten. Ich möchte nur Ihre Unterschrift unter dem Foto haben und hinten können Sie Ihre Anschrift notieren. Meinen Vater werde ich schon überzeugen. Sie sind ein guter Kellner, der noch jung ist, aber kein Meister ist vom Himmel gefallen, weshalb Fehler – selbst als Meister – vollkommen in Ordnung sind.“ Kommen ihm etwa die Tränen? Mit solch einer Wendung habe sogar ich nicht gerechnet. Ganz häufig verbeugt er sich und dankt mir, sodass ich mir ein bisschen verlegen die Haare streichen muss. Mit ihm gehe ich also zu unserem Tisch zurück und von Vater werde ich sehr doll in die Arme geschlossen, weil er sich Sorgen gemacht und die Bodyguards dementsprechend aufgescheucht hat. „Alles ist gut, Vater. Ich möchte diesen Kellner gerne anstellen. Ich habe alles, was man für eine Bewerbung braucht – ein Bild, seinen Namen und seine Anschrift.“ Der ganze Rest ist unnötig, wie ich gelesen habe – besonders das Anschreiben. „Ist das nicht der Herr hinter dir, der dir Suppe auf den Kimono geschmissen hat?“ Lässt er sich etwa auch von ihr hereinlegen? Ehrlich mal, wie schafft sie das überhaupt so effektiv? „Es waren vier Tropfen und ich möchte ihn gerne als persönlichen Kellner einstellen, bis ich meine Idee umsetzen kann. Darf ich ihn einstellen?“ „Ich weiß von deiner Menschenkenntnis und er ist ein junger Mann.“ Ihn stoppe ich stumpf. Schon wieder diese Sache mit dem Schutz. „Du hast mir einen persönlichen Bodyguard gegeben und nun würde ich gerne einen persönlichen Kellner haben. Er repräsentiert das, was ich an einem Angestellten schätze – ein Mensch mit Moral und Schwächen zu sein. Du hast mir oft gepredigt, dass dies wichtige Kriterien sind.“ Er kämpft innerlich mit sich, aber gibt nach und erwartet den jungen Mann am Donnerstag bei sich im Büro, um alle Unterlagen sowie andere Themen zu besprechen. Mein baldiger Kellner bedankt sich erneut überschwänglich und geht hinaus, nachdem die Polizei ihn vernommen hat, die hier aufgekreuzt ist. Der Abend zieht sich somit länger, aber da alle soweit in Ordnung sind, gibt es keine weiteren Komplikationen. Größtenteils musste ich einige Details verschweigen, weil der Kellner sonst wohl ins Gefängnis gekommen wäre, aber damit kann ich leben, weil er wieder Arbeit gefunden hat – Vater wird ihn hundertprozentig einstellen. Durch den Vorfall konnten wir zum Glück das fadenscheinige Essen mit den Bourgeois abbrechen. Der Trubel war gut, auch wenn es mir komisch vorgekommen ist, dass ein schwarzer Schmetterling in einer selbstgemachten Menükarte war, die ich merkwürdigerweise in meinem Obi vollkommen heile gefunden habe. Vielleicht habe ich mir nur den Kopf angeschlagen und träume das. Wäre eine Möglichkeit. Am nächsten Morgen erwache ich und finde auf meinem Schreibtisch die Menükarte wieder, weshalb das alles einfach kein Traum gewesen sein kann. Dann werde ich wohl verrückt oder es ist normal in Paris. Am Frühstückstisch mit Vater beredet er mit mir den gestrigen Abend und dass ich mich bitte bei Chloé entschuldigen soll, weil ich solch eine Szene im Nobelrestaurant aufgeführt habe. „Vater, ich werde mich nicht für meine Worte der Wahrheit entschuldigen. Mir egal, was der Bürgermeister in Form eines Amtsmissbrauchs machen würde, weil seine verzogene Tochter dieses und jenes will. Allerdings werde ich mich für meine Lautstärke entschuldigen, denn die war zu hoch, was ich einsehe.“ Er kennt mich soweit gut genug, dass er weiß, dass ich wahre Worte niemals zurücknehme, die spreche ich aus, weil es sich so gehört, auch wenn es eine andere Person verletzt. Er ist da keine Ausnahme, außer ich ziehe die Person damit noch tiefer in negative Gedanken. „Hach, na gut, mehr kann ich von dir in der Hinsicht nicht verlangen. Wie läuft es denn mit deinem Französisch?“ „Ich werde besser, aber ich habe bei dieser Zungenakrobatik wirklich Probleme. Wenigstens bekomme ich noch Nachhilfe von einem Mitschüler in Naturwissenschaften. Du weißt, wie sehr ich damit Probleme habe.“ „Leider ja und wie bist du an die Nachhilfe gekommen?“ „Die Lehrerin für diese Fächer hat ihn gefragt und er war damit einverstanden. Zwar hat er nicht so viel Zeit, aber er freut sich darauf mir helfen zu können.“ Wenigstens überlegt er anstatt sofort mir den Umgang mit anderen Jungen zu verbieten. Für seine Überlegungen braucht er jedoch recht lange. „Gut, ich erlaube diesen Jungen dich zu treffen, aber vorher muss er erst zu mir ins Büro kommen, sobald ihr einen Termin gefunden habt, damit ich mir einen eigenen Eindruck machen kann.“ Wow, mehr Zugeständnisse hat er mir noch nie gemacht und er scheint sogar keine Probleme im Endeffekt zu haben. Dieser Umstand stimmt mich glücklicher und wenn ein Tag gut anfängt, dann kann nichts schiefgehen. Heute brauche ich ein bisschen länger, weil Vater mehr reden möchte, weswegen ich keine Zeit habe zu Marinette zu gehen, was ich schade finde. Man kann nicht immer alles im Leben umsetzen. An der Schule angekommen wirkt Alya wieder aufgeregt und erzählt mir, was gestern in Paris los war – besonders der Teil mit Ladybug und Cat Noir. „Ich weiß, Alya, denn ich war mittendrin. Cat Noir hat mich sogar gerettet.“ „WAS?! Hat Ladybug auch mit dir gesprochen?“ Warum habe ich das bloß erzählt? Da komme ich nicht mehr so schnell wieder heraus. Zum Glück rettet mich die Schulglocke erstmal vor weiteren Fragen und kaum sitzen wir, schafft Marinette es zu uns zu kommen, ohne zu spät zu sein. Da hat sie noch Glück gehabt. Kapitel 2: Bücher, Bücher, Bücher --------------------------------- Bücher, Bücher, Bücher Nach vier Wochen ist es soweit – die ersten Herausforderungen für mich beginnen oder laufen schon beziehungsweise habe ich sogar abgeschlossen. Nummer Eins war und ist eine konstante Herausforderung. Termine mit Adrien zu bekommen sind schwieriger, als einem Kugelfisch die Giftblase zu entfernen ohne Rückstände zu behalten. Dennoch haben wir es zweimal geschafft und ich habe ein wenig verstanden, wie zumindest Physik abläuft – immerhin ein bisschen. Adrien ist wahrlich ein guter Lehrer, denn er macht keinen Druck, sondert spielt eher mit mir, sodass ich dadurch einige Schritte verstanden habe. Sein straffer Zeitplan holt ihn jedoch selbst in der Nachhilfezeit ein, weshalb er manchmal plötzlich los muss, was mich verwirrt. Falls ich aber bei einer Aufgabe nicht weiterkomme, darf ich sie ihm über das Handy als Bild schicken, was er mir ebenfalls beigebracht hat. Mit einer Kamera umgehen kann ich schon, aber diese Handykamera ist in der Bedienung halt anders. Vater von ihm zu überzeugen hat nur eine halbe Stunde gedauert. Nein, er hat ihn von sich überzeugt. Jedenfalls habe ich zu hören bekommen, dass er bisher noch nie einen zuvorkommenden und freundlichen sowie talentierten Jungen kennengelernt hat, der ihm keine Sorgen bereitet, wenn er mit mir gemeinsam Zeit verbringt. Für meinen Vater ist das ein sehr hohes Lob, worauf Adrien sich etwas einbilden kann. Meine zweite Herausforderung war das komplette Beherrschen der französischen Sprache. Diese habe ich nun verinnerlicht, aber manchmal rutsche ich aus Versehen in das Japanische, was mir die meisten verzeihen, weswegen ich gut zurechtkomme in dieser Stadt mit der schwierigen Sprache. Herausforderung Nummer Drei hat begonnen, als ich wieder als Model für Vater gearbeitet habe. Hier in Paris gibt es sehr hartnäckige Paparazzi, die sich zum Glück von Ricardo abschrecken lassen. Lange Ruhe habe ich nicht vor ihnen, aber ich muss mich nur daran gewöhnen und es wird schon werden. Nummer Vier meiner Herausforderungen wird sich noch klären, denn Marinette und Alya dürfen ab heute auch zu mir nach Hause kommen, worauf ich mich im großen Maße bei Vater bedankt habe. Darum bin ich ganz stolz auf meine Einladungskarten. Sie habe ich selbst gestaltet und gebastelt. Zwar sehen sie verwackelt und schief aus, aber ich habe sie alleine gefertigt. Schreiben war kein Problem, doch darüber sollte ich mir keine Gedanken mehr machen, weil der Praxistest kommt – ob man diese annehmen wird. Zusätzlich habe ich die bleibende fünfte Herausforderung vor mir – Klausuren. Neben diesen gibt es noch mehrere andere Arbeiten, die erledigt werden müssen. Hat man als Jugendlicher in Paris überhaupt Zeit für sich? Gerade in diesem Moment sitzen wir in dem Chemieraum und müssen solch eine Klausur bestehen und mir raucht der Kopf davon enorm. Die Zeitspanne reicht niemals, damit ich die Aufgabenstellungen verstehe und sie umsetzen kann. Warum muss man hier nicht mehrere Antworten einfach ausmalen oder nur ein paar Worte niederschreiben? Pure Verzweiflung verspüre ich bei allen Aufgaben. Mit Ach und Krach schreibe ich irgendwas hin, was ich im Unterricht aufgeschnappt habe, doch viel ist es nicht gerade. Adrien hat sicherlich mit mir noch eine riesige Menge nachzuholen. „Die Zeit ist vorbei – dreht die Papiere um und ich werde sie am Ende der Stunde einsammeln. Ab mit euch in die Pause.“ Madame Mendeleiev – ihren Namen kann ich endlich aussprechen ohne mir die Zunge zu verknoten – schickt uns ein paar Minuten eher raus und ich fühle mich dennoch elendig. Trotz der neuen Lernmethode von Adrien – die ich selber bei mir ausprobiert habe, um weitere Fächer, die mir nicht liegen, zu meistern – schaffe ich nichts. Anscheinend ist es der ausschlaggebende Punkt, dass er mit mir diese Übungen macht. Alleine bringen sie leider wenig. „Du schaust genauso nachdenklich aus, wie die ganze Zeit bei der Klausur, Shirado.“ Ups, ich bin wohl zu vertieft in meine Schwächen gewesen. „Kann gut sein, weil ich darüber nachgedacht habe, wie ich mich verbessern könnte, aber ohne Adrien klappt dies mehr schlecht als recht. Wie dem auch sei – hast du mehr zu Ladybug erfahren, Alya?“ Themenwechsel auf Ladybug funktioniert irgendwie immer – es lebe die Ablenkung! Viel hat sie auch nicht auf Lager, aber Marinette erzählt ein bisschen von sich, weshalb wir wieder lachen können, weil sie es selbst macht bei ihren tollpatschigen Situationen. Die erheiternde Atmosphäre bringt mich auf meine Einladungskarten, die ich aus meiner Tasche hole, doch leider kommt Wind auf und sie fliegen mir davon. Lieber renne ich schnell hinter diesen her. Sollte Chloé auch nur eine in ihre Finger bekommen, wird sie wieder mich erniedrigen, wie öfter in letzter Zeit. Wenn sie mit der Wahrheit nicht klarkommt, ist das nicht meine Schuld. Eine habe ich erwischt und die zweite ist in wenigen Sekunden ebenfalls in meinem Besitz. Der dritten Einladungskarte renne ich hinterher bis ich gegen irgendwas oder irgendwen knalle – somit bin ich schneller am Boden als eine Münze. Als ich hochblicke ist es Adrien, der mich besorgt ansieht und fragt, ob alles in Ordnung wäre. Bin ich gegen ihn gerannt? Sicherlich bin ich das und er steht sogar noch, obwohl ich ein rasantes Tempo auf Lager hatte. Wie schon vor Wochen hilft er mir hoch und ich bedanke mich bei ihm dafür sowie entschuldige mich. „Bist du dieser Karte nachgejagt?“ „Ähm…, ja, Adrien. Die war sowieso für dich, also kannst du sie gerne behalten. Wenn du mich entschuldigst, werde ich nun zurück zu Marinette und Alya gehen.“ Aus dieser peinlichen Situation muss ich schnellstmöglich raus und Flucht klingt für mich nach der besseren Option. Mir egal, ob er noch etwas sagen möchte, mir ist es zu peinlich im Moment. Vielleicht verfliegt das später. Bei den Mädchen angekommen verschnaufe ich kurz, weil ich nicht auf meine Atmung geachtet habe und brauche ein paar Sekunden, bevor ich meine Einladungskarten – die ein bisschen verdreckt sind – ihnen geben kann. Es sind nicht gerade Kunstwerke, aber ich habe mir Mühe gegeben. Sie inspizieren alles genau und finden die Schrift sehr gelungen – das, was ich halt kann. Auf die Frage hin, mit welchem Programm ich alles gemacht habe antworte ich, dass ich immer noch keinen Computer besitze und ich alles per Hand gestalte. Trotz des weniger guten Aussehens der Karten sind beide begeistert und sagen sofort zu, dass sie kommen werden, was mich hocherfreut. Adrien wird sich sicherlich noch mit einem Anruf melden. Der Schultag vergeht recht schnell bis auf den Punkt, dass ich in meiner Gymnastikstunde von einem Paparazzo fotografiert werde. Wie der es geschafft hat in die Schule zu kommen, obwohl dies keineswegs erlaubt ist, finde ich weniger erfreulich. Heute bin ich zudem an der Reihe, um diese Sportart der Klasse vorzustellen – die anderen waren vor mir an der Reihe, aber ich bin alleine hier, weswegen ich mehr Zeit bekam – was wohl auch an meinen Französischkenntnissen liegen konnte. In diesem Moment ist es egal. Ich habe mir die richtige Musik ausgesucht, denn das Video zu dem Lied passt perfekt. Ich vermisse es im Musikstudio Musikfernsehen zu sehen. Wenigstens besitze ich genügend CDs. Das Gymnastikband mit sechs Metern Länge habe ich bei mir und mein Klassenkamerad Nino ist so lieb und bedient für mich die Musikanlage der Schule, was sonst der nette Mann macht, der zusätzlich Pantomime zu sein scheint. Jedenfalls bin ich froh, dass sie meine Bedenken verstanden haben. Die Stunde ist fast herum und es wird Zeit, dass alle eintreffen. Alle weiteren Gegenstände habe ich weggetan, denn die werde ich für meine Performance nicht brauchen. Dass mir dabei zusätzlich meine musikalische Vergangenheit hilft, brauchen sie keineswegs zu wissen. Es ist schon merkwürdig, dass niemand Gymnastik belegt, außer meiner Wenigkeit und ich dennoch diesem Sport nachgehen darf. Diese Schule verstehe ich einfach nicht, aber die Lehrkräfte sind wirklich pädagogisch auf dem neusten Stand. Das Gemurmel kann ich vor der geschlossenen Tür hören und die Nervosität macht sich trotzdem breit. In Japan wäre dies kein Problem gewesen, aber hier bin ich immer noch neu, weswegen mir mulmig zumute ist. Hoffentlich funktioniert alles. Meine Klassenkameraden treten mit dem Lehrer ein und sogar dem Schulleiter. Es kann sein, dass er sehen möchte, was ich als Einzelperson leiste. Oh Kami, wieso werde ich geprüft? Na gut, Shirado, dir bleibt nichts anderes übrig. Du reflektierst jeden Tag dich selbst, als ob du irgendwem davon erzählst, weshalb du es schaffen wirst. „Ein Glück habe ich mich nicht für Gymnastik eingetragen – bei dem Outfit auch kein Wunder, dass du lieber alleine trainierst.“ Chloé wie sie leibt und lebt und einige Lacher kassiert sie, was aber normal ist. „Pech für dich, Chloé, dass du diese Chance verpasst hast, denn meine Performance spricht für sich – du wirst schon sehen. Nino, wenn du so lieb wärst.“ „Geht klar, Shirado.“ Inzwischen begebe ich mich in die Mitte der acht riesigen Bodenmatten, die der Gymnastikraum bietet. „Bitte ein Lied weiter, Nino, es muss Kazeno Uta von FLOW sein.” „Habe ich nun, Shirado. Bereit?“ Ich nicke auf seine Frage hin und konzentriere mich, bis die Musik anfängt, denn nun gilt es andere zu verzaubern. Mit grazilen Tanzbewegungen nehme ich die Aufmerksamkeit aller auf mich, bis es zum Refrain geht, denn genau in dem Moment nehme ich den Stab vom Gymnastikband von meiner Hüfte und vollführe gemeinsam mit diesem einige andere Bewegungen durch, die Figuren ergeben. Manche sind Windhosen, andere Wellen oder Felsen – man kann so einige Figuren zaubern. Meine Erfahrung lasse ich mit einfließen und muss für mich leise mitsingen, damit ich nicht aus dem Takt gerate. Die Yoga-Übungen verwende ich zusätzlich, was erstaunendes Luftholen zur Folge hat. Plötzlich ertönt ein anderes Lied und ich denke mal, dass Chloé dahintersteckt, aber nicht mit mir, denn ich habe zu jedem Lied auf der CD eine Performance. Somit wechsle ich die Schrittfolgen zu Colors von der gleichen Band. An sich sollte die Show nicht so lange dauern, aber nun habe ich halt zwei Lieder getanzt, was normalerweise mit Pausen dazwischen gemacht werden sollte. Mit einem exzellenten Spagat und dem Strudelmuster um mich herum durch das Gymnastikband, habe ich Schluss gemacht. Den Ärger von der Blondine kann ich regelrecht spüren, aber für mich ist der Applaus meiner Mitschüler, der Lehrkraft sowie dem Direktor viel mehr an Aufmerksamkeit wert. Leichtfüßig stelle ich mich hin und verbeuge mich, wie es sich gehört. Anstrengend war es trotzdem und ich fühle mich geschafft für heute. „Mademoiselle Fleur, es freut mich, dass Sie…, nein, Shirado, es freut mich sehr, dass du dich dermaßen anstrengst und nicht die Zeit mit anderen Dingen vergeudest. Du darfst weiterhin diesen Raum nutzen, wenn du deine Gymnastikstunden hast. Und nun lasse ich euch alle wieder alleine.“ Endlich nennt er mich auch beim Vornamen wie die anderen hier. Es geht doch. Marinette und Alya überfallen mich und wir fallen gemeinsam lachend hin. Schon wieder hilft mir Adrien hoch – was ihn charmant macht – und bedankt sich für diesen Tanz. Bis auf Chloé werde ich von den anderen umringt und sie wollen wissen, wie ich das in nur vier Wochen geschafft habe. „Dies erzähle ich euch gerne ein anderes Mal, wenn wir die Zeit dafür haben. Wer hat alles aufgenommen?“ Nino hebt die Hand und ich ringe ihm das Versprechen ab nichts davon ins Internet zu stellen, weil Vater sonst gegen ihn klagen würde – und dabei ist er zu erfolgreich. Nur wenn er es erlaubt und mich gefragt hat, wird irgendwas veröffentlicht von mir – da ist er sehr penibel bei und ich ebenso. Nachdem ich also mehr Ruhe habe, kann ich mich umziehen und die CD sicher verstauen, um sie nachher wieder in meine Sammlung einzufügen. Ricardo wartet auf mich und ich entschuldige mich für meine Verspätung, während ich ihm alles brühwarm und fröhlich erzähle – auch die Stelle mit dem Störversuch von Chloé. „War sicherlich eine gelungene Aufführung. Gerne wäre ich dabei gewesen.“ „Ach, Ricardo, das kannst du beim nächsten Mal. Außerdem hat Nino alles auf Video gespeichert und ja, er weiß Bescheid. Wir müssen mit Felix noch einkaufen fahren und Joel braucht noch die Information, dass ich Besuch erhalte übermorgen.“ „Man merkt, dass du aufgeregt bist.“ „Ach ja, hast du meine Bastelsachen mit?“ „Natürlich, aber mir ist nicht klar, weswegen du ein Abbild deiner Einladungskarten haben wolltest.“ Dies wird er schon sehen. Ich schreibe den gleichen Text wie bei den anderen Karten und lade Nino zusätzlich ein, denn ich kann argumentieren, dass Adrien sich zwischen uns Mädchen einsam fühlen würde, falls Vater fragt. Irgendwie ist es zu einem Hobby geworden Schlupflöcher bei seinen Vorschriften zu finden. Ein Glück erwische ich Nino noch und Ricardo kann sogar meinen Auftritt angucken, bei dem ich einige Fehler in meiner Performance entdecke. Schade, aber mit ein bisschen mehr Tanzübungen würde ich es besser schaffen. Ob ich das ebenfalls in meiner Gymnastikstunde machen darf liegt noch nicht fest. Jedenfalls freut der Junge sich und sagt ebenfalls sofort zu – womit drei Zusagen feststehen. Auf dieses Treffen freue ich mich sehr. Heute ist es soweit. Meine ersten Freunde in Paris kommen. Die Aufregung in mir hat einen erhöhten Maßstab erreicht und mir ist richtig heiß, weshalb mein Fächer im Dauereinsatz von mir benutzt wird. „Willst du jedem Ventilator Konkurrenz machen?“ „Haha, echt witzig, Ricardo. Mir ist heiß. Außerdem musst du noch mit Felix los, um meine Gäste abzuholen.“ Er lacht nochmals und fährt mit dem Fahrstuhl runter. Vielleicht sollte ich noch die Zeit nutzen, um Joel zu helfen. Der schickt mich jedoch weg, weil ich mich beruhigen soll, da ich sogar panisch aussehe. Wenn dem so ist, sollte ich vielleicht extra duschen gehen. Wasser beruhigt mich sowieso, weswegen ich diesen Gedanken auch umsetze. Nach der Dusche geht es mir wirklich besser und den Fächer kann ich wegpacken. Natürlich trage ich einen Kimono, wenn ich meine Gäste empfange. Immerhin bin ich als Gastgeber verpflichtet gut auszusehen, wenn ich schon eine kleine Einweihungsparty veranstalte. Das Abendessen ist soweit fertig und einige Snacks für danach habe ich in meinem Zimmer auf dem Tisch stehen. Falls sie Probleme mit den Sitzkissen um den Tisch herum haben, sollte ich vielleicht einen mit höheren Beinen aussuchen. Was mache ich mir überhaupt jetzt schon Gedanken darüber? Noch ist alles soweit in Ordnung, also sollte ich anfangen den Abend zu genießen. …jetzt verstehe ich Ricardo. Kurz atme ich kontrolliert ein und aus, um meinen Körper ruhiger zu halten, bis ich den Fahrstuhl höre. Geschwind bin ich im Eingangsbereich von unserem Penthaus und ich begrüße alle herzlich mit einer Verbeugung zu diesem Abend. „Hätten wir uns auch schick machen sollen?“ „Nein, nein, Nino. Ich habe hier in Paris weniger die Chance meine Lieblingskleidung zu tragen, weshalb ich jede Gelegenheit nutze, die ich kriegen kann. Kommt erstmal rein und ich führe euch ein bisschen herum. Nach dem Abendessen habe ich mir gedacht, können wir den Abend in meinem Zimmer ausklingen lassen.“ Auch wenn Adrien ein bisschen schon kennt, hat er alle Räume noch nicht gesehen. Zuerst zeige ich ihnen das Badezimmer, wo sie ebenfalls auf Toilette können. Zur Not haben wir noch ein kleineres in petto, denn es kann sein, dass mehrere auf einmal müssen. Das große Ess- und Wohnzimmer kommt sofort danach, sodass man von dort aus zu den restlichen Räumen gelangen kann – wie auch zu dem unteren Stockwerkbalkon – den oberen kann man erreichen, wenn man die Treppe in diesem Bereich hochsteigt und die Schlafzimmer betritt. Jedenfalls zeige ich die große Küche, wo Joel sie begrüßt und ankündigt, dass es in zehn Minuten losgeht, weswegen ich noch eben die Balkontür öffne, sodass wir Paris überblicken können. „Wow, man kann wirklich fast alles sehen von hier oben.“ Alya gebe ich Recht, denn man sieht echt viel von Paris. Der obere Balkon ist gut, um Sterne zu beobachten, weil die Lichter von der Stadt von unten selten bis nach hier oben komplett strahlen. Joel ruft uns und wir können an den gedeckten Tisch gehen, wo drei Gedecke fehlen, weshalb ich mich dahingehend bei meinem Kellner erkundige. „Wir drei möchten euch keineswegs stören und essen in der Küche. Genießt ihr lieber die Zeit gemeinsam.“ Irgendwie fühle ich mich schlecht, denn ich hatte eher die Intention, dass wir alle – endlich – gemeinsam essen würden. Immer müssen die drei außerhalb essen und nun könnten sie es, möchten aber nicht stören. Mein Nachhilfelehrer erklärt mir, dass es hier so Brauch ist, dass Bedienstete nicht den gleichen Tisch besetzen, wie ihre Arbeitgeber. In Japan ist es auch so, wenn ich zurückdenke. Ich finde es einfach schade. Meine bedrückte Stimmung würde aber die Atmosphäre, die angenehm ist, stören, also reiße ich mich zusammen und nicke Adrien dankend zu, bevor das Essen losgehen kann – traditionell japanisch natürlich. Dass man das Essen auch lustig gestalten kann ist mir neu, allerdings habe ich zuvor noch nie so herzhaft gelacht, wie bei diesem Abendessen. Joel hat sich sehr viel Mühe gegeben und ihm wären beinahe drei Missgeschicke passiert, doch wir haben ebenfalls reagiert, sodass nichts passiert ist. „Oh man, bin ich voll.“ Ninos Aussage bringt uns zum Kichern, weil er sie mit dem Streicheln seines gefüllten Bauches unterstreicht. Die Neugier um die oberen Räume hält sich jetzt keineswegs mehr in Grenzen und ich führe sie weiter durch das Penthaus. Vaters Räume darf ich nicht betreten, außer sein Schlafzimmer, doch ist dieses weniger interessant für die vier. Somit zeige ich noch unser Musikzimmer mit dem großen Klavier und weiteren Instrumenten, bis wir an meinem Zimmer angekommen sind. Adrien kennt es schon, aber die anderen nicht und die schauen sich genauso geschockt die antiken europäischen Möbel an, die zwischen den modernen stehen. „Vater hat mein Zimmer eingerichtet. Ich hoffe, dass ich bald die antiken gegen moderne Möbel austauschen kann, weil ich Angst habe sie zu stark zu belasten.“ Bei dem Alter können die lieber an ein Museum gespendet werden. Auf meine Musiksammlung bin ich allerdings sehr stolz, genauso wie meine kleine Bibliothek in einer Ecke des Zimmers. „Ich kann immer noch nicht verstehen wie man im 21. Jahrhundert ohne Computer und Fernseher auskommen kann. Ohne meinen Ladyblog und mein Handy wäre ich am Ende.“ „Du würdest eher ein neues Hobby suchen.“ „Stimmt auch wieder, Marinette.“ Wir lachen und ich biete allen an sich umzusehen oder auch Platz zu nehmen. Neben Tee habe ich auch Softdrinks zu den Snacks gekauft. Keine Ahnung, was sie lieber trinken möchten. Nino und Adrien schauen sich meine Musiksammlung an, während Marinette und Alya zu dem oberen Bereich meines Zimmers wandern, um dort auf den Balkon zu gehen. Sie alle finden mich nicht zu verschroben oder weltfremd – so ist zumindest mein Eindruck von ihnen. Indes setze ich mich an den Tisch und schenke mir grünen Tee in einen Teebecher ein, damit er ein bisschen kälter wird. „Hey, Shirado, diese Angel Flower sieht dir recht ähnlich.“ Müssen die beiden gerade die CDs mit meinem Künstlernamen entdecken? Adrien schaltet schneller als Nino, denn er lächelt wissend. „Die beiden sehen nicht nur ähnlich aus – sie sind die gleiche Person.“ „Ja, ich bekenne mich schuldig – das bin ich mit zehn Jahren gewesen. Darunter ist noch eine CD mit elf Jahren – mit 14 Jahren habe ich schon mein Abschlusskonzert gegeben. Die ganzen Alben solltest du in meiner Sammlung finden, aber bitte hängt das nicht an die große Glocke.“ Berühmt zu sein ist ätzend und ich möchte es weitestgehend vermeiden. Zwar mag ich es zu singen und meinen Fans Lieder und Gefühle näherzubringen, aber der Stress rundherum ist die Hölle. Ohne Yoga hätte ich wohl auch Drogen genommen, wie viele in der Branche. Wie dem auch sei, sie möchten unbedingt mich hören, was ich seufzend zustimmend abnicke. Der Musikfan holt die beiden Mädchen rein und Adrien sieht mich aufmunternd an. Er kann es verstehen, was es heißt, berühmt zu sein. „Wirklich?! Du warst ein Superstar?!“ War klar, dass die beiden das mehr an die große Glocke hängen. „Ja, war ich, weil ich dadurch mehr Sicherheit in Anspruch nehmen konnte, hat Vater dies arrangiert und ich mochte es schon, irgendwie, doch auf der anderen Seite vermisse ich den ganzen Stress keineswegs. Welches Album möchtet ihr denn hören?“ „Das erste!“ „Das zweite!“ „Das dritte!“ „Das vierte!“ Bei den verschiedenen Ausrufen muss ich kichern, weil sie somit fast alle Alben aufgezählt haben. „Fangen wir doch mit dem ersten Album an und schauen, wie weit wir heute Abend noch kommen.“ Mein Vorschlag erhält Zustimmung und ich lege die erste CD in die Musikanlage. Wir sitzen nun um den kleinen Tisch herum und ich darf zu jedem Lied eine kleine Erklärung abgeben wie auch zu mir selbst. Im Groben berichte ich also von meinem Leben in Japan und dass es hier schon ein bisschen anders zugeht. Zwei verschiedene Kulturen, wobei ich bisher nur die asiatische kennengelernt habe. Zu sehr möchte ich nicht ins Detail gehen und bin froh, dass sie nicht nachbohren. Zu meiner Überraschung erfahre ich auch viel von ihnen und wie sie sich alle kennengelernt haben. Meistens sorgt Marinette dafür, wegen ihrer tollpatschigen Art, was wahrlich erheiternd klingt. „Jetzt fehlt nur noch ein Freundschaftsfoto von uns.“ „Es ist zwar spät, aber vielleicht kann Ricardo noch einen Fotografen auftreiben.“ Wie Alya sonst uns alle auf ein Bild bekommen möchte, ist mir sonst ein Rätsel. „Du machst das viel zu kompliziert, Shirado. Wir rücken einfach näher zusammen und dann passt das schon. Es muss nicht perfekt sein, sondern uns als Freunde darstellen.“ Wenn sie meint. In meinen Augen wäre ein Fotograf für professionelle Fotos die einfachere Methode, aber hier geht es anscheinend nur um eine Momentaufnahme. Adrien und Marinette setzen sich jeweils links und rechts von mir hin, während Nino und Alya sich hinter uns knien und das Handy von ihr uns entgegensieht. „Lächeln bitte!“ Es folgen ein paar Fotos, die sie sich sofort ansieht. „Uh~, Shirado und Adrien, ihr seht so eng beieinander süß aus.“ Peinlich berührt werde ich rot und schaue auf den Boden. „Ärgere beide nicht zu sehr, Alya.“ Anscheinend ist der Blonde auch rot geworden, sonst würde Marinette uns nicht gemeinsam in Schutz nehmen. Wäre es angebracht zu sagen, dass ich ebenfalls ein Junge bin? Unsicher bin ich mir schon dabei, denn es kann sein, dass sie mich dann nicht mehr um sich haben wollen. „Ist gut. Aber eines wundert mich – du hast keine mädchenhaften Sachen in deiner Sammlung. Keine Poster von Boybands oder Schauspielern. Wie kommt das, Shirado?“ „Du könntest Enthüllungsreporterin werden. Zeit für ganz normale Tätigkeiten eines Jugendlichen habe ich bisher noch nicht gehabt und Vater hat besonders Jungen auf dem Kieker – warum auch immer, weshalb ich nicht viel Zeit außerhalb verbringen konnte, um mich mit den ganzen Themen zu beschäftigen, die Jugendliche halt beschäftigen. Zudem muss ich mich bedeckt halten…“ Die Stimmung drücke ich schon wieder und ich schüttle kurz meinen Kopf, um wieder lächelnd die anderen anzusehen. „Wisst ihr was? Gerade euch gegenüber möchte ich keine Geheimnisse bewahren. Ähm…, ich bin nämlich nicht die, als die ich mich ausgebe, sondern ein Junge.“ Dass ich ein paar Lacher ernte – die Nervosität ausstrahlen – kann ich ihnen keineswegs verdenken. Es war doch eine blöde Idee. Der Zeitpunkt war viel zu früh und ich war froh, endlich mal überhaupt viel mehr soziale Kontakte aufgebaut zu haben, als früher in Japan. „Dein lächelndes Gesicht mag ich lieber, Shirado. Es ist doch egal, ob du nun ein Mädchen oder ein Junge bist – du bist einzigartig und ich glaube, dass wir dich nicht anders behandeln werden.“ „Na ja, außer Adrien vielleicht, denn der hat wohl gerade einen Kurzschluss im Kopf erhalten.“ Marinette hat solch liebe Worte für mich gefunden und Nino versucht wohl ein bisschen zu scherzen, doch dass Adrien anscheinend in einer Art Schockstarre zu sein scheint, macht mir doch eher zu schaffen. „Ihn mal so zu erleben ist mir neu. Davon mache ich gleich ein Foto.“ Der Lichtblitz von Alyas Handykamera erweckt ihn, denn er zuckt kurz zusammen und blinzelt mehrmals, bevor er uns ansieht. „Äh…, wo waren wir stehengeblieben?“ „Bei Shirados Enthüllung und dass wir ihn deswegen keineswegs anders behandeln wollen, Kumpel.“ „Genau. Die Enthüllung. Gute Idee. So machen wir es.“ Ihn hat es echt geschockt. Erneut zweifle ich daran, ob es zu diesem Zeitpunkt eine gute Idee war, aber es hat mich auch ein Stück weit erleichtert. Vor allen jemanden darzustellen, der man – auch wenn es nur das Geschlecht ist – nicht ist, belastet sehr. „Da das nun geklärt ist, zeige ich euch mal Adrien total versteinert. Einen Anblick, den wir sicherlich nicht so schnell wiedersehen werden.“ Sie zeigt das Foto uns und ich muss mit ihnen kichern, denn er sieht schon lustig aus, wenn er aus der Fassung gebracht wurde. Trotz allem war es noch ein restlicher schöner Abend und ich bin froh über meine Entscheidung. Vater wird davon weniger begeistert sein, sollte er davon erfahren, aber er erklärt mir den genauen Grund für diese Schauspielerei nicht, also will ich die Zügel in die Hand nehmen und mich selbst präsentieren. Mutters Aussehen mag ich größtenteils geerbt haben, aber dies bedeutet nicht, dass ich mich deswegen verstellen muss – zumindest nicht vor meinen Freunden. Zusätzlich habe ich mit den anderen Handynummern ausgetauscht und nun habe ich noch mehr Leute in meiner Kontaktliste. Mit Madame Bustier gehen wir heute in eine Stadtbibliothek, die eine ganz eigene Geschichte hat, wie sie uns schon im Unterricht erklärte. Ricardo ist bei diesem Ausflug ebenfalls mit dabei, bleibt jedoch beim Eingang stehen – ich frage mich bloß warum. Was für einen Sinn hat es, dass er mitkommt und trotzdem im Eingang stehen bleibt? Verstehe einer die Welt der Erwachsenen – ich komme darin schlecht zurecht. Wir treffen hier einen älteren Mann mit seinem Sohn, die wohl diese Bibliothek leiten und erzählen uns, dass einige Exemplare mehrere hundert Jahre alt sind. „Was soll man denn mit solch alten Büchern anfangen? Heute kann man alles im Internet lesen – da braucht man diesen Müll nicht mehr.“ „Für dich mag es Müll sein, Chloé, aber für viele Menschen bedeutet ein Buch viel mehr. Die Seele des Autors, die Gefühle, die dieser mit eingeflossen hat – das kannst du im Internet nicht erfassen. Im Schweiße des Autors wurden Wunderwerke erschaffen, die die Zeit überdauert haben und noch immer existieren. Es sind kulturelle Schätze, die es wert sind aufbewahrt zu werden.“ „Bla, bla, bla, wir haben verstanden, dass du ein Nerd bist, der noch in der Steinzeit lebt. Vorträge brauchen wir nicht von dir. Außerdem wäre ein großes Einkaufszentrum viel besser auf diesem Standort angebracht.“ Die hat doch einen Knall. Ein historisches Gebäude mit einem Schandfleck des Kapitalismus zu ersetzen grenzt an purer Idiotie. Woanders hätte ich nichts dagegen, aber nicht auf diesem Boden. Sie und ich haben wieder ein giftiges Blickduell, was von unserer Lehrerin unterbrochen wird. „Es reicht, ihr zwei. Verzeihen Sie die Störung. Wir teilen uns nun in drei Gruppen auf. Monsieur Deimer und sein Sohn sowie ich haben eine kleine Schnitzeljagd für euch vorbereitet. Schafft ihr es alleine euch aufzuteilen?“ Wir sind 19 insgesamt, also wird eine Gruppe aus sieben Personen bestehen müssen. Die Entscheidung fällt mir persönlich leicht, denn ich lade Nathaniel zu uns ein. Bei dem, was letztens passiert ist, finde ich es besser, dass er keineswegs ausgegrenzt wird. Zudem mag er Marinette sehr und ich will ihm ein bisschen unter die Arme greifen – wenn sie denn ebenfalls möchte. Da wir noch aus einer anderen Klasse welche dabeihaben, die den Ausflug während ihres Klassentermins nicht annehmen konnten, dauert die Aufteilung noch ein bisschen. Wir bekommen Monsieur Deimer, da wir zuerst fertig sind mit der Gruppenzusammenstellung. Sein Sohn hat Chloé am Hals, was mir Mitleid für ihn auffahren lässt – und dies in hohen Maße. „Ich weiß, was du vorhast.“ Verwundert sehe ich Alya an, denn ich dachte, dass ich keineswegs so leicht zu durchschauen wäre – nach so vielen Jahren der Übung. „Und was meinst du?“ „Dass ich es in Ordnung finde. Adrien hat sie nämlich abgewiesen und deswegen wäre es gar nicht so verkehrt.“ Davon höre ich zum ersten Mal. Deswegen waren die beiden in den letzten Wochen merkwürdig zueinander, doch hat es sich wohl eingependelt, was mich freut. Noch hoffe ich darauf, dass der Blonde mir gegenüber wieder offener wird, wie am Anfang. Direkten Blickkontakt meidet er nämlich hartnäckig, verhält sich allerdings sonst wie immer. Wenn ich nur wüsste, wie ich ihm helfen könnte, damit es zwischen uns. Gemeinsam werden wir an die Regeln innerhalb der Bibliothek erinnert und teilen uns dann zu den verschiedenen Startpunkten auf. „Monsieur Deimer, ich wüsste gerne wie alt das älteste Buch in dieser Bibliothek ist. Können Sie uns das sagen oder ist das ein Geheimnis?“ „Hoho, Sie sind sehr wissbegierig, Mademoiselle. Nehmen wir es mal genau – niemand weiß es. Die ältesten Listen, die wir in den Archiven haben, sind von 1298, aber die Bibliothek existierte davor schon und gehört zu dem Pariser Bibliotheksbund. Von daher kann es sein, dass das älteste Buch von Paris in einer der anderen Bibliotheken verwahrt wird. Hier bei uns haben wir sogar gut verwahrtes altes Papyrus aus Ägypten und Schriftrollen aus Bambuspapier asiatischer Herkunft. Somit können Sie sicherlich selber rechnen, wie alt manche Schriftstücke sind.“ Würde er mich kennen, dann wüsste er, dass ich eine Null in Mathematik bin – selbst bei solch leichten Aufgaben. „Kann man diese angucken?“ Dass es mehrere Jahrtausende sind, ist mir schon klar, aber die genaue Zahl kommt bei mir nicht in die Tüte. Dafür bräuchte ich sicherlich Stunden, um sowieso das falsche Ergebnis abzuliefern. Lieber lese und entdecke ich hier. „Selbstverständlich nicht. Wie Sie am Anfang schon gesagt haben, ist alles hier kostbares Gut. Was die Besucher in die Hände nehmen dürfen sind alles Abschriften, Mademoiselle. Manche Schriftrollen haben wir sogar eingerahmt und unter dickem Glas gesichert, damit sie weiterhin existieren können. Es wäre nicht auszudenken, wenn diese Schätze für immer verloren wären.“ Verstehen und sogar nachvollziehen kann ich es, denn solche Schriften findet man nicht mal eben auf dem Flohmarkt nebenan. Sie haben unzählige Jahre überdauert und sollten noch viele weitere andere Menschen erfreuen und zum Rätseln einladen. Wir sind an unserem Startpunkt angekommen, denn Monsieur Deimer bleibt stehen. „Hier ist euer Starträtsel: In mir vereint ist die Einfachheit. Nur erkennen braucht man mich, um zu verstehen, welche Bedeutung es gibt.“ Was könnte dies bloß bedeuten? Macht man bei Schnitzeljagden überhaupt Rätsel? Genaugenommen habe ich nämlich keine Ahnung davon. „Falls ihr Fragen habt, könnt ihr mir diese stellen, aber ich gebe nur Ja oder Nein als Antwort.“ Somit bleiben uns die Suggestivfragen übrig. Jedoch kann man mit denen viel erreichen. Nathaniel ist genial, denn er hat einfach aufgeschrieben, wie das Rätsel lautet. Dieses haben wir somit visuell vor uns. Leichter wird es trotzdem kein Stück. Nach mehreren Antworten geraten wir als Gruppe wieder ins Grübeln. „Da Sie asiatische Schriftstücke aufbewahren, gibt es dort auch japanische Schriftrollen?“ „Ja, Mademoiselle, die gibt es.“ „Kann es sein, dass Sie mit dem Rätsel auf das Kanji deuten?“ „Korrekt, Mademoiselle. Eine Art vom Kanji dient der Vereinfachung durch zusammenführen zweier Zeichen, um eine neue Bedeutung zu ergeben. Diese Art der Schriftsprache nennt man Logogramme.“ Mehr sagt er uns nicht, jedoch sollen wir wohl dorthin gehen, wo wir japanische Kanji finden. Am einfachsten wäre eine aushängende Schriftrolle, um das Kanji zu erkennen, denn durch alle Bücher durchzuschauen wäre sehr zeitaufwändig. „Wir teilen uns in der japanischen Abteilung auf. Marinette und Nathaniel – ihr durchsucht die linke Reihe, Adrien und Shirado, ihr zwei guckt euch die aushängenden Schriftrollen an, während Nino und ich die rechte Reihe nach einem Hinweis durchstöbern.“ Alya mimt mal eben die Anführerin unserer Gruppe und hat klare Vorstellungen wer mit wem herumgehen soll. Dass wir gleich um die Ecke nur müssen, war wohl nicht ihr Ansinnen, weshalb wir uns früh aufteilen müssen. Ruhig gehen der Blonde und ich in den Ausstellungsraum der japanischen Abteilung. Der Raum ist zwar nicht riesig, doch reicht er sicherlich aus, um einen das Gefühl zu vermitteln, wie klein man in Bezug auf die weitläufige Geschichte der Menschheit wirklich ist. In diesem Moment kommt in mir jedoch der Wunsch hoch, dass ich mit Adrien nicht über die Schnitzeljagd reden soll, sondern wegen der unsichtbaren Wand, die uns zu trennen scheint seitdem er von mir die Wahrheit erfahren hat. Leider weiß ich nicht, wie man solch ein Gespräch beginnt, da ich es bisher nicht geführt habe. Vater war es bisher immer, der die Menschen in meiner Umgebung entweder aufgeklärt hat oder nicht. Alles steht in seinem Ermessen und ich habe bei meinem ersten Mal sicherlich einen großen Fehler mit der plötzlichen Offenbarung gemacht. Mut sammle ich mir an, um ihn anzusprechen, aber er ist schon längst dabei einen Hinweis zu suchen, während ich die ganze Zeit wohl dumm in der Gegend gestanden und Löcher in den Boden gestarrt habe. Somit muss ich das Gespräch und den Mut zurücksetzen auf einen späteren Zeitpunkt. Da er die rechte Seite genommen hat, fange ich links an und suche sie ab. Nebenbei lese ich die Schriftrollen, wenn ich einen Blick auf diese erhaschen und den alten Text verstehen kann. Bei einer riesigen Schriftrolle an der Wand bleibe ich hängen, denn ich denke, dass ich mich verlesen habe. Wieso sollten Cat Noir und Ladybug auf dieser stehen? Einige weitere Namen stehen hier, aber ich kann mit denen nichts anfangen. Es heißt jedoch, dass diese damals viele Menschen vor Oni gerettet hätten. Interessant finde ich das schon. Wie kann es jedoch sein, dass Cat Noir und Ladybug heute noch existieren und wie Jugendliche aussehen? Hier stehen auch noch weitere sogenannte Kwami. Vier davon sollen in einer Person vereint gewesen sein, denn dadurch haben sie ein Siegel erschaffen, welches Japan vor weiteren Attacken aus der Unterwelt schützen sollte. Allerdings gibt es im Bereich des Tigers ein weiteres, welches noch offen ist und Bosheit aussendet. Ein Nachfahre des Siegelgebers wird es finden und somit schaffen das Böse zu bannen. Klingt irgendwie nach zu viel Stress – wer will das denn schon machen? Ladybug und Cat Noir werden nochmals erwähnt. Ein Zusammenhang besteht definitiv. „Was schaust du dir denn solange an? Hast du den Hinweis schon gefunden?“ Ich erschrecke mich fürchterlich und verliere dadurch mein Gleichgewicht. Anstatt jedoch gegen eine der Vitrinen zu stoßen, werde ich festgehalten und schaue in die grünen Augen von Adrien. „Woho, ganz ruhig, Kleines, ich bin es doch nur.“ Seit Wochen ist es das erste Mal, dass Adrien mir direkt in die Augen oder eher ins Gesicht sieht. Dieser Moment fühlt sich gerade richtig, schön und traurig zugleich an, sodass ich beginne zu weinen. Bei diesem Gefühlsausbruch umarme ich ihn stürmisch und er tätschelt mir den Haarschopf dabei. „Ich dachte…, ich dachte, du willst… nichts mehr wirklich mit… mir zu tun haben.“ Sonst habe ich solche Gefühlsausbrüche nur bei Vater bisher erhalten, wenn mir eine Sache zu viel geworden war. Dass gerade er mich dabei sieht, finde ich zwar peinlich, aber diese Distanz war einfach schrecklich. „Nein, Shirado. Ich…, nun, wusste nicht wie ich damit umgehen sollte. Man erfährt halt nicht jeden Tag, dass ein Mädchen, mit dem du dich gerne triffst in Wirklichkeit ein Junge ist – wenn auch mit femininen Zügen. Vor einigen Tagen wurde mir aber klar, dass es keinen Unterschied macht, denn ich mag dich als Person. Um ehrlich zu sein wollte ich vorhin den Mut aufbringen dich darauf anzusprechen, jedoch warst du tief in Gedanken versunken, dass ich mich dagegen entschieden habe. Doch es ist jetzt egal.“ Ich nicke auf seine Worte hin nur und bin froh, dass wir wieder eine gemeinsame Ebene erreicht haben. Für mich ist die Welt wieder in Ordnung und ich wische mir meine restlichen Tränen weg, nachdem ich die Umarmung aufgelöst habe. Weil er lächelt tue ich es ihm gleich. Ein Lichtblitz lässt uns zu dem Ursprung sehen und es ist Alya. „Na endlich. Marinette und Nathaniel haben den nächsten Hinweis gefunden – kommt schon!“ Wir folgen ihr und ich merke mir, dass ich hier auf jeden Fall zurückkommen sollte. Diese Geschichte hat mich wirklich interessiert, zumal ich alles lesen konnte. Bei den anderen der Gruppe angekommen, beginnt Marinette das nächste Rätsel vorzulesen. „Bedrückte Melancholie, eine rachsüchtige Person, die dennoch ihr Ziel nicht erreichen wird. Was soll das denn für ein Rätsel sein?“ „Es ist nur ein Hinweis, Mademoiselle.“ Es sind also nicht immer Rätsel? Eine Schnitzeljagd ist doch anders, als ich sie mir vorgestellt habe. Viel Wissen darüber besitze ich keineswegs in meiner Sammlung. „Es ist Kapitän Ahab aus Moby Dick. Er schafft es nicht seine Rache durchzuführen und wird von dem Wal in die Tiefe gerissen.“ „Richtig, Monsieur.“ Diesen Roman habe ich nicht gelesen, denn ich verabscheue den Walfang sowieso. Wir müssen zu einer anderen Abteilung gehen, weil es amerikanische Literatur ist, die wir suchen. Bis wir Moby Dick gefunden haben, dauert es ebenfalls ein paar Minuten und in dem Buch gibt es den nächsten Hinweis in Form eines Zettels zu finden, den Nathaniel vorliest. „Ich bin die Person, die von Gott persönlich den Auftrag erhalten hat, Frankreich vor Ungläubigen zu schützen. Wer bin ich?“ Sparsam mit möglichen Tipps sind diese Rätsel schon. Madame Bustier und die beiden Monsieur Deimer scheinen sich wahrlich Gedanken gemacht zu haben. „Jeanne d’Arc fällt mir dazu nur ein.“ Mit ein bisschen Wissen kann ich auftrumpfen, was nicht nur japanischer Herkunft ist. „Erneut korrekt, Mademoiselle.“ Im Moment haben wir einen Lauf, denn es klappt ausgezeichnet. Jedoch müssen wir immer weit gehen, um die nächste Abteilung zu erreichen. Gehört wohl auch zu einer Schnitzeljagd dazu. In den Büchern allerdings ihren Namen zu finden ist schwieriger, bis Nino den nächsten Hinweis in seinen Händen hält. „Von dreidimensionalen Dreiecken und einer langen Zeitepoche…“ Mehr nicht? Langsam glaube ich, dass es Stück für Stück schwieriger wird. Eine schlaue Strategie, aber es ist anstrengend, wenn man von A nach B, nach C bis G im flotten Tempo geht und dann bei V landet. Wo liegt da der Sinn drin versteckt? Vielleicht müssen wir noch mehr finden? Immerhin kann es sein, dass sie auf die Idee gekommen sind, Hinweise zu teilen. Kurzerhand suche ich weiter und finde noch einen kleinen Zettel. „…in der eine Person über alles herrscht…“ „…und die Götter mit ihr in regem Austausch waren.“ Alya hat den letzten Abschnitt wohl gefunden und jetzt wird es klarer, dass es sich um das alte Ägypten handelt. Bibliotheksweltreise Nummer Drei wäre also angesagt. Hinsichtlich einer Sache bin ich mir sicher – die Ägypter waren großartige Baumeister damals. Alles überwältigt einen regelrecht, denn wir haben in diesem Raum nur Steintafeln, auf denen die Hieroglyphen zu erkennen sind und einige Bilder. Altägyptisch kann ich kein Stück, also wird es sich wohl allein auf die Suche bei mir beschränken. Unsere Aufteilung bleibt die gleiche wie vorhin und es kommt mir ziemlich schräg vor, dass wir hinter all dem verglasten Zeug irgendwas finden sollen, was uns helfen wird. Bei einem Brocken finde ich sogar eine Stelle, in der Cat Noir eingemeißelt wurde – als ob es ihn wirklich schon in dieser Zeit gegeben hätte – klar. Langsam sollte ich mich fragen, ob ich verrückt werde. Gelegentlich stellt sich sicherlich jede Person diese Frage. Ein Glück findet Adrien den nächsten Hinweis. „Sanfte Melodien – getragen von Molekülen – empfangen durch Herzen.“ Kami so helft doch! Diese Hinweise werden immer verrückter und geben zu wenig preis. Am liebsten will man einfach was weiß ich machen. „Musik. Das ist doch einfach.“ „Nicht direkt, Nino, denn es ist keine Musik so, wie wir sie kennen, da sie von Molekülen getragen wird. Wäre es für unseren Musikgeschmack, würde man den Schall wählen – somit eher den unsichtbaren Träger.“ „Du musst es wissen. Was könnte es noch sein?“ Grübeln und nachdenken bringt uns auch nicht auf einen Nenner und die Fragen an Monsieur Deimer helfen wenig. Einfacher wäre es, wenn wir es bildlich vor uns hätten, jedoch wäre dies ebenfalls subjektiv zu sehen. „Nathaniel wärst du so lieb und zeichnest einfach mehrere Sachen auf, die dir zu diesen Satzteilen einfallen?“ „Weswegen soll er das denn machen?“ „Manchmal, Marinette, hilft es, etwas als Bild vor sich zu haben und solch ein begnadeter Zeichner wie er wäre mit seiner hohen Fantasie bestens dafür geeignet uns neue Einblicke zu geben.“ Dies leuchtet ihr ein und wir warten gespannt, was er auf die Schnelle zeichnen kann. Obwohl es flotte Zeichnungen sind, sehen sie trotzdem wunderbar aus, sodass man sie gerne behalten möchte. Nach vierzehn Zeichnungen stoppt er. Mehr erhalten wir wohl nicht und wir schauen, was wir nutzen können. Einiges legen wir zusammen, jedoch trifft dies nicht das, was Monsieur Deimer hören möchte. „Ich hab’s! Es sind Wale, die ihre Melodien durch das Meerwasser senden, um mit ihren Artgenossen zu kommunizieren!“ Marinette haut das freudig raus und es ist sogar richtig. Wale habe ich ausgeschlossen, da wir schon Moby Dick hatten, aber gut, dass ich nicht alleine rätseln muss, denn sonst wäre ich noch länger hier steckengeblieben. Unser Ziel wäre somit die Meeresbiologieabteilung. Hier dreht sich erneut alles um Wale und wir finden den nächsten Hinweis, den ich dieses Mal vorlesen darf. „Euer Ziel ist zum Greifen nah!“ Witzig. Ernsthaft jetzt? Was sollen wir damit anfangen? Müssen wir etwa die ganze Abteilung durchforsten, um herauszufinden, was unser Ziel ist? Verstehe einer wer will, dass die drei sich was dabei gedacht haben – ich kapiere gar nichts. Verschiedene Vorschläge treffen nicht auf das Zugeständnis von unserem Begleiter, sodass wir tiefer in unsere Gedanken gehen. Alya hat den rettenden Einfall, da sie um die Ecke gedacht hat. Dem Himmel zum Greifen nah ist mir vollkommen unbekannt als Spruch, aber der Gedankengang weckt das Interesse von Monsieur Deimer, sodass sie sagt, dass wir auf das Dach müssen. Er nickt tatsächlich zu dem ausgesprochenen Gedankengang von ihr und wir gehen die ganzen Treppen bis zum Dach hinauf, welches abgeflacht ist und wir somit einen Tisch vorfinden, mit drei Stühlen. Auf den ersten von ihnen setzt sich Monsieur Deimer und lächelt uns an. „Wollt ihr euch nicht eintragen, um bestanden zu haben?“ Ihn verstehen wir erst nicht, aber wir bemerken das Klemmbrett und sollen wohl unsere Namen eintragen. Als wir das getan haben beglückwünscht er uns zu einer Eins, die wir von Madame Bustier erhalten werden. Wow, es war also eine Art Test. Darauf wäre ich keineswegs gekommen, aber es hat schon Spaß gemacht. Selbstverständlich freuen wir uns alle darüber und können uns ausruhen. Einige Minuten später kommt die Gruppe mit Madame Bustier an, die eine Zwei als Note erhalten. Anscheinend gilt Schnelligkeit ebenfalls. Die letzte Gruppe taucht aber selbst nach einer Stunde nicht auf, was die beiden Erwachsenen dazu bringt nach ihnen zu suchen und uns zu sagen, dass wir keineswegs von hier weg sollen. Denken die etwa, dass irgendwas passiert ist? Es dauert recht lange, doch dann hören wir metallene Geräusche, die von dem Treppenhaus stammen, welches uns am nächsten ist. Die Tür wird mit Schwung geöffnet und wir können Piraten erkennen, die sofort von der Tür eine zurückbekommen, weil es eine Brandschutztür ist. Würden uns die Erwachsenen es verübeln, wenn wir die andere Seite zur Flucht nutzen? Ich bin der Meinung, dass die es den Umständen entsprechend in Ordnung finden. In hoher Eile rennen wir zu der anderen Seite vom Dach und da die Treppen runter. Adrien und Nino nehmen den Feuerlöscher von hier und verbarrikadieren die Tür ein wenig, sodass wir mehr Zeit haben. Nur wo sollen wir hin? „Wie kommen echte Piraten hierher?“ Diese Frage hat sich wohl schon jeder hier gestellt. Schauspieler sind das keineswegs und auf noch so einen Gedanken komme ich nicht, dass es zu einer Show gehört. Das letzte Mal war eine ausreichende Erfahrung, die sogar noch gefährlicher heute kommt. Es dauert also nicht mehr lange, bis Ladybug und Cat Noir auftauchen, wie schon beim letzten Mal. Alya ist zumindest sehr überzeugt davon, während Adrien und Marinette gehetzt aussehen – weswegen auch immer, denn wir haben bisher keine weiteren Störungen erhalten und sind auf dem Weg zum Erdgeschoss, welches zu einem Labyrinth geworden ist. Ich halte alle davon ab in dieses zu gehen, denn ich glaube, dass dort mehr lauert, als nur Irrungen und Wirrungen, weshalb wir ein Stockwerk höher gehen und dort sogar einen Überblick von dem Labyrinth erhalten. Wie ich es mir gedacht habe, sind Minotauren und Riesenspinnen in diesem vorhanden. Allerdings auch einige unserer Mitschüler. Na toll, was machen wir jetzt? Die können wir doch nicht einfach ihrem Schicksal überlassen. Vor mir schwebt jemand hoch, was mich natürlich erschreckt und ich dementsprechend einen Satz nach hinten springe. „Nicht doch, Verehrteste, Sie brauchen keine Angst vor mir haben als Wertschätzerin der schriftlichen Kultur. Die anderen jedoch werden lernen müssen, was es heißt ein Buch zu sein.“ Er schnippt einmal und zwei große Bücher schweben neben ihm, um automatisch zu blättern und Seiten rausfliegen zu lassen, welche bei einer Berührung dafür sorgen, dass die Person eingesogen wird. Irgendwie ist dieser Vorgang schrecklich. Am Ende sind wir noch zu fünft. Adrien und Marinette hat es anscheinend erwischt. Besser wäre es, wenn wir uns verteilen würden, aber viel Auswahl haben wir keineswegs, denn die Piraten sind wieder da. Lieber renne ich mit den anderen weg als bei dem Kerl zu bleiben, der gruselig aussieht. „Schnappt mir meine zukünftige Braut und bringt sie mir unversehrt!“ Wen meint er denn jetzt schon wieder? Warum mache ich mir in diesem Moment Gedanken darüber? Im Treppenhaus gehen einige nach unten in den Keller und andere wieder hoch. Ich folge Alya und Nino nach unten, denn es kann ja sein, dass wir hier sicherer sind, als auf dem Dach. Im Keller kann ich Ricardo ebenfalls sehen, der aber in einem Blatt Papier gefangen ist. Anscheinend lagert der schwebende Büchermaestro hier seine Gefangenen – in Lebensgröße. „Shirado, du musst von hier verschwinden! Mit diesem Typ ist nicht zu spaßen und dein Vater wäre am Boden zerstört, würde er dich niemals wiedersehen!“ Ich rolle mit meinen Augen genervt und gebe dementsprechend einen Laut von mir. „Du zählst zu den Personen, die ich kein Stück im Stich lassen will, also bleibe ich. Zudem bin ich dieses Mal vorbereitet.“ Mit einer fließenden Handbewegung habe ich einen Tessen aus meiner Umhängetasche gezogen. Das Teil ist zwar schwer, aber damit kann ich sicherlich ein bisschen was anrichten, um nicht hilflos zu sein. „Das kann ich nicht zulassen, Shirado!“ „Musst du aber, weil du in Papier gefangen bist!“ „Ähm, Leute? Könntet ihr später streiten? Wir haben Besuch bekommen.“ Nino deutet auf die Kellertür, wo Piraten auftauchen – ein Teil von dem ganzen Trupp. Kurzum drücke ich dem Jungen meine Tasche auf und breite den Tessen aus, auch wenn ich in den Kampfkünsten so gut wie nichts gelernt habe, kann ich meine Erfahrungen im Tanz anwenden sowie meinem Körper und Verstand vertrauen, sodass ich Treffer lande, die ihre Wirkung keineswegs verfehlen. „Meine Herren, ich bitte um den Tanz.“ Wo die Selbstsicherheit herkommt wundert mich, aber in solch einer Situation darf man nicht über seine Ängste denken, sondern an alles, was einem lieb und teuer ist. Natürlich lachen die sich einen ab und meinen mich runterputzen zu können. Zu ihrem Pech wissen sie nicht, dass man Gymnastik, Yoga und das Tanzen verbinden kann. Diese stinkenden Säbelrassler versuchen mir den Tessen aus der Hand zu schlagen, aber ich wehre sie mit diesem ab oder weiche aus, um einen von ihnen zumindest ins Reich der Träume zu schicken. Jetzt zücken sie ihre Pistolen, weil sie sich um mich herumgestellt haben. Dies war leider ihr Ziel und ich Dummkopf habe dies nicht gemerkt, weil mir wahrlich solch eine Erfahrung fehlt. „Arrrr! Gebe auf und komme mit uns – dann verschonen wir die beiden da hinten.“ Viel konnte ich nicht ausrichten, auch wenn ich versucht habe zumindest irgendwas zu bewirken. Mir war klar, dass ich nicht lange kämpfen könnte – dafür bin ich nicht ausgebildet – jedoch wollte ich zumindest einige in Sicherheit bringen, die mir wichtig sind. „Na, na, ein Mann darf doch nicht die Waffe auf solch eine Schönheit richten.“ Cat Noir taucht auf und haut mal eben drei um, die ihre Waffen dadurch nicht mehr halten. Diese Ablenkung nutzen Alya und Nino, um ihre zwei Bedroher zu überraschen und dann ein sicheres Versteck zu suchen. Unterdessen werfe ich meinen Tessen und entwaffne zusätzlich zwei Piraten, bevor ich ihn fange, aber prompt in Gefangenschaft gerate, aus die mich Cat Noir befreit. Sein Kampfstab ist praktisch. Die übriggebliebenen schießen auf ihn und er wehrt die Kugeln ab, indem er seinen Stab schnell dreht. Danach springt er zu mir. „So sieht man sich wieder, Mademoiselle Fleur.“ „Ja, Monsieur Cat Noir. Danke für die Rettung beim letzten Mal und jetzt.“ „Dafür bin ich da, aber Sie sollten nicht die Heldin spielen – es ist zu gefährlich.“ Recht hat er zwar, aber wieso darf ich nicht mal jemanden beschützen? Andauernd werde ich beschützt. Ein plötzlicher Kleiderwechsel hat mich in ein Brautkleid geworfen, was mich wundert, denn so schnell habe ich mich noch nie umgezogen und das auch noch ungewollt. „Meine Braut ist richtig gekleidet, um die Zeremonie beginnen zu können. Schnappt sie euch endlich, damit ich sie zum Altar führen kann!“ Wo ist der Kerl denn hergekommen? Durch das Treppenhaus ist er sicherlich nicht gekommen, denn sonst hätten wir ihn gesehen, wie das dreckige Gesindel von Piraten. Der Kater nimmt mich auf seine Arme und springt mit mir hoch hinaus. Dieser Keller ist wahrlich riesig. „Hinterher! Er stiehlt mir meine Braut!“ Wie können denn die Piraten fliegen? Sie holen sogar auf, was mir wenig gefällt. Ein paar überholen uns und ich kann Raketenrucksäcke auf ihren Rücken erkennen. Solch ein Bild finde ich zu grotesk und definitiv niemand auf der Welt würde mir glauben, wenn ich erzähle, dass Piraten mit Raketenrucksäcken hinter mir her waren. Trotzdem hält Cat Noir nicht an, sondern springt immer höher, bis wir an einer Luke halten, die uns in das Labyrinth bringt. Riesenkeller im Austausch für Riesenspinnen und Minotauren? Meine Wahl wäre definitiv der Keller gewesen. Er stellt mich ab und verschließt die Luke, woraufhin manche Piraten echt gegen das Ding donnern. Intelligenz wäre angebrachter gewesen, als diese Düsenrucksäcke. Zwei Riesenspinnen kommen auf uns zu, aber er schnappt sich erneut mich und springt hoch, sodass die Biester gegeneinander rennen. Auf einem der Bücherregale setzt er mich wieder ab und schaut sich um. Beim ersten Stockwerk tummeln sich übergroße Insekten herum, die keinen freundlichen Eindruck machen. Was für ein Chaos. Ladybug springt zu uns. „Konntest du den Akuma finden, Cat Noir?“ „Nein, leider nicht. Ich konnte auch nur Mademoiselle Fleur retten.“ „Ich hätte irgendwie schon unten genug anrichten können, dass Ihr diesen Akuma hättet finden können, Eure Katerheit.“ Wenigstens lacht sie durch meine schnippische Bemerkung. „Das hier ist kein Spiel! Dass du mit diesem Fächer anderen helfen wolltest war gefährlich! Dir hätte sonst was passieren können!“ „Was wäre denn noch schlimmer, als eine Braut gekleidet zu sein und zu warten, dass so ein Heini mich heiraten will, obwohl ich ihn nicht mal kenne?!“ „Euer Pärchenstreit wäre an anderer Stelle besser angebracht. Wir müssen schauen, dass wir den Akuma finden, denn nur so wird alles wieder normal werden.“ Sie hat Recht und ich atme tief durch, bevor ich mich verbeugend bei Cat Noir entschuldige – er meint es nur gut. Charmant entschuldigt er sich ebenfalls und es fehlt ein Plan, den wir noch nicht haben oder eher die beiden, weil ich nichts machen soll. In mir steigt allerdings der Drang hoch, dass ich irgendwas unternehmen muss. „War dieser Akuma beim letzten Mal dieser schwarze Schmetterling?“ Diese Frage musste ich in diesem Augenblick loswerden, weil ich ungern unwissend bin. „Stimmt genau. Sie verstecken sich in persönlichen Gegenständen der akumatisierten Person und fördern deren negatives Verhalten sowie verleiht ihr Superkräfte.“ Mit dem Wissen kann ich doch schon mehr anfangen. Der Zweck von einem Labyrinth dient meistens dem Schutz vor Dieben, die an einen Schatz wollen. Somit wäre es kein Wunder, dass in diesem unter uns ebenfalls ein Schatz wäre – der besondere Gegenstand von diesem Heini. „Irgendwo im Labyrinth ist dieser besondere Gegenstand, denn sonst macht es keinen Sinn, dass der Kerl dieses auftauchen lassen hat. Wie wir – ihr – den findet bleibt euch überlassen. Ich biete mich als Lockvogel an, um euch Zeit zu verschaffen.“ Kurzerhand drücke ich meinen Tessen Cat Noir in die Krallen und springe ein paar Regale weiter, bevor ich stumpf auf einem Minotaurus lande. „Hilfe! Hilfe!! Warum hilft mein Bräutigam mir nicht?“ Irgendwie muss ich den Typen herauslocken und siehe da, es funktioniert einwandfrei. Aus einem der vielen Bücher taucht er auf und lässt den Minotaurus verschwinden, um mich auffangen zu können. „Meine Liebste, bin ich froh, dass dieser schmierige Cat Noir dich freigelassen hat. Endlich können wir die Trauungszeremonie beginnen.“ Der hat es echt drauf jemanden für eine Sache zu begeistern, die man selber nicht mal will – ob ich gerade ironisch oder sarkastisch denke sei mal dahingestellt. Dann will ich mal auf die Tränendrüse drücken. „Aber Liebling, ich habe so viel Angst bei den ganzen Piraten, Insekten, Riesenspinnen und Minotauren, dass ich kaum den Mut habe mit dir den Altar hier im Labyrinth zu suchen.“ „Keine Sorge, meine Teuerste, ich lasse sie verschwinden und danach führe ich dich zum Altar.“ Hoffentlich verschafft diese Aktion den beiden mehr Zeit. Wo das dumme Tischteil ist weiß ich nicht, doch er sehr wohl, weshalb ich ihn animieren muss, jeden Winkel im Labyrinth mitzunehmen. Leider kommen wir trotzdem schneller an, als mir lieb wäre. Hat er das Labyrinth etwa noch verschieben können? Wie fies ist das denn? Den Blick auf den Altar zu werfen lässt mich innerlich schaudern – ich bin noch nicht gerade kopfmäßig bereit zu heiraten, geschweige denn alt genug. Auf dem Altar kann ich ein vergoldetes Buch erkennen, welches kostbarer zu sein scheint als der ganze Kram drumherum – außerdem schwebt es. Schritt für Schritt führt er mich zum Altar hin und fängt dabei die Zeremonie an. Ladybug und Cat Noir – beeilt euch! „Wer gegen die Bindung dieser beiden Seelen ist möge jetzt sprechen oder für immer schweigen!“ „Ein Wörtchen habe ich auch noch mitzureden!“ Weswegen taucht Cat Noir genau in diesem Moment auf? Ach ja, er liebt solche Auftritte bei denen er sich in Szene setzen kann, laut dem Interview, welches Alya mit Ladybug geführt hat und uns brühwarm alles berichtete. Charmanter Angeber. „Bücherjoker – ich fordere dich zum Duell auf um die Hand der schönen Mademoiselle Fleur!“ Werde ich überhaupt noch gefragt? Obwohl ein Duell ein bisschen mehr Zeit verschafft. „Gerne doch, Cat Noir, aber mein Kämpfer wird Lu Bu sein, das Monster aus der chaotischen Zeit Chinas.“ Ein Monster? Bitte nicht – ich mag nicht mal Minotauren. Aus dem goldenen Buch steigt eine sehr große Person, die an Muskeln kaum zu überbieten ist, jedoch diese dem Körper perfekt angepasst sind. Die Rüstung soll Feinde verschrecken, genauso wie das grimmige und kantige Gesicht. Seine Hellebarde ist pechschwarz und noch größer als er. Die wiegt bestimmt sehr viele hundert Kilogramm – die er mal eben in einer Hand hält. „Du stehst wirklich auf solche Muskelberge?“ Bevor das Duell losgeht muss er mich das wirklich noch fragen? Jemand scheint siegesgewiss zu sein. „Etwas weniger reicht auch, aber dünne Hemden, wie der werte Monsieur Cat Noir, kommen bei Vater nicht gut an und der ist es, der mich preisgeben muss.“ Habe ich ihm sein Katerherz gebrochen? Nein, eher sein Ego. „Jedoch weiß ich, dass mein Held in schwarzer Rüstung gewinnen kann.“ Diese Worte bauen ihn regelrecht auf, sodass man meinen könnte, er braucht einfach Zustimmung. Lu Bu brüllt wirklich wie ein Monster und schwingt seine Hellebarde dermaßen kräftig, dass der Wind ausreicht, um mich mitzunehmen. Wenigstens der Heini rettet mich davor aufgespießt zu werden, da der Kater sich bemüht am Boden zu bleiben. Was diesem an Kraft fehlt, macht er durch Wendigkeit wett, sodass er darauf zu setzen scheint, dass Lu Bu müde wird. Allerdings sieht es eher aus, dass er selber daran zu knabbern hat seine Energiereserven zu behalten. „Glücksbringer!!“ Oh, Ladybug gesellt sich zu uns lässt ihr Jo-Jo sich in irgendwas verwandeln. Es wird ein Tessen. Wieso brauchen denn nun beide jeweils einen Tessen? Okay, Cat Noir hat meinen erhalten, weil ich nicht kämpfen soll, aber was soll daran Glück bringen? Diesen Glücksbringer kapiere ich kein Stück. Sie sieht den Tessen auch nur fragwürdig an, scheint jedoch zu überlegen, was sie damit anstellen kann. Unterdessen gerät der Kater in die Bredouille und nutzt seinen Kataklysmus, um die Hellebarde und die Rüstung von seinem Gegner zu entfernen, der allerdings auf ein wahres Muskelwerk bauen kann. Wow, solch gut ausgeprägte Muskeln habe ich seit den großen Kampfsportturnieren letztes Jahr nicht mehr gesehen, aber leider packt der gutgebaute Mann den schwarzen Kater. „Cat Noir – nutze den Fächer und ziele auf seinen Kopf!“ Sie wirft mit ihm gemeinsam die Metallfächer weg und dem ersten Tessen kann Lu Bu mit dem Kopf ausweichen, doch der zweite trifft ihn mit voller Wucht, sodass er benommen sein Opfer loslässt und sich an den Kopf packt. Solch ein Treffer kann sogar den Schädelknochen splittern lassen. Seine Benommenheit nutzen die beiden aus und machen ihn komplett kampfunfähig. „Bücherjoker, du hast verloren – lasse nun Mademoiselle Fleur frei, wie es abgemacht war.“ Für diesen Spruch bekommt er ein paar Pluspunkte von mir, denn er sieht wahrlich erschöpft aus. Hätte Lu Bu einen Kopfschutz gehabt, sähe die Sache anders aus. „Niemals! Du hast Lu Bu nicht besiegt, sondern Ladybug hat sich eingemischt – somit gilt unsere Abmachung nicht.“ Dem Kerl trete ich stumpf gegen das Schienbein und klatsche ihm eine. „Und du willst ein Mann sein? Ein Mann ist für seine Stärke, seinen Mut, seinem eisernen Willen, seinen Muskeln und seiner Ehre erst ein Mann. Du bist keiner und dich werde ich nicht heiraten. Cat Noir hat keineswegs geschummelt, denn der letzte Tessen war der, den er von mir erhalten hat – also ist er der Gewinner.“ Gerade will ich von ihm weg, da werde ich gepackt und kopfüber festgehalten. Na toll, diese Position macht mehr Spaß als in der Achterbahn festzustecken – wie auch immer diese stehenbleiben können. Ein weiterer Lu Bu hält mich ziemlich grob fest. Dagegen sind heftige Umarmungen von Vater ein laues Lüftchen. Weitere von ihm tauchen auf und sind alle topfit. Totaler Schummler, dieser Bücherjoker. Allerdings leuchtet das goldene Buch jedes Mal auf, wenn sich irgendwas verändert und zum Glück bemerken die beiden dies, denn der Foliant wird treffsicher auseinandergenommen, bis dieser schwarze Schmetterling herausfliegt und Ladybug ihn zu einen weißen zurückverwandelt. „Miraculous, Ladybug!“ Ihr Tessen leuchtet auf und ein leuchtender Schwarm Marienkäfer setzt alles zurück auf Anfang des gesamten Spektakels, als wäre hier nie ein Labyrinth oder Kampf gewesen, was wirklich interessant anzusehen ist. Es stellt sich heraus, dass der Bücherjoker der Sohn von Monsieur Deimer war. Wetten, dass Chloé die hohen negativen Gefühle hervorgerufen hat? Ich setze mich höchstpersönlich dafür. Bevor beide verschwinden bedanke ich mich mit einer Verbeugung und gestehe mir ein, dass ich wenig zum Kämpfen beitragen kann, aber gerne erneut gemeinsame Sache machen würde. Mein Tessen ist zwar hinüber, aber dies macht nichts. Leider müssen beide ziemlich flott weg, sodass ich mit dem verwirrten Monsieur alleine bin. „Was ist passiert?“ „Monsieur Deimer, Sie wurden akumatisiert, wenn ich es richtig verstanden habe. Jemand hat sich Ihrer negativen Gefühle bemächtigt und zur Bosheit geleitet, sodass Sie ordentlich Tamtam veranstaltet haben. Lassen Sie sich nicht so leicht aus der Fassung bringen. Bücherliebhaber wird es immer geben und die, die keine Ahnung haben, sind einfach versnobte Idioten. Denken Sie bitte daran und Sie werden ein wundervoller Bibliothekar, wie Ihr Vater.“ Mit diesen Worten im Raum, helfe ich ihm auf und bin froh, dass dieses schreckliche Brautkleid mit dem ganzen anderen Zeug verschwunden ist. Kimonos stehen mir weitaus besser. Wir gehen zu den anderen zurück und Ricardo zerquetscht mich fast, bevor er mich rügt, dass ich niemals wieder fahrlässige Aktionen veranstalten soll. Hochheilig verspreche ich es, dass ich, als Shirado Fleur, nicht wieder kämpfen werde, sollte es zu so einer Situation kommen. Von Hilfestellung hat er jedoch nichts erwähnt. Ihn scheint das zu beruhigen. Marinette und Adrien kommen reichlich spät aus verschiedenen Richtungen zu uns, was mich wundert, denn die müssten auch im Keller gewesen sein, wie die anderen Leute, die in Papier gefangen waren. Wie dem auch sei, ich bin nur froh, dass alles wieder gut ist und der restliche Schultag entfällt, damit wir uns von dem Vorfall erholen können. Vater darf davon ebenfalls nichts erfahren, sonst bin ich wieder meiner Freiheit beraubt. Kapitel 3: Portalalptraum ------------------------- Portalalptraum Mitten im goldenen Oktober treffen Adrien und ich uns wieder häufiger. Er bringt mir noch mehr Grundlagen bei und Madame Mendeleiev ist zufriedener mit mir, sodass ich bei dem Tempo vielleicht sogar eine Drei in diesen Fächern erhalten kann. Wünschenswert wäre es schon. Seitdem wir hier sind vergräbt Vater sich allerdings immer mehr in seiner Arbeit und ich bekomme ihn kaum noch zu Gesicht. Darum bin ich froh, dass der blonde Junge mein neuer Ansprechpartner ist. Wir teilen das gleiche Schicksal, da auch sein Vater sich oft in der Arbeit verkriecht. Schade finde ich es allemal, jedoch haben wir mehr Zeit füreinander. Irgendwo hat es schon eine positive Seite. Im Gegensatz zu den anderen schaffen wir es kaum sie zu treffen. Wegen der vielen Arbeit müssen wir beide modeln und da sehen wir uns gar nicht. Einmal konnte ich Marinette und Alya einschleusen, weil Ricardo Aufsicht hatte, doch die anderen Bodyguards sind da strenger, was ich blöd finde. Deswegen bin ich froh, dass meine Freunde und ich endlich mal Zeit gefunden haben eine gemeinsame Aktivität zu finden. Auf die gemeinsame Zeit mit allen freue ich mich übermäßig. Ein Picknick im Park in der Nähe vom Eiffelturm war eine grandiose Idee von Marinette. Sie besorgt Gebäck, Alya treibt eine große Decke und Pappteller mit Besteck auf, während Nino für die Musik zuständig ist, Nathaniel – den wir mit in den Freundeskreis aufgenommen haben – bringt Süßkram mit. Adrien und ich sind für Getränke sowie Beläge eingeteilt worden. Natürlich sprechen wir uns vorher ab, denn alles dreifach zu kaufen wäre zu viel des Guten. Vollgepackt sowie schwer ist mein Korb schon, obwohl ich alles in kleineren Plastikbehältern verteilt habe. Merkwürdig finde ich das schon, denn bei dem Müll, den ich hatte, wäre es doch logisch, dass alles leichter ist. Physik und Mathematik auf höherem Niveau – soweit bin ich kein Stück. Sogar manche Grundlagen schwirren im Kopf umher und ich sehe immer noch nicht den Nutzen im Alltag für diese Folter. Zu meinem Pech ist Felix mit Vater unterwegs, weshalb ich die schwere Last den langen Weg tragen muss. Ricardo schleicht mir heute inkognito hinterher, weshalb er mir keine Hilfe zukommen lassen kann. Vor einigen Tagen hat Vater einen Brief erhalten, dass man ihm sein Juwel stehlen will. Eher hätte ich auf das Drachenauge aus Smaragd gewettet, welches er Mutter als Ring zur Verlobung geschenkt hat, aber er geht davon aus, dass ich gemeint bin. Dass ich trotzdem Zeit mit meinen Freunden verbringen darf liegt daran, dass ich in den Hungerstreik getreten wäre und ich nie wieder mit ihm zu tun hätte haben wollen. Wie ein Wunder war er sogar kooperativ – Ricardo inkognito und Adrien als Bewacher – wieso auch immer der Blonde zugestimmt hat – waren notwendig. Damit kann ich sogar leben, weil die beiden mir nichts verbieten oder mich einschränken. Macht auch viel mehr Spaß, wenn ich nur einen Regelrahmen einhalten muss und keinen ganzen Katalog. Mit dem schweren Korb brauche ich sehr viel länger als erwartet, da ich zwischendrin Pausen brauche, denn meine Arme sind darauf nicht ausgelegt. Nach eineinhalb Stunden bin ich total am Ende, aber im Park und muss nur noch meine Freunde finden. Bei dem großen Springbrunnen muss ich freie Sicht auf den Eiffelturm haben und mich rechts halten – dort soll ich sie finden. Wie definieren die denn bitte freie Sicht auf den Eiffelturm? Das hätte ich vorher nachfragen sollen. Hätte ich mein Handy mitgenommen, könnte ich einen von ihnen anrufen, doch das war mir zu gefährlich mit dem vollen Korb. Tja, Pech gehabt, ich muss sie suchen. Mir fällt gerade ein, dass es ja auch mehr als einen Springbrunnen geben könnte. Oh man, ich bin total am Ende und würde direkt einschlafen – ich halte diese Aktion im Moment nur ab einzutreten, weil ich unbedingt zu ihnen möchte. Nicht lange überlegen, einfach machen. Ansonsten kann ich ja fragen und nachhaken, ob die befragte Person meine Freunde gesehen hat. Diesen Plan finde ich sehr viel einfacher und mit weniger körperlichen Aufwand verbunden. Stück für Stück sinkt meine Entschlossenheit, denn kein Franzose oder Tourist haben meine Freunde auch nur ansatzweise gesehen. Viele schauen sich auch nur den Turm an und stürzen in Hecken, Mülleimer oder sogar Springbrunnen – von denen es viele gibt. Wie ein Labyrinth, nur dass man alles weitestgehend überblicken kann. Ob ich die anderen überhaupt finden kann? Einige Sachen kann ich, aber alles keineswegs. Glück im Unglück scheine ich jedoch zu besitzen, denn Adrien kommt auf mich zu – ohne seinen Korb voller Essen. Hat er den vergessen oder war er schon bei den anderen? Letzteres wäre am wahrscheinlichsten. Ihm komme ich entgegen und er sieht mich erleichtert an. Wie süß, dass er sich Sorgen um mich gemacht hat. Federleicht nimmt er mir stumpf den Korb ab und zeigt mir, wo wir uns treffen. Präziser hätte Alya schon sein können, denn der Springbrunnen mit freier Sicht auf den Eiffelturm ist der allererste im Park, der sich von diesem Konstrukt aus erstreckt. Wenigstens war ich nicht mehr allzu weit weg von dem Treffpunkt, weswegen ich mit diesem Erfolg zufrieden bin. Dennoch bin ich erschöpft. Eine kleine Ruhepause habe ich mir verdient. Wir unterhalten uns erst über allen möglichen Kram, während die Musik leise vor sich dudelt. Entspannend wirkt das schon. Noch ist es nicht zu kalt, weshalb ein Pullover ausreicht, aber danach kommt die schönste Zeit des Jahres – der Winter. Das Fest der Liebe war bei uns in Japan nicht sehr hoch angesehen, aber wir haben es als Familie schon gefeiert. Hauptsache Vater macht daraus nicht erneut eine große Sause wie beim letzten Mal, weil er unbedingt alle auf einmal treffen wollte. Jedoch ist es noch einige Zeit hin, bis wir darüber sprechen. Nachdem wir vieles, was wir in der Schule gar nicht schaffen, ausgesprochen haben, geht es ans Essen. Verpackte Nahrungsmittel sind einfacher auf einer Picknickdecke darzustellen, als sie aus ihren Originalverpackungen zu entnehmen, wie es sich herausstellt. Unser blonder Schönling hat es nämlich nicht extra woanders reingetan, weshalb einige Nahrungsmittel bei dem Gewicht der Getränkeflaschen ein bisschen gequetscht aussehen, was uns allerdings nichts ausmacht. Verschwendung ist das letzte, was wir wollen. Einige Personen gehen vorbei und schauen uns an, als ob wir verrückt wären im Herbst ein Picknick zu veranstalten. Man kann so etwas sogar im Winter machen, also finde ich es normal. Alle sind mehr als satt, aber die Reste sind dennoch viel, sodass ich einen Großteil mit mir nehmen müsste. Darauf habe ich nun wirklich keine Lust und winke ein paar spielende Kinder zu uns, frage sie, ob sie Hunger hätten und mache nach ihren Wünschen einige Teller fertig, die sie bei uns leeressen, bevor Nathaniel ihnen jeweils einen Lutscher gibt. Dass ich die anderen dabei einfach übergangen habe, stört sie zu meinem Glück keineswegs. Außerdem überraschen mich die Kinder, indem sie sich bedanken. Demzufolge gibt es noch Eltern, die ihre Kinder erziehen. Einen weiteren Teller mache ich für Ricardo fertig, der auf einer Bank in der Nähe Zeitung liest. Dies flüstere ich Adrien zu, der nickt, aufsteht und den Teller zu ihm bringt. Beide unterhalten sich kurz und er kommt danach zurück. Durch diese Aktion konnte ich meinen Ballast um dreiviertel Gewicht reduzieren. Den Rest schaffe ich schon zu tragen. Wirklich ein sehr schöner und angenehmer Herbsttag, den wir hier gemeinsam verbringen, was ich wunderbar finde. Genießend schließe ich meine Augen und lehne mich ein bisschen zurück, um der Musik sowie den anderen Geräuschen zu lauschen. Lange hält meine Ruhe jedoch nicht an, weil ein Lied aus meinem letzten Album plötzlich ertönt. Wie hat Nino es geschafft an eines der Alben zu kommen? Der sieht mich grinsend an und ich seufze, denn er wollte mich damit überraschen, was ihm geglückt ist. Nathaniel fragt nach, wer das Lied singt und die ollen Verräter zeigen alle auf mich. Bei meinem beleidigten Gesicht fangen sie auch noch zusätzlich an zu lachen. Empört schnappe ich nach Luft, aber komme zu nichts, weil einige Touristen in unsere Nähe kommen und alle aufgeregt sind. Zudem kann man sie laut und deutlich meinen Künstlernamen rufen hören, während sie mit ihren Kameras auf der Suche nach derjenigen Person sind. Geschwind mache ich mich lang und will Ninos Gerät leiser drehen, mache es allerdings aus Versehen lauter und dann erst leiser, als ich meinen Fehler bemerkt habe. Leider zu spät, denn wir wurden entdeckt und ich habe nie viel anderes getragen, weil ich eine offene Person bin, die sich ungern verstellt. Aufgeregt sprechen die japanischen Touristen mich an und ich würde am liebsten im Boden versinken, um abzutauchen. Trotzdem stelle ich mich gerade hin und lächle sie an, ehe ich ihnen sage, dass ich es traurig finde, nicht mehr in Japan zu leben, aber hier in Frankreich es ebenfalls schön ist. Meine Musikkarriere hat dennoch hier keinen fruchtbaren Boden, weswegen es von mir nichts mehr zu hören gibt. Kurz kann man ihre Enttäuschung hören und Nino stupst mich an, flüstert mir einiges zu, was mich ihn erstaunt ansehen lässt. Wieso sagt er mir das? Jetzt muss ich auch noch preisgeben, was er mir geflüstert hat – da ich es früher immer getan habe und ich meinen ehrlichen Ruf ungern zerstören möchte – dies geht viel schneller, als man meinen könnte. Somit ziehe ich den Flüsterer an einem Ohr wieder hoch, weil er sich setzen wollte und stelle denen meinen neuen Musikproduzenten vor, der mich hier in Frankreich berühmt machen möchte. Wenn er mir schon flüstert, dass er mich hier verbreiten will, kann er sofort Verantwortung übernehmen. Blitzlichtgewitter Nummer Vier wäre das. Sobald diese Gruppe zurück in Japan ist, wird alles die Runde machen – ich kenne das schon zu Genüge. Ricardo hat anscheinend genug und bittet die Meute sich zurückzuziehen, auch wenn sie es weniger gut verstehen, weswegen ich übersetze. Sie bedanken sich überschwänglich und verbeugen sich dazu, bevor sie ihren Weg fortsetzen. Geschafft lasse ich mich einfach auf die Decke plumpsen, aber lande in Adriens Schoß. Peinlich berührt werde ich rot und setze mich mit einer schnellen Bewegung neben ihn hin. Kommt davon, wenn man nicht hinschaut, wohin man plumpst. Natürlich ist das Thema nun mein Comeback. Gerade mal ein halbes Jahr Ruhe und schon muss ich erneut ran. Unser Musikfanatiker darf sich alles ausdenken – ich liefere ihm nur ein paar Liedtexte. Was kürze ich dann nur von meiner Freizeit her, um das zu bewerkstelligen? Besser wäre es, wenn ich meine Schlafenszeit um eine Stunde nach hinten verlege. Ich brauche ja nicht sofort zwanzig Lieder für ein Album, womit ich Zeit habe. Trotz der Störung durch die Touristen genießen wir die restliche Zeit bis zum Abend hin und verabschieden uns voneinander. Ricardo hat sich vorhin zwar wieder zurückgezogen, aber er geht dieses Mal recht nahe bei mir. Dies finde ich besser als den großen Abstand davor. Man will sich sicher fühlen und nicht beschattet. Einige Tage später hat Vater mich zu sich rufen lassen, was er recht selten macht, wenn er auf Arbeit ist. Dass ich dadurch den Unterricht bei Madame Mendeleiev verpasse, finde ich blöd, denn ich brauche diesen, um weiterzukommen. Felix und Ricardo haben mich abgeholt und zu dem Modekonzern von uns gebracht – La Fleur. Subtil und einfach zu merken, wie ich finde. Da ich nicht zum ersten Mal hier bin, werde ich begrüßt und sofort durchgelassen, um den Fahrstuhl bis fast nach ganz oben zu nehmen, denn dort hat Vater sein Büro. Entgegen meiner vorherigen Meinung muss ich nicht zu ihm ins Büro, sondern in die Marketingabteilung und auch noch in den Bereich vom Krisenmanagement. Schlechte Vorzeichen sind das – sehr schlechte. Vorsichtig klopfe ich gegen die Tür zu dem Besprechungsraum und werde erwartet, denn Vaters Stimme sagt deutlich meinen Namen, als ich hereinkommen soll. Kaum bin ich drinnen, werde ich gebeten mich zu setzen. Stimmungsvoll finde ich es hier im Moment keineswegs. Vater sitzt an dem langen Tisch mir gegenüber und wirkt sauer auf mich, während die anderen am Tisch ihn erwartungsvoll ansehen, genauso wie ich. Er holt tief seufzend Luft und wiederholt diesen Vorgang einige Male bevor er eine Fernbedienung zückt und auf der Leinwand ein Foto präsentiert wird – Adrien und ich sehen uns gegenseitig an und sind gerötet. Es war vor einigen Tagen, als ich aus Versehen auf seinem Schoß gelandet bin. Welcher Paparazzi hat dieses Bild aufgenommen? Dieses wird gerade kleiner und man erkennen, dass es aus einer Boulevardzeitschrift kommt. Sind Adrien Agreste und Shirado Fleur ein Paar? Titeltechnisch mit einer Frage anzufangen macht jeden Leser neugierig, aber was dort steht, finde ich ein wenig abwegig. Behauptungen hin oder her – nur die Frage am Ende, ob wir nur Freunde sind, kann ich unterstreichen. „Was hast du dazu zu sagen, Shirado?“ Oh, oh, bei dem Unterton in der Stimme ist er im Moment weniger gut zufrieden. „Dass die Medien wieder aus einer Mücke einen Elefanten machen. Ich bin aus Versehen auf ihn geplumpst und es war peinlich, okay? Mehr ist nicht zwischen uns, außer Freundschaft.“ Kurz und knackig ist meine Antwort, weil ich nichts falsch gemacht habe. „Na gut, ich denke, das kann bei einem Picknick passieren und er passt auch gut auf dich auf, wie ich aus den Berichten von Velez bisher lesen konnte. Deswegen denke ich, dass es in Ordnung ist und wir schauen, wie wir die Medien zu einer Richtigstellung bekommen. Verliebe dich aber nicht wieder in einen Jungen – der letzte war schlimm genug.“ Die erste Liebe ist sowieso immer ein Stück Schrott und dass ich in den Sohn von einem Yakuzaboss verliebt war und mit diesem Zeit verbracht habe, hat mich keineswegs zu einen von denen gemacht. Manchmal denke ich, dass er zu sehr übertreibt. Außerdem weiß ich, dass Adrien zu keiner Mafia gehört – wäre also nicht so schlimm, wenn ich mich in ihn verlieben würde. Engstirnig zu denken gehört wohl zum Erwachsensein dazu. Das nächste Bild wird gezeigt, wie ich Nino an einem Ohr festhalte und vorstelle. Wie vorhin wird auch dieses Bild kleiner und eine japanische Boulevardzeitung hat einen seitenlangen Bericht geschrieben. Oh man, die freuen sich dermaßen, dass ich ein Comeback plane, dass ich mich schlecht fühle, weil ich es lieber nicht möchte. Zudem wundert es mich, dass die so schnell einen Bericht veröffentlicht haben, obwohl es erst fünf Tage her ist. „Darüber möchte ich ebenfalls mit dir sprechen, Shirado.“ Bei dem Unterton will ich abhauen, denn der ist es, der mir deutlich zeigt, dass ich zu weit gegangen bin. Dabei habe ich nur nicht nachgedacht und einfach wie früher gehandelt. Meinen Mund rede ich mir fusselig, was zu dem Zeitpunkt passiert ist und er nickt nur zwischendurch. „Dir ist schon klar, dass es hier schwieriger für dich wird und du noch weniger Zeit hättest? Wolltest du nicht ein Leben mit Freunden haben? Sie müsstest du vernachlässigen.“ „Ja und ja, Vater. Nino ist derjenige, der die Musik macht und Alya hat sich bereit erklärt mich zu managen, während Marinette und Nathaniel Kleidung designen und Merchandise zeichnen. Adrien wäre meine seelische Unterstützung. Ich möchte hier kein riesengroßer Star werden wie in Japan, weshalb es klappen wird und ich dennoch Zeit mit meinen Freunden verbringen würde. Außerdem weiß ich, dass du es liebst, wenn ich singe, Vater. Was spricht groß dagegen, dass ich kleine Auftritte mache?“ „Dagegen spricht an sich nichts. Es stört mich nur, dass du – trotz aller Maßnahmen – wieder im öffentlichen Licht bist. Als mein Kind und Model kann ich dich besser bewahren – je mehr du jedoch machst, desto schwerer ist es für mich, mich auf meine Arbeit zu konzentrieren, weil ich dich immer in Gefahr sehe, zumal dein ehemaliger Manager wusste, wie man dich zu schützen hat, während deine Freundin Alya noch keine Erwachsene ist, um dies alles zu bewerkstelligen.“ „Was denn für Gefahr? Seit ich vier bin höre ich das von dir, aber wann erfahre ich endlich was du meinst?“ Verkniffen verzieht er sein Gesicht und bleibt still. War doch klar, dass ich weiterhin in Unwissenheit bleiben muss. Anders kenne ich es kaum. „Wir beide haben am Samstagabend einen Termin mit einem meiner Konkurrenten und seinem Sohn. Bereite dich darauf vor. Du bist nun entlassen für heute.“ Ausflucht, Ausflucht, Ausflucht!!! Sauer verlasse ich den Raum und gehe geladen zum Fahrstuhl, um aus diesem Gebäude zu kommen. Davor trete ich mit voller Wucht gegen einen Getränkeautomaten und fühle mich besser – zumal ich eine Flasche Wasser von diesem erhalten habe. Ricardo und Felix warten beide auf mich und ich glaube kaum, dass ich heute noch in der Schule konzentriert bleiben kann. Deswegen kann ich auch gleich für meine Musikkarriere und Joels Traum einen Raum kaufen. Wäre sicherlich auch ein schöner Treffpunkt für uns als Freunde. Mein geheimes Konto in Japan hat sicherlich noch genug Yen übrig, sodass ich alles soweit in Anspruch nehmen kann. Zuerst holen wir Joel ab und dann geht es zum Rathaus, wo ich einiges ausfüllen muss und mein Kellner unterschreibt, da ich ihn als Inhaber eingetragen habe. Den Zuschlag muss ich noch abwarten, aber ich kann mir einige Stellen ansehen, wo meine Idee umsetzbar wäre. Somit fahren wir den restlichen Tag herum und schauen uns einige Gebäude an, die passen würden, aber unsicher bin ich mir trotzdem. Entscheidungen für längere Zeit zu fällen heißt eine enorme Verantwortung zu tragen – zumindest ist Joel dazu bereit. Alle Unterlagen verwahrt er und ich versuche noch einen Liedtext zu schreiben, weil ich heute geladen war. Diese Emotion kann ich sicherlich gut mit in einen neuen Text einfließen lassen. Hinsichtlich einer Sache bin ich mir sicher – meine Freunde und Vertrauten will ich keineswegs verlieren. Gestern ist der Zuschlag durchgekommen und wir haben uns für ein Gebäude in der Nähe vom Park entschieden. Dadurch kommen Gäste eher zu dem Café, während das Stockwerk darüber seine neue Wohnung wird und der Kellerraum ein Aufenthaltsraum mit Tonstudio für uns. Wie er seine zwei Ebenen gestaltet, bleibt ihm überlassen, denn ich halte mich an das Tonstudio, während die anderen den Aufenthaltsraum machen dürfen. Bis jedoch alles soweit ist, wird es noch einige Wochen dauern, wegen den Umbauarbeiten. Ganz so eilig habe ich es jedenfalls nicht, zumal ich die anderen noch davon in Kenntnis setzen muss. Dafür muss der Montag herhalten, weil heute Abend ja dieses Essen mit dem Konkurrenten von Vater und dessen Sohn sein wird. Gespannt bin ich auf den Sohn, denn viel hat er nicht verraten, was die beiden angeht und Konkurrenz hat Vater sowieso am laufenden Band. Woher soll ich wissen welchen Konkurrenten er trifft? Unausweichlich ist dieses Treffen sowieso, weil er gerne reinen Tisch macht und Absprachen trifft, die zu Gunsten beider Parteien ausgehen sollen. Zum Glück will ich nicht selber Designer werden – viel zu stressig. Allerdings habe ich keine Ahnung was ich werden soll. Warum kann man nicht bis 21 warten, bevor man soweit im Kopf ist? Ist ja schrecklich, wie früh man in Frankreich erwachsen sein muss. Wenigstens sind Ricardo und Felix eingeteilt worden, sodass ich mich nicht merkwürdig fühle, wenn wir diesen Termin wahrnehmen. Vor einem anderen Nobelrestaurant halten wir an und die Bodyguards stellen sich auf, bevor wir rauskommen. Heute trage ich einen Kimono, der den Ozean in seiner vielfältigen Farbgebung repräsentiert. Darum trägt Vater auch einen passenden Anzug – ist bei uns Tradition, dass ich die Farbwahl vorgebe und er seine Anzüge dahingehend abstimmt, wenn es um ein Geschäftsessen geht. Der Oberkellner begrüßt uns und fragt nach, wer wir denn seien. Dieser Typ redet geschwollener als der vom letzten Mal. Jedenfalls führt er uns zu einem Tisch weit weg von dem Eingang oder anderen Türen. Soll das Diskretion bedeuten? Immerhin sind hier hinten so gut wie keine Tische besetzt. Er gießt uns Wein ein und verbeugt sich leicht, da er wieder an seinen Platz geht. Das Getränk sehe ich mit bedröppelter Miene an und schiebe das Glas zu Vater, der mich nur kopfschüttelnd kommentiert. Mir egal, ich finde Alkohol schrecklich und kann keineswegs verstehen wieso ich, der minderjährig ist, das Teufelszeug trinken soll. Gehobene Gesellschaft hin oder her. Ein paar Minuten warten wir noch, bis die zwei angekommen sind. „Entschuldigen Sie bitte unser verspätetes Eintreffen, Monsieur Fleur. Mein Sohn hat ein neues Hobby, wie mir scheint, und die Zeit außer Acht gelassen.“ „Wir sind vorhin erst eingetroffen, Monsieur Agreste, weswegen diese Verspätung keineswegs schlimm ist.“ Dass ich Adrien begegne finde ich sehr viel besser, als ich erwartet hätte. Zuerst muss ich mich gebührend bei Monsieur Agreste vorstellen und ihn begrüßen, bevor ich einfach meinen guten Freund umarme. „Shirado! Wir sind hier bei einem Geschäftsessen!“ „Vater! Wir nicht, sondern du. Ich bin froh, dass Adrien da ist, also lasse mich ihn gebührend begrüßen, wie es sich für gute Freunde gehört.“ „Gute Freunde also. Mein Sohn, hast du mir etwas verschwiegen?“ Kalt! Diese Stimme ist schneidend kalt und man merkt dem blonden Jungen an, dass es ihm ein bisschen unangenehm ist – zumal mein Vater mich zusätzlich rügt, dass ich mich angemessen benehmen soll. Wir zwei geben nach und setzen uns gegenüber hin. Schade, dass wir nicht viel sagen können, da es nur um die Arbeit der beiden geht. Adrien ist recht schlau, indem er die Menükarte auf den Tisch stellt, sodass sein Vater ihn weniger im Blick hat, was ich ihm nachahme und er sich vorbeugt, um ein paar Grimassen zu schneiden, die mich kichern lassen. Unser Spaß wird gleichzeitig unterbrochen, weil unsere Väter die Menükarten uns jeweils korrekt vorlegen. Die Blicke von ihnen sprechen Bände. Schmollend lese ich mir die Gerichte durch und muss heute wohl auf meine Essgewohnheiten verzichten, weil hier absolut nichts japanisch ist. Nobelrestaurant, pah! Bestimmt gibt es wieder wenig auf dem Teller, was total ungenießbar ist oder einem den Appetit verdirbt, weil es stinkt. Naserümpfend blättere ich weiter und entdecke eine Lasagne, die jedoch für zwei Personen bestimmt ist. Wie solch ein Gericht hierherkommt wundert mich in hohem Maße, aber es wäre schön, wenn ich wenigstens ein weitestgehend normales Essen erhalten würde. Leicht stupse ich Adrien mit meinem Fuß an – dem der Anzug wohl zu eng wird, wie ich gerade erst bemerke – und er schaut zu mir. Mit meinen Augen versuche ich ihm zu verdeutlichen, dass wir uns unter dem Tisch treffen, weswegen ich ganz aus Versehen meine Gabel fallen lasse, die wir beide holen würden. Erst versteht er nicht, aber als ich die Aktion ausführe bietet er mir seine Hilfe an und schon sind wir unter dem Tisch. Dort erzähle ich ihm von der Lasagne und er wäre gar nicht so abgeneigt diese zu essen, weshalb wir uns grinsend wieder hochbegeben, um sofort eine neutrale Miene einzusetzen. Unsere Väter sollen nicht merken, dass wir ein bisschen Spaß haben wollen und ihnen zeigen, dass wir den Elefanten umsetzen können. Paparazzi gibt es hier keine, das weiß ich, aber besonders mein Vater soll sehen, dass es mir Freude bereitet mit meinen Freunden Zeit zu verbringen und da Adrien der einzige im Moment ist, den ich hier habe, muss es so gehen. Ein Kellner bringt zum Glück eine Flasche Wasser mit, die er uns einschenkt, bevor er weitere Bestellungen aufnimmt. Die beiden älteren Herren fangen an und Adrien bestellt für mich mit, was alle drei Erwachsene überrascht, selbst den stoischen Vater von ihm. Somit haben wir einige Punkte sammeln können. Mal schauen, wer heute gewinnt – unsere Väter oder wir. Was er für uns bestellt hat können die beiden nicht mehr nachsehen, weil die Menükarten mitgenommen werden. „Wie ich bemerke verstehen unsere Kinder sich auch ohne Worte.“ „Dem stimme ich zu, auch wenn ich meinem Kind gesagt habe, dass es sich angemessen benehmen soll.“ Volle Breitseite von meinem Herrn Papa. Danke, habe ich echt nötig gehabt. Grummelnd schmolle ich ein bisschen und mein Gegenüber setzt einen versöhnlichen Blick auf, sodass ich weniger Falten bekomme und ruhiger werde. Den Effekt hat nur er auf mich, weswegen er auch meine seelische Stütze ist, wie ich seine geworden bin. Uns Kinder wird ab und zu eine Frage gestellt, die wir beantworten, aber mehr dürfen wir nicht machen, wegen dem, was am Anfang passiert ist. Insofern müsste ich Vater noch von der Sache mit dem Café von Joel erzählen. Dieser Zeitpunkt wäre jedoch unangebracht, da er mit seinem Konkurrenten verhandelt. Ich langweile mich ohne Ende und selbst die Anwesenheit von Adrien macht es nicht besser, bis endlich unser Essen kommt. Für die beiden gibt es deren jeweilige Bestellung, aber der Knaller kommt, als der Kellner sagt, dass für das Paar die Lasagne in Herzform gemacht wurde. Selbst dem Vater von Adrien entfallen die Gesichtszüge, sodass sein Sohn übernimmt und den Kellner mit einer Danksagung entlässt. Ungerührt führen wir unseren Plan aus, essen erst ein paar Stückchen davon, während unsere Väter ihre Gerichte genießen. Den kleinen Schock haben sie entweder schon verdaut, was ich bezweifle, oder sie versuchen es zu ignorieren. Letzteres kommt eher in die Top Drei. Der Grünäugige zwinkert mir zu und ich nicke, denn wir toppen alles noch, indem wir uns gegenseitig das Essen anreichen. Ein indirekter Kuss also. Beide aufs Korn zu nehmen macht sehr viel Spaß. Welche Konsequenzen uns wohl erwarten? Sicherlich Hausarrest für mich. Wie es bei ihm aussieht kann ich nicht mal erahnen. Sie räuspern sich gleichzeitig und trinken ihre Gläser Wein leer, während wir verliebte Blicke aufsetzen und ungerührt weitermachen. „Bin ich froh dich als Mein zu wissen, Shirado.“ Oho~, Adrien toppt die Sache noch mehr. „Und ich bin froh, dass ich Dein bin, Adrien.“ Wir beugen uns vor und sind kurz vor dem Kuss, bis Vater einknickt. „Okay, okay, okay, ist ja gut, ich habe verstanden, ihr beiden seid gute Freunde und wollt euch unterhalten, ohne die Geschäfte eurer Väter mitzubekommen.“ Spiel und Satz für uns. Bekommen wir den Sieg zusätzlich? Wir nähern uns noch ein Stück und spüren unseren jeweiligen Atem. „Ich habe ebenfalls verstanden, Adrien. Sollte sich mehr entwickeln, möchte ich davon wissen und nun sucht euch einen anderen Platz, denn wir Erwachsenen haben zu tun.“ Sieg auf ganzer Linie. Wir lachen befreit und nehmen unsere Sachen mit, um ein paar Tische weiter ganz normal zu essen und Spaß zu haben. Über die beiden machen wir uns lustig, doch hören sie uns nicht, denn wir haben auf der anderen Seite vom Restaurant, noch in ihrem Blickfeld, den Tisch genommen. Solch eine lustige Art und Weise zu zeigen, dass man gegen die Langeweile ist, habe ich noch nie gehabt. Die Lasagne für Zwei haben wir auf und mich wundert es schon, dass er Wein trinkt, obwohl er noch nicht alt genug dafür ist, aber anscheinend muss er das – irgendwie. Eine Frage dahingehend möchte ich nicht stellen, denn seine Beziehung zu seinem Vater scheint komplizierter zu sein als meine. Anstatt zwei einzelne Eisbecher zu erhalten, hat der Kellner sich gedacht, dass wir diesen ebenfalls als Paar genießen möchten und bekommen dementsprechend alles hingestellt. Sein Blick war auch genial, als er gemerkt hat, dass wir beide woanders sitzen. Hach, ein lustiger Abend bei einem von Vaters Geschäftsessen hatte ich bisher nur zweimal. Dieses dritte Mal finde ich allerdings bisher das beste davon, weil Adrien selber gute Ideen einbringt. Nachdem das Eis von uns aufgegessen wurde, muss ich auf Toilette gehen und entschuldige mich demnach bei ihm. Aufpassend, dass mich niemand erwischt, gehe ich zu den Männern und nutze selbstverständlich kein Pissoir. Die Dinger sind schrecklich eklig und viele Kerle waschen sich danach nicht mal die Hände – Pfui! Noch ist alles ruhig und als ich gerade abgespült habe sowie meine Hände gewaschen, höre ich Stimmen und deswegen muss ich mich schnell wieder in einer Kabine einschließen, denn an sich darf ich nicht hier sein, wenn es der Öffentlichkeit zugänglich ist. „Hast du den jungen Agreste und seine Verabredung gesehen?“ „Ja. Ist das nicht die Fleur?“ „Genau. Deswegen finde ich es merkwürdig, dass gerade zwei Kinder von hohen Konkurrenten sich treffen und dies öffentlich.“ „Junge Liebe halt. Es ist schade, dass unsere Töchter nicht von ihm solch eine Beachtung geschenkt bekommen.“ „Hmpf! Man kann es noch ändern.“ „Wie meinst du das?“ „Wirst du schon sehen.“ Unheilvoll klingt diese Stimme schon, aber ich will hier auch endlich weg, zumal jemand auf mich wartet. Beide unterhalten sich noch ein wenig, bevor sie rausgehen und ich nach einigen Sekunden es ihnen nachmache. Kaum bin ich im offenen Raum sehe ich auch, was der eine Mann gemeint hat, denn er stellt seine Tochter vor, die recht aufdringlich sich an Adrien schmeißt, der nett versucht diese Situation zu lösen. Aus meiner Sicht reicht das, denn er und ich sind mit unseren Vätern hier. Stumpf ziehe ich der Trulla den Stuhl weg, auf dem ich vorhin gesessen habe und setze mich dem blonden Jungen gegenüber hin. „Entschuldige bitte, dass ich solange gebraucht habe, Adrien. Nachher kannst du es mir gerne heimzahlen.“ „Wo hättest du es denn gerne heimgezahlt?“ „Wo auch immer du es mir heimzahlen möchtest.“ Verruchte Anspielungen machen noch mehr Spaß, wenn sich die zuhörenden Personen genieren und abhauen, was uns wieder lachen lässt. Jedoch müssen wir uns mit solchen Sprüchen zügeln, weil so etwas schneller die Runde macht, als man meinen könnte. Entgegen der Annahme, dass wir mehr Zeit hätten, kommen unsere Väter auf uns zu und möchten wissen, was vorhin losgewesen ist. Adrien erklärt es ihnen, ohne zu sehr ins Detail zu gehen und beide sind zufrieden, dass wir keinen größeren Mist veranstaltet haben. Sie haben ihr Geschäft abgeschlossen und wollen ein paar Projekte gemeinsam machen, weil wir uns gut verstehen, was uns zwei verwundert. Erst einen auf geschockt machen und nun sich verbünden? Wir haben wohl doch viel mehr verpasst, als gedacht. „Mademoiselle Fleur, ich hoffe doch, dass Sie weiterhin gerne die Nähe von meinem Sohn genießen werden. Ihn habe ich vorher noch nicht so glücklich erlebt. Zudem freue ich mich auf unsere gemeinsame Arbeit, Monsieur Fleur.“ „Für mich ist die Zeit mit Adrien kostbar und ich freue mich jedes Mal auf ihn.“ „Und ich ebenso, Monsieur Agreste.“ „Dies höre ich gerne. Auf ein baldiges Wiedersehen.“ „Wir sehen uns am Montag, Shirado.“ Die Verabschiedung wiederhole ich mit seinem Namen und einem glücklichen Lächeln, bis wir uns trennen müssen und in unsere Limousinen steigen. „Trotz eurer Alberei war es ein sehr gelungenes Gespräch. Dass Adrien der Sohn von Monsieur Agreste ist, war mir bis dato unbekannt, aber er fand es gewinnbringend, dass sein Sohn sich in deiner Nähe wohlfühlt. Darum konnten wir viele gemeinsame Verträge ansprechen und bei den meisten Projekten werdet ihr beiden gemeinsam modeln.“ Dahingehend werden wir einfach übergangen, anstatt mit uns zu reden, ob es uns passt noch mehr zu modeln. Wahrlich ein Aspekt der Zuvorkommenheit. Nichtsdestotrotz freue ich mich, dass ich mit Adrien mehr Zeit verbringen kann. Wenigstens darin kann ich einen guten Teil der Arbeit sehen. Vielfältige Kleidung wird es mit dieser Zusammenarbeit sicherlich geben. Deswegen bin ich kein Stück sauer auf Vater. „Ihr seid wirklich nur Freunde, oder?“ Augenrollend sehe ich aus dem Fenster und lasse ihn schmoren. Oft genug habe ich es ihm gesagt. Heute ist eine weitere Klausur an der Reihe und zwar gleich in der ersten Stunde, weshalb ich überpünktlich sein muss. Aber dementsprechend schusselig bin ich im Moment, weil ich gegen fast alle Tische anecke und beinahe sogar die Treppen in meinem Zimmer runtergefallen wäre. Fürwahr ist diese Klausur in Englisch keineswegs eine große Lappalie, jedoch ist es die erste bei Madame Bustier. Sie hat echt lange damit gewartet, aber nun kommen sie jede Woche einmal, sodass es schon eine kleine Tortur ist, wenn man vergisst zu lernen. Zu meinem Glück habe ich in den Sprachen, die hier an der Schule unterrichtet werden, keine Probleme. Pünktlich kommen wir an und somit verpasse ich nicht die Klausur. Meine Freunde begrüße ich und wir gehen in den Klassenraum, denn besser ist es, wenn wir schon da sind und uns nicht abhetzen müssen, sobald es klingelt. Mich wundert es, dass Chloé fehlt, denn sonst ist sie pünktlich. Selbst als Madame Bustier reingekommen ist fehlt sie noch. Hat sie etwa neue Attitüden? Mitten in der Klausur kommt sie einfach in die Klasse und beschwert sich lautstark, dass ihr inkompetenter Chauffeur nicht schnell genug gefahren ist, um sie pünktlich hierherzubringen. Dass unsere Lehrerin sie ermahnt und rauswerfen will ignoriert sie gekonnt und Madame Bustier resigniert, sodass es morgen eine Wiederholung gibt. Vielen Dank auch, Chloé. Jetzt beklagt sie sich auch noch, dass sie bis morgen keinen neuen Chauffeur finden kann und vergießt sogar einige Tränen. „Dann gehst du eben früh genug raus, Chloé! Wir anderen haben es geschafft anzukommen.“ „Ich soll zur Schule laufen?! Da ruiniere ich mir ja meine Haare! Nie im Leben!“ „Ruhig jetzt ihr beiden! Wir machen morgen eine neue Klausur in Englisch und gut ist. Wer zu spät kommt, der darf draußen warten und nun werden wir den Unterricht fortsetzen.“ Besser als zu hören, was Chloé für ein Leid hat. Dass sie jedoch ihren Chauffeur gefeuert hat klingt weniger schön. Soweit ich weiß ist dieser ein Freund von Felix. Ihn kann ich nachher sicherlich nach diesem fragen. In der letzten Pause machen Adrien und ich einen Termin zum Lernen aus und nach der Gymnastikstunde bin ich soweit, dass ich nach Hause kann. Ricardo braucht dieses Mal länger, da er noch beim Direktor ist, warum auch immer. Diese Zeit kann ich nutzen, um zu Felix zu gehen, obwohl ich an sich nur mit meinem Beschützer gehen soll. Bei der Hälfte des Weges erscheint ein blaues rundes Portal und aus diesem schießt ein fahrendes Auto, was mich erschreckt und ich sofort wie erstarrt dem Fahrzeug entgegensehe. „Vorsicht!!“ Ein Ruck geht durch meinen Körper und ich kann nur sehen, wie Ricardo von dem Auto erwischt, durch den Aufprall in die Luft gewirbelt wird und hart auf den gepflasterten Boden aufschlägt, während das Auto durch ein weiteres Portal verschwindet. Krabbelnd versuche ich meinen zitternden Körper zu dem von meinem Bodyguard zu bekommen und versage zwischendurch mehrmals, bis ich ihn erreiche. Mehrere Versuche meinerseits erbringen keine Reaktion von ihm und mir kommen die Tränen, die ich nicht mal zurückhalte, sondern freien Lauf lasse, genauso wie der innere Schmerz, der nach außen dringt. Wieso hat es Ricardo erwischt? Er wäre sicherlich noch voller Energie, wenn ich auf ihn gewartet hätte, wie es die Vorschriften waren. Irgendjemand versucht ihm zu helfen, während ich nur untätig daneben sitze. Warme Hände berühren mein Gesicht und ziehen es von dem recht leblosen Körper weg. Es ist Adrien, der mir irgendwas sagt, aber ich kann ihn nicht verstehen. Nun lasse ich alles heraus und klammere mich an ihn. Sanft drückt er mich an sich und lässt nicht los. In diesem Moment ist er der Anker, den ich brauche, um nicht total verrückt zu werden. Ricardo… „Er atmet noch! Ruft jemand bitte einen Krankenwagen?!“ „Der ist schon unterwegs!“ „Bringt Mademoiselle Fleur von hier weg! Sie verkraftet das nicht!“ „Ich kümmere mich um sie.“ „Falsch – wir alle kümmern uns um sie.“ Irgendwohin will Adrien gehen, aber ich kann einfach nicht. Durch mein Handeln ist Ricardo angefahren worden, sodass er vielleicht stirbt. Wie soll ich damit leben können? Kurz spüre ich den Boden nicht mehr und erschrecke mich fürchterlich, bis ich merke, dass der Blonde mich auf die Arme genommen hat und wieder in die Schule trägt. Danach heule ich einfach weiter seine Klamotten voll, während ich auf seinem Schoß sitze. Zwar spüre ich andere Personen um mich herum, aber richtig nehme ich diese nicht wahr. „Können wir irgendwas tun, Adrien?“ „Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, denn so am Boden zerstört habe ich Shirado noch nicht gesehen.“ „Ich hole erstmal eine Decke.“ „Und ich hole Wasser!“ „Da es nichts mehr zu tun gibt, bleibe ich hier.“ „Ja, lasst uns eine Genesungswache machen. Ich hole alles um eine Genesungskarte zu basteln!“ „Rose, du…, warte, dass schaffst du nicht alleine alles zu holen!“ „Wenn wir eine Genesungswache halten, hole ich ein paar Kerzen. Die bringen die richtige Stimmung.“ „Ivan und ich passen auf, dass hier niemand reinkommt und Shirado belästigt.“ „Wird gemacht, Kim.“ „Kinder, was veranstaltet ihr hier für einen Lärm?“ „Madame Mendeleiev, Shirados Bodyguard wurde von einem rasenden Auto erwischt, welches ihn sonst getroffen hätte.“ „Ein Auto? Hier auf dem Schulgelände und außerhalb der klaren Begrenzung?“ „Korrekt, Madame Mendeleiev.“ „Also gut, Schüler, wir werden hier auch für eure Sicherheit sorgen. Eure Eltern werden Caline und ich anrufen, während ihr aufpasst, dass niemand eintritt, der hier nicht hergehört, verstanden?“ „Jawohl, Madame Mendeleiev.“ Viele Stimmen kann ich hören, aber die Zuordnung fällt mir im Moment schwer. Mir wird etwas um die Schultern gelegt und an den Mund gehalten. Anscheinend soll ich trinken, was ich lustlos mache. Laute Geräusche sind zu hören und starker Wind weht hier im Innenhof. „Was machen Sie hier, Monsieur? Hey, ich rede mit Ihnen!“ Schussgeräusche ertönen, dann erfolgen Schreie und alles ist ruhig. Außerdem kann ich meine Landessprache hören. „Was willst du hier? Für eine Yakuza haben wir keine Zeit.“ „Pff, als ob du Schwächling mich davon abhalten könntest. Wie ich sehe bist du in Shirados Trauergriff gefangen. Der lässt dich stundenlang nicht mehr los, selbst im Schlaf.“ „Mir egal, ich bin für ihn da.“ „War ich auch mal und Xilan hat viel gegen mich auszusetzen gehabt. Allerdings siehst du aus, als ob du nicht in dunkle Machenschaften verstrickt bist und zudem gut japanisch kannst. Da er dich nicht mehr loslässt, musst du eben mitkommen.“ „Wohin?“ „Zurück nach Japan natürlich. Shirado gehört zu uns und hat eine wundervolle Gesangsstimme. Mit ihm als Braut wäre ich unschlagbar.“ „Sein Vater hätte da noch ein großes Wort mitzureden.“ „Xilan? Ich bitte dich, der weiß nicht mal, dass ich hier bin.“ „Und ob ich das weiß, Keisuke! Finger weg von meinem Sohn!“ „Na toll, jetzt muss ich dich doch noch umbringen, um an mein Ziel zu gelangen. Gerade diesen Aufruhr wollte ich vermeiden. Männer – Angriff auf den alten Knacker!“ „Kann mir mal bitte irgendjemand übersetzen, was diese Männer da faseln? Da bekommt man ja Kopfschmerzen von. Dies melde ich Papa, damit sie aus der Stadt verbannt werden.“ Chloé bekommt einen kleinen Ausbruch, was ich von ihr schon kenne und ich aufschaue. Sie steht hinter Adrien und versucht ihre Unsicherheit mit ihrer gewohnten Art und Weise zu überdecken. An sich erfordert das eine Menge Mut, wenn ich an die Stimmen denke, die ich zu hören bekommen habe. „Hey, Shirado, geht es dir ein bisschen besser?“ Adrien sucht den Blickkontakt mit mir und ich schaue in seine fürsorglichen grünen Augen. Es beruhigt mich ungemein, dass er mir Trost spendet und nichts dafür als Gegenleistung erwartet. Dass selbst Chloé hier ist, finde ich überraschenderweise ebenfalls beruhigend, denn ihre unverwechselbaren Charakterzüge gehören zu meinem Alltag. „Wow, Shirado, dein Vater ist eine wahre Kampfmaschine.“ Nino höre ich, wie er Vater kommentiert. Wie ich ihn kenne, nimmt er es genauso wie Alya auf – da sind sich beide recht ähnlich. „Was ist hier los?!“ Madame Mendeleiev brodelt schon in der Stimme wie ein Vulkan – mit der ist gerade keineswegs gut Kirschen essen. „Das wird mir alles zu bunt. Gebt auf oder ich lösche eben dem Kerl die Lichter aus.“ Hält Keisuke gerade eine Waffe in die Richtung von uns und zielt auf Adrien? Das darf er nicht. Kurzum setze ich mich so hin, dass ich weitestgehend diesen bedecke. „Shirado, nicht!“ „Diese Farce muss ein Ende haben. Monsieur, Sie werden mich mal kennenlernen.“ Sie wirft Kugeln, in denen verschiedene Flüssigkeiten zu sein scheinen in seine Richtung, die er einfach zerschießt, als wären sie nichts. „Und das soll mich aufhalten? Eine verrückte Lehrerin habe ich bisher noch nicht umgebracht – wird mir sicherlich Spaß machen.“ „Was Sie auch immer da geschwafelt haben – unterschätzen sie niemals die Chemie.“ Die Flüssigkeiten reagieren aufeinander und schon ist Keisuke von blauem Schaum vollkommen eingenommen, sodass er seine Waffe aus Überraschung fallengelassen hat. Zu unserer Überraschung springt Madame Mendeleiev über das Geländer runter und kickt den Yakuza mit einer hohen Wucht im Radschlag gegen die nächstbeste Wand, dass wir Schüler mit offenem Mund ihr dabei zusehen. „Hmpf! Große Töne spucken und am Ende nichts können. Kinder, dass passiert, wenn ihr nicht lernt – ihr werdet Trottel.“ „Monsieur Fleur, die Polizei ist eingetroffen und hat den Helikopter umstellt, wie Sie es vorhergesagt haben.“ „Vielen Dank, Madame Mendeleiev und Madame Bustier. Ich danke Ihnen, dass Sie meinen Rat am Anfang des Schuljahres befolgt haben. Entschuldigen Sie mich nun, ich muss die japanische Botschaft anrufen, sodass wir diese Familie in der Hand haben.“ Er kommt währenddessen auf mich zu und drückt mich an sich. „Passe gut auf dich auf, Shirado. Ricardo kommt sicherlich durch, aber solange wirst du mit einem fremden Mann klarkommen müssen, in Ordnung?“ Ich nicke und er lobt meine Klassenkameraden für ihr richtiges Engagement in solch einer Krisensituation – wenn auch nur für die Filmerei. Alya und Nino müssen ihre Handys abgeben, weil es Beweismittel sind, aber sie erhalten sie zurück, sobald die Aufnahmen bei Vater auf dem Computer sind. Unterdessen kommen Polizisten rein, die einfach die bewusstlosen Yakuzamitglieder mitnehmen, ohne weiter darauf zu achten, dass diese mit ihren Köpfen irgendwo anschlagen könnten. „Trotz des ziemlich schlimmen Vorfalls vorhin, bleibt ihr bitte hier, denn noch ist eure Sicherheit nicht garantiert.“ Wir nicken der Lehrerin zu und unser Schulleiter kommt ebenfalls. „Den Rest der Woche habt ihr frei, um euch von diesem Vorfall zu erholen. Solch ein Spektakel hatten wir bisher noch nie, aber ich kenne euch. Ihr seid stärker, als manche meinen. Erholt euch gut, während wir Lehrer noch einige Dinge zu erledigen haben.“ Vater geht mit ihnen, nachdem alle Verbrecher festgenommen wurden. War dies ebenfalls meine Schuld? Alle meine Klassenkameraden haben Erfahrungen mit der Yakuza gemacht, ohne darauf vorbereitet gewesen zu sein und unsere Lehrer schützen wirklich ihre Schüler. „Es ist nicht deine Schuld, Shirado. Genauso wenig ist es deine Schuld wegen Ricardo. Dieser Keisuke wollte dich zwingen ihn zu heiraten und hat sogar nicht davor zurückgeschreckt uns zu töten. Der ist abgrundtief böse und der Fahrer von dem Auto, der braucht dringend einen Denkzettel, damit er nicht mehr einfach auf Plätzen fährt, die nur für Fußgänger freigestellt sind.“ „Leider muss ich die in einer Sache widersprechen, Adrien – Keisuke ist an sich sehr lieb. Irgendwas muss passiert sein, dass er sich so verhält. Er lässt sich ungern in die Karten schauen, aber ich kenne ihn besser – er hat keine scharfe Munition benutzen lassen und nur einen Hubschrauber mitgebracht. Seine Familie ist sehr groß. Vater weiß dies auch und will über die Botschaft erreichen, dass sie sich weiteren guten Geschäften widmet, weil der Vater von Keisuke sein bester Freund während einer besonderen Zeit war. Es ist viel passiert, aber niemals würde Keisuke jemanden umbringen, auch wenn sein Verhalten echt extrem war.“ „Liebst du ihn noch?“ Bitte was?! Wie kommt er denn auf diese Idee? Ich sehe es ihm an, dass er diese Frage unbedingt beantwortet haben möchte. „Nein. Mit ihm habe ich abgeschlossen. Warum er genau hier ist, wird Vater noch herausfinden.“ Meine Antwort erleichtert ihn dermaßen, dass ich von ihm wieder umarmt werde. Jedoch muss ich die Umarmung lösen und mich vor allen entschuldigend verbeugen, dass sie wegen mir in solch einer Situation geraten sind. „Denkst du ernsthaft, dass eine Entschuldigung reicht? Meine Haare sind total durcheinander! Nur wegen dir.“ Stürmisch umarme ich Chloé und bedanke mich für ihre unnachahmliche Art und Weise, die mich aus dem Tief geholt hat, was mich sonst verschluckt hätte. Kurzerhand umarme ich alle meine Klassenkameraden für ihren Beistand, denn solchen habe ich an der Privatschule niemals zu spüren bekommen gehabt. Wir basteln gemeinsam Genesungskarten für Ricardo und halten eine Genesungswache, die Juleka einleitet. Diese nutzen auch einige um den Schrecken von Keisuke zu verdauen. Verstehen kann ich es gut. Wenn er eines kann, dann eine gute Show abliefern. Trotzdem fand ich es nicht in Ordnung die Schule mit hineinzuziehen. Vater kommt zurück und bittet alle darum, dass dieser Vorfall nicht zu groß aufgebauscht wird, weil er meint, dass andere kommen könnten und dies möchte er unbedingt vermeiden. Sogar Chloé hält den Mund und befürwortet seine Bitte. Danach lädt er alle zu einer Modenschau ein – mit allen Annehmlichkeiten, die so eine zu bieten hat. Sie sollen nur ihren Namen angeben und danach seinen damit sie die Karten bekommen. Ist es der erste Termin für die gemeinsame Modenschau? „Unsere Väter vergeuden echt keine Zeit.“ Ihm gebe ich da vollkommen Recht. Diese Zusammenarbeit muss wirklich eine große Sache sein. Felix kommt rein und läuft auf unseren Trupp zu. „Ricardo hat es geschafft – er ist über den Berg. Sein erstes Wort war dein Name, Shirado. Danach ist er leider sofort eingeschlafen.“ Pure Erleichterung durchflutet mich. Mein persönlicher Bodyguard ist über den Berg. Allerdings löst es das Problem mit diesem Verrückten nicht, der hier anscheinend Portale erschafft und rasende Autos dadurch an falschen Orten fahren lässt. Ob Ladybug und Cat Noir schon dabei sind diesen zu stellen? Ihnen kann ich dieses Mal leider nicht helfen. Plötzlich bildet sich ein Portal in der Mitte vom Innenhof und wir retten uns die Stufen hinauf, damit wir nicht erwischt werden. Aus dem Auto steigt eine Person, die genauso eine dunkle Aura umgibt, wie diese anderen zwei, die ich schon kennengelernt habe. „Ich bin der Portalmeister – der schnellste Fahrer, den es gibt! Chloé Bourgeois – du kommst mit mir mit.“ „Ich will aber nicht! Ich habe heute erst meinen Chauffeur gefeuert und suche mir selber einen neuen. Einen dahergelaufenen Kostümträger stelle ich doch nicht ein.“ „Eine Wahl gibt es nicht.“ Ein Portal erscheint vor ihm und eines direkt hinter uns. Er geht durch das unten und kommt direkt oben heraus, um sich die Tochter vom Bürgermeister zu schnappen. Felix will ihn aufhalten, wird jedoch durch ein Portal woanders hingebracht und ich habe keine Ahnung wohin. „Halt! Sind Sie der Chauffeur, der von ihr gefeuert wurde?“ „Dies ist nicht von Belang. Dieses hochnäsige Mädchen kommt mit mir.“ „Ich bitte Sie, Monsieur Portalmeister, sie hat keinen Wert. Ich bin das Kind von einem der weltweit bekannten Modezaren. Wäre ich nicht ein besserer Köder für Ladybug und Cat Noir?“ „Sie wissen, was ich vorhabe. Wie kommt das?“ „Der gleiche Ablauf. Irgendeine Stimme verspricht Ihnen irgendwas und Sie gehen auf diesen Handel ein, nicht wahr?“ Keine Antwort ist auch eine und ich höre wieder diese eine Stimme, die sehr bestimmend ist. „Nehme sie mit, dann kann sie Cat Noir und Ladybug nicht helfen und du kannst sie gegen die Miraculous eintauschen.“ „Gut, ich lasse Chloé hier und nehme dich mit.“ Freiwillig mit ihm zu gehen macht es sicherer, als zurückzubleiben und vielleicht schaffe ich es, dass er sich mir öffnet. Somit wäre die Arbeit von den beiden Helden ein bisschen vereinfacht. „Shirado, nicht!“ „Es ist gut, Adrien. Ihr alle habt mir geholfen, auch Chloé, da werde ich nun helfen und mit ihm gehen, damit ihr keine Gefahr mehr habt.“ Etwas grob werde ich mitgezogen, durch das eine Portal geschleppt und beim Auto hinten reingeschubst, bevor er einsteigt und die Fahrt losgeht. Seine hohe Geschwindigkeit und die vielen Portale tragen nicht zu meinem Sicherheitsgefühl bei. Selbst die Plattformen vom Eiffelturm sind nicht vor ihm sicher. Sogar Stunts macht er, sodass mir das Herz eine Etage runterrutscht. Seine Geschwindigkeit muss sehr hoch sein, denn viel erkennen kann ich nicht. Nach einem weiteren Portal sind wir im Stadtpark und dann auf irgendeinem Dach, bis wir woanders endlich anhalten, da ein Baum die gerade Strecke stört, die er fahren wollte. Hinter diesem springen Cat Noir und Ladybug vor. „Es wird Zeit dich du drosseln, Portalmeister!“ Ihr Spruch ist wirklich gut. Beide springen hoch und landen auf dem Auto, worauf er gewartet zu haben scheint, denn er drückt auf die Tube, sodass der entstandene Ruck ausreicht, dass die beiden wegfallen. Menno, dies wäre ihre Chance gewesen, aber da muss ich wohl mitmachen. Stumpf lehne ich mich vor und halte dem Fahrer die Augen zu. „Hey, was soll das?!“ „Sie gegen irgendwas fahren lassen, sodass Ihr Auto totaler Schrott ist?“ Gurte legen sich um meinen Körper und pressen mich in den Hintersitz. Schade, denn beinahe wäre er gegen den umgefallenen Baum gefahren und hätte nichts mehr machen können. Taten bringen nichts mehr, also müssen Worte her. „Wieso rasen Sie durch Paris und missachten die Sicherheit?“ „Das ist es, was Chloé wollte, nur weil sie verschlafen hat. Jetzt bin ich der schnellste Fahrer, den es gibt und kann überall hin. Niemand kann mich stoppen, denn mit meinen Portalen gelten keine Vorschriften mehr.“ „Ihnen ist es auch egal, dass Sie andere Menschen zu Tode fahren würden?“ „Ehrlich gesagt nicht, aber es passieren eben Unfälle.“ Recht hat er schon, aber ich finde es trotzdem nicht in Ordnung, dass er wie ein Wilder durch alles fährt, was ihm in den Sinn kommt, nur weil er Portale erschaffen kann. Plötzlich will er scharf ausweichen, was mich überrascht, denn vor uns sehe ich kein Hindernis. Laut ertönt ein Geräusch recht nahe von uns, bis es sich dreimal wiederholt und wir komplett stoppen. Kurz darauf löst sich ein Teil des Autos auf und Cat Noir zerreißt die Gurte, die mich festhalten, um mich wegzutragen. Auf dem Boden kann ich Krähenfüße sehen, welche das Muster von Marienkäfer haben. Aha, der Glücksbringer von Ladybug dieses Mal. Haben die zwei etwa schon herausgefunden, wo der Schmetterling steckt? Anscheinend schon, denn das Auto löst sich komplett auf und der entstandene Schaden wird bereinigt, wie die anderen Male zuvor. „Ich bringe dich zum Krankenhaus, Shirado. Wenn Ladybug richtigliegt, wird dein Bodyguard gesund sein, sobald wir ankommen.“ Diese Geste ist zuvorkommend von Cat Noir, der anscheinend angefangen hat zu trainieren, weil es sich anders anfühlt in seinen Armen zu sein. Seine Sprünge sind wahrlich hoch und über die Dächer zu reisen spart eine Menge an Zeit, denn wir sind schnell da. Umarmend bedanke ich mich bei ihm, bevor ich in das Krankenhaus stürme und dort nach meinem Bodyguard frage. Kaum bin ich in seinem Zimmer, setzt er sich auf und scheint sich zu wundern, dass ihm nichts mehr fehlt. Überglücklich springe ich ihn an und heule vor Freude, dass es ihm ausgezeichnet geht. „Bin ich froh, dass es dir gut geht.“ „Und ich bin froh, dass du unverletzt bist, Shirado.“ Unsere schulfreie Woche habe ich meistens bei Ricardo im Krankenhaus verbracht. Die Ärzte haben sich über seinen schnellen Genesungsprozess gewundert und wollten ihn dabehalten. Über die Genesungskarten hat er sich gefreut, auch wenn sich ein paar wiederholen. Ist ja auch kein Wunder, denn alle kennen ihn nicht. Chloé hat ebenfalls eine gemacht und die findet er noch am besten, denn in dieser steht, dass er gute Arbeit geleistet hat. Sie sieht die Dinge eben aus ihrer Perspektive. Meine Freunde sind auch gekommen und Vater war ebenfalls da. Deswegen waren die Stunden im Krankenhaus nicht allzu langweilig – zumal Adrien mit mir gelernt hat, wegen der vielen freien Zeit, von der sein Vater weniger begeistert war, er jedoch ein Auge zudrückt, weil wir beide lernen. Trotz der turbulenten Sache in der Schule habe ich kostbare Schätze erhalten, die man auf den ersten Blick nicht erkennen kann – und sie möchte ich bewahren. Durch meinen maßgeblichen Aufenthalt bei Ricardo vergeht die Zeit und er kann endlich entlassen werden. Felix holt mich ab und berichtet mir, dass sein Freund eine neue Stelle vom Bürgermeister persönlich erhalten hat, sodass dieser für das Hotel die Gäste fährt, die es gerne möchten. Gleicher Arbeitgeber, aber ein anderes Klientel. Mich freut es, dass soweit alles in Ordnung ist und wir keine Angst vor einem Raser mehr haben müssen. Sicherheit geht im Straßenverkehr vor – auch wenn man zu spät ankommt. Kapitel 4: Von Bernstein bis Diamanten -------------------------------------- Von Bernstein bis Diamanten In irgendeiner Art und Weise tut mir Keisuke Leid, denn Vater hat ihn in seinem Verhör, wenn ich es richtig von Ricardo gehört habe, durch die wörtliche Mangel genommen. Dabei hat er sogar eine Woche durchgehalten, bis er am Ende eingeknickt ist. Was total süß von Keisuke war, dass er mich nur in Sicherheit bringen wollte, damit ich nicht von sonst wem entführt werde. Bei ihm hätte ich es sicher gehabt, denn gegen seine Familie legt sich nur selten einer an. Seine inszenierte Show sollte so echt wie möglich sein, sodass er keine Mühen gescheut hat. Alles nur wegen meiner Wenigkeit, die sich schlecht fühlt, weil andere mit hineingezogen wurden, die nichts damit zu tun und auch kein Wort verstanden haben. Adrien kann neben Französisch und Chinesisch auch noch Japanisch sprechen. Wir haben dahingehend nicht gelernt, was mich schon wundert, dass er es dermaßen gut kann. Madame Bustier muss irgendwie unterschwellig einen Trick anwenden, denn ich kann besser Englisch als früher in Japan. Woran liegt das wohl? Jedenfalls darf Keisuke sich von mir verabschieden, denn sein Vater holt ihn ab. Daheim wird er dermaßen die Leviten zu lesen bekommen, dass ich ein bisschen Mitleid bekomme. Allerdings hält sich dieses in kurzen Grenzen. Zu meiner Überraschung begleitet mich Adrien, womit ich kein Stück gerechnet habe. Auf dem Dach von Vaters Laible landet ein Hubschrauber und aus diesem steigt einer der größten Japaner überhaupt – Hosuke. Mir fällt gerade auf, dass ich nur die Vornamen von seiner Familie kenne. Na ja, ist auch nicht so schlimm. Vater und er umarmen sich vor lauter Wiedersehensfreude und fragen nach dem werten Befinden, bevor Hosuke sich mir widmet und sich entschuldigt für den ganzen Aufruhr. Dennoch gelte ich zu seiner Familie, wenn auch ohne direkte Verbindung und er würde mir helfen, sollte ich seine Hilfe brauchen. Wow, Keisuke muss wirklich viel angestellt haben, dass solch eine große Schuld auf seine Familie gekommen ist. Dankend nehme ich dieses Geschenk an und dann widmet er sich Adrien, dem er rät, dass man mich am besten in Ketten legt, damit mich niemand klauen kann. Daraufhin schmolle ich, weil diese Worte nicht hätten sein müssen. Reicht doch, dass Vater dies weitestgehend umgesetzt hat, da braucht Adrien es keineswegs zusätzlich machen. Der antwortet jedoch mit einem enormen Selbstvertrauen, dass er ohne Ketten auf mich achten wird, was den Yakuzaboss zum Lachen bringt. War ja klar, dass ich Mittel zum Zweck bin. Der große Mann beugt sich vor und flüstert dem Blonden irgendwas zu, was diesen ernst nicken lässt. Okay, ich darf mal wieder nichts erfahren, aber hey, um mich geht es auch in diesem Moment nicht, nein, überhaupt nicht. Dann gibt er auch noch ernsthaft sein Wort darauf? Dies muss so ein Männerding sein, von dem ich absolut null Ahnung habe, da ich eher andere Interessen besitze. Bisher war Keisuke recht still, doch kaum wendet sich sein Vater ihm zu, macht er sich ganz klein. Hilft ihm aber wenig, denn der größere packt ihn und wirft ihn stumpf in das fliegende Gefährt, bevor er sich von uns verabschiedet. Für eine kleine Show ist die ganze Familie zu haben. Nun werde ich in das Ankleidezimmer geschickt, während Vater und Adrien noch einiges zu besprechen haben, wie er es mir andeutet. Na gut, ich gehe in das Ankleidezimmer, welches nur für mich ist, wenn ich später modeln soll. Dort erwarten mich wieder ein ganzer Haufen Leute – das kann echt lange dauern. Zuerst soll ich Cocktailkleider anziehen. Meint Vater es ernst, dass ich etwa diese präsentieren soll? Würg, rosa und pink sind Farben die ich wahrlich ungern anziehe. Als dezente Muster vielleicht, wie die Kirschblüten, aber niemals komplett. Wer von denen diese Idee hatte, sollte sich den Kopf spülen lassen. Zumindest die drei anderen gefallen mir von den Farben her, sodass ich sie gerne anprobiere. Mir sind sie ein bisschen zu weit, sodass die Leute Nadeln reinstecken und sie straffer machen. Dass ich keine der Puppen bin scheint sie wenig zu interessieren. Sie haben wohl Druck, denn sonst wären sie weitaus vorsichtiger mit mir oder sie gehören zu Monsieur Agreste. Mein letzter Gedanke bringt mich dazu, dass ich lieber doch woanders wäre. Sind Vaters Angestellten dann bei ihm, um nachher Adrien ebenfalls zu foltern? Obwohl…, er wird sich wahrscheinlich wundern, wieso diese ganz in Ruhe ihrer Arbeit nachgehen und sich keineswegs abhetzen. Jeder Arbeitgeber ist unterschiedlich, also stelle ich mich darauf ein, dass ich einige Pikse aushalten muss. Jedes Mal werden Fotos gemacht und nach den Cocktailkleidern kommen ernsthaft zwei viktorianische Kleider. Haben die beiden zu tief ins Glas geschaut? Schon wieder ist eines maßgeblich in Rosa, was ich sofort verschmähe. Das mit dem hellblauen Ton hingegen sieht schick aus, auch wenn ich erst ein Eisengestell anziehen muss. Für meine sonstigen Verhältnisse dauert dieser Vorgang sehr lange. Hoffentlich fangen wir mit diesem Kleid an, denn sonst zieht sich die Modenschau in die Länge und ich bekomme kaum Lauft, weil alles sehr eng sein soll. Mit dem Make-Up sehe ich wirklich aus wie dieser Zeit entsprungen, bis auf mein natürliches Haar. Jedenfalls passen meine Spitzen zu der Farbe. Ein Glück muss ich das nicht alleine wieder ausziehen – ohne Hilfe gehen beide Vorgänge nicht. Es erfolgt ein Kleid, welches ich in die 50er-Jahre schätze. Meine Haare sollen dahingehend auch gemacht werden, aber dies sparen sie sich heute, da nur Kleideranprobe ist. Lange halte ich das auch nicht mehr durch. Fast jedes Jahrzehnt und Jahrhundert haben wir durch und ich will nur noch ins Bett – nach neun Stunden Anprobe auch kein Wunder. Monsieur Agreste ist ein Sklaventreiber. Das Programm scheint noch nicht durch zu sein, also muss ich noch drei Stile anziehen. Eine ägyptische Frau zu sein steht mir – wäre ein tolles Sommeroutfit. Schlicht, luftig und zeigt Haut – mein Stil. Prinzessin in der arabischen Nacht zu sein gefällt mir ebenfalls, doch am Ende meine Kultur zu haben lässt den Tag doch sehr schön ausfallen, zumal ich als Kami gehen darf. Feinere Kleidungsstile gibt es einfach nicht. Nun freue ich mich doch auf die Modenschau und bin gespannt, wie Adrien aussehen wird. Vater kommt endlich zu mir und dass, nachdem ich wieder meine normale Kleidung trage, während die Leute alles aufräumen. An sich habe ich gehofft, dass Adrien noch hier ist, aber nach elf Stunden wäre es ein Wunder. Jedoch bekomme ich erzählt, dass dieser ebenfalls eine Anprobe hatte und vor vier Stunden damit fertig wurde. Natürlich sind Anproben für männliche Darsteller flott von der Bühne, da sie selten viele unterschiedliche Sachen anziehen müssen – die wechseln nur ihre äußeren Teile. So habe ich es zumindest kennengelernt. Zudem bedankt er sich bei dem Team von Monsieur Agreste für die Arbeit, die ich ihnen gemacht habe. Ernsthaft? Nur weil ich es nicht ab kann, ganz in Rosa oder Pink zu sein, heißt das nicht, dass ich Arbeit mache. Manchmal könnte ich meinen Vater einen Kopf kürzer machen. Elf Stunden sind wahrlich zu viel, aber dadurch kann ich schneller einschlafen und mich morgen auf die Schule freuen. Allerdings muss ich mir noch anhören, dass diese Zusammenarbeit für dieses und jenes steht und dass ich mich benehmen soll, weil meine Klassenkameraden eingeladen wurden. Wenigstens blüht Vater mehr auf und sieht mich nicht traurig an, wenn ich ihn an Mutter erinnere. Positiv denken und dadurch das Ärgernis überwinden – eine bewährte Methode. Meine Freude hält sich in Grenzen, denn durch den Ausfall letzter Woche durften wir Klausuren nachholen und dafür zu lernen, während man nebenbei nach der Schule nochmals Kleider anprobieren muss, macht die Woche keineswegs besser. Zeit für andere Tätigkeiten habe ich keine und ich gebe einfach die drei Lieder, die ich bisher geschrieben habe an Nino weiter. Ihm und den anderen wird schon was einfallen. Außerdem sehe ich sie alle am Samstag zur Modenschau und danach sollte erstmal ein paar Wochen Ruhe sein. Immerhin bewegen wir uns an der Grenze zum November und ich muss noch frühzeitig Weihnachteinkäufe einplanen. Im Dezember brauche ich damit keineswegs anfangen, weil bisher in dem Monat die meisten Veranstaltungen stattgefunden haben. Geschafft verlassen wir alle am Freitag die Schule. Sogar Chloé hat die gesamte Woche darauf verzichtet andere fertigzumachen, sodass es eine angenehme Seite dieser Tortur gegeben hat. Ob sie kommen wird bleibt abzuwarten, aber sie wird keine Modenschau verpassen, wie ich sie kennengelernt habe ist die High Society ihr Metier. Aufgeregt bin ich dieses Mal schon, denn laut dem Plan, den ich erhalten habe, sind Adrien und ich immer alleine auf dem Laufsteg, weil wir das Bündnis repräsentieren. Allerdings muss ich schon um 14:00 Uhr ankommen, weil das viktorianische Kleid länger braucht. Er braucht erst um 16:00 Uhr da sein und um 18:00 Uhr beginnt hier alles. Reporter und Gäste dürfen um 17:00 Uhr eintreten. Selbst die Akteure hinter den Kulissen sind nervös, weswegen die Luft zum Schneiden dick ist, bis ich anordne, dass sie gefälligst die Fenster öffnen, um gesunde kalte Luft reinzulassen. Es kann doch nicht angehen, dass wir hier schwitzen, während es draußen angenehme zwölf Grad sind, wegen dem Regen. Zwar dauert es, doch sobald die kalte Luft sich Platz geschaffen hat, ist es angenehmer in diesem Raum zu sein. Zumal ich hier herumstehen muss, um mir dieses dicke Kleid anziehen zu lassen. Wie konnten die Frauen damit bloß gehen? Dies ist ganz klar Folter am Körper. Für den einen Gang kann ich es schon aushalten. Schminke und Perücke sind viel schlimmer. Titeltechnisch wäre ich die europäische Geisha, denn der Schirm dazu lässt mich wirklich so aussehen. Wie die alles in fünfzehn Minuten von mir wegbekommen wollen ist mir ein Rätsel oder die machen eine längere Show heute – die Zeiten kenne ich nicht. Typischer Versuch von Vater mich ruhiger zu halten. Laut der Devise, dass ich stillhalte, wenn ich das Ende nicht erkennen kann. Leider klappt diese Strategie bei mir am besten, weshalb ich kein Argument dagegen finde. Allerdings gibt es noch Adrien, der sicherlich mehr von seinem Vater an Informationen erhalten hat. Um halb sechs am Abend bin ich endlich fertig und kann in den unbequemen Schuhen Richtung Laufsteg gehen. Dort treffe ich meinen heutigen Kollegen, dem wirklich alles steht, muss ich mir eingestehen. Selbst in einer alten Klamotte macht der noch eine gute Figur, während ich mit dem Eisengestell mehr auf die Waage bringe. „Guten Abend, Madame. Suchen Sie die anderen Models? Die sind den Gang runter und direkt rechts in den nächsten Gang, die vierte Tür links.“ Will der mich für dumm verkaufen? Ein Spielchen kann man besser zu zweit spielen. „Guten Abend, Monsieur. Tatsächlich suche ich jemanden, aber nicht die anderen Models. Mein werter Gatte hat sich hierhin verirrt und ich muss ihn bei mir wissen, da es sich nicht gebührt für eine Dame ohne Mann zu sein.“ „Oh, nun, ich hoffe Sie finden Ihren Mann.“ „Vielleicht habe ich ihn auch schon vor mir, da Sie ihm recht ähnlich sehen.“ „Shirado?“ Endlich fällt bei ihm der Yen, wurde Zeit. „Natürlich, Dummerchen. Denkst du ernsthaft eine Schrulle würde hier auftauchen und ihren Mann suchen? Ohne VIP-Ausweis ein Ding der Unmöglichkeit.“ Schuldbewusst sieht er mich an und ich kann nicht sauer auf ihn sein, dass er mich keineswegs erkannt hat. Sicherlich sehe ich wie eine Schrulle aus dem Jahrhundert aus, aber zum Glück dauert es nicht mehr lange, bis ich aus diesem Zeug raus kann. Weshalb wir diese Kleidung tragen müssen, hat sich erst heute herausgestellt – wir machen wirklich eine Zeitreise in Sachen Mode und bringen auch Neuerungen dar – ein langes, aber recht hochkarätiges Programm. „Hast du schon welche aus unserer Klasse sehen können?“ „Klar. Alle sind hier, selbst Chloé. Dein Vater hat sie auf der rechten Seite hinter den Fotografen sitzen lassen, was sonst ein Vermögen kostet.“ Geld ist die geringste Sorge von Vater – der könnte einige Milliardäre eintüten, doch darum geht es gerade nicht. Irgendwie macht es mich nervöser, dass Personen da sind, die mich kennen, als von mir unbekannte Personen die Mode zu zeigen. Ganz ruhig atmen, Shirado, es ist alles ganz normal, wie sonst auch. Um mich abzulenken frage ich ihn nach der Zeit und ich muss Vater Lob ausdenken, denn er hat es geschafft, dass selbst Adrien nichts weiß, nur damit ich nicht aufgeregt bin und meinen Job erledige. Den Ablauf rufe ich mir lieber in den Sinn, denn dann bin ich auf Arbeit eingestellt. „Wen willst du überhaupt mit dem Schirm erwischen?“ „Den hier? Die Person, die dir den Humor beigebracht hat, damit er nicht immer auf meine Kosten ist.“ Lacht der Kerl auch noch ganz frech befreit und ich muss einstimmen, denn es tut einfach gut. Ah! Mir fällt gerade ein, dass ich auch singen soll. Es war so viel in letzter Zeit, dass ich das Lied vollkommen vergessen habe zu lernen. Improvisieren ist nur in Notlagen eine Stärke von mir und gerade bin ich panisch – keine gute Grundlage, obwohl eine Notlage und Panik an sich zur gleichen Ebene gehören, glaube ich zumindest. Schnell zitiere ich einen der Arbeiter her und möchte, dass er Nino Bescheid gibt, dass ich ihn und die anderen zum Ende der Show brauche. Ihn schüttle ich jedoch so doll, dass ihm kurz schwindelig wird und Adrien mich zu sich nimmt, denn anscheinend gebe ich kein gesundes Bild von mir ab. Ihn bei mir zu haben beruhigt mich irgendwie immer und ich komme runter. Keinen Moment zu spät, denn genau jetzt verkündet der Moderator, welche zwei großen Designer zusammengearbeitet haben und noch einiges mehr an Informationen, bis Musik aus der Zeit spielt, in die wir im Moment gekleidet sind. Bestimmt Vaters Werk. Adrien geht vor, wie es der Ablauf vorschreibt und ich werde von ihm an einer Hand geführt, die ich bei ihm einhake. Gemeinsam gehen wir über den Laufsteg bis zum runden Stück, wo wir unsere einstudierten Bewegungen vollführen, ehe wir zurückgehen, das gleiche Bewegungsmuster wiederholen und es jetzt schnell gehen muss, damit wir die nächste Zeitepoche erreichen. Hastig werde ich entkleidet, entdrahtet, enthauptet und entschminkt. Alles muss gleichzeitig vonstattengehen, weil die anderen Models danach an der Reihe sind. Kein Wunder, dass ich auch noch neue Wörter im Kopf erfinde. Zu meinem Glück arbeiten wir mit Perücken, denn meine Haare würden nach so einer Show komplett zerstört sein. 20er-Jahre sind nun unser Thema. Mein Körper wird in ein Kleid der Showgirls von damals umhüllt, was mit den ganzen kleinen Kordeln richtig nervig ist, wie ich finde. Adrien kommt schon fertig an und sieht aus wie ein Mafioso. Na ja, es hat schon seinen Grund, weshalb wir diese Kleidung anziehen sollen. Moderator scheint auch kein leichter Job zu sein, denn man muss die Menge bis zum nächsten Teil bei Laune halten sowie informieren. Dass Adrien eine Knarre in der einen Hand trägt und mich an die andere nimmt, damit wir auf die Bühne rennen und Schussgeräusche fallen, finde ich gar nicht so lustig – jedoch kommt Konfetti heraus, was sowieso der Anfang des Liedes ist. Von daher war alles in Ordnung. Bei dem runden Stück werde ich herumgewirbelt und wieder zu ihm gezogen, ehe er uns mit Konfetti bedeckt, was wir beim Rückweg wiederholen und uns erneut trennen. In den 50er-Jahren bin ich eine Kellnerin mit einem Silbertablett, welches tatsächlich zwei Milchshakes auf sich hat. Wunderbar, dies hatte ich bei der Anprobe nicht. Dieses Mal ist Adrien ein Biker und – keine Ahnung warum – ich finde ihn als bösen Jungen anziehend. Hat also doch die Zeit mit Keisuke auf mich abgefärbt. Showeinlage Nummer Drei beginne ich, indem ich mit dem Tablett vorangehe und zum Glück nichts fallen lasse. Kurzerhand bücke ich mich und winke zwei aus meiner Klasse zu mir, denen ich die Milchshakes gebe. Kaum haben sie diese, spüre ich einen Schlag auf meinen Po und mein Partner spielt seine Rolle richtig gut. Wenn ich es noch richtig in Erinnerung habe, muss ich empört aussehen, jedoch improvisiere ich, flirte mit ihm und haue ihm am Ende mit dem Silbertablett eine, was für Lacher und einem kleinen Applaus sorgt. Ha! Dies war mir vor allen Leuten doch zu unangenehm und dass mein Herz die Flatter macht, lässt die Sache nicht besser werden. Für die 60er-Jahre kleiden wir uns als Hippies, soweit ich es dem Plan entnehmen kann. Hinter der Bühne sehe ich einen bedröppelten Adrien, dem noch eine rote Stelle mit Schminke abgedeckt wird. Habe ich etwa zu doll gehauen? Langsam nähere ich mich ihm und gebe ihm einen Kuss auf die heile Wange, dass er es gut gemacht hat, aber es mir zu unangenehm vor den ganzen Leuten war. Er versteht es und flirtet gleich, dass er dies ja mit mir wiederholen könnte, wenn wir unter uns wären, was mich zum Lachen bringt. Seine Art mich zu erheitern ist besonders, finde ich. Mit einem Korb voller Blumen, die ich in das Publikum werfen werde, bewaffnet, werden wir rausgeschickt und ich mache mich gut als Blumenmädchen. Vielleicht sollte ich Florist werden? Nein, die armen Blumen würden bei meinem grünen Daumen eingehen, da ich es zu gut meine. Im Zeichen von Rock 'n Roll stehen die 70er-Jahre und dementsprechend sind wir gekleidet. Headbangen müssen wir als Einlage machen und mir schwirrt bei den ganzen Lichtblitzen der Kopf danach, doch muss es weitergehen. Selbstverständlich sind die 80er-Jahre im Zeichen der Discomusik und -kleidung vertreten, sodass wir wie große Zuckerwatte herumlaufen und die Schlaghosen präsentieren. Saturday Night Fever muss auch genau zu diesem Jahrzehnt laufen. Tanzen kann ich, aber diese Schritte waren für mich damals sehr schwer zu lernen – heutzutage ist es ein Klacks. Dem Kerl neben mir fehlt es ein bisschen an Freiheit – er ist zu steif dabei – aber es klappt super. Beim nächsten Wechsel muss ich daran denken, dass ich bestimmt Adrien vergöttern werde, weil er schon in den 50ern verwegen aussah. Hip-Hop in den 90er-Jahren repräsentieren wir nun und er sieht in dem Outfit wahrlich cool aus. Niemals sollte er das durchgehend tragen, aber ab und zu würde es ihm stehen, einen verwegenen Eindruck zu hinterlassen. Wir machen einen voll auf Checker und noch mehr Bewegungen. Woher er auch immer den Headspin kann ist mir ein Rätsel, aber locker flockig bringt er diesen über die Bühne. Die Zeitreise ist beendet und wir können fünf Minuten verschnaufen, da eine Pause für die Gäste angesagt ist, während wir nach dem Luftholen umgezogen werden, damit wir bereit sind, bevor wir selber ein bisschen zu uns nehmen dürfen. Ricardo kommt auf uns zu und fragt im Namen von Nino nach, was sie denn nehmen sollen. Wieso können die das nicht selber entscheiden? Kurzerhand sage ich ihm, dass er ihnen sagen kann, dass ich gesagt hätte, dass sie etwas auswählen sollen und Adrien sowie ich es aufführen. Genannter verschluckt sich vor Überraschung an der Quiche von Joel, die er hier anbieten darf, um für sein zukünftiges Café zu werben. Dass dabei sein Verlobter das Essen gemacht hat, finde ich gar nicht so schlimm. Den werde ich bald ebenfalls treffen. Wie schnell eine halbe Stunde vorbei ist merkt man im Stress eher weniger, aber wenn man eine Pause hat, dann leider schon. Jetzt geht es um verschiedene Länder und verschiedenen Zeitepochen, die wir ein bisschen ankratzen, aber nicht wirklich alles zeigen. Japan habe ich nämlich für das Ende gewählt. Ägypten fängt an und ich weiß nun, welches Hobby Adrien neu hat – er trainiert seinen Körper. Weswegen macht er das denn? Verstehe einer die Kerle. Gelegentlich sollte ich mal mehr meine Umgebung im Blick haben anstatt immer nur in Gedanken zu sein. Mir hätten seine anwachsenden Muskeln auffallen müssen – besonders im Bademantel, den er an hatte. Hauptsache ist, dass wir alles hinbekommen, was uns vorgegeben wurde. Viel haben wir beide zwar nicht an und das anzügliche Pfeifen von irgendwo aus dem Publikum zeigt kurzzeitig Missgunst in Adriens sonstigem Modelgesicht, jedoch bleibt halt dies nicht aus, wenn man sich dermaßen freizügig zeigen muss. Von daher finde ich das Pfeifen vorhin in Ordnung. Noch bleiben wir beim Umziehen bei der orientalischen Herkunft und zeigen anscheinend Aladdin und Jasmin, denn er sieht aus wie ein ganz normaler Bürger arabischer Städte, während ich voll aufgetakelt bin. Wie dem auch sei, kommt dieser Look gut an und wir müssen dieses Mal nicht selber laufen, da uns ein fliegender Teppich transportiert, sodass wir das Gleichgewicht nur halten müssen. Dies hätten wir vorher an sich üben müssen, jedoch scheinen unsere Väter daran auch nicht gedacht zu haben. Zu unserem Glück passiert kein Unglück und wir schaffen es unbeschadet zurück. Unsere Weltreise geht nach Griechenland, wo er in voller Montur eines Alexander des Großen auf die Bühne kommt, während ich nur eine Toga trage. Hier und dort führen wir wieder Bewegungen aus und gehen zurück, um nun als Flamencopaar aufzutreten. Solch einen Marathon an Bewegungen durchzuführen macht müde, jedoch nun auch noch einen heißen Flamenco aufs Parkett zu bringen lässt mich nur an ein kühles Wasser denken, obwohl Raumtemperatur besser wäre. Keuchend halten wir unsere Endposition und verbeugen uns beim Applaus, bevor wir wieder nach hinten gehen, um zu wechseln. Nicht nur ich denke an Wasser, auch Adrien ordert welches. Dirndl und Lederhosen sind unsere nächsten Kleidungsstücke, denn dies tragen die Leute in Deutschland zum bayrischen Oktoberfest. Keine Mode, die ich wirklich anziehen würde, aber wir zeigen ja nur, wie andere Länder sich zu bestimmten Zeiten kleiden oder gekleidet haben, was für heute Abend in Ordnung geht. Skandinavien und Frankreich repräsentieren wir noch für Europa, bevor wir ein Dschungeloutfit tragen, für den Amazonas. Damit wir ein bisschen Stimmung einbringen, tragen wir – eher ich – ein Karnevalskostüm brasilianischer Art, während er nur ein offenes Hemd und Bermudashorts trägt. Meine Hüften wackle ich zur Musik und er darf Limbo tanzen, wobei ihm zwei ähnlich gekleidete männliche Models helfen. Unsere letzte Station ist meine liebste, denn wir tragen Kimonos, wodurch wir ein bisschen mehr Zeit erhalten, weil die anderen Models den Karneval weiterführen. Neben der Erfrischung für die Kehle, werde ich nass abgetupft und mir Luft zugefächelt, um das teure Material nicht schon zu beschmutzen. Stück für Stück legen sie mir den Kimono an, sodass ich am Ende nur noch den Sonnenkopfschmuck aufgesetzt erhalte. Spieglein, Spieglein auf dem Stand – wer gibt eine gute Amaterasu ab? Plus Kopfschmuck sieht die Tracht noch besser aus, als bei der Anprobe. Lieber würde ich mich noch ein bisschen ansehen, jedoch ruft die Arbeit. Merkwürdigerweise sehe ich Adrien nicht, obwohl wir sonst gemeinsam auf den Laufsteg gegangen sind. Plötzlich wird es dunkel und ich werde einfach rauf geschickt, was mich wundert. Aus den Boxen ertönt eine Stimme und erzählt eine Textpassage aus der japanischen Mythologie, während ich im Dunkeln über den Laufsteg gehe. Kaum schaffe ich es zu dem Kreisstück, geht ein Scheinwerfer an und leuchtet mich an, sodass es wohl Licht im Dunkeln gibt. Jeden Augenblick müsste Tsukuyomi auftauchen, der Bruder von Amaterasu. Adrien kommt und er trägt keinen pompösen Kimono wie ich, sondern eher einen, den man auch zum Kämpfen nutzen kann. In meiner Nähe präsentieren wir uns gemeinsam und bilden nach einigen Bewegungen den Abschluss dieses Akts. Bis zum Ende werden nur noch andere modische Dinge gezeigt und ich ordne an, dass unsere Freunde jetzt hierherkommen können, nachdem wir uns umgezogen haben – welchen Stil wir gerne hätten. Für mich fällt die Wahl auf das, was Marinette und Nathaniel geschneidert haben, denn sie haben sich große Mühe gemeinsam gemacht und ich bin erleichtert, dass es schulter- sowie bauchfrei ist. Den Pareo dazu binde ich mir ebenfalls um, während Adrien sich auf das brasilianische Outfit festsetzt. Zudem muss er nur unterstützend singen, da Marinette und Alya ebenfalls mitmachen müssen, weil ich alleine nicht mehrfaches Echo hinbekomme. Nino und Nathaniel sorgen für die Musik, da einer alleine bei den ganzen Geräten hier überfordert wäre. Sie werden natürlich begleitet von dem zuständigen Angestellten. Währenddessen bitte ich Ricardo, dass er meine Mitschüler fragt, ob sie bei der Performance mitmachen möchten, denn wir sind zu wenige, um die Meute direkt zu packen. Ein paar sind zu schüchtern, aber dass Chloé sich die Chance niemals entgehen lässt, damit habe ich gerechnet. Selbstredend will sie auf der Bühne, sprich dem Laufsteg, sein, was ich ihr durchgehen lasse, wenn sie bei Marinette und Alya hinten bleibt, da Adrien und ich als Hauptdarsteller den Rest benutzen werden. Unsere weiteren freudigen Mitmacher lasse ich im Zuschauerraum verteilen, denn dadurch erzeugen wir eine Dynamik, die eher mitziehend wirkt. Headsets bekommen wir verteilt und sind nur noch am Lernen vom Text – besonders ich, da es reine Improvisation im Moment ist, aber ich allerdings ruhig bin, wegen der flotten Bereitschaft der anderen. Wer von ihnen will, kann sich etwas passend zum Lied anziehen, da noch Zeit übrigbleibt, bis wir auftreten. Beruhigend sprechen Adrien und ich ihnen ein wenig Selbstvertrauen zu, obwohl wir selber Muffensausen bekommen – dies sehen wir uns einfach an. „Dies war die Modenschau von dem Bündnis Fleur & Agreste. Zum Abschluss haben die Kinder der beiden Modeschöpfer noch einen Musikact vorbereitet, den sie aufführen möchten. Laut der Managerin von Mademoiselle Fleur, die heute einspringt, war es eine reine Interpretation und deshalb wird nur ein Lied gecovert, da ein Album noch in Arbeit ist. Dennoch hofft sie, dass die Qualität und Quantität ihrer Klientin erfolgsversprechend präsentiert werden, denn hier sind die Gesangsstimmen nicht auf dem Playback zu hören, was heutzutage oft genutzt wird. Dies war es nun von meiner Seite und ich übergebe an Monsieur Agreste und Mademoiselle Fleur.“ Mit dem kleinen Applaus gehen wir auf die Bühne. „Guten Abend, verehrte Gäste. Adrien wurde übrigens einfach mitgezogen heute, also seien Sie gnädig mit ihm.“ „Hey, Shirado, ich kann singen.“ „Ernsthaft jetzt? Wieso höre ich dich dann nie?“ „Nun…, ich…, äh…, deswegen halt.“ „Okay? Egal, ich wollte dich nicht foppen, sondern wollte dich nur in Schutz nehmen.“ „Vielen Dank, jetzt geht es mir auch gleich besser.“ „Dafür hast du irgendwas gut bei mir.“ „Na gut, ich vergebe dir.“ „Oh, vielen herzlichen Dank, Eure Prinzenheit.“ „Jetzt hört mit dem Liebesgeplänkel auf und sagt schon an, was kommt!“ Ups, Alya hat echt einen lauten Ton drauf, wenn sie nervös ist. „Ähm…, tja, entschuldigen Sie, wir beide haben so unsere Eigendynamik. Jedenfalls covern wir heute einen Song, da mein neues Album noch in Arbeit ist. Nichtsdestotrotz verachte ich es Gesangsstimmen in den Playback zu packen, weshalb wir alles live singen. Am Mischpult sind Nino Lahiffe, unser DJ, und Nathaniel Kurtzberg, welcher mit Marinette Dupain-Cheng mein Outfit entworfen sowie geschneidert hat. Sie, meine Managerin Alya Césaire und Chloé Bourgeois werden mit uns auf der Bühne eine Show liefern, die Sie hoffentlich selber dazu animiert mitzutanzen. Für ein paar Überraschungen sind wir ebenfalls zu haben. Zur Erinnerung – hier ist nichts geprobt, wegen verschiedenen Gründen, aber ich hoffe sehr, dass Sie Freude daran haben werden – an dem ganz eigenen Karneval.“ Dies war das Stichwort für die beiden am Mischpult. Die ersten Töne bringen Adrien und mich dazu schon mal uns zu nähern, während wir die ersten Tanzbewegungen aufführen und ich anfangen muss zu singen, weil es sonst mit dem Klang nicht passt. Seine Unterstützung setzt er an der richtigen Stelle, während unsere Begleiterinnen mit den Echos gut klarkommen. Lange lässt der Refrain nicht auf sich warten, sodass nun auch die Mitschüler, die mitmachen wollen, von ihren neuen Plätzen aufstehen und die Zwischengänge aufmischen. Anfangsdynamik ist gegeben – es fehlt nur noch die Überwindung der anderen. „Los, Leute, macht mit!“ Hat diese Worte gerade wirklich unsere schüchterne Myléne gerufen? Dass sie mitmacht, obwohl sie sonst eher sich zurücknimmt, zeigt mir, dass sie das Musikfieber gepackt hat. Die restlichen Klassenkameraden fangen ebenfalls an zu tanzen. Viel an dem simplen Text kann man an sich nicht falsch singen, weswegen die Wiederholungen darin einige zum Singen animiert. Adrien führt mich im Tanz hervorragend, als wäre er schon lange für flotte Tänze zu haben gewesen. Sobald einen die Musik packt, macht es keinen Unterschied, wie man singt oder tanzt – Hauptsache, Körper, Seele und Herz sind mit dabei. Andererseits sind es die Erwachsenen hier, die sich genieren, weswegen ich meinen Tanzbegleiter andeute, dass wir hinunter tanzen müssen, um sie mehr ins Geschehen zu nehmen. Immerhin wird alles auch live übertragen. Kurzerhand schnappe ich mir einen der Fotografen und schwinge ihn mehr ins Licht, was ihn erst versteifen lässt, doch mit unserer Hilfe taut er auf, bis er zeigt, was er kann. Nach und nach kommen einige dazu mitzumachen, weshalb es noch mehr Spaß macht. Zwar konnten wir nicht alle dazu bringen zu tanzen, aber die Freude kann ich bei den Zuschauern erkennen, was für sich spricht. Gerade sind wir zurück auf dem runden Stück, da muss ich schon einen Ton sehr lange hochhalten, was wohl für Jubel sorgt, wenn ich die freudigen Ausrufe richtig deute. Jedoch stoppt mein Mittänzer kurzzeitig, sodass ich gegen seine Brust mit dem Kopf knalle und dies zum Glück an einer Stelle, wo es nichts ausmacht. Was hat er denn? Ein paar Mal blinzelt er und führt mich danach wieder, wie den gesamten vorherigen Teil schon. Am Ende vom Lied sind wir ganz schön aus der Puste und keuchen nur noch. Nach dem ganzen Abend auch kein Wunder. Wie wir die Aftershowparty überstehen sollen weiß ich nicht. Solch einen riesigen Auftrag hatte ich bisher noch nie. Der abschließende Applaus gehört nicht nur uns, sodass ich alle teilgenommenen Person bitte für alle zu klatschen, weil es ein Verdienst der Gemeinschaft war. Im Gegensatz zu den Gästen gehen wir wieder in den hinteren Bereich und unser kleiner Freundeskreis freut sich über den ersten gelungenen Auftritt – trotz der Improvisation. Dieses Outfit lobe ich, denn es spiegelt mich einfach wunderbar wider. Uns wird aber nicht lange die Freude gelassen, denn unsere Väter treten zu uns, um uns zu dämpfen. Beide sind der Meinung, dass Adrien und ich sehr gut harmonieren und dass sie die Kritiken am Montag erst lesen werden, um eine Entscheidung zu fällen, wie es weiterlaufen wird. „Wie fanden Sie uns am Ende, Monsieur Agreste?“ Vaters Meinung kenne ich – der mag meine musikalische Seite, aber wie es unserem vielleicht zukünftigen Partner gefällt ist entscheidend, denn ohne Adrien muss ich mir eine andere seelische Stütze suchen und so eine zu finden ist wahrlich kein Zuckerschlecken. „Trotz allem, dass ich es weniger gut finde, solch einen Krach zu veranstalten, muss ich mir eingestehen, dass Ihr Gesang göttlicher Abstammung sein muss. Mein Sohn hat dies ebenfalls erkannt, als Sie Ihre Stimme auf eine der höchsten Ebenen gebracht haben, Mademoiselle Fleur. Zudem überrascht es mich, dass er singen kann – davon wusste ich bis dato noch nichts.“ „Hehehe, Papa, ich wollte dich damit ein bisschen überraschen, aber mehr als eine Art Leidenschaft und nicht als neues Steckenpferd.“ „Eine sehr gute Wahl, mein Sohn. Macht euch beide für die Aftershowparty frisch. Eure Klassenkameraden warten sicherlich auf euch – zumindest einige.“ Für ihn scheint das Gespräch beendet zu sein, denn er geht und lässt uns stumpf zurück. Vater geht sogar mit diesem und wir sechs knuddeln uns, bis Adrien und ich uns von ihnen trennen, um zu duschen und entsprechend zu kleiden. Heute gehe ich mit einem Kimono los, der die vier himmlischen Wesen aufgestickt hat – der Drache nimmt dabei rein an Länge das meiste Gebiet ein. Bin ich froh, dass ich die ganze Schminke und den Schweiß endlich von mir habe. Frisurentechnisch brauche ich kaum etwas machen und kann glücklich meine Kabine verlassen. Auf dem Flur treffe ich Adrien, der ernsthaft einen Smoking trägt, wie bei der Vorführung, als wir Las Vegas aus den USA präsentiert haben. Jedoch sieht dieser anders aus und für ihn wohl maßgeschneidert. „Ah, Mylady hat es geschafft sich noch mehr für mich herauszuputzen als sowieso schon.“ Will der Kerl mich wieder ärgern? „Mitnichten, Mylord, ich habe mich für die Präsentation meiner Familie feingemacht.“ „Da bin ich aber anderer Meinung, Mylady. Um auf die Erfüllung Ihrer eigenen Verpflichtung nachzukommen, habe ich mir diesen Zeitpunkt ausgewählt, sodass Sie meine Verabredung für den heutigen Abend sind.“ Seufzend denke ich mir meinen Teil im Inneren, während ich die dargebotene Hand nehme. Wie kommt er denn auf diese Idee? Ich dachte eher, dass wir uns mal einfach treffen und Spaß nebenbei haben. Hier ist es Arbeit, jedoch meint er, dass es eine Verabredung sein würde. Kapiere einer seine Gedanken – ich bin da überfragt. Zu unserem Glück ist die Aftershowparty im Gebäude gegenüber, sodass wir in aller Ruhe dorthin gehen können. Der Saal ist sehr gut gefüllt und unsere Klassenkameraden haben sich an einem Tisch versammelt, bei dem genau zwei Plätze für uns frei sind, zu denen wir gehen. Wie bei einer Verabredung rückt er mir den Stuhl zurecht, bevor er sich hinsetzt. Charmant war er schon immer. Es wird ein schöner Abend, der nicht lange braucht, um Mitternacht anzuzeigen. Sicherlich eine Zeit, bei der man sich verabschiedet, was einige machen, weil sie ihren Eltern es versprochen haben. Einige bleiben noch bis ein Uhr, aber danach ist Schluss und wir sind wieder die einzigen Jugendlichen hier. Länger halten wir zwei ebenfalls nicht durch und er bringt mich zu Felix, damit er und Ricardo mich nach Hause bringen, nachdem wir uns von unseren Vätern verabschiedet haben, die noch länger machen müssen. Adrien verabschiede ich mit einem Kuss auf die heile Wange und einer Umarmung, bevor ich einsteige und Ricardo sich dazusetzt, während er wohl in der Limousine seiner Familie einsteigt. „Da ist jemand verliebt.“ „Ach Quatsch, Ricardo. Er ist ein guter Freund und mit ihm macht es mir hier Spaß.“ „Von dir war auch nicht die Rede.“ Wen meint er denn sonst? Adrien? Ne, der sicherlich nicht. Dann muss er sich meinen, aber er verrät mir nichts und ich habe keine Energie mehr für eine längere Diskussion. November – der letzte Herbstmonat. Zeitlich gesehen bleibt nicht mehr viel übrig, um Geschenke zu kaufen, zumal die Freizeit weniger wird. Kritiker haben sich die Modenschau angeschaut und ihre Artikel verfasst. Diese möchte ich allerdings mit meinen Freunden in der Schule näher erläutern, bevor Vater mich informiert. Immerhin haben wir da unsere erste kleine Show geliefert, die live übertragen wurde. Wer kann denn sonst damit glänzen? In der Mittagspause haben wir die Zeit dafür und ich lege die sechs Zeitschriften den anderen vor, die an dem Abend dabei waren. Wir suchen uns die Artikel raus, die mit der Modenschau zu tun haben. „Agreste la Mode und La Fleur haben einem Bündnis zur gemeinsamen Arbeit zugestimmt. Die Präsidenten der beiden Modefirmen und gleichzeitig bekannte Designer, Monsieur Agreste und Monsieur Fleur, hielten am letzten Samstag im Oktober eine gemeinsame Modenschau ab. Ihre Akzente haben sie in Sachen Zeitreise gesteckt, aber auch viele Länder wurden repräsentiert, wie ihre Epochen und zeitgenössischen Kleidungen. Obwohl beide sich erst seit einigen Wochen richtig kennengelernt haben, lief die Zusammenarbeit ausgezeichnet. Wichtiger Faktor waren die beiden Kinder der Männer. Laut unserer Fragen, haben wir fast identische Antworten bezüglich der beiden erhalten, sodass die Herren die Freundschaft der zwei billigen, obwohl an sich eine Konkurrenz auf dem Markt herrscht. Nichtsdestotrotz wollen Monsieur Agreste und Monsieur Fleur in Zukunft weitere gemeinsame Arbeiten und Projekte verwirklichen. An sich arbeitet jeder Designer in einem anderen Metier, weswegen wir als Redaktion uns natürlich die Frage gestellt haben, wie diese Zusammenarbeit zukünftig beibehalten werden soll. Daraufhin hat Monsieur Fleur schallend gelacht und gemeint, dass die Kinder der zwei Antwort genug wären. Wie Sie lesen können, sind wir noch verwirrt von dieser Aussage, weshalb wir am Ball bleiben, um Ihnen möglichst genau zu schildern, wie dieses Bündnis am Modemarkt Bestand hat.“ Nathaniel hat ein komisches Magazin rausgepickt, denn es behandelt nur kurz die Modenschau und sonst nichts. Eher eine Art Klatschpresse und keine richtige Kritik. Hat Vater mir die falschen Zeitschriften mitgegeben? Zuzutrauen wäre es ihm. „Zwei sehr bekannte Modedesigner stellten überraschend ein Bündnis zusammen, welches beiden wohl zugutekommt. Anders als früher, geht Gabriel Agreste, von Agreste la Mode, dieses Mal nicht hart gegen die Konkurrenz vor, sondern sucht den Dialog. Dieser Umstand war neu für Paris, aber sehr vielversprechend, denn mit dem weltbekannten Modezaren Xilan Fleur, von La Fleur, ein Bündnis einzugehen hat nicht nur dem Ruf von Monsieur Agreste gut getan, nein, auch seine Mode hat einen erhöhten Verkaufswert auszuzeichnen, seit der Verkündung. Auf unsere Fragen hin, haben wir leider keine Antwort erhalten, aber Monsieur Fleur war freundlich sowie aufgeschlossen. Er hat uns erzählt, dass er durch Adrien Agreste neugierig auf den Namen Agreste wurde. Zuerst dachte er, dass die beiden keine Verwandtschaft zueinander hätten, aber er wurde eines Besseren belehrt. Trotz der eigenwilligen Art seines Kindes hat Monsieur Agreste einem weiteren Gespräch zugestimmt und so ist die Idee der gemeinsamen Modenschau entstanden. Aus seiner Sicht war diese nicht nur ein Erfolg für die beiden Firmen, sondern eine Hommage an die Mode und deren kreativen Schöpfern. Intimere Fragen ist er leider ausgewichen und verweist auf seinen Pressesprecher… der Rest handelt auch nicht von uns oder euch.“ Nino hat keinen Treffer finden können, was schade ist. Adrien und ich werden zwar erwähnt, jedoch näher geht man nicht auf uns ein, zumal ich erneut als eigenwillig von Vater bezeichnet werde, dieser Fiesling. Vielleicht findet Marinette ja was. „Samstag konnten nicht nur die hohen Gesellschaften, sondern auch Schüler an einer Modenschau der besonderen Art teilnehmen. Gezeigt wurden verschiedene Kleidungsstile aus unterschiedlichen Epochen und Ländern, die Geschichte der Mode, wenn man möchte. Unbekannt war unserer Redaktion bis dato, dass das Kind von Monsieur Fleur modelt. Eine Schmach, wie sich später herausstellt, aber der Modezar hat uns nur darauf hingewiesen, dass er extra alles soweit arrangiert hat, dass sein Kind weitestgehend unbekannt bleibt. Unsere Frage daraufhin war klar, denn woher sollte der plötzliche Wandel entstanden sein? Seine kecke Antwort lautet ganz simpel: Adrien Agreste. Dieser hat sich ihm als erster junger Mann aus Paris vorgestellt, um Zeit mit seinem Kind zu verbringen. Durch dessen Haltung, Ausdruck und Wortgewandtheit ist er zu dem Schluss gekommen, dass es genau dieser junge Agreste ist, der als Partner für sein Kind in Sachen Mode perfekt wäre. Peinlich berührt gibt er zu, dass er keineswegs damit gerechnet hätte, dass sein jetziger Bündnispartner der Vater von diesem Wunderknaben wäre, aber dieser Umstand hat das Eis zusätzlich gebrochen. Auf unserer Nachfrage hin, wie die Kinder der beiden sich so gut verstehen, kommt die kichernde Antwort, die mehr eine Frage war, ob man selber nicht jung gewesen wäre. Dein Vater weiß, wie man mit den Medien umgehen muss, Shirado. Er lässt sie zappeln und vernichtet weitere tiefere Detailfragen. Schade allerdings, dass selbst auf den nächsten zwei Seiten nichts von uns steht.“ „Vielleicht habe ich ja was. La Fleur, weltweit bekannt und tausendfach vertreten sowie Agreste la Mode, bekannt in Frankreich und besonders Paris, haben sich verbündet. Um dieses Bündnis gebührend zu ehren, gab es am letzten Samstag im Oktober eine spektakuläre Modenschau, die jeden bisherigen Rahmen gesprengt hat. Grandiose Kleidungsstücke wurden gezeigt – wie in der nachfolgenden Bildergalerie zu sehen – und die Models waren ein Traum. Hervorzuheben wären Adrien Agreste – bekanntes Jungmodel und Sohn von Monsieur Agreste – sowie Shirado Fleur – Tochter von Monsieur Fleur. Der Laufsteg war nicht nur für die Mode bestimmt, sondern bat auch schauspielerische Elemente sowie einige Szenen die heiß waren, wie auch lustig. Das bunte Programm der beiden Jungmodel lockerte den Abend regelrecht auf. Wie Mademoiselle Fleur geäußert hat, haben sie und Adrien Agreste eine Eigendynamik, in der sich beide schnell vertiefen können. Unserer gesamten Redaktion hat der Auftakt der 50er-Jahre gefallen. Wie Mademoiselle Fleur echte Milchshakes in wahrer Perfektion den Laufsteg runtergetragen hat, war schon erstaunlich, aber sich zu bücken und zwei Zuschauern diese zu reichen, ohne ein Dilemma heraufzubeschwören deuten wir als Können. Dass – wir geben an Fans von Adrien Agreste zu sein – Adrien provokant körperlich Shirado angebaggert hat, hat unsere Herzen erst in tausende Stücke zerbrechen lassen, jedoch sind sie neu zusammengesetzt worden, als die recht harsche Abfuhr am Ende gezeigt wurde. Da hat unser Redaktionsliebling wohl zu sehr das Feuer entflammt. Bei der weiteren Zusammenarbeit beider Modefirmen hoffen wir auf weitere solcher Moment, die uns packen, auch wenn sie nur einige wenige Minuten dauern. Wenigstens wart ihr beiden hier mehr im Vordergrund. Spekulationen brauchen wir ja nicht wissen.“ Alya bringt es knapp auf den Punkt, aber Adrien ist sehr vertieft in dem Artikel, den er hat, weshalb ich wohl an der Reihe bin vorzulesen, was herausragend ist. „Adrien Agreste, bekanntes Model von Agreste la Mode, hat von seinem Vater und Präsident der Firma in Zusammenarbeit mit Shirado Fleur, Tochter vom Modenzaren Xilan Fleur von La Fleur, den Auftrag erhalten, Hauptpersonen der Modenschau zu werden, welche das Bündnis zwischen beiden festigen sowie auch auf die Probe stellen soll. Monsieur Agreste hat uns informiert und eingeladen zu Gast bei dieser neuartigen Modenschau zu sein. Überraschend war es keineswegs, dass die akribische Genauigkeit von Agreste la Mode zu sehen war. Allerdings konnte man überall die außergewöhnliche Arbeit von der Firma La Fleur erkennen, die bekannt ist für ungewöhnliche Mode. Größere Unterschiede kann es in der Modebranche keineswegs geben, doch gerade dieses Handicap spielt sich in der Zusammenarbeit beider Kinder aus. Charismatisch, talentiert und sexy – so kennen wir Adrien Agreste. Bisher haben wir keine anderen Eindrücke gewinnen können, jedoch hat Shirado Fleur – lieblich, schön und anziehend – neue Seiten unseres bekannten Stars gezeigt. Bühnenerfahrung scheint Mademoiselle Fleur zu besitzen, jedoch gleichzeitig eine Art Liebesgeplänkel, wie eines der Mädchen im Hintergrund es genannt hat, zu zeigen, hat uns die Augen geöffnet – viel Zeit bleibt uns nicht mehr, denn es sieht so aus, als würde das Bündnis beider Labels nicht nur geschäftlich erfolgen, sondern auch privat.“ Kurzerhand schmeiße ich die Zeitschrift weg, weil sie verlogen ist. Erst seriös anfangen, aber dann doch einen Schwenker machen, sodass es nur um junge Liebe geht. In der ganzen Zeit war Adrien ruhig, aber sein knallrotes Gesicht spricht auch für sich, weshalb es nichts zu unserem Auftritt in einer Zeitschrift gibt. Traurig ist diese Erkenntnis schon. Mein Handy klingelt und ich hole es aus meiner Tasche. Seit wann ruft mich Vater direkt an, wenn ich in der Schule bin? Selten bis nie wäre die Antwort darauf, aber als ich seinen schelmischen Gesichtsausdruck sehe, weiß ich, dass er mir extra den Müll mitgegeben hat – wertlos für uns also. Boulevardpresse vom Feinsten. „Ja, du denkst dir schon die richtigen Gedankengänge, Spatz. Natürlich behalten Monsieur Agreste und ich die besten Artikel für uns, wie auch die schlimmsten, um ein Résumé zu erhalten. Daraus ergeben sich weitere Aktionen unsererseits. Euer gestaltetes Ende kam durchweg gut an, also werden wir uns überlegen in Zukunft weiterhin auf euch zu setzen. Kümmere dich bitte um Adrien, denn ich denke, dass er den Artikel bekommen hat, der für Jugendliche in eurem Alter anregend wirkt. Bis heute Abend, Spatz.“ Seit Jahren hat er mich nicht mehr Spatz genannt und mich keineswegs zu Wort kommen lassen. Ihm muss es zur Zeit recht gut gehen, weswegen ich ihm alles durchlassen werde. Es kann ja nicht sein, dass er für immer in trüben Gedanken versinken muss. „Wo ist Adrien?“ „Als du von deinem Vater angerufen wurdest, hat er mittendrin gesagt, dass er auf Toilette muss. Sein knallrotes Gesicht hat uns gezeigt, dass es regelrecht dringend sei, also war er schon weg, bevor wir antworten konnten, dass es natürlich in Ordnung ist.“ Dessen Handlungsmuster kapiere ich kein Stück mehr. Egal, ich kann also alle Zeitschriften in den Müll werfen, doch da es nur noch fünf sind, muss eine noch in den Händen unseres Verschwundenen sein. Von mir aus kann er die behalten – ich weiß ja, was ich von denen habe. Erst gegen Ende der Mittagspause kommt unser blonder Freund zurück, sodass wir noch ein bisschen quatschen können, bis es zurück in den Unterricht geht. Heute machen wir einen besonderen Ausflug, denn es geht zu einem Dorf in der Nähe von Paris, welches für seine Goldschmiede bekannt ist, die man sogar besichtigen darf. Darauf freue ich mich schon, denn ich habe vollkommen vergessen, dass wir dorthin fahren und wurde gestern damit sozusagen überrascht. Wie dem auch sei, sitzen wir im Bus direkt dorthin und Marinette, Alya sowie ich reden über schöne Schmuckstücke, die wir gerne sehen möchten. Ob die verschiedenen Edelsteine echt sind oder aus Glas gemacht, wäre interessant zu erfahren, denn irgendwann gibt es keine Edelsteine mehr auf der Welt, wenn weiterhin alles ausgebeutet wird, wie bisher. Gier halt. Dass Ricardo dieses Mal nicht mit dabei ist, wundert mich, da Vater sonst großen Wert auf meine hohe Sicherheit legt, jedoch scheint es ihm in einem Dorf weniger gefährlich zu sein als in einer Stadt oder Adrien soll sich beweisen. Mir kann es egal sein, denn ich bin gespannt auf die ganzen schönen Kunstwerke, die von den Goldschmieden geschaffen werden. Vielleicht finde ich ein wunderbares Exemplar als ein Geschenk? Kostentechnisch darf Vater wieder zahlen, also habe ich kein Limit – obwohl ich ungern viele teure Sachen kaufe. Geldverschwendung ist eine Sache, die mir keineswegs gefällt. Unterm Strich muss alles eine gewisse Zahl haben, um leben zu können, aber darüber oder darunter macht das Leben weder glücklich noch Spaß. „Meine liebe Klasse, wir haben fast unseren Zielort erreicht. Bitte achtet darauf, dass die Familie Fabron uns einen seltenen Einblick in ihrer Arbeit zulässt, also benehmt euch dementsprechend. Dies gilt für alle, ohne Ausnahme!“ Jede Person im Bus, außer die gemeinte, weiß, wer gemeint ist. Den Wink mit dem Zaunpfahl muss selbst sie bemerkt haben. Anscheinend hat sie gar nichts mitbekommen, denn sie schminkt sich ungerührt weiter, was mich innerlich nur zum Kopfschütteln bringt. Unser Gefährt hält an und ich habe noch nie ein französisches Dorf gesehen. Manche Bauten stammen wohl noch aus anderen Zeiten, wenn ich sie mit den modernen vergleiche. Vorrangig zieht meine Neugier mich zu dem Goldschmied, aber gerne würde sie auch das Dorf unsicher machen – ein wahres Dilemma. Pflichtbewusst gibt eine Seite meiner Neugier nach und ich bleibe bei der Klasse. Wir treten durch das Tor einer alten Mauer, die das Grundstück umzäunt, um auf ein weites Gelände zu kommen, auf dem einige Gebäude verstreut stehen, die zum Teil sogar offen sind. Ein älterer Mann kommt uns entgegen und wird von Madame Bustier dankend begrüßt, ehe sie ihn uns vorstellt. „Dieser Mann ist Monsieur Fabron, der Eigentümer der Goldschmiede. Bitte respektiert ihn.“ „Jawohl, Madame Bustier! Bonjour, Monsieur Fabron!“ „Bonjour, Kinder. Ihr befindet euch auf ehemals königlichem Boden. Diese Goldschmiede wurde von dem Königshaus in Paris persönlich vor 350 Jahren in Auftrag gegeben und meine Familie ist seitdem hier sesshaft, um Goldschmiedearbeiten anzufertigen. Falls ihr Fragen habt, könnt ihr sie mir gerne während der Führung stellen.“ Oh ja, darauf können Sie sich verlassen, denn ich bin neugierig. Allerdings kommt mir Chloé zuvor, die fragt, ob es einen Laden gibt, der in Paris von hier beliefert wird. Kurz lacht der Monsieur und sagt, dass die Hälfte der Juweliere von Paris hier bestellen. Eine beachtliche Zahl müsste dieser Umstand schon ergeben. Sicher bin ich mir nicht, denn ich gehe an sich gar nicht zu einem Juwelier. Ihre Mimik verzieht sich zu einem enttäuschten Gesichtszug, weshalb ich wohl an der Reihe bin. „Monsieur Fabron, haben Sie auch eine kleine Ausstellung, die man sich angucken kann?“ „Bei dieser Frage geht mir ein bisschen der Stolz hoch – selbstredend, Mademoiselle. Doch dazu kommen wir gegen Ende, denn mein Enkel wird für mich ab dem Teil übernehmen. Erstmal zeige ich euch den Schmelzofen – zumindest einen von ihnen.“ Ihm scheint die Arbeit Spaß zu machen und ich finde es wirklich interessant, wie klein die Öfen hier sind, da die Menge Gold unterschiedlich verarbeitet wird. Weiter hinten sollen größere stehen, die uns jedoch zu sehr ins Schwitzen bringen würden, da dort höhere Temperaturen herrschen. Ivan fragt nach, ob wir einer Goldschmelze beiwohnen können und wie diese abläuft. Glücklicherweise können wir es drei Öfen weiter und Monsieur Fabron erklärt die einzelnen Schritte. Dahinter steckt eine Menge Muskelschmalz, wenn ich mir anschaue, wie diese riesigen Gebläse bedient werden müssen. Sicherlich nichts für mich und dann muss man auch noch genau darauf achten, dass man nicht zu viel Luft beigibt, da sonst Bläschen entstehen oder ein Hohlraum sich entwickelt, sodass der Wert sinkt. Definitiv nicht meine Wahl als Arbeit. Am Ende des Vorgangs haben die beiden Arbeiter bei der Schmelze einen Barren geformt, der nun abkühlen muss. Der nächste Ort wird uns gezeigt, an dem die geformten Barren erneut in einen Schmelzofen kommen, was uns wundert. Ohne auf eine Frage zu warten bekommen wir die Erklärung, dass es nun auf Feinheiten ankommt. Es werden die in Auftrag gegeben Formen bei diesem Schritt grob gehämmert, damit die weiteren Arbeiten daran vorgenommen werden können. So ein Goldbarren kann dann mal eben für einige Armbänder und Ketten genutzt werden. Grobe Formen verraten aber nicht gerade viel von dem, was am Ende dabei herauskommt. Frage für Frage beantwortet Monsieur Fabron gewissenhaft, bis er meint, dass wir genug draußen gewesen wären und uns drinnen bei heißer Schokolade aufwärmen würden. Erfreut über die leckere Süßigkeit jubeln ein paar aus unserer Klasse und können es kaum erwarten. Im Hauptgebäude dürfen wir uns an einem langen Tisch hinsetzen, während wohl seine Frau uns mit dem Getränk versorgt. Nett sind diese beiden allemal. Umsonst eine heiße Schokolade trinken zu dürfen ist ein Geschenk und in Masse auch nicht gerade billig. Anders kennen wir es gar nicht mehr, aber Chloé meckert, dass es keine edle Schokoladensorte ist, die sie trinken muss. Madame Bustier entschuldigt sich für diese Unverfrorenheit und die beiden nehmen es gelassen hin. Jemand stößt zu uns und will gerade Monsieur Fabron ansprechen, als er stoppt, in unsere Richtung sieht und ein paar Momente braucht, um zu sich zu kommen. Was hat den denn plötzlich versteinern lassen? Anscheinend sind das seine Großeltern, jedoch hat er vergessen was er sagen wollte und geht unverrichteter Dinge wieder. Augenblicklich scheint dieses Verhalten auch den Hausherren zu verwirren, aber er stellt diesen Jungen als seinen Enkel vor, der gleich übernehmen wird. Sollte dieser erneut versteinern, wüsste ich nicht, wie wir ihn aus dieser Starre holen sollen. Erstmal heißt es jedoch die heiße Schokolade zu genießen. Es hat etwas von einer Pause, die wir hier verbringen und wir unterhalten uns natürlich über das, was wir zu sehen bekommen haben. Besonders die Reaktionen von Chloé, als sie gesehen hat wie dreckig das Gold ist, bevor sie es trägt, waren amüsant. Nichtsdestotrotz hat die schönste Pause auch ihr Ende und Monsieur Fabron ruft seinen Enkel herbei, der vom Auftreten her dieses Mal mehr Selbstvertrauen besitzt. Keine Versteinerung? Irgendwie habe ich mich darauf eingestellt. Na ja, man kann nicht immer alles auf einmal erhalten. Seine Großeltern verabschieden sich schon, weil sie noch einen Termin wahrnehmen müssen und er nimmt uns mit in einen Raum vom Haus, wo das grobe Gold verfeinert wird. Wow, wie die paar Menschen hier solch tollen Schmuck herstellen können, finde ich erstaunlich. Wichtig ist dabei, die Wünsche des jeweiligen Kunden zu berücksichtigen, aber ebenfalls seine Individualität beizubehalten, die man als ein Juwelier besitzt. Ah, ich verstehe! Goldschmiede arbeiten nicht nur für Juweliere, sondern können selber ebenfalls als diese hantieren. Allerdings kann es sein, dass ich dabei auch vollkommen danebenliege, wie sich in diesem Moment herausstellt, denn er ist gelernter Juwelier und seit diesem Sommer fertig mit der Ausbildung – deswegen sieht er auch noch jung aus. Manche Juweliere in Paris arbeiten selber an Schmuckstücken und brauchen nur die Formen, aber einige bestellen direkt von hier, um den Schmuck anzubieten, wie wir zu hören bekommen. Konzentration heißt es zu besitzen, doch da ich mich manchmal leichter ablenken lasse als jedes Kleinkind, wäre es Verschwendung mich einzustellen. Jetzt kommen wir zu dem Ausstellungsraum und können einige wunderschöne Werke bestaunen. Diamanten, Smaragde, Granate, Saphire, Amethyste, Rubine – wirklich jeder Edelstein ist hier vertreten und in einigen Accessoires verarbeitet worden. Herausgestellt wird ein kleines Podest, mit einer Büste darauf, welche eine Kette mit Bernsteinen trägt, die sogar in zwei Armbänder geteilt werden kann, wie ich erkenne. „Möchten Sie diese Kette tragen, Mademoiselle?“ „Wie, ich? Es wäre zwar schön, aber ich kann doch kein Ausstellungsstück tragen, welches wohl einen besonderen Wert zu haben scheint.“ „Sicherlich können Sie das. Warten Sie nur einen Augenblick bitte.“ Meint der Enkel das jetzt ernst? Tatsächlich, denn er hebt die Bernsteinkette von der Büste ab, bittet mich meine Augen zu schließen und ich kann das Gewicht der Kette spüren, ehe er meint, dass ich bitte noch ein wenig warten soll, damit der Spiegel bereit ist. Nachdem er mir das Zeichen gegeben hat, öffne ich meine Augen und fühle mich ein wenig unwohl dabei, solch ein teures Schmuckwerk zu tragen. Jedoch sieht es trotzdem fantastisch aus. Madame Bustier meint erst, dass ich es an mich genommen hätte, aber unsere Gruppenführer klärt die Lage schnell auf, sodass Chloé wieder einen auf Prinzessin macht und meckert, weswegen sie nichts tragen darf. Selbstverständlich will sie nicht – in ihren Augen – den billigen Schmuck tragen, wie ich gerade, aber sie verlangt es und droht wieder mit ihrem Vater. „Mademoiselle, ich lasse nur die Personen Schmuck von uns persönlich tragen, die wie eine wahre Schönheit aussehen und bei allem Respekt fehlt Ihnen die nötige Eleganz.“ Kichernd versuche ich mein Grinsen mit den Händen zu verstecken, denn mit solch einem Konter hat wohl niemand gerechnet – besonders nicht Chloé, die kein Stück glücklich mit ihrer Lage ist. Wütend stampft sie auf mich zu und reißt regelrecht die Bernsteinkette von meinem Hals – der Verschluss hat erst noch gehalten, aber bei mehreren Ruckelangriffen kein Wunder, dass er zerspringt – und schmeißt sie auf den Boden, sodass sie in mehrere Stücke zerbricht. Schleunigst kniet sich der junge Mann hin und sammelt die Teile ein, wobei ich ihm helfen möchte, aber er weist mich harsch sowie verletzt ab, bevor er rausrennt. „Bei all den anderen Taten habe ich mich noch zurückgehalten, Chloé, aber du hast vorhin echt dem Fass den Boden rausgeschlagen, indem du sein Meisterwerk als Schüler zerstört hast. Schäme dich dieses Mal bis zum Erdkern und schmelze dort dahin. Ich folge ihm, Madame Bustier.“ Ohne auf eine Antwort zu warten renne ich hinterher, denn ich hätte besser aufpassen müssen. Direkt trifft mich zwar keine Schuld, aber ich fühle mich ein bisschen schuldig. Draußen sehe ich ihn weiter hinten in dem Garten, wo er anscheinend weint, wenn ich die bebenden Schultern richtig deute. Vorsichtig nähere ich mich ihm und lege sanft eine Hand auf seinen Rücken, bevor ich mich in die Hocke begebe und ihn einfach mitfühlend anschaue. Zuerst möchte er nicht, dass ich ihn in diesem Zustand sehe, aber es dauert nicht lange, da wirft er mich um und braucht gerade einfach Nähe. „Es war und ist noch ein schönes Schmuckstück, Monsieur Fabron. Vielleicht kann es keine Kette mehr sein, aber zu den zwei Armbändern können Sie es sicherlich noch retten, oder? Ich möchte mich als Laie nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, aber dies sollte möglich sein.“ Traurig sieht er mich an und schüttelt den Kopf. Kurzum bleiben wir noch ein bisschen so liegen, bis er aufsteht und ihn die Wut packt. Zwar möchte ich ihn beruhigen, werde aber bei dem Versuch aufzustehen von ihm unten gehalten. Erahnend was in diesem Moment passiert, bitte ich in Gedanken Cat Noir und Ladybug zu mir, denn auch wenn wir außerhalb von Paris sind, sollten sie helfen können. Vor meinen Augen – zum ersten Mal – akumatisiert sich eine Person in ein Überwesen. Uh, ein diamantener Körper, welcher im Inneren die anderen Juwelen zu beherbergen scheint. Hat schon etwas. Die kaputte Bernsteinkette liegt allerdings neben mir, was ich schade finde. Zudem erkennt man ihn nicht mehr als den Enkel wieder. Das finde ich schon schade. „Meine Dienstmagd, es wird Zeit dem niederen Volk zu erklären, dass du meine Gemahlin sein wirst – eine Prinzessin, Verlobte vom Juwelenprinz!“ Okay, er hat ein paar Juwelen an der falschen Stelle sitzen. Als ob ich hier einen auf Dienstmagd und dann Prinzessin mache. Wenigstens hebt er den Fuß von mir und zieht mich hoch. Sein Zepter hält er mir entgegen und ein Lichtstrahl lässt meine Kleidung zu einem wallenden Kleid, mit einem Haufen Juwelen besetzt, ändern. Damit sehe ich wirklich aus wie eine Prinzessin – ohne Diadem und mit diamantenen Fesseln sähe ich sicherlich besser aus. An der Kette zieht er mich hinter sich her und bei dem Zug dahinter, muss ich mit ihm stapfen. Dienstmagd im Prinzessinnenkleid in Ketten gelegt – hat es das jemals gegeben? Aus meiner Sicht fühle ich mich total enteignet. Dass wir direkten Kurs auf den Ausstellungsraum nehmen sorgt bei mir für gemischte Gefühle. Natürlich sind die anderen da noch, als ob die nicht einen Blick aus dem Fenster hätten werfen können, aber nun ist es zu spät. Bevor er ein Wort sagt, schreie ich die anderen an, dass sie gefälligst wegrennen sollen, was ihm keineswegs passt und mich ermahnt, da er sonst härtere Maßnahmen ergreifen muss. Merke ich mir, denn bei dem Ernst in der Stimme sollte ich es dieses Mal lieber lassen eine große Klappe zu haben. Anstatt jedoch hinter ihnen herzujagen, wie ich mir gedacht habe – damit die beiden Helden von Paris mehr Zeit haben, um aufzutauchen – ruft er einen Rubinritter, einen Smaragdsöldner sowie einen Saphirspeerkämpfer. Dafür lässt er diese drei Juwelen aus seinem Körper und sie bilden ihren eigenen, mit der dazugehörigen Waffe. Grotesk sieht das schon aus und sie scheinen zu wissen, wen sie jagen müssen. Demnach wäre die Zeit doch knapper, als ich mir ausgemalt habe. Wo bleiben die beiden bloß? Unterdessen geht er wieder raus mit mir und wirft ein paar Edelsteine in den Boden, aus dem tatsächlich ein Schloss wächst. Will der Kerl mich veralbern? Sinngemäß sollten Edelsteine nicht wie Samen irgendwas hervorbringen. Wo bin ich bloß wieder hineingeraten? Zufrieden mit seinem Werk will er gerade anordnen, dass irgendwas getan wird, da taucht Cat Noir auf und haut gegen die Kettenglieder mit seinem Kampfstab, die jedoch ganz bleiben. „Erdreißtest du dir MIR MEINE Prinzessin zu stehlen, niederes Gewürm?!“ Wütend, nein, rasend vor verärgerten Gefühlen nur, weil der Kater versucht hat mich zu befreien? Kurze Lunte würde da am besten passen. „Sagt der Richtige. Du hast meine Prinzessin in Ketten gelegt und in einen Fummel gesteckt, der ihr zwar steht, jedoch ihre eigene Schönheit bedeckt. Was wäre ich für ein Traumprinz, wenn ich nicht sie aus deiner Gefangenschaft befreien würde?“ Würde jemand bitte mit mir tauschen? Angeberei ist schön und gut, aber was Cat Noir da abzieht muss nicht sein, da er den Juwelenprinzen nur noch mehr verärgert. Flirten muss der Kerl aber auch andauernd – oller Charmeur. „Du wirst sie mir nicht wegnehmen, denn sie gehört mir. Amethystarmbrustschütze – töte ihn!“ Noch eine komische Juwelengestalt? Man fragt sich natürlich nun, wie viele er rufen kann und wie stark diese sind, um eine mögliche Schwäche herauszufinden. Leider bleibt Cat Noir keine Zeit, denn er muss ausweichen, weil noch ein Spinellbogenschütze hinzugekommen ist und nun die beiden ihn im Dauerfeuer haben. Zu allem Überfluss ruft er ein Peridotpferd sowie ein Topastonnelon. Der Armbrustschütze nimmt das Pferd, während der Bogenschütze das Tonnelon nutzt, um einen hohen Stand und ein weites Blickfeld zu haben. Armer Kater, der wird immer weiter von uns abgedrängt. „Dieses Gewürm wird meiner Macht nicht lange standhalten. Sobald wir den Thronsaal erreicht haben und du gekrönt bist, wird mich niemand mehr aufhalten können.“ Schön für dich und ich darf mein restliches Leben immer artig und stumm nicken? Dies liegt mir einfach nicht in den Genen. Über weitere aussichtslose Lagen kann ich später lamentieren, denn bevor er nochmals versucht einen Befehl heraus zu posaunen, gesellt sich Ladybug zu uns und trägt die Waffen der drei vorherigen Krieger bei sich. Wie hat sie es geschafft durch dermaßen widerstandsfähiges Mineral zu kommen? Katerchens Kampfstab konnte nichts gegen die Kette ausrichten, aber ihr Jo-Jo hat für die anderen Arten ausgereicht – verstehe einer die Logik hinter solchen Kräften. Ihre Chance nutzt sie und versucht mit den Waffen die Kette zu zerstören, aber die Waffen zerspringen eher, was nicht nur sie kurzzeitig schockt – mich ebenfalls. „Diamanten sind härter als die anderen Edelsteine, das weiß doch jedes Grundschulkind.“ Gut zu wissen, dass ich mit Diamanten an ihn gebunden bin – macht die Sache zwar nicht besser, aber ich weiß, was ich in Natur wert zu sein scheine. Unterm Strich also einen Haufen reiner Diamanten. Ladybug muss seinem gezogenen Schwert ausweichen, denn er wird aktiv. Zu meinem Leidwesen hat er nicht losgelassen und ich muss mit den beiden mithalten. Die Sprünge kann er allerdings vergessen, die schaffe ich nie im Leben. Kurzerhand wirft er mich zu seinem Schloss hin, welches bei Kontakt mit der Kette diese ein kleines Stück aufnimmt und ich somit an dem Gebäude gekettet bin. Schlimmer geht es immer. Wie es Cat Noir geht, weiß ich nicht, denn das Geschehen spielt sich hinter dem Schloss ab. Zum Nichtstun verdammt zu sein kratzt an meinen Nerven. Gerade fällt Ladybug vom Dach des Hauses und schafft es noch sich festzuhalten, damit sie kontrolliert runterspringen kann. Ihr Gegner springt stumpf runter und setzt ihr nach. Wahrlich positiv ist die Lage insgesamt nicht. „Haben Mylady mich vermisst?“ Charmant und sofort am Flirten – kann ja nur der Kater sein. „Wie kommt der Herr darauf? Ich genieße es ohne Ende an einem Schloss gefesselt zu sein und zwar mit einem der härtesten Materialien die es gibt – Diamanten.“ „Woho! Ganz ruhig, Shirado.“ „Ach ja? Darf ich nicht mal hysterisch werden oder was? Von ihm und von dir werde ich als Prinzessin dargestellt, die ich nicht mal bin und der Kampf artet in einem unfairen Wettstreit aus. Ironischerweise habe ich mehr Sorgen um dich gehabt, du blöder Kater.“ Sein Lächeln kann er sich sonst wohin stecken, ich will endlich frei sein. Erneut versucht er es mit seinem Kampfstab, was allerdings immer noch nichts gebracht hat. „Kataklysmus!“ Seine besondere Fähigkeit hilft da schon eher und er schnappt sich mich, um mich wegzubringen, woraufhin ich ihn stoppe, denn ich möchte die zerstörte Bernsteinkette aufsammeln. Keinen Moment zu früh, denn Ladybug prallt gegen ihn und sie landen am Boden, während der Juwelenprinz nun mit zwei Schwertern auf uns zukommt. Sie hält eine Nadel mit Faden in einer Hand, was ich mir einfach ausleihe und versuche ein bisschen die Kette zu richten. Für meine Verhältnisse ist das eine gute Arbeit und ich lege mir die Kette um, die gar nicht zu dem Kleid passt, aber darauf kommt es nicht an. „Meine Prinzessin, wieso trägst solch unflätigen Plunder?“ „Plunder? Diese Kette war dir mal wichtig, Prinz. Sie hast du als Schüler gefertigt. Sie war und ist dein Meisterwerk. Mir persönlich gefällt sie am besten, da ich erkennen kann, mit wie viel Fleiß und Herz du bei der Sache warst. Es ist egal, was andere dazu meinen, denn du warst auch stolz auf deine Arbeit. Schaue dich mal jetzt an! Du bist nur ein billiger Klatsch von den gierigen Menschen dieser Welt, die wahre Schönheit nur an der Höhe des Preises messen, was totaler Schwachsinn ist. Wache auf und erkenne, was du bist und was du kannst!“ Zur Not lasse ich mich von seinen Schwertern treffen, wenn er nicht anders zu überzeugen ist, da er beide auf mich gerichtet hat. Jedoch lässt er sie sinken und gibt nach, wie es den Anschein macht. „Ja, du hast Recht. Ich habe in meiner Wut und Verzweiflung das aus den Augen gelassen, wofür ich stehe. Danke.“ Kaum hat er seinen Dank ausgesprochen löst sich seine Verwandlung auf und ein kleines Wesen manifestiert sich vor ihm, welches ich mir schnappe, bevor es abhauen kann. „Was ist das?“ „Ich habe keine Ahnung, Ladybug, aber da ich keinen schwarzen Schmetterling gesehen habe, muss der kleine Kerl für die Verwandlung ausschlaggebend gewesen sin.“ „Bedeutet das, dass es noch jemanden gibt, der andere Leute für seine Zwecke manipuliert?“ Neugierig bin ich schon, welche andere Person er meint, aber der zappelnde Winzling sollte erstmal gut verwahrt werden. Nur wo und wie transportiere ich ihn? Reinigen kann Ladybug ihn nämlich nicht, weil ihr Versuch nichts gebracht hat. Somit sollte meine Erinnerung ausreichen um zu recherchieren. „Falls du noch einmal in meine Nähe kommst, werde ich nicht gnädig mit dir sein und dich in der Luft zerreißen, klar?!“ Überraschenderweise nickt das kleine Wesen tüchtig und ich lasse es runter auf den Boden, wo es sofort abhaut, als wären wir noch hinter ihm her. Sie nimmt die Nadel mit dem Faden wieder entgegen und ruft ihren Spruch aus, sodass alles wieder wie vorher wird – was leider ebenfalls für die Kette gilt – und damit keine Schäden vorhanden sind. „Bekomme ich eine Belohnung, Shirado?“ „Du möchtest eine Belohnung, obwohl du, wie du mir gesagt hast, mein Heldenprinz in schwarzer Rüstung bist? Denn wenn ja, müsste Ladybug die gleiche Belohnung erhalten.“ Woher er nun meinen Namen kennt, tut nichts zur Sache, denn er liest sicherlich auch Magazine und sieht die Fotos darin. Von daher hake ich nicht nach. Er hat sich wohl eine andere Antwort erhofft und ich gebe ihm einen Kuss auf eine Wange, bevor beide losmüssen, da sie meistens weniger Zeit haben, als Superhelden haben sollten. Meine Wenigkeit hockt sich hin und hält die kaputte Kette dem Enkel hin. „Monsieur Fabron, lassen Sie sich nicht unterkriegen. In Ihnen steckt sehr viel Talent und Sie werden es noch weit bringen. Geben Sie nicht nach, nur weil jemand Ihnen mit Missgunst entgegentritt. Aus meiner Sicht werden Sie noch eine ganz große Nummer werden.“ Da er sich nun hinstellt, muss ich hochschauen – selbst wenn ich stehe – und er denkt über meine Worte nach, ehe er nickt. Adrien und Marinette kommen auf uns zu. Besonders dem blonden Schönling sieht man pure Erleichterung an. Weswegen er diese zeigt ist mir ein Rätsel, aber beiden geht es gut, was mich freut. Sicherlich haben die anderen auch nichts erdulden müssen. Gemeinsam gehen wir zurück und treffen die anderen. Madame Bustier ermahnt uns drei, weil wir einfach abgehauen sind, aber ich habe mich zumindest vorher abgemeldet – wo die zwei hin waren weiß ich keineswegs. Adrien redet sich heraus, dass er mich, laut meinem Vater, beschützen soll, es aber leider nicht geschafft hat und von einem der Edelsteinwesen bewusstlos geschlagen wurde. Dagegen klingt die Antwort von Marinette lahm, denn sie musste sehr dringend auf Toilette. Unsere Lehrerin seufzt gestresst und der Enkel meint, dass er ohne mich wohl alle verletzt hätte, da ich ihn aufgeweckt habe. Nett von ihm das zu sagen. Einen der kleinen Bernsteine nehme ich mir, die nicht mehr an die Kette können, weil sie gespalten sind. „Machen wir es doch so, ich nehme dieses Stück Bernstein und Sie das Gegenstück dazu, Monsieur Fabron. Lassen Sie uns doch in Kontakt bleiben und ich werde Sie immer wieder daran erinnern, was Sie können. Dies wäre somit unser Verbindungsstück. Was halten Sie davon?“ Habe ich irgendwas falsch gesagt? Immerhin ist mir die Idee spontan gekommen und da bin ich maßgeblich schlechter, als wenn ich planen würde. „Ich…, danke, Shirado. Dieses Angebot nehme ich gerne an.“ „Nicht so schnell, ich wäre gerne mit dabei.“ Irgendwie klingt Adrien eifersüchtig, aber ich kann mich irren. Marinette, Alya, Nino, Nathaniel und fast alle – bis auf Chloé, beteiligen sich an dieser merkwürdigen Idee meinerseits und halten ein Stück Bernstein bei sich, sodass der Rest nur noch ein Armband ergibt, aber dies scheint ihm weniger auszumachen. Im Augenwinkel kann ich erkennen, dass selbst Chloé einen heimlich genommen hat. Seine Großeltern kommen zurück und fragen, was denn mit seinem Meisterwerk geschehen ist. Die Antwort darauf finde ich sehr schön. „Es ist zu einem noch besseren Werk geworden, Großvater.“ Unser Ausflug ist somit beendet und der Bus bringt uns zurück. Hoffentlich hat André genug Selbstvertrauen bekommen, um zu zeigen, was in ihm steckt – was die Zukunft zeigen wird. Kapitel 5: Zwischen Realität und Fantasie besteht manchmal keine Grenze ----------------------------------------------------------------------- Zwischen Realität und Fantasie besteht manchmal keine Grenze Mein kleines Stück vom Bernsteinglück habe ich in einem kleinen Kästchen untergebracht, welches einen transparenten Deckel besitzt. Dadurch kann ich es mir immer wieder ansehen und mich an das Abenteuer erinnern, welches mir gezeigt hat, dass ich wohl solche Probleme anziehe. In Japan ist mir das nie passiert. Europa scheint anders in Sachen Problembewältigung zu sein oder ich kapiere das Konzept kein Stück, was eher auf mich zutreffen kann. Jedenfalls sind schon ein paar Tage seit diesem Vorfall vergangen. Inzwischen haben wir unsere Klassensprecherin Marinette gewählt und vor einigen Tagen waren die Zootiere ein bisschen wilder als sonst. Näher kann man solchen Tieren nie kommen, wenn man nicht das nötige Geld hat. Deswegen hat der Zoo wieder mehr Besucher angelockt, denn die Pariser sind auf die Tiere aufmerksamer geworden und wollen sichergehen, dass diese in ihren Gehegen sind, um keine weitere Überraschungen zu erleben. Jemand will sogar einen Tyrannosaurus Rex gesehen haben, aber dies ist unmöglich. Riesengroße Echsen sind ausgestorben und mit vielem anderen Zeug aus dieser Zeit werden sie in die Atmosphäre geschleudert. Mal schauen wie lange das noch gut geht. Lust auf einen Tag im Zoo habe ich bekommen, aber alleine würde das keinen Spaß machen. Mit meinen Freunden wäre das schon schöner, nur müssten die auch Zeit mitbringen und ich weiß, dass sie oft andere Termine im Auge haben. Zeit ist ein Faktor, der ein Leben lang zu kurz ist, wenn man vieles machen und erleben möchte. Deswegen denke ich, dass ich mit der Idee erst warten sollte, bis jemand von ihnen jammert, dass es langweilig wird. Genau darauf warte ich nun seit einigen Tagen, aber niemand von ihnen sagt diese Worte und aufdrängen möchte ich mich keineswegs. Zudem scheinen meine Freunde irgendwas zu planen, denn nur Adrien und ich scheinen keinen Durchblick zu haben, um was es da im Moment geht, weshalb wir uns über die Arbeit unterhalten, die noch ansteht. Das neue Album füllt sich langsam mit Liedern, nur die passende Musik fehlt noch, denn Nino hat seine Schwierigkeiten mit dem neuen Programm, was er benutzen wollte, wodurch mir die Übung fehlt. Na ja, es kommt wie es kommt und deswegen bricht sich niemand die Knochen, sollte es später werden. Wir haben keinen Druck und einen Zeitpunkt hat niemand von uns festgelegt. Nach einigen Klausuren freue ich mich darauf, dass Joel sein Café bald eröffnet, wovon ich noch nichts erzählt habe, weil zu viel los war. Welchen Punkt sollte ich nun auf einen höheren Platz in der Priorität setzen? Eine schwierige Entscheidung. In der nächsten Pause habe ich sie gefällt und erzähle ihnen von meinem Kauf und der Überschreibung eines Teils davon an Joel sowie dem Musikstudio mit dem Aufenthaltsraum im Keller. Anscheinend bin ich mit dem Kauf recht flott gewesen, weil sie so weit noch nicht gedacht haben. Vielleicht hilft das große Mischpult im Tonstudio Nino, um besser mit seinem Programm am Laptop klarzukommen. Irgendein Typ war dort und hat alles soweit eingerichtet, damit man es nutzen kann. Wie das Zeug funktioniert, kann er in der dicken Bedienungsanleitung nachlesen. Acht Finger und zwei Daumen meinerseits bleiben schön weit weg von dem hochtechnischen Gerät. Dass sie den Aufenthaltsraum nach ihrem Geschmack einrichten können, gefällt ihnen schon, was mich glücklich macht. Alle von uns haben sogar nach der Schule Zeit, weswegen Felix eine volle Limousine fahren wird. Ricardo ist natürlich erst überrascht gewesen, hat allerdings nichts dagegen gehabt, dass es mal eben mehr Jugendliche sind. Verkehrstechnisch dauert es eine Zeit lang, denn irgendwie ist Paris heute voll. Adrien erzählt, dass bis in den März hinein die botanischen Gärten offen für alle sind und sie nur einen kleinen Betrag als Eintritt zahlen müssen. Allerdings meinen wohl viele die Ersten sein zu müssen, wenn ich mir das hier so ansehe. Darum dauert es und dauert es, bis wir an dem kleinen zukünftigen Café halten können. Lange kann Felix nicht davorstehen und muss wegfahren, während Ricardo mit uns reingeht und noch einige Renovierungsarbeiten im Gang sind. Einiges kann man erkennen, was es werden soll und Joel kommt auf uns zu – ziemlich dreckig, aber er ist es. „Hey, ich habe euch lange nicht mehr gesehen. Noch ist alles im Bau, aber unten sollte alles soweit fertig sein, Shirado. Yuura kocht oben für die Arbeiter. Es kann sein, dass er euch sehen will, aber sicher bin ich mir keineswegs. Hier ist der Code für die Sicherheitstür.“ Wir begrüßen ihn und ich bin erschüttert wie viele Ziffern er genommen hat, um das Sicherheitsschloss der Glastür zum Treppenhaus ins obere und untere Stockwerk öffnen zu können. Welcher Mensch soll sich bitte das merken? „Yuura hat einfach alle Ziffern eingegeben, die er mit mir verbindet. Unser erstes Treffen, unser erstes Date, unser erster Kuss, unsere ersten Freunde, unser Jahrestag der Verlobung und sein Wunschtermin zur Hochzeit.“ „Da bleibt dir nicht mehr viel Zeit, denn nächstes Jahr haben wir die Jahreszahl schon erreicht.“ Stimmt, Adrien hat es richtig erfasst. Gestresst sieht Joel deswegen schon aus, aber er kann Stück für Stück machen, weil ich nicht am Hetzen bin. Nur bleibt die Sache mit dem langen Code eine Schwierigkeit – besonders wegen meiner mathematischen Schwäche. Alya hat da eine rettende Idee, indem sie die Daten in unsere Kalender auf dem Handy speichert, mit einer Notiz, welchen Standort das Datum im Code besitzt. Dies können wir dann als eine Datei speichern und somit erfolgt keine Veränderung. Zu meinem Glück sind die alle recht gut im Umgang mit technischen Geräten. Lieber lasse ich die Finger von dem Sicherheitsschloss. Nachher ist es dermaßen kaputt, dass nichts mehr geht und die beiden in Gefahr wären. Nachdem wir noch erzählt bekommen, was hier unten alles passieren wird, bleibt Ricardo bei Joel, um ihm ein wenig zu helfen, während wir in den Verbindungsgang gehen, wo auch die Toiletten sind. Nino gibt den Code ein und das Schloss öffnet sich, sodass sich die Tür zur Seite schieben kann. Kaum sind wir ein paar Stufen nach unten gegangen, verschließt sie sich automatisch wieder. Unten angekommen werden wir mit einem weiteren Sicherheitsschloss überrascht, welches allerdings offen ist. Die Jungs halten uns zurück und spähen vorsichtig hinein, aber wir werden alle erschreckt, als ein wasserstoffblonder Mann uns entgegentritt, der zwei fliegende Roboter bei sich hat, die wohl in seine Hände passen würden. Was macht dieser Mann denn hier? „Verzeiht, wenn ich euch erschreckt habe. Ich bin ein Freund von Joel und Yuura, Achromas Colress lautet mein Name und ich bin Wissenschaftler. Von mir kommen die Sicherheitsschlösser.“ Laborkittel und Brille – ja, er passt zum Klischee eines Wissenschaftlers, auch wenn mich die Roboter ein bisschen nervös machen. „Was machen Sie hier unten, Monsieur Colress?“ Angriffslustig fragt Adrien ihn. Woher diese Angriffslust kommt ist mir rätselhaft, denn wenn er zu den beiden gehört, die hier immerhin wohnen, dann ist doch alles in Ordnung. „Überprüfen, ob meine Schlösser gegen Eindringlinge gewappnet sind. Mein dritter Roboter wurde ausgelöscht, also war es ein voller Erfolg. Leider kommt danach nichts mehr, weshalb mehrere Personen nur eine opfern bräuchten, um eindringen zu können. Lieber suche ich eine andere Möglichkeit, denn der Stromverbrauch ist zudem sehr hoch. Mal schauen, was mir einfällt.“ Grotesk ist die Idee und nüchtern erklärt er sie uns – aber wer nachfragt muss auch mit der Antwort leben. Nun fragt er uns, was wir hier machen und ich stoppe Adrien, indem ich erzähle, dass mir hier an sich alles gehört und ich Joel sowie seinen Verlobten unterstütze. Kaum ausgesprochen finde ich mich in einer starken Umarmung wieder und es scheint ihn wahrlich zu freuen. Bevor noch mehr passiert, gibt er uns jeweils eine blanke Sicherheitskarte. „Sobald ihr sie benutzt, werdet ihr ein leichtes Ziehen verspüren, denn eure Identität wird mit eurem Blut festgestellt. Die Karte gilt gleichzeitig als Personalausweis und dementsprechend wird sie aussehen. Muster und Farbe bestimmt euer Blut. Gebt gut Acht, denn ich bin sonst nicht so freizügig und verschenke solche Karten. Ein Ersatz kostet eine Million Euro. Noch können sie nur einzelne Schlösser öffnen, aber ich möchte sie bald als Bankkarte mobiler machen und noch mehr Funktionen einsetzen. Mal schauen, was ich machen kann. Viel Spaß mit eurem Tonstudio. Man sieht sich sicherlich noch.“ Bis wir keine Schritte mehr von ihm hören schauen wir ihm nach. „Mir persönlich war der Kerl ein bisschen zu nett für einen Wissenschaftler, der verrückte Dinge erfindet.“ Marinette spricht wohl das aus, was wir denken, denn alle Köpfe nicken daraufhin. Angst hat er uns mit seiner Erklärung schon gemacht, weshalb wir unschlüssig vor der offenen Tür stehen, bis Alya genug hat und einfach vorgeht. Nichts passiert und sie winkt uns zu, dass wir herkommen sollen. Kurzum machen wir es und nach der Tür für die Toilette wird der Gang breiter, bis wir an einer offenen Küchenbar ankommen, wo ein Kühlschrank und noch mehr Sachen sind – jedoch fehlt es hier an einem Ofen und Ceranfeld. An sich habe ich mir nicht mal das hier vorgestellt, aber gut, so können wir hier auch Essen und Trinken lagern, wenn wir wollen. Etwas schräg von dieser Küche mündet ein kleiner Gang in einen größeren Raum, der wohl der Aufenthaltsraum ist. Noch ist er leer, aber das ändern die anderen ja bald. Bis auf den Boden und die Wände können sie sich austoben, da sie schon gemacht wurden. Ob die Farben jedoch richtig sind, weiß ich nicht. Damit hatte ich nichts zu tun. Eine Tür in die Wand wurde gehauen und ein kleiner Raum, der gut belüftet wird, kommt zum Vorschein. Das muss wohl das Tonstudio sein. Die vielen Geräte machen mir großes Muffensausen. Nino hingegen ist total begeistert und setzt sich sofort in den Chefsessel. Er drückt ein paar Knöpfe und hinter ihm senkt sich die Wand, sodass man den Aufenthaltsraum durch ein großes sowie breites Fenster sehen kann. Also gibt es einen Blick von dem Raum bis zum Aufnahmeraum, denn eine Tür weiter stehen einige Mikrophone und Verstärker. Nathaniel findet noch eine Tür in der Wand und zwar direkt im Aufnahmeraum. Dahinter kommen einige Musikinstrumente zum Vorschein und ich bemerke einen Zettel, auf dem steht, dass es für mich als Einweihungsgeschenk ist – von Vater. Woher wusste der nun wieder davon? Das ist hier wie ein kleines Musiklager, denn der Raum bietet einige Instrumente und ganz hinten ist ein Notausgang, der wohl zu einer anderen Treppe führt – das Sicherheitsschloss ist dort ebenfalls angebracht, also hat Monsieur Colress zuerst diesen Raum gefunden. Wir versammeln uns in dem leeren Raum und setzen uns auf den Boden. „Ehrlich gesagt ist das hier einfach WOW! Ich fühle mich schlecht, dass ich nichts beigesteuert habe.“ „Wäre es für mich ein Problem gewesen, hätte ich es nicht gekauft, Alya. Vater hat davon wohl doch Wind bekommen, sonst wären die Räume nicht maßgeblich in den Tönen gehalten, die meine Lieblingsfarben sind und wir hätten kein Musikinstrumentenlager.“ „Tja, meine Eltern hätten es herausgefunden, weil sie unglaublich neugierig sind.“ Bei Marinettes Aussage müssen wir kurz lachen, weil es perfekt gepasst hat mit ihrem Ton. „Wie wollen wir weiter vorgehen? Wie schon gesagt, ist dieser Raum hier in eurem Ermessen zu gestalten. Entweder bestellen wir Möbel zusätzlich oder wie auch immer ihr es möchtet.“ „Zeichenbrett und Stifte reichen mir persönlich aus, um passende Kleidung zu zeichnen.“ „Zusätzlich wäre eine Nähecke mit allem, was man dazu braucht, auch nicht schlecht, um die Entwürfe umzusetzen.“ „Moment Mal, ihr zwei, ich meine, dass es hier ein Freizeitraum wird und keiner für meine Musikkarriere.“ Beide sehen mich verständnislos an, sodass ich wohl erneut erklären muss, was ich hiermit im Sinn hatte, aber sie antworten plötzlich, dass es ihre Hobbies sind, weswegen ich mir keine Gedanken machen brauche. Nebeneffekt davon ist, dass sie wirklich gemeinsam einige Stücke an mir sehen möchten und an Adrien, der überrascht ist, allerdings zustimmt. „Um die Sache zu vereinfachen hätte ich gerne einen Schreibtisch mit Computer und Bildschirm, um meinen Ladyblog auf dem Laufenden zu halten und um deine Termine einzurichten sowie Pläne und Plakate zu bearbeiten.“ „Mich findet ihr mehr beim Mischpult, also bin ich glücklich.“ Hören die mir überhaupt zu? Unser blonder Schönling zieht mich zu sich und flüstert mir, dass ich sie glücklich gemacht habe, sie mir allerdings etwas wiedergeben wollen, weswegen sie das so machen möchten. Verstehend nicke ich und halte einfach meinen Mund, denn auf den Gedanken bin ich kein Stück gekommen, ich Dummerchen. „Mit einer großen Couchecke, einem weichen Teppich und einem passenden Tisch hätten wir auch eine gemütliche Sitzecke, anstatt die Küchenbar mit den Hockern immer benutzen zu müssen.“ Jetzt haut Adrien noch was heraus und ich gebe komplett nach – sie möchten es so, dann soll es so sein. „Der kleine Zwischengang beherbergt eine kleine Nische, in der Sachen zum Putzen sind, wie Staubsauger und Putzlappen – einfach die Wand wie eine Tür öffnen. Dort, wo du gerne die Nähecke hättest, Marinette, gibt es ein kleineres Lager für Stoffe und was weiß ich noch alles, was du nutzen möchtest. Gefüllt ist es nicht, soweit ich weiß, aber das kann man ja schnell ändern. Ansonsten gibt es hier nicht mehr viel.“ „Und wo verstauen wir die fertigen Kleidungsstücke für euch beide?“ Oh, Nathaniel hat einen Schwachpunkt gefunden in dem unterirdischen Konstrukt. Daran habe ich keineswegs gedacht, als hier unten renoviert wurde. Dann muss einfach mein Schrank daheim herhalten – irgendwie klappt das schon. Ein bisschen unterhalten wir uns noch, aber Nino hält es nicht mehr aus und will unbedingt eine Aufnahme machen, weshalb ich meinen Platz bei einem Mikrophon einnehme und auf sein Zeichen warte. Spielt der mir ernsthaft gerade eines meiner alten Lieder vor? Woher bekommt er die denn die ganze Zeit? Es kann mir ja nicht schaden die Lieder wieder zu singen. Dieses Album habe ich zum Schutz der Meere geschrieben und das eingenommene Geld in Projekte für den Erhalt einfließen lassen, doch leider hat es wenig gebracht. Melancholisch und traurig singe ich das Lied, welches damals fröhlicher geklungen hat, aber ich kann gerade nicht anders. Bemerkt hat er meinen Stimmungsumschwung und setzt das Tempo runter, damit es passt und ich danke den friedfertigen Walen und Delfinen für ihre kurze Stimmenbeigabe, wie ich im Augenblick höre. Dies sollte an sich genug sein für einen Test und ich wische mir flink die Tränen weg, denn ich habe mich selbst ergriffen – fatal auf der Bühne. Kaum bin ich aus der Aufnahmekabine raus, werde ich gefragt, ob alles in Ordnung wäre, weshalb ich aushole und den Grund für dieses Lied erläutere. Genauso sage ich, dass ich mich an die ganzen Bemühungen erinnere und dass sie nichts gebracht haben. „Als deine Managerin fange ich gleich mal an – wir machen erstmal kein neues Album, sondern ein Remake aus all deinen Alben. Du wählst einige Lieder aus, mit denen Nino experimentiert und wir ändern einige Passagen, sodass wir einen Grundstein haben und damit einsteigen. So könnten wir das Lied über das Leben der Wale und Delfine ans Ende setzen, um eine Nachdenklichkeit zu hinterlassen. Lasst es mich einfacher erklären. Wir machen ein Album der gemischten Gefühle, die von glücklich bis traurig gestuft werden. War das eine gute Idee oder war es eine gute Idee?“ Zustimmung findet sie von uns allen und damit ist klar, dass ich dieses Lied nochmals nutzen kann, um vielleicht hier einige Menschen nachdenklich zu hinterlassen. Unser kostbares Meer braucht einfach Unterstützung. Diesen Plan setzen wir prompt um, indem das Lied sofort aufgenommen wird, mit der traurigeren und melancholischen Stimmung. Dieses Mal schaffe ich es einigermaßen die Tränen zurückzuhalten, doch nach der Aufnahme fließen sie wieder. Anders kann ich halt nicht. Daumen hoch von Nino bedeutet, dass die Aufnahme super war, aber sie haben wohl kaum ein Wort verstanden, bis auf Adrien der selber eine Träne wegwischen muss. Was man in der Schule lernt, braucht man meistens nicht im Alltag oder man kann nur vereinfacht das Wissen umsetzen – dies weiß kaum jemand, aber es ist so. Deswegen bin ich froh, dass er Japanisch zusätzlich intensiv gelernt hat, weil er wirklich eine gute seelische Stütze ist und wenn ich in meiner Erstsprache rede, er mich dennoch versteht. Alya meldet sich, dass ich das gleiche Lied nun auf Französisch singen soll, aber ich muss sie anhalten, da ich dafür wirklich erst den Text umstellen und umschreiben muss. Adrien bietet sich als Übersetzer sogar an, was die anderen verwundert, er aber sagt, dass er meine Sprache intensiver gelernt hat, als die anderen Sprachen in der Schule. Es ist seine Entscheidung, was er in seiner Freizeit macht, aber nett habe ich es trotzdem gefunden. Außerdem erinnert er die anderen an die Sache mit Keisuke, was Verständnis zeigt, da er dort auch schon fließend gesprochen hat. Nachdem die traurige Aufnahme fertig gespeichert ist, soll ich ein englisches Lied von mir wählen und fröhlich singen. Da gibt es nicht viel, außer Superstar. Dieses Lied wäre perfekt und Nino braucht einige Anläufe, um alles passend zu haben, sodass ich fröhlich über die Tagträumerei eines Jugendlichen singe, der gerne Superstar wäre, um seine Musik der Welt zu präsentieren. An sich war dieses Lied ohne viel Inhalt, da es eines meiner ersten war, aber ich fülle es einfach mit mehr und Nino schaltet mit. Nach der vierten Aufnahme von diesem Lied, haben wir es exzellent und damit zwei Lieder für die Idee von Alya fertig. Jetzt reicht es aber und ich brauche eine Pause. Deshalb gehe ich zum Kühlschrank und nehme mir eine Flasche Wasser heraus, kippe ein Glas voll und leere es ohne abzusetzen, bevor ich alles wieder wegräume. Selbstredend habe ich das Glas vorher gründlich abgewaschen. Zurück bei meinen Freunden sind sie ganz aufgeregt, weil sie noch eine Tür gefunden haben. Anscheinend hat Vater hier auch noch einen Kleiderschrank einrichten lassen mit einer Umkleidekabine für Adrien und mich sowie einer für unsere Freunde – weswegen auch immer. Langsam glaube ich, dass er sich damit abgefunden hat, dass ich am gleichen Geschlecht Interesse habe und er meint wohl, dass mein blonder Freund und ich ein Paar werden oder er will nur zeigen, dass er das enge Band von uns beiden akzeptiert. Na ja, ich lasse ihm diesen Gedankengang mal, solange er nicht nachbohrt oder nachhelfen will. Es wird schon Abend und wir müssen langsam nach Hause, da wir alle nicht erwähnt haben, dass wir länger wegbleiben. Felix wartet schon und will alle wegbringen, was ich toll finde. Ricardo sieht genauso dreckig aus wie Joel, was mich zum Kichern bringt und ich danach meine Nase ebenfalls weiß habe, wie er seine Kleidung. Wie gemein, aber gut, ich habe es verdient. Joel schließt hinter uns ab und fährt ein Sicherheitsgitter sogar hoch – dieser Monsieur Colress hat es wirklich drauf. Eingepackt in einem großen Plastikbeutel darf mein Beschützer mitfahren, sonst hätte Felix ihn stehengelassen. Nach und nach verabschieden wir uns voneinander und am Ende sind wir bei uns angekommen. Ich muss noch Hausaufgaben machen und schauen, welche Lieder ich zu einem Remake machen will. Genug zu tun habe ich definitiv. Einen Ausflug mit Madame Mendeleiev hatten wir bisher noch nicht, also bin ich gespannt, wie dieser ablaufen wird. Dass wir dabei den Zoo nehmen, freut mich schon, denn da wollte ich ja mit meinen Freunden auch hin. Lange brauchen wir nicht von der Schule aus anzukommen. Otis Césaire, der Vater von Alya, führt uns herum, scheint jedoch von Kim weniger begeistert zu sein und der Junge hat Muffensausen, was mich verwirrt, denn gerade Kim ist doch für seinen Mut bekannt. Jeder kann mal einen schlechten Tag haben, dass weiß ich, jedoch finde ich dieses Verhalten merkwürdig. „Kinder, wir werden uns aufteilen. Monsieur Césaire nimmt sieben von euch mit – und Monsieur Chiến Lê hat seinen festen Platz schon.“ Chloé, Sabrina und wir sechs sind bei Madame Mendeleiev in der Gruppe. Bevor wir aufbrechen, erhalten wir einen dicken Pack an Papier, auf dem Fragen verzeichnet sind, die wir wohl beantworten müssen, um uns zu bilden. Schilder vor den Gehegen helfen dabei und mir gefällt diese Aufgabe, denn ich mag es Tiere zu sehen, die in der freien Wildbahn allerdings zu gefährlich sind, sollte man sie näher betrachten wollen. Alles hat seinen Grund und deswegen finde ich es soweit in Ordnung, dass den Tieren im Zoo es an nichts fehlt. Außerdem haben wir einen ganzen Tag Zeit, denn wir müssen nicht in ein paar Stunden fertig sein. Fröhlich und energiegeladen sehe ich mir zuerst die Aras an, die hier leben. Ihre Nachbarn sind Kakadus und die beiden Arten kommunizieren gerade untereinander, was sich merkwürdig anhört, aber lustig klingt. Vor lauter zuhören und herausfinden, wer gerade was sagt, vergesse ich beinahe den Fragebogen auszufüllen, wäre Adrien keineswegs darauf aufmerksam geworden, dass ich fasziniert bin. Eben mal suchen, welche Fragen die beiden enthalten und die Schilder dazu durchlesen, sodass ich die Antwort schreiben kann. „Kwami… Kwami, komm‘!“ „Korrekt heißt es Kami. Kami, kommt bitte her.“ „Kwami, Kwami!“ Nun krächzen alle von ihnen falsch, was mich bedrückt. Dabei dachte ich, dass ich sie korrigieren könnte. „Einmal erlernt ändern sie ihre Aussprache nicht mehr, sondern ergänzen ihren Wortschatz, wenn sie das Wort häufiger zu hören bekommen, Mademoiselle Fleur.“ „Ishida, Ishida!“ „Kato, Kato!“ „Irgendwie scheint unsere Anwesenheit diese Tiere aufzuregen. Gehen wir weiter.“ Ishida und Kato sind Familiennamen von damaligen Samurai. Kommen die Aras und Kakadus aus Japan oder wieso wissen sie diese Wörter? Marinette und Adrien haben ein wenig nervös auf mich gewirkt, genauso wie die Vögel. Heute scheinen einige nervös zu sein. Liegt das am Wetter? Bald soll es schneien, sogar in Paris, worauf ich mich freue. Allerdings habe ich noch nie davon gehört oder gelesen, dass Papageien vom Wintereinbruch nervös werden. Zudem scheint Adrien irgendwie Vögel zu vermeiden, denn er hält recht viel Abstand, während ich gerne kurzzeitig mittendrin wäre. Dieser Wunsch wird mir erfüllt, indem wir in ein Gehege können, wo mehrere Vögel drin sind. Freudig gehe ich hinein und gehöre zu den wenigsten, die das möchten, denn nur Nathaniel und Sabrina sind mitgekommen. Ruhig ist es in dem Vogelhaus schon, was mich wundert, denn an sich sollten doch hier Vögel fliegen. Ein Stück gehen wir weiter und können eine wundervolle Stimme hören, wie sie ein Lied leise singt. Nach einer Kurve um Büsche herum können wir eine Person auf dem Wasser sehen, welche auf diesem zu stehen scheint und um ihr herum sowie auf ihr sind wohl alle Vögel dieses Hauses, wie sie dem Gesang lauschen. Irgendwie möchte man bei diesem friedlichen Bild keineswegs stören, aber die beiden bei mir wollen unbedingt ein Foto machen, sodass das Geräusch den Moment zerstört und alle Vögel aufgeschreckt durcheinanderfliegen, was ziemlich laut ist und in den Ohren schmerzt. Bei dem ganzen Federfall könnte man sicher dreißig Kopfkissen füllen und das nur wegen uns. Die Person auf dem Wasser – was auch ein Wunder ist – ist verschwunden. Wie um alles auf der Welt hat sie das geschafft? Ratlos gehen wir zum Ende des Hauses und haben am Schluss wenige Vögel zu Gesicht bekommen. Kaum draußen überfällt mich Adrien, der sich beinahe mehrfach hysterisch nach meinem Befinden erkundigt und zwischendrin öfter niest. Zum ersten Mal muss ich ihn anfahren, weil er es übertreibt, denn es sind nur Vögel, die keinem irgendwas tun. Sabrina erzählt aufgeregt von einer Person, die auf dem Wasser gestanden und für die Vögel gesungen hat, was Madame Mendeleiev nicht glaubt und einen Beweis sehen möchte. Gerade möchte die Orangehaarige ihr den Beweis zeigen, da schnappt sich jemand ihr Handy und löscht das Foto stumpf. „Entschuldigt mein Verhalten, aber dieses Foto kann ich keineswegs dulden, da es die Ruhe dieses wunderbaren Wesens stören würde.“ „Wie können Sie einfach so an den Besitz anderer Menschen gehen und mit diesem umspringen, als wäre es Ihr eigener?!“ Nachdem Nathaniel sein Handy auch abgeben muss und ich es mache, weil ich null Ahnung habe, erkennen wir ihn wieder – es ist Monsieur Colress. „Zum Schutz des Wesens, welches diese Kinder gesehen haben, Madame. Zudem haben die Kinder sicherlich Verständnis dafür, da ich nur das eine Bild gelöscht habe und nicht mehr. Mademoiselle Fleur hat keines gemacht, wegen ihrer kindlichen Art die Welt manchmal zu entdecken.“ „Monsieur Colress, ich finde, dass Sie sich ein bisschen weit aus dem Fenster lehnen, bei dem ich ebenfalls stehe.“ Meine prompte empörte Reaktion auf seine Aussage lässt ihn lachen und sich danach entschuldigen. Ihm fällt es schwer andere Menschen nicht als Forschungsobjekte zu betrachten, wie er gerade preisgibt. Groteske Aussage Nummer Zwei. Merkt er das überhaupt? Wohl eher nicht. „Monsieur Colress, der ranghöchste Wissenschaftler seit einigen Jahren?“ „Genau der, Madame, aber bitte lassen Sie das unter uns, weil ich nicht mehr in der Öffentlichkeit aktiv bin.“ „Und was springt für mich dabei raus?“ Chloé will ernsthaft aus der Bitte Profit schlagen, nur damit sie den Mund hält? Sie bringt mich dazu wieder wütend zu werden. „Lassen Sie es mich so ausdrücken, Mademoiselle Bourgeois – Sie und Ihr Vater würden dann nicht spurlos verschwinden und zu Atomen verarbeitet werden. Klingt das gut genug für Sie?“ Nummer Drei ist da und die ist noch schlimmer, als die beiden davor. Sogar Madame Mendeleiev ist sprachlos. „Dieses Schweigen fasse ich als eine Zustimmung auf. Gute Wahl übrigens. Mademoiselle Fleur, Joel arbeitet weiterhin an dem Café und ich passe heute auf Yuura auf, weswegen ich nicht lange Zeit habe zum Plaudern. Sobald man einmal den Blick von ihm lässt, ist er schon verschwunden und in den meisten Fällen direkt auf Joel drauf. Heute jedoch darf er nicht ohne mich wiederkommen, also hat er sich wohl im Zoo versteckt. Falls Sie ihn sehen sollten – einfach mir Bescheid geben. Meine Nummer haben Sie alle auf Ihren mobilen Telefonen als Schnellwahl eingespeichert bekommen. Schönen Tag wünsche ich noch.“ Mit diesen Worten zieht er von dannen und wir schauen ihm einige Minuten hinterher. Wieso muss er auf eine erwachsene Person aufpassen? Immerhin müsste dieser Yuura doch im ähnlichen Alter wie Joel sein. Ich kapiere es einfach nicht. Madame Mendeleiev sieht man es an, dass sie sich über die Nummer von dem Monsieur freut, doch versteckt sie die Freude schnell, als wir sie angucken. Räuspernd sagt sie, dass wir in die Gänge kommen sollen, auch wenn wir den ganzen Tag Zeit haben. Es kommen verschiedene Fische an der Reihe und was mir besonders gefällt, dass es ein paar Streichelbecken gibt, die ich sofort ansteuere, um die Tiere zu erfassen. Kois und Rochen fahre ich sanft über die Körper und finde es gar nicht so schlimm. Was Chloé dabei wieder für ein Problem hat ist ihre eigene Sache. Über meine neue Erfahrung bin ich sehr zufrieden. Bunte Fische anzusehen ödet aber irgendwann dann doch an, weil sie nicht viel machen können, obwohl sie interessant aussehen. Ein Meeresaquarium wäre sicherlich spannender. Ob es eines hier in der Nähe gibt? Wir kommen danach zu den Affengehegen, deren Insassen wild herumklettern und viel Bewegung haben. Solch ein Schwanz auf diese Art zu nutzen wäre sicherlich praktisch. Beim Geruch muss ich Chloé zustimmen, dass es stinkt. Pure Fauna der Natur – wäre doch ein prima Slogan für eine Parfümwerbung. Viel Spaß scheinen sie zu haben, wenn ich mir sie anschaue und was sie alles machen. Schnell kann man da den Überblick verlieren. Direkt nebenan kommen wir auf den erhöhten Weg durch verschiedene Menschenaffengehege, die gemütlicher ihren Tag verbringen. Unsere Fragebögen füllen sich mit einem Haufen Antworten, die wir sicherlich in einer Klausur brauchen werden. Diese Art des Lernens gefällt mir sehr viel besser. Orang-Utans, Berggorillas und Bonobos sind hier vertreten, wobei die letzte Art es buchstäblich treibt. Deswegen brauchen wir nicht lange, um uns peinlich berührt abzuwenden. Zwar sagt Madame Mendeleiev, dass sie das zum Stressabbau untereinander – egal von welchem Geschlecht, was im Tierreich üblich ist und wir keine Ausnahme bilden – machen, um Spannungen in Gruppen abzubauen, da sie sich wohl sonst an die Gurgel gehen würden – dann würde ich auch eher mich hergeben, um das Problem zu lösen, wenn es mich vor dem großen Schmerz bewahrt. Emus und Strauße kommen nun und diese Vögel seien recht aggressiv, wenn man ihnen direkt in die Augen schaut. Welcher von beiden denn? Ah, der Strauß. Emus greifen an, wenn sie ihren Nachwuchs oder sich selbst in Gefahr sehen. Zu unserem Glück ist das Gehege weit weg, denn an Chloé scheinen sie sehr hohes Interesse zu haben. Unter den Fragen stehen sogar die Kontinente, wo diese Tiere in freier Wildbahn vorkommen, wie ich gerade erst bemerke. Madame Mendeleiev hat sich richtig große Mühe gegeben. Nilpferde zählen zu den gefährlichsten Landsäugetieren, die es gibt, da ihr hohes Aggressionsverhalten mehr Menschen den Tod bringt, als bei anderen Arten sogar zusammengezählt. Memo an mich selbst – Nilpferde meiden. Keine Freude bringen die bei mir auf und sie stinken noch mehr als die Affen. Warzenschweine und Stachelschweine leben in gegensätzlichen Gehegen und ihnen geht es gut, weil sie vorhin gefüttert wurden. Gazellen und Zebras leben gemeinsam mit Gnus in einem größeren Gehege und sie trotten sich zusammen, um wohl Zeit miteinander zu verbringen. Die anderen treffen wir nämlich genau dort und hier gibt es einen Kiosk mit vielen Sitzmöglichkeiten, auf denen wir uns setzen können, um Pause zu machen. Konzeptionell gesehen ist die Idee mit dem Blick auf das riesige Gehege sicherlich ein Erfolg. Seit ich ihn angefahren habe bleibt Adrien recht still. War ich etwa so fies oder verkraftet er es nicht, dass ich seine überfürsorgliche Art – die wahrlich hysterisch war – runtergeputzt habe? Solch ein Typ Mann ist er doch nicht, dass er nun schmollt, oder? Flüsternd frage ich Nino, der auch keine Ahnung hat, weswegen er sich so verhält, weil er diesen genauso angefahren hätte, wie ich, hätte er es bei ihm gemacht. Wer soll denn nun aus ihm schlau werden? Einige Menschen rennen an uns vorbei, die hysterisch sind, weil jemand ins Löwengehege gegangen ist und diese ihm einfach gefolgt sind. Monsieur Césaire bittet um Ruhe und einer Beschreibung der Person, bevor er jedoch eine Antwort bekommt, haben sich die fünf Löwen von diesem Zoo bei uns eingefunden. „Pyroleo, also wirklich, einfach abhauen und die anderen Menschen erschrecken geht nicht. Was sollen eure Leufeo davon halten? Seid artige Pokémon und geht zurück zu eurem Gehege, wo man euch gut behandelt. Ich komme sonst nicht wieder zum Kuscheln.“ Diese Person vom Vogelhaus steht weiter hinten und ruft es den Löwen zu, die sich ihr zugewendet haben und sogar hören, denn sie machen kehrt, sammeln sich bei ihr und gehen mit. Definitiv ist das eine willkommene Überraschung gewesen. Welche Löwen hören denn bitte auf einen Menschen und dieser hat sie Pokémon genannt. Verstehe ich einfach nicht, was das Spiel damit zu tun hat. „Yuura ist schon erstaunlich, nicht wahr?“ Wir alle erschrecken uns, dass Achromas plötzlich bei uns steht und diese Worte ausspricht, was ihn zum Lachen bringt. „Sagen Sie ihm bitte, dass er beim nächsten Mal darauf achtet, die Löwen hinter der Tür zu lassen, Monsieur Colress.“ „Mache ich, aber Sie wissen, dass er nur auf Joel wirklich hört, weshalb die Rüge warten muss.“ „Warten Sie bitte einen Moment, Monsieurs. Soll das hier ein Scherz sein?“ „Gewiss nicht, Verehrteste. Yuura hat eine ganz besondere Gabe und kommuniziert mit der Flora und Fauna. Dabei gibt er ihnen Bezeichnungen aus der Pokémonwelt, einem Spielbereich, der global seine Fans hat. Den Rest darf ich nur erklären, wenn Sie Ihr Leben gerne aufs Spiel setzen.“ Groteske Aussage Nummer Vier – der Mann wirkt gruselig dadurch, obwohl er einen netten Eindruck macht. „Ich habe schon genug mit meinen Schülern zu tun, da brauche ich keine weiteren Einschränkungen mehr, vielen Dank.“ „Und da Yuura so gut mit allen Tieren umgehen kann, darf er hier überall rein. Kein einziges Tier greift ihn an, sondern werden komplett handzahm und hören auf ihn. Die ersten Male wollten wir vom Zoo ihn aussperren, aber wir haben ihn damit verletzt und den Tieren geht es seit seinen Besuchen besser, weshalb wir eingesehen haben, dass es uns allen zugutekommt. Dabei muss er nicht mal in ein Gehege rein – seine Anwesenheit im Zoo reicht aus, um den Tieren ein angenehmes Gefühl zu unterbreiten. Mit der Erlaubnis von Monsieur Glaceo und Monsieur Colress haben wir ihm freien Eintritt auf Lebenszeit gegeben und er muss mit Begleitung kommen, die auf ihn aufpasst. Wo waren Sie denn bei dem Löwenbesuch, Monsieur Colress?“ „Immer noch auf der Suche nach ihm, denn er hat sich erschreckt und Sie wissen, wie er sich da verhält.“ „Gewiss doch. Na dann will ich Entwarnung geben und Sie gehen schleunigst ihm ebenfalls hinterher.“ „Wird gemacht, Monsieur Césaire.“ Am besten höre ich auf zu zählen, was mich wundern sollte – es ist zu viel geworden. Bevor er weggeht erinnert er uns alle daran, dass wir den Mund zu diesem Thema zu halten haben, was wir abnicken. Ärger möchten wir keineswegs haben und wir können Yuura ja kennenlernen. Wer allerdings Monsieur Glaceo ist, würde ich gerne erfahren. Zudem scheint Achromas Colress eine Art Betreuer von Yuura zu sein. Was die alle wohl verbindet? Ob wir in den Genuss ihrer Geschichte kommen? Meine Neugier haben sie definitiv geweckt. Außerdem hat Adrien sich vor meiner Person gestellt, als die Löwen gekommen sind, was ich mit einer dankenden Umarmung quittiere. Dieses Mal hat er besonnen gehandelt, wenn auch recht leichtsinnig. Unsere Welt scheint in Ordnung zu sein und die Pause wird verlängert, um sich von dem Schrecken zu erholen. Ungewöhnliche Vorfälle gehören schon fast zu meinem Alltag, weswegen ich es hinnehme, wie es halt kommt – bruchstückhaft zumindest. In der Pause sind allerdings Gespräche zu den Fragen verboten, denn wir sollen uns selber bilden, hat Madame Mendeleiev bestimmt. Erneut ermahnt sie uns, dass eigene Bildung ebenfalls wichtig ist, denn sonst enden wir wie dieser Typ. Sicherlich meint sie Keisuke. Der ist bei ihr wahrlich unten durch. Weiter geht es im Programm und wir können Giraffen sehen, die sogar mit ihren Köpfen über den Zaun kommen, sodass man sie streicheln kann. Ihre langen schwarzen Zungen wollen wohl eher irgendwas anderes haben. Nachwuchs haben sie bekommen, wie wir beobachten können. Voll niedlich. Lieber würde ich noch bleiben und das niedliche Baby beobachten, wie es die Welt um sich herum erkundet, aber es geht zu den Elefanten, die gerade Baumstammweitwurf machen. Sogar deren Babys machen mit, aber schaffen die großen Baumstämme nicht, ohne die Hilfe der Erwachsenen. Sozial sind diese großen Säugetiere schon. Wären sicherlich auch gute Freunde, wenn man sich ihr Vertrauen verdient hat. Dagegen ist bei den Dromedaren recht wenig los. Alpakas leben zwar bei ihnen, doch viel bewegungsfreudig scheinen sie nicht zu sein. Klein aber fein ist die Nashornfamilie. Würde eines dieser recht friedfertigen Wesen Amok laufen, sollte man sich wirklich in Acht nehmen. Wie ich feststelle, haben wir dreiviertel der Fragen schon fertig beantwortet, was mich traurig stimmt, denn ich mag diesen Ausflug zu sehr, um schon an ein Ende denken zu wollen. Das Reptilienhaus ist sehr warm und meinen Wintermantel öffne ich deswegen. Krokodile liegen bewegungslos in ihrem Wasser und scheinen die Welt zu genießen, während auf der anderen Seite drei Landschildkröten ihren Weg zum Futter aufnehmen. Verschiedene Eidechsen und Frösche können wir begutachten, aber bei den Vogelspinnen bekomme ich eine Gänsehaut. Chloé sieht bei einem Fenster vor lauter Spinnengewebe nichts, doch als plötzlich eine Vogelspinne direkt gegen die Scheibe klatscht, erschreckt sie sich dermaßen, dass wir auch kurz zusammenzucken. Mit dem Spruch, dass die Spinne sie wohl zum Fressen gern hat, sammelt Alya ein paar Lacher von uns ein. Allerdings wundert es mich, dass in einem Reptilienhaus Spinnen zu finden sind. Na ja, ich habe den Architekten nicht eingestellt, weswegen ich mir zu dem Fauxpas keine Gedanken machen sollte. Nach den lustigen Erdmännchen folgen watschelnde Pinguine, die voll putzig sind in ihrer Art und Weise. Einige von ihnen plumpsen stumpf ins Wasser oder springen von der kleinen Erhöhung hinein. Seelöwen gegenüber von ihnen schwimmen ihre Kreise im Wasser und die Eisbären genießen das kühle Wetter, was mich daran erinnert meinen Mantel zu schließen, sonst werde ich noch krank, was ich mir bei meinem Schnitt in Naturwissenschaften keineswegs leisten sollte. Unterdessen erreichen wir die vorhin ausgebrochenen Löwen, die sich die Sonne auf das Fell scheinen lassen, um sich wohl zu wärmen. Da Monsieur Colress hier nicht ist, gehe ich davon aus, dass Yuura weitergezogen sein muss. Aktiver haben mir die Löwen besser gefallen. Gestreifte Dschungelkönige suchen wir vergebens, was ich schade finde, denn ich mag Tiger. Der schwarze Panther ist zudem alleine in seinem Gehege. Einsamkeit pur, aber unglücklich scheint mir dieser nicht zu sein. Liegt wohl an der aufmerksamen Pflege hier im Zoo. Vor dem Leopardengehege tummeln sich einige Menschen, die erstaunt und aufrührend reden. Wir kommen näher und quetschen uns durch, damit wir mehr sehen können und dort auf einem Ast sitzt eine Person, die in aller Seelenruhe den Leoparden und dessen Jungtier streichelt. Sieht aus wie Yuura. „Schaut mal, Kleoparda und Felilou, so viele Menschen wollen euch anschauen.“ Desinteressiert scheinen die beiden zu sein, denn sie bewegen nicht mal ihren Kopf zu uns, um zu gucken, was die streichelnde Person meint. „Leute, keine Fotos! Wer eines macht, kann sich von der Funktionalität seines Gerätes verabschieden, wie oft denn noch?“ Monsieur Colress hat anscheinend Probleme die Meute in den Griff zu bekommen. Seine fliegenden Roboter schießen einen Strahl raus, sodass die Geräte wohl komplett ausgehen, was einige empört. Er hat sie gewarnt, aber die hören nicht, also müssen sie mit der Konsequenz leben – das ist Erziehung. Hatten die etwa alle keine? „Wo ist Magneton, Achromas?“ „Erholt sich von einem Test meinerseits.“ „Schade, denn es kann gute Fotos machen, die Joel immer freuen.“ Ununterbrochen streichelt er die Tiere und wirkt gelöst sowie glücklich auf mich. Dass er an sich in Lebensgefahr wäre, stört ihn kein Stück und die ganzen Menschen nimmt er nur bedingt wahr. „Wie heißen die beiden noch, die Paris immer retten, Achromas?“ „Ladybug und Cat Noir, wieso?“ „Waren die da hinten nicht?“ „Kann sein, ich bin eher darauf fixiert dich zu schützen.“ Allerdings wirken die Leute abgelenkter und versuchen die beiden zu finden, was dafür sorgt, dass auch Alya guckt, Marinette sie jedoch zum Gehege dreht und einen kichernden Yuura ansieht. Anscheinend soll das eine Ablenkung sein, die funktioniert, denn daraus wird ein Selbstläufer und die Menschen werden weniger, was den Wissenschaftler aufatmen lässt. „Joel hat dir das beigebracht, nicht wahr?“ „Ja, hat er. Mein Joel ist der beste Mann der Welt.“ Schwärmt er gerade wirklich dermaßen heftig von Joel? Frisch verliebt müssten die beiden an sich nicht mehr sein, aber der Dunkelgrünhaarige mit den türkisenen Haarsträhnen wirkt auf mich so. Wolke Sieben hoch Sieben – dass der von mir eingestellte Kellner dermaßen geliebt wird, zeigt nur, wie sich beide gesucht und gefunden haben. „Kleoparda und Felilou, ich muss nun zu Joel, also bleibt weiterhin artig, ja? Ich komme bald wieder.“ Wie ein Zauberer verschwindet er und taucht neben Achromas auf, als wäre es ganz normal. An sich sind meine Augen gut, aber das habe ich nicht mal bemerkt, wie er das gemacht hat. Solch einen Trick würde ich gerne beherrschen. „Ähm…, Mademoiselle Fleur?“ Blinzelnd erwache ich aus meinen Gedanken, wie ich das immer hinbekomme ist mir schleierhaft und sehe zu Yuura, welcher sich verbeugt und für die Unterstützung bedankt. Erst muss mein Gehirn schalten und walten, bis ich darauf komme, was er meint. „Keine Ursache. Nach dem Vorfall wäre ich eine schlechte Person, wenn ich ihn nicht aufgenommen hätte. Es war an sich nicht mal der Rede wert.“ „Manchmal mache ich mir Sorgen um ihn, weshalb ich froh war, dass er nur leichten Ärger hatte, sonst weiß ich nicht, was ich machen würde.“ Muss ich das verstehen? Monsieur Colress hingegen tätschelt seinen Kopf und die Welt scheint für ihn wieder in Ordnung zu sein – macht zumindest der Eindruck bei mir. Beide verabschieden sich und beim nächsten Treffen möchte Yuura mehr Zeit mitbringen, wenn sein Joel dies erlaubt. Okay? Irgendwas habe ich wohl bei den beiden verpasst. Letztendlich haben wir alle Tiere gesehen und treffen die anderen – die noch ein bisschen Zeit gebraucht haben – beim Eingang des Zoos. Dort sammelt Madame Mendeleiev alle Bögen ein und wir verabschieden uns von Alyas Vater. Nachhilfestunde mit Adrien – heute und zwar treffen wir uns am Eingang von einem Botanischen Garten. Keine Ahnung wieso ich mich dafür schick machen sollte, aber er hat darauf bestanden, weswegen ich passend zum heutigen Ort einen Kimono trage, der viele Pflanzen vom südamerikanischen Dschungel aufgestickt hat. Dazu auch ein paar Tiere – sonst wäre der Dschungel nicht so erfüllt von Geräuschen. Ricardo kommt dieses Mal wieder mit, aber Felix muss viel für Vater fahren, weswegen wir in aller Ruhe zu dem Zielort gehen. Für mein Gewissen finde ich es viel besser, wenn ich nicht die Limousine nehmen muss. Noch ist die Technologie nicht bereit, um das gleiche Ergebnis ohne Benzin zu liefern, weswegen Umweltverschmutzer halt zur Zeit bevorzugt werden. Achromas Colress könnte doch sicherlich irgendwas erfinden, was dieses Problem beheben könnte – seine fliegenden Roboter scheinen ohne Abgase auszukommen. Das riesige Gewächshaus können wir schon erkennen und ich sehe sogar zwei bekannte Personen – Joel und Yuura wollen heute auch einen Tag gemeinsam verbringen. Mir kommt es vor, als würde um den Dunkelgrünhaarigen eine Aura von fluffigen rosa Wolken mit knallroten Herzen schweben. Dabei bin ich noch einige hundert Meter von denen weg. Falls ich damals auch so derbe verliebt war, kann ich Vaters Bemühungen nachvollziehen, mich ein wenig zu dämpfen. Schick sehen beide allemal aus und sie gehen in die Richtung von dem überdachten Garten, wo ich mich ebenfalls mit jemanden treffe. Vielleicht treffen wir sie ja. Einige Minuten dauert es noch, aber wir suchen am Eingang Adrien, der zum Glück keinen Anzug trägt, aber dennoch stylisch sowie schick aussieht – zumal er seine Winterjacke offen trägt. Freudig werde ich erwartet und bekomme eine rote Rose in die Hände gedrückt. Rosen kennt jeder, da kann man nicht viel bei falsch machen, weswegen ich nicht verstehe, wieso ich mehr über diese lernen soll. Vorsichtig verfrachte ich die Rose hinter den Obi, sodass sie gesichert ist, ehe ich meinen Wintermantel ausziehe, da dort drinnen sicherlich hohe Temperaturen herrschen. Er macht es mir gleich und mein Beschützer bietet sich an, auf unsere Sachen aufzupassen, während er auf unsere Rückkehr wartet. Finde ich sehr zuvorkommend von ihm. Kaum treten wir ein, bleibt mein Beschützer stehen und wir gehen ein Stück weiter, um zu bezahlen, da wir ja einige Zeit hier drinnen verbringen möchten. Als ich frage, wieso er mir überhaupt eine Rose geschenkt hat, obwohl wir zum Lernen hier sind, wird er kurz nervös, aber meint, dass er es als sinnig befunden hat, weil wir ja über Pflanzen lernen und unter ihnen sind. Dem stimme ich zu, weil es wirklich passend ist. Eine Blume hätte ich ihm demnach auch mitbringen können. Wieso bin ich nicht auf diese Idee gekommen? Nächstes Mal muss ich definitiv an solche Sachen denken, sonst komme ich mir blöd vor. Augenblicklich ändert sich jedoch meine gesamte Gedankenwelt, denn so viele tropische Pflanzen sind hier vertreten, dass man aus dem Staunen gar nicht mehr herauskommen kann. Adrien hat ein Buch zusätzlich gekauft, worin jede Pflanze mit einem Haufen Erklärungen drin ist, die hier vertreten wird. Übernachten wir hier zusätzlich? Niemals würde ich all diese Seiten lernen können und das in nur wenigen Stunden. Begeistert von diesem Lernabschnitt bin ich nicht gerade, aber er meint, dass wir es schon schaffen werden und ich dadurch eine weitere Klasse vom Wissen her nachhole. Gut, wenn er der Meinung ist, dass ich es schaffe, dann werde ich mein Bestes geben. Aktiv versuche ich jede Pflanze vom Bild her zu finden und die Erklärungen dazu zu lesen. Allzu lange halte ich jedoch nicht durch, weil meine Neugier größer wird, denn ich sehe Joel und Yuura, wie sie kuschelnd auf einer Bank sitzen und die Zeit zu zweit genießen. Dass der Kleinere der beiden einen Schweif und zwei katzenhafte Ohren hat, die lavendelfarben sind, wirkt allerdings recht krass auf mich. Unecht scheinen sie nicht zu sein, denn sie bewegen sich wie ganz normale Körperteile von Katzen, weswegen die beiden auch ein Hingucker sind – bis der Größere die Störenfriede anblickt und sie plötzlich wieder Ruhe haben. Neugier, Neugier, zügle dich – zu lernen ist gerade meine Pflicht. Zu meiner Verteidigung – wer wäre denn nicht neugierig auf dieses Phänomen? Demzufolge ist es nur natürlich, dass meine Konzentration einen Tiefpunkt erreicht und ich das Buch schließe, um zu den beiden zu gehen. Notgedrungen folgt der Blonde mir. „Bonjour, ihr zwei.“ „Bonjour, Mademoiselle Fleur.“ „Hey, Shirado und Adrien. Macht ihr auch einen Pärchentag?“ Pärchentag? Davon habe ich noch nie gehört. „Nein, wir sind hier wegen dem Nachhilfeunterricht für mich. Seine grandiose Idee, aber euch beide finde ich im Moment sehr viel interessanter.“ Wobei Yuura seine volle Konzentration auf Joel legt und der mich fragend ansieht, was ich wohl damit meine. Einige Momente braucht er, bis er realisiert, dass Yuura anders aussieht und diesen kurz ermahnt, sodass dieser schuldbewusst die Körperteile verschwinden lässt, als wären sie nur eine Illusion gewesen. Dann meint er, dass er sich zu sehr hat gehen lassen und wieder mehr aufpassen muss, dass dies nicht passiert, was seinen Verlobten trauriger macht. Null Verständnis zeige ich bei Joels Reaktion, denn sie erschließt sich mir kein Stück. War es denn so schlimm? „Alles ist gut, Yuura, ich liebe dich immer noch, aber wir müssen außerhalb unserer vier Wände auf solche Momente verzichten.“ Den richtigen Hebel scheint er umgelegt zu haben, denn der andere wirkt auf mich erleichtert und sie küssen sich, bis Yuura von seinem Schoß aufsteht und sich ein paar Pflanzen anguckt. Indes seufzt mein Angestellter lang aus und wirkt geschafft. Fragend sehen wir beide ihn an und er schüttelt nur den Kopf. Mein Nachhilfelehrer meint, dass ich mit Yuura die Pflanzen dort studieren könnte, während die beiden uns im Blick haben, was in meinen Ohren merkwürdig klingt, aber ich mache es. Neben Yuura zu stehen macht mich gleich viel glücklicher und ich nehme die Pflanzen besser wahr. „Dir geht es nicht gut, Sarzenia? Woran liegt das denn?“ Redet er etwa gerade mit der Kannenpflanze, die eine gezackte Mundöffnung zu haben scheint? Bin ich gerade Augenzeuge davon, wie ein Mensch mit einer Pflanze spricht, als wäre diese soweit selbstständig, dass sie solch hohes kognitives Verhalten zeigen könnte? „Giflor wurde in der Nähe hingebracht und nun bekommst du nicht mehr genug Insekten dazu, dass sie zu dir kommen. Aha, also hast du Hunger. Vielleicht kann der Gärtner dir helfen, ich suche ihn.“ Fluchs setzt er stumpf seinen Weg fort, als wäre dieses Gespräch oder das davor niemals gewesen und ich bleibe verdattert zurück, weil ich den Zusammenhang keineswegs erfasse. Kurzum entscheide ich, dass ich ihm folge, denn es riecht nach einem kleinen Abenteuer – besser als ein dickes Buch wälzen zu müssen, was sachlich geschrieben wurde. Hier ist es doch größer drinnen als erwartet, denn einige Wegabschnitte später wüsste ich nicht, wie ich zurückkomme, weil ich eher auf Yuura achte, der wohl einen Gärtner gefunden hat. „Monsieur, Sarzenia hat Hunger, weil Giflor weniger Insekten zu ihr durchlässt. Könnten Sie da irgendwas ändern?“ Dieser sieht ihn nur an, als ob er meint, vor ihm stände jemand aus einer besonderen Anstalt. Kaum bin ich da, werde ich mit eingebunden, da ich mit dabei war, jedoch konnte ich nichts dergleichen hören wie der Dunkelgrünhaarige. Glücklicherweise habe ich ja den dicken Wälzer und ich zeige dem Mann, welche Pflanzen der aufgeregte junge Mann meint sowie ausführlich beschreibt. Erleuchtung scheint diesen zu erfassen und er wird mit dem Verantwortlichen für den ersten Bereich sprechen, damit das geändert werden kann. Glücklich knuddelt Yuura den überraschten Mann durch, bevor er wieder den Weg zurück sucht. Verbeugend bedanke ich mich ebenfalls und muss Schritt halten, denn er stürmt regelrecht voraus, bis er abrupt anhält, die Augen schließt und verschwindet. Wo um alles auf der Welt ist er hin?! Und wie komme ich zurück? Überfragt suche ich nach Hinweisschildern und finde zum Glück eines, welches jedoch in die Richtung zeigt, aus der ich gekommen bin. Trotzdem nehme ich den Weg und komme tatsächlich zum Eingang, wo Ricardo weiterhin steht und unsere Winterkleidung hält. Somit müsste ich nur noch ein Stück weit den Weg nehmen, den wir am Anfang eingeschlagen haben und schon bin ich bei den anderen, wo Adrien panisch sich umsieht und als er mich entdeckt pure Erleichterung ausstrahlt. Hier drinnen kann man sich zwar verlaufen, aber Entführer hätten schlechte Karten, da hier so viele Menschen sind. Mich persönlich wundert eher, dass Yuura an Joel wieder klebt und sich wohlfühlt, als gäbe es nichts Besseres auf der Welt. Wie er zu ihm gekommen ist, würde mich brennend interessieren. „Ihr beiden wart plötzlich weg und wir wollten euch suchen, doch dann ist Yuura aufgetaucht ohne dich, bis du gekommen bist. Ich habe mir echt Sorgen gemacht.“ „Nett von dir, Adrien. Yuura ist vorhin plötzlich losgerannt und hat einen Gärtner gesucht, um mit diesem irgendwas zu regeln. Beim Rückweg ist er einfach verschwunden.“ „Genauso ist er vor einigen Sekunden auf Joel aufgetaucht. Keine Ahnung wie er das getan hat.“ Dass er dabei zu Joel sieht, macht die Sache nicht gerade leichter für mich, um das alles zu verstehen. Dieser steht mit Yuura in den Armen auf und meint, dass sie weitergehen würden und uns viel Spaß wünschen. Diesen wünschen wir ihnen auch und sie lassen uns zurück. Bereit für die weitere Bestimmung bin ich keineswegs, aber es hilft nichts, denn dafür sind wir ja hier. Allerdings kann ich mir den Spaß erlauben und Adrien abfragen. Zu meinem Unglück kann er sogar die lateinische Bezeichnung und was es für Unterarten gibt und, und, und. Game Over für meine Wenigkeit. Zugleich muss ich mich daransetzen, um besser zu werden. Es kann ja nicht die ganze Zeit angehen, dass er angibt, obwohl ihn das anziehender macht. Darüber sollte ich mir keine weiteren Gedanken machen und wir arbeiten uns Schritt für Schritt voran. Zwischendurch fragt er mich aus und ich muss das zusammengewürfelte Wissen ordnen, da viel auf einmal herumschwirrt. Fehler mache ich noch zuhauf, aber er wirkt zufrieden mit meinen Fortschritten. Hauptsache ich kann das alles im Kopf behalten. Hinsichtlich einer Sache bin ich mir sicher – diesen Tag werde ich keineswegs so leicht vergessen. Etwa in der Mitte des riesigen Gewächshauses hören wir einen Streit zwischen zwei Gärtnern, wovon der eine wütend abhaut und sich über einen Laien aufregt. Dieser Herr müsste wohl der zuständige Gärtner von dem vorderen Bereich sein. Kopfschüttelnd geht der andere tiefer hinein, wo wir auch hinwollen. Ob diese Sache gut geht? Meistens passiert bei solch einem Gefühlsausbruch irgendwas. André ist das beste Beispiel für mich gewesen. Bei einem großen Baum mit Lianen bleiben wir stehen und ich muss diesen erstmal ausfindig machen, weil er nicht in der Reihenfolge aufgelistet wurde, wie die anderen Pflanzen. Allerdings werde ich gepackt und weggezogen, sodass das Buch auf dem Gehweg landet und ich verdattert den Blonden vor mir anschaue, der mich mit sich zieht. Unser Lauf hat jedoch ein schnelles Ende, als sich dicke Wurzeln zusammentun, um den weiteren Weg zu verdichten. Dadurch kommen wir keineswegs und der Weg zurück wird ebenfalls zugemacht. Wohin sollen wir jetzt? Verärgert sucht der Grünäugige nach einem Ausweg, jedoch sind die Pflanzen nicht dumm und verdichten sich, damit wir keinen finden können. Hochklettern wäre eine Option, aber ich war für Sport dieser Art noch nie gemacht. „Halte dich an mich fest, Shirado, ich werde uns hier rausbringen.“ Tontechnisch gesehen hat er den eines anständigen und starken Mannes drauf, weswegen ich zustimme – zumal mir das hier nicht mehr geheuer ist. Trotz meines zusätzlichen Gewichts klettert er flink hoch, um runterzuspringen und weiter zu rennen, aber überall scheinen die Pflanzen sich verwachsen zu haben. Er sieht sich hektisch um und schiebt mich hinter sich. Hat er etwas bemerkt, was mir verborgen geblieben ist? Anscheinend schon, denn merkwürdige Pflanzenwesen fallen von oben herab und ehrlich gesagt, sehen die ganz gut aus. Einerseits gruselig, aber ihr Aussehen kann sich sehen lassen. „Ihr seht super aus. Wollt ihr vielleicht in einem Musikvideo auftreten? Ein Lied für die Rettung des Dschungels habe sicher irgendwo im Kopf versteckt.“ Sein Blick sagt mir eindeutig, dass er ernsthaft an meiner Intelligenz zweifelt, jedoch wirkt mein Angebot, denn die Wesen stoppen und kommunizieren untereinander. „Warum nehmt ihr diese beiden nicht gefangen?!“ Jetzt taucht die Person auf, die akumatisiert worden ist und zwar auf einem Wurm aus Wurzeln und Moos – recht eklig sieht das dennoch aus, auch wenn es ein spektakuläres Phänomen ist. „Wie, ihr überlegt auf das Angebot dieses Menschen einzugehen? Seht ihr denn nicht, wie dieser eure Schwester bei sich trägt?“ „Hey, Freundchen, mal ganz locker, ja? Diese schöne Rose habe ich von Adrien bekommen und damit sie nicht kaputt geht oder ich sie verliere, habe ich sie hinter meinen Obi geklemmt. Dass sie vielleicht ein wenig mitgenommen aussieht liegt nur daran, dass wir über deine Rankenwände klettern mussten – somit ist das deine Schuld!“ „Ich soll Schuld daran tragen?! Dass ich nicht lache! Ich bin der Erschaffer dieser Wesen hier, der Pfleger der Natur – ich bin der Botanische Berater! Ihr seid nichts weiter als wertloser Abfall, der die schöne Flora zerstört!“ „Höre auf große Reden zu schwingen und nehme sie gefangen, denn sie stört am meisten und lockt zudem Ladybug und Cat Noir an!“ Diese Stimme schon wieder. Demnach muss es ein Schmetterling sein, der ihn kontrolliert. Wären die beiden Superhelden bloß hier. „Shirado!“ Hm? Adrien schubst mich zur Seite und wird von einer Liane erfasst, sodass er vor mir kopfüber hängt. Spiderman der französischen Art sozusagen. „Dich brauche ich nicht, verschwinde!“ So schnell wie der Copyrightzuschnitt war, so schnell ist er auch beendet, als die Liane ihn woanders hinwirft. Echt klasse ist diese Situation. Hoffentlich passiert ihm nichts. „Nun kommen wir zu dir.“ „Meine lieben Pflanzenmenschen, ich möchte euch wirklich für ein Musikvideo haben. Ihr würdet das repräsentieren, was euch erschaffen hat und mitwirken dabei, dieses zu erhalten. Meint ihr nicht?“ Wohl eher weniger, denn sie wollen mich schnappen, doch noch kann ich ausweichen und Zeit schinden, bis der große Wurm sich um mich bewegt wie eine Schlange. Meine Güte hat der Druck auf Lager. „Zeit zu spielen kannst du bekommen, wenn du deine Sklavenarbeit beendet hast. Bringen wir sie zu meinem anderen Gefangenen.“ Wen hat er denn noch gefangen? Die Antwort darauf bekomme ich sogar recht flott und ich hätte es mir denken können, dass es sich um Yuura handelt, der wie ein Schlosshund heult und Joel ruft. Kann er nichts ohne diesen oder hat er wirklich Angst? Kaum sieht er mich, hört er auf zu rufen und freut sich sogar. Ernsthaft? Der ist sicherlich älter als ich und benimmt sich wie ein Kind – welches kopfüber, wegen Lianen, an einem Baum hängt. Muss ich etwa auch diese Tortur durchleben? Nicht ganz, denn ich werde an meinen Gelenken und Knöcheln sowie am Bauch und Hals mit Lianen versehen, die mich an den Stamm pressen. Sanfter hätte es auch getan. Indirekt gebe ich Yuura die Schuld an dieser Lage, auch wenn er es nur gut gemeint hat. Na gut, ich kann diesem Typen nicht böse sein – wer könnte das bei der niedlichen Art seinerseits? Eine Rankenwand wird zersäbelt und somit in Einzelteile zerlegt. Aus dem aufgewirbelten Staub taucht tatsächlich Joel auf, mit einer sich bewegenden Pflanze, was ich zuvor noch nie gesehen habe. Außerdem sind da noch einige andere Wesen zusätzlich da. „Joel!“ „Yuura! Shirado!“ „Ich komme hier nicht raus, Joel, nicht mal mit dem, was ich kann. Tut mir Leid, dass ich wieder unbrauchbar bin.“ Oh man, was für wenig Selbstvertrauen, aber mit der niedlichen Art, wie er das gesagt hat, macht er das wett. „Dafür sind wir ja da. Alle deine Pflanzenfreunde sind gekommen, um dir zu helfen.“ „Sarzenia! Giflor! Tropius!“ Namen für Namen sagt Yuura auf, von denen ich an sich kaum welche kenne, obwohl mir die Spiele zu Pokémon bekannt sind, wie die Filme und die Serie. Wie ist das bitte real? Träume ich etwa? Kann ja sein, dass ich zu sehr an einer Blume geschnuppert habe. „Hier bin ich, um Euch zu retten, Mylady!“ „Spare dir deine großen Ausschweifungen lieber für nachher, Cat Noir, wir müssen den Akuma finden.“ Solch eine Versammlung hat es sicherlich noch nicht gegeben. Pokémon und Joel gegen die Pflanzenmenschen und Cat Noir mit Ladybug gegen den Botanischen Berater und seinen hässlichen Wurm. Der darauffolgende Kampf wirkt irgendwie wie eine Farce, denn der Heini kann die Pflanzen kontrollieren, was aber diese Pokémon ebenfalls können, wie es aussieht. Leider wird der Druck um meinen Körper erhöht, was mir keineswegs schmeckt. In dem Gewirr schafft es Joel zumindest zu Yuura zu gelangen und er beißt die Halterliane durch, damit der Rest locker wird und er seinen Verlobten frei hat. Zu mir kommt er wohl nicht ganz so leicht, denn einige Lianen bewegen sich wie Schlangen und werden es auch, die sich aufbauen und niemanden durchlassen wollen. Witzig, dass bei mir immer die schlimmeren Sicherheitsvorkehrungen eintreten müssen. Lieber diese, als die zu festen Lianen. Alle sind zu beschäftigt um mich befreien zu können. Dieses Mal ist es wohl das Ende für mich. „Shirado!!!!“ Huch? Ruft mich da jemand? Ricardo? Wieso ist er noch hier? Kurzerhand prügelt er die Schlangen kaputt, um zu mir zu gelangen, aber es werden dadurch nur noch mehr. Wenigstens kann ich die letzten Atemzüge mit einem Lächeln auf den Lippen machen. „Kataklysmus!“ Diese ausgerufenen Worte von Cat Noir bringen mich dazu noch die letzten Kraftreserven zu mobilisieren. Er trifft den Wurm an der Breitseite, setzt einigen Schlangen zu und fasst den Baum an, sodass ich nach Luft hustend von ihm aufgefangen werde. „Alles ist gut, dein Heldenprinz und Lebensretter in schwarzer Rüstung ist hier.“ Sein Titel wir auch immer länger. Sein Kuss überrascht mich dann doch sehr und die neu zugeführte Luft dadurch beruhigt meine Lunge. Jetzt versteht mein lahmes Gehirn, weshalb er mich geküsst hat. Wäre sonst merkwürdig, wenn ein Held sich in das Entführungsopfer verlieben würde – totaler Schwachsinn. Andersherum wäre dies eher der Fall, doch darüber möchte ich in dieser Situation kein Stück nachdenken. Unterdessen hat Ladybug ihren Glücksbringer aktiviert und hält ein Paket in den Händen, welches sie öffnet und eine Schriftrolle herausholt. Während die Pflanzenschlacht noch weiter tobt versucht sie wohl das Geschriebene zu lesen, aber schafft es nicht, weshalb sie zu uns springt. Kurzerhand darf Cat Noir sich daran versuchen, doch er kann es nicht. „Das ist ganz altes Japanisch, wie in dem Museum auf der riesigen Schriftrolle an der Wand.“ „Da das nun geklärt ist, würde ich vorschlagen, dass du das liest, Shirado, während wir uns darum kümmern, dass ihr anderen hier herauskönnt.“ Kaum spricht sie das aus, erreicht Ricardo mich und bittet untertänigst darum, dass ich mitkomme, was ich ihm sofort austreibe – er ist doch kein Diener, sondern eine Konstante in meinem neuen Leben. Zudem muss ich hierbleiben, weil der Glücksbringer von Ladybug den Kampf für die Helden vereinfachen soll. „Kwami aus einer anderen Welt, erscheint vor meinem Angesicht, sodass ihr eure Auserwählten beseelen könnt, auf dass sie das Böse bekämpfen, um ihre richtigen Erinnerungen zurückzuerlangen! Steht ihnen bei und zeigt dem Bösen, was es heißt mit eurer Göttlichkeit zu kämpfen! Mögen die Grenzen offen sein!“ Wort für Wort habe ich vorgelesen und was jetzt? Diese Pokémon verbeugen sich – wenn man das denn so interpretieren kann – und zwei Öffnungen tauchen einfach so mitten in der Luft auf. Eine von ihnen ist näher am Boden, während die andere – sogar weitaus größere – über den Pflanzen sich weitet. Aus beiden treten zwei Wesen – das eine erstrahlt wie das bunte Leben, welches es gibt und das andere sieht recht gefährlich aus, wie es da oben bedrohlich auf einem Fleck zu fliegen scheint. „Interessant, muss ich wahrlich zugeben.“ Ich erschrecke mich furchtbar, dass plötzlich Achromas neben uns ist. Kann man dem Mann bitte ein Glöckchenhalsband umbinden? Irgendwann bekommt man noch einen Herzinfarkt wegen ihm, wobei neben ihm ein metallener Golem seinen Platz angenommen hat. „Xerneas für Yuura, Yveltal für Joel und Registeel für mich. Irgendwie kommen da Erinnerungen hoch, die wir drei wohl vergessen haben. Wie war das noch gleich? Ach ja – Registeel, vereinen wir uns!“ Beide leuchten auf und nachdem das Licht verschwunden ist, steht neben uns ein Wissenschaftler, der einen metallenen Körper bekommen hat und dazu eine Lanze mit einem Schild. Definitiv träume ich, denn das kann keineswegs real sein, zumal Joel eine vollkommen schwarze Rüstung trägt, mit einem sehr großen Zweihandschwert, welches wie er von dunkelroten Linien im Takt durchleuchtet wird – dass er die Klinge mit einer Hand hält scheint ein Nebeneffekt zu sein. Am besten sieht Yuura aus, denn er trägt einen Brustharnisch sowie leichten Beinschutz, welche mit durchsichtigen sowie glänzendem Stoff verbunden und ergänzt werden. Sein Kopf wird mit einem Schutz versehen, welcher mit dem bunten Geweih des Wesens vorhin Ähnlichkeit hat – jedoch ist das Gesicht frei. Zusätzlich hält er ein Florett in einer Hand. Memo an mich selbst – meinen Kopf durchsehen lassen, denn normal ist das keineswegs. Diese drei greifen nun direkt an und bedrängen den Botanischen Berater mit Ladybug und Cat Noir gemeinsam. Den Akuma finden sie in seinem Overall, auf den er stolz gewesen zu sein scheint. Zuletzt werde ich trotzdem von irgendwas getroffen und falle in die Bewusstlosigkeit. Als ich aufwache sehe ich einen besorgten Cat Noir, wie er mich festhält und eine Ladybug, die gerade Ricardo tröstet. „Ihr seid so still, was ist denn passiert?“ Einige freudige Ausrufe hallen mir direkt in den Kopf, sodass ich vor Schmerz das Gesicht verziehe. Beide Helden, mein Beschützer und das Paar sehen mich mit Erleichterung an. Habe ich doch nur geträumt? „Die Lianen vom Botanischen Berater waren um dich zu fest, sodass du beinahe erstickt wärst, hätte Cat Noir dich nicht mit deinem Bodyguard gemeinsam gerettet.“ Sie sagt das einfach so lapidar, aber ich bin dankbar für die Rettungsaktion der beiden. Wer mich jedoch beatmet hat bleibt noch zu klären. Zusätzlich wüsste ich gerne ab wann ich bewusstlos war, um zu unterscheiden, was real war und was nicht. Laut Yuura wurde ich sofort bewusstlos, als die Lianen mich gegen den Baumstamm gedonnert haben – was die schrecklichen Kopf- und Rückenschmerzen erklärt. Der Glücksbringer von Ladybug – ein Glas mit scharfer Chilisauce – nutzt sie nun mit ihrem Spruch, um alles wieder wie vorher zu machen. Müde bin ich trotzdem und ich frage nach Adrien, den aber Cat Noir gerettet hat, was mich beruhigt, bis ich mich lieber erhole und Ricardo bitte, nach ihm statt meiner zu sehen, was er gerne umsetzt. Der Countdown für die Superhelden läuft sicherlich schon länger und sie müssen weg, weswegen Joel und Yuura bei mir bleiben. Vater wird sicherlich keineswegs erfreut sein, dass ich in dieser Lage bin, aber sobald ich erklärt habe, wie Adrien und Ricardo versucht haben mich hier raus zu schaffen, wird er gnädig mit ihnen sein – da bin ich mir hundertprozentig sicher. Kapitel 6: Monster außer Rand und Band -------------------------------------- Monster außer Rand und Band Vier Tage musste ich unter ärztlicher Aufsicht verbringen. VIER VOLLE DÄMLICHE TAGE! Zum Glück habe ich damit nur zwei Tage Unterricht versäumt, aber dennoch finde ich es nicht in Ordnung, dass man mich zur Beobachtung hierbehält, nur weil ich eine leichte Gehirnerschütterung und eine Prellung am Rücken habe. Zwar hätte ich auf Gymnastik verzichten müssen, jedoch wäre es kein Problem gewesen mit weichen Kissen auf den Plätzen zu sitzen, um den Unterricht nicht zu verpassen. Meine Freunde sind jeden Tag gekommen und Adrien ist solange mit Ricardo sogar dageblieben, wie es nach der Besuchszeit halt geht. Vater wollte beide wirklich anfahren, aber dem habe ich ganz gezielt einen Riegel vorgeschoben, weil ich mich in den Hungerstreik begeben würde – das zieht bei ihm immer, weil ich es zudem einmal gemacht habe und na ja, wie man es nimmt. An sich will ich das nie wieder machen, doch muss er es nicht erfahren. Gelernt habe ich trotzdem. Der dicke Wälzer war zwar ein wenig beschädigt, aber dennoch habe ich ihn behalten, obwohl der Blonde diesen erneuern wollte – pure Verschwendung. Vaters tägliche Telefonate sind immer voller Sorge um mich und dass er doch besser mehr Sicherheitspersonal auf mich angesetzt hätte – Kami, bringt mir mehr starke Nerven, bitte. Im Gegensatz dazu behandeln mich meine Freunde genauso wie vorher auch – was mir die Sache der unnützen Zeitverschwendung besser durchleben lässt. Sogar Joel und Yuura waren mit Achromas da, der sich geärgert hat, dass er bei dem Schauspiel nicht dabei war. Da ich keine Ahnung habe, ob ich das geträumt habe oder nicht, werde ich dazu keine weiteren verrückten Thesen aufstellen, zumal sich nichts geändert hat und niemand von ihnen davon erzählt. Somit kann ich diesen verrückten Traum mit den Pokémon an acta legen. Besonders mein Kopf hat es mir mit weniger Schmerzen gedankt. Rein hypothetisch gesehen, könnte man davon sicher ein Buch veröffentlichen, was in meinem Kopf vorgegangen ist – die Überschneidung zweier Welten in einem Raum. Könnte von Achromas stammen, der mich ungefragt mit einem dieser – wie Yuura sie nennt – Magnetilo scannt, bevor er sagt, dass meine Hirnströme alle in Ordnung sind. Wenigstens das klingt gut. Dass er mich jedoch ebenfalls erforschen will, führt mich zur fünften grotesken Aussage von ihm – zumal er meint, dass ich gutes Forschungsmaterial bin, weil ich mystischen Ärger anzuziehen scheine. Vielen Dank auch, Monsieur verrückter Wissenschaftler. Mir berichtet der Weißhaarige zumindest, dass das Café bald eröffnet werden kann. Es fehlen noch einige Arbeiten und dann würden er und Yuura es gerne mit mir eröffnen, was ich sofort zusage. Allerdings muss ich Yuura ebenfalls in einen Vertrag setzen, was dieser hinnimmt, solange er bei seinem Verlobten bleiben darf. Rosarote Liebe – rein und unschuldig. Keisuke war keineswegs romantisch, aber ich wollte ihn nicht so haben – er passte zu der Zeit genau in mein Herz. Heute würde ich es anders sehen, mit ein wenig mehr Erfahrung. Kurz vor meiner Entlassung bekomme ich sogar einen Blumenstrauß mit einer Genesungskarte von Monsieur Agreste – eine sehr nette Geste von dem sonst eher kalten Mann. Nach der zu langen Bettruhe freue ich mich auf die Schule – und sei es nur kleine Kabbeleien mit Chloé. Abwechslungsreich ist es allemal. Hinsichtlich einer Sache hat man vergessen mir etwas zu erzählen – dass ein Kartenspiel aus Japan Paris erobert hat. Wie konnte ich davon nichts erfahren? Genug zu tun haben wir alle, aber dass dieses Ereignis sogar als Weltmeisterschaft hier stattfinden wird, finde ich eher erwähnenswert, zumal Vater damals leidenschaftlicher Duellant war. Vorstellen kann ich es mir schon, dass er heimlich mitmachen will. In jedem Erwachsenen steckt ein Kind. Ob ich auch teilnehmen sollte, nur um ihn ein bisschen aufzuziehen? Schwierig ist das Spiel ja nicht, doch dazu komme ich später eher, weil der Unterricht Vorrang hat. Am Abend werde ich von Vater überrascht, der schon lange nicht mehr pünktlich zurückgekommen war. Betrübt scheint er zudem auch noch zu sein. Auf meine Frage hin, wieso er bedröppelt aus der Wäsche schaut, antwortet er, dass Monsieur Agreste keine Intention hat, bei solch einem Kinderkram mitzumachen, obwohl es gute Publicity wäre. Yu-Gi-Oh! und Vater wird zu einem Kleinkind, welchem man es nur schwer rechtmachen kann. Wenn ich irgendwas aus meiner Kindheit beibehalten habe, dann ist es das Bild eines glücklichen Mannes, wenn er dieses Kartenspiel spielt. Dass er vom Kung-Fu-Kämpfer zu einem Designer wurde, mit diesem Hobby ist schon ein krasser Wandel, aber er hat mir damals gesagt, dass es besser ist, als wenn er andauernd bei Wettkämpfen mit mir wäre. Er lebt wirklich eher für mich, als für sich. Deswegen wird es Zeit, dass ich ihm ein bisschen helfe, indem ich Adrien anrufe und diesen meinen Vater zeige sowie erkläre, wer diesen Zustand ausgelöst hat. Entschuldigungen bringen zwar nichts, aber bei seinem Vater ist Adrien einfach so. Nichtsdestotrotz scheuche ich ihn zu Monsieur Agreste, damit meine Idee umgesetzt werden kann. Es wundert mich, dass es ihn stört, wenn sein eigener Sohn zu ihm kommt, aber er scheint ein Arbeitstier zu sein. Solche Sprüche sind dann wohl normal. Auf alle Fälle lasse ich mich nicht so leicht abwimmeln, wie sein Sohn, den ich schnurstracks kommandiere, dass er sein Handy seinem Vater gibt. „Ah, Mademoiselle Fleur, wie ich sehe geht es Ihnen besser, zumal Sie meinen Sohn gut im Griff zu haben scheinen.“ „Ihnen ebenfalls einen schönen Abend, Monsieur Agreste. Merci für die schönen Blumen und der Genesungskarte. Im Griff habe ich Adrien nicht, aber es geht gerade um eine Person, die Sie ebenfalls kennen.“ Ihm zeige ich eben mal meinen Trauerkloß von Vater. „Was hat mein Geschäftspartner denn?“ Will der mich veralbern?! „Dies müssten Sie doch wissen, Monsieur. Immerhin hat er Sie persönlich eingeladen seine Leidenschaft mit Ihnen zu teilen – womit er mich immer nur vollgelabert hat. Können Sie sich denn keinen Ruck geben? Er sieht Sie als Freund an und seit Mutters Tod hatte er nur Hosuke und mich.“ Seine Visage zeigt keine Regung, also komme ich mit der Tour wohl nicht sehr weit. „Kinderkram bleibt Kinderkram – egal in welchem Alter man ist. Für solche Kindereien fehlt mir schlichtweg die Zeit.“ Einen Nerv hat er bei mir getroffen, denn diese abfällige Aussage reizt mich wegen dem Ton enorm. „Monsieur Agreste, ich bin an sich recht geduldig, aber Sie haben gerade meine Geduld mit Ihrem Ton zunichtegemacht. Spielen Sie gefälligst mit Vater bei der Weltmeisterschaft mit und holen Sie sich die Publicity sowie Inspiration, sonst können Sie sich sicher sein, dass ich Ihnen maßgeblich auf die Nerven gehen werde! Schönen Abend noch!!“ Wütend beende ich das Telefonat stumpf und brauche einige Minuten um mich zu beruhigen. Diesen Ton hasse ich genauso wie affektierte Verhaltensweisen. Beides geht oftmals ineinander und da brennt meine Lunte durch. Noch seufzt Vater traurig vor sich hin und bekommt nicht viel mit – dies wirkt sich negativ auf die Arbeit von ihm aus, weswegen ich anders handeln muss, sollten meine Worte von vorhin nichts bewirkt haben. Drohungen auszusprechen finde ich weniger amüsant oder charmant, aber hier geht es um Vater – der Mann, der sich all die Jahre liebevoll, streng und aufopferungsvoll um mich gekümmert hat – da darf ich eben Löwenmama spielen. Lediglich zwanzig Minuten muss ich warten, bis ich angerufen werde – womit ich zu dieser Zeit nicht mehr gerechnet habe und es ist Adrien. „Ich weiß nicht wie du es geschafft hast – außer mit der lauten Drohgebärde vielleicht – aber mein Papa will zumindest versuchen mit deinem Vater dahingehend eine Einigung zu finden. Er sieht es noch als Geschäft an, entschuldige.“ „Kein Ding, Adrien. Hauptsache er geht ein Stück auf Vater zu, denn ihn so zu erleben bricht mir das Herz.“ „Kann ich verstehen. Wir sehen uns morgen, Shirado. Gute Nacht.“ „Gute Nacht, Adrien.“ Den freudigen Ausruf von Vater kann ich in meinem Zimmer hören, also hat Monsieur Agreste gerade ihm den Vorschlag gemacht und wie ich ihn kenne, hat er nur das gehört, was er hören wollte. Dass die beiden an einer Weltmeisterschaft teilnehmen werden, wird sich noch in der Vorrunde der Entscheidungen feststellen. Ob Vaters Karten überhaupt zugelassen werden hier? Immerhin können nur wir beide sie lesen oder er hat heimlich neue gesammelt, ohne meines Wissens. Väter und ihre Hobbies – immer wieder eine lustige wie teure Angelegenheit. Nach den Hausaufgaben sollte ich allerdings ins Bett, denn die Angelegenheit hat mich doch mehr abgelenkt, als ich es eingeplant habe. Zwei Tage später hat kaum jemand keine Yu-Gi-Oh!-Karten bei sich. Mir kommt es so vor, als ob eine Epidemie ausgebrochen ist, nur weil Paris der Austragungsort der Weltmeisterschaft sein wird. Verstehe einer die Masse. Kaum auf dem Schulvorhof werde ich von Alya in ein Interview verwickelt, weil sie wissen möchte, ob ich wirklich an der Weltmeisterschaft teilnehme, was mich verwirrt. Seit wann nehme ich Laie denn daran teil? Vater ist doch der mit dem Faible dafür. Somit erkläre ich erstmal, wer von meiner Familie daran teilnimmt und sie hakt noch nach, wieso es gerade mein Vater ist. Asiatischer und Ozeanischer Meister zu sein hat damit sicherlich auch zu tun, aber dass er es genießt, einfach mal von der Arbeit weg zu sein, gebe ich als Hauptgrund an. Ihr Interview beendet sie und zeigt mir im Internet, dass ich dennoch angemeldet wurde und zwar mit Adrien im Tag-Team, direkt unter Monsieur Agreste und Vater. Wer von denen hat das eingefädelt? Nino ist mit Alya ebenfalls dabei – nur Marinette und Nathaniel nicht. Die beiden haben allerdings an dem Tag ein Date zusammen, wie sie mir erfreut mitteilt, sodass ich in ihren Jubel mit einsteige. Endlich kommen die zwei ein Stück weiter. Zudem nimmt unser Zeichenmeister an dem Wettbewerb für den besten Designer teil. Zehn Karten muss jeder Teilnehmer entwerfen und sie schmackhaft präsentieren – also hat ihr Date einen anderen Hintergrund. Dennoch gehen wir beide davon aus, dass die zwei sich näherkommen werden. Im Unterricht erfolgt die nächste Überraschung für mich – das traditionelle Wichteln. Na toll, ich ziehe bestimmt gleich Chloé aus dem Hut, den Madame Bustier extra mitgebracht hat. Nach und nach sind andere an der Reihe und sie wartet, damit der eigene Name nicht genommen werden kann. Natürlich darf niemand wissen, wer wen gezogen hat. Schicksalhaft ziehe ich selbstverständlich Chloé und muss ein lautes Stöhnen unterdrücken, weil die anderen sofort wissen würden, wen ich habe. Zuletzt zieht Adrien, der ziemlich glücklich zu sein scheint. Wen er wohl hat? Wir werden nochmals daran erinnert, dass niemand darüber reden darf, weswegen die Pause daraufhin eine reine Geduldsprobe ist. Dies ist doch gerade ein Thema, über das gesprochen werden sollte. Schwierig den Mund zu halten – schwierig die Stille zu ertragen – schwierig nicht ein anderes Thema auf dieses hinzulenken. Argh! Ich muss mit jemanden darüber reden! Von meinen Freunden verabschiede ich mich kurz, um zu telefonieren und zwar direkt nach Japan. Sobald ich fließend und flott in Japanisch spreche, kann mich niemand hier mehr verstehen außer Adrien und Madame Bustier, weshalb es die perfekte Lösung wäre. „Hey, Babe, was geht?“ Muss Keisuke mich immer noch so nennen? „Guten Abend, Keisuke – ich weiß, dass es in Japan Abend ist, also schaue mich nicht so an, als ob ich von einem anderen Planeten wäre! Außerdem bin ich nicht mehr dein Babe, vergiss das bitte nicht wieder.“ „Hast du etwa einen Neuen?“ „Mag sein – er ist charakterlich das Gegenstück zu dir, aber sonst rein körperlich gesehen kommt er dir nahe.“ „Der eine Typ, der so großkotzig zu mir war?“ „Da musst du schon präziser werden – jeder Typ wird auf kurzer Zeit bei dir so.“ „Ganz ruhig, Babe, ich habe dich nicht angerufen, okay?“ „Stimmt, ich habe dich angerufen, damit du mich zu deinem Vater bringst.“ „Wieso das denn?“ „Er hat mir angeboten zu helfen, wenn ich Hilfe brauche und auch wenn meine Art des Hilfegesuchs anders ist, als er vielleicht meint, brauche ich ihn, also hoch mit dir und ziehe dir was an.“ „Woher weißt du, dass ich mir gerade nackt einen runterhole?“ Und in den Typen war ich verknallt? Totaler Schwachkopf passt besser zu ihm. Wenigstens zieht er sich was an und hält sein Handy weg, was mir die Sache vereinfacht. „Entschuldigt bitte, aber bis ich euch in den Himmel befördere, muss ich noch was erledigen. Nehmt schon mal das Zeug.“ „Ja, Yato-sama.“ Der Kerl hat wirklich Nerven mich Babe zu nennen, wenn er zwei Kerle bei sich hat. Sicherheitshalber rufe ich ihn nicht mehr an, wenn es Abend wird – bei seinem Lebensstil bin ich mir nicht mal sicher, ob ein früherer Anruf effektiver wäre. „Wer waren die beiden?“ „Höre ich da etwas Eifersucht aus deiner Stimme?“ „In deinen Träumen vielleicht.“ „Zwillinge – beide erst 19, aber sie haben eine verbotene Beziehung und ich habe sie von der Straße aufgelesen. Sie sind von ihren Eltern davongelaufen und auf der Straße gelandet – du weißt, wie es da abläuft – weshalb ich sie auf eine erträgliche Dosis bringen möchte, um ihre Umstellung einzunehmen. Aus Dankbarkeit sind sie meine Betthäschen geworden – lenkt mich gut von dir ab.“ Trotz allem ist er noch eine gute Seele, die allerdings gerne sündigt. Wenigstens versucht er endlich von mir loszukommen, obwohl wir uns nur geküsst haben früher – für mehr wäre er ins Gefängnis gekommen. Liegt auch eher daran, dass unsere Väter Stillschweigen darüber bewahren. Es dauert, bis er in dem Teil ist, welcher von seinem Vater bewohnt wird, doch unterhalten wir uns über alltägliche Dinge, bis er ihn im Arbeitszimmer erreicht. „Shirado für dich. Morgen hole ich mein Handy wieder ab. Gute Nacht.“ Ohne auf eine weitere Antwort zu warten geht Keisuke raus und ich schüttle innerlich den Kopf. Hosuke braucht wohl noch ein paar Sekunden, bis er den Auftritt von seinem Sohn verarbeitet hat, bevor er das Handy nimmt und mich begrüßt, wie ich ihn ebenfalls. Über meine Idee macht er sich zwar Sorgen, aber er wird versuchen was er kann, um diese umzusetzen, damit das Wichtelgeschenk auch eine nachhaltige Wirkung hat. Dankend wünsche ich ihm noch einige schöne Tage und lege auf, da gleich die Pause vorbei ist. „Warum hast du noch seine Nummer, wenn du über ihn hinweg bist, Shirado?“ Furchtbar erschrecke ich mich und hätte beinahe mein Handy fallengelassen, als der Blonde mir diese Frage direkt stellt. Sieht er gerade sauer aus oder täusche ich mich? „Weil man seine erste Liebe niemals vergisst, Adrien, und außerdem müsste ich dir dies nicht beantworten. Liebe ist immerhin reine Privatsache zwischen zwei Personen – außer man hat Freunde, die helfen wollen, dass die Liebe beider Seiten zueinander findet.“ Mit einer Faust haut er gegen die Mauer, die sogar eine kleine Kuhle aufweist – was erstaunlich ist – aber er scheint verstanden zu haben, was ich damit sagen möchte. Es kann keineswegs angehen, dass er mir jetzt verbieten will, dass ich mit Keisuke telefoniere. Immerhin hat Hosuke erklärt, dass ich für ihn zur Familie gehöre, weswegen ich nachgefragt habe ob er das machen kann, was ich mir in den Kopf gesetzt habe. Er entschuldigt sich und meint, dass es ihm nicht so gut geht, weshalb er mich bittet ihn bei Madame Mendeleiev abzumelden, was ich für ihn gerne mache. Armer Kerl, dass er sich aus dem Bett quält, obwohl es ihm keineswegs gut geht – Sturkopf würde allerdings ebenfalls passen. Heute muss ich dann wohl alleine Yu-Gi-Oh!-Karten einkaufen für die unangekündigte Teilnahme. Sicherlich war das eine kleine Racheaktion von Monsieur Agreste, weil ich ihn angefahren habe – verdient, wie ich finde. Gleichstand haben wir also nun. Vielleicht überrascht er mich, wie Adrien es andauernd macht. Wie versprochen melde ich ihn bei Madame Mendeleiev ab und sie akzeptiert es, obwohl er es selber hätte machen müssen. Dies wusste ich bis dato keineswegs, aber ich gelobe es mir zu merken. Nachdem der Unterricht insgesamt vorbei ist, habe ich Vater angerufen, der gerade wirklich mit Monsieur Agreste die Regeln durchgeht und einige Karten vorstellt, um anzumerken, dass ich jetzt – dank der unausgesprochenen Einladung an dem Turnier teilzunehmen – Karten kaufe, was diesen freut und er mir erlaubt, drei Läden aufzukaufen, wenn ich denn möchte, bevor er stumpf auflegt. Was ist denn in ihn gefahren? Ihn hat wohl das Spielfieber gepackt. Mich hat Alya über die ganzen Regeln informiert, die bei der Weltmeisterschaft herrschen und dass es Einzelduellanten wie Tag-Teams gibt. Die Liste der verbotenen und eingeschränkten Karten hat sie mir auf mein Handy geschickt, wo Ricardo wieder herumwerkeln darf, denn ich labere Felix voll, den ich ab und zu leider vergesse. Vor einem kleinen Eckladen halten wir an, der sich auf das Kartenspiel fast gänzlich spezialisiert hat und dort kaufe ich einige Plastikhüllen mit Inhalt, einige kleine Kartons und ein Regelwerk, sodass gut dreiviertel vom Geschäft wie leergefegt sind. Beim nächsten Laden brauche ich nur noch kleine Kartons, die ich vorher nicht bekommen habe und weitere Plastikhüllen und beim dritten Laden sind nur noch die Plastikhüllen, die ich gebrauchen kann. Leergekauft habe ich sie alle zwar nicht, aber dennoch habe ich so einiges von Vaters Vermögen ausgegeben und komme mir mulmig zumute vor. Bis auf die Fahrerseite und einen Platz hinten, ist die Limousine voller Verpackungen mit Yu-Gi-Oh!-Karten. Zuhause die alle auszupacken und zu sortieren dauert sicherlich eine halbe Ewigkeit. Das Regelwerk muss ich auch noch durchlesen und mir die Liste mit den Einschränkungen angucken, um keine Karten davon im Deck zu haben, was ich bilden muss. An sich müsste ich noch lernen, weswegen ich keine Ahnung habe, wie ich das noch einquetschen kann. Mal schauen. Daheim angekommen tragen wir drei alles hoch, damit mein Zimmer vollgepackt wird. Erst die Arbeit, dann noch mehr Arbeit, Arbeit, Arbeit und danach schlafen – klingt schlimmer, als es sein sollte. Am nächsten Tag bin ich keineswegs ausgeschlafen. Bis um zwei Uhr war ich vertieft in die ersten Verpackungen und deren Inhalt, sodass ich zu spät gemerkt habe, dass meine Schlafenszeit längst überschritten war. Beinahe wäre ich zu spät wieder aufgestanden, aber der Wecker ist unnachgiebig, da er auf meinem Schreibtisch steht und nicht auf der Nachtkommode. Murrend stehe ich auf und falle die letzten Stufen der Treppe hinunter, ehe ich die Welt kurz verfluche und mich aufraffe, um die Melodie auszustellen. Nebenbei versuche ich nicht die Kartenhaufen umzuwerfen. Schleppend erfolgt meine Routine und ich wäre am Frühstückstisch wieder eingeschlafen, wäre Vater nicht andauernd am Erzählen, wie schnell Monsieur Agreste lernt, wie sein Lieblingsspiel funktioniert. Lieber würde ich schlafen. Schlafend durchlebe ich die Limousinenfahrt und werde von Ricardo geweckt. Niemals wieder verpasse ich meine Schlafenszeit. Schlurfend gehe ich den Weg hinein und blende meine Umgebung aus, bis ich auf meinem Platz sitze – dann holt mich die Realität ein, sodass ich kämpfen muss um wach zu bleiben. Körperlich gesehen baue ich ab und geistig läuft nicht viel. Adrien fehlt zudem und ich hoffe, dass es ihm gut geht. Hinsichtlich einer Sache bin ich mir sehr sicher – ich stelle mir von Ricardo mein Handy so sein, dass es mich an meine Bettgehzeit erinnert. Demnach würde ich nie wieder mich durch den Tag schleppen. „Hat da jemand vergessen seinen benötigten Schönheitsschlaf zu nehmen? Armes Ding, du.“ Muss Chloé mich in der letzten Pause verbal attackieren? Dafür bin ich im Moment weniger aktiv. „Immerhin kann ich auf diesen verzichten, was du unbedingt vermeiden solltest.“ Spiel, Satz und Sieg auf ganzer Linie, denn die Lacher sind höher in der Anzahl als bei ihr gewesen, zumal sie sauer abrauscht. Trotzdem nutze ich erneut Nino zum Ausruhen, wie schon die anderen Pausen. Zuhause lege ich mich erstmal hin, bevor ich überhaupt an Hausaufgaben denken kann. Drei Stunden später werde ich wach und sehe noch, wie ein schwarzes Wesen von meinem Balkon in die Ferne springt. Was war das denn? Seit der Sache mit meiner Gehirnerschütterung sollte ich besser aufpassen, dass ich Realität und Traum unterscheiden kann. Da alles seinen Platz hat und ich keine klitzekleine Veränderung bemerke, kann ich davon ausgehen, dass ich in der Realität bin. Vom Bett geht es an den Schreibtisch, um die Hausaufgaben zu beenden, bevor ich weiter die ganzen Packungen leeren will. Merkwürdig, habe ich gestern nicht noch mehr zu tun gehabt? Irgendwas stimmt hier nicht, da auch die Stapel größer sind. Ein gefaltetes Blatt Papier – auf dem mein Name steht – liegt vor meinem Wecker. Dieses nehme ich und entfalte es. „Überanstrenge dich nicht allzu sehr – Dein Heldenprinz.“ Awwww, Cat Noir war hier und hat mir geholfen, obwohl er sicherlich eine Menge wichtigere Tätigkeiten verrichten müsste. Bei ihm muss ich mich bedanken, weil er sich Zeit für mich genommen hat. Ganz anders als Keisuke… Irgendwie muss ich Adrien zugestehen, dass ich in letzter Zeit häufiger an diesen Trottel denken muss. Was ein Widersehen alles aufrütteln und verändern kann… Ich sollte mich weniger in die Gedankenwelt begeben, sondern die angefangene Arbeit weiterführen – gleich nach den Hausaufgaben und der Nachricht an Adrien, dass er schon Recht hat, dass ich in letzter Zeit mehr an meinen Ex denke. Vielleicht muntert es ihn ein wenig auf, denn wenn Kerle Recht bekommen, fühlen sie sich meistens besser und ich hoffe sehr, dass es ihm nach dem Wochenende gut gehen wird. Alya und Marinette sind bei ihren fast festen Freunden, wie es den Anschein macht, weshalb ich niemanden verpasse und volle Konzentration auf mein eingekauftes Chaos haben kann. Die letzten Tage vor den Vorrunden der Weltmeisterschaft stehen an. Das Wochenende habe ich nur mit dem Auspacken und Sortieren dieser Karten verbracht sowie dem ganzen Regelwerk, bevor ich schlafen gegangen bin. Glücklicherweise taucht Adrien wieder auf und ihm geht es vollkommen gut. Immerhin müssen er und ich noch ein Tag-Team-Deck zusammenstellen. Aufeinander abgestimmt muss dieses Zusammenspiel schon sein, da wir uns sonst blockieren würden. Darum bin ich froh, dass wir uns heute bei ihm treffen, was sein Vater gestattet hat. Zwischen dem Mittagessen und dem Ende der Pause habe ich Ricardo gebeten alles soweit einzupacken, wie ich es auf meinem Schreibtisch habe, denn wir brauchen die Karten ja für das Zusammenstellen. Er bringt sie direkt zum Anwesen der Agreste. Persönliche Vorliebe von mir ist es ebenerdig zu wohnen, aber Vater hat da eine andere Vorstellung gehabt, weshalb wir das Penthaus haben. Na ja, Hauptsache wir können irgendwo in Paris wohnen. Nachdem die letzte Stunde für heute vorbei ist – für ihn fechten und für mich das Warten auf ihn, weil ich noch nicht Gymnastik machen darf – werden wir von seiner Managerin und seinem Bodyguard abgeholt. Wie es sich gebührt stelle ich mich natürlich mit einer Verbeugung vor, auch wenn es im Sitzen anders aussieht, als normalerweise. Hinter dem hohen Eingangstor hält der Wagen an und wir können aussteigen. Ehrfürchtig sehe ich mir das Anwesen an und muss zugeben, dass es stilvoll ist – dabei habe ich das Innere noch nicht gesehen, was sich in diesem Moment ändert. Man merkt den Reichtum der Familie geradezu. Alles sieht schlicht und hinweg supermegateuer aus. Memo an mich selbst – hier niemals die Kontrolle verlieren – würde zu teuer werden. Unser Penthaus sieht dagegen wie ein Billigmarkt aus. Ob man sich hier drinnen überhaupt wohlfühlen kann? Verstehen kann ich es schon, dass Adrien gerne woanders hingeht, aber hier wohnt er halt, da kann er noch so oft weg sein, wie er möchte. Eine Tür öffnet sich und Monsieur Agreste kommt hinaus. Kurzum überrasche ich alle damit, dass ich ihn kurzerhand zur Begrüßung umarme, mich noch für die Anmeldung von Adrien und mir schelmisch bedanke und ihm einen angenehmen Tag wünsche, falls wir uns nicht mehr sehen sollten. Dass alle verdutzt oder überrumpelt ausschauen, war genau mein Ziel gewesen und ich bin glücklich. Im Zimmer von Adrien muss ich erstmal staunen, denn er hat sogar mehr Platz als ich und ich bin schon recht ausgeweitet. Er möchte sich noch kurz frisch machen, weswegen ich mich umschaue. Die Karten liegen in ihren Koffern neben dem Tisch. Für mich ein Zeichen, dass alles glattgelaufen ist. Allerdings sieht die Couch davor wie eine kleine Müllhalde aus. Isst er etwa so viel Camembert oder gehört dies zur Genesungskultur der Franzosen, wenn man krank ist? Zeit aufzuräumen hatte er wohl nicht mehr, also mache ich das eben, solange er noch im Badezimmer braucht, bis mir auffällt, das unter all dem Verpackungsmüll ein kleines schwarzes Maskottchen liegt. Sieht aus wie eine Katze mit zu großem Kopf – dennoch richtig niedlich. Vorsichtig nehme ich es hoch und streichle es. Bei der weichen Struktur ist es sicherlich ein Maskottchen fürs Kuscheln, wenn man sich einsam fühlt. Braucht Adrien das wirklich? Einsamkeit ist schon schlimm, wenn sich diese bis ins Herz gefressen hat. Nein, er ist nicht so einsam – er hat uns als seine Freunde. Zu viel interpretiere ich auch gerade hinein, denn ich habe keine Anzeichen gesehen, dass er tiefe Einsamkeit empfindet. Dennoch finde ich es süß, dass er solch ein kleines Schnuffeltier hat. Dieses lege ich vorsichtig auf den Tisch, damit ich weitermachen kann und den Mülleimer fülle. Ein Stück Camembert ist noch übrig und da ich frech bin, probiere ich dieses Stück einfach. Definitiv nicht für meinen täglichen Bedarf geeignet, aber man kann ihn essen. Gebacken wird er sicherlich besser schmecken – muss ich mal ausprobieren. Noch braucht er wohl Zeit im Badezimmer, weshalb ich mich ungefragt auf die Couch setze und schon mal einen der Koffer auf den Tisch hieven möchte. Beinahe hätte ich das Maskottchen zerquetscht, welches ich lieber wieder zu mir nehme. „Tut mir Leid, dass ich dich putziges Kerlchen fast zerquetscht hätte. Mit dir hat Adrien sicherlich einiges besprochen, was mir noch verborgen bleibt, aber ich bin guter Dinge. So einen guten Freund wie ihn hatte ich noch nie. Weißt du, kleines Kerlchen, dass ich auf einer Privatschule in Japan war? Dort waren nur die reichsten Kinder der reichsten Leute. Unter uns gesagt – ich habe es dort verabscheut. Alle haben sich arrogant, affig und versnobt aufgeführt als wären sie allein es wert auf dem Boden zu gehen, der allen gehört. Deswegen war ich froh, dass ich als Idol arbeiten konnte – dadurch konnte ich den Frust und was ich gehört habe in meinen Liedern verarbeiten und unter die bringen, die wenig von so etwas mitbekommen. Leider hat es nicht viel gebracht, da die Reichen das Sagen haben, aber zum Glück ist Vater nicht so. Er ist ebenerdig und hat mir dies gezeigt, sodass ich keine affektierte Art an den Tag lege, obwohl er nach Mutters Tod sicherlich andere Sorgen hatte. Ihm habe ich sehr viel zu verdanken und einen Teil meines Selbst hat er geprägt. Meine andere Seite hat Keisuke geweckt. Sage es nicht Adrien, aber der Trottel hat noch immer einen Teil von meinem Herzen. Die erste Liebe vergisst man einfach nicht so leicht, auch wenn man mit dieser abgeschlossen hat. Davon hast du sicherlich keine Ahnung, so als Maskottchen, aber ich bin froh, dass ich mal darüber reden kann. Ich habe das Gefühl, dass Keisuke und Adrien irgendeine Art Rivalität entwickelt haben, ohne sich lange zu kennen. Okay, nach seinem Auftritt auch kein Wunder, dass er hier keinen guten Ruf mehr hat. Trotzdem wäre es schön, wenn dein Besitzer sich weniger Gedanken um diesen Trottel macht. Der ist auf der anderen Seite der Welt – und nach der Sache lässt Hosuke, sein Vater, ihn nicht mehr raus. Ach ja, sie sind Yakuza. Du kennst sie sicherlich als Mafia. Wer sich gegen sie stellt, wird meistens nicht mehr lebendig gefunden. Allerdings wollen die sich ändern, was irgendwie an Vater liegt, denn der Yakuzaboss und er sind alte Schulfreunde. Nun nicht direkt Schulfreunde, eher Kung-Fu-Brüder. Ja, der Vergleich passt besser. Beide sind 36 Jahre alt und sehr erfolgreich, obwohl sie spät erst in ihrem jeweiligen Business eingestiegen sind. Aber ich schweife ab, kleines Maskottchen. Was könnte ich dir noch anvertrauen? Ah, ich weiß was. Kennst du vielleicht Cat Noir? Er sagt zu mir, dass er mein persönlicher Heldenprinz in schwarzer Rüstung ist und irgendwie bin ich gar nicht mehr so abgeneigt davon. Klingt vielleicht recht bescheuert, aber seine angeberische Art und dass er trainiert, um mich zu beeindrucken, finde ich regelrecht anziehend. Haargenau weiß ich es noch nicht, aber ich glaube, dass ich langsam anfange mich in den Kater zu verlieben. Dieses Geheimnis bleibt aber unter uns, in Ordnung, kleines Maskottchen? Cat Noir soll sich lieber mehr auf die Sicherheit der Bewohner von Paris konzentrieren, anstatt mir persönlich zu helfen – was auch sehr freundlich von ihm war, wofür ich mich noch bedanken muss – jedoch fühle ich mich schlecht, wenn ich ihm als Gegenleistung nichts bieten kann. Superheld hin oder her – er hat sicherlich genug zu tun und ich mache mir vielleicht auch zu viele Gedanken, aber ich lasse mir irgendwas einfallen – das schwöre ich dir. Danke, dass du dir so viel von mir angehört hast, kleines Maskottchen. Mir hat es gutgetan.“ Dem süßen Ding gebe ich einen Kuss und reibe meine Wange an dem angenehm weichen Stoff, ehe ich es vorsichtig auf eine Anrichte in der Nähe lege, damit kein Unglück geschieht. Kaum sitze ich wieder und will den Koffer öffnen, werden mir die Augen zugehalten, was mich erschreckt, bis ich die schelmische Stimmlage von meinem Gastgeber erkenne. Seit wann ist er denn wieder zurück? Hat er etwa gelauscht, was ich seinem Maskottchen gesagt habe? Nein, sonst würde er sich anders verhalten. Geschwind springt er über die Lehne und sitzt neben mir, sodass wir uns an die Arbeit machen können, um ein wundervolles Deck zu erstellen. Zur Sicherheit machen wir lieber mehrere, da ich keine Ahnung habe, ob man mit nur einem oder mit gemischten Decks antreten darf – damit niemand einen Vorteil erhält, nur weil man ein vorheriges Duell für eine eventuelle Analyse nutzt. Sollten alle in jeder Runde bei Null starten, wäre es richtig super. Gespannt bin ich schon darauf. „Ach ja, Adrien, wo hast du denn dieses putzige Maskottchen her? Ich würde mir gerne auch so eines zulegen.“ „Plagg?“ Dass er sich plötzlich erschrocken den Mund zuhält wundert mich zwar, aber manchmal hat er solche Allüren – genauso wie Marinette. Kein Wunder, dass die beiden Freunde geworden und geblieben sind. „Heißen diese Maskottchen Plagg?“ „Äh, ich, nein, weißt du, es ist nur, dass, äh, ich ihn so genannt habe. Und, äh, er ist ein Einzelstück. Ihn wirst du keineswegs ein zweites Mal finden.“ „Schade. Bei dem weichen Stoff, der genutzt wurde, hätte ich ebenfalls gerne solch ein Maskottchen gehabt. Er erinnert mich nämlich an jemanden. Aber genug davon – was hast du dir vorgestellt bei einem Deck?“ Bis in den späten Abend hinein haben wir unsere Decks aufgestellt, ausprobiert und abgestimmt, sodass wir auf viele Eventualitäten gefasst sind. Wie unsere Gegner sein werden, weiß ich nicht, denn wir sind ein unbeschriebenes Team für sie, wie andere für uns. Ricardo holt mich ab und ist so lieb, dass er die Koffer trägt. Einige von ihnen enthalten unbenutzte Karten, während einer meine Decks beinhaltet. Adriens Decks hat er in einem Koffer sowie einen weiteren mit Ersatzkarten. Somit hätten wir den Tag auch geschafft und können noch einige Tage verschnaufen, bevor es richtig losgeht. „Wundervolles Wetter für die Vorrunden der Yu-Gi-Oh!-Weltmeisterschaft hier in Paris! Spieler aus aller Welt haben sich versammelt – sogar aus unterschiedlichen Altersklassen – um sich den Titel zu holen! Ich heiße… Woah! Wer sind Sie?“ „Monsieur Pierre, ich freue mich so, dass Sie ebenfalls hier sind.“ „Äh…, Madame, ich bin nicht Monsieur Pierre, sondern…“ „Nicht?! Joel! Joel, Achromas!! Monsieur Pierre ist nicht Monsieur Pierre! Was machen wir nun?“ Merkt Yuura überhaupt, dass er sich im Moment vor der ganzen Welt lächerlich macht? Fremdschämen ist angesagt. Als Vater mir jedoch eine Hand auf die linke Schulter legt und lächelnd zu dem heulenden Yuura sieht, denke ich mir, dass es doch in Ordnung ist. Yuura ist eben Yuura – der eine verrückte eigene Welt hat. „Pass auf, Spatz, ich heiße Monsieur Luftikus bei ihm. Das, was wir sehen, ist das Produkt machthungriger Widerlinge, weswegen wir uns nicht schämen, sondern stolz sein sollten, dass dieses Individuum zu unserem Team gehört. Außerdem hatte dein Vertrag ein paar Lücken, die ich füllen musste.“ War ja klar, dass ich einiges vergessen habe, aber er hat Recht. Eher schäme ich mich jetzt für meine Gedanken, da ich Yuura Unrecht getan habe. Mein Vater weiß mehr und ich werde es sicherlich auch bald erfahren, weshalb ich nur Geduld haben brauche. Der Moderator, Joel und Achromas schaffen es nicht ihn zu beruhigen und der Sicherheitsdienst kennt wohl solch einen Fall nicht, denn sie stehen ratlos daneben. „Und dieses Kind soll mit auf den Laufsteg, Monsieur Fleur? Ich sehe dies reichlich skeptisch.“ „Nicht doch, nicht doch, Monsieur Agreste. Yuura ist eine herzensgute und naive Frohnatur, die ja nicht Vollzeit für uns arbeitet, sondern nur zu bestimmten Anlässen. Da wird schon nichts passieren und Sie werden sehen, dass mich meine, wie Sie es nannten, kindische Art in keinster Weise beeinträchtigt. Schauen Sie zu und lernen, was es heißt, Herzen zu erobern.“ Vater gibt Monsieur Agreste einen Einblick in die Welt, wie er sie sieht. Ob das bei dem irgendwas bringt, würde mich wundern – auch wenn ich ihn umarmt habe. Viel Gegenreaktion habe ich keineswegs bekommen. Der heulende Yuura scheint jedoch einige zu berühren und sie rufen laut Monsieur Pierre, wobei ich keineswegs fehlen darf. „Na gut, ihr habt es nicht anders gewollt. Mein Name lautet Monsieur Pierre und ich bin ihr fabelhafter Moderator für diese hochranginge Weltmeisterschaft!“ Erneut wird er angesprungen und Yuura knuddelt ihn fröhlich. Dieser gewiefte Kerl von einem Vater hat gewusst, dass dies passieren wird, was man an seinem siegessicheren Grinsen ablesen kann und die entzückten Ausrufe danach, als Yuura sich an den Moderator geschmissen hat, waren die Belohnung dafür. „Ich muss mir eingestehen, dass ich dahingehend noch zu lernen habe, Monsieur Fleur. Dafür ziehe ich meinen Hut.“ „Danke dafür, Monsieur Agreste. Manche meinen, dass ich immer falsch setze, weil ich nicht auf teure Magermodels setze oder die von irgendwelchen bescheuerten Modelshows – aber bisher kann ich mich keineswegs beklagen, einfach auf meine Gefühle zu hören.“ Heute wird es sicherlich ein wunderbarer Tag werden, wenn Vater solch ein Glück verströmt. „Da wir das nun geklärt haben, bin ich…“ „Noch nicht ganz. Wo ist Ihr Zylinder und Ihr toller glitzernder Anzug? Was ist mit Clavion und Ihrem Stab?“ Okay, ich muss mit den meisten Menschen hier in der riesigen Halle lachen, weil das wirklich wie abgestimmt herübergekommen ist und der Moderator mehr als überfordert zu sein scheint. Irgendwas macht Achromas und seine nun fünf Maschinen scannen den Mann, bevor er plötzlich wirklich alles soweit hat, dass es stimmt – einer seiner Roboter gibt sich sogar als ein Pokémon aus, damit Yuura glücklich ist – voll süß. Unser neuer Monsieur Pierre fragt sich wohl gerade, ob er noch schläft oder wirklich gerade arbeitet. Das Publikum klatscht und scheint mit allem zufrieden zu sein – besonders der niedlichste Mensch, dem ich je begegnet bin. „Umgezogen und bereit?“ Dass er jetzt auch noch die drei fragt, ist zum Schießen. Sie nicken – zumindest die älteren Herren, da der Jüngere sich mit diesem Clavion zu unterhalten scheint. „Meine Damen und Herren von überall auf der Welt – es wird Zeit die Decks vorzubereiten!“ „Was hat Monsieur Pierre gerade gesagt, Achromas? Ich habe es nicht verstanden.“ Einige können sich kaum halten vor lauter Lachen. Da hat der Moderator auch nicht mit gerechnet und schaut verdutzt, dass die Person, die ihn in die Sache reingeritten hat, kein Englisch versteht, da er sich an die ganze Welt gerichtet hat. Achromas erklärt es ihm und Joel hält bewusst das Mikrophon weg, damit keine weitere unbedachte Aussage aufkommt, die den Ablauf verzögert. „Und damit alle Feuer und Flamme für die Duelle werden, haben wir uns gedacht, dass eine kleine Show keineswegs fehlen darf! Madame Glaceo tritt heute auf – in Begleitung ihres Verlobten und deren beider guter Freund Monsieur Colress!“ Jetzt guckt Vater überrascht aus der Wäsche, denn dass die drei eine eigene Truppe sind, wusste er genauso wenig wie wir anderen auch. „Ähm…, hallo?“ „Hallo!“ „Nett von euch mich zu grüßen. Hoffentlich gefällt euch die kleine Showeinlage, denn geübt haben wir nur zweimal. Kann man mich überhaupt verstehen, Joel? Ich spreche doch nur eine Sprache.“ Er macht sich andauernd um andere Sorgen, dass es wahre Herzensgüte ist, die er ausstrahlt – daran gibt es nichts zu rütteln. Den Zuspruch von seinem Verlobten scheint er dringend zu brauchen und Achromas sagt auch noch irgendwas, was ihn weniger nervös macht. Kurz darauf verdunkelt sich die komplette Halle und von überall kommen vereinzelt bunte Lichter, die wie Quallen in der Luft und durch jedes Hindernis schweben. Alleine dieser wunderschöne Anblick lässt mein Herz höherschlagen. Plötzlich wird es dort hell, wo die drei ihre Plätze eingenommen haben und sie tragen verschiedene Kleidungsstücke, wobei Yuura und Joel aufeinander abgestimmt sind. Der Wissenschaftler mimt den DJ und der Weißhaarige macht tatsächlich alles bereit für einen flammenden Schwerttanz. Herzensstar Nummer Eins jedoch hebt seinen linken Arm und drückt mit dem Zeigerfinger der rechten Hand wohl irgendwas – sofern ich es erkennen kann – da von dort aus Licht entströmt und ihn umfasst. Genau in diesem Moment setzt Musik ein und Lichtstrahlen sammeln sich über der Mitte der Halle, um eine leuchtende Discokugel zu bilden, die alles noch funkelnder erscheinen lässt, als es sowieso schon ist. Man kann behaupten, dass dies alles magisch ist. Mir kommt zudem diese Musik bekannt vor – es ist Ready von Folder 5! Schade, dass er nichts Eigenes singt, aber ich glaube eher, dass es ums Tanzen hier geht. Kaum beginnen die Stimmen einzusetzen, springt Yuura mit solcher Eleganz über die Zuschauer, dass man nur staunen kann. Noch mehr gibt es zu staunen, als er nicht fällt, sondern einfach seine Schritte in der Luft ausübt, als wäre es ganz normal. Immer höher steigt er und falls er jemanden berührt, schwebt dieser ebenfalls mit hoch, was man an Joel und Achromas sehen kann, die mit ihren Sachen ebenfalls den Luftraum unsicher machen. Wie machen die das bloß? Zudem wirkt Yuura konzentriert, aber strahlt vor Freude zusätzlich, dass ich mich frage, wie das sein kann. Für mich Unwissenden ist dies spektakulär, zumal es mehr Lichtgestalten werden, die Form annehmen und mittanzen, während die mitgenommenen Personen ebenfalls einbezogen werden. Spektakulär ist diese Show allemal. Einmalig und fantastisch. Simpel ausgedrückt – ein Traum. Träume ich etwa? Nein, Adrien steht neben mir und sieht genauso verzaubert aus, wie wohl so gut wie alle hier in der Halle. Am Ende des Liedes macht Yuura einen Fall hinunter und schließt alles mit einer Endpose, die er noch in der Luft macht, ab. Seine beiden Begleiter und die anderen Zuschauer sind schon vorher sicher gelandet. Das Licht geht an und er scheint aus seiner Konzentration herauszukommen, denn er fällt dadurch auf vier Personen, bei denen er sich entschuldigt und keine Sekunde später seinen Joel belagert, um zu kuscheln, wie es aussieht. Deswegen muss Achromas übernehmen. „Dies war unsere kleine Show. Wir hoffen, es hat Ihnen hier in der Halle gefallen und wünschen allen Teilnehmern Glück sowie Erfolg.“ Erst müssen seine Worte verhallen, ehe wir Zuschauer applaudieren können. Unglaublich war diese Show wirklich. „Ihren Erfolg bezweifle ich nie wieder, Monsieur Fleur.“ „Hahaha, Monsieur Agreste, selbst ich wurde gerade eben überrascht. Dass die drei Bühnenkünstler sind, haben sie mir keineswegs verraten, aber für solch wunderschöne Überraschungen bin ich gerne zu haben.“ Einige der Leute suchen wohl nach den Drahtseilen, wo alle drangehangen haben, aber es gab keine. Yuura habe ich in Aktion erlebt, wie er ohne zu gehen auf einmal verschwinden kann und bei seinem Verlobten auftaucht. Eine besondere Kraft muss das sein und ich bin froh, dass die beiden sich gefunden sowie einen guten Beschützer haben. „Konkurrenz für dich, Shirado.“ Adrien versucht mich zu necken, aber das schafft er nicht. „Gewiss nicht, mein lieber Duellpartner, denn ich singe und tanze dazu – die drei bauen eine Geschichte in ein Lied ein und performen diese mit all ihren verfügbaren Mitteln – ohne Drahtseile oder anderen Kram.“ Dafür verdienen die hoffentlich sehr viel Geld, denn das hat sicherlich eine Menge Zeit gekostet überhaupt zu kreieren. „Für die Zuschauer an den Bildschirmen – die technischen Störungen waren bis vorhin für uns unauffindbar und deswegen entschuldigen wir uns in hohem Maße, da Sie eine grandiose Show verpasst haben. Jedenfalls freue ich mich nun die Vorrunden ankündigen zu können. Einzelduellanten – bitte begebt euch in den südlichen Teil der Halle und alle Tag-Team-Duellanten finden sich im Norden ein. Dort werdet ihr jeweils mit Fotos an den Leinwänden durchgemischt, um die ersten Duelle für heute zu eröffnen – wer siegt steigt auf – wer verliert, darf noch zuschauen, aber das war es dann für euch. Mögen die Vorrunden beginnen!“ Gemeinsam begeben wir uns in den Norden der Halle – was bei dem Gedränge dauert – und treffen dort Alya sowie Nino. Dieser und Monsieur Agreste scheinen wohl einen kleinen Disput zu haben, denn die Stimmung zwischen beiden wirkt abgekühlt. Nichtsdestotrotz begrüßen wir uns. Sie jammert, dass sie nicht den besonderen Auftritt aufnehmen konnte und ihr Handy erst jetzt wieder einwandfrei funktioniert. Sicherlich ist da ein gewisser Wissenschaftler für zuständig gewesen, da er mal irgendwas in dieser Art ausgesprochen hat. Wie es wohl Marinette und Nathaniel bei dem Designwettbewerb geht? Meine Daumen habe ich für unseren Zeichenkünstler nämlich gedrückt. Auf der Leinwand mischen sich die Bilder von allen Teilnehmern und dieses Ausmaß ist enorm. Sicherlich sind das nicht alle Spieler auf der Welt, aber die, die es hierhergeschafft haben. Dann wollen wir mal loslegen! Knapp haben wir das letzte Duell für die Vorrunde und damit den Einstieg in das Finale gewonnen. Ohne die Zauberkarte Handzerstörung von Adrien wären wir zwei Exodias hilflos ausgeliefert gewesen. Unsere Gegner haben sich ebenfalls viele Gedanken gemacht, um individuelle Decks zusammenzustellen. Mit wie viel Herzblut einige an dieser Sache herangegangen sind, berührt mich, denn Vater gehört ebenfalls zu ihnen. Gegen ihn und Monsieur Agreste ist bisher niemand angekommen und wir sind mit ihnen im Finale. Die Einzelduelle scheinen schneller vorüber gewesen zu sein, denn dort stehen die 32 Finalisten schon fest – bei uns hat es halt länger gedauert. Zu unserem Glück können wir morgen mit den letzten Decks antreten, die wir gestaltet haben. Schade, dass Nino und Alya raus sind. Gegen die beiden hätte ich gerne gespielt, aber sie waren recht weit gekommen. Wie es bei Marinette und Nathaniel ausgesehen hat, werde ich wohl erst am Montag wirklich erfahren, denn es ist spät und mein Bett ruft schon seit vier Stunden nach mir. „Was hast du denn, Shirado?“ „Nichts – nur die Müdigkeit. Es war ein langer Tag.“ „Stimmt schon, aber er war auch sehr aufregend. Nie hätte ich gedacht, dass Vater nach Mutters Verschwinden sich gehen lassen würde.“ „Tja, es gibt wohl einfach Sachen, die können jeden Eisblock aufbrechen.“ Beide lachen wir vergnügt und erschrecken uns, als wir eine ganz bestimmte Stimme zu hören bekommen. „Eisblock, Mademoiselle Fleur? Ich bitte Sie nicht über mich herzuziehen.“ „Jawohl, Monsieur und entschuldigen Sie.“ Besser nachgeben anstatt darauf zu beharren, dass es nicht so gemeint ist. Da er nickt, findet er es soweit in Ordnung und ich bin froh, dass nicht mehr hinterhergekommen ist. Zudem hat es mich gewundert, dass keiner der Verlierer rasend wurde und akumatisiert war. Entweder war derjenige, der die schwarzen Schmetterlinge aussendet heute krank oder anderweitig beschäftigt. Alle Abenteuer brauche ich keineswegs erleben und bin froh, dass es soweit ruhig war. Der darauffolgende Tag wird sicher kein Zuckerschlecken sein. Wie ich meine Vermutung gestern bezüglich dieses Tages verachte, kann sich niemand vorstellen. Chancen auf den Sieg haben wir durchgehend, aber der Weg dahin ist mit Spinnern gepflastert. Vorurteile gibt es, keinen Zweifel und gegenüber meiner Wenigkeit gibt es hundertprozentig welche, aber ich kann mir unsere Gegner sonst nicht erklären. Spinner passt zu ihnen am besten. Wer kleidet sich denn bitte als sein Lieblingsmonster und benimmt sich die ganze Zeit so, als wären seine Tabletten abgesetzt worden? Cosplay verstehe ich, jedoch sind mir unsere Gegner zur Zeit sehr suspekt. Geifer aus dem Mund, als wäre man der begehrte Preis oder schlimmer noch – das nächste Fressen. Findet bitte jemand eine Regel gegen solches Benehmen? Sieg für Sieg heimsen wir uns ein und bisher scheinen wir es richtig zu machen, da wir uns dem Endduell nähern. Nur noch vier Tag-Teams sind vorhanden. Allerdings wird das Halbfinale für uns gestoppt, da das Finale der Einzelduellanten stattfindet. Gut so, denn ich muss dringend mal auf Toilette und in dieser riesigen Halle dauert es sicherlich, bis ich kann, ohne gesehen zu werden, weil ich ja eine spezielle Rolle noch an den Tag legen muss. Überraschend wenig sind da, denn die wollen nichts von dem Finale verpassen, wie mir scheint. Somit kann ich auf Toilette und mich noch ein bisschen frisch machen. Wieder bei Adrien scheine ich die Siegerehrung verpasst zu haben, denn ich sehe niemanden mit Pokal. Eine Erklärung erfolgt, dass der Einzelduellant, der gesiegt hat, sich nun aus den anderen Teilnehmern jemanden rauspicken darf, gegen den er antritt. Soll das ein Witz, eine Farce oder eine Ehre sein? Nummer Zwei liegt bei mir ganz weit an der Spitze. Viele melden sich sogar freiwillig, aber ich möchte nicht, denn ich habe mich auf ein Tag-Duell eingestellt und das soll auch schön bleiben. Manchmal hasse ich das Schicksal schon, denn er wählt genau mich aus. Die Krönung ist noch, dass ich sonst nicht mehr teilnehmen kann und diesem Druck muss ich mich beugen. Genervt stampfe ich auf den Boden auf und will Luft machen, als Adrien mich zwingt ihn anzusehen, sodass ich mich beruhige. Recht hat er zwar, aber mir gefällt es nicht, dass ich gezwungen werde, ein Einzelduell zu machen. Dafür brauche ich noch Zeit, da ich ein neues Deck gestalten muss, welches auf niemanden aufbaut. Noch mehr Zeit geht flöten, nur weil der Kerl sich mich ausgepickt hat. Der sitzt schon auf dem Stuhl und wartet lässig, dass ich mich ihm gegenüber hinsetze. Fertig mit dem neuen Deck nehme ich meinen Platz ein und wir mischen das Deck unseres Gegners durch. Vlad, der rumänische Gewinner ohne Nachnamen, wirkt siegesgewiss auf mich. Er beugt sich nach dem Mischen vor und spricht auf Englisch, dass er das Duell interessanter gestalten will. Wenn er gewinnt, wovon er tierisch sicher ist, dann darf er mir in den Hals beißen und mein Blut trinken. Oh Kami, der ist ein Verrückter in sehr hohem Maße. Aber diesem das schmierige Grinsen aus dem Gesicht zu wischen, würde mir eine riesige Freude bereiten. Sollte ich gewinnen, habe ich irgendwas bei ihm gut, was ich noch nicht genau benennen kann. Diesen Deal gehen wir beide ein und ziehen unsere Starthand. Meine Wenigkeit darf sogar anfangen und ich muss eine Verteidigung haben, bevor er richtig zuschlagen kann. Seine Duelle habe ich ja nicht verfolgt und bin ratlos, aber mit hoher Verteidigung kann nie etwas passieren, wie ich finde. Leider doch, denn er schafft es tatsächlich in seiner Runde einen Vampirlord auf das Feld zu bekommen und hat es hingekriegt, dass mein Monster in den Angriffsmodus gedreht wird, sodass sich der Effekt bezahlt macht und ich eine meiner Monsterkarten auf den Friedhof legen muss. Immerhin kann ich mein Deck mischen und vielleicht eine Wende erzeugen. „Ich ziehe, Vlad! Topf der Gier erlaubt es mir zwei weitere Karten zu ziehen. Pokal der Asse braucht einen Münzwurf, um zu entscheiden, wer von uns zwei Karten zieht und… ich bin es. In Angriffsposition rufe ich Schweigsamer Magier Level 4 aufs Feld. Zusätzlich aktiviere ich Aufgestiegen! von meiner Hand und kann somit von meinem Deck aus Schweigsamer Magier Level 8 spezialbeschwören. Noch bin ich nicht fertig, denn ich kann den Ritualzauber Shinatos Arche spielen, um Shinato, König einer höheren Ebene herbeizurufen. Zudem verbanne ich Magier des schwarzen Chaos sowie Schweigsamer Magier Level 4 um Schwarz Glänzender Soldat – Gesandter des Anfangs zu rufen. Da du vergessen hast, mehr in deine Verteidigung zu investieren, habe ich wohl dieses Duell gewonnen – Schwarz Glänzender Soldat – Gesandter des Anfangs greift deinen Vampirlord an und kann danach dich direkt angreifen, womit schon 4.000 Schadenspunkte weg sind. Die 6.800 zusätzlichen Schadenspunkte von Schweigsamer Magier Level 8 und Shinato, König einer höheren Ebene machen deutlich, dass Schluss ist. Darf ich nun wieder zu meinem Partner? Immerhin habe ich mit ihm gemeinsam Decks konzipiert und diese Einzelduelle finde ich weniger berauschend.“ Glück spielte vorhin eine sehr große Rolle, das steht fest. Vlad wirkt verstört, dass ich ihn so schnell plattgemacht habe und dies mit Pauken und Trompeten. Wer mich gegen meinen Willen zwingt irgendwas zu machen – und nicht zur Familie gehört – der muss mit hohem Gegenfeuer rechnen. „Gebt ihm schon den Pokal und Titel – ich möchte mit Adrien versuchen zu gewinnen und wenn nicht, dann hatten wir unseren Spaß.“ Dass ich am liebsten weg möchte, sollte ich nicht sagen, denn diese Stimmung ist irgendwie merkwürdig, da die anderen wohl nicht mit einem Sieg meinerseits gerechnet haben, weil ich vorhin erst das Deck zusammengebastelt habe. Hauptsache jetzt ist Ruhe und wir können die Weltmeisterschaft hinter uns lassen. Trotz der Siegerehrung und dem Titel wirkt er keineswegs mehr von sich eingenommen. „Du hast ihn entmannt, Shirado. Bitte mache das nie bei mir.“ „Ich bitte dich, Adrien, ich hatte Glück mit dem Umstand und fertig ist. Es war nur ein Showduell, denn er hatte den Titel sowieso schon.“ „Ja, das stimmt, aber deine Kombination war unbeschreiblich. Es kam einem vor, als wärst du mit taktischem Kalkül an die Sache herangegangen und hast gewusst, was er machen würde, bevor er es erahnt hatte.“ Augenrollend schüttle ich meinen Kopf und merke, dass diese Kombination keine gute Idee war. Wie kommt er auf diese absurde Annahme, dass ich vorhergesehen habe, was er macht? Kein einziges Duell von Vlad habe ich verfolgt. Zudem muss ich noch von dem kuriosen Deal erzählen und schon ist der Blonde anderer Meinung – berechenbarer geht es keineswegs. Seine Sorge um meine Sicherheit ehrt ihn, aber er darf nicht vergessen, dass er ein eigenes Leben hat – auch wenn wir beide uns gut verstehen und viel gemeinsam machen. Halbfinale bei den Tag-Teams – wir gewinnen haushoch, aber dies Dank meinem Partner, der seine Chance genutzt hat, weil die Gegner von uns sich nur auf mich konzentriert haben – solche Idioten. Ihre Angst zu verlieren hat ihre Gedanken beherrscht und somit alles ruiniert, obwohl sie hätten gewinnen können. Natürlich treffen wir im Finale auf Vater und Monsieur Agreste, die den derzeitigen Rekord von nur einem einzigen Zug halten. Ob wir ebenfalls in einem Zug vernichtet werden, steht noch aus. Keine Seite gönnt der anderen irgendwas und wir haben es geschafft, nach zwölf Runden immer noch keinen einzigen Lebenspunkt verloren zu haben. Langsam wird das Duell zu kompliziert, denn man muss bei den beiden auf wirklich alles gefasst sein. Unsere Felder sind blank, bis auf einige verdeckte Karten in der Zauber- & Fallenkartenzone. Monsieur Agreste ist an der Reihe und beschwört tatsächlich Ultimativer weißer Drache mit Polymerisation aufs Feld um seinen Sohn anzugreifen. Unsere Fallenkombination wird durch Fallenfalle ausgeschaltet, aber wir haben es uns gedacht und lassen nun den Schaden auf uns zukommen, um mit der Fallenkarte Die Goldenen Äpfel den Schaden als Lebenspunkte zurückzuerhalten sowie eine Spielmarke zu beschwören, welche den Wert des Schadens als Basiswerte bekommt. Adrien ist am Zug und ruft ein schwächeres Monster auf das Feld, doch darum geht es im Moment nicht, denn er will Die Atmosphäre rufen. Spielmarke plus Monster plus Monster aus dem Friedhof verbannen, um sie zu beschwören. Durch den Effekt rüstet sich die Karte mit einem Monster des Gegners aus und wir haben somit 5.500 im Angriff, den er sofort ausführt. Allerdings kommt nun Vater dran und der ist für zu viele Überraschungen gut. Sogar auf Glück setzt er, indem er den Zeitzauberer spielt und dessen Effekt nutzt – kurzerhand ist unser Monster auf dem Friedhof gelandet und er greift an. Okay, Shirado, mal schauen, was du zu ziehen bekommst. Topf der Gier lässt sich gut spielen und durch zweimal Pokal der Asse zu meinen Gunsten, habe ich einige Karten mehr auf der Hand. Durch Doppelbeschwörung, kann ich zwei Normalbeschwörungen durchführen. Diese wende ich an und habe Herbeigerufener Totenkopf nun auf dem Feld, der Zeitzauberer vernichtet. Eng wird es für die beiden älteren Herren schon. Mehr geht im Moment nicht und Monsieur Agreste ist am Zug. Zu unserer Verblüffung spielt er ebenfalls Topf der Gier und zweimal Pokal der Asse zu seinen Gunsten, sodass er eine gute Hand zu haben scheint. Wiedergeburt lässt ihn den Drachen zurückholen und er nutzt noch eine Polymerisation um Blauer Meteordrache zu beschwören. Mit Gedankenkontrolle übernimmt er unser Monster um freie Bahn zu haben, sodass wir schutzlos dem geballten Angriff ausgeliefert sind – obwohl wir genau 7.000 Punkte auseinanderliegen. Keine Verzögerung von ihm kommt und er greift an, doch Adrien lächelt nur und spielt unseren letzten Trumpf aus, sodass diese Fallenkarte ein Unentschieden bringt, da alle Lebenspunkte auf Null gesetzt werden. Spannend war es und die beiden sind überrascht, dass wir solch eine Karte beigemischt haben, um gegen sie zu bestehen. Jedoch kann es nur ein Tag-Team geben, welches den Titel trägt – und zum Glück kein weiteres Duell bestimmt, da wir sehr lange gebraucht haben – und Adrien sowie ich waren von Anfang an dafür, dass wir es keineswegs möchten, sodass wir unseren Vätern – zumindest meinem – eine große Freude machen können. Müde und geschafft lehne ich mich an meinen Partner und würde gerne schlafen. Lange muss ich nicht warten, denn nach der Siegerehrung wird alles beendet und wir können nach Hause gehen. Auf das Bett von mir habe ich mich riesig gefreut und dennoch spukt mir Vlad im Kopf herum. Vielleicht sehe ich ihn noch, um ein weiteres Duell zu spielen, wenn er denn möchte – einen Gefallen schuldet er mir ja. Ohne einen Deal und Druck macht es sogar mir Spaß und mit einem guten Freund gleich doppelt so viel. Kapitel 7: Monster außer Rand und Band (II) ------------------------------------------- Monster außer Rand und Band (II) Gleich nach dem morgendlichen Ablauf, will ich losstürmen und Vlad finden, denn Adrien hatte schon Recht damit, dass ich diesen vorgeführt habe – auch wenn mein Zug totales Glück war. Wer kann denn schon damit rechnen, dass die Hand nach einem Zug so mächtig ist? Hätte ich das Deck nicht mischen dürfen, wäre dies vielleicht gar nicht passiert. Jedoch ist diese Art der Duelle mit einem Haufen Glück versehen – da kann man nicht auf alle Karten eine Antwort parat haben oder wissen, was direkt kommen wird. Eine Sache habe ich jedoch in meinem Plan, Vlad zu finden, vergessen – die Schule geht heute weiter wie sonst auch. Darum gehe ich zurück in mein Zimmer und packe die überteuerte Umhängetasche um, sodass ich meine Schulsachen dabei habe und zur Schule gefahren werde. Nach den anstrengenden Tagen wäre ich lieber freizeittechnisch unterwegs, aber Unterricht ist wichtig, weswegen ich es hinnehme. Zudem kann ich endlich Nathaniel ausquetschen, wie denn die Präsentation von ihm verlief. Kaum komme ich an, ist Alya schon kräftig dabei und ich kann mir das Kichern keineswegs verkneifen, ehe ich mitmache, nachdem ich beide gegrüßt habe. Wir erfahren, dass es sehr gut gelaufen ist und dass Marinette bei der Vorstellung eine gute Figur abgegeben hat. Die Nachricht, dass er gewonnen hat, lässt uns ihn umarmen vor Freude. Leider kommt eine weniger erfreuliche Nachricht – er hat bis morgen Zeit sich zu entscheiden, ob er als Designer bei der Firma arbeiten will oder nicht. Ohne Schulabschluss schon arbeiten? Seine Karten müssen extrem beeindruckend gewesen sein. Diese bekommen wir ebenfalls zu sehen und sind gerührt, denn wir sind abgebildet und als stärkere Versionen sind Ladybug sowie Cat Noir dabei. Zehn Karten musste er gestalten und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Nun erfahre ich auch, wer von ihm beeindruckt war und ich ahne schon, weshalb er ohne Schulabschluss arbeiten kann. Kurzerhand nehme ich mein Handy heraus und wähle die Telefonnummer, die ich sonst nur viermal im Jahr eintippen soll, da er zu viel zu tun hat. „Hier spricht der Manager von Maximillion Pegasus. Wer stört?“ „Wie nett diese Begrüßung ist. Sind Sie neu? Hier spricht Shirado Fleur – ich würde gerne Opa Max sprechen.“ „Opa Max? Miss, Sie haben sich wohl verwählt. Bitte rufen Sie nie wieder diese Nummer an.“ „Und Sie sind gleich Ihren Job los, sobald ich Opa Max davon berichte – jetzt geben Sie ihn mir endlich!“ „Diese Stimme kenne ich doch. Mein Enkel ruft an. Geben Sie schon her.“ „Aber Sir…“ „Shirado hat oberste Priorität, auch wenn er mich nur viermal im Jahr anrufen darf. Kusch, kusch, jetzt ist das ein Privatgespräch.“ „Wie Sie wünschen, Sir.“ Endlich kann ich ihn sehen und lächle glücklich. Er strahlt jedes Mal pure Freude aus und wirkt jünger, als sein Alter vermuten lässt. „Was verschafft mir die Ehre deines Anrufs, mein Augenstern?“ „Dreimal darfst du raten, Opa.“ „Hmmm…., okay, dein Vater hat die Weltmeisterschaft gewonnen?“ „Ja, das schon, aber darum rufe ich nicht an.“ „Mal sehen, dann kann es ja nur sein, dass ich dich auf einem Kartenentwurf gesehen habe und du den Künstler kennst, der meisterlich gearbeitet hat.“ „Korrekt, Opa Max. Nathaniel ist ein Freund von mir und geht mit mir in dieselbe Klasse. Von ihm weiß ich, dass du mal wieder mit der Tür ins Haus gefallen bist.“ „Aha! Augenstern hat wieder mal richtig kombiniert. Du rufst also an, weil du der Meinung bist, dass es zu früh ist.“ „Verpasse dir selber eine Kopfnuss, Opa – es ist definitiv zu früh! Du hast mit deinem sofortigen Jobangebot ihn in ein Dilemma gebracht.“ „Inwiefern denn?“ Jetzt muss ich auch noch meine Stimme senken, weil es nicht jeder hören muss. „Marinette, die mit ihm dabei war, ist seine große Liebe und du willst die beiden trennen. Schulabschluss hin oder her – den kann man nachmachen – aber sie trifft er dann nicht mehr und sie nähern sich gerade erst an. Außerdem ist sein Leben hier in Paris.“ Nachdenklich sieht er zumindest aus. Die Sache mit Oma trägt auch einen großen Teil dazu bei, dass er Liebe ungern zerstört, zumal ich seiner Tochter ähnlich sehe und er nur wegen mir den Nachnamen Pegasus angenommen hat – womit ich ihn als allererstes bezeichnet habe, bei unserem ersten Treffen. Familie – die gibt es nur einmal auf der Welt. „Was schlägst du vor, Augenstern?“ „Ihn extern arbeiten lassen, bis er genügend Zeit hat, um vollständig von dir eingenommen zu werden. Dabei betone ich haargenau extern, denn er bleibt hier, bis es sich erübrigt hat, wie es mit den beiden läuft. Außerdem hilft er mir ebenfalls aus und zeichnet einen Comic.“ „Einen Comic?! Du hast mich überzeugt, Augenstern. Hast du ihn gerade bei dir?“ „Selbstverständlich.“ Somit drehe ich mein Handy so, dass er die anderen beiden sehen kann. Alya nimmt mal wieder alles auf – typisch. „Monsieur Kurtzberg, ich bin mit meinem Enkel übereingekommen, dass Sie alle Zeit der Welt haben, um unter den Vollzeitvertrag zu kommen. Leben Sie erstmal Ihre Liebe und Schulzeit, bevor es in das harte Arbeitsleben geht. Seien Sie sich bewusst, dass ich von Ihnen viel erwarte, wenn es soweit sein sollte, denn Ihr Talent zu verschwenden wäre fatal. Außerdem können Sie mir Ihre Entwürfe gerne schicken, sobald der Spezialvertrag fertig ist. Einer pro Monat reicht vollkommen aus. Und zeichnen Sie schön weiter Ihren Comic – ich liebe Comics! Alles Weitere wird mein Manager mit Ihnen abklären. Auf ein baldiges Wiedersehen. Und Augenstern – ich brauche dich bald mal wieder als meine Muse.“ „Geht klar, Opa Max. Wir sehen uns an Weihnachten!“ „Auf alle Fälle.“ Damit wäre diese Krise abgeschwächt und wir müssen uns keine weiteren Gedanken darum machen, dass wir als Freunde getrennt werden. „Dass du mit dem Erschaffer von diesem Kartenspiel verwandt bist, wusste ich gar nicht, Shirado:“ „Da ich ihn nur viermal im Jahr anrufen darf, weil seine Arbeit ihn enorm einnimmt, haben wir halt eine merkwürdige Beziehung zueinander, aber sobald er bei mir ist, bin ich seine Prinzessin. Diese Zeit ist immer schön mit ihm. Allerdings gilt hier, dass ihr mir versprechen müsst, niemanden dies zu sagen oder dieses Video online zu stellen – viele sind hinter seinem Vermögen her und wie Vater würde er ebenfalls eine Menge löhnen.“ „Oh, ähm, ich versuche es zu löschen.“ Seufzend schüttle ich meinen Kopf. Enthüllungen und voreilige Schlüsse – Alya geht in ihrem Hobby regelrecht auf. Nur hat sie jetzt eine panische Reaktion auf das, was ich gesagt habe. Keine Sorge sollte sie schon haben, denn bis auf eine höhere Sicherheit für mich und weniger Freizeit, sollte es für sie nur eine Ermahnung geben. Jedenfalls fragt mich Nathaniel aus, wie ich mit einem so hochgeschätzten Firmenboss ganz normal umgehen kann. Familie ist Familie – egal welchen Rang oder Titel ein Einzelner besitzt – man siezt doch niemanden oder preist ihn an. Sollte es so eine geben, würde ich die eher zum Psychologen schicken. Unsere restlichen Freunde versammeln sich, bis auf Marinette, die erst in der zweiten Stunde hereinkommt. Anscheinend kennt Madame Bustier dies schon von ihr, da sie stumpf weitermacht, obwohl ihre Schülerin an sich ermahnt werden müsste. Wundern sollte ich mich keineswegs mehr. Irgendwas scheint zudem in der Luft zu liegen, denn sie und Adrien wirken recht nervös auf mich. Mein Blick gleitet durch eines der Fenster und ich muss wohl noch Träumen, denn ich habe den Vampirlord gesehen. Bei dem zweiten Blick ist er nicht mehr da. Vlad spukt mir zu sehr im Kopf herum, sodass ich wohl schon an das eine Monster denken muss, welches ich von ihm kenne. Es passt zudem, dass wir die Geschichte vom sogenannten Vampirismus durchnehmen und sogar noch Rituale heute aktiv benutzt werden. Irgendwie finde ich dies gruselig. Wer will denn bitte Blutsauger bei sich haben, die einem das Leben aushauchen? Daran auch noch gefallen zu finden – ehrlich mal, die Leute, die das machen, sind keineswegs mehr richtig im Kopf. Zeugenberichte waren zu dem Zeitpunkt wohl eher eine Annahme, anstatt die Wahrheit oder die Leute wollten sich beachtet fühlen. Zwar war es damals schrecklich, aber große Lügen zu verbreiten und dann auch noch einen Ruf zu beschädigen, finde ich keineswegs schön. Einen Vorteil habe ich schon mal – denn ich werde Vlad noch finden und ihn dazu befragen können. Leicht wird es nicht werden, aber der Versuch macht klug und wozu hat man gesunde Beine? Würde er allerdings nicht gefunden werden wollen, wäre das schon schwieriger. Im Flugzeug Richtung Rumänien zu sitzen wäre seine beste Fluchtoption. Argh, ich werde noch wahnsinnig nur weil ich ihn finden will. „Shirado, würdest du uns bitte diesen Satz übersetzen?“ Ups, ich habe nicht aufgepasst, aber der ist so einfach, dass ich ihn ohne Schwierigkeiten aufsage sowie noch die Betonung ändere, als ich diesen wiederhole, damit er eine andere Bedeutung erhält. Heimatsprache rockt! Während der Pause sehen wir uns den Eiffelturm an und ich frage, wieso ein solch rostiges Bauwerk überhaupt zu einem Wahrzeichen werden konnte sowie ein Symbol der Liebe. Würde man den Riesen neu anstreichen, sähe er viel besser aus und keineswegs baufällig. Na ja, ich muss diesen ja nicht unbedingt betreten oder Paris hat seinen ganz eigenen Stil in Sachen Sicherheit, den ich niemals überprüfen möchte. Wie dem auch sei, ich bekomme unterschiedliche Antworten zu hören und muss lachen deswegen, weil diejenigen, die in dieser Stadt leben wohl selber nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen. Nino, Nathaniel und Adrien stecken sich ihre Köpfe zusammen, was wir anderen drei einfach damit abtun, dass es eben Jungen sind. Wir hingegen sehen uns die neusten Designs von Marinette an. Bei einem Bild schnappe ich mir einfach ihren Block und wundere mich, dass sie das Kleid meiner Oma gezeichnet hat, obwohl es an sich recht unbekannt sein sollte. Nur Opa Max hat ein Portrait von ihr in seinem Zimmer mit diesem Kleid hängen. „Woher kennst du das Unikat von meiner verstorbenen Oma, Marinette?“ „Bei dem Wettbewerb um das beste Kartendesign gab es mehrere Pausen und Monsieur Pegasus hatte ein Medaillon bei sich, welches er häufig geöffnet hat. Bis auf die Brustpartie konnte ich nichts erkennen und da haben sich meine Gedanken halt überschlagen. War das falsch?“ „Nein, ich finde es sogar wundervoll. Könntest du mir dieses Kleid zuerst schneidern? Schreibe alles einfach auf meinen Namen an. Ricardo wird dann während ich in der Schule bin alles bezahlen gehen.“ „Äh, klar, Shirado.“ „Vielen Dank, Marinette!“ Ich werfe mich an sie und umarme sie kräftig, denn sie würde mir ein Kleidungsstück machen, welches von meiner Familie getragen wurde. Darauf freue ich mich wirklich – egal wie lange es dauern wird, bis sie fertig ist. Nach dem Schultag sage ich Felix, dass er nur in Bereitschaft sein muss, weil ich mit Ricardo die Stadt unsicher mache wegen Vlad. Erpicht sind beide nicht davon, weil wohl in den Nachrichten war, dass in der Nacht Fledermäuse zuhauf gesichtet wurden und es hier zu Unruhen gekommen sein soll. Dies betrifft uns doch nicht, wenn wir am Tag herumlaufen – ernsthaft, wie eingeschränkt denken die beiden denn gerade? Kurzerhand gehe ich vor und mein Beschützer muss hinterher. Man möchte nur eine einzige Person finden und nur wegen ein paar Fledermäusen in der Nacht machen die sich in die Hose. Das Hotel vom Bürgermeister nehme ich erst gar nicht, denn dieses ist purer Luxus, weshalb ich eher Pensionen oder buchbare Hotels aufsuche. Mit Vornamen alleine checkt man ja nicht ein, weswegen es schwierig ist, überhaupt zu erfahren, wo er sein könnte, zumal die Hotels an sich unter Schweigepflicht stehen. Zu meinem Glück hat Ricardo die glorreiche Idee einfach nach dem Gewinner der Yu-Gi-Oh!-Weltmeisterschaft im Einzelduell zu fragen. Dies geht schneller, aber bei der Masse an Hotels brauchen wir wohl mehr als einen Tag, um eine richtige Spur zu finden. Zumal ich dazu verdonnert werde, dass ich um sechs Uhr am Abend daheim sein soll, wegen der albernen Angst der Männer. Auch der nächste Tag bringt nichts ein und mir kommt es so vor, als würde ich sprichwörtlich die Stecknadel im Heuhaufen suchen. Motivation sinkt und sinkt mit der Energie pro Tag dazu – das Ergebnis ist bisher rein gar nichts. Am dritten Tag meiner Suche bekomme ich im Radio Nachrichten zu hören, während wir in einen anderen Stadtteil fahren, um dort die Suche auszuweiten, da die CDs von den beiden unter Verschluss gehalten werden, bis die Situation sich gebessert hat. Letzte Nacht wurden drei junge Menschen im Alter von 20 Jahren blutleer aufgefunden und sind seitdem im Krankenhaus. Die Ärzte kennen den genauen Grund nicht, aber sie leben dennoch. Blutkonserven verschaffen diesen Menschen die nötigen Überlebenschancen und die Bisswunden am Hals geben Rätsel auf. Bisswunden? Was verursacht denn durch Bisswunden komplette Blutleere? Ohne länger darüber nachzudenken macht Felix eine Kehrtwende und fährt zum Penthaus, was ich so keineswegs haben wollte. Wie soll ich denn bitte Vlad finden, wenn die mich nachher nicht aus dem Gebäude lassen? Ihre Panikmache finde ich ehrlich übertrieben. Kurzerhand werde ich sogar in mein Zimmer getragen, damit ich ja nicht abhauen kann. Genervt stöhne ich und lasse mich auf mein Bett fallen. Müssen beide völlig am Rad drehen oder haben sie irgendwas schon gesehen, was mir bisher verborgen geblieben ist? Ich sehe aus dem Fenster und meine erneut den Vampirlord zu sehen. Okay, ich werde langsam wirklich verrückt. Klingelnd meldet sich mein Handy und ich kann sehen, dass es Adrien ist. „Was ist los, Adrien?“ „Dir geht es also gut. Vorhin wurde eine Limousine regelrecht aufgebrochen und dass während der Fahrt. Die Insassen wurden ins Krankenhaus gebracht, da sie blutleer waren. Da aber keine genauen Angaben erfolgt sind, dachte ich erst an dich.“ „Deine Sorge um mich in Ehren, mein Lieber, jedoch wurde ich vor genau zehn Minuten in mein Zimmer gesperrt, nachdem Felix sowie Ricardo rasant angeordnet haben, eine Wende mitten im Verkehr zu machen. Anscheinend war ihre Vorahnung sogar begründet, aber es heißt ja nicht, dass das Wesen hinter mir her sein muss.“ „Leider doch, Shirado, denn es wurden zerstückelte Yu-Gi-Oh!-Karten zurückgelassen, die genau deinen Namen ergeben. Darum bin ich froh, dass es dir gut geht. Verlasse bitte nicht dein Zuhause, okay?“ Muss er einen auf besorgten Jungen mit Dackelblick machen? Dieser Tag wird ja immer besser. „Na gut, aber ich habe etwas gut bei dir, denn du weißt, wie ich es nicht ausstehen kann, wenn ich nichts mache und ich wollte Vlad finden.“ „Schon klar und ich lasse mir irgendwas einfallen. Glaubst du denn, dass die Medien Recht damit haben, dass es sich um Vampire handelt?“ „Sollte dem so sein, dann spinnen die extrem oder aber Ladybug sowie Cat Noir haben einen neuen Gegner. Was ich allerdings mit der Sache zu tun habe, ist mir schleierhaft. Passe du jedoch auch auf dich auf, Adrien.“ „Mache ich. Wir sehen uns morgen in der Schule. Bis dann.“ „Bis morgen.“ Wunderbar, ich habe nun mein Wort darauf gegeben, dass ich hierbleibe und an Versprechungen halte ich mich – blöde Moral. Besser ist es allerdings, wenn man diese besitzt. Hausaufgaben sind erstmal angesagt und dann schaue ich, was der Tag mir noch bringen kann. Gegen späten Abend bin ich ausgelaugt, weil ich unbedingt mein Pensum erhöhen wollte – was schiefgelaufen ist. Wieso bin ich auch nur so stur und will es ohne ihn schaffen zu lernen? Mit ihm geht es einfach sehr viel besser und bringt mir auch was, weshalb ich einsehen sollte, dass es alleine nicht funktioniert, aber nein, mein Dickkopf will sich durchsetzen. Nino ruft mich an – was mich sehr wundert – und ich habe Alya auf der anderen Leitung, wie sie mit ihrem Handy filmt. „Wo bist du denn Shirado? Ladybug und Cat Noir kämpfen gerade gegen die Vampirlady aus dem Yu-Gi-Oh!-Kartenspiel und das in der Nähe von deinem Zuhause!“ „Genau dort bin ich gerade und darf es nicht verlassen.“ „Ernsthaft jetzt? Dann machen wir es anders – Nino, halte dein Handy so, dass Shirado den Kampf mitverfolgen kann.“ „Bist du dir sich… autsch! Ist ja gut.“ Diese zwei sind auch recht merkwürdig, wenn sie zusammen unterwegs sind. Jedenfalls sieht die Person wirklich wie die Vampirlady aus. Sie kämpft verbissen und will anscheinend beide ermüden, was sie kein Stück schafft und gegen ein Auto knallt. Beide wähnen sich in Sicherheit, aber dunkle Blitze schießen von einer Seite auf sie zu und sie werden weggeschleudert. Der Verursacher ist der Vampirzauberer. Gegen diesen kämpfen sie nun und schaffen es ihn zu entwaffnen, sodass er keinen Angriff mehr ausüben kann. Lange währt dieser Sieg nicht, denn jetzt taucht auch noch Vampirgraf auf. Weswegen kommen nur Vampire? Langsam werden sie müde. Sorgen kommen in mir auf und diese werden beseitigt, als Cat Noir es schafft die Zähne vom Grafen an seinem Kampfstab zerbrechen zu lassen. Dadurch zerfällt er zu Staub, welcher sich wirklich in eine Karte verwandelt, die von einer Fledermaus mitgenommen wird. Wurden die anderen beiden Monster auch mitgenommen? Völlig am Ende freuen sich beide über den Sieg. Verdient haben sie ihn. „Nicht übel, muss ich gestehen, aber gegen mich hätten sie keine Chance gehabt.“ Kreischend erschrecke ich mich, als eine samtene Stimme mir diese Worte verführerisch in ein Ohr sagt. „Hey, Shirado, was ist los?“ Antworten kann ich nicht mal, denn mein Handy wird mit einer Hand zerquetscht. Vor mir schwebt der Vampirlord, der siegesgewiss lächelt, als wäre er der König der Welt. Wie ist der denn hineingekommen? An sich habe ich vorhin alles zugemacht, es sei denn, er war schon vorher hier drinnen. Wie konnte ich ihn nicht bemerken? „Vampirlord…“ „Korrekt, Beute.“ Verbeugend schwebt er auf mich zu und ich will weiter von ihm weg, werde allerdings gestoppt. Hinter mir steht der Schattenvampir, damit meine Fluchtmöglichkeiten eingeschränkt sind. Toll, ich finde diese Situation wunderbar, als könnten mich hundert Wolken umarmen. Träume ich wieder oder habe ich mir den Kopf gestoßen? „Ruhig, ruhig, Beute, wir dürfen dich leider nicht aussaugen, auch wenn du recht köstlich duftest – besonders deine Angst.“ Kann einem bei solchen Worten schlecht werden? In meinem Fall wohl schon. Gerade wäre ich am liebsten weit weg von hier. „Ducken, Shirado!“ Wer auch immer das gesagt hat, ich mache es automatisch, ohne nachzudenken und werde von irgendwem mitgenommen. Es dauert, bis ich soweit bin, aber es sind Ricardo und Felix, die wohl durch meinen Schrei aufmerksam geworden sind. „Genau deswegen wollten wir dich an einem Ort haben, damit wir dich schneller befreien können. Wer die auch immer sind, sie wollen dich.“ „Das sind die Monster aus dem Spiel von Opa Max! Keine Ahnung wieso sie lebendig geworden sind, aber von einem habe ich den Atem in die Nase bekommen – eklig!“ Von dem haben beide sicherlich von Vater gehört, denn sie staunen darüber nur minimal – eher wegen dem Umstand, dass Monsterkarten plötzlich lebendig durch Paris ziehen. Angekommen im Foyer des Gebäudes werde ich angetrieben rauszulaufen, während mein Beschützer alles absichert und mein Chauffeur mich an die Hand nimmt. Draußen schaffen wir es gerade mal auf die Straße, da taucht ein Vampirbaby auf und will uns angreifen. Ein Fausthieb von Ricardo und das Monster fliegt gegen die nächste Hauswand, um dort wieder eine Karte zu werden. Alleine ist das Vieh nicht gekommen, denn ein Blutsauger stürzt sich auf meinen Bodyguard, der gerade noch ausweichen kann, seinen Schocker zieht und die Ladung loslässt, sodass dieses Monster ebenfalls eine Karte wird. Plötzlich bebt die Erde heftig, sodass wir unser Gleichgewicht verlieren und hinfallen. Schlimmer geht es immer ist wohl die Devise der Vampire. Paris wird schaurig finster, während ein blutroter Mond über einem wachsenden Schloss scheint, bis es aufhört und damit wohl den Machtanspruch festsetzt. Vampir-Königreich nennt sich dieser Spielfeldzauber und definitiv haben wir gar nichts mehr zum Spaßen. „Wohlan – möge die Jagd nun beginnen. Ihr habt drei Minuten, bevor ich ernst mache.“ Wie kommt der Vampirlord vor uns hin? Der war doch…, ach was denke ich denn da – er ist ein Vampir! Meine beiden Begleiter lassen keine Zeit verstreichen und zerren mich mit sich. Jede Gasse, die wir passieren, enthält ein anderes Monster, während Vampirdrache sich um den Schlossturm geschlungen hat. Vampirgrazie, Vampirverführerin, Fluch des Vampirs und Blutroter Rittervampir Bram führen kleine Armeen an und selbst diese sind mehrfach vorhanden. Sorgen überkommen mich, wie es Vater, Opa, meinen Freunden, den Helden, meinen Klassenkameraden und den anderen allen geht, mit denen ich einen Teil meines Lebens verbringe. Trotzen sie dieser Übermacht oder werden sie leergetrunken? Drei Minuten sind um und ich frage mich, wo er steckt. Vorhin hat er uns auch einfach überrascht, dass er es im Moment nicht macht, wundert mich. Weit sind wir schon gekommen und verstecken uns in der Nähe von Marinettes Zuhause. Hoffentlich geht es ihr gut. Bange wird mir allein davon schon, dass Vampire mich suchen. Irgendwas scheine ich zu haben, was die wollen, nur wüsste ich nicht was es sein könnte. Immerhin besitze ich recht normale Sachen – und das, was Vater mir angeschafft hat. Demnach sollte ich nichts Wertvolles für die besitzen. „Hier steckst du.“ Erschrocken drehen wir uns um und können Cat Nori sowie Ladybug erkennen, was uns ein Stück weit beruhigt. Er untersucht mich gründlich und fragt nach, ob die Vampire mir wirklich nichts angetan hätten. Weitere Handlungen seinerseits unterbinde ich, indem ich ihn umarme und verzweifelt festhalte. Angst verspüre ich regelrecht bei diesem ganzen Chaos hier und ich will nicht in die Hände dieser Monster geraten. „Ladybug und ich werden alles tun, damit du in Sicherheit bist, Shirado.“ Auf seine beruhigend ausgesprochenen Worte nicke ich und bedanke mich bei beiden. „Ach nein, wie herzerwärmend – ein Held, welcher der holden Maid Sicherheit verspricht – dazu ein nerviges Insekt in menschlicher Gestalt. Meine Geduld hat ihre Grenzen, Shirado, entweder kommst du freiwillig mit mir oder ich muss dich psychisch brechen, damit du willenlos mir gehorchen wirst.“ „Das eines meiner erschaffenen Monster mal meinem Enkel solche Worte entgegenwirft, wäre mir damals nie in den Sinn gekommen. Es gibt wohl für alle Geschehnisse ein erstes Mal.“ „Noch ein Mensch? An sich solltet ihr in unseren Kerkern sein, um uns als Nahrung zu dienen.“ „Vortrefflich ausgedrückt – an sich – natürlich sind wir es nicht alle, sonst gäbe es niemanden mehr, der euch in die Schranken weist. Toon-Pistolendrache – nutze deinen Angriff, um meinen Enkel zu schützen!“ Opa Max kommt zur Hilfe und hat auch ein Monster bei sich. Wieso kann er das denn? Verstehe ich kein Stück. Leider weicht der Vampirlord aus, was wohl der Plan war, denn Manga Ryu-Ran schlägt diesen nieder, sodass er in den Boden kracht. Erleichtert atme ich aus und will zu Opa rennen, aber der wirkt genauso angespannt wie die anderen. Stimmt etwas nicht? Vampirlord sollte wieder eine Karte sein, weswegen wir uns keine Sorgen über diesen machen brauchen. Heute scheint nicht mein Tag zu sein, denn dieser schwebt aus dem Loch im Boden empor, als wäre nichts gewesen. „Keine üble Idee, aber eine Sache hast du vergessen, Mensch – in unserem Königreich sind wir sehr viel mächtiger.“ „Als Entwickler dieses Spiels bin ich mir allen Karten bewusst, Vampirlord, weshalb ich vorausschauend plane, wie meine Angriffe funktionieren sollen. Blauäugiger Toon-Drache – jetzt!“ Oberhalb von diesem ist der Drache und haucht seinen Atem direkt gegen den Vampirlord, welcher sich auflöst und dieses Mal wirklich zu einer Karte wird, die eine Fledermaus mitnimmt. Seine Monster freuen sich und er ruft sie in ihre Karten zurück. Währenddessen bin ich auf ihn zu gerannt und werfe mich ihm an die Brust, um zu heulen. Dieses ganze Spektakel kratzt dermaßen an meinen Nerven, dass ich mir wirklich hilflos vorkomme. Beruhigend streicht er mir über den Rücken und hält mich einfach. „Augenstern – alles wird gut.“ „Wie kannst du dir da so sicher sein, Opa? Vampire haben Paris übernommen und wollen alle Menschen als Nahrungsquelle nutzen. Meine Freunde und so viele weitere sind in Gefahr. Ich weiß nicht mal ob es Vater gut geht! Niemanden kann ich erreichen, weil dieser dämliche Vampirlord mein Handy zerstört hat. Dabei will ich doch nur wissen, ob es ihnen soweit gut geht.“ „Ruhig Blut, Augenstern, solange du ein Deck hast, bist du in diesem Paris der Schatten sicher.“ Würde er mehr Klartext reden, wäre ich weiter beim Verständnis. „Wie meinen Sie das Monsieur?“ Cat Noir und Ladybug sowie Felix und Ricardo sind ebenfalls bei uns. „Dieses Paris ist eins mit dem Reich der Monster. Besonders der Teil davon, den die Vampire lieben – dem Schattenreich. Jedoch ist dies nicht weiter von Belang, denn solange man im Reich der Monster seine Lieblinge bei sich hat, kann man sich gegen diese Vampire wehren. Da vor ein paar Tagen erst die Weltmeisterschaft war, denke ich, dass einige andere ebenfalls auf diese Idee gekommen sind, einfach mal ihr Monster des Vertrauens zu rufen. Dein Vater war es, der mich darauf hingewiesen hat, dass er plötzlich den Elfenschwertkämpfer bei sich hatte und dieser mit ihm geredet hat. Schwiegersohn hin oder her – ihm wollte ich erst nicht glauben, aber ich habe es selber ausprobiert, als man mein Zimmer im Hotel angegriffen hat. Ab diesem Punkt war ich mir sicher, wo ich bin und bin auf Raten deines Vaters auf der Suche nach dir gewesen, Shirado, denn er wollte Monsieur Agreste helfen. Bei diesem haben sich einige nämlich Schutz erbeten, welchen er gestattet hat. Deswegen sollten wir uns auf den Weg dorthin machen.“ Erst redet er mit Cat Noir und dann wieder mit mir, aber dies klingt besser als sich einen Haufen Sorgen zu machen. Adrien geht es somit schon mal definitiv gut. „Soll das heißen, dass wir nichts ausrichten können?“ „Mitnichten, Mademoiselle, denn Sie und Ihr Kollege habe ich gestern in mein Kartenspiel mit aufgenommen, da Monsieur Kurtzberg ausgezeichnete Arbeit geleistet hat. Man könnte es als Vorahnung bezeichnen, aber in mir kam der Drang hoch, Sie beide schnell als Karten zu verewigen.“ Arbeit hier, Arbeit dort – lieber hätte ich ihn vor Ort. Alles kann man keineswegs haben, weswegen ich einfach froh bin, dass er in diesem Moment zu mir gekommen ist. „Vielen Dank? Jedenfalls glaube ich mich bedanken zu müssen.“ „Nicht der Rede wert, Mademoiselle. Nun sollten wir uns allerdings zügeln um kein leichtes Ziel mehr zu sein.“ „Ihr alle geht vor, während Cat Noir und ich den Weg freiräumen, sollten die Vampire angreifen.“ Keine weitere Sekunde wird verschwendet. Kurzum rennen wir sogar durch eine aufgestellte Einheit durch, schlagen somit eine Schneise, und kommen an dem Anwesen der Familie Agreste an. Zuerst werden Felix und ich von den beiden Helden über die Mauern getragen und danach Ricardo und Opa. Die Tür wird uns geöffnet und danach mehrfach verrammelt, sollte das Tor nicht ausreichen. Die zwei Helden müssen ihre Miraculous aufladen, wie sie sagen und verschwinden einfach. Ob wir sie schnell wiedersehen? Bekannte Gesichter sehe ich eher keine, aber Vater höre ich, auf den ich zustürme und mich an ihn schmeiße, da es ihm gut geht. Dem Hausbesitzer geht es ebenfalls gut und er wird von mir auch umarmt. Wenigstens diese beiden sind hier. „Mademoiselle Fleur, bitte unterlassen Sie das.“ „Niemals, Monsieur Agreste, dafür bin ich viel zu glücklich und erleichtert drüber, dass es Ihnen gut geht.“ „Willkommen in der Familie, Monsieur Agreste. Demnächst darf ich also Sie ebenfalls in meinem Schloss begrüßen, sobald das neue Jahr beginnt oder sind Sie anderweitig beschäftigt?“ Dieser weiß gar nicht, was er mir und Opa Max antworten soll und lässt es wohl einfach. „Schwiegervater, bitte bringe meinen Geschäftspartner nicht in Verlegenheit – Shirado reicht vollkommen aus.“ „Schwiegersohn ich unterstütze nur mein Fleisch und Blut, da brauchst du mich nicht zu ermahnen. Kommen wir nun zum Eingemachten – die Vampire werden nicht lange brauchen um herauszufinden, dass Shirado hier ist. Hast du dein Deck dabei?“ „Ja, da ich noch nicht die Zeit hatte es zurückzulegen.“ „Sei froh, dass du es nicht getan hast, denn wir beide werden in den Angriff gehen müssen. Es sind unzählige Vampire da draußen und sollten alle angreifen, würde kein Stein mehr auf dem anderen stehen. Dies müssen wir verhindern.“ Opa hat leicht reden, denn wie sollen er und Vater alleine gegen so viele Monster antreten können? Lange würden sie nämlich nicht durchhalten. „Dürfte ich kurz den Einwand erheben, dass ich mich ebenfalls im Besitz solcher Karten befinde? Man hat mich zwar dazu genötigt, aber anscheinend ist es keine Zeitverschwendung, sich diesem Spiel zu widmen.“ Taub bin ich definitiv nicht. Monsieur Agreste hat zugegeben, dass das Hobby von Vater keine Zeitverschwendung ist. Hätte ich niemals für möglich gehalten. Dennoch finde ich es persönlich zu gefährlich – da liefere ich mich lieber aus, um die alle hier zu sichern. „Nein, Augenstern. Man hat dir den einen Gedanken angesehen und wir werden das Kind schon schaukeln. Erst müssen sie an uns vorbei, ehe sie dich mitnehmen.“ „Vergessen Sie da uns nicht, Monsieur?“ Ladybug und Cat Noir sind wieder da. „Gewiss nicht, Monsieur Cat Noir. Sie beide hätte ich gerne als letztes Bollwerk.“ „Verstanden.“ Ernsthaft jetzt? Beide Superhelden, die an sich für Paris kämpfen, sind nun meine Beschützer, falls alle Stricke reißen? Wollen die ein Himmelfahrtskommando ausüben? „Monsieur Pegasus, Felix und ich würden gerne mitmachen. Hätten Sie noch Karten für uns?“ „Sicherlich. Um Spaß zu haben habe ich immer mehrere Decks bei mir. Wählen Sie beide ruhig je eines und behalten Sie diese – man weiß ja nie, was kommen kann.“ Fünf Männer, mit jeweils fünf Monstern, gegen eine Heerschar an Vampiren, die irgendwie nicht weniger werden. Ungleich beginnt der Kampf und vernichtend wird die Niederlage sein. Deshalb renne ich in Richtung von Adriens Zimmer und die beiden Helden bleiben dicht bei mir. Vor der Tür jedoch stoppe ich. „Verzeihe mir bitte später, dass ich einfach ohne dich in dein Zimmer eingetreten bin, Adrien, wo auch immer du gerade steckst.“ Aussprechen ist immer noch besser, als es heimlich zu machen, ohne ein Wort von sich zu geben. Nun muss ich nur noch seinen Kartenkoffer mit dem Ersatz finden, denn seine Decks sollte er natürlich behalten. Das wäre perfekt. Suchend durchwandere ich das Zimmer, aber Cat Noir scheint zu wissen, wo mein guter Freund die Karten aufbewahrt, was mich schon wundert, aber im Moment ist dies egal. Kurzerhand renne ich mit dem Koffer voller Restkarten hinunter und zu denen, die hier Schutz gesucht haben. „Wer den Mut hat, gegen diese widerlichen Monster zu kämpfen, der kommt bitte zu mir und ich werde diesen Mut mit Freunden belohnen, die der Mutige gegen sie einsetzen kann.“ Selbstverständlich traut sich erst niemand, aber ein kleiner Junge kommt näher, fragt nach, ob er seine Eltern retten könnte, was ich bejahe und er sich bereit erklärt das zu machen. Kleiner Körper, aber großer Mut. Dreimal Gebieterischer Ritter und zwei Plündernder Hauptmann sollten ihn stark genug sowie gut geschützt in den Kampf ziehen lassen. Drei permanente Zauberkarten, die nicht nur ihn unterstützen würden, sondern andere Krieger auf unserer Seite soll er ebenfalls spielen, was er sofort macht und hinausgeht, um die Monster zu rufen. Mehrere Kinder und Jugendliche trauen sich nun und die gehen mit der von mir erwähnten Strategie hinaus in den Kampf. Bald trauen sich auch einige Erwachsene und jetzt sieht die Lage wenigstens besser aus als vor einigen Minuten. Gerade will ich auch rausstürmen, um zu helfen, da packt mich Cat Noir und zieht mich an sich. „Du sollst hierbleiben, Shirado. Ladybug und ich können dich schlecht dort draußen im Getümmel beschützen.“ Eingeschnappt plustere ich meine Wangen auf und schmolle dann. Viele kämpfen gegen eine Übermacht, die mich an sich haben will und ich darf nicht mitmachen? Voll das falsche Ende der Wurst habe ich erwischt. Einfacher wäre es, wenn ich mich freiwillig im Austausch für die Sicherheit der anderen anbiete, aber dies darf ich ja nicht, weswegen wir solch eine blöde Situation haben. Ruhig bleiben und abwarten – was anderes bleibt mir keineswegs übrig. „Und was machen Helden, wenn ihre anderen Schützlinge in Gefahr geraten?“ Fluch des Vampirs ist hier, obwohl es an sich eine lückenlose Verteidigung gibt. Wie ist das möglich? Ladybug versucht aus der Ferne ihn anzugreifen, aber er weicht aus und hält eine Frau danach vor sich, während er mit seinem Mund gefährlich nahe an ihren Hals kommt. „Noch so ein Angriff und dieses niedere Geschöpf ist tot.“ Ernüchternd ist diese Niederlage schon. „Gut so und nun her mit Shirado.“ „Niemals!“ „Pah, dann halt doch ein Leben weniger – mir ist es einerlei.“ „Stopp! Ich komme zu dir, Fluch des Vampirs, wenn du sie loslässt.“ Zwar wirft er sie wie ein Stück Dreck weg, aber immerhin ist sie am Leben. Cat Noir will mich noch aufhalten, aber ich schüttle nur den Kopf, denn hier geht es anscheinend um mehr, als es sonst der Fall ist, da diese Wesen hier nicht davor scheuen zu töten. Gerade will er mich packen, da stört ein Magier des schwarzen Chaos seine Bewegung und wir beide schauen überrascht zu diesem. Wo ist der denn nun hergekommen? „Wer Mama verletzt bekommt es mit mir zu tun!“ Ein kleiner Junge hat gerade den Mut aufgefasst in solch einer schlimmen Situation ein Monster zu rufen. Irgendwie süß von diesem, so an seiner Mama zu denken. „Kleiner, wenn du nicht sofort dein Monster zurückrufst, werden hier alle Menschen sterben.“ „Sterben wirst eher du! Wer meine Frau verletzt, wird es mit diesem Monster hier aufnehmen müssen – Buster-Klingenkämpfer!“ „Tsk! Ihr wolltet es so. Schattenvampire – erscheint!“ Oh nein, jetzt haben wir ein Problem. Jedenfalls weiß ich nun, wie der hier reingekommen ist. Durch seine Handlung haben mehr sich ein Herz gefasst und Monster gerufen, sodass es hier ganz schön voll wird und ein weiteres Getümmel vorhanden ist. Unser Marienkäfer unterstützt die Monster dabei und Fluch des Vampirs muss mit Cat Noir kämpfen. An sich die beste Gelegenheit einen heroischen Akt zu vollbringen. „Der Enkel desjenigen, der Euch hat verbunden mit dieser Welt, um Freude unter die Menschen und Monster zu bringen, bittet Euch um Eure Unterstützung.“ Mir sind diese Worte einfach aus dem Mund gekommen, obwohl ich erst sagen wollte, dass ich mich opfern werde – für was auch immer. Neben mir taucht Schwarzer Magier auf, der sich verneigt und einen Schattenvampir auslöscht. Draußen bebt es kurz und ein helles Licht blendet uns alle, doch dafür nicht lange und ich kann ein Bein von Shinato, König einer höheren Ebene sehen. „Diesen Trick musst du mir unbedingt zeigen, Shirado, denn den würde ich auch gerne können.“ „Haha, sehr witzig Cat Noir.“ Lieber sage ich nicht, was ich an sich vorgehabt hätte. Trotz der Unterstützung scheint es recht ausweglos zu sein, bis einige weitere Monster erscheinen und nur noch Fluch des Vampirs übrigbleibt. Dieser wird in die Ecke gedrängt und bei seiner Vernichtung droht er uns, dass er stärker widerkehren wird. Gruselige Vorstellung. Prozentual gesehen haben wir jetzt eher eine Chance, denn alle Menschen, die hier Zuflucht gesucht haben, stehen neben Monstern. „Geben wir denen den Rest!!!“ Einer spricht wohl für alle, denn sie stürmen regelrecht nach draußen und lösen noch mehr Tumult aus. Schwarzer Magier schwebt auf mich zu und scheint sich Sorgen zu machen. „Mein damaliger Meister mag verschwunden sein, aber durch Euch ist uns Monster wieder klargeworden, wieso wir euch Menschen uns gezeigt haben – für die Freude und die Spannung am Kampf, um uns zu zügeln. Ohne Duelle in eurer Welt, würden wir uns gegenseitig bekriegen und es würden sehr viele Leben grundlos geopfert werden. Dürfte ich Euch als neuen Meister auserkoren?“ Was redet der denn so geschwollen? Zudem glaube ich kaum, dass er und ich uns nach dieser Sache je wiedersehen würden. Jedoch scheint er einfach eine Person zu brauchen, die er Meister nennen kann, weswegen ich zustimme und mein linkes Handgelenk plötzlich von einem goldenen Armreif verziert wird, der altägyptisch anmutet. Zumindest denke ich das, denn Hieroglyphen kann ich leider nicht entziffern. Bedankend verschwindet der Magier und dies in einem violetten Lichtstrahl direkt in das Armband hinein. Genauso löst sich Shinato, König einer höheren Ebene auf. Sarkastisches Klatschen ist zu hören und aus den uns gegenüberliegenden Raumecken tauchen Vampirlord und Fluch des Vampirs auf. Kurzum wollen Ladybug und Cat Noir beide ausschalten, aber ihre Miraculous melden sich wieder, was beide verärgert. Wo auch immer Opa die Karten hat, könnten wir diese spielen, würden sie sicherlich länger aushalten. Während die zwei sie aufhalten, soll ich weglaufen, was ich eher widerwillig möchte, aber in Anbetracht ihrer Bemühungen sollte ich diesen Befehl umsetzen. Da sich in der Eingangshalle Schattenvampire sammeln, die wohl von hinten attackieren wollen, laufe ich lieber hinauf, um vielleicht dort ein gutes Versteck zu finden. Bis auf das Dach komme ich keineswegs, weil ich in eine Sackgasse gerate und ich hinter mir sichere Schritte zu hören bekomme, die sicherlich nicht zu den beiden Helden gehören. Wohin soll ich bloß? Ich wähle den nächstbesten Raum und befinde mich wieder in Adriens Zimmer. Hoffentlich verzeiht er mir die doppelte Eindringung in seine Privatsphäre. Fehlt nur noch ein geeignetes Versteck, doch fragt sich nur, wo ich eines in seinem Zimmer finden soll, welches nicht offensichtlich ist. Sein Badezimmer muss herhalten, denn ich habe gesehen, dass seine Badewanne erhöht in eine Vertiefung gebettet wurde, weshalb dahinter vielleicht ein perfektes Versteck wäre, wenn ich mich so flach wie möglich mache. Probieren geht über Studieren, weswegen ich es umsetze und versuche an Cat Noir zu denken, denn Angst sollte ich keine empfinden und er hat sich nun mal als Heldenprinz in schwarzer Rüstung in mein Herz gekämpft. Die Tür wird aufgestoßen und nun heißt es zu hoffen, dass alles funktioniert. „Hast du ihn gefunden?“ „Nein. Wo steckt er bloß? Wir brauchen ihn doch für unseren Plan.“ „Entwischen kann er uns keineswegs, also sollte er in einem anderen Raum sein. Dass er das Artefakt herbeirufen konnte zeigt nur, dass er unersetzlich ist. Sein Blut würde uns gegen alles immun sowie unbesiegbar machen.“ „Wir dürfen ihm doch kein Blut absaugen – hat immerhin unser Beschwörer gesagt. Nur zu ihm bringen.“ „Was auch immer der menschliche Abschaum geplant hat – wir sind mächtiger und können sicherlich ihn dazu bringen das zu machen, was wir wollen.“ „Wenn du meinst, Vampirlord. Suchen wir lieber woanders weiter, bevor diese nervigen Kinder auftauchen.“ Somit scheint wohl klar zu sein, dass diese Vampire irgendwas vorhaben, was keine schöne Aussicht beschert. Einige Momente warte ich noch ab, bevor ich mein Versteck verlasse und leise in den Raum schleiche. Erleichtert atme ich aus, denn ich kann niemanden mehr sehen und draußen tobt weiterhin ein riesiges Chaos. Wer hat denn bloß diese Vampire auf Paris losgelassen? „Bist du also doch hier. Jetzt kannst du nicht mehr flüchten!“ Menno, ich dachte die beiden wären weggegangen. In dieser Situation bleibt wohl nur noch der Sprung ins Ungewisse. Allerdings wäre dies blöd ohne eine Absicherung zu haben. Chancenlos stehe ich nun vor den beidem männlichen Vampiren und muss aufgeben. Etwas anderes bleibt mir nicht übrig. „Werdet ihr den Angriff abbrechen, wenn ich mitkomme?“ „Verhandeln obwohl du keine Basis dazu hast? Glaubst du ernsthaft, dass wir deine lächerliche Aktion auch nur ansatzweise ernst nehmen?“ Dachte ich zumindest, ja, aber dem scheint nicht der Fall zu sein. Deren Beschwörer müsste ich also das Handwerk legen und die zwei bringen mich direkt zu diesem. Simpel und weitestgehend unkompliziert. Fest werde ich gepackt und genau in diesem Moment tauchen die beiden Helden wieder auf. Beim Versuch die zwei Vampire noch aufzuhalten rennt der Kater auf sie zu, aber wir drei sind schneller weg, als er uns erreicht. Den Ausdruck in seinen Augen werde ich nicht los. Habe ich doch den falschen Weg mit meiner Aufgabe gewählt? Gedanken kann ich mir darüber später machen, denn wir landen auf einem Balkon dieser riesigen Burg, welche erschienen ist. „Hier ist derjenige, den Sie wollten, Meister.“ „Derjenige?“ „Shirado Fleur ist halt männlich – daran ändert sich nichts.“ Ernsthaft? Zanken die sich wegen meines Geschlechts? So viel anders sehe ich nun auch nicht aus. Okay, ich will ein Kleid tragen, aber auch nur um Opa damit eine Freude zu machen. Würde das nicht jeder Enkel machen, wenn er die Chance dazu hätte? Vielleicht sehe ich Familie zu intensiv – aber viel andere Dinge habe ich, bis ich in Paris war, nicht kennengelernt. Schwierig finde ich diese ganze Freundschaftssache schon, da ich zu viel gebe, anstatt gemeinsame Aktionen mit ihnen als Freunde zu planen – auch wenn von mir einige Vorschläge waren. Ach, ich denke zu viel darüber nach, sodass ich gar nicht mitbekommen habe, dass die beiden Vampire weg sind. „Meine Schmach gegen dich zu verlieren hat sich auf wundersamer Weise verringert, weil du wie ich ein Junge bist, Shirado.“ „Wieso das denn? Alya spielt auch recht gut Yu-Gi-Oh! und gegen die hast du kein Duell gemacht, Vlad.“ „Woher du auch immer wusstest, dass ich es bin, ist nun irrelevant. Jemand hat mir die Macht gegeben die Vampire in diese Welt zu holen, damit ich nie wieder verlieren kann.“ Hätte ich ihn bloß früher gefunden – da hätte ich irgendwas ändern können. Irgendwie mag ich es nicht, dass Adrien zu oft Recht hat – es stört mich an sich nur, dass er mir bei meinen meist dummen Fehlern immer diese verzeiht. „Und was bringt es dir, dass du alle Menschen umbringen lassen willst?“ Geschockt sieht er mich nun an, was ich keineswegs verstehe, denn er hat doch mit den Vampiren gemeinsame Sache gemacht und als Meisterduellant sieht er fast ganz normal aus – nur eher wie ein Vampir. „Dies war nicht meine Intention. Dich wollte ich zuerst besiegen und dann Paris als Basis nutzen, um die Welt zum Duellieren zu zwingen, damit ich immer gewinnen kann – niemals würde ich Menschen dafür sterben lassen.“ „Wer Dummheit sät, erntet Trottel, Vlad. Diese zwei Hornochsen, die mich hergebracht haben, haben davon erzählt, dass sie mich nutzen wollen um irgendwas zu machen und dich kurzerhand aus dem Weg räumen.“ „Das glaube ich dir nicht! Nur wegen mir sind sie erst hierhergekommen!“ „Darf ich dich an unseren Deal erinnern? Hiermit löse ich ihn ein und bitte dich darum mir zu glauben, Vlad. Mehr möchte ich keineswegs.“ Er sieht mich verständnislos an, denn mit solch eine Auflösung hatte er keineswegs gerechnet, wie ich annehme. Grübelnd zieht er sich in seine Gedanken zurück und ich frage mich, wo wohl der Akuma steckt – obwohl es doch eher dieses Teil sein kann, welches bei André ebenfalls im Körper steckte. Bei Vlad kann dies noch einige Versuche dauern, bis ich zu ihm durchkomme, weil ich keinen Gegenstand habe, um ihn an irgendwas zu erinnern. Wäre ein Duell hilfreich? Glaube ich eher weniger zumal die Zeit davonläuft. Wann diese herrschsüchtigen Biester ihren Plan nämlich umsetzen wollen weiß ich nicht. „Warum bittest du, obwohl du es verlangen darfst?“ Bitte, dies ist doch eine offensichtliche Antwort. „Weil man Vertrauen nicht verlangen kann – man kann es sich verdienen und erbitten. Sollte die Person sich dieses erarbeitet haben, ist es schön und sollte sich eine Person dieses einfach so verdient haben, wäre es noch schöner. Jedenfalls bleibt es dir überlassen, ob du mir glaubst oder nicht. Unser Showduell mag durch hohes Glück zu meinen Gunsten entschieden worden sein, aber es heißt nicht, dass dir der Titel als Weltmeister aberkannt wird, Vlad, denn den kann dir niemand wegnehmen. Dein Deck, deine Strategie und dein Glück haben dich als besten Einzelduellanten gekürt – und durch mein Anfängerglück lässt du dich dermaßen dazu verleiten solch einen Wahnsinn zu befürworten? Dich habe ich eher als Kerl mit mehr Rückgrat in Erinnerung.“ „Soll das heißen, dass ich mich im Moment weniger als würdig erweise diesen Titel zu tragen?“ „Natürlich! Schaue dir Paris an! Wie engstirnig bist du denn?! Nur noch ein kleiner Teil der Menschen ist nicht gefangen worden und die leisten erbitternden Widerstand – sogar kleine Kinder, die sich Monsterkarten geschnappt haben, um ihre Eltern zu schützen! Glaubst du ernsthaft, dass dies dein Traum ist? Meine Meinung dazu – du hast eher vom Ruhm geträumt, den du auch innehast. Wozu also dieser Wahnsinn?!“ „Du hast Recht. Ich bin nur noch ein Schatten von mir selbst und habe mich zu sehr über eine Niederlage, die an sich nichts zu bedeuten hat, hineingesteigert. Niederlagen dienen nicht der Vernichtung, sondern der Weiterbildung. Daraus hätte ich meine Lehren ziehen sollen, anstatt alles zu verfluchen.“ Jackpot! Ihn habe ich soweit, dass er seinen Fehler einsieht. Viel fehlt nicht mehr und dieses Vieh müsste aus seinem Körper kommen, damit ich es gegen die Wand klatschen kann, weil es mir wieder unter die Augen getreten ist. Traue niemals einem Wesen, was einem Oni gleicht und finster aussieht. „War es doch eine gute Idee zu lauschen. Was erwarte ich auch von einem Menschen, der speziell den mächtigen Beschwörer bei sich wissen wollte? Lediglich für meinen Plan warst du nützlich, niederer Abschaum. Sobald wir Shirado zu unserem Sklaven gemacht haben, hält uns niemand mehr auf! Wir Vampire werden endlich wieder über die Menschheit herrschen, wie vor 555 Jahren! Niemand kann uns mehr aufhalten und das nur wegen deiner Unzulänglichkeit, Mensch.“ „Hey, du verkorkstes Monster! Vlad mag einen Moment lang schwach gewesen sein und für deine Pläne leicht zu manipulieren, aber immerhin hat er es geschafft Weltmeister zu werden und dies aus eigener Kraft!“ „Um dich kümmere ich mich später, Shirado. Zuerst muss ich ihm die Kräfte nehmen.“ Grandios, dass gerade jetzt Vlad von der Wahrheit trotzdem noch geschockt ist, obwohl ich ihm das schon gesagt habe. Nun ja, Vampirlord war wohl bis dato sein Lieblingsmonster gewesen, weswegen es anscheinend schon schmerzt, sollte dieses einen verraten. Apropos Lieblingsmonster. Zwar habe ich kein spezielles Monster als Liebling, aber eines, welches mich als Meister ansieht. Schwarzer Magier taucht nach meinem Ruf auf und vereitelt den Angriff vom Vampirlord. Wo steckt denn nun Fluch des Vampirs? „Suchst du mich?“ Erschrocken mache ich einen Sprung nach hinten, leider direkt gegen seinen Körper und er ist nicht dumm, sondern umschlingt mich mit seinen Armen so fest, dass meine Bewegungsfreiheit eingeschränkt ist. Tolles Sushi, nun habe ich ein Problem. Lange allerdings nicht, denn ein ganz besonderes Jo-Jo trifft ihn und der Kampfstab durchbohrt seinen einen Flügel, sodass er vor Schmerzen mich loslässt und Cat Noir mich sicher zu Vlad bringt. Wie sind die beiden überhaupt so schnell und ungesehen hochgekommen? „Wie überaus bezaubernd, dass wir mehr Gesellschaft bekommen haben. Dennoch könnt ihr unseren Plan nicht mehr durchkreuzen. Wir Vampire stehen wieder an oberster Stelle und werden es auch bleiben.“ „Bist du fertig oder willst du noch mehr Lobhymnen über deine Rasse loswerden? Im Gegensatz zu euch haben wir nicht ewig Zeit.“ Ladybug ist mit ihren Aussagen meistens vortrefflich lustig, was mich zum Lachen bringt. Sie hat den passenden Spruch anscheinend immer parat. Mein Amüsement hat anscheinend die Vampire verärgert, denn sie wirken, in ihrem kämpferischen Tun, rasend auf mich. Trotzdem kommen sie nicht gegen die drei an. Dem Weltmeister verpasse ich eine Ohrfeige, damit er endlich zu sich kommt und wir weiterkommen. „Ich…, ich…, ich…“ „Du, du, du, was?“ „…werde aufgeben.“ „Wieso redest du vom Aufgeben? Noch hast du gar nichts gegen den Schlamassel angerichtet, Vlad!“ „Davon rede ich auch nicht. Hiermit gebe ich das Duell gegen die anderen Menschen auf.“ Seine Handbewegung deutet auf das Ablegen der Handkarten auf das Deck, sodass man zeigt, dass keine weiteren Optionen mehr offen waren. Kurz leuchtet er hell auf und spuckt ein schwarzes kleines Wesen aus, welche mir bekannt vorkommt. „Hast DU MICH beim letzten Mal nicht verstanden?!“ Stumpf nehme ich es mir und quetsche es in meinen Händen einige Male. Wer nicht hören will muss fühlen. „Kataklysmus!“ Zielsicher werfe ich das Vieh zwischen Cat Noir und Fluch des Vampirs, den er wohl treffen wollte. Et voilá, es wird vom Kater getroffen und löst sich auf. Gewarnt habe ich es und wenn es nicht hören wollte, muss es eben diesen Weg nehmen, denn das, was es angerichtet hat, ist unverzeihlich. Anstatt jedoch damit alles bereinigt zu haben, lacht der Vampirlord nur übertrieben und wirkt auf mich schlimmer als vorher. „Danke für die Entmachtung von unserem Beschwörer, Shirado, denn dadurch sind wir nicht mehr an seine Anweisungen gebunden. Endlich kann ich meine wahre Form annehmen!“ Kami dieser Welt – ich war zu voreilig. Fluch des Vampirs löst sich auf – genauso wie der Vampirlord. Draußen vor dem Schloss sammeln sich ganz viele schattenartige Gestalten mit blutroten Augen und Zähnen, die sich zusammenrotten, als gehörten sie zu einem Puzzle, welches sich immer weiter auftürmt, bis es riesige Ausmaße angenommen hat. Vampir-Genesis. Dass er das mit seiner wahren Form meint, hätte mir klar sein müssen. „Ähm…, wie sollen wir gegen einen riesigen und hässlichen Vampir ankommen?“ Gute Frage – die nächste hätte ich gerne, Cat Noir. „Hahaha! Ihr jämmerlichen Menschen werdet für ewig leiden! Spürt meine wahre Macht! Die Finsternis wird euch schwächen und uns stärken!!“ „Glücksbringer!“ Perfekter Zeitpunkt dafür. Einen besseren hätte es kaum geben können als diesen hier. Heraus kommt eine Packung voller Yu-Gi-Oh!-Karten, die noch nicht herausgekommen sind. Ich muss mich korrigieren – es ist ein Deck. „Beschützer von Paris? Was machen wir beide denn auf der Verpackung?“ „Dies müsste von Opa Max sein, wie er sich das Deck vorstellt, in dem die Karten von Nathaniel mit hineinkommen. Ihr beiden seid die Hauptmonster in dem Konstrukt, weswegen es euch auf der Verpackung geben wird.“ „Aber wenn Ladybug und ich gespielt werden müssen, können wir nicht gegen diesen riesigen Mistkerl kämpfen, der es auf dich abgesehen hat, Shirado!“ „Ganz ruhig, Kater, wir haben hier jemanden, der es machen kann, während ich den Köder spiele.“ Proteste der beiden lasse ich stumpf an mir abprallen und Schwarzer Magier schicke ich zurück, bevor er noch irgendwas sagen kann. „Deine neue Chance, Vlad. Zeige der Welt, dass du den Titel Weltmeister nicht nur zum Schein trägst. Wir verlassen uns auf dich.“ Mit diesen Worten habe ich meinen Dienst getan und gehe zum Rand des Balkons, um Vampir-Genesis auf mich aufmerksam zu machen, weil er mich für irgendwas braucht. Ablenkungen im Stress zu entwickeln, liegt mir wahrlich schlecht, denn ich frage ihn ernsthaft, wie das Wetter da oben um seinen Kopf ist. Schwachsinn lässt grüßen. Jedoch scheint dieser ansteckend zu sein, denn er lässt sich wirklich dazu herab mir zu antworten, weil er meint, dass ihn niemand mehr aufhalten kann. Hochmut kommt ja immer vor dem Klatsch auf den Boden. Vlad müsste nun soweit sein. „Ich rufe Ladybug aufs Feld! Durch den speziellen Effekt von Cat Noir, kann ich diesen spezialbeschwören, solange Ladybug offen auf meiner Spielfeldseite ist. Danach aktiviere ich die Zauberkarte Nathaniels Zeichenkunst. Durch den Effekt dieser Karte kann ich eine Kopie von jedem meiner Monster rufen, die genau identisch mit dem Original ist. Zusätzlich darf ich die permanente Zauberkarte Marinettes zauberhafte Tollpatschigkeit aus dem Deck direkt spielen. Marinette sorgt dafür, dass die Effekte von Zauberkarten auf deiner Spielfeldseite solange nicht nutzbar sind wie Ladybug auf dem Feld ist oder ihre anderen Formen. Dank Marinette kann ich zudem Alyas hammerharte Recherche aktivieren. Sie sorgt dafür, dass meine Monster die Schwachstellen von dir finden, Vampir-Genesis. Sobald ich Alya aktiviert habe, kann ich DJ Nino rockt das Haus auf die Hand nehmen sowie aktivieren. Sein Effekt erlaubt es mir zwei Karten zu ziehen, eine davon abzuwerfen und dir fünfhundert Angriffspunkte zu geben. Dafür können meine Monster in diesem Zug zweimal angreifen. Noch bin ich nicht fertig, denn die Karte, die ich behalten habe, ist eine weitere Zauberkarte – Adriens charmantes Lächeln. Er sorgt dafür, dass du fünfhundert Angriffspunkte verlierst, die Cat Noir erhält. Zudem lockt er Shirado aus dem Deck direkt auf meine Hand. Jetzt kommt die Zauberkarte Shirados Wunder. Dafür muss ich Shirado auf der Hand haben, ihn dir zeigen und kann dann ihn aufs Feld rufen.“ Nathaniel und Opa – ihr beide werdet es mir büßen, dass ich mit aufs Feld muss und dies als Monster! Alle anderen sind nur auf Zauberkarten verewigt – wieso ich nicht? „Shirado kann nicht angegriffen werden solange Cat Noir auf dem Feld und kein Effekt von deiner Spielfeldseite würde ihn belasten solange Ladybug vorhanden ist. Genug habe ich noch lange nicht, denn ich aktiviere Club der Freundschaft! Sobald ich sechs Zauberkarten der unterschiedlichen Freunde gespielt habe, kann ich sie aktivieren. Mir wird erlaubt ein Ritual, eine Fusion, eine Synchro-, Xyz- oder Linkbeschwörung durchzuführen, ohne auf Beschränkungen zu achten, die möglicherweise vorhanden wären. Um diesen Effekt zu nutzen habe ich alle Bedingungen erfüllt. Also führe ich eine Fusion der Doppelgänger durch und erhalte den Ladycatbot 3000!“ Soll ich Nathaniel und Opa loben oder einen Kopf kürzer machen? Erstere Option wäre natürlich nett, aber die zweite würde mir mehr Genugtuung verschaffen, denn ich stehe hier neben einem Roboter, der eine Mischung aus den beiden Helden ist. Gesund sieht für mich anders aus, aber ich wäre beinahe wegen dem Ding vom Dach gefallen, auf dem ich stehen muss, seitdem ich als Monster ins Spiel gekommen bin. Eine Karte hat Vlad noch und auf die bin ich gespannt. „Ladycatbot 3000 erhält pro Monster auf meiner Spielfeldseite fünfhundert Angriffspunkte zusätzlich. Zu guter Letzt aktiviere ich noch die Ausrüstungszauberkarte Glanz der Großmutter. Nur Shirado kann mit dieser Karte ausgestattet werden. Durch das Kleid erhält er einen zusätzlichen Effekt solange seine Freunde gespielt wurden und seine Beschützer vorhanden sind – er kann deine gesamte Spielfeldseite auslöschen und dann deinen Friedhof verbannen. Los Shirado, entferne alle Vampire vom Friedhof sowie den Spielfeldzauber von Paris!“ „Mit dem allergrößtem Vergnügen Vlad. Nennen wir es einfach Omas Frühjahrsputz.“ Imaginär muss ich mir nur von einer flachen Hand irgendwas wegpusten und Vampir-Genesis ist mit dem Spielfeldzauber verschwunden. Doch nicht – er ist nur sehr viel kleiner als vorher – etwa so groß wie der Ladycatbot 3000. Der soll nun den Vampir vernichten, was gemacht wird und damit wäre die Gefahr gebannt. Ladybug nimmt die Karten entgegen und ruft ihren Spruch, der alle Schäden an Paris repariert, als wäre nichts gewesen. Wir vier stehen auf einer Plattform vom Eiffelturm – war ja klar, dass dieser als Ersatzschloss herhalten musste. Cat Noir kommt auf mich zu und drückt mich an sich. Gerne erwidere ich diese Umarmung. „Bin ich froh, dass es dir gut geht, Shirado.“ „Und ich bin froh, dass Vlad selber erleben konnte wie so ein Straight Flush bei Yu-Gi-Oh! funktioniert. Ich glaube, er hat sein Selbstvertrauen wiedergefunden.“ Richtige Worte zu finden für einen Helden ist schwierig, finde ich, denn dieser ist schon super – da braucht man keine weitere Steigerung. Dennoch scheine ich ihn enttäuscht zu haben. „Außerdem wollte ich mich noch für deine Hilfe beim Auspacken der ganzen Karten bedanken, Cat Noir.“ Ihm gebe ich einen Kuss auf den Mund, den ich aber nur sehr kurz halte, denn ich weiß ja nicht, wie er darauf reagieren wird. Meinen Dank spreche ich natürlich auch Ladybug aus, denn der Kater scheint gerade vom Geist her weg zu sein. Nichtsdestotrotz hätte er mich ruhig loslassen können, was sie nun kichern lässt, ehe sie diesem einen leichten Klaps auf den Kopf gibt, sodass er aufwacht und ich freikomme. Genügend Zeit haben sie nicht mehr und verabschieden sich von uns. „Diese beiden sind also die Pariser Helden, von denen hier andauernd berichtet wird. Sie sind super.“ „Kann ich nur unterstreichen, Vlad. Du hingegen warst vorhin auch super. Wie hat sich der Straight Flush angefühlt?“ „Unbeschreiblich. Noch nie konnte ich in einem Zug ein Duell für mich entscheiden.“ „Behalte dir dieses Gefühl, denn dadurch wirst du ein noch besserer Duellant werden, wie Opa Max es sich immer wünscht – Freude und Glück im Können vereint, wäre Erfahrung für die Ewigkeit.“ „Dein Opa ist schon ein klasse Typ, wenn er dir diese Weisheit mitgegeben hat.“ „Maximillion Pegasus ist halt eine Nummer für sich.“ „Ja…, warte…, DER Maximillion Pegasus ist DEIN Opa?“ „Klar. Von wem rede ich denn sonst, der dieses Kartenspiel uns allen näherbringt?“ Stammelnd wirkt er nicht mehr so großkotzig, wie vor einigen Tagen, sondern recht sympathisch. Kichernd halte ich mir die linke Hand vor den Mund und verschlucke mich, denn ich habe das Armband noch um. Wie kann das sein? Erstmal jedoch schüttelt der Husten meinen Körper durch und den muss ich beruhigen. Ob Opa mehr darüber Bescheid weiß? Fragen kostet ja nichts. Definitiv kann ich mir einer Sache sicher sein – ein Traum war dieses Erlebnis keineswegs, denn es war sehr real. Kapitel 8: Weihnachtswunder --------------------------- Weihnachtswunder Dank dem Miraculous von Ladybug, hat mein Handy seine alte Gestalt erhalten, sodass ich es benutzen kann. Verschwendung wäre es gewesen mir extra ein neues zu holen, obwohl das alte noch einwandfrei funktioniert hätte – was bei dem Zerquetschen vom Vampirlord leider nicht der Fall gewesen war. Jedenfalls habe ich die Nummer von Vlad nun in meinem Handy und er meine. Bei dem, was wir erlebt haben, wäre es ein Wunder, sollten wir nicht in Kontakt bleiben. Zudem wird er noch genügend Pressetermine haben sowie sein Deck in einigen Ländern ausstellen müssen, wie es der letzte Gewinner der Einzelduellanten machen musste. Tag-Teams haben es da simpler – nur deren Doppeldeck geht auf Reisen. Deswegen sind Vater und Monsieur Agreste weiterhin gemeinsam in Paris am Arbeiten. Opa Max hat sich nach der ganzen Aufregung gedacht, dass er ruhig bis Weihnachten vorbei ist Urlaub nimmt, sodass er mehr Zeit mit mir verbringen kann, was ich sehr zu schätzen weiß, denn er ist ein wahrlich viel beschäftigter Mann. Trotz allem arbeitet er in der Zeit, während ich in der Schule bin – ganz lassen kann er es nämlich ebenfalls nicht. Zeitlich gesehen rückt der letzte Schultag in diesem Jahr immer näher und mein Wichtelgeschenk lässt auf sich warten. Falls Hosuke es nicht schafft, hätte er mir doch schon längst eine Nachricht zukommen lassen können, damit ich Plan B verwirklichen kann, aber ohne die Nachricht wäre Plan B totale Verschwendung. Zwischendrin hatten Adrien und ich einige kleine Modenschauen zu tragen, jedoch keine sehr große, wie erst angekündigt. Allerdings ahne ich, dass bald wieder eine in dem Ausmaß passieren würde, wie im Oktober. Davor graut es mir jetzt schon, denn nochmals solch ein Eisenkorsett anzulegen überleben meine Rippen nicht. Inzwischen haben Ladybug und Cat Noir weniger zu tun, denn weitere Schurken sind bisher im Dezember nicht aufgetaucht, was mir mein Leben auch angenehmer gestaltet, da ich meistens irgendeinen zentralen Punkt präsentiere, ohne es zu wollen. Das Armband ist ein gutes Beispiel dafür ungewollt in Schwierigkeiten zu geraten. Es geht nämlich nicht von meinem Handgelenk ab. Egal wer es mit was für Tricks versucht hat – selbst so eine mechanische Säge – kein einziger Kratzer ist zu sehen oder einen Millimeter zum Verschieben lockerer. Wenigstens bekommt meine Haut darunter dennoch Luft und meine Hand ist nicht eingeschränkt, weswegen ich es akzeptiert habe – etwas anderes ist mir keineswegs übriggeblieben. Diese Hieroglyphen konnte Opa zwar übersetzen, aber diese Übersetzung hat ihn eher verunsichert, zumal ich es – wie vieles mittlerweile – keineswegs wissen darf. Blöde Sicherheit mir gegenüber. Jedenfalls haben wir fast ein Comebackalbum fertig. Adrien hat sich als guter Liedschreiber entpuppt, der die Worte an der richtigen Stelle setzt, damit sich der Klang nicht zu sehr verklärt. Außerdem hält er die Pausen ein und wie er gesagt hat, hilft es ihm, dass er versucht alles auf Klavier zu spielen, damit es besser passt. Für solch einen Einsatz aller meiner Freunde – Kleidungsstücke, Cover, Poster und Musikmischung – habe ich mir gedacht ihnen jeweils ein schönes Weihnachtsgeschenk zu geben. Individuell wäre zwar schöner – was ich versuche hinzubekommen – aber am Ende habe ich mich dann doch für die obligatorische Gleichheit entschieden. André war dadurch, neben Opa Max, mein Ansprechpartner, denn ich wollte ihnen allen ebenfalls ein schickes altägyptisches Armband schenken, aber statt dem Auge des Horus würden sie ihre Lieblingssteine in Form eines Symbols erhalten. Dennoch wären die gleichen Hieroglyphen Pflicht, weswegen ich Opa recht stark bearbeiten musste, bevor er eine Zeichnung mit der richtigen Konstellation mir gemacht hat, was ich als Foto dem Juwelier geschickt habe. Somit wäre ein großer Auftrag meinerseits bei ihm und er wird sich persönlich um alles kümmern, was ich sehr lieb von ihm finde. Andererseits ist das erneut ein teures Geschenk und ich weiß nicht, ob ich damit auch richtigliege. Kleinigkeiten als Geschenke zu vergeben ist da einfacher – keine Ahnung weswegen dies so ist. Na ja, aber ich bin schon mal vorbereitet und kann mich um Ricardo, Felix, Vater, Joel, Achromas und Yuura kümmern, die ich auch beschenken möchte. Zwar habe ich jetzt doch erst im Dezember angefangen, aber anders ist es bei dem ganzen Zwischenspiel keineswegs gegangen. Sollte ich den beiden Helden ein Geschenk machen? Immerhin haben sie sich in letzter Zeit recht oft um mich gekümmert, gerade wegen der ganzen Ereignisse. Nur stellt sich dann die Frage, wie ich es ihnen überbringen soll, denn ich weiß ja nicht wo sie wohnen und ihre wahre Identität zu erfahren wäre keineswegs gut. Heute habe ich jedoch nach der Schule einen großartigen Termin – das Café wird eröffnet und ich bin einfach gespannt, wie es sich machen wird. Als kompletter Investor muss man ja schauen, was die Investition einbringt. Doch auch wenn es nichts einbringt – mir gehört das alles und Joel sowie Yuura sollten sich darin lange genug wohlfühlen, wie sie es gerne möchten. Ihnen gebe ich da nichts vor. Natürlich wollen meine Freunde mitkommen und sehen, was die beiden oder drei dort fabriziert haben im Endstadium. Gespannt sind wir schon und sicherlich wird die Neugierde einiger Pariser in den letzten Tagen befriedigt werden, wenn sie sehen, was daraus geworden ist. Der Spannungsbarometer steigt rasant an und meine innere Ruhe hat sich aufgemacht, um die Welt zu sehen. Angekommen steigt Ricardo aus und wartet auf uns, sodass wir nacheinander rauskommen. Ein paar Fotografen sind wirklich da und ich finde es ein bisschen merkwürdig, dass solch ein Rummel um eine einfache Caféeröffnung gemacht wird. Hinter der verschlossenen Tür winkt uns Joel zu sich und wir gehen einfach hinein, zumal er uns die Tür öffnet. Kaum drinnen, macht er sie wieder zu und wirkt gestresst auf mich. Was hat er denn? Von der Inneneinrichtung her sieht alles recht schick aus – keineswegs zu schlicht oder zu pompös – eher wie außergewöhnlich, wegen den vielen Pokémon. Davon habe ich rein nichts gemerkt, aber ich war ja auch schon drei Wochen nicht mehr hier, also kann es gut sein, dass in dieser Zeit diese Kunstwerke im Raum entstanden sind. Muss man dafür nicht ein Copyright beantragen? Nicht, dass übereifrige Anwälte mit geldgierigen Geldhaien darauf aufmerksam werden. Erraten, was er nun für ein Problem hat, können wir nicht, weshalb Alya nachhakt, warum denn noch keine Eröffnung stattgefunden hat. Kurz und knackig erzählt er, dass Yuura sich eingeschlossen hat und nicht herauskommen will, weil er die ganzen Pokémon irgendwie vermisst. Yuura scheint psychisch sehr labil zu sein und deswegen wirkt sich diese Umgebung auf seine Weltanschauung aus, mit der er nicht zurechtkommt, weil sich die Wandfiguren nicht bewegen können, wie er es gerne hätte. Soweit also seine Theorie, aber helfen können wir dabei eher weniger, denn irgendwelche Pokémon herzaubern können wir keineswegs. Plötzlich geht die Tür auf und Achromas tritt ein, als wäre nichts gewesen, bevor es sie hinter sich schließt und eine Menge Roboter bei sich hat. Was will er denn damit? „Beinahe hätte ich die Eröffnung von eurem Café verpasst, Joel. Hey, Kinder, was läuft? Und hier habe ich für Yuura eine Menge Freunde.“ Alles was zwei Beine und eine Seele mindestens hat, würde ich sagen, aber dies wäre zu diesem Zeitpunkt eher unangebracht auszusprechen. Mit seinem Armcomputerding löst er irgendwas aus und die Roboter, die er dabei hat – bis auf fünf von ihnen – platzen auf, was uns erschreckt, bis diese alle Pokémon präsentieren, die auf den Wänden abgebildet sind. Keines fehlt und sie verkleinern sich sogar noch, damit im Café genug Platz ist, bis auf drei, die sich mit Lucario, Guardevoir und Galagladi melden. Technik in einer sehr hohen Form, würde ich sagen. Wie macht der Kerl das bloß? Sein Wissen in der Technik ist wahrlich unersetzlich. „Darf ich die Pokébots vorstellen? Sie können sich in jedes Pokémon verwandeln, was man ihnen einprogrammiert hat. Dabei gelten die Daten aus den Spielen und einige Neuheiten aus der technischen Welt, um ihnen das Leben einzuhauchen. Grundlegend bedeutet das, dass ich Yuuras Weltanschauung realer werden lasse, damit er endlich an die Verarbeitung geht, auf die wir seit Jahren vergeblich warten. Clavion war ein Versuch und der ist geglückt, nur wird unser ernannter Monsieur Pierre dieses gar nicht mehr los – wie bei einem Pokémon, wenn man eine Bindung aufgebaut hat. Darum habe ich uns Dreien die Pokémon gebastelt, die Yuura sich und uns zugeteilt hat. Was meinst du, Joel, wollen wir den Versuch wagen?“ Wow, er sorgt sich wirklich sehr um Yuura – was für ein guter Freund und mir kommen die Tränen. Fürwahr wäre diese Technologie sogar mit Vaters Vermögen unbezahlbar und der Wissenschaftler erfindet sie, um einem Freund zu helfen – wer wäre da so kaltschnäuzig und reagiert nicht darauf? Marinette und ich heulen wie Schlosshunde und die anderen lächeln selig. „Können sie auch gefährlich werden? Was müssen wir beachten? Du weißt ich vertraue dir, Achromas, aber hier geht es um Yuura.“ „Dessen bin ich mir bewusst, Joel. Galagladi ist dein Pokémon und das männliche Guardevoir sowie Lucario die von Yuura – die anderen siehst du ja im Kleinformat verteilt im Café. Jedenfalls hören sie nur auf ihren Trainer – somit bin ich bei denen außen vor, trotz meiner Funktion als Erschaffer – und sie würden handgreiflich werden, sollte man euch schaden wollen. Sie fungieren somit auch als Sicherheitssystem für den Fall der Fälle. Zusätzlich könnt ihr ein paar Angriffe, die Maschinen umsetzen können, ausrufen und es würde passieren. Magnetilo, sei so lieb und setze Tackle gegen mich ein.“ Tatsächlich hört das Wesen und greift seinen Schöpfer an, der den Angriff wegsteckt und sich bedankt. Ist das nun grotesk oder nicht? Bei dieser Sache bin ich mir gerade unsicher, weil es auf der einen Seite sehr schön ist, aber auf der anderen die Gefahr besteht, dass unbedachte Worte Chaos anrichten würden. „Ganz normales Risiko also, wie immer bei dir. Gut, ich nehme dankend deine ganzen Geschenke an, die du uns gibst.“ „Dafür nicht – wozu sind Freunde sonst da?“ Kumpelhaft drücken die beiden sich und Joel versucht Yuura herauszulocken, was gar nicht so lange dauert. Freudig knuddelt er die Roboter einfach und scheint echt nicht zu merken, dass es keineswegs echte Pokémon sind. Auf alle Fälle sieht es nun so aus, als ob alle bereit seien für die Eröffnung. Dass ich mitgezogen werde, geht mir gegen den Strich und Ricardo geht zuerst raus, um Sicherheit zu garantieren, während ich gute Miene aufsetzen muss. Für solch einen Akt bin ich keineswegs vorbereitet und deswegen muss ich mich auch noch verstellen – voll ein No-Go. Draußen stehen wir nun und ich tippe den Weißhaarigen an, damit er in die Gänge kommt. Glaubt der, dass ich einfach so anfange? „Also ich freue mich einen kleinen Traum zu erfüllen, den mein Verlobter und ich schon lange erfüllen wollten. Dank Shirado Fleur ist es nun soweit und wir können das Café eröffnen.“ Oh man, ihm fehlt es an Presseerfahrung, also muss ich doch ran. „Was Joel damit sagen will ist, dass das Café Kalos ein etwas anderes Etablissement sein wird, wie andere hier in Paris. Es ist auf die Weltanschauung seines Verlobten aufgebaut und hat auch lebendige Wesen dabei, die zur Unterhaltung wie auch zur Sicherheit vorhanden sind. Um gleich eine Frage vorweg zu nehmen – nein, sie darf man nur anfassen, wenn die beiden es erlauben oder diese es selber möchten. Diese Wesen sind nämlich kein Spielzeug. Alle Gerichte bereitet sein Verlobter zu und Joel wird kellnern, damit Sie es genießen können, werden Sie hier keineswegs gedrängt rauszugehen. Nutzen Sie die Zeit und entspannen Sie. Sollten die Einnahmen es erlauben, wird dieses Café erweitert und ich würde mich freuen, wenn selbst Erwachsene die Welt mit den wunderbaren Augen sehen, wie es die niedlichste Person, die ich kennenlernen durfte, die ganze Zeit macht. Trauen Sie sich in das Café Kalos und werden Sie ein Teil dieser schönen eigenen Welt. Vielen Dank.“ Verbeugend boxe ich Joel, damit er es mir nachmacht und schon darf er das Band durchtrennen. In der Zwischenzeit sollte Yuura schon in der Küche sein, die mit der Wohnung ebenfalls verbunden wurde – laut dem Besitzer neben mir. Zuerst gehen die Reporter hinein und einige Neugierige, bevor wir mit Ricardo eintreten. Eifrig zieht Joel sich eine weiße Schürze um und nimmt einige Bestellungen auf, während tatsächlich Guardevoir sowie Galagladi hinter der Theke stehen und verschiedene Getränke vorbereiten und Lucario die Tür zur Küche bewacht. Achromas anzustellen wäre wohl die allerbeste Investition, die man machen könnte, aber sein Preis würde jeden Rahmen sprengen. Aus der Küche kann man deutlich Yuura singen hören – Ihr und ich und Pokémon – was wunderschön klingt. Diesen scheint es wirklich zu freuen, dass diese bei ihm sind. Welche Erlebnisse dieser jedoch verarbeiten muss, macht mich wieder neugierig, aber weiter einmischen möchte ich mich keineswegs. Adrien wartet auf mich, da die anderen wohl schon einen Platz gefunden haben. Hinten in der Ecke sitzen wir nun und lassen es uns gut gehen, weil der Blonde eingeladen hat. Selbstverständlich nutzen wir das alle gleichzeitig aus und ich glaube, dass er beim nächsten Mal eine andere Wortwahl nutzen wird, da er herausfordernd gewirkt hat und wir diese angenommen haben. Jedoch zieht er mit und wir bestellen uns alle einmal Arceus‘ Typentafeln. Darunter können wir uns wenig vorstellen, aber es ist das teuerste Tortengebilde auf der Karte, die mir bekannt vorkommt. War dieses Gericht nicht auch auf der einen Karte, die ich von meinem ersten Kontakt mit Joel, Ladybug und Cat Noir noch habe? Dies muss ich zuhause nachgucken, denn wenn ja, dann habe ich einen ganz besonderen Schatz bei mir im Zimmer. „An wen hast du gerade gedacht, Shirado?“ „Genau genommen an Joel, Ladybug, Cat Noir und eine selbstgemachte Menükarte, wieso, Alya?“ „Aha! Kann es sein, dass du in Cat Noir verliebt bist?“ „Wie kommst du darauf, Alya? Bisher hat Shirado doch keine Zeit gehabt, um sich zu verlieben.“ „Ach, Marinette, bei dem, was alles bisher passiert ist, kann ich mir schon vorstellen, dass hier Liebe im Spiel ist. Siehst du nicht, wie sei… ihr Gesicht rot angelaufen ist? Ganz klares Zeichen dafür.“ Enthüllungsreporterin Alya ist wieder unterwegs und die ist verdammt gefährlich. Zum Glück hat sie noch die Wende bekommen und mich in der Öffentlichkeit korrekt bezeichnet – trotzdem finde ich es weniger schön, dass sie mir auf die Schliche gekommen ist, zumal sie mich durchdringend anstiert. „Bist du dir wirklich sicher, Shirado? Ich habe Cat Noir schon kennengelernt und der gibt ganz schön an.“ „Genau das ist es, was ich an ihm mag, Marinette. Außerdem rettet er mich andauernd und trainiert sogar, weil ich ihn mit seiner wenigen Muskelkraft geneckt habe. Solch einen Typ Mann mag ich einfach – ein wenig machohaft und dennoch herzensgut.“ „Aha, wie dieser Keisuke also.“ Muss sie gerade diesen Namen nennen? Zu spät, Adrien sieht verärgert aus, auch wenn ich Alyas Recherche loben muss, wie viel sie herausgefunden hat, obwohl die Familie Yato sich reinwaschen will. „Nein, Keisuke ist speziell und meine erste Liebe gewesen. Ihn würde ich niemals wieder so sehr lieben können, wie damals, auch wenn er immer noch einen Teil dieser für sich beansprucht. Cat Noir hat mein Herz dermaßen erobert, dass ich mehrmals an ihn denken muss. Allerdings sind meine Chancen gering, denn er kann jede Person haben und als Superheld hat er immer genug zu tun. Zudem wäre ich eine Schwachstelle, sollte es soweit kommen, weswegen ich besser meine Gefühle für mich behalte. Somit kann er sich auf die Rettung von Paris gemeinsam mit Ladybug konzentrieren und damit wäre einigen Menschen eher geholfen. Dennoch finde ich es wunderbar von ihm, dass er mir hilft. Sogar Ladybug macht es und ich hoffe, dass ich den beiden irgendwann diese Güte zurückzahlen kann. Lediglich wie und was ich machen könnte, fällt mir keineswegs ein. Oh, da kommt Achromas mit Ricardo aus der Küche!“ Irgendwie habe ich mich in eine peinliche Situation reingeredet und bin über diese Ablenkung froh, da die beiden zu uns kommen und Arceus‘ Typentafeln servieren sowie sich zu uns setzen, weil Adrien ja einlädt. Tja, da hat sich jemand ein Loch im Portemonnaie gebohrt. „Yuura geht es in der Küche ausgezeichnet und er blüht auf, was mich freut. Genießt die Typentafeln – mehrere Tortenstücke in Form von antiken Tafeln, die jeweils einen anderen Geschmack je nach Typ haben.“ Eine recht interessante Kreation und wir bedanken uns bei ihm sowie Adrien für die Einladung. Überraschenderweise stehen auf jeder Tafel einige Worte und ich lege meine Kuchengabel weg, um herauszufinden, was dort steht. „Alles was wir wollen, ist superviel Spaß? Was bedeutet das, Achromas?“ „Ach das ist nur ein Lied, was Yuura gerne singen möchte, es aber nicht in der Öffentlichkeit machen darf, wegen spezieller Gründe. Vielleicht tobt er sich einfach nur in der Küche aus. Bei mir steht der Anfang drauf. Wir können nicht um Kurven sehen, wenn wir, über Hügel gehen. Und jede Krise meistern wir, so wie bisher, stehen wir alles durch. Wer von euch kann es weiterführen?“ „Ich glaube ich. Nichts auf dieser Welt hält uns noch auf. Niemals. Mit uns geht deine Sonne schneller auf, du kriegst nie genug!“ Erst der Wissenschaftler und nun Ricardo. Für mich klingt der Refrain nun am besten, nur wie fängt dieser an? Klingt meine Passage nun am besten? „Alles was wir wollen, ist superviel Spaß! Mit allen unseren Freunden superalbern sein! Alles was wir wollen – wir feiern uns selbst. Zusammen sind wir jedes Mal verdammt gut drauf!“ „Action und auch Spannung wollen wir pur, mit allen die genauso sind wie Du. Wir wollen nur Spaß!“ Marinette beendet den Refrain und Adrien, Nathaniel sowie Nino haben den restlichen Text bekommen. „Meine Freunde sind bei mir. Nichts könnte, jetzt noch besser sein! Bis ans Ende unserer Welt – wir werden immer weitergehen! Neues zu erleben treibt uns an – los geht's! Der Abenteuertrip kann weitergehen – für uns.“ Hier würde der Refrain wieder gut passen. „Wir brauchen dich in unserem Team. So vieles kann uns noch passieren – yeah! Mach‘ dich startklar, jetzt geht's los! Mach‘ dich fertig – und heb ab!“ Dieses Lied ist eines über Freundschaft und wie schön sie einfach ist. Anscheinend hat Yuura wirklich angefangen irgendwas zu verarbeiten, denn bei dem zufriedenen Lächeln von Achromas kann es nur das bedeuten. Nino gibt auf einmal einen Rhythmus vor, den Ricardo unterstützt, sodass wir eine Grundlage haben. Dazu braucht man mich nicht zweimal einladen – ich finde das Lied klasse und würde es wirklich gerne singen. Einfach mal unsere Freundschaft zu singen, wäre sicher super, besonders beim Refrain, wo wir alle mitsingen. Wie einstudiert, singen Adrien und ich die richtigen Zeilen und gemeinsam mit den anderen haben wir wirklich superviel Spaß. Am Ende lachen wir glücklich über unsere kurze sowie spontane Aktion und hören aus der Küche Zugaberufe, also machen wir es nochmals und essen danach in Ruhe die ganzen Typentafeln auf. Eine schöne Aktion und ein mächtiges Essen, welches dem Blonden alles aus dem Portemonnaie kostet – 200 €. Lehrreich war es für ihn sicherlich, aber dadurch haben wir ein wunderschönes Lied singen können – solch eine Erinnerung hätten wir sicherlich keineswegs bekommen, hätte er nicht so großspurig dahergeredet. Stück für Stück wandelt sich Paris in ein Winterwunderland mit weihnachtlichen Zügen, denn wirklich jedes Fahrzeug, jedes Gebäude und jedes Essen wird weihnachtlich gestaltet. Pariser nehmen es mit dem Fest wirklich sehr ernst, wie ich herausfinde, denn in einigen Läden wird um einige Sachen gekämpft – was ich niemals machen möchte. Manche Personen sind wirklich verrückt. Laut Nino benutzen die meisten Leute doch das Internet für die letzten Einkäufe, da könnten diese jemandem wie mich die Läden und deren Angebote überlassen – würde ich sehr gut finden. Wie dem auch sei, Opa Max ist heute mit dabei, weshalb inkognito einige Bodyguards auch vorhanden sind. Nebenbei wird er natürlich erkannt und gibt gerne Antworten auf ein paar Fragen. Leider bleibt mir das nicht erspart und ich werde um Autogramme gebeten. Berühmt zu sein ätzt wieder, aber noch sind keine Stalker vorhanden, also geht es. Paparazzi lassen sich in letzter Zeit sowieso weniger blicken, was mich freut – liegt vielleicht auch an den Sachen, die mir andauernd passieren. Zwar verdienen sie ihren Unterhalt mit Fotos von Stars, aber in Lebensgefahr zu geraten, nur um einen Schnappschuss zu erhalten wäre mir auch zu hoch mit Risiko behaftet. Lieber die Sicherheit wählen und damit ein Leben haben. Endlich erreichen wir ein Geschäft und können uns umsehen, ohne andauernd belagert zu werden. Räumungsverkauf hätte man das alles nennen sollen, denn viel Auswahl gibt es nicht mehr und einer der Angestellten entschuldigt sich sogar dafür, wofür er nicht mal irgendwas kann. Wenn die anderen Leute verrücktspielen braucht er sich das doch nicht auf die Kappe schreiben. Manche Angestellten verstehe ich keineswegs. Jeden Gang gehen wir in Ruhe ab und schauen uns die Reste an. Marinette hat mir zugesichert nächste Woche fertig zu sein, weswegen ich für Opa schon mal das Geschenk habe – nach den Korrekturen bei der Anprobe jedenfalls. Felix schenke ich ein Album aus Japan, weil er dieses mitsingt, als gäbe es nichts anderes mehr – haben wir wohl zu oft in der Limousine gehört. Wozu Musik jemanden verleiten kann, bekomme ich in letzter Zeit häufiger mit. Ricardo erhält von mir einen Tessen, denn im Sommer war es für mich eine Qual ihn so schwitzen zu sehen, weil er schwarz tragen muss – darum diese Idee von mir. Da er weitaus größer ist, wird auch der Tessen dementsprechend ausfallen. Yuura sowie Joel erhalten von mir einen Reisegutschein, den sie einlösen können, wann sie wollen, um Zeit gemeinsam zu verbringen, während Achromas schwieriger war, da er sich alles selber erfinden kann, weswegen ich länger gebraucht habe um ihm einen Entspannungsurlaub zu gönnen. Diese Idee hat mir am besten gefallen. Keisuke und Hosuke erhalten eine Einladung zu Opas Silvesterfeier auf seinem Schloss, wie es Vater mit Monsieur Agreste und Adrien macht. Zuletzt fehlt noch Vater, aber dem irgendwas zu schenken fällt mir regelrecht schwer, da er schon alles hat, was er haben möchte. Bodenständig zu sein, hat auch seine Vorteile, aber bis auf Yu-Gi-Oh! hat er keine weiteren Leidenschaften. Vielleicht finde ich ja noch irgendwas an Merchandise für ihn, was er noch nicht besitzt. Versuch macht klug. Einige Straßen weiter befindet sich solch ein Laden, den ich vor ein paar Wochen fast leergekauft hätte. Dort wird Opa Max natürlich erkannt und in Gespräche sowie Bewunderungen verwickelt, weshalb ich mich in Ruhe umsehen kann. Preistechnisch gesehen ist das hier alles Wucher, aber mit den Transportkosten sowie dem Selbstverdienst müssen diese Preise ja aufkommen. Was hat Vater noch nicht davon? Kompliziert gemacht scheinen diese Figuren zu sein. Ahnung von denen habe ich noch weniger, aber ich habe mich in das Spiel reingefuchst, dann schaffe ich dies ebenfalls. Von der Einzigartigkeit bin ich keineswegs überzeugt, denn Opa erzählt ja, wie gut er an dieses und jenes verdient. In meinen Gedanken kommt eine Idee auf, die ich jedoch erst mit Opa besprechen müsste, weil er ja sein Okay für solche Sachen geben muss. Kurzum ziehe ich ihn aus der Menge, was einige irritiert und flüstere ihm meinen Einfall zu, was ihn zu begeistern scheint und er sofort zusagt, dass er dies in Auftrag gibt. Gut, damit könnte ich schonmal Vater eine riesige Freude machen. Habe ich jemanden vergessen? Freunde – habe ich – Familie – habe ich – Angestellte – habe ich. Hmmm…, irgendwie habe ich doch schon alle. Na ja, dann habe ich jetzt erstmal Ruhe und kann mich entspannen. Ein wenig bummeln wir noch durch Paris, bevor wir zurück zum Penthaus gehen. Dort angekommen werde ich mit einem Paket überrascht und da der Absender japanischer Herkunft ist, kann es an sich nur das sein, was ich für Chloé in Auftrag gegeben habe. Im Zimmer packe ich erstmal alles aus und bin mehr als zufrieden damit. Glücklich schreibe ich Keisuke, dass er bitte seinem Vater meinen Dank für all die Mühen ausspricht, ehe ich mich daran setze alles zu übersetzen, denn ob sie so weit meine Erstsprache gelernt hat wie Adrien – davon gehe ich nicht aus. Immerhin soll sie einen Nutzen daraus ziehen. Letzter Schultag in diesem Jahr. Alya hatte am letzten Samstag noch die grandiose Idee, dass ich für das nächste Jahr ein Weihnachtsalbum veröffentliche, weil es keines davon von mir gibt. Dieses Jahr hätten wir es keineswegs mehr hinbekommen, zumal man dafür im Sommer anfängt, aber diese Idee werden wir wohl in den nächsten Sommerferien umsetzen. Zuspruch hat sie von mir für weitere Ideen erhalten, denn ich bin dahingehend recht ausgebrannt nach den Weihnachtseinkäufen. Madame Bustier verteilt Weihnachtskarten in denen sie persönliche Weihnachtsgrüße geschrieben hat, was ein schönes Geschenk ist. Darum möchte ich die Karte auf meinem Schreibtisch nachher stellen. Plötzlich taucht Yuura neben mir auf, was fast alle erschreckt, aber ich weiß auch nicht wieso er nicht die Tür genommen hat wie normale Menschen. Bei ihm ist allerdings nichts normal, weswegen ich mich keineswegs wundern sollte. „Hier bin ich, Shirado. Der gemeine Mann wollte mich nicht reinlassen, aber zum Glück hast du was, womit ich mich zu dir bringen lassen konnte.“ Im ersten Moment verstehe ich nicht was er meint, bis er auf das Millenniumarmband zeigt. Kann er wirklich so etwas erspüren? Natürlich kann er das, sonst wäre er ja nicht hergekommen. „Dürfte ich erfahren, wer das ist, Shirado?“ Ups, sie habe ich darauf gar nicht vorbereitet. „Ich bin Yuura und der Verlobte von Joel.“ Glücklich stellt er sich vor und verbeugt sich zusätzlich, ehe er mich abwartend ansieht. Soll ich nun ergänzen oder was? „Er ist einer meiner persönlichen Angestellten und betreibt mit seinem Verlobten das Café Kalos, welches vor ein paar Wochen eröffnet hat. Ihn habe ich hergebeten wegen einer kleinen Überraschung, die an sich nachher erst stattfinden sollte.“ „Bin ich zu früh?“ „Ja, das schon, aber es macht nichts. Setze dich einfach zu mir und alles ist gut.“ Sein betroffener Ton hat mich sofort gerührt und ich kann bei ihm irgendwie nicht anders – ich muss ihn ein bisschen betüdeln. „Bevor Sie nachfragen, Madame Bustier, es ist mit Monsieur Damocles abgesprochen.“ „Dann will ich mal beide Augen zudrücken. Kommen wir nun zum Wichteln. Eure Geschenke habt ihr mir alle gegeben, damit es bis jetzt geheim bleibt. Um aber eines öffnen zu dürfen, müsst ihr in einem Würfelwurf eine Eins erhalten. Für die anderen Ziffern habe ich an der Tafel einige Aufgaben hinterlassen, damit wir vor den Ferien noch ein bisschen eine lustige Zeit haben. Zu unserem Glück haben wir sogar eine unparteiische Person hier. Würden Sie bitte zu mir kommen, Yuura?“ Der denkt nicht lange nach sondern hüpft fröhlich das kleine Stückchen Weg zu ihr und wartet gespannt, was er machen soll. Unsere Lehrerin braucht ein paar Sekunden um wieder bei uns zu sein – seine Niedlichkeit hat sie auch erwischt. Seine Aufgabe besteht darin die Geschenke an die Person zu liefern, die ihre Eins erhalten hat, doch erst, wenn alle ihres erhalten haben, wird gewürfelt, wer zuerst öffnen darf. Spannend und recht langwierig, aber es läuft super. Manche müssen Weihnachtslieder singen – bei einigen Misstönen zwischendrin – und andere sagen Gedichte auf oder versuchen einen Weihnachtsreim in einer anderen Sprache aufzusagen. Selbst bei einem lustigen Event lernen wir bei ihr noch etwas dazu – was ich wunderbar finde. Sogar Yuura hat Spaß dabei. Jetzt kommen wir zum Auspacken und deswegen sitzt der Dunkelgrünhaarige mit den türkisenen Strähnen wieder bei mir. Ein Budget haben wir gar nicht abgemacht, was unserer Lehrerin erst auffällt, als Sabrina eine wunderschöne Brosche von Chloé erhält. Zugegeben – es ist teuer – aber sie hat es wirklich geschafft einer anderen Person eine riesige Freude zu machen, was mir noch Hoffnung für sie aufbringen lässt. Anscheinend ist dieses Wichteln recht teuer ausgefallen, wenn ich mir die ganzen Geschenke ansehe. Normalerweise soll dies wohl einen preislichen Rahmen erhalten, aber sonst wäre meine Idee keineswegs umsetzbar gewesen. Nathaniel hat Marinette gehabt, wie sich herausstellt sie ihn – sodass die beiden wohl den gleichen Gedanken hatten und sich gegenseitig ein Zeichenset schenken. Alya und ich seufzen nur entzückt und Yuura schwärmt davon, dass sein Joel auch immer weiß, was er gerne mag. Davon kommt er wohl niemals weg. Nino packt Kopfhörer aus, die kein Kabel brauchen, was ihn freut, denn er liebt es ja Musik zu hören. Adrien hingegen muss aufstehen, da sein Geschenk zu groß für den Tisch ist und als er es auspackt, kommt eine große Leinwand zum Vorschein, die uns alle abbildet und mit Glitzer mehr Glanz verliehen bekommen hat. Definitiv ein Werk von Rose, die sich wirklich viel Mühe damit gegeben hat. Kleine Herzen hat sie allerdings nur um ihn und mich auf dem Bild hervorgehoben, was mich wundert, aber zu welchem Hintergrund sie das gemacht hat, weiß ich nicht. Ihm gefällt es jedenfalls und er wird es in Ehren halten, was sie freut. Alya erhält einen USB-Stick mit der Beschreibung, dass darauf einige Einstellungen und noch mehr sind, die sie für ihren Ladyblog nutzen kann – da hat Max sich ordentlich drangesetzt, um dies so zu speichern. Leicht war es definitiv nicht. Chloé und ich sind die letzten mit ihren Geschenken und sie darf vor mir auspacken. Den Inhalt kenne ich ja und auf ihre möglichen Reaktionen bin ich gespannt. Hinsichtlich einer Sache habe ich keineswegs gerechnet, denn das Yuura ihr über die Schultern schaut und ihr einen Schreck verpasst, weil er ehrfürchtig keucht. Kennt er sich etwa damit aus oder spürt er wieder was? „Was soll das, Sie zurückgebliebenes Kind?! Sie haben mich erschreckt!“ „Darf ich das Geschenk haben? Darf ich? Darf ich, darf ich, darf ich?“ „Wieso wollen Sie einen Haufen benutztes Papier?“ „Benutzt? Die alle sind unbenutzt. Es sind…“ „Talismane, Chloé. Einer davon ist wertvoller als dein teuerstes Schmuckstück mit deinem teuersten Kleid zusammen. Zwölf sind es an der Zahl und ich habe dir eine Übersetzung aufgeschrieben, was sie bewirken und wie du sie aktivieren kannst. Den Grund für das Geschenk möchtest du sicherlich auch wissen. Soweit ich mitbekommen habe, bewirkst du alleine eine hohe Anzahl an akumatisierte Personen. Mit diesen Talismanen kannst du aus einem Unglück heraus ein Glück machen – sofern du dich an die Bedingungen hältst.“ „Und was habe ich davon?“ „Personen die dich nicht mehr verachten. Ich muss zugeben, dass ich mich zu denen zähle, die dich verachten, jedoch bin ich nicht alleine mit meinen Gefühlen dir gegenüber. Darum dachte ich mir, dass ich dir mit den Talismanen ein wenig unter die Arme greife. Sie stammen von einem Nachfahren von Abe no Seimei und sind mächtig. Ob du sie nutzen wirst und kannst hängt von dir ab. Mehr Hilfestellung – und mächtigere – kann ich dir keineswegs geben.“ „Sieh‘ mal, Chloé, mit dem Talisman könntest du dafür sorgen, dass keine Motten jemals wieder in deinen Kleiderschrank kommen, wenn du es schaffst dich zweihundert Mal ehrlich bei anderen Personen zu bedanken. Darunter steht sogar eine 200, wenn ich die Übersetzung mit dem Talisman vergleiche.“ Sabrina hat wenigstens ein bisschen mehr Verstand und scheint sich eher zu freuen. „Danke, Sabrina, aber ich brauche solchen Hokuspokus nicht. Mich lieben alle.“ „Oh, der Zähler ist auf 199 runtergegangen, also hast du dein Danke mir gegenüber ernst gemeint. Danke, Chloé.“ Es läuft, ohne wirklich zu laufen. „Schade, jetzt kann ich es nicht mehr haben, weil sie es schon aktiviert hat.“ Bedauernd setzt sich Yuura wieder zu mir und hätte wohl gerne solche Talismane für sich und Joel. Dies kann ich den beiden zur Hochzeit schenken. Das Interesse von der Blonden ist zumindest geweckt, denn sie durchstöbert jetzt doch alles durch, um die Bedingungen zu lesen – bei manchen muss ich kichernd eine Hand vor den Mund halten, denn der Nachfahre hat sie speziell auf ihren Charakter zugeschnitten. Hoffentlich führt es bei ihr dazu, dass sie sich ein bisschen ändert. Zumindest findet Madame Bustier es gelungen – auch wenn ihr der Preis pro Talisman keineswegs geheuer ist. Zuletzt komme ich an der Reihe und das Geschenk ist von Adrien. Vorsichtig packe ich es aus und es ist ein Armband, welches aus Silber besteht und auf der Mitte ist ein Plagg aus Onyx, der zwei Smaragde als Augen hat. Sprachlos sehe ich dieses Schmuckstück an. „Gefällt es dir, Shirado? Ich kann dir zwar nicht den in Original geben, aber ich dachte mir, dass dir dieses Armband ebenfalls Freude bereitet.“ Kurzerhand werfe ich mich an ihn und bedanke mich mehrmals bei ihm. Plagg erinnert mich ein bisschen an Cat Noir und darum bin ich dreifach glücklich über dieses Geschenk. Ihn bitte ich es mir am rechten Handgelenk umzulegen und somit habe ich einen Kontrast zum goldenen Millenniumarmband an meinem linken Handgelenk. „Erinnert mich nächstes Jahr bitte daran, dass ich einen Festpreis mit euch aushandle, denn dieses Mal war es viel zu teuer.“ „Aber Madame Bustier – es war schön sich nicht um den Preis Gedanken machen zu müssen. Dadurch konnte ich Adrien dieses Bild malen.“ Rose hat aber wirklich Talent in Kunst, muss man ihr lassen und ihr Protest findet Anklang bei den anderen. Unterschiede in den Preisklassen hat es zwar gegeben, aber alle sind sehr glücklich über ihr Geschenk – na ja, einige. Kurzum gibt Yuura seinen Senf dazu, indem er sie fragt, ob sie nicht das Glück in diesem Raum spüren könnte, was sie verwirrt verneint, aber damit kontert, dass sie schon bemerkt, wie glücklich ihre Klasse im Großen und Ganzen ist. Damit scheint mein Angestellter zufrieden zu sein und fragt mich dann, für wen denn das Geschenk ist, welches keinen Namen hat und auf dem Lehrerpult liegt. Ach ja, an dieses haben wir keineswegs mehr gedacht. Marinette und Alya müssen nun ihren Part als Klassensprecherin und Stellvertretung aufnehmen, indem sie das kleine Geschenk an unserer Klassenlehrerin reichen, die argwöhnisch fragt, ob wir sie mit einem überteuerten Geschenk bestechen wollen, was wir alle prompt verneinen und sie davon lachen muss. Gespannt öffnet sie es und findet ein Foto all ihrer Schüler – mit Unterschriften – vor, welches sie sich aufstellen kann, wo sie möchte. Berührt davon bedankt sie sich bei uns und eine Ansage ertönt von Monsieur Damocles, dass sich alle bitte im Innenhof sammeln, um einen kleinen Weihnachtsabschied zu empfangen. Flüsternd frage ich Yuura, ob er seinen Text auswendig kann, was er mir zusagt, auch wenn er sehr viele Schwierigkeiten hatte, da er Englisch keineswegs kann und froh ist, wenn es nur bei diesem einen Lied bleibt. Japanisch hätte er auch nehmen können, aber da hätten ihm Joel und Achromas gar nicht helfen können, weswegen ich froh bin, dass es funktioniert hat. Im Innenhof verteilt steht allein Monsieur Damocles auf der kleinen Bühne, die errichtet worden ist. „Liebe Schülerinnen und Schüler, verehrte Kolleginnen und Kollegen – wir haben übermorgen das Fest der Liebe vor uns. Einige verbringen dieses bei ihrer Familie hier in Paris – andere sogar weiter weg von hier – jedoch haben wir alle eines gemeinsam – wir feiern die Liebe zueinander. Ob Familie, Freunde, Kameraden, Bekannte oder Nachbarn – uns verbindet die Zusammengehörigkeit. Ein Gefühl, welches der Einsamkeit trotzt und in diesem Fest eine höhere Bedeutung gewinnt. Darum freue ich mich, euch alle hier noch ein letztes Mal dieses Jahr zu sehen, bevor es im nächsten weitergeht. Allen wünsche ich frohe Weihnachten und einen unvergesslichen Start in das neue Jahr – wir sehen uns erholt genau hier wieder und ich werde weiterhin stolz auf euch sein.“ Applaus ertönt, denn es klingt tatsächlich so, als ob er am Ende wäre, aber stimmt dies keineswegs, was sich nun herausstellt. „Zum Abschluss möchte ich noch erwähnen, dass wir ein wunderschönes Lied zu hören bekommen.“ Nino ist eingeweiht und die Musik startet. Irgendwo steckt Yuura und fängt an zu singen, während er zu der kleinen Bühne geht. Wie hat er es denn nach oben geschafft? Stimmt ja, er kann dorthin, wo er hin will, ohne aufgehalten zu werden. Seine Stimme klingt wunderschön und bei dem Refrain muss ich mir Tränen zurückhalten, denn er trägt so viel Gefühl mit in seine Stimme, dass es atemberaubend klingt. Kurz vor dem Wechsel muss ich schnell das Headset aufsetzen und aktivieren, was zum Glück reibungslos klappt. Diese zweite Stimme irritiert erst einige, aber meine Freunde wissen schon, dass ich es bin. Man macht mir den Weg frei, um zur Bühne zu gehen, während ich singe, was Yuura mir indes gleichtut, damit wir beide auf der Bühne stehen. Gegen Ende harmonieren unsere Stimmen perfekt und wir singen unseren Abschluss zum klangvollen Ende hin. Make a wish ist einfach ein schönes Lied, welches leider kaum bekannt ist – darum dieser Auftritt mit Yuura zusammen. Nach der Verbeugung zum Applaus hin, gibt er mir das Headset und verschwindet spurlos, als wäre er nie hier gewesen. Diesen Trick würde ich immer noch gerne wissen, wie er funktioniert, denn es scheint recht praktisch zu sein. Untereinander unterhalten sich kleine Gruppen, wie unser sogenannter Club der Freundschaft und wir werden uns wohl nicht bis zum nächsten Jahr vollständig sehen. Dies macht nichts, denn ich habe den Eltern das Geschenk von mir schon gebracht, sodass die anderen es bei der Bescherung erhalten werden. Darum umarmen wir uns und wünschen uns gegenseitig gleichzeitig schöne Weihnachten, was uns kichern lässt. Von außen gesehen mögen wir wohl eine komische Truppe sein, aber mir gefällt es, solch eine Freundschaft zu haben. Endlich welche zu haben, trifft es eher. Zwei Wochen sind es nur, aber mir kommt es jetzt schon vor wie eine Ewigkeit, als ich ihnen nachschaue. Unter ihnen zu sein gibt mir ein recht freies Gefühl, auch weil Vater endlich lockerer wird. Paris war also doch keine so schlechte Entscheidung. „Du wirst Adrien doch schon zwei Tage früher wiedersehen, wenn er und sein Vater bei deinem Opa zu Gast sind.“ „Weiß ich doch, Ricardo, aber dennoch finde ich es schade, sie alle erstmal nicht täglich zu sehen. Freunde zu haben ist ein sehr schönes Gefühl.“ „Dagegen werde ich kein Argument finden, denn ich sehe dir das Glück an.“ Heiligabend. Gläubige gehen in die Kirche – meistens werden die Kinder dazu genötigt – und andere, wie wir, genießen einfach die Zeit gemeinsam mit Spielen sowie kleinen Anekdoten. Da wir kein heiliges Fest daraus machen, leben wir recht entspannt und sind froh, dass unsere kleine Familie gemeinsam dieses Fest der Liebe feiern kann. Wie fast jedes Mal vergessen wir sogar die Zeit und packen erst um zweiundzwanzig Uhr die Geschenke aus. Vater freut sich riesig über einen Teil einer geplanten riesigen Landschaft für Yu-Gi-Oh!-Sammelfiguren, die noch herauskommen werden und dafür eine spezielle Größe brauchen. Opa plaudert aus, dass es meine Idee war und er sich auf den Umsatz freut, der kommen wird. Dieser olle verräterische Geschäftsmann. Dennoch bedankt sich Vater bei uns beiden dafür und überlegt schon, wo er die ganze Landschaft lassen soll, wenn es bald soweit ist. Sicherlich muss ein weiterer Raum dafür herhalten. Platzmangel ist schonmal vorprogrammiert. Weiter geht es und Opa packt einen sehr teuren Rotwein aus, worauf er sich sogleich ein Glas einschenkt und die Auswahl von Vater lobt, während er meinen Umschlag öffnet und mich fragt, wieso er mir eine halbe Stunde geben soll. Mein Stichwort und ich verziehe mich, um das Kleid anzuziehen, mich mit Schminke vollzuschmieren – alles nur für Opa – und um meine Haare ein wenig wie die von Oma hinzubekommen. Ihr Schmuck ist ja nicht hier, aber es sollte reichen. Zeitlich gesehen bin ich noch gut dabei und versuche einige Akzente zu setzen, sodass es noch besser aussieht. Fertig und zufrieden mit meiner Verwandlung schleiche ich mich leise aus meinem Zimmer, denn ich möchte nicht, dass Opa sein Glas Rotwein aus Versehen auf den Boden fallen lässt. Gut, er hält gerade nichts und ich kann ein bisschen lauter stampfen, damit sie merken, dass ich komme. Definitiv ist mir die Überraschung geglückt, denn nicht nur Opa Max ist sprachlos und staunt – Vater macht es ihm sogar nach. Unten angekommen – die Treppe kann man wirklich gut für eine kleine Show verwenden – drehe ich mich noch einmal im Kreis, bevor ich mich auf meinen Platz setze. Keck frage ich nach, was die beiden davon halten und mit der Reaktion habe ich keineswegs gerechnet – sie heulen. War dies doch falsch? Dabei hat Marinette sich extra beeilt und viel Mühe in das Kleid gesteckt. „Augenstern, wie hast du…?“ „Marinette hat dein Medallioninhalt gesehen, als du es bei dem Designwettbewerb herausgeholt hast zwischendurch, und ihre Fantasie spielen lassen. Ihre Zeichnung habe ich dann gesehen und die Herkunft geklärt, ehe mir die Idee gekommen ist, dass ich es tragen könnte für dich.“ Allerdings denke ich nun, dass es ein Fehler war, weil beide wirklich traurig wirken. „Spatz, deine Mutter hatte dieses Kleid auch, von deiner Großmutter, aber du weißt ja, was mit ihr geschehen ist.“ „Xilan, bist du dir sicher, dass wir näher ins Detail gehen sollen? Es ist an sich noch viel zu früh.“ Um was geht es denn jetzt? Bekomme ich etwa endlich zu hören, weswegen es für mich hohe Sicherheitsmaßnahmen gibt? „Maximillion, irgendwann ist die Zeit gekommen und wir haben es fast fünfzehn Jahre geschafft – jedoch muss selbst dir klar sein, dass seit den Vampiren es ebenfalls soweit sein sollte, dass wir Shirado zumindest über den wahren Namen aufklären, den er trägt.“ „Hach, na gut, aber damit eine Sache klar ist – dann müssen wir uns mit der Suche beeilen.“ „Selbstverständlich. Was meinst du wohl, warum ich fast überall auf der Welt mein Laible habe?“ „Schlau mitgedacht. Daran hätte ich ebenfalls denken sollen.“ Geht’s noch? Die beiden vertiefen sich in einen Lobstrudel, aus dem sie gefälligst rauskommen sollten, weil ich mehr erfahren möchte. „Entschuldige, Spatz. Dein vollständiger Name lautet Shirado Ishida-Fleur. Du entstammst dem Geschlecht der Ishida, welche das Siegel des Himmels in Japan wiederhergestellt hat. Deine direkte Linie ist die deiner Mutter, Chrysantheme Ishida-Fleur. Dein Großvater hieß bis zu deinem ersten Wort zu ihm ebenfalls Fleur, aber Pegasus hat ihm dann doch besser gefallen.“ „Nicht nur deswegen, sondern weil mein Augenstern mir damit ermöglicht hat, mögliche Verfolger abzuschütteln, da sie meistens nur nach Namen gehen und wenn man Geld hat, kann man überall seine Spuren verwischen. Dies diente deinem Schutz.“ „Weißt du, dass Mitsunari Ishida ein junger Mann war?“ „Natürlich weiß ich das – japanische Geschichte ist doch meine Abschlussarbeit letztes Schuljahr gewesen.“ „Ups, habe ich wohl vergessen, hehe. Jedenfalls ist er die Mutter deiner Blutlinie. Wie das geht, wissen wir selber nicht, aber er hatte Kiyomasa Kato bei sich, sein Gatte – aber ganz im Geheimen. Niemand wusste von den anderen um sie herum, was die beiden getrieben haben. Daraus sind einige Kinder entstanden, die sie allerdings nicht versorgen konnten, zumal Mitsunari verraten wurde und von Oni besessene Menschen ihn dazu getrieben haben einen Krieg gegen eine andere Marionette zu führen, sodass sich die Gelegenheit bot ihn umzubringen – was am Ende leider geschehen ist. Seine letzten Worte und Kräfte hat er jedoch benutzt, um das Siegel des Himmels zu erschaffen, wodurch Japan das heutige Land werden konnte, was es ist. Kiyomasa hingegen hat sich zurückgezogen und in seiner Trauer verführen lassen, sodass es einige Nachkommen noch ohne die Bindung der beiden gegeben hat, welche sich jedoch aufgelehnt haben und vernichtet wurden – einige zumindest – ein paar haben den Oni Treue geschworen. Sie wurden deren Sklaven und das Endprodukt müssen kleine finstere Wesen sein, die sich anderer Menschen bemächtigen, um Unheil anzustiften, damit sie den letzten Siegelmeister vernichten können.“ „Meinst du kleine dunkle Knirpse, die kaum größer als mein Unterarm sind?“ „Kontakt hattest du also schon, aber ja, diese sind es. Deine Großmutter hat es uns am Totenbett gesagt, was ihre Familie von Generation zu Generation weitergibt – da war deine Mutter aber gerade mal zwei Jahre alt. In meiner Trauer wollte ich ihr folgen, aber als Vater und alleiniger Beschützer wäre dies unverantwortlich geworden. Darum habe ich mich für einen Neuanfang entschieden, mit all meinem Geld und einigen Krediten eine einsame Insel mit Schloss gekauft und dort angefangen das zu zeichnen, was mir ein Mann in Ägypten gezeigt hat. Mit der Zeit wurde ich aber verrückt dadurch und wäre beinahe für diese Oni tätig gewesen, hätte mich der Geist eines noch älteren Vorfahren deiner Seite nicht daran gehindert. Dieser ist jetzt mit seinem genetischen Nachfahren für ewig zusammen und die Ruinen sind in meinem Besitz, damit niemals jemand die Ruhe stört. Die Wüste birgt ihren übrigen Teil. Dein Millenniumarmband muss wohl das Geschenk der beiden an dich sein, damit du dich gegen diese Wesen verteidigen kannst. Übersetzt steht dort nämlich – Für meine seelischen Nachfahren, auf das sie die Monster und Menschen vereinen werden. Der Pharao Atemu war es nämlich in Ägypten, der ein Siegel der Gottheiten aktiviert hat, um das Böse zu bannen.“ „Von meiner Familie aus gibt es einige Aufzeichnungen über Auseinandersetzungen in Nord- sowie Südamerika, aber diese sind sehr lange her, genauso wie die Ereignisse in China und Australien. Nur in Europa ist noch ein Tor zum Bösen irgendwo unentdeckt gewesen und dieses verbreitet sich sehr schnell, ohne eine Spur zu hinterlassen. Erst wenn ein Mensch tief in einer negativen Emotion gefangen ist, bieten diese Wesen ihre Macht an – dies kann jede Person treffen, auch deinen Großvater und mich, denn sie nisten sich ein und brauchen Zeit, bis sie sich aktivieren können. Meistens reichen sechs Jahre – also können auch Kinder schon böse Kräfte freisetzen. Dies hat mir deine Mutter an ihrem Totenbett erzählt.“ „Weibliche Nachkommen deiner Blutlinie sollte es an sich nie geben, wie dein Vater in Japan herausgefunden hat. Sie leben nur solange, wie es ihrem ersten Kind an Zeit braucht, um aus eigener Kraft zu leben. Wie dieser – nennen wir es mal so – Fluch zustande gekommen ist, wissen wir keineswegs, denn die Oni konnten ihn nicht frühzeitig ausgesprochen haben. Die Familie deines Vaters gehört denen der Sanada an – der Familie, die seit dem Wissen treu Mitsunari zur Seite standen. Davon gibt es aber nicht mehr viele und das Wissen ist mit der Zeit leider verblasst, wie wir herausgefunden haben. Sehr viele Menschen wissen nicht mehr, dass Ladybug und Cat Noir dazu gedient haben den Siegelmeister zu beschützen. Ladybug hat alles in Ordnung gebracht, was bei großen Auseinandersetzungen zerstört oder verschwunden war, während Cat Noir das Böse auslöschen konnte mit seinen Kräften und noch einiges mehr. Zusätzlich gab es fünf weitere konstante Helden, die sich daranmachten, um den Siegelmeister zu unterstützen.“ „Allerdings hat sich herausgestellt, dass der Schmetterlingsheld zu einem Bösewicht geworden ist – Hawk Moth. Sicherlich sagt dir der Name etwas, denn Paris wird von ihm maßgeblich angegriffen. Er geht nach dem gleichen Schema wie die Oni vor, weswegen wir beide davon ausgehen, dass sich hier das Tor des Bösen befinden muss, denn die akumatisierten Personen konnten sich in der Zeit, in der sie besessen waren, an nichts erinnern. Dies ist ein Indiz dafür, dass wir uns im Zentrum des Bösen befinden, denn sie löschen an sich alles, was in der Zeit passiert ist aus den Erinnerungen ihrer Wirte. Deswegen habe ich dich auch erst jetzt hier nach Paris geholt, Shirado, denn du bist die einzige Person, die allein durch Worte dafür sorgen kann, dass sich die Personen gegen das Böse auflehnen – die stille Kraft des Siegelmeisters, die auch die Erinnerungen aufleben lässt, die sonst verblassen würden. Bevor du fragst – du musst nichts für diese Kraft aktivieren oder dergleichen, weswegen sie stille Kraft heißt. Mehr konnten wir nicht in Erfahrung bringen, aber du wärst der Schlüssel für die Rettung der Welt vor dem Bösen.“ Viel zu viele Informationen auf einmal! Warum erzählen sie mir so viel auf einmal? Sollten es nicht erst nur ein paar Informationen sein? Erwachsene sind manchmal Trottel. Zum ersten Mal im Leben trinke ich und zwar leere ich das Glas von Opa Max, was mir sofort nicht bekommt und ich es flott in der Toilette ausspucke. Alkohol ist wahrlich schlecht. Gegen Mitternacht bin ich ruhiger und habe halbwegs alles verdaut. Grob zusammengefasst bin ich der einzige Mensch auf der Welt, der ein Siegel für Europa kreieren muss, um das Böse zu verschließen, damit es weniger Chaos gibt. Da das Tor des Bösen in Europa allerdings immer noch unentdeckt ist, hat es sich weit ausgedehnt und wirkt sich aus. Laut den Berechnungen beginnt das Siegel der Gottheiten zu schwächeln, da ich sonst nicht dieses Armband hätte. Wunderbar, da wird man nicht mal gefragt und muss das Schicksal der Welt auf sich tragen, nur weil die Gene einen mit einer Blutlinie verbinden, die die Kraft dazu erhalten hat. Oder war es doch die seelische Verbindung? Verrückt dabei zu werden gehört wohl auch dazu, denn ich komme mir so vor, als würde ich dafür im Supermarkt anstehen, um sie in hohen Mengen zu kaufen. Wenn dem jedoch so ist, müsste ich ja den beiden Helden alles erzählen und zudem Hawk Moth aus dem Bann der Oni befreien. Dagegen haben die beiden jedoch etwas, weil ich mich damit noch bedeckt halten soll, auch wenn die Vampirmonster wohl gewusst haben, wer ich bin. Wenn diese vor 555 Jahren im Gebiet des heutigen Rumänien schon an der Macht waren, dann müsste es Aufzeichnungen geben, dass andere Personen gegen diese gekämpft sowie vernichtet haben. An Weihnachten habe ich mit dem Ballast nicht gerechnet. „Shirado, wie geht es dir?“ Sorgenvoll blicken mich beide an und ich würde am liebsten hysterisch lachen, was aber an der Situation nichts ändern würde – ich muss die Welt retten! Hallo? Wer hat sich den Schwachsinn denn ausgedacht? Die Kami? Denen würde ich gehörig meine Meinung geigen, wenn ich sie vor mir hätte. „Wie soll es mir schon gehen? Weglaufen bringt nichts und ihr beiden habt wirklich alles nur für meine Sicherheit getan. Dass ich die ganze Zeit in Ruhe gelassen wurde lag daran, dass ich weiblich sein sollte, da alle davon von alleine sterben, ohne dass die Oni sich einmischen müssen. Es ergibt Sinn, aber was ist mit Kiyomasas Seite? Und was ist mit den gemeinsamen Kindern geschehen?“ „Bis darauf, dass er und Mitsunari irgendwann ihre Seelen in zwei Körpern legen werden, um das Böse gemeinsam zu vernichten, wissen wir recht wenig über die Familie Kato. Eines Tages sind alle Spuren von ihnen verwischt gewesen, genauso wie der Miraculous von Mitsunari. Der von Kiyomasa hatte eine doppelte Funktion, doch Cat Noir hat nur die Hälfte aktiviert, genauso wie Ladybug. Sie könnten noch mehr, wenn wir den Aufzeichnungen glauben, die wir finden konnten. Theoretisch wäre Cat Noir ein Nachfahre von Kiyomasa, aber ohne seine wahre Identität zu kennen, würden wir nicht weiter forschen können, also können wir die Sache gleich vergessen – diese Superhelden dürfen niemals ihre wahre Identität verraten, da die Oni sonst alles daran setzen werden sie übernehmen zu können, indem sie die Familie unter ihrer Gewalt bringen. Die gemeinsamen Kinder haben sich versteckt gehalten, wie Legenden erzählen, unter dem Deckmantel anderer Geschichten, und mit der Zeit ihren Bezug zur Familie verloren, weil die Seelen der beiden ihnen niemals erschienen sind. Darum sind dein Opa und ich bemüht, dass dir niemand etwas zuleide tut und Hosuke ist es ebenfalls. Er und Keisuke stammen ebenfalls von den Getreuen von Mitsunari ab. Eine Verbindung mit dir wäre jedoch keine Lösung gewesen, weshalb Hosuke und ich alles getan haben, um euch auseinanderzubringen. Nichts gegen deine erste Liebe, aber er hätte dich runtergezogen und du hättest vielleicht niemals denjenigen getroffen, der Kiyomasa in sich trägt.“ „Das klingt, als ob du eine Ahnung hättest, dass dieser Kerl hier in Paris sein könnte, Vater.“ „Mein Gefühl trügt mich niemals und ja, ich bin mir sogar sicher, dass ein junger Mann diese Gene und die Seele in sich trägt. Gefunden habe ich ihn bisher nicht, zumal ich auch nachforschen muss, wer wann und wie mit wem verwandt oder weggezogen ist. Seit ich hier bin, arbeite ich daran, auch weil deine Mutter mir gesagt hat, dass ich für dich leben soll, um das Böse zu vernichten und nicht in Trauer versinke, denn sie war glücklich, dass sie einen männlichen Nachkommen geboren hatte.“ Jetzt muss ich weinen. Mutter war glücklich mit der Geburt von mir, auch wenn sie gestorben ist. Diese Worte finde ich schön. Endlich kann ich meine Familie verstehen und ich bin so glücklich, dass ich sie habe, auch wenn sie viel erdulden mussten. Nichtsdestotrotz ist mir einiges unklar und ich habe keine Ahnung, was ich machen soll. Jedenfalls weiß ich nun, dass mich meine Musik voranbringen würde, weswegen ich die stille Kraft komplett ausschöpfen sollte. Ohne einen Miraculous kann ich sonst nichts ausrichten, wie ich mir denken kann. Ob das Millenniumarmband eines ist? Nein, sonst hätte mir Schwarzer Magier schon Bescheid gesagt. Irgendwas kommt auf uns zugeflogen und bremst abrupt ab, sodass jemand durch die Fenster fliegt und direkt unseren Tisch durch die Wucht zerstört. Glück für uns, dass wir eher im Wohnzimmerbereich sitzen, anstatt noch im Esszimmerbereich. Wir stehen alle auf und schauen uns an, wer dort gelandet ist. Zu meiner Bestürzung ist es Cat Noir, den es hart erwischt hat. Ich beeile mich zu ihm zu kommen und ihn aus dem Haufen von Glassplittern sowie Holzstücken zu ziehen, damit sich nichts weiter in ihn bohren könnte, sobald er wieder bei Sinnen ist. Wer hat ihm denn das angetan? Besorgt sehe ich ihn an und streiche sein Haar, um ihm menschliche Wärme zu geben. Sein Körper hat jedenfalls keine Schäden davongetragen, die ich erkennen kann – hoffentlich ist im Inneren alles in Ordnung. Opa und Vater haben versucht die Person, die das getan hat erst zu erkennen, sind aber nun dabei aufzuräumen sowie mir alles zu bringen, was ich brauche, um mich um den Kater zu kümmern. Zwölf Minuten später murrt er und wacht auf. „Shirado?“ „Ja, Cat Noir, ich bin es.“ „Bin ich froh, dass ich dich sehe. Bekomme ich ein Weihnachtsgeschenk?“ „Selbst jetzt denkst du nur an so etwas?! Ehrlich mal, du bist unverbesserlich, wie Ladybug es immer sagt.“ „Aber du stehst doch darauf.“ Knallrot sehe ich den spitzbübisch lächelnden Kater an – Recht hat er ja. „Okay, aber nur, weil ich dir so viel schulde.“ Dass ich Ladybug auch eine Menge schulde vergessen wir für den Moment, denn wir nähern uns und der Kuss ist nicht mehr als das Aufeinanderdrücken unserer Lippen, jedoch ist in ihm so viel Gefühl vorhanden, dass er sich unglaublich anfühlt. „Vielen Dank, Mylady. Ich muss weiter und Ladybug unterstützen, damit sie sich bei dem Weihnachtsmann entschuldigen kann.“ Stumpf haut er ab und wirkt recht vital auf mich. Hat er etwa den invaliden Angeber gespielt? Beim nächsten Mal verpasse ich ihm eine Kopfnuss! Dennoch schön, dass er und ich uns richtig geküsst haben. Hoffen darf ich wohl, aber ob diese Liebe Bestand hat wäre eine andere Sache. „Tja, Xilan, wir haben ihn gefunden.“ „Jap, aber wir dürfen uns nicht einmischen.“ Worüber reden die beiden denn jetzt wieder? Egal, ich gehe auf den Balkon und sehe mir Paris an. Irgendwo scheint ein Weihnachtsmann akumatisiert worden zu sein und das nur, weil Ladybug gemeint hat, er wäre es schon gewesen, wenn ich mir ihren Übereifer in manchen Situationen ersinne. Langsam glaube ich, dass die beiden zu viel in Aktion treten müssen, wenn schon solch eine Verwechslung passiert. „Möchtest du ihnen helfen? Immerhin sind sie deine seelischen Vertrauten.“ Auf einmal darf ich in solch gefährliche Abenteuer aufbrechen? Manchmal bezweifle ich ernsthaft den Geisteszustand von Erwachsenen. Dennoch nehme ich dieses Angebot an und die beiden kommen mit, während wir ein Taxi nehmen, welches uns durch Paris fährt. Beim großen Weihnachtsbaum in der Nähe vom Café Kalos steigen wir aus, denn dort kämpfen die beiden gegen einen schrecklich aussehenden Weihnachtsmann – eher ein Weihnachtsgraus. Man merkt dem Kater an, dass alles noch nicht in Ordnung ist, denn er verzieht das Gesicht vor Schmerzen. „Wir beide können nichts ausrichten, also musst du ohne uns zu ihnen. Vielleicht reicht es aus, wenn du mit dem Weihnachtsgraus sprichst.“ Woher Opa auch immer Gedanken lesen kann – er schafft es bei mir fast immer. Ihnen nicke ich zu, bevor ich in das Kampfgeschehen laufe und ganz laut rufe, dass sie aufhören sollen. „Bleibe weg von ihm, Shirado, er ist akumatisiert!“ „Weiß ich schon von Cat Noir, Ladybug. Zudem weiß ich auch, dass dein Übereifer dieses Mal zu hoch war. Hast du dich denn entschuldigt?“ „Ich…, nein, habe ich die ganze Zeit vergessen, weil ich nur an den Akuma gedacht habe.“ „Probiere es doch einfach mal aus, denn Cat Noir braucht dein Miraculous, weil er sicherlich einige Rippen kaputt hat.“ Geschockt sieht sie mich an und dass der Weihnachtsgraus ebenfalls aufhört anzugreifen wundert mich nebenbei sogar riesig. Sie stellt sich ordentlich hin und sieht zu diesem, ehe sie sich verbeugt und aufrichtig bei diesem entschuldigt. „Mehr wollte ich von einer guten Seele wie dir nie hören. Übernehme dich nicht zu sehr, Ladybug, ich bin auch nur ein alter Mann, hohoho!“ Der Akuma taucht auf und sie kann ihn reinigen. Ihr Glücksbringe war dieses Mal ein Feuerlöscher, mit dem sie die Rentiere eingeschäumt hat, wie ich noch erkennen kann, bevor dieser verschwindet. Durch die Magie wird alles wieder wie vorher und Cat Noir geht es besser, was mich sehr beruhigt. Trotzdem verpasse ich ihm eine Kopfnuss, dass er nicht einfach mit solchen Verletzungen weitermachen kann. Seine Antwort darauf ist nur ein verhaltenes Lachen, bevor er mich einfach küsst, um mich wohl mundtot zu machen. „Eure Liebe zu mir gibt mir genug Kraft um durchzuhalten, Mylady.“ Wer hat ihm denn den Wurm ins Ohr gesetzt? Eines von seinen ziehe ich nun und mache mit meiner Belehrung ungerührt weiter – wenn auch knallrot im Gesicht, was die Zuschauer zum Lachen bringt. „Dann werde ich mal weiterziehen und Freude über Paris bringen.“ Wie auch immer der alte Mann dies macht – er scheint seine Rolle ernst zu nehmen, wenn sein Schlitten wirklich fliegen kann. Irgendwas muss er da gemacht haben. Jedenfalls umarme ich Ladybug und wünsche ihr schöne Weihnachten sowie schenke ich ihr eine Belehrung sich die Zeit zu nehmen alles zu analysieren, bevor sie voreilige Schlüsse zieht, was sie annimmt. Lange können die zwei nicht bei mir bleiben und verschwinden wieder. Beiden sehe ich noch nach, bis ich innerlich bereit bin zu meiner Familie zu gehen, die beim Taxi gewartet haben. „Hast du gut gemacht, Spatz. Helden müssen auch erzogen werden und machen Fehler, aber solange sie daraus lernen ist alles gut.“ „Wozu habe ich sonst Vertraute? Wann darf ich sie einweihen?“ „Sobald du den Miraculous von deinem Vorfahren hast.“ Dies kann also bedeuten niemals, aber sie versichern mir, dass die Suche auf Hochtouren läuft und ich einfach weiter so leben soll, wie bisher, denn ich soll es genießen. Mit dem neuen Wissen bin ich sogar eher einverstanden das zu machen und werde heute von beiden ins Bett gebracht, was sie zuletzt in der Zeit nach Mutters Tod gemacht haben. Durch die vielen Ereignisse und mit wunderbaren Gefühlen, schlafe ich friedlich ein und werde wohl den ersten Weihnachtstag zur Hälfte verschlafen was mir persönlich nichts ausmacht, denn ich weiß nun mehr wer ich wirklich bin und was für eine Rolle ich habe. Diese zu erfüllen ist mein oberstes Ziel und ich hoffe sehr, dass ich dafür auch geeignet bin. Kapitel 9: Neues Licht für die Welt ----------------------------------- Neues Licht für die Welt Die restlichen Feiertage waren schön. Zum ersten Mal habe ich wirklich viel von Mutter und Oma erfahren, sodass ich mich ihnen mehr verbunden fühle als vorher. Die beiden haben in ihrer kurzen Zeit auf der Welt eine Menge geleistet und viel erreicht, weswegen es uns gut geht. Dass es keine weiteren Verwandten gibt, liegt daran, dass keine mehr existieren. Diese Oni haben zu gute Arbeit geleistet. Jedenfalls bin ich soweit sicher, denn weitere Aktivitäten gab es dieser Tage nicht mehr. Allerdings habe ich eine Menge Telefonate erhalten. Alya hat mich gleich mit einer meckernden Schimpftriade begrüßt, weil sie nicht verstehen kann, wie man eine Freundschaft so hoch bewerten kann und deswegen solch teure Geschenke macht. Richtige Freunde zu haben ist halt immer noch neu für mich und ich fand die Idee an sich sehr gut, weswegen sie stöhnt und einen anderen Ton angenommen hat. Mit diesem bedankt sie sich dafür, auch wenn sie hinterhersetzt, dass ich in Zukunft solche Geschenke unterlassen soll, was ich ihr verspreche zu versuchen. Dies nimmt sie gelassener auf, wir wünschen uns noch frohe Weihnachten und legen dann auf. Keine fünf Minuten später ruft mich Marinette an und ist vollkommen aus dem Häuschen, wie ich denn auf diese tolle Idee mit dem Armband gekommen wäre und wieso gerade sie solch ein teures Schmuckstück erhalte, weil sie die tollpatschigste Person auf Erden ist. Mich bringt sie immer wieder zum Lachen mit ihrer unnachahmlichen Art und Weise – zu köstlich. Ihr erkläre ich, dass alle meine Freunde ein Armband erhalten haben, auf dem ein Symbol gelegt wurde, welches sie ganz gut trifft. Nun fragt sie auch noch, wie ich denn auf einen Marienkäfer gekommen bin und ich antworte ganz simpel, dass aus ihrer Tollpatschigkeit immer wieder glückliche Situationen passiert sind, die nicht nur mir Freude bereitet haben. Glück und Marienkäfer gehen ineinander, weshalb sie dieses Symbol erhalten hat, genauso wie Alya den Fuchs bekommen hat, wegen ihrer Schnüffelei. Kichernd verabschieden wir uns mit Weihnachtsgrüßen und ich lege mein Handy weg, damit ich mich auf meinen Schreibtisch konzentrieren kann. Dort habe ich die nun laminierte selbstgemachte Menükarte von Joel und Yuura, wie sich herausgestellt hat, stehen sowie daneben die Papierstreifen, die wir in der Bibliothek suchen mussten – nur die, die ich zu fassen bekommen habe. Gerade möchte man in Erinnerungen versinken, wird man erneut angerufen und es ist Nino, der auf mich wie im Zuckerschock wirkt. Ihm gefällt das Armband mit den sich kreuzenden CDs und den kleinen Musiknoten drumherum. Wenigstens er freut sich einfach, ohne irgendwas vorher zu äußern. Danach bekomme ich erzählt, was er alles zusätzlich bekommen hat und er froh ist, dass seine Eltern ihm einen schnelleren Laptop geschenkt haben, wodurch das Musikprogramm flüssig sowie einwandfrei läuft. Es freut mich wirklich, dass er hochmotiviert neue Musik mischen will, um mir ein Fundament zu bieten. Welch eine große Ehre, dass er sich in seiner Freizeit – da wir in den Ferien uns erholen sollen – weiterhin um meine Musikkarriere kümmert. Bedankend richte ich ihm meine Weihnachtsgrüße aus, die er wiederholt und wir somit unser Gespräch beendet haben. Weiter geht es in Sachen Erinnerung an dieses Jahr. Zwar weiß ich, dass man dies keineswegs machen sollte, aber ich habe Ricardo dazu angestiftet, dass ich eine Kopie von seinem Herzschlag erhalte, als er ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Mehrfach gesichert habe ich sie in einen kleinen Ordner getan, den ich herausgeholt habe, um mir das Stück Papier zu betrachten. An diesem Tag habe ich zum ersten Mal wahre Klassengemeinschaft zu spüren bekommen und wie es ist, in Angestellten Vertraute zu finden, mit denen man viel erleben kann und neue Bekanntschaften macht. Felix und er würde ich niemals austauschen wollen. Hochschauend sehe ich das kleine Kästchen auf dem Nachtschränkchen bei meinem Bett, mit dem kaputten Bernstein. André hat sich mit den Armbändern selbst übertroffen, wie ich finde und ich bin froh, dass ich ihn direkt kontaktieren darf, sollte ich weitere Aufträge haben. Exklusives Recht nur für mich, hat er gesagt, zumal er und ich die gleichen Vorstellungen besitzen, was Schmuck angeht, auch wenn ich eher gar nichts trage, was sich in den letzten Wochen schon verändert hat. Seine Weihnachtstage verbringt er weiterhin mit seinen Großeltern, was ich schön von ihm finde. Zurück zu meinem Schreibtisch, der in einer Schublade den lädierten Pflanzenatlas vom Botanischen Garten sichert. Für mich gehört dieses Buch nicht in meine kleine Bibliothek, sondern zu meinen Erinnerungen, denn an diesem Tag konnte ich in die Welt von Yuura eintauchen – wenn auch ungewollt durch einen zu harten Aufprall und Sauerstoffknappheit – was mich ihn nähergebracht hat. Zuerst war ich noch recht befremdlich ihm gegenüber, aber diese niedliche Person gehört einfach in Watte gepackt und wer ihm schaden will, müsste auch an mir vorbei, nicht nur an Joel und Achromas. Niedlichkeit hat eine Verkörperung – Yuura. Klingelnd holt mich mein Handy aus der kleinen Schwärmerei und Nathaniel ist auf der anderen Seite zu sehen. Grundlegend ändert er die Richtung der vorherigen Gespräche, indem er zuerst Weihnachtsgrüße ausspricht, die ich selbstverständlich erwidere. Lächelnd hält er mir das Armband vor, welches ein Zeichenset als Symbol enthält. Ruhig bedankt er sich für dieses einmalige Geschenk und dankt mir, dass ich ihn nicht habe fallengelassen, nachdem bekannt wurde, dass er Evillustrator war. Ich versichere ihm, dass es eine Selbstverständlichkeit war und ich auch Chloé keineswegs anders behandeln würde, nur weil sie manipuliert wurde. Bei seiner Antwort darauf werde ich peinlich berührt rot, denn dass ich dadurch eine wunderschöne Persönlichkeit habe, ist doch ein zu charmantes Kompliment. Mein Konterfei war, dass er weiterhin bei Marinette am Ball bleiben sollte und schon lachen wir. Wir verabschieden uns nach einigen weiteren aufregenden Themen und bei meinem Blick auf die Uhr, wundere ich mich, dass ich noch nicht gestört wurde. Na ja, so kann ich mich weiterhin meinen Erinnerungen widmen, um einen Jahresabschluss zu machen, bevor es zu Opa auf die Insel geht. Dass er hier zur Yu-Gi-Oh!-Weltmeisterschaft war, fand ich überraschend, denn sonst hält er sich daraus, um der Jugend ihre Chance zu geben. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass er den Designwettbewerb extra zusätzlich hier abgehalten hat, um mich zu sehen. Nachfragen werde ich trotz meiner Neugier nicht, denn Opa versteht es, durch Worte einen zu verwirren. Als Andenken an diese gruselige Vampirübernahme habe ich ja das Millenniumarmband, welches nicht mehr von meinem linken Handgelenk geht. Laut den beiden habe ich es durch den Vorfahren aus Ägypten erhalten, aber das Siegel, was der Pharao Atemu erschaffen hat, schwächelt immer mehr, was man an der Stimmung der Menschen in dem Bereich zu spüren bekommt. Vermutungen sind diese Äußerungen von Vater und Opa zwar, aber logisch betrachtet macht das Sinn. So gesehen wächst das Böse in seiner Macht stetig höher und ich habe nicht mal eine Ahnung, wie ich an einen verschwundenen Miraculous herankommen soll, der meinem Vorfahr aus Japan gehört. Entweder unsere Blutlinie wurde von Anfang an verflucht oder gesegnet. Welche Kami wohl hinter all dem stecken? Die könnten doch sicher einfacher agieren und das Problem lösen anstatt uns Menschen in ihre Angelegenheit zu ziehen. Oder aber diese Kwami sind ihre Antwort auf Hilfeanfragen. Somit würden Ladybug und Cat Noir göttliche Helfer sein. Macht dies überhaupt Sinn? Alleine sich darüber den Kopf zu zerbrechen schadet nur meinen Nerven. Vlad geht es soweit gut, denn er feiert mit seinen drei Brüdern Weihnachten. Mehr von ihm zu erfahren hat mich erst traurig gemacht, aber gegen Ende hin hat er mir zugesichert, dass es in Ordnung ist, zumal er sich an mir ein Beispiel nehmen möchte. Grund dafür ist meine Einstellung das Leben zu akzeptieren, wie es kommt, laut ihm. Anders kann ich es nicht ertragen, dass ich Zielscheibe von Vampiren war, aber gut, wenn es ihm hilft, dann lasse ich ihn in dem Glauben. Erinnerungstechnisch bin ich an mein letztes und bisher kürzestes Abenteuer angekommen – das mit dem Weihnachtsgraus, der einfach nur eine ehrliche Entschuldigung hören wollte. Dabei sind Cat Noir und ich uns sehr nahe gekommen, was mein Herz wieder hüpfen lässt. Hach, Cat Noir, wo auch immer du gerade steckst, ich hoffe du kannst dich gut von all dem Stress erholen. Tief in Gedanken versunken merke ich erst recht spät, dass mein Handy wieder klingelt und nehme hastig an, zumal es Adrien ist, der auch gleich fragt, ob er mich gestört hätte. Prompt antworte ich darauf, dass alles in Ordnung ist und ich nur alles reflektiert habe, was mir in den letzten Wochen in Paris passiert ist. Smalltalk erfolgt von uns beiden und erst danach kommt er auf das Armband zu sprechen, auf dem ein schwarzer Kater mit Smaragden als Augen zu sehen ist. Ehrlich gesagt fällt mir erst jetzt auf, dass er und ich eine ähnliche Idee gehabt haben und wir lachen darüber herzhaft. Zusätzlich hat er wohl seinen Vater neugierig belauscht, der mit meinem Opa arg argumentiert zu haben scheint, aber dann wurde er von Nathalie gefunden und ins Zimmer geschickt. Wieso spricht Monsieur Agreste denn mit Opa oder andersherum? Ergibt keinen Sinn für mich, aber gut, ich bin ja noch weit genug weg von der Welt der Erwachsenen, die weitaus komplizierter ist, als viele meinen. Wehmütig verabschieden wir uns, denn so als seelische Vertraute haben wir beide ein besonderes Band. Und als hätte er meine Gedanken gelesen, hält er mir noch Plagg vor, dem ich entzückt Weihnachtsgrüße übermittle, wie schon an seinen Besitzer. Somit wäre meine Jahresreflektion beendet und ich erinnere mich gerne an die Feiertage zurück, denn sie waren endlich mal nicht erfüllt mit fremden Personen oder blockierten Gesprächen, sondern voller Momente, die ich nutzen werde, um mich weiterzuentwickeln. Bei der langen Schiffsfahrt zu Opas Insel war es gut, dass ich nochmals die Tage vorher durchgegangen bin, denn dadurch konnte ich einigermaßen das Schaukeln ignorieren, weil heute sehr hoher Wellengang ist. Unbedingt mussten wir heute los, obwohl angesagt war, dass es schlimm werden wird – aber nein, die Dickköpfe mussten sich durchsetzen. Schlimmer geht es immer. Urlaub auf Opas Insel zu machen ist immer sehr mysteriös, denn er lässt weitestgehend die Natur unberührt und das, was berührt wurde, hat die Natur zum Teil zurückerobert, außer das Schloss und den Hafen sowie die gepflasterte Straße hinauf. Einige wilde Tiere gibt es hier, aber bisher habe ich keine wilden gesehen, sondern immer nur handzahme. Streichelzoo würde eher zu denen passen. Bestimmt wäre Yuura auch gerne bei diesen und würde sie nach Pokémon benennen. Rein der Fantasie überlassen wäre es wunderschön. Im Moment bin ich gerade im Wald in der Nähe vom Hafen und streichle die Welpen einer Wolfmutter, die sich ebenfalls gerne kraulen lässt, wie der Rest vom Rudel. Zu meinem Glück streiten die nicht untereinander, sodass ich mir die Zeit nehmen kann. Solch liebe Tiere in der Wildnis zu finden grenzt an ein Wunder, aber seit ich klein war und wir zu Besuch auf der Insel waren, habe ich mich mit diesen Tieren hier beschäftigt – besonders im Winter, aber auch im Sommer. Mich kennen sie, aber ich kenne sie kaum, weil ich nicht an ihren Geruch unterscheiden kann wer genau wer ist. Für unsere Kuschelzeit brauchen wir jedoch keine Namen und können es in aller Ruhe genießen. Solange halt, bis einige Personen den Weg entlanggehen und dabei laut sind, sodass die älteren Wölfe im Rudel knurren sowie die Welpen wegbringen, was ich schade finde. Na ja, ich wäre auch kein guter Beschützer, muss ich ehrlich zugeben, wenn ich mich an diese Piraten zurückerinnere. Da ich jetzt nichts mehr zu tun habe, gehe ich direkt auf die Straße zu und erschrecke die Wanderer, die hinaufgehen, weil ich ja dadurch Geräusche mache, die direkt auf das Knurren erfolgen. Kaum aus dem ganzen Gestrüpp sehe ich mir bekannte Personen, mit denen ich keineswegs so früh gerechnet habe. An ihren Stimmen habe ich sie kein Stück erkannt, aber ich bin dennoch glücklich, dass sie da sind. Hosuke und Keisuke sind mit einigen ihres Gefolges angekommen, die Waffen auf mich gerichtet haben, wie ich gerade bemerke. „Soll das etwa eine angemessene Begrüßung für den Enkel des Gastgebers sein?“ Keck frage ich das, denn ich weiß, dass die Männer nur ihren Boss und dessen Sohn schützen wollen, weswegen ich gelassen diesen Spruch äußern kann, denn Hosuke und Keisuke würden mich niemals verletzen wollen. „Recht hast du, Shirado. Männer, Waffen wegstecken und verbeugt euch ehrenvoll vor unserem hohen Familienmitglied!“ „Jawohl, Yato-sama!“ Ein Lachen muss ich mir stark unterdrücken, wie die alle unisono reagieren, aber ich halte es nicht lange durch und lasse meine Freude heraus. „Alles ist gut, ich wollte euch nur foppen und die Situation war grandios dafür.“ „So, so, wird das kleine Blümchen etwa groß?“ „Das kleine Blümchen von damals ist gewachsen, ja, aber geistig, Hosuke. Vielen Dank nochmals für die Beschaffung der Talismane. Chloé war zwar am Anfang wenig begeistert davon, aber ich denke, dass sie sich dennoch darüber freut.“ „Dafür nicht, Shirado. Wusstest du schon länger, dass mein Sohn zwei Bettäschen hat?“ „Seit dem Anruf von mir, ja, aber er behandelt sie recht gut, für seine Verhältnisse.“ „Hey, was soll das denn heißen, Babe?“ Immer noch nicht gelernt dies zu lassen – Trottel. „Deine zwei Babes hast du gerade an je einer Seite von dir und ich weiß, dass du ihnen heimlich die ganze Zeit an den Hintern grapschst, du unersättlicher Lüstling.“ Offensichtlicher geht es nämlich nicht mehr, wie rot die beiden sind und leise keuchend nach Luft holen. Sein Vater verpasst ihm prompt einen harten Schlag, sodass er gegen einen Baum knallt und sich nörgelnd den Kopf reibt – anders kenne ich die zwei auch nicht. „Benimm‘ dich, Keisuke, wir sind hier zu Gast, was bedeutet, dass Sex für die nächsten zwei Tage verboten ist oder ich kann es daheim auf einen Monat verlängern.“ Definitiv eine Szene, die mich zum Lachen bringt, denn der entgeisterte Gesichtsausdruck von Keisuke wird noch fahler, als er die Verlängerung zu hören bekommt. Beide Zwillinge sehen besorgt sowie sehnsüchtig zu ihrem Kerl, der schnaubend zustimmt und ihnen jeweils eine Pille verabreicht, für was weiß ich was. Auf alle Fälle werden sie dadurch entspannter und kuscheln sich nur an ihn, anstatt sich an ihn zu schmeißen. „Geht doch und nun müssen wir uns ordnungsgemäß dem Gastgeber vorstellen und ihm ein Gastgeschenk überreichen. Wo finden wir ihn denn, Shirado?“ „Opa Max dürfte jetzt schon im Esszimmer sitzen und mit einem Comic sowie ein Glas Rotwein auf das Mittagessen warten.“ „Ausgezeichnet. Wir finden schon alleine dorthin, wenn du noch irgendwas im Wald zu tun hast.“ „Hat sich mit eurem Erscheinen erledigt, denn die Wölfe sind alle abgehauen.“ Jetzt darf ich auch noch erklären, was ich denn bei Wölfen gemacht habe, dass sie mich nicht gerissen haben. Ehrlich, immer denken alle gleich schlimme Dinge, wenn sie an wilde Tiere denken. Instinktiv handeln diese zwar, aber von mir geht keine Gefahr aus und ich will mich nicht in ihr Rudel drängen. Einzig die Kuscheleinheiten sind es, die wir miteinander haben und das war es auch schon. Weiter hinten kann ich noch einen Haufen Menschen sehen, die diese Straße hochgehen wollen, sich aber anscheinend bei dem Haufen an gefährlich aussehenden Kerlen nicht weiter trauen, obwohl die an sich ganz lieb sind, wie ich finde – bei meiner Wahrnehmung zumindest. Kaum geht die Yakuza weiter, setzen sich auch die Menschen weiter unten in Bewegung, bis sie mich erkennen, da ich auf sie gewartet habe. Vielleicht fragen die auch nach, wo sie Opa treffen können, denn er lädt ja nur exklusive Personen ein, jedoch werde ich überrascht, als es sich um Marinette, Nino, Alya und Nathaniel mit ihren Eltern handelt. Was machen die denn hier? „Überraschung! Wir durften nichts sagen, aber dies soll dein Weihnachtsgeschenk von deinem Opa an dich sein.“ Freudig umarme ich meine Freunde und begrüße höflich ihre Eltern, die ich nur durch ein Telefonat – bis auf die von Marinette und den Vater von Adrien – kennengelernt habe, wegen meiner Geschenke. Von dem Blonden und seinem Vater fehlt jede Spur. Nun ergibt auch das Gespräch zwischen Monsieur Agreste und Opa einen Sinn. Natürlich werde ich ausgefragt, was denn solch unheimlich wirkende Gestalten hier machen – Eltern und ihre Sorgen – bis ich aufkläre, dass es liebe Yakuza sind und die nichts anstellen, außer man greift sie an. Verständlich finde ich diese Reaktion allemal – würde ich auch machen. Mulmig ist denen dennoch zumute. „Ist dieser Keisuke auch mit dabei?“ „Klar und seine neuen Betthäschen, aber keine Sorge, sein Vater hat eine sehr hohe Strafe ihm auferlegt, sollte er sich dazu verleiten lassen sich unsittlich zu verhalten.“ „Dann ist ja gut und hoffen wir mal, dass Adrien ihn nicht zu Gesicht bekommt.“ „Was soll das denn heißen, Alya? Hast du mehr herausgefunden?“ Neugierig bin ich dahingehend ja schon, denn ich möchte das Verhalten der beiden gerne verstehen können. „Laut meiner Recherche hat Keisuke Adrien im Internet in einigen Zeilen recht stark beleidigt und maßgeblich geht es um den Schutz von deiner Person. Am Anfang waren die Antworten unseres Freundes noch höflich formuliert, aber gegen Ende haben beide sich dermaßen reingesteigert, dass der Vater von Keisuke es gestern komplett löschte, was dort gestanden hat. Zu meinem Glück habe ich es noch vorher speichern können, aber viel konnte ich nicht herauslesen, weil die beiden Japanisch benutzt haben. Einige Wortfetzen haben aber ausgereicht, um mir sicher zu sein, dass die beiden keineswegs gut aufeinander zu sprechen sind. Also sag, Shirado, was hast du angestellt?“ „Ich? Unschuldig bis in die Tiefen des Mariannengrabens. Was die beiden haben, weiß ich keineswegs, denn den Trottel habe ich abgeschrieben und Adrien ist für mich ein guter Freund. Du weißt in wen ich verknallt bin.“ „Bla, bla, bla, Shirado, irgendwas musst du gemacht haben, denn solch eine Debatte ist nicht von irgendwoher gekommen.“ „Alya, ich bitte dich, lassen wir es dabei. Zur Sicherheit rede ich später mit Keisuke darüber, denn der soll sich nicht so hochschrauben – er war eher schlechter darin mich zu beschützen, wenn ich an all die Orte denke, wohin ich mitkommen musste. Aber genug davon, eure Eltern warten hier, also kann ich euch persönlich eure Zimmer zeigen und das Schloss mit euch besichtigen – nach dem Mittagessen, welches jeden Moment aufgetischt werden wird. Hopp, hopp, im Galopp.“ Bloß nicht weiter auf dieses Thema eingehen. Unsere Schnüfflerin hat mir eine Ahnung in den Kopf geschleust, welche mir keineswegs gut bekommt, denn ich kann Adriens Gefühle nicht erwidern, sollte dem so sein und darauf pocht sie. Cat Noir ist für mich derjenige, der meine Liebe zu spüren bekommt, da würde ich dem Blonden nur das Herz brechen, was ich vermeiden möchte, weil wir uns gut verstehen. Oben angekommen – wer den Marsch nicht gewohnt ist prustet ganz schön – werden wir von einem der vielen Angestellten begrüßt und ich sage diesem, dass ich die Zimmerwahl übernehme, was dieser hinnimmt. „Willkommen in Opas Schloss – dem Königreich der Duellanten. Es gibt vier Flügel mit drei Stockwerken und einen weitläufigen Keller, den man niemals ohne jemanden von hier betreten sollte, wegen der Gefahr des Verirrens. Im Ostflügel werde ich euch nachher Zimmer aufteilen, aber zuerst möchte ich euch im Südflügel zu Tisch bitten, weil es Zeit dafür ist.“ Am Tisch sitzen schon die geladenen Gäste aus aller Welt und einige Plätze sind noch leer. Uns jüngere Generation hat man an einen Extratisch gesetzt, wegen Platzmangel, aber so schlimm finde ich es keineswegs. Außerdem ist Ali hier, den ich schon ewig nicht mehr zu Gesicht bekommen habe. „Schön dich wiederzusehen, Ali.“ „Ebenso erfreut dich zu sehen, Shirado. Schade, dass wir uns in Paris verpasst haben.“ „Ach was, wir hätten da bei deinem Terminplan sowieso keine Zeit gehabt. Ist deine Managerin heute da?“ „Nein, zum Glück nur meine Eltern und einige Leibwachen.“ „Die werden sich hoffentlich nicht mit den ganzen Yakuza anlegen, die mitgekommen sind.“ „Stopp! Moment Mal, ihr zwei. Soll das heißen ihr kennt euch persönlich?“ Wir beide sehen erst Alya an, dann uns und nicken ihr synchron zu. „Wie ihr wisst, soll ich weiblich in der Öffentlichkeit sein und Ali war mit acht Jahren hier zu Gast. Wir beide haben viel gespielt und da er meinte, dass ich ein Mädchen wäre, hat er sich ganz der Prinz mit Handkuss vorgestellt beim ersten Mal. War das peinlich, denn dies war ich keineswegs gewohnt. Unsere gemeinsame Zeit hier jedes Jahr war bisher immer schön und es ist grausam, dass du immer so viele Termine hast, Ali.“ „Nun, was soll ich dazu sagen? Pflichten eines Prinzen sind mein Alltag, auch wenn ich lieber mit anderen – wie sagt man noch – abhängen würde.“ Noch hat er es nicht drauf, ein bisschen Slang auszusprechen, aber er macht sich. Dennoch scheinen wir die anderen geschockt zu haben. „Man könnte uns als Silvesterfreunde bezeichnen, auch wenn wir uns kaum sehen oder miteinander telefonieren.“ „Trotzdem wissen wir, was der andere von uns gerne mag und wie wir auf Opas Schloss Spaß haben. Und ihr würdet heute mit eingeweiht werden.“ „Das klingt großartig! Wann kommt das Essen?“ Erheiternd lässt uns Marinette die Wartezeit auf das mehrgängige Menü verkürzen, doch anstatt die Angestellten durch die große Tür treten zu sehen, tauchen Monsieur Agreste und Adrien auf, die von Vater persönlich begrüßt werden. Spannungsgeladen wirken die Blicke von dem Grünäugigen und Keisuke, was mich daran erinnert mich dahingehend einzumischen. Jedenfalls wird unser Freund zu dem Extratisch geführt, wo er sich mir gegenüber hingesetzt hat, zwischen Nino und Nathaniel. „Es freut mich dich hier zu sehen, Adrien. Opas Weihnachtsgeschenk finde ich klasse.“ „Schön auch dich zu sehen, Shirado, genauso wie die anderen und Prinz Ali.“ „Nicht doch – hier bin ich nur Ali, unter uns jedenfalls.“ Geklärt wäre nun alles und keine Minute später wird der erste Gang serviert – Sushi zum Anregen des Hungers. Nobles Sushi würde eher passen, denn es sind nur drei verschiedene Sorten jeweils einmal vertreten, aber Ali und ich kennen das schon, weswegen wir ein Stück jeweils austauschen, was wir lieber mögen als der Andere von uns. Dadurch lassen wir nichts zurück und sind guten Gewissens. Zwischengang Eins ist eine leicht verdauliche Suppe, die zum Trinken anregt. Wein, Wasser und Limonaden bietet Opa immer an und man kann sich selbst bedienen, wie man möchte. Mächtig wird der Hauptgang sein, den man sich selber zusammenstellen kann, da fünf verschiedene Arten an Braten, mehrere Salate, Gemüsebeilagen und Soßen sowie Saucen aufgetischt werden. Als Gastgeber lässt sich Opa Max niemals lumpen, weshalb er es mit dem Essen, dem Komfort und einigen Freizeitangeboten gerne übertreibt. Wie schon bei dem Essen bei mir daheim hat es Nino übertrieben und reibt sich den vollen Bauch, weswegen nicht nur Ali und ich kichern müssen hinter vorgehaltener Hand. Hoffentlich weiß er, dass es noch den liebsten Gang von Opa gibt – den Nachtisch sowie die Käseplatte ganz am Ende. Vorher gibt es jedoch noch den Zwischengang Zwei – Tee, um die Verdauung anzuregen und Platz zu schaffen für das Dessert. Dass es recht still und dennoch angespannt wirkt, ist mir allerdings neu bei dem Willkommensessen. Vielleicht bilde ich mir das auch nur ein. „Boah, Alter, seit wann kannst du das denn?“ Ninos überraschter Ausruf weckt unser Interesse und ich erkenne schnell, was er meint, denn Adrien hat es geschafft mit einer Hand dem harten Teebecher tiefe Risse zu verpassen, sodass der heiße Tee herausläuft, direkt auf die genutzte Hand, was ihn wohl nicht zu stören scheint, da er Keisuke anstarrt. Müssen die beiden direkten Blickkontakt haben, obwohl sie weit genug auseinander sitzen, da wir zwei Tische nutzen? Kurzerhand kippt Nathaniel ihm kaltes Wasser auf die verbrühte Hand und weckt somit ihn, sodass er zischend die Luft einzieht und sich die halbgekochte Hand hält. Kopfschüttelnd stehe ich auf und atme kurz durch, bevor ich unbeeindruckt der ganzen Erwachsenen zu Keisuke gehe und ihn an einem Ohr vom Platz hochziehe. „Entschuldigt ihr uns alle bitte für…, sagen wir drei Minuten? Länger werde ich wohl nicht brauchen.“ Gegen Ende meiner Worte bin ich unheilvoll tief in meinen Ton gegangen und habe dabei denjenigen angesehen, der gerade jammernd mich anfleht, dass ich sein Ohr loslasse, aber es definitiv nicht machen werde. „Selbstverständlich, Augenstern, solange niemand irgendwas dagegen hat von denen, die noch sitzen.“ Allgemeines Kopfschütteln, sogar von seinen Betthäschen und ich zerre ihn hinter mir her direkt in den Eingangsbereich, wo ich ihn erst loslasse und er weiterhin jammernd sein Ohr hält. War ich doch zu harsch mit meiner Reaktion? …ne, der Trottel verdient es. „Babe, was sollte das?“ „Falls du es noch immer nicht gemerkt hast, bin ich nicht mehr dein Babe. Du hast zwei bei dir, die dich wirklich abgöttisch lieben, wenn du dir mal die Zeit nehmen würdest nicht mit dem Ding da unten zu denken! Haargenau weiß ich nicht, was du Adrien geschrieben hast, aber Alya hat einiges aufschnappen können, was zwischen dir und ihm im Internet passiert ist. Wie du weißt, wollen Vater und Opa mich schützen und Adrien ist bereit dabei mitzumachen, was ich sehr an ihm schätze. DU allerdings hast es in den Dreck gezogen, was er alles macht. Soll jemand DICH durch den Dreck ziehen, wenn du gute Arbeit machst oder dich für jemand anderen einsetzt? Die Antwort kenne ich darauf, weil ich dich kenne, Keisuke – du würdest denjenigen verdreschen, bis er ins Krankenhaus muss. Diese Art ist aber nicht Adriens Stil und das ist in Ordnung, denn er ist ein wundervoller Mensch – genauso wie ich meine anderen Freunde schätze. An sich habe ich gedacht, dass wir nach der ganzen Sache, die zwischen uns passiert ist, trotzdem gut miteinander auskommen würden, aber dem scheint wohl nicht zu sein, wenn du nicht meine Freundschaft zu Adrien akzeptieren kannst.“ „Pah! Was kann er denn für deinen Schutz schon tun? Er hat keine dreitausend Männer unter sich, mehrere Helikopter und das Wissen, was es braucht um dich zu schützen! Er ist ein Niemand und wird es immer bleiben, weil er nichts erreichen wird!“ Kurzer Lunte ist schon in die Bombe gegangen, welche mir gerade innerlich platzt und ich ihm eine saftige Ohrfeige verpasse – die Tränen halte ich noch weitestgehend zurück. „MIR ist das egal, Keisuke! Ich bin dankbar dafür, was er mit seinen Mitteln macht und froh, dass ich solch einen guten Freund gefunden habe, der bodenständiger ist, als die ganzen Heuchler von der Privatschule. Du weißt haargenau, wie sehr ich darunter gelitten habe dort zu sein und deine Einmischung hat es nur schlimmer gemacht damals. Zwar bin ich dir dankbar für all deine Bemühungen und auch für die Zeit mit dir, aber wenn du nicht lernst, dass ich endlich richtige Freunde um mich habe, dann denke ich, wäre es besser, wenn wir nie wieder in Kontakt treten.“ Jetzt kann ich die Tränen kein Stück mehr zurückhalten und lasse sie ihren Lauf. Schmerzhaft finde ich diesen derzeitigen Zustand, der eingetreten ist schon, aber anders geht es keineswegs, wenn er sich nicht damit arrangieren kann, dass ich in Paris, trotz der Vorbehalte, glücklich bin. „Pscht, nicht weinen, Ba…, Shirado. Ich wollte dich nie verletzen.“ Seine Umarmung lasse ich zwar zu, aber trotzdem heule ich weiter. Für mich ist er eine Konstante im Leben, die ich ungern aufgebe, weil ich noch an ihm hänge und den Erfahrungen, die ich gemacht habe – obwohl Manches man erst mit 21 sehen sollte. Drei Minuten sind bestimmt schon längst um und dass das Dessert noch nicht aufgetischt wurde, liegt daran, dass wir noch nicht wieder im Esszimmer sind. Langsam werde ich ruhiger und ich drücke ihn leicht weg von mir, sodass er die Umarmung auflöst. „Was ist, wenn ich ihn erstmal tolerieren würde? Gegen die anderen Freunde von dir habe ich nichts, nur er bringt mich auf die Palme.“ Ist das etwa ein Zugeständnis seinerseits zu versuchen mit dem Blonden auszukommen? Mag er mich wirklich so sehr, dass er mich nicht missen will? Ihn will ich nämlich auch nicht missen, aber der Nachgeschmack wäre bitter, weil Toleranz nicht Akzeptanz heißt und demnach Schwierigkeiten mit sich bringen kann. Zu mehr kann er sich jedoch nicht durchringen und dass er für mich überhaupt versuchen will mit Adrien ein wenig klarzukommen, finde ich schon recht nett von ihm. „Okay, Keisuke, das finde ich besser, als wenn ich dich aus meinem Leben streichen müsste.“ Kräftig werde ich umarmt und ich erwidere diese Umarmung dieses Mal. Schnell wische ich nach dieser meine Tränen weg und gehe gemeinsam mit ihm zurück zu den anderen ins Esszimmer, wo Monsieur Agreste scheinbar den überfürsorglichen Vater heraushängt, den ich bis dato noch nicht gekannt habe. „Monsieur Agreste – hinsetzen, Mund halten und mich machen lassen! Es geht immerhin um mich!“ Proteste von ihm werden von Vater verhindert und ich zeige Keisuke, wohin er gehen muss, bevor er sich setzen darf. Weil er nur eine Sprache beherrscht, verstehen ihn nicht alle, aber Adrien versteht es und nickt die Entschuldigung ab. Seine Hand ist schon in einen Eishandschuh gesteckt worden, was ich noch aus meiner neugierigen Entdeckerzeit kenne, wenn ich heiße Objekte zu toll fand. Zwei Beutel Eiswürfel werden zusammengenäht und um die Hand gelegt, sodass die Verbrennungen nur minimal ausfallen sowie leichter zu behandeln sind. Neben Ali nehme ich wieder Platz und hätte nicht gedacht, dass es noch so anstrengend wird. „Danke, Shirado.“ Bedankt sich gerade Adrien für…, nun für was überhaupt? Diese ganze Sache drehte sich um meine Person, ohne es zu wollen, weswegen ich mich einmischen musste, bevor noch irgendjemand von den beiden krankenhausreif verletzt wird. Ihm nicke ich zu und würde mich am liebsten an den Prinzen lehnen, aber dies wäre keineswegs gut in der nun endlich entspannten Lage. Froh darüber, dass der Nachtisch serviert wird, seufze ich, als das kühle Eis meine Zunge in den Minusbereich sinken lässt. Abgekühlt und wieder in Wohlfühllaune quatsche ich mit den anderen am Tisch, wobei es meistens darum geht, was Ali und ich hier immer gemacht haben. Bevor wir jedoch auf besondere Aktionen zu sprechen kommen, möchte Opa Max eine Rede halten, die immer nach dem Nachtisch erfolgt. „Meine verehrten Gäste, es freut mich sehr, dass ihr alle gekommen seid. Wie jedes Jahr lade ich einige Personen ein, die meiner Familie und mir persönlich wichtig sind. Traditionell hebe ich auch wie immer alle Titel auf, sodass ihr mich duzen könnt, wie ich es mache und die Angestellten nicht zu vergessen. Diese zwei Tage für das neue Jahr wollen wir in einer Einigkeit feiern, um ein neues Jahr gemeinsam einläuten zu können – ohne auf zu viel Etikette achten zu müssen. Genießt die Zeit hier entbunden von euren Pflichten und die Kinder dürfen mich natürlich für diese zwei Tage ebenfalls Opa Max nennen, wie mein Augenstern es gerne macht. Zudem habe ich für euch Kinder eine Schatzjagd organisiert, welche die gesamte Insel umfasst und ihr sicherlich bis zum Silvesterabend um 21 Uhr auch die Zeit braucht. Alles Weitere erklärt euch mein persönlicher Assistent Croquet. Um die wilden Tiere braucht ihr euch keine Sorgen machen, sie sind alle handzahm, sofern ihr sie nicht bedroht. Wie wir Menschen möchten auch sie mit Respekt behandelt werden. Auf eine schöne gemeinsame Zeit des regen Austauschs und damit auch neue Freundschaften.“ Somit wäre sein Anliegen grob erklärt, doch dass er nicht sagt, was noch alles passieren wird, wundert mich. Sonst hat er es immer getan. Croquet kommt und begrüßt uns, was wir erwidern. Stimmungstechnisch ist die Atmosphäre besser geworden und die Erwachsenen unterhalten sich, wobei Keisuke und seine zwei Neuen sich zu uns gesellen, um an der Schatzjagd teilzunehmen, weil wir auf die Käsehappen allzu gerne verzichten. Wir werden gebeten in den Eingangsbereich zu gehen, weil dort die Erklärung stattfinden wird. Dass ich an sich noch den anderen ihre Zimmer zeigen wollte, wird also heute ignoriert, was bedeutet, dass Opa schon wusste, wohin ich sie haben wollte. Typisch er – immer meine Gedanken richtig erraten – was für eine Gemeinheit. Im Eingangsbereich sind wir nun und er stellt ein technisches Wunderwerk an, sodass wir ein Hologramm von der gesamten Insel zu sehen bekommen. „Wie ihr hier sehen könnt, ist die Insel von unterschiedlichem Terrain durchzogen. Sofern ihr euch nicht allzu dumm anstellt, schafft ihr es ohne Blessuren den Schlüssel zum Schatz zu finden. Um einen Schlüssel zu erhalten, braucht ihr Yu-Gi-Oh!-Karten, die sich überall auf der Insel verteilt haben, außer hier im Schloss, zu welchem ich nachher komme. Jede Person von euch erhält einen kleinen Handcomputer mit, auf dem eine Karte der Insel angezeigt wird und welche Karten für euch bestimmt sind. Diese erkennt ihr daran, in was für eine Kartenhülle sie gepackt sind. Zu diesem Anlass wurden nur für euch spezielle Hüllen entworfen und angefertigt. Untereinander helfen wie behindern ist erlaubt, denn wer zuerst mit dem Schlüssel hier im Schloss ankommt, der für ihn oder sie auch bestimmt ist, kann anfangen nach dem Schatz zu suchen, den wir hier in öffentlichen Räumen versteckt haben. Sollten Tiere eine Karte bei sich tragen oder bewachen – was geschehen kann – drückt ihr auf das Touchpad fünf Sekunden lang und wir werden hier überprüfen, welche das ist, um euch ein Exemplar zu geben. Dies erfolgt in binnen von zehn Minuten, also verlasst den Standort nicht allzu schnell, denn dorthin wird die Karte gesendet. Ihr habt bis 20:45 Uhr Zeit, also fast acht Stunden – sprich zwei Inselumrundungen. Keine Sorge, ihr werdet durch die Handcomputer genaustens geortet, damit wir euch keineswegs verlieren. Wenn ich das Startsignal gebe, werden eure Karten und deren Anzahl im jeweiligen Terrain gezeigt. Auf die Plätze – fertig – los!“ Ihm steht es ein Startgeber zu sein und prompt pingeln unsere Computer und zeigen alles an. Keisuke rennt mit seinen zwei Begleitern schon raus, mit einer provozierenden Verabschiedung. Prinz Ali und ich bilden einfach ein Team, während die Jungs es dem Yakuzasohn nachmachen und gemeinsam hinter diesem her stürmen – jetzt hat der Trottel alle drei gegen sich. Marinette und Alya gehen mit uns beiden gemächlicher hinaus und erst am Anfang des Waldes trennen wir uns in unsere Zweierteams. „Erinnert mich an die Schatzsuche von vor drei Jahren, Shirado.“ „Ja, das stimmt. Opa Max mag es gerne Kinder zu unterhalten und liebt solche Spielchen. Schön finde ich, dass es nicht nur wir beide sind, denn da ist der Ansporn größer. Wohin sollen wir zuerst?“ Lieber frage ich ihn, denn ich traue mich nicht den Computer zu bedienen – der Lerncomputer klappt zwar endlich so, wie ich es meine, aber das teure Gerät hier möchte ich ungern schrotten. „In der Nähe sind zwei Karten von mir und eine von dir, wie ich erkennen kann.“ Keine lange Strecke zu gehen ist für den Anfang noch vollkommen in Ordnung. Gemütlich gehen wir die Straße runter zum Hafen und halten genau an dem Stück an, wo ich heute Morgen zum Streicheln und Kuscheln der Wölfe war. Sie kann ich wieder hören und kündige mich an, damit sie nicht erschreckt werden. Kaum bin ich bei ihnen, werde ich schon angesprungen und beschnuppert, was mich zum Kichern bringt, ehe ich sie auf Ali vorbereite, denn der muss ja auch hier suchen. Lange brauche ich nicht und er darf herkommen und wird genauso begrüßt wie ich. Natürlich lassen sie uns nicht so einfach suchen, sondern wollen Streicheleinheiten, die wir ihnen geben. Am Ende hat es sich für uns ausgezahlt, denn sie hatten die Karten und wir bekommen sie überreicht. Mystischer Jinn der Lampe und Antike Lampe für Ali, während ich Flügelweber erhalte. Flügelweber war für mich als Kind wie eine Schwester, die meinen Helden den Auftrag gegeben hat mich zu befreien. Hach ja, das habe ich damals wirklich gerne gespielt. Wäre schön meine Helden ebenfalls zu finden. Vielleicht habe ich ja das Glück und sie gehören zu den Karten, die ich finden muss. Von dem Rudel verabschieden wir uns, denn wir müssen woanders hin und zwar zu der Lichtung, wo eine große alte Tanne alleine draufsteht. Dort finde ich Dunkler Feuersoldat 1, einer meiner ehemaligen Helden. Der Ort war an sich weniger gut gewählt, würde er echt sein. Jedenfalls müssen wir nun zu den Klippen, wo das Meer stark gegen prescht. Durch Teamarbeit haben wir zwei weitere Karten von Ali gefunden – Legendärer Fischer und Katapultschildkröte. Im Dunkelwald finde ich Ritter des Buben – noch ein Held von mir. Wächter-Sphinx finden wir in der Nähe von meiner Karte, die für Ali bestimmt ist. Bisher läuft es mehr als gut für uns. Lediglich das Klettern in dem zerklüfteten Gebiet macht mir im Moment Schwierigkeiten, weil ich dafür keineswegs zu haben bin. Dank Ali komme ich jedoch sicher unten an und wir finden für ihn Herbeigerufener Totenkopf, während wir nun in eine Höhle im Gestein gehen. Ziemlich dunkel hier und unsicher taste ich mich voran. Würden diese Computer nicht ein bisschen Licht abgeben, wäre ich definitiv nicht hineingegangen. Auf einem altarähnlichen Steingebilde liegen drei Karten, die meine Hülle aufweisen – Legendärer Ritter Timaeus, Legendärer Ritter Hermos und Legendärer Ritter Critias. Irgendwie habe ich jedoch das Gefühl, dass ich diese drei nicht berühren sollte, was auch an der dunklen Umgebung und dem Altar liegen könnte. Vorsichtig strecke ich meine Hand aus und nehme mir alle drei mit einem Wisch, um flott Abstand zu erhalten, denn ich will hier nur noch raus. Draußen angekommen komme ich zu der Erkenntnis, dass ich nur Angst hatte, denn Ali kommt gelassen aus der Höhle und lächelt verschmitzt. Tja, wenn es ihm Spaß gemacht hat, dann soll es so sein, ich bin froh raus aus diesem dunklen Loch zu sein. Am Strand in der Nähe finden wir Jinzo sowie Das Ende von Anubis für ihn. Hügelig ist das Wiesengebiet, wo wir für mich meinen Helden der Luft finden – Harpyien-Bruder. Sogar Ali findet hier Harfengeist für sich. Irgendwie finde ich es merkwürdig, dass wir die anderen noch nicht gesehen haben, weil wir immerhin nicht mehr zu zweit auf Schatzjagd sind. Dreiviertel der Insel haben wir geschafft und es wird Abend, wenn ich die Sonne richtig deute. Viel Zeit bleibt uns also nicht mehr übrig und trotzdem bleiben wir ruhig, denn abhetzen bringt nichts. Ein Fuchs bringt mir Böser Held Malicious Edge, der in meinen Spielen erst mich entführt hat, weil er nicht wusste, wie er mich sonst für sich gewinnen könnte, aber am Ende gemerkt hat, dass er den falschen Weg wählte, um mich für sich zu gewinnen und lernen wollte, wie man es schaffen kann. Kein Wunder, dass ich Keisuke toll gefunden habe – anscheinend habe ich ein Faible für solch einen Typ Mann. Nun betreten wir wieder den Wald, aber von der anderen Seite aus und dort müssten unsere restlichen Karten versteckt sein, wenn Ali richtig die Punkte mit der Karte verglichen hat. Falsch kann er gar nicht liegen, denn wir beide kennen uns hier sehr gut aus. Deswegen finden wir unsere letzten Karten ohne Mühen – er erhält Athena, während ich Schwarz glänzender Soldat und Walküre des Magiers finde. Welcher Schritt kommt nun? Hat Croquet überhaupt gesagt, wie wir den Schlüssel finden? Sicherlich ist es ein Kartencode, denn sonst wäre es nicht Opa Max sein Stil. Nett, wie Ali nun mal ist, gibt er für mich den Code ein, nachdem er seinen eingegeben hat und die Karte zeigt den Schlüsselort an. Meiner ist sehr viel weiter weg als der von Ali, weswegen es besser ist, wenn wir uns aufteilen würden, was er nur nach gutem Zureden meinerseits macht. Manchmal glaube ich, dass alle Kerle in meiner Nähe einen Schuss haben. Fröhlich hüpfe ich einen Geheimpfad entlang, damit ich nicht durch das zerklüftete Gebiet muss, um zum Geheimwald zu kommen. Zwei Tonleiter muss ich nun anstimmen, damit der Hirsch mir die Pforte öffnet und siehe da, er tritt heraus, lässt sich von mir streicheln und mich eintreten. Bestimmt hat Opa jemanden engagiert um hier einzutreten, denn dies hier war sonst immer mein Geheimversteck. Irgendwo hier muss der Schlüssel versteckt sein, jedoch finde ich nur ein einmal geknicktes Papier, was mich wundert, da ich ja einen Schlüssel erwarte. Dieses nehme ich mir und es fallen ein paar Karten heraus. Ernsthaft jetzt? Soll ich etwa nochmals einen anderen Ort aufsuchen? Missmutig öffne ich das Stück Papier und ich kann Opas Handschrift erkennen. „Lieber Augenstern, diese Karten sind besonders und werden dir sicherlich bald mal helfen, sofern du die Seelen der Monster dazu überzeugst zurück in unsere Welt zu kommen, weil sie sich mit deinem ägyptischen Vorfahren, Pharao Atemu, zurückgezogen haben. Schwarzer Magier ist alleine zu dir zurückgekommen und die Karten, die du sowie deine Freunde gesammelt haben, waren schon als Geister auf dieser Insel unterwegs. Ob sie zurückkommen werden, um mit euch zu kommunizieren, wird sich noch zeigen, aber ein Zeichen aus dieser Welt hast du schon erhalten. Augenstern, wie du weißt, beobachte ich das Siegel der Gottheiten seit ich von seiner Existenz weiß – es hätte an sich schon vor Jahren komplett zerstört sein müssen. Irgendwas oder -jemand hält es noch aufrecht, jedoch wie lange es funktioniert, kann niemand von uns vorhersagen. Mache dir aber nicht allzu große Sorgen, denn bisher können wir einige Suchaktionen abschließen und auf Ergebnisse hoffen. Deine Aufgabe wird es sein hier in deinem Geheimversteck ein Lied vor den leeren Karten sowie denen, die du gefunden hast, zu singen. Der Beschützer dieses Waldes hat von mir den Playback erhalten und kann diesen sogar aktivieren – schlaue wilde Tierchen habe ich, nicht wahr? Du darfst einmal hören und dann musst du das Lied singen sowie dazu performen. Das Lied kennst du, es ist ViEW von Sawano Hiroyuki feat. mizuki aus dem Album 2V-ALK. Viel Spaß, denn nur wenn du es richtig machst, erhältst du den Schlüssel – dein Opa Max.“ Super Opa, ehrlich. Dieses Lied habe ich vor drei Jahren zuletzt gehört. Trotzdem möchte ich wissen, ob es die Karten anspricht. Majestätisch geht der Hirsch auf mich zu und will noch ein bisschen gestreichelt werden, bevor er sich hinter den flachen Felsen setzt und die Musik ertönt, die ich nachher brauche. Solch ein schönes Lied kann ich unmöglich vergessen haben, aber ich muss es ja singen und dazu tanzen, was die Sache schon schwieriger macht, weil kein Text vorhanden ist. Zuerst lege ich aber die Karten auf die flache Steinfläche, damit sie ihre Plätze einnehmen können, wie richtige Zuschauer, was der große Hirsch genaustens beäugt. Mir fällt gerade auf, dass er ja auch zugucken wird, aber egal, ich werde gleich eine schöne Show bieten, denke ich. Erinnerungslücken sind hoffentlich geschlossen bei mir und ich stelle mich weit genug weg hin, damit ich die Karten mit meinen Bewegungen nicht umwehe. Dem Hirsch nicke ich zu und konzentriere mich direkt, denn mich sollte jetzt nichts aus der Fassung bringen, bis ich es korrekt abgeschlossen habe. Tief in meiner Konzentration versunken, um Stimme und Körper richtig einzusetzen, bemerke ich nur am Rande Silhouetten, die nach und nach auftauchen sowie zu bleiben scheinen. Gegen Ende des Liedes muss ich durchatmen, denn dieser Akt war schon anstrengend und noch darf ich nicht wieder Gymnastik machen, was mich nervt. Erst ab Januar wieder und dann werde ich durchstarten, um meine Beweglichkeit zu behalten. Ist zwar nur noch diese Nacht durch, aber Gymnastik habe ich erst wieder ab Schulanfang, weshalb ich noch warten muss. Diese Silhouetten sind auf alle Fälle nicht mehr hier und einige Karten haben jedoch nun Bilder drauf, die ich vorhin noch nicht gesehen habe, weswegen es wohl richtig war. Seiyaryu, Diener von Ra, Diener von Obelisk und Diener von Sleifer sind neu hinzugekommen, aber viele Karten bleiben wohl noch leer, was ich schade finde. Irgendwann jedoch werden sie sicherlich gefüllt werden, sodass ich sie in ein Deck einfügen kann, wobei mir diese Diener nun gänzlich unbekannt sind. Irgendeine Funktion haben sie sicherlich. Achtsam geht der Hirsch zu mir und will noch kuscheln, was ich nur allzu gerne mache, bevor er mich aus dem Geheimwald lässt und ich den Schlüssel beinahe vergessen hätte, der sich allerdings schon in meiner linken Hand befindet, was ich gar nicht mitbekommen habe, weil ich zu sehr damit beschäftigt war mich über die Karten zu wundern. Na ja, besser so, als ihn vergessen zu haben. Sarkastisches Klatschen ertönt plötzlich und ich erkenne dieses sofort wieder – es ist der Vampirlord. Wo genau steckt der bloß? „Shirado, Shirado, Shirado, du hast es uns leicht gemacht zurückzukommen – vielen Dank dafür. Zwar haben wir keinen Beschwörer mehr, der für uns Zauber aktiviert, aber wir kommen sicherlich ohne diesen zurecht.“ „Was willst du denn schon wieder hier? Solltest du nicht mit Vlad auf Reisen sein?“ „Willst du mich veralbern? Es gibt mich als Karte mehrmals, sodass ich nicht an eine Person gebunden bin. Sofern also niemand die erste Portalkarte besitzt, kann mich niemand zu irgendwas zwingen, wie die schwachen Existenzen, die sich auch noch darüber freuen.“ „Lieber schwach und dafür beliebt, anstatt solch ein Ekel wie du zu sein. Außerdem ist heute die Nacht des Lichts, welche böse Geister wie dich vertreiben soll.“ „Ts, als ob ich das nicht schon wüsste, dummer Mensch. Weswegen meinst du bin ich direkt zu dir geeilt? Sobald du mein Sklave bist, kann mich niemand mehr aufhalten, auch nicht Vlad oder Ladybug. Durch dich würde ich alle Siegel entfernen können, damit endlich das Böse herrscht, welches uns die Kraft gibt. Zudem musst du aufgeben, denn du bist alleine und ich keineswegs.“ Kaum schnippt er einmal, tauchen die anderen Vertreter seine Rasse auf, bis auf Fluch des Vampirs, was mich verwirrt und ihn ebenfalls. Anscheinend hat Vlad doch eine Portalkarte in seinem Deck. Trotzdem sehe ich gegen die alle in mehrfacher Version alt aus. „Gebe auf und wir lassen diese Insel in Ruhe.“ „Wie war das noch beim letzten Mal? Da dieser Handel von dir kommt, bist du also nicht in der Position zu verhandeln.“ „Übertreibe es nicht, Shirado, sonst mache ich mit dir weitaus mehr, als du denkst.“ Von einem Vampir ungesagt gedroht zu bekommen, dass man von ihm auch sexuell ausgenutzt wird, klingt schrecklich, wenn Besagter nicht dem Typ entspricht, den man sich wünscht. Irgendwie klingt dieser gedankliche Satz von mir falsch – aber sowas von falsch. „Herbeigerufener Totenkopf – vernichte Vampirlord!“ Oh, Ali ist mit einem Monster da, also hat er mindestens eine Portalkarte gesammelt. Harfengeist erscheint vor mir und soll mich wohl schützen, da sie eine hohe Verteidigung besitzt. „Woher kommt dieser Mensch nun mit Portalkarten? Greift gefälligst an!“ Nur eine Version zu vernichten reicht wohl nicht aus, denn er agiert immer noch wie vorher und der Prinz ist nun in Gefahr. „Athena, bitte lösche das Böse aus. Das Ende von Anubis, durchtrenne ihre Körper und Wächter-Sphinx verteidige zusätzlich Shirado!“ Wow, Ali kann ja mit den Monstern richtig gut umgehen, als ob er selber spielen würde. Warum kann ich denn keine Monster rufen? Dabei dachte ich, dass Schwarzer Magier kommen könnte, wenn die Vampire zugegen sind. Eine Gebrauchsanweisung wäre gut gewesen. „Shirado!“ Huch, habe ich mich verjagt, als mich plötzlich mehrere Stimmen rufen, aber es sind Besitzer dieser, die mich hocherfreuen. Wie jedoch alle hierhergekommen sind, wundert mich schon, denn ich glaube kaum, dass alle an diesem Ort einen Schlüssel finden würden. Sicherlich wieder so ein Sicherheitstick von Opa Max, dass bei Gefahr meinerseits alle, die mitmachen, dorthin geschickt werden, wo ich bin. „Dann wollen wir mal diese Blutsauger ein wenig aufmischen – Ritterin der Königin und Elfenzwillinge, Elementarheld Sparkman, Elementarheld Wildheart sowie Elementarheld Bladedge – Angriff!“ Alya geht direkt in die Vollen und freut sich riesig, dass sie Helden rufen kann, da sie von diesen fasziniert ist – besessen passt auch. Marinette zieht mit Naturia Marienkäfer, Schimmerdrache, Naturia Ungeheuer, Königin Herbstlaub und Naturia-Gaiastrio in den Kampf, wobei der Marienkäfer Angst bekommen hat und direkt gegen ihr Gesicht fliegt, um sich in Sicherheit zu wissen – voll niedlich. Aus dem Meer taucht Inselschildkröte von Nino auf, der noch Säbelsaurier, Krugschildkröte, Krebsschildkröte und Bujingi Schildkröte ruft. Vom Set her würde ich meinen, dass er mehr für die Verteidigung zuständig wäre. Nathaniel ruft einige meiner liebsten Monster – besonders Antiker Feendrache – Magisches Etwas, Maha Vailo, Gagaga-Magier und Sternzieher. Wo sind die anderen vier hin? Müssen sie anderswo aktiv kämpfen, weil dort auch Monster erschienen sind? Dieses Getümmel ist unübersichtlich und der aufgewirbelte Staub bringt nicht gerade bessere Sicht auf das Geschehen. Harfengeist donnert gegen Wächter-Sphinx, was mich erschreckt, denn dies hat sicherlich wehgetan. „Länger will ich nicht warten. Am besten beiße ich dich jetzt schon, damit mir nichts mehr in die Quere kommt.“ Vampirlord hat es also irgendwie geschafft die hohe Verteidigung zu überwinden und mich in seine Gewalt zu bringen. Schläfst du etwa gerade, Schwarzer Magier? „Finger weg von Shirado!“ Kraftvoll bekommt der Vampir einen Ast auf seinen Kopf gehauen und lässt dadurch mich los. Verursacht hat diese Situation Adrien, der abgekämpft aussieht, aber mir noch ein verschmitztes Lächeln entgegenbringt, als wäre seine Handlung gerade ein Kinderspiel gewesen. Benommen taumelt der Unhold ein Stück weg von uns und der Blonde hat mich hinter sich geschoben. Irgendwie erinnert mich diese Handhabung an Cat Noir. „Hier muss irgendwo ein Nest von euch sein, dass ihr zuhauf auftaucht und sogar Monster auf eurer Seite habt. Lange würdet ihr aber nicht durchhalten, denn die Schmerzen eurer Monster spürt ihr selbst, während es uns nichts ausmacht.“ Daher hat Opa damals kurz seinen Arm gehalten, als er mit seinen Monstern bei der Schneise mitgeholfen hat – er hat den Schmerz seiner Monster zu spüren bekommen. Sicherlich nicht gerade sehr prickelnd, wenn man diese spürt. Wiederum bedeutet das ja, dass Ali den Schmerz von vorhin gespürt haben muss. Lässig stützt Adrien sich auf den Ast ab, den er in den Boden gerammt hat und wirkt auf mich ein bisschen bekifft, wenn ich ehrlich bin. Beide starren sich an und scheinen auf irgendwas zu warten, was keineswegs eintrifft und ich weiß wirklich nicht mehr, was ich noch machen soll, wenn ich keine Monster rufen kann wie die anderen. Indirekt bin ich total nutzlos – blöde Sache und eine Gemeinheit. Eines von den Vampirbabys rast unerwartet auf mich zu und ich versuche mich ein wenig zu schützen, doch hätte ich diese Handlung keineswegs vollziehen müssen, denn Adrien kickt es in hohem Bogen zurück in die Staubwolke, als wäre diese Handlung wie einstudiert gewesen. Dass er so etwas kann, wusste ich nicht, weil er fechten hat und Basketball spielt, was ich zumindest weiß. Sein neues Hobby kenne ich explizit nicht, aber Monsieur Agreste hat bei unserem ersten Treffen angedeutet, dass sein Sohn ein neues hat. Ob ich wohl bald erfahre, was es ist? Meine Vermutung wäre ja Krafttraining, wie ich während der Modenschau gedacht habe, aber sicher bin ich mir keineswegs. Den Angriff vom Vampirlord hat er wohl erwartet, denn er hebt den Ast und fängt die Krallen ab, doch damit würde sein Gegner ihm die Waffe nehmen, worauf er wohl gebaut hat. „Finsterlord Morgenstern, Finsterlord Asmodeus, Ritter des roten Lotus, Gerfried, der Schwertmeister und Pandemischer Drache – vernichtet die Vampire!“ Opa hat ihm echt mächtige Monster gegeben, die er rufen kann, denn sie haben alle ihren Angriffswert über 2.000, was eine Menge ist, wie ich finde. Durch das Auftauchen von Adriens Monstern ist der Kampf insgesamt recht schnell vorbei und der Vampirlord verflucht uns – besonders mich – derbe, bevor er verschwindet. Alle Monster ziehen sich wieder zurück und ihre Beschwörer keuchen vor lauter Anstrengung. „Man ey, das ganze Theater hat mich wieder hungrig gemacht.“ Ninos Äußerung bringt uns zum Lachen und ich bin sehr dankbar, dass ich solch wundervolle Freunde habe. Zurück im Schloss werden wir von Croquet empfangen, der uns mitteilt, dass wir erwartet werden und die Schatzsuche vereinfacht beendet wird, indem der Schatz im Ballsaal steht, wo wir hingehen, da wir alle unsere Schlüssel haben. Dort angekommen sind alle versammelt – selbst Keisuke und die zwei von ihm – und unsere Familien nehmen uns in herzliche Umarmungen. Haben die etwa alles mitangesehen? War bestimmt schwer die Eltern zurückzuhalten. Nun erfahre ich auch, dass meine Aufgabe auf der gesamten Insel zu sehen war, was keineswegs so auf dem Papier stand, aber Opa meint ja, dass ich niemals still und heimlich solche Aufführungen veranstalten soll – trotzdem nicht nett von ihm, allen das zu zeigen. Dennoch verstehe ich den Grund dahinter, denn ich kann die Silhouetten nun entziffern – es sind die Monster, die ich gefunden habe und die paar, die erst nur weiße Karten waren. Zusätzlich können wir alle anderen sehen, die auch Monster zu Gesicht bekommen haben. Jede teilnehmende Person hat fünf Monsterfreunde erhalten, während ich wohl mehr habe, aber sie nicht rufen konnte. Einen Haken hat es immer, aber schön, dass die Monster wieder mehr zu uns Menschen in Kontakt treten, wie ich es an Weihnachten erfahren habe, haben diese sich ja zurückgezogen. Wir bekommen auch zu sehen, dass Monsieur Agreste Blauäugiger Ultimativer Drache aus Versehen gerufen hat, weil er Adrien beschützen wollte. Mimisch sieht man ihm nichts an, aber er macht sich schon viele Gedanken um die Sicherheit von seinem Sohn, wie mein Vater es bei mir macht. Dahingehend ähneln sie sich sehr, auch wenn der Hintergrund sicherlich anderer Natur sein könnte. „Ihr alle habt Mut bewiesen sowie gezeigt, dass ihr als Einheit agieren könnt, wie es seit Jahrtausenden Brauch ist, wenn es um die Verbannung des Bösen geht. Wir Erwachsenen haben uns darüber unterhalten, was wir zu sehen bekommen haben. Mehr oder weniger haben wir einen gemeinsamen Nenner gefunden – ihr behaltet alle Karten und die, die zum Beschwören da sind, könnt ihr sicherlich nutzen um in eurer Gegend für Sicherheit zu sorgen. Japan und China sowie der gesamte amerikanische Kontinent und Australien werden zwar nicht betroffen sein, aber der Rest der Welt definitiv, wenn es weiterhin solch drastische Angriffe gibt. Traditionell gesehen müsstet ihr alle eine Art Miraculous erhalten, aber solche besitzen wir hier keineswegs, weshalb ihr euch mit dem Beschwören der Monster begnügen müsst. Früher konnte ich es auch mal, aber das ist sehr lange her und heute bin ich froh, dass ich mal meine Freunde aus der Monsterwelt ab und zu hier auf der Insel zu Gesicht bekomme. Aber ich schweife ab – ihr tragt hohe Verantwortung mit euch und es ist klar, dass ihr einen regen Alltag habt – jedoch stehen wir hinter euch, um euch aufzufangen – so unser Urteil über die Gesamtsituation.“ Kurz und knapp – Erlaubnis erteilt für gefährliche Aktionen, sofern sie nötig sind. Lockert dies denn meine Sicherheitsbestimmungen ebenfalls? „Ach ja, bevor wir es vergessen – Shirado braucht mehr Sicherheit und diesen Grund habe ich euren Eltern mitgeteilt, die mit euch darüber reden werden. Hosuke, Keisuke und Adrien wissen schon über alle Gegebenheiten Bescheid.“ Wie bitte? Gerade er weiß das schon länger? Wieso hat er mir nie…, weil er es nicht durfte, wegen meiner Sicherheit. Glücklich bin ich über diesen Umstand keineswegs. Wenigstens ein bisschen hätte er mir doch erzählen können. Jetzt wird das Augenmerk auf die Schatztruhe gelegt, die mehr als nur ein Schloss besitzt und drei Schlüssel stecken schon – war ja klar, dass man am Ende alle braucht. Hochtrabend daraus einen Wettbewerb veranstalten und am Ende doch alle als Sieger küren. Kurzerhand stecken wir unsere Schlüssel in die passenden Schlösser und schließen auf. Der Inhalt sollte mich keineswegs überraschen, aber er macht es dennoch – Umschläge mit unseren Namen jeweils darauf, die wir nun in den Händen halten sowie aufmachen. Simpel, klein und fein – dies kann nur eine SD-Karte sein. Diese sollen wir in den Handcomputer schieben und die Dinger verändern sich zu einen dieser elektronischen Bilderrahmen. Woher hat Opa bloß diese ganzen Bilder? Lange können wir sie nicht ansehen, denn die Bilderahmen gehen nacheinander aus. „Tja, die Energie ist leer, aber das macht nichts, denn man kann sie wieder aufladen. Wie fandet ihr die Schatzjagd?“ Feedback geben ist schwierig, wenn Opa sich wie ein kleines Kind über Lob freuen würde. Bis auf die Filmerei meiner Tanzeinlage fand ich es schon super, wieder solch ein kleines Abenteuer mit Ali zu erleben. Ungebetene Einmischung gab es zwar, aber diese konnten die anderen verscheuchen. Sich nutzlos zu fühlen ist daher wohl nur natürlich. Gegen Ende der Runde wird das Buffet für die Silvesterparty aufgetischt, aber ich möchte mich kurz ausruhen, weswegen ich mich in mein Zimmer von hier verziehe. Ausgelaugt lege ich mich auf das Bett und bin froh, dass es dieses Mal keine gruselige Umgebung war, als ich die Vampire getroffen habe. Somit hat sich meine Angst in Grenzen gehalten. Es kann sein, dass meine Angst ein Hindernis war, dass ich die Monster keineswegs rufen konnte. Im Moment möchte ich es jedoch nicht versuchen und schaue mir lieber die gesammelten Karten an, die ich zusätzlich erhalten habe. Viele blanke Karten, die mich ein wenig traurig stimmen, weil ich keine Anzeichen erkennen kann, was sich davor abgebildet haben könnte. Bringt alles nichts und ich sollte mich für den Silvesterabend wirklich frisch machen. Unter der Dusche fühle ich mich gleich viel besser. Wasser reinigt nicht nur den Körper, sondern auch die Gedanken sowie Gefühle, wenn man sich darauf einlässt. Allerdings werde ich gestört, indem jemand meinen Namen ruft und ich die Stimme nicht genau erkennen kann, aber dennoch ausrufe, dass ich im Badezimmer bin. Stumpf wird auch noch die Tür geöffnet und ich schreie die Person an, dass sie gefälligst draußen bleiben soll. Unerhört ist das! Jedenfalls werde ich noch gefragt, ob es mir gut geht, was ich befürworte und sage, dass ich schon noch kommen werde. Manche Leute wissen echt nicht, wann sie eine Tür zulassen sollen. Verschließen kann man diese aus Sicherheitsgründen nicht, falls mir irgendwas im Badezimmer passiert. Ab Sommer möchte ich endlich hier ein Schloss dran haben, wenn das schon mein Zimmer ist. Vollkommen rein lege ich mir ein Körpertuch um, wickle mir ein Handtuch um den Kopf, damit meine Haare schonend getrocknet werden und fühle mich erfrischt. Erst jetzt merke ich, dass ich Sachen zum Wechseln vergessen habe und gehe zum Kleiderschrank in den Hauptraum meines Zimmers. Mehr als Unterwäsche brauche ich ja nicht, um mir einen Kimono anzuziehen, sonst schwitze ich mich darin krank. Wie immer ist mein Körper eher trocken als meine Haare und ich löse das Körpertuch, sodass es auf den Boden fällt und ich mich untenherum anziehen kann. Erschrocken wird hinter mir gekeucht und ich drehe mich so, dass ich das Körpertuch schnell vor meinen Körper halte. „Wieso starrst du so, Adrien?“ „Du…, du bist verletzt.“ Bestimmt nur wieder ein blauer Fleck, weil ich vom Vampirlord gepackt wurde. Der wird wieder vergehen, aber die schlimmere Tatsache ist, dass er mich nackt gesehen hat. Ohne weiter auf ihn einzugehen ziehe ich ihn zu meiner Tür und bin noch so weit gefasst, dass ich sie ihm öffne, damit er rausgehen kann, ohne dass ich eine Szene mache. Blick von mir sagt raus – also ab die Maus. Zumindest scheint er das zu verstehen und geht, doch als er sich umdreht und mir irgendwas sagen will, knalle ich ihm die Tür vor der Nase zu, um sie abzuschließen – jedenfalls nutze ich einen kleinen Gegenstand um die Geräusche am Schloss zu imitieren, wenn man hastig einen Schlüssel nutzt, da ich keinen echten besitze. Peinlich, peinlich, peinlich, peinlich! Adrien hat mich noch vor Cat Noir nackt gesehen – welch eine Schande. Alles nur, weil ich ihn vorhin nicht bemerkt und ihn wohl komplett ausgeblendet habe. Sorgen um mich sollte er sich nicht in dem Ausmaß machen. Mir geht es soweit gut und alle waren zur Stelle, als ich sie gebraucht habe – bessere Freunde hätte ich keineswegs finden können. Nichtsdestotrotz mache ich mir Sorgen, dass sie alle wegen mir in Gefahr geraten werden – besonders der Blonde. Grübeln bringt mich auch nicht weiter, also entferne ich das Handtuch vom Kopf, ziehe mir ein Unterhemd an und bürste mir die Haare in aller Ruhe, damit ich keine Knoten erhalte. Nur noch ein paar Mal Hand anlegen und schon sehe ich passabel aus, um mir den Silvesterkimono anzuziehen – pechschwarz mit verschiedenfarbigen Feuerwerksblumen darauf. Zufrieden mit meiner Wahl gehe ich zurück zum Ballsaal, wo die anderen alle schon gut dabei sind, wie ich feststelle. Erstmal sollte ich ein bisschen Nahrung in meinen Magen bekommen, damit mein Körper nicht auf seine Bettgehzeit besteht. Kaum will ich anfangen, steht unser Schönling wieder bei mir – in einem anderen Anzug, als bei dem Essen damals in diesem feinen Nobelrestaurant, wo er bedrängt wurde – und fragt, ob mit mir alles in Ordnung wäre, weil ich schnurstracks zum Buffet gegangen bin, anstatt zu den anderen zu gehen. Werde ich schon bei der kleinsten Abweichung menschlichen Kontakts kontrolliert? Stumpf drücke ich meinen Teller einen der Yakuza in die Hände und ziehe Adrien an einem Ohr hinaus – dass ich das zweimal an dem gleichen Tag bei unterschiedlichen Kerlen machen muss – unmöglich ist das. „Adrien, ich muss nicht bemuttert werden. Dies ist genau das Verhalten, was ich bei Vater seit Jahren weghaben will und bei Opa und bei den ganzen Leibwächtern, die ich all die Jahre hatte. Ricardo ist eine Ausnahme aus all denen gewesen und ich dachte, dass du ebenfalls so bist, aber da habe ich mich wohl geirrt.“ Ihn scheine ich mit diesen Worten getroffen zu haben, denn er sieht den Boden an, anstatt mich, obwohl ich mit ihm rede. „Würde der Grund, warum ich so bin, dir vielleicht helfen zu verstehen, Shirado?“ „Kommt auf den Grund an, denn alles kann ich nicht nachvollziehen.“ „Diesen schon… Weißt du, es ist schwer das zu sagen, weil du eröffnet hast, dass du Cat Noir liebst, aber Shirado, ich habe mich in dich verliebt.“ Hätte ich noch den Teller, wäre der auf den Boden gefallen, denn mit dieser Offenbarung habe ich keineswegs gerechnet. Er in mich. Bei seiner Mimik kann ich große Unsicherheit erkennen, zumal ich sicherlich gerade wie ein Fisch auf dem Trockenen aussehe. Träume ich gerade etwa? Definitiv nicht und er weiß, dass ich Cat Noir liebe, sagt es mir dennoch und nun weiß ich nichts damit anzufangen. Wie antwortet man darauf, wenn derjenige schon weiß, dass man wen anderen liebt? Vollkommen überfordert stammle ich irgendwas hin und fühle mich regelrecht sprachlos. „Ist klar, dass ich nicht mit einem Helden mithalten kann, aber würdest du mir erlauben dich dennoch zu lieben, auch wenn du dir eher bei Cat Noir Chancen erhoffst?“ Leichter macht er mir das alles keineswegs und ich hole lieber tief Luft, um mich zu beruhigen, denn ich bin vollkommen durcheinander. Zudem muss er sich schlimmer als ich fühlen, weil er mir seine Liebe gebeichtet hat – kein leichter Schritt, wie ich aus eigener Erfahrung weiß – und ich mich recht blöd verhalte. „Für deine Gefühle mir gegenüber danke ich dir sehr, aber wenn wir es so machen würden, schadet es dir nur, Adrien, und dies möchte ich dir keineswegs antun.“ „Sicher, ich bin mir bewusst, dass ich wohl immer die zweite Geige spielen würde, aber bitte, lasse es zu. Jeden Tag zusätzlich diese Gefühle zu verstecken schmerzt mehr, als zu wissen, dass du es weißt.“ Irgendwie fühle ich mich überrumpelt, überholt und in eine Situation gedrängt, über die ich kein Mitspracherecht besitze. „Hoffnungen zu machen, war gar nicht meine Intention, aber gut, ich werde deine Gefühle akzeptieren und dich weiterhin als guten Freund behandeln – auch wenn ich vielleicht die Wangenküsse reduzieren sollte.“ „Danke, Shirado. Und was die Küsse angeht – kannst du sie gerne erhöhen.“ Dieser witzige Kommentar lässt mich lachen und das alles im Handumdrehen verdauen – schneller als gedacht. Gemeinsam gehen wir wieder in den Ballsaal und ich hole mir meinen leeren Teller ab. Kerl Nummer Drei wird von mir rausgeschleift und an diesem lasse ich alles heraus, was sich heute aufgestaut hat – besonders der Vorfall von gerade. Nach der Belehrung muss er mir einen neuen Teller füllen, was Hosuke sogar unterstützt und mit der Auswahl zufrieden setze ich mich zu meinen Freunden, um einen netten Abend zu verbringen, bevor es auf die Burgmauern geht, um von dort aus das pompöse Feuerwerk zu sehen. Selbstverständlich sind es nicht nur Feuerwerksblumen, sondern auch Monster, die wir zu sehen bekommen. Den Abschluss bildet – nach einer halben Stunde in der Kälte – die fünfteilige Exodia als Ganzes. Zwischendurch haben wir uns untereinander ein wundervolles neues Jahr gewünscht. Letztendlich bleibt abzuwarten, ob wirklich ein wundervolles neues Jahr vor uns liegt, aber guter Dinge kann man immer sein. Auch an die Monster muss ich denken, selbst an die Vampire, und hoffe, dass sie ebenfalls gut in das neue Jahr hineingekommen sind. Kapitel 10: Musikalisches Hölleninferno --------------------------------------- Musikalisches Hölleninferno Adrien liebt mich. Seitdem ich von seinen Gefühlen weiß und ihm gesagt habe, dass ich ihn dennoch als guten Freund sehen werde, geht mir sein Geständnis nicht mehr aus dem Kopf und dabei war ich noch so grausam. Charakterlich ist er mir persönlich zu weich, aber dafür auf geistiger Ebene kann man von Seelenverwandtschaft sprechen. Wir verstehen uns einfach und mögen uns – dachte ich bis zu dem Geständnis jedenfalls. Liebe… Neben Hass ein recht starkes Gefühl, was allerdings immer einen Tick mächtiger sein wird. Unter anderen Umständen und anderen Präferenzen wäre es sehr gut möglich, dass ich mich in ihn verliebt hätte, aber Cat Noir passt eher zu mir. Frecher Angeber, der wegen mir trainiert und mich dazu bekommt auf ihn zu hören, ohne es wirklich zu ahnen – meine Kragenweite von Mann. Der Blonde hingegen ist fürsorglich, charmant und willensstark, was auch gute Eigenschaften sind, aber mir fehlt da der Reiz. Dieses Kribbeln der Verlockung nachzugehen, die das männliche Gegenüber ausstrahlt und darstellt – einfach das fehlt bei dem Blonden. Wobei beide blond sind und grüne Augen haben… Stehe ich auch noch darauf? Nein, sonst wäre es bei Keisuke ebenfalls so gewesen. Oh man, ich mache mich selbst in Gedanken fertig mit diesem Wissen. Ihn möchte ich keineswegs als Freund verlieren, aber ich war einfach zu überwältigt von dem Geständnis, dass ich nicht weit genug denken konnte – und müde war ich auch. Eines ist sicher, dass ich den Silvestertag keineswegs so leicht vergessen werde. Nüchtern betrachtet befinde ich mich in einer Dreiecksbeziehung – wobei diese geometrische Form falsch vom Sinn her angewendet wird, weil Cat Noir und Adrien nicht miteinander Kontakt haben und sich auch lieben oder hassen – demnach müsste es eine andere Form geben, die besser auf solche Situationen passt. Welche nehme ich am besten? Würg, zu viel Mathematik in meinen Gedanken, welche ich nicht brauche. Weiter bin ich auch noch nicht, wie ich mit der Situation richtig umgehen soll. Marinette war in ihn verliebt, aber er hat sie wohl wegen anfänglichen Gefühlen für mich – davon gehe ich einfach aus – abgewiesen, weswegen sie entfällt, um darüber zu reden. Alya hatte viel mitgemischt, soweit ich mich erinnern kann, also entfällt sie auch, da sie zu tief involviert war. Nino hingegen ist zu eng mit Adrien befreundet, weswegen er ebenfalls raus ist. Demnach bleibt noch Nathaniel, der mir an sich sofort hätte einfallen sollen. Notarzt bitte für mein Gehirn, ich verblöde wegen liebevolle Gedanken und wie ich damit umgehen soll. Jetzt müsste er in seinem Zimmer sein und zeichnen, wenn ich seinen heutigen Tagesplan noch richtig im Kopf habe. Hausaufgaben sollte ich danach dringend erledigen, weil ich es sonst nicht mehr schaffe. Wichtiger ist zuerst jedoch ein bisschen meinen Kopf zu sortieren, denn sonst bringt das Lernen nichts – habe ich letzte Schulwoche probiert – nur Chaos im Kopf gehabt. Seelenballast loszuwerden ist ohne denjenigen, bei dem man es sonst macht, ein schwieriges Unterfangen. „Hey, Shirado. Was gibt’s?“ „Guten Abend, Nathaniel. Ich brauche jemanden zum Reden über eine Sache, mit der ich wirklich nicht zu den anderen gehen kann, aber ich möchte dich nicht stören oder damit belasten, weil du somit automatisch dann mit reingezogen wirst, was ich an sich ja vermeiden möchte, damit du dich voll und ganz auf deine Zukunft sowie Marinette konzentrieren kannst und…“ „Hole erst mal tief Luft und beruhige dich.“ Sofort setze ich das um und muss husten deswegen, weil ich mich verschluckt habe, jedoch hilft mir das zusätzlich, damit ich mich beruhige. „Geht doch. Ehrlich gesagt freue ich mich, dass mal jemand mit Problemen zu mir kommt. Ist eine neue Erfahrung für mich.“ Okay, jetzt fühle ich mich definitiv schlecht, dass ich mich zu wenig um ihn kümmere. „Vielleicht sollte ich mich erstmal schämen, dass ich dich so selten anspreche.“ „Mache dich nicht schlecht, du bist wundervoll, Shirado. Durch dich habe ich Freunde bekommen und werde viel von ihnen eingespannt, was mir geholfen hat. Bisher kann ich mich nicht beklagen und es ist natürlich, dass du dich eher auf die Mädchen und Adrien konzentrierst, sie sind öfter mit dir unterwegs als Nino und ich.“ „Merci, Nathaniel, du bist wahrlich ein super Freund.“ „Danke. Also, um was geht es?“ „Eher um wen es geht ist das Problem oder noch besser, wie ich mich richtig verhalten soll oder anders ausgedrückt – ich bin überfordert damit, dass Adrien mir seine Liebe gestanden hat.“ Bei seinen großgewordenen Augen ist er erstmal über diese Offenbarung überrascht. Bisher habe ich diese Nachricht auch noch nicht gerade sehr verbreitet und keine Intention dies zu tun. „Äh…, wow, dass er viel mit dir macht und von dir hält ist eine Sache, aber damit habe ich keineswegs gerechnet, zumal du ja Cat Noir liebst.“ „Genau hier liegt das Problem – das weiß er ja ebenfalls und ich habe an Silvester nicht gerade viel Gehirnschmalz mehr gehabt und irgendeinen Unsinn gefaselt, dass ich ihn als guten Freund sehe und seine Gefühle akzeptiere, sie aber gerade wegen meiner Gefühle Cat Noir gegenüber nicht annehmen kann.“ „Autsch, das hat ihn sicherlich hart getroffen. Man hat euch allerdings nichts angemerkt.“ „Wäre ja nach dem Tohuwabohu an dem Tag zu viel gewesen und wir wollten feiern, da sollten Beziehungsprobleme hintenanstehen.“ „Stimmt auch wieder. Gut, er weiß das alles, hat dir trotzdem seine Liebe gestanden und hat es angenommen, dass du ihn weiterhin als guten Freund siehst – aus meiner Sicht liebt er dich vollkommen, Shirado.“ „Diese Prognose von dir macht es nicht besser, Nathaniel.“ „Ja, aber wir können davon ausgehen, dass seine Gefühle für dich aufrichtig und tiefgründig sind. Wie sieht es bei Cat Noir aus?“ „Wir haben uns dreimal insgesamt geküsst. Einmal ganz kurz von meiner Seite aus und zweimal hat er mich dazu verführt, würde ich behaupten, aber seine freche Angeberart und die Muskeln, die langsam im Kommen sind, machen es mir schwer ihm zu widerstehen, zumal er sich als mein Heldenprinz in schwarzer Rüstung betitelt.“ „Habt ihr euch denn gegenseitig die Liebe gestanden?“ „Gute Frage, mein Lieber, aber ich habe mich bisher nicht dazu geäußert und er hält mich für seinen Besitz, weil er immer mein Shirado äußert, sollten andere mich mitnehmen wollen. Jedoch hat er an Weihnachten gesagt, dass ihm meine Liebe Kraft gibt, ohne es überhaupt wissen zu können.“ „Hmmm…, ich würde eher sagen, dass bei euch beiden der Reiz einander euch wohlige Gefühle beschert, aber ob das Liebe ist, kann ich dir nicht hundertprozentig sagen. Er geht von deinen Reaktionen aus und du von seinen – ob mehr dahintersteckt könntest du eher herausfinden, wenn du mit ihm ohne Trubel um dich herum sprichst. Lade ihn doch beim nächsten Mal einfach zu dir ein, sollte sich die Chance ergeben. So hättet ihr die Zeit eure Gefühle zu klären.“ „Du bist lustig, ich bekomme nie im Leben die richtigen Worte bei ihm heraus. Entweder meckere ich ihn voll oder wir küssen uns – mehr würde nicht passieren.“ „Aha, also gibst du unterschwellig zu, dass mehr zwischen euch nicht stattfindet.“ „Mag sein, weiß ich nicht genau, aber bei ihm habe ich erhöhtes Herzklopfen und Schmetterlinge im Bauch – besonders wenn wir uns küssen. Seine Nähe zu spüren ist einfach ein wunderschönes Gefühl. Außerdem hat er mir beim Auspacken der Yu-Gi-Oh!-Karten geholfen.“ „Definitiv bist du in ihn verliebt, aber ohne das Wissen, ob Cat Noir dich liebt, stehst du im Nebel des Unwissens. Du solltest dir Klarheit über seine Gefühle dir gegenüber machen und sei darauf gefasst, dass er mit dir vielleicht nur gespielt haben könnte.“ „Bist du dir sicher?“ „Keineswegs, aber es könnte sein. Immerhin ist er ein Held von Paris und hat wie Ladybug sicherlich auch einige Fans. Darum wäre ein Gespräch sinnvoll, Shirado.“ „Einfach gesagt, aber wirklich, ich werde nicht sehr weit kommen.“ „Machen wir es so – ich helfe dir.“ „Wie stellen wir das denn an? Cat Noir, würdest du, wenn du Zeit hast, zu mir kommen, damit wir reden können? Nebenbei erwähnt kommt mein Freund Nathaniel ebenfalls, um mich zu unterstützen – klingt nicht gerade sehr wirkungsvoll.“ „Lasse mal die Panik eine ruhige Kugel schieben und höre mir zu. Mittlerweile gibt es Walkie-Talkies für das Ohr. Die besorgen wir uns und ich verstecke mich in deinen begehbaren Kleiderschrank. Alleine wärst du somit nicht und ich könnte dir helfen, was du ihm am besten sagen könntest.“ „Wirklich? Danke, Nathaniel, du bist ein guter Freund. Ricardo kann diese Walkie-Talkies morgen besorgen, während wir in der Schule sind. Würdest du die dann abstimmen? Bei meinem technischen Glück wären die sofort hinüber.“ „Haha, mache ich gerne. Hoffen wir mal das Beste für dich und dass du schnellstmöglich mehr Klarheit hast. Wie ich dich kenne, hast du deine Hausaufgaben noch nicht gemacht, oder?“ „Woher weißt du das denn?!“ „Halt eine Ahnung, weil dein Kopf voll von dem Geständnis von Adrien war.“ Schlauer Junge – gefährlich schlau. Wir verabschieden uns und ich fühle mich leichter und in meinen Gedanken sortierter, um mich an die Hausaufgaben zu setzen, deren Aufschub nur weitere Probleme mit sich bringen. „Guten Morgen, Spatz. Wie war die Nacht?“ „Guten Morgen, Vater. Recht unruhig, aber das sind Jugendprobleme und keine von Erwachsenen, also frage bitte nicht weiter nach.“ „Na gut, dann lasse ich es. Monsieur Agreste hat zwei Karten für ein reisendes Orchester erhalten, hat aber an dem Tag keine Zeit – oder auch keine Lust – um dorthin zu gehen. Ich selber kann an dem Tag ebenfalls nicht, also haben wir uns gedacht, dass ihr Kinder doch hingehen könnt, um uns auch zu repräsentieren.“ Wunderbar, ich bin mir noch nicht hundertprozentig sicher, wie ich Adrien gegenüber ehrlich sein soll, ohne peinliche und verletzende Wörter in den Mund zu nehmen, da wird mir sozusagen die Handhabung auf dem Silbertablett gelegt – ein Date. Danke, Schicksal, du hast es echt drauf mich zu quälen – womit ich das auch immer verdient habe. Ausreden würden nur den Verdacht erregen, dass mit uns irgendwas nicht stimmt, also bleibt mir keine andere Wahl, als dass ich dem zustimme, wohin mich das auch immer führen mag. Das Datum lässt mich noch hoffen, dass ich bis dahin vielleicht ein Treffen mit Cat Noir arrangieren kann, um klarer zu werden, was ich mir wünsche und gerne hätte. Muss das alles immer kompliziert sein? Lieber wären mir einige Schurken oder sogar die Vampire, als sich dem beim jetzigen Zustand zu stellen. Wenigstens habe ich jemanden gefunden, mit dem ich darüber reden kann – Nathaniel ist schon eine Nummer für sich und ich bin wirklich froh darüber, dass er mir helfen will. Darum sollte ich flott handeln und beauftrage Ricardo während der Fahrt nach diesem technischen Gerät zu suchen – weswegen ich das Zeug brauche bleibt ein Geheimnis. Gerade fällt mir ein, dass Nathaniel noch gar nicht wirklich bei mir war. Wie kann ich ihn als Freund bezeichnen, wenn ich nicht mal das hinbekommen habe? Schämen sollte ich mich wirklich in Grund und Boden. Echt mal, ich sollte mehr dahingehend machen und mir kommt auch schon eine Idee. An der Schule angekommen verabschiede ich mich von Felix sowie Ricardo, gehe in die Klasse und begrüße diejenigen, die schon da sind, ehe ich mich zu Nathaniel ganz hinten setze. Zwar dachte ich am Anfang, dass es besser wäre, wenn ich mich zu Marinette sowie Alya setze, aber diese Zweierordnung hat schon seinen Sinn, weshalb ich jetzt – da er zu meinen Freunden zählt und Vater lockerer geworden ist – diesen Platz besetzen kann. Erstmal werde ich komisch angeguckt, aber ich lächle nur und bin zufrieden mit meiner Entscheidung, was die anderen wohl einfach hinnehmen. Madame Bustier tritt ein und wundert sich sofort, ob ich noch nicht da wäre, bis sie mich weiter hinten sieht und es einfach hinnimmt. Manchmal finde ich Erwachsene recht merkwürdig oder sie mag ihre Zweierordnung. Jedenfalls sitzt Nathaniel recht gut hinter Ivan verdeckt, weswegen er wohl lieber und besser die ganze Zeit zeichnet. Selbst beim wichtigen Unterricht kann er es nicht lassen, was mich leise zum Kichern bringt. Solch eine hohe Leidenschaft habe ich beim Singen und könnte es stundenlang machen, würden meine anderen Pflichten mich nicht einholen, die ich durch andere Institutionen sowie Personen erhalte. Jedenfalls habe ich den Mädchen in der Pause erstmal zu erklären, wieso ich plötzlich gewechselt habe und ich ihnen erzähle, dass ich mich als Freund von meinem neuen Sitznachbarn sehe, ihn jedoch selten bis kaum anrufe oder ihn zu mir einlade, was sie wohl verständlich finden. Mehr fällt mir dazu auch nicht ein, zumal die Sitzordnung weitestgehend ihren normalen Stand hat. In Chemie war es sowieso eine schlaue Idee der Sicherheit, dass ich woanders sitze und Madame Mendeleiev findet es besser so, auch wenn sie meint, dass ich eher nach vorne gehöre. Zumindest fühle ich mich in Bezug auf Nathaniel ein bisschen besser und obwohl dies sehr egoistisch ist, tuschle ich mit ihm über Cat Noir. Für ein anderes Thema bin ich zur Zeit weniger kopfmäßig bei der Sache und ohne ihn würde ich wohl innerlich total zerstreut überall anecken, mit blauen Flecken übersät daheim ankommen und Vater wieder überfürsorglich erleben. Niemals wieder möchte ich ihn so erleben! Gegen Ende der Mittagspause kommt Adrien auf mich zu und möchte mit mir sprechen, was mich verwirrt, denn das mit dem Orchester ist ja schon von unseren Vätern geregelt worden. „Weswegen sitzt du plötzlich bei Nathaniel?“ „Ernsthaft, Adrien? Eifersüchtig brauchst du gar nicht erst zu sein, denn du weißt doch, wen ich liebe. Ich habe mich sehr schuldig gefühlt, dass ich Nathaniel arg vernachlässige, obwohl ich ihn und er mich als Freund sieht. Darum habe ich mir gedacht, da sowieso die Tische mehr für zwei Personen gedacht sind, anstatt für drei, dass ich zu ihm könnte. Allzu groß ist der Unterschied nicht und er gehört zu denen, die ich gern habe. Lasse du mal die Kirche im Dorf und verurteile weder ihn noch mich. Sonst noch was oder kann ich gehen?“ Denn wenn er eifersüchtig drauf ist, fühle ich mich im Moment recht unwohl in seiner Gegenwart, auch wenn es sonst nie der Fall war. Verlieren wir uns jetzt etwa wegen diesen Gefühlen? „Warte, Shirado. Tut mir Leid, dass ich ungerecht dir und Nathaniel gegenüber war. Ich dachte nur, dass du vor mir flüchtest und ich dich direkt in die Arme von jemand anderem getrieben habe.“ „Dummkopf – zum Trottel reicht es noch nicht, also bist du gerade ein Dummkopf. Dass du mich liebst finde ich außerordentlich schmeichelhaft, keine Frage, aber ich will dich gleichzeitig nicht verletzen, weil du mir wichtig bist, Adrien. Mache mir es bitte nicht schwerer als es sein sollte.“ „Ja, klar, in Ordnung. Ähm…, ich gehe besser und rede noch etwas mit Nino sowie ihm.“ Habe ich ihn wieder verletzt? Hach, ist das schwer. Hoffentlich wird er nicht akumatisiert wegen mir. Schlimmer wäre noch ein Oni… Darüber sollte ich weniger nachdenken. Zudem müsste er doch wissen, dass unser Künstler Marinette liebt. Eifersucht fehlt einfach noch in diesem bescheuerten Lebensdrama. Auf der Rückfahrt bekomme ich diese Geräte gezeigt und bedanke mich für die Beschaffung. Sie werde ich morgen Nathaniel geben und somit können wir schonmal darauf hoffen, dass Cat Noir in nächster Zeit einen Einsatz hat, bei dem ich mit involviert bin. Sonst wüsste ich nämlich nicht, wie ich ihn erreichen könnte. Was macht ein reisendes Orchester aus? Sollte man mir diese Frage stellten, würde ich antworten, dass es Musik möglichst vielen Menschen in unterschiedlichen Orten näherbringen möchte und dabei den Stress akzeptiert, der fortlaufend Mitstreiter sein wird. Demzufolge bringt man Glück anderen Menschen, die es denn wollen zum Preis der eigenen Gesundheit. Im Endeffekt weiß ich selber nicht, wie die das alles veranstalten. Soweit ich die Fahrt richtig analysiere, müssen wir in eine Konzerthalle gehen, sobald wir aussteigen, weil die Richtung dahingehend stimmt. Wie nicht anders zu erwarten, halten wir vor einem roten Teppich – wunderbar, ich weiß nun, warum Monsieur Agreste nicht dorthin wollte. Gewohnt steigt Ricardo zuerst aus und danach komme ich, um mich dem Blitzlichtgewitter zu stellen. Felix fährt weg und die Limousine von den Agreste hält, weshalb ich warten muss, denn Adrien hat ja die Karten. Viel haben wir beide nicht mehr miteinander geredet, aber das ist wohl ganz normal, wenn ein solch schweres Geständnis zwischen zwei Personen liegt. Charmant gibt er mir einen Handkuss zur Begrüßung sowie eine rote Rose, bevor ich mich bei ihm einhake, was Standard für uns sein soll, laut unseren Vätern, da wir besonders die jüngere Generation ansprechen und hoch im Kurs sind. Mit einer simplen Handbewegung stecke ich mir die Rose in den Haarschopf, damit ich eine Hand frei habe zum Winken. Wären diese blöden Blitzlichter sowie mein falsches Lächeln nicht, würde ich es noch als angenehm finden. „Mademoiselle Fleur! Mademoiselle Fleur! Hätten Sie kurz Zeit für zwei Fragen?“ Auch das noch. Kurz tippe ich meinen Begleiter an, damit er anhält und ich zu der Reporterin gehen kann, die sich zu freuen scheint und die Blitzlichter hören einfach nicht auf. „Einige Gerüchte kursieren über Sie und Adrien Agreste im Internet – welche Stellung nehmen Sie dazu ein?“ „Da ich kein Internetzugang habe, kann ich keine Stellung beziehen, Madame. Gerüchte dienen in erster Linie der Spekulation und damit einige sich wichtig fühlen, weil man bei denen nachfragen muss, wie die Person denn darauf kommen würde. Simpel ausgedrückt – Wichtigtuer wollen Anerkennung für falsche Informationen erhalten. Nächste Frage bitte.“ Merkt man mir die schlechte Laune an? Darauf baue ich nämlich, denn ich habe genug zu tun und mein Kommentar, dass ich keinen Internetzugang habe, hat ihr wohl den Wind aus den Segeln genommen. „Äh…, was erhoffen Sie sich von diesem Abend?“ „Ihre Fragen sind recht merkwürdig, wissen Sie das? Da Monsieur Agreste zu viel zu tun hat bin ich einfach eingesprungen – mehr Hintergrund gibt es da nicht. Allerdings kann ich sagen, dass ich vom Orchester erwarte, dass sie nichts stumpf nachspielen, sondern mit ihrer Musik die Fantasie einlädt, auf eine Reise zu gehen. Außerdem können Sie doch selber einen Kommentar dazu abgeben, wenn ich Ihre Pässe sehe.“ „Was Shirado meint ist, dass wir durch unsere Väter ein berufsbezogenes Date haben und deswegen nicht gestört werden möchten, wenn es sich dabei um persönliche Fragen handelt.“ Dass er mir ins Wort fährt, finde ich keineswegs nett von ihm, aber lieber will er wohl meine miese Laune abbekommen, als es der Reporterin zuzumuten. „Genau das, was er sagt.“ Zustimmen muss ich ja jetzt, denn sonst mache ich eine Szene auf dem roten Teppich vor vielen Journalisten – ganz schlechte Publicity. „Danke für Ihre Zeit, Mademoiselle Fleur.“ Nickend hake ich mich wieder bei Adrien ein und lasse mich mitnehmen, weil er das Tempo vorgeben muss. Heute habe ich echt ein hohes Ärgernis in mir, weil ich einfach nicht mit dieser Situation klarkomme. Kaum ist die Eingangstür hinter uns zu und der nächste Gast steigt aus, löse ich mich von ihm und richte meinen Kimono, den ich für diesen Abend extra anziehen durfte. „Bist du sauer auf mich?“ „Ein bisschen, ja, aber ich habe heute einfach schlechte Laune und die olle Schnepfe mit ihren Fragen hat mich extrem genervt, als ob es nur Klatschpresse auf der Welt geben würde.“ „Ganz ruhig, Kleines, wir haben es hinter uns und können zur Bar gehen, um auf den Einlass zu warten.“ Leicht daherreden kann jeder, aber er hat schon Recht – ich sollte mich beruhigen. Ihm habe ich gesagt, dass ich ihn als guten Freund sehe und ich bemerke, dass wir beide unsere Probleme damit haben. Freundschaft und Liebe sind zwei verschiedene Paar Schuhe und beide zu tragen ist logisch gesehen unmöglich. Noch sind wir in der Öffentlichkeit und ich muss ein bisschen Würde bewahren, bevor ich mich vergesse. Somit folge ich ihm zur Bar, wo er ein Glas Wein für sich und Wasser für mich bestellt. Dass er ohne Kontrolle an Alkohol kommt und diesen auch konsumiert, macht mir schon eine Weile Sorgen. Oder ich übersehe dabei, dass er nur ein Glas bisher immer getrunken hat – oder habe ich das auch falsch gesehen? Meinen eigenen Gedanken nicht mehr trauen zu können, geht mir tierisch auf den Senkel. Ruhig kommt er mir zum Stehtisch entgegen, den ich einfach stumpf für uns beansprucht habe und überreicht mir das Glas mit Wasser, aus dem ich einen Schluck trinke und mich über den zitronenhaltigen Geschmack wundere. „Zitronenlimonade, damit du länger wach bleiben kannst, da es gleich sicherlich langwierig langweilig wird.“ Versucht er gerade ein bisschen das Eis zu brechen und mich aufzuheitern? Jetzt fühle ich mich mieser als mies, weil er dies ja aus Liebe zu mir macht. Bedankend lächle ich ihn an und nehme noch einen Schluck, bis ich eine Stimme höre, die mir die Haare kräuseln lässt. Gerne würde ich woandershin, wenn ich könnte, denn auf sie habe ich im Moment noch weniger Lust. „Adrichéri, wie schön dich hier auch zu sehen. Ich dachte schon ich müsste alleine diese öde Vorstellung ertragen.“ Ignorieren kann sie mich gut und da sie es macht, mache ich es genauso, allerdings begrüße ich den Bürgermeister, wie es sich gehört. Mein Gruß wird erwidert und das obligatorische Gequatsche beginnt. „Chloé, ich bin mit Shirado hier.“ „Ach, was sie zu bieten hat, kann ich dir tausendmal besser geben.“ Keine fünf Minuten und ich könnte ihr eine Glatze verpassen! Deswegen nehme ich mir mein Glas und gehe einfach zu den Plakaten an der nächstbesten Wand, um zu sehen, wer hier alles mal aufgetreten ist. Bei der Menge wundert es mich, dass ich bei nur drei Musikern Name und Gesicht erkenne. Müssen wohl zu schlecht für den asiatischen Markt gewesen sein oder keineswegs erwähnenswert – aber diese Anzahl ist schon enorm, die es bei uns nicht geschafft haben. Mal schauen, ob ich hier durchstarten kann, denn viele asiatische Bands sehe ich hier ebenfalls nicht – an sich gar keine. Banausen sind das alle hier und dieser Jagged Stone war letztens hier, aber von dem habe ich eher weniger den Eindruck, dass er Musik spürt, sondern einfach gerne Krach macht. Nun ja, jeder Mensch hat einen unterschiedlichen Musikgeschmack. Nichtsdestotrotz sollte ich mal meine Konkurrenz hören, was Nino mir sicherlich einrichten kann – ob ich diese ertrage ist eine andere Sache. „Mademoiselle Fleur, es ist mir eine Ehre Ihre Bekanntschaft zu machen.“ Erschrocken drehe ich mich um und werde von einem älteren Herrn in Anzug, mit Melone und Gehstock angesprochen, den ich keineswegs kenne. Komm‘ schon, Shirado, wenn er dich kennt, muss er in dem gleichen Gewerbe wie du unterwegs sein, also muss es irgendwas geben, was mich ihn erkennen lässt. Leider komme ich zu gar keiner Übereinstimmung. „Oh, entschuldigen Sie, Sie kennen mich ja nicht persönlich – ich bin Frank McGlore, Modedesigner aus Nordirland. Ihr Vater ist ein Konkurrent von mir auf dem hiesigen Markt.“ Vater werde ich die Leviten lesen lassen mich vor solchen Leuten abzusetzen, nur weil er keine Zeit hat. Verbeugend erwidere ich die Begrüßung und spiele halt das nette Töchterchen von La Fleur. „Dürfte ich Ihnen meinen Enkel ebenfalls vorstellen? Bryan McGlore und mein zukünftiger Nachfolger.“ Wohl eher jemand, der keine Antwort abwartet und sich gerne reden hört, wobei ich mit etwas Nachdruck zum Gehen animiert werde, damit ich auch ja den Enkel kennenlerne. Dieser Moment ist so einer, in dem ich mir wünsche wieder in Japan zu sein. Einmal die ganze Lounge durch und schon sind wir bei diesem – Weltreise überstanden und dies in nur wenigen Minuten. Gerne hätte ich nun meinen Weltrekord, der mir verwehrt bleibt und ich einen recht großen jungen Mann im Anzug zu sehen bekomme, der wohl gerne flirtet, aber abgewiesen wird. Sein Opa spricht seinen Namen aus und er dreht sich zu uns um, was mir zeigt, dass er an sich gute Chancen allein vom Aussehen haben müsste, allerdings zählt für mich eher der Charakter, als Aussehen und Geldbeutel – obwohl das Aussehen einen gewissen Reiz ausmachen kann. „Was gibt’s, Opa? Seit wann hast du denn Augen für junge Hüpfer?“ No-Go, was er da in Englisch ausspricht. Pech für ihn, dass ich ihn verstehe, obwohl der Opa ihm ebenfalls auf Englisch antwortet, wen er hier bei sich hat, auch wenn er vorhin mit mir Französisch gesprochen hat. Glauben die beiden, dass ich nichts verstehe? Yuura spricht nur eine Sprache und anscheinend eine ausgedachte von ihm, aber ich beherrsche nun mehrere Sprachen auch ohne sie zu singen. Vielleicht erlaube ich mir den Spaß und lasse beide auflaufen – wäre mal eine Abwechslung zum bisherigen Abend. Bryan stellt sich meiner Wenigkeit nun vor und dies eher gebrochen als gut gesprochen. Definitiv gehört er zur Kategorie Trottel. „Monsieurs McGlore, ich freue mich, Ihrer beider Bekanntschaft gemacht zu haben, aber ich muss zurück zu meiner Verabredung, da wir unsere Väter repräsentieren, wenn Sie verstehen.“ „Warten Sie, Mademoiselle Fleur. Die Vorstellung beginnt erst in einer halben Stunde und sicherlich können Sie ein bisschen Zeit für uns erübrigen, zumal der junge Monsieur Agreste anderweitig beschäftigt zu sein scheint.“ Recht hat der alte Knacker schon, aber von einem Trottel dichtgelabert werden finde ich keineswegs angenehm. Schicksal, ich warne dich, dass du es nicht übertreibst oder mich prüfen willst – ohne Absprache hasse ich das wie die Pest Medizin verabscheut. Ergebend stelle ich mich der unerträglichen Situation, bis mir das gebrochene Französisch tierisch auf den Geist geht. „Mister McGlore, bitte sprechen Sie in Ihrer Muttersprache, denn ich bin sehr empfindlich, was Sprache angeht und kann es nicht ab, wenn man nicht einigermaßen flüssig spricht. Schauen Sie nicht so, als wären Sie ein Auto mit Kreisaugen – Englisch zu sprechen und zu übersetzen ist leicht, wenn man es verstanden hat.“ Opa McGlore räuspert sich einige Male, bevor er mich fragt, wie ich denn dazu komme, seinen Enkel als Auto mit Kreisaugen zu vergleichen. Will der mich reizen? Anscheinend schon oder er will, dass mein Vater in seiner Schuld steht. „Kennen Sie Sarkasmus? Diese Bezeichnung habe ich aus diesem Repertoire herausgenommen, um ein wenig Stimmung einzubringen, was wohl nicht gerade für Auflockerung gesorgt hat. Und natürlich muss jetzt mein Handy klingen. Entschuldigen Sie mich.“ Blaffend nehme ich das Gespräch an und habe Adrien dran, was ich vorher hätte sehen können, es aber in meinem Zustand unterlassen habe. „Woah, ganz ruhig, Kleines. Hat dich gerade jemand blöd angemacht, dass du sauer bist?“ „Gereizt trifft es eher – ein Konkurrent von Vater aus Nordirland.“ „Wo bist du? Ich komme zu dir.“ „Adrichéri, bleibe doch lieber hier bei mir.“ „Tut mir Leid, Chloé, aber Shirado und ich haben ein Date, weswegen ich zu ihr muss.“ Nicht mal antworten kann ich, da er auflegt und ich mein Handy wieder wegpacke. Geheimtaschen im Kimono machen es möglich. „Mein Begleiter wird mich wohl in diesem Moment suchen, weswegen ich ihm gerne entgegenkommen würde.“ „Richten Sie Ihrem Vater Grüße von mir aus, Mademoiselle Fleur.“ „Werde ich machen, wenn Sie mir versprechen, dass Ihr Enkel beim nächsten Mal die französische Sprache beherrscht, damit ich mich ungezwungen mit ihm unterhalten kann.“ Forderungen kann ich auch stellen, alter Knacker, wenn du sie mir stellst. Gibt es hier keinen Getränkeautomaten, wo ich mal eben Dampf ablassen kann? Gesundheitlich wäre das für sehr viele Leute besser. „Mal sehen, was sich machen lässt.“ Verbeugung, Abschiedsworte und dann kann ich endlich weg aus dieser unheimlich dummen Situation. Weil er keine Beschreibung von mir erhalten hat, irrt Adrien sicherlich durch die Lounge und ich suche ihn ebenfalle wie er mich, bis ich gegen irgendwen knalle und beinahe hinfalle, würde die Person nicht schnell schalten und mich auffangen. „Erinnert mich irgendwie an so einige Situationen mit dir, Shirado.“ Flirtet Blondchen gerade wirklich mit mir? Oh man, ich werde Vater morgen gehörig zur Schnecke machen und einen Anruf an Opa verschwenden, damit ich mehr Unterstützung erhalte, nur um ihn zu belehren. „Danke, Adrien. Jetzt geht es mir besser, weil du die geladene Stimmung in mir rausgepfeffert hast. Wie bist du Chloé losgeworden?“ Zwar wollte er wohl irgendwas Spitzbübisches erwidern, doch bei meiner Frage gerät er mit der Antwort in eine rötliche Gesichtsfarbe, die mich erahnen lässt, dass er etwas ausgeplaudert hat, was gar nicht stimmt. „Ernsthaft? Du hast Chloé gesagt, dass wir als Paar hier sind, damit sie dich loslässt? Weißt du denn nicht, was das für Folgen haben wird?“ Manche Männer kann man in die Tonne kloppen, auch manche Frauen, aber mein Begleiter ist eher von der Kategorie der ersten Sorte. „In dem Moment habe ich halt nicht nachgedacht und wollte schnell zu dir, sodass es mir halt rausgerutscht ist. Bitte sei mir nicht böse, Shirado.“ Kulleraugen und Schmollmund…, na gut, dieses Mal vergebe ich ihm. „Unter der Bedingung, dass du nicht wieder meine Technik gegen mich anwendest – man sieht doch, dass du mehr Mann als ich bist, da macht dich das eher, ach, egal, ich will nur noch den Abend hinter mich bringen.“ Lieber sollte ich nach meinem Glas suchen, aber da er selber seines nicht dabei hat, denke ich, dass wir uns ein neues Getränk zulegen sollten. Kurzerhand bestelle ich uns Wasser sowie Traubensaft, damit wir beide einigermaßen auf unsere Kosten kommen, ohne das er hier einen im Kopf hat. Endlich wird der Einlass gewährt und er zeigt die Karten vor. Erste Reihe und dann auch noch mittig – wer hat Monsieur Agreste bitte diese teuren Karten zukommen lassen? Hohes Ansehen hin oder her – selbst in Japan haben Vater und ich eher dritte Reihe erhalten und dies war schon sehr großzügig. Immerhin muss ich nicht Chloé oder die McGlores ertragen. Sich zu früh zu freuen, schadet einem wohl nur, denn genau neben mir setzt sich der Enkel mit dem Opa und auf der anderen Seite hat Adrien die Bourgeois am Hals – wortwörtlich nur eine ganz bestimmte Person von den beiden. Der Gönner von Monsieur Agreste sollte sich nun auf meinen Zorn gefasst machen, wenn ich mit diesem und Vater fertig bin. Bei ihm kann es jedoch sein, dass ich trotzdem den Kürzeren ziehe – irgendwie ist er gewiefter im Umgang mit mir geworden. Überraschungseffekte gelten bei ihm also nicht mehr als effektiv. Eine neue Strategie muss her, damit ich Monsieur Agreste wieder aus der Fassung bringe, denn dies macht zu viel Spaß. „Verehrte Zuschauer – ich begrüße Sie alle heute Abend zu unserem Auftritt. Als reisendes Orchester ist nicht jeder Ort auf der Welt gleich, die Zuschauer ebenfalls nicht und deswegen macht es uns eine Freude, Musik von aller Welt in alle Welt zu bringen. Einige Ehrengäste haben wir eingeladen und wir laden Sie alle dazu ein, sich von der Musik verzaubern zu lassen.“ Applaus für die kurze Rede und schon schwingt der Maestro seinen Taktstock. Laut ist das erste Wort, was mir einfällt, weil wir so nahe sitzen und ich mich erschreckt habe dadurch, obwohl es angekündigt war, dass es losgeht. Mir fehlt meine innere Ruhe, die ich dringend zurückerlangen muss. Interessant gestaltet haben sie ihr Programm nicht, denn mir fehlen Stücke aus Videospielen, wie ich es gewohnt bin und die halt mehr Pepp bringen, als das, was die hier spielen. Selten stimme ich mit Chloé überein, aber dass es einschläfernd wirkt stimmt einfach. Wenigstens Adrien scheint zufrieden zu sein und schaut sich die einzelnen Bewegungen an, welche die Musiker verrichten. Okay, das ist schon interessant, wie schnell einige streichen oder wie viel Luft andere ausblasen und die Synchronität aller gemeinsam spricht für sich – dennoch ist die Musik einschläfernd. Applaudierend mische ich zwar zwischendurch mit, aber wie Chloé würde ich lieber schlafen. Den ersten Akt haben sie wohl durch, denn der Maestro kündigt eine zwanzigminütige Pause an, die ich nötig habe, um wach zu werden. Gähnend – natürlich hinter vorgehaltener Hand – strecke ich mich und mache stumpf ein paar Yogafiguren. Eine Sache habe ich bei einer Figur vergessen, dass ein Kimono für eine derartig schwierige Position nicht gemacht ist. Deswegen verliere ich meinen Schwerpunkt und falle hin, so dachte ich in diesem Moment jedenfalls, jedoch hat mich jemand aufgefangen und es ist leider nicht Adrien, sondern Bryan McGlore, bei dem ich mich verbeugend bedanke. Peinlich ist mir dieser Fauxpas sowieso und ich könnte mir selber eine knallen, dass ich nicht nachgedacht habe, sondern meiner Routine nachgegangen bin. Auf alle Fälle ist Chloé wieder wach und meint, dass ich wohl schon längst jemand anderen gefunden hätte, da ich mich für zu gut für Adrien halte, was mich wieder auf die Palme bringt. Wieso denkt sie bloß solche Sachen? „Falsch, Chloé, ich bin es nicht wert an Shirados Seite zu sein, denn …sie ist wunderschön, wunderbar, stark im Charakter, offenherzig, ehrlich, liebevoll, aber auch streng, stur und manchmal altklug, aber das liebe ich umso mehr an ihr.“ Gerade hat Adrien es geschafft mein Herz zu berühren, auch wenn ich dachte, ich könnte nur Cat Noir mein Herz schenken. Diese Worte waren voller Liebe ausgesprochen und vollkommen ernst, sodass er unerschütterlich hinter diesen steht. Deswegen kommen mir ein paar Tränen, weil ich ihn nur verletze mit meiner Art diese ganze Sache anzugehen. Entgegen meiner Vorsätze gehe ich die wenigen Schritte auf ihn zu, setze mich auf seinen Schoß und kuschle mich an ihn. Verzeihe mir bitte, Cat Noir, aber er hat sich ebenfalls gerade in mein Herz geschlichen, was mein Dilemma nur noch größer werden lässt. Bis er richtig merkt, dass ich mich an ihn kuschle, braucht er wohl einige Augenblicke, aber er drückt mich näher an sich und seufzt zufrieden aus. „Sie sehen es exklusiv und nur bei uns – die Kinder von Monsieur Agreste und Monsieur Fleur lieben sich. Bleiben Sie gespannt wie es mit den beiden weitergehen wird.“ Reporter! Kurzerhand löse ich mich von ihm, stehe auf ziehe den Stecker, womit die Kamera am Laufen gehalten wird, da es keine tragbare ist. Alle Aufnahmen werden nämlich meistens dadurch gelöscht, wie ich oft genug kennengelernt habe. „Hey, wieso haben Sie das getan?!“ Fragt die mich gerade ernsthaft, weswegen ich das getan habe? „Hören Sie mal, Adrien und ich hatten gerade eine recht private Zeit – auch wenn diese in der Öffentlichkeit stattgefunden hat – und Sie filmen sowie berichten einfach darüber, als ob wir kein Recht auf Privatsphäre hätten, nur weil unsere Väter hochangesehene Designer sind. Würden Sie solch einen Moment anderen Menschen eröffnen, wenn Sie mit jemanden stumpf gefilmt werden?“ „Nein, das wäre für mich keineswegs eine Option.“ „Sehen Sie? Für uns nämlich auch nicht und darum habe ich den Stecker gezogen.“ Einsicht ist der erste Schritt für eine positive Veränderung und ich merke es ihr an, dass sie sich genauso unwohl fühlen würde. Allerdings ist die Pause um und das Tuscheln hört nicht auf. Zwar läuft die Kamera, aber eine gewisse Unruhe ist geblieben und ich setze mich geschafft wieder auf meinen Platz. „Habe ich also Chancen bei dir?“ „Kann sein – auf alle Fälle hast du mein Herz berührt. Fehlt nur noch ein bisschen Bad Boy in dir, dann würde ich zuschlagen.“ „Aha, das lässt sich sicherlich einrichten.“ Sein Grinsen beschert mir dabei eine wohlige Gänsehaut. Seit wann kann er das denn so gut wie Cat Noir? Langsam legt sich die Unruhe und der zweite Akt kann begonnen werden. Besser wie der erste ist er allerdings kein Stück, aber er ist einfacher zu ertragen, da ich mich an meinen Begleiter anlehnen kann, was viel angenehmer ist, als sich eine gemütliche Position im eigenen Sitz zu suchen. Gemütlich wäre zwar anders, aber dennoch eine Genugtuung, dass Chloé nicht mehr an ihn hängt. In der nächsten Pause – die vierzig Minuten dauert – gehen wir zurück in die Lounge und reden wieder entspannter miteinander als die letzten Wochen. Trotzdem bleibt der schale Nachgeschmack, dass ich Cat Noir verraten habe. Lösungen wären jetzt am besten für mich, aber die zu finden ist rar von Erfolg gekrönt. Es kann auch sein, dass die Lösungen, die ich anstrebe zu hoch gegriffen sind, weil ich niemanden verletzen möchte. Liebe ist recht kompliziert. „Meinen Glückwunsch, Mademoiselle Fleur, dass Sie Ihr Glück gefunden habe.“ Ergeben stöhne ich genervt, denn dass der Kerl noch kommen muss, macht den Abend eher schlechter. „Vielen Dank, Monsieur McGlore. Noch sind wir zwar jung, aber sobald es Zeit wird, werden wir heiraten.“ „Vorhin erst das Glück gefunden und schon an Heirat denken. Greifen Sie da nicht etwas zu weit aus dem Fenster?“ „Gewiss nicht, denn Adrien und ich spüren einfach, dass wir zusammengehören und uns niemand trennen kann.“ Um meine Worte zu unterstreichen mache ich es deutlich, indem ich ihm einen Wangenkuss gebe und mich an ihn lehne, sodass er mich fest an sich drückt sowie hält. „Gespannt werde ich auf die Reaktionen Ihrer beider Väter sein, wenn es morgen überall veröffentlicht wird. Einige Redaktionen waren mir sehr dankbar für diese Informationen. Einen schönen Abend noch.“ Siegesgewiss grinsen und dann kein Gegenfeuer meinerseits abwarten können – was für ein hinterhältiger alter Knacker! „Dieser Mann spielt mit finsteren Karten, Shirado.“ „Fürwahr, was ich erst jetzt erkennen konnte, als es zu spät ist. Informiere du deinen Vater, während ich es bei meinem mache, dass ich es vielleicht zu sehr mit dem Kuscheln übertrieben habe.“ „Klar, mache ich, wenn er denn noch wach ist.“ Stimmt, es ist fast halb elf am Abend. Egal, Vater verdient sowieso eine verbale Abreibung und die kann ich ihm in unserer Landessprache am besten verpassen, als ich ihn an der Strippe habe. Erst nach meiner Standpauke darf er reden und er fragt nach, ob ich keine Verletzungen davongetragen habe, weil McGlore wohl ein gefährlicher Zeitgenosse ist, was ich verneine und es ihn beruhigt. Da ich nun etwas bei ihm gut habe, kläre ich ihn von dem Umstand auf, was zwischen Adrien und mir geschehen ist. „Gut, ich werde nicht böse auf euch sein, aber dann möchte ich, dass du es auch ernst meinst, Spatz. Küsse mit Cat Noir austauschen und gleichzeitig Adrien versichern ihn zu lieben geht gar nicht.“ Wie soll ich ihm das denn erklären? „Machen Sie sich da keine Sorgen, Monsieur Fleur, ich glaube nämlich, dass Cat Noir dafür Verständnis aufbringen wird.“ „Woher kommt denn diese Sicherheit?“ „Schwarze Katzen haben Ihrer Familie doch immer Glück gebracht, also warum sollte es heute anders sein?“ Dass der Blonde einfach mein Handy genommen hat, um mein Gespräch zu übernehmen, finde ich ungewöhnlich reizend von ihm. Definitiv sollte ich zum Arzt gehen, wegen meiner Gefühle und den körperlichen Reaktionen darauf, denn gesund kann das nicht sein. „Papa wird sich noch bei Ihnen gleich melden – er hat es weniger gut aufgenommen, dass ich es ihm nicht vorher gesagt habe.“ „Hahaha, kein Problem, ich regle das. Mein „Töchterchen“ und du werden sicherlich ein süßes Paar abgeben.“ „Vielen Dank, Monsieur Fleur.“ „Genießt den weiteren Abend, ich muss mich dann um einige andere Dinge heute noch kümmern.“ Damit wäre das Gespräch beendet und ich möchte mein Handy an mich nehmen. „Na, na, na, Shirado, erst bekomme ich einen Kuss dafür, dass ich dir die Arbeit abgenommen habe.“ Will er mich ärgern und wie Cat Noir sein? Irgendwie ahne ich, dass er das vorhin gemeint hat, dass er sich das einrichten kann. Keineswegs übel und ich nähre mich ihm, sodass er in freudiger Erwartung schon die Augen schließt, worauf ich gehofft habe, denn ich überbrücke den Abstand jetzt, gebe ihm einen Kuss auf die Wange und nutze die Überraschung seinerseits aus, um mein Handy zu schnappen sowie es wegzustecken. „Guter Schachzug, Myl…, ähm, Shirado.“ Wollte er mich gerade Mylady nennen, genauso wie es der Kater gerne macht? Sorgen muss ich mir um ihn nicht machen, oder? Gegen Ende der Pause werde ich gebeten hinter die Kulissen zu gehen auf Wunsch vom Maestro, was ich nicht verstehe, da ich ihn keineswegs kenne, aber gut, wenn man mich darum bittet und es mir vom Gemüt her besser geht, habe ich nichts dagegen. Ziemlich dunkel hier hinten und dies mag ich seit den Vampiren wirklich kein Stück. Plötzlich geht ein Scheinwerfer an und blendet mich direkt, sodass ich kaum noch überhaupt irgendwas erkennen kann. „Willkommen zu meiner Show, Mademoiselle Fleur. Ich bin sicher, dass sie höllisch guten Spaß haben werden.“ Was faselt diese männliche Stimme denn da? Kaum gewöhne ich mich an das grelle Licht, wird es wieder stockfinster und ich fühle mich eingeengt. Wo bin ich denn nun? „Hören Sie mich? Durch Ihre Aktion sind die kostbaren Liveaufnahmen gelöscht worden, nur weil diese Reporter nicht aufgepasst haben. Deswegen werden Sie jetzt ein Teil meines neuen Ensembles werden. Darauf dürfen Sie sich freuen, denn je mehr Ihr Instrument gespielt wird, desto näher kommen Sie der Hölle.“ Wie tief kann eine Person sinken sich über Liveaufnahmen zum Bösen verführen zu lassen? Sicherlich hat er von jedem Konzert solch eine Aufnahme, da macht diese eine doch nichts, wenn ich dadurch mein Privatleben retten wollte, oder? Oder waren es die allerersten? Dennoch kein Grund mich in die Hölle zu schicken. Zudem bin ich wohl wirklich in einem Instrument gefangen, wenn ich ihm Glauben schenken kann, weil ich bei Scheinwerferlicht das Trommelfell sehen kann, aber bei der Größe, muss das Fell echt dick sowie fest sein. Versuchen kann ich es ja mich zu befreien, aber bei jedem weiteren Versuch meiner Bemühungen fühle ich mich schwächer. Woran liegt das denn schon wieder? „Meine Damen und Herren, wir haben eine Neubesetzung für den dritten Akt genommen und werden Ihnen eine recht seltene Sammlung an klassischer Musik präsentieren. Wie Sie sehen können, sind die Instrumente an unsichtbaren Fäden befestigt und werden alleine durch Bewegungen zum Spielen angeregt, während Sie das musikalische Hölleninferno hören werden. Mademoiselle Fleur hat sich dafür bereiterklärt ihr Dasein zu opfern, damit Sie zuhören können.“ Bitte WAS?! Auf diesen Schwachsinn zu kommen kann doch nur das Werk von bösen Mächten sein – was mir früher hätte auffallen müssen, bei der unheilvollen Art und Weise, wie ich hier eingesperrt worden bin. Panik bricht aus, wie ich hören kann, denn kaum ertönen die ersten Noten, scheint es irgendwo hier im Raum zu brennen und die Türen scheinen verschlossen zu sein. Jedes Mal, wenn mein Instrument getroffen wird, fühle ich mich noch schwächer als vorher. Angst macht sich in mir breit, weswegen ich mich Stück für Stück noch schwächer fühle, sodass ich keine richtigen Gedanken mehr aufnehmen kann. „Nicht so schnell, Maestro Infernal – ich habe da noch ein Wörtchen mitzureden, bevor Sie Shirado opfern wollen.“ Cat Noir ist da! Gerne würde ich ihn sehen, aber meine Sicht verschwimmt. „Los, alle raus hier!“ Ladybug kann ich auch hören, wie sie wohl eine der Türen aufbekommen hat und die Leute in Sicherheit wissen will. Jedoch hört das Hölleninferno keineswegs auf und legt sogar an Tempo zu. Können die beiden den Maestro nicht aufhalten? Leider sehe ich nichts, weshalb ich schlecht einschätzen kann, was außerhalb dieser riesigen Trommel passiert. „Wo könnte bloß der Akuma sein?“ „Im Taktstock! Immerhin benutzt er den, um uns Instrumente an den Hals zu hetzen.“ Schlaues Katerchen, welches dies beobachtet hat. Beeilt euch allerdings beide bitte, denn ich halte kaum noch durch. „Deine dunklen Zeiten sind vorbei, kleiner Akuma – gleich musst du nicht mehr böse sein!“ Jeden Moment müsste alles in Ordnung sein, zumal beide ihre Kräfte noch nicht genutzt haben, aber es passiert nichts. Das musikalische Hölleninferno dreht sogar noch mehr auf. „Kann es sein, dass es hier eine doppelte Akumatisierung gegeben hat?“ „Könnte ja auch eines dieser Wesen sein, die hinter Shirado her sind.“ „Aber dies würde bedeuten, dass wir uns beeilen müssen, bevor es zu spät sein wird.“ „Hehehe, hahaha, ihr habt keine Chance, denn die letzten Akkorde werden gerade eben gespielt.“ Geht es mir deswegen so schlecht, dass ich am liebsten nur noch schlafen möchte? „Juchu, Ladybug! Ich habe hier vielleicht etwas, was helfen könnte!“ Chloé? Ihre Stimme würde ich echt immer erkennen, aber ich dachte nicht, dass dies am Ende meiner Kräfte sein würde. „Dann nutze es, denn wir haben keine Zeit zu verlieren, Chloé!“ „Ist ja gut, du kannst mir später danken. Talisman der Zeit – ich habe die Bedingung erfüllt, um dich aktivieren zu dürfen. Erfülle mir meinen zeitlichen Wunsch und bringe das Orchester dazu neu zu beginnen, indem es zurück auf Anfang gesetzt wird!“ „Nein!“ Lieber doch, denn ich spüre, dass ich meine Kräfte zurückerhalte und vitaler bin als vorher, was bedeutet, dass Chloé in der Zeit bis jetzt fünfzig selbstlose gute Taten vollbracht hat und sie nutzt den Talisman der Zeit sogar sehr weise – hätte ich ihr ehrlich nicht zugetraut. „Du niederes Geschöpf hast es gewagt mich zu stören! Dafür wirst du büßen – zum Angriff!“ „Verschwinde lieber Chloé, es ist zu gefährlich für dich!“ „Alles was du willst Ladybug – bedanke dich später bei mir! Das meine ich ernst!“ Kampfgeräusche sind zu hören und wie einige Instrumente wohl das Zeitliche segnen – dennoch geht das Hölleninferno weiter. Nun bewegt sich mein Instrument und neben mir kracht es plötzlich, als ob jemand dieses zerstören wollte. „Cat Noir…, Ladybug…“ „Hier drüben ist Shirado drinnen, Ladybug!“ „Verwende nicht den Kataklysmus! Den brauchen wir noch für das Wesen in Maestro Infernal!“ Witzig, ich komme aus eigener Kraft hier nicht heraus und das Instrument bewegt sich viel zu wild, um wohl Angriffen auszuweichen, die erfolgen. „Bald ist es soweit – dann wird mein Meister auferstehen und sich allen Menschen bemächtigen.“ Düstere Zukunftsaussichten möchte ich auch nicht vor meinem Ende hören. „Glücksbringer!“ Hoffentlich irgendwas, womit sie schnell agieren kann, denn die Uhr tickt. Risse entstehen in dem Instrument, in dem ich bin und es zerbricht. Dadurch spüre ich nichts mehr und bin im freien Fall hinunter, werde allerdings frühzeitig aufgefangen und zwar von Ladybug, was auch neu ist. „Endlich haben wir dich befreien können. Geht es dir gut?“ „Ja, danke. Habt ihr den Oni herausbekommen? Er muss ihn ausspucken, sobald er seinen Fehler einsieht.“ „Leider noch nicht, aber du solltest dich ausruhen, Shirado.“ Kurz schüttle ich den Kopf, denn ich kann mich nicht ausruhen, wenn ich auch noch dummerweise der schwachsinnige Grund für dessen Verwandlung war. Sie lässt mich runter und hält mich noch, weil meine Beine nachgeben würden, ohne Hilfe. Toll, ich fühle mich schrecklich – da hat mir das Ruckeln in dem Instrument besser gefallen. Noch immer will sie mich in Sicherheit bringen, aber vielleicht bin ich immer noch der einzige Mensch, der den Oni herausbekommt. Die Frage nach dem Glücksbringer hat sich erübrigt, als sie diesen vom Boden eben aufsammelt – es sind Notenblätter. Manchmal stellt der Glücksbringer sie echt vor Herausforderungen. „Lass mich einfach hier sitzen und hole mir bitte ein Mikrophon, Ladybug.“ Im Handumdrehen hat sie es bei sich und wehrt nebenbei Instrumente ab, während Cat Noir versucht den Maestro zu treffen. Chaos pur und die Zeit rennt uns davon, weil sie ihre Kraft schon benutzt hat. Fieberhaft versuche ich die Blätter richtig zu sortieren, bevor ich einfach anfange die Noten zu summen. Prompt hören die Instrumente auf wütend herum zu schweben und nehmen ihren Platz auf der Bühne ein, um die Melodie mitzuspielen. Sollte ich alles richtig machen, würde dies eine Art Beruhigungslied werden, was wohl den Maestro an seine Kindheit erinnert. Ab der Hälfte muss ich anfangen mit den Vokalen zu singen, denn sonst würde alles schrecklich abstumpfen. Gegen Ende ist alles ruhig hier im Saal. „Woher können Sie so gut singen, Mademoiselle Fleur?“ „Ich singe gerne und auch viel, wenn ich die Zeit finde, aber ich brauche eine gute Mischung – nur langweilige Ouvertüren zu hören, auch wenn sie flott im Mittelteil werden, lässt mich zu sehr abschalten. Es tut mir Leid, dass Sie Ihre Liveaufnahmen durch mich nicht erhalten konnten, aber mir ist Privatsphäre recht heilig und das, was zwischen Adrien und mir passiert, war noch gar nicht unter Dach und Fach. Aus meiner Sicht bin ich mir sicher, dass Sie andere schöne Liveaufnahmen bekommen und mein Tipp ist, dass es keine Reporter sind, die sind nur an Klatsch interessiert.“ „In meiner Wut habe ich dies alles aus den Augen verloren und auf die Worte eines Fremden eher vertraut sowie auf die eines fremdartigen Wesens. Durch mein Handeln war ich nicht professionell. Bitte verzeihen Sie mir, dass ich Sie opfern wollte. Es ist nicht gutzumachen, aber ich kann nur darum bitten.“ „Ist schon in Ordnung.“ Lächelnd bedankt er sich und krampft danach, nur um ein anderes kleines finsteres Wesen auszuspucken, welches schnell die Biege machen will. „Kataklysmus!“ Zum Glück ist Katerchen flink und zerstört es im Handumdrehen, sodass Ladybug ihren Spruch aufsagen kann und damit alles wieder im Lot ist. Allerdings muss sie früher weg als Cat Noir und ich bin noch zu fertig mit der Welt. Mein Heldenprinz in schwarzer Rüstung sieht mich besorgt an und ich winke ihn zu mir, denn ich habe ja noch eine wichtige Sache zu klären. Werde jedoch stürmisch umarmt und dies richtig kräftig. „Für mich ist beinahe eine Welt zusammengebrochen, Shirado. Dich liebe ich doch so sehr und dass du beinahe geopfert wurdest, war für mich ein schrecklicher Gedanke. Dabei wollte ich dich doch immer beschützen, indem ich dein zweiter Schatten bin.“ Selbstvorwürfe bringen uns auch nicht weiter und vielleicht liegt es daran, dass ich total kaputt bin, aber ich kann klarer formulieren, als ich mir ausgemalt habe. „Cat Noir, ich liebe dich auch und Adrien liebt mich ebenfalls. Zudem hat er mein Herz berührt und ich will keinen von euch verletzen, was mir in den letzten Wochen hohen Stress verursacht hat. Nun weiß ich, wie du zu mir stehst, aber anscheinend weiß ich nicht, wie ich zu dir und Adrien stehen soll. Trotzdem danke ich dir und Ladybug für die wundervolle Unterstützung. Alles könnt ihr gar nicht schaffen und du bist ein Held von Paris, nicht mein persönlicher Bodyguard, weswegen du dich in erster Linie auf die Rettung von Paris konzentrieren solltest, denn damit sicherst du mich ebenfalls.“ „Was dein Liebesproblem anbelangt, kann ich dir versichern, dass es in Ordnung ist, wenn du uns beiden dein Herz schenkst. Leider kann ich nicht immer lange und viel bei dir sein, wie ich gerne möchte, aber Adrien kann es. Andersherum kann er dich ohne Superkräfte nicht genug vor solchen Gefahren beschützen wie ich. Glaube mir, dass du uns beiden gehören kannst.“ Daraufhin küsst er mich einfach und verbietet mir die Chance weitere Worte auszusprechen, bevor er wieder weg muss. Die ganze Zeit hat der Maestro zu uns gesehen, was mich peinlich berührt rot werden lässt. „Mademoiselle Fleur, Sie scheinen recht begehrt zu sein. Ein Superheld und ein Supermodel – dürfte ich dies zu meinem neuen Ensemble hinzufügen? Ihren Geschmack möchte ich gerne mit einbinden, damit auch die jüngere Generation mehr Gefallen an Klassik findet.“ „Tun Sie sich keinen Zwang an, ich bin nur froh, dass wir den Oni aus Ihnen bekommen konnten. Stress sollten Sie mit Ihren ganzen Musikern senken, dann wird weniger geschehen. So einen Tag Freizeit zwischen Reise und Auftritt, wo nichts gemacht werden muss, wirkt schon Wunder.“ „Haha, ja, Sie haben Recht. Ich werde mich nun bei meinen Mitarbeitern entschuldigen und Sie haben sicherlich noch mit Ihrer Verabredung genug um die Ohren.“ Verschmitzt grinst er, während er sich verabschiedet und ein keuchender Adrien stoppt direkt vor mir. Aha, das meint er also mit seinen Worten. „Endlich habe ich dich gefunden und es geht dir gut, Shirado.“ „Subjektive Einschätzung deinerseits – mir geht es schrecklich. Ich fühle mich, als hätte man mir das Leben zweimal ausgesaugt und danach mit aller Gewalt wieder reingeprügelt. Kein sehr angenehmes Gefühl, sage ich dir.“ „Hehe, kann ich mir vorstellen. Kannst du aufstehen und zur Limousine gehen? Die Polizei kommt nämlich sofort und ich würde gerne ins Bett.“ „Ohne Hilfe leider nicht.“ Er hilft mir auf und will schon los, aber ich halte ihn stärker fest, damit er anhält. „Vorhin habe ich mit Cat Noir geredet und er findet es in Ordnung, dass du mich liebst und mein Herz bei dir ebenfalls reagiert. Verstehe ich zwar nicht, wie er darauf kommt zu teilen, obwohl ich kein Gegenstand bin, aber das liebe ich an ihm so sehr. Klinge ich gerade verrückt?“ „Ein wenig, aber was sagst du dazu?“ „Dass ich dir die gleichen Chancen geben werde, wie Cat Noir es unterschwellig gesagt hat, nur, dass ich am Ende vielleicht zwei Kerle liebe.“ „Doppelte Liebe von charmanten Schönlingen also – du bist aber ein heißer Feger der nichts anbrennen lässt.“ „Musst du gerade sagen, Frauenschwarm.“ Kichernd begeben wir uns ein Stück weiter und auf halben Wege überwinde ich mich, um ihn zu küssen, was er sofort erwidert, als hätte er darauf gewartet. Merkwürdigerweise küsst und schmeckt er genauso wie Cat Noir, aber das macht es einfacher, denke ich. Auf einmal spüre ich den Boden unter meinen Füßen nicht mehr und er trägt mich stumpf hinaus, wo Ricardo mich annimmt, damit wir nach Hause können. Vater wird wieder einen kleinen Anfall bekommen, weil es mir weniger gut geht, aber dafür habe ich das Wochenende, um mich zu erholen, also verpasse ich nichts. Wir verabschieden uns und auf dem Heimweg schlafe ich ein. Kapitel 11: Die Chemie stimmt ----------------------------- Die Chemie stimmt Dass ich schon mit Cat Noir geredet habe, hat Nathaniel natürlich brühwarm am Dienstag von mir erfahren, da ich erstmal daheim bleiben musste und mein Handy natürlich auch noch mit in die Reinigung gekommen war. Wenigstens hat Ricardo es zum Laufen gebracht, auch wenn ich mir kaum vorstellen kann, dass Reis dabei wirklich funktionieren soll. Irgendwas anderes hat er sicherlich angestellt, doch nun zurück zu dem, was ich meinem Freund dazu eingefallen ist. Er findet es merkwürdig, dass sowohl Cat Noir und Adrien meinen, dass sie mich teilen würden und gleichzeitig lieben. Haargenau weiß ich auch nicht, wieso die beiden sich damit abfinden, dass ich einen liebe und den anderen anfange zu lieben. Muss so ein Kodex unter Männern sein, der mir gewiss unbekannt ist – wie so vieles andere davon. Jedenfalls freut er sich, dass ich nun mehr Klarheit in Bezug auf den Kater habe, weshalb ich mich auch mehr auf andere Tätigkeiten konzentrieren kann. Schade finde ich es schon, dass wir diese komischen Walkie-Talkies für die Ohren nun gar nicht benutzt haben, aber Nathaniel meint, dass wir diese auch zum Spaß nutzen könnten, weswegen ich gespannt bin, wie wir das machen werden. Erstmal jedoch haben wir Chemie und müssen ein Experiment durchführen, was bei meinem Wissensstand mit hoher Wahrscheinlichkeit in die Hose gehen wird. Trotzdem werde ich mitmachen und halte mich an die Angaben, sodass an sich ein Schaumturm entstehen sollte, wie Madame Mendeleiev diesen gegen Keisuke eingesetzt hat. Allerdings ist meiner gar nicht so klein, wie der von den anderen, sondern bedeckt den halben Tisch schon. „Was hast du angestellt, Shirado?“ „Keine Ahnung, Madame Mendeleiev, da ich nach den Vorgaben gegangen bin, wie sie auf dem Zettel stehen.“ Diesen halte ich ihr vor und sie nimmt sich ihn, um den Text darauf zu überfliegen. „Hier fehlt ein Komma, welches jedoch dort stehen müsste, da ich sie heute Morgen erst gedruckt habe, nach einer gehörigen Überprüfung, sollte dieser Umstand keineswegs möglich sein. Ungewöhnlich… Falsch hast du die Aufgabe wirklich nicht gemacht.“ Wow, ich habe eine chemische Aufgabe richtig durchgeführt – zwar mit einer falschen Angabe, aber kleinlich will man ja nicht sein in diesem Fall. Irgendwas fügt sie hinzu und schon ist mein Schaumturm nur noch Flüssigkeit, sodass ich diese aufwischen kann. An sich klingt das nach Strafarbeit, aber ich finde es nur gerecht, dass ich das wegmachen muss, denn ich habe es fabriziert. Dies dauert zwar bis in die Pause hinein, aber das macht mir nichts. Zufrieden mit meiner getanen Arbeit nehme ich meine Tasche und will aus dem Chemieraum raus, aber es klappt irgendwie nicht, weil die Tür zu ist. Wie kann Madame Mendeleiev einfach abschließen? An der Tür zu rütteln würde nichts bringen und die anderen kann ich gar nicht erkennen, weshalb ich wohl mein Handy nehmen sollte, um jemanden anzurufen. Natürlich hält meine Pechsträhne an und die wirkt sich darauf aus, dass mein Akku leer ist, obwohl er voll aufgeladen war. Wenn ich nur wüsste warum mir das alles passiert, wäre ich schon ein Stück weiter. Einfallsreich finde ich mich im Moment keineswegs. In meiner Tasche finde ich allerdings nichts, was mir helfen könnte, bis mir einfällt, dass ich das Walkie-Talkie nutzen kann. Dieses setze ich mir an und drücke den Hauptknopf. Jetzt muss nur noch die Verbindung mit Nathaniel hergestellt werden, wenn er seines denn an hat. Kami, bitte lasst alles funktionieren. „Oh, sorry Jungs, ich habe das Teil aus Versehen wohl angehabt.“ „Seit wann hast du das denn?“ Reden die jetzt tatsächlich über dieses technische Ding? Beeindruckt sind die anderen zwei jedenfalls, dass er es von mir hat und ich mich mehr mit Technik auseinandersetzen möchte – gute Ausrede, wie ich finde. Sobald ich es jedoch mit meiner unheimlich guten Begabung mit solchen Geräten schrotte, war es das. Wie war das noch? Einen Knopf muss ich drücken, damit ich über die Verbindung zu ihm sprechen kann, wenn ich es noch richtig in Erinnerung habe. Welcher war das noch? Der? Nein, eher der andere oder doch beide? Verzweiflung kann zur Arbeit kommen, ich bin kurz davor sie einzustellen. „Habt ihr das Seufzen gehört?“ Adrien hat mich seufzen gehört? Ha, ich habe den Knopf! „Ja, ich war es. Kann bitte jemand von euch Madame Mendeleiev sagen, dass sie bitte den Chemieraum wieder aufschließt? Ich hätte gerne noch ein bisschen was von meiner Pause.“ „Shirado?“ „Wer denn sonst, Nino? Nathaniel und ihr zwei habt euch ja gut über Technik unterhalten – Männer!“ Eingeschnappt plustere ich meine Wangen auf und schmolle ein wenig, denn aus dem Gespräch heraus kann ich es doch nur gewesen sein. Jemand rüttelt an der Tür und ich drehe mich zu dieser. Lustig anzusehen ist es schon, wie der Blonde versucht aus eigener Kraft die Tür zu öffnen, aber diese wohl gegen Muskelkraft gestärkt ist, wegen den ganzen Chemikalien. „Monsieur Agreste, was soll dieses Theater?“ Madame Mendeleiev spricht nur so jemanden an, wenn sie maßregelt, aber gut, dass sie gerade seine Bemühungen gesehen hat, denn er kann ihr sagen, dass ich eingeschlossen bin. „Mir ist es noch nie passiert, dass ich einen Schüler eingeschlossen habe.“ Ohne Mühen öffnet sie die Tür und ich komme mir reichlich blöd vor, genauso wie Adrien, der aber schnell bei mir ist und mich begutachtet, damit er wohl Ruhe bekommt, weil er sonst was denkt. „Shirado, wieso hast du die Tür nicht einfach aufgemacht?“ „Konnte ich nicht, Madame Mendeleiev. Zudem war mein Handy plötzlich leer, obwohl ich es jede Nacht auflade, damit mir so etwas nicht passiert. Zum Glück hatte ich noch das Walkie-Talkie.“ „Meine Versuche die Tür zu öffnen haben auch nichts gebracht, Madame Mendeleiev.“ „Hmm…, merkwürdig klingt das alles schon, zumal gerade bei dir das Komma gefehlt hat, Shirado. Zeige mir mal bitte dein Handy.“ Gerne gebe ich es ihr und sie kann es anstellen, als wäre es nie leer gewesen. Argwöhnisch betrachtet sie es, dann mich und danach Adrien, ehe sie ihren Gedanken nachgeht. „Ihr beiden würdet mir nie einen Streich spielen, soweit kann ich euch beurteilen, aber irgendwas stimmt nicht. Sollten weitere solcher Vorfälle auftreten würde ich gerne persönlich dafür sorgen, dass du von Zuhause aus am Unterricht teilnehmen würdest, Shirado.“ „Aber Madame Mendeleiev ich liebe es hierherzukommen.“ „Laut deinem Vater müssen wir dich im Falle von erhöhtem Risiko freistellen vom Unterricht, weswegen ich dir schon entgegenkomme.“ Recht hat sie zwar, aber dennoch finde ich es blöd, dass ich nur wegen solcher Vorfälle vielleicht erstmal daheim bleiben muss. Soziales Leben gleich im Minus dadurch. Selbst ich kapiere diese Rechnung schon einige Zeit lang. „Vielen Dank, Madame Mendeleiev.“ Sie nickt nur und sagt, dass wir zur nächsten Stunde müssen, da die Pause in wenigen Minuten vorbei ist. Tolle Pause, aber wenigstens bekomme ich für mein Saubermachen ein Lob, was mir die Laune schon etwas hebt. Der restliche Schultag verläuft recht ruhig und keine weiteren Vorkommnisse sind eingetreten, was mich erleichtert am Ende des Tages seufzen lässt, denn zuhause bleiben ist für mich keine Option. Kaum will ich aus der Schule gehen, hauen sich die Türen zu, was ganz schön laut ist. Nicht schon wieder… Ricardo auf der anderen Seite zerrt daran wie verrückt und versucht sogar die Türen mit Anlauf aufzubrechen, schafft es jedoch nicht. Wer will mich denn bitte einsperren? Vater und Opa sowie Adrien habe ich schon die Köpfe gewaschen, die sind es kein Stück. „Lassen sich diese Türen etwa auch nicht öffnen, Shirado?“ „Leider ja, Madame Mendeleiev. Ricardo haut sich noch die Schultern kaputt, wenn er so weitermacht.“ Sein nächster Versuch ist mit noch mehr Anlauf und sie öffnet schon eine Seite der beiden Türen, sodass er an uns vorbei saust und beim Stoppen hinfällt. „Mir scheint es, dass du von den Türen geärgert wirst, wenn sie dich nicht weglassen wollen.“ „Hoffentlich nicht, Madame, denn ich habe ihnen nichts angetan.“ Nachdenklich sieht sie mich an und nickt daraufhin, während Ricardo wieder putzmunter aussieht und mich dazu animiert schneller zu sein, weil ihm diese Aktion keineswegs geheuer war. Solch ein großer und starker Mann hat Angst vor Geistern? Jedenfalls kommt mir das so vor, wenn ich seinen Worten glauben kann. Zudem wundert es mich, dass Madame Mendeleiev gebraucht wird, damit sich die Türen wieder öffnen lassen. Sichtlich erleichtert bin ich nun in der Limousine und freue mich sogar auf daheim, um in Ruhe Hausaufgaben zu machen, ohne solche Vorfälle zu bekommen. Jedwede Tür hat mich die ganze Woche erst herausgelassen, als Madame Mendeleiev dabei war, weshalb Vater sie erst bittend herbeordern musste, denn ich konnte nicht aus meinem Zimmer heraus. Seitdem sind bei uns alle Türen offen, weswegen ich die ganzen Stockwerke runtergehen muss, nachdem Felix, Ricardo, Vater und der Portier mir die Türen aufgehalten haben. Allerdings darf ich unter diesen Umständen zu Fuß zur Schule gehen, was auch schön ist, sofern ich nicht zwischen einer Tür komme, die ich öffnen muss, denn irgendwie sind diese Raumtrenner und -öffner total gegen mich. Sicher in der Schule angekommen nehme ich Platz und verschnaufe erstmal, denn durch den Türstopper fällt die Klassenzimmertür schon mal nicht zu, um uns alle hier einzusperren. Erleichtert bin ich dennoch nicht wegen diesem ganzen Theater. Bisher habe ich kein weiteres Gefühl gehabt, dass ich angegriffen werde und Cat Noir sowie Ladybug sind keineswegs aufgetaucht, weswegen es wohl bedeutet, dass es sich um keine akumatisierte oder eine von Oni besetzte Person handelt. „Du siehst fertig aus, Shirado.“ „Bin ich auch, Nathaniel. Ich darf nicht mal auf Toilette ohne eine ganze Handvoll Personen und das ist nun wirklich peinlich.“ „Hast du denn eine Ahnung, wer dir diesen Streich spielt?“ „Eben nicht. Allerdings ist Madame Mendeleiev der Schlüssel für mich, der alle Türen öffnet, weshalb ich sehr froh war, dass sie extra gekommen ist, als ich eingeschlossen war.“ „Würdest du bitte diesen Satz übersetzen, Shirado?“ „Natürlich, Madame Bustier. In geraumer Zeit wird sich die Lage aufhellen, außer für dich, Shirado, denn wir werden dich irgendwann einschließen und opfern… Bitte was?“ Geschockt sehe ich Madame Bustier an, die sich den Satz wohl auch nicht erklären kann und ihn wegwischen will, was nur noch mehr zum Vorschein bringt. „Wir werden dich jagen und mürbe machen, um auf unseren Triumph zu setzen, den wir durch deine Opferung erhalten. Niemand wird dich je wieder näher an sich lassen, wenn wir unsere Arbeit gut machen und dann gehörst du allein unserem Meister.“ „Das reicht, Shirado, du brauchst nicht mehr zu lesen!“ Mein Mund sieht das wohl anders, denn ich muss ihn zuhalten, damit jedenfalls kein Ton mehr herauskommt. Geplättet bin ich schon, dass solche Worte an der Tafel stehen und dies in alten japanischen Schriftzeichen. Unsere Lehrerin wischt wie verrückt, aber die Zeichen tauchen immer wieder auf und ich sollte wohl einfach die Klasse verlassen, damit die anderen Ruhe haben. Somit nehme ich meine Sachen und laufe hinaus, nur um vor verschlossenen Schultüren zu stehen. An die nächstbeste Wand lehne ich mich und lasse mich zu Boden sinken. Wie soll ich das nur durchstehen, wenn die anderen alle davon ebenfalls betroffen sind? Niemanden möchte ich in diese Sache hineinziehen und dennoch passiert es andauernd. Unter diesen Umständen wäre es an sich besser, wenn ich mich freiwillig opfern würde, aber die Konsequenzen dahinter sind viel größer, wenn ich es richtig verstanden habe. Allein jetzt schon ist es viel zu gefährlich und die Suche läuft auf Hochtouren ohne Ende in Sicht. Ob ich irgendwas tun kann, um dabei zu helfen? Immerhin ist es wichtig und beschwören kann ich nicht, während die anderen in der Nacht Besuch von ihren Monstern erhalten. Blockiert mich irgendwas? Es kann ja sein, dass meine Unsicherheit sowie die Angst weiterhin dafür sorgen, dass ich zu nichts nutze bin. Diese Denkweise macht mich eher depressiv, anstatt positiv zu sein, wie ich es sonst bin. Eine doppelte Nahtoderfahrung hat aus mir ein ängstliches Weichei gemacht. Na ja, Angst ist an sich der Teil der Vernunft, die man braucht, um zu überleben. Trotzdem finde ich es zur Zeit keineswegs sehr angenehm, wie das abläuft. „Hier bist du, ich dachte du wärst schon abgehauen.“ „Haha, sehr witzig, Adrien. Wieso bist du hier?“ „Madame Bustier hat mir erlaubt dich hier im Schulgebäude zu suchen und ich bin erst kopflos in die Umkleidekabine gerannt, bis ich auf den Gedanken gekommen bin, dass du vielleicht es doch aus der Schule geschafft haben könntest und nun bin ich hier bei dir.“ Ungefragt setzt er sich direkt neben mir hin und ich denke mal, dass ich ihn keineswegs so einfach abwimmeln könnte. „Angst ist nur natürlich, Shirado, zumal du die Botschaft selber vorgelesen hast, die selbst Madame Bustier nicht entziffern konnte. Sie konnte sie nicht wegwischen, also hat sie einfach mit allen Stiften alles übergemalt, was recht erheiternd war, aber der Nachgeschmack von dem Gehörten hält sich dennoch hartnäckig. Denke aber nicht daran dich zu opfern, denn dies war unser aller erster Gedanke, als du rausgerannt bist.“ Hach, gerne wäre ich weg von all den Schwierigkeiten und dem liebestollen Blonden, der sich in mein Herz geschlichen hat, aber dies wäre unehrenhaft und Ehre ist wichtig. „Ehrlich gesagt habe ich daran gedacht, aber es bringt nur mehr Schwierigkeiten für die gesamte Welt ein, sodass ich damit zurechtkommen muss den Menschen mit meiner Nähe zu schaden, die mein neues und altes Leben sind. Dennoch fällt es mir schwer euch alle in Gefahr zu bringen, obwohl ihr damit an sich gar nichts am Hut habt.“ Trübsal zu blasen passt gerade echt perfekt zu meiner miesen Stimmung, sodass er kurzerhand entscheidet, dass ich mich an ihn lehnen soll, indem er einen Arm um mich legt sowie meinen Körper an sich herangezogen hat. Diese Nähe tut irgendwie gut und ich schließe meine Augen, um mich ein wenig zu entspannen. Die Zeit verstreicht und es klingelt zur ersten Pause, sodass wir mehr Personen bei uns haben und unsere Position aufgehoben wird. Aufmunterungsversuche meiner Freunde zu erhalten finde ich sehr lieb von ihnen und muss lachen, als der Höhepunkt war, dass Marinette aus Versehen ihre Flasche Wasser in Ninos Richtung geöffnet hat. Das Ergebnis dieser Aktion – da sie davor wild gestikulierend mit der noch geschlossenen Flasche mich versucht hat aufzumuntern – ist ein recht nasser DJ, der diesen Zustand hinnimmt, da es in der Nähe von ihr meistens zu solchen Situationen kommen kann. Unfair ist es schon deswegen zu lachen, aber der Strom hat mich mitgerissen und Lachen ist einfach gesund. Nun besser gelaunt und entspannter geht es zurück in die Klasse und die Tafel ist wieder sauber. Kein einziges Zeichen steht mehr dort und wir können mit Biologie weitermachen. Dabei gehen wir Erdgeschichte durch und zwar die Zeitachse des Jura und was für Lebewesen dort waren. Manche sehen aus wie hingeschmiert, aber andere waren vom Aufbau her perfekt angepasst, wie Madame Mendeleiev uns erklärt. Irgendwie finde ich dann doch die hingeschmierten Wesen angenehmer, weil die kaum Schaden angerichtet haben. Am Ende waren wir sogar fast in der Kreidezeit – wie schnell haben wir denn das geschafft? Jedenfalls können wir nach der Mittagspause uns in unseren Sportfächern austoben, was ich dringend brauche. Abschalten und seinen Körper wieder mehr machen lassen. Fertig umgezogen betrete ich die Gymnastikhalle, da diese schon für mich geöffnet wurde, und nehme mir das Gymnastikband zur Hand. Eine neue Performance würde sicherlich mir helfen, diese Situation besser zu verdauen. Welche Musik sollte ich dazu nehmen? Ruhigere Melodien erfordern höhere Konzentration und Körperkontrolle, was ganz gut aussehen würde, da ich bisher eher schnelle Bewegungen bevorzugt habe. Fehlt nur noch ein passendes Lied, aber dieses kann ich mir bei den langsameren Bewegungen aussuchen, die ich erstmal trainieren muss, damit das Gymnastikband dennoch ordentlich in Bewegung ist. Dürfte eine geniale Herausforderung sein, die mich genug beschäftigen wird. Mitten im Spagat werde ich allerdings von einem Medizinball getroffen, wodurch ich mit Schwung auf die Matten falle. Wo ist der denn nun hergekommen? Außerdem schmerzen diese Dinger zu sehr, um als Wurfgeschosse zu dienen. Wieder auf den Beinen muss ich ausweichen, weil einige Keulen in meiner Richtung fliegen. Hier stimmt irgendwas keineswegs, denn von allein würden seelenlose Gegenstände keine Bewegungen durchführen. Andere Medizinbälle kommen nun und ich habe meine Mühen damit, dass mich kein Gegenstand trifft. Wäre heute doch bloß Fechtunterricht, dann würde die sehen, was hier abgeht. Moment, heute ist Fechtunterricht! „Adrien!!! Adrien!!!!“ Natürlich muss nun mein Gymnastikband auch noch reagieren und mir den Mund, die Beine sowie meine Arme zuschnüren. Keinesfalls eine schöne Situation, wenn andere Gegenstände weiterhin herumfliegen und dich treffen wollen. Auf einmal halten alle an und positionieren sich direkt auf meine Wenigkeit, sodass ich lieber die Augen schließe, um nicht alles zu sehen, was mich treffen will. Irgendwas packt mich und ich werde weggeschleudert, sodass ich nach dem Vorgang meine Augen wieder öffne und Adrien begraben von Gymnastikzubehör sehe. Am liebsten würde ich zu diesem hin, besonders da er ohne Gesichtsschutz hereingestürmt ist, aber ich kann mich kein Stück bewegen. Ist er überhaupt noch anwesend oder eher bewusstlos? Da ich ein schmerzvolles Stöhnen höre, muss er wohl noch anwesend sein, zumal er aufsteht und sich den Kopf reibt dabei. Arg verletzt wirkt er nicht auf mich und er sieht sich die ganzen Sachen an, die ihn getroffen haben. „Dass Gymnastik solch gefährliche Waffen hat, hätte ich nie gedacht.“ Muss er auch noch einen Scherz heraushauen? Er kniet sich hin, als er bei mir ist, und versucht das Gymnastikband von meinem Körper zu entknoten. Mein eigenes Band – solch ein Verräter. „Sitzt richtig fest, Shirado. Erstmal solltest du aber hier raus, bevor noch mehr passiert.“ Und schon trägt er mich hinaus auf den Innenhof, wo Monsieur D'Argencourt ihn fragt, weswegen er denn einfach so aus dem Unterricht gestürmt wäre, nur weil ich ihn gerufen hätte. Die Antwort darauf berührt mein Herz. „Würden Sie denn nicht Ihrer Liebe zur Hilfe eilen, wenn sie nach Ihnen panisch ruft, Monsieur D’Argencourt?“ „Gewiss würde ich dies tun, aber sich nicht abzumelden gehört sich nicht.“ „Ja, Monsieur D’Argencourt, ich werde versuchen in Zukunft daran zu denken. Könnten Sie mir bitte helfen Shirado zu befreien?“ Kurz und schmerzlos wird mein tolles Gymnastikband einfach durchtrennt, als wäre es nicht aus recht festem Material. Wie man es nimmt, froh frei zu sein bin ich schon und bedanke mich höflich für die Hilfe bei dem Lehrer für den Fechtunterricht. Dankend springe ich Adrien an und gebe ihm einen Kuss, den er sich redlich verdient hat, ehe ich besorgt frage, ob bei ihm alles in Ordnung ist. Hart im Nehmen ist er schon, aber sicherlich hat er trotz Schutzanzug einiges abbekommen, was mir Sorgen bereitet. Unbedingt muss ich diesen Vorfall melden, denn alleine in diesen Raum gehe ich keineswegs mehr. Gegen Ende der Sportstunde gehen die vom Fechten sich frisch machen, aber ich bleibe lieber im Innenhof und warte auf den Blonden, der mich mitnehmen möchte, was Vater erlaubt hat, da ich genug Zeit hatte, um ihn anzurufen sowie die Situation zu erklären. Sorgen hat er sich schon gemacht, aber durch meine Erzählung, was Adrien getan hat, wird er sich keine weiteren Maßnahmen zu meiner Sicherheit überlegen, da der Junge das gut macht. Vater lobt selten die Maßnahmen anderer Leute, weswegen ich es schön finde. Fertig umgezogen holt er meine Sachen aus dem Gymnastikraum und Ricardo hält schon die Türen auf, sodass wir raus können. Seinen Bodyguard muss der junge Agreste auf die neue Situation anpassen, denn der erwartet ja, dass wir mit ihm in dem Luxuswagen fahren würden, was schlecht geht in meiner jetzigen Situation. Darum übernimmt Ricardo den Schutz von uns beiden, bis wir im Anwesen der Agreste sind, wo er sich verabschieden wird, weil Vater ihn herbeordert hat. Bestimmt geht es um meine vorherige Situation – einen anderen Grund kann ich mir kaum vorstellen. Auf dem Weg bis zum Anwesen wäre ich beinahe von fünf Autos, einem Bus und elf Fährrädern überfahren worden, hätten die beiden Männer bei mir nicht flott reagiert. Jetzt bin ich auch noch eine Gefahr für andere mir unbekannte Menschen in meiner unmittelbaren Umgebung. Sicher im Anwesen der Agreste erfolgt die Übergabe und Nathalie, Adriens Managerin, will noch mit ihm einige Termine durchgehen, bevor er sich mit mir nach oben verzieht. Genau in diesem Moment kommt sein Vater an und scheint heute schlechte Laune zu haben, wie es mir vorkommt. „Was verschafft mir die Ehre eines unangekündigten Besuchs, Mademoiselle Fleur?“ „Papa, ich habe Shirado mitgebracht und möchte ihn ein wenig entspannen lassen, okay?“ „Dich habe ich nicht gefragt, mein Sohn.“ „Aber Papa…“ „Nichts da! Geh‘ auf dein Zimmer!“ Gefrustet ballt Adrien seine freie Hand zur Faust und unterdrückt wohl seinen Ärger, den er gerade hochbekommt. Mich möchte er mitnehmen, aber dies darf er nicht und nun rennt er hoch in sein Zimmer. Ich hingegen fühle mich sichtlich unwohl, dass meine Anwesenheit zu einem Streit unter den beiden geführt hat. „Nathalie, du kannst auch gehen.“ Sie verbeugt sich leicht und verschwindet ebenfalls. Unbehaglich finde ich diese Situation nun, weil er mich grimmig anstarrt, als wäre ich das Übel all seiner Probleme. „Zurück zu meiner Frage…“ „Wie Adrien schon gesagt hat, hat er mich eingeladen, damit ich mich ein bisschen entspannen kann.“ „Lüge mich nicht an! Mein Sohn liebt Sie, Mademoiselle Fleur! Dies hat er mir ausführlich unterbreitet! Solch ein Verhalten kann ich nicht dulden, denn er wäre zu sehr in Gefahr! Bisher habe ich kleine Eskapaden toleriert, da sie in einem kontrollierbaren Rahmen stattgefunden haben, aber Liebe macht in jungen Jahren blind sowie anfällig für Überschätzung der eigenen Fähigkeiten.“ „Weswegen können Sie Ihrem Sohn die Liebe nicht gestatten? Denken Sie ich habe ihm meine Liebe offen unterbreitet und er ist mit auf den Zug gesprungen? So war es keineswegs, denn er hat mir seine Liebe an Silvester offengelegt und trotz meiner Gefühle für Cat Noir schleicht er sich Stück für Stück in mein Herz. Vor ungefähr eineinhalb Stunden erst hat er mich gerettet, bevor ich vielleicht im Krankenhaus hätte landen können. Verstehen Sie überhaupt was das für ein Gefühl ist, wenn man nicht mehr eine Tür zu machen kann, auf die Gefahr hin, dass diese vielleicht nicht wieder aufgehen wird? Können Sie sich vorstellen wie es ist, von Trainingsgegenständen, mit denen sie jedes Mal arbeiten, angegriffen zu werden? Spüren Sie vielleicht meine Angst, als ich gelesen habe, dass ich geopfert werden soll? Ihr Sohn, Adrien, versteht und spürt, wie ich mich fühle und wollte mir einfach Halt geben, weil mir das alles zu viel wird. Nie habe ich danach gefragt, dass ich solch hohe Verantwortung übertragen bekommen möchte. Niemand hat mich richtig auf alles vorbereitet. Niemals kann ich hundertprozentig sicher sein, aber eines weiß ich – die Liebe von Adrien und die von Cat Noir sowie die meiner Freunde und Familie helfen mir, dass ich nicht vollkommen am Rad drehe. Aber ich bin keine Person, die sich aufdrängen möchte. Wenn Sie der Meinung sind, dass es nicht sein soll, wie es ist, dann verabschiede ich mich jetzt.“ Weitere Worte von ihm würden mir keineswegs helfen, denn ich glaube kaum, dass ich ihn irgendwie berührt habe, auch wenn Vater und ich ihn gerne mit einigen Aktionen überrascht haben. Zu meinem Glück war die Tür vom Eingang des Anwesens nicht ganz verschlossen, aber das Gitter draußen bei der Einfahrt ist es. Anscheinend ist dieses elektronisch gesichert, denn sie geht automatisch auf, ohne dass ich irgendwas gemacht habe. Wohin soll ich nun? Ein Ort, wo ich weitestgehend sicher bin und keineswegs befürchten muss, dass ich eingeschlossen werde. Vielleicht probiere ich das rostige Gestell aus und schweife einfach ab, bis ich nach Hause kann. Unübersehbar ist es ja schon, allerdings doch noch ein Stück weg. Dort angekommen nehme ich die offenen Treppen hinauf und schere mich einen Dreck um die Blicke der Passanten, weil ich noch in meinen Gymnastiksachen stecke. So hoch wie möglich bin ich nun auf dem Eiffelturm und schaue mir Paris an – die Stadt der Lichter und der Liebe. Letzteres kann ich wahrlich bezweifeln, weil Liebe keineswegs gelebt wird, sondern viel Hinterlist, Tücke und Herabwürdigung herrscht – finde ich Moment jedenfalls. Ersteres hingegen bestätige ich voll und ganz – man kann vor lauter Licht kaum irgendwas anderes am Himmel bei Nacht erkennen, wenn man nur auf den Straßen unterwegs ist. Für mich hat diese Stadt keinen neuen Bezug erschaffen, wie ich es erst gedacht habe, sondern einige Menschen darin. Dennoch wäre ich lieber wieder in Japan. An sich müsste ich Nippon als Bezeichnung wählen, aber ich finde die andere viel besser, da sie einen angenehmeren Klang besitzt. Bestimmt ist Adrien gerade dabei Hausaufgaben zu machen, die ich auch noch machen muss. Wie er mich wohl gerne von all dem Stress abgelenkt hätte? Dies werde ich wohl niemals erfahren, weil sein Vater gegen die Liebe, die sein eigener Sohn empfindet, ist, weil ich erhöhte Gefahr anziehe, gegen die er selber keine Sicherheit auffahren kann, um seinen Sohn zu schützen. Dabei habe ich gedacht, dass gerade Monsieur Agreste am wenigsten Probleme machen würde – Vater kenne ich da anders. „Hallo, Sad Mistress, ich bin Hawk Moth. Ich kann dir unglaubliche Kräfte verleihen, damit du gegen die Dinge vorgehen kannst, die dich traurig machen, um glücklicher zu werden. Im Austausch dafür verlange ich von dir, dass du mir die Miraculous von…“ „Verschwinde aus meinem Kopf, Habichtmotte! Auf solch einen bescheuerten Handel gehe ich keineswegs ein. Wieso sollte ich überhaupt andere Menschen gefährden oder unglücklich machen, nur weil ich gerade eine schwere Zeit durchmache? Willensschwach bin ich keineswegs, also suche dir von mir aus jemand anderen.“ „Du kannst dich wehren?“ „Überrascht dich das so sehr, dass du aus dem Konzept gerätst? Eher solltest du weitere Superhelden erschaffen, anstatt Böses zu verbreiten. Immerhin gehörst du zu denjenigen, denen ich vertrauen soll, weil meine Vorfahren deine Vorgänger unter sich als Freunde und Gefährten hatten. Allerdings bist du zur Zeit auf der schiefen Bahn und da ich nicht weiß wer oder wo du bist, heißt das nicht, dass ich auf dich hören muss in diesem Fall.“ „Wie kannst du es wagen?!“ „Könnte ich genauso fragen. Trotz meiner derzeitigen Lage verzichte ich. Au revoir, Hawk Moth!“ Wann haut der aus meinem Kopf ab? Seine miese Stimmung durch meine Gegenwehr heitert mich sogar ein wenig auf. Endlich habe ich nicht mehr das Gefühl von irgendwas besessen zu sein und schaue mir weiterhin Paris an. Lange dauert es keineswegs, da kann ich von der Plattform unter mir eine Trennung hören und wie wehklagend die junge Frau sich anhört. Klingt fast wie Madame Mendeleiev. Kurz darauf verklingt ihr wehklagen und ich habe ein ungutes Gefühl dabei, weshalb ich mich lieber verstecke und abwarte. Irgendjemand kommt hoch und scheint jemand anderen überraschen zu wollen. Heimlich mache ich mich aus dem Staub und renne regelrecht die Treppen hinunter. Sicher ist sicher schmeiße ich in hohem Bogen in die Tonne, denn meine ängstliche Unsicherheit hat übernommen und ich stehe sogar nach dem Fallen wieder auf, ohne auf den Schmerz zu achten. Weg, ich muss einfach weg, denn wenn Madame Mendeleiev jetzt auch noch akumatisiert wurde, dann weiß ich nicht mehr weiter mit meinem Problem, weil sie bisher die einzige Person war, die alles öffnen konnte. Unten angekommen bin ich vollkommen aus der Puste und habe Seitenstechen sowie andere pulsierende Schmerzen. Definitiv habe ich meinem Körper mit der Aktion viel zu viel abverlangt. Nichtsdestotrotz muss ich weiter, um ein Versteck zu finden, weil ich kaum glaube, dass ich dieses Mal nicht ein Ziel bin. Ins Stocken gerate ich schon, besonders da der rostige Turm sich auf einmal vergoldet und glänzt – eher blendet, wegen der Sonnenstrahlen – aber besser ist es abzuhauen. Weit komme ich nicht, denn vor mir springt ein Wesen, welches einem mittelgroßen Oni gleicht und das vier muskulöse Arme an einem ebenso muskulösen Körper hat. Weshalb ist ein solcher Dämon hier? Besonders die rote Körperfarbe wirkt im Gesamtpaket recht bedrohlich. Hinter mir höre ich ebenfalls die gleichen Geräusche und habe dort das gleiche Wesen, nur in schwarz. Dreihörnige Oni der Mittelklasse der niederen Wesen. Unterbelichtet, aber für Kämpfe zu haben sowie recht gewieft darin, Personen mürbe zu machen. Woher habe ich denn bitte diese Informationen? Deren Gemächt hätten die auch mit mehr als einen Lendenschurz bedecken können. Cat Noir in einem Dschungeloutfit wäre auch nicht schlecht. Weswegen denke ich denn gerade daran? Oh man, ich werde wirklich bekloppt durch die ganze Sache hier. „Siegelmeister Shirado Ishida-Fleur, wir sind gekommen um dich unserem Meister zu opfern, damit er die Macht besitzt und die Menschen versklaven kann.“ „Hey, dafür habe ich euch nicht Homunkulus gemacht, ihr beiden Muskelpakete!“ „Jämmerliche Menschen dürfen sich nicht einmischen.“ „Ach ja? Ich kann euch auch kontrollieren!“ Na toll, jetzt streitet die akumatisierte Madame Mendeleiev mit den Oni, denen sie wohl Körper gemacht hat, damit sie präsent sind. Entgegen meiner Annahme, dass es nicht funktioniert, lässt sie die beiden gegen den Eiffelturm rennen, was auch noch ziemlich schmerzhaft klingt. Unsere Lehrerin jedoch so zu sehen finde ich keineswegs schön. „Madame Mendeleiev, es ist zwar unschön abgelaufen, wie er sich von Ihnen getrennt hat, aber dies ist doch kein Grund auf leere Versprechungen einzugehen.“ „Wie kannst du nur so leicht daherreden, Shirado? Er hat mir viele Versprechungen gemacht und wir haben sogar eine gemeinsame Wohnung in diesen zwei Jahren gefunden, aber er meint, dass er lieber bei einer anderen wäre. Du hingegen hast Adrien, der dich dermaßen liebt, dass man meinen könnte, ihr wärt Seelenverwandte.“ Meine Güte, sie muss wirklich sehr tief verletzt worden sein, wenn sie solche Worte giftig ausspricht. Gefühlsmäßig dürfte das Wesen vor mir nicht mehr die wahre Madame Mendeleiev sein, sondern eher die tiefe Verletzung ihrer Gefühle, wobei ich ihr mit richtigen Worten vielleicht zum Umdenken anregen kann, denn sie soll nicht solch eine dunkle Präsenz aussenden. „Rede nicht mit ihr, Alchemistral, sondern fange sie, damit sie als Lockvogel für Ladybug und Cat Noir dient!“ „Hawk Moth…, schwache Vorstellung die arme Madame Mendeleiev genauso auszunutzen wie der Kerl, der sie verlassen hat.“ Hätte ich diese Worte nicht aussprechen sollen? Irgendwie scheine ich ihn mehr wütend gemacht zu haben, als sie. „Homunkulus Alpha und Homunkulus Beta – ich befehle euch Shirado Fleur zu fangen.“ Lustig finde ich die Sache hier keineswegs, aber da ich durch diesen Zwischenfall ein bisschen mehr Pause zur Energiegewinnung erhalten habe, renne ich lieber weg. Im Moment ist es mir sogar egal wohin ich renne, Hauptsache ich kann mich in Sicherheit bringen. Leider sind diese Dämonen recht sportlich und aktiv, im Gegensatz zu mir, der gerne auch mal ruhige Tage verbringt, weshalb ich sogar froh bin, dass die Polizei auftaucht und ich mich durch ihre Straßensperre schlängeln kann, um zu entkommen. Soweit war meine Hoffnung, aber diese Oni setzen unbeirrt ihren Weg fort und lassen die Polizisten wie ihre Autos alt aussehen. Selbst die Schusswaffen machen ihnen nichts aus und sie setzen ungehindert ihre Jagd fort. Sehr weit schaffe ich es kaum, bis das Seitenstechen erneut einsetzt und meine Beine sich wie Pudding anfühlen. Konditionstraining ist keineswegs meine Schiene, also habe ich dementsprechend wenig Ausdauer für solch einen Lauf. Kim und Adrien wären dafür eher gemacht. Zudem scheinen die beiden Oni zu wissen, dass ich leichter zu fangen bin, wenn sie mich müde machen. Generell wäre ich einfach zu fangen, würden mich zwei Superhelden nicht andauernd beschützen, wenn diese Wesen angreifen. An einer Straßenkreuzung muss ich eine Pause einlegen, denn ich kann echt nicht mehr. Wenigstens sehe ich die beiden Verfolger keineswegs und seufze erleichtert aus. Verfolgungsjagden finde ich unschön, denn eine Chance auf Sicherheit hat man kaum. „Gefunden.“ Vor Schreck bin ich wieder voller Energie und renne weg, aber leider gegen den anderen Dämon, der mich festhält und ich somit gefangen bin. Wunderbar, meine ganze Anstrengung hat rein gar nichts gebracht und trotz der Idiotie, welche beide besitzen, arbeiten sie wirklich gut zusammen, was wohl an Madame Mendeleievs Intelligenz liegen muss. Pech für denjenigen, der mich hält, denn ein Autofahrer bemerkt ihn zu spät – bestimmt wegen dem Handy am Steuer – und kracht gegen ihn, was ihn doch kurzzeitig die Festigkeit seines Griffs lockern lässt und ich frei bin, sodass ich die Freiheit habe weiter zu rennen, sonst würde ich den Autofahrer gehörig eine scheuern, mit dem Handy in der Hand zu fahren – wie blöd kann ein Mensch bitte sein? Im Park in der Nähe vom Eiffelturm verstecke ich mich, weil ich genügend Abstand erhalten habe und nun wirklich fertig mit der Welt nach Luft schnappe, um meinen Körper zu beruhigen. Groß ist meine Hoffnung, dass beide mich nicht so leicht finden, denn nochmals auf Glück bauen, kann ich sicherlich knicken, denn hier fährt niemals ein Auto. Autofahren im Park wäre auch eine ziemlich bescheuerte Idee. Viel zu viel Aufregung wird um meine Person gemacht und ich wäre lieber unscheinbar in der Öffentlichkeit. Bestimmt sind Ladybug und Cat Noir am Eiffelturm und kämpfen gegen Madame Mendeleiev, die wohl viel mehr kann, als man meinen könnte, wenn man davon ausgeht, dass sie nur eine Lehrerin für Naturwissenschaften ist. Sollte dem so sein, dann wäre es doch einfacher, ich würde mich wieder auf den Weg zum Eiffelturm machen, weil ich allein gegen die beiden Muskelpakete niemals eine Chance hätte. Dafür brauche ich erstmal mehr Energie zurück. Ruhig einatmen und lange genug ausatmen. Gelassen muss der Körper sein, damit er fein rennen kann. Morgen werde ich sicherlich einen mordsmäßigen Muskelkater aushalten müssen, jedoch ist es mir der heute noch wert. Wie ich morgen darüber denke ist ein zukünftiges Geheimnis, dessen Enthüllung erst geschieht, wenn der Zeitpunkt gekommen ist. „Wo steckt der Siegelmeister bloß? Vorhin konnten wir ihn doch noch sehen und plötzlich ist er verschwunden.“ „Weit weg kann er nicht sein, denn er ist schwach. Möglicherweise versteckt er sich vor uns.“ „Schwächlinge nutzen durchaus solche Ideen. Dann reißen wir einfach alles raus und schauen, ob er sich wirklich versteckt.“ Spinner sind das! Einfach die schöne Flora rausreißen nur weil die mich suchen, finde ich keineswegs prickelnd. Leider bin ich noch nicht soweit, um den Marathon fortzusetzen. Wahlweise könnte ich darauf hoffen, dass das, was die beiden zerstören von Ladybug bereinigt werden kann oder ich lasse mich jetzt schnappen, damit die es nicht machen und ich mir sicher bin, dass die Flora hier in Ordnung bleibt. Ach was denke ich mir bloß? Abhauen und hoffen, dass die länger brauchen als ich, um durch das Gewächs zu kommen. Jetzt heißt es die Zähne zusammenzubeißen und zurück zum Eiffelturm rennen! Angekommen, torkle ich nur noch nach dieser Anstrengung, die ich meinem Körper zugemutet habe und muss dem ganzen Treiben einen Tribut zollen, indem ich einfach auf den Boden falle. Nie wieder will ich so viel laufen! Kampfgeräusche kann ich jedenfalls hören, also sind die beiden doch schon hier angelangt und ich Idiot renne weg, anstatt hier Katz‘ und Maus zu spielen. Keine weitere Pause wird mir gegönnt, denn von oben fällt irgendwas in meine Richtung, was ich unmöglich abwehren kann. Überrascht werde ich allerdings, als diese beiden Dämonen plötzlich vor mir stehen und die goldenen Stahlträger abwehren. Weswegen sollten meine Verfolger, die mich opfern wollen, im Endeffekt retten? Wer soll diese Handlung bitte nachvollziehen können? Madame Mendeleiev scheint von oben auch hinunterzuspringen und landet zwischen den Oni und mir. „Geht es dir gut, Shirado?“ Irgendwie komme ich mit gar nichts mehr klar, denn sie macht sich auf einmal Sorgen um mich, obwohl sie den beiden den Befehl gegeben hat mich zu fangen und ich deswegen am Ende meiner Kräfte bin. „Ja, Madame Mendeleiev, vielen Dank, dass Sie nachfragen.“ „Wieso redest du mit ihr, als gäbe es nichts Wichtigeres auf der Welt?!“ „In erster Linie ist Shirado einer meiner Schüler, also werde ich ihn beschützen, egal was Sie mir sagen, Hawk Moth!“ „Grrr! Dann entziehe ich dir deine Kräfte, Alchemistral!“ „Tun Sie, was Sie nicht lassen können.“ „Das werden wir allerdings nicht zulassen. Durch die Übergabe der Kräfte an den Besitzer zurück, würden wir deswegen verschwinden. Dies würde unsere Effektivität hindern, mit der wir gegen den Siegelmeister vorgehen können. Wegen der ausgesprochenen Aufgabe der Macht, haben wir unseren freien Willen erhalten. Hiermit werden wir den Siegelmeister Shirado Ishida-Fleur opfern und unseren Meister herbeirufen!“ „Alchemistral, ich lasse dir deine Kräfte vorerst – vernichte diese Trottel, die meinen hier wildern zu können, wo ich herrschen will. Danach ist es mir egal, was du machst.“ „Solch ein Angebot nehme ich sogar an.“ Okay, ich habe definitiv ein Delirium mit einer Gehirnerschütterung, wenn plötzlich der Antagonist gegen andere Antagonisten vorgeht. Sie hebt mich auf und springt von den Oni weg, sodass mehr Abstand besteht. Diesen baut sie weiter aus, weil sie weit springen kann und beim erstbesten Gebäude auf das Dach springt, um von dort aus mehr an Strecke zurückzulegen. „Dich rette ich vor diesen Monstern, Shirado. Zwar war ich in dem einen Moment schwach, aber ich werde nicht zulassen, dass du geopfert wirst.“ Oh, dass sie diese Worte ausspricht bedeutet mir viel, da sie sich gegen die Kontrolle von der Habichtmotte durchgesetzt hat, der anscheinend umdenkt oder einfach nur sein Revier in Gefahr sieht. Inmitten des Stadions in der Nähe landet sie mit mir und sucht ein Versteck, wie es aussieht. Allzu viel Zeit kann sie damit nicht verbrauchen, da schon die beiden Oni auftauchen – die echt schnell gewesen sein müssen. Somit bleibt das Verstecksuchen wohl aus, da beide auch schon angreifen. Blitzschnell schnappt sie sich einen leeren Getränkebehälter, der wohl beim Aufräumen übersehen wurde, wirft diesen gegen den Schwarzen, der sogar weggepfeffert wird, während sie den Roten direkt abwehrt und dabei tiefe Furchen in das Grasfeld zieht. Neugierig bin ich schon, wie ein einfacher Getränkebehälter solch einen Wumms erhält, dass ein großes Muskelpaket davon weggeschleudert wird, aber da sie mich dafür auf den Boden hat fallenlassen, hält sich das Interesse über die Umstände im Moment zurück. Anders hätte ich in der kurzen Zeitspanne ebenfalls keineswegs reagieren können. „Los, Alchemistral, zerstöre diese Widersacher ein für alle Mal!“ Ungeduld scheint Hawk Moth auszuzeichnen, denn wenn es so einfach wäre, hätte sie es doch sicherlich schon gemacht. „Hehehe, wir haben diese Körper übernommen – niemand hat uns mehr unter Kontrolle, Hawk Moth, und wenn wir das haben, was wir wollen, werden wir dich finden und vernichten.“ Gegen beide vierarmige Oni schafft Madame Mendeleiev es nicht allein – wo sind die beiden Helden? „Können Sie mit Ihren Kräften ein kleines Feuerwerk machen, Madame Mendeleiev? So können Cat Noir und Ladybug uns besser finden.“ „Gute Idee, aber zuerst brauche ich Platz.“ Irgendwas schießt aus ihren Händen den roten Oni gegen den anderen, sodass sie auf der anderen Seite gegen die Zuschauerplätze gedrückt werden, bevor sie eine Mischung in die Luft freisetzt, mich schnappt und noch etwas hinzufügt, sodass diese Gaswolke mehrfach explodiert. Eine aufsteigende Mehrfachexplosion habe ich noch nie gesehen – Chemie ist doch recht interessant, wenn man es auf diese Art und Weise kennenlernt. Warum bringt man nicht mehr Anschauungsmaterial mit in den Chemieunterricht – würde bestimmt bei vielen Schülern für mehr Lernerfolge sorgen, oder? Mich selbst zu fragen bringt recht wenig, aber ich kann ehe nichts machen, was sinnvoll wäre. Die Mittelklasse der niederen Oni sind schon recht mächtig, wenn ihnen keine Anstrengung überkommt, wie Madame Mendeleiev, die wohl ordentlich Kraft verbraucht, wenn sie viele Chemikalien nutzt. Dieser Kampf ist an sich eher aussichtslos, aber sie gibt ihr Bestes und das, obwohl ich nicht mal in ihrer eigenen Klasse bin. Nun hat sie ordentlich was abbekommen und kracht in die Zuschauerplätze hinein, während ich weitestgehend noch unbemerkt unter einer Reihe mich verstecke. Der Boden wird verzinkt und Wasser fließt ordentlich hinunter, sodass ich weggespült werde, ohne darüber Kontrolle zu haben. Hält Zink überhaupt Wasser aus oder ist das Messing? Null Ahnung zu haben ist blöd. Jedenfalls rutsche ich bis nach unten und sollte das wohl, denn die Oni hauen die Plätze weg, wo ich vorhin gewesen bin. Gleichzeitig tauchen nun Ladybug und Cat Noir auf, die beide gegen die zwei Dämonen einen Kampf starten. Ein wenig dürfte Madame Mendeleiev nun Zeit haben, sich auszuruhen. Würde mein Körper noch mitmachen, könnte ich selbstständig ein Versteck suchen, aber daraus wird wohl nichts mehr werden heute. Helfen will ich aber schon, denn die drei geben gerade alles für mich und auch wenn Hawk Moth sonst Paris in Angst und Schrecken versetzt – auch er macht es. Ihnen will ich helfen und nicht untätig herumliegen, weil ich unfähig bin, überhaupt gegen diese Wesen etwas ausrichten zu können. Angst und Furcht sind zwar in mir, aber wenn ich mich ihnen stelle, müsste daraus Mut und Entschlossenheit entstehen. Mut der Angst entgegenzutreten und Entschlossenheit der Furcht in den Hintern zu treten. Vorfahre für Vorfahre haben es getan, also wieso kann ich nichts ausrichten? Liegt das wirklich nur an dem Fehlen meines Miraculous? Das Millenniumarmband ist schon mal kein Miraculous, aber ein Tor zur Welt der Monster, soweit ich verstanden habe zumindest. Als Torwächter könnte man mich bezeichnen, oder nicht? Ich könnte auch eher Toröffner sein, denn ich denke auf der anderen Seite steht der Torwächter, damit kein Monster unbemerkt ausbricht. Vielleicht wurde der Torwächter auch besiegt, sodass ich nichts machen kann… Daran mag ich ungern denken. Erneut werde ich geschnappt und weggetragen, aber von Ladybug, die mir ein neues Versteck sucht. „Bleibe bitte hier, Shirado, unsere Gegner sind dieses Mal viel stärker als sonst.“ „Erstens kann ich mich nicht mal mehr bewegen, weil mein Körper am Ende ist und ich nur wegen der vielen Aufregung um mich herum noch nicht weggetreten bin und zweitens, passt auf euch auf. Madame Mendeleiev hilft mit und diese Oni sind stärker, als die kleinen Manipulatoren. Cat Noir muss sie beide auf einmal treffen.“ „In Ordnung. Hoffentlich hilft uns dabei mein Glücksbringer.“ „Ganz bestimmt und nun macht sie gemeinsam fertig.“ Mit einem Nicken springt sie davon und ich warte gespannt, was passieren wird. „Hat man mich etwa vergessen vorzustellen?“ Erschrocken wende ich mich dem Ursprung der Stimme zu und sehe direkt einen blauen vierarmigen Dreihorn-Oni an, der anscheinend seinen eigenen Körper hat, ohne die Kräfte von Madame Mendeleiev beansprucht zu haben. „Armes kleines Menschenkind. Alleingelassen und schwach siehst du mich an, als wärst du meine Beute. Ach ja, die bist du ja auch. Unser Meister nennt dich zwar Siegelmeister, aber du taugst zu nichts. Na ja, mehr als Befehle sollen wir sowieso nicht ausführen.“ Klasse, ein weiterer nichtdenkender Vollidiot, der nur hört und macht, anstatt mitzudenken. Wie konnten diese Wesen überhaupt überleben? Bitte, irgendwer muss doch auf diesen Kerl aufmerksam geworden sein. Bisher hat er sich wohl gut versteckt gehalten, wenn niemand ihn zuvor bemerkt hat. An einem Arm werde ich gepackt und hochgezogen, sodass ich in der Luft baumle, als wäre ich ein neu gewachsener Ast, der gerade vom Wind bewegt wird. Ehrlich gesagt ist diese Position alles andere als angenehm und ich wäre gerne wieder auf dem Boden, weil sein Griff meinen Brustkorb quetscht. „Nicht mal ordentlich Gewicht bringst du auf die Waage.“ Darüber bin ich an sich froh, weil ich essen kann und dabei kaum zunehme sowie mich ausreichend bewege. Gesundheit geht bei mir halt vor. „Hey, du blauer Dummkopf!“ Typisch Cat Noir – immer sofort am Reizen, um Aufmerksamkeit zu erhalten. „Dumm bist du, denn ich habe, was wir wollten.“ „Bist du dir sicher?“ Unterdessen bin ich bei Madame Mendeleiev, die ziemlich angeschlagen aussieht. Allerdings haben die drei schon mal die zwei Dämonen vom Anfang in Goldketten gelegt, damit sie unbeweglich sind. Aufgebracht greift nun der blaue Oni den Kater an, der ausweicht, bis er an einer Stelle stehen bleibt und einen Angriff blockt, der eine Schockwelle auslöst. Wie hält er dieser bloß stand? Bäuchlings landet der Blaue plötzlich vor seinen Füßen und der Kommentar dazu erheitert mich schon ein bisschen. Ein Brett wird unter seinen Körper geschoben, den Cat Noir gerade verschnürt, während ein Keilstück die Mitte ausgleicht, sodass eine Wippe entsteht. Das Kapitel in Physik habe ich vor ein paar Wochen durchgenommen. Katapultartig könnte man ein schweres Objekt damit auf eine Reise schicken oder die Konstruktion sogar wirklich als Wippe nutzen. In diesem Fall hier springen beide Helden mit Wucht auf das erhöhte Stück und lassen den verschnürten Oni auf seine Artgenossen landen. „Kataklysmus!“ Zum Abschluss rast der Kater mit seiner besonderen Fähigkeit auf den Haufen zu, der uns alle mit Worten verflucht, ehe alle drei zerstört werden. Ladybug nimmt sich das Keilstück, aber sagt ihren Spruch noch nicht auf, was mich wundert. Anscheinend wollen die zwei noch gegen Madame Mendeleiev kämpfen, die allerdings keine Intention dazu hat. „Heute mögen wir auf der gleichen Seite gekämpft haben, Ladybug und Cat Noir, aber ich werde nicht eher ruhen, bis ich eure Miraculous besitze!“ Nach diesen Worten kommt der schwarze Schmetterling von ganz allein und er wird gereinigt sowie die Schäden auf magische Art beseitigt. „Geht es dir gut, Shirado?“ „Nein, ich bin viel zu kaputt, um überhaupt noch irgendwas zu machen. Lieber würde ich im Bett liegen und schon schlafen, besonders nach den Worten von Adriens Vater…, aber dies betrifft dich ja nicht, also kannst du beruhigt weggehen, Cat Noir. Ihr beiden würdet sonst eure wahre Identität aufdecken und dies wäre keineswegs gut.“ „Aber…, ich wollte noch…“ Ihm schließe ich den Mund mit meinem, nachdem ich mich an ihm hochgezogen habe, und wir küssen uns lieblich, bevor er wirklich weg muss. Auch wenn ich bei diesem schlimmen Abenteuer keine große Hilfe war, bin ich dennoch froh, dass ich wenigstens weiß, dass Madame Mendeleiev gegen die Kontrolle gekämpft hat. „Eines verstehe ich nicht, Shirado, wie bin ich hierhergekommen und wieso küsst du Cat Noir, obwohl Adrien und du ein Liebespaar seid?“ „Sie wurden akumatisiert und haben am Anfang die Jagd auf mich eröffnet, aber Sie haben die Kurve bekommen und gemeinsam mit den Helden von Paris die drei Oni bekämpft, die es auf mich abgesehen haben. Dafür danke ich Ihnen sehr.“ Nachdenklich ist sie erst in sich gekehrt und geht danach die Schritte auf mich zu, die noch zwischen uns gelegen haben, ehe sie mir von dem Sitzplatz, auf dem ich hingesetzt wurde, aufhilft. „Weißt du, dass deine Mutter, Caline und ich gemeinsam hier in Paris studiert haben? Wir haben uns angefreundet und viel gemeinsam erlebt, weswegen ich einige Phänomene schon kenne, die dir wiederfahren sind. Diese kann man nicht mit Wissenschaft erklären, wie ich damals gedacht habe, jedoch hat sie uns am Ende ihres Studiums gebeichtet, weswegen sie hier war und dass sie bald sterben wird, weil es das Schicksal so will, wie sie gesagt hat. Heftig haben Caline und ich gegen ihre Worte argumentiert, aber es hat nichts gebracht, ihr Vater hat ihr restliches Studium nach Japan verlegt, wo sie deinen Vater kennengelernt hat. Schnell war alles unter Dach und Fach, bis die Hochzeit war und nach deiner Geburt… Eines haben wir ihr jedoch versprechen müssen, dass, wenn die Zeit gekommen ist, wir dich beschützen. Verrückt klingt es schon, aber uns hat eine feste Freundschaft verbunden und wir haben es ihr versprochen. Für uns war es kein Wunder, dass du gekommen bist, zumal dein Vater uns vorbereitet hat, was alles passieren könnte. Dennoch reichen unsere Maßnahmen nicht aus, um dich vor allem zu bewahren.“ Versprechungen, die schwer lasten, sollten verboten werden, da diese sich maßgeblich auf das Leben der Betroffenen auswirken. „Danke, dass Sie mir ein bisschen von Mutter erzählt haben, Madame Mendeleiev. Ich kenne sie nicht wirklich und kann nur über Erzählungen mehr von ihr erfahren, die Vater und Opa zu sehr schmerzen, weswegen ich das aufgegeben habe. Trotzdem brauchen Sie und Madame Bustier sich nicht zu viel überlegen und machen, denn Sie beide haben ein eigenes Leben, welches sie genießen sollten. Was mit mir passiert, passiert eben und ich habe Cat Noir sowie Ladybug, meine Freunde und meine Familie sowie meine Angestellten, die ich eher als Zweitfamilie betrachte. Verstehen Sie mich keineswegs falsch, ich bin wirklich dankbar für alles, aber ich sehe doch, wie stark es Ihr Leben umgekrempelt hat. Genießen Sie es einfach und machen Sie sich nur in der Schule Gedanken über mich, in Ordnung? Mutter hätte sicherlich nicht gewollt, dass das Leben ihrer Freundinnen dermaßen beeinträchtigt wird.“ „Stimmt, sie hätte es uns vorgehalten und belehrt. Ihre Gene scheinen sich bei dir am meisten durchgesetzt zu haben.“ „Bitte keinen Unterricht mehr, Madame Mendeleiev, ich bin zu kaputt dafür.“ Kichert sie etwa vergnügt? Jap, definitiv macht sie das. Wir gehen aus dem Stadion heraus, wobei sie mich stützt. „Ach ja, ich habe noch eine Sache vergessen zu erzählen, Madame Mendeleiev – Cat Noir liebe ich und Adrien hat sich in mein Herz geschlichen, den ich langsam anfange sehr gern zu haben, aber beide finden es in Ordnung, dass ich den anderen ebenfalls im Herzen habe. Wissen Sie vielleicht warum das so ist?“ „Hmmm…, es wäre möglich, dass beide den anderen soweit akzeptieren, weil du ihr Objekt der Begierde bist oder sie sind ein und dieselbe Person, was allerdings beides recht abwegig klingt. Genau kann ich es ebenfalls nicht erklären, Shirado, aber sagen wir mal so – beide lieben dich sehr.“ Recht hat sie zwar, aber dennoch finde ich dieses Verhalten der beiden recht komisch, weil Keisuke jeden Kerl verprügelt hat, der mich bei sich wissen wollte und die beiden aber anders reagieren, wobei mein guter Freund auf den Volltrottel schon eifersüchtig reagiert. Außerhalb des Stadions werden wir von Adrien überrascht, der wohl geflüchtet sein muss, denn ich sehe nirgendwo seinen Bodyguard oder die Limousine. „Dürfte ich Shirado mit mir nehmen, Madame Mendeleiev?“ „Solange er nichts dagegen hat, habe ich keine weiteren Bedenken.“ Bei dem Blonden fühle ich mich sehr wohl, also nicke ich, sodass er mich auf seine Arme nimmt und ich mich an ihn kuschle. Unsere Lehrerin sagt vergnügt irgendeinen Spruch mit Chemie, jedoch schlafe ich entspannt an seiner Brust gelehnt ein, nach all den Strapazen vom heutigen Tag. Kapitel 12: Über überraschende Überraschungen --------------------------------------------- Über überraschende Überraschungen „Shirado!“ Wer ruft mich denn da? Diese Stimme kommt mir gänzlich unbekannt vor. Außerdem bin ich viel zu fertig mit der Welt, um meine Augen öffnen zu wollen – geschweige denn meinen Körper dazu überrede sich aufzuraffen. Wieso werde ich überhaupt gerufen? Es ist ja nicht so, dass ich heute irgendwas vorhabe, was ein Aufstehen berechtigt, obwohl ich dafür keineswegs bereit bin. Aus der gemütlichen Lage im Moment möchte ich auch nicht herauskommen, weswegen die Person ruhig weggehen kann, um jemand anderen zu nerven. „Hey, aufwachen, du faules Stück! Hier geht es um eine wichtige Angelegenheit, da kannst du dich später erholen!“ Nerven kann diese Person recht gut und dass ich nun angestupst werde, reicht mir und ich öffne meine Augen komplett, um den Verursacher zu begutachten, werde aber von dem grellen Weiß geblendet, welches hier wohl das Sagen zu haben scheint, wenn es um das himmlische Gebilde geht. Deswegen muss ich flott meine Augen schließen, um keine Überreizung zu haben – und die damit verbundenen Schmerzen – ehe ich mich aufsetze und nun meine Umgebung begutachte, die ich erfassen kann. In mir kommt der Gedanke auf, dass ich nicht wirklich wach bin, sondern noch träume, denn bis auf den kleinen Hügel mit dem Baum darauf, ist alles andere komplett in Weiß gehalten und leer, als gäbe es nichts mehr. Recht merkwürdig finde ich das schon, aber wenn ich träume zu schlafen und von jemanden geweckt werde, muss ich doch diesen Jemand ebenfalls sehen können. „Na endlich! Da wartet man einige Jahrhunderte auf denjenigen, der einen repräsentiert und das klappt dann auch nur zu besonderen Bedingungen. Wer sich auch immer diesen Schwachsinn ausgedacht hat, hatte keine taktische Lehre erhalten.“ Ich drehe mich um und kann an dem Baum gelehnt eine mir bekannte Person ausmachen, die ich aus meiner letzten Abschlussarbeit kenne. Wie ist das denn nun möglich? Klar, wenn man träumt, erschafft man eine Traumrealität, die für einen selber auch echt wirken kann, aber ich fühle mich nicht mehr, dass ich träume, sondern eher so, dass ich wirklich wach bin. „Braucht jemand mit meinem Erbgut wirklich solange, um nachzudenken? Dies muss dann von Kiyomasa kommen, denn der braucht länger als man brauchen sollte. Bist du nun soweit zu hören, was ich zu sagen habe oder willst du mich weiterhin geistesabwesend anstarren, Shirado?“ Woher kennt Mitsunari Ishida meinen Namen? Immerhin kennen wir uns keineswegs und er ist seit über vierhundert Jahren tot. Anscheinend scheine ich ihn allerdings mit meinem gedanklichen Monolog zu verärgern, denn er sieht mich dementsprechend an. „Willst du mich noch länger warten lassen? Wenn ja, dann kann es sein, dass es niemals wieder zu einem Kontakt von uns beiden kommt.“ „Nein, Ishida-san, ich bin nur geschafft von dem letzten Mal, als ich angegriffen wurde und das müsste gerade Mal einige Stunden her sein.“ Stöhnt der jetzt etwa genervt? Dies soll mein Vorfahre sein? Ihn habe ich mir anders vorgestellt, denn ich glaube kaum, dass er so lange knallrote Haare hat. Vom Gesicht her haben wir beide kaum einen Unterschied, auch wenn seines noch ein bisschen männlicher von den Zügen her ist als meines. Schick sieht er trotzdem aus, wie ich finde. Ob Marinette mir dieses Outfit auch schneidern kann? Wäre sicherlich schön, wenn ich dementsprechend gekleidet bei einem Auftritt bin. Erneut schweifen meine Gedanken ab und er wartet wohl darauf, dass ich ihm die volle Aufmerksamkeit schenke. „Ein Angriff und du bist schon fertig mit der Welt? Was ist nur aus meinem Geschlecht geworden? Durch unsere gemeinsamen Gene sollten unsere Nachkommen stärker sein und mehr aushalten können.“ „Sie sind gemein, Ishida-san, ich habe mich wirklich verausgabt, als ich durch Paris vor den beiden Mittelklasse-Oni weggerannt bin! Für mich persönlich war das die ermüdendste Tätigkeit in meinem ganzen Leben bisher gewesen! Als Idol eine Stunde lang ein Konzert mit Tanzeinlage zu geben war einfach dagegen!“ „Mittelklasse-Oni also, so tief bist du schon darin verstrickt, ohne wirklich irgendwas machen zu können. Nachfahre, du brauchst meinen Miraculous.“ „Soweit sind wir alle schon gekommen, aber den findet niemand.“ „Ihn kann niemand finden, der nicht unsere Gene in sich trägt oder maßgeblich die von Kiyomasa. Ihm habe ich diesen nämlich in meinem letzten Atemzug geschickt, sodass er ihn verwahrt – bis ein neues Unheil droht, aber zum Teil bist du schon in seinem Besitz, denn derjenige, der seine Seele in sich trägt, hat engen Kontakt mit dir, wie ich spüre.“ Kann der Typ nicht mal Klartext reden? Der klingt wie Opa Max, wenn dieser einer seiner tollen Spielchen spielt, die nur hochbegabte Nischenintelligenzbestien nach mehreren Versuchen lösen können. Und was sagt mir dies? Jedenfalls eine Sache – ich bin zu blöd für so etwas. „Soll das heißen, dass irgendjemand der Kerle, die mir nahe sind, die Seele Ihres Gatten in sich trägt?“ „Haargenau. Verschwendet ist mein Intellekt also nicht in all den Jahren. Jedoch muss ich dir einige Sachen erklären, die noch kommen werden. Zuerst einmal bin ich nicht direkt tot, sondern nur mein Körper. Seele und Herz haben sich in der Geisterwelt einen Astralkörper geschaffen, den du nun vor dir siehst. Wir befinden uns an der Schwelle zwischen Leben und Tod, wenn man so will.“ „Eine Zwischenwelt, die für Astralkörper existiert?“ „Genau, du hast es also soweit verstanden. Im Moment bist du auch ein Astralkörper, aber keine Sorge, deine Hülle atmet weiterhin, denn du wirst noch gebraucht. Dich habe ich endlich herbeirufen können, was ganz schön lange gedauert hat, aber dies tut nichts zur Sache. Shirado Ishida-Kato, du bist die letzte Person, die ein Siegel erschaffen kann, welches stark genug ist, das Böse in Form von Oni zu vernichten. Oni sind nicht gleich Oni, musst du wissen – es gibt auch gute Dämonen und recht menschliche, die sogar damals geholfen haben ihre finsteren Artgenossen zu zügeln, es im Endeffekt leider nicht geschafft haben. Wie dem auch sei, ich möchte dir nicht die ganze Geschichte der Oni erklären, denn die hat Kiyomasa eher erlebt. Um zu deiner Funktion zurückzukommen – alle Siegelmeister entstammen von einem einzigen Geschlecht und diese haben immer männliche Partner gehabt, was schon seit Äonen der Fall war. Dir wird es genauso ergehen, also stelle dich darauf ein.“ „Brauche ich nicht, da ich schwul bin, also können Sie diesen Punkt überspringen, Ishida-san.“ „Aha, so nennt man es heute also – schwul. Na ja, ist auch egal, wie es nun heißt, du wirst denjenigen finden, der zu dir passt. Bedenke jedoch, dass du Kinder erhältst. Ungewöhnlich mag dieser Umstand sein, aber…“ „Ernsthaft? Von meinem Vorfahren brauche ich keine Aufklärung. Vierzehn Jahre bin ich gerade Mal und fast fünfzehn, nein, halt, ich bin fünfzehn geworden – da ist es allerdings noch recht früh, um an Kinder zu denken oder an Sex.“ „…schon so alt und noch keine Kinder. Ist deine Zeit zurückgebildet?“ Langsam muss ich mir wohl Sorgen machen, ob wir überhaupt zu dem Punkt kommen, wohin er wirklich will. „Keine Ahnung, denn ich kann keine Vergleiche ziehen.“ „Mit zwölf Jahren hatte ich meinen ersten Sohn mit Kiyomasa und wir waren recht aktiv, bis wir mehr auf das Schlachtfeld mussten – ab dann haben wir es gelassen, zu intim zu werden, weil ich dadurch keineswegs kämpfen konnte.“ Peinlich berührt werde ich knallrot im Gesicht, denn diese Information hätte er sich sparen können, weil ich weiß, dass damals ein anderes Alter schon für Volljährigkeit gegolten hat, als jetzt. Andere Zeiten erfordern andere Sitten sowie Gebräuche. „Lenke mich jetzt nicht ab, denn ich muss dir mehr erzählen!“ Schuldzuweisungen an einen Unschuldigen bringen dich auch nicht weiter, Mitsunari. „Wo waren wir stehengeblieben? Egal, ich wechsle zum nächsten Thema. Siegelmeister zu sein bedeutet, dass du bereit sein musst dein Leben im Notfall zu opfern, wenn du das Siegel aktivierst. Es ist unsere Bestimmung das Leben in seiner Pracht zu schützen. Unsere Gegner sind Wesen, die pure Bosheit ausstrahlen und auch sind. Ihnen kann man nicht vertrauen und wir haben sie als Oni klassifiziert. All das Wissen über diese trägst du in dir und kannst es herausholen, wenn du es brauchst. Lediglich eine Sache ist noch dahingehend zu sagen – diese Oni sind selbst bei anderen Oni verschrien. Ob du es glaubst oder nicht – das Böse macht auch denen Angst, die sonst für Unheil verantwortlich sind, denn Moral und Ehre besitzen Oni ebenfalls.“ „Würde es dann nicht besser sein, wenn man die bösen Wesen von den Oni, rein sprachlich gesehen, trennt?“ Überlegend zieht er sich dieses Mal in seine Gedanken zurück, bis er mir zustimmt, denn es war von ihnen damals falsch, dass sie einfach dahingehend die gleiche Namensgebung genommen haben. Jedoch fehlt uns nun eine Bezeichnung für diese bösen Wesen, welche sich dem Aussehen her an die Oni angeglichen haben. „Bezeichnen wir sie einfach als Infernale. Infernale sind in mehrere Klassen unterteilt und in einige Armeen. Unterklasse-Infernale brauchen einen Wirt, um wachsen zu können und wir Menschen sind für sie am besten. Sobald also die Unterklasse sich vermehrt, wird in der gleichen Zeitspanne ein Mensch für diesen geboren, um sofort den Wirt festzulegen. Nur Mitglieder der Mitstreiter aller Siegelmeister sind einigermaßen immun gegen Infernale. Darum haben diese wohl einen Weg gewählt, der unüblich für sie ist – sie haben einem der Mitstreiter Versprechungen gemacht, die diese niemals erfüllen werden, um diesen Schutz zu umgehen. Leider gehört dieser zu unserer Linie, mit dem erhöhten Anteil von Kiyomasa. Mit der Zeit und einem Schicksalsschlag muss der Schutz bei seiner Seite wohl schwächer geworden sein, denn sonst sind wir willensstarke Personen.“ „Soll das heißen, dass die Habichtmotte über mehrere Ecken mit mir verwandt ist?“ „Habichtmotte?“ „Derjenige, der mit Akumas, schwarzen Schmetterlingen, anderen Superkräfte verleiht, um an die Miraculous von Ladybug und Cat Noir zu kommen.“ „Klingt mir eher wie der Schmetterlingsstratege, den ich kenne, aber Akumas sind schlecht, wenn sie schwarz sind, denn dann bedeutet das, dass die Infernale schon eifrig am Werk sind und in jeder Person ihre Nachkommen stärkten, die sie übernommen haben.“ Oh man, das klingt noch schlimmer, als nur die Akumatisierung zu erleben. „Den Schmetterlingsstrategen musst du unbedingt daran erinnern, was seine wahre Aufgabe ist, Shirado, sonst könnte es eine riesige Armee geben, die du allein niemals aufhalten könntest.“ „Erstens weiß ich nicht mal, wer er wirklich ist und überhaupt wo er steckt. Zweitens bin ich nicht alleine, ich habe Freunde, die Monster herbeirufen können und Ladybug sowie Cat Noir.“ „Cat Noir…, Ladybug…, damals hatten sie andere Namen, aber die gleiche Bedeutung wie jetzt, nur bin ich mir sicher, dass sie ihre wahren Kräfte noch nicht aktiviert haben, denn sie sind deine Getreuen, die immer bei dir sein sollten. Kiyomasa war damals mein Kuroneko, der mit Tora sehr gut kommunizieren und umgehen konnte. Diese Tiger waren auch sehr gute Verbündete… Erinnerungen daran sollte ich erstmal weglassen, denn ich muss dich in einigen Dingen noch unterweisen, bevor unsere Verbindung nicht mehr vorhanden ist.“ Du schweifst doch andauernd ab, als ob wir alle Zeit der Welt hätten. Und von dem soll ich abstammen? …okay, ich lasse mich auch leicht ablenken und rede gerne sowie vergrabe mich in Gedanken – diese Ähnlichkeit ist verblüffend! „Was diese Monster angeht, müsste ein anderer Vorfahre Kontakt mit dir aufnehmen, denn davon weiß ich nichts, weil wir sie damals nicht bei uns hatten. Auf alle Fälle ist es schonmal gut, dass du dir Verbündete gesucht hast, die mit dir kämpfen wollen. Freiwillig dabei zu sein ist nämlich eine Voraussetzung, aber achte darauf, dass du nicht verraten wirst, wie ich. Diesen Fehler darfst du nicht wiederholen, weil du die letzte Hoffnung für das Leben bist, Shirado. Alle Infernale werden versuchen dich zu bekommen, damit sie die anderen Siegel öffnen können, denn ohne einen Siegelmeister kann kein Siegel erschaffen oder zerstört werden.“ „Moment Mal, Ishida-san! Opa Max hat mir berichtet, dass das Göttersiegel von Pharao Atemu schon maßgeblich geschwächt wurde und eine besondere Kraft bisher das Siegel aufrechterhält – also stimmt Ihre Aussage keineswegs.“ „Wenn dem so ist, kann dies bedeuten, dass alle Siegel in Gefahr sind aufgebrochen zu werden, selbst das Himmelssiegel von mir. Demnach sind die Unterklasse-Infernale in dem Bereich von dem Göttersiegel sehr aktiv und versuchen mit mehr Bosheit als Güte das Siegel zu brechen. Wer auch immer dieses aufrechterhält, ist sich bewusst, dass der Tod kommt, ganz gleich ob diese Person erfolgreich sein wird oder nicht. Obgleich es auch mehrere Personen sein könnten, denn ich glaube kaum, dass eine einzige allein für solch hohen Ausgleich sorgen kann.“ Wunderbar, er schweift schon wieder ab oder soll ich das wissen? Schwer zu unterscheiden, was nun wichtig ist und was nicht, finde ich seine Aussagen schon. „Denken wir nicht weiter über das Göttersiegel nach, denn der Vorfahre von dir wird dir das sicherlich erklären können, sollte er es denn schaffen eine Verbindung zu dir aufzubauen. Dass die Infernale einen Weg gefunden haben die Siegel zu zerstören deutet darauf hin, dass sie sich ebenfalls in die Ecke gedrängt fühlen. Wissen diese schon, dass du ein männlicher Nachkomme bist?“ „Leider ja und das, obwohl ich nicht mal einen einzigen Hinweis gegeben habe.“ „Indirekt macht das zwar wenig aus, aber sicherlich haben die Sicherheitsvorkehrungen dahingehend diesen Schluss zukommen lassen, die dir gewährt wurden. Woher ich das weiß, willst du sicherlich wissen und die Antwort ist simpel – ich kann auf deine Erinnerungen zugreifen, weil ich gerade mit dir verbunden bin. Sicher ist, dass die Infernale nicht für den frühen Tod der weiblichen Nachkommen zuständig sind, denn ihnen höhergestellte Wesen tragen dafür Verantwortung, die sich mir jedoch nicht offenbart haben. Deswegen war es leicht zu erkennen, dass du männlich bist, Shirado, denn alle weiblichen Nachkommen wurden nicht so hoch geschützt, wie der einzige männliche, der zudem auch noch Siegelmeister ist. Meine Gene scheinen recht lange gebraucht zu haben, um sich durchzusetzen, aber dieser Umstand ist auch ein Vorteil – sobald du dich zu deinem Geschlecht bekennst, wirst du die Unterklasse dazu bringen, sich zu zeigen und dadurch könntest du mehr Anhänger finden, wenn du diese Menschen von ihrem Unheil bereinigt hast. Je mehr Verbündete, desto besser könnte der Schmetterlingsstratege agieren, sobald er an deiner Seite ist. Hinsichtlich der bisherigen Umstände wäre es jedoch schwierig, diesen Plan schnell in die Tat umzusetzen, weswegen du deine Energie darauf verwenden solltest, dass du ausfindig machst, wo er ist und wie du ihn retten kannst.“ Strategien zu entwerfen sowie Pläne zu entwickeln zählen wohl zu seinen Stärken, aber die Umsetzung liegt allein bei mir. Irgendwas wird mir dazu schon einfallen und alleine muss ich das kein Stück bewältigen. Vielleicht kämpft die Habichtmotte auch schon ein Stück weit gegen die bösen Wesen, welche ihn auf ihre Seite gezogen haben. Möglich wäre es schon. „Nun komme ich zu den mir bekannten Kwami. Mein Miraculous war für einen Siegelmeister und hatte dementsprechend auch mehr Vielfalt in seiner Anwendung. Norden für Schildkröte, Westen für Tiger, Süden für Phönix und Osten für Drache, wenn ich es richtig übersetze.“ „Aber das sind doch die vier himmlischen Wächter von Japan.“ „Genauso ist es – sie sind die Kwami für das Himmelssiegel gewesen, welches ich mit ihrer Hilfe erschaffen habe. Sie müssten schlafen, aber sie würden dir sicherlich zur Seite stehen, sobald sie dich erkennen.“ „Warten Sie bitte, Ishida-san. Das Göttersiegel im alten Ägypten und das Himmelssiegel in Japan haben unterschiedliche Kräfte genutzt, um Bestand zu haben. Deswegen muss ich eher ein anderes Siegel erschaffen, um in Europa das Böse zu verbannen. Würde es dann nicht eher Sinn machen, wenn ich andere Kräfte nutze?“ „Sinn macht es, dies steht außer Frage, aber ich kenne nicht die anderen Siegel und mir sind nur die Kwami bekannt, die ich zu meiner Zeit zu Gesicht bekommen habe. Darum weiß ich nicht, ob jedes Siegel unterschiedliche Kräfte und Kwami gebraucht hat.“ Stimmt, dass er dies keineswegs wissen kann. Wenigstens kann ich mehr erfahren, wie meine Aufgabe explizit aussehen wird. „Von dem, was ich gerade zu hören bekomme, brauche ich mir wohl keine Sorgen machen, dass meine Nachfahren nachgeben werden.“ Wer ist denn nun da? Hinter dem Baum tauchen zwei fast gleichaussehende Jungen auf. Der eine hat genauso helle Haut wie ich, ist klein und wirkt mager in den Sachen, die er im altägyptischen Stil trägt, während der größere muskulöser ist und braunere Haut besitzt sowie viel goldenen Schmuck an seinem Körper hat. Sieht aus wie ein Pharao, aber weswegen verstehe ich denn, was er sagt? „Anscheinend bin ich nicht der einzige Auserwählte, neben Kiyomasa, der einen Astralkörper besitzen darf, um mit seinem Nachfahren zu reden.“ „Pharao Atemu?“ „Ja, der bin ich und das ist Yugi, mein persönlicher und besonderer Gefährte. Shadi hat sich von mir verabschiedet und dies ist schon lange her, also gehe ich davon aus, dass er derjenige ist, der mein Siegel aufrechterhält.“ „Alleine ist das doch ein Ding der Unmöglichkeit!“ „Nicht unbedingt, denn er ist ein mächtiger Geist, der uns beide zusammengeführt hat, wenn auch auf recht ungewöhnliche Art und Weise. Allerdings bin ich erschüttert, dass meine Gene solch eine Wendung gemacht haben.“ Klar ist das für einen Mann von seinem Kaliber unerfreulich, wenn seine Nachfahren eher feminin aussehen, als er es je war, aber der kann ruhig netter diesbezüglich sein. „Lassen wir uns nicht von unwichtigen Details ablenken und kommen wir zu dem Göttersiegel. Obelisk, der Peiniger, Sleifer der Himmelsdrache und Der geflügelte Drache von Ra mussten verschmolzen werden, um das Böse zu bannen und das Göttersiegel zu erschaffen. Dadurch haben diese drei göttlichen Monster sich bereit erklärt, aus der Welt der Monster zu verschwinden, um in unserer diesen Schutz zu gewährleisten. Nötig waren dafür alle Millenniumsgegenstände, auch wenn deren Erschaffung meinem Volk große Lasten auferlegt haben. Yugi und ich haben dir, Shirado, das Millenniumarmband über die Welt der Monster geschickt, damit du effektiver gegen das Unheil ankommen kannst. Keine Sorge, für diesen Gegenstand sind keine Lebewesen geopfert worden, da es eine andere Macht, als die der finsteren Welt nutzt. Ein hohes Maß an Freundschaft ist vonnöten, genauso wie Liebe, Mut, Entschlossenheit, Gerechtigkeit sowie Willensstärke um die Macht, die in diesem Gegenstand innewohnt, zu aktivieren. Jedes Monster kann dadurch in die Welt der Menschen gebracht und zurückgesendet werden. Dank Pegasus braucht man keine uralten Steintafeln mehr, um sie zu rufen, jedoch gibt es nicht unendlich viele Monster. Manche, wie die Göttermonster, existieren nur ein einziges Mal und nicht jede seiner Karten hat einen direkten Kontakt mit der Monsterwelt. Portalkarten habt ihr sie genannt, wenn ich das richtige Wort aus deinen Erinnerungen gewählt habe, Shirado. Mit diesen kann jeder Mensch eine Bindung zu den Monstern aufbauen und würde somit positive Effekte erzielen, sodass diese Unterklasse-Infernale Stück für Stück schwächer werden, bis sie vollkommen aus dem Wirt verschwunden sind.“ „Halt, bitte! Mein Kopf explodiert fast von so vielen Informationen. Zuerst einmal, muss ich den Miraculous von Ishida-san finden, um Kwami überhaupt zu erhalten und nun soll ich Monster unter die Menschen bringen, damit die Infernale weniger Möglichkeiten haben. Dieses und jenes kommt hinzu und mein ganzes aufgebautes Leben sowieso – wie soll ich das bitte alles unter einen Hut bringen?! Ihr beiden redet davon, als ob mein einziger Existenzgrund ist, dass ich mich aufopfere, auf eine Art und Weise, die nur kaputt machen kann. Sagt mir bitte nicht, dass es für euch ebenfalls so war.“ Ihre Reaktionen darauf sprechen für sich. Beide konnten nie wirklich leben, um ein Leben aufzubauen, wie es ihre Vorstellung gewesen wäre. „Shirado, ich weiß, dass es nicht schön klingt, aber dies ist unsere Aufgabe als Siegelmeister.“ „Ishida-san, ich sage auch nicht, dass ich diese Aufgabe vollkommen abweise, nur möchte ich meinen Weg gehen. Jeder von euch hat seinen Weg nehmen müssen, auf eigene Art und Weise. Freundschaften wurden geschlossen, Mut wurde bewiesen, die Liebe gefunden, eine Entschlossenheit gegen das Böse zu kämpfen entstand, das Gespür für Gerechtigkeit entwickelte sich und die Willensstärke wuchs mit den Strapazen. Pharao Atemu und Yugi ich bin dankbar für das Millenniumarmband, auch wenn ich es gar nicht von meinem Handgelenk lösen kann, und werde mit Opa Max gemeinsam versuchen noch mehr Yu-Gi-Oh! in der Welt zu verbreiten, sodass Erwachsene ebenfalls Gefallen daran finden. Ebenso werde ich versuchen, Ishida-san, dass ich den Miraculous erhalte, um mit den Kwami und meinen Verbündeten gegen die Infernale anzutreten. Welches Siegel auch immer ich fabrizieren muss, ich werde eines kreieren, welches stark genug ist, das Böse zu bannen, ohne mich dabei zu zerstören. Für Hilfe bin ich dankbar, aber ich werde mein Leben dennoch weiterleben, wie ich es nun habe, denn es fühlt sich richtig an.“ An sich sollte man mehr Respekt gegenüber seinen Vorfahren zeigen, aber in diesem Fall ist diese Ausnahme von meiner Seite aus wohl gebilligt, denn ich möchte nicht nach diesem ganzen Gekämpfe den Löffel stumpf abgeben. „Hach, da glaubt man, man kann dem Schicksal entrinnen und schafft es nicht, da sieht man seinen Nachfahren an und bemerkt, dass es dennoch klappt. Also gut, Shirado, mache alles nach deinem Ermessen, so wie wir es damals getan haben. Nutze die stille Macht, die du von mir hast, um andere zu berühren. Dafür möchte ich aber auf dem Laufenden gehalten werden, was du mit Kiyomasas Nachfahren angestellt hast. Immerhin gehören wir Seelen zusammen, egal in welchem Körper wir stecken.“ „Und nutze die Macht der Beschwörung weise, um Freundschaften zu knüpfen, die ein Leben lang halten werden, Shirado. Zwar mag es schwierig erscheinen, aber ich bin mir sicher, dass du es schaffen wirst. Genetisch und seelisch sind wir verbunden, wenn auch nur unter gewissen Umständen. Halte dich nicht zurück, sobald du bemerkst, dass Gefahr droht, achte aber ebenfalls auf dich. Bis zum nächsten Treffen.“ „Vielen Dank für das Verständnis, meine Vorfahren. Auf ein nächstes Mal freue ich mich schon.“ Nach Luft schnappend wache ich auf und würde mich am liebsten aufsetzen, aber ich spüre nur, wie sich irgendwas fester um mich schlingt und an den Po packt. Definitiv ist es warm, genauso wie die sich bewegende sowie harte Unterlage, auf der ich liege. Zusätzlich pocht irgendwas an meinem Bauch. Dunkelheit ist zwar schön und gut zum Schlafen, aber ich hätte doch lieber ein bisschen mehr Licht, damit ich weiß wo ich bin und worauf ich liege, denn ein Bett ist meine Unterlage sicherlich nicht. „Hmmm…., Shirado….“ Stimmlage ist tief und recht erregt im Ton, also liege ich auf einem perversen Menschen, der mich gerade befummelt und einen hochbekommen hat. Kreischend wehre ich mich nun, denn ich habe keine Ahnung wer der Typ ist, wo und weswegen ich hier bin. Kurzum wacht der Typ auf, verschließt mir den Mund und greift nach irgendwas, sodass ein kleines Licht angeht und ich Adrien erkennen kann, der den Kuss löst. „Ganz ruhig, Kleines, ich bin es doch nur.“ Tränen kommen bei mir heraus, ehe ich ihm trotzdem eine pfeffere und somit frei bin, um mich neben ihn zu rollen. „Den Schlag habe ich wohl verdient.“ „Definitiv hast du ihn verdient! Wieso bin ich hier bei dir und werde von dir begrapscht?!“ „Na ja, du bist eingeschlafen als Madame Mendeleiev dich mir übergeben hat und ich habe dich dann mit zu mir genommen. Papa weiß davon nichts und ich dachte halt, dass du bis zum Morgen durchschlafen würdest. Außerdem fand ich diese Nähe zu dir zu schön und habe mich wohl im Schlaf gehen lassen – tut mir ehrlich Leid, Shirado.“ Seine ehrliche Entschuldigung lasse ich soweit gelten, denn mit solch einer Initiative seinerseits habe ich keineswegs gerechnet, wenn ich ehrlich zu mir bin. Oh man, ich kenne diese Situation von Keisuke noch, aber bei diesem hatte ich nicht diese Hitze erhalten, wie in diesem Moment. „Okay, aber wieso schläfst du nackt?“ „Ähm…, mache ich gar nicht. Boxershorts habe ich schon noch an und wäre ich nackt, würde die Situation nur noch peinlicher werden. Um mich abzukühlen gehe ich kurz unter die Dusche.“ Darauf kann ich nur mit einem Nicken erwidern, denn er ist in seinem Zimmer der Herr und kann selber bestimmen, was er macht. Persönlich wäre mir das Sofa lieber gewesen, aber er schien zu dem Zeitpunkt wohl eine andere Meinung gehabt zu haben. Hauptsache ich habe mehr an und erst jetzt sehe ich an mir runter. Dieses Shirt muss von ihm stammen, denn es ist mir zu groß, während ich nur noch das Höschen an habe. Ist das nicht ein Look, wenn man in einer festen Beziehung ist? Sind wir denn schon soweit oder fand er mich darin nur anziehender? All die Informationen in diesem merkwürdigen Traum und das plötzliche Aufwachen in einem fremden Raum hat so einiges in mir durchgewirbelt. Nach einem Seufzer stehe ich auf und gehe zu dem offenen Fenster, um mir den Himmel anzusehen, der viele Sterne heute Nacht zeigt. Drei Uhr am Morgen ist es schon und ich fühle mich keineswegs schwach, wie ich gestern noch vermutet habe, sondern vitaler als vorher, als ob mich dieser Traum gestärkt hätte. Trotzdem fühlt es sich an, als wäre dies alles nicht real. Seufzend sehe ich zu dem gemütlich aussehenden Sofa, wo Plagg wieder liegt – inmitten von Camembertverpackung. Adrien sollte lernen aufzuräumen, anstatt den Müll liegen zu lassen, wenn er den Inhalt davon zu sich nimmt. Jedoch scheint er nur damit Probleme zu haben, denn sonst sieht es hier ordentlich aus. Ohne ihn würde ich sowieso nicht ein Auge zu bekommen, weshalb ich wieder den Müll entsorge und mir das Maskottchen nehme. „Hey, Plagg. Es ist zwar recht spät, aber ich freue mich dich wiederzusehen. Inzwischen hat sich so einiges geändert. Weißt du, dass dein Besitzer mir seine Liebe gestanden hat? Kann man im ersten Moment nicht glauben, ich weiß, denn er kann wirklich jede Person hier in Paris haben und mich hat er anvisiert. Hartnäckig ist er dabei und ich muss gestehen, dass auch er sich in mein Herz geschlichen hat. Ihn liebe ich noch nicht so sehr wie Cat Noir, aber er macht große Sprünge. Diese Situation vorhin war schon recht peinlich, allerdings weiß ich nun, wie er wirklich auf mich reagiert und das hat ihm sicherlich schon einige Probleme eingehandelt – glaube ich zumindest. Dahingehend weißt du eher Bescheid als ich. Vorhin habe ich im Traum ein paar meiner Vorfahren getroffen. Sie sind recht geschwätzig, was ich von ihnen wohl geerbt habe. Hinsichtlich einer Sache bin ich mir sicher, dass ich als Idol wieder arbeiten will. Eher passt es, dass ich es machen muss, um viele Menschen zu erreichen und die Infernale – wir haben den finsteren bösen Gegnern einen neuen Titel verpasst – zu schwächen. Zudem muss ich auch noch sechs Eigenschaften in mir vereinen, um die Monster aus der Monsterwelt um Hilfe bitten zu können sowie den Miraculous von Mitsunari Ishida finden. Richtig viel zu tun und dabei habe ich Zeit mit der Schule, meinen Freunden, meiner Familie, den täglichen Aufgaben sowie das Modeln keineswegs mitgerechnet. Glaubst du, dass ich der Aufgabe nicht gewachsen bin? Gegen die Infernale kann ich nichts ausrichten und bekomme sogar Angst, seitdem die Vampire es auf mich abgesehen haben. Gerade diese Angst verwehrt mir den Mut, den ich haben muss, um die Monster zu beschwören. Lieber wäre ich kein Siegelmeister und hätte gerne ein einfaches Leben. Eines, wo ich ganz normal zur Schule gehe, genügend Freizeit habe und mir simple Arbeit suche, in einem schlichten Zuhause. Wo Vater und Mutter, Opa und Oma gemeinsam auf mich warten würden, damit wir Abendessen können. Leider ist dies nur eine Traumvorstellung. Dass Adrien seine Mutter seit über einem Jahr vermisst, genauso wie Monsieur Agreste, lässt mich mit ihnen fühlen. Beide konnten sie noch lange genug kennenlernen, um schöne Erinnerungen an sie zu horten, die ich niemals besitzen werde. Darum ist ihr Schmerz durch das Vermissen höher als meiner, der keine richtige Bindung aufbauen konnte. Hach, gerne hätte ich mehr Klarheit, sodass ich den Weg einschlagen kann, der zu mir passt und mir Last von den Schultern nimmt. Wieder labere ich dich dicht und musst dir mein Gejammer anhören, Plagg. Nichtsdestotrotz danke ich dir herzlich dafür, dass du mir Gehör schenkst.“ Ein Kuss auf seinen Kopf zur Belohnung, wie beim letzten Mal und ich drücke ihn zusätzlich noch. „Machst du dir andauernd diese Gedanken, Shirado?“ Erschrocken springe ich auf und sehe den Blonden an, der noch ein bisschen nass ist, weil er mit einem Handtuch um den Hals aus dem Badezimmer gekommen ist. „Wie viel hast du mitbekommen, Adrien?“ „Beantworte zuerst meine Frage, dann antworte ich auf deine.“ Verhandeln will er also und ich habe keine richtige Basis, denn diese hat er schon genutzt – so ein Mist. Seufzend gebe ich mich geschlagen und schaue Plagg an, den ich in meinen Händen halte. „Ja, ich denke andauernd nach, wie ich diesem Spektakel ein Ende setzen kann und wie ich andere da heraushalte, weil es ihnen nur Unheil bringt, sich mit mir abzugeben. Gewünscht habe ich mir diese Kräfte nicht oder den Titel, aber es muss wohl so sein. Findest du das egoistisch von mir?“ Er springt über die Lehne direkt neben mir und hebt mich auf seinen Schoß, bevor er mich an sich drückt. „Nein, Shirado, du bist nicht egoistisch. Allein deine Gedanken um andere machen dich liebenswürdig und anziehend. Am liebsten würde ich dich anketten und bei mir wissen wollen, aber dies wäre dir gegenüber unfair, weshalb ich es lasse. Was deine vorherige Frage betrifft – ich habe mitgehört als du von der Liebe gesprochen hast. Mich wirst du definitiv nicht wieder los, Shirado, denn ich habe dich seit unserem ersten Treffen anvisiert. Liebe auf den ersten Blick war es nicht, sondern erst Interesse, aber seit der Sache mit Keisuke bin ich mir meinen Gefühlen sicher – sehr sicher sogar. Dich bei mir zu wissen gibt mir eine innere Ruhe und Stärke, wie ich sie vorher nie verspürt habe. Klar vermisse ich auch Mutter, aber durch dich sehe ich die Welt um mich herum in einem noch besseren Licht. Cat Noir denkt hundertprozentig genauso wie ich, denn wer wie ich den gleichen Geschmack hat, kann gar nicht falsch liegen. Denke aber auch ab und zu an dich selbst, denn du machst dich nur kaputt, wenn du dir Sorgen machst und bekommst Falten.“ Ganz klar kann ich bei der letzten Aussage den Schabernack heraushören und muss mit ihm lächeln, ehe er mich intensiv küsst und ich mich mit ihm fallen lasse, bis er eine Gänsehaut erhält, da die Luft ziemlich kalt ist und wir zurück in sein Bett gehen, um aneinander gekuschelt zu schlafen – mit Plagg. Mir hat er meine Gedanken ein wenig erleichtert und ich bin froh von ihm geliebt zu werden. Die Nähe zu ihm tut einfach gut und er scheint tief in mein Innerstes blicken zu können, da er weiß, wie er mich zu handhaben hat. Lange blicken wir uns tief in die Augen, bis die Müdigkeit mich wieder übermannt und ich glücklich einschlafe, ohne einen weiteren Traum. Der nächste Morgen beginnt recht unerfreulich. Grund dafür ist ein lauter Streit, der mich weckt. Beim Umsehen bemerke ich, dass mein Bettnachbar schon aufgestanden ist und Plagg mitgenommen hat, da dieser mir fehlt. Schade finde ich es schon, aber er ist sein Maskottchen, da kann ich keine Besitzansprüche erheben – auch wenn ich bei ihm bin. Jedenfalls interessiert mich nun, was der Grund für den Streit ist, den ich mitbekomme – allerdings nur von der Lautstärke her. Um was es genau geht, macht mich schon neugierig, aber den Ärger in den Stimmen bekomme ich mit. Vielleicht sollte ich gehen, jedoch würde ich ja in den Streit direkt kommen, weswegen der Weg ausfällt und Adriens Zimmer ist zu hoch, sodass ich unmöglich rausspringen kann. Darum mache ich das Beste daraus und gehe erstmal auf Toilette, da ich nicht mal weiß, wo meine Gymnastiksachen sind, kann ich mich keinesfalls einkleiden. Unter solchen Umständen fängt der Tag wahrlich gut an, sodass man sich auf den Rest freuen kann – ein Hurra auf das Schicksal, welches mit mir gerne spielt. Sonst wohin irgendwas zu wünschen bringt genauso wenig wie Trübsal blasen, also mache ich mich weitestgehend fertig, gehe ins Zimmer zurück, schließe das offene Fenster und setze mich aufs Bett, um auf den Blonden zu warten. Er lässt auf sich warten, als ob gerade ein wirklich wichtiges Gespräch nach dem Streit erfolgt – ich gehe einfach davon aus, dass er sich mit seinem Vater gestritten hat. Plötzlich wird die Tür auf- sowie zugeschlagen und ein angezogener Jugendlicher grummelt vor sich hin. Anscheinend verlief der ganze Aufwand zugegen seiner Gunsten. „Manchmal frage ich mich, ob Papa mich überhaupt noch ernst nimmt und liebt.“ Bei diesen Worten schrillen mir die Alarmglocken, denn diese Bitterkeit im Ton zeugt von viel Frust. Kurzerhand stehe ich auf und umarme ihn, da er mich noch kein Stück bemerkt hat – was sonst weniger seine Art der Herangehensweise ist. Vor Frust bebt sein Körper und er braucht ein paar Gedankengänge, bis er mich bemerkt und die Umarmung erwidert, sie sogar intensiviert. Verletzlich, so würde ich ihn gerade bezeichnen. Verletzt im Herzen, welches viel länger zum Heilen braucht als der Körper. „Papa versteht mich einfach nicht, Shirado. Schon wieder hat er gesagt, dass ich mich von dir fernhalten soll, solange es nicht zur Arbeit gehört. Wieso kann er nicht akzeptieren, dass ich dich liebe?“ Soll ich hier etwa den Psychologen mimen? Vermutungen kann ich zwar anstellen, aber ob sie passen, weiß ich keineswegs. Eines weiß ich sehr sicher, dass meine Anwesenheit den sowieso schon wankelnden Familienfrieden stört und ich deswegen besser weggehe. „Dein Vater macht sich viele Gedanken um deine Sicherheit, weil er dich liebt, Adrien. Ich muss es wissen, denn ich habe zwei Erwachsene von der Sorte in meiner Familie. Seit deine Mutter verschwunden ist, hat er sich verändert, wie du mir mal erzählt hast. Verlustangst wäre meine Theorie dazu, weil er sie urplötzlich verloren hat und dich ebenfalls kein Stück missen möchte. Wegen dem Reichtum und der Prominenz kommt noch hinzu, dass du entführt werden könntest oder sogar ermordet – alles ist möglich, wenn man in tiefer Sorge seiner Gedanken steckt. Meiner Meinung nach braucht er einfach das Wissen, dass es dir gut geht, ohne Komplikationen, über die ihm die Kontrolle fehlt. In seinen Augen bin ich wohl eine unkontrollierbare Komplikation, die deine Sicherheit gefährdet, um die er sich maßgeblich bemüht. Deswegen geht er hart gegen den Kontakt mit mir vor. Aus deiner Sicht mag es unfair sowie unverständlich sein, aber für ihn bist du die letzte Konstante in seinem aufgebauten Leben.“ Nach der Modenschau hat Monsieur Agreste gesagt, dass er Bescheid wissen will, falls mehr zwischen uns passieren würde, aber zu dem Zeitpunkt wusste er noch nicht, was alles geschehen würde und wie tief sein Sohn darin involviert wird. Nachvollziehen kann ich es auf der einen Seite schon, dass er sein eigenes Fleisch und Blut in Sicherheit wissen möchte, bei all den Gefahren, die da draußen lauern. Allerdings kann ich es nur, weil ich ebenfalls mehr Wissen erhalten habe und den Grund für meine Sicherheit kenne. Viel mehr Wissen habe ich in diesem Traum erhalten, der jedoch in meiner Erinnerung recht verschwommen wirkt. Nicht mal mich richtig erinnern kann ich und soll gegen böse Wesen angehen. „Trotzdem würde ich es besser finden, wenn er nicht so stur wäre und mich mehr kennenlernt. Meistens arbeitet er nur und ich sehe ihn kaum. Es fehlt mir einfach mit ihm zu reden und einen gemeinsamen Nenner zu finden. Besonders jetzt, wo ich dich gefunden habe, Shirado. Dich will ich niemals verlieren und bei mir behalten.“ Irgendwie gefällt mir diese Richtung nicht, in die das Gespräch wandert, denn er wirkt auf mich recht vernebelt, als er das sagt. Einsperren lasse ich mich niemals im Leben, also braucht er auch keineswegs damit anfangen. Umständlich beende ich die Umarmung, da er mich erneut begrapschen wollte – was auch immer in ihn gefahren ist, soll ganz schnell aus ihm raus. „Hörst du überhaupt, was du da sagst? Komme zu dir, Adrien, ich bin dafür kein Typ Mensch und dies weißt du haargenau, denn du bist genauso wenig einer, dem dies gefällt, wie du uns erzählt hast“ An seine Stirn fasst er sich und braucht einige Momente, jedoch wirkt er danach wie vorher, ohne in einem Gedankenstrudel zu sein, der ihn erfasst hat. Erneut entschuldigt er sich und setzt sich geschafft auf sein Bett. Dieser Tag steht wirklich unter einem schlechten Stern, wenn viel auf einmal passiert, wofür man auf die Schnelle keine Lösungen findet. Neben ihn setze ich mich hin und es bleibt einige Minuten still im Raum. Stille in der Atmosphäre zu haben finde ich weniger angenehm. „Wo sind überhaupt meine Gymnastiksachen?“ „Alles kaputtgegangen, sodass ich dich ausgezogen habe, um dir was zum Schlafen rauszusuchen. Zudem brauchst du heute auch nicht mehr, denn wir machen einen Ausruhtag – habe ich mit deinem Vater abgesprochen, als er angerufen hat. Der war zwar überrascht, aber akzeptiert es, weil ehe nichts ansteht. Somit haben wir einen erholsamen Tag gemeinsam.“ Während er mir diese Information unterbreitet, zieht er sich wieder aus, schnappt sich mich und zieht die Bettdecke über uns. Läuft gerade eine versteckte Kamera? Kleine Aktionen wie diese können ja geplant gewesen sein, um mich hereinzulegen, aber Adrien würde dabei nicht mitmachen, oder? Unsicher sehe ich ihn an, der nur grinst und mich enger an seinen Körper zieht. „Veralberst du mich gerade?“ „Diesmal nicht. Selten haben wir beide Zeit für uns und ich habe diese Chance einfach genutzt. Morgen kommt Ricardo mit Kleidung für dich, sodass du mit ihm gehen kannst, aber heute sollst du ganz mir gehören, Shirado.“ Sehnsüchtig spricht er die letzten Worte aus, weswegen ich kapituliere, denn ich glaube kaum, dass ich meine Sachen heute wiedersehe. Gewieft hat er das durchdacht und umgesetzt, sodass ich keine andere Wahl habe, allerdings braucht er es heute wohl mal nicht alleine in diesem großen Zimmer zu sein. „Deine Hände kannst du ruhig weiter oben ablegen, Perversling.“ Verschmitzt lächelt er nur und schiebt seine Hände unter das Shirt, um mich am Rücken zu streicheln, was besser ist, als die feste Grapscherei am Po. Wie er auf diese Handlung kommt, ist mir unverständlich, aber wenigstens hört er auf, wenn ich es ihm sage. Auf ihm zu liegen fühlt sich zudem recht gut an, weshalb ich mich einlullen lasse von der Wärme, seiner Nähe und den Streicheleinheiten, bis ich wieder einschlafe. Gestern war es wirklich schön, denn nach dem vorgezogenen Mittagsschlaf – den ich sehr lange nicht mehr hatte – gab es das Mittagessen aufgetischt. Sein eigener Privatkoch hat auf seinen Wunsch hin einige leckere Sachen kreiert, die wir gemeinsam gegessen haben und ich so, als hätte ich drei Tage nichts mehr zwischen die Zähne bekommen. Peinlich war es mir schon, denn an sich esse ich manierlich, aber irgendwie war mein Körper da anderer Meinung gewesen. Außerdem war der Blonde den ganzen Tag nur in Boxershorts in seinem Zimmer unterwegs, was mich gewundert hat. Immerhin kann ich mir kaum vorstellen, dass er das andauernd macht. Na ja, es kann sein, aber irgendwie wäre mir allein die Vorstellung davon recht peinlich. Wir haben uns eine Staffel von einem Anime angeguckt, den er ganz gut gefunden hat und ich konnte zu der Musik mehr sagen, da dies eher meine Welt ist. In der Nacht war er wieder recht bindend und forsch, aber ihn deswegen wecken wollte ich auch nicht, weil er so schön geschlafen hatte, dass ich es einfach aushielt. Andere hätte ich geweckt und Terz gemacht, aber er kümmert sich immer recht gut um mich, sodass ich ihn dieses Mal gelassen habe. Am Morgen habe ich es bereut, denn sein Körper hatte wieder eindeutige Reaktionen auf meinen. Einige Zeit dauerte es, aber als er wach war, bekam ich nur einen Kuss und er war wieder Richtung Badezimmer unterwegs. Sorgen muss ich mir keine um ihn machen, oder? Ist er sich der Beziehung mit mir dermaßen sicher, dass er sich solche Freiheiten erlaubt oder liegt das an dem, was ich an einem Typ Mann mag? Besser wäre es gewesen, wenn ich dahingehend geschwiegen hätte. Nachdem er fertig war, kam ich an der Reihe und kaum fertig, stand Ricardo schon im Zimmer, um mir Sachen zum Anziehen zu überreichen, die ich sogleich meinem Körper angelegt habe. Das Shirt von Adrien werde ich Zuhause waschen, weil ich dieses ja genutzt habe, was er akzeptiert hat und nach einem Kuss sowie der Verabschiedung gehe ich mit meinem Bodyguard hinaus, um in die Limousine einzusteigen. Dort sitzen wir nun und müssen den schrecklichen Verkehr aushalten, der kaum ein Weiterkommen zulässt. „Seid ihr beiden euch nähergekommen?“ Dass Ricardo ruhig diese Frage stellt, wundert mich schon, denn sonst macht er es auf schelmische Art und Weise, sodass ich mich gefoppt fühle. „Bis aufs Küssen und aneinander schlafen ist nichts passiert, falls du das wissen möchtest. Erholt habe ich mich gestern sehr gut, also fühle ich mich bereit für das, was noch kommen wird.“ „Gut zu wissen. Dein Vater hat uns gestern mit der Nachricht erst überrascht, dass wir frei haben, weil du dich bei Adrien erholst.“ „Ihr seid lieb, aber euer Leben soll sich nicht immer um mich drehen – genießt euer eigenes mehr.“ Diskutieren bringt uns da auch nicht weiter, denn unsere Fronten sind verhärtet in ihren Meinungen. Lediglich bei der Diskussion wird mir klar, wie sehr mich andere mögen und dass ich manchmal zu engstirnig denke, wenn ich lapidar äußere, dass sie mich ruhig allein lassen können. Hier geht es um mehr als nur Arbeit – sie möchten bei mir sein, was mich rührt. Anderen wichtig zu sein hat einen schönen Nachklang im Herzen. Glücklich lächle ich ihn gegen Ende unserer Fahrt an, was ihn so sehr verwirrt, dass ich dieses Mal zuerst aussteige, obwohl diese Tätigkeit zu seiner Arbeit gehört. Besser wäre doch er gewesen, weil ich nicht auf den Bürgersteig geachtet habe und ein Radfahrer beinahe eine Bruchlandung hingelegt hat. Ups, das muss ich wohl noch üben. Oben angekommen treffe ich auf Vater, der wohl sich mal freigegeben hat, weil auf dem Esszimmertisch eine Menge Yu-Gi-Oh!-Karten liegen. „Schön dich zu sehen, Spatz. Wann findet die Hochzeit statt?“ Baff sehe ich Vater an, denn mit solch einer Frage habe ich keineswegs gerechnet, zumal er bisher solch ein Thema maßgeblich weit weggeschoben hatte. Daraufhin muss ich mich erstmal setzen und mir die Karten anschauen, die auf dem Tisch verteilt liegen. „Ähm..., was ist los, Vater? Findest du es nicht etwas früh an eine Hochzeit zu denken, wenn ich nicht mal volljährig bin?“ Lange atmet er aus, schließt dabei seine Augen und öffnet sie erst nach ein paar Atemübungen wieder, um mich anzusehen. „Wüsstest du bloß wie sehr mich der junge Agreste an die Wand argumentiert hat, würdest du diese Frage nicht mehr stellen. Sagen wir mal so, dass er um jeden Preis dich bei sich wissen wollte und sein Verhandlungsgeschick war gut fundiert, sodass ich zugesagt habe, weswegen mir der Verdacht aufgekommen ist, dass er um deine Hand anhält. Verstehst du jetzt meine Frage diesbezüglich?“ Oh, dieser blonde Schönling hat einiges angerichtet, was bedeutet, dass ich bei ihm in Zukunft vorsichtiger sein sollte, weil er mich ja bei sich wissen will und wenn selbst Vater Probleme damit hat – der Verhandlungskönig schlechthin – wäre es angebracht so zu handeln. „Keine Hochzeit ist in Planung oder Aussicht, Vater. Adrien hat zur Zeit einfach ein Gefühlschaos und da er mich liebt, hat er anscheinend alle Register gezogen, um Zeit mit mir allein verbringen zu können. Bevor du fragst – es war angenehm, auch wenn wir nur im Bett gelegen haben. Denke nicht mal ein Stück weiter! Gekuschelt und ab und zu Küsschen haben wir ausgetauscht – mehr ist nicht passiert. Welche Worte hat er denn genutzt, um dich aus dem Konzept zu bringen?“ Erleichtert sieht er mich an und ich verstehe ihn im Moment wenig, aber selbst, wenn ein Antrag erfolgt wäre, hätte ich abgelehnt, denn wir sind viel zu jung für eine ewige Bindung. „Argumente für den Ausruhtag bei ihm. Liebe war sein erster Punkt, danach die Sicherheit, dass du dich nach der Anstrengung erholen sollst und es am besten woanders kannst, wenn er mit dabei wäre, zudem dass ich mir keine Sorgen machen brauche. Gegenargumente habe ich nur bei der Liebe gefunden, wegen der Sache mit Cat Noir, jedoch hat er dieses auch zunichtegemacht, weswegen ich zugestimmt habe. Gefährlich wirkt er auf mich, wenn er unbedingt irgendwas erreichen möchte – ein guter Geschäftsmann, wenn du mich fragst.“ Eher ein knallharter Kerl, der mich in seiner Nähe haben möchte. „Ach ja, die Sache mit den McGlores hat sich ergeben. Die haben nichts in der Hand gehabt, was ihre Behauptung unterstützt und die Verlage haben dementsprechend keine Artikel herausgebracht.“ „Bald bringen die aber etwas heraus, was heraus muss, Vater.“ „Spanne mich nicht auf die Folter, Spatz, sondern sage es mir, damit ich mich vorbereiten kann.“ „Vorletzte Nacht hatte ich einen recht realen Traum mit Mitsunari Ishida, Pharao Atemu und dessen Gefährten Yugi. Beide Vorfahren haben mich zugetextet und ich weiß leider nicht mehr alles, was ich zu hören bekommen habe, aber durch den erhöhten Schutz um meine Person sind die Infernale – wie wir die bösen Wesen betitelt haben, da die Oni nicht solch böse Wesen sind, wie gedacht – erst aufmerksamer geworden und wissen, dass ich männlich bin. Letztendlich habe ich mich entschieden damit an die Öffentlichkeit zu gehen und trotzdem als Idol zu arbeiten, weil ich mit der Musik viel mehr schaffen kann, als wenn ich darauf warte, dass der Miraculous auftaucht.“ Entgegen meiner Annahme, dass er dagegen angeht, wirkt er recht gelassen auf mich und nachdenklich. …gespenstisch still ist es im Moment bei uns und wären Ricardo sowie Felix nicht ebenfalls im Raum, würde diese Stille intensiver werden. „Gut, ich werde mit Monsieur Agreste einige Worte wechseln müssen, weil er mein Geschäftspartner ist, aber dies sollte kein Problem sein. Fürwahr wäre es erstmal eine Umstellung und Spott sowie Hohn müsstest du ertragen, weil die Welt noch ein menschlicher Dreckshaufen ist, wo Moral und Anstand sowie Ehre wenig Platz haben, allerdings weiß ich, dass du mit der Musik viele Menschen erreichen wirst – auch diejenigen, die erst gegen dich sind. Welche Sprache möchtest du zusätzlich erlernen, um vielfältiger zu singen?“ Wow, mit solch einer Reaktion habe ich keineswegs gerechnet, denn ich kenne ihn ja anders, wenn es um meine Freiheit geht. „Arabisch würde ich ganz nett finden. Englisch, Französisch, Spanisch und Japanisch kann ich schon gut bis sehr gut sprechen, da wäre es schön, Ali entgegenzukommen.“ „Interessante Wahl und es wird schwierig werden, aber was dir in Naturwissenschaften fehlt, kannst du mit deinem Sprachtalent ausgleichen.“ War ja klar, dass er mir noch einen Seitenhieb verpassen muss. Nichtsdestotrotz bin ich mit diesem Umstand glücklich. Ein Schritt weiter in Sachen Zukunft mit rosigen Aussichten. Wahrscheinlich werde ich einiges versieben, aber durch viele Kontakte auswärts, kann man meine Musik unter die Menschen bringen, genauso wie über das Internet. Überraschend wird es für meine Fans in Japan definitiv werden, dass ich ein anderes Geschlecht, wie erst vorgegeben, habe, jedoch glaube ich fest daran, dass sie weiterhin zu mir halten. Spontane Aktionen liegen mir wahrlich kein Stück, aber auf merkwürdiger Art und Weise ist mir dieses Mal alles gelungen. Monsieur Deimer nimmt uns in Empfang und führt uns persönlich in die japanische Abteilung. Dort können wir ungestört den Ausstellungsraum nutzen, weil er heute abgesperrt ist. Wenn das wegen meiner Idee ist, finde ich es keineswegs nett. „Und weswegen hast du uns alle hierhergebracht, Shirado?“ „Erinnert ihr euch an die Vampire? Sollte ich alles richtig verstanden haben, werden diese genauso manipuliert wie Hawk Moth. Tut mir Leid, dass ich euch nach der Schule direkt hierher mitgenommen habe, aber ihr könnt alle Monster rufen und habt Kontakt mit ihnen. Zwar müsste ich dafür in die ägyptische Abteilung, aber zuerst möchte ich mehr über meinen Vorfahren aus Japan wissen. Dazu brauche ich Hilfe und ihr seid meine besten Freunde, weshalb ich euch damit überfallen habe.“ Alya hakt natürlich sofort nach, wie ich auf den Trichter gekommen bin. „Mein voller Name lautet Shirado Ishida-Fleur, an sich Ishida-Kato-Fleur, wenn man es genauer nimmt – Mitsunari Ishida ist mein Vorfahre und hatte einen Miraculous, wie Ladybug, Cat Noir und Hawk Moth je einen haben. Ihn und Pharao Atemu mit seinem Gefährten bin ich in einem Traum begegnet, als ich bei Adrien übernachtete. Leider fällt mir nicht alles ein, was ich erzählt bekommen habe, aber ich bin mir sicher, dass ich hier irgendwas stehen wird, was helfen könnte.“ Skeptisch werde ich erst angesehen, denn bei allem, was mir bisher passiert ist, könnte es sich auch wirklich nur um ein Hirngespinst handeln, jedoch hat es sich dafür zu real angefühlt. „Okay, dann schauen wir mal, ob wir dir überhaupt helfen können, weil uns größtenteils das Verständnis für deine Heimatsprache fehlt, aber wir geben unser Bestes.“ Marinette motiviert sogar mich dazu weiterzumachen, auch wenn viel gegen diese Aktion vom Sinn her spricht, weil sie spontan entwickelt sowie durchgeführt wurde. Verteilt im Raum lesen wir die ganzen Schriftrollen durch und ich hänge wieder an der einen, die ich bei meinem ersten Besuch hier mit Faszination betrachtete. Nun ergibt es auch mehr Sinn, weil ich mehr Wissen verwahre. Cat Noir wird hier als Kuroneko betitelt, genauso wie Ladybug und andere einen japanischen Namen haben. Weshalb kann ich jetzt diese erkennen und damals nicht? Kopftechnisch bin ich wohl zu konfus, um überhaupt irgendwas richtig zu machen. Je weiter ich lese, desto mehr fällt mir auf, dass der Text verfälscht wurde, denn mein Vorfahre war kein böser Mensch gewesen. Sieger schreiben die Geschichte und verbiegen sich die Wahrheit, wie es ihnen am besten passt. „Stimmt etwas nicht, Shirado?“ Muss mir der Blonde immer einen Schrecken einjagen? Schleicht hier wie ein Kater herum, ohne sich anzukündigen – ein Ninja würde ebenfalls zu ihm passen. „Ab der Hälfte vom Text stimmt alles nicht. Jede weitere Zeile hat meinen Vorfahren und deren Kameraden in den Dreck gezogen, genauso wie die Helden von damals.“ „Wozu sollten die Chronisten damals falsche Angaben gemacht haben?“ „Ziemlich sicher bin ich mir damit, dass es Unterklasse-Infernale waren, die noch übriggeblieben sind nach der Versiegelung. Demzufolge haben diese, da sie diesen Krieg angezettelt sowie gewonnen haben, die Geschichte geprägt. Niemand von ihnen hatte zu dem Zeitpunkt die Intention die Wahrheit niederzuschreiben, weswegen diese Aktion hier wohl abgeblasen werden kann.“ Dabei wäre es schön gewesen, wenn hier irgendwas gestanden hätte, was mir den Miraculous näherbringt. „Gebe nicht so früh auf, Shirado. Bestimmt finden wir hier eine Schriftrolle, welche die Wahrheit beinhaltet.“ Ihm möchte ich diese Worte schon glauben, aber die Suche nach einem wahren Stück an Geschichte dürfte sich schwierig gestalten. Stunden später gibt es hier nichts, was von Nutzen wäre und ich blase die Aktion ab. Trotz der Anstrengungen wissen wir nur, dass alles falsche Wahrheit beinhaltet. Abe no Seimei war kein Bösewicht und genauso wenig Yoshitsune Minamoto. Zeitverschwendung das alles hier, aber ich werde überrascht, dass meine Freunde noch die Energie haben und in die ägyptische Abteilung wollen. Dagegen habe ich nichts einzuwenden und wir wechseln die Abteilung. Dort angekommen können wir uns nur die Hieroglyphen ansehen. Überraschenderweise kann ich sie lesen, als ob ich mit dem Wissen einfach ausgestattet wurde oder das Talent dazu in mir hatte und es nun hervorgekommen ist. „Obelisk der Peiniger, Sleifer der Himmelsdrache und Der geflügelte Drache von Ra – die göttlichen Wesen gehorchten nur dem Pharao Atemu, der mit einer Verschmelzung aller drei Götter das Göttersiegel gerufen hatte. Dieses bannte das Böse und von da an herrschte Frieden im Pharaonenreich.“ Klingt schon mal recht gut und deckt sich mit dem, was ich schon an Wissen besitze. „Seit wann…?“ „Pscht, Adrien, merkst du denn nicht, dass er gerade wie in Trance ist?“ „Sobald das Böse von woanders her erneut auftauchen würde, wird das Pharaonengeschlecht die Macht der Götter erneut rufen, um uns Untertanen zu retten.“ „Dann muss Shirado also diese Götter rufen?“ „Ruhig, Nino!“ „Um sich den Göttern zu stellen und deren Gunst zu erhalten, muss der Nachkomme des Pharaos beweisen, dass dieser es wert ist, die Macht der Götter zu erhalten, sollte das Göttersiegel in Gefahr sein.“ „Leute, wir haben ein Problem!“ „Mensch Nino, wieso kannst du nicht ruhig sein?!“ „Weil ein abgefahrener Schatten sich gerade Nathaniel geschnappt hat vielleicht?!“ Schreie kann ich hören, bis alles Dunkel um mich herum wird und ich das Gefühl habe zu fallen, bevor ich bewusstlos werde. Kapitel 13: In der Welt der Monster (I) --------------------------------------- In der Welt der Monster Wonach riecht, nein, stinkt es denn hier? Modrig und als ob sich jemand monatelang nicht gewaschen hätte. Pfui! Lieber würde ich meine Augen geschlossen halten, um nicht zu erkennen, weswegen es hier solch einen Duft gibt, aber meine Neugier schlägt zu, sodass ich sie trotzdem öffne. Flackernde Fackeln spenden mäßiges Licht, sodass man etwas erkennen kann, aber mehr auch nicht. Auf einem Haufen Stroh oder was auch immer liege ich in einer Zelle, die recht mittelalterlich auf mich wirkt. Wieso bin ich denn bitte in einem Kerker? Kein Licht dringt von außen hier hinein, sodass ich keine Ahnung habe, welche Zeit gerade wäre. „Hallo? Ist hier jemand? Ich möchte gerne heraus und zu meinen Freunden.“ Meine Stimme hallt recht weit, aber bis auf ein gruseliges Stöhnen bekomme ich keine Antwort. Alleingelassen in einer Zelle irgendwo im Nirgendwo, weil ich keineswegs weiß, wie ich hierhergekommen bin. Wunderbar, ich werde wohl meinen Part, den ich endlich mal weitestgehend angenommen habe, niemals erfüllen, wenn ich hier drinbleiben muss. „Seid Ihr das, Meister?“ „Schwarzer Magier?“ „Ja, ich bin es und ein paar Zellen von Ihnen weg eingesperrt. Durch das Millenniumarmband kann ich mit Ihnen kommunizieren, aber nicht für lange, weil man mir meine Macht zu großen Teilen eingeschränkt hat.“ „Wo sind wir?“ „Im finsteren Kerker von Burg Finster, dem Hauptsitz der Armee der finsteren Welt. Aber sagt mir, wie Ihr in die Monsterwelt gekommen seid, Meister.“ „Ich konnte plötzlich die Hieroglyphen lesen und habe sie meinen Freunden vorgelesen, denke ich, da ich automatisch gehandelt habe. Einen Augenblick später wurde es dunkel um mich herum und ich wachte in dieser Zelle auf.“ „Dies ist ganz schlecht… All Ihre Monstergefährten wurden entweder eingesperrt, ihrer Kräfte beraubt oder verflucht, um als Statuen zu enden, Meister. Darum konnten wir Ihnen in Zeiten der Not auch nicht helfen, wie wir es gerne wollten.“ „Oh nein, was machen wir jetzt und wo sind meine Freunde?“ „Ihre Freunde dürften entweder Gefangene, gar nicht erst mitgekommen sein oder in der Monsterwelt umherirren. Hoffen wir einfach, dass ihre Monstergefährten sie vorher finden sowie einen Plan schmieden, um Sie zu befreien, sollten sie denn ebenfalls in der Monsterwelt feststecken.“ Ätzend finde ich diese Situation, denn ich kann meine Freunde unwillentlich mit in die Monsterwelt gezogen haben, obwohl kein Sterbenswörtchen davon in den Hieroglyphen gestanden hat. Oder ist das hier diese Prüfung, um die Gunst der Göttermonster zu erhalten? Sollte dem so sein, so hoffe ich, dass meine Freunde an sicheren Orten gelandet sind, um nicht in Gefahr zu geraten oder noch besser – sie sind nicht hier. ~ Nino ~ Wieso bin ich auf einem Baum? Vorhin erst war ich mit den anderen in der ägyptischen Ausstellungshalle, habe bemerkt, dass Nathaniel verschwunden ist und dann war es plötzlich finster um mich herum, bis ich hier aufgewacht bin. Alter, habe ich mir den Kopf gestoßen oder warum brummt mir der Schädel so? Jedenfalls habe ich eine tolle Aussicht, auch wenn weit und breit nur das Meer zu sehen ist. Wenigstens bekomme ich Urlaubsfeeling, nur wüsste ich gerne, wo ich bin, denn in Paris bin ich definitiv nicht mehr. Ob den anderen das auch passiert ist? Besser wäre es, wenn ich sie suchen würde, aber mehr als diese Insel erkenne ich auch nicht. Vielleicht sind alle hier und suchen mich schon. Erstmal muss ich von diesem Baum hier runter und schauen, wen ich finden kann. Gut, dass die Äste dick und nahe beieinander sind, sodass ich mühelos runterklettern kann, um den Wald unsicher zu machen. „Leute?! Adrien?! Alya?! Nathaniel?! Marinette?! Shirado?!“ Selbst nach einigen Minuten kommen keine Antworten und ich gehe los, um die Gegend ein bisschen zu erkunden, da es ja sein kann, dass jemand von ihnen irgendwo hängengeblieben ist und Hilfe braucht. Viel habe ich allerdings in den drei Stunden auf dieser Insel nicht gefunden und sitze nun trübselig auf dem aus dem Meer herausragenden Felsen, welcher ganz schön glatt war beim Klettern. Von dort aus sehe ich mir das Meer an und überlege, wie ich von hier wegkomme, um die anderen zu finden, da ich kaum glaube, dass sie mich auf dem offenen Meer oder dieser Insel suchen werden. Allerdings werde ich überrascht, als ich eine laute Stimme tief in meinem Inneren höre, welche alt und weise klingt. „Woah, Alter! Was geht denn jetzt ab?“ „Keine Angst, Nino, ich bin eines der Monster, mit denen du in der Menschenwelt Kontakt hältst.“ Welches meint die Stimme denn? Immerhin sind es fünf Monster, die mit mir sprechen und dies fast jede Nacht, als ob man meinen könnte, dass Träume Wirklichkeit werden würden. Vom Klang der Stimme her, wie Shirado immer wieder betont, kann man viel mehr erkennen, als ein Wesen mit Worten vermitteln möchte. Würde mir also der Ton preisgeben, welches Monster mit mir redet? „Äh…, kannst du mir sagen, wo ich bin?“ „Natürlich, Nino. Willkommen in der Welt der Monster. Dank dem Beschwörer können wir uns endlich wiedersehen.“ Welt der Monster?! Shirado hat uns alle mit in diese Welt genommen, ohne es wohl wirklich geahnt zu haben. Baff bin ich schon darüber, denn davon habe ich bisher noch nie gehört, auch wenn schon viele krasse Sachen passiert sind, seitdem er zu uns gekommen ist. Allerdings habe ich diese Frage gestellt, um herauszufinden welches Monster mit mir gerade redet, weshalb ich mich konzentrieren sollte. „Inselschildkröte…, bist du das wirklich?“ „So lebendig wie du es bist, Nino, ja.“ Vorsichtig taste ich meinen Kopf ab und spüre keine Beule, also ist das hier kein Hirntrauma. Zwicken hilft ebenfalls kein Stück, also ist das hier die Wirklichkeit. „Willst du deine anderen Monsterfreunde auch persönlich kennenlernen?“ Wieso kommt die Inselschildkröte auf diesen Gedanken? Lieber würde ich meine Freunde suchen, aber vielleicht können mir mehr Monster auch eher helfen. „Yo, warum nicht? Immerhin besser als auf dir umherzuirren und niemand sonst zu treffen.“ „War dies nun ein Kompliment oder nicht?“ Anscheinend versteht mich dieses Monster nicht so gut, wie ich zuerst gedacht habe. „Hehe, kann man so sagen. Suchen wir lieber die anderen Monsterfreunde und wenn wir dabei sind, auch die anderen.“ „Wie du es möchtest, ich setze meinen Weg nun fort.“ Gemütlich schwimmt die Insel los, die sich als Inselschildkröte entpuppt hat, was recht praktisch im Moment ist. ~ Alya ~ „Der Wahnsinn!“ Kurz vor meinem Aufwachen bin ich wohl in eine ferne Zukunft gereist, denn diese futuristische Stadt kenne ich nicht. Schwebende Autos, merkwürdige Wolkenkratzer und eine Menge Gewusel, wie Chaos durch Verbrecher, würden Helden nicht andauernd auftauchen, um ihnen den Gar auszumachen. Ob ich hier Ladybug sowie Cat Noir treffe? „Hier bist du also gelandet, Alya.“ Um eine Ecke kommt zu mir Ritterin der Königin angerannt. Weswegen treffe ich sie in dieser Heldenstadt? Kann es möglich sein, dass sie auch eine Heldin wäre? Dies würde mich selbstverständlich übermäßig freuen. „Ritterin der Königin, du bist echt und ich bin echt, also treffen wir uns nicht in einem Traum. Welchen Namen trägst du denn als Heldin, wenn du in solch einer Heldenstadt lebst?“ „Interviewst du mich gerade? Vergiss es, denn wir müssen die anderen suchen, die zu dir gehören. Vorhin habe ich Sparkman gesehen. Ihn könnten wir noch erwischen.“ Weswegen hat sie es denn so eilig? Lieber würde ich hier alles weiterhin mit meinem Handy aufnehmen, um es in meinen Ladyblog zu posten, auch wenn der Empfang hier sehr mies ist. Irgendwo anders könnte der Empfang besser sein, also gehe ich mit ihr mit, denn die Chance einen richtigen Helden zu treffen darf man sich keineswegs entgehen lassen. Dennoch schade, dass sie keine meiner Fragen beantwortet hat. Einige Straßen weiter geht wirklich Elementarheld Sparkman seelenruhig herum, als wäre gerade kein Verbrechen in der Nähe, was ich schade finde, da ich gerne ihn in Action aufnehmen wollte. „Warte doch mal, Sparkman, Alya ist hier!“ Tatsächlich hält er bei meinem Namen an, den die Ritterin ausspricht, dreht sich um und springt dann direkt vor meiner Nase hin, als hätte er genau gewusst, wo ich bei der Landung stehen würde. „Alya, du solltest nicht in der Welt der Monster sein, ohne einen Beschützer an deiner Seite. Zwischen Traum und Realität vermischt sich gerne mal die Grenze, aber jetzt bist du in Fleisch und Blut hier. Achte auf dich, denn was dir hier passiert, können wir nicht ungeschehen machen:“ Wow, mit solch einer Ansprache habe ich keineswegs gerechnet. Dass ein Held sich Sorgen um mich macht, finde ich klasse. Gerade will ich ihn interviewen, da stört Ritterin der Königin mein Vorhaben. „Sparkman, wir haben ein größeres Problem. Spürst du es denn nicht?“ „Doch, ich spüre es seit einigen Tagen, aber heute ist es intensiver als sonst. Meinst du, dass er hier ist?“ „Sie ist hier, also kannst du dir deine eigene Frage beantworten. Wir müssen die anderen suchen und uns formieren.“ „In Ordnung, ich suche Wildheart sowie Bladedge, während ihr beiden nach den Elfenzwillingen sucht, die hier auch irgendwo sind.“ „Wer von euch beiden klärt mich bitte auf, was diese unheilvolle Suchaktion bedeuten soll?“ Beide sehen mich an und nicken sich dann gegenseitig zu, während er wegspringt und sie mich an einem Arm fasst, damit ich ihr Tempo mithalten kann. „Ihr Menschen wurdet in die Welt der Monster gesogen und zwar nicht zufällig, sondern es war eine Falle. Soweit wir wissen, haben sich Monster gegen den großen Beschwörer gestellt, um ihren eigenen Willen zu behalten und selber zu entscheiden, wie man mit euch Menschen umzugehen hat. Viele Jahre haben sie versucht alle Monster gegen die Menschen aufzuhetzen und bei einigen haben sie es geschafft. Dadurch haben sie Macht erlangt, die weitaus schwieriger zu benutzen ist, als wir erahnen konnten und heute war es dermaßen stark zu spüren, dass wir wussten, dass der große Beschwörer angekommen sein muss.“ „Lass‘ mich raten, es ist Shirado, oder?“ „Stimmt, Alya. Er ist der Nachfahre desjenigen, der mit uns Monstern kommuniziert hat und uns nicht allein als Werkzeuge für den Krieg oder zur Machtsteigerung nutzte. Darum gaben wir ihm die Macht auch ohne die Millenniumsgegenstände mit uns zu kommunizieren. Nun ist er selbst nicht mehr in eurer Welt am Leben, aber sein Nachfahre und in diesem schlummert diese Macht, die man auch für seine eigenen Zwecke missbrauchen könnte, wenn man denn an diese kommt.“ „Also haben die Monster, die gegen uns Menschen sind, ihn bei sich und wollen dann irgendwas machen, was uns das Leben erschwert?“ „Genau wissen wir es nicht. Shirado wird von uns Monstern verehrt, wie Atemu und Yugi, jedoch mit dem Unterschied, dass er mehr in sich trägt, als er nach außen zeigen kann oder will – genau wissen wir es nicht. Glauben wir der anderen Fraktion, dann wäre er der Schlüssel zur Totalherrschaft der Monster über euch Menschen. Alle Beschützer von Shirado wurden verflucht, ihrer Kräfte beraubt oder gefangen genommen, weshalb wir schon dabei sind, einige Pläne zu entwickeln und darum stetig in Kontakt bleiben, sollte sich eine Möglichkeit ergeben, einen von ihnen zu retten. Für uns ist es ein glücklicher Zufall, dass ihr anderen ebenfalls eingesogen wurdet, denn mit euch gemeinsam zu kämpfen würde unsere Kräfte verstärken.“ „Wohohoho, Ritterin der Königin! Sehe ich vielleicht so aus, als würde ich kämpfen können?“ „Selbstverständlich siehst du so aus, Alya. Sobald wir alle deine Monsterfreunde versammelt haben, wirst du schon merken, eher spüren, wie du kämpfen kannst.“ Wenn sie daran glaubt, ich bin da eher skeptisch bei. Allerdings wundert es mich nicht mehr, wieso sie zu meinen Monsterfreunden gehört – sie sammelt genauso gerne Informationen wie ich, wenn auch mit einem anderen Hintergrund. ~ Marinette ~ „Ducken, Marinette, schnell!!“ Tikki kann zu meinem Glück sehen, was diese Ungeheuer vorhaben oder diese Frauen, die mich verfolgen, als wäre ich in einer Großfahndung gelandet. Würde ich nach hinten sehen, während ich renne, wären der nächstbeste Baum und mein Gesicht eine Beziehung eingegangen, die uns beiden nicht gut gekommen wäre – besonders mir. Einige Pfeile und Blasgeschosse fliegen über meinen Kopf vorbei und ich kann den Zorn der Frauen regelrecht spüren, weil die mich einfach nicht treffen. Erst begegne ich Ungeheuern, die aus Pflanzen bestehen und danach treffe ich aus Versehen einer Königin mitten ins Gesicht, sodass diese umkippt, als wäre sie ein gefällter Baum. Zu dem ganzen Überfluss kommt noch, dass ich mich nicht in Ladybug verwandeln kann und keine Ahnung habe, wo ich überhaupt bin, bis darauf, dass ich durch einen Dschungel renne, dessen Bewohner es wohl auf mein Leben abgesehen haben. Ohne Tikki wäre ich sicherlich schon längst aufgespießt worden. Vor mir erstreckt sich ein Abgrund, der regelrecht tief genug ist, sodass man sterben würde, sollte man runterfallen. Bevor ich also falle, bremse ich früh genug ab und habe nun das Dilemma. „Warum stoppst du, Marinette?! Die alle sind gleich bei dir!“ „Soll ich etwa in den Abgrund springen und von einem Felsen oder Ast aufgespießt werden, Tikki?!“ Sie merkt auch, dass es hier ein Ende hat und dieser Pflanzentiger überholt die anderen, ehe er umdreht und sich gegen die Frauen stellt, was mich verwirrt, denn vorhin hat dieser mich doch gejagt. „Springe runter, Marinette, ich werde dich auffangen.“ Wer hat das denn gerade gesagt? Mein Kwami jedenfalls nicht, denn die Stimme war tiefer und animalischer. Nun höre ich, wie eine piepsige Stimme sagt, dass sie mir bei dem Sprung hilft, ehe ein Marienkäfer gegen mein Gesicht fliegt, ich mein Gleichgewicht nicht mehr halten kann und in den Abgrund falle. „Waaaaahhhhhhh!“ Bitte, bitte, wer auch immer gesagt hat, dass er mich auffängt, soll bitte ganz schnell kommen! Dieser Tiger springt mir hinterher und ich weiß auch nicht mehr weiter, weil ich sonst als Ladybug viel mehr machen kann und ich keine Ahnung habe, wie ich hier gelandet bin. Er rennt an der Klippenwand weiter, als wäre es ganz normal, bevor er springt und ich auf seinem Rücken lande. Irgendwas springt von unten hoch und fängt uns beide, bis wir jedoch keinen Meter mehr fallen, halte ich lieber meine Augen geschlossen und schreie weiter herum. Durch den Ruck beim Landen, wäre ich beinahe von dem Pflanzentiger runtergefallen und einige Meter tief gefallen, wie ich mit einem riesigen Schreck erkennen muss. „Dich hätten wir gerettet, Marinette.“ „Aha und ihr seid?“ „Erkennst du uns etwa nicht? Naturia Ungeheuer, Naturia Marienkäfer und mich, Naturia-Gaiastrio, deine Monsterfreunde.“ Jetzt ergibt das alles auch mehr Sinn – aus deren Sicht vielleicht. Vollkommen fertig mit der Welt, wähle ich lieber die Bewusstlosigkeit, anstatt mich weiter mit dem Dschungel und den Wesen darin zu beschäftigen. ~ Nathaniel ~ „Dies machst du gut, Nathaniel.“ „Danke, Maha Vailo.“ Seit ich in diesem versteckten Magierdorf angekommen bin, sind schon einige Tage vergangen und ich habe viel gelernt. Meine Monsterfreunde haben mich aus einem Kessel fischen müssen, der mit magischer Tinktur am Kochen war. Seitdem kann ich ein bisschen zaubern, aber Magisches Etwas hat mir erklärt, dass ich das nur in der Welt der Monster kann, denn alles was hier passiert, bleibt auch hier, selbst wenn die Grenzen sich vermischen, außer durch die Macht des großen Beschwörers, sollte er diese nutzen können. Mir war es recht und da ich sowieso keine Ahnung habe, wo die anderen sind, habe ich gleich die Chance genutzt, um besser zu werden, damit ich sie finden kann. Gagaga-Magier bringt mir Kettenzauber bei, die ich auf andere anwenden kann, um sie bewegungslos zu machen oder auch zu retten, während Sternzieher mich in den Grundlagen unterrichtet. Magisches Etwas bringt mir die Geschichte der Monsterwelt bei, während Maha Vailo mir die Anwendung grundlegender Magie beibringt. Antiker Feendrache hingegen wartet noch, denn für ihren Unterricht müsste ich weitaus stärker sein, da ich diesen nutzen kann, um die anderen zu finden, was aber sehr viel an Kraft kostet und sie mein Leben nicht aufs Spiel setzen möchte. Verübeln kann ich es ihr keineswegs, denn ich will zwar die anderen finden, aber dafür nicht mein Leben lassen, was leider in beiden Welten passieren kann, ohne einen Schlupfwinkel zu haben. Bisher habe ich noch nie so viel gelernt und bin auch irgendwie stolz auf mich, dass ich dermaßen durchhalte, aber es geht hier um mehr als gute Schulnoten – Shirado hat aus Versehen eine Falle ausgelöst, aber die Magier hier konnten uns andere noch aus dieser retten, weshalb es Adrien, Alya, Nino und Marinette gut gehen sollte. Alle sollten bei ihren Monsterfreunden sein, um zu erfahren, wie es um diese Welt steht und was bevorstehen wird – ein Krieg. Dieser entscheidet darüber, ob wir Menschen leben werden oder sterben müssen. Ein weiterer Grund, damit ich noch mehr lerne. Magier des schwarzen Chaos und Dunkler Magier des Chaos – zwei von Shirados Beschützern in dieser Welt – wurden in Stein verwandelt und die anderen hier versuchen schon länger beide daraus zu befreien. Leider hatten sie keinen Erfolg, aber ich will es unbedingt schaffen und es würde nicht nur den Monstern helfen, sondern auch uns Menschen. „Nathaniel, auch wenn du als Mensch hier weder Nahrung noch Schlaf durch den Fluch im Moment brauchst, solltest du dich ab und zu ausruhen. Ausgeruhter Geist und gestärkter Körper vollbringen gemeinsam mehr Leistung.“ „Deine Sorge weiß ich zu schätzen, Antiker Feendrache, aber wenn ihr alle sagt, dass ein Krieg bevorsteht, will ich schnellstmöglich mein Bestes geben, um diesen zu unseren Gunsten zu entscheiden. Klar, dass es an sich unter euch Monstern ausgetragen werden soll, aber wenn wir schon mal alle hier sind, können wir helfen, so gut wir können. Dank Shirado können wir mit euch kommunizieren und sind deswegen auch hier gelandet, jedoch unter einem falschen Aspekt, denn er denkt bestimmt, dass alles eine Prüfung der Göttermonster ist, wie ihr meint und ich kann sagen, dass er so denkt. Mich ausruhen kann ich also dann, wenn Shirado in Sicherheit ist und keineswegs manipuliert wird.“ Woran ich im Moment nämlich glaube. Ihn zu brechen wird schwer sein, aber wenn man die richtigen Hebel in Bewegung setzt, hört er auf alles – soweit schätze ich ihn ein. Schwach ist er nicht, aber diese ganzen Situationen haben ihm zugesetzt und zusätzlich diese Falle…, mit Sicherheit denkt er, dass er uns alle in Gefahr gebracht hat, was der anderen Fraktion zugutekommen würde. Ohne Unterlass werde ich mich bemühen viel zu erreichen, Monster zu befreien und auch mich selber zu stärken, damit ich Marinette auf ein richtiges Date einladen kann. ~ Adrien ~ Plagg ist verschwunden und ich muss seit einer Ewigkeit schon in dieser finsteren Gegend umherirren, weil alles hier in schwarzem Nebel eingehüllt wird. Schwarz auf schwarz in schwarz – trostlos und düster ist diese Gegend hier. Wo bin ich überhaupt gelandet? Kein Anzeichen konnte ich bisher ausmachen und da hier keine Lichtquelle existiert, habe ich keine Ahnung wohin ich gehe. Einzig allein eines weiß ich – ich bin nicht mehr in Paris. Nirgendwo auf der Welt habe ich von solch einem Ort gehört oder gelesen, also bin ich vielleicht woanders. „Hehehehe…!“ Prompt bleibe ich stehen und versuche den Ursprung dieses schrecklichen Lachens ausfindig zu machen, aber ich erkenne nichts. „Hiarhiarhiarhiar!“ Dieses Mal war es näher bei mir und ich bin bereit wegzurennen, sollte ich wissen, woher die Gestalt, die so lacht, auf mich zukommt. „Urghhh!“ Gurgelndes Lachen kenne ich nicht, aber ich höre nur ein dumpfes Geräusch und danach nichts mehr. „Hey, Menschling, du solltest entweder anfangen dir einen Namen zu machen oder dich gleich töten lassen.“ Hinter mir steht jemand und hält mir messerscharfe Klauen an den Hals, sodass ich mich bei einer kleinesten Bewegung selber schneiden würde. „Dieser Duft… Gehörst du zur anderen Fraktion? Wohin habt ihr Shirado geschleppt?!“ Unsanft werde ich am Hals gepackt und umgedreht sowie mit den Klauen nun direkt bedroht. Böser Held Malicious Edge! Wie kommt denn ein Monster von Shirado hierher? Nein, eher bin ich bei ihm, in seiner Welt. Na toll, da will ich ihn beschützen, schaffe es allerdings erneut nicht und er wird sicherlich irgendwo in der Monsterwelt festgehalten. Gezielt trete ich ihm gegen den Bauch, aber es schmerzt ganz schön doll und der lacht nur. „Aw, armes Menschlein will versuchen sich zu befreien, hat aber gegen den starken Malicious Edge keine Chance. Schreist du nun nach deiner Mama?“ Will der mich zusätzlich noch mehr provozieren? Dann eben einen Tritt, wo man einen Mann niemals treten sollte, jedoch zuckt er nicht mal ein bisschen zurück. „Gehen dir langsam die Ideen aus, um dich zu befreien? Menschen sind echt blöd, bis auf Shirado und ein paar Ausnahmen, die ich bisher treffen durfte. Jedenfalls war es das für dich, Mensch, der die falsche Seite gewählt hat.“ Er holt aus und ich schließe schon meine Augen, damit ich den Todesstoß keineswegs kommen sehe, aber ich höre nur ein metallenes Geräusch und spüre nichts. „Spinnst du, Malicious?! Denkst du ernsthaft, dass du Shirado eine Freude machen wirst, wenn du den Menschen umbringst, der am stärksten seinen Geruch auf sich hat?!“ Vorsichtig und langsam öffne ich meine Augen wieder und sehe eine geisterhafte Silhouette von Harpyien-Bruder, noch eines von Shirados Monstern, welche mit seiner riesigen Klauenklinge den Stoß vereitelt hat. „Immer diese Einmischung. Seitdem du als Geist umherwanderst nervst du mich, Harpyien-Bruder. Gehe deinen Schwestern doch auf den Sack oder noch besser an die Möpse, damit ich meine Ruhe habe. Nicht mal seine Show darf man hier abziehen, ohne gleich eine Scheiß Belehrung zu erhalten. Fick dich, ich kille eben noch ein paar Mistviecher:“ Okay? Nachvollziehen kann ich diesen Ausbruch kein Stück, aber wenigstens bin ich frei und kann mich im Schneidersitz hinsetzen, um meinem Hals die nötige Massage zu geben, die er gerade braucht. Ein bisschen beruhige ich mich zusätzlich dadurch. „Entschuldige sein Verhalten, Mensch, Malicious ist sehr angetan von Shirado und verkraftet es nicht, dass man ihn hier einsperren konnte, während unser Schützling in eine Falle geraten ist.“ Also doch – weit hergeholt waren meine Gedanken nicht. Wie befreie ich ihn nur und wo sind die anderen? „Du fragst dich sicherlich eine Menge, weshalb ich dich ein wenig aufklären könnte. Allerdings solltest du dich in der Nähe von Malicious aufhalten, denn ich kann hier kaum etwas ausrichten.“ Eine andere Wahl habe ich im Moment leider nicht und immerhin sind er und der Böse Held die einzigen Wesen, denen ich bisher begegnet bin. Deswegen hetze ich dem Helden nach, hinter mir der Geist vom Harpyien-Bruder, sehe ihn sogar und erlebe, wie er ein großes Monster mühelos ausweidet und seinen Spaß dabei hat. Merkwürdiger Weise muss ich davon nicht mal brechen oder verspüre ein Übelkeitsgefühl. „Malicious! Shirado wäre enttäuscht von dir!“ „Schnabel halten und die Flatter machen, Federvieh, hier bin ich der King!“ „Mag zwar sein, aber deine richtigen Kräfte wurden dir genommen, wie auch mir meine richtige Gestalt. An deine Stärke zweifle ich keineswegs, aber ohne einen anderen Menschen, der seine Gefährten um sich schart, werden wir niemals Shirado befreien können.“ „Pah! Schwache Menschen sollen uns Monster helfen?! Tiefer kann die Ehre von uns keineswegs sinken.“ „Doch, indem du dich weigerst Hilfe von anderen anzunehmen. Alleine wirst du sterben!“ Haben die beiden gerade einen Pärchenstreit? Klingt irgendwie danach, aber am besten sage ich nichts dazu und warte ab, was noch kommt. Beide sind still und ich komme mir nun richtig fehl am Platz vor. „Fuck ey, ich dachte nicht, dass du so hartnäckig bleibst.“ „Anders hörst du ja nie auf einen, Malicious. Dieser Mensch hier riecht nicht nur nach Shirado, sein Körper ist von dem Geruch bedeckt.“ „Habe ich auch gerochen – hätte ich niemals gedacht, dass unser Shirado schon bereit dafür ist.“ „Ähm…, was hat Shirado denn getan?“ Mir gefällt die Richtung meiner Gedanken keineswegs, die ich bekommen habe, als die beiden solch ein Thema angesprochen haben. Sie sehen mich an und der Held lacht sich einen Keks, bevor er ziemlich erotische Bewegungen macht, welche eindeutig darauf hinweisen, was sie bedeuten. Knallrot wehre ich sofort ab, dass wir beide keineswegs so weit gegangen sind und erkläre ihnen – eher rechtfertige ich mich – was passiert ist. „Anscheinend bist du doch nicht so schlecht, Mensch. Klein-Shirado war noch so unschuldig und hatte mit uns Monstern Spaß, aber dass er dich nicht verhauen hat, deutet wohl an, dass du bei ihm viele Bonuspunkte hast.“ „Malicious meint damit, dass du dich richtig Verhalten hast, Mensch, und deswegen in der Nähe von unserem Schützling besser passt, als wir es je könnten.“ „Und was bedeutet das jetzt?“ Rätselhaftere Aussagen kann ich auch von anderswo erhalten, da brauche ich keine Monster für. „Dass wir dich aufklären, was in der Monsterwelt passiert, wo du gerade bist und dass ich dich in allen Belangen trainieren werde, damit du in der Menschenwelt Shirado beschützen und beglücken kannst.“ Verlockend klingt es weniger, aber alles ist besser, als umherzuirren und vielleicht doch noch getötet zu werden, weshalb ich es annehme und gespannt bin, was auf mich zukommt. ~ Shirado ~ Ein halbes Jahr später – laut Schwarzer Magier – erhalte ich Besuch. Ich fühle mich dreckig und keineswegs annehmbar, aber was soll ich sonst machen? Ohne Toilette und sonst etwas, bin ich wirklich aufgeschmissen, auch wenn ich keinen Hunger verspürt habe bisher oder irgendeine andere körperliche Dringlichkeit. „Siegelmeister und Beschwörer Shirado Ishida-Fleur, es freut mich sehr Ihre Bekanntschaft zu machen.“ „Beruht nicht auf Gegenseitigkeit Gren, Taktiker der Finsteren Welt.“ Seitdem ich von Schwarzer Magier weiß, dass ich hier bin, habe ich mir schon gedacht, welche Monster mich gefangen halten, aber dass sie so lange brauchen mich im Kerker zu besuchen, wundert mich schon. „Nicht doch, nicht doch, großer Beschwörer, ich bin nicht hier um Ihnen die Lage zu verschlechtern. Sicherlich möchten Sie wissen, was in der Monsterwelt im Moment vor sich geht, da Sie keinen Informationszufluss haben.“ Recht hat er schon, aber es muss nicht heißen, dass ich komplett ahnungslos bin. Vorsichtig muss ich sein, denn sobald ich anders reagiere, wie man normalerweise auf ausgesprochene Nachrichten verhält, die man noch nicht kennt, ahnt er vielleicht etwas. „Wenn Sie so nett wären, Gren.“ „Gewiss doch. Unsere Fraktion hat die Hälfte der Monsterwelt erobert und kleine Splittergruppen in die andere Hälfte entsandt, um Ihre Monster unterschiedlich in Zaum zu halten, Beschwörer. Unser Erfolg spricht für sich, auch wenn kleine Randgruppen es immer noch wagen sich uns in den Weg zu stellen.“ Diese Randgruppen müssen echt stark sein, wenn sie die Hälfte der anderen Welt aufhalten können. „Wieso erobern die Monster der Finsteren Welt die Monsterwelt?“ „Gute Frage – es hat mit einer schicksalhaften Begegnung angefangen und unser König hat danach entschieden, dass wir am Zug sind. Viele Monster meiden uns dunklere Wesen, weil wir – aus deren Sicht – bösartig sind, aber diese Stigmatisierung ist ungerecht und wir wissen, wieso die Monster so denken. Schuld an allem sind die Menschen, die erst diese Stigmatisierung in unser Denken und Handeln eingebracht haben. Deswegen ist unsere Fraktion bereit diese auszuschalten, damit es wieder eine friedliche Welt werden kann, in der Monster einfach Monster bleiben.“ „Wäre eine weitreichende Diskussionskampagne nicht eine friedlichere Lösung gewesen?“ „Guter Gedanke, aber dies wäre auf langer Sicht unzureichend. Durch die Totalherrschaft müssen sich andere Monster unserem Gedankengut beugen und wir müssen nur einige Jahre warten, bis es in einem Zustand ist, der annehmbar erscheint. Langatmige Aktionen waren mein erster Gedanke, jedoch hat der König die gleichen Bedenken geäußert, wie einige andere – dieser Weg ist zu instabil.“ „Schade finde ich es trotzdem, dass ihr der Stigmatisierung nachgebt, denn ihr handelt ja jetzt so, wie es von euch erwartet wurde.“ „Gut gewählte Aussage, muss ich zugeben. Zurück können wir nicht mehr, dafür ist die Stimmung in der Monsterwelt zu aufgeheizt und sobald der Krieg vorbei ist, werden wir in die Menschenwelt einfallen, wozu Ihr uns verhelfen werdet, Siegelmeister.“ „Bitte, ich kann nicht mal Monster in die Menschenwelt rufen, wie soll ich da denn irgendwas bewirken?“ „Gleich zu Beginn Ihrer Verbindung mit der Monsterwelt, durch das besondere Artefakt an Ihrem linken Handgelenk, haben wir Ihre Beschützer weitestgehend unschädlich gemacht. Schwarzer Magier war besonders schwer zu fangen, aber der ist weit genug weg von Ihnen eingesperrt. Zusätzlich haben wir einen Versteinerungsfluch genutzt, einen um die Kräfte zu rauben, sie zu versiegeln oder zu extrahieren und wir haben einige Monster verbannen können beziehungsweise in die Knechtschaft gezwungen. Ab Ihrer Gefangennahme war es sogar noch einfacher, aber selbst wir wissen nicht, ob es da draußen noch mehr gibt, die zu Ihnen stehen. Daran wird, wie schon ausgesprochen, gearbeitet. Ach ja, bevor ich es vergesse, ab heute müssen wir sie verpflegen, denn der Zauber reicht nicht mehr aus, um Ihre Körperfunktionen aufrechtzuerhalten. Falls Sie sich verweigern, zwingen wir Sie auf recht harsche Art und Weise dazu. Überlegen Sie sich es gut, Siegelmeister.“ Eine Wahl für eine eigene Entscheidung habe ich somit nicht und ich muss das zu mir nehmen, was die mir vorsetzen. Mich wundert es nur, dass ich nicht im Kerker bleibe, sondern mitgenommen werde. Je höher es geht – was so einige Stufen sind – desto weniger habe ich das Gefühl, dass ich in Kontakt mit Schwarzer Magier bleibe. Beiige, Frontkämpfer der Finsteren Welt geht hinter mir, damit ich wohl ja keinen Fluchtversuch wage. Wohin soll ich überhaupt fliehen? Es ist ja nicht so, dass ich weiß, wie ich hier entkomme und wo ich Schutz finde. Wie es wohl Vater geht? Sicherlich machen er und Opa gerade die ganze Welt verrückt mit ihrer Sorge um mich. Oben angekommen, werde ich weitere Treppen hinaufgeführt und einige Korridore entlang, bis wir vor einer recht großen Tür halten, wovor zwei Zure, Ritter der Finsteren Welt Wache halten. Uns wird geöffnet und ich befinde mich in einem recht schicken Zimmer, welches einiges an Komfort bietet sowie auch ein angrenzendes Badezimmer. Keine Gitter kann ich erkennen, aber auch keinen Balkon. „Dies hier wird Ihre neue Zelle sein, Shirado. Kleidung finden Sie im begehbaren Kleiderschrank und alles, was Sie zur Pflege brauchen im Badezimmer. Dreimal am Tag erhalten Sie Nahrung und können jederzeit Getränke ordern. Annehmlicher gestalten wir es sonst keinem Gefangenen, also können Sie sich glücklich schätzen. Falls Sie lesen möchten, können Sie mit Ihren Bewachern in die Bibliothek gehen, um dort Bücher auszuleihen. Mehr Freiheiten erhalten Sie jedoch keineswegs. Ich verabschiede mich nun.“ Allein zurückgelassen in einer weitaus schmuckeren Zelle, fühle ich mich dennoch unwohl. Kontakt mit Schwarzer Magier zu halten war für mich bisher ein Trostpflaster, welches mir geholfen hat die Situation auszuhalten, aber mit niemanden richtig reden zu können, macht es schwieriger, zumal ich hier nur für Bücher raus darf und das sicher nicht jede Stunde. Erstmal schäle ich mich aus den alten Klamotten und muss sie in den Müll werfen, denn zu retten sind sie keineswegs mehr. Unter der Dusche fühle ich mich weitaus besser und ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass es in dieser mittelalterlichen Burg schon recht modern ist. Fast wie bei Opa Max, nur der hat noch mehr Technologie eingebaut. Im Kleiderschrank kommt ein großer Schock, denn ich habe tatsächlich nur Negligees zur Auswahl, die zwar bis zur Hälfte meiner Oberschenkel gehen und demnach viel mehr bedecken als ich allein vom Wort her vermutet hätte, aber ihr durchsichtiger Stoff in verschiedenen Farben macht es mir nicht gerade einfacher, eine Wahl zu treffen. Allerdings wirken sie alle wie aus dem alten Ägypten und passende Höschen sowie Halbschuhe gibt es zusätzlich zum altägyptischen Schmuck. Trägt dieser Yugi das nicht auch nur? Mein Vorfahre hat den Monstern wohl einiges beigebracht, was nicht hätte sein müssen. Seufzend nehme ich mir alles in Weiß und den passenden Goldschmuck dazu und muss zugeben, dass allein meine helle Hautfarbe stört, da ansonsten alles meinen Körper ausgezeichnet in Szene setzt. Trotzdem finde ich es eine Frechheit, dass ich nur solche Kleidungsstücke besitze. Jedenfalls geht es mir ein bisschen besser und ich fühle mich annehmbarer als unten im Kerker. Zu meiner Überraschung liegt auf den ganzen Kissen auf dem Bett Plagg, als ich mich auf dieses gelegt habe. Immerhin kann ich so mit irgendjemanden reden und da es nur einen einzigen auf der Welt geben kann, muss ich ihn wohl aus Versehen mit in die Monsterwelt geschleppt haben. Hoffentlich vermisst Adrien ihn nicht, aber im Moment bin ich einfach froh, dass ich mit jemanden reden kann. ~ Nino ~ Monat für Monat reisen wir von Insel zur Insel, um Monster zu treffen, die mitkommen und ein paar Statuen mit dabei haben. Geträumt habe ich das bisher nie, aber jetzt, wo ich fast nur noch das Meer sehe und die unterschiedlichen Inseln, kommt in mir eine Abenteuerlust auf. Fehlt nur noch ein Mischpult und es kann losgehen. Inzwischen habe ich auch einige meiner Monsterfreunde hier und bekomme einige Geschichten mit, die so ein Monsterleben mit sich bringen. Sich unter diese Monster zu mischen war bisher meine beste Idee, seitdem ich hier bin. Unterschiedlichere Wesen gibt es in Paris wohl kaum, selbst im Zoo. „Liebe Freunde, wir erreichen gleich das Festland. Zuvor kommen wir aber in eine Kontrolle der Nixenrüstungmonster. Verhaltet euch ruhig und beantwortet deren Fragen wahrheitsgemäß.“ Inselschildkröte kennt sich wirklich gut auf dem Meer aus und ihre Weisheit spricht für ein langes Leben. Langsam hält sie mitten auf dem Meer an und aus diesem kommen einige Gestalten geschossen, die uns somit komplett umzingelt haben. „Verehrte Monster, Sie haben den Nixenrüstungkontrollpunkt erreicht. Bitte bewahrt Ruhe und gebt alles an – Reiseziel, Grund der Reise, wohin es geht… äh…, das Übliche halt.“ Muss wohl noch neu in dem Gewerbe sein, wenn sie eine dreifache Wiederholung der gleichen Sache verlangt, anstatt einzelne Personalien abzufragen, wie es bei uns der Fall ist. „Oh, ein Mensch. Solch einen durften wir schon sehr lange nicht mehr kontrollieren. Reisepapiere und Grund der Reise bitte.“ Woher soll ich denn nun Reisepapiere erhalten? Die habe ich nicht mitbekommen und einen Ausweis habe ich ebenfalls nicht dabei. „Haben wir ein Problem damit zu sprechen oder zu hören? Ich kann auch Zeichensprache, wenn es besser hilft.“ Nun hampelt das Monster auch noch herum und wedelt mit ihren Armen. „Blind auch noch? Hey, Inselschildkröte, wer ist dieser Mensch?!“ „Nino. Freund von Shirado. Auf der Suche nach seinen Monsterfreunden sowie den anderen Menschen, die ebenfalls in unsere Welt gelangt sind. Ich selbst gehöre zu seinen Monsterfreunden, wie Krebsschildkröte, Säbelsaurier und Bujingi Schildkröte. Diese drei sind ebenfalls mit vorhanden. Zusätzlich haben wir drei Statuen der Beschützer und ein entkräftetes Monster von diesem an Bord. Großteilig wollen die Monster hier gegen die andere Fraktion kämpfen oder einfach auf dem Festland einige Wochen ihr Leben verbringen.“ „Der Nino?!“ Es hat den Anschein, dass dieses Monster allein bei meinem Namen aufgehört hat zu zuhören. „Ja, ich bin der einzig wahre Nino Lahiffe.“ „Ieeek! Wieso sprichst du auf einmal mit mir?! Erschrecke mich nicht so! Also ehrlich, ich finde das keineswegs nett von dir erst jetzt damit anzufangen!“ Mehr als entschuldigen kann ich mich nicht und es gibt mir einfach eine weiße Karte, die den anderen in meinem Besitz recht ähnlich sehen. Kurz berührt es diese, verschwindet plötzlich und taucht dann wieder auf. „Ich bin Nixenrüstung Abyssnerei und gehöre ab sofort zu deinen Monsterfreunden, Nino.“ So einfach? Sie gibt mir einfach so ihre eigene Karte? Muss ich das verstehen? „Tihi, du bist wohl von dieser Handlung meinerseits überrascht, aber wie du vielleicht schon weißt, befinden wir uns im Krieg. Inselschildkröte ist unsere weise Beobachterin vom Meer und fungiert auch als Boot, welches ihr Menschen erfunden habt. Oder waren es doch zuerst wir Monster? Keine Ahnung, ist in diesem Augenblick auch egal. Sobald du nämlich in unserer Welt bist, muss ich dich mit meiner Karte ausstatten und mitnehmen, damit du trainiert wirst.“ „Trainiert?“ „Jap, du wirst ein Meereskrieger werden – nur halt als Mensch, ohne wirklich große Kräfte, aber sobald du soweit bist, kannst du uns Wassermonster verstärken, damit wir besser kämpfen können. Dafür musst du ein halbes Jahr das Meer von oben sehen und kennenlernen, während du ein weiteres halbes Jahr in den Tiefen bei uns trainierst.“ „Woah, dies geht mir alles zu schnell. Seit wann bin ich denn für einen Meereskrieger geeignet? Außerdem mag ich lieber ein DJ sein, anstatt zu kämpfen.“ Nach diesen Worten sieht sie mich ziemlich sauer an, als ob ich gerade einen großen Fehler begangen habe. „Willst du Shirado retten?“ „Öh, klar, aber ist er denn in Gefahr?“ „Würde ich sonst von einer Rettung reden?! Tief ist dein Wasser im Kopf anscheinend nicht. Am besten kommst du erstmal mit in die Tiefen des Meeres und gewöhnst deinen Körper an alles.“ Überfordert mit dem ganzen neuen Wissen lasse ich mich mitziehen, bekomme aber rasant meinen Kopf auf die richtige Gedankenbahn, um panisch zurück an die Oberfläche zu schwimmen, als sie mich runterziehen will. „Menschen sind so kompliziert.“ Stöhnt sie etwa genervt, nur weil ich am Leben bleiben will? Gerade will ich auf die Inselschildkröte zurück, da küsst sie mich einfach und zieht mich dabei herunter, sodass ich keine Chance auf Gegenwehr entwickeln kann. Hilfe, ich sterbe!!! ~ Alya ~ Superhelden bei der Arbeit zu zusehen ist genial, aber selber sogar Superheldentraining zu erhalten finde ich noch besser. Es ist zwar hart und geht an meine körperliche Belastungsgrenze, doch hier geht es um weit mehr und ich darf ebenfalls eine Heldin sein, indem ich Shirado rette. In Paris würde mir das sowieso niemand glauben, jedoch bin ich hier ein vollkommen anderer Mensch – na ja, der einzige jedenfalls in der Heldenstadt, der keine richtigen Superkräfte hat. Trotzdem vermiest mir dieses Manko nicht den Spaß, den ich vorgesetzt bekomme. Zwar gibt es immer noch die Sache mit dem Krieg, der bald bevorsteht, allerdings glaube ich kaum, dass Helden verlieren können. Mitten im Training kommt Ritterin der Königin zu mir, was in letzter Zeit weniger geworden war, weil sie irgendwen gesucht hat. „Wie ich sehe genießt du es mehr, als es die Helden je getan haben.“ „Haha, ja, kann gut sein. Möchtest du etwas von mir erfahren oder bist du nur zum Plaudern gekommen?“ „Um ehrlich zu sein, müssen wir über ein wichtiges Thema reden, Alya.“ Richtig ernst bringt sie ihre Antwort heraus, sodass mir schon ein bisschen mulmig wird, denn bisher war es in dieser Stadt recht angenehm und schön. Lange wartet sie nicht, denn sie geht voraus und in den höchsten Wolkenkratzer gehen wir hinein, nehmen den Fahrstuhl und sie drückt einen Knopf, der gar nicht angezeigt wird. Prompt geht es tief hinunter und mir wird mulmiger zumute, denn der Fahrstuhl hat bestimmt seine Höchstgeschwindigkeit überschritten. Beim Anhalten halte ich mich fest und bin froh darüber, denn ich verliere kurzzeitig den Boden unter den Füßen, weil ich schwebe. Die Landung danach ist recht unangenehm, aber ich kann behaupten, dass ich es weise gemeistert habe. Natürlich hat die Ritterin alles standhaft ausgehalten und ich komme mir ein bisschen kindisch deswegen vor. Wir gehen aus dem Fahrstuhl raus und können eine hochtechnologische Untergrundbasis sehen, die mit allerlei Technik und Waffen aufgemotzt wurde. Max würde es hier sicherlich gefallen und ich nehme alles nebenbei auf, denn in meinem Ladyblog macht sich so etwas auch recht gut, sobald ich zurück in Paris bin, um alles hochzuladen. An einem großen Tisch sitzen einige Helden, die ich in den letzten Wochen gesehen habe und die haben wohl auf uns gewartet, wie es den Anschein macht. Zwei freie Plätze sind noch übrig und die besetzen wir nun. „Schön, dass du so schnell gekommen bist, Alya. Du bist nun schon ein halbes Jahr bei uns und trainierst recht hart, auch wenn du niemals die Kräfte nutzen können wirst, wie wir. Dennoch gibst du nicht auf und wir finden es bemerkenswert von dir.“ „Da kommt noch ein großes Aber, nicht wahr?“ „Definitiv, denn wir müssen anfangen Verbündete zu sammeln und du bist und wirst unser Sprachrohr werden. Als Mensch kannst du ein besonderes Band mit uns Monstern knüpfen und verstärkst unsere Kräfte, wie es Jaden Anderson mal getan hat. Für den bevorstehenden Krieg sind Verbündete unverzichtbar und mit unseren derzeitigen Kräften haben wir keine Chance gegen die Armee der anderen Fraktion. Dass sie uns noch nicht angegriffen haben, liegt wahrscheinlich daran, dass sie auf ein Ereignis warten, welches uns unbekannt ist.“ „Vermutlich, Burstinatrix, wollen sie Shirado soweit manipulieren, dass er ihnen gehorcht. Soweit Ritterin der Königin mir erzählt hat, kann er Portale auch ohne Portalkarten erschaffen und Monster in unsere Welt bringen, genauso wie er ein Siegel kreieren kann, sobald er es herausfindet. Gehen wir davon aus, dass Shirado noch nicht weit genug entwickelt ist, um diese Macht zu nutzen, dann wäre eine großangelegte Offensive ein Nachteil, denn sie haben ja keinen Trumpf in der Hand. Ihn schon, aber ihr wisst, was ich meine. Bisher warten sie ab und sollten sie gegen uns verlieren, könnten sie schnell in die Menschenwelt fliehen, sich dort ausbreiten und gestärkt zurückkommen. Zudem ist Shirado ein Sturkopf, der gibt nicht so schnell nach, wenn man ihn zu irgendwas zwingen will – das muss ich als seine Managerin wissen.“ „Interessante Theorie, wirklich. Wie viel Zeit uns genau bleibt, wissen wir nicht, aber wir können diejenige, die wir haben, effektiv nutzen. Aus unserer Sicht bist du gestärkt genug, um die Krieger von Sogen sowie die Pyromonster von Flamvell beim gleichnamigen Vulkan zu rekrutieren. Solltest du auf deiner Reise durch diese Landstriche ein Gespür empfinden, welches sich in dir ausbreitet, dann gehe diesem nach, da es dir helfen würde. Würden hochgradige Schwierigkeiten auftreten, kannst du uns mit unseren Karten rufen, die wir dir hiermit anvertrauen, Alya.“ Wow, ich bekomme einige Helden einfach so, ohne mich vorher beweisen zu müssen. Was für ein grandioser Tag, zumal ich sogar eine wichtige Mission zugetragen bekomme! „Vielen Dank für euer Vertrauen, ich werde es keineswegs enttäuschen und erst nachgeben, wenn die alle mit uns kämpfen werden.“ „Dessen sind wir uns bewusst, denn sonst würden wir dir nicht unsere Karten geben. Obendrein brauchst du ab jetzt alles, was du sonst zum Leben brauchst, denn der Zauber hält nicht mehr, nach einem halben Jahr. Decke dich gut ein – Ritterin der Königin sowie Sparkman werden dich begleiten.“ „Okay, Neos, man sieht sich bestimmt noch.“ Unglaublich cool, dass ich eine sehr wichtige Mission erhalten habe, die das Blatt im Krieg und die Befreiung von Shirado entscheiden kann. Versagen werde ich keinesfalls! ~ Marinette ~ „Bist du dir sicher, ob das eine gute Idee ist, Marinette?“ Tikkis Bedenken in Ehren, aber nur so kann ich mir sicher sein, dass ich einigermaßen unfallfrei durch diesen dichten Dschungel komme. „Dir ist doch keine andere eingefallen, Tikki, und außerdem sind wir ja nicht alleine, also wird uns schon nichts passieren.“ „Wenn du das sagst. Ladybug zu sein hat dich mutiger gemacht.“ „Daran habe ich auch schon gedacht, aber jetzt muss ich auf meine eigenen Kräfte bauen, anstatt auf die von Ladybug.“ Niemand von diesen kriegerischen Frauen hat sich bisher mir in den Weg gestellt und darum finde ich es schon merkwürdig, weil sie mich vor einigen Wochen noch gejagt haben. Angekommen finde ich nur ein verlassenes Dorf vor, welches anscheinend erst vor einigen Minuten wie leergefegt hinterlassen wurde. Mich umsehend entdecke ich nur einige Fleischfetzen, die ekelhaft stinken. Verfaultes Fleisch, welches definitiv nicht von diesen Kriegerfrauen stammen kann. „Hallo?! Ist hier noch jemand?!“ „Marinette, was ist, wenn du deswegen angegriffen wirst?!“ „Ganz ruhig, Tikki. Hier ist irgendwas vorgefallen und ich glaube kaum, dass man mich angreifen wird, nur weil ich in diesem Moment fragend rufe, ob noch jemand hier ist.“ Stammelnd will sie wohl irgendein Gegenargument hervorbringen, jedoch gibt sie nach mehreren Versuchen auf. Genau danach traut sich eine der Frauen aus ihrem Versteck und ich sehe sie freundlich lächelnd an. „Keine Angst, ich mache nichts, was dir gefährlich werden könnte. Sehr gerne würde ich einfach wissen, was passiert ist.“ „Du bist das Menschenmädchen, welches wir gejagt haben, weil du unsere Königin niedergeschlagen hast!“ „Ähehe…, also das war aus Versehen und ich wollte mich heute bei ihr dafür entschuldigen. Wo finde ich sie denn?“ Skeptisch werde ich angesehen und erst jetzt geht die Frau näher auf mich zu, um mich wohl genauer zu begutachten, was ganz schön unangenehm ist. „Menschenmädchen, du bist anders, als die vor dir. Sage mir, trägst du Kräfte in dir, die durch das fliegende Insekt bei dir hervorgebracht werden?“ Woher weiß sie das denn oder rät sie einfach sehr gut? „Deine Reaktion ist mir Antwort genug. Amazonische Weise lautet mein Name und ich habe mich auf Befehl der Königin versteckt. Vor einigen Stunden wurden wir überraschend von der Armee von Pumpking, Geisterkönig angegriffen, obwohl wir uns aus dem großen Krieg heraushalten. Seine Begründung dafür war ziemlich dreist, denn er will hier bald ein versuchtes Sumpfgebiet erschaffen, da er davon ausgeht, dass seine Fraktion gewinnt. Leider ist sein Überraschungsangriff zu gut geglückt und wir hatten keine Chance. Erst vor einer halben Stunde sind sie mit all meinen Schwestern abgezogen.“ Schrecklich, wie viel dieser Krieg unter Monstern auslöst, wenn nicht mal neutrale Parteien in Frieden leben können. Zudem finde ich das versuchte Sumpfgebiet keineswegs prickelnd für das derzeitige Dschungelgebiet hier. „Und was willst du unternehmen, um deine Schwestern zu retten?“ „Da bin ich leider überfragt, denn alleine kann ich wenig gegen die Zombiearmee von Pumpking ausrichten.“ „Alleine bist du doch nicht mehr, denn Tikki und ich werden dir helfen.“ „Trotz eurer Hilfe wären wir kräftemäßig unterlegen.“ „Oh, ich habe noch ein paar Freunde dabei, die uns sicherlich helfen können.“ Diese rufe ich und sie schaut mich überrascht an. Darauf bin ich stolz, denn ich habe diese Dschungelwesen als Freunde gewinnen können und nun scheint sie eher den Mut zu erhalten, gegen dieses Unrecht zu kämpfen. ~ Nathaniel ~ Sechs Monate und 111 Bücher später habe ich neue Magier von auswärts angelockt, aber den Versteinerungsfluch nicht aufheben können. Durch meine Bemühungen jedoch haben sie mir ihre Karten anvertraut, sodass ich nun mehr Monsterfreunde habe und mit ihnen gemeinsam – da sie sehr erfahrene Magier sind und dementsprechend Erfahrung besitzen – versuche gegen diesen Fluch ein Heilmittel herzustellen. Diese ganzen Kräuter, Wurzeln und andere Zutaten sind mir gänzlich unbekannt und sie sprechen auch andere Sprachen, um irgendwas hervorzuzaubern, aber wir konnten so verschiedene andere Tränke herstellen, die noch nützlich sein könnten. „Vielleicht könnten wir mit den Tränen vom Megafelsdrachen oder einer Schuppe ein Gegenmittel herstellen.“ „Besser wären die Augen von Schlangenhaare, jedoch ist dieses Monster in der Gegnerfraktion.“ „Selbst, wenn, müssen uns diese Monster das, was wir brauchen, freiwillig geben.“ „Stimmt auch wieder. Solche Zutaten bekommt man sonst nur auf dem Schwarzmarkt oder wenn ein Monster wieder durchgedreht ist.“ „Leute, ihr redet so, als ob das Leben der anderen Monster keinen Wert hätte.“ Bei ihrem Sinnieren musste ich einfach unterbrechen, denn es klingt grotesk, wie selbstverständlich sie darüber reden. „Würde Shirado euch hören, hättet ihr direkt eine Schimpftriade von ihm erhalten.“ „Großer Beschwörer gegen uns…, suchen wir lieber ein Heilmittel mit Zutaten, die wir ohne Lebewesen beziehen können.“ „Kosten allerdings auch eine Menge, wenn man nicht gerade Drachen zum Freund hat.“ „Dann müssen wir einfach losziehen und die Drachen auf unsere Seite ziehen.“ „WIR definitiv nicht – Nathaniel geht mit Antiker Feendrache los, während wir nach weiteren Zutaten in der Umgebung suchen werden. Uns Monster hören Drachen nie richtig an, aber ein Mensch kann da schon eher helfen.“ „Und wie sind dann damals die Friedensverhandlungen durchgeführt worden?“ „Hast du etwa den großen Atemu vergessen? Erst durch ihn konnten wir in Frieden leben, bis Jaden Anderson dem Bösen erlegen war.“ Vier Magier, die viel Wissen mit sich herumtragen und am Ende doch nur am Zanken sind, wer nun Recht hat. Schwierig diese Einzelgänger dazu zu bringen zusammenzuarbeiten. Allerdings sind sie wie ich, nur halt mit einer anderen Präferenz. „Ruhe jetzt! Haben wir uns nicht darauf geeinigt, dass ich hier das letzte Wort habe, weil es um Shirado geht? Nur zur Erinnerung. Also, ihr geht in den Zauberwald, gemeinsam natürlich, sucht dort nach Zutaten und ich werde mit Antiker Feendrache, Maha Vailo und Sternzieher die Drachen besuchen. Sollten sie sich bereit erklären uns zu helfen, können wir sicherlich auch Zutaten von weiter weg besorgen. Seid ihr damit einverstanden?“ „Ja, Nathaniel.“ Wenigstens beantworten sie meine Frage unisono und ich kann mich darauf verlassen, dass für einige Stunden kein Streit herrscht. „Hahaha, die sind wirklich erheiternd, als ob sie Brüder wären und nur auf verschiedenen Kontinenten Magie erlernt hätten. Ziemlich ulkig.“ „Für dich mag das alles erheiternd sein, Maha Vailo, aber ich empfand die Ruhe vor ihrem Erscheinen angenehmer.“ „Antiker Feendrache, es steht in den Sternen, die ich gezogen habe, dass diese vier der Weg sind, den Nathaniel nehmen muss.“ „Hach, na gut, es dient einem höheren Zweck, jedoch möchte ich nach ihrem Erfolg sie in getrennte Dorfteile halten, sonst halte ich es hier nicht länger aus.“ Obwohl sie es nicht so meint, ist Antiker Feendrache in Sachen Ruhe und Entspannung äußerst penibel. Maha Vailo kann schweben, also braucht er den Drachen nicht wie wir anderen zwei, um in die Berge der Drachen zu gelangen. Obwohl ich schon Muffensausen habe, ob das überhaupt eine gute Idee ist, werde ich mein Bestes geben und alleine bin ich ja nicht. Zusätzlich wäre mehr Angriffskraft eine gute Überraschung im kommenden Krieg, sollte ich diese mystischen Wesen generell soweit überzeugen können. ~ Adrien ~ „Nochmals fünfhundert!“ Malicious Edge triezt mich schon seit Monaten, aber der Erfolg lässt sich sehen. Mein Körper ist gestählter als vorher und ich halte länger durch, als wenn ich alleine trainieren würde. Unter einem anderen Gesichtspunkt würde ein Außenstehender meinen, dass ich hier gedrillt werde, aber dem ist keineswegs so – ich will es recht hart und anstrengend haben. Mit mehr körperlicher Kraft und Ausdauer kann ich Shirado besser beschützen – als Adrien und als Cat Noir. Niemals wieder soll man mir ihn wegnehmen können – dafür gebe ich ALLES! „Hmpf! Du bist schon fertig. Dir könnte ich noch mehr Gewicht bei den Liegestützen geben, jedoch hast du heute schon 120 kg ausgehalten, weshalb ich deinem Körper keineswegs schaden will.“ „Auch nur, weil du bei Shirado einen guten Eindruck erhalten willst, Malicious.“ „Klappe zu, Federvieh! Deine Schwestern sind auch nutzlos, dass sie dich nicht befreien können!“ Deren Streitereien sind alltäglich, jedoch auch milder geworden, als am Anfang. Irgendwie kann ich mir vorstellen, dass Shirado ebenfalls seinen Sturkopf durchsetzen würde, hätte er nicht diese Angst, die er ungern anderen zeigt. Genau diese Angst lähmt ihn in einigen Tätigkeiten, die er gerne machen würde. Für Shirado gehe ich selbst durch die Hölle, wenn es sein muss. „Es wird Zeit, dass du wieder tägliche Routine in Sachen Nahrung und Schlaf einhältst, Menschenkind.“ Ein schwarzer Engel mit weißem Kleid erscheint plötzlich vor mir und ich mache einen Satz nach hinten, um in einer besseren Kampfposition zu kommen. Allerdings macht der Engel keine Anstalten anzugreifen, weswegen ich meine Haltung aufgebe. „Finsterlord Maria…, was willst du hier im dunklen Exil?“ Sie kichert nur unheilvoll und erscheint auf einmal hinter mir, um mich zu umarmen. „Malicious Edge – dir muss es doch aufgefallen sein, dass dieser Mensch hier besonders ist.“ „Natürlich weiß ich, dass er besonders ist, denn er und Shirado lieben sich.“ „Nicht das, du Dummerchen, sondern er trägt die Macht der Finsternis in sich. Fürwahr ist es unwahrscheinlich, dass ein Mensch voller Herzensgüte die Abgründe unseres Seins in sich trägt, aber dem ist so. Würdest du es nicht begrüßen hier herauszukommen?“ Über was genau spricht sie denn? Macht der Finsternis und Abgründe deren Seins gehen mich doch gar nichts an. „Solange ich mich niemandem unterordnen muss, bin ich dabei, Finsterlord Maria.“ „Na also, du bist und bleibst einfach zu überzeugen, du Dummerchen.“ Beide kennen sich, denn sie streiten wie alte Bekannte über belanglose Dinge, wobei diese Maria ganz klar die Oberhand hat und ihr Amüsement keineswegs versteckt. Nichtsdestotrotz würde ich gerne wissen, was es mit dieser Macht der Finsternis auf sich hat und weswegen ich im dunklen Exil gelandet bin. Hängen diese Vorkommnisse zusammen? „Finsterlords sind gefallene Feen. Merke dir das, Adrien, denn man weiß bei denen nie, ob man für ihre Zwecke benutzt wird oder nicht.“ Der Einwand von Harpyien-Bruder hat schon einen gewichtigen Punkt, den ich keineswegs außer Acht lassen sollte, jedoch komme ich hier heraus, wenn ich es korrekt verstanden habe und kann somit Shirado retten. Dieser blonde Wirbelwind, der sich viel zu viele Gedanken macht…, ihn muss ich einfach retten! „Hach, aber ich habe dich gewarnt. Sobald ihr beiden mitgeht, muss ich ebenfalls mit, weshalb mir keine andere Wahl bleibt.“ Eher glaube ich, dass er auch am liebsten hier raus möchte, um seinen eigenen Körper zu bewohnen. Zumindest könnte er es, wenn wir wüssten, wohin es gehen wird. „Schätzchen, keine Sorge, ich nehme euch drei mit und zwar zur Zitadelle der Finsternis, wo du schon erwartet wirst.“ Würde sie nicht diesen unheilvollen Ton annehmen, könnte man meinen, dass alles in Ordnung wäre, aber anscheinend mag sie es, dass man nicht genau weiß, woran man bei ihr ist. Misstrauisch sollte ich demnach sein, jedoch ist ihr Angebot ein sehr viel Besseres, als hier im dunklen Exil nur zu trainieren und vielleicht irgendwann einen Ausweg zu finden. Kurzum berührt sie uns und wir bewegen uns schwerelos durch einen finsteren Korridor, der in noch tieferer Finsternis endet. Im Gegensatz zu zuvor fühle ich mich hier wohler, was mich ein bisschen aus der Bahn wirft, denn diesen Umstand hätte ich in diesem Fall kein Stück erwartet. „Willkommen in deinem neuen Zuhause hier in der Monsterwelt, Schätzchen. Malicious Edge und die Seele von Harpyien-Bruder habe ich woanders rausgelassen. Deine Aufgabe wird es hingegen sein, dass du dich von hier unten nach oben kämpfst. Sicherlich fragst du dich, weswegen du dies machen sollst und die Antwort kommt dir sicher schneller in den Sinn, als ich gewettet habe, jedoch warte ich auf dich etwas höher. Bis dann, Finsterlord Adrien.“ Finsterlord Adrien? Wieso nennt sie mich plötzlich so? Laut ihrer Andeutungen muss ich meine Antworten mir erkämpfen. Witzig finde ich das nicht, denn ich bin kein Monster und habe keine Ahnung, was mich erwartet. Allerdings finde ich es hier konformer eingerichtet, als in dem Exil, weswegen ich mir erst eine Pause gönne und genügend zu mir nehme, weil ich, sofern ich es richtig verstanden habe, ab jetzt wieder ganz normal einen Tagesrhythmus aufbauen muss – zusätzlich zu diesen noch kommenden Kämpfen. Ob ich es schaffe hängt ganz von dem ab, was ich kann und wie ich dieses Können einsetze. Zudem wäre es wünschenswert, wenn ich über mich hinauswachse und nicht nur als Cat Noir die Kraft besitze Shirado zu beschützen. Marinette, ich hoffe du wächst auch über dich hinaus – immerhin sind wir zwei Beschützer für den Siegelmeister, der ohne uns ein schlechtes Licht erhält, sobald er sich zu erkennen gibt und die Menschen anspricht. Selbst wenn er nicht aufgekreuzt wäre, wir zwei haben falsche Vorstellungen in die andere Identität gesetzt, in die wir verliebt waren, doch nun sieht es für uns beide auch anders aus – du hast Nathaniel, der dich vom ganzen Herzen liebt und ich habe Shirado, dem ich verschweige, dass er mich zweifach liebt. Hoffentlich verzeiht er mir das, aber ich glaube, dass er mir dahingehend keine Szene macht und wenn doch, verführe ich ihn einfach mit genügend Küssen, damit er ruhig bleibt. Ist das Wein? Muss wohl so sein, wenn ich schon wieder solche Gedanken aufbringe, die zwar angenehm, allerdings im Moment unangebracht sind. Mal schauen, was mich erwartet. Kapitel 14: In der Welt der Monster (II) ---------------------------------------- In der Welt der Monster (II) ~ Shirado ~ Ständige Überwachung – außer in dem Schlafraum, den die mir gegeben haben – kratzt an meinen Nerven. Auf der anderen Seite dürfte ich mich am wenigsten beklagen, denn ich erhalte hohen Komfort, ohne wirklich irgendwas machen zu müssen oder mich anzubieten. Trotz all den Zugeständnissen werde ich das Gefühl nicht los, irgendwen zu verraten. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich keinen Zutritt zu dem riesigen Kerker habe, wo Schwarzer Magier festhängt, während es mir hingegen gut geht. Darum habe ich mir vorgenommen so viel wie möglich in der Bibliothek zu lernen. Mit mehr Wissen, welches ich anwenden kann, werde ich sicherlich helfen können – auf irgendeine Art und Weise sicherlich. Meine Bilanz nach mehreren Monaten ist zwar einiges an verschlungenen Büchern, aber kein anwendbares Wissen. Kleinlich möchte ich kein Stück sein, dennoch hätte ich mehr erwartet, weil die Abteilung, die ich bisher genutzt habe, über die Machtverhältnisse in der Monsterwelt sowie welche Vereinigungen, Stämme und noch viel mehr hier leben. Deren verändertes Verhalten ist durch den Kontakt mit den Menschen entstanden, wie ich gelesen habe, was sich mit dem deckt, was ich von Gren erfuhr. Demnach tragen wir Menschen Schuld daran, dass dieser Krieg stattfindet, ohne wirklich aktiv am Geschehen teilzunehmen. Menschen…, irgendwie verhalten wir uns sehr falsch und gierig. Weshalb sollten wir uns gegenseitig bekriegen? Mangel an Nahrung kann ich nachvollziehen, klar, denn niemand möchte freiwillig hungern, aber für Reichtum Krieg zu führen ist ein bescheuerter Grund. Wegen Macht ebenfalls und Ruhm erntet man damit sicherlich kaum. Ehre verdient man sich in einem Duell und mit korrektem Verhalten, ohne andere auszubeuten sowie zu verletzen, weswegen dieser Punkt auch wegfällt. Was treibt also Menschen an, alle Werte und Normen über den Haufen zu werfen und totale Idioten zu werden? Religion könnte ein Faktor sein. Den ganzen Schwachsinn, den die Dummheit ausbreitet hat einige schon dazu getrieben zu töten, weil die meinen es für ihren Gott zu tun. Wie man es dreht und wendet – wir Menschen sind eine sehr große Schande und ich kann verstehen, wieso die Monster dieser Fraktion sie auslöschen wollen. Trotzdem sollte ich den Glauben an das Gute in jedem Wesen keineswegs vernachlässigen und vollkommen ausschalten. Egal was passiert, man kann immer einen besseren Weg finden, anstatt gleich auf Krawall zu gehen. Habichtmotte wird meine Art die Welt zu sehen auch noch verstehen. Niemals würde ich der menschlich geborenen bösen Dummheit nachgeben! In meinem Kopf klingt das alles immer zu schön um wahr zu sein, aber in der Praxis bin ich ganz schön schnell kleinzukriegen. Am Anfang war meine Sturheit maßgeblich der Faktor, der meine Angst verdrängt hat, bis zu den Vampiren. Vampirlord müsste auch hier irgendwo sein, doch auch ihn möchte ich retten – irgendwie möchte ich alle Monster retten, anstatt diesen Krieg herbeizuführen. Sie gehören alle einer Welt an, welche ihre Ressourcen im Gleichgewicht hält, weil die Bewohner keineswegs gierig alles nehmen, was sie wollen, ohne auf die Zukunft zu achten. Ihnen geht es einfach um das Leben. Von denen könnten wir Menschen uns eine saftige dicke Scheibe abschneiden. Besser wäre es jedoch, wenn die Monster in ihrer Welt leben und Kontakt mit uns Menschen meiden, denn sicherlich würde es weniger gut enden, wenn wir entdecken, was es hier alles zu holen gibt. Einen Krieg zwischen Monster und Menschen…, arme Monster. Nein, soweit möchte ich es keineswegs kommen lassen. Vielleicht bin ich zu naiv und denke zu positiv, nichtsdestotrotz möchte ich es schaffen, dass Frieden herrscht, Verständnis aufgebaut wird – in allen Belangen – und dass man mehr nachdenkt, anstatt dumm zu bleiben. Hätte ich Plagg nicht bei mir und würde ihm alles erzählen, wäre ich kaum auf diesen Gedanken gekommen – Selbstgespräche fördern halt die Intelligenz. Adriens Maskottchen bei mir zu haben erfüllt mich mit mehr Gelassenheit, damit ich diese Situation verkrafte. Klingt im ersten Moment eher so, als ob ich total schwach wäre, doch braucht jeder einen Anker, an dem er sich klammern kann und deswegen ziehe ich meine Stärke daraus. Es wird Zeit, dass ich weitermache. Stunden bei Gren zu haben, finde ich zwar blöd, aber er bringt mir viel bei – obwohl ich keine Ahnung habe wieso er mir dermaßen viel beibringt. „Woran denkst du als Beschwörer und Siegelmeister gerade, Shirado?“ „Daran, dass Menschen engstirnige Idioten mit falschen Belangen sind, während ihr Monster nur arme Wesen seid, die mit der Dummheit der Menschen vergiftet wurden und daran, dass ich ganz viel lerne hier.“ Ziemlich baff sieht der Taktiker mich an, denn mit solch einer Antwort meinerseits hat er niemals im Leben gerechnet. Tja, mehr Wissen und die Zeit dieses korrekt zu verarbeiten lässt nur diese logische Schlussfolgerung zu, die ich ihm gerade als Antwort gegeben habe. „Ähm…, damit hast du mich regelrecht aus der Bahn geworfen.“ „Ich weiß, Gren. Du hättest es jedoch erahnen können, wenn du nicht nur Fakten im Kopf hättest.“ Irgendwie haben wir beide uns angefreundet, auch wenn er kein Monster ist, welches ich rufen könnte. Stockholmsyndrom würde ich diese Annährung kein Stück nennen, sondern eher den Beginn einer richtigen Freundschaft, weil ich ihn akzeptiert habe, wie er aussieht und wie er ist. An sich sind die Monster vom Charakter her ähnlich wie wir Menschen, nur sind diese sehr viel intelligenter. Hinsichtlich dieser Sache muss ich mir noch überlegen, wie ich eine dritte Partei im Krieg eröffnen kann – eine um des wahren Friedens willen. „Touché, Shirado. Wahrlich ein guter Treffer mit deiner scharfen Zunge. Gleich haben wir die fünf Stunden Unterricht herum für heute. Zu morgen liest du dann dieses Buch hier durch.“ „Von Legenden, Sagen und Verbindungen der Monster und Menschen? Wo hast du das Buch denn hervorgekramt?“ „Aus der eigenen Sammlung meinerseits. Natürlich wäre es nett von dir, wenn du besonders darauf gut Acht gibst.“ „Selbstverständlich mache ich das, Gren! Darf ich dich an meinen bisherigen Umgang mit den anderen Büchern erinnern?“ „Gewiss, Shirado, ich erinnere mich und hätte mir deine Empörung ersparen können – was jedoch zu viel Spaß macht. Dich lasse ich nun alleine in der Bibliothek.“ „Warte, Gren! Lieber würde ich in mein Zimmer und dort das Buch lesen.“ „Hmmm…, dann bringe ich dich noch dorthin, denn es liegt sowieso auf meinem Weg.“ Wenigstens kann ich mich mit ihm unterhalten, denn meine Bewacher geben nur kurze Antworten, wenn ich sie frage – selbst bei meinen Versuchen sie näher kennenzulernen – sodass ich mich freue jemanden zum Reden zu haben. Lange brauchen wir nicht, bis ich wieder in meinem Zimmer bin und Plagg erstmal alles berichte, bevor ich noch essen muss. Feste Mahlzeiten zu festgelegten Uhrzeiten zu erhalten, finde ich in Ordnung, denn man kann seinen Tagesrhythmus darauf einstellen. Jedenfalls sollte ich mich danach mit dem neuen Buch befassen und am besten mit Plagg zusammen – darauf freue ich mich sehr. Recht lange kann ich meine Freude keineswegs behalten, denn ich erhalte unangekündigten Besuch. „Shirado, mein wertvollster Gefangener! Hiarhiarhiar!!!“ Brron, verrückter König der Finsteren Welt platzt einfach hinein und will wohl erneut mich dazu bewegen seiner Seite zugutezukommen. Lust dazu habe ich keine, jedoch ist er nicht umsonst mit dem Zusatz ‚verrückt‘ ausgestattet, denn niemand weiß, wie er reagieren wird. Naserümpfend missfällt es mir, dass er sich einfach so auf das Bett legt und meint, er könne sich alles erlauben. Nachher muss ich die Bezüge definitiv wechseln. „Wie komme ich zu der Ehre Ihres Besuches, Brron?“ „Hiarhiarhiar! Deine Zunge ist so scharf wie ein Schwert, Shirado, und dein Gehirn sowieso, also kannst du es dir denken.“ Schlechte Vorahnung bestätigt sich prompt und demnach muss ich mir eine weitere Ausrede einfallen lassen, um noch mehr Zeit zu gewinnen, damit ich in den Wirren des Krieges flüchten kann – irgendwie jedenfalls. „Pff! Glauben Sie ernsthaft, dass ich, der nicht die gleiche Gesinnung teilt wie Sie, Ihnen helfen würde, indem wir uns verbinden? Wie Gren Ihnen sicherlich mitgeteilt hat, bin ich nicht vollständig von Ihrem Weg überzeugt und demnach würde ich nur gegen diese Verbindung angehen. Wollen Sie dieses Risiko eingehen? Immerhin würden Sie dadurch ausgelöscht werden.“ Ziemlich hoch pokere ich im Moment, denn seine Verrücktheit soll in der Monsterwelt dermaßen bekannt sein, dass niemand wirklich sicher vor ihm ist – nicht mal seine engsten Vertrauten. „Hmmm…, ja, das wäre ein großes Problem. Folter würde dich sicherlich dazu…“ „Nein, Brron. Würden Sie mich foltern, hätte das den gegenteiligen Effekt.“ Darf ich das Schicksal um den Gefallen bitten, dass ich möglichst gute Karten in diesem Augenblick erhalte? Lebend möchte ich nämlich schon gerne diesen Krieg beenden. „Schwierig, schwierig, diese Lage zwischen uns beiden. Also muss ich wohl oder übel warten, was ich blöd finde.“ Besser wäre es jedoch für mich. Je länger ich diesen Schritt hinauszögern kann, desto eher besteht die Chance auf meine Freiheit. Gren taucht in diesem Moment auf und ich kann erleichtert sein, weil der König somit sein Interesse auf ihn legt und ich befreit aufatmen kann. „Mein König, Pumpking und seine Truppen sind aus dem Dschungelgebiet zurück – allerdings eher schlecht als recht. Zudem bekommen wir keine Meldungen mehr aus den Tiefen des Meeres. Unsere Wüsteneroberer brauchen Verstärkung und der Turm in die Himmelsgefilden wurde zerstört.“ Wow, ganz schön viel Chaos, was auf einmal passiert. Anscheinend geht die andere Seite jetzt schon gegen diese Fraktion vor, auch wenn das angegebene Jahr, was die hier ausgerechnet haben, noch gar nicht um ist. „Hrgh! Wieso gerade jetzt? Gibt es noch mehr zu vermelden?“ „Bisher sind andere Gebiete noch ruhig. Was gedenken Sie zu tun, weil Pumpking aus eigenem Antrieb gehandelt hat?“ „Pah! Dieser Idiot ist schon genug gedemütigt worden, da brauche ich nicht noch mehr machen – allerdings entziehe ich ihm seinen Status als Kommandant und er kämpft ab sofort an der Frontlinie.“ „Jawohl, mein König. Dies werde ich veranlassen.“ Glück für mich, denn er geht ebenfalls weg und ich kann mich der neuen Lektüre – nach dem Wechseln der Bezüge – widmen. Plagg lasse ich mitlesen, auch wenn er als Maskottchen gar nicht lesen oder gar denken kann. ~ Nino ~ Es sind nur noch wenige Tage bis zum geplanten Angriff. Heute ist mein letzter Trainingstag und ich bin ganz gut dabei. Das Meer habe ich komplett von unten kennengelernt sowie die Spione ausgeschaltet, die mir auf dem Weg begegnet sind. Viele neue Monsterfreunde habe ich nun und bin als Meereskrieger bekannt geworden. Dementsprechend bin ich auch nun gekleidet, aber dies soll nur zeigen, dass ich ein ungestümer Krieger des Wassers bin, welches still, tief und wechselhaft agiert. Neue Verbündete sind dementsprechend gekommen und ich habe auch ein paar Monster von Shirado getroffen. Diese hat es am schlimmsten erwischt. Jedenfalls scharen wir alle an den Strand der Trennung zusammen – der Ort der Meeresschlacht. „Bist du soweit bereit, Nino?“ „Ich bin bereit, Inselschildkröte.“ „Wunderbar. Aus dir ist ein starker junger Mann geworden, Nino. Gab es noch Änderungen in der Strategie?“ „Eine gab es – sobald ihr die Kontrolle habt, muss ich auf das Schlachtfeld an Land, denn nur, wenn wir fünf vereint sind, können wir sicher sein, dass Shirado befreit werden kann.“ „Ah! Diesen Umstand habt ihr gut bedacht. Eure vereinten Kräfte könnten das Schicksal zu unseren Gunsten wenden. Laut dem, was ich an Informationen erhalten habe, sammeln sich die Scharen der anderen Fraktion seit einigen Wochen auf der Ebene der Entscheidung. Vom Strand der Trennung aus braucht man sonst zwei Tage, ohne Pause, damit man in dieser Zeitspanne ankommen kann. Wie willst du dies bewerkstelligen?“ „Hehe, es gibt etwas, was man nur in den Tiefen des Meeres lernen kann, Inselschildkröte. Es gibt eine Aushöhlung in ein weit verzweigtes Tunnelsystem, welches bis zur anderen Seite des Kontinents reicht. Strömungen erzeugen genug Geschwindigkeit, sodass ich in nur zehn Stunden da wäre.“ Trainiert habe ich dafür ebenfalls und bin mir sicher, dass ich es schaffe anzukommen, ohne falsch abzubiegen. Diese Seite der Fraktion musste so viel einstecken und leiden, nur weil andere es gut finden. Shirado, du wirst noch befreit werden, dies schwöre ich! „Hoffen wir auf gute Bedingungen für unsere Seite. Ich ziehe mich zurück und nehme meine zugedachte Rolle ein.“ „Mache das, Inselschildkröte, wir vertrauen darauf, dass unsere Abwehr dafür sorgt, dass du deine Rolle nicht wirklich ausfüllen musst.“ Sie ist eines der ältesten Monster in dieser Welt, da kann ich es verstehen, dass besonders die Wassermonster sie in Sicherheit wissen wollen – als Fluchtoption. Dazu sollte es jedoch niemals kommen, wenn unsere Strategie funktioniert. ~ Alya ~ „Hiyah!“ Meine Faust prallt gegen den Schild von Ritterin der Königin und ich muss meinen Angriff abbrechen, um die Kraft des Aufpralls in einem dreifachen Flickflack abzuschwächen. „Dein Training mit den verschiedenen Monstern hat sich wirklich ausgezahlt, Alya.“ „Ach was, ich wäre noch eine bessere Heldin, wenn ich mehr Zeit bekommen hätte.“ „Wie du weißt, haben wir diese nun mal nicht. Heute beginnt der Krieg – ein Jahr nach eurem Ankommen. Kleinere Siege konnten wir die letzten Monate verbuchen, jedoch kommt es nun zur Entscheidung.“ „Warum muss es bei euch Monstern immer um ein großes Finale gehen? Klingt wie eine Idee von Shirado.“ Seine ganzen Ideen, die er verwirklichen möchte sind immer gut durchdacht und enden spektakulär – dafür hat er ein Talent, was er selber nicht mal erahnt. Sollte ich ihn darauf hinweisen, wird er sowieso nur meinen, dass er dies keineswegs kann. Manchmal ist er mir zu unsicher, auch wenn er auf der Bühne seine Ausstrahlung verhundertfacht, die er sowieso schon innehat. „Nun ja, in erster Linie hat Shirado uns das beigebracht. Seine Monster haben recht oft gespielt, als der Zugang noch offener war – das Resultat davon siehst du in unserem Denken – jede Aktion auf längere Zeit braucht ein großes Finale, damit darunter ein Abschluss geschaffen wird. Ein Ende, welches gemischte Gefühle einbringt, jedoch einen wertvollen Charakter besitzt.“ Definitiv das Denken und Handeln von Shirado – davon kann ich einige Situationen aufzählen sowie Lieder. Dennoch finde ich es ungewöhnlich, dass die Monster ihm solch hohes Ansehen entgegenbringen. Viel über den Kontakt und wie er abgelaufen ist, konnte ich leider nicht feststellen. Einer Sache bin ich mir jedoch sicher – diese Schlacht muss zu unseren Gunsten ausgehen, da eine Niederlage auch unsere Welt bedroht. ~ Marinette ~ „Schwester Marinette, deine von dir beschriebene Freundin scheint eine Heldin geworden zu sein.“ Alyas größter Traum wäre somit in Erfüllung gegangen, aber Amazonische Priesterin kennt sie nicht und nur meine Erzählungen können unmöglich dafür gesorgt haben, dass Alya zur Heldin geworden ist. Dies wäre irgendwie gruselig, wenn meine Worte in die Tat umgesetzt werden. „Dann kannst du mit ihr ja gemeinsam auf Verbrecherjagd gehen, wenn wir wieder in Paris sind, Marinette.“ „Bloß nicht, Tikki! Sollte sie erfahren, dass ich Ladybug bin, würde es vielleicht genauso komisch werden wie mit Adrien und mir. Nein, nein, nein, noch so einen schweren Fall überstehe ich nicht.“ „Sie ist allerdings deine beste Freundin und nicht deine Liebe, die in dein anderes Ich verliebt war. Denkst du nicht, dass sie den Grund für deine Heimlichtuerei verstehen wird? Zwar bin ich noch dagegen, dass du dich ihr öffnest – bei Cat Noir war dies eine andere Sache – jedoch denke ich, dass dieser Fall kommen wird und soweit ich sie beurteilen kann wird sie zwar sauer sein, dennoch deine Freundin bleiben. Außerdem darf ich dich daran erinnern, dass Shirado schon sehr viel früher einen Vergleich zwischen dir und Ladybug gezogen hat, der auch noch ziemlich zutreffend war? Wie Adrien es geschafft hat sich da aus der Affäre zu ziehen würde ich gerne wissen.“ Tikki hat ja Recht. Uns beide verbindet eine besondere Freundschaft und Adrien sowie mich das Doppelleben als Superhelden und Jugendliche. Diese schwierige Phase der Offenbarung haben wir ebenfalls überstanden, da werde ich das mit Alya auch schaffen. Trotzdem warte ich damit lieber noch, denn im Moment haben wir genug, um das wir uns kümmern müssen. „Marinette?“ „Hallo, Alya. Lange nicht gesehen.“ Glücklich schmeißen wir uns aneinander und freuen uns einfach über das Wiedersehen, wenn auch unter schwierigen Umständen und anderem Aussehen. Sie als Heldin und ich als Dschungelamazone. ~ Nathaniel ~ „Möchtest du nicht zu den beiden stoßen, Nathaniel?“ „Das schon, Antiker Feendrache, jedoch warte ich ab, bis sie ihre Wiedersehensfreude ausgelebt haben. Würde ich hineinplatzen, würde das ihre gute Laune etwas mildern, weil die beiden beste Freundinnen sind.“ Und ich mich keineswegs unbeliebt machen möchte. Es wundert mich sowieso, dass Adrien noch nicht anwesend ist. Eher hätte ich gedacht, dass er schon in den Startlöchern steht und um jeden Preis Shirado herausholt. „Hmmm…, eine interessante Sichtweise, die dich bei den anderen Drachen hat überleben lassen.“ „Haha, ja, das mag sein. Ich bin froh, dass viele zugestimmt haben, auch wenn ich mich immer noch wundere, dass viele von ihnen gar nicht sprechen können wie du.“ „Tja, ich bin ein besonderer Drache, der den Kontakt mit Menschen und anderen Monstern nie gescheut hat – andere hingegen leben sehr zurückgezogen und faulenzen ihr langes Leben herum. Keineswegs eine Art, mit der ich klarkommen würde.“ Merkt man dir an, dass du einen eigenen Kopf hast, wie Shirado. Entweder haben die Monster Shirado geprägt oder er sie – viele von ihnen spiegeln seine Art und Weise recht gut wider. Vielleicht interpretiere ich zu viel hinein und so sind die alle eben. Nichtsdestotrotz haben wir alle einen Freund, der in Gefahr geraten ist und um diesen soll es gehen. „Gerade scheinen sie fertig zu sein, also kann ich landen.“ Bevor ich auch nur irgendein Wort dagegen sagen kann, sind wir schon am Boden – Antiker Feendrache geht manchmal forsch an Wesen heran, die sie neugierig machen, obwohl sie diese Eigenschaft von sich vehement abstreitet. Marinette und Alya schauen zu uns und erkennen mich schnell, denn ich werde von beiden überwältigend umgeworfen als Begrüßung. Diese Handhabung ist selbst mir neu. „Natürlich freue ich mich auch euch zu sehen, aber der felsig kantige Untergrund drückt ziemlich stark gegen meine Wirbelsäule.“ Abrupt beenden beide ihre Tätigkeit und helfen mir auf. Zudem fragen sie verwundert, weswegen ich noch normal aussehe nach einem Jahr, was mich zum Lachen bringt, denn deren beider Veränderungen sieht man ihnen an, meine hingegen habe ich gut versteckt. „Ganz simpel ausgedrückt beherrsche ich Magie und dachte mir, dass mein anderes Aussehen euch mich nicht wiedererkennen lässt.“ Mit einem Schnippen meinerseits löse ich die Rückverwandlung auf und stehe vor den beiden als Magier des Windes – mein Titel, den ich von den anderen verliehen bekommen habe. „Heldin des Feuers und Dschungelamazone der Erde, ich bin der Magier des Windes.“ „Woher…?“ „…ich das weiß? Im Dorf der Magier habe ich einiges gelernt und ich konnte durch Zaubertränke euch sehen. Dies habe ich täglich von dem Zeitpunkt an gemacht. Nino ist der Meereskrieger des Wassers geworden. Zu Adrien habe ich jedoch vor einem halben Jahr sämtlichen Kontakt verloren, denn er ist wohl woanders hingekommen, von wo ich ihn kein Stück sehen konnte. Allerdings gehe ich davon aus, dass es ihm gut geht. Wie ist es euch ergangen?“ Einiges haben die zwei erlebt, was mir entgangen ist – da hatte ich es angenehmer. Trotz allem sind sie, genauso wie ich, daran gewachsen. ~ Adrien ~ Geschafft! Ich habe es endlich geschafft!! Bis zum obersten Stockwerk habe ich mich gekämpft und jedem einzelnen Finsterlord gezeigt, dass mein Wille, Shirado zu retten, ungehindert Bestand hat – selbst kurz vor meiner totalen Erschöpfung. „Für einen Menschen hast du gezeigt, dass die Finsternis in dir durch deine Liebe, deine Entschlossenheit, deinen Mut und deine Willensstärke an Macht gewinnt, dich jedoch nicht übermannt. Somit bist du nun einer von uns – Finsterlord Adrien.“ Finsterlord Morgenstern war bisher allerdings auch der schwierigste Gegner für mich, so ganz ohne Plagg. Dennoch bin ich stolz auf mich – meine eigene Stärke und diese Macht der Finsternis, die ich hier erhalten habe, haben mich zu einem besseren Beschützer von Shirado gemacht. Niemand wird mehr Hand an ihn anlegen können, selbst wenn ich alleine bei ihm bin. „Nun wird es wohl Zeit, dass wir dir erklären, wie deine Kräfte funktionieren.“ „Maria, musst du immer andere unterbrechen und ihnen die Worte entwenden, um diese selber auszusprechen?“ „Selbstverständlich, Morgenstern. Gerade wegen dieser Eigenart bin ich doch ein Finsterlord geworden.“ Sie führt ihren recht einseitigen Spaß auch an stärkeren Wesen ungeniert aus, als ob sie keine Angst zu haben braucht. Lange dauert es kaum, bis sie es geschafft und diese Debatte gewonnen hat. Definitiv würde Finsterlord Maria gegen Shirado den Kürzeren ziehen, was ich sehr gerne miterleben will. „Gewonnen! Endlich darf ich dir alles erzählen, Adrien. Es war schwer mich zurückzuhalten. Zuerst erhältst du die Karten von uns, die du noch nicht in deinem Besitz hast. Dann erkläre ich dir nun, wie das mit den Kräften abläuft, denn nur wir Wesen der absoluten Finsternis wissen davon. Hier in der Monsterwelt habt ihr Menschen ganz besondere Kräfte, die uns Monstern zugutekommen. Sobald ihr eine Verbindung zu uns aufbaut, stärkt ihr uns direkt, was entscheidend ist für einen Kampf zwischen uns Monstern. Mit dieser Verbindung kann selbst ich ein sonst viel stärkeres Monster aufhalten. Nichtsdestotrotz klingt diese Wirkung auch ab, denn ihr Menschen seid nicht gerade großartig widerstandsfähige Wesen. Zusätzlich gibt es noch Legenden, die aus der Zeit von Pharao Atemu stammen, und davon seid ihr sieben Menschen betroffen.“ Sieben? Wir sind doch nur sechs gewesen, weshalb ich keine Ahnung habe, wer denn der siebte Mensch hier in der Monsterwelt sein soll. „In dir ist die Macht der Finsternis. Neben dieser existieren noch Wind, Feuer, Wasser, Erde und Licht. Sicherlich fragst du dich jetzt, wer denn die siebte Macht in sich trägt und die Antwort ist dein Objekt der Begierde – Shirado. Zu den sechs grundlegenden Kräften gibt es noch die Göttlichkeit. Genauso wie Pharao Atemu besitzt der große Beschwörer dieses Attribut. Wer in seiner Gunst steht – egal welches Monster – wird gestärkt werden. Natürlich hat eine göttliche Kraft einen größeren Wirkungsgrad, allerdings kann diese nicht oft benutzt werden. Sollte ein Monster es schaffen eine Vereinigung zu bewirken, wäre dieses und seine Mitstreiter dazu befähigt, sehr viel Schaden anzurichten oder viel Gutes zu erschaffen. Mehr kann die Göttlichkeit nicht, jedoch reicht dies schon aus. Die Träger der anderen Mächte hingegen können direkt kämpfen. Ihre Kräfte zur Unterstützung sind zwar schwächer, dafür haben sie erhöhte Kampfkraft. Individuelle Mächte in individuellen Menschen, die je ein individuelles Aussehen erhalten, sobald sie ihre Macht entdeckt haben.“ Sieben Mächte – sieben Menschen. Ist dies genauso wie mit den Miraculous und dem Siegelmeister? Demnach ist Shirado für zwei Welten zuständig, wenn ich alles richtig in meinen Gedanken ordne. Noch mehr Belastung für sein zartes Gemüt und Wesen. In mir verstärkt sich nur der Wunsch ihn zu beschützen. Ihn als beide Identitäten zu beschützen wird nicht allzu schwer werden, denn meine Veränderungen in meiner Stärke hier nehme ich mit, soweit die Aussage richtig war. „…und das war alles, was es zu deinen Kräften zu wissen gibt, Adrien. Hast du noch Fragen?“ Anscheinend habe ich eine Menge verpasst, aber ich denke, dass es schon in Ordnung geht. Es wird Zeit, dass ich endlich Shirado wieder bei mir wisse. Niemand soll mir dabei in den Weg kommen. „Wohin des Weges?“ „Meinen wertvollsten Schatz retten natürlich!“ „Welch törichte Vorgehensweise. Frevelhaft wäre die bessere Bezeichnung dafür.“ „Wo liegt das Problem? Länger will ich keineswegs warten und Shirado befreien!“ „Hach, Junge, wir kämpfen doch nicht einfach so gegen unsere Genossen der Finsternis, ohne einen triftigen Grund zu haben. Warten wir einfach ab, wie sich der Krieg entwickelt und schlagen am Ende zu, damit wir die komplette Herrschaft übernehmen können.“ „Asmodeus, der Krieg hat schon die Spitze erreicht und ist im vollen Gange, da müssen wir kein Stück mehr warten, bis wir an erster Stelle stehen.“ Maria erhält immer die neusten Informationen direkt, als ob sie alles sehen würde. Diese Fähigkeit scheine ich nicht zu besitzen. Nichtsdestotrotz muss ich los, besonders wegen dem angefangenem Kampf. „Mir ist es egal, was ihr machen wollt, aber sobald ihr Shirado auch nur ein Haar krümmen wollt, bekommt ihr es mit mir zu tun!“ „Oho! Unser Neuling meint, dass er gegen uns alle auf einmal gewinnen könnte. In Ordnung, Adrien. Solltest du es schaffen gegen uns alle, bei voller Stärke, eine halbe Stunde auszuhalten, ohne kampfunfähig zu werden, lassen wir davon ab, über die Monsterwelt zu herrschen und dich nicht gehen zu lassen.“ Glauben die jetzt ernsthaft, dass ich so leicht aufgeben werde, nur weil sie in der Überzahl sind und meinen, dass sie stärker als ich sind? Eines muss ich zugeben – sie sind sehr stark, dennoch ist mein Ziel zu nahe, um es aufzugeben. Denen werde ich es zeigen! Einzeln habe ich sie schon besiegt, da werde ich bei dieser Herausforderung keinesfalls nachgiebig. Außerdem muss ich noch durch die Tür mit meinem Namenszug gehen – Finsterlord Adrien. „En Garde!“ ~ ??? ~ „Athena, bist du dir wirklich sicher, dass die Lichtbrigarde sich niemals einmischen darf?“ „Nun, es stimmt schon, dass wir hier oben nur dann eingreifen, wenn die Monsterwelt in Gefahr schwebt, jedoch können wir kein Urteil direkt fällen, weil wir an die Gesetze gebunden sind, welche die ersten Monster der Lichtbrigarde niedergeschrieben haben. Zudem fehlen uns die Ansichten der hohen Lichtmonster, die über alles Sein den Überblick behalten. Ohne ein Gleichgewicht der Mächte, würde jedwede Welt untergehen.“ Sie sind echt von Shirados Monstern abhängig, die jedoch alle zu Stein verwandelt wurden – zumindest die, die ich gesehen habe. Für einen Schlupfwinkel fehlt mir die Kenntnis von der Gesamtstruktur der Lichtmonster, auch wenn ich schon ein Jahr bei ihnen lebe. Allerdings habe ich auch Monster bei mir, die mit dem vielen Licht ihre Probleme haben. „Würde es etwas bringen, wenn ich kurz den Angreifer spiele? Herbeigerufener Totenkopf und Das Ende von Anubis wären sicherlich dazu bereit mitzumachen.“ Wenn sie sonst nicht in Bewegung kommen, würde dieser Krieg im schlimmsten Fall für die Menschen ebenfalls schwere Auswirkungen innehaben. Nicht nur als Freund von Shirado bin ich hier, sondern auch als ein Repräsentant der Menschen. „Dies wäre viel zu gefährlich für euch, denn wir müssten euch persönlich zur Strecke bringen. Jegliche Handlung danach wäre uns untersagt.“ Welchen Plan sollen wir uns ausdenken, der funktioniert? Gäbe es dieses Gesetz nicht, würden sie alle sicherlich schon längst handeln. Irgendeinen Weg muss es doch geben! „Zweite Kommandantin Athena! Zweite Kommandantin Athena!! Auf der Ebene der Entscheidung hat sich das Portal der bösen Lords geöffnet! Deren Anführer ist ein vollkommen neuer Finsterlord, welcher eine unheimlich hohe Konzentration an bösartiger Finsternis in sich trägt!!“ „Ganz ruhig, Dunames. Dieser Schritt für sie bedeutet nur, dass wir in Aktion treten können. Schlage Alarm und sammle die Truppen – wir greifen in diesen Krieg ein.“ „Jawohl, zweite Kommandantin Athena!“ „Anscheinend bekommst du deinen Wunsch der Einmischung erfüllt. Dir muss allerdings bewusst sein, dass du dich um diesen neuen Finsterlord am meisten kümmern musst, weil er eine Gefahr darstellt, die über ein normales Maß hinausgeht, zumal er die anderen Finsterlords sogar kontrollieren kann.“ Der neue Finsterlord kann die anderen kontrollieren? Ziemlich schwer zu glauben, wenn ich von deren Erzählungen ausgehe, die ich in den ganzen Legenden mitbekommen habe. Ein Finsterlord allein reicht an sich schon aus, um mehrere starke Monster in Schach zu halten. Mal sehen, was ich als Prinz des Lichtes gegen ihn ausrichten kann. ~ Shirado ~ Sehr weit scheint dieses Schlachtfeld nicht zu sein, wenn ich die ganzen Geräusche richtig interpretiere, die ich zu hören bekomme. Trotz der ganzen Erzählungen, wie vielfältig die andere Armee ist, hat sich die Anzahl meiner Wachen sogar verachtfacht. Dabei hätte es super geklappt, wenn ich einen hineingelockt, bewusstlos gehauen hätte – wozu Kerzenständer halt gut sind – um den anderen hinein zu lotsen, damit dieser seinem Kollegen Gesellschaft leisten könnte. Na ja, Plan gescheitert durch Voraussicht des Königs. Verrückt sein, aber trotzdem vorausschauend planen – witzig finde ich dieses Paradox kein Stück. Im Gegensatz dazu habe ich von Legenden, Sagen und Verbindungen der Monster und Menschen durch – alle vierhundertfünfundachtzig Bände. Es hat eher den Anschein, dass diese Sammelauflage allein schon die Privatsammlung von Gren ist. Alterstechnisch sind sie regelrecht tauglich für ein Museum. Kein Wunder, dass er mich betont gebeten hat, besonders gut auf die Bücher aufzupassen. Neues Wissen zu erhalten hält jung sowie fit im Kopf und zeugt von einer Intelligenz, die gegen diese verbreitete Massendummheit antreten kann. Zumindest konnte Brron bisher keine Vereinigung mit mir erzwingen, weil er die letzten Monate genug zu tun hatte. Ob mein Glück dahingehend länger anhält? Sicher bin ich mir dahingehend keineswegs, aber ich versuche weiterhin diesen Schritt zu umgehen. Lauter werdende Kampfgeräusche und Schmerzensschreie kann ich hören, genauso wie die Erschütterungen spüren, wenn zwei starke Angriffe aufeinanderprallen. Heftig geht es dort draußen wohl zu und dass nur wegen uns Menschen sowie meiner Position als Siegelmeister und Beschwörer. Schuldgefühle breiten sich erneut in mir aus. Unter anderen Umständen wäre es sicherlich gar nicht erst zu diesem Krieg gekommen. Jedenfalls sollte ich irgendwie versuchen mich hinauszuschleichen und meine Monsterfreunde mit mir nehmen – auch wenn eine größere Gruppe mehr Aufmerksamkeit erregt, wie ich nun weiß. Dabei dachte ich immer, dass mehr Leute um einen herum eine bessere Variante wäre. Einzelgänger zu sein vereinsamt einen doch zu sehr. Wie dem auch sei, muss ich mir endlich einen Zug überlegen, damit ich die sechzehn Wachen ablenke. Im Badezimmer könnte ich die Toilette verstopfen, aber dann würde ich maximal zwei von ihnen ablenken sowie einsperren können. Diese Option entfällt somit ins Wasser. Was könnte ich noch machen? Sonst habe ich viele Ideen, aber wenn es um eine Flucht geht oder Ähnlichem, scheint das Brett vor meinem Kopf extra dick zu sein. Komm‘ schon, Shirado, du schaffst das! „Hey! Stehenbleiben!!“ Nachdem diese Worte meine Ohren erreichen erfolgt eine Explosion, die recht zerstörerisch die komplette Wand zum Flur hin vernichtet hat. Wow, ich sollte wohl aufpassen, was jetzt auf einmal hier angekommen ist. Viel Raum zum Flüchten habe ich keineswegs, allerdings sollte ich Plagg mit mir nehmen, denn Adrien würde sonst traurig werden. Davon gehe ich jedenfalls aus, weil er diesem sicherlich viel anvertraut, so als einzigartiges Maskottchen. Langsam sickert der restliche Staub zu Boden, sodass ich mehr erkennen kann und keuche erschrocken auf, als ich das neue Monster zu sehen bekomme, welches geradezu Finsternis ausströmt, als würde es diese selbst sein. Angst macht sich schon in mir breit, besonders wegen dem stechenden Blick in meine Richtung, obwohl die Augen mir irgendwie vertraut vorkommen – auch wenn sie in tiefstes Schwarz verhüllt wurden. Vom stechenden Blick wechselt es in einen eher lustvollen und der Körper scheint auch direkt im unteren Bereich zu reagieren. Also DAS ist selbst mir neu, dass ich solch eine Wirkung auf ein Monster habe – bei anderen ist mir das noch nie passiert. Liegt dies vielleicht auch am recht durchsichtigen Negligé? Tief in mir kommt überraschenderweise kein Fluchtinstinkt hoch, als es auf mich zugeht. Manche würden meinen, dass ich jetzt flüchten sollte und das wäre in anderen Fällen sinnvoll, jedoch spüre ich eher irgendwas sehr Vertrautes in diesem Monster, sodass ich einfach dort bleibe, wo ich gerade bin. Fast ist es bei mir, als noch jemand hierherkommt und ich diesen Jemand sogar erkennen kann, von dem ich keineswegs gedacht hätte, dass dieser sich verkleiden würde. „Ali? Was machst du denn hier?“ Überraschend finde ich es schon, dass gerade er hier in einem recht himmlischen Outfit voller Reinheit lichterloh erstrahlt und das Monster kurzerhand durch die Fensterwand gedonnert hat. Somit habe ich nun ein doppelt offenes Konzept, welches in der Nacht und im Winter sicherlich schwer zu ertragen sein wird. „Genauso wie die anderen bin ich hier, um dich zu retten, jedoch sind die Finsterlords erschienen und dieser hier ist wohl ihr neuer Anführer. Chaos beherrscht nun das komplette Kampfgeschehen und die Kämpfe haben sich gesplittert.“ Blitzschnell rammt ihn dieser neue Finsterlord direkt in das Ankleidezimmer. Macht mir nichts aus, denn die ganzen Negligés können sich gerne in Luft auflösen oder halt in ihre einzelnen Bestandteile. Keine Sekunde lässt Ali verstreichen ehe er dem Monster wieder eine verpasst. Beide benehmen sich recht merkwürdig, wie sie stumpf gegeneinander kämpfen und ihre Umgebung nach und nach dafür ausblenden. Am besten mache ich mich nun aus dem Staub, denn ich besitze keine robuste Haut oder gar eine Rüstung, die mich vor solchen Angriffen schützen könnten. Technisch gesehen fliehe ich auch gar nicht, sondern bringe in Sicherheit, weil ich mit dem Kampf an sich nichts zu tun habe. Frei ohne Wachen zu sein finde ich nach solch langer Zeit recht merkwürdig, doch ebenfalls angenehm. Freiheit wirklich zu fühlen kann ich auf später verschieben, denn die zwei geben noch mehr Gas mit ihren Angriffen, sodass ich weiter von ihnen wegkommen sollte. Nichtsdestotrotz hebe ich eine Karte auf, die ich entdeckt habe, denn Portalkarten sind wahre Schätze und gehören zum Lebenszyklus dieser Welt – niemals würde ich eine davon im Stich lassen, egal was vorher passiert war. Ziemlich viel hat dieser neue Finsterlord schon auf dem Weg zu mir zerstört. Gegen diesen Kraftprotz versucht Ali sich ganz alleine? Eine große Hilfe wäre ich kein Stück gewesen, aber ehrenvoll war mein Abgang ebenfalls nicht. Es ist schwer die richtigen Entscheidungen zum richtigen Zeitpunkt zu treffen. Sollte ich mich korrekt erinnern, dann müsste ich fünf Stockwerke nach unten, zwei Gänge rechts und drei weitere hinunter, um zur Eingangshalle zu kommen – oder ich verfolge einfach die Spuren der Zerstörung, die das Monster hinterlassen hat – Hauptsache ich komme sicher unten an und kann Schwarzer Magier aus seiner Zelle im Verlies befreien. Unsicher bin ich mir schon dabei, denn ich habe keine besonderen Kräfte, falls mich ein Monster angreifen würde, weil es im Kampfrausch ist. Ganz ruhig, Shirado, du schaffst das schon – irgendwie jedenfalls. Irrwitzig ist meine Handlung schon, weil ich ohne Begleitung und Schutz handle, jedoch will ich diesen Krieg beenden, bevor die Monster für immer auseinandergehen werden. Oh weh, hier scheint der neue Finsterlord mal eben die verstärkte Außenwand eingerissen zu haben. Wie komme ich jetzt durch den ganzen Schutt, damit ich auf die andere Seite kommen kann? „Hierher, Shirado! Beeile dich!“ Überraschenderweise hat Gren mich gefunden und wohl schon angefangen Schutt wegzuräumen, denn eine Nische hat er freigelegt, von wo aus er mich zu sich winkt. Lange brauche ich darüber keineswegs nachdenken und klettere das Stück hoch, um die Nische zu nutzen, die sogar mehr Platz bietet, als ich es von unten her erahnen konnte. Auf der anderen Seite angekommen sieht es noch schlimmer aus, als ich es mir je hätte vorstellen können. „Hier hat der Finsterlord zuerst zugeschlagen – die Vampire hatten keine Chance gegen ihn.“ Vampire? Diese sollten also zusätzlich als Bewachung dienen und somit hat besonders der Vampirlord einen dicken Dämpfer für sein Ego erhalten. Dessen Portalkarte liegt sogar im Schutt und ich kann sie an mich nehmen, was den Taktiker mich merkwürdig ansehen lässt. „Bist du dir sicher damit, Shirado?“ „Selbstverständlich Gren, auch wenn wir unsere Differenzen hatten, werde ich den Vampirlord keineswegs einfach im instabilen Schutt zurücklassen. Jedes Monster hat ein Recht zum Leben und zum Kämpfen, wenn ich deinen Wortlaut richtig rezitiere.“ „Nein, es war das Recht zu leben und zu kämpfen. Erneut hast du einfach einen Buchstaben hinzugefügt, sodass eine doppelte Wortnutzung…, egal, ich bin froh, dass es dir gut geht. Dies hier ist der Universalschlüssel für den Kerker – ich muss zurück zum König.“ Zum Abschied sowie Dank umarme ich Gren und wir trennen uns danach. Dass er mir hilft bedeutet mir viel. Zu lange sollte ich nicht an diesem Fleck verweilen, denn ich muss diejenigen retten, die zu mir gehören. Ob unten noch Wachen sind? Hoffentlich nicht, denn ich habe keine Ahnung, wie ich erklären soll, weswegen ich da bin. Rettungsmission und einfach nur als Besuch kommen kann ich gleich in den Wind schießen, sollte ich diese Ausreden nutzen. Vorsichtig öffne ich die dicke Tür und kann den Anfang der fast endlosen Treppe sehen. Besser wäre es, wenn ich eine Fackel mit mir nehme, denn bei meinem Umzug hinauf wurde zumindest eine benutzt. Da ich runterlaufe kommt mir der Weg viel kürzer als vor einem halben Jahr vor, was nur gut für die jetzige Situation ist. Unten angekommen muss ich kurz verschnaufen, denn das war zu viel des Guten, da ich kein Training mehr machen konnte – was sich schlecht auf meine Darbietungen auswirken wird. Bis ich meinen ehemaligen Stand erneut erreicht habe, dauert es sicherlich einige Monate. Darüber in Gedanken zu lamentieren bringt mir auch nichts ein, weshalb ich meinen Weg fortsetze. Langsam taste ich mich eher voran, denn ich habe immer noch ein ungutes Gefühl dabei, alleine im Kerker umherzuirren. Ah, hier war meine Zelle, wenn ich mich richtig erinnere. Demnach müsste die von Schwarzer Magier etwas entfernt von hier sein. „Meister?“ „Endlich sehe ich dich wieder, Schwarzer Magier. Wie steht um deine Magie?“ „Seit der Trennung von Euch noch schlechter, jedoch bin ich höchst erfreut darüber, dass es Ihnen bestens geht – auch wenn Ihre Kleiderwahl eher dem Bettgesellen meines vorherigen Meisters ähnelt.“ Liege ich also doch richtig damit, dass der Pharao die Monster dahingehend beeinflusst hat – dieser arrogante Schönling. Arrogant trifft ihn nicht direkt, sondern eher, ich weiß einfach kein Wort, welches ihn genaustens beschreiben würde in dieser Lage, denn Perversling klingt zu hart. „Andere Auswahl konnte ich keineswegs treffen, aber genug davon, ich befreie dich zuerst.“ Der Universalschlüssel funktioniert einwandfrei und die Zellentür öffnet sich zwar quietschend, aber solange keine Wache hier umherschwirrt, geht das schon in Ordnung. Erst einmal muss ich ihn umarmen, denn das Wiedersehen war längst überfällig. „Wieso umarmen Sie mich, Meister?“ „Dummkopf! Natürlich, weil ich dich vermisst habe!“ Ahnungslos zu sein gehört wohl auch zu seinem Magieverlust, denn sonst gibt er solche Worte weniger von sich, außer er möchte mich auf eine andere Spur bringen, wie in dem halben Jahr hier unten. „Wie tief in den Kerker müssen wir noch, um die anderen zu befreien?“ „Welche anderen denn? Seit Ihrer Verlegung habe ich weder ein anderes Monster gespürt noch gehört. Nur der Wächter der Kerker geht seine Runden.“ Ein Wächter existiert also doch, nur habe ich diesen bisher nicht kennenlernen können. „Wartet, jetzt spüre ich wieder andere Präsenzen hier. Sehr tief im Kerker scheinen Monster zu sein, die Ihrer Aura ähneln, Meister.“ Plötzlich kann er Auren erkennen? Erinnert mich an das Lucario, welches nicht mehr die Küche im Café bewacht, sondern den Eingang zum Etablissement, damit schlechte Personen sich erst gar keinen Zutritt verschaffen können. Achromas ist echt ein Erfinder, gegen den niemand eine Chance hätte, würde er verrücktspielen. Definitiv eine Variante von Gegner, die ich niemals im Leben erleben möchte. „Gehen wir nun tiefer in den Kerker hinein oder schlagen wir erst den Kerkerwächter bewusstlos?“ „Gemein von dir, deinen ehemaligen Spielkameraden niederschlagen zu wollen, Shirado.“ Erschrocken fiepse ich kurz und wende mich dann dem Monster zu, welches wohl in der Zellentür hinter mir zu stehen scheint, weil die Stimme eindeutig von dort stammt. Überraschend schaue ich nun in das Gesicht von Dharc, der finstere Zauberer. Mein erstes Monster, was ich von Opa Max erhalten habe und gerade dessen Karte habe ich leider verloren, als ich von einem heftigen Sturm überrascht wurde. Als ein Kind macht man sich halt nicht allzu viele Gedanken um das Wetter, wenn man spielen möchte. Verlust- und Trauergefühle steigen in mir auf, gleichzeitig mit den Glücksgefühlen – ein merkwürdiges Gemisch. Reagieren kann ich erst nach einigen Augenblicken und ich werfe mich direkt an ihn, sodass er mit mir gemeinsam auf den harten Steinboden des Kerkers knallt. „Autsch! Willst du mich etwa auch noch körperlich verletzen?!“ Anscheinend fühlt er eine starke Verbitterung mir gegenüber, aber diesen Gedanken wischt er selber weg, als er mich von sich aus umarmt und bei sich hält sowie murmelt, dass er mich vermisst hat – auch wenn er meint, dass ich es nicht gehört habe. Mit einem leichten Zittern macht die Umgebung auf sich aufmerksam und ein bisschen Dreck rieselt von der Decke hinunter. „Bösartige Finsternis und gerechtes Licht kommen näher hierher, genauso wie standhafte Erde, intelligenter Wind, neugieriges Feuer sowie klangvolles Wasser, die noch einige Hürden überwinden müssen.“ Wow, die Magie scheint echt mit dem Kontakt zu mir zu ihm zurückzukehren. Inwieweit er denn agieren kann, steht noch aus, aber da er kein bisschen schwebt, dauert es wohl noch eine Weile. „Alle sechs legendären Krieger kommen hierher? Weshalb sollten die gerade hierherkommen?“ „Meister Shirado ist die göttliche Macht, Dharc.“ Woher weiß denn nun Schwarzer Magier davon? Bis jetzt hat er mir davon kein einziges Wort gesagt. Gemein finde ich das schon, denn wenn ich mehr vorher gewusst hätte, hätte ich besser handeln können oder bedachter. Je nach dem wäre vielleicht einiges anders abgelaufen, als es nun der Fall ist. Ja, ich hätte vielleicht den Krieg anders beeinflussen können, anstatt einfach so zu tun, als würde ich einigermaßen mit Brron kooperieren. Wenigstens Gren konnte ich auf meine Seite ziehen. Ohne diesen wäre ich nicht hier unten im Kerker. „Hmmm…, dann muss es wohl Schicksal sein, dass der Sturm mich hierhergebracht hat, um diese Stelle anzutreten. Der Kerker und ich sind miteinander verbunden, aber dies ist nicht weiter von Belang, denn ich öffne einfach alle Zellen und lasse die Monster heraus, die hier gefangen gehalten wurden.“ „Warte, Dharc! Ihr beiden seid verbunden – würde dich dieser Schritt dann nicht vollkommen auslöschen?“ „Frei heraus antworte ich dir darauf, dass dem so ist, Shirado.“ Gerade erst habe ich ihn wieder in meiner Nähe und schon verschwindet er? Nie mehr in meinem Leben! „Lieber gehe ich mit dir den ganzen Kerker durch, anstatt dich zu opfern!“ Blöder Dharc! Da ist man einige Jahre durch ein blödes Wetterphänomen getrennt und er macht nach dem Wiedersehen sofort einen auf blöden Superhelden. Laut donnert das Geräusch von einfallenden Mauerstücken zu uns hinunter und ich muss mir sogar die Ohren zu halten. Wütendes Gebrüll kommt prompt danach und sogar mit höherer Lautstärke, dass selbst das Zuhalten meiner Ohren nichts nützt. „Welches Biest hat seine Kontrolle verloren?“ „Frage mich nicht, Dharc, aber ich weiß, dass Ali hier ist und gegen es kämpft.“ „Wer ist Ali?“ „Ach ja, den kennst du leider nicht. Ali ist ein Prinz und mein Silvesterfreund – jedenfalls bezeichnen wir uns so, weil wir uns bisher nur an Silvester bei Opa auf der Insel gesehen haben.“ „Entschuldigt, dass ich Sie unterbreche, Meister, jedoch wäre es angebracht, dass wir zu einer Entscheidung kommen, denn die bösartige Finsternis scheint hinter Ihnen – auf mir unerklärlicher Weise – her zu sein.“ Nicht nur hinter mir her, sondern es will auch in mir rein – sofern ich die Reaktion der unteren Hälfte von diesem Wesen korrekt verstanden habe. „Unerklärlich ist es nicht, Schwarzer Magier, sondern reiner Instinkt. Dieses Wissen solltest du allerdings besitzen.“ „Zu lange war ich hier gefangen, sodass mir einiges entschwunden ist, Dharc. Nichtsdestotrotz sollten wir endlich zu einer Entscheidung kommen, denn nun mischen auch die anderen Krieger mit und ich glaube kaum, dass die Mauern hier unten viel aushalten, was starke Attacken betrifft.“ Recht hat er zwar, dennoch wüsste ich keinen Weg hier hinaus, weil ich so gut wie gar nichts vom Schloss – besonders den Kerker – durchwandern durfte. Auf Dharc könnten wir uns schon verlassen, aber wenn ich es noch richtig in Erinnerung habe, dann ist dieser Kerker wie ein Labyrinth und dementsprechend riesig sowie mit einigen Sackgassen bestückt. Lange darüber im Kopf Irrungen und Wirrungen auszukundschaften bringt rein gar nichts, weswegen ich einfach meinem Monsterfreund die Führung überlasse, sodass wir andere ebenfalls befreien können, ohne dass er sein gesamtes Sein dafür aufgeben muss. Somit geht es tiefer in das Labyrinth und ich wäre wirklich niemals alleine zurechtgekommen. Wer auch immer der Architekt war, der hat diesen Kerker wahrlich dem Zweck entsprechend umgesetzt. An einer Zelle halten wir an und der Wächter schließt auf. „Ist denn schon wieder Zeit für das geheime Treffen, Dharc?“ „Es ist eher Zeit für die Umsetzung des Besprochenem, Walküre des Magiers.“ Tatsächlich schwebt sie aus dem Schatten heraus und als sie Schwarzer Magier und mich sieht, werden wir beide umgeworfen – wobei ich den harten Boden gerne vermieden hätte. „Onkel und Shirado, ihr beiden seid wirklich hier!“ Wiedersehensfreude bei einem Monster, welches ich selten gesehen habe zu erleben, fühlt sich so an, als würde ich mit Vater oder Opa kuscheln. Recht merkwürdig finde ich diesen Vergleich, aber er beschreibt ihn am besten. „Weiter geht’s, los!“ Plötzlich drängt uns Dharc, allerdings sind die Kampfgeräusche ebenfalls nähergekommen, weshalb ich ihn verstehen kann. In einer anderen Zelle holen wir Seiyaryu heraus. Sein Leuchten hat der rosa Drache durch den Kontakt zu mir zurückerhalten und nun können wir auch mehr im Kerker erkennen, was die Sache erheblich vereinfacht. Ungewöhnlich finde ich diesen Schmusedrachen schon, denn ich weiß nur, dass Opa diesen limitiert auf den Markt gebracht hat, jedoch ich keine Karte von diesem erhalten habe. Na ja, beschweren will ich mich keineswegs, denn ein Schmusedrache, der als Scheinwerfer fungieren kann, ist besser, als ein wildgewordenes sowie unzähmbares Monster bei sich zu haben. Tief sind wir schon vorgedrungen und kommen nun zu den größeren Zellen, wo auch mehr Insassen drinstecken oder aber größere Monster. Immerhin kann ich Flügelweber und Shinato wiedersehen sowie Ritter Des Buben und Dunkler Feuersoldat 1. Viele meiner Monster wurden gefangengenommen und zumeist ihrer Kräfte beraubt, wie ich gerade selber erlebe – und der Kontakt zu mir gibt ihnen nach und nach ihre Macht zurück. Wirbelwind-Wunderkind, Beschützer mit den blauen Augen und sogar der Torwächter sind hier. Kurz vor Ende des Kerkers habe ich meine eigene kleine Monsterarmee, allerdings versperren uns Statuen den Weg, die alle einem Monster ähneln, welches nur andere Rüstungen trägt. Schwarz Glänzender Soldat, Schwarz Glänzender Soldat – Gesandter der Abenddämmerung, Schwarz Glänzender Soldat – Gesandter des Anfangs und Schwarz Glänzender Soldat – Heiliger Soldat versperren uns den letzten Abschnitt, wobei auch die geflügelten Monster nicht über sie hinwegkönnen. Planlos herumzustehen bringt uns auch nichts und von daher denke ich mir, dass der Kontakt mit mir ihnen auch helfen kann, zumal ich ahne, dass diese Monster ebenfalls zu mir gehören. Bei Kontakt bricht die steinerne Fassade von einem der vier, sodass ich einfach die Berührung aufrechterhalte, bis dieser Steinfluch von Schwarz Glänzender Soldat genommen wurde. Einige Sekunden braucht dieser, bis er realisiert, dass er frei ist und geht sogar auf die Knie, was mich wiederum verwirrt, weil ich damit in diesem Moment kein Stück gerechnet habe. „Ihr, Nachfahre meines vorherigen Lords, habt mich befreit. Euch diene ich von nun an. Möge mein Schwert Eure Feinde niederstrecken und mein Schild Euer Leben beschützen.“ „Redet ihr Monster meistens so geschwollen? Schwarz Glänzender Soldat, mir reicht es schon, dass Schwarzer Magier mich immer Meister nennt und siezt – das mag ich nicht mal, aber er kann es nicht abstellen. Von daher würde ich es eher begrüßen, wenn du mich wie die anderen Monsterfreunde von mir behandelst – offen, ehrlich und liebevoll. Ist dies für dich in Ordnung?“ „Wie Sie wünschen, Mylord.“ Wunderbar, er hat es nicht verstanden und ich seufze deswegen nur gestresst einmal aus – jahrelange Charakterbildung möchte ich auch nun wieder nicht dementieren und lasse es so, wie es ist, stehen. Die drei anderen machen die gleiche Prozedur und ich komme mir vor, als ob ich meinen Hofstaat gerade eingesammelt hätte. Wenigstens kommen wir nun weiter und müssen durch das riesige Tor durch, wobei nicht mal Dharc weiß, wohin wir kommen. Sein Kerker endet wohl hier, weswegen wir uns nun auf unbekanntem Terrain befinden, welches sich als eine Art Kultstätte entpuppt. Mir graut es schon davor, dass meine Fantasie mir einiges in den Kopf setzt, aber der Kommentar von Schwarzer Magier macht es kein Stück besser. Drei riesige Gestalten – zumindest vom Schein des Feuers her, welches die Schatten an die Wände wirft – kommen in unsere Richtung und alle Monster machen sich sogar kampfbereit, obwohl ich kaum glauben mag, dass hier hinten, am Ende des Kerkers, irgendein Sympathisant der finsteren Seite gefangen gehalten wird. Mit jedem Schritt in unserer Richtung werden die Schatten kleiner und kommen mir persönlich kaum noch bedrohlich vor, bis um der riesigen Feuerschale die drei Diener zu uns kommen. „Diener von Ra, Diener von Obelisk und Diener von Slifer – euch geht es ebenfalls gut. Da bin ich erleichtert. Wieso seid ihr drei überhaupt hier?“ Fragen kostet bekanntlich nichts und ich bin sowieso recht neugierig, wieso gerade hier in der Monsterwelt ich eine große Rolle spiele, nur weil mein Vorfahre mit ihnen in Kontakt war. „Durch uns konntest du, Shirado, alle Portalkarten der Gefangenen erhalten.“ „Durch uns bist du bisher unbeschadet geblieben, Shirado.“ „Durch uns, Shirado, haben die Monsterfreunde deiner Freunde sie gefunden.“ „Durch uns wirst du den nächsten Aspekt deiner Macht erhalten, Shirado!“ Gruselig, wie die drei erst einzeln und dann am Ende unisono meine Frage beantworten. „Okay? Danke dafür, wobei ich nicht weiß, wieso ihr nicht mit mir geredet habt.“ „Dies liegt daran, dass wir nicht durch die magische Barriere der Soldaten konnten.“ „Gezwungen hier zu bleiben haben wir uns der göttlichen Magie bedient.“ „Somit konnten wir dir bei deinem Auftritt beiwohnen und die Seelenkarten mit den Seelen der Monster verknüpfen.“ Erklärt zumindest, wieso ich mehr Monsterfreunde habe, ohne diese wirklich von früher her zu kennen. „Wir Diener gehören speziell nur dir und können nicht woanders gefunden werden.“ „Wir Diener kommunizieren mit den Göttern und wurden von ihnen erschaffen.“ „Wir Diener befürworten allein deinen Weg, den du beschreiten willst.“ „Uns Diener kann niemand beherrschen außer du selbst.“ „Könntet ihr drei die Art und Weise, wie ihr etwas erklären wollt, bitte unterlassen? Davon bekomme ich Angst sowie unangenehme Gänsehaut.“ Falsch verstehen sollen die drei mich keineswegs, jedoch finde ich ihre Art der Erklärung eher unheimlich und nervig, anstatt interessant und informativ. Alle drei menschlichen Miniaturausgaben der Götter schauen sich an und danach mich, ehe sie sich entschuldigend verbeugen. Geklärt hätten wir nun diese Sache, womit ich mich dem Gesagten intensiver zuwenden kann. Diener von Sleifer, Diener von Obelisk und Diener von Ra sind Monster, die es im regulären Spiel von Opa Max also gar nicht geben kann – damit darf ich sie auch nicht in einem Duell verwenden, sollte es denn je wieder dazu kommen. Trotz dessen haben sie eine Existenzberechtigung speziell für mich, haben mir neue Portalkarten geschickt und mich somit mit neuen Monstern verbunden, die meine Aufgabe von Opa gesehen haben – was mir jetzt im Nachhinein peinlich ist. „Weißt du, wo du hier bist, Shirado?“ Von unmöglicher Konversationsart zu einer recht eindeutigen Fragestellung – die können sich echt gut den Umständen entsprechend anpassen. Da ich sowieso keine Ahnung habe, wo genau wir hier gerade sind – außer, dass es sich um eine gruselige alte Tempelanlage halten könnte, wo man früher blutige Opfer dargebracht hatte – verneine ich die Antwort, denn im Kerker von Burg Finster sind wir definitiv nicht mehr. „Ihr alle befindet euch am Altar der Göttlichkeit. Einst stand hier ein prächtiger Palast, welcher groß genug für die Götter war. Nachdem sich diese jedoch zurückgezogen haben, konnte das Böse, welches ebenso uns Monster heimsuchen kann, das Heim unserer Götter übernehmen. Monster sind durch ein Portal in die Menschenwelt gelangt und wüteten dort mit Grausamkeit umher, welche Ihresgleichen gesucht hatte.“ „Um weitere Ausschreitungen des Bösen zu verhindern, kooperierten die nicht verseuchten Monster mit den damaligen Menschen, die selbst ein Konstrukt des Bösen waren, jedoch sich ebenso davon befreien konnten. Kooperierte Operationen gegen das Böse führten zu einer Versiegelung eben dieser, womit wir bei deinen Vorfahren wären.“ „Unsere Götter kamen dafür herab und schenkten ihnen die Möglichkeit mit uns Monstern in Kontakt zu bleiben. Jedoch nahm die Entwicklung der Menschen viele törichte Fortschritte an, sodass sie uns nach und nach vergaßen, bis Maximillion es geschafft hat, dass die Freude und Verbundenheit zwischen Monstern und Menschen wiedererweckt wurden. Allerdings kam damit auch das Böse zurück, welches sich verteilt hatte, bevor es versiegelt wurde.“ Konversationsführung müssen die drei dringend lernen, denn ihre unheilvolle Weise, Informationen auszusprechen, lässt es mir eiskalt den Rücken hinunterlaufen. Für sie muss das ziemlich schwierig sein, neutral oder positiv zu klingen. „Und was hat die Zerstreuung des Bösen nun mit mir direkt zu tun?“ Eine – wie ich finde – berechtigte Frage, denn gegen die Dummheit und Boshaftigkeit der Menschen kann ich nichts machen – die ist so fest verankert, dass gutes Verhalten kaum noch an Beachtung erhält und sollte jemand sich entsprechend verhalten, gibt es gleich einen riesigen Trubel, als ob es keine Selbstverständlichkeit mehr wäre. „Nichts.“ Unisono antworten die drei mir auch noch stumpf, dass ich nichts mit diesem Bösen zu tun habe. Wozu erklären die dann langatmig alles? Am liebsten würde ich denen gerade aus einem Impuls heraus ein paar Kopfnüsse verpassen. Einzig das grollende Gebrüll hält mich davon ab, diesem Impuls nachzugehen, da es noch näher ist, als zuletzt. „Derjenige, der in der Finsternis weilt, ohne genügend Wissen erhalten zu haben, hat damit zu tun. Angezogen von deiner begehrenswerten Göttlichkeit wird er jeden Gegner aus dem Weg räumen, um dich in Besitz zu nehmen, Shirado.“ Erneut schweifen sie ab und ich komme mir vor, als ob ich hier drei Clowns hätte, die einfach nicht verstehen wollen, was ich von ihnen erfahren möchte, anstatt nur Scherze zu sehen sowie zu hören. „Soll dies bedeuten, dass einer der sechs Menschen das Siegel ohne vorheriges Wissen geöffnet und somit das Böse in sich aufgenommen hat?“ Schwarzer Magier scheint wohl eher aus dem Geschwafel der drei Diener irgendwas herausfiltern zu können. Das gleichzeitige Nicken der drei macht die Situation auch nicht gerade rosiger. Ali kann es schon mal nicht sein, aber wer hinter diesem dämonisch aussehenden Brüllaffen steckt, weiß ich auch nicht. Diese grünen Augen von diesem Wesen jedoch… „Stopp! So ganz komme ich gar nicht mehr mit. Ihr sagt, dass ich nichts mit dem Bösen zu tun habe, jedoch gehört derjenige, der von diesem eingenommen wurde doch zu denjenigen, die zu mir gehören, was insofern bedeutet, dass ich doch etwas damit zu tun habe, auch wenn ihr erst gesagt habt, dass dem so nicht ist, wodurch ich nun eure Kompetenz in Frage stelle, weil es ehrlich kein Stück so weitergehen kann. Kommt auf den Punkt und fertig ist der Laden.“ Unberührt über meinen Ausbruch zeigen sie hinter uns alle und wir können diesen Dämon erkennen, wie er wohl das letzte Stück zu mir hetzt. „Dieser eine Mensch, der unwissentlich das Böse wieder befreit hat, will nur zu dir, Shirado.“ „Unglücklicherweise hat er die Macht, die er absorbiert hat, keineswegs unter Kontrolle, sodass er eine Gefahr für alle darstellt.“ „Nun musst du entscheiden, was mit ihm passieren wird.“ Spinner! Technisch bin ich wohl am wenigsten aufgeklärt von allen hier und soll nun entscheiden, was mit demjenigen passieren soll, der aus Versehen das Böse aufgenommen hat. Dazu müsste ich erstmal wissen, wie ich dieses aus diesem herausbekomme oder ob das überhaupt geht oder was weiß ich noch was. Gedanklich klopft die Überforderung an dem Eingang meiner Gedankengänge. Keine Planung oder ein Lehrplan hätte mich auf solch eine Situation vorbereiten können – wenn man mein bisheriges Leben betrachtet. Nichtsdestotrotz muss ich mich für ein Vorgehen entscheiden, welches im Moment am besten ist. „Dharc, Schwarzer Magier und ihr drei Diener bleibt bei mir – euch andere bitte ich darum, alle sechs Krieger gefangen zu nehmen. Dies ist mein direkter Befehl und ich wünsche mir, dass niemand wirklich ernsthaft verletzt wird – egal von welcher Seite. Abmarsch!“ „Jawohl!“ Mir egal, was andere machen würden – mein Weg ist derjenige, der möglichst wenig Verlust und Opfer birgt. „Klug gewählt, alle sechs gefangen zu nehmen. Dadurch können wir das Ritual durchführen, wodurch du den Segen der Monsterwelt erhältst, Shirado.“ „Springt ihr gerne von A nach B, C, D, E, F, G und H?! Klartext zu reden gehört wohl nicht zu euren Stärken und in diesem Augenblick reicht es mir! Ich stelle euch jetzt genau zwei Fragen und verlange, dass die Antworten klar, deutlich und verständlich ausgesprochen werden!“ Herrschaftszeiten – bin ich doch eher in einem Traum gefangen, der an meinen Nerven kratzt? „Na gut, bevor rationales Handeln in emotionales Handeln umschlägt, werden wir uns kurzfassen.“ Es geht doch! Etwas besser gelaunt bin ich durch deren Aussage schon und bin gespannt, ob die es hinbekommen. „Gut – hier meine Fragen. Was hat es mit den sechs Kriegern auf sich und was für ein Ritual sowie dessen Auswirkung meint ihr?“ Gezielte Fragen habe ich nun gestellt und die Antworten fallen hoffentlich recht aufklärend aus. „Finsternis, Licht, Erde, Wasser, Feuer und Wind sind in der Monsterwelt unsere Elemente. Darüber steht die Göttlichkeit, die als Göttlich betitelt wird. Unsere Götter haben diese sieben festen Strukturen als Grundpfeiler unserer Entwicklung gesetzt. Göttliche Monster sind die Götter selbst. Uns Diener haben sie mit doppelten Eigenschaften ausgestattet. Diener von Obelisk hat Finsternis und Erde, Diener von Ra Licht und Feuer, während ich Wind und Wasser vereine. Darum können wir drei auch nicht in dem Spiel auftauchen, welches dein Großvater den Menschen der heutigen Zeit nähergebracht hat. Zu den anderen elementaren Eigenschaften gibt es Kräfte, die sich ihren Träger aussuchen, sobald sie in Kontakt mit Monstern treten können. Nur hier können diese Menschen diese Art der Kräfte nutzen und deine Freunde sind es, die erwählt worden sind. Unzumutbar ist es jedoch, dass einer von ihnen das Böse absorbiert und somit seine Macht verstärkt sowie unentbehrlich gemacht hat. Und dieser Mensch ist derjenige, von dem du diesen... dieses Tierchen hast, welches du bei dir trägst.“ Adrien? Weswegen sollte der denn dem Bösen nachgeben? Er ist von Grund auf ein herzensguter Mensch – auch wenn er recht flott eifersüchtig werden kann, wie ich schon herausgefunden habe. Zudem wundert mich die kleine Pause, die Diener von Slifer vorhin getan hat, als ob er ein anderes Wort auf die Schnelle suchen musste. Na ja, schlauer bin ich ein kleines Stück, obwohl mich immer noch wundert, dass Menschen diese Kräfte hier erhalten können. Gerade diese tragen doch Schuld an diesem Krieg, wenn man genauer nachforscht. „Anscheinend weißt du nun, wer das Böse absorbiert hat und hier randaliert. Lediglich eine Sache gibt es noch zu erwähnen, was deine erste Frage betrifft – die sechs Krieger beschützen den Menschen, der als Göttlich eingestuft wird. Sofern du es noch nicht weißt, es war dein Vorfahre Pharao Atemu, der ebenfalls diese Eigenschaft erhalten hat, die du schon seit Jahren innehast.“ Nachzufragen, ob man überhaupt solche Mammutaufgaben erhalten möchte, scheint keine gängige Methode zu sein, die das Schicksal anwendet. Erst bin ich dieses, dann noch jenes und zusätzlich welches. Hallo? Wo ist die berühmte versteckte Kamera, wenn man sie mal braucht? Ergebens seufze ich, denn aus dieser Misere komme ich sicherlich keineswegs einfach so heraus, auch wenn ich es gerne machen würde. Viel zu viel Last auf meinen zarten Schultern und das auch noch in meiner Jugend. Jetzt denke ich auch schon, dass ich recht alt bin, klasse! Zirpende Zitterlein zünden Zaumzeug zum Zäunen an. Gehirnfunktionen stehen bei mir noch alle am rechten Platz, sonst könnte ich solch einen Satz keineswegs herausposaunen in meinen Gedanken, also ist alles echt und ich träume keinesfalls, was – je nach Blickwinkel – gut oder schlecht sein kann. „Das Ritual der Göttlichkeit braucht alle sechs Krieger sowie dich, damit es funktionieren kann. In Kombination aller Eigenschaften wird der Palast zurückkehren, wie er einst war und die Götter senden dir ihren Segen, Shirado. Zwar schmerzt der Vorgang, wegen der hohen Intensität an Macht, allerdings sollte der Schmerz aushaltbar sein.“ Kleinlich will ich ja nicht andauernd sein, aber es klingt eher danach, als ob die Schmerzen einen umbringen könnten. Sollte ich wirklich dieses Ritual vollführen? Schmerzen möchte ich nur allzu gerne vermeiden – wer würde das nicht? Ohne Ärzte wären wir generell aufgeschmissen, aber wer ist in der Monsterwelt bitte ein Arzt? „Würde das Böse im finsteren Krieger nicht dafür sorgen, dass dieses Ritual keineswegs vollendet wird?“ Anscheinend bin ich nicht der einzige, der sich den Kopf über diese Situation hier zermartert. Lediglich die Antwort auf diese Frage kann mich dazu bringen mitzumachen oder abzulehnen. „Jenseits unseres Horizonts würde eine konkrete Antwort auf diese Frage zu finden sein – wir wissen es nicht. Vermutlich ja, jedoch handelt es sich um einen Wirt, der in Shirado verliebt ist. Insofern kann es sein, dass nach der Gefangennahme sowie den Anfängen des Rituals er gegen das Böse ankämpfen könnte.“ Drei Stalker aus der Monsterwelt habe ich also, dass die solche Hintergrundinformationen besitzen kann nur deswegen sein. Schicksal, dich werde ich noch aus den Angeln heben, sodass ich meinen Weg selber fortsetzen kann, ohne deine Züge einfach hinzunehmen! „Egal, ich mache mit. Hauptsache es beendet diesen dämlichen Krieg.“ Von meiner stumpfen Antwort scheinen die Monster überrascht, denn sie sehen mich verwundert an, als ob man mich in den letzten Minuten ausgetauscht hätte. Meine sowieso schon überstrapazierten Nerven liegen vollkommen blank und ich verpasse allen ein paar Kopfnüsse und scheuche besonders die Diener an, alles vorzubereiten. Geduld ist zwar eine Tugend, aber meine ist nun endgültig aufgebraucht. Weiter hinten in dieser Tempelanlage erhebt sich ein steinerner Phönix, dessen Flügel wie ein Schutzschild um den Steinthron unter ihm fungieren. Einige Stufen führen zu diesem herrschaftlichen Platz, worunter ein magisches Mosaik zu sein scheint, denn es leuchtet in verschiedene Farben auf, während sechs Farben allein für sich sind und kreisrund angeordnet das Mandala beenden. Anders kann ich es einfach nicht beschreiben für das, was ich hier zu sehen bekomme. Real ist es, was ich schon festgestellt habe und der Singsang der drei Diener erfüllt diese Halle mit gruseligem Echo. Dharc und Schwarzer Magier stehen beim Thron herum, was wohl auf meinem kurzen Ausraster beruht. Vielleicht sollte ich mich nachher bei ihnen entschuldigen, weil sie mir immerhin helfen wollen und ich einfach nicht mit der Gesamtsituation so gut zurechtkomme, wie ich meine es verarbeiten zu können. Gerade möchte ich etwas sagen, da sind Kampfgeräusche ziemlich nahe bei mir aufgetaucht – denn dort liegt Ali bewegungsunfähig herum, während die anderen Krieger noch gegen meine Monsterfreunde kämpfen. Prompt sind die beiden Thronbewacher bei uns, heben Ali hoch und bringen ihn in einen der sechs gleichfarbigen Muster. Kaum wird er abgelegt, leuchtet das Muster auf und umhüllt ihn, sodass diese Farbe sich unter die anderen mischt, die von allein leuchten. Merkwürdige Art farbiges Licht zu kombinieren, aber dieses Ritual muss wohl schon sehr alt sein, denn ansonsten würde der komische Singsang und die Handhabung anders vorangehen. Nach und nach werden die Krieger besiegt, nur noch Adrien ist übrig, der meine Monsterfreunde rigoros vom Platz fegt – trotz seiner vielen Verletzungen. Kurzerhand ordere ich, dass die Monster sich von ihm entfernen sollen, denn ich habe Angst um ihn, weil er kein Stück auf sich achtet. „Hier bin ich, Adrien. Plagg habe ich ebenfalls dabei. Na los, hole mich.“ Zielscheibe für seinen Angriff zu sein sehe ich als einzige Möglichkeit ihn in sein Feld zu locken, zumal seine untere Hälfte vom Körper sogar auf den Appell in meinem letzten Satz recht eindeutig reagiert. Aussuchen kann ich mir die jetzige Situation keinesfalls, aber wenigstens kann ich irgendwas tun, damit ihm geholfen wird – hoffe ich zumindest. Langsam gehe ich zurück, denn er geht ebenso langsam auf mich zu. Erst inmitten des schwarzen Musters hetzt er blitzschnell in meine Richtung und ich kann von Glück sagen, dass mich der Schreck hat zurückweichen lassen, denn so bin ich nicht mit ihm in diesem dunklen Licht umhüllt. Der Singsang der Diener nimmt an Intensität zu und auch das Lichtgemisch wird stärker. Mittendrin im Mosaik taucht nun ein Muster auf, welches wohl für Göttlich steht, weswegen ich mich dorthin begebe und das Lichtgemisch meinen Körper umhüllt. Am Ende sind wir sieben von unterschiedlichem Licht umhüllt und dann kommt der Schmerz unvorbereitet auf uns alle zu, denn selbst die eher bewusstlosen Krieger schreien ihre Schmerzen hinaus. Zeitlich gesehen habe ich keine Ahnung, wie lange wir diese Schmerzen spüren mussten, allerdings ist das Ende vom Ritual noch ein Stück weit entfernt, denn die kleine Pause ist nur für die Ansammlung der sechs Eigenschaften, die somit meine bilden, sodass ich nun mit noch mehr Schmerzen diese, mit dem Teil in mir, der darauf reagiert, aufnehmen muss. Schemenhaft bekomme ich noch mit, wie Adrien sich übergibt, jedoch ist der Rest vom Ritual wie weggefegt aus meinen Erinnerungen, als ich erwache und die besorgten Gesichter meiner Monsterfreunde erblicke. Dicke Kopfschmerzen lassen mich stöhnen, denn damit habe ich nun wirklich nicht gerechnet. „Es geht ihm gut – ein Glück.“ Dass Dharc diese Worte ausspricht lässt mich trotz allem lächeln, da es sich wohl gelohnt hat, die Schmerzen zu ertragen – irgendwie zumindest. Mir wird aufgeholfen und Seiyaryu braucht erst ein bisschen Kuscheleinheiten, bevor er mich freigibt. Verwundert blicke ich mich um, denn von den sechs Kriegern fehlt jede Spur und ich frage mich, wo diese denn abgeblieben sind. „Alle sechs Krieger wurden in eure Welt zurückgesandt, Shirado. Ihre Aufgabe haben sie hier in der Monsterwelt erfüllt.“ Aha, nur ich muss noch irgendwas erledigen, was auch immer es sein könnte. Sarkastischer Applaus ertönt und den Ursprung davon können wir recht schnell finden – auf dem Thron sitzt nun eine schattenhafte Gestalt. „Danke für deine Hilfe, dummer Mensch. Dein Eingreifen hat meinen Nutznießer soweit geschwächt, dass ich ihn übernehmen konnte. Leider hat er mich ausgekotzt und wegen dem Ritual kann ich keinen Körper übernehmen, aber das macht nichts. Freiheit zu genießen und diese Welt hier zu übernehmen reicht mir erstmal zur Aufwärmung.“ Kalte Schauer laufen mir über den Körper, bei so viel Bosheit allein schon von der Präsenz her, ohne, dass sie irgendwas getan hat. Dennoch freut es mich zu hören, dass Adrien die ganze Zeit gegen das Böse angekämpft hat. Lange lassen meine Monster nicht auf sich warten und greifen direkt an, werden jedoch mit einer läppischen Handbewegung gegen die Wände des Tempels geschleudert und bleiben dort liegen. Na toll, meine Monsterfreunde können nichts gegen das Böse ausrichten, welches erhaben Stufe für Stufe zu mir hinunter geht. Wohin soll ich jetzt? Der einzige Weg von hier weg wäre der Eingang, der leider bei dem Kampf vor dem Ritual eingestürzt ist – dämliche Ruinen sind das hier. „Keine Angst, Shirado, du brauchst nur deine Macht nutzen, um all deine Monsterfreunde von den Flüchen und Zaubern zu befreien, sie zu stärken und das Böse sowie diesen Krieg zu beenden.“ Okay? Neue Stimme, neue Idee – leider ohne Bedienungsanleitung. Wie man seine Kräfte aktiviert und nutzt – Band 1 wäre hilfreich gewesen, sollte es dieses Buch überhaupt geben. Mit dem Rücken zur Wand zu stehen wird bei mir auch noch Alltag werden und darauf habe ich echt mal keine Lust mehr. „Alle meine Monsterfreunde – ich brauche euch!!!“ Bei meinem Ausruf habe ich die Augen geschlossen, damit ich wirklich die Intensität meiner Stimme korrekt nutzen kann. Als ich sie öffne, sehe ich einige Monster um mich herum, die ich noch von früher kenne und sogar noch mehr, wie Gren. „Niedlich, wie diese schwachen Wesen dich beschützen wollen, es jedoch niemals mit mir aufnehmen können.“ „Es hat nichts damit zu tun, ob wir es mit dir aufnehmen können, sondern darum mit Shirado verbunden zu sein und ihm beizustehen, denn er sieht in uns allen seine Freunde und der Wunsch, ihn zu schützen steckt in uns allen!“ Gren…, was für schöne Worte. Viel haben sie dennoch nicht gebracht, denn auch diese Monster werden weggeschleudert. „Leeres Geschwätz von Schwächlingen.“ „Muss derjenige sagen, der ohne Hilfe nicht aus seinem Siegel befreit werden konnte.“ Vampirlord? Seine Karte habe ich zwar mit mir genommen, aber dass er auftaucht um mir beizustehen ist neu. Böser Held Malicious Edge und Harpyien-Bruder sowie noch einige Monster sind aufgetaucht. Ob die Masse ihn irgendwann müde macht? Das Böse wischt auch dieses Mal durch die Luft, trifft diese Monster allerdings kein Stück und sie greifen nun an. Zu unserer Überraschung gehen ihre Angriffe durch ihn hindurch, als ob er nur heiße Luft wäre. Bitte, irgendwer, wir brauchen Hilfe. „Verzweiflung hindert den Mut sowie die Entschlossenheit daran in dir zu wachsen, Shirado. Singe und nutze deine Macht.“ Singen? Einfacher gesagt als getan, wenn man vor lauter Anspannung eher eine trockene Kehle hat – dennoch bleibt mir ja nichts übrig, weil ich ungern noch mehr Monster bewusstlos sehen möchte oder mich in Fetzen zerrissen. Schnell singe ich einfach Moon River, aber in einer modernen Version, die ich mal in einer meiner Sportstunden genutzt habe. Dadurch fühle ich mich besser und weiche seinem Angriff im Tanz aus, als würde ich dies schon immer können, obwohl er viel mächtiger ist – empfinde ich jedenfalls so. „Halte deine Klappe, unwürdiges Ding!“ Ihn regt das nur auf, also bin ich wohl auf einen guten Weg – denke ich jetzt mal. Beim Ausweichen geht es irgendwann die Stufen hoch, bis ich plötzlich an den Thron stoße und auf den Sitz plumpse, wodurch mein Gesang ebenfalls stoppt, wegen dem Schreck. Dabei holt er jedoch aus und will mich nun auslöschen, aber er prallt an den drei Schwertern von Timaeus, Hermos und Critias ab, ehe Flügelweber ihn mit Licht blendet und Shinato eine Lichtfaust gegen ihn anwendet, sodass er gegen den Trümmerhaufen beim einzigen Weg hinaus donnert. Wow, man kann ihn also doch treffen. „Gerade noch rechtzeitig sind wir angekommen. Geht es Euch gut, Shirado?“ Siezen und meinen Namen nutzen? Monster soll einer verstehen… „Ja, danke für die Hilfe.“ „Nicht doch. Ihr seid es, der uns geholfen hat, Meister.“ „Genau, Shirado, denn durch deinen Gesang konnten wir anderen wieder zu Kräften kommen und fühlen uns stärker denn je.“ Schwarzer Magier und Dharc sind auch auf den Beinen, wie die anderen. Welche eine Erleichterung, dass es allen gut geht. Hinderlich ist nur an diesem Moment ein weiterer Angriff, denn ich würde gerne erfahren, wie die Monster hierherkommen, obwohl der Weg blockiert ist. „Verzeihen Sie unsere Verspätung, Meister, auch wir würden gerne an Ihrer Seite kämpfen.“ Magier des schwarzen Chaos und Dunkler Magier des Chaos sind eingetroffen und direkt durch die Portalkarten gekommen, die ich besitze. Dies erklärt zumindest das Erscheinen der anderen hier. „Noch mehr Verstärkungen werden dir keineswegs helfen, göttliches Wesen. Sobald ich dich zerfleischt habe, werde ich meine Macht weiter ausweiten.“ Das Böse redet und redet und redet, als ob es sich gerne sprechen hört. Da fällt mir ein, dass ich sicherlich mit meiner Stimme noch mehr erreichen kann, wenn ich mich auf bestimmte Sachen konzentriere. Somit erhebe ich meinen Gesang erneut und denke mir dabei, dass das Böse einen festen Körper erhält und damit von allen angegriffen werden kann. „Was passiert mit mir?!“ Gestikulierend gebe ich den Monstern das Zeichen für den Angriff, denn aussprechen kann ich es beim Singen nicht, weil das Lied solche Passagen gar nicht hergibt. Durch die geballte Kraft geht es in die Knie und schnauft endlich mal. Einen Erfolg haben wir somit erzielt, jedoch darf ich keineswegs aufhören diesen Zustand aufrechtzuerhalten. Dabei entgeht mir fast sogar, dass ein Angriff direkt gegen mich ausgeführt wird. Knapp entkomme ich diesem Strahl aus böser Energie, wodurch jedoch mein Gesang schon wieder unterbrochen wurde. Mist! Endlich mal ein Durchbruch und dann schafft es das Böse unseren Vorteil zunichte zu machen. Spontane Ideen liegen mir wirklich kein Stück, doch muss jetzt eine her – irgendeine. Singen ist das einzige, was ich überhaupt machen kann, um zu helfen, was nun allerdings eine Gefahr für mich bildet, weil mich das Böse von jeglicher Entfernung direkt angreifen würde. Argh, ich will zurück, denn alles überfordert mich! „Gib nicht auf – singe.“ Muss diese Stimme in meinem Kopf mich andauernd zum Singen drängen? Jeglicher Frust in mir, jegliche Angst, jegliches Glück sowie jeglichen Klang lege ich in das nächste Lied, nachdem ich meinen Monsterfreunden gesagt habe, dass sie auf sich aufpassen sollen, weil ich keine Karten von ihnen aufsammeln möchte, die zerstört wurden. Maßgeblich parieren sie Angriffe und können sogar Finten frühzeitig erkennen, was mich sichert. Beim Höhepunkt des Liedes erstrahlt der gesamte Raum in dem bunten Licht und ein neues Monster entstammt von diesem – Vennu, leuchtender Vogel der Göttlichkeit. „Geschickt von den mächtigen…“ „…Gottheiten für dich…“ „…erkennst du dein wahres ICH!“ Ernsthaft jetzt? Hauen die drei Diener mal eben ein Haiku heraus, was an sich nur ein Satz wäre und ich soll mit Vennu mein wahres Ich erkennen – witzig. Den Drang den Dreien je eines überzubraten unterdrücke ich in diesem Moment, denn es gilt das Böse für immer zu versiegeln. „Befreit durch die Stimme des letzten Siegelmeisters, dem Abkömmling des Göttermeisters, werde ich die Monsterwelt im Kampf gegen das Böse repräsentieren. Shirado – nimmst du mich an?“ Zuerst labert der Phönix – der wohl bis eben noch versteinert war – mit dem Bösen und fragt nun direkt meine Wenigkeit. Aufmerksamkeit zu schenken sollte schon im Rahmen der Ein-Person-Regel sein. Annehmen oder ablehnen…, abzulehnen wäre eher gegen die Natur eines Siegelmeisters, wenn ich mir meine Vorfahren und ihren Werdegang rückblickend ansehe, doch dagegen spricht, dass die Annahme ein natürlicher Vorgang des Werdegangs entspricht sowie meinen Monsterfreunden helfen würde. Ablehnung zu zeigen wäre für mich eher befreiend, da mir weniger Stressfaktoren begegnen würden, allerdings will ich meine Monsterfreunde nicht im Stich lassen. Demzufolge entscheide ich mich für die Annahme. „Dich nehme ich an, Vennu, leuchtender Vogel der Göttlichkeit.“ Geblendet von dem nun nochmals eintretendem bunten Lichtgemisch verdecke und schließe ich meine Augen, bis mich jemand antippt und rüttelt. Vorsichtig entledige ich mich dem Augenschutz und befinde mich an einem vollkommen anderen Ort. „Wo bin ich?“ „Im Palast der Götter, Shirado. Genauer gesagt im richtigen Thronsaal.“ „Deine Akzeptanz von Vennu hat die Macht der Götter komplett freigesetzt, das Böse in der gesamten Monsterwelt ausgelöscht und somit für Frieden gesorgt.“ Ehrlich? Reicht eine Akzeptierung einer einfachen Frage schon dafür aus? Skeptisch darf ich wohl sein, denn viel habe ich ja gar nicht getan. „Unglaublich, dass mein Nachfahre tatsächlich die Macht der Freundschaft geweckt hat.“ Oh, der Pharao Atemu höchstpersönlich beehrt uns alle hier. Kurzerhand eile ich zu diesem und verpasse ihm einige Male meine Fäuste gegen seine Brust, während ich all meine Verzweiflung, Ohnmacht und Frust ausweine. Entgegen meiner Annahme juckt ihn das wohl kein bisschen und er lächelt nur milde – dabei schmerzen meine Fäuste schon. „Was fällt dir ein mich dermaßen unvorbereitet zu den Monstern zu lassen?! Ali und Adrien waren ebenfalls hier und haben gegeneinander gekämpft! Erzähle mir gefälligst alles, was du weißt, bevor noch so eine Katastrophe passiert!“ Zwar geht es mir nun besser, allerdings fühle ich mich nun schlecht, weil ich meinen Frust an sich an einem Unschuldigen ausgelassen habe. Entschuldigend sehe ich meinen Vorfahren an und er grinst noch ein bisschen mehr. Lange braucht er jedoch danach nicht, um mich an sich zu ziehen sowie zu umarmen. „Dieser Kampf, den ich an sich bestreiten hätte müssen, aber nie machen konnte, hat die Macht der Freundschaft in dir geweckt, Shirado. Sie wird dir dabei helfen, deine Bestimmung zu erfüllen. Allerdings ist sie nur ein Teil deiner gesamten Kraft, die in dir wohnt. Wie die anderen heißen, weißt du sicherlich noch von unserem letzten Treffen, allerdings ist ihr Erhalt mir unbekannt. Dennoch weiß ich, dass durch deinen Erfolg hier in der Monsterwelt, du die anderen Eigenschaften in dir vereinen kannst, damit das Tor zwischen Monsterwelt sowie Menschenwelt zum Guten geöffnet wird.“ Warum klingt er erst so, als ob er mir lang und breit alles erklären will, wenn er am Ende wie bei einem Abschied klingt? Außerdem löst er die Umarmung auf, gibt mir einen Kuss auf die Stirn, was ja bedeutet, dass man an diejenige Person glaubt, und schubst mich stumpf, sodass ich falle… Kapitel 15: Zwei im Kasten, acht davor, sechs mittendrin, vier flankieren und zwei streiten sich – der gespielte Tannenbaum im Mai ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Zwei im Kasten, acht davor, sechs mittendrin, vier flankieren und zwei streiten sich – der gespielte Tannenbaum im Mai Beim Schubser vom Pharao – was ich ihm keineswegs verzeihen werde – erschrecke ich mich und sehe direkt in das Gesicht von Adrien, als ich hochgeschossen bin. Anscheinend hat er darauf gewartet, dass ich aufwache, weil er mich sofort küssend zurückwirft in das weiche Bett. Moment Mal! Welches weiche Bett bitte? Wir waren doch im Museum… Mein Kopf schmerzt extrem. Adrien entlässt mich aus seinem Kuss und streicht mein Gesicht, als ob ich beinahe gestorben wäre. Wie sich herausstellt, ist er nicht die einzige Person bei mir, sondern auch Vater ist hier und sitzt in einem Sessel neben dem Bett, welches ich besetze, während er sich Tränen wegwischt. Okay, die beiden haben entweder eine Schraube locker oder aber ich war wirklich für einige Momente tot. …bei meiner gedanklichen Auswahl wähle ich lieber die erste Erklärung – die ist glaubwürdiger. Der blonde Schönling lässt es sich nun nehmen mich zu belagern, denn es sind noch andere Leute in diesem Zimmer, die mich mit ihrer Anwesenheit beehren wollen, auch wenn sein Blick wie ein traurig ewiger Abschied aussieht, bevor er sich komplett von mir entfernt. Weiter kann ich mir den Kopf nicht darüber zerbrechen, denn meine Freunde und Angestellten wollen mich ebenfalls belagern, weswegen ich erst recht spät bemerke, dass er weg ist und ich mich in einem Zimmer von dem Krankenhaus befinde, wo ich schon öfter zu Gast war. Na toll, was mache ich hier überhaupt? Lange brauche ich mir den Kopf über meinen Aufenthalt hier kein Stück zerbrechen, denn ein Arzt kommt herein und schickt alle, bis auf Vater, raus, weshalb sie sich im gleichen Zug verabschieden. Netter Arzt, den ich bisher noch nicht kennengelernt habe. Dieser erklärt uns beiden prompt, dass diese zwei Tage, die wir sechs im Koma waren, zwar keine Auswirkungen auf meine Freunde hatte, jedoch auf mich. Den Schinken kann er gerne selber essen – ich möchte ihn nicht. Leider kann ich mir diesen Erhalt wohl keineswegs aussuchen und bekomme zu hören, dass mein Gehirn einige alte Synapsen mit Gewalt erneut verbunden hat, anstatt das altbewerte Prinzip zu nutzen. Wunderbar, jetzt spinnt mein Gehirn zusätzlich noch in der Realität, ohne gerade in einer Illusion oder Traumwelt festzustecken. Geschmacklich gefällt mir dieser Schinken überhaupt nicht. Generell würde ich gerade gerne einfach nur wieder schlafen und darauf hoffen, dass bei meinem nächsten Erwachen alles seinen vorherigen normalen Gang nehmen wird. Plötzlich wird der Schinken jedoch gehaltvoller im Geschmack – denn diese erzwungenen Synapsenverbindungen scheinen mir eher zu helfen, auch wenn ich einige Tage lang höllische Kopfschmerzen haben werde, bis ich mich daran gewöhnt habe. Deswegen – und wegen diesem Phänomen – werde ich einige Tage lang hierbleiben müssen. Weswegen meine Freunde das nicht müssen – die waren immerhin ebenfalls zwei Tage lang im Koma – finde ich ungerecht, weil ich alleine bin und erneut Unterricht verpassen werde. Trotzdem sagt mir der Blick von Vater, dass ich dieses Mal keinen Aufstand machen darf, sonst bekomme ich zusätzlich noch Hausarrest. Seufzend nehme ich meine derzeitige Lage unwillig hin und er kündigt an, dass ich täglich nach dem Frühstück meine Gehirnströme gemessen bekomme. Hach, was gäbe ich dafür, dass Cat Noir jetzt hereinkommen und mich entführen würde? Nun, dies würde seinen Status als Helden stark mindern und es wäre weniger hilfreich, jedoch finde ich diese Vorstellung erquickender als die vorgeschriebenen Pläne für die nächsten Tage meinerseits. Unterm Strich heißt es, dass ich eher ein Forschungsobjekt werde. Ende Februar werde ich erst entlassen und meine bisherigen Tage bleiben meistens zum Teil bestehen. Im Gegensatz zu den anderen hat mich Adrien kein einziges Mal besucht oder mir überhaupt geschrieben – in den Phasen, in denen ich zumindest wach war und nachgucken konnte sowie Besuch empfangen. Zwar hat der Arzt gemeint, dass ich kaum schlafen werde, aber ich habe immer nach der Messung bis zum Abend geschlafen, war einige Stunden wach für das Abendbrot, meine Freunde sowie Hausaufgaben, ehe ich die Nacht wieder geschlafen habe. Solch eine Zeitverschwendung! Eher müsste ich frei vom Bett und voller Tatendrang sein, aber selbst daheim kann ich diesen Ablauf nicht durchbrechen, wegen den weiteren Untersuchungen, die zum Glück erst gegen Abend stattfinden. Zu meiner Bestürzung bekomme ich auch noch zu hören, dass Adrien wieder daheim unterrichtet wird und nicht mal das Anwesen verlassen darf – außer für seine Arbeit als Model. Gemeinsame Auftritte mit mir sind erstmal auf Eis gelegt und Vater vermisst seinen ersten Freund in Paris, der sich am Telefon nur noch auf die Arbeit beschränkt – sein Grund ist, dass ich den Bogen mit den Gefahren endgültig überspannt habe und deswegen sein Sohn niemals wieder Kontakt mit mir haben darf. Ich weiß, dass er Verlustängste hat und dass ihm das Wohl seines Sohnes viel bedeutet – jedoch diese harsche Maßnahme zu ergreifen klingt absolut absurd sowie lächerlich in meinen Ohren und Gedanken. Irgendwie müssen wir alle nun mit dieser recht bescheuerten Situation zurechtkommen, die sich ausgelöst hat. Zudem darf ich mich auch noch mit angehenden „Experten“ beschäftigen, die genau wissen wollen, wie es sein kann, dass wir zwei Tage im Koma lagen und es in der Monsterwelt ein ganzes Jahr war. Darauf kann ich doch keine Antwort geben, denn ich war die meiste Zeit eingesperrt. Bücher über Zeitverschiebungen zwischen Dimensionen gab es keineswegs und ich kenne auch keines hier in unserer Welt. Neben diesen Leuten sind die Paparazzi wieder aktiver geworden. Die haben Wind davon bekommen, dass wir sechs im Koma lagen und plötzlich wieder aufgewacht sind. Besonders Adrien und mich scheinen sie gerne fotografieren zu wollen, doch da man den blonden Schönling so gut wie gar nicht mehr zu Gesicht bekommt und ich versuche so wenig wie möglich ohne diesen draußen zu sein, zeigen die bisherigen Ausgaben der Klatschzeitschriften kaum etwas – bis auf die brodelnde Gerüchteküche, dass ich schwanger wäre und deswegen wir beide uns zurückgezogen haben. Haha, irgendwie ist dieses absurde Gerücht – zumal wir viel zu jung für solch eine Aktivität der Intimität sind – nicht nur sonderbar, sondern recht erheiternd, dass man uns sogenannten Stars solchen Unsinn unterstellt. Wer ordentlich im Geiste ist, der macht diesen Schritt in einem vernünftigen Alter. Jedenfalls bleibt diese Situation im März gleich. Demzufolge habe ich ab und zu Nathaniel überreden können mit mir Zeit zu verbringen, wenn ich inkognito durch Paris gehe. Allerdings habe ich kein Stück damit gerechnet, dass auch der April genau die gleiche Situation bereithält und ich langsam unter Adrienentzug leide. Sogar Cat Noir hat kaum Zeit übrig, denn er und Ladybug müssen viel mehr Kämpfe bestreiten als vor diesem Vorfall. Für diese Kämpfe werde ich wohl nicht gebraucht, denn niemand von den verwandelten Menschen scheint von einem Infernalen besessen worden zu sein. Ansonsten bleibt mir nur das alleinige Lernen der Naturwissenschaften, was immer noch ohne meinen Nachhilfelehrer eine Katastrophe ist. Madame Mendeleiev wundert sich ebenfalls um meinen Rückfall, jedoch kann ich daran nichts ändern. Es war bisher so, dass alleine die Anwesenheit von ihm mir geholfen hat. Da ich fast nur noch deprimiert in meinen Gedanken bin, hat Nathaniel mich heute, am 30. April, dazu animiert Adrien wenigstens einen Brief zu schreiben, worauf er als Absender stehen wird, sodass eine Chance besteht, dass Adrien diesen erhält. Durch diese Idee beflügelt schreibe ich prompt vier Doppelseiten voll und bin froh, dass ich endlich alles, was mir im Kopf herumspukt und gerne mit ihm besprechen würde, aus meinen Gedanken habe. Dass ich nach zweieinhalb Monaten immer noch keine Monster bei mir wisse, macht mir das größte Kopfzerbrechen neben seiner Abwesenheit. Vom Rest meiner Gedanken in diesem Brief will ich lieber kein Resümee ziehen. Keinesfalls darf dieser Brief in andere Hände gelangen, denn dies wäre mein absolut peinlichster Untergang, den ich jemals haben könnte, obwohl mein Verschleierer meint, dass alles in Ordnung wäre. Die Spannung nach dem Abschicken kann ich keineswegs mehr aushalten und würde am liebsten das dicke Eisentor vor dem Anwesen der Agreste aus den Angeln heben, um zu wissen, was er davon hält. Vielleicht landet der Brief sofort in den Müll oder wird – gegen das Gesetz – nicht vom Adressaten geöffnet. Argh! Kann mir denn niemand sagen, dass alles seine richtigen Bahnen hat? Nachdem der Brief nun im Postkasten war, sind Nathaniel und ich noch bisschen durch Paris gegangen. Dabei hat es uns mal ein einen anderen Stadtteil gezogen, wo mich ein kleiner Laden in den Bann zieht, der alte chinesische Heilkunst bei vielerlei Problemen anbietet. An sich geht es mir ja gut, aber vielleicht kann die Heilkunst meine Trübsal wegblasen, damit ich wieder fröhlicher andere in meiner Umgebung ansehe. Somit zerre ich meinen Begleiter mit hinein und ziehe vorschriftlich meine Schuhe aus, denn der Boden hat eindeutig Tatamimatten als Belag. Zu unserem Glück scheint der Betreiber dieses kleinen Ladens gerade eine Pause zu machen, denn er trinkt Tee aus seinem Becher. „Dich habe ich erwartet, Shirado, und dich ebenso, Nathaniel:“ Er öffnet seine Augen, die er vorhin geschlossen gehalten hat – wohl um seinen Tee zu genießen – und ich bin so perplex, da ich zu spät merke, dass ich mich hinsetzen wollte und nun voran kippe, sodass ich die Teekanne auf dem Tisch mit meinem Kopf treffe, mir Schmerzen zufüge und dem alten Mann dabei den heißen Tee direkt in den Schoß gekippt habe. Dröhnende Schmerzen pochen in meinem Schädel umher, als ob sie Cowboys wären, doch der Betreiber müsste viel größere Schmerzen durch den heißen Tee erhalten haben. Gerade will ich mich richtig hinsetzen sowie entschuldigen, da hat mich mein Begleiter gepackt und hinter sich geschoben. „Woher kennen Sie unsere Namen?“ Dass bei Nathaniel die Alarmglocken schrillen wundert mich, denn vorher hat er alles noch recht entspannend gesehen. Anscheinend hat ihn die Erfahrung in der Monsterwelt geprägt – dabei wollte ich lieber, dass mir niemand der anderen erzählt hat, dass sie ebenfalls dort waren. Nähergebracht hat uns diese Erfahrung schon, aber solch ein Verhalten braucht nun wirklich er nicht bei mir an den Tag legen – dies sollte er mehr bei Marinette machen, um sie von sich zu beeindrucken. „Einen vorsichtigen Begleiter zu haben schützt dich nicht nur vor denjenigen, die hinter dir her sind, Shirado und ich danke dir dafür, dass du mir nachgegossen hast.“ Wie soll ich das denn nun verstehen? Infernale sind hinter mir her, aber Nathaniel kann ja wenig gegen diese ausrichten und sonst fallen mir nur die Paparazzi ein, sollten die mich erkennen. Apropos, er hat mich erkannt, also kann ich meine Verkleidung ablegen. „Wieso bleibst du so gelassen, Shirado? Der alte Mann kennt unsere Namen, also kann er einer von denen sein, die hinter dir her sind!“ „Ganz ruhig, Nathaniel. Wäre dem so, hätte uns schon längst angegriffen. Beruhige dich bitte und setze dich. Dieser Herr weiß von uns beiden, also kann er vielleicht ein paar Fragen beantworten.“ Wenigstens lässt er sich nach unten ziehen und wir sitzen nun gegenüber von dem alten Mann, wobei mir auffällt, dass die Teekanne gar nicht mehr auf dem Tisch in Tee liegt, sondern steht sowie die verschüttete Flüssigkeit verschwunden ist. Wir bekommen beide je einen Teebecher und er füllt diese mit dem Inhalt der Kanne. Bedankend puste ich erst etwas, bevor ich mir den Becher an meine Lippen halte und einen Schluck daraus nehme. Hmmm, grüner Tee, den trinke ich am liebsten. Bevor jemand von uns das Wort an sich reißt, hält er uns einen Artikel vor, den es vor einigen Wochen wohl in einer Zeitung gegeben hat. Dort sind Bilder von uns und ein Bericht über den Komavorfall. „Daher kenne ich eure Namen und euer Aussehen, Nathaniel. Ich bin zudem Meister Fu und es freut mich euch hier begrüßen zu dürfen. Besonders auf dich habe ich gewartet, letzter Siegelmeister.“ Okay, jetzt wird mir doch mulmig zumute, wenn er meinen wahren Status kennt. Nichtsdestotrotz lächelt er milde und meine Anspannung legt sich ein bisschen. „Etwas ausholen sollte ich wohl. Ich bin der letzte Wissende aus China, der von deinem Geschlecht weiß. Ja, der Rest der Bevölkerung hat keine Ahnung davon, dass du existierst – dies gilt ebenso für die restliche Welt. Nur einige wenige wissen von deiner Existenz. Ob sie wissen, dass gerade du der Siegelmeister bist, lassen wir außen vor, denn dies kann ich keineswegs beantworten. Auf alle Fälle bin ich kein Mensch, der hinterhältig anderer Leute Leben ruinieren will, sondern eher denjenigen helfen möchte, die nicht weiter wissen. Shirado, mich dünkt, dass du im Moment keine Ahnung hast, wie du weiter als Siegelmeister kommen kannst.“ Dies ist sogar korrekt. Meister Fu scheint einen sechsten Sinn dafür zu haben, wie Adrien, wenn es um mich geht. Dennoch finde ich es ein wenig unheimlich, dass man mir das immer so offen ansieht. „Hattest du schon Kontakt mit deinen Urahnen?“ „Hatte ich, ja. Mitsunari Ishida und Pharao Atemu mit seinem Yugi habe ich getroffen.“ Lange ist es her – da habe ich bei Adrien übernachtet und plötzlich war der Kontakt da. Ob eine Verbindung zwischen meiner Übernachtung bei ihm und meinen Erstkontakt besteht? „Aha, dann weißt du sicherlich auch, was du als Siegelmeister zu tun hast.“ „Freundschaft, Mut, Liebe, Entschlossenheit, Gerechtigkeit und Willensstärke mir aneignen, sodass das Millenniumsarmband aktiviert werden kann.“ „Interessant. Ein Relikt aus der alten Pharaonenzeit neu für dich kreiert. Zwar weißt du von den sechs Eigenschaften, aber wie du sie erhältst verschließt sich dir, nicht wahr?“ „Leider schon. Die Freundschaft habe ich allerdings schon erhalten, als die Monsterwelt von dem Bösen durch meine Zustimmung zu Vennu gereinigt wurde.“ Niemals wieder will ich einfach so in solch eine gefährliche Situation gebracht werden, ohne eine vorherige Absprache, damit ich mich darauf vorbereiten kann. Zusätzlich waren meine Freunde ebenso in der Gefahr und zum Glück geht es Ali auch gut. „Wahrlich interessant, was ein Siegelmeister ohne Miraculous erlebt hat.“ „Wie meinen Sie das denn, Meister Fu?“ „Miraculous werden an sich an bestimmte Personen verliehen, die sich als würdig erachtet haben. Dabei gibt es unterschiedliche Kriterien, die für oder gegen einen Träger sprechen. Man kann einen auch durch Vertrauen gegenüber einer bestimmten Person erhalten. Bei Siegelmeistern ist es bisher jedoch unterschiedlich gewesen, wie sie ihren Miraculous erhalten haben. Derjenige in China hatte als Kind eine besondere Waffe gefunden, die nur er heben konnte. Mut, Entschlossenheit und Willensstärke brauchte er, um dadurch seinen Miraculous zu wecken und damit das Chaos, welches damals herrschte, zu lindern. Eine komplette Linderung konnte er damals nicht erreichen, jedoch hat er das, was für das Chaos verantwortlich war, versiegeln können. Sein Tod kam unerwartet, aber seine Aufgabe hat er erfüllt. In naher oder späterer Zukunft kann es sein, dass du auch diesen Urahn von dir treffen wirst, Shirado. Der Weg von diesem Vorfahren war durch den Fund seines Miraculous geebnet – deiner hingegen scheint erst mit Prüfungen belegt zu sein und eine hast du bestanden.“ Geschichten und Informationen von einem meiner Vorfahren zu hören finde ich schon toll, jedoch entziffere ich zwischen den Zeilen nicht, was dessen Leben nun mit meinem in Verbindung bringt, außer halt den gleichen Status sowie unheimlich viel Druck mit Stress gekoppelt. Den Namen von diesem Vorfahren meinerseits zu erfahren wäre schon toll, jedoch scheint der alte Herr keineswegs daran interessiert zu sein, mir alles zu sagen. Eigene Erfahrungen zu machen stärkt einen zwar, jedoch kann ich auf einige bisherige gut und gerne verzichten. „Sie wissen recht viel, Meister Fu. Hatten Sie Kontakt mit einem Siegelmeister?“ „Oho, ich muss sagen, dass die Frage gut gewählt wurde von dir, Nathaniel. Die Antwort darauf lautet – ja und nein.“ Leicht grummelt mein Begleiter und ich muss kichern, denn so frustriert kenne ich ihn kein Stück. Argwöhnisch zu sein steht ihm irgendwie, allerdings mag ich ihn als entspannenden Ruhepol viel lieber. „Vielleicht führen Sie Ihre Antwort über den bekannten Horizont hinaus, Meister Fu.“ „Dagegen spricht sicherlich nichts. Es gab bisher sechs Siegelmeister. Der erste bekannte Siegelmeister ist um die 10.000 Jahre alt und stammt aus Australien. Vor 8.000 Jahren gab es denjenigen aus Südamerika, wonach vor 6.000 Jahren der aus Nordamerika sein Siegel kreiert hat. 5.000 Jahre ist es her seit Pharao Atemu aus Afrika, um die 1.850 Jahre ist es seit der Geburt des chinesischen Siegelmeisters her und vor gut 440 Jahren gab es den japanischen Siegelmeister Mitsunari Ishida. Nun bist du an der Reihe, Shirado, das letzte Siegel zu kreieren und in Europa den Siegelpunkt zu finden. Deine Aufgabe wird am schwierigsten sein, denn das, was versiegelt werden muss, hatte sehr viel Zeit sich auszubreiten sowie zu stärken. Darum wird es Zeit, dass ich mich dir offenbare. Man nennt mich auch den letzten Hüter der Miraculous.“ Wie bitte???!!! Hüter der Miraculous kenne ich kein Stück und davon stand auch bisher in keiner Schriftrolle oder Steintafel etwas. Baff bin ich deswegen schon von dieser Offenbarung, weil Hüter sich sicherlich eher in die Versenkung gegeben haben, anstatt damit laut herum zu posaunen. Gerade wegen so einigen schlimmen Umständen finde ich es eher befremdlich, dass er uns dies erzählt. „Und wieso öffnen Sie sich gerade uns?“ „Fürwahr mag es in euren Ohren recht befremdlich klingen, dass ich mich offenbare, jedoch drängt die Zeit, da Shirado schon richtigen Kontakt mit denjenigen hat, die hinter ihm sind.“ „Ich habe schon Kontakt? Hatte ich diesen nicht eher?“ „Nein, noch besteht der Kontakt. Leider kann ich nicht sagen wer genau es ist, aber durch das Handeln von Hawk Moth weiß ich schon mal, dass deine Gegner einen Träger der sonstigen Beschützer übernommen haben. Obwohl ein natürlicher Schutz gegen die Übernahme herrscht, scheinen die Beschützer dieses Mal anfälliger geworden zu sein oder diejenigen Übeltäter, die gegen die Versiegelung sind, sind massiv stärker geworden.“ Theorien, die mir ebenfalls in den Sinn gekommen sind, aber sicher kann man nur sein, wenn man genau weiß, inwieweit alles seinen Lauf nimmt. Vage Vermutungen haben schon einige Konflikte auf dieser Welt ausgelöst. „Meister Fu…, ich glaube kaum, dass ich dieser Aufgabe gewachsen bin, nichtsdestotrotz denke ich, dass es irgendwie klappen könnte. Zwiespältig an eine solch große Lebensaufgabe zu gehen sollte man niemals tun, ich weiß dies, allerdings bleibt mir keine andere Wahl, wie ich festgestellt habe. Nur möchte ich gerne meine Freunde und Familie weitestgehend von den Gefahren fernhalten, die noch kommen werden. Haben Sie einen Rat für mich?“ Entgeistert sieht Nathaniel mich an, wie ich aus einem Augenwinkel mitbekomme, jedoch wäre mir dies viel lieber, anstatt alle mit hineinzuziehen – so könnte ich nämlich Adrien wiedersehen. Zweieinhalb Monate ist es schon seit unserem letzten Kontakt her und mir geht es dahingehend mehr schlecht als recht. „Hmmm…, es ist schwierig für alle Personen zu sprechen. Aus meiner Sicht würde ich dir raten, dass du jede Person selber fragen solltest. Schicksalhafte Begegnungen tragen nicht umsonst dazu bei, ein Leben zu verändern – zum positiven wie negativen Ergebnis.“ Solch eine Antwort befriedigt mich nicht im Geringsten, denn ich glaube kein Stück daran, dass meine Familie und Freunde sich aus der Gefahr begeben würden. Hach, was mache ich nun? Erhofft habe ich mir mehr von der Antwort weswegen ich nun total auf dem Schlauch stehe. „Vom Kontext her will ich mal die Chance ergreifen und sagen, dass ich zu dir halten werde, Shirado. Immerhin hast du nach meiner Akumatisierung ebenso zu mir gehalten und auch wenn du nicht akumatisiert wirst und viele Gefahren kommen – werde ich zu dir halten. Wir sind Freunde und daran wird sich nichts ändern.“ Mir kommen wirklich viele Gedanken, bei denen Nathaniel sich in Gefahr begibt, obwohl ihm dies keineswegs gut tun wird – jedoch sieht er mich mit solch eine Selbstsicherheit und Selbstverständlichkeit an, die ich ebenfalls kaum bis gar nicht von ihm kenne. Lange bleibt seine Aufmerksamkeit jedoch nicht bei mir, sondern geht zurück zu Meister Fu, der die Situation wohl gutmütig belächelt hat. „Müssten Sie nicht als Hüter solche Miraculous bewachen? Und wie finden Sie heraus, wer als Träger geeignet ist?“ Warum komme ich nicht in solchen Situationen auf solche Fragen? Immer machen das andere und ich komme mir blöd vor. „Tja, ob ich welche bewache oder nicht bleibt ein Geheimnis, welches ich bisher nur Ladybug sowie Cat Noir anvertraut habe. Cat Noir und sie habe ich hier in Paris auserwählt und sie machen sich als Träger ihrer Miraculous sehr gut. Rena Rouge hingegen hat Ladybug persönlich ausgewählt, da sie mein Vertrauen dahingehend besitzt. Zudem hat sie Carapace erwählt, genauso wie sie Queen Bee eine neue Chance gewährt hat. Dennoch ist es gefährlich einen Miraculous zu besitzen, weswegen ich ungern einen herausrücke, wie diesen hier.“ Er zeigt uns eine Art Kette mit Fuchsschwanz als Anhänger, den er einfach unter dem Tisch hervorgenommen hat. Soll das jetzt heißen, dass er welche hat oder nur die fünf in Besitz hatte, wovon er zwei weggab und die letzten nun bewacht, um bei Problemfällen diese wieder auszuleihen? Argh, mein Kopf schmerzt. Muss alles auf der Welt so kompliziert sein? Kann denn niemand stumpf sagen, was Sache ist? „Trotzdem haben Sie zwei von ihnen dauerhaft vergeben – wieso?“ „Ganz einfach – ich habe gespürt, dass der Träger vom Schmetterlingsmiraculous seine Macht für das Böse nutzt und deswegen gehandelt. Bei der Auswahl der stärksten Beschützer vom Siegelmeister musste ich natürlich erst genau wissen, inwieweit die Herzen der auserkorenen Träger rein sind und mich haben beide bisher nicht enttäuscht.“ Mich ebenfalls nicht – besonders Cat Noir. Dass mir kurz warm im Gesicht wird, schiebe ich einfach auf den Tee – der allerdings nur noch lauwarm ist. Weder ihn noch Adrien sehe ich zur Zeit richtig – wobei der Held manchmal an mein Fenster klopft und mir einen Kuss zuwirft, wenn er gerade in der Nähe ist, um die akumatisierte Person zu stoppen. Irgendwie ist er lustig und charmant auf seine ganz eigene Art und Weise. An die beiden sollte ich echt weniger denken, aber es klappt so gut wie kaum – ich vermisse einfach die direkte Nähe zu beiden. Vergraben in tiefe Gedanken bringt ebenso wenig, wie dem Nachtrauern verlorener Zeit. „Kommen wir doch nun zur wichtigsten Frage – Shirado, was möchtest du speziell als Siegelmeister?“ Darüber habe ich mir schon Gedanken gemacht und großspurig ausgesagt, dass ich dieses und jenes machen möchte – jedoch vor dem Vorfall mit der Monsterwelt. Jetzt sieht die Sache eher anders aus, doch kann ich Nathaniel, nach seiner wunderbaren Zusage für mich, schlecht vor den Kopf stoßen. Andererseits kann ich es wirklich keineswegs verantworten, dass jemand ohne irgendeine Kraft gegen Gegner antritt, die übermenschliche Kräfte besitzen. „…ich möchte am liebsten, dass keine solche Eskapaden existieren, damit alle in Sicherheit sind. Diesen utopischen Gedanken habe ich andauernd, jedoch ist mir klar, dass ich diesen niemals umsetzen könnte. Neben Kriege und Kämpfe sowie Streitereien kann auch Freundschaft, Liebe und Verbundenheit entstehen. Schicksal oder nicht – das Universum nimmt seinen Lauf und wir selbst sollten ebenfalls voranschreiten – ich sollte voranschreiten. Nicht nur als Idol, als Schüler, Siegelmeister und Sohn von berühmten Persönlichkeiten – sondern auch als Teil des Ganzen. Egal, welche Steine mir auf den Weg gelegt werden, ich sollte sie überwinden und somit wachsen, damit das, was auch immer kommen mag, mir nicht das nimmt, was mir wichtig ist. Auf Ihre Frage, was ich als Siegelmeister möchte – einen Weg finden, wie das Leben dieses Universums allesamt geschützt werden kann – selbst die Infernale, die eher gegen mich sind.“ Für mich war dies nun die einzig richtige Antwort – obwohl sie erneut utopisch klingen mag, da ich das Universum mit einbezogen habe. Jegliche Änderung werde ich jedoch kein Stück zulassen – diesen Weg werde ich fortan beschreiten, ohne klein beizugeben. Zumindest hoffe ich das. Konsequent solch einen Pfad zu beschreiten zehrt ziemlich stark an den Nerven, weswegen ich nicht allein handeln sollte. Da Nathaniel gerade anwesend ist, nehme ich eine seiner Hände zwischen meine beiden und drücke sie ganz fest. „Alleine werde ich diesen Pfad nicht beschreiten, sondern auf die, die mir nahe sind zählen. Gemeinsam werden wir alles geben und somit eine wunderbare Zukunft erschaffen.“ Sterben gehört dann auch zu meinem Pfad, denn es kann sein, dass ich durch mein Handeln mein Leben geben muss – jedoch würde ich das der anderen behüten. Inwieweit ich dies bewerkstellige bleibt noch außen vor, doch mangelt es mir nicht an Fantasie, um eine Möglichkeit zu finden. „Gut gewählte Worte, Shirado. Ab sofort kannst du gerne zu mir kommen, wenn du auf bestimmte Ereignisse keine Antworten findest. Sofern ich kann, werde ich dir antworten. Und dich, Nathaniel, würde ich gerne bald mal alleine hier begrüßen, denn du hast dich stark zurückgehalten, willst allerdings viel mehr wissen. Insofern begrüße ich auch dich hier, wenn du die Zeit findest.“ Anscheinend wird es wohl Zeit für uns zu gehen, denn ein Kunde kommt herein. Es kommt mir so vor, als hätte Meister Fu genau gewusst, wie lange unser Gespräch dauern würde und dass ich dieses brauche, sodass ich mich endlich wirklich festlege. Mein Begleiter und ich spazieren noch ein bisschen im Park umher, schauen kurz im Café Kalos vorbei und haben somit diesen Tag ausklingen lassen. Fünfter Mai, fünfter Tag nach dem Verschicken von dem Brief an Adrien sowie das Gespräch mit Meister Fu. Der Postbote war schon da und leider war kein Brief für mich mit dabei. Ausheulen kann ich mich bei Nathaniel keineswegs, denn er muss noch einige Entwürfe für Opa Max anfertigen, wobei ich ihn ungern störe. Alya und Nino haben ein Date, während Marinette einfach nicht zu erreichen ist. Beim Mittagessen habe ich – wie in den letzten Tagen – meist nur dem Essen beim Erkalten zugesehen oder kleine Portionen zu mir genommen, die selbst unter dem Niveau eines Kindes waren. Vater macht sich natürlich große Sorgen um mich, aber helfen kann er dabei weniger – zumal die Auswertung meines Zustandes zusätzlich uns belastet. Wer will denn auch zu lesen und hören bekommen, dass man „potentiell gefährdet“ ist verrückt zu werden? Zum Glück wird sich ein japanischer Hirnforscher mit mir befassen, denn der wird von Hosuke engagiert – damit habe ich eher die Chance kein Forschungsobjekt mehr zu sein und keineswegs als verrückt zu gelten. Manchmal sind die Methoden der Yakuza zu etwas nutze – obwohl man gegen das Gesetz verstößt. Besser macht es die Sache zwar kaum, aber ich kann mehr Freiheiten genießen dadurch, also habe ich dem zugesagt, als er mir es angeboten hat. „Spatz, du magerst noch mehr ab als sonst. Bitte iss doch mehr.“ „Weder Hunger noch Appetit verspüre ich, Vater, also hilft es recht wenig, wenn ich mich dazu zwinge zu essen.“ So gerne ich ihm die Sorgen nehmen möchte – ich kann im Moment einfach nicht anders. Dabei ist es keine Vergeltungsmaßnahme wegen einer seiner bescheuerten Regeln, sondern einfach nur, weil ich nicht essen kann. Sobald ich nur an Adrien oder den Kater denke, fühle ich mich schwer und leer – eine merkwürdige Kombination. Auf dem Weg zur Schule bin ich recht still und Ricardo analysiert mich die ganze Zeit, denn sein Blick verrät es mir. „Liebeskummer – eine wirklich schwere Krankheit, die psychosomatische Phänomene auslöst.“ „Und was willst du mir nun raten, Doktor Velez?“ „Einiges kann ich dir raten, doch du musst es dann auch umsetzen, Shirado. Zuerst einmal rufe ich bei der Schule an, dass es dir während der Fahrt zu übel wurde und dein geschwächter Zustand uns dazu veranlasst hat, dich wieder mit zurückzunehmen.“ Ohne auf eine Antwort meinerseits zu warten erledigt er das Telefonat, sodass ich mir blöd vorkomme – ich schwänze die Schule! Schwänzen gehört nun wirklich zu einer Tätigkeit, die niemand machen sollte – immerhin ist Bildung viel zu wichtig und war früher nur wenigen Leuten zugänglich. „Dies wäre erledigt und der Direktor wünscht dir gute Besserung. Phase 2 beinhaltet eine andere Route, als unsere jetzige. Zum Glück habe ich Felix schon vorher Bescheid gegeben.“ Grinst mein Bodyguard mich etwa schelmisch an? Hat er das von Anfang an geplant gehabt? Wehe ihm, wenn sein Plan nicht funktioniert! Wir halten an und er steigt aus, gibt mir jedoch zu verstehen, dass ich noch warten soll. Mir kommt der Ort, an dem wir halten recht bekannt vor. Gerade komme ich jedoch nicht darauf, wo wir sind. Kurz darauf steigt Ricardo wieder ein und wirkt sauer. „Plan B bei Phase 2 müssen wir nun einläuten. Halte dich gut fest – auch wenn du angeschnallt bist.“ Was hat er denn nun vor? Sein ernstes Gesicht lässt mich seinen gut gemeinten Rat prompt in die Tat umsetzen und dies keine Sekunde zu spät, denn Felix scheint gerade ein ziemlich unbedachtes Manöver einzusetzen mit der Limousine, ehe er total beschleunigt und wir gegen irgendwas donnern, was nachgegeben hat – doch der Ruck dabei hat mich ordentlich durchgeschüttelt. „Ziel erreicht. Phase 3 startet nun, Shirado. Komm‘ mit.“ Plötzlich hat er es eilig und Felix wohl ebenso, denn er steigt mit uns aus und nun weiß ich auch, wo wir sind – auf dem Vorhof vom Anwesen der Agreste. „Spinnt ihr beiden vollkommen?! Ihr könnt doch nicht einfach so einige Gesetze außer Acht lassen!!“ Das gewaltige Eisentor ist zerstört, die Limousine ebenfalls und wir haben Hausfriedensbruch begangen, weil wir uneingeladen vor dem Anwesen stehen und die beiden mich verständnislos ansehen. „Dir geht es nicht gut, da können wir beide für ein oder zwei Monate ins Gefängnis, damit du wieder so strahlst wie wir dich kennen.“ Tränen sollten mir im Moment keineswegs kommen, aber ich finde diese Geste dann schon irgendwie süß, sodass ich ihnen freien Lauf lasse und liebevoll beide als Deppen beschimpfe. Der Leibwächter, Nathalie und Monsieur Agreste sowie Adrien haben den lauten Krach sicherlich schon längst gehört und siehe da, zwei von den vier in meinen Kopf vorkommenden Personen stehen auch schon vor dem Eingang des Anwesens. Kurzerhand halten die beiden Verrückten die zwei auf, sodass ich in das Anwesen rennen kann, um den Blonden wiederzusehen. „Was hat dieser laute Krach und der Tumult zu bedeuten, Nathalie?!“ Oh, oh, Monsieur Agreste kommt verärgert aus seinem Arbeitszimmer. Zu meiner Erleichterung hat er mich auf der Treppe noch nicht bemerkt, weswegen ich jedoch trotzdem vorsichtig und leise sein sollte. Da er den Weg hinaus wählt, beeile ich mich schnell voranzukommen und klopfe an der Tür von Adrien, woraufhin nur ein genervtes Stöhnen erfolgt, mit der verärgerten Antwort, dass ich mich sonst wohin verziehen soll. Ganz klar ein Zeichen dafür, dass ich eintreten sollte und ich mache es auch stumpf. „Habe ich nicht gesagt, dass ich in Ruhe gelassen… Shirado?“ Von seinem wirklich bösartig klingenden Ausruf wechselt er zu einem eher überraschten Ausdruck, als ob er es kein Stück fassen könnte, dass ich tatsächlich in seinem Zimmer stehe. Na ja, von einem Zimmer kann nicht die Rede sein – es ist zu einem Drecksloch geworden und er hat sich nicht mal die Mühe gemacht sich anzuziehen oder zu duschen, wie ich gerade zu riechen bekomme. Allerdings ist es egal, denn er umarmt mich und ich ihn – wir haben uns viel zu lange nicht mehr gesehen. Intensiver wird seine Umarmung zusätzlich noch, als er realisiert, dass es wirklich ich bin, der bei ihm ist und mir wird von der Kraft sowie dem Geruch schlecht. Nach einem harten Training zu müffeln kenne ich von ihm – das macht mir nichts aus, sondern gefällt mir sogar, aber der Gestank scheint eher länger Zeit gehabt zu haben sich zu entwickeln. Am liebsten würde ich die Umarmung deswegen lösen, aber er fängt an zu weinen und dies berührt mein Herz einfach, sodass ich ihn ein wenig fester umarme. Zeitlich gesehen habe ich keine Ahnung wie lange wir umschlungen herumstehen – es fühlt sich, simpel ausgedrückt, richtig an. Langsam lösen wir uns voneinander und genießen die Nähe zueinander einige Augenblicke noch, bis die Tür aufgerissen wird und Monsieur Agreste eintritt – ziemlich wütend. Bevor er irgendwas sagen kann, prescht Adrien vor und verpasst seinem Vater einen heftigen Faustschlag in den Bauch. Okay, diese Szene finde ich grotesk und keineswegs gut, weshalb ich mich beeile und zwischen den beiden Agreste mich schützend stelle. Tief und traurig blicke ich in die Augen von dem blonden Schönling, der innegehalten hat und schleichend beginnt zu realisieren, was er gerade getan hat. Es mag aus einem Affekt passiert sein – dennoch sprechen die Fakten gegen ihn – er hat seinen Vater in den Bauch geboxt und dies mit einer Kraft, die diesen selbst überrascht hatte. Geistesgegenwärtig scheint Monsieur Agreste noch zu sein, aber sein schmerzhaftes Keuchen schmerzt mir in der Seele. Niemals wollte ich eine Person sein, die sich zwischen eine Familie drängen will – leider ist dies nun geschehen. „Geht es, Monsieur Agreste?“ „Ja. Dass mein eigener Sohn mich mit solcher Wucht schlägt, hätte ich nie für möglich gehalten. Ugh!“ Den großen Mann braucht er keineswegs zu spielen, ich merke doch, dass es eben nicht geht. Sollte ich ihn berühren, um ihn in eine angenehmere Position zu bringen? Meine Hand, die sich ihm nähert, wird weggezogen und zwar von Adrien. „Papa, ich werde mich für diesen Schlag nicht entschuldigen, denn den hast du verdient. Ich halte es nicht mehr aus! Denkst du, dass ich Mama nicht ebenfalls vermisse? Glaubst du wirklich, dass ich mir keine Sorgen mache, weil du ständig arbeitest und mich alleine lässt? Im Gegensatz zu dir habe ich jedoch jemanden gefunden, mit dem ich über alles reden kann, bei dem ich mich wohlfühle und den ich liebe. Selbst du weißt, wie sich Liebe anfühlt und was man auch für Dummheiten anstellt, damit man zusammen sein kann. Heute ist das beste Beispiel dafür. Alles, was ich seit dem Verschwinden von Mama gemacht habe, habe ich für dich getan, Papa, doch ich kann nicht mehr so tun, als ob alles in Ordnung wäre, wie es zur Zeit ist. Shirado mag zwar ein Magnet für Ärger sein und viele Gefahren anziehen – trotzdem will ich nie von seiner Seite weichen. Zusätzlich habe ich Freunde gefunden, mit denen ich Spaß habe und mich ablenken sowie erheitern, sollte ich es brauchen. Bitte, Papa, siehe ein, dass ich frei mein Leben leben möchte.“ Am Ende kniet er vor seinem hin Vater und sieht ihn direkt an. Wie sein Gesichtsausdruck ist, kann ich nur über die Reaktion von Monsieur Agreste erahnen, denn bei diesem spricht die pure Überraschung so einige Bände. Kaum sind einige Sekunden vergangen, liegen sich beide im Arm und damit wäre diese kritische Situation ein wenig abgemildert. Nun stehe ich hier wie bestellt und nicht abgeholt da. Unangenehm ist es mir schon. Nachdem beide sich wohl genug im Arm gelegen haben, stehen sie auf und die Aufmerksamkeit beider lenkt sich auf mich. „Mademoiselle Fleur, mein Sohn und ich haben noch einiges zu klären. Daher bitte ich darum, dass Sie unverzüglich mein Grundstück verlassen und für den Rest der Woche nicht hier erscheinen.“ „In Ordnung. Entschuldigen Sie bitte diesen Aufruhr, aber Ricardo und Felix haben sich das ausgedacht – natürlich werde ich für den entstandenen Schaden aufkommen.“ „Gewiss werden Sie das.“ Ob ich nun noch tiefer bei ihm gesunken bin oder nicht, ahne ich keineswegs, jedoch wirkt Adrien zufriedener auf mich und ich fühle mich ebenfalls besser. „Und Ihr Brief war sehr informativ.“ Knallrot beeile ich mich lieber von hier wegzukommen, denn mit solch einer Aussage habe ich keineswegs gerechnet und mir ist der Inhalt sowieso schon peinlich genug beim Schreiben gewesen. Weil er über eine Anzeige hinwegsieht, übersehe ich auch seinen Gesetzesbruch. Es sind nun zwei Tage seit meinem Wiedersehen mit Adrien vergangen und alles hat fast seinen gewohnten Gang eingenommen. Vater ist wieder glücklicher, da Monsieur Agreste sich privat bei ihm gemeldet hat, Adrien kommt ab nächster Woche wieder in die Schule – also nur noch drei Tage – und darf wieder freier seine Tage verbringen. Soweit ich es korrekt verstanden habe bei unserem letzten Telefonat, haben die beiden eine Übereinkunft geschlossen, damit sie den anderen besser verstehen sowie respektieren. Ein Glück, denn ich hatte bei dem einen festen Faustschlag echt das Gefühl, dass Adrien seinen Vater nicht mehr ausstehen kann. Deswegen finde ich es so wunderbar, dass dem nicht der Fall ist. Trotz des ungestümen Verhaltens von Ricardo und Felix – wobei ich auch noch mitgemacht habe im Endeffekt – bleibt alles wie gehabt. Das Eisentor vor dem Anwesen der Agreste ist wie neu und die neue Limousine fährt nur mit elektrischer Ladung, was mir persönlich sehr gut gefällt. Immerhin will ich die Umwelt keineswegs mehr belasten, als unbedingt sein muss. Dass ich nun auch wieder im normalen Maße – für mich zumindest normal – esse, lässt Vater zudem beruhigter in den Tag starten. Heute jedenfalls hat Yuura mich stumpf mitgenommen, weil er nicht alleine bei all den Spielerfrauen sein wollte. Zu meinem Unglück scheint Joel einen guten Freund in einem Fußballteam zu haben und dieser hat zu wenige Auswechselspieler, sodass er freundlicherweise eingesprungen ist. Achromas hat heute jedoch eine Präsentation und Testung seiner neusten Errungenschaft, weswegen ich herhalten musste und dabei finde ich Fußball null bis gar nicht interessant. Einige Sportarten dienen echt nur dazu herum zu pöbeln und den harten Macker heraushängen zu lassen. Andere wiederum, wie Kendo, dienen der Ehre und diese finde ich wiederum interessant, da das Fechten dem ähnelt. Hier wiederum fehlt jegliche Eleganz und Struktur. Obwohl ich keine Ahnung habe, hat eine Mannschaft schon jetzt keine Chance, denn sie besteht fast nur aus Muskelbergen. Woher stammt die überhaupt? Bewusst zugehört habe ich nämlich kein Stück. Nur die Mannschaft, in der Joel heute aushilft, hätte gute Chancen, weil sie eine ausgewogene Mischung haben und trotz der gegnerischen Muskelberge keine Unsicherheit an den Tag legen. „Joel! Joel!! Joel!!!“ Kurzerhand ziehe ich Yuura wieder auf seinen Platz, doch der macht unbeirrt weiter, bis sein Angebeteter tatsächlich zu ihm sieht – schon schmilzt der Dunkelgrünhaarige dahin. Beide sind dermaßen heftig in Liebe, dass anderen dabei schlecht werden könnte – ich finde es, simpel ausgedrückt, eher zauberhaft. Also, die Muskelberge tragen blau-rote Trikots mit weißen kurzen Hosen, während Joels Mannschaft dunkelgrün und weiß trägt, wobei die schwarzen kurzen Hosen das gut abdecken, was die Farbgebung hergibt. Zwischen den ganzen Spielerfrauen sind nur wir zwei zu finden, was mir schon mulmig werden lässt – alle sehen aus wie verzogene Barbies, die sich einen Dreck um andere scheren, sondern nur an sich denken. Anscheinend stehen Fußballer auf diese Art Frauen – es ist nicht meine kleine Welt, sondern deren. Immerhin hat Yuura den Feuereifer wieder zurück und fiebert regelrecht mit – allerdings auch nur, wenn Joel am Zug ist. Hätte ich mir doch etwas zum Lesen mitgenommen, denn ich sterbe fast vor Langeweile. Niemand macht eine elegante Bewegung oder nutzt eine richtige Finte. Würde jemand den Ball zwischen seine Füße festklammern und mit einem saftigen Sprung über einen Gegner hinwegkommen, wäre das Spiel ein bisschen interessanter gestaltet. Mir fallen so einige Bewegungen ein, die passen könnten, allerdings kenne ich weder die Regeln noch sonst irgendwas – nur, dass der Ball in einen der Kästen muss und die Männchen kleine Hampelmänner sind, die diesem Ball hinterherrennen. Jeder hat zwar seinen Geschmack, doch könnte ich ehrlich nichts daran finden, was gut wäre, zumal der Kommentator einen auf den Wecker geht sowie das Verletzungsrisiko regelrecht hoch zu sein scheint. Wenigstens Joel macht konsequent eine gute Figur und kommt erst kurz vor der Halbzeit, wie die Pause genannt wird, ins Schwitzen, trotz seiner andauernden Performance. Kaum will ich Yuura fragen, was wir in der Zeit machen sollen, da ist er auch schon verschwunden. Ah ja, Joel wird jetzt wohl belagert werden, weswegen ich etwas Ruhe erhalte, damit ich in den Himmel sehen kann. Leider bleiben die Tage länger hell und es wird wieder heißer – da kann man ja nur Depressionen bei kriegen. Angenehmes Wetter wäre besser, doch mit der Erwärmung unseres Klimas kann ich darauf wohl leider lange hoffen – eine Schande. Heute Abend geht das Wetter noch, da wir unter eine Abdeckung sitzen, aber diejenigen ohne müssten tierische Hitze ertragen. Zudem sieht es so aus, als ob wir bald Regen erhalten werden – darauf hoffe ich sehr. Paris ist einfach viel zu heiß, doch dies hat jede Großstadt als Problem. Zerzaust und mit weißer Creme um den Mundwinkel taucht Yuura wieder neben mir auf, was die Barbies erschreckt, weil es plötzlich passiert ist. Bei seinem Aussehen könnte man sich seinen Teil denken, jedoch glaube ich kaum, dass beide in den fünfzehn Minuten mal eben eine Nummer geschoben haben – viel zu wenig Zeit. „Hier, Shirado, ich habe dir einen Kokosshake mitgebracht.“ „Danke, Yuura. Was hast du in der Pausenzeit überhaupt gemacht? Du warst auf einmal weg.“ „Ich habe Joel in der Duschkabine überrascht, wir hatten eine kurze Kuschelstunde und sind dann Milchshakes holen gegangen, um diese zu schlürfen – aber alles aus Kokosmilch natürlich. Kurz vor dem Ende haben wir noch ein bisschen geknutscht und dabei habe ich aus Versehen meinen restlichen Milchshake zwischen uns fließen lassen, sodass wir schnell mit Wasser notdürftig unsere Kleidung gereinigt haben. Hach, Joel wird immer so wild und fordernd, wenn seine kämpferische Seite geweckt wurde – ein Traum.“ Knallrot wende ich mich lieber dem Spielfeld wieder zu, denn mir waren das doch zu viele Informationen auf einmal. Allerdings habe ich nun eine neue Seite von Joel zu hören bekommen, für die Yuura nur schwärmen kann – wie an sich für alles bei ihm. Die sogenannte zweite Halbzeit zeigt ein vollkommen anderes Bild als vorher – das Team von Joel zeigt eine strategische Performance, wie ich sie vorhin vermisste. Ihre Positionen sind dieselben, doch ihre Dynamik eine vollkommen andere – wie ein Trupp aus einer Armee, der einer besonderen Aufgabe zugedacht war. Ihr Eindringen in die andere Seite können die Muskelberge nicht verhindern und durch eine geschickte Ballübergabe haben sie das erste Tor geschossen. Der Prozess war für wohl so einige recht überraschend gewesen, denn es dauert – sogar beim Kommentator – bis eine Reaktion erfolgt. Somit steht es 0:1 für Joels Mannschaft, was ihren Gegnern keineswegs schmeckt. Für einen Moment habe ich das Gefühl, wieder im Visier von dunklen Mächten zu sein, doch verschwindet es genauso flott wieder, wie es aufgekommen war. Es kann sein, dass ich mir zu viel einbilde. Keineswegs bilde ich mir jedoch ein, wie die Muskelberge plötzlich flinker wirken und damit sich einen Vorteil ergattern sowie ebenfalls ein Tor schießen. Mit solch einem anderen Verhalten hat wohl niemand im Stadion gerechnet, der nicht zum Team gehört. Gleichstand lässt Joel allerdings nicht zu, denn er schafft es so weit ins gegnerische Gebiet hineinzukommen, dass er einem Teammitglied den Ball zuspielen und dieser einen Punkt macht. Beim Gegenangriff schafft es Yuuras Göttergatte – oder eher Götterverlobter – den Schuss mit einem Fallrückzieher – wie der Kommentator diesen Trick genannt hat – über das gesamte Spielfeld zurück zu pfeffern und damit sogar ein Tor zu schießen. Wow, das war wirklich interessant und toll mit anzusehen, denn er hat die brachiale Wucht des Schusses in seinen Konterschuss mit einfließen lassen. Sportlich, athletische Figur, über 1,90 m groß, gutaussehend und ehrgeizig – Joel macht als Sportler eine viel bessere Figur wie als Kellner. Hmmm…, wieso macht er sein sportliches Talent nicht eher zu einer Karriere? Yuura bekommt nicht genug von ihm zu sehen und spüren in diesem Stadium der Verausgabung, sodass die Liebe der beiden noch feuriger werden könnte dadurch. Oder hat es einen anderen Grund? Wenn ich mir Yuura so ansehe – genauso zierlich und zart wie ich – dann würde dieser eher in meinem sportlichen Bereich tätig sein und dies würde für die Beziehung der beiden schwer werden – besonders wegen ihrer tonnenschwere Liebelei, die man jedes Mal mitbekommt, die allerdings total süß und rein ist. Sollte ich Joel sein, würde ich mehr bei Yuura sein wollen, da dieser unbedarft und naiv durch die Welt streift, weswegen wohl ein Job, der das Talent von dem Dunkelgrünhaarigen unterstützt am besten zur Wahl steht – Kellner. Also ehrlich mal – beide sind das wunderbarste Paar, welches ich jemals zu Gesicht bekommen habe – selbst die im Theater oder in Büchern sind nichts gegen die beiden. Erneut gerate ich ins Schwärmen um die zwei, die wahrlich einzigartig sind – aus meinem Blickwinkel zumindest. Die letzten Minuten verändert sich das Verhalten der Muskelberge erneut und sie werden…, ich traue meinen Augen kaum, größer. Größer werdende Muskelberge? Dies kann ja nur wieder das Werk der Infernale oder Hawk Moth sein – wobei Letzterer bisher maximal zwei gleichzeitig akumatisiert hat, was ich zumindest mitbekommen habe. Alya hat wirklich alles auf ihrem Ladyblog drauf, was es über die Superhelden zu wissen gibt. Bis zur letzten Minute schaffen die Spieler von Joels Mannschaft es, die Muskelriesen aufzuhalten und gewinnen das Spiel. Der Schiedsrichter, der das Spiel abpfeift, wird von einem von den Großen weggeschlagen, sodass dieser bewusstlos an so einer Werbetafel zusammenbricht. Sicherheitsleute wollen den Spieler vom Platz verweisen, doch geraten alle von ihnen in eine Art Raserei, sodass so einige stark verletzt irgendwo auf dem Feld liegen. Panik bricht aus und als ob dies nicht genug wäre, schießen die Aufrührer noch merkwürdige Bälle um sich. Wer getroffen wird, verschwindet und wer weiß wohin. Einer dieser Bälle fliegt in unsere Richtung und ich bereite mich innerlich auf den Zusammenstoß vor, doch bleibt dieser aus, denn Yuura hat sich vor mir hingestellt, eine Hand ausgestreckt und kurz davor hat der Ball in der Luft schwebend angehalten. Die Katzenohren und den Schweif kann ich wieder sehen und frage mich nun wirklich, ob ich noch träume oder dies die Wirklichkeit ist. Bedankend suche ich nach einem Versteck und er verschwindet, damit er wohl Joel irgendwie unterstützen kann. Einige Einschläge von Bällen, die ihr Ziel verfehlt haben, kann ich in meiner Nähe hören, wie fühlen. Sehr unangenehm, wenn man den Krach und das kleine Erdbeben zusätzlich selbst im Inneren des Körpers spürt. „YUURA!!!“ Joels Gebrüll vom Namen seines Liebsten lässt mich dann doch aus meinem Versteck kommen, denn ich muss doch wissen, wie es meinen Angestellten geht und der Beschuss hat zeitgleich aufgehört. Weder den Dunkelgrünhaarigen noch Joel kann ich erkennen, nur noch ich bin hier im Stadion und die bewusstlosen Verletzten. Wohin sind denn die Riesen verschwunden? Nichts deutet mehr auf diese hin, was schräg ist, denn die können doch nicht ebenfalls einfach verschwinden. Haben die sich tatsächlich selber abgeschossen? Möglich wäre es schon, denn das Klischee würden sie leider bedienen. Nichtsdestotrotz finde ich es gruselig hier im Stadion zu sein, wo sonst niemand wirklich da ist. Ob die Rettungskräfte es hierhin schaffen? Hoffentlich würden sie es, denn ich weiß nicht, ob Ladybug sowie Cat Noir gegen eine Fußballmannschaft gewinnen können. Helfen kann ich dabei ebenso wenig. Manchmal kotzt es mich schon an, wenn ich in solche Situationen komme und keine Hilfe bin. Am besten gehe ich erstmal aus dem Stadion heraus, kontaktiere zur Sicherheit die Rettungsdienste und versuche möglichst weit weg von der Gefahrensituation zu sein. Gedacht und umgesetzt habe ich nun alles und befinde mich auf dem Heimweg. Ricardo hat heute frei und der Ersatzbodyguard wurde wohl erwischt, da ich ihn nicht auf seinem Handy erreiche, weswegen ich nun alleine durch Paris streife – wobei alleine wirklich wörtlich genommen werden kann, da ich keiner Menschenseele begegne oder einem Tier. Paris komplett zu einer Geisterstadt geworden – dies wäre die Schlagzeile für sämtliche Nachrichten. Langsam bekomme ich es dann doch mit der Angst zu tun, wenn wirklich niemand zu sehen oder hören ist. Irgendwas zischt an mir vorbei und lässt einige Meter weiter eine tiefe Kuhle in der Straße zurück. Schlimme Befürchtungen kommen in mir auf und ich drehe meinen Kopf zur Seite, ehe ich aus den Augenwinkeln tatsächlich einen der großen Muskelberge ausmachen kann, der einen weiteren Schuss ansetzt. Lieber hechte ich mich hinter ein Auto und suche fieberhaft nach einer Fluchtmöglichkeit, denn von solch einem Schuss getroffen zu werden ist keineswegs gut für die Gesundheit. Das Auto wird getroffen und kippt dabei zur Seite – somit, wie es das Schicksal wohl meint, direkt in meine Richtung. Sieht man solche Situationen in Filmen oder Serien oder liest sie in Büchern, denkt man sich sicherlich, wieso der Charakter gerade in diesem Moment sich kein Stück bewegt. Genau in diesem Moment weiß ich warum – der Körper verarbeitet mit dem hohen Adrenalinhaushalt zu viele Daten auf einmal, sodass die Nerven und Muskeln nicht wissen wohin sie sollen. Allgemein bezeichnet man das wohl als situative Lähmung des Körpers oder so ähnlich. Ahnung davon habe ich wenig und im Moment eher andere Sorgen. Kurzerhand beende ich gedanklich mein Testament, als sich jemand zwischen meinen Körper und das umkippende Auto stellt, dieses kurzerhand in mehrere Teile zersäbelt und sein Katana gelassen wegsteckt. „Kannst du aufstehen, Siegelmeister?“ Diese Tonlage und Stimme kommen mir bekannt vor, wie gleichzeitig nicht, doch habe ich in dieser Situation keine Zeit mir Gedanken über wirklich alles zu machen. Zudem hat mich der Unbekannte mit dem Wort betitelt, was für viele Probleme bisher gesorgt hat. Einer Antwort bleibe ich ihm wohl schuldig, da er mich gerettet hat, und nicke auf seine Frage hin, allerdings halten mich meine Beine irgendwie nicht mehr so, wie vor einigen Sekunden noch. Der Samurai bemerkt es, beugt sich runter und zieht mich hoch, ehe er mich auf seinen Rücken hievt und somit Huckepack nimmt. Sein Schwert in der Scheide stützt mich von unten, während er mir sagt, dass ich mich festhalten soll. Zu gerne erfülle ich seine Anforderung und er springt auf das Dach des Hauses neben uns, um über die Dächer dem Fußballer zu entkommen. Lange braucht er dafür keineswegs, aber er rennt fast bis zur Stadtgrenze, bevor er runterspringt und mich absetzt. Danach wird es merkwürdig, denn er tastet mich nach Verletzungen ziemlich nervös ab, bis er erleichtert seufzend von mir ablässt. „Dir geht es also gut, da bin ich erleichtert.“ „Wer sind Sie?“ Eine erwachsene Person siezt man bekanntlich erst, bis das Du angeboten wird, aber mir wäre beinahe Letzteres aus dem Mund gekrochen. Seine Rüstung sieht aus wie aus Jade gemacht, mit einigen Stellen aus Stahl sowie Verzierungen aus Legierungen, die zu einem Drachen passen. Die Maske umschmeichelt nicht nur seine Augenpartie, sondern ebenso die Mundpartie, was ebenfalls einem Drachen ähnelt. Der Helm trägt sein Übriges dazu bei, sodass ich hier einen Drachensamurai vorfinde, der mich gerettet sowie als Siegelmeister betitelt hat. Skeptisch nachhaken, wer die rettende Person ist, darf man da wohl. „Ich bin Ryurai, ein Samurai im Dienste des Siegelmeisters dieser Zeit. Anders als Ladybug und Cat Noir gehöre ich der Zusatzgruppe an, die an vorderster Front gekämpft haben. Mein Miraculous ist jedoch ein Teil vom vorherigen Siegelmeister, Mitsunari Ishida, und zwar der Drache. Für weitere Fragen haben wir jedoch keine Zeit, denn wir müssen dich weit weg von hier bringen und die Situation abwarten.“ Mitsunaris Miraculous ist also in vier Teile geteilt worden und er trägt den Drachen bei sich, den östlichen Beschützer. Kein Wunder, dass Opa und Vater diesen keineswegs gefunden haben bisher. Damit fällt es wohl weg, dass ich diesen Miraculous nutzen kann. Wunderbar, ich bin noch mehr aufgeschmissen als eine Schildkröte auf ihrem Rücken. Dass er jedoch abwarten und Tee trinken will, passt mir kein Stück in den Kram. „Ein Held hat das Ziel alles Leben zu beschützen und sich nicht wie ein Feigling zu verkriechen, um eine Situation auszuharren. Andere riskieren ihr Leben, damit wiederum andere leben können, also wird hier nicht abgewartet, sondern losgelegt! Los! Abmarsch, Ryurai! Helfe Ladybug und Cat Noir gefälligst anderen zu helfen!“ Ihn will ich in Richtung Stadtkern schieben, doch rührt er sich keinen Millimeter von der Stelle. Wieso sind muskulöse Typen schwer in eine Richtung zu bekommen? Kurz gibt er nach, sodass ich aus meiner Position stolpere, aber sonst passiert nichts, außer einem amüsierten Lachen von ihm. „Siegelmeister, ich muss an sich nur gehorchen, wenn du verwandelt bist, aber ich werde eine Ausnahme machen und mich deiner Vorstellung eines Helden beugen.“ Will der Kerl mich zur Weißglut bringen?! Solch einen Helden würde ich am liebsten in den Kindergarten schicken, damit er dort bessere Manieren lernt oder noch besser zurück zu seinen Eltern, da diese für die Erziehung verantwortlich sind. Jedenfalls springt er wieder auf ein Dach und verschwindet geschwind aus meiner Sicht, während ich nun wie bestellt und nicht abgeholt irgendwo am Rand von Paris bin. Toll, wie komme ich nun zurück in den mittleren Bereich, wo ich wohne? Hätte mich der eine Fußballer nicht gefunden, wäre ich in aller Ruhe daheim geblieben und somit in Sicherheit, wie man mir es zigmal gesagt hat, aber nein, da will ich mich mal daran halten und wird weit weg ausgesetzt. Mir bleibt nichts anderes übrig, als zu Fuß den weiten Weg anzutreten, doch kaum biege ich in eine Straße ein, trifft mich etwas und mir wird schwarz vor Augen. „Shirado!“ Laut und deutlich höre ich meinen Namen und öffne daraufhin meine Augen. Yuura sieht mich erleichtert lächelnd an und scheint eine Sorge weniger zu haben. Wo bin ich überhaupt gelandet? Och ne, der Rostturm ist über uns, also sind wir zwischen seinen vier Füßen in einer Art Blase gefangen. Die erste Frage, die sich mir stellt ist, weswegen noch niemand versucht hat die Blase zum Platzen zu bringen. Kurzum frage ich Yuura das und der erzählt mir, dass die Blase nicht platzt, aber man hinauskann, nur wird man direkt mit einem Schuss getroffen und landet wieder hier, weshalb keine Flucht stattfindet. Sicherlich ist halb Paris schon hier drinnen und es kommt niemand der Gedanke mehr an Flucht, nur weil es bei ein paar wenigen keinen Nutzen hatte? Joel kommt zu uns und wirkt ebenfalls eher erleichtert mich zu sehen. Anscheinend haben die beiden sich Sorgen um mich gemacht, weil ich bewusstlos war. Noch jemand fällt in die Blase, wie wohl ich vor einiger Zeit und es handelt sich um Cat Noir, der selbstverständlich direkt auf meinen Körper landet. Zu meinem Glück bleibt er nur einige Sekunden auf mir, bevor er sich schnell runterbewegt. Einige weitere braucht er jedoch, um zu erkennen, dass ich es bin und er charmant sowie galant mir aufhelfen will. Dabei geht mir direkt Adrien durch den Kopf, der die gleiche Gestik und Mimik bei mir genutzt hat. Weswegen sind die beiden sich so dermaßen ähnlich? Ryurai hat mich ein bisschen an Vater, Hosuke oder Keisuke erinnert, doch die Größe und Masse stimmen nicht überein. Es hat wohl den Anschein, als wäre ich doch härter getroffen worden als gedacht. Kaum stehe ich, umarmt mich der Kater und bringt meinen Körper in eine seitliche Lage, sodass er mich romantisch küssen kann. Gerne würde ich in diesem versinken – zumal es sehr lange her war – aber ich muss ihn an seine Aufgabe als Beschützer von Paris erinnern und dass hier sehr viele andere glotzen, als würden sie niemals im Leben zwei sich Küssende gesehen haben. Liegt vielleicht auch daran, dass es sich hierbei um Cat Noir handelt, der mich küsst, als würde er diese Tat wie die Luft zum Atmen brauchen. „Schön Euch wohlbehalten wiederzusehen, Mylady.“ „Lass‘ den Schwachsinn, Katerchen, sonst habe ich ab morgen Drohbriefe aller Art in der Post, nur weil du mich vor halb Paris küssen musstest.“ „Ich dich auch, Shirado.“ Grinst der glücklich und dumm vor sich hin, während ich einige scharfe Blicke in meinem Rücken zu spüren bekomme. Die Klatschpresse wird davon sicherlich mehr als nur gut profitieren. Meinem Schicksal ergebe ich mich in diesem Moment und gebe dem Charmebolzen einen kurzen Kuss zurück, ehe ich einen guten Schritt Abstand halte. „Was machen wir jetzt?“ Von meiner Seite aus gesehen eine berechtigte Frage, die ich ausgesprochen habe, denn hier herumlümmeln kommt gar nicht erst in die Tüte. „Du bleibst schön hier, Shirado, denn da draußen ist es viel zu gefährlich für dich.“ Muss der Kater mich nun bevormunden und wieso stimmen meine Angestellten ihm auch noch zu? Gemeinheit! Bietet man seine Hilfe an, wird sie abgelehnt. Fordert man, dass man helfen will, wird man abgewiesen. Bittet man helfen zu dürfen, wird man übergangen. Steht nur noch aus, dass man einfach handelt, ohne auf die anderen zu hören. Leider merken die drei, was ich machen würde und deswegen kann ich die Idee ebenfalls in den Eimer werfen. „Dieses Mal sind sie nicht hinter dir her, Shirado, also brauchst du nicht schmollen, auch wenn dich das niedlich macht.“ Muss der Held frech werden? Bei seinem Kommentar werde ich leicht rot und wende mich ab. Meine Röte muss er jetzt nicht sehen, das macht nur sein großes Ego noch größer. Weil ich auf die Bank verbannt wurde, schaue ich mich halt um und sehe, wie Ladybug gerade versucht gegen die Muskelberge anzukommen, allerdings daran scheitert und wie es so kommen muss, landet sie in der Blase direkt auf meine Wenigkeit. Zweimal in einer zu kurzen Zeitspanne schadet dann doch mehr, als es sollte. Sie braucht länger als der Kater, damit ich keine Last mehr auf meinem Körper spüre, aber sie hilft mir genauso schnell wieder auf wie ihr Kollege. Nun sind die Helden ebenfalls in der Blase und Ryurai kann ich nirgendwo sehen. Wo steckt der Samurai bloß? Kurzweilig erkläre ich ihr die Lage und sie wundert sich genauso wie ich darüber, dass dieses Mal niemand hinter mir her ist, obwohl alle Anzeichen dafür sprechen. Ohne weitere Umschweife aktiviert sie ihren Glücksbringer und er verwandelt sich in eine Torwand, die sich vor die Blase aufstellt. Okay, dass der Glücksbringer mal kein handliches Element ist, habe ich bisher auch noch nicht erlebt. Allerdings scheint diese Torwand die Muskelberge anzuziehen, denn sie ballern einfach drauf los. Wusste ich es doch – Klischee erfüllt. Es bleibt nur noch die Frage, was wir nun machen sollen, da die Torwand nur eine Ablenkung zu sein scheint. Stumpf gehe ich aus der Blase heraus und mit mir passiert rein gar nichts, also können wir die Zivilisten zur Flucht anregen, was einigermaßen gut klappt, denn die rennen wie die Verrückten weg und schreien dabei auch noch. Viele Menschen scheinen einfach nur masochistisch bescheuert im Kopf zu sein. Bei einer Flucht ist man leise und versucht unsichtbar zu bleiben. Dass sie nochmals gefangen werden gönne ich ihnen somit nur zu gern. Dummheit muss man einfach bestrafen, sonst lernt niemand daraus. Auf alle Fälle können die beiden Helden erneut loslegen und Yuura scheint helfen zu wollen, denn er lässt von den Muskelbergen einige schweben sowie mehrmals aufeinanderprallen, damit sie wohl außer Gefecht gesetzt werden. Dieser Ablauf geschieht kontinuierlich, bis das komplette Team geschafft am Boden liegen bleibt. Kein Infernaler ist bisher erschienen, weswegen ich mich wundere, denn die Zeit drängt für Ladybug. Das Fußballteam schrumpft auf ihre vorherige Größe und einige kleine wabernde Tropfen kommen aus ihren Körpern, die sich zusammenraufen und eine Gestalt entsteht, die einem Teenager in unserem Alter gleichen könnte. Nein, sie wird noch größer und gleicht eher Joel. Mein selbsternannter Held in schwarzer Rüstung will mit seinem Kataklysmus loslegen, aber ich stoppe ihn, denn der Infernale weint und gibt eine jämmerliche Gestalt ab, was mein Herz berührt. Sicher bin ich mir zwar kaum, aber dieser Infernale scheint wirklich kein Interesse an mir gehabt zu haben und wollte nur Fußball spielen. Sollte ich damit richtig liegen, dann könnte ich vielleicht einen Schritt weiter auf meinem gewählten Weg gehen. „Hey, ähm…, Infernaler. Wir tun dir nichts.“ Demonstrativ nutzt der Kater seine gefährliche Kraft an einer Parkbank, die somit zerfällt, als hätte sie niemals existiert. Dies lässt die Gestalt innehalten und uns ungläubig ansehen. „Du wolltest ein Fußballstar werden, oder?“ Es nickt und spricht in einer Sprache, die ich keineswegs verstehe, doch macht dieser Umstand nichts, denn ich höre auf mein Herz in diesem Moment. „Auskennen tue ich mich wahrhaftig nicht mit diesem Sport, aber du hast geschummelt und dies ist gegen den Sportsgeist, dass man fair spielt. Wenn du wirklich nur Fußball spielen willst, finden wir sicherlich eine Lösung, wie du deinen Traum wahr werden lassen kannst – ohne Manipulation und Schummelei. Wie klingt das für dich?“ Ungläubig starrt es mich an, doch dann werde ich einige Sekunden später in eine glückliche Umarmung gedrückt, die mich beinahe zerquetscht. „Bushido – Zerteiler!“ Den schmerzhaften und wütenden Schrei werde ich niemals aus meinem Gedächtnis bekommen, genauso wie das Bild des sich auflösenden Infernalen, der nur einen Sport spielen wollte. Welcher Fiesling hat ihn bitte vernichtet? „Siegelmeister, du hast dich auf falsche Gesten eingelassen, die dich einlullen sollten. Demonstriere Stärke und Härte, anstatt dich auf Gefühle zu verlassen, die ins Gegenteil abrutschen werden!“ Aus einem Impuls heraus schnappe ich mir den Kampfstab von Cat Noir und werfe diesen auf den Mistkerl zu. Meine tränenbedeckten Augen haben leider falsch kalkuliert, sodass meine Wurfwaffe an ihm vorbeifliegt. „Halte deinen Mund! Von dir will ich nichts hören! Endlich habe ich die Chance gehabt meinen Weg zu beschreiten und selbst einem Infernalen zu helfen, der nur einen Traum hatte und du, du Mistkerl hast ihn einfach vernichtet! Wärst du von Anfang an dabei gewesen, wie ich dir gesagt habe, dann hättest du mitbekommen, wie dieser Infernale tickt – getickt hat. Dich will ich kein Stück mehr sehen! Geh‘ mir aus den Augen, Ryurai!“ Ich wende mich von ihm ab und heule mich an Joel aus, denn er und Yuura halten mich in einer Umarmung, damit ich ein bisschen Halt spüre, weil Cat Noir und Ladybug schon weg müssen. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren verschwindet Ryurai ebenso und ich sehe noch, wie der Zauber von Ladybug alles repariert, was zerstört oder verletzt wurde – nur den Infernalen nicht. „Selbst unter den Feinden kann man Freunde finden und sicherlich erhältst du eine weitere Chance, Shirado. Es ist nun mal passiert und dieser Ryurai wollte auch nur seiner Aufgabe gerecht werden. Vielleicht hast du ihm einen verbalen Schlag verpasst, sodass er über seine Rolle als Held nachdenkt. Doch wirst du es erst erfahren, wenn er sich dir wieder zeigt.“ Joel hat Recht, er hat nur seine Rolle erfüllt und dabei nicht über den Tellerrand gedacht. Trotzdem finde ich es traurig und unnötig einen rehabilitierten Infernalen einfach auszulöschen. „Yuura, was ist los?“ „Nichts…, denke ich. War ich brav, Joel?“ „Ja, das warst du.“ „Hurra!“ Die niedliche Art von Yuura bringt mich wieder zum Lächeln und ich bin froh, dass ich diese beiden bei mir habe. Immerhin erleichtern sie mein schweres Gemüt im Moment. Kapitel 16: Der sterbende Schwan terrorisiert im Tutu ----------------------------------------------------- Der sterbende Schwan terrorisiert im Tutu Das Wochenende habe ich damit verbracht mich in die Situation von Ryurai hineinzuversetzen. Trotz seiner Worte, dass er für den Siegelmeister da wäre, hat er eine Pflicht zu erfüllen. Soweit kann ich ihn verstehen, aber die Stimmung einer Situation so dermaßen falsch einzuschätzen, geht mir zu weit. Hoffentlich kann der Infernale wiedergeboren werden, um seinen Traum zu erreichen. Nathaniel ist so lieb gewesen eine Zeichnung auf meiner Beschreibung hin anzufertigen, die er mir heute geben will. Darauf bin ich sehr gespannt und werde nach der Schule direkt einen Rahmen kaufen, damit ich den Infernalen niemals vergessen werde. Allerdings müsste ich dafür erstmal den Elan finden aufzustehen, denn ich fühle mich noch sehr schlapp. Kommt sicherlich von zu vielen negativen Gedanken in den vielen Stunden vom Wochenende. Heute kommt zudem Adrien zur Schule zurück und dies gibt mir dann doch noch den Kick aufzustehen. Immerhin will ich ihn begrüßen nach monatelanger Abstinenz – mal von dem Vorfall abgesehen. Nun kommt die schwierigste Frage – was ziehe ich an? Es wird heißer – leider – und somit muss ich gucken, was am besten passt, damit der Blonde weiß, wie sehr ich mich über sein Wiedersehen freue. Na ja, alleine bin ich da sicherlich keineswegs, doch will ich unbedingt etwas hervorstechen. Oh man, ich bin wirklich wie ein verliebtes Schulmädchen dabei an solch unsinnige Dinge nachzudenken, wie was ich wann anziehe, um jemanden zu beeindrucken. Am besten drehe ich meine Gedanken ein wenig zurück, atme durch und gehe meine Kleidung mit Kalkül an. Bei 26° kann ich schon schmelzen und dabei haben wir noch Frühling. Zudem kommt die Extrahitze, die nur in Städten entstehen kann, was insofern bedeutet, dass es sicherlich 32° sein werden. Bei dem Gedanken wird mir schon schlecht. Sonnenanbeter dürften sich freuen, zu denen ich mich nun wirklich keinesfalls zähle. Wer für Hitze ist hat doch einen Schaden im Kopf, da man sich dagegen wirklich nicht schützen kann. Kälte hingegen kann man mit dicker Kleidung überstehen und die schadet dem Körper nicht so stark – bis auf zu tiefe Minusgrade, doch die haben wir hier ja nicht, anders als diese unerträgliche Wärme. Gerade kommt mir eine grandiose Idee – Achromas kann mir doch ein gutaussehendes Kleidungsstück erfinden, welches den Körper kühl hält im Sommer. Nur müsste ich diesen ebenfalls erstmal aufsuchen sowie überzeugen…, ach was, das wird schon gut gehen. Wo war ich überhaupt stehengeblieben? Ah, bei der Kleiderwahl, worüber ich mir keinen Kopf machen wollte. Hot Pants, Söckchen in der gleichen Farbe wie die Halbschuhe, ein T-Shirt mit V-Ausschnitt, welches kürzer ist, damit man meinen Bauch ein wenig sehen kann sowie eine Sonnenbrille sollten für das Wetter reichen und um Adrien glücklich zu machen. …jetzt habe ich schon wieder wie ein verliebtes Schulmädchen gedacht. Langsam glaube ich, dass ich doch bescheuert im Kopf werde. Zeitlich gesehen bin ich früher fertig als gedacht, also war ich eher wach. Reimen am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen. Jeder kleine Matsch, verdient einen Klatsch. Okay, ich merke, dass mir der Adrienentzug keineswegs gut bekommen ist, wenn ich solch wirre Gedanken erhalte. Tief durchatmen, Shirado, ganz tief und danach langsam ausatmen. Genau das habe ich gebraucht und kann zum Frühstück gehen. Natürlich hat Vater direkt gegen mein Outfit etwas, da ich viel zu freizügig hinausgehen will – was ich an sich nachvollziehen kann – jedoch wird es doch so heiß, dass ich vorbeugen will – was er nachvollziehen kann – weswegen eine Einigung zwischen uns getroffen wird – halb darf ich freizügig sein, halb muss ich mich bedecken. Dieser Kompromiss ist annehmbar und deswegen tausche ich die Hot Pants gegen eine Dreiviertelhose aus. Wir beide sind zufrieden und ich bekomme seit einigen Tagen mal ordentlich Hunger am Morgen, was meinem Herrn Papa überrascht, er es aber nicht kommentiert. Sein Glück, denn sonst hätte ich eine Szene gemacht, weil mein Gewicht ihn nichts angeht, es sei denn, ich verliere zu viel oder nehme zu viel zu. Echt mal, Shirado, erneut wie ein Schulmädchen! Anscheinend bin ich heute in meinem Gedankengut tief in dieser Misere drinnen, ohne es vorher bemerkt zu haben. Liegt vielleicht auch daran, dass ich Adrien wiedersehen werde und meine Hormone darum verrücktspielen. Fürwahr kein schönes Statement mir selbst gegenüber, weil ich mich sonst im Griff habe. Ruhig bleiben, in den Gedanken meditieren und weiterleben – immerhin siehst du jemanden wieder, den du kennst. Zwar mag dieser ein Frauenschwarm sein, allerdings weißt du, dass er dich auserwählt hat. Knallrot erinnere ich mich an unser Bettwochenende und wie eng wir in dieser Zeit waren. Nein, nein, nein, du bist noch zu jung, Shirado, denke bloß nicht weiter – auch wenn der heiße Typ dich ziemlich begrapscht hat, aber nur im Schlaf. Seufzend verabschiede ich mich erstmal von konstruktiven Gedanken, bis ich genug Adrien aufgetankt habe, sonst bleibe ich noch in diesem Zustand. Vaters Fragen ignoriere ich dahingehend und lenke ihn auf seine Arbeit und was mir wieder zufällt. Monsieur Agreste und er überlegen noch, würden allerdings gerne vor den Sommerferien eine Modenschau machen, in der wir Kinder auftreten werden. Dagegen habe ich nichts einzuwenden, doch will ich kein Rosa oder Pink komplett haben. Mir graut es noch immer davor, als ich die Kleidung bei der letzten gemeinsamen Modenschau vorgezeigt bekam. Gänsehautalarm! Etwas unterhalten wir uns noch über eher belanglose Themen, bis es Zeit wird, dass ich zur Schule komme. Ricardo und Felix warten schon unten auf mich, wobei ich überrascht angeguckt werde. Wieso schauen die beiden so… geschockt? Geschockt beschreibt dieser gemeinsame Blick nicht komplett. Mir fällt ehrlich kein passendes Wort für den Ausdruck der beiden ein. Vor ihnen bleibe ich stehen und winke mit einer Hand vor ihren Augen, bis endlich eine Reaktion erfolgt. Tagträumen nur wegen einem Blick auf meiner Wenigkeit? Glaubt man mir das, wenn ich es herumerzählen würde? Eher weniger, da ich sonst kein großes Aufheben um meine Person gestalte, außer ich singe und performe. Lieber ein Mauerblümchen sein und somit eine gütige Person, anstatt so ein It-Girl. Immer noch warte ich, dass die beiden in die Gänge kommen, denn ich will Adrien begrüßen – da schickt es sich keineswegs zu spät anzukommen. „Wieso bewegt ihr zwei euch kein Stück?“ Nonverbal hat es ja nicht funktioniert, also muss es verbal klappen. Und siehe da, sie kommen endlich komplett zu sich. „Äh…, Shirado, willst du wirklich bauchfrei nach draußen vor die Tür gehen?“ „Natürlich, sonst hätte ich das Shirt nicht an. Die Hot Pants habe ich weggelassen, auch wenn ich diese ebenfalls gerne an hätte, aber Vater hat ja Recht, dass ich zu freizügig herumlaufen würde, also haben wir diesen Kompromiss geschlossen.“ „Shirado, was Ricardo damit meint ist, dass eine Menge Reporter vor dem Eingang stehen und sehr wild auf dein Statement in Bezug auf Cat Noir sowie Adrien sind.“ Aha, das ist selbstverständlich ein Problem und zum Glück habe ich das sehr kurze Höschen keineswegs an. Bauchfrei hingegen sollte ich bei Reporten keineswegs auftreten, von daher muss ich wohl wieder hoch und mich umziehen – dabei wäre ich so gerne früh genug in der Schule gewesen. Nervig ist diese Klatschpresse allemal. Hoch mit mir, ab ins Zimmer, dort ein normales T-Shirt anziehen mit Blumen drauf und einen leichten Umhang, der die Schultern und Teile der Brust verdeckt, damit ist alles soweit wieder in Ordnung und ich kann erneut hinunter. Felix und Ricardo nicken das Outfit ab und somit muss ich mich nur dem Blitzlichtgewitter stellen sowie den neugierigen Reportern. Kaum geht es hinaus, muss ich meine Augen zusammenkneifen und einige Momente ausharren, bevor ich sie öffnen kann. „Mademoiselle Fleur! Mademoiselle Fleur! Was hat es mit Ihnen und Cat Noir auf sich?“ „Betrügen Sie etwa Adrien Agreste?“ „Wieso sind Sie nicht mit einem Mann an Ihrer Seite zufrieden?“ „Unsere Leser haben es verdient die Wahrheit über Sie zu lesen!“ Diese Leute sind viel zu aufgeregt, laut und aufdringlich – das grenzt schon an Gehässigkeit. Kann es nicht mal Tage geben ohne Klatschpresse? Dass andere Menschen unbedingt alles von anderen wissen müssen, aber selber nichts preisgeben wollen ist paradox. „Ruhe! Sie sind erwachsene Menschen, also können Sie sich gesittet benehmen! Zwei Fragen beantworte ich – mehr werde ich dahingehend keineswegs beantworten. Es ist mein Privatleben und dies möchten Sie mit Ihrem eigenen sicherlich auch wahren. Gut, ich betrüge Adrien nicht. Er und Cat Noir haben sich gegenseitig anerkannt und lieben mich beide, genauso wie ich diese. Damit habe ich sogar eine dritte Frage beantwortet und nun ist Schluss – ich habe Unterricht. Schule ist wichtig.“ Stumpf Reporter ins Leere laufen lassen könnte mein neues Hobby werden – das macht viel mehr Spaß als zuerst angenommen. Länger warte ich nicht auf irgendwelche weiteren Reaktionen und steige in die Limousine ein, worin ich erstmal ordentlich seufze. „Meinst du, dass sie dieses Mal nur einen kleinen Artikel bringen?“ „Davon träume ich jedes Mal. Drei Antworten habe ich gegeben und daraus werden sicherlich vier Seiten, wegen der Spekulationen. Klatschpresse ist einfach schlimm. Ehrliche Presse wäre mir lieber, aber die habe ich bisher noch kein Stück kennengelernt.“ Merkt man mir an, dass ich die Hoffnung dahingehend schon aufgegeben habe? Ach, das kann man ruhig, denn die habe ich ja weg. Hauptsache ich komme nicht zu spät an. Dem ist leider am Ende doch so. Um Adrien hat sich eine Traube an Menschen gebildet und er wird mit dieser in die Schule gezogen. Für mich hat sich die überschwängliche Begrüßung somit erledigt. Nachher gibt es bestimmt noch eine Gelegenheit ihn zu begrüßen. Jedenfalls steige ich nun aus und bekomme meine anderen Freunde zu Gesicht, die ich herzlich begrüße und prompt gefragt werde, weshalb ich so spät erst ankomme. Einfach nur das Wort Reporter reicht als Erklärung aus und schon klingelt es. Tja, für mehr Unterhaltung können wir in der Pause sorgen. In der ersten Stunde bekommen wir sogleich die Ankündigung für die letzten Arbeiten in diesem Schuljahr. Wow, ein Jahr ist fast herum, seitdem ich hierhergekommen bin und es ist sehr viel geschehen. Missen will ich die Zeit sowie Erfahrungen keineswegs, denn die machen mich nun aus. „Nur noch zweieinhalb Monate, dann habt ihr Sommerferien. Trotzdem solltet ihr euch weiterhin anstrengen. Doch kommen wir nun zur Projektwoche. Nächsten Monat beginnt sie und ihr habt Glück, denn unsere Klasse hat den Freitag der Präsentationswoche erhalten. In dieser Stunde sammeln wir eure Ideen und schauen in der darauffolgenden, was ihr umsetzen könnt und möchtet. Irgendwelche Fragen?“ Die anderen scheinen diese Projektwoche mit der Präsentation schon zu kennen, allerdings ich kein Stück, weswegen ich meine Hand hebe und nachhake, was es damit auf sich hat. „Diese Projektwoche hat Tradition an dieser Schule. Jede Klasse präsentiert ihr eigenes Werk, welches sie in der Projektwoche erarbeitet haben. Dabei sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt, allerdings muss das Budget beachtet werden, welches die Sponsoren insgesamt geben. An sich wird gezeigt, was ihr leisten könnt und dies der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Bekanntgabe des Budgets macht Monsieur Damocles am Beginn des ersten Projekttages und wie die Aufteilung erfolgt. Sollte noch Geld übrigbleiben, wird dieses in die Schule investiert. Dabei ist es ebenso möglich durch das investierte Geld Produkte anzubieten, dessen Verkauf mit einfließen wird. Da wir dieses Jahr unser 150. Jubiläum haben, wird der letzte Tag besonders hoch angesehen und besucht werden. Die Klassen werden per Losverfahren den Tagen zugeteilt. Bei zehn Klassen sind selbstredend zwei Klassen für einen Tag zuständig – allerdings operieren diese erst eigenständig, bis zur Besprechung der einzelnen Ideen. Bisher war es so, dass der letzte Tag auch Teile der ersten vier beinhalten wird, damit die Schule als ein Ganzes repräsentiert wird, doch obliegt das den Klassen des letzten Tages. Madame Mendeleiev und ich sind eure Ansprechpartner, denn wir arbeiten zusammen. Ansonsten könnt ihr Ressourcen nutzen, die euch zur Verfügung stehen und das Budget keineswegs sprengen. Dies war es soweit. Hast du noch irgendwelche Fragen, Shirado?“ „Nein und vielen Dank für die Erklärung, Madame Bustier.“ „Dafür bin ich da, Shirado. Gut, kommen wir zur Ideensammlung. Ja, Alya?“ „Ein Konzert von Shirado!“ Bitte was? Warum wirft sie direkt mich in den Raum? Hallo, ich bin doch niemand, den man einfach ungefragt irgendwo anmelden kann – auch wenn sie meine Managerin ist. „Na gut, ich notiere deinen Vorschlag mal.“ Gegenargumente hätte die Lehrerin ruhig finden können und ich ebenso, aber ich stehe gerade neben der Spur wegen der plötzlichen Angabe meines Namens. „Bunte Flyer, auf denen unser Programm zu sehen ist und was wir anbieten und Plakate für Shirados Konzert.“ Nicht du auch noch Rose. Womit habe ich das denn verdient? Singen möchte ich zwar schon, aber im Sommer gebe ich keine Konzerte – da ist es viel zu heiß und ich will niemanden in den Hitzetod schicken – besonders nicht mich. „Oh ja, wir können eine kleine Parade vorher veranstalten mit allen Klassen. Wenn wir diese etwa in die Mitte legen vom Programm, würde Shirados Konzert einen Abschluss bilden. Und…, und ganz am Schluss ein kleines Feuerwerk, mit ganz viel Glitzer.“ „Nun mal schön ruhig, Rose, ich komme kaum mit bei deinem Ideeneifer. Hat noch jemand einen Vorschlag zu unterbreiten oder hören wir weiter Rose zu?“ Niemand sagt etwas und unsere quirlige Klassenkameradin sagt noch, dass wir einen Fotografen engagieren können, damit sich jeder Fotos von diesem besonderen Tag holen kann. Danach ist sie allerdings still, sodass ich gerne meinen Einspruch erheben möchte in Bezug auf mein Konzert, jedoch prescht Chloé vor und gibt großspurig an, dass sie dafür sorgen wird, dass ich eine angemessene Bühne für den Auftritt erhalte. All meine zurechtgelegten Worte verpuffen in diesem Moment. Unsere Chloé hilft dabei ein kleines Konzert aufzustellen ohne eine Gegenleistung zu erwarten? Haben die Talismane solch eine große Wirkung auf sie gehabt? Irgendwer muss mich aus diesem Traum herausholen, denn ich kann es ernsthaft keinesfalls glauben. „Meine Eltern und ich würden dann gerne Backwaren zum Verkauf anbieten.“ „Hmmm, das wird lecker, wenn deine Eltern ihre besonderen Kreationen anbieten, Marinette. Mir läuft schon das Wasser im Mund zusammen.“ Übertreibungen gehören in letzter Zeit zu Alyas Sprachgebrauch und erneut verpasse ich meine Chance Einspruch zu erheben, denn Max meldet sich und würde gerne einen Rätselstand aufbauen, wo man verschiedene Rätsel lösen muss, um am Ende der Veranstaltung die Gewinner zu verkünden und denen einen Preis zu überreichen. Wirklich eine nette Idee von ihm, doch jetzt möchte ich endlich zu Wort kommen. Daraus wird leider nichts, denn Kim und Alix wollen sportliche Spiele anbieten oder kleine Wettkämpfe mit Preisen. An Einfallsreichtum mangelt es der Klasse sicherlich nicht, doch möchte ich endlich mal zu Wort kommen – so doll wie noch nie ist mein Drang zur Kommunikation im Moment ausgeprägt. Selbst in dem Moment, als ich meinen Mund öffnen will, kommt jemand anderes an der Reihe und mein Frust wächst. Nathaniel gibt amüsiert von sich, dass ich gerne etwas sagen will, allerdings nicht zu Wort komme. Dankend sehe ich ihn an, auch wenn ich sein Amüsement mit meiner ausgestreckten Zunge kommentiere. „Welchen Vorschlag möchtest du uns unterbreiten, Shirado?“ „Madame Bustier, ich erhebe eher Einspruch zu dem Konzert. Mir liegen bisher keine französischen Lieder vor, die ich singen könnte und dem Standard entsprechen, den meine Zuhörer gewohnt sind. Außerdem gebe ich im Sommer keine Konzerte wegen der schrecklichen Temperaturen, die in dieser Zeit immer herrschen und die noch schlimmer werden durch den Klimawandel. Zusätzlich wäre dies unfair den anderen Klassen gegenüber, die keine solch große Show aufsetzen können. …wieso fangt ihr alle an zu lachen?“ Ernsthaft versuche ich deutlich zu machen, dass ich kein Konzert geben kann und alle lachen mich aus. Beleidigt schmolle ich erstmal. Adrien meldet sich und wendet sich mir zu. „Du hast gerade nur Argumente genannt und dabei an andere gedacht, Shirado, und deswegen mussten wir lachen. Dein Einspruch negieren wir hiermit. Drei Lieder habe ich dir doch schon übersetzt – die kannst du singen und es macht sicherlich nichts, wenn du andere Sprachen ebenfalls nutzt, die hier unterrichtet werden – dies zeigt nur, wie vielfältig unsere Schule ist.“ „Außerdem kann ich auch eine Eisbühne organisieren, die genug Kälte absondert, dass ein Publikum nicht von der Hitze überwältigt wird. Dafür musst du dann Schlittschuhe anziehen.“ „Im Moment suchen wir nur Ideen, Shirado, und ich glaube kaum, dass die andere Klasse groß gegen deine Gesangskunst wäre.“ Oh je, selbst Chloé und Madame Bustier geben ihren Senf dazu – meine Niederlage steht fest und ich muss schauen, wie ich das ihnen heimzahlen kann, weil ich noch ein bisschen sauer auf die alle bin. „Na gut, aber nach dem Komfortstandard, wie ich ihn jedem Fan auf einem meiner Konzerte verspreche – wobei weiche Sitze in diesem Fall entfallen. Es darf kein Gedränge entstehen, es wird nach Größe sortiert sich hingestellt, Nino macht die Musik, Adrien ist mein Gesangs- sowie Tanzpartner auf dem Eis, Alix bringt mir das Eislaufen noch bei, Madame Bustier moderiert, Ivan und Myléne sorgen für Getränke, Max und Juleka möchte ich gerne Achromas vorstellen, damit ihr eine Lichtershow zu den Liedern erstellt – Nino hilft dabei, während Nathaniel eure Ideen zu Zeichnungen konzipiert, sodass wir handfestes Material haben – wobei er den Tag als Zeichner arbeiten kann, um Karikaturen und was weiß ich noch den Leuten anzubieten. Sabrina und Chloé hätte ich gerne als Strukturierer für die Show, damit alles seinen geordneten Rahmen hat, da ihr zwei als Team ausgezeichnet dieser Aufgabe nachgehen könnt und sonst hätte ich noch die Idee, dass ihr beiden Führungen durch die Schule anbieten könnt. Kim wird die Plakate und Flyer verteilen, weil er der schnellste von uns ist, die Rose anfertigt. Ayla passt das Bühnenkonzept an. Zudem werde ich Ricardo als zusätzlich Strukturierer arbeiten lassen und Felix als Empfänger der Besucher. Yuura wird mit mir Make a wish singen, aber sonst bieten er sowie Joel andere Leckereien an, als Marinette und ihre Eltern. Ach ja – ein Outfit für eine Eiskunstlaufgesangshow habe ich nicht, also brauche ich noch eines von dir, Marinette. Dies wäre das Konzept, welches ich vorbringen würde, da alle Stärken von allen Klassenkameraden sowie der Lehrerin präsentiert werden – wie die Schwächen ausgeglichen. Gibt es irgendwelche Einwände?“ Jetzt guckt ihr alle dumm aus der Wäsche – ha! Kommt eben davon mich so vorzuführen und es tat recht gut alle sprachlos zu machen. „Keine Einwände – wunderbar. Madame Bustier – wir haben unser Gesamtkonzept.“ Sogar sie braucht einige Sekunden, bis sie dieselbe Frage stellt, wie ich, doch kommen keine Gegenargumente, weswegen wir alles so stehen lassen. Wunderbar, dann kann ich meine guten Angestellten dahingehend vorbereiten. Weil wir früher fertig mit allem waren, können wir schon mit dem Stoff der nächsten Stunde anfangen, sodass diese eher beendet wird und wir eine kleine Minipause erhalten. In dieser kann ich sicherlich Adrien ordentlich begrüßen, aber das Schicksal ist ein mieser Verräter geworden, denn er muss auf die Toilette und ich kann ja nicht einfach mit ihm auf dieser gehen, weil ich meine Rolle noch zu beachten habe. „Musst du etwa auch auf Toilette, Shirado? Gehe doch einfach.“ Marinette meint es gut, ich weiß es, aber ich gehe vor und nach der Schule daheim auf Toilette, um das Schauspiel aktiv zu halten – als Junge kann ich doch nicht auf die Mädchentoilette gehen. „Von müssen kann keine Rede sein, Marinette, ich möchte endlich Adrien begrüßen, doch heute scheint der Wurm drin zu sein, denn ich bekomme ihn einfach nicht zu packen.“ Trübsal zu blasen hat niemandem bisher irgendwas eingebracht – meine Stimmung hingegen geht auf den Tiefpunkt der Traurigkeit zu. „Lass‘ den Kopf nicht hängen. Nach Chemie haben wir doch eine größere Pause und die Mittagspause kommt auch noch. Außerdem hat Adrien heute Fechtunterricht – also eine Stunde länger als wir anderen. So gesehen hast du noch genug Möglichkeiten ihn anzutreffen.“ Alya hat Recht – genug Möglichkeiten gibt es. Somit kann ich einige Versuche starten. Schicksal, du mieser Verräter, ich habe dir nie irgendwas angetan, allerdings denke ich echt, dass du mich auf dem Kieker hast. Die erste Pause war Adrien bei Monsieur D’Argencourt wegen irgendwas und ich konnte ihn nicht mehr erwischen. Auf der anderen Seite konnte ich Nathaniel ordentlich knuddeln, weil er mir eine unglaublich gute Zeichnung von dem Infernalen gemacht hat und dies auf DIN A3-Papier. Da er es zur Sicherheit in stabiler Pappe eingelegt hat, werde ich den notdürftigen Schutz erstmal beibehalten – immerhin ist der Schultag noch lang. In der Mittagspause wird der blonde Schönling extrem von der Damenwelt bedrängt und ein Durchkommen ist für mich unmöglich, weshalb ich es aufgegeben habe und mit den anderen zu Mittag esse. Im Gymnastikraum probiere ich neue Tanzfiguren zu drei neuen Liedern aus, ehe ich einen aufgeregten Monsieur D’Argencourt hören kann und Klingen, die ziemlich laut und schnell aufeinander prasseln. Kaum bin ich fertig mit meiner Stunde und habe alles aufgeräumt sehe ich keine Menschenseele mehr beim Fechtunterricht. Was ist denn nun schon wieder passiert? Oh, ich höre Stimmengewirr, also sind die alle noch da, nur haben sie wohl den Unterricht früher beendet. Zu meinem Unglück sehe ich keinen Adrien, der herausgekommen ist und ich fühle mich wirklich veräppelt. Wo steckt der Gute bloß? Hach, wäre es doch bloß einfacher ihn zu erwischen. Willkommen zurück Trübsal. „Mademoiselle Fleur, weswegen das traurige Gesicht?“ Muss der Fechtlehrer mich ansprechen? Obwohl, ja, er kann mir sicher erzählen, wohin Adrien verschwunden ist. „Ach, Monsieur D’Argencourt, ich wollte den ganzen Tag schon Adrien begrüßen, aber zuerst haben Reporter mich bedrängt und ich musste mich vorher zweimal umziehen, weil ich sonst nicht nach draußen gedurft hätte. Danach war er auf Toilette, bei Ihnen, von Mädchen umringt und jetzt fehlt von ihm jede Spur – dabei wollte ich nur sagen, dass ich es schön finde, dass er wieder hier an der Schule ist.“ Der Gefühlsausbruch der Trauer ist emporgekommen und einige Tränen fließen mir aus den Augen heraus, die wohl den Mann berühren, denn er streicht mir sanft den Rücken, damit ich mich beruhige, und flüstert sanft, dass alles gut wird. Zwar komme ich mir vor wie ein kleines Kind, doch hilft es wirklich super, sodass ich nach einigen Schluchzern aufhöre und mich unter Kontrolle habe. „Meine Gute, das Leben ist wie ein Duell – mal gewinnt man und manchmal verliert man. Ich selbst habe die Erfahrung gemacht und wurde akumatisiert, da ich es nicht ertragen konnte, gegen Bourgeois verloren zu haben. Dennoch habe ich eines dadurch gelernt – aus einer Niederlage kann man lernen. Sie haben den ganzen Tag versucht Adrien zu erreichen und er Sie vielleicht ebenfalls. Doch heute hatten wir eine Herausforderung erhalten und als mein bester Schüler hat er diese angenommen. Echtes Fechten zu erleben war für mich ein erhabenes Gefühl, aber es scheint Unstimmigkeiten gegeben zu haben, denn er ist der Herausforderin hinterher, ohne sich umzuziehen. Wenn Sie möchten, können Sie gerne mit mir auf ihn warten.“ Ein sehr freundliches Angebot von ihm und ich nehme es gerne an. Ricardo kommt hinein und hat sich wohl gewundert, wo ich bleibe, aber ich erzähle ihm, dass ich auf Adrien warten werde. Da Monsieur D’Argencourt bei mir bleibt, hat er nichts dagegen und ich gebe ihm die Zeichnung von Nathaniel mit, weil er schon weiß, was für einen Rahmen ich gerne hätte – nur die Größe wusste ich bisher noch nicht. Eine Stunde warten wir schon auf die Rückkehr vom blonden Schönling und er lässt auf sich warten. Alles ist aufgeräumt und an sich soweit, dass die Schule geschlossen werden kann, aber ohne den Kleiderwechsel vom Blonden muss selbst Monsieur Damocles warten. Drei Personen warten auf das Eintreffen von einer einzigen – was für eine Schule nun wirklich ungewöhnlich ist. „Hmmm, Adrien lässt auf sich warten. Möchtest du wirklich nicht nach Hause, Shirado?“ „Nein, Monsieur Damocles, ich möchte ihn heute hier in der Schule begrüßen.“ Stur zu sein bringt meistens wenig, doch heute bin ich es in diesem Punkt. Immerhin ist mein einziges Ziel für heute Adrien zu begrüßen und dies kann ich doch wohl erreichen, da dies kein sehr hoch angestrebtes Ziel ist. „Wie wäre es mit ein bisschen Fechtunterricht, bis Adrien zurückkommt, Mademoiselle Fleur?“ Fechten und ich? Ob das gut gehen wird? Besser als nur zu warten wäre es allemal, weswegen ich zusage und er mir eine ungenutzte Ausrüstung holt, die ich einfach überziehen kann, weil ich keine Wechselkleidung dabei habe – außer schon die gebrauchte Gymnastikkleidung. Kurzerhand lege ich mir die Schutzkleidung an und halte die Fechtmaske noch in meinen Händen. Irgendwie macht es mich ein bisschen glücklich, dass ich fechten werde wie Adrien. Merkwürdig finde ich dieses Glücksgefühl schon, aber er und Cat Noir können kämpfen, während mein Versuch mit dem Tessen auf Tanz basiert hat, ohne jegliche Technik dieses Kampfstils. Es kann also mir Erfahrung bringen, die ich sonst niemals machen würde. Ohne weitere Verzögerung lege ich die Maske an und erhalte einen Degen. Dieser erinnert mich an das Florett, welches ich in dem komischen Traum hatte, in dem Yuura, Joel und Achromas sich verwandelt haben – allerdings sieht dieser Degen weniger stabil und schön aus. Mir werden Haltungen beigebracht, genauso wie die Regeln anhand von praktischen Beispielen, sodass ich schneller diese verinnerliche – auch wenn es hier nur um Zeitvertreib geht. Zwei weitere Stunden sind vergangen und zwischendurch haben es sich Ricardo sowie Felix gemütlich gemacht. Der Himmel leuchtet schon im Abendrot und sicherlich ist es fast sechs Uhr am Abend. „Hervorragende Leistung, Mademoiselle Fleur. Wie wäre ein Übungskampf gegen…, ähm… mich?“ Sicherlich wollte er einen seiner Schüler beim Namen nennen, ehe er gemerkt hat, dass wir doch eher alleine sind. Dies macht Monsieur D’Argencourt ein bisschen putzig – finde ich zumindest. Unser Schulleiter mimt den Schiedsrichter und wir beide stellen uns in unsere Positionen. Aufgeregt bin ich schon, denn in dem Crashkurs habe ich gegen keinen Gegner geübt, sondern nur die Haltungen und Regeln gelernt, als wäre es das einfachste auf der Welt – was keineswegs so ist. Dieses Regelwerk mit den ganzen Begriffen und Unterschieden sich zu merken war schwierig, doch mit den Bewegungen dazu konnte ich es mir bis jetzt noch im Gedächtnis behalten. Natürlich verliere ich sofort die erste Runde, weil ich ein Anfänger bin, aber ich finde solche Kämpfe lehrreicher als nur die Übungen durchzuführen. Zusätzlich zur ersten verliere ich die zweite ebenfalls, aber ich denke, dass ich die dritte für mich entscheiden kann, denn Monsieur D’Argencourt hat eine ganz eigene Art mit seinem Degen umzugehen wie Cat Noir mit seinem Kampfstab. Bei seinem Angriff in der dritten Runde nutze ich meine Körperspannung, um gerade so auf der Matte beim Ausweichen zu bleiben und nutze den Schwung zum festen Stand voran, damit ich einen Treffer lande. An sich habe ich mich an die Regeln gehalten, doch erhalte ich keinen Punkt, da ich Verhalten gezeigt habe, welches keineswegs zum Sport gehört. So ein Mist und ich dachte, ich könnte meine Nachteile durch Vorteile ersetzen. Gut, dann halt komplett regelkonform, sodass mir niemand Schummelei vorwerfen kann. Gerade wollen wir die vierte Runde starten, da kommt Adrien zurück und sieht ein wenig überrascht aus, dass hier noch welche am Fechten sind. „Adrien, du hast dich unerlaubterweise von deiner Fechtklasse entfernt. Dein Verhalten geziemt sich keineswegs und deswegen habe ich einen Anwärter auf deinen Platz hierbehalten. Du wirst gegen diesen Anwärter um drei Punkte fechten. Solltest du gewinnen, behältst du deinen Platz und wenn nicht, verlierst du diesen.“ Wieso spricht Monsieur D’Argencourt solch einen Unsinn aus? Gegen Adrien habe ich keine Chance und den Platz will ich keineswegs. „Als Direktor gebe ich Monsieur D’Argencourt Recht. Adrien, du kannst nicht einfach aus dem Unterricht gehen. Von daher ist diese Strafe akzeptabel.“ Warum werde ich mit in diese Strafe eingewebt, ohne vorher gefragt zu werden? Beide Männer sehen zu mir und zwinkern mir zu, was ich erst nicht nachvollziehen kann, bis mir ein Licht aufgeht – beide wollen den Blonden nur Grenzen aufzeigen und nicht wirklich bestrafen – auch wenn sie das Recht dazu haben, wegen Adriens Verhalten. Dieser sieht mich direkt an, aber zum Glück erkennt er mich unter diese Maske kein Stück. Zu meinem Pech jedoch scheint Feindseligkeit in seinem Blick aufzukommen, weswegen ich mich wohl warm anziehen muss. „Na gut, ich nehme die Bedingungen an. Wie heißt mein Herausforderer?“ „Den Namen wirst du erst am Ende des Kampfes erfahren, Junge. Und nun kommen wir zu den Regeln – bei diesem Kampf werden die Punkte ohne elektronische Hilfe vergeben. Die Waffen sind Degen und somit gilt der Treffer überall am Körper. Die Regel, dass man seinem Gegner nicht den Rücken zeigen darf, wird ausgesetzt und das Kampffeld ist das gesamte Schulgelände. Gebt eure besten Fechtkünste zur Schau und zeigt uns, wie sehr ihr das Fechten verehrt.“ Wohin haben sich überhaupt Ricardo und Felix verzogen? Vorhin waren sie doch hier und haben zugeschaut. Länger kann ich meine Gedanken keinesfalls schweifen lassen, denn die erste Runde beginnt, die der Blonde in wenigen Sekunden für sich entscheidet, weil ich mental noch woanders gewesen bin. Okay, ich sollte meine Konzentration darauf geben, dass ich Adrien eine Lektion erteilen soll und da ich ihm meinen Rücken zeigen darf, würde das Ausweichen einfacher gestaltet sein. Runde Zwei beginnt und ich weiche ihm mit einem Radschlag aus, bevor ich im festen Stand direkt den Degen gegen sein rechtes Bein bekomme. Gleichstand zwischen uns und die dritte Runde beginnt. Dieses Mal ist der direkte Schwertkampf von ihm favorisiert, damit ich wohl kein gutes Ausweichmanöver mehr hinbekomme. Er drängt mich in die Defensive und damit ziemlich weit zurück, bis ich die Mauer in meinem Rücken spüren kann. Entgegen seiner Annahme, dass er nun leicht einen Punkt ergattern kann, mache ich ohne Umschweife einen Spagat und treffe ihn am Bauch, während sein Degen gerade so über meiner Maske die Wand getroffen hat. Ob er nun meine Haare sieht und erkennt, dass ich es bin? …wohl eher nicht, denn er knurrt kurz sauer und begibt sich zu der Ausgangsposition. „Die erste Entscheidungsrunde findet statt.“ Oh je, ich kann Adriens ziemlich wütenden Blick auf mir spüren. Ist er jetzt sauer auf sich oder auf mich? Ganz genau kann ich es keineswegs deuten, weswegen ich einfach weitermachen sollte. Glück ist bei Anfängern bekanntlich immer mit dabei. Unsere erste Entscheidungsrunde beginnt und ich muss einem direkten Treffer prompt ausweichen, weil Adrien nun noch versierter gegen mich vorgeht. Ausweichen kann ich jedenfalls gut, wenn ich Bewegungsfreiheit habe und somit geht diese Runde länger als die anderen davor, bis ich den Fehler mache die Brücke zu nutzen, wie ich sie beim Yoga anwende. Diese Figur braucht zu lange, damit sie wieder aufgelöst wird, weshalb er mich trifft und erneut Gleichstand herrscht. Zurück zur Ausgangsposition heißt es für uns beide. „Eine zweite Entscheidungsrunde erfolgt und sie wird gleichzeitig die Finalrunde werden.“ Nach dem Zeichen vom Start, springt Adrien auf mich zu und ich weiß in diesem Moment nicht, was ich machen soll, da ich damit keineswegs gerechnet habe. Er schlägt mir den Degen aus der rechten Hand, lässt seinen gleich mit diesem auf den Boden fallen und zieht unsere Masken weg, um mich innig zu küssen. Seine nun auch freien Hände wandern direkt an meinen Po, was ich mit einem Misslaut quittiere, aber er macht ungerührt weiter – da kommt der Macho in ihm durch. Jedenfalls beendet er den Kuss und ich weiß im Moment echt keineswegs, was ich machen soll, denn der Überfall von ihm war spektakulär. „Adrien Agreste hat das Duell gewonnen – wenn auch mit einem Ende, welches in Wettkämpfen keineswegs bewertet wird.“ „Hehe, das macht mir nichts, Monsieur D’Argencourt, ich hatte ein gutes Training. Vielen Dank, dass Sie mich nicht aufgegeben haben, obwohl ich einfach gegangen bin.“ „Meinen besten Schüler gebe ich niemals auf! Dich werde ich allerdings beim nächsten Mal härter bestrafen müssen.“ „Gewiss doch und entschuldigen Sie meine unangemeldete Flucht.“ „Damit hätte sich alles in Wohlgefallen aufgelöst. Wie wäre es, wenn du Shirado freilässt, Adrien? Immerhin müsst ihr beiden euch um- oder ausziehen. Unsere Schule schließt pünktlich und heute war eine Ausnahme.“ Gerne wäre ich frei von dem Grapscher hier, denn es ist mir peinlich, dass er es ganz natürlich macht und ich hier wie eine rote Tomate kein Stück von ihm wegkomme. Kurzerhand nimmt er mich auch noch mit in die Umkleidekabine, obwohl ich nur die Ausrüstung ablegen müsste. Keine Sekunde später presst er mich gegen die Wand und küsst mich, als bräuchte er den oralen Kontakt wie die Luft zum Atmen oder wie ein ausgehungerter Tiger gerade seine erste Mahlzeit nach Tagen zu sich nimmt. Einige Male muss ich gegen seine Brust hämmern, bis er mich freigibt und ich atmen kann, weil ich darauf gar nicht vorbereitet war. Warum ist er heute so merkwürdig? Erst bekomme ich ihn gar nicht zu packen und nun wirkt er richtig anhänglich auf mich. „Dich habe ich so sehr vermisst. Am liebsten würde ich dich mit mir nehmen und einen Monat einsperren, damit ich die verlorene Zeit aufholen kann, aber das würde dir kein Stück gefallen, weshalb ich einfach nicht anders kann als dich zu bedrängen. Entschuldige bitte, Shirado…“ „Ebenso habe ich dich vermisst – nur ohne diese gruseligen Gedanken dich einzusperren. Willkommen zurück.“ Fast am Ende des Tages kann ich ihm endlich meine Begrüßung vorbringen und komme gerade mal auf zwei Wörter. Von mir selbst bin ich gerade eher enttäuscht, doch lächelt er glücklich, küsst mich sanft und wendet sich ab, um sich auszuziehen. Peinlich berührt werde ich rot dabei, denn er macht sich bis auf die Boxershorts nackig, legt einiges in einen Waschbeutel, der wohl mit nach Hause genommen wird und hängt die Ausrüstung korrekt an den vorgesehenen Platz in seinem zugewiesenen Umkleideschrank. Dabei bekomme ich seinen Körper einmal richtig zu sehen und muss die aufkommende Hitze flott wegwehen, denn ihm sieht man jetzt richtig an, dass er seinen Körper härter trainiert. Oh man, dieser Junge liebt mich und ich bin am Dahinschmelzen im Moment – eine schlechte Kombination. Als er sich jedoch unter einer Achsel beschnuppert und kurz das Gesicht verzieht, muss ich kichern und der Bann vom Sex-Appeal ist gebrochen. Somit kann ich die Ausrüstung ausziehen und sie ordentlich zusammenlegen, damit Monsieur D’Argencourt sie weglegen kann, weil ich keine Ahnung habe, wohin diese kommt. „Weißt du nicht wohin mit der Ersatzausrüstung, Shirado? Einfach die Tür hinter den Umkleideschränken öffnen und schon bist du im Materiallager. Ich gehe kurz duschen.“ Und schon ist er in die entgegengesetzte Richtung losgegangen, sodass ich mich in das Materiallager begebe und kaum öffne ich die schwere Tür, würde ich sie am liebsten wieder schließen. Wer hält denn bitte diese Unordnung aufrecht? Wenigstens geht Licht an und ich kann sehen, wohin die Ausrüstung hingehört – natürlich weit hinten. Seufzend will ich schon loslegen, doch ersinnen sich meine Gehirnzellen eine bessere Idee – ich räume mir den Weg frei. Dabei kann ich die Gefahr, irgendwas kaputtzutreten oder mich zu verletzen minimieren. Der Haken dabei ist, dass ich länger brauche, doch für die eigene Sicherheit nimmt man mehr Zeit in Kauf. Zu meiner Überraschung geht es schneller als erwartet und ich bin schon am Ende angelangt, sodass ich die Ersatzausrüstung geordnet aufhängen kann. Zufrieden mit meinem Werk kehre ich zurück in den Umkleideraum und kaum will ich zur Tür, umschlingt mich jemand von hinten und ich erschrecke mich total. „Ganz ruhig, Kleines. Dein gutaussehender Schönling ist es nur.“ „Oho, Prinz Charming persönlich überfällt mich. Welch eine Ehre.“ „Hey! Sarkasmus kannst du an anderen ausüben – aber nicht an mir.“ „Wirklich? Und ich dachte, dass du ein hartgesottener Kerl geworden bist. Dahingehend habe ich mich wohl geirrt.“ „Willst du mich ärgern, Shirado? Vorhin war es so schön zwischen uns.“ „Genau – es war schön. Hättest du mich nicht erschreckt, wäre das schöne Gefühl geblieben.“ „Ah~, du bist beleidigt und schmollst gerade. Dagegen habe ich ein Mittel.“ Stumpf zieht er mich an seinen Körper heran und küsst mich innig. Zuerst will ich mich dagegen wehren, doch meine Gegenwehr schmilzt dahin wie Eis im Sommer. Seine Kusstechnik nimmt mich voll ein und seine Art mich besitzergreifend an seinen starken Körper zu drücken macht es mir simpel ausgedrückt unmöglich irgendeine Abwehr dagegen zu entwickeln. Kurzum – mein Gehirn wird Matsch und mein Körper Wachs. Nachdem er den Kuss löst, sieht er mich mit einem hitzigen Blick direkt an und ich komme mir im Moment wie die Beute vor, die von einem Tiger in die Ecke gedrängt wurde. Allerdings löst er seinen Blick auf, indem er seine Augen schließt und seinen Kopf auf meine linke Schulter legt. „Du machst mich fertig. So gerne würde ich dich als mein Eigentum allen präsentieren… Shirado, ich liebe dich.“ Okay, gerade geht die Stimmung dorthin, wo ich in meinem Alter noch nicht sein wollte. Dennoch sollte ich auf seine Aussage hin etwas erwidern. „Gegen deine Aussage, dass ich dein Eigentum werde, muss ich erstmal ein Veto einlegen, denn du hast Cat Noir vergessen, mein Guter und dich liebe ich auch. Bevor du dich hier noch vergisst – es warten einige Menschen hinter dieser Tür auf uns, wovon zwei schon längst Feierabend haben.“ Tief nimmt er einen lautstarken Atemzug an meinem Hals, was mir eine Gänsehaut einbringt, ehe er sich wieder aufrichtet und mich liebevoll ansieht. „Recht hast du. Schön war es trotzdem dich ein bisschen für mich allein zu haben – das sollten wir öfter machen.“ Ohne auf weitere Worte meinerseits zu warten zieht er mich mit sich zu den anderen und entschuldigt sich, weil es ein wenig gedauert hat. Einige Kommentare von Ricardo und Felix bekomme ich von weiter weg zu hören und ich glaube, dass ich diese Fahrt zurück gefoppt werde. Solange die beiden ihren Spaß haben – sie haben schon viel für mich getan und ein bisschen Schmollen schadet ja nicht – immerhin hören sie dann eher auf und bringen mich zum Lachen, was ich ihnen hoch anrechne. Verabschiedet wird sich ganz normal bei den Erwachsenen und zwischen uns liebevoll, ehe wir uns trennen für heute. Paris bei Hitze – unerträglich. Gebäude ohne Kälte – unerträglich. Draußen sein – tödlich. Und ich – stehe vor einem Gebäude, welches Kälte beinhaltet, jedoch noch geschlossen ist – weswegen auch immer – während ich zergehe. Selbst der Schatten ist nur noch ein kümmerlicher Anblick von gerade mal zwei Grad Unterschied zum sonnendurchfluteten Rest von Paris, was ebenfalls nichts bringt. Monsieur Agreste muss mich wirklich sehr lieb haben, wenn er seinen Sohn und mich erneut in die Hölle schickt. Heute gibt es nämlich eine Ballettshow und er hat natürlich keine Zeit, weswegen die Karte sogar auf meinen Namen ausgestellt wurde. Wie er das hinbekommen hat, würde ich gerne erfahren, damit ich ihm ebenfalls eine wunderschöne Karte zu einem sehr interessanten Kulturakt schenken kann – zudem sorge ich persönlich dafür, dass er nicht mit irgendeiner Ausrede, dass er krank wäre, davonkommen könnte. Oh ja, die gemeine Idee der Heimzahlung werde ich nutzen, wenn ich weiß, wie ich sie konkret umsetzen kann. Wo steckt überhaupt mein Begleiter? Ohne diesen lassen mich die Angestellten nicht herein, weil er natürlich die Karten erneut bei sich hat. Außerdem lassen sie im Moment niemanden herein, als ob sie wollen, dass man in der Hitze zergeht. Gerade wegen dieser Aufführung konnte ich nicht in kurzer Kleidung erscheinen und präsentiere einen vollkommen neuen Kimono, den Vater letzte Woche in Japan herausgebracht hat. Zu meinem Unglück bildet er den Sommer ab in drei Phasen und in allen Phasen strahlt die Sonne hell und klar. Juni, Juli, August – Sonne strahlt über schöne Berge in ein Tal, der Strand wird mit der Sonne beglückt, die das Meer orangefarben erscheinen lässt und zuletzt werden verschiedene Felder angezeigt, deren Kinder erntereif sind. Drei Phasen, drei Monate, dreimal so viel Hitze in Gedanken und dann noch die vom heutigen Frühlingstag. Bei den Kami, die überall existieren – wieso gibt es bloß diese schreckliche Hitze? Genügen euch die anderen katastrophalen Ereignisse keineswegs? Macht doch eher die Umweltverschmutzer alle kaputt, damit ein Umdenken sofort geschieht, anstatt eine zu hohe Gradzahl loszulassen. Okay, so langsam macht die Hitze mich komisch im Kopf. Wenigstens machen die Angestellten die Doppeltür auf und die ersten Besucher können eintreten. Leicht schwelt Kälte hinaus, die meine Füße umschmeichelt und mich wohlig seufzen lässt. Genau in diesem Moment hält eine mir bekannte Limousine an, aus der prompt der Blonde steigt, dem ich gerne in diesem Moment die Ohren langziehen möchte. Anscheinend kann er spüren, dass ich sauer bin und er versteckt irgendwas hinter seinem Rücken, als er sich zu meiner Wenigkeit beeilt. „Hey, Kleines, sei doch nicht sauer auf mich. Ich habe beim Training die Zeit vergessen und deswegen entschuldige ich mich auch hiermit.“ Sein versöhnlicher Gesichtsausdruck lässt schon meine kleine Wut verpuffen, doch als er mir einen Schlüsselanhänger in Herzform überreicht, worin unsere Namen eingraviert sind, muss ich ihn einfach glücklich umarmen. Irgendwie kommt ein merkwürdiges Gefühl in mir hoch, ein schleichender Gedanke, dass er mich lesen kann wie ein offenes Buch, doch gleichzeitig ist das ein schönes Gefühl. Gegensätzlich denke und fühle ich in diesem Moment, aber auf einen Nenner komme ich keineswegs, bis darauf, dass ich seine Grapscherei direkt unterbinden sollte. Seit wann hat er denn solch einen hohen Drang mich immer wieder an den Hinten zu fassen? Hmmm…, es könnte auch eine neue Masche sein mich zum Schmollen zu bringen oder zum Meckern. Obwohl es ebenfalls ein Tick von ihm sein könnte, welchen er entdeckt hat und an mir auslebt, weil er weiß, dass ich ihn dafür keineswegs in die Wüste schicke. Unsere Umarmung dauert schon zu lange und deswegen löse ich sie auf, damit wir endlich in das kalte Theater können, wo wir diese Ballettshow hinter uns bringen müssen. Charmant gibt er mir einen Handkuss und hält mir seinen linken Arm danach hin, damit ich mich einhaken kann, wie es sich in hoher Gesellschaft gehört. Oder war es dann der rechte Arm? Nein, der rechte Arm muss frei sein, damit der Mann sein Schwert zum Kampf ziehen kann, sollte ihn jemand herausfordern. Zumindest bei der Hochzeit war dies Tradition damals. Wissen ist Macht! Woher kam denn jetzt dieser Gedanke? Es wird wirklich Zeit, dass ich aus der sengenden Hitze herauskomme und nachdem mein Begleiter die Karten vorgezeigt hat, können wir in das Gebäude, welches ich zwar schon kenne, doch heute wegen einem anderen Grund eintrete. Kälte umhüllt mich und ich seufze wohlig. Diese habe ich vermisst und gebraucht. Hach, wie gerne würde ich einfach mich hinlegen und es genießen sie zu spüren. „Du scheinst die kühle Luft eher zu genießen als meine Anwesenheit, Shirado.“ Will er wie ein kleiner Junge wirken oder meint er sein Kommentar ernst? Von meiner Seite her komme ich auf keinen Schluss, was er genau bezwecken will, weshalb ich dieses Mal mit dem Strom schwimme und ihm die stylische Frisur durchwuschle. „Mama hat dich immer noch ganz doll lieb, kleiner Adri.“ Mit einer kindlichen Stimme sage ich diese Worte zu ihm, während meine Lippen sich zu einem schelmischen Grinsen verformen. Dieser Vorlage konnte ich nun kein Stück widerstehen. Seine Mimik wirkt erst befremdlich auf mich, bevor er meine Haare durchwuschelt und sagt, dass klein Adri die Mama sehr doll lieb hat. Erheitert über diese winzige Geste, die wir uns gegenseitig gegeben haben, richten wir notdürftig unsere Frisuren und gehen an die Bar. Dort treffen wir auf eine Frau, die den Barkeeper ordentlich zur Schnecke macht, weil er wohl nicht nach ihrer Pfeife getanzt hat. Einfach ignorieren und freundlich sowie mitfühlend den Mann hinter der Theke anlächeln. Bis die Frau ihren Dampf abgelassen hat, dauert es eine gefühlte Ewigkeit. Neben mir stellt sich ein Mann, der wohl keinen Dresscode kennt, weil er in einem Rockeroutfit diese Kulturveranstaltung besucht. „Wen muss man hier bestechen, damit man endlich seinen Wodka bekommt?!“ Zudem ist der Kerl auch noch laut und fuchtelt wild mit seinem linken Arm herum, der mit spitzen Nietenbändern versehen ist. Angstvoll behalte ich die Fuchtelei lieber im Blick, denn getroffen werden will ich keineswegs. Schlagzeilentechnisch wäre das sicherlich ein Renner, aber meine Augen würde ich gerne behalten, wie ein narbenfreies Gesicht. Keine Sekunde später tauche ich flott ab, damit ich in Sicherheit bin, weil er noch eine Schippe drauflegt. Langsam gehe ich ein paar Schritte zurück und erhebe mich erst mit dem Sicherheitsabstand. Es gibt Menschen, die sind echt bescheuert und egoistisch oder noch schlimmer – die sitzen auf einem hohen Ross und bekommen nicht mit, dass sie andere Menschen erniedrigen. Vielleicht bekommen die es doch mit und genießen es simpel ausgedrückt gerne. Personen dieser Art beuge ich mich keineswegs. Von der beinahe Misere bin ich in eine andere geraten, die ich hätte vermeiden können, was mich ärgert. Drei junge Männer umstellen mich. Ein Lachen muss ich mir verkneifen, denn die haben ernsthaft ihre Haare nach den Grundfarben gefärbt. Schlimm wäre es keineswegs, hätten sie nur Frisuren, die zu ihren Gesichtern passen würden. Mir kommen sie vor wie aus einem Film oder einer Serie. Moment Mal, die drei könnten Schauspieler sein und somit Trendsetter. Och ne, auf eingebildete Möchtegerns würde ich am liebsten verzichten. „Sieh‘ mal an, was uns das Schicksal eingebracht hat – eine hübsche Begleitung.“ Blauhaar meldet sich zuerst und die Stimmlage gefällt mir kein Stück, denn sie klingt hungrig, wie ein Wolf auf Beutezug. Gelbhaar hingegen kichert vergnügt und hält ein Halsband mit Kette in seinen Händen, was mich kontrolliert schlucken lässt. „Ja! Ich will ein neues Haustier haben!“ Neues Haustier? Gab es etwa schon jemanden vor mir für ihn? Kami, ich bekomme wirklich Angst hier. „Pfft! Die hält doch nicht mal zwei Tage durch, bei deiner Dressurtechnik. Und ihr Freund kommt auf uns zu, also verstecke das Halsband wieder!“ Rothaar scheint einigermaßen in Ordnung zu sein, denke ich mir mal. Da nun ein Weg frei für mich ist, gehe ich die wenigen Schritte auf Adrien zu, die noch übrig sind zwischen uns. Pure Erleichterung durchflutet mich und ich bin froh, dass ich keineswegs alleine hierhergekommen bin. „Geht es dir gut? Haben die drei dir irgendwas getan?“ Ernst und mit leicht wütendem Unterton fragt er mich nach der vorhergegangenen Lage und ich nicke zur ersten Frage, während ich die zweite verneine. Angst vor zwei von denen habe ich schon bekommen, wie sie ganz natürlich ihre Art und Weise hervorbringen – zu gruselig. Sein Selbst zu unterdrücken ist allerdings ungesund… Seufzend lehne ich mich an den Blonden und genieße seine Nähe gerade, die mein negatives Gefühl in eines voller Sicherheit umwandelt. Umständlich umarmt er mich, da er noch die Getränke hält, die er bestellt hat. Zeitlich gesehen bleiben wir in dieser Position nur wenige Augenblicke, aber die reichen aus, damit ich mich wohl fühle. „Hier ist dein Wasser.“ Dankend nehme ich das Glas von ihm an und gönne mir einen Schluck von der spritzigen Flüssigkeit. Meine Kehle fühlt sich danach um einige Stufen angenehmer an, wodurch mit auffällt, dass diese wohl schon ein bisschen länger nach Benetzung gezehrt hat. Galant geleitet mich Adrien zu einem Stehtisch und wir warten auf den Einlass in den Theaterraum. „Chloé scheint heute nicht da zu sein.“ Ganz genau kann ich hören, wie er dies als Segen empfindet und ich stimme ihm zu – heute sind es mal nur wir beide. Sogar die McGlores sind heute nicht zugegen, wobei es mich gewundert hätte, würden diese zwei extra aus Nordirland hierherreisen, nur um ein kleines Ballettstück zu sehen. Ruhig unterhalten wir uns über meine Nachhilfefächer, damit ich ja auf dem Laufenden bleibe, weil wir einiges nachzuholen haben durch unsere ungewollte Trennung auf längerer Zeitbasis. Bewusst wird mir in diesem Moment, dass ich es kaum besser haben könnte. Paris…, die Stadt der Lichter und der Liebe – lichterloh ist es meistens in der Nacht und Liebe habe ich gefunden. Schon merkwürdig, dass bezeichnende Titel oftmals wahr sind. Unser Gesprächsthema ändert sich allerdings zu dem Antreffen der drei farblichen Typen, zu denen ich aus Versehen gekommen bin. „Shirado…, ich frage mich das schon länger, aber seit wann bekommst du so schnell Angst? In der Bibliothek hast du damals doch gegen die Piraten versucht zu kämpfen. Dein Mut war inspirierend und deine Technik wunderschön. Deswegen wundere ich mich, weshalb du nun eher ängstlich bist.“ Nun stellt sich mir die Frage, wie Adrien wissen kann, was ich dort unten getan habe. Nino und Ayla haben keineswegs detailreich das Geschehen damals wiedergegeben, weswegen ich mich wundere – war er selber dort unten? Anscheinend hat er sich sehr gut versteckt, doch dann müsste er schon vor unserer Zuflucht sich im Kellerlager aufgehalten haben. Gleichzeitig türmt sich eine weitere Frage auf – warum hat er kein Sterbenswort gesagt? Immerhin muss er genau gewusst haben, was kommen würde, um ein geeignetes Versteck zu finden. Ein Feigling ist Adrien keineswegs, also kann ich nur schlussfolgern, dass er vorher in einem dieser Blätter gefangen war und mich gesehen hat. Einzig diese Möglichkeit bleibt übrig, von der logischen Seite her gesehen. Da gibt es jedoch noch die fantasievolle Seite, die Unmögliches in den Fokus legt und in die Realität integriert, damit ein Blick auf andere Seiten gewährt wird. Verschiedene Blickwinkel zu betrachten ist für uns Menschen schwer, dennoch kann man dies irgendwie erlernen. Fantasievoller Blick also auf die Situation mit dem Wissen, dass Adrien genau wusste, was ich getan habe. Alle Piraten fallen weg und auch die Gefangenen, genauso wie die vorher schon ausgeschlossenen Mitflüchtenden. Sobald man alles Mögliche ausgeschlossen und die Verdächtigen komplett abgeschrieben hat, bleibt nur noch die Wahrheit übrig – Cat Noir ist derjenige, der meine Tätigkeit hätte sehen können. Nein, dies wäre wahrlich unmöglich, dass Adrien Cat Noir wäre, selbst aus der fantasievollen Perspektive. Obwohl es Sinn ergeben würde, denn die anderen Optionen habe ich mit diesem Blick ja ausgeschaltet. Allein die Vorstellung passt allerdings keineswegs – immerhin sind beide recht unterschiedlich…, nein, beide haben eine ähnliche Frisur, die beinahe den gleichen Blondton besitzt, während ihre Augen dasselbe grün tragen, wobei Cat Noir das Weiß der Augäpfel in einen minzgrünen oder pastellgrünen oder giftgrünen Ton besitzt. Ihre Größe hat einen kleinen Unterschied von wenigen Zentimetern und der Charakter beider gutaussehenden Kerle gleicht sich in einigen Punkten sehr und in anderen gibt es winzige Unterscheidungen. Okay, Shirado, so langsam musst du tatsächlich an deinem Verstand zweifeln, wenn du die beiden als eine Person vereinst. Am Ende ist die Habichtmotte genauso gut mein Vater oder sogar der von Adrien. Jegliches Denken über dieses Thema sollte ich erstmal unterlassen, zumal ich meinem Begleiter Sorgen bereite, wegen meinem wohl zu langen Gedankenaussetzer. „Würde ich einen genauen Zeitpunkt festsetzen, wäre es beim botanischen Berater am ehesten der Fall, dass ich Angst erhalten habe. Du wurdest weggeschleudert und ich habe einen komischen Realitätsentzug erlitten. Komplett der Angst bin ich erst mit den Vampiren verfallen. Ihre Welt oder eher ihr Teil der Monsterwelt mit ihrer Art und Weise alle als Nahrung zu sehen, während sie an sich nur mich fangen wollten, hat meinen Mut zerstört. Darauf bin ich keineswegs stolz, allerdings hat der Ausflug in die Monsterwelt mir einen neuen Weg eröffnet und diesen werde ich fortan beschreiten. Meinen Entschluss will ich niemals in Frage stellen und auch wenn ich andere in meiner Nähe umso mehr gefährde, weiß ich ebenso, dass die Infernale nicht einfach nur böse sind. Theoretisch gesehen gehe ich davon aus, dass sie nur Spiegel von uns Menschen sind, die von negativen Gefühlen und Erfahrungen leben. Sobald sie stark genug sind und ein Schlüsselereignis stattfindet, gehen sie den Wünschen ihres Wirts nach oder erfüllen ihre eigenen. Wie gesagt, ist dies nur theoretisch gedacht. Gleichsam denke ich so über die Vampire. Wünsche, Träume und Hoffnungen treiben uns an und der leichte Weg dahin wird einem eher ermöglicht, sodass viele diesen nehmen, aber es ist der schwierige, der uns vorantreibt und uns gut tut. Angst, Verzweiflung und noch mehr sind nur Auslöser für das, was in einem steckt. Zwar mag ich im Moment ängstlich sein, dennoch gehe ich davon aus, dass ich meinen Mut wiederfinden werde.“ Hoffentlich habe ich nicht zu sehr um den heißen Brei philosophiert, sodass er mich verstehen kann, denn mein Monolog war echt lang. Ach, was denke ich denn da? Wenn mich jemand versteht, dann ist es Adrien. „Gerade habe ich mich unsterblich in dich verliebt, Shirado.“ Muss er mich kalt erwischen und mir seine unsterbliche Liebe gestehen? Hallo? Von solchen Aussagen werde ich knallrot und kann gar nicht mehr klar denken! „Sicher sagen kann ich, dass du ruhig Angst haben darfst, selbst wenn dein Mut zurückkommen wird – immerhin sind Cat Noir und ich für dich da.“ Zwinkernd und mit einem charmanten Lächeln gibt er seine Meinung preis, sodass ich meine Röte keineswegs abbauen kann, sondern sie sich intensiviert und ich heiß im Kopf werde. Dass er kichert und ein selbstbewusstes Grinsen trägt, lässt mir nur eine Strategie zu – wegdrehen und aus meinem Glas Wasser trinken. Ganz ruhig atmen und die Augen wandern lassen, um sich abzulenken. Langsam und stetig sinkt die Hitze und sicherlich vergeht ebenfalls die Röte dadurch. „Kleines, ich wollte dich zwar in Verlegenheit bringen, allerdings nicht von mir abwenden lassen. Na komm‘, schaue mich an.“ Ein bettelnder Ton in seiner Stimme und ich kann keine Sekunde länger mich von ihm fernhalten, sodass ich ihn wieder ansehe. „So gefällt mir der Abend schon sehr viel besser.“ Dieser Schlawiner spielt im Moment mit mir, wofür ich einerseits ihm gerne die Leviten lesen will, andererseits von diesem Verhalten angetan bin. Hach, zwiespältige Gefühle brauche ich nun wirklich nicht. Darum stippe ich die Finger meiner rechten Hand in mein Wasserglas und bespritze ihn danach mit winzig kleinen Tröpfchen direkt ins Gesicht. „Wofür war das denn?“ „Ich wollte dich megaultrasuperheißen Typen abkühlen, denn wir sind hier auf einem berufsbezogenen Date und nicht auf einem anderer Art.“ „Soll das heißen, dass ich dich auf einer anderen Art von Date ordentlich in Verlegenheit bringen darf sowie dich andauernd berühren?“ Die anzügliche Art, wie er seine Augenbrauen bewegt, sowie das freche Grinsen dabei erinnern mich frontal daran, dass mein Argument sich perfekt für ein Gegenfeuer seinerseits geeignet hat, sodass er es nutzte. Toll, nun habe ich ihm eine Art Freifahrtschein gegeben und muss mir eine Gegenstrategie überlegen, denn eines weiß ich – in Bezug auf mich ist der Blonde unersättlich. Am besten fange ich an, den Anfang eines noch kommenden Plans auszuführen, indem ich den Stehtisch umrunde, mich an ihn schmiege sowie mein Gesicht ganz nahe zu seinem bewege, bevor ich stoppe – sehr kurz vor einer Berührung unserer Lippen. „Mein lieber Adrien, ich werde erst mit dir intimer, wenn es der richtige Zeitpunkt ist und meine Prinzipien, dass man älter sein muss für die Vereinigung und so weiter, sich in diesem Moment in Luft auflösen. Vorher wirst du mich nicht dazu bekommen.“ Nach meinen Worten ziehe ich mich zurück und nehme meinen vorherigen Platz ein, von dem ich einen interessanten Anblick erhaschen kann – ein eingefrorener junger Agreste, der eine leichte Röte im Gesicht hat, dessen Lippen voneinander getrennt sind und seine Augen in die weite Ferne der Gedankenwelt blicken. Zwei Positionen habe ich somit klargestellt, dass er einen Freifahrtschein erhält, aber meine Prinzipien niemals über den Haufen werfen darf, weil dies meine Entscheidung wäre. Blinzelnd scheint er zurückgefunden zu haben und wendet sich mir zu, als eine Ansage erfolgt, dass alle Gäste nun in den Hauptraum eintreten dürfen. Tja, seine Worte werden warten müssen, bis wir Zeit für ein weiteres Gespräch erhalten. Natürlich sitzen wir wieder in der Mitte der ersten Reihe. Selbstverständlich hat Adrien eine neben sich, die ihn anhimmelt, während ich mit dem komischen Rocker als Nachbarn aufpassen sollte, von seiner Fuchtelei nichts abzubekommen. Wenigstens gibt es für uns ein Programmheft, welches ich studiere. Eine Ballettaufführung von Schwanensee in vier Akten. Klingt recht kurz und schnell vorbei, aber sicherlich ist meine Vermutung falsch – immerhin würde die Aufführung sonst in einem kleinen Theater aufgeführt werden, anstatt in der größten Kulturhalle von Paris. Diese Ballettschule scheint zudem renommiert zu sein sowie bekannt. Da ich mich für diese Form des Tanzes kein Stück interessiere, wüsste ich keineswegs, wer diese Madame Concorde sein sollte oder woher diese Mädchen stammen. Gutes Haus hier, althergebrachte Traditionen dort und was weiß ich noch was, womit man angeben kann, wird in der Rede im Moment herausposaunt. Obligatorisch klatsche ich den Beifall mit, doch würde es mich wundern, wenn ich tatsächlich Gefallen an der Vorstellung finden würde. Madame Concorde verschwindet in die Bühne, was mich überrascht, denn das habe ich noch nie gesehen. Als ich meinen Begleiter frage, erklärt er mir, dass die Bühne hier mit verschiedenen Hebeelementen bestückt ist und auch Falltüren, wenn es schnell gehen soll in einem Stück. Verstehend nicke ich seine Erklärung ab und denke mir mal, dass die Madame mit einer Hebebühne unter die Bühne verschwunden ist, weil sie langsam versank. Musik setzt ein und der Vorhang wird zusammengezogen, sodass jeder von uns den Rest sehen kann, welcher vorher versteckt worden war. Hmmm…, wenn ich raten müsste, wäre es ein Park und da dahinter ein Schloss abgebildet ist, müsste es ein eigener Schlosspark sein, der hier dargestellt werden soll. Das Bühnenbild haben sie gut hinbekommen und es gefällt mir. Europäische Burgen sehen stark anders aus als welche von meinem Heimatland, aber sie haben etwas. Opas Burg kenne ich recht gut und ich würde gerne mal ein anderes Schloss besuchen, damit ich Unterschiede finden kann – wäre sicherlich eine lustige Entdeckerreise. Dieser Prinz Siegfried hat Geburtstag und feiert diesen wohl gerade. Seine Mutter, die Königin müsste es dann ja sein, wirft ihm fürsorglich Unbeschwertheit vor. Wie kann man denn bitte fürsorglich solch eine Eigenschaft vorwerfen. Hinterhältig würde ich das eher bezeichnen. Netter ausdrücken könnte man es auch, wie dass sie sich Sorgen macht, weil seine sorglose Art ihm bisher keine Liebe eingebracht hat und sie sich diese für ihn wünscht. …irgendwie klingt das ebenfalls hinterhältig, oder kommt mir das nur so vor? Egal, ich muss das Stück keineswegs aufführen, weshalb ich mir keine großartigen Gedanken machen sollte. Dann soll er auch noch am morgigen Hofball eine Braut finden. Im 21. Jahrhundert ist das Stück wohl noch nicht angekommen, allerdings wurde es ja auch in einer Zeit geschrieben, in der es rechtlich gesehen kaum irgendwas gab, außer die Privilegien der Oberschicht, die es heute immer noch gibt, was ich selber zu spüren bekomme, wie heute. Nun habe ich mich selbst runtergezogen. Ändern kann ich es jetzt auch nicht mehr und die erste Tanzeinlage beginnt mit dem aufkommenden Hofball, wo viele Schüler und Schülerinnen dieser Ballettschule die Bühne füllen. Respekt dafür, dass die es schaffen sich nicht zu streifen oder sonst etwas. Diesen Hofball so gut hinzubekommen hat sicherlich am meisten Arbeit gemacht, denn alle müssen weitestgehend synchron tanzen und sich abgestimmt haben – besonders mit den vielen wechselnden Partnern, die der Prinz führen muss. Zum Ende des ersten Akts verlässt der Prinz den Ball und scheint in seine Gedankenwelt versunken zu sein, während er den Himmel anstarrt und beim Anblick von Schwänen Lust auf eine Jagd erhält. Arme Schwäne. Vereint schließt der Vorhang den ersten Akt und die Madame kündigt eine zehnminütige Pause an. Lohnenswert dafür den Raum zu verlassen ist diese Zeitspanne keineswegs. Allerdings kann ich mich ausstrecken und meine müden Knochen wecken, sollten diese denn dazu bereit sein. Immerhin konnte ich mich mit meinen Überlegungen vom Schlaf abhalten, dabei dürfte es gerade mal halb acht am Abend sein, wenn ich die Zeit richtig einschätze. „Bist du schon müde, Shirado?“ Mitfühlend fragt der Blonde mich das und ich nicke nur, denn seine definierte Fragestellung hat mein Gehirn auf Schlaf eingestellt. Kurz spüre ich, dass er sich bewegt, bevor ich einen Arm von ihm um meine Schultern fühle, welcher mich an seinen Körper zieht, sodass ich meinen Kopf auf die mir zugewandte Schulter von ihm legen kann, was ich allzu gerne mache. Lieber würde ich mich ganz an ihn kuscheln, aber wir haben noch einen langen Abend vor uns, weswegen ich die kleine Zeitspanne nutzen sollte. Viel Erholung habe ich keinesfalls erhalten können, doch unsere Position hat der Frauenschwarm neben mir kein Stück gelöst, was ich schön finde sowie nett von ihm. Zweiter Akt, erster Tanz – ich finde es interessant, wie sie echtes Wasser nutzen, ohne die mechanischen Vorgänge und Konstruktionen unterhalb der Bühne zu beschädigen. Mit einer Armbrust bewaffnet will der Prinz einen Schwan erledigen, der sich jedoch als eine junge Frau ausgibt oder andersherum, keine Ahnung wie das funktioniert. Jedenfalls soll es wohl Liebe auf den ersten Blick sein und ein Zauber soll die junge Frau als Schwanenprinzessin brandmarken, wie ich es zu hören bekomme. Ewige Liebe muss der Prinz schwören, damit der Zauber gebrochen werden kann und er macht es, ohne an mögliche Konsequenzen zu denken. Ah ja, ein wohl dunkler Zauber kommt keineswegs von irgendwoher und wenn der Nutzer von diesem den Prinzen ebenfalls trifft? Wie können die beiden dann sich zurückverwandeln? Gilt dann die ewige Liebe als Schwäne ebenfalls? Sie suchen sich einen Partner für das Leben und bleiben diesem treu, was wohl hier ebenso dargestellt werden soll. Trotzdem finde ich es blöd, dass der Prinz als hormon- oder instinktgesteuert präsentiert wird. Romantisch finde ich dies kein Stück. Direkt nach dem Schwören erfolgt ein langwieriger Tanz, der zur Verzauberung gehören soll, wie es dargestellt wird. Diese Szene gefällt mir bisher am wenigsten, denn ich finde es recht starr dargebracht. Zwischen dem Prinzen und der Schwanenprinzessin ist es wohl hinter der Bühne kaum gut bestellt – zumindest kommt es mir so vor, wegen den steifen Bewegungen, die erfolgen. Erneut klatsche ich obligatorisch mit, denn die nächste Pause dauert sogar eine Stunde an. Überaus langwierig wird es leider doch, trotzdem finde ich eine längere Pause schön. Es wundert mich nur, wieso Adrien sich kein Stück von der Stelle bewegt, ehe ich hochschaue und sehe, dass er eingeschlafen ist. Kichernd pikse ich ihn ein bisschen in die Seite und er schreckt auf, sodass meine angenehme Position ein Ende gefunden hat. Bedauern brauche ich sie nicht, denn wir können uns bewegen und müssen nicht zuschauen, wobei einer von uns den anderen auflaufen lassen hat. Sympathischer könnte mir der Blonde keineswegs mehr werden, so dachte ich bis jetzt, aber er hat es geschafft, dass ich ihn unentbehrlich finde. Ob es für diesen Zustand eine genauere Bezeichnung oder sogar eine Steigerung gibt? Vielleicht, jedoch entbehrt sich mir dieses Wissen im Moment. „Bin ich etwa eingeschlafen?“ Fragt er mich das ernsthaft? Gähnend streckt er sich und dabei löst sich sein Hemd aus der Hose. Haargenau kann ich einen kleinen Teil seiner unteren Bauchregion sehen und muss an mich halten, damit ich meine Finger bei mir behalte. Dass ein kleines Stück Haut von ihm mich wuschig macht, hätte ich niemals gedacht. Rechtzeitig habe ich meine Augen seinem Kopf zugewendet, damit wir uns ansehen, weil er mich an die Hand nimmt und mitzieht. „Am besten essen wir eine Kleinigkeit und versuchen uns wach zu halten für die nächsten Akte.“ „Dein Training heute muss echt anstrengend gewesen sein, wenn du sogar vor mir eingeschlafen bist.“ „Hehe, ja, ich wollte fünf Kilo mehr heben und als ich das Gewicht verinnerlicht habe, konnte ich mich kaum stoppen. Darum war ich zu spät und bin müde.“ Weiter auf dem Thema herumreiten will ich vermeiden und wende mich der Umgebung zu, nachdem ich ihm gesagt habe, dass ich seine Müdigkeit nachvollziehen kann. Sobald ich mehr trainiere an einem Tag als sonst, schlafe ich ebenfalls früher ein. Wir bewegen uns zielstrebig durch einen Gang in Richtung des großen Salons, wo eine reich verzierte Essensausgabe zu finden ist. Heute gibt es Muschelsuppe, flambierte Schnecken und Froschschenkel zur Auswahl und mir wird schlecht. Kein Gericht davon würde ich freiwillig zu mir nehmen. Salat mit Thunfisch und geriebenen Käse in einem Öldressing klingt für mich um Längen besser. Unglücklicherweise haben sie keinen Salat im Angebot, sondern eine Käseplatte mit einigen Früchten. Bestimmt sind es Preiselbeeren, Weintrauben und Himbeeren, die sie dazugeben. „Was hättest du gerne, Shirado?“ „Gar nichts, wenn ich die Wahl habe.“ „Du und deine Witze. Okay, dann wähle ich für dich aus und du suchst uns einen Tisch.“ Protestierende Worte bleiben mir im Hals stecken, weil er stumpf weggeht, als ob er gewusst hätte, dass ich gegen seine Entscheidung angehen würde. Pah, ich werde einfach nichts essen, was auch immer er bestellt! Grummelnd in meinen Gedanken zum Teil versunken suche ich einen Tisch für zwei Personen und werde fündig. Anzeichen für eine Reservierung sowie Besetzung gibt es nicht, weshalb ich ihn kurzerhand erobere. Mögliche eklige Gedanken an das Essen versuche ich zu vermeiden, denn ich finde die Hauptgerichte schlimm. Nichts gegen die Leute, die diese Nahrung herunterbekommen, aber für mich ist klar, dass ich dies niemals im Leben essen würde. Lange braucht mein Begleiter nicht, um mit einem Silbertablett anzukommen, worauf die Käseplatte, kleine Salatschalen und zwei Gläser Wasser sich befinden. Fragend blicke ich ihn direkt an, denn Salate gab es jedenfalls nicht zur Auswahl, soweit ich es überblicken konnte. „Hinter den Hauptgerichten gibt es eine Salatbar, an der ich einige Schalen gefüllt habe für uns.“ Erst jetzt bemerke ich, dass es nur eine Gabel auf dem Tablett gibt. Hat er irgendwas vor? „Gucke mich doch nicht so an, als ob du mich für einen Mord verdächtigen würdest. Wegen des hohes Werts von Silber geben sie pro Person nur einmal Besteck heraus.“ Sehe ich ihn echt dermaßen schlimm an? Wenigstens ist nun klar, dass er keine Hintergedanken damit hatte, weswegen ich es akzeptiere, wie sie ihre Regeln hier aufstellen. Silber ist halt ein Metall, welches teuer ist und von daher nehme ich es hin, obwohl sie dies irgendwo anschreiben hätten können. Na ja, somit verteilen Adrien und ich uns indirekte Küsse, was schön ist. Ruhig und gelassen nehmen wir das Essen in uns auf und lassen Gespräche sein. Unsere Blicke sprechen für sich und maßgeblich nehme ich die Salate zu mir, bis auf den Camembert, den er mir hinschiebt. Sonst isst er davon Berge, besonders wenn er krank ist, und plötzlich nimmt er keinen Bissen mehr zu sich… Muss ich mir Sorgen um ihn machen? „Ist irgendwas, Shirado?“ „Ehrlich gesagt ja. Jedes Mal, wenn ich in deinem Zimmer gewesen bin und du ebenfalls dort warst, habe ich viel Müll wegwerfen müssen, welcher von verpacktem Camembert stammt. Bisher bin ich davon ausgegangen, dass du diesen sehr gerne isst und vorhin hast du ganz dezent den Camembert von der Käseplatte zu mir geschoben. Wieso isst du ihn nicht wie sonst?“ Nervös sieht er überall hin, nur mich meidet er. Bin ich da etwa auf ein Geheimnis gestoßen, von dem ich nie erfahren darf? Nein, der Schönling trägt hundertprozentig kein bahnbrechendes Geheimnis mit sich, was ich keineswegs wissen dürfte. Bisher haben wir uns alles erzählt und ich werde dies weiterhin beherzigen. „Ähm…, also, wie soll ich dir das erklären? An sich verabscheue ich Camembert, allerdings esse ich ihn, wenn meine Nase verstopft ist. Weswegen genau kann ich dir nicht sagen, aber sonst lasse ich die Finger von diesem Käse.“ Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich angelogen werde und es verletzt mich tiefer, als ich es für möglich gehalten hätte. Da ich jedoch ohne Beweise dastehe sowie ihn nie besucht habe, als er krank war, fehlt mir das Fundament für eine Diskussion, die mein Gefühl der Verletztheit auf Mutmaßungen anhand von Gefühlen auslöscht oder bestätigt. Nichtsdestotrotz sollte ich meine Gefühle beiseiteschieben und mich damit beschäftigen, sobald ich außerhalb seiner Gegenwart bin. Darum lasse ich das Thema fallen, was ihn erleichtert und lassen uns über die Ballettaufführung aus. Den letzten Bissen haben wir verspeist und gehen zum Tablettständer, um unseren Essensträger hineinzustellen. Danach, weil noch Zeit vorhanden ist, spazieren wir ein bisschen durch das Gebäude – zumindest dort, wo wir als Privatpersonen hindürfen. Viel gibt es zwar nicht zu sehen, aber ich finde es interessant, wie viele Künstler und Shows in diesem Gebäude aufgetreten sind. Für meine Konzerte wäre es mir zu hochgestochen, allerdings hat es schon etwas, mal hier auftreten zu dürfen. Bei einem Plakat bleibe ich hängen und bekomme große Augen. „Chrysantheme Floraleur mit ihrem Orchester Bouquet nur für diesen Abend hier in Paris! Genau achtzehn Jahre ist das her. Das gleiche Datum… Geht es dir gut, Shirado?“ Besser könnte es mir schon gehen, denn ich hatte keine Ahnung, dass meine eigene Mutter mit ihrem Orchester hier auftrat. Wieso haben weder Vater noch Opa von ihrer musikalischen Ader erzählt? Klar, es gibt sehr viel, was ich wissen sollte und beide haben eine Menge zu erledigen – dennoch wäre es schön gewesen, dass ich davon weiß. Dass ich weiß, woher ich mein Talent im Gesang erhielt. Ihr Künstlername Floraleur finde ich im Zusammenhang ein bisschen albern sowie verspielt gewählt, aber dies macht sie für mich sympathischer. Blitzlicht holt mich aus meinen Gedanken und ich schaue zu Adrien, der wohl ein Foto von dem Plakat gemacht hat, weil er sein Handy wegsteckt. „Deine Mutter wäre sicherlich stolz auf dich, wie weit du schon in der Musikbranche gekommen bist und wieder einsteigen willst. Und ich bin stolz auf mich, dich zu daten.“ Angeberisch seinen Stolz zu präsentieren lässt mich kurz losprusten und ein Lachen runterschlucken, denn ich weiß genau, dass er mich aufmuntern wollte mit seinen Worten, weil ich neben der Spur war, für einige Augenblicke. Zufrieden lächelt er mich an, gibt mir einen Kuss auf die ihm zugewandte Wange und nimmt mich an einer Hand, damit wir zurückgehen. Zeit ist endlich und man hat davon nicht gerade viel im Leben, weswegen ich keinen Widerstand leiste. Abrupt hält er jedoch an, wird grober und verfrachtet mich zwischen der Innenwand und seinen Körper, was mich überrascht. Abwartend sehe ich ihn an, was er mit dieser Handlung bezwecken will, doch höre ich nur knackende Geräusche, bis die Außenwand dicke Risse erhält sowie in unsere Richtung auseinanderfällt, was viel an Baustaub hervorbringt und wir unsere Lungen direkt davon befreien wollen, indem wir husten. Einige Brocken rollen rasant in unsere Richtung, doch mein Begleiter hält sie gerade so auf, sodass wir keine allzu großen Schäden erhalten – eher wohl ich, denn ich habe genau gesehen, wie er schmerzhaft sein Gesicht verzogen hat. Entkräftet sinkt er zu Boden und keucht, weil wohl Staub erneut in seiner Lunge gelangte durch diese Aktion. „Verstecke…, dich…“ Oh ihr Kami überall, er klingt schrecklich! Vor einigen Sekunden war er das volle Leben und jetzt wirkt er auf mich wie vom Tod besucht. Zurücklassen werde ich ihn keineswegs. Tragen kann ich ihn nicht, so viel steht fest, aber ich kann ihn beim Gehen unterstützen. Darum fackle ich keine Sekunde länger und unterstütze ihn, auch wenn er sich dagegen wehren will. „Verschwinde…, in Sicherheit…“ „Dich lasse ich niemals zurück, genauso wie du es bei mir machen würdest, Adrien, also huste den Staub aus deinen Lungenflügeln und lasse mich dir helfen.“ Röchelnd hustet er sich die Seele aus dem Leib und ich gebe mein Bestes, damit wir zwei von hier wegkommen, denn irgendwer oder irgendwas muss diesen Schaden ausgelöst haben und treffen möchte ich niemanden, der solch großen Schaden anrichtet. Abermalig höre ich diese knackenden Geräusche und unser weiterer Weg ist dicht, weil eine weitere Stelle in der Außenwand sich verteilt hat in dem Gang sowie Teile der Decke und des Stockwerks darüber sich hinzugesellt haben. Na toll, wohin sollen wir beide fliehen? Draußen wartet sonst was auf uns, aber es ist der einzige Weg, der übrigbleibt, zumal der Teil der Wand, der noch stehengeblieben ist, Schwierigkeiten erhält, das Konstrukt zu halten. Mühsam schleppe ich uns lieber in Gefahr, die wir mit ganz viel Glück überstehen, anstatt begraben zu werden und zu sterben. Rechtzeitig schaffe ich uns hinaus, ehe der restliche Teil in sich zusammenfällt. Puh, das war wirklich sehr knapp gewesen. „Endlich bist du draußen! Ich dachte schon, dass ich dich getötet hätte, aber zu meinem Glück bist du noch quicklebendig.“ Mir kommt weder die Stimme, noch die Person bekannt vor, die in einem komplett schwarzen Ballettoutfit einen schwarzen Schwan darstellen soll. Hinter ihr hat sich ein riesiger weißer Schwan den Kopf in den Schutt gesteckt und ich frage mich, ob dies Absicht war oder ein Versehen. Jedenfalls ist mir bekannt, dass diese Person irgendwas von mir will. Hat ein Infernaler sie verwandelt? Binnen weniger Sekunden steht sie nahe genug vor mir und holt zu einem Kick aus, der jedoch kurz vor dem Treffer anhält. „Stopp, Prima Terrorina! Solange der Junge bei ihr ist, greifst du nicht an! Inzwischen dürften Ladybug und Cat Noir kommen. Bereite den beiden einen grandiosen Empfang und bringe mir deren Miraculous!“ „Jawohl, Hawk Moth.“ Sie zieht sich zurück und gibt dem Riesenschwan die Anweisung uns zwei nicht aus den Augen zu lassen. Dieser zieht seinen Kopf aus dem Schutt und watschelt auf uns zu, bevor er seine Flügel um uns legt und sich hinsetzt. Trotz der Sicherheitsvorkehrung sitzen wir fest – wunderbar. Sanft lege ich meinen Begleiter auf den Boden ab und wische ihm Staub aus dem Gesicht. Ab und zu hustet er heftig, doch sonst scheint es ihm soweit gut zu gehen. Große Sorgen mache ich mich um ihn, denn wenn er zu viel Baustaub in sich hat, kann seine Lunge nicht mehr korrekt arbeiten und er wäre beeinträchtigt. Jedoch gibt es noch den Hoffnungsschimmer, dass Ladybug mit ihrer Macht ihn retten kann. Ja, genau darauf hoffe ich jetzt. Cat Noir und sie werden es schaffen, diese Ballerina aufzuhalten. Eines wundert mich trotzdem… Habichtmotte hat deutlich gemacht, dass wir beide verschont bleiben, solange Adrien bei mir ist. Weswegen sollte er Interesse an dem Blonden haben? Welchen genauen Zweck hat diese Verschonung? Schlau werde ich daraus kein Stück und unruhig werde ich ebenfalls. Ihm helfen kann ich keineswegs und festsitzen gehört kaum zu meinen Lieblingsbeschäftigungen. Vielleicht hilft es, wenn ich seinen Kopf in meinen Schoß lege und singe? Probieren geht über studieren und infolgedessen haben wir beide eine neue Position eingenommen. „Shirado…“ „Psst, Adrien. Versuche dich zu erholen und den Baustaub aus deiner Lunge zu bekommen. Sicherlich wird alles gut werden.“ Zuversichtlich sehe ich ihm in die Augen, die er einige Sekunden später schließt und kraftlos nickt. Meinen Freund so zu sehen, kratzt an meinen Nerven und Gefühlen. Liedtechnisch müsste ich irgendwas haben, was ihn entspannen lässt, damit sein Körper Kraft sammeln kann, um die Lunge zu befreien. Lediglich ein einziges Lied fällt mir ein, welches schön klingt und einen melancholischen Kontext mit sich führt, der Entspannung und gleichzeitig ein wohliges Gefühl erzeugt. „Du gehst deinen Weg, im Abendlicht. Nur ein paar Tränen auf deinem Gesicht. Doch wenn ein neuer – Tag dann beginnt – trocknen die Tränen im Morgenwind. Schau‘ auf das Meer, es flüstert dir zu. Was es zu sagen hat, dass hörst nur du. Steht die Welt auf dem Kopf, mach‘ dir nichts draus. Hör‘ auf das Lied und es bringt dich nach Haus‘. Wenn dich das Glück verlässt. Kannst du es nicht verstehen. Halte die Hoffnung fest – auch das wird vergehen. Lauf‘ deinen Träumen nach, du wirst sie wiedersehen. Irgendwo auf dem Weg, wartet jemand auf dich.“ Der vorher ungemütliche Ausdruck auf seinem Gesicht hat einem entspannenden Platz gemacht, was mich erleichtert. Zum Glück lassen Körper und Geist sich von Musik berühren. Wundern tue ich mich nur noch über die fallenden großen Tropfen, die in unserer Nähe landen. Regen sollte keineswegs diese Ausmaße annehmen, doch als ich hochschaue, erkenne ich, dass der riesige Schwan weint. Perplex sehe ich diesen an und traue meinen Augen in diesem Augenblick, bei diesem Anblick, kein Stück. Wie soll man denen trauen, wenn ein riesiger Kampfschwan, der mit Leichtigkeit Beton und Stahl auseinanderbrechen kann, weint? Ungewöhnlich ist dieser Anblick schon, aber es kann sein, dass dieser Schwan eine größere Rolle spielt, als ich zunächst annehmen konnte. Na ja, mein Hauptaugenmerk liegt auf Adrien und dass seine merkwürdige Schwächung in kurzer Zeit plötzlich aufgetreten ist. Trotzdem wäre es besser, wenn Ladybug und Cat Noir endlich ankommen würden, denn ich möchte meinen starken, lebendigen blonden Freund zurückhaben. Durch einen Aufschrei wende ich mich von meinem Begleiter ab und sehe, dass Ladybug neben uns landet – total geschwächt und fertig mit der Welt. Klein ist der Stein, den sie dabei aus ihrer linken Hand fallen lässt. Steht sie wieder auf? Eher nicht, wie es den Anschein hat, denn sie bleibt mit einem verbissenen Ausdruck auf ihrem Gesicht liegen. „Ja! Endlich ist es soweit. Prima Terrorina, befreie Ladybug von ihrem Miraculous!“ Hawk Moth scheint sich seinem Triumph echt sicher, wenn er meint, dass Cat Noir dies zulassen würde. Wo bleibt der strahlende Held in schwarzer Rüstung überhaupt? Sonst macht er immer einen auf großen Auftritt mit seiner Angeberei und schlauen Sprüchen, sodass ich hin und weg davon bin. Er lässt doch nie Ladybug alleine kämpfen… Ob ihm irgendwas passiert ist? Toll, jetzt mache ich mir Sorgen um ihn, der Heldin neben uns und Adrien. Diese akumatisierte Ballerina springt zu uns, weil sie anscheinend dem Schwan nicht sagen will, dass er seine Flügel öffnet – warum auch immer. Wie in Zeitlupe kommen mir ihre Bewegungen nun vor und ich spüre, dass mein Körper sich von alleine bewegt, ohne dass mein Gehirn hinterherkommt. Kurzerhand habe ich der ollen Trulla eine Ohrfeige verpasst und sie somit gestoppt. Am besten wäre es gewesen, dass ich erst nachgedacht hätte, anstatt meinen Körper machen zu lassen, aber nun ist es geschehen. „Wie kannst du es wagen?! Du wirst die erste Person sein, die für immer den sterbenden Schwan spielen muss!“ Damit hätte ich vorher rechnen sollen. Wieso hat sich mein Körper von alleine bewegt? Darüber sollte ich allerdings später nachdenken, denn sie greift mich an und viel Ausweichmöglichkeiten besitze ich keineswegs. Zudem möchte ich die beiden geschwächten Personen ungern von einem ihrer Tritte treffen lassen, denn sie durchbohrt selbst den gepflasterten Boden mühelos. Entschwinden in den Boden oder in die Luft kann ich kein Stück, doch könnte ich den Schwan mit hineinziehen, damit der umgebene Raum sich auflöst. Ohne lange zu fackeln platziere ich mich so, dass sie ihren Kumpanen treffen muss – auch wenn es mir im Herzen schmerzt, ein solch schönes Tier verletzen zu lassen. „Konzentriere dich auf Ladybug!“ „Vergiss es, Hawk Moth! Erst muss sie ewig leiden, damit ich Genugtuung empfinde!“ Wow, eine Ohrfeige und sie rastet komplett aus – allerdings ist rasende Wut die beste Strategie, die ich gegen sie nutzen kann. Ihr nächster Tritt trifft, nach meinem Radschlag, den ich ungeschickt ausgeführt habe, den Schwan, der schmerzhafte Laute von sich gibt und mit mehreren Saltos in dem zerstörten Teil des Kulturhauses landet. Dafür hat sie im Moment keinen Blick, denn noch bin ich ihr Ziel. Jetzt kann ich sie weglocken von den beiden, damit sie sich erholen können – hoffentlich. Plötzlich bleibt sie stehen und scheint Schmerzen zu haben, ehe sie keucht und sich erneut Ladybug zuwendet. Gerade muss etwas passiert sein, was einen Sinneswandel, nein, einen Gefühlwandel verursacht hat. Von Wut auf schmerzhafte Einsicht zu wechseln ist unnatürlich, sofern keine Situation geschehen ist, die einen direkt bewegt. So gesehen muss sie ihre Wut eher unterdrücken, denn ihr angespannter Körper spricht für meine Denkweise. Verhöhnen wäre eine gute Möglichkeit, ihre Aufmerksamkeit zurück zu mir zu lenken. „Dachte ich mir doch, dass du kaum mit mir mithalten kannst, obwohl ich einen Kimono trage. Ballerinas heutzutage sind anscheinend schwach im Geist und Körper. Ah, nun weiß ich auch, weswegen Adrien bei der Aufführung eingenickt ist. Alles ergibt Sinn.“ Bebend vor Zorn bleibt sie stehen und ich muss wohl noch einige Worte nachlegen, damit sie die Habichtmotte vergisst. Chloé wäre besser darin, aber sie zu imitieren funktioniert vielleicht auch. „Selbstverständlich könnte ich das viel graziler umsetzen im Tanz, als so eine wie du. Klobig in deinen Bewegungen, die sanft ausgeführt werden müssen. Erwartet habe ich sowieso nicht gerade viel und meine niedrigen Erwartungen wurden sogar untertroffen.“ Persönlich wird mir schlecht, wie fies ich ihre adrette Darbietung auf der Bühne niedermache – egal wer sie ist. „Selbst Faultiere wären vielversprechendere Tänzer gewesen.“ Okay, jetzt ist sie so sehr in Rage, dass Hawk Moth nicht mehr zu ihr durchkommt und sie sich auf mich konzentriert. Eine Glanzleistung ist diese Taktik meinerseits keineswegs gewesen, aber ich möchte Ladybug Zeit zur Erholung geben und den Kampf weit weg von Adrien lenken, der noch immer energielos wirkt. Cat Noir sollte sich mal beeilen oder gibt es noch einen Gegner in Paris und die beiden haben sich aufgeteilt… Chaos pur würde ich diese Situation somit betiteln. Entgegen der vorherigen Darbietung, holt sie auf und ich muss einen Zick-Zack-Lauf anwenden, damit sie mich keineswegs so schnell erwischt. Mist, ich wäre so gerne mal einen Abend mit Adrien unterwegs, ohne solch einen Schlamassel. Knapp verfehlt mich ein kräftiger Kick, der den harten Steinboden in eine tiefere Lage versetzt sowie beinahe pulverisiert. Gefangen in der Kuhle komme ich nicht an den Rand, um diese zu verlassen – blöde Sache. Siegesgewiss werden ihre Bewegungen langsamer und sie hebt einen kleinen Brocken Erde auf, der sich in einen schwarzen Schwan verwandelt – eine hübsche kleine Figurine, die ich gerne auf einer Fensterbank stellen würde. „Damit werde ich dich vernichtend schlagen.“ Fluchtinstinkte werden in mir geweckt und ich versuche erneut die Kuhle zu verlassen – leider rutsche ich ab. Anstatt jedoch einen harten Aufprall zu erwarten, umschließt mein Körper eine schwarze Schnur und wird hochgezogen. Oben angekommen entlässt das Band meine Hüfte und Ladybug zieht mich hoch. „Danke für die Pause, Shirado. Aber nun verstecke dich bitte – deinen Begleiter habe ich vorhin in Sicherheit gebracht.“ Ich nicke ihr zu und suche mir ein Versteck – recht einfallslos wird es der nächstbeste Baum mit Busch, den ich finden kann. Lange hält dieses nicht, denn die Prima Terrorina ignoriert ihre Gegnerin, während sie den Baum mal eben enthauptet und einen kleinen schwarzen Schwan nach mir wirft. Relativ sicher war ich mir, dass dieses Versteck ausreichend ist, doch hat sie mich eines Besseren belehrt. Regungslos verharre ich mit großen Augen in ihrer Blickrichtung, während die kleine Figur sich meiner Brust nähert. Ausweichen kann ich keineswegs mehr und ich denke mir, dass ich einen Treffer ruhig einkassieren könnte, aber jemand stellt sich vor mich hin und bekommt den schwarzen Schwan ab – es ist zu meinem Erstaunen Ryurai. Dieser bricht zusammen und keucht erschöpft. Blut sehe ich keines und er atmet ohne pfeifende Töne, also muss diese Figurine bei einem Treffer für Erschöpfung sorgen. Anders kann ich es mir keineswegs erklären, wieso Adrien, Ladybug und nun Ryurai dermaßen kraftlos sind. Diese Macht finde ich eher übertrieben, allerdings ebenso effektvoll. „Siegelmeister… – …verschwinde!“ Unter Schmerzen – hat er doch irgendwas abbekommen, was ich nicht entdecken kann? – steht er auf, zieht sein Katana und nimmt eine Kampfhaltung an. „Los!“ Ihm nicke ich zu, auch wenn er mich nicht im Blick hat und überlege beim Wegrennen, wo ich mich verstecken kann. Irgendein Versteck muss es doch hier in der Gegend geben. Hätte ich Ladybug gefragt, wo sie Adrien versteckt hat, könnte ich mich zu ihm gesellen – auf der anderen Seite würde ich ihn damit in Gefahr bringen, weswegen ich diese Idee prompt verwerfe. „Plagg, ich will aber Shirado helfen…“ „In deinem Zustand? Vergiss‘ es. Außerdem habe ich Hunger, weil du den Camembert unbedingt ihm geben musstest.“ „Hey, ich kann ja schlecht vor allen Leuten und dem scharfsinnigen Blick von Shirado dir einfach etwas geben.“ „Spare dir deinen Atem, Adrien, ich weigere mich, denn solltest du nur einen Treffer abbekommen, wäre es aus mit uns beiden.“ Adriens Stimme erkenne ich sofort – sie bringt mir ab und zu eine wohlige Gänsehaut, was er jedoch kein Stück wissen darf – während die andere Stimme neu für mich ist. Seit wann kann Plagg denn reden und eine eigene Meinung sagen, wenn er nur ein Maskottchen ist? Oder er konnte schon immer sprechen, aber nur der Blonde kann diese Funktion aktivieren. Neumodernes Zeug gibt es ja zu genüge und vielleicht hat Achromas diese Maskottchen erfunden sowie mit künstlicher Intelligenz versorgt. Bald sollte ich diesen Mann wirklich unter vier Augen sprechen, denn ich möchte ihn darum bitten ebenfalls eines zu erhalten, wenn es die gibt. Es kann auch sein, dass diese Unikate nur begrenzt von ihm entwickelt wurden – wenn ja, dann habe ich keine Chance ein Maskottchen zu erhalten, weil er an dem Projekt kein Interesse mehr zeigt. Neben mir schlägt etwas ein, was Staub aufwirbelt und ich mein Gesicht erstmal abwende, damit nichts an Stellen landet, die wichtig sind. Nachdem ich einige Sekunden gewartet habe, sehe ich zu der Stelle und bin schockiert, dass Ryurai bewegungslos dort liegt. „All die Störenfriede sind endlich aus dem Weg geräumt – jetzt werde ich dich vernichten!“ Sogar Ladybug hat nichts mehr ausrichten können? Ihrem Angriff weiche ich aus und kann dabei erkennen, dass ein roter Pfeil mit schwarzen Punkten auf ihrem Outfit gesprüht wurde und zu ihrem Dutt zeigt. Woandershin würde dieser Hinweis keinen Sinn machen. Demnach steckt dort in einer besonderen Haarnadel der schwarze Schmetterling, den Ladybug reinigen muss. Der Glücksbringer war also eine Spraydose, aber ich habe keine Ahnung, wie ich die Haarnadel herausbekommen soll – immerhin fehlen mir Superkräfte dafür. Trotzdem greife ich einen stabil aussehenden Stock und halte ihn wie den Degen von vor zwei Tagen. „Kaum hast du keine Rückendeckung mehr, greifst du selber zur Waffe. Mit Freuden werde ich dich leblos machen.“ Total verrückt wirkt sie auf mich, aber ich habe ihr derzeitiges Verhalten ja herausgefordert, weshalb ich eine immense Schuld trage, dass es Ryurai so miserabel geht und Ladybug…, hoffentlich geht es ihr soweit recht gut. „Sobald alle Stricke reißen und man in die Ecke gedrängt wird, zeigt man Kräfte, die vorher nicht vorhanden waren. Dann kann sogar ein Stock genug sein, damit man mit dem Leben davonkommt. En garde!“ Kompromisslos presche ich voran und überrasche sie damit so sehr, dass ich sie treffe und somit aus dem Gleichgewicht bringe. Kurzum schlage ich ihr in die Kniekehlen und bringe sie zu Boden, bevor ich ziemlich harsch den Dutt löse sowie jede Haarnadel an mich nehme. „Na warte! Dich erwische ich noch!“ Diese Worte ruft sie mir zu, als ich mich flott von ihr entferne, denn die wenigen Sekunden, die ich herausschlagen konnte, muss ich weise nutzen. Zum Glück hat die Überraschung geklappt, denn einen langen Kampf könnte ich keineswegs austragen. Nähern sollte ich mich nun Ladybug und bin erleichtert, als sie auf mich zukommt. Kaum sind wir nahe genug, werfe ich die ganzen Haarnadeln in ihre Richtung und sie wirbelt ihr Jo-Jo im Kreis, sodass die Wurfgeschosse in kleine Teile zerspringen. Der Schmetterling kommt aus einem der zerbrochenen Stücke und sie legt los. „Hab‘ ich dich! Deine dunklen Zeiten sind vorbei, kleiner Akuma. Gleich musst du nicht mehr böse sein!“ Mühelos fängt sie ihn mit ihrem Jo-Jo ein, bevor sie ihn verabschiedet und ihren Spruch mit dem Wurf ihres entstandenen Glücksbringers kombiniert, sodass alles seine Richtigkeit zurückerhält. Stürmisch umarme ich sie und wünsche ihr noch einen erholsamen Abend, denn ich muss noch nach zwei anderen schauen – oder drei, je nach dem, wie viele ich vorfinde. Die Prima Terrorina war die Schwanenprinzessin, die ziemlich durch den Wind zu sein scheint und Kopfschmerzen hat. „Es ist alles soweit in Ordnung. Gehe lieber zurück und erhole dich – die anderen machen sich sicherlich Sorgen um dich.“ Mit einem Nicken mir gegenüber macht sie sich auf den Weg und ich bemerke, dass eine Haarnadel hier noch liegt – zu unserem Glück war die besondere in meinem Besitz, als es darauf angekommen ist. Weitere Gedanken verbrauche ich nicht, denn ich nehme sie vom Boden weg und stecke sie ein – mein Gegenstand zur Erinnerung an diesen Kampf. Ryurai ist verschwunden, auch wenn ich ihn gerne vorher noch gesehen hätte, um mich zu bedanken – er hat alles gegeben. Man kann gar nichts erkennen, dass hier solch eine starke Auseinandersetzung war, was ich schön finde. „Shirado?“ Mein blonder Begleiter gesellt sich quietschfidel zu mir und ich umarme ihn erleichtert, was ihn kichern lässt. „Hast du mich vermisst?“ Schmollend will ich die Umarmung lösen, aber er lässt mich keinen Zentimeter zurückweichen, da er seine Arme um meinen Körper gelegt hat. „Tja, der Abend ist gelaufen. Wie wäre es mit ein bisschen Fernsehen und Kuscheleinheiten bei mir?“ Gegen Ende wird sein Ton recht anzüglich und ich trommle gegen seine Brust mit meinen Fäusten, damit mein Gehirn keineswegs weitere Gedanken spinnt, die seine auffassen. „Gut, ich rufe Vater an und melde mich ab. Ricardo wird mir mit Felix ein paar Kleidungsstücke sowie Schulsachen mitbringen. Jedoch bleiben deine Hände oben, denn…“ Weitere Worte meinerseits erstickt er mit einem innigen Kuss und ich gehe auf diesen ein, weil es sich zu schön anfühlt. Kapitel 17: Festivitäten mechanischer Art ----------------------------------------- Kapitel 17 – Festivitäten mechanischer Art Mir gefällt es sehr, wie es bisher läuft. Stück für Stück kommen wir uns näher, vertiefen unsere Beziehung und haben nur Augen für den anderen. Noch nie habe ich bisher so stark Liebe gespürt, wie für ihn. Schicksal oder nicht – er ist mir sehr wichtig und das, was letzten Abend passiert ist, darf keineswegs erneut geschehen. Trotz der Gefahren hat er sich keineswegs beirren lassen und hat mir geholfen. Diesen Akt könnte man auch als natürlich innige Freundschaft beschreiben, die zwei männliche Wesen miteinander haben, aber zwischen uns ist viel mehr, als eine gesellschaftliche Norm, die zu alt und festgefahren ist, um in der heutigen Zeit noch als Argument dienen zu dürfen. Nein, was wir haben geht weit über das Schicksal und simple Liebe hinaus – wir brauchen einander einfach. Weder körperlich – auch wenn ich keineswegs abgeneigt wäre – noch geistig brauchen wir uns ernsthaft, denn unsere Verbundenheit geht weit über alles Irdische hinaus. Zwar fantasiere ich mir sicherlich irgendwas zusammen, aber wir zwei müssen vom Universum selbst speziell für den anderen geboren worden sein. Niemand sonst hat mich so tief berührt wie er hier bei mir. Kann man jemanden über alle Maße hinaus lieben? Für ihn würde ich mich in eine tödliche Lage bringen und ebenso sterben, sollte es vonnöten sein. Selbstverständlich muss ich darauf achten, ihn nicht damit ebenfalls zu verletzen. Sicher bin ich mir jedoch, dass es mit uns funktionieren wird. Ob die Öffentlichkeit die komplette Wahrheit zwischen uns ertragen wird? Wohl eher nicht. Hundertprozentig werden wir in den Medien zerfetzt werden, aber dies interessiert mich am wenigsten – Hauptsache ich kann mit ihm zusammenbleiben, ohne darauf achten zu müssen, ob wir zwei Jungen sind oder nicht. Zeitlich gesehen brauchen wir dafür noch, keine Frage, aber eines habe ich nun – Ungeduld. Ungeduldig warte ich auf den Moment, der uns eine der schönsten Situationen der Zweisamkeit beschert. Seufzend sehe ich ihn an und muss liebevoll lächeln – ich kann keineswegs anders. Ihm streiche ich durch seine blonden Haare und unterdrücke ein Kichern meinerseits, denn er murrt ein bisschen, genießt meine Streicheleinheiten im Endeffekt dennoch, denn er lächelt zufrieden. Seine Schlafgewohnheiten finde ich überaus anziehend. Niedlich finde ich sein Gesicht dabei, dessen Entspannung auf mich überschlägt, obwohl ich eher zu wach bin, damit die Müdigkeit es sich gemütlich machen kann. Zu sehr kreisen bei mir prägnante Gedanken herum. Gedanken, die ich seit Wochen habe, doch keine passende Antwort zu ihnen finde. Vielleicht mache ich mir zu sehr einen Kopf um all die Umstände und sollte alles hinter mir lassen, einfach nach Vorne sehen und die Konsequenzen erdulden – egal wie schwer sie mir erscheinen mögen. Durchbrennen ist leider keine Option für uns, denn hier gibt es zu viele Menschen, die uns am Herzen liegen, um sie nie wieder zu kontaktieren. Gerne würde ich mit diesen Infernalen verhandeln, aber man weiß nie, ob jemand von ihnen gut oder böse ist. Bei einem haben wir gesehen, dass er sich keineswegs anders ausdrücken konnte, es allerdings ohne böse Absicht getan hat. Ryurai hingegen hat diesen nur als Gefahr betrachtet und ihn ausgelöscht. Seine Prioritäten liegen allein in der Sicherheit vom Siegelmeister und ihm scheint es egal zu sein, welche Konsequenzen er im Nachhinein erhält. Verstehen kann ich ihn, irgendwie, aber die Situation hätte man besser einschätzen können, als sofort einen tödlichen Angriff durchzuführen. Eine falsche Bewegung und wir hätten wahrlich alles verloren. Anscheinend besitzt er eine hohe Selbstsicherheit in Bezug auf seine eigenen Fähigkeiten. Sollte ich mir von ihm eine Scheibe abschneiden? Würde ich mehr auf das vertrauen, was in mir steckt…, könnte dieser Schritt etwas ändern? Würden die Gefahren weniger gefährlich sein? Bisher hatten wir mehr Glück als Verstand, als es um die Infernalen ging. Deren Beweggründe kommen mir recht durcheinander vor, doch können sie, wie wir Menschen, unterschiedliche Strukturen besitzen. Klarheit erhalte ich erst darüber, wenn ich mehr wisse, aber ich gehe jetzt erstmal davon aus, dass es unter ihnen genauso ist, wie bei uns in der Klasse. Bestimmt gibt es unter ihnen auch eine Chloé, genauso wie unsere Marinette. Allein die Vorstellung lässt mich zufrieden grinsen, aber ein Lachen muss ich mir verkneifen, sonst wecke ich ihn auf. Also würde es unter ihnen ebenfalls Streit geben, genauso wie Freundschaft, Ehrgeiz, Liebe und Sticheleien. Füreinander da sein würden sie ebenfalls…, so merkwürdig der Vergleich sein mag, so wahr könnte er tatsächlich sein. Für weitere Überlegungen muss ich allerdings erst Schlaf erhalten, weil ich sonst morgen, nein, heute keine helle Leuchte in der Schule wäre. Allerdings werden meine Freunde mich sicherlich wachhalten. Langsam schließe ich somit meine Augen, nehme eine angenehme Position ein und umschließe meine Liebe mit meinen Armen, bevor ich anfange zu träumen. „Hey! Aufwachen! Vorfahre an Nachfahren!“ Murrend öffne ich meine Augen und wäre am liebsten nicht erneut hier. Letztes Mal waren es mir zu viele Informationen, mit denen ich kaum etwas anfangen konnte, auch wenn es mir gefallen hat, wie tief verbunden er und ich tatsächlich sind. Nichtsdestotrotz habe ich all meine Gedanken hiervon weit zurückgedrängt, sodass ich mich natürlich verhalten kann ihm gegenüber. „Ehrlich, Adrien, wenn du mir nicht zuhörst und mit mir redest, wird Mitsunari mich nicht an sich heranlassen.“ Kiyomasa Kato, mein Vorfahre als Cat Noir, klingt dieses Mal weniger begeistert als bei unserem ersten Treffen. Dieser Mitsunari hat ihn echt gut unter seiner Fuchtel – irgendwie kommen mir da gewisse Prallelen zwischen Shirado und mir auf, die mich mit Wohlwollen schmunzeln lassen. „Dann hattest du eine Durststrecke nach all den Jahrhunderten?“ Sticheln muss ich ihn schon, denn seine weinerliche Stimme vorhin lädt dazu ein. „Ja! Es war die Hölle. Nur weil ich dir zu viel erzählt habe, wurde ich bestraft, dabei sollte ich dich doch vorbereiten, aber nein, Mister Zwiespalt ändert seine Meinung bei seinem ersten Treffen mit seinem Nachfahren. An sich könnten wir uns heraushalten und euch machen lassen, doch die Lockerung aller Siegel hetzt uns.“ Alle sechs vorhandenen Siegel lockern sich nun? Dies klingt weniger gut, als ich es mir hätte vorstellen können. Wie können solch mächtige Siegel sich lockern? Irgendwas stimmt keineswegs. „Und du bist dir absolut sicher, dass alle sechs sich lockern?“ Stoisch nickt er mir zu und wirkt ernster als vorher. Okay, das ist keine gute Nachricht und ich bin ehrlich betroffen, dass Shirado nun noch mehr Bürde zu tragen hat, als sowieso schon. „Ganz ehrlich gesagt – Mitsunari kann es spüren und hat es mir gesagt, damit ich im Bilde bin, wie er meint. Jedenfalls wissen wir kein Stück, weswegen nach Jahrtausenden die Siegel plötzlich locker werden.“ „Einzig das in Ägypten kann man noch einigermaßen als stabil bezeichnen. Euer Ausflug in die Monsterwelt hängt damit zusammen.“ Ein neues Gesicht gesellt sich lässig zu uns. Derjenige ist zwar kein Muskelberg wie Kiyomasa, aber hat trotzdem einen gut trainierten Körper und sieht altägyptisch aus. „Atemu? Wieso bist du hier bei Adrien, anstatt bei Shirado?“ Einer von Shirados Vorfahren?! Solch einen muskulösen Körper könnte ich mir bei ihm niemals vorstellen, aber diese Ausstrahlung passt definitiv zu meinem Blondchen. „Hmph! Was soll ich bei den Tratschweibern? Außerdem ist derjenige hier viel interessanter für mich, weil er mehr Ähnlichkeit, rein vom Körper her, mit mir hat. Yugi musste ich leider zurücklassen, doch scheint er sich wohl bei den anderen zu fühlen.“ Tratschweiber? Ähnlichkeit? Interessant? Im Moment fühle ich mich keineswegs wohl in der Nähe von Shirados ägyptischen Vorfahren. Dennoch muss ich wissen, was er explizit mit den Begriffen meint und frage ihn dahingehend auch. Gelassen setzt er sich zu uns und sieht mir direkt in die Augen, die eine enorme Willensstärke aufweisen und mich hörbar schlucken lassen. Allein sein Blick lässt mich klein wirken, dabei bin ich ein Stück größer als dieser. „Shirado und Mitsunari tratschen über die Geschehnisse mit dir, während Yugi dabei immer hellhöriger wurde. Deshalb habe ich mich hierher verzogen, damit ein Männergespräch stattfinden kann. Enttäuscht wurde ich von einem weinerlichen Kiyomasa, der sonst die Oberhand genießt. Ja, ich nehme mir, was mir gehört, Kato, also stehe deinen Mann! Was die Ähnlichkeit betrifft, kannst du es dir denken, was ich meine und mein Interesse dir gegenüber, Adrien, beläuft sich auf das, was DU speziell in der Monsterwelt getan hast.“ Wie auf einer Anklagebank fühle ich mich gerade. Ein waschechter Pharao, den ich fließend verstehen kann, ist der Richter und hat den körperlich stärksten von uns Dreien mundtot gemacht, bevor eine Störung erfolgen kann. Ich habe das Gefühl, mich rechtfertigen zu müssen und der Drang dies zu tun, baut sich prompt auf. Genauso finde ich keinen Standpunkt, für den ich mich rechtfertigen müsste und sehe ihn deswegen fragend an. „Oh, stimmt, du erinnerst dich an kaum etwas. Welche Erinnerung fällt dir zuletzt ein, als du noch in der Monsterwelt warst?“ Lange überlegen muss ich nicht, denn ich finde es immer noch schrecklich, wie erbittert ich gegen weitaus mächtigere Wesen gekämpft und am Ende eine Tür mit meinem Namenszug geöffnet habe. Ab dem Öffnen dieser Tür erinnere ich mich nur noch an mein Erwachen im Krankenhaus und dem Ultimatum von Papa, welches zum Glück seit einigen Tagen keinen Wert mehr besitzt. Reue fühle ich allerdings kein bisschen und genauso erkläre ich es ihm. „Nun, du hast das Böse der Monsterwelt befreit und in dir aufgenommen. Deine Affinität zur Finsternis und dein Kontakt mit all den Finsterlords hat dich für diese Macht geöffnet, ohne dein Einverständnis zu brauchen. In dir loderte das Verlangen mächtiger zu werden, um Shirado zu beschützen und es lodert immer noch in dir. Verlangen kann ein wertvoller Antrieb sein, aber eröffnet dem Bösen die Gelegenheit, Besitz von dir zu ergreifen. Da hilft dein natürlicher Schutz, der vorher durch deine Vorfahren gesichert war, kein Stück mehr. Seit deiner Annahme des Bösen trägst du einen Teil dieser Macht immer noch in dir, trotz deiner recht anschaulichen Erleichterung der physischen Gestalt davon. Allein die Aufnahme des Bösen reicht an sich nicht aus – der Prozess zur Zerstörung deines Schutzes muss früher eingeläutet worden sein. Eifersucht, hohe Wut und noch mehr eher negative Eigenschaften, die du seit dem Kennenlernen von meinem Nachfahren in dir entdeckt hast, haben Risse gebildet und diese wurden zu Eingängen für das Böse. Adrien, du bist zum Teil mit dem verbunden, was du bekämpfst und ich habe keine Ahnung, ob man dich davon befreien kann. Meistens wollen die Betroffenen auch nicht von dem befreit werden, was ihnen eine Überlegenheit bringt. Ruhig, noch rede ich! Bisher wissen wir, dass das Böse immer danach strebt, alles zu vernichten. Als Träger vom Miraculous der puren Zerstörung dieser Welt macht dich das zu einer leckeren Beute für es. Zusätzlich hast du die Zielperson in deiner Hand, egal in welcher Form du dich zeigst. All diese Faktoren sprechen eher dafür, dass ein Zeitpunkt kommen wird, an dem du selbst Shirado an das Böse ausliefern willst. Zum jetzigen Zeitpunkt kannst du es verleugnen, aber tief in deinem Inneren weißt du, dass du Gefallen an dieser Macht gefunden hast. Leugnen bringt nichts und ändern kannst du es keineswegs mehr. Viele Möglichkeiten bleiben sowieso nicht übrig, denn Shirado hängt zu sehr an dir, sodass eine Trennung nur negative Folgen haben würde. Somit hast du folgende Optionen, die ich herausfiltern konnte. In einem Szenario lässt du dich von dem Bösen einnehmen, besiegst denjenigen, der im Moment an der obersten Spitze steht und wirst selbst zum Herrscher dieser Macht – was zur Folge hat, dass Shirado dich versiegeln muss. Eure Liebe zueinander würde dich davon abhalten ihn umzubringen, aber ihr hättet keine gemeinsame Zukunft. Bei dem nächsten Szenario übermannt dich das Böse und du musst vernichtet werden, damit Shirado in Sicherheit ist und der Miraculous der Zerstörung dieser Welt geht an jemand anderen über. Auch hierbei werdet ihr beiden niemals zusammenfinden. Szenario 3 ist simpel dein Selbstmord, damit überhaupt nichts passieren wird. Zu guter Letzt wäre noch, dass du die Macht des Bösen in deine Macht umwandelst. Dieser Prozess ist der schwierigste Weg, mit einer sehr geringen Chance auf Erfolg. Zudem würdest du jede Nacht hier sein müssen, damit wir dich beaufsichtigen können, aber nur in Verbindung mit Shirado ist dies möglich, weswegen dieser in Gefahr wäre, solltest du es keineswegs hinbekommen. Mehr Optionen liegen dir nicht zur Auswahl vor.“ Wütend über mich selbst und der Lage, in die ich Shirado gebracht habe, haue ich mit meinen Fäusten auf den Boden neben mir. Tränen der Verzweiflung gesellen sich dazu und ich schreie meinen Schmerz hinaus, den ich mir mit meinen Selbstvorwürfen und Torheiten erschaffe. Wäre ich nur nicht durch diese eine Tür gegangen! Der Titel Finsterlord hätte mir reichen müssen! Wieso konnte ich nicht mit dem zufrieden sein, was ich selber erreicht hatte? Letztendlich hat es sich richtig und gut angefühlt, dies gestehe ich mir ein, jedoch ist dieser miese Nachgeschmack zu viel des Guten. Ohne diese Macht wäre ich keineswegs der oberste Finsterlord geworden und hätte niemals Shirado helfen können, auch wenn ich wohl im Endeffekt mehr angerichtet habe, anstatt hilfreich zu sein. Mein Streben nach mehr Kraft, um meine große Liebe zu beschützen hat sich ins Gegenteil verkehrt. Verlassen könnte ich ihn niemals – das wäre unser gemeinsames Ende. Gegen jedes Szenario würde ich angehen, aber wenn es nur diese vier Möglichkeiten gibt, muss ich mich auf eine festlegen. Egoistisch mag es sein, aber mich opfern will ich nicht für das Wohl der gesamten Welt – nur für Shirado würde ich es machen. Demnach bleibt mir nur die Umwandlung der sich gutanfühlenden Macht in meine, ohne Nebenwirkungen. …und ich glaube, dass ich dies möglich machen kann, indem ich Shirado einsperre. Sobald ich ihn nur noch für mich hier bei mir habe, würde es klappen. Heftiger Schmerz durchflutet mich, als ich zwei starke Fäuste in meiner Magengegend spüre, die mir die Luft rauben und ich würgen muss. „Danke, Kiyomasa. Beinahe hättest du dich schon der Macht hingegeben, Adrien! Leicht ist keine der Entscheidungen, aber du musst eine treffen!“ Zuerst muss ich wieder Luft bekommen und meinen Körper beruhigen. Danach stelle ich mich auf und sehe beide Männer an, die mich mit gemischten Gefühlen betrachten. „Fair finde ich die Auswahl nicht, aber ich will das letzte Szenario durchführen.“ „Warum den leichten Weg nehmen, wenn es den schweren gibt? Mir gefällt deine Wahl, Junge.“ Nett von Kiyomasa mir seinen Zuspruch zu geben und ich nicke ihm dankbar zu. „Denke dir aber irgendwas aus, damit du die Nächte mit Shirado verbringst, sonst können wir beide dir nicht helfen und es wird sehr anstrengend für dich werden – geistig wie körperlich. Leider muss ich zurück zu den Tratschweibern. Wir sehen uns.“ Winkend löst er sich einfach in Nichts auf und lässt uns zwei erstmal verblüfft zurück, bis der Ältere von uns das Wort an sich nimmt. „Nie konnte ich eine solide Burg bauen, die allem standhält, wie es mein Traum war, aber jetzt kann ich eine erbauen und zwar mit dir, Adrien. Stolzer könnte ich auf meinen Nachfahren nicht sein, dass er sich verbessern will. Jenes, welches in dir schlummert, verändert dich in einigen Situationen, aber ich glaube daran, dass du es schaffen wirst diese Hürde zu überwinden. Bis zum nächsten Mal dauert es hoffentlich nicht mehr lange – bis dahin bin ich gespannt, wie du Shirado nächtlich bei dir halten willst.“ Erheitert über diese Aufgabe verschwindet auch mein Vorfahre, was so viel bedeutet, dass es Zeit wird aufzuwachen. Murrend öffne ich meine Augen und schaue in das feine Gesicht meiner schlafenden Begierde. Nachdem mein Gehirn in die Gänge gekommen ist, bemerke ich ebenso, dass ich wieder hart wie Stein bin und meine beiden Hände sich unter die kleine Boxershorts von Shirado verzogen haben, um den Po zu fühlen. Da ich nun weiß, in was für einer Position wir uns befinden, bekomme ich tatsächlich leichtes Nasebluten. Peinlich ist mir dieses schon, aber meine Latte sowie die Position meiner Hände keineswegs. Reue gleich Null, Erregung fast auf Maximum und die Lust lässt schon dort unten ein wenig fließen. Fünfzehn Jahre und der Körper lässt einem keine Ruhe, aber dass ich im Schlaf so geil auf Shirado bin sollte ich unter Kontrolle bekommen. Vorsichtig entferne ich meine Hände von ihrer recht schönen Lage und hebe den viel zu leichten Körper an, sodass ich ihn sanft neben mir hinlegen kann, bevor ich geschwind aufstehe, ihn zudecke und ins Badezimmer flüchte, um mir Erleichterung zu verschaffen. Unter der Dusche kann ich laut sein, denn mich kann niemand hören, außer ich schreie zu hoch oder bin zu nahe an der Tür. Zufrieden mit der Erlösung dusche ich mich in Ruhe und überlege, wie ich es schaffe Papa, Xilan und Shirado dazu zu bringen, dass Letzterer die Nächte bei mir bleibt – zumindest solange, bis ich einigermaßen die Kontrolle habe. Lange sollte das keineswegs dauern, jedoch bin ich komplett ohne fundamentales Wissen für das letzte Szenario gewesen. Klar würde ich dieses wählen, denn die kleinste Chance auf eine glückliche Zukunft, mit dem kleinen Fleur an meiner Seite, ist immerhin viel heller, als die anderen Zukunftsaussichten. Los, Gehirn, ein Plan alle drei Parteien zu überzeugen muss her! Vielleicht könnte ich auf Shirados Mitgefühl setzen, indem ich ihm irgendeine Geschichte erzähle, wie sehr ich ihn brauche. Anlügen müsste ich ihn zwar, doch hat es im Endeffekt einen Selbstläufer, denn er wird seinen Vater überzeugen und Papa kann ich somit unter Druck setzen, damit es mir an keinen Schlaf mangelt. Woah, ich habe echt finstere Gedanken und spüre echt keine vorherigen Schuldgefühle, alle drei anzulügen. …ist es jetzt schon so schlimm um mich bestellt? Legitimer wird meine Lüge somit nur und dringender, damit ich dies in Zukunft vermeide. Fertig mit der Hygiene und meinem ausgefuchsten Plan, stelle ich die Dusche aus und binde mir ein Handtuch um meine Hüften, nachdem ich mit einem Kopftuch meine Haare bedecke. Rubbeln sollte man vermeiden und ich will im hohen Alter sehr gerne meine jetzige Haarpracht weitestgehend behalten. Deo sprühe ich an die schwitzigen Stellen, die am Tag besonders gerne fließen, bevor ich das teure Luxusparfüm sorgfältig verteile. Immerhin weiß ich, dass dieses Shirado aus dem Konzept bringt, wenn er argumentieren will oder aufbrausend wird. Hehe, ein bisschen hinterlistig war ich vorher schon, deswegen bin ich wohl auch ein schwarzer Kater. Zufrieden mit meiner Pflege, bemerke ich erst in diesem Moment, dass ich meine Kleidung vergessen habe. Einige Flüche verlassen meinen Mund und ich hoffe, dass Shirado noch schläft, denn er will mich sicherlich nicht nackt sehen – so weit sind wir in unserer Beziehung bisher keineswegs gekommen. Mich ihm zu zeigen, wie die Natur mich erschaffen hat, macht mir nichts aus – ich schlafe sogar lieber ohne Boxershorts, doch wollte ich ihm das nicht zumuten. Leise und leicht öffne ich die Badezimmertür zum restlichen Zimmer einen Spalt, damit ich gucken kann, ob keine Gefahr besteht. Putzig sieht es aus, wie Shirado sich eingemummelt hat, obwohl er Hitze weniger ausstehen kann. Für mich ist das ein gutes Zeichen und da er noch zu schlafen scheint, kann ich mich zum Kleiderschrank schleichen, mir Kleidung heraussuchen und wieder im Bad verschwinden. Kontrolliert leise zu sein kam mir nie so schwer vor, wie in den wenigen Augenblicken vorhin, aber das Resultat zählt und ich kann mich in frische Klamotten werfen. Bereit für den Tag werde ich nun lauter in meinen Handlungen, damit der Engel in meinem Bett aufwachen kann. Plagg wird allerdings wach und murrt, weswegen ich denn laut werde. Ein Hechtsprung zu ihm und ich habe seinen Mund verschlossen, während ich auf das Sofa falle und ihn scharf ansehe. „Du müsstest wissen, dass Shirado da ist, Plagg.“ Vorwurfsvoll weise ich den Kwami zurecht und sehe ihn genauso an. Gleichzeitig hoffe ich, dass mein Bettgefährte – das Wort gefällt mir sehr in Bezug auf ihn – kein Wort gehört oder ihn schweben gesehen hat. „Adrien? Wieso schimpfst du mit Plagg? Dass das kleine niedliche Robotermaskottchen, welches bestimmt Achromas irgendwann erfunden hat, sprechen kann, weiß ich seit gestern. Ich finde das sehr interessant und würde gerne auch eines haben.“ Natürlich ist er wach geworden und musste Plagg hören, als ob es nicht sowieso schon schlimm genug um mich bestellt ist, jetzt muss ich ihn noch mehr anlügen als ich wollte. Aus der anderen Perspektive gesehen, denkt er sich das alles selber aus und ich müsste ihm nur zustimmen. Gilt das dann als lügen? Umwickelt von der dünnen Bettdecke steht er nun am Sofa, an dessen Lehne ich meinen Kopf gelehnt habe. „Ja, stimmt, das hast du sicher von ihm gehört. Er spricht aber nur in meiner Gegenwart, also wenn ich mit ihm kommuniziere, sei es Gefühle oder direkt in Worten. Achromas hat ihn nicht erfunden, soweit ich weiß.“ Puh, noch mal riesiges Glück gehabt. Durch meine Erleichterung habe ich Plagg losgelassen und dieser schwebt stumpf um Shirado herum. „Scannen…, scannen…, Scanvorgang abgeschlossen. Shirado Ishida-Fleur als Gesprächspartner akzeptiert. Hallo, Shirado, ich bin Plagg, ein Kwami und gehöre zu Adrien. Bitte erzähle niemandem von mir, denn ich bin ein Einzelstück.“ Peinlich ist mir diese Situation generell schon und genau dann muss mein Kwami auch noch wie ein Roboter anfangen zu reden, eine kleine Show abziehen, nur damit er am Ende sich frei im Zimmer bewegen darf. Irgendwie finde ich diese Situation zu grotesk. „Tihi, du klingst lustig, Plagg. Versprochen, ich erzähle keiner Seele etwas von dir und freue mich, dass du mich akzeptiert hast.“ Wenigstens merkt das Objekt meiner Begierde nicht, dass dieses ‚Maskottchen‘ in Wirklichkeit ein lebendiges Wesen ist. Zumindest wäre das Puppenspiel für den Kwami beendet und es ist schön zu sehen, dass die zwei sich verstehen. „Hättest du in der Monsterwelt bloß mit mir schon sprechen können, dann wäre ich weniger einsam gewesen, aber dennoch freue ich mich sehr über deine Bekanntschaft. Jetzt muss ich allerdings mich für den Tag fertigmachen.“ Lächelnd verzieht er sich in das Badezimmer und ich seufze erleichtert aus. Es hätte auch anders ausgehen können, aber manchmal bin ich froh, dass Shirado sich an der Nase herumführen lässt – ansonsten wüsste ich auf die Schnelle keine Erklärung für das Verhalten von Plagg, der siegessicher mich anlächelt und sagt, dass er Camembert zum Frühstück will. Von einer Situation in die nächste, die mir kein Stück bekommt. Unser restlicher Morgen war recht schön. Wir haben gekuschelt beim Frühstück und ich habe ihn dazu gebracht, die Nächte in nächster Zeit immer bei mir zu verbringen. Zwischendrin habe ich oft versteckt mit ihm geflirtet, was ihm rötliche Wangen eingebracht hat, bis es ihm zu viel wurde und er mich mit einem Eiswürfel zum Aufhören gezwungen hat, indem er diesen unter mein Unterhemd schob. Gegenmaßnahmen konnte ich keine treffen, denn das Eis rutschte zu langsam meine Wirbelsäule entlang und gegen Ende war es aufgelöst, was Shirado gewundert hat, denn so heiß hat er mich keineswegs in Erinnerung gehabt. Seine Vorlage habe ich genutzt und ihm gesagt, dass ich nur so heiß bin, weil er mich heiß macht. Danach war er ruhig und hat sein Gesicht von mir abgewendet, doch weiß ich, dass er dies nur getan hat, sodass er sein knallrotes Gesicht vor meinen Augen verbergen konnte. Nathalie und der Gorilla bringen uns zur Schule. Auf der Fahrt dorthin bekomme ich noch meinen Tagesplan mitgeteilt und muss den Abend noch mit einem weiteren Termin ab nächsten Montag füllen, denn Shirado und ich müssen noch Schlittschuhlaufen proben – wobei er mulmige Gefühle dahingehend zu haben scheint. Sein Handy klingelt und er entschuldigt sich dafür, bevor er an dieses geht. „Dir auch einen guten Morgen, Vater. Nein, Adrien war ganz lieb zu mir. Wie kommst du überhaupt darauf? Ach so, wegen den Nachrichten hast du dir Sorgen gemacht. Aha, okay, ich komme nach der Schule in dein Büro. Hab‘ dich auch lieb.“ Das Gespräch war schneller am Ende, als gedacht und er wirkt zufrieden, sodass ich meine Chance nutze und seine linke Hand mit meiner rechten vereine. Kontaktmöglichkeiten sollte man immer nutzen, wenn man kann. Deutlich kann ich den leichten Rotschimmer auf seinen Wangen erkennen, doch entlässt er seine Hand nicht von meinem Griff, sondern gibt sanften Druck zurück, was mein Herz freudig hüpfen lässt. Lieber wäre es mir, wenn wir nun einige Stunden durch Frankreich gefahren werden in dieser Verbundenheit, aber Lernen ist wichtig, weshalb ich allerdings gerne zur Schule gehe ist die Zeit mit meinen Freunden. Ohne sie wäre es nur ein anderer Ort zum Büffeln. Angekommen steigen die Erwachsenen aus und öffnen uns die Türen. Man merkt es Nathalie nicht an, aber sie kann Karate, sollte jemand mich in Gefahr bringen. Einmal habe ich sie erlebt und bin froh, dass sie auf meiner Seite steht. Bevor sie jedoch wieder einsteigt, bitte ich sie darum, dass Papa meine handschriftliche Bitte zustimmt, was sie verwirrt aussehen lässt. Selbstsicher sehe ich ihr in die Augen und sie bemerkt, dass es mir recht ernst damit ist, denn ihre Antwort ist ihre Zustimmung darüber, dass sie meine Nachricht ihm sofort überbringen wird. Zufrieden mit meiner Vorgehensweise verabschiede ich sie und den Gorilla, ehe ich Shirado an der Hand nehmen will, anlässlich unseres nächtlichen Zusammenlebens, doch hat er sich vom Acker gemacht, damit er die Mädels begrüßen kann. Na ja, ich bekomme ihn noch oft genug für mich allein heute, also kann ich mich zu Nathaniel und Nino verziehen. „Hey, Kumpel. Wie hast du es denn geschafft Shirado mitzunehmen? Ricardo und Felix geben doch ungern ihren Schützling ab.“ „Guten Morgen, Adrien.“ „Morgen, Nathaniel und Nino. Solange man Xilan und Shirado überzeugt, darf man Letzteren für sich beanspruchen.“ „Beanspruchen? Klingt irgendwie schräg aus deinem Mund.“ Anscheinend habe ich mich irgendwie den Argwohn von dem Orangehaarigen geweckt, denn er mustert mich, als ob ich eine vollkommen andere Person wäre. Sicherlich hätte ich ein anderes Wort wählen müssen, aber ich fand meine Wahl passend. „Genau, beanspruchen, also Zeit zu zweit haben. Allerdings haben wir kaum irgendwas gemacht, außer geschlafen und gefrühstückt.“ Sein Gesichtsausdruck wird weicher und er erkennt wohl, dass ich immer noch ich selbst bin. Seit der Monsterwelt haben wir alle uns verändert und sind einen Schritt weiter gegangen – nur ich drei zu weit. Schriller Klang ertönt und das bedeutet, dass wir rein müssen, damit wir den Unterricht keineswegs verpassen. „Nochmal erkläre ich es dir nicht, Shirado! Viermal dürfte reichen, damit die Kür in deinem Kopf angekommen ist!“ Mein armer Shirado wird von Alix zusammengestaucht, weil er einfache Figuren auf dem Eis kaum hinbekommt. Es hat fast zwei Wochen gedauert, bis dieser sicher genug auf dem glatten Boden zumindest ein bisschen in Bewegungen gekommen war, da wird eine Kür noch andauern. Und es fällt mir schwer mein Lachen zu unterdrücken, wenn der Kleine keine Argumente hervorbringen kann zu seiner Verteidigung, außer, dass die Musik ihm kein Stück zusagt. Zu meinem Glück merkt er meine Belustigung nicht, sonst zeigt er mir im Bett die kalte Schulter, womit kuscheln ausfallen würde. Dank der Zustimmung von Papa und Xilan haben wir beide eine Art Wechselschlafbeziehung. Das Wochenende sind Plagg und ich bei ihm, während er unter der Woche bei mir schläft. Hawk Moth macht im Moment keine Handlungen, weswegen ich als Cat Noir ebenso frei habe. Daran gewöhnen sollte ich mich unter keinen Umständen, denn sonst behalte ich ihn wirklich noch für mich alleine. Atemu und Kiyomasa treiben das Umwandlungstraining straff an, denn wir wissen nicht, wie lange das Arrangement anhält, was ich mit der Lüge, dass ich durch die Trennung von mehreren Wochen Schlafstörungen erhalten habe und Dank der einen Nacht mit Shirado mich erholter fühle, als ohne ihn. Alle drei haben mir diese Lüge abgekauft, so grundverschieden sie auch sind. Obgleich ich erwartet habe, dass ich nach einiger Zeit deswegen ein schlechtes Gewissen erhalte, fehlt mir dieses einfach. Eher fühlt es sich unerwartet super an, aber genau davor haben mich meine zwei Lehrmeister gewarnt. Verführung zu fatalem Verhalten führt tiefer auf den falschen Weg, von dem ich wegkommen möchte. Hinsichtlich des guten Gefühls zweifle ich langsam daran, ob…, nein, Adrien, konzentriere dich darauf das, was dich verändern will, sich ändern zu lassen. „Kommt es mir nur so vor oder ist Shirado energielos?“ Kim mutmaßt, weswegen mein Blondchen solche Probleme hat, da dieser sonst mit Eifer an selbst unliebsame Tätigkeiten geht. „Bist du dir sicher, Kim? Quer schießt er gerne mal, aber er konnte immer einen Ausweg finden oder beißt die Zähne zusammen.“ „Mag sein, keine Ahnung. Liegt vielleicht an dem Licht, dass ich das meine.“ Hmmm…, das Licht ist sicherlich nicht das Problem, denn sollte dieses ihn schwach aussehen lassen, müssten wir anderen ebenfalls dermaßen blasse Gesichtsfarbe besitzen. Richtig müde wirkt er zudem in den Augen und… Blitzschnell bin ich bei ihm und fange ihn auf, denn er ist bewusstlos geworden, als er einige Schritte auf dem Eis machen wollte. Geschockt über seinen Zustand bin ich schon, denn ich habe es echt kein Stück bemerkt. Was für ein mieser fester Freund bin ich denn bitte? Sein Körper zittert und er sieht noch zerbrechlicher aus, als generell schon. Kurzerhand nehme ich ihn mir hoch und bringe ihn vom Eis weg, zumal eine gaffende Masse sich um uns geschart hat. Leider fehlen weiche Unterlagen, aber da muss er nun durch und ich lege ihn auf einer Bank hin, wo man seine Schuhe gegen die geliehenen Schlittschuhe wechselt. Vorsichtig ziehe ich ihm einen der Schlittschuhe aus und will prompt mit dem nächsten fortfahren, als Alix hinter mir scharf die Luft einzieht. Definitiv kein gutes Zeichen und ich schaue mir Shirados freien Fuß an, anstatt wie ein Wilder ihn auszuziehen. Scharf ziehe ich nun die Luft ein und spüre in mir Wut hochkochen, denn ich kann Blut sehen, wie es an mehreren Stellen wohl schon seit unseren zwei Stunden hier herausgeflossen war und an der Socke hängt noch eine verfangene Reißzwecke. Ohne weiter zu zögern befreie ich den anderen Fuß von seiner Folter und entferne sanft die klebrigen Socken. Jemand reicht mir ein klatschnasses Handtuch und es stellt sich heraus, dass es sich um Kim handelt. Dankend nicke ich ihm zu und wische so sanft wie möglich die geschundenen Füße sauber. Man kann direkt erkennen, wo die Reißzwecken die Haut durchbohrt haben. Wer auch immer dafür verantwortlich ist, der bekommt es mit mir zu tun! Rachegedanken kommen auf und es erschreckt mich nicht mal, wie grausam ich die schuldige Person verstümmeln will, bis eine Hand meinen Kopf berührt und ich plötzlich nur noch friedliche Gedanken erhalte. „Oh, das ist ja doch Shirado. Joel! Joel!! Hier!!!“ Yuura? Wieso taucht er denn auf? Ihn kann ich nahe bei mir spüren und er flüstert mir mit seiner freundlichen Stimme, dass ich nie negativ denken sollte, sonst würde ich in etwas versinken, was Shirado niemals von mir lösen könnte. Joel muss wohl nun hier sein, denn er übernimmt eben das Krisenmanagement, während ich wie erstarrt ins Leere starre, nach den Worten seines Verlobten. Woher weiß dieser davon? Bemerkt er diese übernatürlichen Kräfte in jedem Menschen und jeden Gegenstand? Chloés Wichtelgeschenk hat er so gerne gewollt und er verschwindet urplötzlich manchmal, ohne Türen zu benutzen. „Hier hat jemand ganz klar genau dieses Paar Schlittschuhe manipuliert, damit jemand leidet. Ob diese Tat direkt Shirado gegolten hat, können wir keineswegs beweisen. Achromas könnte sicherlich am schnellsten die Untersuchungen abschließen. Sage ihm Bescheid, Yuura.“ „Jawohl, Joel!“ Schon ist er verschwunden und taucht nach nur eine Minute wieder auf – was ziemlich schnell vonstattengegangen ist. „Er sagt, dass er direkt hierherkommen wird. Wir sollen schauen, ob die Reißzwecken vergiftet waren und wenn ja, sollen wir die Blutzirkulation zusammenpressen, damit es nicht zum Herzen kommen kann.“ Gift?! Welcher bescheuerte Mistkerl würde Gift gegen Unschuldige verwenden?! „Schluss jetzt, Adrien, oder Joel muss dich schlafen schicken!“ Deutlich und stark fährt der ältere, aber recht unschuldige, junge Mann mich an und ich lasse meinen Frust heraus, indem ich mit einer Faust in den Boden schlage, der einige Risse bildet. Wundert mich nicht, wenn Alix und Kim Abstand von mir nehmen, denn so stark war ich bisher noch nie – außer bei meiner hohen Eifersucht, aber meine Hand tat danach wochenlang weh – jetzt spüre ich gar keinen Schmerz. Blut kann ich keines sehen, welches sonst auftreten würde bei solch einem harten Material. Groß ist die Hand, die meine Faust bedeckt und ich gehe mit meinem Blick den Arm hoch, ehe ich direkt in die Augen von Joel sehe. „Erinnere dich daran, wer du bist, anstatt dich in ein Meer voller Schwärze zu begeben, Adrien. Shirado…, er ist nicht stark genug, um dich da herauszuholen. Man sieht dir die dunklen Mächte an deinen Augen an, sie werden von boshafter Schwärze erobert. Atme tief durch, konzentriere dich und kämpfe mit aller eigener Kraft gegen diese Verführung an. Sonst wirst du denjenigen, den du liebst, nur in den Untergang schicken.“ Dem Weißhaarigen nicke ich zu, wende mich allerdings von seinen hellbraunen Augen ab, denn es bekommt mir kein Stück, dass er und Yuura mir ansehen können, was in mir steckt und ich mich sehr dazu verleiten lasse, es nutzen zu wollen. Shirados Beine werden mit Tüchern abgebunden und von der Bank genommen, damit diese auf den Füßen sind. Somit hat das wohl vorhandene Gift längere Zeit, um bis zum Herz zu kommen. Ader für Ader an den Beinen wird sichtbar schwarz und obwohl ich schwarz recht schön finde – so als Cat Noir – finde ich es nun beängstigend. Erneut stößt jemand zu uns und es ist der Wissenschaftler, der sich beeilt haben muss, weil er verschwitzt ist – dennoch ist sein Atemrhythmus normal. Sportlich müsste er demnach sein und eine hohe Ausdauer besitzen. Flink öffnet er seinen Handcomputer und lässt diesen einen bunten Strahl über den Körper von Shirado fahren. Analysierend gibt die kleine Maschine elektronische Geräusche von sich, bis die Daten aufgesagt werden. „Shirado Ishida-Fleur, 15 Jahre alt, männlich. Körpergröße in nur minimalem Wachstum – maximal 1,70 m wird erreicht. Körpergewicht ist im unteren Normalbereich. Magisches Artefakt entdeckt – keine gefährliche Präsenz vorhanden. Zustand: Bewusstlosigkeit durch den Körper, wegen Selbstschutzmaßnahme, die nicht effektiv umgesetzt werden kann, durch das Gift einer unbekannten Spinnenart, die im Verzeichnis dieser Welt fehlt. Scanvorgang hat ergeben, dass diese Spinnenart nicht von dieser Welt stammt. Gegengifte somit unauffindbar. Alternativen werden kalkuliert… Kalkulation beendet. Drei mögliche Rettungsversuche – Amputation der Beine, sofortiger Aderlass an allen Stellen oder gemeinsame Blutzirkulation mit kompatibler Person. Chancen errechnet – Überlebenschance bei Lösung 1: 86 %. Überlebenschance bei Lösung 2: 24 %. Überlebenschance beider Personen bei Lösung 3: 51 %, mit dem Nebeneffekt der Entwicklung von Antikörper, woraus ein Serum generiert werden kann.“ Alle Lösungen haben Vor- und Nachteile. Sicherlich wäre Shirado am Boden zerstört, wenn ihm die Beine amputiert würden, weswegen diese Lösung entfällt. Ob wir jedoch alle Adern korrekt erwischen, dass keine von ihnen am Gift abstirbt, können wir kaum gewährleisten – womit nur die letzte Tätigkeit übrigbleibt. Während die anderen noch rätseln, welche Lösung sie wählen sollen, ziehe ich mich soweit aus, dass ich für eine Blutzirkulation vorhanden wäre. Fragend werde ich angesehen, doch schaue ich alle nur entschlossen an – meine große Liebe muss gerettet werden und ich stehe dafür bereit. „Adrien Kato-Agreste, 15 Jahre alt, männlich. Körpergröße im maximalen Wachstum – maximal 1,98 m können erreicht werden. Körpergewicht liegt im oberen Normalbereich durch hohen Anteil an Muskelmasse. Magisches Artefakt entdeckt – keine gefährliche Präsenz vorhanden. Zustand: Wach, über dem Durchschnitt vital und unverletzt. Kompatibilität wird ermittelt…, Vorgang abgeschlossen. Art des Blutes nicht kompatibel mit Patienten – eine Mischung beider Blutgruppen durch Fortpflanzung wäre angebracht.“ Peinlich ist es mir schon, wie die elektrische Stimme einfach mal so gesagt hat, dass wir gemeinsam wünschenswerte Kinder bekommen sollten. Weil ich ausfalle, ziehe ich mich wieder an und es meldet sich Yuura zur Überprüfung. „Yuura Kohei, 20 Jahre alt, männlich. Körpergröße im minimalen Wachstum gewesen – Maximalgröße von 1,70 m erreicht. Körpergewicht liegt im unteren Normalbereich. Magische Kraft im gesamten Körpersystem entdeckt – erkannt als Kraft des Lebens. Zustand: Wach, weit über dem Durchschnitt vital – geistiger Zustand wird bezweifelt – und unverletzt. Kompatibilität wird ermittelt…, Vorgang abgeschlossen. Vollständige Übereinstimmung der seltenen Blutgruppe S gefunden. Yuura Kohei wird gebeten für Behandlung an Shirado Ishida-Fleur sich bereitzuerklären.“ Blutgruppe S kenne ich nicht – davon habe ich noch nie irgendwas gehört. Muss wohl so eine Besonderheit unter Siegelmeister sein, wobei Yuura ja keiner ist. Vielleicht haben wir einfach pures Glück, dass er mit ihm kompatibel ist. Sofort zieht Yuura sich aus und einige pfeifen anrüchig bei dem Anblick von dessen Körper. Fast bis zum Boden reichen seine Haare und bedecken die Rückansicht, aber die Vorderseite zeigt die gleiche Körperstruktur, wie Shirado sie besitzt, nur halt mit einer sternförmigen Narbe mittig auf der Brust. Neugierig werde ich schon, weshalb dieser solch eine ungewöhnliche Narbe präzise in der Mitte seines Oberkörpers besitzt. Irgendjemand muss diesen dort durchbohrt haben, sonst würde es keinen Sinn ergeben. Auf einer gegenüberliegenden Bank legt der Dunkelgrünhaarige mit den türkisenen Strähnchen sich hin und schließt die Augen. Sekunden später geht von ihm eine Ruhe aus, die mich selbst umhüllt – anscheinend die anderen ebenso. Wie schafft er das, dass ich mich leicht und ruhig fühle, obwohl mein Blondchen vergiftet im Sterben liegt? Jedenfalls wartet Achromas noch einige Momente ab, bevor er beiden Kanäle legt und sie somit verbindet. Rundherum verlaufen zwei Schläuche, in denen sich Blut anfängt zu sammeln, bis der Wissenschaftler sein Wort an den vielleicht Lebensretter von dem Siegelmeister richtet. Interessant wird es erst in diesem Augenblick, denn Yuura öffnet seine Augen wieder und er bekommt einen Schweif sowie Katzenohren, die mir bekannt sind, ehe er seine Seelenspiegel schließt. Um seinen Körper legt sich eine bunte Aura und er wirkt stark konzentriert. Unterdessen fließt das Blut beider konstant mit einer hohen Geschwindigkeit, während Achromas eine Probe direkt von Shirado entnimmt, bevor die schwarze Farbe verblasst. Zehn Minuten hat diese Prozedur gedauert und danach hört das Blut auf in dem Kreislauf zu sein. Vorsichtig entfernt der Wissenschaftler die Kanäle und verbindet die Einstichstellen sorgsam, sodass den tiefen Wunden nichts geschehen kann. Erst danach öffnet Yuura seine Augen wieder – Schweif und Ohren verschwunden – und steht stockend auf, damit er sich ordentlich hinsetzen kann. Gefasst hält er dem Schwindel stand, der ihn überkommt, wie es aussieht, und meldet, dass ihm zwar übel wäre, jedoch es ihm gut geht. Erleichtert atmen wir aus – wobei ich nicht mal mitbekommen habe, dass Kim sowie Alix mitfieberten. Galant hilft Joel seinem Verlobten beim Anziehen und nimmt ihn zeitgleich dabei auf seinen Schoß, damit der kleinere von beiden kuscheln kann. Mit meinem Blondchen dauert es eine halbe Stunde, in der Polizei und Krankenwagen endlich mal aufgetaucht sind, bis er seine Augen öffnet und krächzend nach mir fragt. Ohne zu zögern, bin ich bei ihm und die Erleichterung durchflutet mich, weil er überlebt hat. Xilan wird mich allerdings einen Kopf kürzer machen, sobald er von diesem Vorfall erfährt. Letzte Woche haben Shirado und ich es hinbekommen einige Figuren gemeinsam auf dem Eis zu absolvieren und dies war gut so. Zeit hätten wir nämlich keine mehr gehabt für mehr Grundübungen und deswegen waren wir drei überrascht, wie elegant mein Blondchen über das Eis gleitet, als hätte er es schon immer gekonnt. Dank Achromas und Yuura habe ich wenig Schelte von Xilan erhalten, denn die zwei haben erklärt, dass es unmöglich war, vorher zu wissen, dass in dem Paar Schlittschuhe vergiftete Reißzwecken waren, wegen eines nachgiebigen Bodens, der erst bei einer Drucklast von mindestens zwanzig Kilogramm nachgibt. Dieser Wissenschaftler hat ganz klar einen Schlittschuh vom Ort des Geschehens mitgehen lassen, sonst hätte er keine detaillierten Grafiken, Diagramme und Ähnliches zur Entlastung für mich darbringen können. Dahingehend war Yuura recht einfach gestrickt und hat gesagt, dass es nur wegen mir dazu gekommen wäre, dass man Shirado hätte helfen können, weil er selber sonst nicht neugierig geworden wäre, was ich zu dem Zeitpunkt getan hätte. Merkwürdig, wie seine Worte klingen, kommt es mir so vor, als wären er und Joel irgendwie oft in der Nähe bei Aktivitäten, die ich als Date klassifiziere. Muss einfach nur der Zufall sein, denn die zwei können unmöglich erraten, was ich mit Shirado machen will, ohne einen von uns zu fragen und bisher haben wir den beiden nie irgendwas von solchen Plänen erzählt. Alix und Kim waren zudem am leichtesten zu beruhigen sowie aufzuklären. Zwar mussten die beiden dafür zu Xilan, doch haben sie sich mit diesem gut arrangiert, wie es den Anschein macht. In wenigen Minuten beginnt der letzte Tag von unserem Schulfest, welches bisher ein voller Erfolg war. La Fleur hat den bisher größten Betrag überhaupt für dieses Schulfest gespendet und durfte deswegen auch sich vertreten – beinahe alles über diese Woche ist von dem Geld bezahlt worden. Weswegen Xilan so viel investiert wundert mich, aber es konnten dieses Mal wirklich alle Ideen aus allen Klassen umgesetzt werden. Selbst der Erschaffer von Yu-Gi-Oh! hat investiert – Shirados Familie ist recht frei beim Ausgeben ihres weltweit verdienten Vermögens. Sogar mein Blondchen hat keine Ahnung, in wie vielen Stiftungen die beiden nebenher einmal im Jahr investieren. Papa investiert hingegen nur in Förderungen von zukünftigen Designern. Dies ist ebenfalls nobel, benachteiligten Personen zu ermöglichen eine herausragende Ausbildung als Designer zu erhalten, aber unterm Tisch weiß ich, dass er das macht, um neue Mitarbeiter für sich zu finden. Probleme scheint niemand damit zu haben, doch ich würde mich wohler fühlen, wenn er selbstlos eine Spende im Jahr vergeben würde. Andererseits sichert er somit die Zukunft der Mode und seiner Firma…, Jacke wie Hose, man muss nicht alles rechtfertigen. Einige Minuten noch, dann beginnt die kleine Parade, die zum Höhepunkt der gesamten Woche führt – das Konzert mit Eiskunstlaufshow. Marinette hat wundervolle Arbeit geleistet mit den Kostümen für Yuura, Joel, Shirado und mich. Jedes Paar ist aufeinander abgestimmt und die beiden Kleineren ergänzen sich, wobei ich erstaunt bin, wie sie es geschafft hat, die Beine beider speziell zu betonen, ohne sie verdecken zu müssen. Schleifen und Bänder hängen an verschiedenen Stellen, die aus einem fast transparenten Stoff mit silbernem Glitzer bestehen, herunter und wehen bei jeder Bewegung mit, als ob die beiden über Wolken tanzen würden. Joel und ich hingegen tragen bewegungsfreie schwarze Anzüge, die Pailletten in Dunkelrot, bei ihm, oder in Dunkelgrün, bei mir, eingenäht haben, welche verzweigte Linien bilden und somit das Schwarz durchziehen. Goldene Paillettenlinien findet man auf dem kurzen Kleid von dem Dunkelgrünhaarigen, während Shirado türkise Linien besitzt. Niemals würde ich freiwillig diesen Anzug außerhalb dieser Bühne tragen, aber für diese Show passt er ausgezeichnet. Still in Gedanken versunken versucht mein Blondchen den genauen Ablauf sich ins Gedächtnis zu rufen. Für ihn ist ein Auftritt keine kleine, sondern eine große Sache und er möchte jedem Zuschauer gerecht werden, sodass man eifersüchtig werden kann, weil er viel an andere denkt, anstatt sich an einen zu lehnen, jedoch gehört diese Art einfach zu ihm und ich bin froh, dass er leidenschaftlich mit jeder Faser seines Körpers einen grandiosen sowie magischen Moment erschaffen will. Trotzdem finde ich, dass er mich ebenso beachten sollte und ziehe ihn an meinen Körper, bevor ich mein Kinn auf seinen Kopf lege. „Kleines, wann bekomme ich ein bisschen Aufmerksamkeit?“ Kurz erschreckt er sich, weil er zusammenzuckt, aber dreht sich zu mir in der Umarmung um, damit er mir in die Augen sehen kann. „Bekommst du denn nicht schon genug Aufmerksamkeit, Adrien? Immerhin bin ich in den letzten Wochen jede Nacht bei dir, weil du besser schlafen kannst. Allein dir gehöre ich keineswegs und dies weißt du.“ Niederschmetternd bekomme ich eine Retourkutsche und fühle mich kleiner, als ich bin. Kann er denn nicht verstehen, dass ich am liebsten ihn die ganze Zeit um mich hätte? Cat Noir und ich sind ein- und dieselbe Person, also könnte er zumindest zeigen, dass er mich mehr mag, weil mein anderes Ich kaum bis nie Zeit für ihn findet. „Aber hast du ebenfalls Recht damit, dass ich an dir keine Gedanken wegen dem Auftritt verbraucht habe. Sicherlich hast du genauso Muffensausen wie ich und wir hätten uns gemeinsam diese heraustreiben können. Na ja, besser spät als nie.“ Noch zum Teil in seinen Gedanken nähert er seine Lippen meinen, was ich als eindeutige Einladung ansehe und ihn küsse. Dabei will ich ihm ganz frech an den Hintern packen, was er zu verhindern weiß, indem er meine Arme mit seinen Händen weiter nach oben dirigiert. Schade darum – richtig heiß wird es erst, wenn ich mein Verlangen ihn zu berühren stillen kann – doch kann ich ihm keineswegs die Frisur ruinieren, die Yuura ihm gesteckt hat. Würde man ihn nicht persönlich kennen sowie sein Geheimnis wissen, könnte man wirklich meinen, dass er ein flachbrüstiges Mädchen ist, weil seine Gesichtszüge zu weich und feminin sind, allerdings macht genau das mich an. Keine Ahnung wieso ich es mag, wenn er zum Teil feminin aussieht. An ihm sehen sowieso viele Kleidungsstücke besser aus, als an so manchen weiblichen Models. Vielleicht denke ich im Moment zu stark darüber nach, wieso ich von Ladybug direkt zu Shirado mit den Gefühlen gewandert bin. Klar, ich war vernarrt in sie und als wir unsere Identitäten preisgaben, war es schon ein Schock – allerdings einer, aus dem eine tiefere Freundschaft hervorgegangen ist, als sie zuvor vorhanden war. Leichte Berührungen bringen mich zurück aus meinen Gedanken und ich bemerke, dass der Kleine gegen meine Brust hämmert, weil wir uns immer noch küssen. Geistesgegenwärtig löse ich den Kuss und lächle ihn entschuldigen an, denn sein Blick zeigt ganz klar leichten Ärger. „Sorry, Kleines, ich bin mit meinen Gedanken abgedriftet.“ Ungläubig sieht er mich nun an, seufzt und tätschelt mir den Kopf. „Ganz ruhig, mein Lieber, wir zwei harmonieren super zusammen – gesanglich wie tanzend. Was auch immer in deinem hübschen Kopf abgeht – lasse es für das Konzert hinter dir, sonst machst du Fehler. Falls es dich beruhigt – ich bin nervös, denn es ist mein wirklich erster Auftritt in Paris vor einem zum Großteil unbekanntem Publikum. Die Modenschau zu beenden mit einer kleinen Nummer war schön, keine Frage, jedoch ist das hier ein Ort nach den Vorstellungen für meine Zuschauer. Ihnen soll es gut gehen, sie sollen sich verzaubern lassen, wenn sie möchten. Hier geht es nicht um dich oder mich, sondern um die alle da draußen und für diese müssen wir unser Bestes geben. Zudem hätte ich mir keinen besseren Gesangspartner aussuchen können, weil du genau die Töne in Dur triffst, die ich im Moll niemals hinbekommen würde. So gesehen sind wir eine Stimme aus zwei Individuen, welche Gefühle in klanglichen Worten ausdrücken, damit andere sie aufnehmen können.“ Wundervolle Worte von dem wundervollsten Menschen, dem ich je begegnet bin. Sanft streiche ich ihm durch sein reines Gesicht und sehe ihn liebevoll an. „Ja, Shirado, ich denke, dass deine Worte mich vollends überzeugt haben.“ Verwirrt schaut er mich nun an, kichert danach leicht und schüttelt seicht seinen Kopf, denn ich scheine ihm wohl im Augenblick eher als Lachnummer zu dienen, anstatt als gleichwertigen Partner. Toll gemacht, Adrien, du hättest dich viel eher aufspielen sollen, wie als Cat Noir, aber dann würde er erfahren, dass ich es bin und wer weiß, wie er reagieren würde. Plagg hat sich perfekt aus der Schlinge gezogen und kann deswegen frei im Raum sein, sobald meine Liebe diesen betritt. Ein Doppelleben zu führen wirkt immer noch befreiend auf mich, zumal sich viel verändert hat, allerdings ist es gleichwertig schwierig geworden, indem ich ihn bei mir behalten will. Klänge vom Eröffnungsmusikstück erklingen und Yuura sowie Joel bewegen sich zum Startpunkt, den wir beide ebenfalls in wenigen Augenblicken besetzen müssen. „Kannst du den Ablauf auswendig?“ „Hm…, eine Erinnerung wäre nicht schlecht.“ Schelmisch lächle ich ihn an, doch scheint er meine Anspielung keineswegs zu verstehen, da er anfängt aufzuzählen, weswegen ich seinen Mund mit meinem verschließe. Am Anfang kann ich noch große Verwirrung bei ihm erkennen, aber er schließt langsam seine Lider, bis er einen Blick auf Lager hat, bei dem ich mich extrem zurückhalten muss. Würde er mich öfter so ansehen, könnte ich tatsächlich nicht anders, als ihn für mich zu beanspruchen. Zeitlich gesehen sind es maximal zehn Sekunden, die wir so verbringen, aber sie müssen erstmal reichen – immerhin haben wir eine Show am Laufen. Passend zu unserem Einsatz treten wir nun auf die Eisfläche und Shirado beginnt mit seiner bezaubernden Stimme zu singen. Klanglich gleichen sich Yuura und er beinahe – ich präferiere selbstverständlich mein Blondchen, welchem ich ungeniert überall hinfassen darf, wegen den Darbietungen einzelner Figuren in einem eingeübten Tanz auf dem Eis. Make a wish haben wir als Viererteam beendet, was so viel bedeutet, dass das ältere Paar sich verzieht. Lediglich wir zwei leisten noch ein paar Figuren hinzu, bevor Shirado das Wort an sich nimmt. „Vielen Dank, dass Sie alle das Collège Françoise Dupont besuchen. 150 Jahre besteht diese Schule schon und wir freuen uns, dass Sie mit uns dieses Ereignis über die gesamte Woche gefeiert haben. Heute ist der letzte Tag und auch nach diesem kleinen Konzert von Joel Glaceo, Yuura Kohei, Adrien Agreste und mir, können Sie noch an einigen Aktivitäten teilnehmen. Wir vom Collège Françoise Dupont hoffen, dass es Ihnen bei uns gefallen hat.“ Musik setzt ein und wir zwei tanzen auf dem eisigen Boden zu einem Lied, welches ich für ihn übersetzte. Tragik beherrscht die ersten zwei Strophen und dementsprechend erfüllt der Klang die Gegend, bis es zu einer Begegnung kommt, die alles verändert. Nach und nach füllen sich die restlichen Strophen mit positiven Aspekten, bis die letzte voller glücklicher Ereignisse ist. Beendet haben wir es mit einem Kuss, der viele zum Erstaunen bringt, weil wir zwei es in der Schule bisher vermieden haben. Oder sie denken, es gehört zur Show – was ich eher als Argument gerne hätte. Offiziell zusammen sind wir nicht, soweit mein Stand des Wissens ist. Füllen werde ich unsere Zeit dennoch mit einer Menge an Tätigkeiten, die nur ein Paar miteinander macht. Beim nächsten Lied muss ich mit einsetzen, denn es ist ein Duett, welches auf dem vorherigen Lied aufbaut. Darin geht es um äußerliche Schwierigkeiten, die auf das Glück zukommen. Beide stärken sich gegenseitig, was in den einzelnen Strophen durch abwechselnde Phrasen aufgebaut wird. Einzeln sind die zwei Lieder in sich geschlossen, doch zusammen bilden sie eine herzerweichende Geschichte, die in einem Happy End endet. Froh bin ich darüber, dass ich die Übersetzung korrekt ausführte, denn sonst wäre es für Shirado ein Desaster geworden. Achromas‘ Lichtshow fließt flüssig in unsere Bewegungen hinein sowie schließt sich dem Inhalt der Lieder an. Dieses Bühnenprogramm wird sicherlich ein Sprungbrett für mein Blondchen werden, auch wenn die fliegenden Magnetilo, wie Yuura diese Maschinen bezeichnet, Störsignale an alle Handys und Kameras senden. Dass wir zwei eine Pause nehmen wäre angebracht, aber Shirado ist strikt dagegen, denn er will kompakt die Show über die Bühne bringen. Was wäre ich für ein Mann, wenn ich ihn nun im Stich lassen würde? Feige bin ich keinesfalls, weshalb wir weitermachen und anfangen zu schwitzen. Anstrengungen zu erleben härtet ab, klar, allerdings wäre ich im Moment glücklicher mit weniger Hebefiguren, weil meine Muskeln beginnen zu zittern. Glücklicherweise bin ich im nächsten Lied unwichtig und kann eine Pause wagen, denn Shirado singt eines seiner Lieblingslieder aus Japan – White Light von Superfly, wenn ich den Titel sowie Namen korrekt behalten habe. Hinter den Kulissen spritze ich mir eine gesamte Wasserflasche ins Gesicht und genieße die Gänsehaut, die ich erhalte, weil einiges vom Wasser unter meine Kleidung gegangen ist. Kraftvoll und mit Nachdruck singt Shirado dieses Lied, als wäre es eine Offenbarung, doch genau kann ich es keineswegs bestimmen. Nichtsdestotrotz muss ich einfach lächeln, weil man in seiner Stimme die Freude hören kann. Als jedoch plötzlich Schreie laut werden, pumpt direkt Adrenalin durch meine Adern und ich bekomme das ungute Gefühl, als ob irgendwas mit ihm passieren wird. Irgendein riesiges Wesen oder so muss gelandet sein, denn die Erde bebt dermaßen stark, dass mein Gleichgewicht sich direkt verabschiedet und ich den Boden begrüße. Panik ist sicherlich dort draußen ausgebrochen und das Beben hört keine Sekunde auf zu existieren. Einem Scheinwerfer kann ich gerade noch ausweichen, doch trifft mich etwas anderes und mir wird schwarz vor Augen. „…drien! …Adrien!! …auf, Adrien!!! Wach‘ endlich auf, Adrien!!!“ Kopfschmerzen erfüllen mein Bewusstsein und ich muss ihn mir direkt halten, bevor ich mich aufsetze und meine Augen vorsichtig an das Licht gewöhne. Besorgt sieht mich Marinette an, die wohl sofort zu mir geeilt ist, nachdem ich mein Bewusstsein verloren habe. Tikki und Plagg sehen ähnlich besorgt mich an, was ich mit einem Lächeln wegwischen möchte – was anscheinend keine Wirkung zeigt. Weil mein Versuch nicht hilft, gebe ich dem Schmerz kurz nach, nehme eine angenehmere Position ein und schaue fragend die drei an. „…ich traue es mich kaum zu fragen, …was ist passiert?“ Alle drei sehen sich gegenseitig erst an, bevor sie mir mit gemischten Gefühlen ihre Aufmerksamkeit schenken. Jeder normal denkende Mensch weiß, dass dies keine guten Neuigkeiten sind. „Ein riesiger Roboter landete hier und hat sich Achromas sowie Shirado geschnappt. Ricardo, Felix, Joel, Yuura und Monsieur Fleur haben direkt die Verfolgung aufgenommen. Ich wollte ihnen folgen, bis mir eingefallen ist, dass du sicherlich auch hinterher willst. Dich habe ich hier bewusstlos gefunden und Plagg hat schon versucht die wach zu bekommen.“ „Wie lange?“ „Ähm…, ungefähr zehn Minuten, denke ich.“ Zehn Minuten Bewusstlosigkeit, in denen ich bei Bewusstsein Shirado hätte helfen können. Frustriert balle ich meine Hände zu Fäusten zusammen, bis ich Schmerz spüre sowie eine Flüssigkeit, die warm herunterläuft, bis sie den Boden trifft. Geschockt werde ich nun angesehen, aber das ist mir egal. Zeit habe ich keine und ich muss mein Blondchen retten! „Beruhige dich, Adrien, bitte!“ „Wieso soll ich mich beruhigen?! Ihm habe ich versprochen, dass ich ihn beschützen werde und dann, wenn er mich braucht, bin ich hier und mache eine Pause! Was haben meine Versprechen einen Wert, wenn ich diese nicht einhalten kann, Marinette?! Siegelmeister hin oder her – er ist mir viel zu wichtig, dass ich ihn jedem überlasse würde. Vorhin war er so glücklich und befreit und nun hat er sicher Angst, was mit ihm geschehen wird. Dabei…“ Weiter kann ich mich in meine Frustration nicht steigern, denn ich bekomme ordentlich eine von meiner Kollegin sowie Freundin gepfeffert. „Hörst du dir mal selber zu?! Würde Shirado dich hören, hätte er dir ebenfalls eine Ohrfeige gegeben! Adrien…, ich weiß, dass du ihn liebst, seitdem du ihn zum ersten Mal gesehen hast – der kurze sowie überraschte Aussetzer bei eurem ersten Kontakt hat Bände gesprochen und deswegen wollte ich persönlich mit dir ins Reine kommen, um abschließen zu können. Jetzt habe ich es seit längerer Zeit geschafft und du wirkst nun wie ein Trottel, der sich selbst verliert wegen einer kleinen Lappalie! Noch ist Shirado nicht tot oder geopfert worden oder sonst was – er lebt! Wir beide können ihn retten und Achromas ebenfalls. Bist du wieder bei Sinnen, Miezekatze, oder brauchst du noch einen Schlag?“ Sie wirkt mehr erwachsen als ich es bisher war und es erschüttert mich ein Stück. Anstatt voranzuschreiten bin ich auf einer Stelle stehengeblieben, während sie sich entwickelt hat. „Danke, Marinette. Ohne deine Freundschaft und deiner Worte, wäre ich in einem Sumpf voller Bosheit versunken. Dies habe ich gebraucht, damit ich stärker werden kann.“ „Oh…, äh…, dafür musst du doch nicht bedanken, Adrien. Lass‘ uns lieber den Siegelmeister befreien.“ Zustimmend nicke ich ihr zu und wir verwandeln uns in unsere Superheldenform. Den Drang, zu Shirado zu gelangen, kann ich wirklich nicht mehr unterdrücken und ich lasse diesem freien Lauf. Zum Vergnügen meinerseits, denn ich kann den Geruch von ihm wahrnehmen – ein Kater zu sein hat echt viele Vorteile. Ladybug und ich springen über die Dächer von Paris mit atemberaubender Geschwindigkeit, bevor wir den Eiffelturm erklimmen und an der Spitze uns umsehen. Irgendwo hier verläuft der Geruch in verschiedene Richtungen, aber genauer kann ich diesen keineswegs filtern. Mein innerer Frust will wieder aufkommen, aber die sanfte Berührung von Ladybug beruhigt mich. „Kein riesiger Roboter kann einfach so verschwinden, Cat Noir. Genauso wenig verschwindet Shirado spurlos. Bisher haben wir ihn immer aufgespürt, also lassen wir uns einfach von unseren Gefühlen leiten.“ Ich stimme ihr zu und schließe meine Augen, damit ich mich nur auf mein Gefühl, meine Bindung zu meinem Blondchen, konzentrieren kann. Überrascht öffne ich meine Augen, als ich bemerke, dass dieser nur wenige Meter von uns entfernt ist. Weswegen kann ich ihn dann nicht sehen? „Merkst du auch die Verbindung zu ihm? Meinst du der riesige Roboter kann sich unsichtbar machen?“ „Unsichtbar nicht direkt, aber mit einer Tarnkappenfunktion verschmilzt der Nutzer mit seiner Umgebung, was wir als unsichtbar bezeichnen würden.“ Ryurai steht auf einmal bei uns und beantwortet ihre Frage gelassen, als würde er über das Wetter plaudern. „Wann greifen wir drei an und mit welcher Strategie?“ Seit wann will er mit uns kooperieren? Hat er einen Sinneswandel erhalten? „Anscheinend denkt derjenige, der den Roboter kontrolliert, dass ihn niemand sehen kann und bleibt deswegen an Ort und Stelle stehen. Von daher hätten wir einen Überraschungsmoment. Leider sehen wir Achromas sowie Shirado ebenso wenig, weshalb ein Angriff die beiden treffen könnte. Besser wäre es, wenn wir diesen Tarnkappenmodusfirlefanz ausschalten könnten, ohne Aufmerksamkeit zu erzielen.“ Egal welchen Gedankengang Ladybug durchgeht – wir können sicherlich nichts dagegen machen entdeckt zu werden. „Ihr zwei fangt beide auf und ich zerstöre einfach den Roboter.“ „Nein, Cat Noir! Sollte der Roboter die akumatisierte Person sein, ohne Steuerungselemente, würde sie sterben.“ Missgünstig gebe ich einen Ton von mir und kann meine Ungeduld kein Stück mehr verbergen. „Junge, dem Siegelmeister wird erstmal nichts widerfahren, denn dieser Wissenschaftler ist das Ziel von der besessenen Person. Trotzdem müssen wir handeln, weil ich kaum glaube, dass der Herrscher des Bösen sich noch mehr Zeit lässt.“ Recht hat Ryurai zwar, aber ich will handeln! Kaum will ich einem Impuls nachgehen, da hören wir lautes Gehupe und wie eine Limousine gegen den Roboter kracht, denn das Geräusch spricht dafür. Unten am Boden sehe ich den Wagen von den Fleurs und denke mir mal, dass Ricardo sowie Felix hinter dieser Attacke stecken. Hoffentlich geht es denen gut. „Beide sind manchmal echt…“ Er scheint die zwei zu kennen, wenn ich sein Gemurmel richtig deute. Munter steigen beide aus und bringen sich in Sicherheit – weshalb erfahren wir drei direkt, denn der Tarnkappenmodus löst sich auf und der Roboter fällt um. Reicht eine Limousine für so etwas wirklich aus? Wie es den Anschein macht schon und mit lautem Krach liegt das Teil nun auf dem Boden. In einer Faust steckt noch Shirado, aber die andere ist leer. „Sieht so aus, als wäre der Roboter eher ein mechanischer Riesenanzug, den man steuern kann, vom Inneren, wie es den Anschein macht. Allerdings wird die Hand den Siegelmeister zerquetschen, wenn der Druck auf dieser sich erhöht.“ „Glücksbringer!“ Jetzt ist es auch egal, ob wir gesehen werden oder nicht – wir müssen handeln. Diesmal ist der Glücksbringer ein Stück Butter und trotz der merkwürdigen Lage, kann ich mir ein Kichern keinesfalls verkneifen. Während sie sich umsieht, nehme ich meinen Kampfstab in eine Hand und springe vom Eiffelturm hinunter. Zielend suche ich eine Schwachstelle und finde eine Kugel auf der Brust, welche elektrische Ladungen verströmt. Kurz vor dem Aufprall lasse ich meinen Stab ausfahren, damit die Sturzkraft mit in den direkten Angriff geht. Ohne Widerstand durchsticht mein Angriff die Kugel sowie den mechanischen Anzug, bis der darunterliegende Boden diesen stoppt und mich ebenfalls. Erleichtert über den Stopp meines Falls, gleite ich spielend auf den Roboter runter und ziehe meine Waffe zurück. Es bleibt nur noch Shirado zu retten und ihn weit weg von hier zu bringen. „Ihr beiden Versteckten – ihr zwei bringt den Siegelmeister zum Apartment der Fleurs und sammelt den jungen Agreste mit auf, sollte er wie verrückt nach diesem suchen.“ Befehlend im Ton richtet er sich an Ricardo sowie Felix, die aus ihrem Versteck kommen und ohne zu zögern zustimmen. Da er die Zustimmung erhalten hat, zieht der Samurai sein Katana und will wohl die Hand von dem Arm trennen. „Bushido – Aquasichel!“ Quellend tritt Wasser aus dem Schwertgriff hervor, welches die gesamte Klinge umfasst, allerdings kein einziger Tropfen herunterfällt. Einige langsame Bewegungen führt er aus, bis Ryurai blitzschnell einen senkrechten Schnitt in der Luft vollführt. Sichelförmig rast das Wasser zum Arm hin und trennt mit Leichtigkeit die Hand ab, welche dadurch sich lockert. Fluchs schmiert Ladybug die Butter an einige Stellen der Hand, die sich somit leichter öffnen lässt. Felix und Ricardo sind schnell bei meinem Blondchen und wollen abhauen, werden jedoch aufgehalten von demjenigen, den sie in Sicherheit bringen sollen. „Cat Noir…, Strom…, Achromas…, gezwungen…“ Im Kopf von mir stellen sich aus diesen Worten Szenarien zusammen, die mich wütend werden lassen. Bestimmt hat die verwandelte Person Shirado elektrisiert, damit der Wissenschaftler nachgibt bei was auch immer. „Okay, Shirado, ich kümmere mich darum.“ Erleichtert lächelt er noch, ehe er abdriftet und sich ausruht. Seine Träger setzen ihren Weg fort – weit genug weg von hier. Inzwischen teilt sich dieser Riesenanzug in seine Einzelteile, bis sie sich zusammensetzen und eine kleinere Version bilden, welche den Mann in einer mechanischen Klaue hält. Eine weitere Person sehen wir immer noch nicht. „Wo ist der Siegelmeister hin?“ „Weg, du mechanischer Blechhaufen.“ „Na ja, einfangen kann ich diesen später. Zuerst entledige ich mich euch Störenfriede. Dank meinem Widersacher konnte ich meinen Mechaanzung perfektionieren und bin endlich der Mechakaiser. Ihr werdet bald winseln vor Angst und Schmerzen.“ Ist er nun mit dem Anzug verschmolzen oder wie soll ich das verstehen? Kann man ihn noch retten? Lieber würde ich meinen Kataklysmus einsetzen und diesem Kampf ein Ende bereiten, aber den Menschen dahinter zu töten geht nicht. Vielleicht doch, sollte kein Ausweg mehr bestehen, muss es sein. Die Sicherheit aller steht auf dem Spiel, also wäre es in Ordnung, denke ich. Gerade will ich loslegen, da wird mir Achromas entgegengeworfen, sodass ich diesen auffangen muss. Zusätzlich hat der Mistkerl kleine Raketen abgefeuert, denen ich nun ausweiche, damit ich den Wissenschaftler in Sicherheit bringen kann. „Helden von Paris – er ist kein Mensch mehr! Ihn könnt ihr nicht retten und selbst wenn ihr es schaffen würdet, dieser Mann ist ein skrupelloser Wissenschaftler, der viele Menschen für seine Versuche getötet hat. Bitte, auch wenn es schrecklich klingt, erlöst uns alle von ihm!“ Ob Achromas sich gestoßen hat, dass er solch einen Unsinn daherredet? Stillstehend stelle ich ihn auf und sehe in seine Augen, die den gleichen schmerzvollen Blick tragen, wie Shirados Seelenspiegel ihn hatten. Ihm muss es anders ergangen sein oder ihm schmerzt die Erkenntnis, dass dieser ehemalige Mensch seine Menschlichkeit aufgab für Macht. Lediglich fühle ich mich im Moment im Recht, wende mich dem Mechakaiser zu und lasse mich auch von Ladybug nicht aufhalten, als sie mich mit Worten stoppen will. „Kataklysmus!“ Während meines Ansturms analysiere ich seine Bewegungen und passe mich an, sodass seine Angriffe andauernd ins Leere laufen, bis ich nahe genug für den berührenden Punkt bin. Kurzerhand löst sich unser Gegner auf, dessen Reste vom Wind davongetragen werden. Eine riesige Genugtuung erfüllt mich und ich fühle mich großartig, dass ich meine Wut und meinen Ärger durch diese Tat freilassen konnte. Eine Hand landet schwer auf meiner linken Schulter und es ist der Wissenschaftler, der Ladybug mit dieser Geste anhält, auf mich zu zugehen, weil sie mich wohl zur Schnecke machen will. „Bitte, Ladybug, ich kannte diesen Mann und er war schon nicht mehr er, als er mich in seine Hülle hineingelassen hat, nach Shirados Folter. Hätte ich ihm nicht geholfen komplett mit seiner Maschine zu verschmelzen, wäre der hiesige Siegelmeister nun tot. Und auch wenn es grausam klingt – manchmal ist der Tod eine Erlösung. Dieser Mann wird neu geboren werden und hoffentlich einen Weg nehmen, der keine Besessenheit beinhaltet.“ Zwar sieht sie noch missmutig aus, aber sie akzeptiert seine Erklärung, sodass wir uns daran gewöhnen müssen, ich mich daran gewöhnen muss, dass der Tod ebenso zu unserer Aufgabe gehört, wie das Leben zu beschützen. Neben mir fällt der Mann auf den Boden und hat Yuura auf sich liegen, der ihn heulend den Laborkittel nass macht, weil dieser vor Sorge fast umgekommen wäre. Joel braucht noch einige Sekunden zu uns und sieht erst mich ungläubig an, bevor er sich seinem Verlobten und dem guten gemeinsamen Freund zuwendet. Der Brillenträger steht mit dem heulenden Bündel auf und blickt den Weißhaarigen lange in die Augen, ehe beide sich zunicken. Nonverbale Konversation beherrschen sie schon mal. „Danke für eure Hilfe, Helden von Paris. Eure Zeit läuft ab und ich glaube, dass Yuura sowie ich unseren Freund sicher von hier wegbringen können.“ Drei an der Ziffer sind wir und haben unsere Kräfte eingesetzt, sodass es wahrlich Zeit wird zu verschwinden, wohin wir gehören. Hauptsache Shirado geht es gut. Kapitel 18: Realitätsverschiebung der Dimensionen ------------------------------------------------- Realitätsverschiebung der Dimensionen Das Konzert war ein totaler Reinfall. Hätte sich dieser riesige Roboter nicht eingemischt, dann wäre es kein Desaster geworden. Nur eine halbe Stunde später wäre es ebenfalls kein Problem gewesen, doch nein, die Zuschauer mussten in Gefahr geraten. Gerade deswegen mache ich mir Vorwürfe, obwohl ich nie wissen kann, wann ein Infernaler Interesse an mir zeigt oder nicht. Dass Achromas mitgenommen wurde, war für mich persönlich keineswegs gut, da ich diesem keine Aufmerksamkeit meiner Gegner gewünscht habe, weil seine Genialität merkwürdige Gestalten anziehen würde. Hoffentlich setzen die bösen Infernale nicht vermehrt ihm zu, denn ich glaube kaum, dass Cat Noir sowie Ladybug gegen ihn ankommen könnten – selbst mit Ryurai an deren Seite. Joels Akumatisierung war die erste, die ich kennengelernt habe und mir gefällt er jetzt, wie er normal ist, definitiv besser. Yuura und er sind ein so hübsches wie niedliches Paar – von daher bin ich froh darüber, dass die Umstände uns zusammengeführt haben. Trotzdem muss ich irgendwie verhindern, dass die gegnerische Seite sich an den Wissenschaftler vergreift – seine hohe Intelligenz weggelassen, ich zähle ihn zu meinen Freunden. Um Adrien mache ich mir ebenfalls Sorgen, denn seit dem Jubiläumsfest wirkt er mehr in sich gekehrt, während er im Schlaf seine perverse Seite an mir auslebt, wie ich seit einigen Nächten schon weiß. Sobald er aufwacht muss ich ihm die Leviten lesen, allerdings schläft er recht unruhig, weshalb ihn irgendwas zu beschäftigen scheint. Am liebsten würde ich ihm helfen, jedoch scheint er dieses Problem nur mit sich ausmachen zu wollen. Plagg liegt auf einem Extrakissen neben uns im Bett und ich bin immer wieder überrascht, wie echt dieser recht lebendig wirkende Roboter agiert. Lebendiger als die Pokémon von Achromas, allerdings genauso niedlich. Gerne hätte ich ebenfalls ein solches Maskottchen in meinem Besitz, denn als Gedankenerleichterung fungieren sie wunderbar. …hach, wie komme ich nun weiter? Gestern musste Cat Noir den Menschen zerstören, der vollkommen von einem bösen Infernalen umgewandelt wurde. Ladybug konnte diesen keineswegs mit ihrem Spruch revitalisieren, zumal ich nur von dem weiß, was ich von Ayla als Nachricht erhalten habe. Wie sie es fortlaufend schafft am Ball zu bleiben wundert mich ebenso, aber ich bin in diesem Fall sehr froh darüber, weil ich kaum bis keine Erinnerung an den restlichen Abend besitze. Nino und sie haben sich ebenfalls an der Suche nach Achromas und mir begeben – Nathaniel sicherlich auch. Freunde, enge Freundschaft, zu erhalten ist ein glücklich machendes Gefühl, welches ich schwer genau definieren könnte. Hinsichtlich der Gefahren, die mich ereilen, hätte ich mir keine gewünscht, doch im Umkehrschluss sind diese mit Freunden erträglicher. Drehen und wenden, wenden wie drehen – ich kann mir so häufig die gleichen Fragen in Gedanken stellen, wie ich will, eine Antwort hält nur die ungewisse Zukunft parat. Erneut gibt mein Handy ein Brummen von sich und ich nehme es mir zur Hand – was den Jungen unter mir murren lässt und er deswegen eine kleine Schnute zieht. Haha, irgendwie macht den Blonden dieses Verhalten putzig, doch als ich Bewegungen an meinem Hintern spüre und wie er gelassen wie – auch wenn es nur meine eigene Interpretation ist – pervers lächelt, werde ich ihn unsanft mit meinen Nägeln wecken, nachdem ich mein Handy neben uns gelegt habe. Der Inhalt der Nachricht kann noch ein bisschen warten. Kurzerhand ramme ich meine Fingernägel in seine Seiten und bereite mich auf seinen Aufschwung vor – der jedoch ausfällt. Was ist denn nun los? Wenigstens zieht er seine Hände aus meiner Unterhose raus, sodass ich mich damit keineswegs weiter herumschlagen muss. Wieso zuckt er nicht mal? Habe ich diese Handlung falsch vollführt? Nein, ich war soweit korrekt – also muss der Grund ein anderer sein. „Ich bin wach, Shirado, weshalb du dein hübsches Köpfchen kein Stück weiter damit belasten musst, eine Methode zu finden mich zu wecken. Für das nächste Mal hätte ich allerdings eine weitaus liebevollere Methode als Vorschlag.“ „Mag sein, mein werter Adrien, jedoch war die Grapscherei deinerseits vorhin mir persönlich zu viel.“ „Äh…, nicht nur dir. Lässt du mich bitte aufstehen?“ Ernsthaft jetzt? Sauertöpfisch sehe ich ihm direkt in die grünen Iriden und schnappe mir mein Handy, bevor ich von ihm runterrolle. Zu meinem großen Glück, macht er es nicht direkt neben mir, wie Keisuke damals, sondern geht dafür unter die Dusche – immerhin scheint mir der Blonde Peinlichkeiten ersparen zu wollen – ihm wohl ebenso. Plagg schlummert noch und nun wäre die beste Zeit, die Nachricht zu lesen, die ich erhalten habe. Wie war das noch? Zuerst kommt der Zifferncode, danach wird ein Zeichen gewischt und zum Schluss wird ein Augapfel gescannt – vorhin war mir das keineswegs zu viel, aber nun, wo Adrien wach ist und in einigen Minuten zurückkommt…, ach was, ich bin gesichert mit der modernsten Technologie für das Handy, was Vater finden konnte, damit niemand Schindluder damit treibt. Den Briefumschlag sehe ich pulsieren, weil eine Nachricht angekommen ist, wie ich es mir gedacht habe, und sie geöffnet werden will. Somit tippe ich auf diesen und das Menüfenster öffnet zugleich die angekommene Botschaft. Fragend sehe ich mein Gerät an, denn ich lese nur Buchstaben aneinandergereiht, die keinen Sinn ergeben, bis dort steht, dass Joel herkommen soll. Kichernd kann ich mir denken, dass Yuura versucht hat eine Nachricht zu tippen, obwohl er lieber auf Papier schreibt oder nur telefoniert – moderner funktioniert bei ihm eher weniger, wie ich an dem Dialog lesen kann, den er – trotzt seines Defizits – kontinuierlich getippt hat. Talent dafür hat er, keine Frage, aber dass er alles tippt, ohne zu merken, dass er es kann, finde ich viel humorvoller. Nach der wohl erneuten Erklärung von Joel – Joel erklärt mir gerade, was ich beachten muss – steht dort, hat sich der Dunkelgrünhaarige angestrengt korrekt zu tippen und es ist zwar lesbar, jedoch nicht so gut, wie davor, als er abgelenkt war. Unser Yuura ist eine Marke, die jedem das Herz erhellt sowie den Tag versüßt. Bestimmt kann man ihn keineswegs akumatisieren – so rein und unschuldig ist er einfach. Meine Gedanken lege ich wieder in die Entzifferung der Nachricht und kann herauslesen, dass er und Joel uns beide auf ein Doppeldate einladen wollen – heute noch. Na ja, nach dem Vorfall gestern wird es mich sicherlich gut ablenken, jedoch wäre es kein richtiges Doppeldate, denn Ricardo wäre in der Nähe. Der plaudert intime Details zwar nicht vor Vater aus, allerdings möchte ich ihn keineswegs andauernd irgendwo stehen lassen, während ich meinen Spaß erhalte. Erstmal muss ich Vater wie Adrien davon erzählen und Letzterer muss seinen Vater davon in Kenntnis setzen. Monsieur Agreste wirkt trauriger auf mich als zuvor – woran dies wohl liegen mag? Hoffentlich nicht daran, dass sein Sohn und ich viel Zeit miteinander verbringen und er sich deswegen einen Haufen Sorgen macht… Noch ein Grund mehr, mich zu entwickeln – meine Stärken auszubauen und meine Schwächen abzudecken. Alles muss ich kein Stück können oder gar schaffen – ich darf auf meine Familie und Freunde bauen. Gegen Ende der Nachricht gibt es mehr zum Lachen, weil Yuura schon wieder nebenbei tippt und bei den Worten, dass Joel nachschauen will, was er da andauernd macht, bricht die Nachricht ab. Lachend wische ich mir die Tränen aus den Augen – typisch Yuura eben, einfach auf „Senden“ zu drücken, ohne nachzugucken. Durch mein Lachen wird Plagg wach und ich entschuldige mich, bevor ich ihm den Grund zeige, warum ich so erheitert bin. Sogar er muss lachen und wir beide sind einer Meinung, dass Yuura zuckersüß ist – er jedoch trotzdem Camembert lieber mag. „Was ist denn so lustig, dass ihr zwei heulend lacht?“ „Komm‘ her, dann zeige ich dir den Grund.“ Weil ich noch im Bett liege scheint er es falsch zu verstehen, denn er legt sich auf mich hin und einige Wassertropfen fallen von seinen Haaren in mein Gesicht, als er sich meinem nähert. Kurzerhand schiebe ich mein Handy zwischen unsere Münder und er küsst den Bildschirm ab – weswegen Plagg wie ich kichern und der Schönling mürrisch das Gesicht verzieht. „Einladend habe ich zwar geklungen, jedoch nicht für eine küssende Kuschelzeit, die du am Ende sowieso unter der Dusche beendest. Lese dir die Nachricht durch und ich dusche mich nun.“ Lediglich ein kurzer Kuss sei ihm gegönnt, bevor ich Kleidung suche und aus meinem Zimmer gehe. Vater tritt ebenfalls aus seinem und wirkt wie ein frischer Frühlingswind. „Guten Morgen, Vater.“ „Dir auch einen guten Morgen, Spatz. Wie ich gehört habe, hattest du einen erheiternden Morgen.“ „Gewiss doch und nach dem Erlebnis gestern Abend war dies eine Wohltat. Yuura hat mir übrigens vorhin eine Nachricht gesendet und lädt Adrien sowie mich auf ein Doppeldate ein. Muss Ricardo dabei sein oder darf er sich ein paar Stunden erholen?“ Sorgenvoll blickt er in meine Richtung und ich stelle mich schon auf eine komplette Verneinung ein, aber er überrascht mich. „Nun gut, ich werde es erlauben, dass dein Bodyguard ein paar Stunden Freizeit heute bekommt – allerdings darf Gabriel davon nichts erfahren – sonst bekommen wir alle Ärger.“ Verschmitzt lächelt er und zwinkert mir zu, sodass ich die Badezimmertür offen lasse und mich erst zu ihm begebe, damit ich ihn glücklich umarmen kann. Erwidert wird die Umarmung prompt und wir beide haben einen Vater-Sohn-Moment. Diese Zuneigungsbekundung sollte ich öfter einleiten, weil sie sich einfach zu schön anfühlt – zumal wir lange keine herzliche Umarmung vollzogen haben. Unter der Dusche summe ich deswegen glücklich eine Melodie nach der anderen und spüre Glück im hohen Maße. Adriens volle Terminpläne jede Woche lassen kaum Zeit für andere Aktivitäten, meine Termine sind von der Anzahl her weniger, aber langatmiger, sodass ein Date selten bis gar nicht vorkommt – weswegen das heute sicherlich wundervoll wird. Fertig mit der Morgenwäsche wische ich die Dusche noch trocken und nehme den Wäschebehälter mit zum Hauswirtschaftsraum, wo ich die dreckigen Sachen sortiere und endlich genug habe, damit ich eine Maschine anstellen kann. Den anderen Haufen kann ich erst morgen wohl anstellen, aber dies macht nichts – es stinkt nicht zu sehr nach Schweiß. Zufrieden mit dem Vorgang geht es zurück in mein Zimmer, wo Plagg jammert, dass er Hunger hat und Adrien ihm Camembert bringen soll, wobei ich nichts von diesem höre und deswegen mich frage, wohin der Junge schon wieder in Gedanken verschwunden ist. Für das Maskottchen komme ich hingegen wie gelegen und nun jammert er mich voll, was mich kichern lässt. „Dass ein Roboter wie du mit Camembert läuft, finde ich merkwürdig wie niedlich, Plagg. Warte bitte ein bisschen, dann kann ich schauen, ob wir noch welchen haben. Geht es Adrien nicht gut?“ „Mach‘ dir um ihn keine Sorgen, sondern lieber um mich – ich verhungere…“ Bevor der kleine Katzenroboter einen Jammermarathon hinter sich bringt, gehe ich lieber dem nach, wofür er so viel jammert. In der Küche hat Vater sein Frühstück soweit fertig, was mich wundert, da es Samstag ist. „Heute habe ich ein wichtiges Meeting, Spatz. Ihr zwei lieblichen Tauben könnt in Ruhe essen. Ricardo weiß Bescheid und Felix hat ebenfalls frei.“ „Okay! Denke aber daran, dass du in der Mittagszeit etwas isst – egal wie wichtig das Meeting auch sein mag.“ „Haha, natürlich, Spatz. Und du genieße das Doppeldate. Was willst du mit dem Camembert überhaupt in deinem Zimmer? Der stinkt dir noch alles voll.“ „Solange wird er nicht halten – Adrien nimmt gerne einen zu sich vor dem Frühstück. Ist wohl so eine Macke von ihm – aber die finde ich putzig.“ Außer, dass es Plagg ist, der den ganzen Camembert verschlingt. Schade finde ich es zudem, dass ich Vater anlügen muss, aber Adrien will unbedingt verhindern, dass mehr von seinem Maskottchen erfahren und ich wäre ein schlimmer Partner, wenn ich diesen Wunsch von ihm kein Stück respektiere. Ein Detail fällt mir jedoch an Vaters linkem Ringfinger auf – ein smaragdgrüner Drachenring. Seit wann trägt er diesen? Der Ring passt gar nicht zu seinem restlichen Outfit, jedoch ist es sein Schmuck, den er trägt und ich wäre fürchterlich, jemand anderen zu kritisieren, nur weil dieser Jemand das trägt, was ihm gefällt. Einen Abschiedskuss auf seine rechte Wange bekommt mein Vater noch, ehe ich zurück in meinem Zimmer bin, wo Plagg begeistert die Packung mit dem Weichkäse annimmt. Bis der Käse verschwunden ist, dauert es einige Minuten und ich schaue mir den Blonden an, der im Schneidersitz auf meinem Bett sitzt und sein Handy bedient. Was er damit wohl macht? Vielleicht schreibt er mit jemanden – seine Geschwindigkeit beim Tippen werde ich wohl niemals erreichen, aber ich bin mit meiner Handhabung zufrieden, weswegen alles für mich in Ordnung sein wird – denke ich. „Adrien, du bist so in dich gekehrt – was hast du?“ „Nichts. Ich überlege nur, wie ich dich besser beschützen kann. Gestern habe ich total versagt.“ Oh weh, da hat jemand innerliche Selbstvorwürfe angesammelt. Wie kann ich diese abschwächen oder sogar vertreiben? Wobei vertreiben kann man Zweifel nur temporär – sie kommen gerne zurück. Erstmal gehe ich zu ihm hin und setze mich neben ihn, bevor ich meinen Kopf auf eine Schulter von ihm lege. „Weißt du, Adrien, dass du schon viel zu viel machst?“ Sein Körper spannt sich an und er will zu einem Protest ansetzen, jedoch halte ich ihm den Mund zu. „Höre mich an! Im Gegensatz zu Keisuke hast du nicht die vielen Mittel, das stimmt. Auch die Superkräfte, die Cat Noir besitzt, hast du nicht. Allerdings machst du so viel für mich und beschützt mich im Alltag genug, dass ich mir echt Sorgen um deine geistige Gesundheit mache. Denke auch mal an dich und nicht nur an mich! Neben mir hast du andere, die dich im Leben haben möchten. Trotz seiner merkwürdigen Handlungsweise liebt dich dein Vater. Nathalie kümmert sich um dich – zwar im Auftrag deines Vaters – aber selbst sie ist Teil deines Lebens – genauso wie dein mürrischer Bodyguard. Nino, Nathaniel, Alya, Marinette, Yuura, Joel, Achromas und noch einige mehr sind Teil deines Lebens – ich bin ein Part von alledem und nicht der Mittelpunkt, Adrien. Mir reicht es, dass wir beide jeden Abend und Morgen gemeinsam verbringen. Ständig aufeinander zu hocken ist Gift für eine Beziehung – jeder Mensch braucht auch Momente für sich. Damit meine ich keinesfalls, dass man sich nur zu bestimmten Zeiten treffen soll, sondern, dass man auch Zeit für andere braucht. Adrien, ich freue mich auf das Doppeldate – nicht, weil du mich langweilst oder nervst – sondern, weil es eine schöne Zeit mit dir sowie Yuura und Joel wird. Kannst du das nachvollziehen?“ Seine Anspannung hat sich erhöht und ich nehme meinen Kopf so weit zurück, dass ich seinen zu mir drehen kann, damit er meinen liebevollen Blick sieht. Es kann sein, dass ich schwankend mit meinem Ziel, ihm gut zu zureden, war, allerdings soll er sein Leben nicht nur um mich aufbauen. Noch scheint er in Gedanken zu sein, weswegen ich ihm einen kurzen, jedoch intensiven Kuss gebe. Davon aus den Gedanken geholt, sieht er mich mit gemischten Gefühlen an und nimmt mich in eine Umarmung. „Ich werde versuchen, die anderen mehr mit einzubeziehen, aber trotzdem bleibst du für mich unendlich wichtig, Shirado.“ Ganz austreiben kann ich Zweifel wirklich nicht – zumal meine eigenen gerne dann aufkreuzen, wenn ich sie keineswegs haben möchte – aber sein Körper zeigt keine erhöhte Anspannung mehr an, was mich zufriedenstellt. Somit können wir uns endlich in die Küche begeben, damit es Frühstück gibt. ~ Adrien ~ Den Drang, Shirado zu monopolisieren kann ich schwerer unterdrücken, als ich gedacht habe. Seit ich der oberste Finsterlord bin…, nein, auch wohl schon davor spüre ich diesen Drang. Er versucht es allen recht zu machen, jedoch wird er nie alles unter einen Hut bekommen und ich will ihn auch keineswegs mehr teilen als nötig. Hehe, aus dieser Sicht kann ich Papa verstehen, wieso er strikte Regeln für mich aufgestellt hat – wir sind uns wohl ähnlicher, als ich bisher zugeben wollte. Papa sorgt sich um meine Sicherheit, wie ich mich um die von Shirado sorge – nur will ich ihn zusätzlich komplett anderen vorenthalten, damit er allein mir gehört. Genau dieser Drang macht mir zum Teil Angst – Angst, dass ich, sollte ich diesem komplett nachgeben, alles verlieren würde. Ein anderer Teil von mir drängt mich regelrecht dazu, dass ich mein Blondchen einsperre und von allen somit abschirme. Niemandem kann ich davon erzählen, denn mich kann niemand verstehen. Bis gestern Abend dachte ich das, aber die Blicke von Achromas sowie Joel haben Verständnis mir gegenüber gezeigt. In dem Moment war ich zwar Cat Noir, aber ich frage mich, ob sie wissen, wer ich tatsächlich bin oder was in mir vorgeht. Hat das Doppeldate damit vielleicht zu tun? Es kann sein, jedoch wäre ich erst sicher, wenn Joel mir sagen würde, was er letzten Abend mit diesem Blick meinte. Lange darüber nachzudenken bringt nichts und im Moment beobachte ich lieber die Umgebung, weil wir inkognito unterwegs sind, ich allerdings weiß, dass gerade mein Blondchen Ärger anzieht und deswegen meinen Schutz benötigt. Lange brauchen wir keineswegs bis zum Treffpunkt, wo uns das ältere Paar erwartet. „Shirado!“ Seine Freude über unser Eintreffen lässt Yuura laut verlauten und die Menschen in der Umgebung schauen zu uns – dass ich nicht mal von dem Dunkelgrünhaarigen erwähnt werde, macht mir wenig aus, denn Shirado lächelt glücklich, als er Yuura umarmt. „Hey, Adrien. Ich hoffe doch sehr, dass Yuura eure Tarnung nicht hat auffliegen lassen.“ „Bisher ist niemand auf uns zugestürmt, weswegen ich denke, dass alles soweit sicher zu sein scheint.“ Weshalb wir jedoch leise sprechen finde ich merkwürdig – verheimlicht er sogar was vor seinem Verlobten? „Gut, denn ich muss mit dir dringend reden heute und deswegen haben wir dieses Doppeldate arrangiert.“ Dringend klingt echt schlimm aus meiner Sicht, aber wenn der ältere von uns mit mir reden will, kann ich schlecht verneinen, weil alles dafürspricht, dass er von mir weiß oder eine gewisse Ahnung hat. Ihm nicke ich zu, dass ich soweit verstanden habe und danach wird er von Yuura belagert, der unbedingt los möchte. Wohin es geht erfahren wir nach einigen Abbiegungen – es ist der Zoo. Anscheinend ist heute für Yuura ein Pokémontag, denn er erzählt Shirado, welche dieser Wesen er streicheln wird und fragt diesen, bei welchen er mitkommen will. Mulmig wird nicht nur mir dabei, denn mein fester Freund hat wohl Bedenken bei der Aktion von Yuura mitzumachen. „Wie wäre es mit dem Vogelhaus? Dort habe ich dich zum allerersten Mal gesehen, Yuura, und ich hatte kaum die Chance all die Vögel zu sehen.“ „Oh ja! Ho-Oh, Swaroness, Tauboss und die ganzen anderen sind ja weggeflogen und ich bin geflüchtet. Sicher werden die alle sich freuen, wenn du mit dabei bist, Shirado.“ Hoffentlich, denn ich kann mit meiner Allergie nicht mit den beiden hineingehen. „Dann haben wir unser erstes Ziel festgelegt – ich bleibe bei Adrien draußen und wir warten auf euch bei der Bank dort hinten – nehmt euch so viel Zeit, wie ihr mit den Vögeln braucht.“ „Yay! Joel hat zugestimmt! Los, los, Shirado!“ Dieser kann nicht mal ein Wort hervorbringen als er prompt mitgezogen wird. Tief in mir kommt das Bedürfnis auf, Yuuras Hand von Shirado wegzuschlagen und das Blondchen an mich zu nehmen, aber eine Hand von Joel auf meiner rechten Schulter verhindert irgendeine Aktion von mir und ich kann klarer denken. Es ist Yuura – er und Shirado sind sich zu ähnlich und der ältere von ihnen hat außergewöhnliche Fähigkeiten, weshalb alles soweit in Ordnung sein sollte. Schwerfällig seufze ich trotzdem, als ich mich neben dem Weißhaarigen hingesetzt habe und das Vogelhaus nicht aus meinem Sichtfeld verbannen möchte. „Sicherlich ist das ziemlich schwer für dich, deinen Besitz ziehen zu lassen, obwohl du in deinem Inneren dich im Recht siehst.“ Baff wende ich meinen Blick vom Gebäude ab und sehe so den Mann neben mir an. Wieso weiß er, wie ich denke oder handeln möchte? „Treffer meinerseits, wie ich deinem Gesichtsausdruck entnehmen kann. Mache dir keinen großen Kopf darum, so denke ich ebenfalls. Wir beide tragen eine Macht in uns, die den Untergang der Welt herbeiführen könnte – einer Welt zumindest.“ „Wie meinst du das, Joel? Deinem Gedankengang kann ich gerade nicht folgen.“ „Bist du dir da so sicher, Cat Noir?“ Von seinen Worten bin ich aufgeschreckt und sehe nun mit gemischten Gefühlen auf ihn herunter, weil er sitzen geblieben ist. Woher kann er dieses Wissen haben? Bin ich etwa aufgeflogen? Papa und Shirado wären somit der Gefahr ausgesetzt, dass sie von Hawk Moth als Mittel zum Zweck genutzt werden, damit ich meinen Miraculous aufgeben muss. „Ganz ruhig – nur Achromas und ich wissen es, weil du und ich uns ähnlich sind. Komm‘ setze dich wieder hin und entspanne dich ein bisschen, sonst machst du nachher Shirado Sorgen.“ Zwar hat er Recht, jedoch finde ich es wenig erbauend, dass die zwei mich durchschaut haben. Eher hätte ich gedacht, dass mein Blondchen die ganze Scharade durchschauen würde, doch es ist zum Glück noch nicht der Fall gewesen. Angespannt bin ich noch, allerdings setze ich mich wieder zu ihm hin und warte, was nun kommt. „Dieser Mann gestern, der Achromas entführt hat und Shirado als Druckmittel folterte, war ein Wissenschaftler, der Experimente an Menschen ausführte, damit sie zu Superwaffen werden. Damals hatte Achromas mitgemacht, weil er Geld brauchte und ich schlecht von Yuura weg konnte – er hat sich sozusagen geopfert, damit wir drei leben konnten. Diesem Mann verdanke ich viel und ich vertraue ihm mein Leben jederzeit an. Jedenfalls schob er einen Riegel vor weiterer Forschung in diesem Bereich und ging damit an die Öffentlichkeit – zum Missmut des Landes und dieses Forschers, die unbedingt Menschen als Waffen nutzen wollten. Nein, Yuuras Fähigkeiten sind eine vollkommen andere Geschichte. Da Achromas gesucht wurde, aber Yuura und ich keineswegs mit ihm in Verbindung gebracht wurden – wie er das damals schaffte hat er mit bis heute nicht erzählt – trennten sich unsere Wege einige Zeit, bis das Land weltweit in Ungnade gefallen war und somit aufgelöst wurde. Einige sture wie böse Menschen dieses Landes haben sich in den Untergrund verzogen, um dort weiterzumachen. Bisher blieb deren Erfolg aus und Achromas hat die Zeit genutzt weltweit führend in so gut wie allen Wissenschaften zu werden – damit konnte er verhindern, dass die Wissenschaft mehr befleckt wird, als sie schon ist. Viel erreicht hat er schon, aber er wurde trotzdem verfolgt. Eines Tages waren Yuura und ich genau zur gleichen Zeit am selben Ort wie unser guter Freund. Erst wurde ich nicht auf ihn aufmerksam, aber da Yuura einfach so verschwand und ich ihn in einer Gasse in der Nähe hören konnte, fanden wir ihn verletzt im Müll liegen. Im Gegensatz zu anderen, bleibt er keineswegs lange am Boden liegen – egal bei welcher Verletzung, selbst wenn man ihm die Beine amputieren würde – er würde sich auf die Stummel stellen und weiterhin so tun, als sei nichts gewesen. Zu dem Zeitpunkt war es uns nicht klar, aber er wurde erst einige Sekunden vorher angeschossen und wollte uns verscheuchen, damit wir selber nicht getroffen werden. Doch dadurch hat er den Sturkopf in Yuura hervorgebracht, der dann aufkommt, wenn eine Person, die er gern hat, sich nicht helfen lassen will. Beim nächsten Schuss hat mein Verlobter die Kugel mit seinen Fähigkeiten aufgehalten sowie zerquetscht und den Schützen in die Gasse geholt – er war in einem Hochhaus in der Nähe, laut Yuura. Die Waffe hat dann ebenfalls das Zeitliche gesegnet und das war unsere erste Begegnung mit den Feinden von Achromas. Darauf folgten sehr viele Begegnungen, doch da Yuura niemals töten kann, wussten wir, dass es nie enden würde. Darum habe ich meine Kräfte genutzt und angefangen jeden zu töten, der den beiden gefährlich werden würde. Bist du überrascht, dass ich ebenfalls solche Fähigkeiten habe? Sie sind anders als die von Yuura, aber das ist gut so – ich habe nichts dagegen den finsteren Pfad zu gehen, solange ich weiß, dass Achromas und besonders Yuura in Sicherheit sind. Dass ich dafür auf die Kräfte zurückgreifen muss, die ich niemals wieder einsetzen wollte ist dafür ein kleiner Preis. Adrien, ich kann gut nachvollziehen wie es ist jemanden zu töten, der deine Liebsten über das Maß hinaus schädigen will und wie gut sich das Gefühl anfühlt, solch eine Macht anwenden zu können – zu bestimmen, ob diese Person es wert sei weiterzuleben. Verliere dich jedoch nicht so sehr wie ich damals – kämpfe gegen dieses wohlige Gefühl an, sonst verlierst du diejenigen an deiner Seite, die dir wichtig sind. Lerne mit dieser Macht in dir auszukommen und ich helfe dir gerne dabei, dies zu bewerkstelligen. Rein von meiner Einschätzung her kann Shirado nicht die gleichen Mächte nutzen, die zu meiner damaligen Rettung erforderlich waren, also musst du dich selber am Riemen reißen.“ Wow, diese Geschichte von den Dreien ist schon ein harter Brocken zum Verdauen und Verarbeiten. Darum verstehe ich auch, dass sie alles daran setzen nicht zu viel im Internet zu kursieren oder in den Nachrichten. Die Eröffnung von Café Kalos war eine Ausnahme, weil Joel nicht anders konnte – immerhin war Yuura nicht mit auf den Bildern – genauso wie Achromas. Einige Fragen würde ich ihm gerne stellen, aber mit welcher fange ich an? Bleibt uns beiden überhaupt genügend Zeit? Am besten fange ich mit der Frage an, die mir auf der Zunge liegt. „Ist dann Yveltal dein Kwami?“ Von meiner Frage ist er überrascht und sieht mich dementsprechend an, bis er lacht und gelöster wirkt, als bei dem bisherigen Gespräch – was meine Anspannung zurückbringt, die ich bis eben vergessen habe. „Bei all den Fragen, die dir kommen könnten, haust du die raus, die offensichtlicher mit einer Antwort bestückt ist, wie keine andere. Yveltal ist mein Partner, ja, wir benutzen die Bezeichnung Kwami nicht, denn Arceus ist unser oberstes Wesen. Dennoch wundert es mich, dass bei dir der Gedächtnislöscher keineswegs funktioniert hat.“ Bei der letzten Äußerung sehe ich ihn fragend an, lasse jedoch das Thema fallen. „Dann stammt ihr wirklich aus der Pokémonwelt, weshalb ihr am Anfang in dieser Welt andere Lebensumstände hattet.“ „Du schaltest schnell. Deine Vermutung ist richtig – wir drei stammen aus der Pokémonwelt und sind von Arceus geschickt worden, um hier auszuhelfen. Einiges läuft bei uns auch nicht korrekt ab, jedoch ist die Gefahr hier am größten und unser Gott hat Bedenken, weil ihr hier niemanden habt, der über euch wacht.“ „Haben wir nicht?“ „Haha, nein, ihr habt niemanden, auch wenn ihr einige Kulte habt, die ausgedachte Götter hervorbringen. Es gibt jedoch drei recht ranghohe Wesen, die versuchen ein Gleichgewicht zu halten, damit hier nicht alles aus den Fugen gerät. Man könnte sie als göttliche Wesen betrachten, aber ihr Menschen hier habt keinen Bezug zu ihnen oder wohl eher ihn verloren. Aber um diese geht es im Moment gar nicht, Adrien.“ „Stimmt, es geht darum, wie ich mich soweit unter Kontrolle bringe, dass ich keine Dummheiten mache. Ehrlich gesagt fand ich es berauschend diesen Forscher zu töten und würde es sehr gerne noch einige Male machen, doch er ist schon tot und neben diesem Drang, will ich auch noch Shirado ganz für mich alleine haben, wobei der sicher niemals mitmachen würde. Obwohl ich es selber nicht mag in Fesseln gelegt zu werden, würde ich es bei diesem wohlwollend durchführen.“ Sicherlich hält er mich jetzt für krank im Kopf und wird mir vorhalten, dass ich definitiv an mir arbeiten muss, doch als ich in sein Gesicht sehe, dabei die Augen betrachte, erkenne ich einvernehmliches Verständnis für meine Situation. Hat er all diese Gedanken ebenfalls gehabt? Möglich wäre es schon. „Moralisch gesehen mag es makaber klingen, aber du darfst ruhig so denken, Adrien, verliere dich nur nicht darin, wie beim Vorfall in der Eishalle.“ Jetzt habe ich das Gefühl jemanden gefunden zu haben, der mich wirklich versteht und ich erzähle ihm alles, was mich zur Zeit belastet. ~ Shirado ~ Mit Yuura im Vogelhaus des Zoos zu sein ist wie eine Reise in eine andere Welt zu unternehmen. Kaum gehen wir durch die zweite Tür, gesellen sich kleinere Vögel zu dem Dunkelgrünhaarigen, als wäre es selbstverständlich. Sobald ich jedoch eine Bewegung mache, geben sie Laute von sich, die in der Menge in den Ohren schmerzen. „Ruhig, ihr lieben Vogelpokémon. Das ist Shirado und ein Freund von mir, der nichts gegen euren Willen machen würde.“ Diese Selbstverständlichkeit, mit der Yuura zu den Vögeln spricht, finde ich immer noch ein bisschen unangenehm, denn sein Ton in der Stimme klingt genauso, als würde er mit einem von uns reden. Meistens redet man mit Tieren, speziell Haustieren, so, als ob man ein kleines Baby bei sich hätte. Kulleraugen oder niedliches Aussehen sind Indikatoren dafür, aber hier sind keine Babyvögel zu sehen, wie ich erkennen kann – der Nachhilfeunterricht fruchtet bei mir endlich mal auch im Alltag. Muss ich nachher Adrien erzählen, damit er Bestätigung hat, dass das Aufholen funktioniert. Weil ich einfach nur zugucke, wie die Vögel mit dem Menschen sich beschäftigen, erschrecke ich mich, als ich irgendwas an meiner linken Hand spüre und diese somit zu mir ziehe. Neben mir kommen beschwerende Laute und ich schaue mir den Flamingo an, der wohl gestreichelt werden wollte. „Ähm…, entschuldige, ich war in Gedanken. Hier.“ Ihm halte ich meine Hand hin und er dreht seinen Kopf so, dass sein Gefieder mit meiner Handinnenfläche in Berührung kommt. Um ehrlich zu sein fühlt sich das recht ungewöhnlich an, aber ich bewege meine Hand langsam sowie gleichmäßig, sodass der rosa Vogel seine Augen schließt. Man könnte echt meinen, dass ich in einem Streichelzoo wäre, denn normalerweise lassen sich diese Vögel nicht einfach so anfassen. Nur die Anwesenheit von Yuura scheint in den Tieren irgendwas auszulösen, damit sie sich anfassen lassen wollen sowie diese Berührung genießen. Vielleicht ist gerade diese unbedarfte wie naive Art das Rezept dafür, dass man sich bei ihm wohlfühlen kann. Ob Mensch oder Tier sogar die Pflanzen sind ihm zugeneigt, als ob dieser eine Mensch das Zentrum ihres Seins wäre. Selbst ich fühle mich bei Yuura so angenehm in Zuneigung gehüllt, dass ich mich ihm anvertrauen möchte sowie seine Nähe genieße, weil er mein Leben erhellt. Wie kann ich ebenfalls diese Fähigkeit erlangen, dass sich alle bei mir besser fühlen? Bei dem ganzen Chaos, was wegen mir kommt, würde ich es begrüßen, dass sich andere allein durch meine Anwesenheit erholen könnten. Neben dem Flamingo habe ich noch kleinere Vögel überall auf mir sitzen, sodass ich mir vorkomme, als wäre ich eine Vogelstange. Bewegen möchte ich mich keineswegs, sonst habe ich lauter Federn an mir sitzen und mein Haar wäre bestimmt eine Katastrophe. Allerdings ist das ein recht schönes Gefühl, das weiche Gefieder der Flugwesen an seiner Haut zu spüren. Wir bleiben noch einige Zeit im Vogelhaus und kaum wollen wir rausgehen, werde ich von einem Paradiesvogel, mit sehr langen Schwanzgefieder und einer enormen Größe, belagert. „Oh, Ho-Oh! Leider bist du zu spät für Streicheleinheiten, denn wir müssen raus zu Joel und Adrien.“ Der sogenannte Ho-Oh macht keine Anstalten von mir wegzufliegen, sodass ich gezwungen bin noch etwas länger zu bleiben, während mein Begleiter versucht den Vogel mit Argumenten von mir wegzubekommen. Nach der Sache mit dem Paradiesvogel wurde ich von so einigen Tieren noch belagert, die aus ihren Gehegen gekommen sind und Yuura hatte viel damit zu tun, dass mir nichts passiert und die Tiere zurückkehren. Einerseits war es eine lustige Erfahrung, doch auf der anderen Seite hätte ich darauf verzichten können von einem Panther umgenietet zu werden, nur damit er auf mir liegen sowie schnurren kann. Sobald Adrien oder Joel in unsere Nähe gekommen sind, knurrten, fauchten oder schnauften die Lebewesen bedrohlich. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass Yuura mit mir irgendwas getan hat, denn solch ein Verhalten habe ich bisher nie bei Tieren ausgelöst. Außerhalb vom Zoo ist jedoch nichts weiter passiert und ich habe den Verdacht, dass Yuura und ich eher ein Date hatten, als Adrien und ich. Dieses Doppeldate wird auf jeden Fall in meinen Erinnerungen bleiben und dem blonden Schönling sowieso, denn er grübelt immer noch darüber, obwohl wir auf dem Weg zur Schule sind. Joel und er haben sich gut unterhalten, jedoch war er mir gegenüber recht wortkarg seit Samstag – pervers blieb er trotzdem noch. Keine Ahnung, was er alles in Gedanken abarbeitet, aber dieser Zustand muss aufhören. „Adrien, wir sind fast da und ich möchte gerne erfahren, was dich so beschäftigt, dass du kaum mit mir redest.“ Waren es meine Worte, die ihm zu verstehen geben sollten, dass ich nicht allein sein Lebensmittelpunkt bin? War es was, was er mit Joel beredet hat? Auch die Federn an mir könnten ihn beschäftigt haben. Egal was es ist – alles ist besser, als dieser wortkarge Blonde bei mir. „Kleines, ich weiß die Antwort selber nicht mal, wie soll ich dir dann eine geben können?“ Wenigstens bekomme ich mal mehr als nur einige Brocken an Worten zu hören. Dass er allerdings keine Antwort auf seine Grübeleien findet, finde ich wiederum doof. Ihn beschäftigen diese Gedanken sehr, aber ich ahne schon, dass ich nicht mehr aus ihm herausbekommen werde. Darum lasse ich das Thema fallen und versuche ihn aus dem Gedankenstrudel herauszubekommen, indem ich ihn ablenke. Erfolg damit habe ich zumindest ein kleines bisschen, denn er lacht befreit bei meinem letzten Versuch, bevor die Limousine anhält. Puh, es wurde Zeit, dass er eine positive Reaktion erhält und ich bin glücklicher dadurch. Gut gelaunt steige ich aus und werde von Ricardo festgehalten, denn sonst wären Marinette und ich beide auf den Boden gekracht. Wir helfen ihr auf und sie trauert um ihre zerquetschten Macarons, die sie heute mitgebracht hat. Nebenbei fällt mir auf, dass ihre kleine Handtasche geöffnet ist und dort jemand herauslugt. Meinen Blick kann ich jedoch nicht weiter auf das mysteriöse Wesen richten, welches in ihrer Handtasche zu leben scheint, weil sie flink diese zumacht und versucht zu retten, was noch zu retten wäre. Bis auf Bruchstellen und Füllung außerhalb der brüchigen Macarons kann man diese noch essen, weil der Karton diese einigermaßen gesichert hat. Frech, wie mein Bodyguard manchmal ist, schnappt er sich eines von den kaputten Gebäckstücken und isst dieses einfach. „Vorzüglich gemacht, Marinette. Woher hast du diese?“ „Papa hat sie für mich heute bereitgestellt. Bist du dir wirklich sicher, dass man sie noch essen kann?“ „Natürlich. Wer davon nichts zu sich nimmt, hat selber Schuld und das Auge muss nicht immer mitessen.“ Er heitert sie auf und das finde ich liebenswert an ihm. Trotz seiner frechen Art findet er die richtigen Worte, damit es einem besser geht. Adrien mopst sich auch einen von den kaputten Macarons und muntert sie ebenfalls auf. Mit neuem Enthusiasmus beeilt sie sich in die Schule zu kommen – als seltene Ausnahme ist sie heute pünktlich da. „Süßem kannst du echt schlecht widerstehen, Adrien.“ „Tja, bei dir als süßeste Versuchung der Welt ist es auch kein Wunder.“ Hätte ich ihn doch besser in seiner Grübelei gelassen, denn diese Aussage mit dem flirtenden Ton dahinter treibt die Hitze in mein Gesicht und ich brauche einige Sekunden, bis ich wieder klar denken kann, was Ricardo und ihn erheitert. Beide lasse ich einfach stehen und gehe beleidigt in die Schule, wo Nathaniel mich ein wenig aufheitert und mir eine Seite aus einem neuen Comicbuch zeigt, an welchem er gerade arbeitet. Opa Max begeistert sicher, dass der Orangehaarige neben mir, extra für ihn ein ganzes Comicbuch zeichnet. „Woher hast du denn die Idee hinter deinen Zeichnungen in diesem Buch, Nathaniel?“ „Ach ja, da warst du nicht dabei – Marc Anciel aus einer Nebenklasse hat mir eine wundervolle Geschichte gezeigt. Nach einigen Missverständnissen, die ich keineswegs ausführen will, haben wir uns zusammengetan. Seine Fantasie findet sich in Worten wieder und meine in den Zeichnungen.“ Ergo hat Nathaniel irgendwas getan, was diesen Marc akumatisiert hat – manchmal geht es mit meinem guten Freund hier durch. Nun bin ich neugierig auf diesen Marc und kann kaum erwarten, dass es Pause wird – auch wenn ich den Unterricht liebe. Leider hat sich herausgestellt, dass dieser Marc gerne Verstecken spielt, denn finden konnte ich ihn nicht in der ersten Pause. Die Mittagspause ist schon zur Hälfte herum und Adrien schaut ebenso nach mir, wie ich nach dem mir unbekannten Jungen. Aufgeben ist an sich keine Option für mich, denn ich weiß schon mal, dass er in der Schule sein muss, aber der blonde Schönling hat mich früher erwischt, sodass ich meine Suche für den Rest der Pause aufgeben muss. Ja, ich muss meine Mahlzeiten nicht auslassen, weil ich dünner geworden bin durch die Zeit von ihm getrennt, jedoch muss er nicht wie eine Glucke auf mich aufpassen – ich esse, wann ich Hunger habe, denn mein Körper bestimmt und nicht irgendwelche Personen außerhalb meines eigenen Körpers. Nach der Schule starte ich meinen letzten Versuch und erhalte Informationen darüber, dass Marc gar keine weiteren Aktivitäten hier an der Schule hat und somit früher nach Hause gegangen war. Toll, ich suche mich den ganzen Tag durch meine Mitschüler, nur um am Ende kein zufriedenstellendes Ergebnis zu besitzen. Klasse, ich bin vollkommen einer Zeitverschwendung erlegen gewesen. Wobei ich lieber konstruktive Zeitnutzung wählen würde, denn ich habe ein Zeitfenster erhalten, in dem ich diesen Marc finden kann. Jede Pause werde ich die nächsten Tage dafür nutzen, damit ich ihn kennenlernen kann! Wäre doch gelacht, würde ich es keinesfalls schaffen. Zuerst aber gehe ich zur Limousine und werde zum Café Kalos gefahren, weil Alya mit mir reden möchte und sie findet, dass es am besten in unserem Treffpunkt sei. Dagegen habe ich nichts einzuwenden und begrüße Joel, der gerade bedient, bevor ich den geheimen Code langsam eingebe – viel zu kompliziert für mich – allerdings erinnere ich mich so daran, dass die Hochzeit von dem Paar bald stattfinden wird. Auf diese Hochzeit freue ich mich sehr – obwohl ich nicht mal weiß, wo sie heiraten wollen, welche Gäste eingeladen sind…, im Endeffekt habe ich gar keine Ahnung, was die zwei geplant haben. Dahingehend muss ich mal vorsichtig nachhaken, weil ich schon gerne dabei sein möchte. Unten angekommen begrüße ich Alya, die mich direkt neben sich zieht, damit ich sitze und sie daraufhin aufsteht. Verstehe einer wer will, aber manchmal komme ich mir vor, als ob man mich serviert und ich darauf warten muss, gegessen zu werden. Sie nimmt von ihrem Arbeitsplatz einen Haufen an Papieren mit, bevor sie sich mir gegenüber hinsetzt und ihre Ladung auf dem Tisch geordnet verteilt. „So, ich habe hier einiges zusammengetragen und will mit dir alles durchgehen, bevor ich mit meiner Planung fortfahre. Zuerst einmal hast du keine Schwierigkeiten mehr unsere Sprache zu sprechen und deinen Akzent hört man nur noch, wenn man ganz genau hinhört. Dies ist super, denn so kannst du eher die Leute in Frankreich für dich gewinnen. Wie weit bist du mit der arabischen Sprache, die du lernen wolltest?“ „Gerade noch bei den Grundlagen – wobei ich die Sprache erstmal nur sprechen möchte und nicht schreiben – dafür habe ich ein anders Mal sicherlich mehr Zeit übrig.“ „Aha, gut, dass es bei dir läuft. Deine Antwort kann ich dann soweit niederschreiben und bei der nächsten Besprechung bleibt dieses Thema bestehen. Das nächste Thema wäre dein Weihnachtsalbum, womit du startest. 24 Lieder plus zwei als Bonus hast du dir gedacht und auf diesem Blatt habe ich die Rohfassung der Aufstellung, die Nino gemacht hat. Zusätzlich hat er dir pro Lied zwei Versionen der Musik als Probe gebrannt, damit du dir Gedanken machen kannst oder herausfinden, was dir von den Beispielen gefällt.“ Geplättet bin ich schon von dem Feuereifer, den sie und Nino an den Tag legen – ich hatte gar nicht mehr auf dem Schirm, dass ich ein Weihnachtsalbum singen wollte – es war einfach zu viel los. Dankend nehme ich die Auflistung sowie die Probe-CD an mich und habe somit was zu tun, sobald ich in meinem Zimmer bin – wobei ich ja bei Adrien bin…, dann eben in seinem Zimmer. Plagg wird mir sicherlich helfen, wenn ich ihm Camembert verspreche. „Weiter geht es im Programm. Dieses Einschreiben meldet dich bei einem Gesangswettbewerb an, welcher am Ende der Sommerferien stattfinden wird. Bei deinem Talent wärst du hundertprozentig unter den ersten drei Platzierungen – wenn nicht sogar auf dem ersten Platz.“ „Aber Alya, ich singe nicht um zu konkurrieren, sondern um die Herzen, Seelen und Körper anderer zu erreichen.“ „Ist mir schon bewusst, Shirado, jedoch ist dieser Wettbewerb für dich der Einstieg in die französische Musikwelt und wenn du es schaffst, wird sich dein Weihnachtsalbum gut verkaufen und du kannst weitere Auftritte erhalten. Dadurch würdest du mehr Berühmtheit erlangen und sogar Auftritte in anderen Ländern in Europa halten können. Sobald du diesen Schritt erreicht hast, könnten weltweite Auftritte sogar folgen. Sofern du es natürlich willst, immerhin geht es um dein Wohl. Allerdings wäre ein breites Publikum für dich als Siegelmeister besser, denn so schwächst du diejenigen, die hinter dir her sind.“ Recht hat sie zwar, aber so richtig wohl fühle ich mich kein Stück, weltweit auf Tournee zu gehen. Obwohl es schön klingt, alle zu erreichen… Gedanken kann ich mir machen, sobald es dahingehend Zeit wird, denn noch bin ich in Europa ein komplett unbeschriebenes Blatt. „Darf man bei diesem Wettbewerb nur singen oder auch mehr zeigen?“ „Speziell eine Bühnenshow gestalten sowie durchführen – mit Tanzeinlagen?“ Ihr nicke ich zu und sie überfliegt die zehn Seiten des Regelwerks, wie es für mich aussieht. Als sie was gefunden hat, legt sie das Bündel Papier auf den Tisch, hält ihren linken Zeigefinger auf die Stelle gedrückt und wählt mit der anderen Hand eine Nummer auf ihrem Handy. „Alya Césaire, Managerin von Shirado Fleur, guten Tag. Ja, es geht um eine reine Verständnisfrage, was den Gesangswettbewerb betrifft, der gegen Ende der Sommerferien stattfindet. Genau der, korrekt. Shirado würde gerne erfahren, ob es auch erlaubt ist eine kleine Bühnenshow zu kreieren sowie durchzuführen während des Auftritts. In Ihrem Regelwerk steht nämlich nichts davon, ob dies erlaubt wäre oder nicht – dort steht nicht mal, dass es nur um den Gesang geht. Daher wäre ich Ihnen verbunden, wenn Sie mir diese Frage beantworten könnten. Okay, ich warte.“ Neben der Spur zu sein gehört wohl zu meinem neuen Alltagsrhythmus, denn Alya klingt professionell während des Gesprächs und setzt die andere Seite unter Druck. Weitergeleitet zu werden gehört wohl ebenfalls dazu, den sie hakt schon bei der vierten Person nach – als ob die alle echt keine Ahnung hätten. „Geben Sie mir einfach Ihren Chef und dann hätten wir alles geklärt!“ Oh, oh, anscheinend wird sie gerade sauer, weil sie hingehalten wird. „Was soll das heißen, dass der Chef niemanden spricht, der mit der Veranstaltung nichts zu tun hat?! Ich will Shirado Fleur anmelden und nur eine simple Frage beantwortet haben. Sagen Sie mir nicht, dass ich mich beruhigen soll! Sehr gerne können Sie mal durch Ihre halbe Firma weitergeleitet werden und sich immer wiederholen, weil niemand von Ihren Mitarbeitern mir diese eine Frage beantworten kann! Ja, ich warte.“ Dringend sollte ich mir überlegen, wie ich meine Freundin beruhigen kann, denn sie explodiert fast und telefoniert schon fast eine Stunde mit den Veranstaltern herum. Erleichterung zeigt ihr Gesicht nun und ich atme erleichtert aus – wobei ich nicht mal bemerkt habe, dass ich meine Luft anhielt. „Genau, Shirado Fleur möchte teilnehmen. Um diese Sache geht es, ja. Also ist es freigestellt? Danke für Ihre Zeit. Bis zur Veranstaltung.“ Genervt stöhnt sie nach der Beendigung des Telefonats und lehnt sich zurück, nachdem sie sich auf das Sofa hat fallen lassen. „Erwachsene sind manchmal überaus anstrengend. Nur eine simple Frage stellt man und man lernt die halbe Veranstaltungsfirma kennen, weil niemand eine Ahnung hat. So möchte ich kein Stück enden.“ Frustration, du sollst aus Alya verschwinden. Husch dich woanders hin. „Doch habe ich eine wunderbare Neuigkeit für dich – eine Bühnenshow ist freigestellt, wer eine machen möchte für sein Lied. Vorbereitet werden muss diese allerdings selbst, jedoch werden Bühnenarbeiter alles aufbauen. Für eine Band muss man ebenfalls selber sorgen, aber ich habe da schon einige Leute an der Hand, die mitmachen würden. Von dir brauche ich nur das Lied und die dazugehörigen Noten sowie deine Vorstellung von der Show und einige gemeinsame Proben müssten wir noch ansetzen – aber das bekommen wir zeitlich alles hin.“ „Opfert nicht alle eure Ferien nur für mich, Alya!“ „Hm? Schon mal was von Freiwilligkeit und dabei Spaß haben gehört?“ „Ich…, äh…, hä?“ „Haargenau – wir alle möchten das machen, sonst hätte ich dir das alles gar nicht vorgelegt, weil wir dich kennen, Shirado. Du denkst mehr an andere als an dich selbst und wenn du an dich denkst, willst du dich verbessern oder bei irgendwem irgendeine ausgedachte Schuld begleichen, die aus dessen Sicht gar nicht existiert. Zum Schluss habe ich hier noch einige Outfits von Marinette und Nathaniel, die du dir anschauen sollst, bevor beide mit der Anfertigung beginnen.“ Komme ich überhaupt noch mit? Kennen mich die anderen wirklich schon so gut? Tief in mir sprudeln Glück, Erleichterung und Trauer oder eher Melancholie hoch, weswegen ich schniefend versuche nicht wie ein Trottel auf dem Sofa zu sitzen und glücklich zu heulen, weil die alle mich so gut kennen. Umarmt werde ich von ihr und heule meine gemischten Gefühle erstmal aus, bevor ich die Designs mir betrachte. „Wieso habe ich nicht noch einen Camembert verlangt? Dann würde ich in aller Ruhe vor dem Fernseher sitzen und gemütlich schlemmen.“ Plagg ist am Nörgeln, seitdem er den ganzen Camembert aufgegessen hat und ich in diesem Zeitraum gerade mal fünf Musikbeispiele konkret durchgehört habe. „Für deinen hohen Konsum kann ich nichts, Plagg. Hättest du dir den Camembert aufgeteilt, wie ich dir empfohlen habe, wärst du noch am Essen und weniger am Nörgeln. Im Moment kann ich dich auch leider nicht belustigen, denn es ist wichtig, dass ich die CD durcharbeite, solange Adrien beschäftigt ist.“ „Das ist es ja gerade – sonst nimmt er mich überall mit hin nur heute soll ich bei dir bleiben.“ Klingt eher so, als würde das Maskottchen schmollen, dass sein Besitzer mal ohne ihn losgezogen ist. „Schmolle doch nicht, Plagg, dazu habe ich eher einen Grund, weil das Maskottchen meines Freundes mich anscheinend nicht leiden kann.“ „Nein, so war das gar nicht gemeint, Shirado. Bitte nicht schmollen – du bist mein zweiter Menschenfreund.“ Wenigstens zeigt er Reue, wenn ich anfange zu schmollen und ich gebe ihm einen Kuss auf die Stirn, ehe ich mit der sechsten Aufnahme fortfahre. Immerhin kann ich diese Aufgabe erledigen, bevor ich eine weitere ungewollte Auszeit erfahre – hoffe ich zumindest, denn alles schaffe ich heute nicht. Kaum beende ich die sechste Probe, knallt die Zimmertür auf und ich erschrecke mich fürchterlich, bis sie zuknallt und ein wütender Blondschopf sich auf sein Bett schmeißt. Normalerweise würde Plagg direkt zu seinem Besitzer schweben und ihn fröhlich empfangen, jedoch will er diesen gerade nicht falsch erwischen. Weil ich sowieso fertig für heute bin, stelle ich diese Musikanlage aus und gehe die Galerie hinunter, um mich neben ihn auf das Bett zu setzen. Sanft streiche ich sein Haar und langsam entspannt er sich dadurch, sodass auch Plagg sich zu uns gesellt. „Was ist passiert, Adrien?“ Zwar wirft er mir keinen Blick zu, jedoch spannt er sich erneut an, was mich wundert, denn ich dachte, dass meine Nähe ihn eher entspannt – egal was ihn gerade belastet. Da bleibt mir nur mich zu ihm zu legen, damit er mehr Nähe von mir erfährt und ich warte darauf, bis er bereit ist über den Vorfall zu reden, der ihn so wütend macht. „Papa hat mir deutlich gemacht, dass ich in den Sommerferien mehr Zeit als Model arbeiten soll, anstatt diese anderweitig zu nutzen – immerhin bin ich das Aushängeschild für Agreste la Mode. Dies beinhaltet weniger Zeit für dich und unsere Freunde. Dabei wollte ich unbedingt dabei sein, wenn du dein Weihnachtsalbum singst und bei dem Gesangswettbewerb alle in den Schatten stellst. Nino und ich wollten mit Nathaniel auch einiges unternehmen – das muss ich wohl oder übel alles absagen. Ich war so wütend auf Papa, dass ich gesagt habe, dass ich lieber nicht sein Sohn wäre und bin rausgestampft.“ Hach, beide haben immer noch solche Probleme und ich dachte, dass sie diese endlich aus der Welt geschafft hätten. Es dauert sicherlich seine Zeit, bis alle Wogen geglättet sind, jedoch habe ich mir schon mehr erhofft. „Lasse mich mal mit deinem Vater reden, Adrien – vielleicht kann ich einen Kompromiss aushandeln.“ „Bloß nicht, Shirado! Auf dich ist er am wenigsten gut zu sprechen.“ „Na und? Es geht um dich und da haben er und ich eine Gemeinsamkeit.“ Bevor er noch mehr Protest aus seinem Mund kommen lässt, gebe ich ihm einen Kuss und verschwinde kurzerhand aus seinem Zimmer. Unten im Foyer sitzt Nathalie an ihrem Arbeitsplatz und bemerkt mich nicht einmal oder sie will es nicht – mir soll es recht sein – denn sie ist keineswegs meine Zielperson. Gesittet klopfe ich an die Tür zum Arbeitszimmer von Monsieur Agreste und dabei scheint sie aus ihrer Arbeit aufzuschrecken sowie mich zu bemerken. „Monsieur Agreste will im Moment nicht gestört werden, Mademoiselle.“ „Mir gerade ehrlich gesagt egal, denn Adrien geht es wegen ihm schlecht und die Worte von diesem haben sicherlich Monsieur Agreste verletzt, also möchte ich vermitteln, Nathalie.“ Zuckt sie ernsthaft bei meinen Worten kurz zurück, als ob ich gerade eine Bombe entschärfen will und dabei den ersten Draht auf gut Glück entferne? Sie steht auf, umrundet ihren Arbeitsplatz und klopft anders an als ich – was ich mir merken muss, denn sie bekommt eine Reaktion. „Was gibt es, Nathalie?“ „Hier möchte Sie jemand sprechen, Monsieur.“ „Na gut, ich kann mich gerade sowieso nicht konzentrieren.“ Gibt er dies gerade zu? Noch nie habe ich ihn sagen hören, dass er sich im Moment nicht konzentrieren kann, also beschäftigt ihn das Gesagte von seinem Sohn, wie ich es mir dachte. Seine Sekretärin lässt mich eintreten und ich höre von dem Mann nur ein ziemlich genervtes Stöhnen. „Ebenfalls schön Sie zu sehen, Monsieur Agreste. Ihnen geht es also genauso schlecht mit der vorhin aufgekommenen Situation wie Adrien – zumindest freut es mich, dass Sie menschliche Züge zeigen, anstatt die eines Roboters.“ „Was wollen Sie, Mademoiselle Fleur?“ „Vermitteln. Einfach nur vermitteln. Zwischen eine Familie wollte ich mich nie drängen, aber ich muss es nun, sonst verlieren Sie Adrien und er Sie, Monsieur. Ob Sie es glauben wollen oder nicht – ich weiß über das Verschwinden Ihrer Frau Bescheid. Dieser Fall belastet Sie und Sie haben hohe Verlustängste, neben einigen weiteren Ängsten, die aus Ihrem Erfolg und Namen resultieren – ich kenne dies nur allzu gut von Vater, nur halt nicht in diesem Maße wie hier. Monsieur Agreste, können Sie nicht einige Termine zusammenlegen oder verkürzen, sodass Adrien einfach Kind sein darf? Menschen brauchen Nähe zu anderen und Sie bilden da ebenfalls keine Ausnahme, sonst würden Sie nicht Nathalie haben oder mit Vater sprechen sowie befreundet sein. Ich wette sogar, dass Sie selbst als Kind viel mit Freunden beschäftigt waren und diese Zeit sowie die Personen in dieser haben Sie zu dem gemacht, wer Sie sind. Gönnen Sie Adrien doch diese Erfahrungen in einem Rahmen, der Ihnen und ihm zusagen – immerhin haben Sie es auch geschafft zu akzeptieren, dass ich im Anwesen bin. Niemand von uns will Ihnen Ihren Sohn wegnehmen, Monsieur Agreste, und mit uns ist er keineswegs alleine. Und was Adrien zu Ihnen gesagt hat, meinte er in Wirklichkeit gar nicht so – er war nur außer sich und wütend über die Verplanung seiner Sommerferien, ohne ein Wort mitreden zu dürfen.“ Er nimmt seine Brille ab, seufzt und massiert den Zwischenraum seiner Augenbrauen dabei, bevor er sie aufsetzt und mich ansieht – mit traurigen Augen, die noch mehr Schmerz verbergen. Ihr Verschwinden hat die Familie erschüttert, Madame Agreste – wo auch immer Sie sind. „Sage Adrien, dass ich ihn nach dem Abendessen sprechen will, Shirado.“ Erfreut über seine Einsicht – seine Stimme klingt danach – bedanke ich mich, dass er zugehört hat, bevor ich glücklich pfeifend zurück in Adriens Zimmer gehe, um diesen von meinem Erfolg zu berichten. Glauben kann er es mir kein Stück, doch nach dem Abendessen geht er zu seinem Vater ins Arbeitszimmer und ich warte mit Plagg darauf, dass er zurückkommt. An sich könnte ich mich auch schon für das Bett fertigmachen, denn woandershin komme ich heute Abend sowieso nicht mehr. Unter der Dusche entspanne ich mich und das Maskottchen hat sich wegen meiner Pläne auf das Sofa zurückgezogen, damit es fernsehen kann. Mir soll es recht sein, denn so kann ich in Ruhe das warme Nass genießen. „Nette Aussicht.“ Jemand ist im Badezimmer, der nicht hierhergehört. Zusammengezuckt bin ich schon mal, allerdings wollte ich mich nicht komplett zeigen, indem ich mich umdrehe. „Wer ist so frech und steigt in ein Badezimmerfenster ein, ohne sich anzumelden?“ Pokern muss ich, bis Adrien auftaucht, denn der lugt sehr gerne rein, wenn ich bade oder dusche – allerdings nur bei ihm daheim. Jetzt wäre der richtige Moment dafür, dass er pervers wird. „Wie überaus erfreulich, dass man bei einer Gefangenen sogar Termine machen kann, um zu spannen. Da will ich mal nicht so sein und mich vorstellen – ich bin der Zapper.“ Mist, ein akumatisierter Schurke oder einer, der von den bösen Infernalen übernommen wurde, denn die anderen sind keineswegs an mir interessiert. Woher soll ich wissen, welche beiden Parteien gerade am Werk sind? „Dürfte ich dann dem werten Zapper darum bitten mir meine Kleidung für die Nacht zu geben, da ich ins Bett möchte?“ „Ja und nein – die Kleidung sei dir gewährt, aber ins Bett kommst du nicht – in meines würde ich dich zwar lassen, auch wenn du männlich bist – aber ich habe mit dir noch was vor.“ Adrien – wann spannst du endlich mal?! Genau den einen Moment, wo es angebracht wäre, tauchst du kein Stück auf! Dich könnte ich gerade ordentlich schütteln! Mehr als die Unterwäsche für unten sowie einem Oberteil von Adrien – die er mir sogar jeden Abend zurechtlegt – und einer Boxershorts vom Blonden ziehe ich die Nacht nicht mehr an – schrecklich, wie schnell man sich daran gewöhnen kann. „Man kann regelrecht erkennen, dass die Kleidergröße für dich viel zu groß ist, aber es hat den Anschein, dass die meisten Sachen gar nicht zu dir gehören, sondern zu…“ „Shirado? Warum duschst du schon?“ „…ihm.“ „Bin gerade fertig, Adrien. Wehe du kommst rein!“ Halte dich nicht daran, wie sonst auch, los! „Ach komm‘ schon, Shirado, lasse mich dich doch endlich nackt sehen~.“ Eine Hand von mir landet auf meiner Stirn – in letzter Zeit drängt er mich regelrecht, als ob wir keine Zeit hätten. „Finde ich Worte dafür? Selbstverständlich finde ich welche. Verabschiede dich von Shirado, Adrien Agreste, ich nehme mir ihn mit.“ Kaum beendet er seine Aussage, hat er mich gepackt und über seine Schultern geworfen. Deswegen sehe ich nicht, was er gerade macht und kann nur erkennen, wie der Blonde hastig eintritt, bevor er komplett aus meinem Sichtfeld verschwindet und ich Gras anschaue. Kann der Zapper etwa Portale nutzen, wie der Portalmeister? Wohin hat er mich überhaupt gebracht? Vom Aussehen her könnte man meinen, dass ich in irgendeinem Reservat wäre, weil die Umgebung komplett naturbelassen aussieht – keine einzige menschliche Erfindung kann ich erkennen. Wälder erstrecken sich bis zu einem weitläufigen Gebirge, während auf der anderen Seite ein riesiger See bis in die weite Ferne sich zu erstrecken schient. Inmitten dieser wunderschönen Naturlandschaft sind wir, wobei ich immer noch keinen Blick auf die Handhabung der Kräfte vom Zapper erhaschen konnte. Dies sollte ich nachholen, jedoch lässt er mich kein Stück frei von dieser Haltung und mir fließt das Blut in meinen Kopf. „Merkwürdig…, er sollte schon längst am Treffpunkt sein.“ Plötzlich habe ich das Gefühl mich erbrechen zu müssen und mein Bewusstsein schwankt zwischen wach sein und bewusstlos werden. Angst keimt in mir hoch, denn solch eine verrückte Situation kenne ich bisher kein Stück. „Ah, du kommst ja doch noch. Den Siegelmeister habe ich mitgebracht, wie versprochen.“ „Gute Arbeit.“ Ohne Anstrengung scheint mich dieser Neuankömmling vom Zapper wegzunehmen und dann höre ich nur noch, wie ein harter Schlag ausgeteilt wird und irgendwas wegfliegt, bevor ich meinem Körper die am wenigsten unangenehme Situation überlasse – die Bewusstlosigkeit. ~ ??? ~ Alles ist nach Plan gelaufen. Azure würde niemals darauf kommen, dass ich mich an dem Licht einer anderen Dimension zu schaffen mache, damit ich meine Herrschaftspläne anderswo ausleben kann. Bald kann ich über eine Welt herrschen, die ich kreiert habe, ohne gestört zu werden von den Lakaien Arceus‘ oder anderen Auserwählten. Jetzt muss ich nur noch Dialga, Palkia und Giratina dazu bringen mir zu gehorchen, sonst komme ich nicht in die Dimension, in die ich will, aber das dürfte kein Problem sein. Diese drei schulden mir sowieso noch was, von daher dürften meine Pläne reibungslos verlaufen, egal ob sie kooperieren werden oder nicht. Hehe, tut mir nicht Leid, Azure, dass ich dich verlasse, jedoch will ich endlich herrschen und dies kann ich in dieser Welt nicht, solange du mir im Nacken sitzt. Sinnieren kann ich ein anderes Mal, nun muss ich meinen Plan weiterverfolgen. Kapitel 19: Ist das die Realität? – Eine Antwort erfolgt mit erschütternden Erkenntnissen ----------------------------------------------------------------------------------------- Ist das die Realität? – Eine Antwort erfolgt mit erschütternden Erkenntnissen ~ Adrien ~ Fassungslos verharre ich einige Zeit – Sekunden, Minuten oder gar Stunden – ich habe keine Ahnung, wie lange ich weggetreten bin. Shirado…, vor meinen Augen wurde mein Blondchen entführt und ich konnte nichts tun, als dumm dazustehen. Wieso konnte ich mich kein Stück bewegen? Was hat mich davon abgehalten einfach reinzugehen? Zuvor war ich nie verlegen den Kleinen die Schamesröte ins Gesicht zu treiben und gerade dann, wenn er mich wirklich braucht, halte ich mich zurück. Besser wäre es, wenn ich endlich mal in Aktion treten würde, allerdings scheine ich noch zu geschockt von der Erkenntnis zu sein, dass ich erneut versagt habe. Vor meinen Augen schwebt Plagg und er scheint mir irgendwas mitteilen zu wollen, jedoch kann ich ihn im Moment nicht hören, bis er zurücksetzt und mit voller Geschwindigkeit gegen meine Brust fliegt. Dadurch falle ich um und bin wieder Herr meiner Sinne. „Kannst du mich jetzt hören, Adrien?“ „Ja, danke, Plagg.“ „Ohne mich wärst du aufgeschmissen, Adrien, das ist mir klar.“ „Haha, manchmal schon, das stimmt. Kannst du wiederholen, was du vorhin zu mir gesagt hast?“ „Ähm…, nein, aber ich kann versuchen den Inhalt zu wiederholen, denn ich war panisch, weil du so weggetreten warst.“ Diesen Kwami bei mir zu haben hat mein Leben in sehr vielen Bereichen erweitert und ich bin froh darüber, dass wir Freunde geworden sind. „Ach ja, du musst aufwachen aus deiner Trance sowie versuchen dem Entführer hinterherzueilen, denn an diesem war etwas anders, als an den bisherigen Gegnern.“ „Inwiefern anders?“ „Na ja, viel habe ich nicht mitbekommen, aber als er seine Kräfte aktiviert hat, bekam ich halt das Gefühl, dass er anders ist. Und… ups…“ Weshalb verschwindet er so einfach unter meiner Kleidung? „Adrien, mein Sohn, stimmt etwas nicht?“ Papa, hier, in meinem Zimmer, nach unserem Gespräch, einfach so? Heute scheint ein Tag voller Überraschungen zu sein, denn seit dem einen Vorfall war er nicht mehr in meinem Zimmer. „Es geht um Shirado…, er wurde entführt von jemandem, der Portale nutzen kann und ich habe keine Ahnung, wo ich ihn finden könnte. Außerdem mache ich mir Sorgen um ihn.“ Von ihm werde ich in eine Umarmung gezogen, die mich tief berührt und ich den Tränen freien Lauf lasse, weil ich gerade einfach überfordert bin. Bisher konnte ich mein Blondchen immer finden, jedoch scheint er für mich im Moment unauffindbar zu sein, da ich keinen Anhaltspunkt besitze. „Darum redest du also mit dir selbst in zwei verschiedenen Stimmen. Glücklicherweise brauchst du dir keine großen Sorgen machen, denn ich werde die Polizei benachrichtigen sowie Monsieur Fleur, der wohl ebenfalls einiges in Bewegung setzen wird. Wir werden Shirado schon finden.“ Beruhigend redet er auf mich ein und ich fühle mich geborgener als die ganzen letzten Monate mit ihm. Dies habe ich ebenfalls meinem Blondchen zu verdanken und gerade deswegen muss ich ebenso los und ihn suchen. „Ich suche ihn auch, Papa!“ Entgeistert sieht er in mein entschlossenes Gesicht, schließt betroffen seine Augen und öffnet sie, um meinen Blick zu erwidern. „Nimm‘ Nathalie und deinen Bodyguard mit, dann mache ich mir weniger Sorgen um dich.“ Höre ich richtig? Er lässt mich tatsächlich losziehen und gibt sogar Verstärkung mit. Sicherlich haben die beiden andere Pläne gehabt, dennoch bin ich froh, dass Papa mir erlaubt ihn zu suchen. Cat Noir wäre zwar effektiver, aber ich möchte die Geste von Papa keineswegs in den Dreck ziehen, nachdem wir uns endlich wieder näherkommen. Bereit bin ich schon und die anderen beiden warten auf mich bei der Limousine, während Papa telefoniert. Recht hast du, Shirado, ich bin auch anderen wichtig und genau so einen Stand hast du ebenfalls. Kurzerhand nutze ich mein Handy und rufe Nino an, der Alya anrufen wird, während ich bei Nathaniel fortfahre und zum Schluss Chloé überzeuge zu helfen. Ihre Antwort musste ich herauszwingen, denn sie würde niemals zugeben aus reinem Pflichtgefühl zu helfen, aber da sie Queen Bee ist, wird sie weitere Hilfe anfordern. Das Superheldendasein lässt sie ein besserer Mensch werden, was auch Shirado zu mir gesagt hat – er hat mehr in ihr gesehen, als sie je zeigte. Marinette kann ich sehen, wie sie in einen Laden für chinesische Heilkunst geht und ich sage meinem Bodyguard, dass er anhalten soll, damit ich sie informieren kann, was passiert ist. Im Laden kann ich sie hören, wie sie mit jemandem spricht und dabei die Entführung erwähnt. Die andere Stimme kommt mir dabei recht bekannt vor und es ist die von Meister Fu. Hierher kommt sie also als Ladybug, um die Miraculous zu holen, die für die anderen bestimmt sind. Kurzum klopfe ich an und trete ungefragt ein. „Meister Fu, Marinette, wir haben schon eine große Suche gestartet und ich wollte fragen, ob ihr beiden mitmachen würdet, da Shirado entführt wurde.“ „Schmerzlich bewusst ist uns diese Tatsache, mein Junge. Darum wollte Marinette auch gerade Unterstützung einholen. Viel kann ich alter Mann nicht beisteuern, aber ich werde machen, was ich kann.“ Also doch keine Miraculous? Ich war mir sehr sicher, dass sie hier verborgen sind und ich werde keineswegs enttäuscht, denn die drei, die mit uns schon gekämpft haben, hat er auf dem Tisch liegen. „Gibt es keinen Miraculous, der durch Portale reisen kann? In ein solches wurde Shirado nämlich entführt, Meister Fu.“ Plagg ist herausgekommen und scheint dieses Mal auch ohne Camembert sich einbringen zu wollen. „Die alten Schriften habe ich noch nicht gänzlich übersetzt, aber es gibt einen Zaubertrunk, der eine andere Dimension öffnen kann – jedoch kann man nicht kontrollieren in welche man einen Übergang reißt. Für die Suche nach Shirado wäre es essentiell zu wissen, welche Dimension ihn im Moment beherbergt.“ „Aww, schade, und ich dachte, dass es einfacher wäre.“ „Nicht den Kopf hängen lassen, Plagg, wir werden sicher auch so eine Möglichkeit finden und wer weiß, ob Shirado vielleicht irgendwo in Paris gelandet ist?“ „Leider muss ich dir diese Hoffnung nehmen, Marinette, denn die Kräfte des Portalmeisters sind anders, als die des jetzigen Gegners. Dimensionsportale verbinden Welten miteinander, die nebeneinander existieren, anstatt nur Orte einer Welt zu verbinden, wie ihr schon kennengelernt habt. Laut den alten Aufzeichnungen darf kein Träger eines Miraculous das Gleichgewicht der Mächte in anderen Dimensionen stören. Somit steht fest, dass der Entführer niemand ist, der von Hawk Moth akumatisiert wurde. Würden diese Infernalen dahinterstecken, hätten sie versucht hierzubleiben – demnach müsste eine weitere Partei ihre Hände im Spiel haben, die uns komplett unbekannt ist. Für uns ist diese Erkenntnis erschreckender, als der große Kampf gegen Hawk Moth, denn uns sind die Möglichkeiten dieser Gegner unbekannt.“ Daran habe ich überhaupt nicht gedacht! Welcher Mistkerl auch immer was von Shirado haben will, sollte erst an mir vorbei, anstatt diesen heimtückisch zu entführen. „Informiert mich bitte über die weiteren Schritte, ich werde mit Nathalie und meinem Bodyguard weitersuchen.“ „Warte, Adrien! Als Cat Noir bist du hilfreicher bei der Suche.“ „Marinette…, ich weiß das, aber ich kann Papa nicht enttäuschen, der mir erlaubt hat ihn zu suchen. Dank Shirado hat er mir mehr Vertrauen entgegengesetzt, also werde ich dieses keineswegs ausnutzen und erst nachher, wenn wir die Suche für heute beenden, als Cat Noir agieren.“ Entschlossen und unnachgiebig schaue ich sie an und sie nickt verstehend, bevor ich aus dem Laden renne und in die Limousine steige, damit die Suche fortgeführt werden kann. ~ Shirado ~ Lautes Gebrüll – voller Schmerz – erweckt mich aus der Bewusstlosigkeit und ich halte mir die Ohren zu, denn in meinem Kopf schrillt es weiter und die Schmerzen dabei sind höllisch. Schmerzverzerrt kneife ich meine Augen dabei ebenfalls zusammen, denn ich will keinesfalls sehen, was für ein Wesen solch ein Geräusch von sich geben kann. Die ganze Umgebung erzittert und ich bin sogar ein Stück in der Luft gewesen, als das Beben mit einem Mal aufgehört hat – wie das Gebrüll. Nachdem ich mir sicher sein kann, dass alles sich soweit beruhigt hat, entferne ich meine Hände von den Ohren und öffne langsam meine Augen. Bei dem, was ich zu sehen bekomme, quieke ich erschrocken und versuche schnell Abstand zu erhalten, weil das Wesen vor mir einen riesigen Kopf hat und ich es überhaupt nicht kenne. „Du bist schon wach? Hätte gedacht, dass du solange schläfst, bis ich alle drei kontrolliere, aber gut, dann erlebst du noch wie mächtig ich bin, bevor ich dein Leben dazu nutze, deine Welt zu beherrschen.“ Wer ist das bloß? Schwarzes Zackenhaar, blutrote Augen, die leuchten, ein muskulöser nackter Oberkörper, der gebräunt ist, wie der Rest vom Körper, fingerlose schwarze Handschuhe mit Flammenmuster darauf und genauso kombiniert ist die lässige Hose, die er trägt, sodass man sieht, dass seine Boxershorts pechschwarz ist, während er Sneakers trägt, die genauso aussehen, wie der Rest seiner vorhandenen Kleidung. Mir kommt er keineswegs bekannt vor, aber irgendwie schon, als ob ich ihn aus einem Musikvideo kenne. „Wenn das Opfer keinen Mucks von sich gibt, macht es keinen Spaß. Los, Palkia, bringe mich zu Giratina.“ Das liegende Wesen steht auf, als ob die Worte von diesem Kerl sein Lebensinhalt wären, bis seine Juwelen in den Schultern anfangen rosa zu leuchten und ich mitgezogen werde – wohin es auch gehen mag. Unsere Reise endet in einer ziemlich dunklen Umgebung, die keine Gesetzte der Natur kennt. Brocken halten sich irgendwie in jeder Himmelsrichtung – falls es denn überhaupt Himmelrichtungen hier gibt – und komische Pflanzen wachsen steil in eine Richtung. Trotzdem herrscht Schwerkraft, denn kein Fels fällt irgendwohin und ich bleibe auf dem Brocken, auf dem ich gelandet bin. „He, du kannst es echt noch, Palkia. Bewache nun Shirado, während ich Giratina unterwerfe.“ Noch ein solch riesiges Wesen will er unterwerfen? Gegen eines könnte ich niemals im Leben ankommen, also frage ich mich, wie er es schaffen will, auch wenn er kräftig aussieht. Jedoch kann ich es einige Augenblicke später, als mich dieses Palkia in einer Klaue hochnimmt, sehen. Dunkel leuchtet dieser finstere Ring um den Hals dieses Wesens und scheint wohl dadurch unter der Kontrolle von diesem Kerl zu sein. Kontrolle über ein mächtiges Wesen zu erlangen…, dieser Typ ist wohl gefährlicher als die bösen Infernale. Ohrenbetäubend ist auch das Geräusch eines anderen Gebrülls, welches in meinem Kopf nachhallt und ein riesiger Schatten bewegt sich an uns vorbei, der auch noch anhält und dessen leuchtend roten Augen uns aufzuspießen scheinen. Hilfe, ich will hier einfach nur weg! „Oho, beehrt uns der Herr der Zerrwelt also persönlich. Nett von dir, aber sehr lange wirst du nicht mehr dein eigener Herr sein.“ Dieser Schatten ist also dieses Giratina? Gruseliger geht es doch kaum noch – besonders wegen der Umgebung. Selbst Palkia ist angespannt, denn es quetscht mich ein bisschen zu stark – entweder hat es Angst oder will kämpfen. Zu einem Kampf kommt es allerdings sowieso nicht, denn der Kerl hat um sich eine dunkel wabernde Aura, die sich gezielt um den Hals des Schattens geschlungen hat, bevor er hochspringt, den Kopf des Wesens packt und mit gewaltiger Leichtigkeit dieses vor uns auf den Boden donnert, als wäre nichts dabei. „Geduldig zu warten ist nicht gerade eine meiner Stärken, also gebe dich schon auf, damit ich weitermachen kann, sonst bist du tot und ich muss warten, bis du ersetzt wirst, worauf ich noch weniger Lust habe.“ Gänsehaut bekomme ich bei diesen eiskalten Worten, die wie ein wahres Todesurteil klingen und dieses Giratina scheint dies ebenfalls zu bemerken, denn es wehrt sich kein bisschen mehr. Somit hat der Kerl zwei starke Wesen ohne Mühen unter seine Kontrolle gebracht. „Klappt ja doch und nun öffne den Zugang zur Zeitdimension, Giratina, denn Dialga muss mir auch gehorchen.“ Die schattenhafte Gestalt löst sich auf und das Wesen darunter sieht trotzdem gruselig aus, jedoch annehmbarer als die Gestalt zuvor. Energie wird gesammelt und dann schießt es einen Strahl in die Mitte dieser sogenannten Zerrwelt, woraufhin ein Riss entsteht und man blaue Gewitterwolken erkennt, die hineinströmen wollen. Sie zerfallen sofort beim Übertritt und dieser Vorgang dauert keine richtige Sekunde. Allerdings kreischt ein Wesen sein Gebrüll regelrecht und mein Kopf explodiert fast dadurch – ein metallenes Geräusch in dieser Tonlage gefällt mir kein bisschen. Laut dem Typ vorhin müsste dieses Wesen Dialga sein, das dritte im Bunde. „Zeit gesellt sich freiwillig zu uns – Raum und Verzerrung haben mir nichts anhaben können, also meinst du tatsächlich, dass du eine Chance hättest, Dialga? Solange ich dir…“ Wow, diese Kraft hinter seinem Sprung spüre ich regelrecht. „…keinesfalls erlaube…“ Kräftig hat er das große Wesen gepackt. „…deine Zeitkräfte zu nutzen, kannst du sowieso nichts ändern.“ Und es nun wohl auch versklavt, denn es gibt klein bei – nach einigen Versuchen des Widerstandes. „Perfekt! Alles ist bisher nach Plan gelaufen! Dialga, Palkia und Giratina – vereint eure Kräfte, um ein Portal in die Dimension von Shirado zu kreieren! Dort werde ich meine Träume verwirklichen!“ ~ Adrien ~ Fluchend trete ich gegen einen Müllcontainer inmitten einer Gasse, in die ich mich begeben habe, weil ich vor Frust eine Pause alleine brauche. Verständnisvoll waren beide, jedoch ist es schon sehr spät und in zwei Stunden geht die Sonne auf. Niemand hat ihn gefunden oder überhaupt gesehen – als wäre er wirklich vom Erdboden verschluckt worden. Gedämpft wird mein Frust nur über die Schmerzen, die ich gerade spüre – allerdings hat der Container nun eine tiefe Delle. Ganz ruhig, Adrien, sonst wirst du wieder zum Finsterlord und kannst nur noch für Zerstörung sorgen. Dies würde Shirado kein Stück helfen und Marinette nur mehr Arbeit machen. Weswegen gerade ich die Kräfte aus der Monsterwelt behalten habe, denn die anderen scheinen keine zu tragen – bis auf mein verschwundenes Blondchen – ist mir ein Rätsel. Wohin hat dich dieser Typ bloß entführt? Aufhören will ich die Suche keineswegs, jedoch sind die zwei in der Limousine am Ende ihrer Kräfte angelangt, weswegen ich mit ihnen zurückfahre, damit ich direkt als Cat Noir weitersuchen kann. Irgendwo steckt Shirado und ich werde ihn finden! Drei weitere Abbiegungen und wir sind zurück, jedoch stoppt das Fahrzeug auf einmal und verliert den Halt am Boden. Schweben wir etwa? Es fühlt sich so an, als ob wir schweben würden und ich schaue deswegen aus dem Fenster, nur damit sich meine Vermutung bestätigt. Allerdings schweben nicht nur wir, sondern alles, was nicht festgeschraubt ist, steigt vom Boden ab und scheint nicht zu wissen wohin. „Was geschieht hier?! Wir müssen dich schnell zurückbringen, Adrien.“ Aus ihrer Sicht mag Nathalie den richtigen Weg wählen, jedoch weiß ich, dass diese Veränderung eher ein Anzeichen dafür zu sein scheint, dass ein neuer Gegner seine Aufwartung macht. Kaum macht mein Bodyguard seine Tür auf und steigt aus dem Wagen, wird er steinalt, dann wieder so wie vorher, ehe er ein Baby wird. Dieser Vorgang wiederholt sich so oft, dass er bewusstlos wird, weil sein Körper wohl mit den schnellen Veränderungen keineswegs zurechtkommt. Erst fängt alles an zu schweben und nun spielt die Zeit ebenfalls verrückt, denn meine Handyuhr läuft ununterbrochen in alle Zeitrichtungen und sogar darüber hinaus, als wäre es normal, dass wir plötzlich zweiundvierzig Stunden hätten. Panik erfasst Nathalie, während ich noch recht ruhig auf alles reagiere, bis jedoch meine Wahrnehmung merkwürdig wird, denn ich sehe, wie ein Baum zum Teil vorhanden ist und zum anderen nicht. Verzerrte Wahrnehmung…, Zeit, die verrücktspielt und die Schwerkraft, die nicht weiß wohin. Solch starke Kräfte übersteigen selbst die von Hawk Moth, da bin ich mir sicher. Bisher konnten die Infernale nicht diese Phänomene hervorbringen und der Typ, der Shirado mitnahm, konnte eher Portale erschaffen. Wer besitzt also diese Macht? Unsere gesamte Umgebung beruhigt sich allmählich, aber die Zustände bleiben die, die beim Auflösen aktiv waren. Ich kann sehen, wie jemand sich aus dem Haus wagt und beim ersten Schritt direkt in den schwerelosen Zustand versetzt wird, jedoch keine Veränderungen im Alter zu erkennen sind. Beim Blick auf mein Handy wird mir klar, weshalb dies der Fall ist – die Zeit hat angehalten, trotzdem können sich alle Lebewesen bewegen – allerdings weht kein Wind und das Wasser der Seine steht ebenso still. Genauso sind einige Stellen – eher recht viele – verzerrt, sodass die gesamte Umgebung grotesk aussieht. Kann es wirklich jemanden geben, der solche Mächte besitzt und unser Feind ist? Wenn dem so sein soll, wüsste ich kein Stück weiter, ohne auf die Macht des Finsterlords in mir zurückzugreifen. Kontrolle erlange ich allerdings nur durch hartes Training und minimalen Fortschritten, sonst überwältigt mich diese Macht erneut und ich würde Shirado nie retten können. In mir stelle ich Ruhe her, damit meine Entschlossenheit Platz hat. Darum schnalle ich mich ab und öffne das Hindernis zwischen mir und demjenigen, der diese Kräfte nutzt. Doch ich werde mit einem eisernen Griff zurückgehalten und es ist der von Nathalie. „Nicht, Adrien, es ist viel zu gefährlich.“ „Dessen bin ich mir bewusst, Nathalie, allerdings habe ich eine Ahnung, dass derjenige, der dieses Chaos verursacht, Shirado bei sich hat und darum muss ich gehen. Papa wird es verstehen.“ Da ihr Griff sich ein wenig lockert, befreie ich mich mit einem Ruck und stolpere aus der Limousine heraus, nur um auf den harten Asphalt zu landen. Wieso schwebe ich denn nicht? Egal, kommt mir nur gelegen. Kaum stehe ich, sehe ich einen riesigen Schatten auf mich zukommen, der wohl über mir fliegt und einen markerschütternden Schrei von sich gibt, der meine Haare aufstellen lässt. Prompt halte ich mir die Ohren zu und schaue hoch, wobei ich es lieber gelassen hätte, denn das Wesen ist selbst für mich eine zu große Nummer, zumal ich nicht mehr in der Monsterwelt bin. Zum Glück fliegt es einfach weiter und hat mich keineswegs bemerkt, bis es einen merkwürdigen Strahl in die Seine abfeuert, ohne irgendein Ziel zu haben. Woran liegt das? Vielleicht dreht es gerade durch und versucht sich durch Zerstörung zu beruhigen – immerhin kenne ich das Wesen kein Stück – ein Monster aus der Monsterwelt ist es jedenfalls keineswegs. Woanders kann ich eine große Staubwolke erkennen und ein weiteres Riesenwesen. Bevor ich vielleicht doch noch irgendwas abbekomme, sollte ich mich in Bewegung setzen, damit ich wenigstens als Cat Noir ungesehen losziehen kann. Niemand sollte mich erkennen können, wenn ich in eine U-Bahnstation gehe und dort eine ruhige Ecke suche, um mich zu verwandeln. „Du willst nicht ernsthaft gegen diese Monster kämpfen, oder?“ Plagg fragt mich zum ersten Mal unsicher nach meiner Meinung und jammert nicht mal dabei – ihm scheint es echt nicht zu behagen, dass wir beide vereint gegen diese Biester antreten werden, aber mein Entschluss steht fest – Shirado muss bei demjenigen sein, der sie losgelassen hat. „Schon vergessen, dass wir beide die stärksten Kämpfer sind? Ohne uns würden die anderen nicht lange durchhalten – Plagg, verwandle mich!“ Hoffentlich hat Ladybug die anderen gerufen, denn die Lage sieht schlimmer aus als sonst, weil einige Stellen in Paris verwüstet wurden oder gar ausgelöscht. Drei Wesen sind es also insgesamt, die ihr Unwesen treiben und alle tragen einen schwarz wabernden Ring um ihren Hals. Könnten diese Ringe zur Kontrolle dienen? Sollte dem so sein, müsste ich diese nur zerstören, aber ich weiß nicht, aus welchem Material sie bestehen und alleine wäre ich schneller am Boden, als mir lieb wäre. Selbst wenn ich es schaffen würde, diesen Ring zu zerstören ohne meinen Kataklysmus, könnte das befreite Wesen trotzdem umherwüten. Am besten wäre eine Ablenkung, sodass ich näher an einen herankommen könnte…, nur stellt sich die Frage, wie ich das hinbekomme, denn die anderen lassen echt auf sich warten. „Heute ohne Ladybug, Cat Noir?“ Papa? Wieso ist Papa hier draußen und schaut mich an? „Pa…, Monsieur Agreste, Sie sollten sich so schnell wie möglich in Sicherheit begeben. Hier draußen ist es viel zu gefährlich für Sie!“ Dies sage ich ihm, als ich unten angekommen bin, denn falls es zu einem Angriff kommt, kann ich ihn immerhin schnell retten. Zudem wundert es mich, dass er genauso von den Auswirkungen um uns herum frei ist, wie ich. „Sobald ich meinen Sohn gefunden habe, werde ich dies tun, Cat Noir.“ „Keine Sorge, Monsieur Agreste, denn wenn ich ihn gefunden habe, bringe ich ihn ebenfalls in Sicherheit. Bitte, gehen Sie nun, bevor ich nicht mehr für Ihre Sicherheit alleine garantieren kann.“ Los, Papa, denke nicht an mich, sondern bringe dich in Sicherheit – ich komme schon klar. „Ohne meinen Sohn bei mir zu wissen werde ich keine Ruhe finden können, also nein, ich suche ihn weiterhin.“ „Oh, Monsieur Agreste, Sie sollten längst außerhalb der Stadt sein, wie der Rest von Paris.“ Ladybug ist zum Glück hier und übernimmt, denn ich habe keine Ahnung, wie ich Papa überzeugen kann zu gehen, wenn er auf stur schaltet. Dahingehend sind wir uns wirklich ähnlich. „Wie ich schon gerade Cat Noir wissen ließ, werde ich nicht ohne Adrien…“ „Bla, bla, bla, Sie werden in Sicherheit gebracht und damit hat es sich. Die Polizei hilft mit, genauso wie die Armee.“ Rena Rouge zerrt ihn einfach mit sich und verschwindet mit diesem aus unserer Reichweite. Erleichtert atme ich aus, denn mit diesem Verhalten habe ich kein Stück gerechnet. „Geht es dir gut, Cat Noir?“ „Ja, Ladybug, jetzt geht es wieder. Es war gut, dass ihr zwei gekommen seid.“ Wobei ich mich in Gedanken bei Rena Rouge entschuldigen muss, weil ich sie komplett ausgeblendet habe. Dass die Polizei sowie die Armee helfen macht uns diesen Kampf einfacher, wobei ich niemanden von denen bisher sah. „Shirado wird von einem großgewachsenen Typen festgehalten und er scheint irgendwas mit diesem vorzuhaben, denn eine große Sphäre schützt ihn vor äußeren Einflüssen. Tikki hat mir gesagt, dass wir von den Kräften nicht beeinflusst werden, weil wir die Kwamis bei uns haben. Meister Fu hat diese Annahme bestätigt, doch selbst ohne seinen eigenen Kwami war er von den Einflüssen verschont geblieben, also bleibt zu vermuten, dass der Kontakt mit einem Kwami über einen längeren Zeitraum zum Schutz gegen diese Kräfte ausreichen müsste. Habe ich etwa irgendwas gesagt, was falsch klingt?“ Anscheinend hat die Überraschung, die mir in Gedanken gekommen ist, sich in meinem Gesicht widergespiegelt – Papa war unbeeinträchtigt, also musste er zumindest einige Zeit Kontakt mit einem Kwami gehabt haben. „Nein, ich musste nur daran denken, dass diese Wesen kontrolliert werden und wir keineswegs abschätzen können, wie sie sich verhalten würden, wenn wir sie befreien und selbst wenn, kann der Kerl sie sicherlich wieder unter seine Kontrolle bringen. Unsere andere Wahl wäre den Typen direkt anzugreifen, aber dann holt er sicherlich diese drei Wesen zu sich und wir hätten keine Chance.“ Mich überfordert diese Situation gerade sehr, denn ich weiß wo mein Blondchen steckt, kann allerdings nicht direkt zu ihm. „Gibst du etwa schon auf, Cat Noir? Kein einziger Versuch? Keinen Plan? Rein gar nichts? Vom Träger der puren Zerstörung und hohen Stärke habe ich mehr erwartet, aber dann muss sich der Siegelmeister wohl in dir getäuscht haben – obwohl ich dachte, dass Liebe beflügelt.“ Ryurai macht seine Aufwartung und seine Worte gefallen mir keineswegs. Samurai hin oder her – ich werde nicht klein beigeben, damit er Recht behält. „Ah, der Kampfgeist ist zurückgekehrt. Gut so, denn der Siegelmeister muss sich auf seine Mitstreiter stets verlassen können, wie schlimm die Lage auch aussieht. Möge uns das liebevolle Lächeln unseres Meisters zu neuen Höhen führen.“ Er hat nur…, er hat ja Recht, ich darf niemals aufgeben und fange am besten damit auch nie wieder an. Carapace und Queen Bee haben einen guten Platz erwischt, sodass wir genau beobachten können, was der Kerl mit Shirado vor hat. Rena Rouge findet uns und sagt, dass die komplette Stadt nun menschenleer wäre sowie wir in einer Kuppel wären, die uns vom Rest der Welt trennt. Okay, nur noch wir sechs gegen drei Wesen und den Typen. Wobei der Mistkerl alleine ist im Moment und dies unsere Chance wäre. „Wie sollen wir vorgehen?“ Berechtigt ist die Frage von Carapace, denn jegliche Handlungen würden zu unserem Nachteil führen, es sei denn, wir teilen uns auf, aber auch dann gibt es keine Garantie. „Um einen Kampf kommen wir keineswegs herum, aber wir sind stark in der Unterzahl, damit wir gegen diese drei Wesen und ihrem Manipulator bestehen können. Unsere einzige Chance wäre es ihn direkt zu konfrontieren sowie zu besiegen, damit der Siegelmeister nicht für seine Schandtaten genutzt werden kann.“ Der älteste Miraculousträger von uns hat die Lage begutachtet und ist zu diesem einen Schluss gekommen – den ich ebenfalls in meinen Gedanken verwahre. „Durch meine Betäubung könnten wir uns einen Vorteil verschaffen.“ „Und durch meine Illusion könnten wir ihn ablenken, damit er leichter zu treffen ist.“ „Sollte er uns dennoch bemerken, kann mein Schutzschild uns schützen.“ „Kinder, ihr seht das große Ganze keineswegs – dieser Gegner stammt nicht von hier, was diese Wesen beweisen, die in Paris wüten. Wir müssen unsere Schritte gut überlegen, denn…“ „AAAAAAHHHHHH!“ Erschrocken sehe ich in die Richtung, aus der dieser Schrei kam und erkenne, dass diese Sphäre um Shirado mit ihm irgendwas macht, was diesem Schmerzen zufügt. Mich hält nichts mehr und ich stürme voran, denn dieser Mistkerl kann was erleben mein Blondchen schädigen zu wollen! „Hm? Interessant, mein Gegenstück aus dieser Welt greift mich an.“ Anhalten kann ich sowieso kein Stück mehr, also rase ich auf ihn zu und will ihm einen rechten Haken verpassen, den er mit seinem kleinen Finger mühelos aufhält, was mich innehalten lässt. „Geschockt, dass deine Kraft zu niedrig ist, um gegen mich etwas ausrichten zu können? Zwar trägst du die gleiche Macht in dir wie ich, allerdings unterdrückst du sie zu sehr, damit du wirklich stark bist. Gegen dich lohnt sich nicht mal eines der Legenden zu rufen, denn dich kann ich mit Leichtigkeit auslöschen.“ Flink weiche ich seinem Fausthieb aus und gehe auf Abstand, der leider zu kurz war, weil er mir nachgesetzt hat, um mich trotzdem zu treffen und ich somit in ein Haus krache. Selbst die Angriffe der Finsterlords waren heiße Luft gegen diesen einen Hieb. Noch schreit Shirado sich die Seele aus dem Leib vor lauter Schmerzen und ich frage mich, wie lange er diesen Zustand aushält. „Junge, du bist niemals alleine, also handle erst, wenn deine Mitstreiter mit dir ziehen.“ „Oho, ein Gegner nach meinem Geschmack, auch wenn du nicht die gleichen Mächte hast wie ich.“ „Ein Samurai sucht sich seinen eigenen Weg und ein Feind des Samurai wird mit Würde und Ehre niedergestreckt.“ „Großer Spruch für einen, der meinem Gegenstück Gesellschaft leisten wird.“ Langsam erhebe ich mich aus den Trümmern und sehe die Kampfhaltung von Ryurai, die anders aussieht, als die letzten Male. Unser Gegner hingegen hat sich locker die Hände in die Hosentaschen gesteckt, als wäre der Samurai keine Herausforderung für ihn. Wenige Sekunden später liegt Ryurai ein Haus weiter in Trümmern und ich konnte den Angriff nicht mal erkennen! Ladybug fesselt ihn mit ihrem Jo-Jo, während Queen Bee versucht ihn zu betäuben, aber Pünktchen wird mühelos herumgeschleudert und von ihrer Kollegin getroffen, ehe beide in meiner Nähe ins Haus krachen. „Pah, nur Schwächlinge leben hier, als ob diese Dimension keine Herausforderung wäre, aber so kann ich mein Reich nach meinen Vorstellungen gestalten.“ Den Angriff von Carapace lenkt er zu Rena Rouge und keine Sekunde später sind beide in einem anderen Haus gelandet. Wenn das so schlecht weitergeht, können wir nie Shirado retten. Los, Körper, stehe auf und rette ihn! „Kataklysmus!“ Lieber töte ich noch jemanden, anstatt auf Shirado zu verzichten. „Endlich zeigst du das, was du brauchst, doch dafür bist du zu spät – dein Hass gegen mich bringt nichts mehr.“ Dies werden wir noch sehen! Schritt für Schritt nähre ich mich ihm und schauspielere mein Humpeln nur, denn er soll unachtsam werden. Nur noch drei Meter und die überwinde ich in spielender Leichtigkeit. Keinen Millimeter bewegt er sich und ich treffe ihn in der Nähe seines Herzens. Siegessicher und zufrieden lächle ich, aber dieses Lächeln vergeht mir prompt, als er sich nicht zu Staub verwandelt. „Deine stärkste Kraft ist also dieser läppische Versuch von der Macht der Zerstörung, die durch deine Bosheit verstärkt wurde? Glaubst du wirklich, dass du mich, das personifizierte Böse aus der Pokémonwelt, damit auslöschen kannst? Du solltest dich mehr auf Hass, Machtgier und Mordlust einlassen, denn sonst wird das nie was mit dir – doch hast du dafür keine Zeit mehr. Auf Nimmerwiedersehen, mein Gegenstück.“ Wohlwissend, dass er mich töten wird, schließe ich meine Augen, aber ich spüre keinen Schmerz, sondern fühle mich in ein warmes Licht getaucht, welches eine Wohltat für meinen geschundenen Körper ist. Vorsichtig öffne ich meine Augen und sehe in Yuuras lächelndes Gesicht, während Joel den Typen in Schach hält. „Keine Sorge, wir drei werden übernehmen.“ Ihm nicke ich schwach zu und kann es kaum fassen, dass Yuura solch eine Fähigkeit hat. „Hmph! Hier habt ihr euch also jahrelang versteckt. Arceus macht es mir selbst in dieser Dimension schwer die Herrschaft zu übernehmen. Wo habt ihr denn eure Partner?“ Joel sagt kein einziges Wort, bis Yuura fertig ist und sich neben ihn stellt – gemeinsam mit Achromas. „Ash Ketchum, wir drei vollstrecken das Urteil im Namen von Arceus – deine Kräfte bannen wir für dreihundert Jahre.“ Synchron sagen sie ihm diese Worte direkt in das Gesicht, bevor aus ihren Körpern drei andere Wesen erscheinen, als die kontrollierten. „Xerneas – vereinigen wir uns!“ „Yveltal – vereinigen wir uns!“ „Registeel – vereinigen wir uns!“ Schwammig erinnere ich mich an das letzte Mal, als die drei diese Gestalt annahmen und ich denke, dass liegt an diesem Gedächtnislöscher oder -verzerrer, den Joel erwähnte. Jetzt allerdings sind alle Erinnerungen an damals präsent, nur der Gegner sitzt auf einem viel höheren Platz, als der Botanische Berater von früher. Achromas erhebt seinen Schild und lässt diesen leuchten, bevor er einen silbergrauen Strahl in Richtung von diesem Ash feuert. Moment…, mir kommt der Name Ash Ketchum bekannt vor. Woher kenne ich ihn nur? Ach ja, er ist der Protagonist aus einem Anime, aber dieser hier scheint eher ein Antagonist zu sein. Welche Version stimmt nun? Einige Meter wird der Getroffene zurückgedrängt, jedoch geht es diesem immer noch ausgezeichnet. Allerdings hat er kaum Zeit sich neu zu positionieren, denn Joel führt einen gewaltigen Schwerthieb aus, den er gerade so mit seinen Händen aufhalten kann. Dabei entsteht eine Druckwelle, die den Boden in eine Kuhle verwandelt und Glas in der Nähe zum Bersten bringt. Wow, diese Stärke hinter einem einzigen Hieb zu setzen – das muss Joel damit gemeint haben, dass er seine Kräfte kontrollieren kann. „Pah, von meinem ehemaligen Mitstreiter habe ich mehr erwartet, Glaceo.“ „Tsk! Ketchum, du hast vergessen, dass Yuura mich stärkt und ich dadurch dich damals besiegen konnte. Niemals wieder wirst du mich unter deiner Kontrolle haben.“ Beide scheinen sich wirklich gut zu kennen und ich frage mich, was für eine Vergangenheit sie alle vereint. „Kann sein, dass es damals so war, aber im Gegensatz zu dir, bin ich im Vollbesitz meiner Kräfte und es dauert nur noch zehn Minuten, bis der Siegelmeister vollkommen ausgesaugt ist und ich somit zum Herrscher dieser Dimension werde.“ „Also kannst du sie nicht spüren, sehr gut für uns.“ Unser Gegner wie auch ich sind verwirrt über seine Aussage, bis mir einfällt, dass der Weißhaarige mir von drei hohen Wesen erzählte, die für Stabilität sorgen. Erscheinen sie ebenfalls? Und wenn ja, wie würden sie reagieren? Die Position der beiden wird aufgehoben und Achromas feuert einen weiteren Strahl ab. Weswegen Yuura keinen Angriff ausführt wundert mich schon, jedoch sehe ich ihn nicht mal. Wo mag sich dieser hin verzogen haben? Shirados Schrei hört hingegen auf und ich schaue in die Richtung, in der er gefangen war. Dort sehe ich ihn in den Armen von Yuura, bewusstlos, aber frei von weiteren Schmerzen. „Wie? Ihr beiden wart die ganze Zeit nur die Ablenkung, damit das Mistvieh mein Ticket zur Herrschaft befreien konnte?! Ihr wagt es tatsächlich euren Herrscher zu hintergehen?! Dafür werdet ihr bezahlen! Dialga, Palkia, Giratina – töten meine Feinde und löscht alle Lebewesen in dieser Dimension aus!“ Bevor ich mich auch nur ein Stück bewegen kann, umgibt mich eine bunte Aura, die ich von Yuura kenne, was der Grund dafür ist, bekomme ich direkt mit, denn die schwarz flammende Aura um Ash pulsiert kräftig und vernichtet jedes Lebewesen, welches den Impuls abbekommt – keine Pflanze existiert mehr in diesem Umkreis. Solch eine Macht! Zugegeben, mir gefällt die Idee, dass ich ebenfalls so stark sein könnte, damit ich Shirado beschützen kann, jedoch will ich keineswegs ein Verrückter werden wie unser derzeitiger Feind. Ladybug und Rena Rouge gesellen sich zu mir, während Ryurai, Carapace und Queen Bee sich zu Yuura sowie Shirado gesellen. Drei riesige Wesen nehmen ihren Platz hinter Ash Ketchum ein, der noch mächtiger wirkt, als sowieso schon. Zudem dauert es nicht mehr lange, bis ich mich zurückverwandle und ich glaube eher, dass ich vorher sterbe, anstatt mich erneut einmischen zu können. „Spürt meinen Zorn! Dimensions-Trio, werdet zu euren stärksten Formen unter meinem Kommando! Tödliche Zeit – Dialga, Zerquetschender Raum – Palkia und Zerreißende Verzerrung – Giratina!“ Aus den Halsringen strömt eine Menge an böser Macht, die mir die Luft zum Atmen wegnimmt und die drei Wesen umschlingt, bis sie sich in deren Körpern eingenistet hat und die drei noch schrecklicher aussehen, als vorher – sehr viel beängstigender und todbringender. „Hehehe! Ahahahahaha! Niemand wird überleben können, nicht mal ihr drei, Colress, Kohei und Glaceo! Dann werde ich endlich mein Reich errichten und über meine erschaffenen Sklaven ewig herrschen können!“ Vollkommen verrückt trifft es eher, wie er sich verhält. So enden will ich wirklich nicht und deswegen darf ich niemals kleinbeigeben und muss standhaft bleiben. Allerdings dauert es wohl keine drei Sekunden, bis ich tot bin. Dunkelgrüne Haare kommen in mein Sichtfeld und die anderen haben sich somit zu uns gesellt, wobei ich Shirado in die Arme gedrückt bekomme, der keine Anzeichen von sich gibt und wohl bewusstlos ist. Bei seiner Belastung bis vorhin auch kein Wunder. „Möge der Stahl die Zeit retten.“ „Zerstörung soll die Verzerrung befreien.“ „Leben reinigt den Raum.“ Alle drei leuchten anders auf – Yuura farbenfroh, Joel schwarz und Achromas silbergrau – und über ihnen erscheinen diejenigen, mit denen sie sich vereint haben – Xerneas, Yveltal und Registeel. Dies will der Gegner jedoch keineswegs zulassen und er greift an, doch Ryurai sowie Carapace stellen sich ihm gemeinsam, sodass die Aktion gerade so abgewehrt werden kann. Zu unserem Unglück sind beide danach sehr erschöpft, obwohl sie sich vorhin gut gehalten haben. „Glücksbringer!“ Wozu braucht Ladybug eine Fernbedienung? Zwar sieht sie sich um, jedoch findet sie wohl keine Verbindung. Den zweiten Angriff versuchen nun Rena Rouge und Queen Bee zu stoppen, können jedoch keinen richtigen Widerstand leisten, ehe sie gegen Carapace sowie Ryurai krachen. „Cat Noir, halte Shirado gerade, denn ich muss ihn damit anvisieren.“ Anvisieren? Ihr Blick ist zwar sanft, jedoch bin ich zu angespannt, damit ich meine Liebe einfach von irgendwas treffen lasse. „Bitte, ich weiß nicht, was passieren würde, allerdings wird es besser sein als das, was dieser Ash Ketchum gerade macht – uns läuft die Zeit davon.“ Ironischerweise läuft sie keineswegs, was meine Partnerin vielleicht gar nicht ahnt. Wiederwillig stütze ich den schlaffen Körper so, dass dieser gerade ist, bevor sie einige Tasten auf der Fernbedienung drückt, bis eine finstere Kugel sie wegschleudert. „Weitere Ablenkungen dulde ich nicht mehr! Ich mache euch alle fertig!“ Gleißendes Licht erfüllt die gesamte Umgebung und ich bin zu nahe an der Quelle dran, weswegen ich meine Hände extra zum Schutz meiner Augen brauche. Erst nach einigen Sekunden dämpft es sich und ich kann gerade noch so meine Liebe auffangen. „Aha, von hier hast du also das Licht entführt und es zu ihm gebracht, kleiner Wichtigtuer. Sollte ich dich jemals wieder in meiner Dimension finden, werde ich dir deine Kräfte für immer nehmen – haben wir uns verstanden?“ Ziemlich einschüchternd wirken die Worte von dem Jungen mit den echt langen azurblauen Haaren, der einfach nur einen beigen Rollkragenpullover trägt, eine schwarze Stoffhose sowie weiße Halbschuhe. Seine weiße Umhängetasche mit türkisen Symbolen hat er einfach abgelegt und er zieht den Zapper an einem Ohr lang. Sein Blick schweift zu mir und ich kann langgezogene Pupillen sehen, die raubtierhaft wirken und goldgelb umrandet wurden. Seichter wird der stechende Blick und die Pupillen nehmen eine runde Form an. Weich und liebevoll sehen die Augen nun aus, die jedoch bei einem dunklen Kichern von diesem Ash ihre vorherige Form annehmen. „Zapper, du bist erstmal entlassen. Mein Ultimatum habe ich dir vorgetragen und damit hat es sich zwischen uns. Mann, du hast es erneut übertrieben mit deinen Plänen.“ „Klappe, Weib, ich stehe kurz davor eine Dimension zu beherrschen!“ „Ah ja, du willst diese Dimension also beherrschen. Dir muss dabei entgangen sein, dass die Menschen hier sich einen Dreck um ihren Planeten scheren und sich als höchstes Gut betrachten, obwohl sie rücksichtslose Idioten sind, die keine gleichwertigen Standards dulden. Im Prinzip wäre es mir wirklich egal, wenn du diese Dimension von diesem Abschaum befreist, allerdings hast du Dialga, Palkia sowie Giratina versklavt, damit sie deinen Zwecken dienen und du hast die letzte Hoffnung dieser Dimension zu unserer bringen lassen – was ebenfalls ein schweres Vergehen ist. Yuura, Joel und Achromas, ihr haltet weiterhin die drei auf, während ich meinen Mann ordentlich verhaue.“ Sind diese zwei etwa ein Paar? Jedenfalls glaube ich kaum, dass derjenige, der die gleichen femininen Züge besitzt wie mein Blondchen, eine Chance gegen den viel größeren und stärkeren Ketchum hat. Außerdem müsste ich mich schon längst zurückverwandelt haben, jedoch bin ich noch Cat Noir. Liegt das an der stillstehenden Zeit? Gelassen geht der neu angekommene Junge vor den drei verwandelten Mitstreitern seiner Seite, dabei sein weißes Gepäck umhängend, bevor er aus der Tasche kleine Bälle hervorholt – die er stumpf über sich wirft und sie sich vergrößern sowie grelle Lichtblitze aus sich herauslassen, die woanders Form annehmen. „Ho-Oh, Rayquaza, Arktos, Suicune und Viridium hast du also mitgenommen. Meinst du, dass diese fünf gegen mich eine Chance haben?“ „Natürlich nicht, mein werter Gatte, allerdings sind sie für andere hilfreicher. Viridium, hilf bitte dem grünen Helden, Rayquaza du stehst dem Samurai bei, Suicune, Arktos und Ho-Oh – ihr drei schafft die Mädchen hier weg, damit sie vor meiner Raserei beschützt werden.“ Raserei und wieso nur die Mädchen? Verstehen muss ich das im Moment wohl keineswegs, aber vielleicht kann ich nachher meine Antworten erhalten. Azurne Haare wehen im aufkommenden Wind, als ein weiterer Ball in seiner Hand sich vergrößert sowie sich öffnet. Hervor kommt ein Wesen, welches eine absolute Macht ausstrahlt, die mir niemals entgegenkommen sollte, weil ich chancenlos wäre. „Argh! Sogar Arceus hast du mitgebracht?!“ „Haargenau, mein lieber Mann, wir beide werden dich vernichtend schlagen und deine Kräfte für fünfhundert Jahre somit unterdrücken. Arceus – vereinen wir uns!“ Nach dieser Vereinigung ist die gütige Macht extrem gewachsen und in der Umgebung stellt sich Stück für Stück alles wieder her, was vorher zerstört wurde. Anders als Ladybugs Fähigkeiten sind die von diesem Jungen unglaublich effektiv nur durch sein Dasein – er scheint viel mehr in sich zu vereinen, als man meinen könnte. Verschiedenfarbige Tafeln umkreisen den neuen Kämpfer und er hält eine lichterlohe Lanze bei sich, die wunderschön aussieht, als wäre sie aus einer uralten Schatzkammer in irgendeinem Fantasyspiel. Vom Aussehen der Rüstung her gleicht sie fast der von Yuura, nur mit mehr Schutz an einigen Stellen und das Diadem auf dem Kopf hält einen Schleier auf Position, welcher keinen Millimeter das Gesicht verdeckt. Majestätisch, so würde ich das Gesamtkonzept beschreiben, nein, eher göttlich und dabei ist noch gar nichts weiter passiert. Ash greift in ein finsteres Portal und zieht ein extrem langes Zweihandschwert hervor, welches er mit Leichtigkeit handhabt, als wäre das Gewicht der Waffe keine Anstrengung wert. Beide sehen sich direkt an und warten nur darauf, dass einer von ihnen den Anfang macht. Angespannt schaue ich ihnen zu und den sich aufbauenden Druck zweier Mächte spüre ich nebenbei. Müsste ich diesen treffend beschreiben, wäre gigantisch keineswegs ein korrekter Begriff dafür. Eher ultimativ, ja, ultimative Mächte treffen sich gegenüber und wollen ein für allemal entscheiden, wer von ihnen das letzte Wort erhält. Plötzlich stehen beide auf der Position des anderen und der azurblaue Junge dreht sich galant um, mit einem siegesgewissen Lächeln, während Ash zu Boden geht und sein Zweihandschwert sich auflöst. Lediglich die drei verwandelten Wesen bleiben noch übrig, die aber so aussehen wie vor ihrer Verwandlung sowie ohne Ring. Alle vier Träger von Pokémon lösen ihren Zustand auf und die vorher herausgelassenen Pokémon kehren zurück in diese Bälle, bis auf dieses Ho-Oh, weswegen auch immer. „Azure-san!!!!“ Yuura schmeißt sich mit Tränen in den Augen an den anderen, der ihn lächelnd empfängt. Joel und Achromas verbeugen sich dazu im Gegensatz – ist dieser Azure eine höhere Nummer als die drei? Klar, er hat mit einem simplen Angriff seinen Gegner besiegt, der keinen Mucks von sich gibt. „Schön dich und Joel sowie Achromas wiederzusehen. Lange ist es her – nicht mehr weinen, Yuura, du hast doch deinen Joel da.“ Schon hängt der heulende junge Mann an seinem Verlobten. Anscheinend kennen die drei sich wirklich sehr gut. Stöhnende Geräusche kommen von meiner Liebe in meinen Armen und sie klingen schmerzhaft. Irgendwie habe ich keine Ahnung, wie ich ihm diese Schmerzen nehmen soll, außer er spürt meine Nähe stärker, weshalb ich ihn enger an meinen Körper drücke. Diese Handlung meinerseits wird mit einer fremden Hand gestoppt und ich knurre bedrohlich – mein Shirado! „Ruhig, Panther, ich bin genauso wie derjenige, den du beschützen willst. Leider musste er viel mehr Bosheit einstecken, als er im Moment verarbeiten kann. Keine Sorge, er wird wieder, sobald er von dir getrennt sein wird, weil du welche in dir trägst.“ Ich soll mich von Shirado trennen? Fassungslos schaue ich diesen Azure an und würde am liebsten ihn dorthin verfrachten, woher er gekommen ist – zurück in die Pokémondimension. „Den Blick kannst du dir sofort sparen, sonst schicke ich dich für fünfhundert Jahre woanders hin, Freundchen. Nie habe ich irgendwas davon gesagt, dass ihr eure Beziehung beenden sollt, sondern eine temporäre Trennung, damit sein Körper die Bosheit austreibt. Hättest du deine bösen Kräfte unter Kontrolle, könntest du ihm sogleich helfen, da dies jedoch nicht der Fall ist, wird die Entfernung zu dir am besten sein. Bis du jedoch mit deinen Kräften des Bösen klarkommen wirst, dauert es sicherlich noch einige Zeit und nein, es gibt keinen einfacheren Weg, sonst endest du wie mein Mann – manchmal spielst du verrückt, aber dafür kann er persönlich nichts. Joel, ich möchte, dass du ihn unterrichtest, denn er trägt ebenso die Zerstörung in sich, wie du, nur in anderer Form.“ „Jawohl, Azure-san.“ Werde ich denn nicht dazu befragt? Über meinen Kopf hinweg zu entscheiden gefällt mir keineswegs. „Entweder stimmst du dem zu oder ich werde veranlassen, dass du aus dieser Dimension getilgt wirst!“ „Aber Azure-san! Adr… ähm…, Cat Noir darf keinesfalls getilgt werden und ihm wurden diese Kräfte aus einer List heraus gegeben – zumindest die des Bösen.“ „Ist dem so, Joel? Dann werde ich darüber hinwegsehen dich zu tilgen, Junge. Allerdings hast du ein bisschen Bosheit von Ash abbekommen und dein Körper gibt es nicht heraus – somit hast du schon getötet und es als gutes Gefühl verbucht. Hach, ihr ollen Männer, die zu uns gehören müssen für ein Gleichgewicht macht nichts als Ärger – also muss ich mitziehen. Junge, dir gebe ich die Bosheit zusätzlich, die in den anderen eingedrungen ist, denn sie würden sonst mit der Zeit verdorben werden. Sobald alles in dir ist, wirst du bewusstlos werden und Joel kümmert sich darum, dass du in Ordnung kommen wirst. Gleichzeitig wird Yuura sich um mein Gegenstück kümmern, während Achromas und ich den Rest der Beweise beseitigen. Gute Nacht, Cat Noir.“ Sekunden später befinde ich mich in der wohltuenden Bewusstlosigkeit. ~ Azure Ketchum ~ So viel Arbeit in einer anderen Dimension zu haben gefällt mir kein Stück. Wenigstens scheint der Junge kompatibel mit unserer Art Bosheit zu sein, weswegen er kurzzeitig ein anderes Erscheinungsbild erhält, bis sich seine Verwandlung auflöst, wie bei allen anderen. Dialga konnte also die Zeit richten, gut, sonst wären die Lebewesen im Wasser erstickt, hätte es sich nicht beeilt mit der Reparatur. Giratina entzerrt alle Stellen, die verzerrt wurden und Palkia löst langsam die Kuppel auf. Nur Ho-Oh weigert sich strikt in den Phönixball zurückzukehren, damit ich ihn mitnehmen kann. Sagen weswegen er sich auf stur stellt will er ebenfalls nicht, also lasse ich dem Dickkopf seinen Willen. Nachdem der Cat Noir und das Licht dieser Welt voneinander getrennt sind, geht es Letzterem viel besser. Dessen eingeflossene Bosheit kann ich keineswegs entfernen, aber ich erkenne, dass der Körper wenigstens daran arbeitet alles umzuwandeln. Kopfschmerzen werden ihn noch einige Tage begleiten, jedoch wären sie aushaltbar. Mir macht eher Sorgen, dass diese Dimension wirklich am Abgrund steht und unsere mitreißen könnte, weil keine Balance zwischen Menschen, den anderen Tieren sowie den Pflanzen bestehen. Sollte es hier den Bach runtergehen, müsste ich den Zugang hierher vernichten und dies würde unserer Dimension einige Leben kosten, damit ich dies bewerkstelligen kann, aber besser einige freiwillige Opfer darzubieten, als alle ungewollt in den Tod zu reißen. Hoffentlich kommt es niemals so weit, aber die Prognosen stehen unterirdisch schlecht. „Azure-san, wir haben Ash Ketchum gefesselt und transportbereit.“ „Danke, Achromas. Technisch gesehen ist diese Welt rückständig und total dumm – weswegen bleibt ihr noch hier? Arceus hat euch nur zum Auskundschaften hergeschickt.“ „Ehrlich gesagt wollten wir zurück, jedoch trafen wir zu dem Zeitpunkt Shirado und er hat Joel aus einer sogenannten Akumatisierung befreien können, die keine weiteren Schäden im Nachhinein erfolgen ließ. Jedenfalls hat er diesem einen Job besorgt, Yuura mit einbezogen und unser Sonnenschein hat einen Narren an dem Siegelmeister gefunden. Mich behandelt er ebenfalls wie einen Freund und darum wollen wir erst noch bleiben und diesem helfen, Azure-san.“ „Aha, sehr interessant. Lebensschuld, Vernarrtheit und Freundschaft binden euch an ihn. Damals haben wir uns auf diesen Ebenen auch kennengelernt. Schicksal ist manchmal merkwürdig verworren, allerdings gilt es wohl in jeder Dimension gleich.“ „Dem Gedanken stimme ich zu. Willst du direkt zurück?“ „Am liebsten würde ich Yuura noch ein bisschen knuddeln und euch beide mit Arbeit belasten, jedoch muss ich zurück und Ash erklären, was er in seinem neuen Wahn getan hat. Fünfhundert Jahre sind auch schnell vorbei, weshalb er mit seinen gedämpften Kräften mich trotzdem unten halten will. Ob ein neuer Sohn dabei herauskommt, müssen wir sehen. Übrigens haben Gary und Ash Eich einen Sohn mit dem Namen Togeru bekommen. Stolz zeigte der Vater seinen Sohn seinem Opa und seiner Schwester, während die Mutter seinen Sohn ungern aus den Armen gibt – ein niedliches Bild. Paul und Hiroyuki hingegen scheinen auch nach zweihundert Jahren kein Kind zu wollen – zumindest Paul nicht, was ich schade finde, denn Arceus wartet nur darauf, genauso wie bei anderen Pärchen, die von ihm auserwählt wurden. Wann bist du denn bereit einen Partner zu finden?“ „Hoho, Azure-san, ich bin mit der Wissenschaft verheiratet, weswegen es bei mir wohl nie der Fall sein wird.“ „Quatsch erzählen kannst du dann, wenn du zurück bist. Ihr habt euch gezeigt, zum zweiten Mal, benutze dieses Mal jedoch keine deiner Erfindungen, damit das Gedächtnis der anderen durcheinanderkommen würde – sie sollen sich ab jetzt daran erinnern und ihr denkt euch Heldennamen aus, solltet ihr gebraucht werden – es sei denn, dass das Militär Interesse zeigt, dann löscht lieber die Erinnerungen aus und zeigt euch anders. Ich schaue noch kurz bei den drei Wesen vorbei, die diese Dimension stabil halten und gebe den Phönixball an mein Gegenstück weiter, denn Ho-Oh will nicht weg von diesem.“ „Wie du wünscht, Azure-san.“ An einem Ohr zerre ich den schlaffen Körper meines Mannes mit mir und verabschiede mich, bis ich vor den drei Wesen bin, die hier versuchen Ordnung zu halten. „Lange haben wir uns nicht mehr gesehen, Azure Sky.“ „Stimmt, es ist echt lange her – 450 Jahre oder so, aber ich heiße nun Ketchum mit Nachnamen.“ ~ Shirado ~ „Dies dürfte alles gewesen sein. Hauptsache beide wachen auf.“ „Gleich sollte Shirado frei von Bosheit sein.“ Stimmen, die mir bekannt vorkommen, bekomme ich zu hören und versuche meine Augen zu öffnen, damit ich haargenau weiß, welche zwei gerade sprechen oder ob weitere Personen vorhanden sind. „Geheimdienst und Armee suchen zumindest Shirado, wegen dem, was sie mitbekommen haben. Vielleicht müssen wir ihn dazu überreden unterzutauchen.“ „Das Problem im Ganzen wird dadurch nur schlimmer, zumal er keine Gefahr für die nationale Sicherheit ist – diejenigen, die ihn haben wollen, gefährden alle. Hätte ich bloß alle erwischt, dann wäre das Ereignis aus deren Gedächtnissen gelöscht – leider war der Umkreis zu weit im Durchschnitt.“ Los, Augen, öffnet euch! Mund, spreche! „Handelt Yuura überhaupt richtig, wenn er Ho-Oh in den Phönixball zwingt?“ „Anders wäre der Phönix von der Armee in Gewahrsam genommen worden, also war es richtig.“ „Joel…, Achromas…?“ Endlich bekomme ich mal was raus aus meinem Mund und bereue es direkt, denn mein Kopf pocht, während mein Hals schmerzt. Sogar meine Augen zucken heftig, als ich sie öffne, weshalb ich mir eher gewünscht hätte noch alles geschlossen zu halten. Na ja, geschehen ist geschehen, also kann ich mit den Schmerzen im Moment leben, bis es besser wird. Eine Flasche Wasser bekomme ich in die Hand gedrückt und trinke aus dieser – das war mehr als dringend notwendig. „Was…?“ „Ach ja, du wurdest bewusstlos. Der böse Ash Ketchum hat dich dazu benutzen wollen diese Dimension zu beherrschen, aber wir konnten ihn mit der Hilfe von Azure besiegen, sodass alles sicher zu sein scheint – nur ein Geheimdienst sowie die Armee scheinen dich zu suchen.“ „Sie gehen wohl davon aus, dass du eine Gefahr für die nationale Sicherheit bist. Niemals hätte ich gedacht, dass staatliche Organe hinter dir her sein könnten. Soweit meine Pokébots die Lage analysiert haben, kennen sie dein Aussehen, sodass wir deine markanten vorderen Strähnen abgeschnitten haben. Daraus habe ich einen Klon angefertigt, der von Yuura gerade in Position gebracht wird. Jetzt dürfte der exakte Moment sein, sodass der Klon – er hat keine Seele oder Herz, mache dir darüber keinen Kopf – entweder mitgenommen oder erschossen wird. Je nach dem habe ich dafür gesorgt, dass in den Köpfen der Menschen nach und nach das Gedächtnis zu diesem Fall ausgelöscht wird. Aha, hier ist das Signal und ich kann den Knopf drücken.“ Klon und Gedächtnis und…, ich komme kein Stück mit und nicke einfach. Dass ich plötzlich als Gefahr eingestuft werde finde ich keineswegs gut – immerhin will ich doch versuchen das letzte Siegel zu kreieren. Auf Joel landet Yuura und irgendwo in Paris wird es so grell, dass ich meine Augen erneut schließen muss, bis der grelle Blitz aufhört zu existieren. „Operation erfolgreich abgeschlossen – alle Menschen, die nicht direkt involviert waren, wissen nichts mehr von dem Vorfall.“ Die Computerstimme von dem Gerät an Achromas linkem Unterarm bestätigt den Vorgang wohl, den er mir erklärt hat. „Muss ich mir merken, dass diese Methode am effektivsten ist – alle Magnetilo haben zudem andere Art Beweise vernichtet und mein Virus im Internet sollte jeden Moment jeden Beweis getilgt haben. Wunderbar, Fall abgeschlossen – du bist nun frei, Shirado. Wenn Adrien aufwacht, bringen wir euch zum Anwesen der Agreste.“ Adrien ist ebenfalls hier? Wie es diesem geht? Cat Noir muss schon länger weg sein und ich konnte mich nicht für seine Hilfe bedanken, genauso wie bei den anderen Helden. All meine Erinnerungen in meinem Kopf sind zudem schwammig, als ob ich mich kein Stück erinnern darf, was genau passierte. Irgendwas scannt mich und Achromas sieht sich die resultierenden Daten an, bis er mich ansieht. „Dein Gehirn hat neue Synapsen geschlossen, die vorher inaktiv waren und selbst in deinem Säuglingsalter keine Verbindungen erhielten. In nächster Zeit wirst du Kopfschmerzen sporadisch erhalten – allerdings würden sie recht heftig ausfallen. Am besten hilft dir Nähe zu Adrien, denn dieser entspannt deinen Körper. Für weitere Angelegenheiten werde ich einige Papiere ausfüllen, sodass ihr zwei sie an diejenigen verteilen könnt, die davon wissen müssen. Hinsichtlich einer Sache muss ich dich noch unterrichten – die blauen Spitzen deiner Haare erscheinen trotz unseres Schnitts. Dies scheint etwas mit dir als Siegelmeister zu tun zu haben, weswegen ich keine wissenschaftliche Antwort darauf finde.“ Daraufhin nicke ich simpel, denn viel fällt mir zu alledem sowieso nicht ein – zumal ich zu geschafft bin. „Lieber Joel, ich möchte schmusen.“ „Nachher, Yuura, wir haben noch einiges zu erledigen. Braucht Adrien noch seine Zeit oder wacht er auf?“ „Sechs Minuten… exakt jetzt.“ Erleichtert atme ich aus, denn der blonde Schönling und ich – irgendwie ist eine Trennung zwischen uns merkwürdig geworden, auch wenn ich preisgegeben habe, dass er Zeit für andere nutzbar machen sollte. Kleinlich möchte ich keineswegs werden, aber ich bin im Augenblick zu geschafft für weite Denkaufgaben. Funkelnde Augen sehen plötzlich in meine und ich zucke zusammen, da ich damit kein Stück gerechnet habe. „Ho-Oh will bei dir sein und deswegen habe ich hier den Phönixball, worin er steckt. Rufen kannst du ihn leider nicht, aber vielleicht in naher Zukunft.“ Verwirrt sehe ich erst Yuura und danach den kleinen Ball an, der eine kleine Kette am unteren Ende hat, welche haargenau meinem Halsumfang angeglichen zu sein scheint. Protestieren will ich im Moment nicht, also lege ich mir die Kette um und als ich den Verschluss schließe, bekomme ich das Gefühl, als ob ich diese Halskette niemals abbekommen würde. Versuch Nummer Eins zeigt das schon und ich seufze müde, weil es den gleichen Zustand hat, wie das Millenniumsarmband. Glückssterne kann es anscheinend trotzdem geben, denn es stört mich keinesfalls im Alltag. „Wo sind wir überhaupt?“ Gedanklich brannte die Frage andauernd in mir, jedoch kam sie erst vorhin heraus, als ob der beste Augenblick dieser Moment wäre. „Ach ja, du warst nie bei uns oben – hier leben Joel, Achromas und ich – es ist die Wohnung über dem Café.“ Jetzt ergibt es mehr Sinn, weshalb die drei sich so frei bewegen können, ohne sich zurückzuhalten. Eines dieser Magnetilo klopft seicht mit einem Magneten an ein Fenster hier – ich denke Wohnzimmer – und der Wissenschaftler öffnet die glasige Trennung zwischen Wohnung und der näheren Umgebung, damit seine Maschine eintreten kann. Kaum hat er einen Bericht in seinem Maschinenarmband, lächelt er leicht und das wundert mich nun. „Gute Nachrichten, alle Daten von heute wurden weltweit komplett gelöscht – niemand kann sich an diesen Vorfall erinnern und es wird somit niemand einen von uns verdächtigen.“ Pure Erleichterung zieren die Gesichter von dem verlobten Paar und auch ich scheine dementsprechend auszusehen, denn meine Gesichtsmuskeln lassen darauf schließen. „Shirado!!“ Neben diesem Zimmer scheint das zu sein, in dem Adrien wohl gerade aufgewacht ist, denn man hört sein Stampfen und wie schnell er die Tür aufreißt, als wäre ich in Lebensgefahr. Erstarrt sieht er zu den drei Wohnungsbesitzern, bis er mich bemerkt und in einem Hechtsprung mich umwirft, sodass wir auf dem Sofa landen. Seine Umarmung schmerzt regelrecht und ich komme nicht mal dazu irgendwas sagen zu können, denn er küsst mir den Rest an Luft weg, sodass ich Panik bekomme. Zum Glück stoppt Joel ihn und ich kann freier atmen, werde allerdings keinen Zentimeter von ihm wegbewegt. Regelrecht besitzergreifend zieht er mich auf seinen Schoß – nachdem er sich richtig hinsetzt – und lässt mir keine Wahl. Anscheinend braucht er das gerade und ich lasse ihn – in der Nacht wird er sowieso meinen Hintern beanspruchen. Mir fällt gerade ein, dass ich noch wissen muss, wann die Hochzeit nun ausgetragen wird. „Joel und ich haben schon geheiratet, aber keineswegs gefeiert. Zudem durfte ich nicht seinen Nachnamen annehmen und diese Frau im sogenannten Standesamt hat es nur widerwillig getan. Wenigstens haben wir die Papiere erhalten.“ „Wann genau denn jetzt?“ „Am zwölften April dieses Jahres, aber das Datum steht doch in dem Code.“ „Da ich wirklich mathematische Probleme habe, Yuura, kannst du es mir keineswegs verübeln, wenn ich da nicht ganz mitkomme. Dass diese blöde Kuh euch jedoch eine unterirdische Hochzeit beschert hat, finde ich unerhört! Zudem finde ich es unerhört von mir, dass ich euren schönsten Tag verpasst habe, der jedoch überschattet wurde. Euer Geschenk von mir wird eine bombastische Hochzeit sein, die ihr niemals vergessen werdet. Diese Kuh soll dann die Aufnahmen sehen und sich schuldig fühlen wie sonst was!“ Ungerechtigkeit kann ich wirklich gar kein Stück ab und darum bin ich gerade auf 180! Widerworte will ich gar keine hören und ich werde vom Blonden im Redeschwall gestoppt, der mich erneut luftlos küsst – dabei brauche ich die Luft zum Meckern. „Ruhig, Kleines, du kannst nicht alle Dummheit der Welt in Intelligenz wandeln. Mit deiner Idee einer wundervollen Hochzeit hast du schon genug getan und Yuura weint vor Glück.“ Wind aus den Segeln – Stillstand auf See – so sind gerade meine Gedanken. Lieber würde ich weiter über solche Menschen wie diese Frau schimpfen, aber da ich das Paar glücklich gemacht habe, lasse ich es sein und genieße die Nähe zum Blonden. Wie ich die Hochzeit noch in die Sommerferien quetsche, muss ich schauen, denn in den Urlaub fliegen Vater und ich sowieso noch. Gedanken darüber mache ich mir, wenn ich genug Schlaf nachgeholt habe, denn ich bin müde und die Nähe sowie Hitze von Adrien lullen mich ein. Kapitel 20: Ein Wunder kommt selten allein ------------------------------------------ Ein Wunder kommt selten allein ~ Zapper ~ Die Kooperation mit Ash Ketchum war ein totaler Reinfall und dass er jemanden hat, der ihm überlegen ist, hätte er ruhig erwähnen können. Hauptsache ich treffe diesen Mistkerl nie wieder. Böse Wesen anderer Dimension wären vielleicht eher dazu fähig Shirado dem Meister zugänglich zu machen. Jedoch scheint selbst der Meister einen anderen Weg gefunden zu haben, ohne mein Zutun in dieser Angelegenheit. Diese Dimension hier ist sehr altmodisch und ich glaube kaum, dass ich hier welche finde, die mit der moderneren Welt außerhalb ihrer Anschauung klarzukommen. Elektrizität haben sie doch, wie ich eben erkennen kann, also sind sie technologisch weiter als gedacht. Jetzt fehlt mir nur noch das Licht dieser Welt zu finden und gleichzeitig die Bosheit, damit ich sie hereinlegen kann und somit zwei starke Gegner für den Haufen auf der anderen Seite herausschicken werde. Ja, eine wirklich gute Idee. „Menma! Komm‘ zurück! Hierher! Akito triffst du in ein paar Tagen wieder, also halte durch, wie die letzten Male.“ „Papa! Aki, Papa, Mama, Papa!“ „Hach, mein süßer kleiner Raufbold, Akito ist auf einer Mission, weshalb es noch dauert, aber bisher hat er keinen Termin mit dir verpasst. Denke daran und Mama kann sich um deinen Brei kümmern.“ „Mama!“ Jemand klassifiziert sich als Mama und ist dabei ein junger Mann?! Wo bin ich bitte gelandet? Vorsichtig schleiche ich mich weiter hinein in den Garten und bin wohl in dem eines ziemlich reichen Jemands gelandet, in dem merkwürdige Tiere auf ziemlich aufgeweckte Babys aufpassen – nur eines liegt faul auf einem Stoffkissen, welches die Form eines Menschen besitzt. Hmmm…, könnte ich die Babys entführen und sie in die Dimension von Shirado bringen, hätte ich ein Elternpaar, welches sicherlich leichter zu überzeugen wäre. Schwierig wird es schon, denn die Tiere passen recht gut auf die Kleinen auf, als wäre es selbstverständlich. Weit genug scheine ich im Moment weg zu sein, allerdings muss ich näher heran, damit ich agieren könnte. Erstmal heißt es beobachten und Abstand wahren. Bei dem ganzen Besuch, der hier täglich kommt, und der Anzahl an kampfstarken Personen wäre es unmöglich die Babys als Druckmittel zu nehmen. Sechs Babys zu entführen sollte keine große Schwierigkeit darstellen. Jemanden als Komplizen habe ich gefunden, der irgendeine Rechnung mit diesen Leuten offen hat und unser Plan kommt nun zur Geltung. Schleichend bewegen wir uns in das Anwesen und hoch, dorthin, wo die Räume des Nachwuchses sind. Leider bewachen die Haustiere diese – der Fuchs bei einem, die Katze bei den Zwillingen und der Panther bei den Drillingen. Deren Ohren sind schon spitz, weswegen sie wohl wach sind und bemerken, dass irgendjemand im Anwesen herumschleicht. Mein Kumpan schaltet die drei Tiere in Windeseile nacheinander aus, ohne zu viel Lärm zu machen. Dass er dafür in jeden Raum einzeln muss, war spektakulär anzusehen. Kein Geräusch erfolgt danach, sodass alle weiterhin schlafen. Perfekt und wir können die Babys einsammeln, die zwar murren, jedoch ihren Schlaf nicht unterbrechen. Unser Vorhaben läuft wie geschmiert und ich öffne ein Portal, damit er den nächsten Schritt einläuten kann. „Wir sehen uns, sobald ich die Eltern überzeugt habe herzukommen.“ Ohne länger zu warten verschwindet er und ich schließe den Durchgang, bevor ich einige Beweise – natürlich gefälscht – verteile und mich aus dem Anwesen schleiche. Stunden später werde ich mich mit ihnen befassen, aber erstmal darf ich mich ausruhen. ~ Shirado ~ Geschrei weckt mich und ich wundere mich, wieso ich Geschrei höre, denn bisher drangen von außen nur wirklich sehr laute Geräusche ins Zimmer des Anwesens. Der große Fernseher sollte ebenfalls aus sein und ich habe keine Ahnung, woher die Laute kommen könnten. Murrend öffne ich meine Augen und versuche den Ursprung auszumachen, während der Blonde seelenruhig weiterschläft – trotz des nahen Lärms. Grapschen kann er wirklich kein Stück lassen, aber das ist im Moment zweitrangig, weil das Geheule zu einem Plärren wird. Schwerfällig drehe ich meinen Kopf zur anderen Seite vom Bett und sehe zwei weinende Babys. Na ja, die machen ja nichts und ich kann meine Augen schließen, denn ich bin noch müde. Prompt fliegen meine Lider hoch und ich starre die zwei Babys an. Wie kommen bitte zwei Säuglinge hier hinein? Vorsichtig nehme ich sie mir und lege sie auf Adriens Brust ab, da ich meine von dem harten Untergrund hochgenommen habe. Langsam werden sie ruhiger und ich kann die Tränen wegwischen. „Alles ist gut, niemand tut euch weh.“ Ihre Bodys haben sogar ihre Namen aufgestickt, was ich hilfreich finde und sie sind sogar in Hiragana. „Shirotani und Shigure, guten Morgen.“ Lächelnd sehe ich in ihre verheulten Augen und versuche damit ein wohliges Umfeld aufzubauen – immerhin sind es Babys und sie vermissen sicher ihre Eltern. Shigure lächelt zurück, nur Shirotani baut weitere Dämme in den Augen ab – worauf sein Schluchzen hindeutet. „Fünf Minuten noch, Shirado, dann bringe ich dich zum Höhepunkt.“ Für diesen Spruch hätte Adrien welche verpasst bekommen, allerdings will ich die Kleinen keineswegs in Gefahr bringen, wenn er hochschießt aus seinen Träumen. Kurzerhand lege ich die zwei weg – zumal Shirotani Adrien mit großen Augen ansieht – und zwicke dem Jungen unter mir in die Wangen. Eineinhalb Sekunden später schießt er hoch und hat dabei seine Hände von meinem Po weggezogen, damit er diese um meine Hüfte hat. Diese Position finde ich im Angesicht der Säuglinge doch recht intim und werde knallrot. „Erst weckst du mich wieder fies und plötzlich wirst du knallrot – geht es dir nicht gut, Shirado?“ „Papa…, Papa…“ Komplett erstarrt blinzelt er nicht mal und sein Griff lockert sich. Überrascht bin ich von seiner Reaktion schon und ich winke mit einer Hand vor seinen offenen Augen – keine Reaktion erfolgt. Der kleine Shirotani hat den Blonden kaputt gemacht, wie es den Anschein hat. Mich überrascht hingegen, dass dieser zwischen uns krabbelt und sich an die Brust von Adrien drückt. Obwohl er einige Zeit keine Reaktion gezeigt hat, umschließt der Agreste das Baby mit seinen Armen und hält es somit fest. Bevor Shigure sich zu einsam fühlt, nehme ich ihn mir und dieser kichert glücklich. „Awww, Mama und Papa mit ihrem Nachwuchs – da wird Onkel Plagg ganz anders bei.“ Witzig versucht der kleine Roboter zu sein, aber verbessert wird die Situation dadurch kein Stück – wir haben Babys bei uns, die angezogen sind und sogar Namen tragen, ohne miteinander geschlafen zu haben. Kaum ist eine Woche nach dem letzten Vorfall vergangen, scheint das Schicksal uns einen neuen aufzuschlagen. Allerdings muss ich zugeben, dass mir dieser Umstand gefällt – kleine Babys sind einfach herzallerliebst. ~ Marinette ~ „Bleibst du wohl mal hier! Hey, nicht darauf! Du machst das noch kaputt! Warte doch!“ Tikki und ich wurden mit einem Baby wach, welches mich geboxt hat, ehe es mein Zimmer in seiner Randale umgestaltet. Dabei scheint es zu heulen, aber ich höre eher Angst heraus. Zudem ist dieses Baby recht grob und hat meinen Kwami weggehauen. Zu unserem Unglück kann es sogar Wände hochkrabbeln und sich von dort fallen lassen – ein normales Baby ist das schon mal nicht. Es spricht auch in einer anderen Sprache und ich verstehe es eher schlecht – ich bin darin nicht so erfolgreich wie Shirado und Adrien – aber irgendeinen Aki, seine Mama und seinen Papa scheint er zu rufen. „Marinette, was ist denn mit dir heute früh los?“ Papa kommt in mein Zimmer und er wird direkt von dem Baby angefallen, welches von der Decke über ihn sich runter hat fallen lassen. Attentatsbaby – wäre mal ein Film, der bei dem Anblick am besten passen würde. Jedenfalls versucht Papa den Frechdachs von sich zu bekommen, doch dieser ist flink und boxt ihn an einigen Stellen, sodass er keineswegs hinterherkommt. Vielleicht schaffe ich es ja, ihn nun zu erwischen und es klappt sogar. Weit weg von mir halte ich ihn trotzdem und Mama wundert sich, wo wir zwei bleiben. „Oh, ein Baby. Wo hast du es denn her, Marinette?“ „Keine Ahnung – ich bin aufgewacht und es ebenso, bevor es randaliert hat.“ Das Zimmer sieht aus wie ein Schlachtfeld und das Kleine zappelt ziemlich kräftig weiter. „Menma…, wenn ich richtig gelesen habe steht da Menma auf dem Body. Irgendjemand kümmert sich also um den kleinen Menma und sie müssen aus Japan stammen, denn das sind japanische Schriftzeichen.“ Wenigstens wird er endlich ruhig und ich nehme ihn vorsichtig zu mir. „Frage mal Shirado, denn er und Monsieur Fleur stammen ja von dort.“ Ihre Idee will ich schnell in die Tat umsetzen, aber der Kleine schlägt mir mein Handy aus der anderen Hand und lacht dabei gehässig, als ob ihn das Leid anderer erheitern würde. Durch meine Tollpatschigkeit verliere ich beim Aufheben das Gleichgewicht und falle hin, sodass dieser Menma erneut lacht und somit einen besseren Morgen hat, als ich, wobei er von Papa sicher gefangen wurde. ~ Nathaniel ~ Liebeskummer ist der dümmste Zustand, den ich bisher zu spüren bekam. Hätte ich doch bloß nach dem Chaos letzte Woche Marinette nichts über meine Gefühle ihr gegenüber gesagt, wäre es mit mir noch recht angenehm. Dem ist leider kein Stück so und zum Glück mussten meine Eltern beruflich verreisen, sodass ich meinen Kummer mit Alkohol ersaufen konnte. In der Schule hat es niemand bemerkt und trotz unserer Abmachung, trotzdem Freunde zu bleiben, fühle ich mich dreckig. Ihre Gefühle für Adrien hat sie abgebaut, sodass sie mit ihm befreundet bleiben kann, aber dass sie in mir einen guten Freund und nichts weiter sieht, hat mir echt den Rest gegeben. Und dann war Marc gestern noch da und hat gesehen, was ich die letzten Tage nach der Schule gemacht habe – allerdings ist das meine Schuld gewesen, weil ich vorher hätte aufräumen können. Er hat mich nur überrascht angesehen und dann schelmisch gefragt, ob er mitmachen dürfte, was mich verwirrte, aber wir haben getrunken und uns danach geküsst, bis wir gegenseitig unsere Kleidung vom Körper gerissen haben. Oh man, ich habe Marc…, Shirado wird mich einen Kopf kürzen, weil er den Jungen immer noch nicht kennenlernen konnte und ich diesen auch noch… Alkohol sollte ich wirklich ab jetzt meiden und mich aufraffen, denn ich kann schlecht mich jeden Tag besaufen und dann auch noch einen Freund nehmen, als wäre er mein Eigentum. Die Erinnerungen daran treiben mir die Schamesröte ins Gesicht, denn so bin ich sonst keinesfalls. Ob Marc überhaupt noch mit mir befreundet sein will? Beide waren wir total dicht, aber Kopfschmerzen oder Übelkeit bleiben bei mir aus. Nun liegt er noch zum Teil auf mir und schläft in Ruhe, während ich seit einiger Zeit meinen Gedanken nachgehe. Ruhig ist er wohl doch nicht, denn seine andere Hand, die ich im Moment nicht im Blickfeld habe, streicht mir über eine Wange. Manchmal pikst ein Finger hinein, aber es macht mir keineswegs was aus. Hätte man mir vor Wochen gesagt, dass ich mit Marc schlafe und es mir nichts ausmacht, dass er mich im Schlaf streichelt, hätte ich denjenigen für verrückt erklärt – nun bin ich es. Der Schmerz in meiner Brust ist auch ein Stück weit leichter zu ertragen – woran das auch liegen mag. „Neji, Papa, Mama, Papa?“ Bei der Stimme zucke ich leicht zusammen, denn ich weiß, dass mein Bettgefährte keine so hohe Stimme besitzt und sein Mund zu weit weg von meinen Ohren liegt. Da ich wissen will, wer hinter dieser Stimme steckt, recke ich meinen Hals höher und verändere meine Kopfposition, sodass ich in das Gesicht von einem Baby sehe, welches über meine Aufmerksamkeit erfreut zu sein scheint. Okay, so schnell kann ich mir keine Geburt vorstellen und wir beide sind männlich. Irgendwas ist faul daran, dass ein Baby bei uns im Bett liegt. „Ähm, hallo, Baby?“ „Hmmm…, dir auch einen guten Morgen, Schatz.“ Dass Marc plötzlich antwortet und mich mit einem Kosenamen betitelt, macht meine derzeitige Lage keinen Deut besser. „Zwar wünsche ich dir auch einen guten Morgen, Marc, aber ich rede mit dem Baby über dir.“ Peinlich berührt sind wir beide, aber er noch mehr, denn er fängt an zu stottern und verdeckt sein Gesicht mit der Bettdecke. Sogar ihm scheint der viele Alkohol nichts auszumachen und er muss wohl gerade die Nacht zurückerhalten sowie seinen Spruch vorhin. Murmelnd ist er wohl erstmal in seinen Gedanken und ich nehme mir das kleine Wesen, damit ich es genauer betrachten kann. Seine Freude bringt es hervor, weil ich es hochhalte und denkt, dass ich mit diesem spielen will. Niedlich finde ich das Verhalten schon und Marc traut sich wieder hervor. „Du, Nathaniel, sind wir jetzt schon Eltern geworden oder träume ich noch?“ Seine Worte deuten darauf hin, dass er in mich verschossen ist – sonst wäre diese Nacht sicher keinesfalls passiert, aber ich habe ihn eher dazu benutzt meinen Schmerz zu bedecken. Schämen sollte ich mich schon, aber im Moment bin ich dazu weniger in der Lage. „Nein, du träumst nicht und das letzte Nacht war… ich kann es schwer beschreiben. Ehrlich gesagt war ich dir mit meiner Aktion kein Stück gerecht, denn ich habe dich benutzt um meinen Liebeskummer abzudecken und…“ „Nathaniel, es ist für mich in Ordnung.“ Baff sehe ich ihn an und lege das Baby auf meine nackte Brust ab – wobei nur das Kleine irgendwas am Körper trägt. „Weißt du…, ich…, ähm…, stehe total auf dich und das letzte Nacht…, können wir gerne wiederholen, damit es dir besser geht.“ Gibt er mir gerade einen Freifahrtschein ihn benutzen zu dürfen, auch wenn ich seine Gefühle nicht erwidere? Richtig verarbeiten kann ich das im Moment kaum, aber irgendwas in mir sagt, dass ich mit ihm vielleicht eher über den Herzschmerz hinwegkommen würde. Moralisch gesehen bin ich sowieso schon auf der falschen Seite, da macht ein weiteres Vergehen den Speck kaum mehr fetter. „Hast du dir das wirklich gut überlegt, Marc? Wir haben schon die Grenze einer Freundschaft weit überschritten und ich empfinde keine Liebe für dich, von daher würde ich dich nur ausnutzen sowie verletzen.“ „Aber das reicht mir schon…, ich hätte nie gedacht, dass ich überhaupt ein Freund von dir werden könnte und… letzte Nacht war wunderschön. Von dir würde… ich mich gerne ausnutzen lassen.“ Verkaufe dich doch nicht unter deinem Wert, Marc! Fluchende Worte fallen mir nur ein, aber das Baby sollte diese niemals sich anhören müssen. Marcs abwartender Blick macht es mir schwerer eine Entscheidung zu fällen und sobald Shirado davon weiß… „Bist du dir zu einhundert Prozent sicher?“ „So sicher war ich mir noch nie.“ Seufzend schließe ich meine Augen und sehe ihn nach dem Öffnen erneut an. „Unser Arrangement gilt, aber lass‘ uns nachher niederschreiben, was der jeweils andere zu beachten hat, sonst fühle ich mich unwohl dabei, dich auszunutzen.“ Ihn scheint das wenig zu stören, denn er lächelt glücklich und ich komme mir vor wie das letzte Arschloch, auch wenn die Nacht sich gut anfühlte. „Papa, Mama, Neji, Neji?“ Ach ja, das Baby…, da es einen Body trägt, worauf der Name gestickt ist, können wir es beim Namen nennen, wenn ich mit dem Handy eben ins Internet gehe. Stück für Stück fotografiere ich die Zeichen und lasse die Suchmaschine alles analysieren. „Minato.“ „Mama! Papa!“ „Haha, hallo, Minato. Dein Timing für einen Besuch hättest du besser wählen können, aber am besten helfen Marc und ich dir deine Eltern zu finden.“ Wobei Shirado uns am schnellsten helfen könnte, denn es sind japanische Schriftzeichen und somit japanische Eltern. Dafür müsste ich ihn vielleicht darüber in Kenntnis setzen, was Marc und ich vereinbart haben oder ich kann das Thema hoffentlich irgendwie umgehen. ~ Alya ~ „Argh, du kleiner Windbeutel kommst gefällig wieder runter, sonst gibt es Ärger!“ Nora macht es mir keineswegs einfacher damit, Takumi in die Arme zurückzubekommen, wenn er da an der Decke mit allen Vieren hängt und seinen Bogen an sich presst. Dass ein Baby an der Decke hängen kann ist mir neu, aber dass er es schafft den Bogen dabei zu halten und trotzdem alle vier Gliedmaßen an der Decke zu halten finde ich interessant. Superheldenbaby Takumi – das muss ich unbedingt in meinen Ladybugblog setzen, obwohl er ungewöhnlich asiatisch aussieht und wiederum nicht. Moment…, genauso sieht Shirado ebenfalls aus – viel japanische Gene und einen Hauch anderer. Könnte es sein, dass dieser Takumi ein heimliches Baby von Adrien und Shirado wäre? Auch wenn die Vorstellung lustig ist, weiß ich, dass die beiden in ihrer Beziehung keineswegs diesen Schritt getan haben – unser Siegelmeister bleibt unschuldig stur, aber lässt unseren herzensguten Adrien einiges durchgehen. Beobachten macht bei denen erst so richtig Freude. „Komm‘ zu uns, Takumi!“ „Hierher, los!“ „Ella und Etta, ihr zwei macht die Situation mit euren Worten kein Stück einfacher für uns.“ „Menno, wir wollen doch nur Takumi halten.“ Hach, bei denen kann ich mir vorstellen, dass sie den armen Jungen als Puppe verwenden werden. Deswegen versuche ich eine andere Methode, sonst bekommen wir ihn niemals runter. „Mein lieber kleiner Takumi, bockig an der Decke zu hängen bringt dir sowie uns nichts, also schließen wir einen Kompromiss – du kommst von dort oben runter zu mir und ich nehme dich mit in die Schule. Nach der Schule trommle ich meine Freunde zusammen und wir suchen deine Eltern. Klingt das gut genug für dich?“ Dickköpfig will er mich wohl neiderstarren, aber Dank den Zwillingen kann ich mit Dickköpfen umgehen. Blick gegen Blick – wer von uns gibt nach? Eindeutig er, denn er lässt sich von der Decke fallen und wir vier Mädchen springen alle auf den Landepunkt zu, nur um gegeneinanderzuprallen und als weichen Landeplatz zu dienen, denn er bleibt in der Luft, bevor er auf Noras Kopf landet und mich von oben herab abwartend ansieht. Wer auch immer die Eltern sind, die müssen echt Nerven aus Stahl besitzen. ~ Nino ~ Dieser Mako ist mir ein Rätsel. Egal was ich mache, er verzieht keine Miene – kein Anzeichen von überhaupt irgendwas. Augenblicklich starrt er mich an, als wäre ich ein Schwerverbrecher, weil ich null Ahnung habe, was sein Problem ist. „Hör‘ mal, Kleiner, ich muss in die Schule und wenn du mir keine Zeichen gibst, kann ich dir bei nichts helfen.“ Wieso ich ganz normal mit einem Baby rede finde ich selbst verrückt, jedoch zeigt er endlich eine Reaktion und deutet auf seinen Unterleib hin. Danach starrt er mich erneut an, als ob ich nun weiß, was er von mir will. Mensch, ich hätte nie gedacht, dass ein Baby so viel Arbeit bedeutet und es auch welche gibt, die keine Heulsusen sind, wenn sie was haben wollen. „Soll das heißen, dass du deine Windel voll hast?“ Das einzige, was mir in den Sinn kam, denn sonst wüsste ich nicht, was sonst dort unten machbar wäre. Weil er nickt, freue ich mich jedenfalls, dass ich endlich erfahre, was ihn bedrückt – denke ich zumindest. Mein nächstes Problem liegt darin, dass ich eine Windel besorgen muss und Feuchttücher… „Mama, haben wir noch Windeln übrig?“ Peinlicher Morgen, Teil 1 – Wenn eine Mutter nachfragt, wieso man eine Windel braucht. ~ Shirado ~ Beide Babys sind so niedlich und Adrien konnte Windeln auftreiben sowie Feuchttücher, damit ich diese wechseln konnte. Danach war für Shirotani meine Wenigkeit nur noch Geschichte, denn er labert Adrien dicht, als wäre dieser wirklich der Papa. „Papa…, Papa…, Papa…, Papa…, mjam mjam.” Total hilflos sieht der Blonde mich an und ich kann ein Kichern seinen Lauf lassen. Zu meiner Verstärkung macht Shigure mit und damit wären wir schon zu zweit. „Mjam mjam kann sicherlich Essen bedeuten. Wir wissen zwar deren Alter nicht, aber ich gehe davon aus, dass Shirotani älter sein muss, denn er redet auf seine Art und Weise.“ Kommunikation ist sehr wichtig und einer von beiden redet immerhin, wenn auch recht eigenartig. Anhänglich ist er zudem auch noch und wenn ich mich dem Schönling nähre, bekomme ich fauchende Laute zu hören – wenigstens kommt mir der Junge in meinen Armen sympathischer rüber. Somit gehen wir in den Speisesaal und von dort aus in die Küche, denn feste Nahrung können beide schlecht zu sich nehmen – davon gehe ich aus. Nathalie hat uns verfolgt und ihren Gesichtsausdruck voller Unglauben quittiert das Baby in meinen Armen mit kichern. Wirklich ein sehr fröhliches Baby. Ihre weiteren Bewegungen wirken auf mich recht mechanisch und sie hat uns kein Wort gesagt, weswegen ich glaube, dass sie von unserem Anblick geschockt ist. Schulterzuckend quittieren wir ihr Verhalten und suchen was zusammen, damit die zwei essen können. Zeitdruck herrscht schon, aber wir zwei können unser Frühstück in die Hand nehmen, denn mehr als ein Sandwich wird das sowieso nicht werden, weil das ganze Obst ordentlich püriert werden muss. Trotz seiner vielen Fähigkeiten kann mein fester Freund absolut nichts in der Küche zaubern – aber schneiden kann er gezielt und flott. Darum schäle ich das Obst und er zerkleinert dieses, wobei die Kleinen auf dem Boden neben uns sitzen, denn es fehlt uns an Sicherheit für sie. Zwischen unseren Beinen ist es daher am sichersten und es macht ihnen nichts aus. Monsieur Agreste kommt in die Küche und will gerade was sagen, als ihm das Wort im Hals stecken bleibt, er ungläubig auf uns mit den Babys starrt und danach umkippt. „Papa hat echt mit seiner Reaktion übertrieben – er sollte sich freuen, dass er Großvater wird.“ „Adrien, konzentriere dich darauf zu schneiden, sonst kommen wir zu spät zur Schule. Deinen Vater bekomme ich schon wach.“ Indem ich diesem ganz simpel ein Glas Wasser ins Gesicht schütte, dieses verstecke und meine Tätigkeit von vorhin fortsetze, damit ich keinen Ärger bekomme. Schelmisch lächelt mich Adrien an, gibt mir einen Kuss auf die ihm zugewandte Wange und schnibbelt dann weiter. Einige Sekunden später erwacht Monsieur Agreste und wundert sich, weswegen er auf dem Küchenboden liegt, bis er Shirotani hört, wie dieser erneut die volle Aufmerksamkeit von Adrien will. Für mich wirkt er wie eine Prinzessin, die heult, wenn es nicht nach ihrem Kopf geht. „Shirado und ich machen euch Frühstück, also warte, bis wir fertig sind, bevor ich dich halten kann, Shirotani.“ Prompt bockt dieser herum und will weinen, was mich genervt seufzen lässt – das Theater hatten wir schon vor einer halben Stunde und vor einer – mir reicht es. „Solltest du dich nicht benehmen können, beanspruche ich Adrien ganz für mich und du schaust ins Leere.“ Trotzig sieht er mich an, aber weil der Schönling diese Idee am besten findet, schaltet er schnell und wird ruhig. Schlaue Babys sind das. Räuspernd macht der Hausherr auf sich aufmerksam und wir stoppen in unserer Tätigkeit. „Diese zwei Babys sind doch nicht wirklich eure, oder?“ Unbehaglich stellt er uns diese Frage und beim Blick vom Blonden kenne ich schon dessen Antwort, was ich mit einem Augenrollen unkommentiert lasse. „Doch, sie kamen letzte Woche aus Shirado und waren schon so groß. Shirotani und Shigure heißen sie, nach ihrer Mutter. Findest du sie nicht auch herzallerliebst, Opa?“ Den Drang zu lachen muss ich stark unterdrücken und versuche mich weiter auf meine Tätigkeit zu konzentrieren, während ich versuche in Gedanken Adrien zu vermöbeln, dass er gleich sagt, dass diese zwei nach mir benannt wären. Das Blond von Shirotani gleicht unserem Gemisch, klar, aber die schönen blauen Haare von Shigure wären nur von meinen Spitzen aus vergleichbar. Jedenfalls weiß Monsieur Agreste gar kein Gefühl mehr zum Ausdruck zu bringen, denn seine gemischten Gefühle erhalten keine Ruhe. So viel Gefühl habe ich bisher noch nie bei ihm gesehen. Unterdessen sind wir fertig und pürieren das ganze Obst zu Brei, nehmen die Kleinen zu uns und setzen uns auf die saubere Arbeitsfläche, weil hier ein Tisch fehlt. Leider verwehren die zwei den Zugang des Breis in ihren Mund, was unsere zeitliche Lage keinen Deut besser macht. Allerdings kommt der Hausherr zu Sinnen und geht fassungslos – der einzige Gesichtsausdruck der übriggeblieben war – aus der Küche. „Später erzählst du ihm die Wahrheit, Adrien, denn den richtigen Eltern will ich diese zwei keineswegs vorenthalten.“ „Mir gefällt aber die Idee, dass du die Mama von unseren Kindern sein wirst.“ „Überlege dir lieber, wie die beiden den Obstbrei zu sich nehmen.“ Antworten kann er mir schon, nur ist er von der Aktion von Shirotani überrascht, der an ihm ein Stück hochklettert und dessen Mund an seinen Hals legt. Schmerzhaft zieht er die Luft ein und somit beißt oder saugt der Kleine am Hals herum. Vampirbabys? Niemals im Leben sind das Vampirbabys. Nach nur wenigen Sekunden klettert der Junge zurück in den Arm vom Grünäugigen und zeigt auf die blutende Wunde und danach auf den Obstbrei. Aha, wir sollen unser Blut also reinmischen – merkwürdige Essensgewohnheit, aber wenn sie es so kennen, wären wir in Zugzwang – besonders wegen der ablaufenden Zeit. Kurzum stecke ich einen Finger in den Mund von Shigure, der beißt zu und das Blut lasse ich vom Finger in den Obstbrei tropfen, bevor ich diesen mische und ihm anbiete. Skeptisch wird der Brei zwar noch angesehen, aber wenigstens probiert er diesen endlich und danach gibt es kein Halten mehr. Erheiternd anzusehen ist das freudige Glitzern in den Augen des kleinen Bündels an meiner Brust und ich lächle selig. „…geborene Mutter…“ Flüstert mein Freund etwa ehrfürchtig vor sich hin und meint, dass ich davon kein Sterbenswort mitbekomme? „Sagt der geborene Vater zur Mutter.“ „Ja~.“ Oh weh, dieses Ja war…, mir fehlt eine korrekte Beschreibung dafür. Endgültig finde ich zu negativ besetzt, aber es klang so, als hätten wir gerade eben irgendwas besiegelt. Tolle Wurst, ich glaube, ich muss konsequenter aufpassen, was zwischen ihm und mir geschieht. Da Shirotani gerne zwischen den Löffeln voll Brei quatscht, braucht er länger als Shigure bei mir und ich bringe diesen schonmal dazu ein Bäuerchen zu machen. Zufrieden mit der Welt scheint der Kleine nun zu sein und kuschelt sich an mich, damit er wohl dösen kann. Babys brauchen ja viel Schlaf, damit sie ihr Wachstum mit Energie versorgen. „Wo hast du überhaupt die Windeln her?“ „Im Lager war noch eine angebrochene Packung von damals, als ich welche brauchte, die ist allerdings nun leer.“ Komische Windeln, die sich mehrere Jahre noch halten, aber glücklicherweise haben sie das. Auf alle Fälle müssen wir noch Windeln für den restlichen Tag bei uns tragen, sonst kann es eng werden. Kaum steigen wir aus der Limousine wird Adrien umgenietet, nachdem ein tiefes „Papa“ zu hören war. Noch ein Baby hat seine Eltern verloren und Adrien zieht die Kleinen eher an als ich – wobei Shigure bisher loyal mir gegenüber war. „Entschuldigt, aber Menma ist schwer zu bändigen – die ganze Bäckerei sieht aus wie ein Schlachtfeld.“ Marinette, du siehst kaum besser aus, aber zum Glück denke ich mir das nur. Menma und Shirotani zanken sich jetzt um Papa Adrien, während ich versuche unsere Freundin ein bisschen aufzumuntern. „Ihr zwei habt also auch Überraschungen erhalten.“ „Wie du sehen kannst, ja, aber ich habe das niedlichste Baby bei mir, Shigure, während Shirotani wie eine kleine Prinzessin Adrien für sich beansprucht – jedenfalls hat er einen weiteren Konkurrenten bekommen.“ Beide schaukeln sich recht hoch dabei, wer nun den Blonden für sich haben darf, weswegen ich mich gezwungen sehe einzugreifen. „Ruhe, ihr zwei – Adrien kann auch sagen, dass ihr zwei nicht bei ihm sein dürft, also benehmt euch gefälligst!“ „Mama!“ Schon springt mich Menma freudig an, aber nietet mich keineswegs um. Lediglich den Schmerz am Hals und den damit auftretenden Sauggeräuschen verbinde ich damit, dass er Hunger hat. „Ähm…, tut mir Leid, er wollte nichts von mir essen und den Brei rührte er auch nicht an.“ „Ist schon gut, Marinette, wir wissen, dass diese Babys Blut zum Essen brauchen oder wohl nur Blut.“ Denn der Kleine leert mich noch, so gierig saugt er. Satt leckt er die Wunde noch ein paar Mal ab und kuschelt sich an mich. Na ja, zwei kleine Babys zu halten fällt mir keineswegs schwer, nur ist der Schwarzhaarige größer sowie schwerer als die anderen beiden. Drei Babys haben Eltern, die nach ihnen suchen und ich hoffe wir finden sie – Ricardo und Felix habe ich schon mit dem Fall betraut und Joel hört sich im Café um sowie bittet um weitere Hilfe von den Gästen, sollten diese was mitbekommen. „Hey, Leute.“ „Neji, Mama, Papa!“ Wer ist das denn neben Nathaniel und in seinen Armen? Wäre es möglich, dass meine Suche endet? „Guten Morgen ihr drei. Stellst du mir deine Begleitungen noch vor, Nathaniel?“ Zuckt er ernsthaft bei einer ganz normal gestellten Frage zusammen? Oho~, er verbirgt etwas vor mir, was ich ihm keineswegs übelnehme, da jeder seine Geheimnisse für sich behält, jedoch meint er anscheinend, dass er meinen Ärger verdient hätte. „Ähm…, ich bin Marc und das in Nathaniels Armen ist Minato.“ „Ha! Endlich treffe ich dich, Marc. Keine Ahnung wie du mir tagelang entkommen konntest, aber es freut mich sehr, dass ich dich guten Freund von Nathaniel treffe.“ Schüchtern ist er wirklich, denn er wird knallrot und bekommt kein Wort heraus. Bin ich echt so einschüchternd? Bisher kenne ich niemanden, der mir dies gesagt hätte. Plötzlich habe ich Minato an mir, der auch an meinen Hals will. Mensch, diese Babys saugen mich noch leer, wenn weitere ankommen sollten. „Alter, sechs Babys von japanischen Eltern kann niemals ein Zufall sein.“ Nino und Alya halten auch zwei niedliche Säuglinge bei sich. Aww, so süße und niedliche Babys findet man sicherlich sonst nirgendwo. „Takumi und Mako, zappelt nicht so viel. Wollt ihr etwa zu Shirado?“ Und schon habe ich fünf Babys bei mir, was Adrien reduziert, indem er Shigure und Menma zu sich nimmt. Mako und Takumi hingegen wollen ihren Hunger ebenfalls bei mir stillen und ich lasse sie einfach machen. Später bereue ich es sicherlich, aber Säuglingen das Essen zu verweigern ist schlimmer. Unterrichtsbeginn bei Madame Mendeleiev im Chemieraum – ein wunderbarer Start in den Tag mit kleinen aufgeweckten Lebewesen. Kaum betritt sie den Raum, schaut sie Adrien sowie mich an, als ob wir was dafür können, dass die sechs Kleinen sich nur bei uns einigermaßen ruhig verhalten. Billigen will ich das ebenso wenig, aber wenn sie nur so ihre Ruhe behalten, lassen wir die Babys das machen, was sie möchten. Gerne hätte ich noch mehr über Marc erfahren, aber dies müsste ich bis zum nächsten Treffen aushalten. „Shirado und Adrien – was macht ihr mit sechs Babys in meinem Unterricht?“ „Aufpassen, dass es denen gut geht und sie ruhig sind, denn nur bei uns beiden benehmen sie sich einigermaßen. Außerdem werden wir nach der Schule ihre Eltern suchen, denn wir können diese sechs niedlichen Wesen schlecht behalten. Einige suchen schon nach den Eltern.“ „Na gut, aber sobald eines der Kleinen anfängt laut zu werden oder Chaos zu veranstalten, schmeiße ich euch raus.“ „Jawohl, Madame Mendeleiev.“ Besser laufen hätte es keineswegs können und wir beide atmen erleichtert aus, weil wir heute als Ausnahme zusammensitzen. Wegen den neugierigen Blicken der Jüngsten unter uns lässt unsere Lehrerin die Theorie recht kurz ausfallen und macht ein ungefährliches Experiment mit uns. Wir sollen einige Chemikalien zusammenmischen und diese draußen zusammenfließen lassen. Sie ist so gut und trägt die Flüssigkeiten von uns beiden, weil die Süßen uns nicht verlassen wollen – weshalb auch immer. Ziemlich anhänglich sind sie, aber das macht sie nur niedlicher. Draußen im Schulhof verteilt Madame Mendeleiev ihre Schüler in Zweiergruppen und gibt die Punkte an, wohin die Flüssigkeiten geschüttet werden sollen. Weil alle es gleichzeitig machen müssen, damit es funktioniert, zählt sie von fünf runter. Null ist erreicht und die bunten Flüssigkeiten reagieren miteinander, ehe sie fluffig werden und zusammenwachsen, bis ein fluffiges Schloss entsteht – irgendwie zumindest. „Zuckerwatte ohne Geschmack und ungefährlich – perfekt geeignet zum Spielen für kleine Entdecker.“ Hat sie etwa gerade eben angedeutet, dass die Babys einen Spielort erhalten haben? Furchtlos springt Menma vom Blonden runter und düst in die Zuckerwatte, bis wir ihn fröhliche Laute aussprechen hören. Minato folgt ihm neugierig, jedoch gelassener, während Shirotani SEHR viel Zuspruch von Adrien braucht, bis er sich an den Spielort traut. Mako, Takumi und Shigure können wohl noch nicht krabbeln, aber sie legen wir nahe genug heran, sodass sie ebenfalls ihren Spaß erhalten. Handys werden herausgenommen und einige Fotos geschossen, wie die sechs spielen und Spaß dabei haben, bis die Zuckerwatte sich auflöst und keine Spuren hinterlässt – kurz vor Stundenende ist das der Fall. Chloé will ein Baby halten und es ist gerade Menma, doch dieser rammt sie und darum begrüßt sie den Boden, während der Kleine triumphierend seine Brust anschwellen lässt. „Nein, Menma, das macht man niemals! Entschuldige dich bei Chloé, sie wollte dir gar nichts antun.“ „Mama, Papa, Aki! Aki, Mama, Papa!“ „Egal was du mir gerade sagen willst, so etwas macht man einfach nicht!“ Beleidigt zieht er eine Schnute, aber er sagt irgendwas zu ihr und krabbelt dann bockig an Adrien hoch, damit er bei diesem schmollen kann. Dieser sieht verlegen in die Runde, weil Shirotani prompt anfängt zu nörgeln und Shigure kichert. Merkwürdig sind diese Babys, aber trotzdem niedlich und ich sammle die anderen drei ein. Ähnlich verhält es sich in den anderen Unterrichtsstunden ebenfalls und in der Mittagspause schlafen die sechs ein – nachdem sie mich noch mehr leergesaugt haben. Schwindelgefühl ahoi! Mitten in der letzten Stunde vom heutigen Tag wachen sie alle auf einmal auf und ein paar von ihnen heulen – ihre Windeln sind voll. Beim Gestank nebenbei ein Wunder, dass niemand umgekippte. Wechseln der Windeln liegt an mir, während der Waschlappen von dem sonst so starken Mann Abstand hält. An Unterricht ist in dem Moment sowieso nicht mehr zu denken, zumal wir rausgebeten wurden. „Gleich seid ihr wieder sauber und rein – mit frischen Windeln ganz fein.“ Feuchttücher brauchen wir direkt als Nachschub, denn für heute Abend reichen sie keineswegs aus. Fertig mit dem Wechseln kommen die vollen Windeln in den Müll und der Schultag endet auch gleichzeitig mit dieser Aktion. ~ Zapper ~ „Andere Dimension und Shirado Fleur… Jegliches Eindringen unsererseits zeigt echt keine Folgen?“ „Überhaupt keine, Reikaru-san. Wesen aus einer anderen Dimension waren erst vor einigen Tagen dort und diese konnten ein Portal in diese Dimension öffnen, sodass Shirado Fleur eindrang und die Babys dadurch stahl.“ „Aha, aber sobald wir dort sind, kann ich nicht für deine Sicherheit garantieren, Zapper – selbst hier bei uns geht das nur, weil wir Meister die beiden unter Verschluss halten.“ „Nachvollziehen kann ich deren Wut, sonst wäre ich keineswegs gekommen, um meine Beobachtung mitzuteilen.“ Weiszumachen, dass der Siegelmeister der Entführer ist, war doch schwieriger als gedacht und bei den ganzen Fragen, komme ich mir eher in einem Verhör vor, als in einem Gespräch. Allerdings ging es zu meinen Gunsten aus. „Persönlich stört mich nur, wie dieser Shirado ohne besondere Fähigkeiten hier eindringen, die Ninjatiere ausschalten sowie die Babys stehlen konnte. Dies wird sich sicherlich beim Erstkontakt klären. Zapper, im Namen unseres Oberhauptpaares danke ich dir für diese Informationen. Sollten die beiden mit ihren Kindern vereint sein, werden sie sicherlich ruhiger und können dir selbst ihren Dank aussprechen. Misaki, Konohamaru, Shiro, Suigetsu, Sharitano, Kiba-sama – wir brechen auf!“ Haha, dieses Mal bin ich mir sehr sicher, dass mein Meister auferstehen wird, denn mit diesen mächtigen Gegnern kann niemand gegen mein Ziel ankämpfen. „Bevor ich es vergesse – du kommst mit uns, denn wir wissen nicht, wie dieser Shirado Fleur aussieht.“ Mist, damit habe ich kein Stück gerechnet. Zuschauerplätze besitze ich also dieses Mal nicht, aber ich kann mich sicherlich vom Acker machen, sollten sie unaufmerksam sein. Junsei Reikaru öffnet mit Leichtigkeit ein Portal, als wäre diese hohe Fähigkeit selbstverständlich auszuführen, wie das Atmen. Nervös schlucke ich den Kloß im Hals runter, denn ich bin keineswegs so mächtig wie er und will mich auch niemals gegen ihn wehren müssen. Zuerst schickt er diese schwebende Gefängnissphäre durch die Dimensionsüberschreitung und dann die anderen, bis wir beide durch sind. Auf einem Hochhaus sind wir gelandet und das Portal schließt sich nach unserem Übertritt. „Positiv, Neutral und Negativ sind die einzigen vorhandenen Mächte hier, was problematisch wird, sollten wir zu viel anwenden. Hier der Plan! Sharitano, du bleibst bei der Sphäre, denn als deren Adoptivkind dringst ein Stück weit zu den beiden durch. Kiba-sama, Suigetsu, Konohamaru, Shiro, Misaki und ich durchsuchen diese Stadt – nebenbei werde ich Zapper mit mir führen und euch beim Anblick von Shirado eine Illusion senden. Inzwischen werde ich diesen Ort in unseren Wald verwandeln, wodurch wir uns einen Vorteil verschaffen, sollte unser Gegner im Stadtkampf besser handeln. Ansonsten müssen wir uns beeilen, denn ich habe keine Ahnung wie lange die Schutzsphäre bei wütend gewordenen mächtigen Eltern hält.“ Die Gruppe verteilt sich und ich erlebe, wie mächtig dieser Junsei noch sein kann – ganz Paris ist in einem riesigen Wald verschluckt worden, in dem es kein Entkommen zu geben scheint, weil die Baumreihen sich verdichten und in die Höhe schießen. Sporadisch scheint die Sonne an manchen Stellen durch. Nochmals muss ich den Kloß im Hals schlucken und ich hoffe doch, dass mein Partner wenigstens seinen Teil der Abmachung beibehält. ~ Shirado ~ Nur wenige Minuten nach Schulschluss, als wir uns aufteilen wollen zum Suchen, wachsen dicke Bäume in die Höhe, als ob Stein und Beton keineswegs existieren würden. Bestimmt ein neuer Gegner, der es auf die Miraculous oder mich abgesehen hat – natürlich hoffe ich darauf, dass ich es dieses Mal aussitzen darf, wegen den Babys. Sechs zufriedene – bei Takumi und Mako denke ich es mir wegen den funkelnden Augen – Gesichter bestaunen die Bäume und wirken aufgeweckter als vorhin. Dass sie noch mehr aufdrehen können wäre schön vorher zu wissen. Plötzlich habe ich alle sechs Babys an mir und Adrien verabschiedet sich von uns – genauso wie Marinette, Alya und Nino. Shirotani sowie ich sind wenig davon bezuckert, dass der Blonde einfach abhaut, aber ändern kann ich diese Lage ebenso wenig. Nathaniel und Marc nehmen mir je zwei Säuglinge ab, sodass ich mit Shigure und Menma in meinen Armen einen Anhaltspunkt finde, damit ich im Café Kalos nachfragen kann, ob sie dort neue Erkenntnisse erhalten haben. „Wäre es ein guter Zeitpunkt um zu fragen, wohin wir gehen? Irgendwie finde ich diesen Wald zu düster.“ Recht hat Marc, jedoch scheinen der Wald und Paris verschmolzen zu sein, denn bizarr sieht unsere Umgebung nun aus. Wohin können wir bloß, ohne die Babys in Gefahr zu bringen? Autos, Busse und wohl auch die U-Bahnen fahren bei den Hindernissen keineswegs. Ob die Bäume überhaupt tief gehen wäre schon ein Fortschritt zu wissen. „Lasst uns die nächste U-Bahnstation aufsuchen und schauen, ob wir eine Bahn zum Café Kalos erhalten, denn dort wären wir sicherer – besonders die Kleinen.“ „Können wir uns sparen, Shirado, denn die Wurzeln der Bäume haben das gesamte Untergrundbahnnetz eingenommen. Nadja hat es gerade eben berichtet.“ Wunderbar, dann müssen wir uns durch den Wald bewegen, der keinen einladenden Eindruck verbreitet. Mutig zu sein gehört ebenfalls zu den Eigenschaften, die ich erlangen muss, also Kopf durch die Wand und ab mit mir. Hauptsache die anderen zwei Babyträger folgen mir. ~ Adrien ~ Nachher werde ich dermaßen von meinem Blondchen zusammengestaucht, dass ich mit verführerischen Worten schlecht mich herauswinden werde. Am besten plane ich im Kopf ein romantisches Date, damit er mir verzeihen wird – André der Eisverkäufer wäre doch eine schöne Idee. Ihn zu finden ist wie eine Schatzsuche und als Belohnung bekommt man Eis – ja, die Idee finde ich super. Zuerst muss ich allerdings als Cat Noir den Feind besiegen und damit den Frieden in der Stadt wiederherstellen. Stellt sich nur die Frage, wo ich hin muss und auf wen ich treffe. Tiefes Knurren ertönt hinter mir und ich schaffe es gerade so noch meinen Stab zur Verteidigung zu nutzen. Übermäßige Muskelkraft besitzt der Angreifer und ich schaffe es gerade so unsere Position aufzulösen. In meiner neuen Position kann ich meinen Gegner ausmachen und er ist ein menschlicher Wolf – kein Werwolf oder Wolfsmensch, sondern ein menschlich aussehender Wolf, der seine scharfen Zähne zeigt und mich als Gegner auserkor. „Dein Geruch…, du warst bei den Babys. Demnach müsste der andere starke Geruch von dir Shirado sein.“ Was?! Will er etwa mein Blondchen angreifen? Allein ein Schlag von diesem würde dem zarten Körper meiner Liebe ernsthafte Schäden hinterlassen – wenn nicht sogar diesen töten. Er will wegspringen, doch ich bin schneller und versperre ihm den Weg. „Niemals lasse ich zu, dass du meinen Shirado in die Klauen bekommst. Zeige mir, wie stark du wirklich bist, Wolf.“ „Pft! Kater verspeise ich im Schlaf, Kleiner. Ohne dämonische Gene bist du kein wahrer Gegner für mich.“ Dämonische Gene? Lange darüber nachdenken kann ich nicht, denn ich muss seinen Angriffen ausweichen oder im Notfall parieren, wobei sehr viel Kraft meinen Körper verlässt. Seine Muskelkraft übersteigt meine um Längen, aber aufgeben werde ich keinesfalls – Shirado ist in Gefahr! ~ Marinette ~ „Marienkäfer verbrennen sonst in zwei Sekunden zu Asche – die nicht mal übrigbleibt und du wehrst meine Solarbälle ab, als ob sie ein laues Lüftchen wären. Sag‘ schon, wer bist du?“ „Ladybug und eine Beschützerin von Paris sowie des Siegelmeisters.“ „Konohamaru Sarutobi, ein vollwertiger Sonnendämon. Auftragsmäßig soll ich einen gewissen Shirado Fleur lebendig einfangen und diesen mit den Babys zu Naruto bringen, weil dieser diese entführt hat. Verletzungen inbegriffen.“ Oh nein, Shirado wurde in einen Komplott verwickelt und dieser Naruto muss wohl auf die Babys aufpassen, sonst… Einem Angriff nach dem anderen muss ich blocken und ich bin froh, dass er auf Distanz gegangen ist, denn beim Nahkampf wäre ich schon ausgeschaltet. „Würdest du denn dir anhören, was Shirado zu sagen hat?“ „Wozu denn? Schuldig gesprochen wurde er schon und Naruto sowie Sasuke sind mit den Entführern oder Angreifern ihrer Babys recht kompromisslos – wer ihnen schadet der stirbt. Naruto würde als Mutter sicherlich noch mit sich reden lassen, wenn er sich abreagiert hat, aber bei Sasuke ist man unten durch – auch wenn er es niemals zugeben würde, dass er seinen Nachwuchs an erster Stelle setzt.“ Ziemlich gesprächig dieser Konohamaru – anscheinend ist ihm langweilig, obwohl ich versuche mit ihm mithalten zu können, weil seine Angriffe schneller erfolgen, als ich mein Jo-Jo dauerhaft schwingen könnte. Solch einen übermächtigen Gegner treffe ich zum zweiten Mal und ich schäme mich ehrlich, dass ich weder Ash Ketchum noch meinem jetzigen Gegner gewachsen bin. Eine Idee muss her, sonst war es das für mich. ~ Chloé ~ Immer diese Angreifer, die hinter Shirado her sein müssen. Gibt es denn nicht viel wichtigere Personen? Meine Großartigkeit wird jedes Mal in den Schatten gestellt. Zugegeben, ohne ihn wäre ich nicht diejenige, die ich heute bin – Queen Bee. Auch Ladybug gilt mein Dank, aber ehrlich, können diese Schurken kein anderes Ziel wählen? Der Titel Siegelmeister muss wirklich schwer zu ertragen sein, wenn solche Probleme häufig auftreten. Wenigstens bin ich nun Teil der Lösung und kann helfen. Einem Wasserstrahl muss ich ausweichen und suche nach dem Ursprung dieses Angriffs. „Tsk! Blöde halbe Sekunde Aufrufdauer. Stachelliese, ich werde dich verfickt nochmal entstacheln, wenn du mir nicht sagen kannst, wo ich diesen Shirado finde, damit ich mein Patenkind zur Zuckerpuppe und Papa Oberhaupt heroisch bringen kann.“ „Was bist du denn für eine Knalltüte? Ungeheuerlich ist deine Art zu sprechen und dass du Shirado mitnehmen willst. Los, Kreisel!“ Weswegen weicht er meinem Angriff nicht aus, sondern lächelt schelmisch? Den Grund dafür bekomme ich einige Augenblicke später mit – mein Kreisel dringt mit Leichtigkeit durch seinen Körper, der komplett aus Wasser besteht. Davon bin ich zu überrascht, sodass ich mein Timing verhaue und meine eigene Waffe abbekomme. „Tja, wer sich überschätzt, der bekommt es dick zurück. Chancenlos bist du auf jeden Fall, also kommen wir zurück zu dem Fundort von Shirado.“ Verschmitzt grinst der mir auch noch zu, als ob er den Kampf schon längst gewonnen hätte. Aufgeben werde ich auf keinen Fall, also muss er sich warm anziehen – irgendwo hat dieser Wasserkopf eine Schwachstelle. Meinen nächsten Angriff blockt er mit seinem übergroßen Schwert ab und als er an der Schnur meines Kreisels zieht, damit ich in seiner Richtung fliege, lasse ich diesen zu spät los, um dem Schwerthieb auszuweichen. Schmerzen sollte normalerweise auftreten, aber sie fehlen. Weil ich meine Augen vorher geschlossen habe – sie nun wieder öffne – habe ich nicht mitbekommen, wie dieser Ryurai den Schwerthieb mit seinem Katana aufgehalten hat. „Queen Bee, sichere den Siegelmeister ab, um diesen Gegner kümmere ich mich.“ „Oho, du scheinst mir echt was drauf zu haben – ich wollte schon immer einen Samurai verkloppen.“ Für den Kerl bin ich kein Gegner und wäre Ryurai nur im Weg, also nehme ich ohne ein Murren diesen Befehl an – es geht um mehr als mich im Moment. ~ Nino ~ Nicht ein einziger Angriff von mir trifft meinen Gegner, der verschiedene Angriffe nutzen kann, ohne Bewegungen ausführen zu müssen. Schweben ist schon eine geniale Fortbewegungsart, jedoch für mich gerade ein Nachteil, zumal irgendwas ihn umgeben muss, was mir verwehrt bleibt zu erkennen. „Carapace, alias Nino Lahiffe, fünfzehn Jahre, Krieger des Meeres der Monsterwelt, zusammen mit Alya Césaire, alias Rena Rouge. Wahrlich interessante Informationen, die du mir zugespielt hast – leider besitzt du ungewöhnlich hohe Abwehr dagegen, dass ich herausfinde, wo Shirado Fleur sich versteckt. Dahingehend muss ich dich wohl mental wie körperlich brechen, obwohl du kein Dämon bist. Tut mir Leid, Mensch, aber als Meister der Musik und Vorfahre von Naruto werde ich meine Nachkommen retten.“ Selbst bei seinem Gerede kommt kein Angriff durch. Trotzdem darf ich nicht aufgeben, sonst bin ich ein schlechter Freund und Beschützer. „Alter, ich glaube kaum, dass du in einem richtigen Kampf gegen mich eine Chance hättest – du versteckst dich feige hinter einem unsichtbaren Schutzschild oder so.“ „Feige soll ich also sein, wenn ich meine Kräfte nur zu einem minimalen Teil nutze? Möchtest du wirklich, dass ich die Macht der Musik über dein Maß einsetze und du dadurch stirbst? Menschen waren schon immer töricht und dumm, doch scheinen sie in dieser Dimension am dümmsten zu sein. Lahiffe Nino – deine Macht als Beschützer ist auf dem niedrigsten Niveau und trotzdem suchst du die Herausforderung. Deiner Aufforderung werde ich gerecht – Dreifaltiger Klangstern!“ Meinen Mund habe ich wirklich zu voll genommen, denn nun ist er in dreifacher Ausführung vorhanden. „Erlebe die Macht der Musik in ihrer höchsten Form – Herz, Seele und Körper!“ Sorry, Leute, wenn ich euch nur im Tod wiedersehen kann – allerdings werde ich vorher beweisen, dass ich es würdig war ein Held zu sein. ~ Alya ~ Schwebende Typen heißen nie irgendwas Gutes, aber der hier übersteigt alle Gegner bisher. Haargenau weiß ich, dass er mit mir spielt, als wäre ich kein wirklicher Gegner für ihn, dabei verlassen sich Ladybug und Shirado auf mich. Ihren Erwartungen darf ich keineswegs mit einer Niederlage entgegentreten. „Illusion!“ Weswegen mir nur diese Fähigkeit bleibt, damit ich einen Vorteil erhasche. Zu meinem Bedauern lacht mein Gegner mich aus – genau mich – als wäre ich gerade die witzigste Person auf der Welt. „DAS nennst du eine Illusion? Hör‘ mir auf, dass kann nun wirklich nicht dein Ernst…, oh weh, es ist dein Ernst. Dies einzusetzen zeigt nur, wie schwach ihr seid. Für diese Illusion brauchtest du deine ganzen Kräfte und die ist weder stabil, noch wirklich echt.“ Mit einer seiner schwebenden Karten zerstört er leicht die falschen Babys mit Shirado. Wenn ich könnte, würde ich in den Nahkampf gehen, aber den vermeidet er vehement. „Eine wahre Illusion bekommst du sofort zu sehen.“ Einfach einmal schnippt er und schon erscheint neben ihm eines der Monster von vor einer Woche – ich meine es hieß Dialga. „Anscheinend kennst du das Wesen der Zeit schon, also kennst du dessen wahre Stärke und hast überlebt – ich bin beeindruckt. Wie du sicherlich bemerkst, bewegt sich meine Illusion noch nicht, aber das ändere ich, indem ich der Verzerrung Zeit sowie Raum hinzufüge – keineswegs die Wesen, jedoch die konstanten Stabilisationskräfte jedes Universums. Nun bewegt sich meine Illusion und hat einen Willen erhalten sowie die besonderen Kräfte des Originals. Zwar kann es nicht die Zeit kontrollieren, jedoch Angriffe nutzen, die dieses Wesen normalerweise ausführen kann. Konntest du dir alles soweit merken?“ Überrascht schaue ich ihn an, denn dass ich gerade unterrichtet werde wäre mir nie in den Sinn gekommen. Am besten nicke ich einfach und hoffe ihn soweit ablenken zu können, sodass Shirado mit den Babys in Sicherheit gebracht wird. „Wundervoll, du lernst schneller als der kleine Illusionsdämon. Jedenfalls gehorchen dir deine Illusion komplett und somit wirst du keinen Schaden erleiden, sollte dich irgendwas treffen. Andere hingegen werden psychosomatische Effekte spüren, die sie in die Knie zwingen, in die Bewusstlosigkeit bringen oder gar in den Tod. Obwohl die Macht der Illusion aus den drei Stabilisationskräften besteht, ist sie niemals so hochrangig wie Zeit, Raum oder Verzerrung. Einzeln sind diese Mächte weitaus stärker, aber sie reichen niemals an die zwölf Elemente heran. Hast du das soweit verstanden?“ Nickend beantworte ich stumm seine Frage und bin einfach verwundert über diese recht merkwürdige Situation. ~ Sharitano ~ „Ach Mama und Papa, bitte beruhigt euch doch ein wenig, damit ihr nicht als hohe Gefahrenstufe für alle Lebewesen betrachtet werdet. Alle arbeiten daran die sechs Babys zurückzubringen.“ Knurren und Grollen bekomme ich nur zu hören und werde traurig – ich mag die zwei lieber liebevoll und glücklich. Wäre diese Entführung nicht, hätten wir so schön einen Familientag verbracht. Hach, bei uns läuft es selten ruhig ab. „Hmpf! War mir klar, dass das Oberhauptpaar zu schwach ist, damit es aus einer Schutzsphäre ausbrechen würde. Dann muss ich wohl ihnen helfen.“ Erschrocken drehe ich mich zur Stimme um, die gerade gesprochen hat und sehe einen merkwürdigen Menschen, der zum Großteil wie eine Maschine aussieht. Einer seiner Arme verändert sich und sieht aus wie eine kleine Kanone von einem Piratenschiff, was Suigetsu und ich vor einigen Wochen versenkten. Soweit ich weiß, sitzen alle Piraten jedoch im Gefängnis, also habe ich keine Ahnung, wer diese Person oder Maschine wäre. Zeit zum Nachdenken kann ich später nutzen, denn er zielt auf meine Eltern, also muss ich handeln. Voranpreschend nutze ich den Überraschungseffekt und will ihm einige Nervenpunkte lahmlegen, aber beim Kontakt bekomme ich einen heftigen Stromschlag ab und falle zu Boden. „Sharitano Fuji, adoptiert von Sasuke Uchiha und Naruto Uzumaki, bald Uchiha, Katzendämon der niedlichen Sorte – spezialisiert auf Druckpunktvernichtung und früher in einer Assassinengilde. Gegen einen Cyborg hattest du wohl noch nie das Vergnügen, nicht wahr?“ Mist, ich kann mich kaum noch bewegen und muss ihn aber aufhalten, sonst ist dieser Ort nur noch ein Schlachtfeld voller Leichen. ~ Shiro ~ Auraseher zu nutzen kostet mich einige Kraft, aber ich habe es geschafft die Auren der Babys zu finden, die glücklich sind. Laut dem, was dieser Zapper uns gesagt hat, wären sie bei einem gewissen Shirado Fleur in Gefahr, jedoch scheint dies entweder nicht zu stimmen oder die Kleinen haben das Stockholmsyndrom, worauf uns die Hokage mal hinwies. Laut den Auren haben sie aber dieses Syndrom nicht, also bleibt mir nur übrig die Kleinen persönlich zu sehen. Zwei Straßen weiter muss ich noch, dann kann ich endlich die Babys unseres Clans mitnehmen. Was ist nun los? Diskutieren die drei etwa? Huch, ich erkenne einen Dämon unter ihnen und ein Mensch, der anfängt einer zu werden. Noch eine Straße und dann habe ich sie endlich. Der Dämon gibt seine zwei getragenen Babys an die anderen weiter und schickt sie weg, ehe er in meine Richtung rennt. Konnte er mich etwa spüren? Unmöglich sollte das sein! Schrittweise gehen wir nur noch, bis wir uns gegenüberstehen. Unglauben kann ich schlecht aus meinem Gesicht streichen, als ich einen zierlichen langen Jungen sehe, der seine Dämonenform versteckt hält. „Wieso hilft ein Dämon dabei seine Artgenossen zu entführen, ohne wirklich Kontakt mit einer anderen Dimension zu haben?“ Lügst du mich an, werde ich es direkt erkennen, denn Auren können alles zeigen. „Weshalb sollte ich dir meine Beweggründe erzählen?“ „Ganz einfach, damit ich verstehe, wieso du einen Menschen zwingst ein Dämon zu werden.“ Zusammenzuckend vermeidet er meinen Blick, also scheint mehr hinter alledem zu stecken, als es den Anschein macht. „Okay, ich rede, aber nur wenn du Shirado in Ruhe lässt.“ Hmmm…, die anderen sind weitaus weiter weg als ich und bekämpfen andere, denen sie überlegen sind, also wäre es keineswegs schlimm zu lernen, wie dieser Dämon überlebt – besonders Daichi interessiert sich dafür. „In Ordnung, dann erkläre mir bitte soweit alles, Dämon.“ Kurzerhand lehne ich mich an die Straßenlaterne und schaue ihn an, was ihn nervös werden lässt – dabei bin ich schon von Konohamaru zum Weibchen auserkoren und er hier scheint genau die gleiche Stellung zu beziehen wie wir anderen unter starken Dämonenmännern. „Ähm…, ich habe mich in einen Menschen verliebt, während ich von meinen Großeltern beauftragt wurde den Siegelmeister zu überwachen.“ „Und dieser Mensch hat dich beim Erstkontakt aus der Fassung gebracht, sodass du dich in seine Dominanz verguckt hast.“ Daneben scheine ich keineswegs zu liegen, aber eine Träne läuft ihm bei dieser Erinnerung runter. „Ja, es tat weh, jedoch weiß er kein Stück von seiner Dominanz, denn sie kommt nur auf, wenn er frustriert ist. Letzte Nacht habe ich die Chance genutzt und ihn dazu gebracht mit mir zu schlafen.“ „Aha, laut deinen Worten kann ich mir denken, dass du eine Art Sukkubus bist – in unserer Dimension kennen wir keinen deiner Art.“ „Stimmt, ich bin ein Sukkubus und habe demjenigen die Gene gegeben, dass er ein Inkubus wird.“ „Genüberschreibung und gleichzeitige Charakterveränderung – hat er einem Vorschlag deinerseits zugestimmt, in dem nur er Vorteile erhält und du mehr Nachteile bekommst?“ Sein Nicken daraufhin reicht mir aus – es ist so, wie Daichi es in seiner Theorie erläutert hat – Shirotani, Minato und Shigure können also mit jedem Mann – egal welcher Art – verkehren, sollten sie sich verliebt haben und diesen somit zum Dämonenmann machen. Menschliche Dämonen sind interessanter als Pokémon – allerdings viel gefährlicher. „Sukkubus, was erhoffst du dir?“ „Endlich einen Mann zu erhalten, auch wenn ich ihn hereinlegen musste – ich bin überfällig gewesen und wollte in keine Raserei verfallen oder zu alternativen Mitteln übergreifen.“ Ihm sind die Instinkte und lebenswichtigen Tätigkeiten bewusst – Daichi würde in dieser Dimension mehr in Erfahrung bringen können. Unser recht nettes Gespräch wird unterbrochen, als lautes Knurren sowie Grollen in dieser Stadt erschallen. Sind Sasuke und Naruto ausgebrochen? Yuki ist extra in unserer Dimension geblieben, damit die Sphäre hält – nun haben wir ein dickes Problem, denn ich habe die Babys entkommen lassen und sie wären das einzige Mittel die zwei zu beruhigen. „Ugh, diese Macht – sind das die Eltern?“ „Korrekt, das sind sie und ab jetzt werden sie alles und jeden vernichten, weil sie zu wütend sind, um auf jemanden von uns zu hören:“ Hoffentlich wird es einigermaßen gut gehen. ~ Shirado ~ Langsamer werde ich, denn ich bin echt am Ende. Keine Ahnung wie viele Kilometer wir schon durch Wald-Paris gerannt sind, aber ich bin fertig und Nathaniel schon ein wenig länger, jedoch wollte er keine Pause einlegen – nun müssen wir uns erholen. Wenigstens die Süßen sind guter Dinge und brabbeln uns dicht. „Marc wird es schon irgendwie schaffen, Nathaniel. Sein Selbstbewusstsein in dem Moment, in dem er uns gesagt hat, dass er als Ablenkung dienen wird, finde ich herausragend.“ Immerhin kommt er mir sonst recht schüchtern sowie in sich gekehrt zu sein. „Genau das bringt mir dieses ungute Gefühl – er war selbstbewusst. Selbst wenn Marinette sowie ich ihm andauernd gesagt haben, dass seine Geschichten wundervolle Werke sind, hat er sich zwar geschmeichelt gefühlt, jedoch kein Stück selbstbewusster.“ Ich kenne ihn nur einige Stunden und muss von daher auf die Einschätzung meines Freundes vertrauen. Demnach war das Verhalten von dem Schwarzhaarigen wirklich merkwürdig. „Mama, Papa, Mama, Aki!“ Menma will auf irgendwas hinweisen und freut sich dabei, also muss es gut sein. Darum drehe ich mich um und sehe in die Augen eines riesigen Fuchses, was mich erstarren lässt. Nebenbei höre ich die Babys freudig „Mama“ rufen, als wäre das Biest tatsächlich die Mutter. Grollen ertönt neben mir und ich kriege es hin meinen Hals soweit zu drehen, dass mein Kopf in diese Richtung sieht. Bei Nathaniel steht ein anderes Wesen, welches recht groß und imposant wirkt – allerdings nicht so riesig, wie der Fuchs. „Papa“ wird von den Kleinen gerufen und somit ist deutlich geworden – diese zwei Wesen sind die Eltern der Babys, sonst würden diese keineswegs lieblich auf die Gefahr reagieren. Weg von uns trotten die Süßen allerdings ebenso wenig und ich habe null Ahnung, wie ich diese Situation händeln soll. „Shirado, was machen wir jetzt?“ Ängstlich flüstert der Orangehaarige mir diese Worte zu und ich bin sicherlich kein heroisches Beispiel im Moment, wie er es schon war. „Einfach die Babys ihnen hinhalten?“ „Okay, das machen wir und hoffen auf einen sanften Tod.“ Angespannt schlucke ich und halte vorsichtig die drei in meinen Armen dem Fuchs hin, während er dies bei dem anderen macht. Beide verändern sich und nach ihrer Umgestaltung sehen sie wie zwei Menschen aus – wobei nur der Fuchs eine großartige Veränderung hatte, das andere Wesen sieht kaum anders aus als vorher. „Meine Babys!“ Und schon bin ich ohne die kleinen Racker in meinen Armen, denn der Blondschopf mir gegenüber knuddelt sie glücklich durch, bis er aufhört und sein Blick auf mich fällt. „Rasengan!“ Ohne irgendeine Erklärung bekomme ich diese komische Kugel ab und werde schmerzhaft in die Wand des Hauses hinter mir gedrückt. Es fühlt sich an, als würden meine Innereien verquirlt werden und die Knochen gleich mit dazu. Zum Glück hört das auf und ich will gerade Luft holen, damit mein Körper einigermaßen zur Ordnung kommt, als ein zweiter Angriff mich elektrisiert. „Chidori!“ Hoffentlich geschieht Nathaniel nichts. „Aufhören, ihr zwei, ich brauche ihn doch lebend, damit er seine gerechte Strafe erhalten kann.“ Stumpf werde ich auf den Boden fallen gelassen und habe Probleme mit der Atmung. Sanft wäre dieser Tod niemals gewesen und ich frage mich, wer die zwei aufhalten konnte. Vor mir landet der Zapper, mit seinem lilanen Haar, den gleichfarbigen Augen sowie Klamotten. Irgendwie erinnert er mich an das Trio bei der Ballettaufführung. Grinsend sieht er mir direkt in die Augen und wendet sich an die Eltern. „Vielen Dank für alles und ich hoffe, ich konnte helfen – irgendwie zumindest.“ „Aki, Papa! Papa, Aki, Mama, Mama!“ „Papa…, Papa…, Papa…, Mama…“ „Neji, Papa, Neji, Mama!“ Warum werden die Babys plötzlich so unruhig? Sogar die noch nicht sprechenden sowie krabbelnden wollen sich mitteilen. „Aha, also wurden wir angelogen und haben eine wirklich liebevolle sowie aufopfernde Person bestraft, ohne eine Grundlage dafür zu haben. Das Blut von ihm hat euch so gut geschmeckt wie meines? Auch das von dessen Mann? Andere haben euch ebenfalls umsorgt und der Orangehaarige gehört dazu? Wahrlich interessant. Sasuke, wir wurden hereingelegt und aufs Übelste entehrt. Weißt du noch, was das bedeutet?“ „Tsk, natürlich weiß ich das – wir teilen uns auf und vernichten denjenigen, der uns entehrt hat, Dummkopf.“ Dummkopf kam sehr viel liebevoller aus seinem Mund heraus als die anderen Worte, aber er bekommt ein Ohr langgezogen für dieses Wort. Wenn ich könnte, würde ich kichern, jedoch fehlt mir die Kraft für diese Handlung. Umgedreht werde ich nun und sehe in das besorgte Gesicht von Nathaniel, der mich auf ihn fixieren will, damit ich nicht abdrifte. „Was hat das nun zu bedeuten?“ Der Zapper klingt recht nervös und ich bin ehrlich gesagt froh darüber, da ich kein Ziel der beiden mehr bin. „Dass Sasuke dich töten wird, während ich unseren Fehler gutmachen werde.“ Schwupps, schon ist der Zapper in einem seiner Portale verschwunden, welches sich direkt schließt. Somit kann man ihn nicht mehr verfolgen. Jedenfalls kniet der Blondschopf auf der freien Seite meines Körpers – alle sechs Babys an sich haftend – und lässt seine Handflächen leuchten. „Gleich geht es dir wieder besser, Shirado.“ Gegen die beiden könnte ich sowieso nichts ausrichten, weshalb ich einfach meine Augen schließe. Nach und nach fühle ich mich besser und bekomme einfacher Luft in die Lungen. Vitaler als zuvor setze ich mich auf und taste mich genauso ab wie mein Freund das macht. Überhaupt keine Anzeichen gibt es mehr, dass ich Verletzungen hatte. Insofern kann ich aufstehen und abwartend die Eltern der Babys ansehen. „Tja, entschuldigt unsere Invasion, jedoch sind unsere Babys die besten, süßesten, fantastischsten sowie herzallerliebsten Geschenke, die mir Sasuke je gab – neben unseren Pfotis. Drei weitere sind schon unterwegs, aber es ändert nichts daran, dass wir die Kleinen jemand anderem überlassen würden und als wir gesagt bekamen, dass ein gewisser Shirado Fleur unsere Schätze entführte, haben wir alles in Bewegung gesetzt. Glücklicherweise erzählten die Süßen mir, was mit ihnen passierte, seitdem sie wach wurden – zumindest die drei älteren von ihnen – und mir wurde klar, dass man uns anlog. Persönlich wundert mich nur, wie dieser Zapper gleichzeitig die Babys hierherbrachte und bei uns blieb.“ Sehr gerne würde ich das auch in Erfahrung bringen, allerdings werde ich in eine kraftvolle Umarmung gedrückt und die stammt von Cat Noir. „Dir geht es gut, da bin ich froh.“ Eine Antwort soll ich wohl auslassen, denn er küsst mich dermaßen inbrünstig, dass ich nur mitmachen kann. Nachdem er mich außer Atem geküsst hat, haben sich weitere bei uns eingefunden und auch Ryurai umarmt mich brachial. Seine Gedanken würde ich in diesem Moment sehr gerne erfahren. „Queen Bee fehlt – wo steckt sie bloß?“ „Sharitano fehlt auch.“ Zwei fehlen, die an sich da sein sollten, was einen schalen Nachgeschmack einbringt. „Shiro, kannst du deren Auren scannen?“ „Bin schon dabei, Naruto. Drei Auren kommen zu uns – eine davon gehört Sharitano.“ Erleichterung kann ich in zwei Gesichtern und einem Augenpaar erkennen. Muss ich nicht verstehen. „Sieh‘ an, sieh‘ an, sieh‘ an, ein Teil vom Uchiha-Clan und das auch noch intakt. Schade, dass die Kooperation mit dem Jungen mir nichts erbracht hat. Dafür habe ich Plan E mir aufgehoben.“ Chloé und wohl dieser Sharitano werden von mechanischen Händen, die aus dem Rücken dieses abstoßenden Typen wachsen, festgehalten und sind bewusstlos. „Heilige Mutter der jeweiligen Welt, ich tausche euch gegen diese zwei hier.“ „Lebendig, sonst stimme ich niemals zu!“ So schnell hat der Blondschopf neben mir eine Entscheidung getroffen und er ist die heilige Mutter? Kopfschmerzen gesellen sich zu meinen wirren Gedanken auf der Suche nach Antworten auf massenweise Fragen. „Lange halten beide sowieso nicht mehr durch, also würde ich mich mit der Entscheidung beeilen.“ All die Babys werden dem Papa übergeben und mit Küsschen versehen, ehe die blonde Mama einige Schritte vorwärts geht und auf irgendwen zu warten scheint. „Wird das noch was mit dir, Shirado? Oder soll ich deiner Kameradin die Wirbelsäue brechen?“ Siegelmeister und nun auch noch heilige Mutter – na klar. Nachher bekomme ich noch einen Titel, den ich niemals erhalten wollte. Fester wird der Griff von Cat Noir, der mich vollkommen umschlungen hat, damit ich ihm ja nicht entkommen würde. Sanft patsche ich seine Arme und er knurrt nur missgünstig, was mich gleichzeitig erregt wie ängstlich wimmern lässt. Woher hat er denn das? Egal, im Moment gilt es Chloé freizubekommen. Bis er soweit ist, dauert es lange genug und ich gebe ihm einen Kuss, bevor ich mich zu der Mama begebe. Beide sehen wir den Typen an und gehen weitere Schritte auf ihn zu, bis wir nur fünf Meter entfernt stehenbleiben. „Hier stehen wir nun und warten darauf, dass du die beiden freilassen wirst, damit du uns festhalten kannst.“ Gehören diese Worte zu einem Fundament der Verhandlung oder stellen sie die Handlung dar, die erfolgt? Anscheinend haben wir ziemlich flott das Ende von was auch immer erreicht und die beiden gefangenen Körper werden über unsere Köpfe weggeschleudert. Ihre Flugbahn verfolge ich und bin erleichtert, dass ein weißhaariger Typ und Ladybug die zwei fangen. Normalerweise müsste ich jetzt in Gefangenschaft geraten, doch bleibt dieser Vorgang aus, was mich wundert. Meinen Blick werfe ich zurück zu dem Kerl, der die Mutter und mich haben wollte, nur um zu sehen, dass er von dem Blondschopf mehrfach zerteilt wurde. „Das vierte Vergehen und du bist tot, so ist das neue Gesetz und du hast dich mit uns schon zu oft angelegt. Asche zu Asche, Staub zu Staub, die Erde nimmt, was sie einst gab, wieder in sich auf.“ Lehmig wird die Straße unter dem zerstückelten Körper, der darin versinkt und dies komplett, bis man gar keine Veränderung erkennen kann. Gruselig finde ich diesen Vorgang – sehr gruselig. Kurz darauf werde ich von dem Blauäugigen geschnappt und zu Cat Noir geworfen, der mich wie eine Prinzessin hält und zufrieden grinst, bevor er mich tief sowie innig küsst. „Damit hätten wir noch einen Verbrecher ausgeschaltet, aber dies hilft uns wenig, denn wir haben eine Invasion gestartet. Naruto, Sasuke, wie möchtet ihr vorgehen?“ „Unsere kleinen süßen Schätze sind sicher und sie scheinen gut gegessen zu haben, also verabschieden wir uns gebührend, Junsei. Ist das für dich in Ordnung, Liebling?“ „Ausnahmsweise.“ Drei Babys nimmt dieser Naruto zu sich und gibt dem viel größeren Mann mit dem Namen Sasuke einen Kuss. Beide wirken sehr vertraut miteinander, als ob sie ihr ganzes Leben gemeinsam verbracht hätten. „Okay, Misaki, wir verabschieden uns gebührend, wie unser Oberhaupt seiner Zukünftigen zugestimmt hat.“ Misaki fängt an zu singen und es klingt bezaubernd, fesselnd sowie atemberaubend schön. Woher auch die Musik kommen mag, ich bin viel zu vereinnahmt davon, dass ich erst recht spät bemerke, dass die Helden verschwunden sind und dafür meine Freunde ankommen. Am liebsten würde ich ihnen gehörig die Meinung sagen, jedoch lasse ich es sein, denn zu der wundervollen Musik erscheinen tanzende Gestalten und verschiedene Hintergründe. Ob ich gerade träume? Jedenfalls kommt es mir so vor, weil ich noch nie solch angenehme Töne, Klänge sowie Bilder gesehen habe. Plötzlich spüre ich eine leicht ziehende Bewegung an meinem Oberteil und ich schaue runter, nur um Shigure zu sehen, der mich anguckt. Gleichzeitig habe ich wohl Naruto neben mir stehen, der andeutet, dass ich den Kleinen zu mir nehmen soll. „Außerhalb unseres Clans habe ich sehr selten Personen gesehen, die mit den Süßen zurechtkommen und sie bei Laune halten. Doch jetzt, in diesem Moment, in dem ich dich richtig spüren kann, kenne ich die Antwort – du bist wie ich. Sie mögen dein Blut, deine Nähe und deine liebevollen Gesten. Wie eine natürliche Mutter, die ihren Pfad gewählt hat. Weswegen ich mir sicher bin? Ganz einfach – meine Babys haben dafür einen Sinn und die älteren von ihnen erzählen mir gerne was – na ja, Menma und Minato, weil Prinzessin Shirotani ein totales Papakind bleibt. Blöd nur für diesen, dass der tolle Papa kein Wort versteht. Haha, aber dies braucht dich keineswegs zu beschäftigen. Solltest du Kinder mal bekommen, wirst du mit ihnen klarkommen, dies weiß ich einfach und was auch dein Weg sein mag, beschreite ihn ohne schlechtes Gewissen. Willensstärke hat mich angetrieben meinen Uchiha zurück in unser Dorf zu holen und wie du sehen kannst, sind wir nun verlobt, bauen einen alten Clan vollkommen neu auf und erhalten Nachwuchs in hoher Zahl. Von Sasuke sollte ich aufhören zu schwärmen, sonst mache ich mich wuschig und dadurch ihn aktiv, dabei wollte er heute noch einiges erledigen. Kleinlich soll mein Dämon nicht sein, denn heute ist eine Ausnahme.“ Wasserfallmäßig werde ich mit Informationen geflutet und kann sie keineswegs so schnell abarbeiten. Peinlich sind mir einige Angaben dazwischen schon und wäre Shigure nicht in meinen Armen, würde ich meine Hände vor die Augen legen. Filtern sollte ich daraus einiges können und ich denke mir, dass ich die Willensstärke für meinen Pfad erhalten werde. Groß endet das Finale in einem Feuerwerk und die Musik verklingt erst nachdem das letzte Geräusch der Feuerblumen zu hören war. Inzwischen habe ich fünf Babys an mir kleben und Shirotani belagert Adrien zum Abschied. Menma wirft Marinette um und benimmt sich, als ob er einen harten Kampf gewonnen hat, während Takumi Alyas Frisur irgendwie durcheinanderbringt. Mako lässt den armen Nino einen Haufen Wasser schlucken und Minato versucht Nathaniel sowie Marc zu umarmen. Bleibt mir am Ende nur Shigure, der fröhlich gluckst und dann zum Papa will. Zwar macht mir der über zwei Meter hohe – wie ich erfahren habe – Dämon Muffensausen, jedoch nimmt er seinen Sohn und dieser kichert glücklich, da er den Papa zu sehen bekommt. Wenige Sekunden später sind die Babys wieder bei ihren Eltern, denn es wird Zeit für sie in ihre eigene Dimension zurückzukehren. „Ach ja, bevor ich das Abschiedsgeschenk vergesse – eine Wiedergutmachung für all das Chaos.“ Naruto steht auf einmal vor mir und pikst mit seinen Zeigefingern meinen Körper an verschiedenen Stellen, was echt schmerzt, aber danach fühle ich mich vitaler. Adrien hingegen wird das T-Shirt zerstört und eine Hand vom Blauäugigen um seine linke Brustwarze gelegt. Sein Schmerzenslaut unterdrückt er, jedoch kann ich erkennen, dass sein Körper gegen den Vorgang ankämpft. Nachdem es vorbei ist, sackt er zusammen, auf alle Viere, und keucht erschöpft. „Ihr beiden werdet unterschiedliche Stärken erlangen, die sich gegenseitig ergänzen. Nutzt sie weise und erst, wenn ihr mit ihnen umgehen könnt. Alle Übungen habe ich in euren Köpfen gespeichert. Hoffentlich sehen wir uns in einer friedlicheren Lage wieder.“ Nach diesen Worten gesellt er sich zu seinem Verlobten mit den Babys zurück, die nun als die Letzten von ihnen die Reise zurück antreten. Weitere Momente vergehen, bis Adrien aufsteht und wir unsere Freunde verabschieden, denn es war ein ungewöhnlicher Tag mit den Babys – ebenso ein wunderbarer. Kapitel 21: Ein drakonisch schöner Tag -------------------------------------- Ein drakonisch schöner Tag Narutos Geschenk pocht in meinem Kopf, denn es drängt mich verschiedene Aufgaben zu erfüllen. Fast alle drei Gedankengänge gehören der Aufgabe, die ich bewerkstelligen soll. Schäle eine Mango, ohne am Fruchtfleisch Überreste zu lassen. Weswegen ich eine Mango ausgezeichnet schälen soll und wie mir das hilft besser zu werden, ist einer der Gedanken, die ich abschließend hinzufüge. Jedenfalls gehe ich meistens der Aufgabe nach und werde mit einem wohligen Glücksgefühl belohnt. Neben hauswirtschaftlichen Aufgaben soll ich meditieren und meine innere Mitte ausweiten. Oder ich soll auf ein Baby aufpassen und bekomme den verwöhnten Auguste irgendwie zur Betreuung, der Adrien zum Glück mag, weil dieser immer mit dabei ist. Wie er das noch in seinen vollen Terminplan einbringt finde ich rätselhaft, jedoch bin ich froh darüber, denn er kann mit dem Jungen wirklich gut umgehen – außer den Windeln, dem Essen, dem Baden…, bis auf das Verwöhnen und Spielen bekommt er nichts auf die Reihe. Saubermachen darf ich gegen Ende auch, weil er jedes Mal mit dem Kleinen einschläft. Wenigstens scheint er in der Nacht dadurch ruhiger zu sein und wir wachen weniger häufig in den peinlichen Situationen auf, wie es bisher der Fall war. Plagg nimmt das alles recht locker auf und beschwert sich nur, dass er von uns ruhig mehr Camembert erhalten könnte. Hauptsache das Pochen im Kopf wird weniger, denn ich habe noch viel Anderes zu erledigen, wie eine Hochzeit planen, die Modenschau vor den Sommerferien auszuführen und ein Weihnachtsalbum auf die Reihe zu bekommen. Ersteres klappt einfacher, als ich gedacht hätte, denn ich habe Hosuke angefragt und wir werden somit Joels und Yuuras Hochzeit in Japan durchführen, an einem Ort, wo man den Bergen nahe ist und das Meer im Blick hat. Yuura liebt das Meer und Joel mag sehr gerne Gebirge, also irgendwas dazwischen hat der Yakuzaboss ausfindig machen können – und das in seinem Territorium, sodass alles glatt über die Bühne gehen sollte. Der Urlaub wird somit um eine schöne Hochzeit bereichert, den Vater und ich nehmen werden. Einladungen habe ich dem Dunkelgrünhaarigen überlassen, denn der Weißhaarige hat die Suche nach einem DJ auf sich genommen. Schwierig nur, dass er der japanischen Sprache nicht mächtig ist und die meisten DJs kein Englisch sprechen können – wenn man eine Sprache erlernt, sollte man sich auch dahinter setzen. Am Ende bleibt Nino die einzige Möglichkeit und dieser hat zugesagt, sodass noch jemand mit nach Japan kommen wird. Familie Césaire wurde eingeladen, da Alya meine Managerin ist und somit Ninos Eltern beruhigt sind, wenn dieser im Ausland seiner Leidenschaft nachgeht. Im gleichen Atemzug erfahre ich dann, dass Opa Max eingeladen wurde und er direkt zusagte, was mich wiederum verwundert den niedlichsten Menschen der Welt ansehen ließ. Bestimmt hat er Opa mit seiner niedlichen Art überzeugen können, sonst ergäbe das echt keinen Sinn. Ricardo und Felix sind mit dabei. Selbstverständlich durfte Achromas nicht fehlen, der Yuura zum Altar am Strand bringen wird. Hosukes ganzer Clan wird keineswegs fehlen und das sind schon eine Menge Leute. Gründe für diese Einladungen will ich kein Stück wissen, denn mein Angestellter freut sich einen Keks rund und der ältere von ihnen lächelt dadurch ebenfalls. Nathaniel und Marc werden gemeinsam eingeladen und ich frage mich, wie deren Eltern reagieren werden, doch darum haben sich die Césaires gekümmert. Marinette hat eher Bedenken gehabt, mit ihren Eltern die Einladung anzunehmen und ich wollte einen triftigen Grund wissen – so als Planer der ganzen Veranstaltung. Keiner kam aus ihrem Mund und somit war klar, dass sie kommen musste. Mich wunderte allerdings, dass Yuura unbedingt Monsieur Agreste dabeihaben wollte und er ist vielleicht wahrlich der einzige Mensch, der dies bewerkstelligen konnte, weil er partout nicht nachgab. Deswegen war die letzte Woche auch recht erheiternd, denn der Dunkelgrünhaarige war jeden Tag mindestens vier Stunden bei Monsieur Agreste im Büro und da ich dessen Fähigkeiten kenne, war ein Absperren keine Möglichkeit diesen rauszuhalten. Geknackt hat das niedlichste Wesen der Welt den verschlossenen Modeschöpfer dann endlich am Samstagabend – somit waren Nathalie und Adriens Bodyguard sowie mein fester Freund mit von der Partie. Zugegeben, was mich am allermeisten überraschte, waren Zusagen von Madame Bustier, Madame Mendeleiev und Monsieur Damocles – eher der ganzen Schule. Kann irgendjemand der Niedlichkeit widerstehen? Gerade gehe ich die Gästeliste durch und zähle vierhundertachtundneunzig Personen – mit dem Ehepaar sind es exakt fünfhundert. Dass er auch diesen Azure und Ash eingeladen hat, finde ich merkwürdig, aber er hat es geschafft die Einladungen in die andere Dimension zu befördern und bekam nach einigen Tagen Zusagen. Blumenarrangements haben wir besprochen und die Entscheidung war leicht gefallen, ohne auf die Bedeutung oder Farbe einzugehen. Leichter geht es kaum und das Wetter behalte ich im Auge, denn einer von Hosukes Leuten hält mich damit auf dem Laufenden. Somit kann ich schauen, ob die Hochzeitsfeier besser in einem befestigten Gebäude geführt wird, mit dem riesigen Festgelage. Fröhlich lasse ich die Musikliste für die Tänze Nino durchgehen, denn er muss die Musik ja besorgen und ich hatte freie Hand. Bedacht habe ich die Charaktere des Paares, aber auch einige Lieder, die flott sind, denn ungewöhnlicherweise liebt es Yuura sich voll beim Tanzen zu verausgaben. Hauptsache er bleibt wach genug, den Rest der Nacht durchzuhalten. Erheiternd kichere ich und bekomme gerade eben die Zusage von dem DJ, dass er alles soweit vorhanden hat – meine ganzen CDs hat er schon abgespeichert und die Lizenzen zum Abspielen werden über Hosuke laufen. Joel hat darauf bestanden, dass Adrien sein Brautführer wird und im Umkehrschluss bin ich Brautjungfer geworden – obwohl zwei Männer heiraten. Traditionell will es Yuura dann doch haben und ich liebe es ja, homophobe Heterotabus in den Dreck zu stampfen, wohin sie gehören. Geschenke wollen beide nicht, denn sie sind mit der Hochzeit und dem Drumherum genug beschenkt worden. Heimlich habe ich jedoch den anderen den Wink gegeben, nichts zu kaufen, sondern ihnen selbstgemachte Kleinigkeiten zu geben – man kann schlecht auf eine Hochzeit ohne Geschenk gehen – dies wäre ein Frevel! Tischordnungen wollen beide keineswegs und ich denke, dass ich davon ebenso kein Freund bin – viel zu umständlich. Jeder soll sich dort hinsetzen, wo es ihm gefällt – fertig. Fehlen am Ende nur noch Kleinigkeiten und damit wäre ich mit der Hochzeitsplanung fertig. Jedoch bleibt noch die Modenschau, die drei Tage vor unserer Urlaubsreise stattfindet. Geplant ist eine Herbstkollektion, die sich an den steigenden Temperaturen auf der Welt anpassen lässt. Gewagt ist dieses Konzept schon, aber die zwei Modeschöpfer sehen damit in die Zukunft und das Material bekommt ein Upgrade durch Achromas, der von Vater, Opa und Hosuke angestellt wurde – was ich seit gerade mal zwei Stunden weiß und dementsprechend noch sauer bin, mir solch eine wichtige Nachricht über einen Freund dermaßen lange vorzuenthalten. Jedenfalls hat Achromas gesagt, dass er einige Jahre mit deren Aufträgen beschäftigt sein wird und sich darüber freut, denn so kann er sich von anderen dubiosen Geschäften – wegen was auch immer – fernhalten. Mir ist es allemal recht, dass der Wissenschaftler bei seinen Freunden bleiben kann. Anhalten muss ich mich allerdings bei dem Versuch den pinken Haarreif zu zerstören. Monsieur Agreste legt es manchmal echt versteckt darauf an mich zur Weißglut zu bringen, aber es liegt auch eher daran, dass sein einziger Sohn nun ein Tattoo hat und zwar ein Meeresstrudel, um seine linke Brustwarze, in Schwarz. Merkwürdigerweise wurde der Hautton von meinem Freund dunkler, bis er aussieht, als wäre er von Natur aus gebräunt gewesen – nicht zu dunkel, nicht zu hell – irgendwie die beste Bräunung der Welt. Zudem braucht er neue Kleidung, denn er hatte einen Wachstumsschub und dies ebenfalls an den pikanten Stellen. Gleichzeitig hat er leicht spitze Ohren erhalten und scharfe Zähne. Schuld habe ich bekommen, aber ich gehe davon aus, dass Naruto etwas gemacht hat, was diese Verwandlung auslöst. Das Gerät von Achromas hat Veränderungen bestätigt, die permanent bleiben und sogar gewollt sind von dem Blonden. Nachdem Monsieur Agreste die Worte des Geräts vernahm, habe ich ihn zum ersten Mal ohne Gesichtsfarbe gesehen. Merkwürdiger Anblick bei ihm, aber er akzeptiert die Veränderung von Adrien und laut Yuura hat der werte Herr sogar Babyspielzeug in seinem Büro versteckt gehabt. Anscheinend hat ihn der Schock durch Shirotani und Shigure dazu gebracht, sich schon als Opa zu sehen. Irgendwie finde ich diese versteckte Seite an diesem Mann putzig, da er sie aber geheim hält, ziehe ich ihn keinesfalls damit auf, denn wenn es wirklich mal bei uns soweit ist – laut meinem Vorfahren zumindest, auch wenn ich dahingehend noch meine Zweifel habe – weiß ich, dass er ein guter Opa wäre. Momentan jedoch bin ich kurz vorm Platzen, denn er hat es tatsächlich gewagt bei der Anprobe mich in das Outfit einer Ziegenhüterin zu stecken – pinke Haube, rosa Kleid und pinke Halbschuhe. Sehr kurz war ich davor das teure Kleid zu zerfetzen, aber da ich es niemals bei einer Modenschau tragen soll, sondern nur für Anschauungszwecke der Mitarbeiter, nehme ich diese Schande in Kauf. Gefallen hat mir bei der Anprobe das Meerjungfrauenkostüm, wobei ich erfahre, dass Adrien den Meerjungmann erhält. Sicherlich wären diese Kostüme was für Yuura, der solange Joel ansieht, bis dieser nachgibt und beide verkleidet durch die Gegend gehen. Alleine die Vorstellung davon lässt mich kichern und eine wohlige Wärme spüren. Einige Probeanproben muss ich noch hinter meiner Wenigkeit lassen, dann kann ich die Kimonos anziehen, die dieses Mal Monsieur Agreste entworfen hat. Er und Vater haben mal ihr Metier probeweise getauscht, damit sie neue Einblicke erhalten und darum bin ich ehrlich gespannt, wie es mit Adriens Vater aussehen wird. Beim ersten Kimono würde ich am liebsten irgendwas zerschlagen – er ist rosa! Da es sich allerdings um das Rosa der Kirschblüten handelt, akzeptiere ich die Tracht und finde den Schnitt soweit in Ordnung. Schlicht und trotzdem elegant, wobei ich bei einigen Positionen sogar Licht reflektiere, was einen interessanten Effekt aufweist. Dagegen kommen die Kleidungsstücke davor niemals an, zumal die weiteren sogar besser werden. Komplimente muss ich nachher unbedingt dem Schöpfer dieser bisher noch Unikate geben. Für heute bekomme ich noch einen Kimono und dieser ist eine Hochzeitstracht. Leider hat Yuura schon ein Kleid – weswegen er keinen Kimono wollte wüsste ich gerne – und ich bin erstaunt, wie brillant Monsieur Agreste sich in Vaters Metier eingebunden hat, sodass ich keinen Unterschied zwischen den beiden Talenten sehe. „Bist du schon fertig, Shi…“ Stumpf geht Adrien in den Raum, anstatt erst zu klopfen, bleibt bei meinem Anblick stehen und bekommt dabei seinen Mund nicht zu. Augenrollend warte ich darauf, dass die Angestellten von Agreste la Mode die letzten Schliffe anbringen, sodass ich versuchen kann darin zu gehen. Kaum fertig springe ich vom Podest und gehe geübt auf den Blonden zu, der mich mit seinen Augen verfolgt, jedoch weiterhin nur gafft. Vor ihm stehe ich nun, drehe mich einmal im Kreis und patsche seine Wangen – wofür ich auf meine Zehenspitzen muss, wegen seiner neuen Größe – bevor ich ihn zu mir herunterziehe, damit ich ihm einen Kuss gebe. Durch meine Handlung blinzelt er endlich und scheint aus seinen Gedanken emporzukommen. „Zurück unter den Arbeitenden, Adrien?“ „Ähm…, ja? Du siehst wunderschön aus. Wird das deine Hochzeitstracht für unsere Hochzeit?“ Skeptisch wandert eine Augenbraue von mir höher und meine Mimik sieht dementsprechend aus, was ihn einen Schritt auf Abstand bringt. „Wie alt sind wir beide, Adrien?“ „Fünfzehn, obwohl es weniger als einen Monat braucht, bis ich sechzehn Jahre alt bin.“ „Genau, wir sind minderjährig und in einer Beziehung, die eine weitere Person umfasst, die du sehr gerne vergisst. Zudem wissen wir beide noch kein Stück, was wir nach der Schule werden wollen, ob wir dafür studieren müssen oder was weiß ich noch auf uns zukommt. Deine Gedanken in Ehren, aber halte dich bitte mit festgelegten Zukunftsplänen zurück, die zu weit reichen. Schritt für Schritt, mein lieber Freund.“ Zumal ich keine Ahnung habe, ob ich mich für das Siegel opfern müsste. Dahingehend halte ich mich komplett bedeckt. Den Angestellten sage ich, dass der Hochzeitskimono echt viel Bewegungsfreiheit bietet und dieser eine gute Note meinerseits erhält. Nachdem ich wieder in meiner Alltagskleidung stecke, hole ich den Schönling erneut aus seinen Gedanken. „Hey, Adrien, ich liebe dich weiterhin und daran wird sich nichts ändern. Aber du drängst mich in letzter Zeit zu sehr und ich finde, dass wir zu jung sind, damit alles festgesetzt ist.“ „Tut mir Leid, Shirado, es ist nur so, dass ich Angst habe dich jeden Tag verlieren zu können und sollte es tatsächlich irgendwann mal soweit sein, dann wärst du wenigstens an mich gebunden gewesen.“ Oh weh, bei ihm werde ich einige Unsicherheiten, die er gut versteckt hat, glätten müssen, damit er sich weniger Sorgen macht. „Falls es dich beruhigt, ich denke ebenfalls daran und sollte ich kurz davor sein für immer zu verschwinden, können wir für uns abmachen, dass ich direkt an dich gebunden bin, in Ordnung? Selbstverständlich gehen wir erstmal davon aus, dass ich mein Leben nach dieser Tätigkeit als Siegelmeister normal weiterführen kann. Genug davon, wir haben übermorgen die Modenschau und ich würde dich bis dahin gerne als Matratze missbrauchen.“ Seine gesamte Gedankenwelt hat sich bei meinem letzten Satz verabschiedet und er wirft mich stumpf über seine Schultern, damit er mich zur Limousine tragen kann, dieser Schlawiner. Während des Flugs Richtung Tokyo habe ich den Rest der Beispiele hören können und die Liste direkt an Nino weitergegeben – an sich sitzen alle in diesem Flugzeug und ich finde es doof, dass unsere Privatflugzeuge, die umgerüstet wurden, sodass sie keine Brennstoffe mehr brauchen, zu klein für die Masse an Passagiere wären. Den Platz in dieser Maschine haben sie echt klein gehalten, aber gut, nicht alle können sich teure Tickets leisten und es ist sowieso ein Wunder, dass tatsächlich alle mitkommen. Chloés Mutter habe ich richtig kennengelernt und weiß nun, woher sie ihre Art und Weise hat – irgendwie tut mir der Bürgermeister Leid. Jedenfalls unterhält sich diese blendend mit Adriens Vater und auch wenn Familie Bourgeois darauf bestanden hat, die erste Klasse zu nutzen, scheinen sie sich zusammenzureißen. Liegt vielleicht auch daran, dass Yuura kurz vor einem Heulanfall war, als Madame Bourgeois alles niedermachte, was der junge Mann auf die Beine gestellt hat, in der kurzen Zeit. Sie hat demnach einen weichen Kern, obwohl sie den eher selten preisgibt, aber bei dem Dunkelgrünhaarigen wäre es echt ein Wunder, sollte irgendjemand keine weiche Seite zeigen. Achromas tippt viel in seinen Armcomputer ein und ich darf keineswegs wissen, woran er arbeitet, auch wenn dieser neben Opa sitzt. Beide scheinen sich echt blendend zu verstehen. Marinette und Adrien unterhalten sich recht nervös über ein Thema, was ich ebenfalls nicht wissen darf und Nathaniel sowie Marc benehmen sich seltsam, aber verschweigen mir den Grund dafür. Meine Hilfe scheint echt niemand zu gebrauchen oder meine Nähe. Flugzeugkoller wäre das wohl in meinem Fall, denn ich kann nichts mehr machen, außer zu warten. Alle haben Unterhaltungspartner gefunden oder schauen sich den Film an, der mich kein Stück interessiert. Darum verziehe ich mich in meine Gedankenwelt und frage mich, wie es Cat Noir sowie Ladybug gehen wird, genauso wie Rena Rouge, Carapace, Queen Bee und Ryurai. Ob Meister Fu wirklich ahnen kann, dass das Böse in Paris eine Pause braucht, um sich neu zu formieren? Gesagt hat er es zwar, aber Sorgen mache ich mir trotzdem. Plötzlich habe ich einen Bildschirm vor meinen Augen und erschrecke mich furchtbar, sodass einige zu mir sehen. „Haha, hat mein Augenstern etwa Langeweile und sich zu viele Gedanken gemacht?“ Schmollmund hervorkramen und dem einzigen Opa Schuldgefühle mit dem Unschuldsblick aufzwingen. „Aww, mein kleiner Augenstern schmollt den armen alten Opa an. Hier, ich habe was für dich, damit du was zu tun hast.“ Dieses Mal drückt er mir das Tablet in meine Hände und ich schaue mir die ganzen Ordner an, die er darauf gespeichert haben muss. „Kindersicher und Shiradosicher – hat Monsieur Colress entwickelt, damit will ich das Duellieren auf eine neue Ebene bringen, aber es ist noch alles in der Testphase. Für dich ist im Moment wichtig die neuen Regeln zu lernen, denn ich brauche dich für die Profiduelle, Augenstern. Es gab so viele Anfragen, dass es bei der Titelverleihung zu vielen Fehlern kam und ich alle Titel aberkennen musste. Elektronisch gewonnene Duelle habe ich ab sofort nur zum Spaß eingestuft und damit fallen einige Millionen Anwärter weg, die nicht zwischen Spielspaß und Ernsthaftigkeit unterscheiden konnten. Dumme Leute waren das, die nur den Sieg anstrebten. Damit die richtigen Duellanten aber ihren Titel neu erhalten können, habe ich ihnen eine Überprüfung angeboten. Teilnehmer müssen ein Deck konzipieren, welches den Regeln entspricht und gegen dich sowie andere antreten – sogar ich steige in den Ring. Dazu habe ich mir mehr Unterhaltung gedacht und mir Showduelle einfallen lassen, an denen der hervorragende Monsieur Colress arbeitet. Dein Freund Nathaniel und dessen Begleiter Marc haben mich mit ihrem Comicbuch dazu inspiriert. Anscheinend warst du deren Muse dafür. Wie dem auch sei, es gibt ab dem ersten August zwei weitere Beschwörungsarten – Pendelbeschwörung sowie Linkbeschwörung. Deswegen hast du auch das besondere Tablet in deinen Händen, denn dort kannst du alles nachlesen, was du wissen musst, mein Augenstern. Natürlich wirst du verschiedene Decks benutzen, wie die anderen Prüfer, damit kein Profi schummeln kann. Doch dazu erzähle ich dir mehr, sobald es an der Zeit ist. Lerne fleißig, denn du bist meine Geheimwaffe, mit deiner Verbindung zur Monsterwelt.“ Bei seinem Redeschwall habe ich beinahe vergessen Luft zu holen, so sehr hat mich der neue Umstrukturierungsplan von Opa Max aus der Bahn geworfen. Achromas hat ihm also einige vorher geschlossene Wege öffnen können. Ein Kuss auf meine Stirn erhalte ich noch, bevor er wieder seinen Platz besetzt und ich das vor mir sichere Tablet anschaue. Möchte Opa Max in Zukunft die Duellarenen tragbarer machen? Wäre sicherlich eine sehr gewagte wie meilensteinhafte Meisterleistung, würde das klappen. Solange Achromas seinen Spaß daran haben wird, soll es mir recht sein. Zusätzlich wäre es schöner für Monster, nicht in einem aufgezwängten Raum gegeneinander antreten zu müssen, sondern ihre volle Freiheit beim Kampf hervorzuholen. Showduelle…, wie die wohl werden? Showeinlagen liegen mir ja im Blut und ich wäre ein Narr, würde ich diese auslassen. Soll ich nach der Schule Profiduellant werden? An sich wäre es eine Frechheit meinerseits, aber ich könnte mich alleine auf Showduelle konzentrieren und damit Geld verdienen. Dahingehend muss ich mir noch Gedanken machen, aber ich danke Opa und Achromas heimlich für ihr Mitwirken an der Stabilität der Monsterwelt. Zudem fällt mir ein, dass Vlad mal irgendwas von einer Linkbeschwörung gesagt hat, als er das neue Deck gegen Vampir-Genesis nutzte. So gesehen war die Planung dafür schon länger vorhanden – dann mal auf in das neue Regelwerk, auch wenn ich zum ersten Mal ein Prüfer für Profis sein werde – mein Opa hat schon merkwürdige Ideen manchmal. Tokyo im Hochsommer – schlimmer als Paris, weil hier fast alle Gebäude – zumindest im Geschäftsteil jedes Bezirks – mit Glas ausgestattet wurden. Gelandet sind wir im Bezirk Outa, der Präfektur Tokyo auf dem Flughafen Haneda, von wo wir aus einen Inlandsflug zwei Stunden nach Landung genommen haben, damit wir nach Aomori kommen, der Hauptstadt der gleichnamigen Präfektur. Dort holen uns einige Männer von Hosuke ab, jedoch hätte ich mir diesen peinlichen Auftritt lieber erspart. „Hime-sama!“ Schon sind die Männer vor mir auf dem Boden und beten mich an – was ich keineswegs vermisst habe. Mich schaut man dementsprechend an und ich werde dem Yakuzaboss klarmachen, dass er nicht den Trupp schicken soll, der meiner war oder wohl noch zu sein scheint. „Spatz, hast du mir vielleicht vergessen irgendwas zu erklären, als du bei Hosuke warst?“ Bitte, Vater, mir ist das alles schon peinlich genug. Seufzend halte ich eine Hand an meiner Stirn und will am liebsten nur noch ins Bett. „Eure Prinzessin ist zurück, ja, aber ihr seid mir peinlich. Was habe ich euch beigebracht?“ „Dass wir nur im Anwesen Euch so nennen sollen!“ „Haargenau und weswegen?“ „Weil es Euch peinlich ist, dass die Öffentlichkeit Euch als unsere Prinzessin anerkennen würde.“ „Korrekt, ihr habt also aufgepasst. Warum, verdammt nochmal, haltet ihr euch nicht daran?!“ Zusammenzuckende Schultern der viel größeren Männer, die unisono alles vollführen, als wären sie trainierte Lemminge. Keisuke könnte bei diesem Auftritt auch seine Finger im Spiel haben. Jetzt höre ich ernsthaft das Geheule der Männer und ihr Wehklagen, dass sie mich so sehr vermisst haben und nicht anders konnten. „Hach, was soll ich bloß mit euch machen? Steht auf und verstaut das Gepäck der Gäste aus Paris und seid mit eurer Mimik freundlich. Morgen nehme ich mir Zeit für euch, aber heute sind wir alle recht ausgelaugt.“ „Jawohl, Hime-sama!“ Alle werden auf die Limousinen aufgeteilt und somit fährt der Konvoi in Richtung des Anwesens der Yato. Adrien hat definitiv versucht sein Lachen zu unterdrücken, genauso wie einige andere, die meine Männer verstanden. Opa Max und Vater sehen mich jedoch argwöhnisch an. „Guckt nicht so, ich konnte nicht bei dir bleiben Opa und du wolltest einfach in Paris sein, Vater – ihr hättet euch denken können, dass ich bei Hosuke einen eigenen Trupp bekomme. Zwar sehen sie aus wie Verbrecher, aber sie habe ich alle in soziale oder gewöhnliche Jobs untergebracht oder in der Landwirtschaft – sogar eine Brauerei mit einer seltenen Sorte Sake steht unter meinem Kommando, neben Altenheimen, Grundschulen, Mittelschulen, einige Juku, Oberschulen, Fachoberschulen und sogar eine Universität. Eine Försterei, ein Hafen, drei Restaurants und… ähm…, ich habe den Überblick verloren. Jedenfalls hat mir Hosuke die Männer anvertraut und ich habe kaum was in deren Struktur verändert, nur die eine Sache – sie sollen sich benehmen und legales Geld verdienen. Bestimmt muss ich morgen eine Menge nachholen oder werde herumgeführt. Mal schauen, ich habe es schon vermisst die Kerle um mich zu versammeln und deren Familien wiederzusehen wird mir sicherlich gefallen.“ Meine beiden älteren Familienmitglieder sehen mich nur sprachlos an und scheinen in ihren Gedanken versunken zu sein, denn ich erhalte kein einziges Wort von ihnen zurück. Spaß hatte ich hier immer schon und ich gehöre zur Familie, wie Hosuke es in Paris nochmals verdeutlicht hat oder war das während unseres Telefonats? Echt mal, ich sollte mir Listen anfertigen, damit ich alles im Überblick sehe, anstatt zu vergessen. Bedacht fahren die Limousinen nun auf das Grundstück der Yakuzafamilie Yato – ein gewaltiges Grundstück, welches eine sehr hohe Sicherheit aufweist und eine absolut loyale Truppe beherbergt. Kaum steige ich aus, werde ich in die kräftigen Arme vom Oberhaupt gepresst – wortwörtlich. Luft ade. „Shirado! Willkommen zurück!“ Nach seiner freudigen Begrüßung werde ich aus seinen Armen entlassen und kann Luft holen. Nebenbei bemerke ich, dass Achromas irgendwas verteilt und dazu eine Erklärung abgibt, doch ich werde außen vorgelassen. „Schön dich wiederzusehen, Hosuke. Wo ist denn Keisuke?“ „Momentan in Fukushima und vertreibt eine andere Familie, die meint Unruhe stiften zu dürfen.“ Aha, hier läuft es wohl es wohl weniger friedlich ab, als ich dachte. „Es ist lange her, Hosuke-san.“ Tatsache ist, dass ich Adrien noch nie dabei zugesehen habe, wie er sich tief verbeugt – er muss den Yakuzaboss ehrlich Ehre entgegenbringen – liegt vielleicht auch an den geflüsterten Worten von damals. „Junge, du bist gewachsen und siehst richtig gut aus – hoho, dein Händedruck war damals schwach, aber heute, erstaunlich stark. Dein Geheimnis können wir später besprechen, ihr alle seid sicherlich müde. Morgen oder übermorgen unterhalten wir uns nacheinander in Ruhe, oder, Xilan, Maximillion?“ Er hat deren merkwürdigen Blick eingefangen und lächelt nur unschuldig – dabei weiß er hundertprozentig, was thematisch zu besprechen gilt. „Hime-sama, alle Gepäckstücke wurden auf die Zimmer verteilt, wie Sie uns geschickt haben! Allerdings haben wir uns erlaubt Adrien Agreste so weit wie möglich von Ihnen einzuquartieren!“ Dem Blonden verrutscht das leichte Grinsen komplett und ich muss kichern, denn ich denke, dass die Männer genau wissen, wie wir beide zueinanderstehen. „In dieser Welt musst du dich erst vor meinen Männern bewähren, Adrien, bevor du mich anfassen darfst – immerhin bin ich ihre Prinzessin und für sie das höchste Amt nach Hosuke.“ Fanclub Nummer Eins sind sie von mir ebenfalls und auch wenn der Yakuzaboss was sagt, bin ich trotzdem ein wichtiges Glied, bei dem sie Rat suchen – man kann sagen, dass die ausgewachsenen Kerle meine Kinder sind, um die ich mich kümmere. Erst jetzt fällt mir auf, wie sehr ich sie vermisst habe, denn mal eben herkommen geht schlecht. „Grüßt eure Frauen, Männer und Kinder von mir. Sobald die Hochzeit vorbei ist, machen wir wieder einen Familientag.“ Deren Freudenrufe erschrecken die anderen aus Paris und ich kann ein glückliches Lachen kein Stück sein lassen. Mitten in der Nacht wurde es kurz laut und dann war Ruhe. Am Morgen weiß ich auch warum, denn Adrien wollte sich zu mir ins Bett schleichen, aber hat dabei unfreiwillig Bekanntschaft mit der Nachtschicht gemacht, die mein Zimmer immer im Blick hat und Unbefugte wegschickt – zur Not mit Gewalt. Dementsprechend sitzen drei meiner Männer und Adrien vor meinem Schreibtisch in meinem Arbeitszimmer hier im Anwesen der Yato. Genervt stöhne ich, denn ich konnte deswegen schlechter schlafen und bin durchaus mürrisch. „Wann habe ich gesagt, dass du mich hier in Japan berühren darfst, Adrien?“ „Wenn ich mich bei deinen Männern bewährt habe, aber ich…“ „Nein, du hast es gehört und dir gemerkt, also frage ich mich persönlich, wieso du meinst, dass du anders behandelt wirst, nur weil wir zusammen sind. Und bevor du fragst – Opa und Vater wussten natürlich auch nichts davon, dass ich einen eigenen Trupp in dieser Familie leite. Vierundachtzig Männer gehören diesem Trupp an und drei davon waren in der Oberschule damals, als sie beigetreten sind. Genau diese drei hast du verletzt und normalerweise müsste ich dich hart bestrafen, jedoch bin ich davon kein Freund. Darum wirst du jedem einen Tag Arbeit abnehmen die nächsten Tage und sie zu deren Zufriedenheit ausführen. Hast du mich soweit verstanden?“ Niemals hätte ich gedacht, dass ich Adrien bestrafen müsste, doch der hat sich über das Gesetz der Familie Yato gestellt und dies ist untragbar. „Werde ich machen, Shirado.“ Erleichtert atme ich aus und schicke ihn weg, denn er wird nachher die erste Aufgabe übertragen bekommen – alle drei muss ich allerdings erst besprechen und befürworten. „Welche Stellen habt ihr nach meiner Auswanderung besetzt?“ „Sportlehrer an der Oberschule in Aomori, Hime-sama! Für diesen Sommer habe ich allen Clubs die Freiheit gelassen zu trainieren, wenn diese möchten. Pläne sind ausgehangen und besprochen worden.“ „Baustellenhelfer für ein Waisenhaus, unter Ihrer vorangegangenen Leitung, in Hirakawa, bald gehöre ich dann zum Personal der Betreuer, Hime-sama! Verwaltungsaufgaben habe ich auch schon hier ein bisschen übernommen und denke, dass ich meiner zukünftigen Aufgabe mit viel Ehre entgegentreten kann.“ „Streifenpolizist in Towada, erst letzten Monat aufgestiegen, Hime-sama! Wechselschichten gibt es zwar, jedoch würde ich nichts gegen die Bewegung und das Treffen vieler Menschen in der Wachstationsnachbarschaft tauschen wollen.“ „Okay, ihr habt wundervolle Arbeit erhalten, Daiki, Tetsurou und Masamune. Stolzer kann ich keineswegs bei meinen jüngsten Mitgliedern werden. Sucht euch in der ersten Woche je einen Tag aus, aber der Hochzeitstag von Yuura und Joel bleibt frei. Nehmt ihn hart ran, aber sorgt dafür, dass er noch gehen kann, sonst bekomme ich von seinem Vater was zu hören und mit diesem bin ich leider eher weniger gut befreundet. Empört euch nicht, sein Sohn ist ihm das Wichtigste auf der Welt und ich bringe ihn in Gefahr und Veränderungen erfolgen dadurch. Lasst euch heute daheim verwöhnen oder gönnt euch was, je nach dem, wie ihr lebt. Ab morgen sollten eure Verletzungen weniger schmerzen.“ „Jawohl und vielen Dank, Hime-sama!“ Kaum kann ich durchatmen, da die drei raus sind, klopft es an meiner Tür und Hosuke tritt ein. „Um dich muss ich mir echt keine Sorgen machen – deine Männer hast du immer noch gut im Griff.“ Freudig lacht er und setzt sich hin, bevor sein Gesicht ernstere Züge annimmt. Herrje, meine Abstinenz hat hoffentlich nichts verschlimmert. „Würde es dir schlimm zusetzen, wenn ich beichten muss, dass dein ehemaliger Manager von geheimen Unbekannten umgebracht wurde? Seine Leiche konnten meine Männer erst spät zusammensetzen, denn er wurde grausam zerstückelt. Welche Organisation oder Gruppierung dahintersteckt versuchen wir herauszufinden. Uns beschäftigt dabei, dass seine Wohnung leer war. Keine Spur deutete auf Leben hin und das Gebäude war voller Menschen, die ihn bisher nur flüchtig sahen.“ „Ihr tappt also im Dunkeln und wollt wissen, ob ich mehr preisgeben kann, was für die Ermittlungen hilfreich wäre.“ Zuerst jedoch muss ich den Schock verdauen, dass mein ehemaliger Manager stumpf umgebracht wurde. Positive Gedanken helfen dabei wenig, den Verlust auszugleichen. „Schaut bei seinem Elternhaus in Fukushima nach, ja die Stadt Fukushima. Sonst fällt mir noch die Wohnung in Tokyo ein, die er beibehielt, ansonsten wüsste ich keine Verstauungsmöglichkeiten. Manager sein war sein Lebensinhalt und ich glaube, dass er nach mir sich entweder zu viel aufgehalst oder falsche Personen unter Vertrag hatte. Neben mir hatte er noch ein paar andere, jedoch waren die meist schnell weg, weil irgendeine Firma höhere Gewinnausschüttung versprach. Ihre Namen kenne ich leider nicht, denn Musik von denen wollte er mir nie zu hören geben – hatte sicherlich einen bestimmten Grund. Falls es hilft, er mochte gerne Eiskaffee, Sake in einer ruhigen Bar, Sushi, Joggen am Morgen – eine Geliebte hatte er keine, nur ab und zu mal eine Nacht, damit er Stress abbauen konnte, wenn joggen nicht half. Hinsichtlich der Zeit nach meiner Auswanderung bin ich mir keineswegs sicher, ob sich etwas bei ihm verändert hätte.“ Mein Monolog hat der Yakuzaboss aufgenommen und das Gerät verstaut, denn ihm reichen diese Informationen wohl schon aus, auch wenn ich kaum glaube, dass ich eine große Hilfe war – Privatleben und Öffentlichkeitsleben trenne ich am liebsten, obwohl es in den letzten Wochen, gar Monaten kaum klappt. „Sein Grab werden wir nach Fukushima verlegen und seine Eltern benachrichtigen – immerhin war er einer unserer Scheinmitglieder, weil er dich unterstützt hat. An sich bin ich noch für ein anderes Thema hier, wenn du noch mehr aufnehmen kannst, Shirado.“ Ihm nicke ich zu, denn besser ich habe alles hinter mir und kann trauern, anstatt noch im Hinterkopf zu haben, dass noch eine unbekannte Information für mich bestimmt ist. „Die Hochzeit ist soweit vorbereitet und die Anfertigungen sowie Aufstellung für draußen werden am Morgen des Tages aufgestellt. Das Wetter ist uns gut gelegen und es wird sogar nicht zu heiß. Deine Männer jedoch…, sie wollen unbedingt, dass du hier bei ihnen bleibst. Da nur wenige zur Hochzeit zugelassen sind – wir können schlecht alle einladen und sogar noch mit Anhang wäre es eine halbe Stadt an Menschen geworden – und die obersten Anhänger unserer Familie anwesend wären, kann es vorkommen, dass eine Vertrauensfrage gestellt wird. Du kennst diesen Vorgang bei Keisuke, auch wenn er mein Sohn ist, hat er weniger für die Familie getan und auch wenn deine Männer deine Pläne weiterverfolgen, fehlst du halt.“ Yakuza, anstrengend, grob, aber ehrenvoll und gutherzig – zumindest die Familie Yato. Andere Familien dieser Art sind eher gesetzeslos. „Na gut, ich stelle mich der Vertrauensfrage, obwohl die wissen sollten, dass ich zu euch halte, wie ihr zu mir. Vielleicht haben sie einfach Angst, dass ich sie nie wieder besuchen komme, wenn sie mich nicht fester an die Familie binden. Gerade kommt mir der Gedanke, dass dieses Misstrauen nur Unsicherheit ist und sie mich genauso mögen, wie meine Männer mich.“ „Schlaues Kind, ja, dem kann ich nur zustimmen. Dennoch ist es mir unangenehm, dass sie dies auf der Hochzeit machen wollen – zumal du sie geplant hast.“ „Deswegen werde ich die älteren Herren ermahnen müssen, meine Pläne nicht zu diskreditieren und den Tag einfach genießen. Die darauffolgenden Tage dürfen sie gerne die Vertrauensfrage stellen. Sage ihnen das bitte und wenn sie nicht wollen, rede ich nie wieder ein Wort mit denen.“ „Haha, dies würde selbst den härtesten Brocken krümeln lassen. Unser Maskottchen ist und bleibt im Umgang mit Menschen konsequent.“ „Wäre auch schlimm, wenn ich einfach wie Keisuke agieren würde, der nur einen Schlägertrupp möchte. Als was arbeiten seine Betthäschen denn?“ „Bald sind sie stabil genug ohne Nebenwirkungen arbeiten zu können. Drogen dieser Art waren extrem für deren Psyche und das Ersatzmittel hilft ihnen langsam zurückzukommen. Manchmal reden sie einige Worte mit anderen unserer Familie, jedoch können wir nur hoffen, dass ihre Stabilität bleibt. Klein beigeben will mein Sohn nämlich kein Stück, der sture Bock, aber er hat für die beiden die Verwaltung seiner Männer in Aussicht gestellt, denn er hasst den ganzen Papierkram, wie du weißt, Shirado.“ Oh ja, ich durfte früher seine Arbeit mitmachen, sobald ich von meiner Arbeit als Idol zurückkehrte. „Liegen denn irgendwelche Namen vor, sodass rückverfolgt werden kann, wer ihre Eltern sind?“ „Leider keine Spur von Namen, denn sie erinnern sich an keine. Wuschel und Puschel nennt Keisuke sie.“ Dessen Namenskenntnisse beziehen sich echt nur auf den Bettsport, dieser hormongesteuerte Trottel. „Okay, dann werde ich dich in Ruhe weiterarbeiten lassen, Hime-sama.“ „Hör‘ auf mich so zu nennen, Hosuke! Reicht doch schon, dass meine Männer davon nicht ablassen können oder deine oder die von Keisuke…“ „Erkenntnis angekommen? Sehr gut, Shirado, du bist nun mal unsere Prinzessin.“ Jegliche Verleugnung meinerseits würde nichts bringen und er ist sowieso schon aus der Tür raus. Im Laufe des Tages werde ich häufig unterbrochen in meinen Tätigkeiten. Vater und Opa haben mit Hosuke gesprochen und erkennen zwar meine Arbeit hier an, finden es jedoch weniger erfreulich, dass meine Sicherheit dadurch gefährlich dezimiert wurde. Dass ich allerdings der Hauptgrund bin, dass Familie Yato sich aus schmutzigen Geschäften zurückzieht, entfällt ihnen dabei, wunderbar, obwohl Vater seinen guten Freund ebenfalls dies nahegelegt hatte damals. Chloé und ihre Mutter wurden mehrmals schon mit Waffen bedroht, denn sie haben ziemlich viele Männer zutiefst beleidigt. Dementsprechend wurde ich herangezogen und habe den Männern wie auch den beiden Kopfnüsse verpasst sowie denen erklärt, dass sie nicht gleich Freunde sein müssen, aber für die Zeit in Japan friedlich nebeneinander koexistieren können. Audrey scheint echt nicht zu wissen, wie man normal mit anderen Menschen umgeht – wenigstens ihre Tochter macht Fortschritte. Als ich vorgeschlagen habe, dass die zwei und drei meiner Männer shoppen fahren könnten, damit sie die Mode in dieser Gegend kennenlernen, war es vorbei mit jeglicher Erniedrigung. Bürgermeister Bourgeois hingegen versteht sich prächtig mit ihnen und wird sogar zu Spielen eingeladen, die ihm erklärt werden. Dieser Mann ist im Herzen noch ein kleines Kind und dies passt recht gut hier hinein. Jetzt weiß ich endlich, was Achromas allen Parisern gab – eine kleine Maschine zur Übersetzung des Gehörten sowie des Gesprochenen. Ella und Etta hätten mich beinahe umgeworfen, als sie von zwei meiner Männer gejagt wurden. Fangen spielen diese vier und ich finde es herzallerliebst, wie die Zwillinge keine Angst vor diesen zeigen. Nora und Vater hingegen haben sich welche zum Training gesucht, wobei ich Adrien ebenfalls erwische, wie er im Trainingsraum Gewichte stemmt. Beim Anblick seiner Bauchmuskeln muss ich mich zusammenreißen, damit ich nicht in den Raum gehe und sie anfasse – man oh man, ich werde wuschig. Zum Glück schaffe ich es und kann mich daran setzen Nathaniel sowie Marc aus ihrem Zimmer zu bekommen. Bevor ich allerdings klopfen kann, bekomme ich stöhnen zu hören und ich kann schlecht ausmachen, ob es schmerzvoll oder lustvoll war. Mit den beiden befasse ich mich später, denn an der Türklinke hängt sowieso, dass man nicht stören soll. Alya und Nino haben mit Sabrina und den anderen Klassenkameraden den kleinen Tierpark entdeckt und den angrenzenden Streichelzoo, wie ich aus dem Fenster zu sehen bekomme – sogar Monsieur Césaire und seine Frau erkenne ich. Im Gegensatz dazu unterhalten sich Hosuke und Monsieur Agreste sowie Nathalie und der Bodyguard steht dabei. Weiter hinten in dem Salon sehe ich die Lehrkräfte, die anscheinend Sake probieren. Joel und Yuura entdecke ich auf der riesigen Blumenwiese unter dem Ginkgobaum. Marinette und ihre Eltern haben sich im Irrgarten verlaufen, weshalb ich schmunzelnd den Kopf schüttle. „Ah, Shirado, dort steckst du also. Dein Opa und ich würden gerne deine Erfahrungen in der Monsterwelt kennenlernen und zwar ohne medizinische Komplikationen. Laut meinen Berechnungen müsste ich für jedes Monster eine Art Portal erschaffen und somit Portalkarten kreieren, die jedoch nur eine Duplikation erschafft, denn wir können diese Lebewesen schlecht zerteilen und klonen.“ Ähehehe, wieder eine gruselige Aussage von Achromas und ich sitze mit ihm bei Opa in dessen Zimmer. Headset ist an, der Strand ist soweit mit Sitzmöglichkeiten, dem Altar sowie einem festlichen Bogen aufgehübscht und das Wetter weht sanfte Brisen zu uns. Perfekte Lage und das Gebirge hinter uns strotzt nur vor unzerstörbarer Erdkraft. An seinem Platz steht Joel in seinem schwarzen Anzug, den Monsieur Agreste entworfen hat – sehr schneidig und trotzdem definiert – besonders wegen den blutroten Stellen. Hinter ihm, an der Seite, steht Adrien mit den Ringen, die ich André habe anfertigen lassen, unter den Vorstellungen des jeweiligen Partners. Somit wissen beide kein Stück, wie ihr Ring aussieht. Zum Erstaunen vieler Gäste trägt Yuura ein wunderschönes blaues Kleid, in dem echte Juwelen verarbeitet wurden, genauso wie in seinen Haaren – ich wollte bei den Haaren deutlich aussagen lassen, dass der Dunkelgrünhaarige ein wahrer Schatz ist, aber dass Vater das Kleid mit dem gleichen Gedanken earbeitet hat, finde ich erstaunlich. Neben diesem steht Achromas in einem silbergrauen Anzug, welcher ihm echt gut steht – dagegen ist das Kleid, was ich trage auffallend, denn ich bin weiß, als wäre ich die Braut. Augenblicklich will ich Nino das Zeichen geben einen ungewöhnlichen Hochzeitsmarsch zu starten, da erscheint ein azurblaues Portal inmitten der Stuhlreihen, aus dem Azure sowie Ash und einige weitere Personen treten. Ohne weiter zu stören setzen sich diese auf die noch freien Plätze, sodass wir beginnen. Galant gehen Achromas sowie Yuura Schritt für Schritt auf den Altar zu, an dem der Wissenschaftler den Schatz an den Beschützer abgibt, bevor er sich an seinem Platz neben Adrien begibt. Liebevoll sehen sich die beiden in die Augen und brauchen einige Sekunden, bis sie sich komplett zum Altar wenden. Jemanden zu finden, der die beiden traut, war schwierig, jedoch bin ich froh, keine Religion genommen zu haben und auch keine Sekte, sondern jemanden, der einfach Menschen traut, weil diese sich lieben. Nobel finde ich diesen Verhaltenszug, denn eine Hochzeit ist nichts anderes als ein Bund der Liebe. „Wir haben uns heute hier versammelt, um diese beiden Menschen im ewigen Bund der Liebe zu vereinen – ein Bund, welcher alles durchstehen, aber auch daran zerbrechen kann. Prüfungen stehen im Leben jedem bevor und dieses Paar wird diese gemeinsam bestreiten – als Einheit in Liebe.“ Azure steht auf und geht stumpf hinter den Altar, bei dem er den Mann ein bisschen zur Seite drückt, was mich eingreifen lässt, jedoch von Achromas, mit einem Kopfschütteln, davon abgehalten werde. „Arceus, der Schöpfer unserer Welt, trete hervor.“ Leicht vibriert die Umgebung, ehe hinter dem Altar ein buntes Portal sich öffnet und aus diesem anscheinend dieses Arceus auftaucht. Einige angstvolle Laute und Blicke werden dem Wesen entgegengeworfen, denn so etwas kennt niemand. „Ruhe, ihr Tölpel!“ Beleidigend stellt Azure Ruhe her und diese wird prompt gegeben, was mich wundert, denn ich hätte eher gedacht, dass Chaos ausbrechen wird. Davon hätte man mir ruhig erzählen können, denn dann wären die Gäste auf diesen hohen Besuch eingestellt gewesen. „Unter den wachsamen Augen von Arceus werden Joel Glaceo, als Mann der Stunde, und Yuura Kohei, als Frau der Stunde, den ewigen Seelenbund eingehen. Zwei Seelen, die einander brauchen wie niemanden sonst. Die gemeinsam leiden, lernen, lieben, lachen und sterben. Mögen ihre Seelen immer einander wiederfinden.“ Danach sieht er den Mann neben sich an und erwartet wohl, dass dieser seinen Text fortführt. Räuspernd stellt er sich strammer hin und ignoriert das große Wesen hinter sich gekonnt, während ich schon Angst habe, wie der restliche Tag fortgeführt werden soll oder eher der Abend. „Gibt es Einwände, dass wir hier und jetzt, diese beiden Menschen in Liebe trauen?“ Niemand meldet sich, was ich gut finde und keine Störungen von woanders her eintreffen. „Sehr gut. Joel Glaceo, willst du den hier anwesenden jungen Mann, Yuura Kohei, als deinen Angetrauten nehmen, ihn lieben, ehren und beschützen, bis in alle Ewigkeit? So antworte mit deinem Einverständnis.“ „Mir wäre es eine Ehre, Yuura in aller Ewigkeit bei mir zu haben und ihn niemals herzugeben.“ Kami, sind diese Worte liebevoll ausgesprochen worden, da bekomme ich sogar Tränen bei und mir galten diese Worte kein bisschen – Yuura hingegen heult wie ein Schlosshund. „Yuura Kohei, willst du den hier anwesenden jungen Mann, Joel Glaceo, als deinen Angetrauten nehmen, dessen Namen annehmen, ihn lieben und ehren, bis in alle Ewigkeit? Antworte mit deinem Einverständnis, wenn du dies willst.“ „Ja, Ja, Ja, JA!!“ Heulend schmeißt er sich an den Weißhaarigen, was viele Anwesende zum Schmunzeln bringt. Es übernimmt wieder Azure, denn es scheint nun eine Art zweidimensionale Hochzeit zu sein. „Schöpfer unserer Welt, du siehst zwei Seelen, die einander begehren, du hörst ihre liebevollen Zuwendungen und spürst deren Kompatibilität. Welchen Segen hast du für den ewigen Seelenbund ausgewählt?“ Gespannt bin ich nun, denn um Arceus schweben einige Tafeln, die mich an die Bestellung im Café Kalos erinnern. „Mögen eure Gefühle tief sein, wie das Wasser.“ Hat da gerade Arceus gesprochen? Echt jetzt?! Mundlos sprechen zu können bedeutet dann wohl Telepathie. „Eure gemeinsame Zeit möge wachsen wie eine Pflanze.“ Leuchtend schweben die Tafeln über den Köpfen des Paares und es werden noch mehr. „Leidenschaftlich möge eure Zuneigung zueinander brennen, wie das Feuer.“ Dieses Schauspiel sieht man sicherlich keinesfalls so schnell wieder. „Verträumt mögen eure Gedanken zueinander werden, wie Fee.“ Okay, das am Ende verstehe ich nicht so, aber wenn ein Schöpfer spricht, sollte man sich besser zurückhalten. „Offen mögt ihr eure Gedanken aussprechen, wie der Boden. Unheil mögt ihr verhindern, wie das Unlicht. Mystisch mögen eure Erfahrungen werden, wie Drache. Verbunden mag euer Denken sein, wie Psycho. Erinnerungen mögt ihr zusammen verschließen, wie das Eis. Vernichten mögt ihr eure Feinde, wie Kampf. Beschützend hart möge euer Bund werden, wie Stahl. Frei mögt ihr euer gemeinsames Leben leben, wie Flug. Befreit von Ängsten und Furcht mögt ihr sein, wie Geist. Aufgeweckt mögt ihr neue Erlebnisse sammeln, wie Käfer. Gewappnet gegen jede Krankheit mögt ihr werden, wie das Gift. Ecken und Kanten mögt ihr beibehalten, wie Gestein. Energievoll mögt ihr bleiben, wie Elektro. Lebendig möge euer Nachwuchs werden, wie Normal.“ Beim letzten Satz schwebt Arceus höchstpersönlich über den beiden und leuchtet mit den Tafeln gemeinsam auf. Leuchtende Fäden der jeweiligen Tafeln umwinden das Paar und dieser Schöpfer bildet das Ende dabei, denn die Fäden haften an ihm zum Schluss. Anstatt weiteres Vorgehen zu zeigen, darf der andere beim Altar fortführen. „Ringe, die Symbole eurer ewigen Liebe und Verbundenheit, ausgestattet mit edlen Juwelen, welche die Persönlichkeit des jeweils Anderen repräsentieren, werden nun ausgetauscht, um damit euren Bund der Liebe zu besiegeln.“ Adrien tritt vor und hält zuerst das Kästchen mit Yuuras Ring zu Joel, der es öffnet und den Inhalt entnimmt, bevor er ihn sanft auf den rechten Ringfinger von seinem Partner streift. Genauso handelt Yuura bei dem Weißhaarigen und der Mann beim Altar umschließt mit seinen Händen die beringten vom Paar. „Im Angesicht von positiver Güte, neutraler Beobachtung und negativer Einsicht erkläre ich euch hiermit zu Joel und Yuura Glaceo. Küssend besiegelt ihr euer Versprechen durch körperliche Zuwendung.“ Kaum küssen die zwei sich, ziehen sich die verschiedenfarbigen Fäden enger zusammen und pressen die zwei näher zueinander. „Seelen, gebunden durch Einigkeit, erfüllt euch in der Ewigkeit. Rechtmäßig erklärt euch Arceus zu einem Seelenbund.“ Nachdem Azure diese Worte ausgesprochen hat, verschwinden die Fäden und um das Paar tanzt ein bisschen Licht herum, bevor auch dieses verblasst. Das schöpferische Wesen zieht sich zurück und ich weise Nino an, die Musik zum Auszug zu spielen. Applaus und Jubel bekommt das Paar von beiden Seiten mit, als sie durch die Armbögen durchgehen, was ich den Gästen mitgeteilt habe, damit das Erlebnis noch schöner wird. Schwerter können wir schlecht nehmen, was damals üblicher war, jedoch heutzutage viel zu gefährlich ist. Gäste aus der anderen Dimension, die ich vorher nicht erreichen konnte, machen einfach mit und somit reicht der Tunnel bis zum Gebäude, worin das Essen und die restliche Feier stattfinden. Fast das gesamte Essen wurde vertilgt und ich musste Adrien ein bisschen von seiner Grapscherei abhalten, denn der Anlass gebietet es keineswegs. Außerdem kann er ruhig mal Abstand von mir halten, anstatt ein zweiter Schatten für mich zu sein. Schön, dass er mich liebt und noch mehr, aber das bedeutet keineswegs, dass er in diesem Moment einen auf Macho machen muss, nur weil er die Nacht nicht mit mir verbringen kann – momentan zumindest. Dass ich es sonst soweit in Ordnung finde, wenn er mal ab und zu seine Hormone nicht an sich halten kann, will ich keinesfalls verleugnen, allerdings geht mir das im Augenblick zu weit. „Wenn du nachher noch mit mir tanzen willst, Adrien, solltest du deine Hormone unter Kontrolle halten und weniger Alkohol heimlich trinken – das ist nämlich kein Wein, den du zu dir nimmst.“ Gemischte Gefühle sehe ich in seinem Blick und klar lässt sich Enttäuschung herauskristallisieren. Enttäuscht braucht er kein Stück zu sein, denn ich lasse ihm viel durchgehen, nur muss ich die Hochzeit ausgezeichnet über die Bühne bringen, da ich die Verantwortung trage. Zudem brauche ich keinen total besoffenen Tanzpartner, der sich durch seine Größe älter gibt, als er ist, und somit an das noch schlimmere Gift herankommt. Erst nach dem Verdauungstee sowie einer halbstündigen Pause, eröffnet sich die Tanzfläche, auf der ich das frisch verheiratete Paar bitte, damit der erste Tanz den restlichen Abend einläutet – einen voller Spaß, Tanz und Glück. Zusätzlich wäre ich dann auch soweit befreit und kann mitfeiern. Traditionell wäre ein Walzer angesagt, aber da wir mit den althergebrachten verstaubten Traditionen brechen, tanzen beide zu dem ersten Lied, welches sie gemeinsam gehört haben – einem japanischen Pophit. Also waren die zwei entweder schon mal in Japan oder das Lied haben sie aus ihrer Dimension mitgebracht und es hört sich nur so an. Egal, Hauptsache beide feiern ihr Glück. Ihren Tag sollen die zwei genießen und sich um nichts Sorgen machen. Elegant tanzen die beiden als eine Einheit – als wären sie nur für die andere Person geboren worden. Ausgezeichnete Bewegungen, verliebte Blicke und zum Abschluss ein intensiver Kuss im Scheinwerferlicht – ein gelungener erster Tanz. „Geehrte Damen und Herren, ich begrüße euch alle zur Hochzeit von Joel und Yuura Glaceo. Soeben waren wir Zeuge des ersten Tanzes und dies bedeutet, dass ab jetzt kein genauer Ablauf mehr geplant sein wird. Tanzt euch müde, nehmt vom Naschbuffet und trinkt – heute feiern wir den Zusammenschluss zweier wundervoller Menschen. Wer möchte kann bei dem ersten Gemeinschaftstanz mitmachen. Habt Spaß und genießt diese Feier!“ Somit habe ich meinen Part getan und schnappe mir Adrien, der überrascht ist, dass ich ihn mitnehme, obwohl er schmollt. Augenrollend nehme ich das zur Kenntnis und dann ertönt auch schon Tenchi Gaeshi von NICO Touches the Walls, für den Gemeinschaftstanz. Einige bleiben sitzen, jedoch sammeln sich die restlichen auf der großen Tanzfläche und es kann losgehen. Stunden vergehen und noch sind alle anwesend, unterhalten sich prächtig sowie tanzen sich die Seele aus dem Leib – wie es so schön heißt. Momentan liegt ein sogenannter Schmusesong auf und der blonde Schönling hat mich echt eng an seinen Körper gezogen. Gegen die Nähe bei diesem Tanz habe ich keineswegs was, nur würde ich gerne ein bisschen Bewegungsfreiheit erhalten. Führend gibt er den kompletten Tanz den Ton an, sodass ich mir wie eine Puppe vorkomme. Sein Knurren zwischendurch beunruhigt mich, gibt mir gleichzeitig das Gefühl in Sicherheit zu sein und bringt Verwunderung. Zähle ich mal zusammen, wie er sich bisher verhalten hat – vor der Reise in die Monsterwelt war er zurückhaltender und charmant, danach war er bedrängender, allerdings noch charmant. Nach Ash Ketchums Versuch unsere Dimension zu erobern wurde er besitzergreifender und Narutos Geschenk lässt ihn seitdem anmaßender sein sowie seine Körperform veränderte sich echt extrem. Hoffentlich war es das dann endlich mit seinen Veränderungen, die er nur wegen mir durchmacht. Muskeltraining war allerdings eine wirklich gute Sache für ihn – das hat ihn sehr viel heißer gemacht. Kuschelmusik ist erstmal weg vom Fenster und Nino kann auf die Tanzlieder setzen. „So, Adrien, ich muss kurz raus und du schaust für mich, ob alle soweit ihren Spaß haben – wenn nicht, setzt du dich zu ihnen und unterhältst sie ein bisschen.“ Widerworte dulde ich in diesem Augenblick kein Stück, denn ich gehe stumpf hinaus, nachdem ich ihm mein Headset – welches bis vorhin um meinen linken Oberarm war – gegeben habe, sieht er mich unschlüssig an, doch lasse ich ihn stehen. Draußen atme ich die frische Luft ein und sehe zu dem Sternenhimmel hinauf. Leuchtend schön strahlen die Sonnen und die Planeten, die beschienen werden, auf unseren Planeten hinab und ich versinke in diesem Anblick. Hach, es wäre alles einfacher, wenn man friedlich sein Leben genießen könnte, anstatt andauernd mit irgendwelchen Phänomenen konfrontiert zu werden, die sogar andere Dimensionen beinhalten. Seufzer Nummer Zwei erfolgt direkt und ich schließe die Augen, damit ich im Stillen über meine naive Haltung kichern kann – als Siegelmeister muss ich erblühen, aber ich bin zuversichtlich und ein wenig Naivität schadet nie. Irgendwas zischt an meinem Kopf vorbei und landet hinter mir in den Boden. Geschockt öffne ich meine Augen und wende mich dem zu, was vorbeisauste. Überrascht werde ich, denn es steckt tatsächlich ein Pfeil im Boden, als würde dieser schon ewig dort stecken – ganz natürlich sieht dies aus, obwohl es keineswegs stimmt. Unter den bisherigen Umständen kann es sich ja nur um jemanden außerhalb unserer Dimension handeln, zumal eine Akumatisierung auszuschließen wäre – genauso wie ein Nutzer von einem Yumi. Demzufolge wäre der Frieden der Hochzeit in Gefahr, sollte ich mich zu den anderen begeben, jedoch… Mein Hechtsprung nach rechts hat mich vor einem weiteren Pfeil bewahrt und mit Schrecken stelle ich fest, dass ein Sprung nach links Shuriken meinen Körper geschmückt hätte. Definitiv sind es zwei Personen, aber es könnten mehr sein – so ein Mist! Wie soll ich gegen anscheinend gut ausgebildete Gegner kämpfen, während ich die Hochzeit kein Stück vermiesen will, nur weil ich der Siegelmeister bin? Lieber renne ich weg und versuche eines der Verstecke zu finden, die der Familie Yato zur Sicherheit dienen. Kaum habe ich meinen Körper daraufhin gedreht, steht dort ein merkwürdig aussehender Drache im Weg – nein, zwei solcher Drachen, wovon einer sogar kleiner aussieht. Kami, die ihr über uns wacht, ich bitte euch mir beizustehen in dieser unfassbaren Situation. Zischend, das Geräusch der Pfeilschüsse, rasen weitere auf mich zu und einer leuchtet sogar, sodass ich gerade so ausweichen kann. Leider ändert der leuchtende Pfeil seine Richtung und ich kann es kaum fassen, dass dieser selbst bei vier weiteren Ausweichbewegungen vorhanden bleibt. Treibt mich dieser komische Pfeil zu den Drachen? Welche Taktik nutzen diese Leute? Könnte ich diese Schritte so gut vorausahnen wie mein Vorfahre und wäre ich mächtig genug, wie der Pharao, dann hätte ich einige Möglichkeiten der Selbstverteidigung zur Auswahl. Azures Verbindung zu diesem Arceus oder Narutos unbändige Willensstärke, die in seinem Blick herrscht – alles wäre hilfreicher in dieser Situation. Plötzlich bin ich in einem sich drehenden und leuchtendem Runenkreis lilaner Färbung, woraus sich ein Baum schnell erhebt und mich in die Luft befördert. Ziemlich schmerzhaft und dabei spüre ich eine verstärkte Schwerkraft, die mich nun auf die gleiche Stelle zurückzieht. Physik rast mir in meinen letzten Momenten, die ich wohl lebend verbringen werde, durch den Kopf – toller letzter Gedanke, Shirado. Yuura hält mich in seiner katzenhaften Gestalt knapp vor dem Aufprall fest – als hätten wir beide diese Nummer einstudiert. Keinesfalls will ich diese Erfahrung wiederholen, denn meine Beine zittern mit meinem restlichen Körper um die Wette, werden dabei zu Wackelpudding und somit kann ich nicht mal mehr stehen. „Tut mir Leid, Yuura, ich wollte eure Hochzeit nicht mit einem Angriff auf mich beflecken.“ Dies muss ich ihm einfach sagen, denn ich wollte so sehr, dass dieser eine Tag für die beiden des beste überhaupt wird. „Tot bringst du uns allerdings ebenso wenig, Shirado. Hätte Yuura nicht zwischendurch gespürt, dass Drachen in der Nähe sind, wären wir vielleicht zu spät rausgekommen. Obwohl ich dann deinen Körper obduzieren hätte können…“ Im jetzigen Moment kann ich einfach nur über die groteske Art von Achromas lachen und fühle mich ein wenig besser. Vorsichtig lässt mich der Dunkelgrünhaarige los und tatsächlich stehe ich gerade, ohne wie ein Grashalm im Wind zu sein. „Interessant, eine ganze Truppe aus einer anderen Dimension. Zapperlein scheint ordentlich Lügen verbreitet zu haben, wie es den Anschein macht. Dieser müsste doch irgendwo in der Nähe stecken…, Yuura, du fängst den Zapper ein und lässt ihm keine Chance zum Entkommen, ich will diesem die Kräfte unterdrücken, denn er bringt zu viel Unsinn hervor.“ „Jawohl, Azure-san!“ Schon ist die Braut für heute verschwunden, wobei Joel nun in meiner direkten Nähe steht. Knackend bringt Ash seine Freude zum Kampf zum Ausdruck und ich wäre am liebsten gar nicht dabei. „So, ihr Störenfriede, ich würde wirklich sehr gerne in Erfahrung bringen, weswegen ihr uns auf einer Hochzeitsfeier angreift. Wählt eure Antwort gut, denn ich habe keine Scheu davor einen interdimensionalen Krieg zu führen – immerhin würde mein Mann gerne seinen Frust ausleben.“ Gruselig wirkt Azure nun auf mich, wie er zuckersüß diese Worte ausspricht, aber seinen Blick undurchdringlich erscheinen lässt. Niemand der anderen Seite sagt ein Wort oder gibt sich zu erkennen. „Aha, ihr meint also, dass der Zapper die Wahrheit gesprochen hat, obwohl ihr persönlich noch nie von Shirado Fleur gehört haben könnt. Erraten könnte ich eure Beweggründe, aber ich würde sie lieber von jemanden eurer Seite hören, bevor wir die Grenze unserer Dimensionen aufbrechen und Krieg führen.“ „Bitte nicht, Azure, ich würde es keineswegs ertragen, wenn ihr kriegerische Handlungen durchführt nur wegen einer Lüge durch den Zapper, der allein mir Unheil bringen will.“ Schnalzt der Azurhaarige etwa mit seiner Zunge und wirkt beleidigt? „Rechtmäßige Handlungen unsererseits sind gegeben, denn sie haben die Hochzeit zwei unserer Freunde und Weltenretter gestört. Dahingehend ist ihr Verhalten ganz klar ein Zeichen für einen Krieg zwischen unseren Dimensionen, weil sie weder ihre Waffen gesenkt haben noch ihre Beweggründe schilderten.“ Lassen wir mal wegfallen, dass noch niemand von ihnen sich gezeigt hat, außer den Drachen, aber darauf herumreiten möchte ich im Augenblick kein Stück. Schimmernd leuchtend erscheinen Yuura und der Zapper, der sich keinen Millimeter rühren kann, wie es aussieht und er hat um sich eine bunte Aura, die von dem Dunkelgrünhaarigen stammen muss. „Wirklich gute Arbeit, Yuura, ich bin erstaunt, wie viel effektiver du geworden bist. Wicht, du hast Ärger gemacht, den du ausbaden wirst und zwar komplett, sonst warst du die längste Zeit am Leben.“ Nochmals sagt Azure seine Worte zuckersüß, aber der Blick von ihm ist dermaßen eiskalt und hart, dass ich ernsthaft friere und mir gilt dieser keineswegs. Unglaublicher finde ich, dass keine weitere Handlung der anderen Seite erfolgte, seitdem diejenigen der Pokémondimension herauskamen. „Niemals werde ich euch helfen! Ihr seid ein Übel, welches ausgeschaltet gehört und besonders Shirado muss eingesperrt werden.“ Abscheu klingt in seinen Worten mit und es trifft mich, wie verachtenswert ich von der gegnerischen Seite gesehen werde, obwohl ich persönlich noch keine Schritte eingeleitet habe. An sich habe ich nur ein paar von den kleinen Infernalen vernichten lassen, jedoch nur, weil sie ziemlich brutal waren mit ihren verwandelten Wirten. „Abscheulich wie du diese Worte aus deinem Mund gelassen hast, Zapperlein – lieber würde ich dich sofort köpfen, denn du machst viel zu viel Schaden in mehrere Dimensionen, jedoch habe ich da eine sehr viel bessere Strafe für dich, zumal derjenige, den du einsperren willst, sonst am Boden zerstört wäre.“ Dass ich auf einmal die Aufmerksamkeit zurückerhalte finde ich weniger erfreulich und wende mich ab, denn die vielen Blicke durchbohren mich regelrecht – anders wäre es auf einer Bühne. Wirft man mir etwa vor, dass ich ein zu weiches Herz hätte? Hartherzig zu sein finde ich unmöglich, denn dann geht man über Leichen oder ist kurz davor tatsächlich zu töten. „Tsk, ich bin nicht auf die „Güte“ von einem Siegelmeister angewiesen – tötet mich einfach!“ Verbitterung höre ich aus diesen Worten heraus, welche von Abscheu überdeckt wird – eher gewollt versteckt werden sollte. „Azure, ich möchte, dass ihr ihm seine Kräfte lasst, allerdings das Böse aus ihm entfernt. Vielleicht ist er im Grunde echt nett und wurde nur durch den Einfluss niederträchtig.“ Unwohl fühle ich mich bei den ganzen Blicken nun, nur Yuura nickt mir zustimmend zu. Wenigstens einer, der mich ein bisschen verstehen kann. „Überaus zuvorkommend von dir, Shirado, jedoch müssten wir das Böse aus ihm in jemand anderen übertragen und dieser muss damit umgehen können, sonst hätte es keinen Sinn. Da es sich jedoch um Bosheit dieser Dimension handelt, muss es jemand von hier sein – wähle weise.“ Leichter hätte man mir die Entscheidung keineswegs machen können, nein, ich bin ja auch nur ein Mensch, der mal eben das Leben von jemand anderem verwünschen soll. Niemandem würde ich diese Bürde aufhalsen wollen, also bleibt mir nur eine einzige Antwort übrig. „Dann nehme ich die Bosheit auf und versuche sie auszugleichen. Hauptsache ist, dass der Zapper ein normales Leben führen kann, ohne Untaten zu vollbringen.“ Bevor irgendjemand von ihnen ein Wort äußert, machen sich die Drachen bemerkbar und schrumpfen, bis sie zwei Menschen sind oder eher Drachenmenschen, denn die spitzen Ohren sprechen eher dafür. „Halt, Moment, ich fühle mich überfordert mit allem! Das ist gar nicht lustig hier und Shigure versteckt sich ebenfalls nicht hier, Mama.“ Mama? Können Drachenmännchen etwa Kinder bekommen? Mehr Versteckte geben sich zu erkennen und einer sitzt sogar auf einem Pferd. „Kana, mein Junge, gehe doch bitte zu deinem Papa, okay?“ Kurzerhand rennt der Junge zu dem Mann mit den weißen Haaren und der Augenklappe, weswegen ich davon ausgehe, dass dieser der Partner von dem Drachenmenschen sein muss. „Wahrlich interessant, dass es eine Dimension gibt, worin es Mischungen zwischen Drachen und Menschen gegeben hat – sehr selten davon gehört bisher, aber es zu sehen finde ich viel ansprechender. Azure Ketchum, menschliche Verbindung zum Schöpfer Arceus.“ „Corrin von Valla, ich bin mit meinem Mann, meinem Sohn, zwei von meinen Brüdern und einer Leibwache hergekommen, denn Shigure fehlt, der Sohn von meiner Schwester Azura. Uns wurde gesagt, dass Shirado Fleur aus dieser Dimension ihn entführt hätte, also haben wir uns aufgeteilt. Suchtrupps in unserer Dimension konnten ihn ebenfalls nicht finden, weswegen wir mitgekommen sind. Jedoch haben wir genug gehört um sicher zu sein, dass der bisherige Schuldige unschuldig ist. Für unser Verhalten entschuldige ich mich und hätte für die Befreiung vom Zapper einen Einwand hervorzubringen.“ Woher stammen die alle? Einige sehen europäisch sogar adelig aus und einer eher japanisch adelig, allerdings vor vielen Jahrhunderten. „Einwände anzukündigen und diese danach nicht zu äußern gilt als unhöflich.“ „Oh ja, entschuldigt. Ähm…, das Böse aus ihm könntet ihr auch freilassen und dann die angenommene Form vernichten. Verdorben scheint er noch nicht zu sein, weswegen er überleben würde. Soweit wir wissen, muss man für Bosheit kompatibel sein, sonst verdirbt man – richtige Kontrolle darüber halten und normal leben können nur recht wenige tatsächlich. Darum wäre es unvorteilhaft sie in dir aufzunehmen, Shirado.“ Kleinlich möchte ich keineswegs wirken, aber wieso weiß dies jemand aus einer fremden Dimension und keiner meiner Vorfahren? Verschweigen die mir da ein wichtiges Detail? Wehe ihnen, sonst werde ich zickig und zeige ihnen die kalte Schulter, auch wenn ich sie ein paar Nächte nicht gesehen habe. Auf meine Meinung wird verzichtet, denn Azure boxt mit einer goldig leuchtenden Faust in die Brust vom Zapper, der von Ash gehalten wird. Zappelnd versucht der Körper gegen was anzukämpfen, bevor er eine matschige schwarze Masse herauslässt – die Würgegeräusche setzen mir selber zu und ich halte dementsprechend meine Ohren zu sowie wende mich ab. Helles Licht erstrahlt und nach dem Erlöschen von diesem, werde ich angetippt und zwar von Achromas. „Einfacher wäre es, wenn du die Analyse meiner Maschine mithören würdest, Shirado.“ Ihm nicke ich zu und warte, dass der Armcomputer von dem Wissenschaftler den schlaffen Körper vom Zapper scannt. „Namenloses Wesen entdeckt. Typus eines Dämons, jetzt Infernaler. 816 Jahre alt. Haarfarbe und Augenfarbe sind original. Alle Hundert Jahre erfolgte eine schmerzhafte Verjüngung des Körpers mit Erinnerungslücken. Theorie gegeben – sogenannte böse Macht hat diesen Prozess in Gang gesetzt. Jetziger Zustand gleicht dem eines heutzutage vorhandenen Jugendlichen. Minimales Wachstum vorhanden – bis 1,72 m wird der Körper groß werden. Geburt von Nachwuchs wie bei Shirado Fleur möglich, genauso wie das Vorhandensein der seltenen Blutgruppe S. Kräfte gesunken – vorherige Dimensionskräfte reichen nicht für Reise zwischen Dimensionen aus, nur für Verteidigung anzuwenden.“ Hat Achromas seine Analysefunktion am Armcomputer erweitert? Irgendwie kommt mir das so vor. „Heiliges Wesen der Zwischendimension, Hüter der Dimensionsportale – Shinkeiryu. Einzigartiges Wesen aus Wasserschlangendrache, Elementarphönix und zwölfschwänzigen Seelenfuchs. Bekannter als Ryu, Bewacher der Flüsse, Seen und Meere, Shin, Wächter der zwölf Elemente und Kei, Bewahrer der Seelen. Verschwinden der drei hohen Wesen vor Jahrhunderten dokumentiert, dem letzten Zwischenfall mit interdimensionalen Ausmaßen. Shinkeiryu ist ein neues heiliges Wesen, welches keine Erinnerungen an die vorherigen Leben besitzt. Überleben nach Verseuchung nur in einem reinen Gefäß möglich – Zustimmung muss erfolgen, sonst entschwindet dieses einzigartige Wesen für immer.“ Stirbt dieses Shinkeiryu etwa vor meinen Augen? Weshalb schauen jetzt alle mich an? „Habe ich irgendwas im Gesicht, dass ihr mich anstarren müsst?“ „Nein, aber du bist ein reines Gefäß und ein Siegelmeister braucht selbst einen Begleiter, mit dem er sich vereinen kann – wieso also nicht Shinkeiryu? Antworten kann dieser zwar nicht, aber ich bin der Meinung, dass es ihm lieber wäre zu leben, anstatt dahinzuscheiden, auch wenn ich gerne diesen als Forschungsobjekt nutzen würde.“ Zielt der Wissenschaftler darauf ab, dass ich zusage oder absage? Beide Seiten kann er doch unmöglich…, doch, es ist Achromas, über den ich gerade nachdenke. Vor einer Antwort meinerseits werde ich verschont, denn Ho-Oh taucht aus seinem Ball um meinen Hals auf – hervorholen konnte ich diesen Vogel vorher keineswegs. Wenige Schritte braucht er zum anderen Wesen und hüllt dieses ein. Goldener Staub umhüllt nun Shinkeiryu und dieser sieht nach dem Verblassen des Staubs viel gesünder aus. Ho-Oh verbeugt sich kurz vor Azure, der es diesem nachahmt, bevor er in dem Ball erneut verschwindet, als würde ich keinesfalls existieren. „Wow, der Phönix war aber toll! Mama, können wir auch einen zum Freund haben?“ Quengelnd will der Junge die Aufmerksamkeit von seiner Mutter erhalten, aber der Vater – zumindest kommt mir der Umgang mit diesem mir so vor – nimmt sich seiner an. „Haha, Ho-Oh hat mal eben das Leben in dem Mischbiest zurückgebracht, nicht wahr, Yuura?“ „Ja, Azure-san, das hat er, obwohl er dafür einige Jahre früher wiedergeboren werden muss.“ „Ach was, die vierhundert Jahre, die noch kommen, gehen im Nu weg, bis er eine Wiedergeburt durchläuft. Dahingehend finde ich es interessanter, dass er in dieser Dimension anscheinend die Kraft des Lebens anwenden kann, die sonst bei uns nur Xerneas ausführt. Obwohl er schon mal jemanden wiedergeboren hat, ohne das Wesen des Lebens bei sich zu haben. Liegt vielleicht daran, dass er ein Phönix ist, wie es in dieser Dimension heißt.“ Mir persönlich ist das ganze Paket echt zu viel und ich würde am liebsten ins Bett, allerdings gibt es noch einige Sachen zu klären und die Feier ist noch in vollem Gange – wie lange werde ich überhaupt vermisst? „Urgh, ich fühle mich schrecklich. Wo bin ich?“ Dass das heilige Wesen dermaßen schnell wieder auf die Beine kommt, scheint alle zu überraschen und es selbst wirkt mehr als nur verwirrt. „Schön, dass du aufgewacht bist, Shinkeiryu. Kurz gefasst brauchst du ein reines Gefäß, damit du weiterleben kannst oder eher dich komplett regenerieren, sonst wäre die Aktion von Ho-Oh nichtig gewesen. Zu deinem Glück haben wir sogar eines, welches noch nicht besetzt wurde – Shirado Fleur, der letzte Siegelmeister.“ „Siegelmeister…, ich kenne diesen Begriff…, nur woher?“ Tief klingt die Stimme von ihm und dabei dennoch sympathisch, als ob man ihm alles anvertrauen könnte. Bedacht gehe ich auf dieses Mischwesen zu und knie mich hin, obwohl es viel größer ist. Keine Ahnung wieso ich mich auf meine Knie begebe – meine Kleidung ist dadurch hinüber – jedoch finde ich es eher angemessen. „Verehrter Shinkeiryu, ich bin Shirado Fleur, der Siegelmeister dieser Zeit und wohl der letzte meiner Art, wie ich oft genug zu hören bekomme. Ihr wart im Zapper drinnen und voller Bosheit, die diesen verdarb. Letztendlich konnte die krankmachende Macht aus diesem und Ihnen gefiltert sowie ausgelöscht werden – Letzteres kann ich nur vermuten, denn ich hatte geschlossene Augen. Trotz der heilenden Maßnahme vom freundlichen Phönix Ho-Oh aus der Pokémondimension, hängen Sie noch am seidenen Faden Ihres Lebens. Insofern würde ich gerne mich anbieten, damit Sie sich regenerieren können und zu Ihrer voller Stärke zurückkehren – selbstverständlich maße ich mir keineswegs an, Ihnen irgendwelche Vorschriften zu machen, allerdings wäre ich gerne weiterhin unter Kontrolle meines eigenen Körpers, denn mein Leben aufgeben möchte ich im Moment kein Stück. Sollte Ihnen diese Bedingung zusagen, bitte ich um die Vereinigung.“ Stechend ist sein Blick in direkter Richtung meiner Augen, aber sollte ich nachgeben, würde er vielleicht den Tod wählen und dies möchte ich nicht auch noch zu der Hochzeit hinzufügen, die wegen mir schon einen hohen Störfaktor erhalten hat. „Drei reichen niemals aus, damit du mich aushältst, Siegelmeister. Mindestens vier außergewöhnliche Kräfte brauchst du und selbst mit diesen wäre es schwierig.“ Meint er etwa das Millenniumarmband, Ho-Oh sowie das Geschenk von Naruto? Seit dem Angriff stelle ich mir viele Fragen, weswegen ich lieber Antworten suchen sollte. Umgehen kann ich mit den Geschenken allerdings kein Stück, also wäre ein viertes Geschenk oder Schmuckstück mit merkwürdiger Macht, die sich mir entbehrt, weniger hilfreich. Indes müsste ich ja ein viertes mächtiges Artefakt nutzen, damit Shinkeiryu überhaupt in Erwägung zieht mich als Gefäß zu nutzen, damit er überlebt. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass ich genau in diesem Moment noch ein Objekt benötige. Kami, die ihr über uns wacht, ich bitte euch mir zu helfen. Genau in diesem Augenblick wird mein direktes Blickfeld mit einem kugelrunden wie mattgrünen Stein verdeckt, der von einer kleinen Hand gehalten wird, welche zu dem kleinen Jungen gehört. „Den habe ich mal gefunden, aber bei Mama und mir wirkt er nicht. Trotzdem ist das ein Drachenstein und vielleicht hilft er ja dir.“ Perplex nehme ich diesen dankend an und kaum halte ich diesen Stein in meinen Händen, leuchtet er auf. Knackende Geräusche kommen von diesem und seine gesamte Form zerspringt einfach. Gefühlt geht es mir wie dem Stein, denn wenn immer mehr auf mich einprasselt würde ich ebenfalls irgendwann zerspringen, aber ich habe nichts getan, damit dieser Drachenstein sich selbst zerstört. Liegt es daran, dass ich nichts getan habe? Wenigstens das Leuchten wird annehmbarer und ich kann meinen Blick auf meine Hände richten, die nun ein kristallenes Objekt halten, welches im Inneren verschiedene Zeichen beherbergt, die mir gänzlich unbekannt erscheinen. Formmäßig erinnert mich das Objekt an einen europäischen Drachen, der seine Schwingen angelegt hat, damit er irgendwas beschützt. Ohne mein Zutun erwacht dieser Drache zum Leben und donnert gegen meine Brust, nur um darin zu verschwinden und ich fühle mich, als würde man mich erwürgen, ehe dieses Gefühl verblasst. „Beschwörung von mächtigen Wesen, Heilung aller Lebewesen, kontrollierte Widerstandskraft und nun die Macht zum Schutz – vier großartige Kräfte in dir vereint werden mit meinem Eindringen auf die Probe gestellt, Siegelmeister Shirado Fleur. Sobald wir vereint sind, gibt es kein Zurück mehr und ich kann dir keineswegs sagen, inwieweit ich oder meine Macht dich beeinflussen werden. Stellst du dich dennoch zur Verfügung?“ Schnippisch will ich antworten, dass ich mich schon längst zur Verfügung gestellt habe, jedoch atme ich lieber tief durch und schaue in die tiefen Augen des Wesens vor mir. Darin sollte es meine Antwort erkennen und ich höre ein recht glückliches Glucksen, bevor Shinkeiryu schimmert, sich auflöst und der Schimmer zu Lichtpunkten wird, welche meinen Körper umgehen und in diesen fahren. Nochmals bekomme ich das Gefühl erwürgt zu werden und dabei auch noch überall elektrisiert, was allerdings nach nur einigen Sekunden versiegt. Erleichterung durchflutet mich nun und ich stehe langsam auf, nur damit ich von dem kleinen Jungen sowie Yuura umgeworfen werde. Beide hätten weniger brachial mich umwerfen können, aber im Moment ist es angenehm einfach Nähe zu erhalten – besonders nach dem ganzen Tamtam. Situationstechnisch sollte ich im Bett liegen und mich von den ganzen Strapazen erholen, besonders wegen dem hohen Machtverhältnis in mir, aber ich fühle mich noch immer recht gut. Azure hat – so schräg es auch aussah – dieses Dialga gerufen, bevor alle aus der Pokémondimension zu mir gekommen sind, damit dieses all die anderen in der Zeit einfriert. Schräg an diesem Ereignis war, dass er das riesige Wesen gestreichelt hatte, als wäre es ein kleines Tierbaby – besonders der hohe Sprachton und die gewählten Worte waren zutreffend dafür. Schocken sollte es mich dahingehend keineswegs, dass Dialga sich hingelegt hat und es genoss so behandelt zu werden, aber der Anblick tat es einfach. Deshalb habe ich mir direkt gemerkt, dass man niemals die schlechte Seite von diesem jungen Mann treffen sollte. Fragende Blicke gab es bei unseren neuen Gästen, die bei vielen Gegenständen neugierig wurden und somit Gespräche durch Wissendurst anfingen. Adrien sah mich dermaßen durchdringend an, dass ich eine wohlige Gänsehaut bekam, aber dann tanzten wir noch einige Male, unterhielten uns mit vielen Gästen und naschten von dem Naschbuffet. Gegen drei Uhr am Morgen gingen die ersten Gäste, bis es um halb sechs am Morgen nur noch die aus den anderen Dimensionen waren, die gingen. Endlich fertig mit all dem Stress dauerte es keine zehn Sekunden, bis ich einschlief – mit einem zufriedenen Lächeln, weil es dennoch ein wundervoller Hochzeitstag für Joel und Yuura war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)