Ein Mirakel zwischen zwei Identitäten von Patricipa ================================================================================ Kapitel 17: Festivitäten mechanischer Art ----------------------------------------- Kapitel 17 – Festivitäten mechanischer Art Mir gefällt es sehr, wie es bisher läuft. Stück für Stück kommen wir uns näher, vertiefen unsere Beziehung und haben nur Augen für den anderen. Noch nie habe ich bisher so stark Liebe gespürt, wie für ihn. Schicksal oder nicht – er ist mir sehr wichtig und das, was letzten Abend passiert ist, darf keineswegs erneut geschehen. Trotz der Gefahren hat er sich keineswegs beirren lassen und hat mir geholfen. Diesen Akt könnte man auch als natürlich innige Freundschaft beschreiben, die zwei männliche Wesen miteinander haben, aber zwischen uns ist viel mehr, als eine gesellschaftliche Norm, die zu alt und festgefahren ist, um in der heutigen Zeit noch als Argument dienen zu dürfen. Nein, was wir haben geht weit über das Schicksal und simple Liebe hinaus – wir brauchen einander einfach. Weder körperlich – auch wenn ich keineswegs abgeneigt wäre – noch geistig brauchen wir uns ernsthaft, denn unsere Verbundenheit geht weit über alles Irdische hinaus. Zwar fantasiere ich mir sicherlich irgendwas zusammen, aber wir zwei müssen vom Universum selbst speziell für den anderen geboren worden sein. Niemand sonst hat mich so tief berührt wie er hier bei mir. Kann man jemanden über alle Maße hinaus lieben? Für ihn würde ich mich in eine tödliche Lage bringen und ebenso sterben, sollte es vonnöten sein. Selbstverständlich muss ich darauf achten, ihn nicht damit ebenfalls zu verletzen. Sicher bin ich mir jedoch, dass es mit uns funktionieren wird. Ob die Öffentlichkeit die komplette Wahrheit zwischen uns ertragen wird? Wohl eher nicht. Hundertprozentig werden wir in den Medien zerfetzt werden, aber dies interessiert mich am wenigsten – Hauptsache ich kann mit ihm zusammenbleiben, ohne darauf achten zu müssen, ob wir zwei Jungen sind oder nicht. Zeitlich gesehen brauchen wir dafür noch, keine Frage, aber eines habe ich nun – Ungeduld. Ungeduldig warte ich auf den Moment, der uns eine der schönsten Situationen der Zweisamkeit beschert. Seufzend sehe ich ihn an und muss liebevoll lächeln – ich kann keineswegs anders. Ihm streiche ich durch seine blonden Haare und unterdrücke ein Kichern meinerseits, denn er murrt ein bisschen, genießt meine Streicheleinheiten im Endeffekt dennoch, denn er lächelt zufrieden. Seine Schlafgewohnheiten finde ich überaus anziehend. Niedlich finde ich sein Gesicht dabei, dessen Entspannung auf mich überschlägt, obwohl ich eher zu wach bin, damit die Müdigkeit es sich gemütlich machen kann. Zu sehr kreisen bei mir prägnante Gedanken herum. Gedanken, die ich seit Wochen habe, doch keine passende Antwort zu ihnen finde. Vielleicht mache ich mir zu sehr einen Kopf um all die Umstände und sollte alles hinter mir lassen, einfach nach Vorne sehen und die Konsequenzen erdulden – egal wie schwer sie mir erscheinen mögen. Durchbrennen ist leider keine Option für uns, denn hier gibt es zu viele Menschen, die uns am Herzen liegen, um sie nie wieder zu kontaktieren. Gerne würde ich mit diesen Infernalen verhandeln, aber man weiß nie, ob jemand von ihnen gut oder böse ist. Bei einem haben wir gesehen, dass er sich keineswegs anders ausdrücken konnte, es allerdings ohne böse Absicht getan hat. Ryurai hingegen hat diesen nur als Gefahr betrachtet und ihn ausgelöscht. Seine Prioritäten liegen allein in der Sicherheit vom Siegelmeister und ihm scheint es egal zu sein, welche Konsequenzen er im Nachhinein erhält. Verstehen kann ich ihn, irgendwie, aber die Situation hätte man besser einschätzen können, als sofort einen tödlichen Angriff durchzuführen. Eine falsche Bewegung und wir hätten wahrlich alles verloren. Anscheinend besitzt er eine hohe Selbstsicherheit in Bezug auf seine eigenen Fähigkeiten. Sollte ich mir von ihm eine Scheibe abschneiden? Würde ich mehr auf das vertrauen, was in mir steckt…, könnte dieser Schritt etwas ändern? Würden die Gefahren weniger gefährlich sein? Bisher hatten wir mehr Glück als Verstand, als es um die Infernalen ging. Deren Beweggründe kommen mir recht durcheinander vor, doch können sie, wie wir Menschen, unterschiedliche Strukturen besitzen. Klarheit erhalte ich erst darüber, wenn ich mehr wisse, aber ich gehe jetzt erstmal davon aus, dass es unter ihnen genauso ist, wie bei uns in der Klasse. Bestimmt gibt es unter ihnen auch eine Chloé, genauso wie unsere Marinette. Allein die Vorstellung lässt mich zufrieden grinsen, aber ein Lachen muss ich mir verkneifen, sonst wecke ich ihn auf. Also würde es unter ihnen ebenfalls Streit geben, genauso wie Freundschaft, Ehrgeiz, Liebe und Sticheleien. Füreinander da sein würden sie ebenfalls…, so merkwürdig der Vergleich sein mag, so wahr könnte er tatsächlich sein. Für weitere Überlegungen muss ich allerdings erst Schlaf erhalten, weil ich sonst morgen, nein, heute keine helle Leuchte in der Schule wäre. Allerdings werden meine Freunde mich sicherlich wachhalten. Langsam schließe ich somit meine Augen, nehme eine angenehme Position ein und umschließe meine Liebe mit meinen Armen, bevor ich anfange zu träumen. „Hey! Aufwachen! Vorfahre an Nachfahren!“ Murrend öffne ich meine Augen und wäre am liebsten nicht erneut hier. Letztes Mal waren es mir zu viele Informationen, mit denen ich kaum etwas anfangen konnte, auch wenn es mir gefallen hat, wie tief verbunden er und ich tatsächlich sind. Nichtsdestotrotz habe ich all meine Gedanken hiervon weit zurückgedrängt, sodass ich mich natürlich verhalten kann ihm gegenüber. „Ehrlich, Adrien, wenn du mir nicht zuhörst und mit mir redest, wird Mitsunari mich nicht an sich heranlassen.“ Kiyomasa Kato, mein Vorfahre als Cat Noir, klingt dieses Mal weniger begeistert als bei unserem ersten Treffen. Dieser Mitsunari hat ihn echt gut unter seiner Fuchtel – irgendwie kommen mir da gewisse Prallelen zwischen Shirado und mir auf, die mich mit Wohlwollen schmunzeln lassen. „Dann hattest du eine Durststrecke nach all den Jahrhunderten?“ Sticheln muss ich ihn schon, denn seine weinerliche Stimme vorhin lädt dazu ein. „Ja! Es war die Hölle. Nur weil ich dir zu viel erzählt habe, wurde ich bestraft, dabei sollte ich dich doch vorbereiten, aber nein, Mister Zwiespalt ändert seine Meinung bei seinem ersten Treffen mit seinem Nachfahren. An sich könnten wir uns heraushalten und euch machen lassen, doch die Lockerung aller Siegel hetzt uns.“ Alle sechs vorhandenen Siegel lockern sich nun? Dies klingt weniger gut, als ich es mir hätte vorstellen können. Wie können solch mächtige Siegel sich lockern? Irgendwas stimmt keineswegs. „Und du bist dir absolut sicher, dass alle sechs sich lockern?“ Stoisch nickt er mir zu und wirkt ernster als vorher. Okay, das ist keine gute Nachricht und ich bin ehrlich betroffen, dass Shirado nun noch mehr Bürde zu tragen hat, als sowieso schon. „Ganz ehrlich gesagt – Mitsunari kann es spüren und hat es mir gesagt, damit ich im Bilde bin, wie er meint. Jedenfalls wissen wir kein Stück, weswegen nach Jahrtausenden die Siegel plötzlich locker werden.“ „Einzig das in Ägypten kann man noch einigermaßen als stabil bezeichnen. Euer Ausflug in die Monsterwelt hängt damit zusammen.“ Ein neues Gesicht gesellt sich lässig zu uns. Derjenige ist zwar kein Muskelberg wie Kiyomasa, aber hat trotzdem einen gut trainierten Körper und sieht altägyptisch aus. „Atemu? Wieso bist du hier bei Adrien, anstatt bei Shirado?“ Einer von Shirados Vorfahren?! Solch einen muskulösen Körper könnte ich mir bei ihm niemals vorstellen, aber diese Ausstrahlung passt definitiv zu meinem Blondchen. „Hmph! Was soll ich bei den Tratschweibern? Außerdem ist derjenige hier viel interessanter für mich, weil er mehr Ähnlichkeit, rein vom Körper her, mit mir hat. Yugi musste ich leider zurücklassen, doch scheint er sich wohl bei den anderen zu fühlen.“ Tratschweiber? Ähnlichkeit? Interessant? Im Moment fühle ich mich keineswegs wohl in der Nähe von Shirados ägyptischen Vorfahren. Dennoch muss ich wissen, was er explizit mit den Begriffen meint und frage ihn dahingehend auch. Gelassen setzt er sich zu uns und sieht mir direkt in die Augen, die eine enorme Willensstärke aufweisen und mich hörbar schlucken lassen. Allein sein Blick lässt mich klein wirken, dabei bin ich ein Stück größer als dieser. „Shirado und Mitsunari tratschen über die Geschehnisse mit dir, während Yugi dabei immer hellhöriger wurde. Deshalb habe ich mich hierher verzogen, damit ein Männergespräch stattfinden kann. Enttäuscht wurde ich von einem weinerlichen Kiyomasa, der sonst die Oberhand genießt. Ja, ich nehme mir, was mir gehört, Kato, also stehe deinen Mann! Was die Ähnlichkeit betrifft, kannst du es dir denken, was ich meine und mein Interesse dir gegenüber, Adrien, beläuft sich auf das, was DU speziell in der Monsterwelt getan hast.“ Wie auf einer Anklagebank fühle ich mich gerade. Ein waschechter Pharao, den ich fließend verstehen kann, ist der Richter und hat den körperlich stärksten von uns Dreien mundtot gemacht, bevor eine Störung erfolgen kann. Ich habe das Gefühl, mich rechtfertigen zu müssen und der Drang dies zu tun, baut sich prompt auf. Genauso finde ich keinen Standpunkt, für den ich mich rechtfertigen müsste und sehe ihn deswegen fragend an. „Oh, stimmt, du erinnerst dich an kaum etwas. Welche Erinnerung fällt dir zuletzt ein, als du noch in der Monsterwelt warst?“ Lange überlegen muss ich nicht, denn ich finde es immer noch schrecklich, wie erbittert ich gegen weitaus mächtigere Wesen gekämpft und am Ende eine Tür mit meinem Namenszug geöffnet habe. Ab dem Öffnen dieser Tür erinnere ich mich nur noch an mein Erwachen im Krankenhaus und dem Ultimatum von Papa, welches zum Glück seit einigen Tagen keinen Wert mehr besitzt. Reue fühle ich allerdings kein bisschen und genauso erkläre ich es ihm. „Nun, du hast das Böse der Monsterwelt befreit und in dir aufgenommen. Deine Affinität zur Finsternis und dein Kontakt mit all den Finsterlords hat dich für diese Macht geöffnet, ohne dein Einverständnis zu brauchen. In dir loderte das Verlangen mächtiger zu werden, um Shirado zu beschützen und es lodert immer noch in dir. Verlangen kann ein wertvoller Antrieb sein, aber eröffnet dem Bösen die Gelegenheit, Besitz von dir zu ergreifen. Da hilft dein natürlicher Schutz, der vorher durch deine Vorfahren gesichert war, kein Stück mehr. Seit deiner Annahme des Bösen trägst du einen Teil dieser Macht immer noch in dir, trotz deiner recht anschaulichen Erleichterung der physischen Gestalt davon. Allein die Aufnahme des Bösen reicht an sich nicht aus – der Prozess zur Zerstörung deines Schutzes muss früher eingeläutet worden sein. Eifersucht, hohe Wut und noch mehr eher negative Eigenschaften, die du seit dem Kennenlernen von meinem Nachfahren in dir entdeckt hast, haben Risse gebildet und diese wurden zu Eingängen für das Böse. Adrien, du bist zum Teil mit dem verbunden, was du bekämpfst und ich habe keine Ahnung, ob man dich davon befreien kann. Meistens wollen die Betroffenen auch nicht von dem befreit werden, was ihnen eine Überlegenheit bringt. Ruhig, noch rede ich! Bisher wissen wir, dass das Böse immer danach strebt, alles zu vernichten. Als Träger vom Miraculous der puren Zerstörung dieser Welt macht dich das zu einer leckeren Beute für es. Zusätzlich hast du die Zielperson in deiner Hand, egal in welcher Form du dich zeigst. All diese Faktoren sprechen eher dafür, dass ein Zeitpunkt kommen wird, an dem du selbst Shirado an das Böse ausliefern willst. Zum jetzigen Zeitpunkt kannst du es verleugnen, aber tief in deinem Inneren weißt du, dass du Gefallen an dieser Macht gefunden hast. Leugnen bringt nichts und ändern kannst du es keineswegs mehr. Viele Möglichkeiten bleiben sowieso nicht übrig, denn Shirado hängt zu sehr an dir, sodass eine Trennung nur negative Folgen haben würde. Somit hast du folgende Optionen, die ich herausfiltern konnte. In einem Szenario lässt du dich von dem Bösen einnehmen, besiegst denjenigen, der im Moment an der obersten Spitze steht und wirst selbst zum Herrscher dieser Macht – was zur Folge hat, dass Shirado dich versiegeln muss. Eure Liebe zueinander würde dich davon abhalten ihn umzubringen, aber ihr hättet keine gemeinsame Zukunft. Bei dem nächsten Szenario übermannt dich das Böse und du musst vernichtet werden, damit Shirado in Sicherheit ist und der Miraculous der Zerstörung dieser Welt geht an jemand anderen über. Auch hierbei werdet ihr beiden niemals zusammenfinden. Szenario 3 ist simpel dein Selbstmord, damit überhaupt nichts passieren wird. Zu guter Letzt wäre noch, dass du die Macht des Bösen in deine Macht umwandelst. Dieser Prozess ist der schwierigste Weg, mit einer sehr geringen Chance auf Erfolg. Zudem würdest du jede Nacht hier sein müssen, damit wir dich beaufsichtigen können, aber nur in Verbindung mit Shirado ist dies möglich, weswegen dieser in Gefahr wäre, solltest du es keineswegs hinbekommen. Mehr Optionen liegen dir nicht zur Auswahl vor.“ Wütend über mich selbst und der Lage, in die ich Shirado gebracht habe, haue ich mit meinen Fäusten auf den Boden neben mir. Tränen der Verzweiflung gesellen sich dazu und ich schreie meinen Schmerz hinaus, den ich mir mit meinen Selbstvorwürfen und Torheiten erschaffe. Wäre ich nur nicht durch diese eine Tür gegangen! Der Titel Finsterlord hätte mir reichen müssen! Wieso konnte ich nicht mit dem zufrieden sein, was ich selber erreicht hatte? Letztendlich hat es sich richtig und gut angefühlt, dies gestehe ich mir ein, jedoch ist dieser miese Nachgeschmack zu viel des Guten. Ohne diese Macht wäre ich keineswegs der oberste Finsterlord geworden und hätte niemals Shirado helfen können, auch wenn ich wohl im Endeffekt mehr angerichtet habe, anstatt hilfreich zu sein. Mein Streben nach mehr Kraft, um meine große Liebe zu beschützen hat sich ins Gegenteil verkehrt. Verlassen könnte ich ihn niemals – das wäre unser gemeinsames Ende. Gegen jedes Szenario würde ich angehen, aber wenn es nur diese vier Möglichkeiten gibt, muss ich mich auf eine festlegen. Egoistisch mag es sein, aber mich opfern will ich nicht für das Wohl der gesamten Welt – nur für Shirado würde ich es machen. Demnach bleibt mir nur die Umwandlung der sich gutanfühlenden Macht in meine, ohne Nebenwirkungen. …und ich glaube, dass ich dies möglich machen kann, indem ich Shirado einsperre. Sobald ich ihn nur noch für mich hier bei mir habe, würde es klappen. Heftiger Schmerz durchflutet mich, als ich zwei starke Fäuste in meiner Magengegend spüre, die mir die Luft rauben und ich würgen muss. „Danke, Kiyomasa. Beinahe hättest du dich schon der Macht hingegeben, Adrien! Leicht ist keine der Entscheidungen, aber du musst eine treffen!“ Zuerst muss ich wieder Luft bekommen und meinen Körper beruhigen. Danach stelle ich mich auf und sehe beide Männer an, die mich mit gemischten Gefühlen betrachten. „Fair finde ich die Auswahl nicht, aber ich will das letzte Szenario durchführen.“ „Warum den leichten Weg nehmen, wenn es den schweren gibt? Mir gefällt deine Wahl, Junge.“ Nett von Kiyomasa mir seinen Zuspruch zu geben und ich nicke ihm dankbar zu. „Denke dir aber irgendwas aus, damit du die Nächte mit Shirado verbringst, sonst können wir beide dir nicht helfen und es wird sehr anstrengend für dich werden – geistig wie körperlich. Leider muss ich zurück zu den Tratschweibern. Wir sehen uns.“ Winkend löst er sich einfach in Nichts auf und lässt uns zwei erstmal verblüfft zurück, bis der Ältere von uns das Wort an sich nimmt. „Nie konnte ich eine solide Burg bauen, die allem standhält, wie es mein Traum war, aber jetzt kann ich eine erbauen und zwar mit dir, Adrien. Stolzer könnte ich auf meinen Nachfahren nicht sein, dass er sich verbessern will. Jenes, welches in dir schlummert, verändert dich in einigen Situationen, aber ich glaube daran, dass du es schaffen wirst diese Hürde zu überwinden. Bis zum nächsten Mal dauert es hoffentlich nicht mehr lange – bis dahin bin ich gespannt, wie du Shirado nächtlich bei dir halten willst.“ Erheitert über diese Aufgabe verschwindet auch mein Vorfahre, was so viel bedeutet, dass es Zeit wird aufzuwachen. Murrend öffne ich meine Augen und schaue in das feine Gesicht meiner schlafenden Begierde. Nachdem mein Gehirn in die Gänge gekommen ist, bemerke ich ebenso, dass ich wieder hart wie Stein bin und meine beiden Hände sich unter die kleine Boxershorts von Shirado verzogen haben, um den Po zu fühlen. Da ich nun weiß, in was für einer Position wir uns befinden, bekomme ich tatsächlich leichtes Nasebluten. Peinlich ist mir dieses schon, aber meine Latte sowie die Position meiner Hände keineswegs. Reue gleich Null, Erregung fast auf Maximum und die Lust lässt schon dort unten ein wenig fließen. Fünfzehn Jahre und der Körper lässt einem keine Ruhe, aber dass ich im Schlaf so geil auf Shirado bin sollte ich unter Kontrolle bekommen. Vorsichtig entferne ich meine Hände von ihrer recht schönen Lage und hebe den viel zu leichten Körper an, sodass ich ihn sanft neben mir hinlegen kann, bevor ich geschwind aufstehe, ihn zudecke und ins Badezimmer flüchte, um mir Erleichterung zu verschaffen. Unter der Dusche kann ich laut sein, denn mich kann niemand hören, außer ich schreie zu hoch oder bin zu nahe an der Tür. Zufrieden mit der Erlösung dusche ich mich in Ruhe und überlege, wie ich es schaffe Papa, Xilan und Shirado dazu zu bringen, dass Letzterer die Nächte bei mir bleibt – zumindest solange, bis ich einigermaßen die Kontrolle habe. Lange sollte das keineswegs dauern, jedoch bin ich komplett ohne fundamentales Wissen für das letzte Szenario gewesen. Klar würde ich dieses wählen, denn die kleinste Chance auf eine glückliche Zukunft, mit dem kleinen Fleur an meiner Seite, ist immerhin viel heller, als die anderen Zukunftsaussichten. Los, Gehirn, ein Plan alle drei Parteien zu überzeugen muss her! Vielleicht könnte ich auf Shirados Mitgefühl setzen, indem ich ihm irgendeine Geschichte erzähle, wie sehr ich ihn brauche. Anlügen müsste ich ihn zwar, doch hat es im Endeffekt einen Selbstläufer, denn er wird seinen Vater überzeugen und Papa kann ich somit unter Druck setzen, damit es mir an keinen Schlaf mangelt. Woah, ich habe echt finstere Gedanken und spüre echt keine vorherigen Schuldgefühle, alle drei anzulügen. …ist es jetzt schon so schlimm um mich bestellt? Legitimer wird meine Lüge somit nur und dringender, damit ich dies in Zukunft vermeide. Fertig mit der Hygiene und meinem ausgefuchsten Plan, stelle ich die Dusche aus und binde mir ein Handtuch um meine Hüften, nachdem ich mit einem Kopftuch meine Haare bedecke. Rubbeln sollte man vermeiden und ich will im hohen Alter sehr gerne meine jetzige Haarpracht weitestgehend behalten. Deo sprühe ich an die schwitzigen Stellen, die am Tag besonders gerne fließen, bevor ich das teure Luxusparfüm sorgfältig verteile. Immerhin weiß ich, dass dieses Shirado aus dem Konzept bringt, wenn er argumentieren will oder aufbrausend wird. Hehe, ein bisschen hinterlistig war ich vorher schon, deswegen bin ich wohl auch ein schwarzer Kater. Zufrieden mit meiner Pflege, bemerke ich erst in diesem Moment, dass ich meine Kleidung vergessen habe. Einige Flüche verlassen meinen Mund und ich hoffe, dass Shirado noch schläft, denn er will mich sicherlich nicht nackt sehen – so weit sind wir in unserer Beziehung bisher keineswegs gekommen. Mich ihm zu zeigen, wie die Natur mich erschaffen hat, macht mir nichts aus – ich schlafe sogar lieber ohne Boxershorts, doch wollte ich ihm das nicht zumuten. Leise und leicht öffne ich die Badezimmertür zum restlichen Zimmer einen Spalt, damit ich gucken kann, ob keine Gefahr besteht. Putzig sieht es aus, wie Shirado sich eingemummelt hat, obwohl er Hitze weniger ausstehen kann. Für mich ist das ein gutes Zeichen und da er noch zu schlafen scheint, kann ich mich zum Kleiderschrank schleichen, mir Kleidung heraussuchen und wieder im Bad verschwinden. Kontrolliert leise zu sein kam mir nie so schwer vor, wie in den wenigen Augenblicken vorhin, aber das Resultat zählt und ich kann mich in frische Klamotten werfen. Bereit für den Tag werde ich nun lauter in meinen Handlungen, damit der Engel in meinem Bett aufwachen kann. Plagg wird allerdings wach und murrt, weswegen ich denn laut werde. Ein Hechtsprung zu ihm und ich habe seinen Mund verschlossen, während ich auf das Sofa falle und ihn scharf ansehe. „Du müsstest wissen, dass Shirado da ist, Plagg.“ Vorwurfsvoll weise ich den Kwami zurecht und sehe ihn genauso an. Gleichzeitig hoffe ich, dass mein Bettgefährte – das Wort gefällt mir sehr in Bezug auf ihn – kein Wort gehört oder ihn schweben gesehen hat. „Adrien? Wieso schimpfst du mit Plagg? Dass das kleine niedliche Robotermaskottchen, welches bestimmt Achromas irgendwann erfunden hat, sprechen kann, weiß ich seit gestern. Ich finde das sehr interessant und würde gerne auch eines haben.“ Natürlich ist er wach geworden und musste Plagg hören, als ob es nicht sowieso schon schlimm genug um mich bestellt ist, jetzt muss ich ihn noch mehr anlügen als ich wollte. Aus der anderen Perspektive gesehen, denkt er sich das alles selber aus und ich müsste ihm nur zustimmen. Gilt das dann als lügen? Umwickelt von der dünnen Bettdecke steht er nun am Sofa, an dessen Lehne ich meinen Kopf gelehnt habe. „Ja, stimmt, das hast du sicher von ihm gehört. Er spricht aber nur in meiner Gegenwart, also wenn ich mit ihm kommuniziere, sei es Gefühle oder direkt in Worten. Achromas hat ihn nicht erfunden, soweit ich weiß.“ Puh, noch mal riesiges Glück gehabt. Durch meine Erleichterung habe ich Plagg losgelassen und dieser schwebt stumpf um Shirado herum. „Scannen…, scannen…, Scanvorgang abgeschlossen. Shirado Ishida-Fleur als Gesprächspartner akzeptiert. Hallo, Shirado, ich bin Plagg, ein Kwami und gehöre zu Adrien. Bitte erzähle niemandem von mir, denn ich bin ein Einzelstück.“ Peinlich ist mir diese Situation generell schon und genau dann muss mein Kwami auch noch wie ein Roboter anfangen zu reden, eine kleine Show abziehen, nur damit er am Ende sich frei im Zimmer bewegen darf. Irgendwie finde ich diese Situation zu grotesk. „Tihi, du klingst lustig, Plagg. Versprochen, ich erzähle keiner Seele etwas von dir und freue mich, dass du mich akzeptiert hast.“ Wenigstens merkt das Objekt meiner Begierde nicht, dass dieses ‚Maskottchen‘ in Wirklichkeit ein lebendiges Wesen ist. Zumindest wäre das Puppenspiel für den Kwami beendet und es ist schön zu sehen, dass die zwei sich verstehen. „Hättest du in der Monsterwelt bloß mit mir schon sprechen können, dann wäre ich weniger einsam gewesen, aber dennoch freue ich mich sehr über deine Bekanntschaft. Jetzt muss ich allerdings mich für den Tag fertigmachen.“ Lächelnd verzieht er sich in das Badezimmer und ich seufze erleichtert aus. Es hätte auch anders ausgehen können, aber manchmal bin ich froh, dass Shirado sich an der Nase herumführen lässt – ansonsten wüsste ich auf die Schnelle keine Erklärung für das Verhalten von Plagg, der siegessicher mich anlächelt und sagt, dass er Camembert zum Frühstück will. Von einer Situation in die nächste, die mir kein Stück bekommt. Unser restlicher Morgen war recht schön. Wir haben gekuschelt beim Frühstück und ich habe ihn dazu gebracht, die Nächte in nächster Zeit immer bei mir zu verbringen. Zwischendrin habe ich oft versteckt mit ihm geflirtet, was ihm rötliche Wangen eingebracht hat, bis es ihm zu viel wurde und er mich mit einem Eiswürfel zum Aufhören gezwungen hat, indem er diesen unter mein Unterhemd schob. Gegenmaßnahmen konnte ich keine treffen, denn das Eis rutschte zu langsam meine Wirbelsäule entlang und gegen Ende war es aufgelöst, was Shirado gewundert hat, denn so heiß hat er mich keineswegs in Erinnerung gehabt. Seine Vorlage habe ich genutzt und ihm gesagt, dass ich nur so heiß bin, weil er mich heiß macht. Danach war er ruhig und hat sein Gesicht von mir abgewendet, doch weiß ich, dass er dies nur getan hat, sodass er sein knallrotes Gesicht vor meinen Augen verbergen konnte. Nathalie und der Gorilla bringen uns zur Schule. Auf der Fahrt dorthin bekomme ich noch meinen Tagesplan mitgeteilt und muss den Abend noch mit einem weiteren Termin ab nächsten Montag füllen, denn Shirado und ich müssen noch Schlittschuhlaufen proben – wobei er mulmige Gefühle dahingehend zu haben scheint. Sein Handy klingelt und er entschuldigt sich dafür, bevor er an dieses geht. „Dir auch einen guten Morgen, Vater. Nein, Adrien war ganz lieb zu mir. Wie kommst du überhaupt darauf? Ach so, wegen den Nachrichten hast du dir Sorgen gemacht. Aha, okay, ich komme nach der Schule in dein Büro. Hab‘ dich auch lieb.“ Das Gespräch war schneller am Ende, als gedacht und er wirkt zufrieden, sodass ich meine Chance nutze und seine linke Hand mit meiner rechten vereine. Kontaktmöglichkeiten sollte man immer nutzen, wenn man kann. Deutlich kann ich den leichten Rotschimmer auf seinen Wangen erkennen, doch entlässt er seine Hand nicht von meinem Griff, sondern gibt sanften Druck zurück, was mein Herz freudig hüpfen lässt. Lieber wäre es mir, wenn wir nun einige Stunden durch Frankreich gefahren werden in dieser Verbundenheit, aber Lernen ist wichtig, weshalb ich allerdings gerne zur Schule gehe ist die Zeit mit meinen Freunden. Ohne sie wäre es nur ein anderer Ort zum Büffeln. Angekommen steigen die Erwachsenen aus und öffnen uns die Türen. Man merkt es Nathalie nicht an, aber sie kann Karate, sollte jemand mich in Gefahr bringen. Einmal habe ich sie erlebt und bin froh, dass sie auf meiner Seite steht. Bevor sie jedoch wieder einsteigt, bitte ich sie darum, dass Papa meine handschriftliche Bitte zustimmt, was sie verwirrt aussehen lässt. Selbstsicher sehe ich ihr in die Augen und sie bemerkt, dass es mir recht ernst damit ist, denn ihre Antwort ist ihre Zustimmung darüber, dass sie meine Nachricht ihm sofort überbringen wird. Zufrieden mit meiner Vorgehensweise verabschiede ich sie und den Gorilla, ehe ich Shirado an der Hand nehmen will, anlässlich unseres nächtlichen Zusammenlebens, doch hat er sich vom Acker gemacht, damit er die Mädels begrüßen kann. Na ja, ich bekomme ihn noch oft genug für mich allein heute, also kann ich mich zu Nathaniel und Nino verziehen. „Hey, Kumpel. Wie hast du es denn geschafft Shirado mitzunehmen? Ricardo und Felix geben doch ungern ihren Schützling ab.“ „Guten Morgen, Adrien.“ „Morgen, Nathaniel und Nino. Solange man Xilan und Shirado überzeugt, darf man Letzteren für sich beanspruchen.“ „Beanspruchen? Klingt irgendwie schräg aus deinem Mund.“ Anscheinend habe ich mich irgendwie den Argwohn von dem Orangehaarigen geweckt, denn er mustert mich, als ob ich eine vollkommen andere Person wäre. Sicherlich hätte ich ein anderes Wort wählen müssen, aber ich fand meine Wahl passend. „Genau, beanspruchen, also Zeit zu zweit haben. Allerdings haben wir kaum irgendwas gemacht, außer geschlafen und gefrühstückt.“ Sein Gesichtsausdruck wird weicher und er erkennt wohl, dass ich immer noch ich selbst bin. Seit der Monsterwelt haben wir alle uns verändert und sind einen Schritt weiter gegangen – nur ich drei zu weit. Schriller Klang ertönt und das bedeutet, dass wir rein müssen, damit wir den Unterricht keineswegs verpassen. „Nochmal erkläre ich es dir nicht, Shirado! Viermal dürfte reichen, damit die Kür in deinem Kopf angekommen ist!“ Mein armer Shirado wird von Alix zusammengestaucht, weil er einfache Figuren auf dem Eis kaum hinbekommt. Es hat fast zwei Wochen gedauert, bis dieser sicher genug auf dem glatten Boden zumindest ein bisschen in Bewegungen gekommen war, da wird eine Kür noch andauern. Und es fällt mir schwer mein Lachen zu unterdrücken, wenn der Kleine keine Argumente hervorbringen kann zu seiner Verteidigung, außer, dass die Musik ihm kein Stück zusagt. Zu meinem Glück merkt er meine Belustigung nicht, sonst zeigt er mir im Bett die kalte Schulter, womit kuscheln ausfallen würde. Dank der Zustimmung von Papa und Xilan haben wir beide eine Art Wechselschlafbeziehung. Das Wochenende sind Plagg und ich bei ihm, während er unter der Woche bei mir schläft. Hawk Moth macht im Moment keine Handlungen, weswegen ich als Cat Noir ebenso frei habe. Daran gewöhnen sollte ich mich unter keinen Umständen, denn sonst behalte ich ihn wirklich noch für mich alleine. Atemu und Kiyomasa treiben das Umwandlungstraining straff an, denn wir wissen nicht, wie lange das Arrangement anhält, was ich mit der Lüge, dass ich durch die Trennung von mehreren Wochen Schlafstörungen erhalten habe und Dank der einen Nacht mit Shirado mich erholter fühle, als ohne ihn. Alle drei haben mir diese Lüge abgekauft, so grundverschieden sie auch sind. Obgleich ich erwartet habe, dass ich nach einiger Zeit deswegen ein schlechtes Gewissen erhalte, fehlt mir dieses einfach. Eher fühlt es sich unerwartet super an, aber genau davor haben mich meine zwei Lehrmeister gewarnt. Verführung zu fatalem Verhalten führt tiefer auf den falschen Weg, von dem ich wegkommen möchte. Hinsichtlich des guten Gefühls zweifle ich langsam daran, ob…, nein, Adrien, konzentriere dich darauf das, was dich verändern will, sich ändern zu lassen. „Kommt es mir nur so vor oder ist Shirado energielos?“ Kim mutmaßt, weswegen mein Blondchen solche Probleme hat, da dieser sonst mit Eifer an selbst unliebsame Tätigkeiten geht. „Bist du dir sicher, Kim? Quer schießt er gerne mal, aber er konnte immer einen Ausweg finden oder beißt die Zähne zusammen.“ „Mag sein, keine Ahnung. Liegt vielleicht an dem Licht, dass ich das meine.“ Hmmm…, das Licht ist sicherlich nicht das Problem, denn sollte dieses ihn schwach aussehen lassen, müssten wir anderen ebenfalls dermaßen blasse Gesichtsfarbe besitzen. Richtig müde wirkt er zudem in den Augen und… Blitzschnell bin ich bei ihm und fange ihn auf, denn er ist bewusstlos geworden, als er einige Schritte auf dem Eis machen wollte. Geschockt über seinen Zustand bin ich schon, denn ich habe es echt kein Stück bemerkt. Was für ein mieser fester Freund bin ich denn bitte? Sein Körper zittert und er sieht noch zerbrechlicher aus, als generell schon. Kurzerhand nehme ich ihn mir hoch und bringe ihn vom Eis weg, zumal eine gaffende Masse sich um uns geschart hat. Leider fehlen weiche Unterlagen, aber da muss er nun durch und ich lege ihn auf einer Bank hin, wo man seine Schuhe gegen die geliehenen Schlittschuhe wechselt. Vorsichtig ziehe ich ihm einen der Schlittschuhe aus und will prompt mit dem nächsten fortfahren, als Alix hinter mir scharf die Luft einzieht. Definitiv kein gutes Zeichen und ich schaue mir Shirados freien Fuß an, anstatt wie ein Wilder ihn auszuziehen. Scharf ziehe ich nun die Luft ein und spüre in mir Wut hochkochen, denn ich kann Blut sehen, wie es an mehreren Stellen wohl schon seit unseren zwei Stunden hier herausgeflossen war und an der Socke hängt noch eine verfangene Reißzwecke. Ohne weiter zu zögern befreie ich den anderen Fuß von seiner Folter und entferne sanft die klebrigen Socken. Jemand reicht mir ein klatschnasses Handtuch und es stellt sich heraus, dass es sich um Kim handelt. Dankend nicke ich ihm zu und wische so sanft wie möglich die geschundenen Füße sauber. Man kann direkt erkennen, wo die Reißzwecken die Haut durchbohrt haben. Wer auch immer dafür verantwortlich ist, der bekommt es mit mir zu tun! Rachegedanken kommen auf und es erschreckt mich nicht mal, wie grausam ich die schuldige Person verstümmeln will, bis eine Hand meinen Kopf berührt und ich plötzlich nur noch friedliche Gedanken erhalte. „Oh, das ist ja doch Shirado. Joel! Joel!! Hier!!!“ Yuura? Wieso taucht er denn auf? Ihn kann ich nahe bei mir spüren und er flüstert mir mit seiner freundlichen Stimme, dass ich nie negativ denken sollte, sonst würde ich in etwas versinken, was Shirado niemals von mir lösen könnte. Joel muss wohl nun hier sein, denn er übernimmt eben das Krisenmanagement, während ich wie erstarrt ins Leere starre, nach den Worten seines Verlobten. Woher weiß dieser davon? Bemerkt er diese übernatürlichen Kräfte in jedem Menschen und jeden Gegenstand? Chloés Wichtelgeschenk hat er so gerne gewollt und er verschwindet urplötzlich manchmal, ohne Türen zu benutzen. „Hier hat jemand ganz klar genau dieses Paar Schlittschuhe manipuliert, damit jemand leidet. Ob diese Tat direkt Shirado gegolten hat, können wir keineswegs beweisen. Achromas könnte sicherlich am schnellsten die Untersuchungen abschließen. Sage ihm Bescheid, Yuura.“ „Jawohl, Joel!“ Schon ist er verschwunden und taucht nach nur eine Minute wieder auf – was ziemlich schnell vonstattengegangen ist. „Er sagt, dass er direkt hierherkommen wird. Wir sollen schauen, ob die Reißzwecken vergiftet waren und wenn ja, sollen wir die Blutzirkulation zusammenpressen, damit es nicht zum Herzen kommen kann.“ Gift?! Welcher bescheuerte Mistkerl würde Gift gegen Unschuldige verwenden?! „Schluss jetzt, Adrien, oder Joel muss dich schlafen schicken!“ Deutlich und stark fährt der ältere, aber recht unschuldige, junge Mann mich an und ich lasse meinen Frust heraus, indem ich mit einer Faust in den Boden schlage, der einige Risse bildet. Wundert mich nicht, wenn Alix und Kim Abstand von mir nehmen, denn so stark war ich bisher noch nie – außer bei meiner hohen Eifersucht, aber meine Hand tat danach wochenlang weh – jetzt spüre ich gar keinen Schmerz. Blut kann ich keines sehen, welches sonst auftreten würde bei solch einem harten Material. Groß ist die Hand, die meine Faust bedeckt und ich gehe mit meinem Blick den Arm hoch, ehe ich direkt in die Augen von Joel sehe. „Erinnere dich daran, wer du bist, anstatt dich in ein Meer voller Schwärze zu begeben, Adrien. Shirado…, er ist nicht stark genug, um dich da herauszuholen. Man sieht dir die dunklen Mächte an deinen Augen an, sie werden von boshafter Schwärze erobert. Atme tief durch, konzentriere dich und kämpfe mit aller eigener Kraft gegen diese Verführung an. Sonst wirst du denjenigen, den du liebst, nur in den Untergang schicken.“ Dem Weißhaarigen nicke ich zu, wende mich allerdings von seinen hellbraunen Augen ab, denn es bekommt mir kein Stück, dass er und Yuura mir ansehen können, was in mir steckt und ich mich sehr dazu verleiten lasse, es nutzen zu wollen. Shirados Beine werden mit Tüchern abgebunden und von der Bank genommen, damit diese auf den Füßen sind. Somit hat das wohl vorhandene Gift längere Zeit, um bis zum Herz zu kommen. Ader für Ader an den Beinen wird sichtbar schwarz und obwohl ich schwarz recht schön finde – so als Cat Noir – finde ich es nun beängstigend. Erneut stößt jemand zu uns und es ist der Wissenschaftler, der sich beeilt haben muss, weil er verschwitzt ist – dennoch ist sein Atemrhythmus normal. Sportlich müsste er demnach sein und eine hohe Ausdauer besitzen. Flink öffnet er seinen Handcomputer und lässt diesen einen bunten Strahl über den Körper von Shirado fahren. Analysierend gibt die kleine Maschine elektronische Geräusche von sich, bis die Daten aufgesagt werden. „Shirado Ishida-Fleur, 15 Jahre alt, männlich. Körpergröße in nur minimalem Wachstum – maximal 1,70 m wird erreicht. Körpergewicht ist im unteren Normalbereich. Magisches Artefakt entdeckt – keine gefährliche Präsenz vorhanden. Zustand: Bewusstlosigkeit durch den Körper, wegen Selbstschutzmaßnahme, die nicht effektiv umgesetzt werden kann, durch das Gift einer unbekannten Spinnenart, die im Verzeichnis dieser Welt fehlt. Scanvorgang hat ergeben, dass diese Spinnenart nicht von dieser Welt stammt. Gegengifte somit unauffindbar. Alternativen werden kalkuliert… Kalkulation beendet. Drei mögliche Rettungsversuche – Amputation der Beine, sofortiger Aderlass an allen Stellen oder gemeinsame Blutzirkulation mit kompatibler Person. Chancen errechnet – Überlebenschance bei Lösung 1: 86 %. Überlebenschance bei Lösung 2: 24 %. Überlebenschance beider Personen bei Lösung 3: 51 %, mit dem Nebeneffekt der Entwicklung von Antikörper, woraus ein Serum generiert werden kann.“ Alle Lösungen haben Vor- und Nachteile. Sicherlich wäre Shirado am Boden zerstört, wenn ihm die Beine amputiert würden, weswegen diese Lösung entfällt. Ob wir jedoch alle Adern korrekt erwischen, dass keine von ihnen am Gift abstirbt, können wir kaum gewährleisten – womit nur die letzte Tätigkeit übrigbleibt. Während die anderen noch rätseln, welche Lösung sie wählen sollen, ziehe ich mich soweit aus, dass ich für eine Blutzirkulation vorhanden wäre. Fragend werde ich angesehen, doch schaue ich alle nur entschlossen an – meine große Liebe muss gerettet werden und ich stehe dafür bereit. „Adrien Kato-Agreste, 15 Jahre alt, männlich. Körpergröße im maximalen Wachstum – maximal 1,98 m können erreicht werden. Körpergewicht liegt im oberen Normalbereich durch hohen Anteil an Muskelmasse. Magisches Artefakt entdeckt – keine gefährliche Präsenz vorhanden. Zustand: Wach, über dem Durchschnitt vital und unverletzt. Kompatibilität wird ermittelt…, Vorgang abgeschlossen. Art des Blutes nicht kompatibel mit Patienten – eine Mischung beider Blutgruppen durch Fortpflanzung wäre angebracht.“ Peinlich ist es mir schon, wie die elektrische Stimme einfach mal so gesagt hat, dass wir gemeinsam wünschenswerte Kinder bekommen sollten. Weil ich ausfalle, ziehe ich mich wieder an und es meldet sich Yuura zur Überprüfung. „Yuura Kohei, 20 Jahre alt, männlich. Körpergröße im minimalen Wachstum gewesen – Maximalgröße von 1,70 m erreicht. Körpergewicht liegt im unteren Normalbereich. Magische Kraft im gesamten Körpersystem entdeckt – erkannt als Kraft des Lebens. Zustand: Wach, weit über dem Durchschnitt vital – geistiger Zustand wird bezweifelt – und unverletzt. Kompatibilität wird ermittelt…, Vorgang abgeschlossen. Vollständige Übereinstimmung der seltenen Blutgruppe S gefunden. Yuura Kohei wird gebeten für Behandlung an Shirado Ishida-Fleur sich bereitzuerklären.“ Blutgruppe S kenne ich nicht – davon habe ich noch nie irgendwas gehört. Muss wohl so eine Besonderheit unter Siegelmeister sein, wobei Yuura ja keiner ist. Vielleicht haben wir einfach pures Glück, dass er mit ihm kompatibel ist. Sofort zieht Yuura sich aus und einige pfeifen anrüchig bei dem Anblick von dessen Körper. Fast bis zum Boden reichen seine Haare und bedecken die Rückansicht, aber die Vorderseite zeigt die gleiche Körperstruktur, wie Shirado sie besitzt, nur halt mit einer sternförmigen Narbe mittig auf der Brust. Neugierig werde ich schon, weshalb dieser solch eine ungewöhnliche Narbe präzise in der Mitte seines Oberkörpers besitzt. Irgendjemand muss diesen dort durchbohrt haben, sonst würde es keinen Sinn ergeben. Auf einer gegenüberliegenden Bank legt der Dunkelgrünhaarige mit den türkisenen Strähnchen sich hin und schließt die Augen. Sekunden später geht von ihm eine Ruhe aus, die mich selbst umhüllt – anscheinend die anderen ebenso. Wie schafft er das, dass ich mich leicht und ruhig fühle, obwohl mein Blondchen vergiftet im Sterben liegt? Jedenfalls wartet Achromas noch einige Momente ab, bevor er beiden Kanäle legt und sie somit verbindet. Rundherum verlaufen zwei Schläuche, in denen sich Blut anfängt zu sammeln, bis der Wissenschaftler sein Wort an den vielleicht Lebensretter von dem Siegelmeister richtet. Interessant wird es erst in diesem Augenblick, denn Yuura öffnet seine Augen wieder und er bekommt einen Schweif sowie Katzenohren, die mir bekannt sind, ehe er seine Seelenspiegel schließt. Um seinen Körper legt sich eine bunte Aura und er wirkt stark konzentriert. Unterdessen fließt das Blut beider konstant mit einer hohen Geschwindigkeit, während Achromas eine Probe direkt von Shirado entnimmt, bevor die schwarze Farbe verblasst. Zehn Minuten hat diese Prozedur gedauert und danach hört das Blut auf in dem Kreislauf zu sein. Vorsichtig entfernt der Wissenschaftler die Kanäle und verbindet die Einstichstellen sorgsam, sodass den tiefen Wunden nichts geschehen kann. Erst danach öffnet Yuura seine Augen wieder – Schweif und Ohren verschwunden – und steht stockend auf, damit er sich ordentlich hinsetzen kann. Gefasst hält er dem Schwindel stand, der ihn überkommt, wie es aussieht, und meldet, dass ihm zwar übel wäre, jedoch es ihm gut geht. Erleichtert atmen wir aus – wobei ich nicht mal mitbekommen habe, dass Kim sowie Alix mitfieberten. Galant hilft Joel seinem Verlobten beim Anziehen und nimmt ihn zeitgleich dabei auf seinen Schoß, damit der kleinere von beiden kuscheln kann. Mit meinem Blondchen dauert es eine halbe Stunde, in der Polizei und Krankenwagen endlich mal aufgetaucht sind, bis er seine Augen öffnet und krächzend nach mir fragt. Ohne zu zögern, bin ich bei ihm und die Erleichterung durchflutet mich, weil er überlebt hat. Xilan wird mich allerdings einen Kopf kürzer machen, sobald er von diesem Vorfall erfährt. Letzte Woche haben Shirado und ich es hinbekommen einige Figuren gemeinsam auf dem Eis zu absolvieren und dies war gut so. Zeit hätten wir nämlich keine mehr gehabt für mehr Grundübungen und deswegen waren wir drei überrascht, wie elegant mein Blondchen über das Eis gleitet, als hätte er es schon immer gekonnt. Dank Achromas und Yuura habe ich wenig Schelte von Xilan erhalten, denn die zwei haben erklärt, dass es unmöglich war, vorher zu wissen, dass in dem Paar Schlittschuhe vergiftete Reißzwecken waren, wegen eines nachgiebigen Bodens, der erst bei einer Drucklast von mindestens zwanzig Kilogramm nachgibt. Dieser Wissenschaftler hat ganz klar einen Schlittschuh vom Ort des Geschehens mitgehen lassen, sonst hätte er keine detaillierten Grafiken, Diagramme und Ähnliches zur Entlastung für mich darbringen können. Dahingehend war Yuura recht einfach gestrickt und hat gesagt, dass es nur wegen mir dazu gekommen wäre, dass man Shirado hätte helfen können, weil er selber sonst nicht neugierig geworden wäre, was ich zu dem Zeitpunkt getan hätte. Merkwürdig, wie seine Worte klingen, kommt es mir so vor, als wären er und Joel irgendwie oft in der Nähe bei Aktivitäten, die ich als Date klassifiziere. Muss einfach nur der Zufall sein, denn die zwei können unmöglich erraten, was ich mit Shirado machen will, ohne einen von uns zu fragen und bisher haben wir den beiden nie irgendwas von solchen Plänen erzählt. Alix und Kim waren zudem am leichtesten zu beruhigen sowie aufzuklären. Zwar mussten die beiden dafür zu Xilan, doch haben sie sich mit diesem gut arrangiert, wie es den Anschein macht. In wenigen Minuten beginnt der letzte Tag von unserem Schulfest, welches bisher ein voller Erfolg war. La Fleur hat den bisher größten Betrag überhaupt für dieses Schulfest gespendet und durfte deswegen auch sich vertreten – beinahe alles über diese Woche ist von dem Geld bezahlt worden. Weswegen Xilan so viel investiert wundert mich, aber es konnten dieses Mal wirklich alle Ideen aus allen Klassen umgesetzt werden. Selbst der Erschaffer von Yu-Gi-Oh! hat investiert – Shirados Familie ist recht frei beim Ausgeben ihres weltweit verdienten Vermögens. Sogar mein Blondchen hat keine Ahnung, in wie vielen Stiftungen die beiden nebenher einmal im Jahr investieren. Papa investiert hingegen nur in Förderungen von zukünftigen Designern. Dies ist ebenfalls nobel, benachteiligten Personen zu ermöglichen eine herausragende Ausbildung als Designer zu erhalten, aber unterm Tisch weiß ich, dass er das macht, um neue Mitarbeiter für sich zu finden. Probleme scheint niemand damit zu haben, doch ich würde mich wohler fühlen, wenn er selbstlos eine Spende im Jahr vergeben würde. Andererseits sichert er somit die Zukunft der Mode und seiner Firma…, Jacke wie Hose, man muss nicht alles rechtfertigen. Einige Minuten noch, dann beginnt die kleine Parade, die zum Höhepunkt der gesamten Woche führt – das Konzert mit Eiskunstlaufshow. Marinette hat wundervolle Arbeit geleistet mit den Kostümen für Yuura, Joel, Shirado und mich. Jedes Paar ist aufeinander abgestimmt und die beiden Kleineren ergänzen sich, wobei ich erstaunt bin, wie sie es geschafft hat, die Beine beider speziell zu betonen, ohne sie verdecken zu müssen. Schleifen und Bänder hängen an verschiedenen Stellen, die aus einem fast transparenten Stoff mit silbernem Glitzer bestehen, herunter und wehen bei jeder Bewegung mit, als ob die beiden über Wolken tanzen würden. Joel und ich hingegen tragen bewegungsfreie schwarze Anzüge, die Pailletten in Dunkelrot, bei ihm, oder in Dunkelgrün, bei mir, eingenäht haben, welche verzweigte Linien bilden und somit das Schwarz durchziehen. Goldene Paillettenlinien findet man auf dem kurzen Kleid von dem Dunkelgrünhaarigen, während Shirado türkise Linien besitzt. Niemals würde ich freiwillig diesen Anzug außerhalb dieser Bühne tragen, aber für diese Show passt er ausgezeichnet. Still in Gedanken versunken versucht mein Blondchen den genauen Ablauf sich ins Gedächtnis zu rufen. Für ihn ist ein Auftritt keine kleine, sondern eine große Sache und er möchte jedem Zuschauer gerecht werden, sodass man eifersüchtig werden kann, weil er viel an andere denkt, anstatt sich an einen zu lehnen, jedoch gehört diese Art einfach zu ihm und ich bin froh, dass er leidenschaftlich mit jeder Faser seines Körpers einen grandiosen sowie magischen Moment erschaffen will. Trotzdem finde ich, dass er mich ebenso beachten sollte und ziehe ihn an meinen Körper, bevor ich mein Kinn auf seinen Kopf lege. „Kleines, wann bekomme ich ein bisschen Aufmerksamkeit?“ Kurz erschreckt er sich, weil er zusammenzuckt, aber dreht sich zu mir in der Umarmung um, damit er mir in die Augen sehen kann. „Bekommst du denn nicht schon genug Aufmerksamkeit, Adrien? Immerhin bin ich in den letzten Wochen jede Nacht bei dir, weil du besser schlafen kannst. Allein dir gehöre ich keineswegs und dies weißt du.“ Niederschmetternd bekomme ich eine Retourkutsche und fühle mich kleiner, als ich bin. Kann er denn nicht verstehen, dass ich am liebsten ihn die ganze Zeit um mich hätte? Cat Noir und ich sind ein- und dieselbe Person, also könnte er zumindest zeigen, dass er mich mehr mag, weil mein anderes Ich kaum bis nie Zeit für ihn findet. „Aber hast du ebenfalls Recht damit, dass ich an dir keine Gedanken wegen dem Auftritt verbraucht habe. Sicherlich hast du genauso Muffensausen wie ich und wir hätten uns gemeinsam diese heraustreiben können. Na ja, besser spät als nie.“ Noch zum Teil in seinen Gedanken nähert er seine Lippen meinen, was ich als eindeutige Einladung ansehe und ihn küsse. Dabei will ich ihm ganz frech an den Hintern packen, was er zu verhindern weiß, indem er meine Arme mit seinen Händen weiter nach oben dirigiert. Schade darum – richtig heiß wird es erst, wenn ich mein Verlangen ihn zu berühren stillen kann – doch kann ich ihm keineswegs die Frisur ruinieren, die Yuura ihm gesteckt hat. Würde man ihn nicht persönlich kennen sowie sein Geheimnis wissen, könnte man wirklich meinen, dass er ein flachbrüstiges Mädchen ist, weil seine Gesichtszüge zu weich und feminin sind, allerdings macht genau das mich an. Keine Ahnung wieso ich es mag, wenn er zum Teil feminin aussieht. An ihm sehen sowieso viele Kleidungsstücke besser aus, als an so manchen weiblichen Models. Vielleicht denke ich im Moment zu stark darüber nach, wieso ich von Ladybug direkt zu Shirado mit den Gefühlen gewandert bin. Klar, ich war vernarrt in sie und als wir unsere Identitäten preisgaben, war es schon ein Schock – allerdings einer, aus dem eine tiefere Freundschaft hervorgegangen ist, als sie zuvor vorhanden war. Leichte Berührungen bringen mich zurück aus meinen Gedanken und ich bemerke, dass der Kleine gegen meine Brust hämmert, weil wir uns immer noch küssen. Geistesgegenwärtig löse ich den Kuss und lächle ihn entschuldigen an, denn sein Blick zeigt ganz klar leichten Ärger. „Sorry, Kleines, ich bin mit meinen Gedanken abgedriftet.“ Ungläubig sieht er mich nun an, seufzt und tätschelt mir den Kopf. „Ganz ruhig, mein Lieber, wir zwei harmonieren super zusammen – gesanglich wie tanzend. Was auch immer in deinem hübschen Kopf abgeht – lasse es für das Konzert hinter dir, sonst machst du Fehler. Falls es dich beruhigt – ich bin nervös, denn es ist mein wirklich erster Auftritt in Paris vor einem zum Großteil unbekanntem Publikum. Die Modenschau zu beenden mit einer kleinen Nummer war schön, keine Frage, jedoch ist das hier ein Ort nach den Vorstellungen für meine Zuschauer. Ihnen soll es gut gehen, sie sollen sich verzaubern lassen, wenn sie möchten. Hier geht es nicht um dich oder mich, sondern um die alle da draußen und für diese müssen wir unser Bestes geben. Zudem hätte ich mir keinen besseren Gesangspartner aussuchen können, weil du genau die Töne in Dur triffst, die ich im Moll niemals hinbekommen würde. So gesehen sind wir eine Stimme aus zwei Individuen, welche Gefühle in klanglichen Worten ausdrücken, damit andere sie aufnehmen können.“ Wundervolle Worte von dem wundervollsten Menschen, dem ich je begegnet bin. Sanft streiche ich ihm durch sein reines Gesicht und sehe ihn liebevoll an. „Ja, Shirado, ich denke, dass deine Worte mich vollends überzeugt haben.“ Verwirrt schaut er mich nun an, kichert danach leicht und schüttelt seicht seinen Kopf, denn ich scheine ihm wohl im Augenblick eher als Lachnummer zu dienen, anstatt als gleichwertigen Partner. Toll gemacht, Adrien, du hättest dich viel eher aufspielen sollen, wie als Cat Noir, aber dann würde er erfahren, dass ich es bin und wer weiß, wie er reagieren würde. Plagg hat sich perfekt aus der Schlinge gezogen und kann deswegen frei im Raum sein, sobald meine Liebe diesen betritt. Ein Doppelleben zu führen wirkt immer noch befreiend auf mich, zumal sich viel verändert hat, allerdings ist es gleichwertig schwierig geworden, indem ich ihn bei mir behalten will. Klänge vom Eröffnungsmusikstück erklingen und Yuura sowie Joel bewegen sich zum Startpunkt, den wir beide ebenfalls in wenigen Augenblicken besetzen müssen. „Kannst du den Ablauf auswendig?“ „Hm…, eine Erinnerung wäre nicht schlecht.“ Schelmisch lächle ich ihn an, doch scheint er meine Anspielung keineswegs zu verstehen, da er anfängt aufzuzählen, weswegen ich seinen Mund mit meinem verschließe. Am Anfang kann ich noch große Verwirrung bei ihm erkennen, aber er schließt langsam seine Lider, bis er einen Blick auf Lager hat, bei dem ich mich extrem zurückhalten muss. Würde er mich öfter so ansehen, könnte ich tatsächlich nicht anders, als ihn für mich zu beanspruchen. Zeitlich gesehen sind es maximal zehn Sekunden, die wir so verbringen, aber sie müssen erstmal reichen – immerhin haben wir eine Show am Laufen. Passend zu unserem Einsatz treten wir nun auf die Eisfläche und Shirado beginnt mit seiner bezaubernden Stimme zu singen. Klanglich gleichen sich Yuura und er beinahe – ich präferiere selbstverständlich mein Blondchen, welchem ich ungeniert überall hinfassen darf, wegen den Darbietungen einzelner Figuren in einem eingeübten Tanz auf dem Eis. Make a wish haben wir als Viererteam beendet, was so viel bedeutet, dass das ältere Paar sich verzieht. Lediglich wir zwei leisten noch ein paar Figuren hinzu, bevor Shirado das Wort an sich nimmt. „Vielen Dank, dass Sie alle das Collège Françoise Dupont besuchen. 150 Jahre besteht diese Schule schon und wir freuen uns, dass Sie mit uns dieses Ereignis über die gesamte Woche gefeiert haben. Heute ist der letzte Tag und auch nach diesem kleinen Konzert von Joel Glaceo, Yuura Kohei, Adrien Agreste und mir, können Sie noch an einigen Aktivitäten teilnehmen. Wir vom Collège Françoise Dupont hoffen, dass es Ihnen bei uns gefallen hat.“ Musik setzt ein und wir zwei tanzen auf dem eisigen Boden zu einem Lied, welches ich für ihn übersetzte. Tragik beherrscht die ersten zwei Strophen und dementsprechend erfüllt der Klang die Gegend, bis es zu einer Begegnung kommt, die alles verändert. Nach und nach füllen sich die restlichen Strophen mit positiven Aspekten, bis die letzte voller glücklicher Ereignisse ist. Beendet haben wir es mit einem Kuss, der viele zum Erstaunen bringt, weil wir zwei es in der Schule bisher vermieden haben. Oder sie denken, es gehört zur Show – was ich eher als Argument gerne hätte. Offiziell zusammen sind wir nicht, soweit mein Stand des Wissens ist. Füllen werde ich unsere Zeit dennoch mit einer Menge an Tätigkeiten, die nur ein Paar miteinander macht. Beim nächsten Lied muss ich mit einsetzen, denn es ist ein Duett, welches auf dem vorherigen Lied aufbaut. Darin geht es um äußerliche Schwierigkeiten, die auf das Glück zukommen. Beide stärken sich gegenseitig, was in den einzelnen Strophen durch abwechselnde Phrasen aufgebaut wird. Einzeln sind die zwei Lieder in sich geschlossen, doch zusammen bilden sie eine herzerweichende Geschichte, die in einem Happy End endet. Froh bin ich darüber, dass ich die Übersetzung korrekt ausführte, denn sonst wäre es für Shirado ein Desaster geworden. Achromas‘ Lichtshow fließt flüssig in unsere Bewegungen hinein sowie schließt sich dem Inhalt der Lieder an. Dieses Bühnenprogramm wird sicherlich ein Sprungbrett für mein Blondchen werden, auch wenn die fliegenden Magnetilo, wie Yuura diese Maschinen bezeichnet, Störsignale an alle Handys und Kameras senden. Dass wir zwei eine Pause nehmen wäre angebracht, aber Shirado ist strikt dagegen, denn er will kompakt die Show über die Bühne bringen. Was wäre ich für ein Mann, wenn ich ihn nun im Stich lassen würde? Feige bin ich keinesfalls, weshalb wir weitermachen und anfangen zu schwitzen. Anstrengungen zu erleben härtet ab, klar, allerdings wäre ich im Moment glücklicher mit weniger Hebefiguren, weil meine Muskeln beginnen zu zittern. Glücklicherweise bin ich im nächsten Lied unwichtig und kann eine Pause wagen, denn Shirado singt eines seiner Lieblingslieder aus Japan – White Light von Superfly, wenn ich den Titel sowie Namen korrekt behalten habe. Hinter den Kulissen spritze ich mir eine gesamte Wasserflasche ins Gesicht und genieße die Gänsehaut, die ich erhalte, weil einiges vom Wasser unter meine Kleidung gegangen ist. Kraftvoll und mit Nachdruck singt Shirado dieses Lied, als wäre es eine Offenbarung, doch genau kann ich es keineswegs bestimmen. Nichtsdestotrotz muss ich einfach lächeln, weil man in seiner Stimme die Freude hören kann. Als jedoch plötzlich Schreie laut werden, pumpt direkt Adrenalin durch meine Adern und ich bekomme das ungute Gefühl, als ob irgendwas mit ihm passieren wird. Irgendein riesiges Wesen oder so muss gelandet sein, denn die Erde bebt dermaßen stark, dass mein Gleichgewicht sich direkt verabschiedet und ich den Boden begrüße. Panik ist sicherlich dort draußen ausgebrochen und das Beben hört keine Sekunde auf zu existieren. Einem Scheinwerfer kann ich gerade noch ausweichen, doch trifft mich etwas anderes und mir wird schwarz vor Augen. „…drien! …Adrien!! …auf, Adrien!!! Wach‘ endlich auf, Adrien!!!“ Kopfschmerzen erfüllen mein Bewusstsein und ich muss ihn mir direkt halten, bevor ich mich aufsetze und meine Augen vorsichtig an das Licht gewöhne. Besorgt sieht mich Marinette an, die wohl sofort zu mir geeilt ist, nachdem ich mein Bewusstsein verloren habe. Tikki und Plagg sehen ähnlich besorgt mich an, was ich mit einem Lächeln wegwischen möchte – was anscheinend keine Wirkung zeigt. Weil mein Versuch nicht hilft, gebe ich dem Schmerz kurz nach, nehme eine angenehmere Position ein und schaue fragend die drei an. „…ich traue es mich kaum zu fragen, …was ist passiert?“ Alle drei sehen sich gegenseitig erst an, bevor sie mir mit gemischten Gefühlen ihre Aufmerksamkeit schenken. Jeder normal denkende Mensch weiß, dass dies keine guten Neuigkeiten sind. „Ein riesiger Roboter landete hier und hat sich Achromas sowie Shirado geschnappt. Ricardo, Felix, Joel, Yuura und Monsieur Fleur haben direkt die Verfolgung aufgenommen. Ich wollte ihnen folgen, bis mir eingefallen ist, dass du sicherlich auch hinterher willst. Dich habe ich hier bewusstlos gefunden und Plagg hat schon versucht die wach zu bekommen.“ „Wie lange?“ „Ähm…, ungefähr zehn Minuten, denke ich.“ Zehn Minuten Bewusstlosigkeit, in denen ich bei Bewusstsein Shirado hätte helfen können. Frustriert balle ich meine Hände zu Fäusten zusammen, bis ich Schmerz spüre sowie eine Flüssigkeit, die warm herunterläuft, bis sie den Boden trifft. Geschockt werde ich nun angesehen, aber das ist mir egal. Zeit habe ich keine und ich muss mein Blondchen retten! „Beruhige dich, Adrien, bitte!“ „Wieso soll ich mich beruhigen?! Ihm habe ich versprochen, dass ich ihn beschützen werde und dann, wenn er mich braucht, bin ich hier und mache eine Pause! Was haben meine Versprechen einen Wert, wenn ich diese nicht einhalten kann, Marinette?! Siegelmeister hin oder her – er ist mir viel zu wichtig, dass ich ihn jedem überlasse würde. Vorhin war er so glücklich und befreit und nun hat er sicher Angst, was mit ihm geschehen wird. Dabei…“ Weiter kann ich mich in meine Frustration nicht steigern, denn ich bekomme ordentlich eine von meiner Kollegin sowie Freundin gepfeffert. „Hörst du dir mal selber zu?! Würde Shirado dich hören, hätte er dir ebenfalls eine Ohrfeige gegeben! Adrien…, ich weiß, dass du ihn liebst, seitdem du ihn zum ersten Mal gesehen hast – der kurze sowie überraschte Aussetzer bei eurem ersten Kontakt hat Bände gesprochen und deswegen wollte ich persönlich mit dir ins Reine kommen, um abschließen zu können. Jetzt habe ich es seit längerer Zeit geschafft und du wirkst nun wie ein Trottel, der sich selbst verliert wegen einer kleinen Lappalie! Noch ist Shirado nicht tot oder geopfert worden oder sonst was – er lebt! Wir beide können ihn retten und Achromas ebenfalls. Bist du wieder bei Sinnen, Miezekatze, oder brauchst du noch einen Schlag?“ Sie wirkt mehr erwachsen als ich es bisher war und es erschüttert mich ein Stück. Anstatt voranzuschreiten bin ich auf einer Stelle stehengeblieben, während sie sich entwickelt hat. „Danke, Marinette. Ohne deine Freundschaft und deiner Worte, wäre ich in einem Sumpf voller Bosheit versunken. Dies habe ich gebraucht, damit ich stärker werden kann.“ „Oh…, äh…, dafür musst du doch nicht bedanken, Adrien. Lass‘ uns lieber den Siegelmeister befreien.“ Zustimmend nicke ich ihr zu und wir verwandeln uns in unsere Superheldenform. Den Drang, zu Shirado zu gelangen, kann ich wirklich nicht mehr unterdrücken und ich lasse diesem freien Lauf. Zum Vergnügen meinerseits, denn ich kann den Geruch von ihm wahrnehmen – ein Kater zu sein hat echt viele Vorteile. Ladybug und ich springen über die Dächer von Paris mit atemberaubender Geschwindigkeit, bevor wir den Eiffelturm erklimmen und an der Spitze uns umsehen. Irgendwo hier verläuft der Geruch in verschiedene Richtungen, aber genauer kann ich diesen keineswegs filtern. Mein innerer Frust will wieder aufkommen, aber die sanfte Berührung von Ladybug beruhigt mich. „Kein riesiger Roboter kann einfach so verschwinden, Cat Noir. Genauso wenig verschwindet Shirado spurlos. Bisher haben wir ihn immer aufgespürt, also lassen wir uns einfach von unseren Gefühlen leiten.“ Ich stimme ihr zu und schließe meine Augen, damit ich mich nur auf mein Gefühl, meine Bindung zu meinem Blondchen, konzentrieren kann. Überrascht öffne ich meine Augen, als ich bemerke, dass dieser nur wenige Meter von uns entfernt ist. Weswegen kann ich ihn dann nicht sehen? „Merkst du auch die Verbindung zu ihm? Meinst du der riesige Roboter kann sich unsichtbar machen?“ „Unsichtbar nicht direkt, aber mit einer Tarnkappenfunktion verschmilzt der Nutzer mit seiner Umgebung, was wir als unsichtbar bezeichnen würden.“ Ryurai steht auf einmal bei uns und beantwortet ihre Frage gelassen, als würde er über das Wetter plaudern. „Wann greifen wir drei an und mit welcher Strategie?“ Seit wann will er mit uns kooperieren? Hat er einen Sinneswandel erhalten? „Anscheinend denkt derjenige, der den Roboter kontrolliert, dass ihn niemand sehen kann und bleibt deswegen an Ort und Stelle stehen. Von daher hätten wir einen Überraschungsmoment. Leider sehen wir Achromas sowie Shirado ebenso wenig, weshalb ein Angriff die beiden treffen könnte. Besser wäre es, wenn wir diesen Tarnkappenmodusfirlefanz ausschalten könnten, ohne Aufmerksamkeit zu erzielen.“ Egal welchen Gedankengang Ladybug durchgeht – wir können sicherlich nichts dagegen machen entdeckt zu werden. „Ihr zwei fangt beide auf und ich zerstöre einfach den Roboter.“ „Nein, Cat Noir! Sollte der Roboter die akumatisierte Person sein, ohne Steuerungselemente, würde sie sterben.“ Missgünstig gebe ich einen Ton von mir und kann meine Ungeduld kein Stück mehr verbergen. „Junge, dem Siegelmeister wird erstmal nichts widerfahren, denn dieser Wissenschaftler ist das Ziel von der besessenen Person. Trotzdem müssen wir handeln, weil ich kaum glaube, dass der Herrscher des Bösen sich noch mehr Zeit lässt.“ Recht hat Ryurai zwar, aber ich will handeln! Kaum will ich einem Impuls nachgehen, da hören wir lautes Gehupe und wie eine Limousine gegen den Roboter kracht, denn das Geräusch spricht dafür. Unten am Boden sehe ich den Wagen von den Fleurs und denke mir mal, dass Ricardo sowie Felix hinter dieser Attacke stecken. Hoffentlich geht es denen gut. „Beide sind manchmal echt…“ Er scheint die zwei zu kennen, wenn ich sein Gemurmel richtig deute. Munter steigen beide aus und bringen sich in Sicherheit – weshalb erfahren wir drei direkt, denn der Tarnkappenmodus löst sich auf und der Roboter fällt um. Reicht eine Limousine für so etwas wirklich aus? Wie es den Anschein macht schon und mit lautem Krach liegt das Teil nun auf dem Boden. In einer Faust steckt noch Shirado, aber die andere ist leer. „Sieht so aus, als wäre der Roboter eher ein mechanischer Riesenanzug, den man steuern kann, vom Inneren, wie es den Anschein macht. Allerdings wird die Hand den Siegelmeister zerquetschen, wenn der Druck auf dieser sich erhöht.“ „Glücksbringer!“ Jetzt ist es auch egal, ob wir gesehen werden oder nicht – wir müssen handeln. Diesmal ist der Glücksbringer ein Stück Butter und trotz der merkwürdigen Lage, kann ich mir ein Kichern keinesfalls verkneifen. Während sie sich umsieht, nehme ich meinen Kampfstab in eine Hand und springe vom Eiffelturm hinunter. Zielend suche ich eine Schwachstelle und finde eine Kugel auf der Brust, welche elektrische Ladungen verströmt. Kurz vor dem Aufprall lasse ich meinen Stab ausfahren, damit die Sturzkraft mit in den direkten Angriff geht. Ohne Widerstand durchsticht mein Angriff die Kugel sowie den mechanischen Anzug, bis der darunterliegende Boden diesen stoppt und mich ebenfalls. Erleichtert über den Stopp meines Falls, gleite ich spielend auf den Roboter runter und ziehe meine Waffe zurück. Es bleibt nur noch Shirado zu retten und ihn weit weg von hier zu bringen. „Ihr beiden Versteckten – ihr zwei bringt den Siegelmeister zum Apartment der Fleurs und sammelt den jungen Agreste mit auf, sollte er wie verrückt nach diesem suchen.“ Befehlend im Ton richtet er sich an Ricardo sowie Felix, die aus ihrem Versteck kommen und ohne zu zögern zustimmen. Da er die Zustimmung erhalten hat, zieht der Samurai sein Katana und will wohl die Hand von dem Arm trennen. „Bushido – Aquasichel!“ Quellend tritt Wasser aus dem Schwertgriff hervor, welches die gesamte Klinge umfasst, allerdings kein einziger Tropfen herunterfällt. Einige langsame Bewegungen führt er aus, bis Ryurai blitzschnell einen senkrechten Schnitt in der Luft vollführt. Sichelförmig rast das Wasser zum Arm hin und trennt mit Leichtigkeit die Hand ab, welche dadurch sich lockert. Fluchs schmiert Ladybug die Butter an einige Stellen der Hand, die sich somit leichter öffnen lässt. Felix und Ricardo sind schnell bei meinem Blondchen und wollen abhauen, werden jedoch aufgehalten von demjenigen, den sie in Sicherheit bringen sollen. „Cat Noir…, Strom…, Achromas…, gezwungen…“ Im Kopf von mir stellen sich aus diesen Worten Szenarien zusammen, die mich wütend werden lassen. Bestimmt hat die verwandelte Person Shirado elektrisiert, damit der Wissenschaftler nachgibt bei was auch immer. „Okay, Shirado, ich kümmere mich darum.“ Erleichtert lächelt er noch, ehe er abdriftet und sich ausruht. Seine Träger setzen ihren Weg fort – weit genug weg von hier. Inzwischen teilt sich dieser Riesenanzug in seine Einzelteile, bis sie sich zusammensetzen und eine kleinere Version bilden, welche den Mann in einer mechanischen Klaue hält. Eine weitere Person sehen wir immer noch nicht. „Wo ist der Siegelmeister hin?“ „Weg, du mechanischer Blechhaufen.“ „Na ja, einfangen kann ich diesen später. Zuerst entledige ich mich euch Störenfriede. Dank meinem Widersacher konnte ich meinen Mechaanzung perfektionieren und bin endlich der Mechakaiser. Ihr werdet bald winseln vor Angst und Schmerzen.“ Ist er nun mit dem Anzug verschmolzen oder wie soll ich das verstehen? Kann man ihn noch retten? Lieber würde ich meinen Kataklysmus einsetzen und diesem Kampf ein Ende bereiten, aber den Menschen dahinter zu töten geht nicht. Vielleicht doch, sollte kein Ausweg mehr bestehen, muss es sein. Die Sicherheit aller steht auf dem Spiel, also wäre es in Ordnung, denke ich. Gerade will ich loslegen, da wird mir Achromas entgegengeworfen, sodass ich diesen auffangen muss. Zusätzlich hat der Mistkerl kleine Raketen abgefeuert, denen ich nun ausweiche, damit ich den Wissenschaftler in Sicherheit bringen kann. „Helden von Paris – er ist kein Mensch mehr! Ihn könnt ihr nicht retten und selbst wenn ihr es schaffen würdet, dieser Mann ist ein skrupelloser Wissenschaftler, der viele Menschen für seine Versuche getötet hat. Bitte, auch wenn es schrecklich klingt, erlöst uns alle von ihm!“ Ob Achromas sich gestoßen hat, dass er solch einen Unsinn daherredet? Stillstehend stelle ich ihn auf und sehe in seine Augen, die den gleichen schmerzvollen Blick tragen, wie Shirados Seelenspiegel ihn hatten. Ihm muss es anders ergangen sein oder ihm schmerzt die Erkenntnis, dass dieser ehemalige Mensch seine Menschlichkeit aufgab für Macht. Lediglich fühle ich mich im Moment im Recht, wende mich dem Mechakaiser zu und lasse mich auch von Ladybug nicht aufhalten, als sie mich mit Worten stoppen will. „Kataklysmus!“ Während meines Ansturms analysiere ich seine Bewegungen und passe mich an, sodass seine Angriffe andauernd ins Leere laufen, bis ich nahe genug für den berührenden Punkt bin. Kurzerhand löst sich unser Gegner auf, dessen Reste vom Wind davongetragen werden. Eine riesige Genugtuung erfüllt mich und ich fühle mich großartig, dass ich meine Wut und meinen Ärger durch diese Tat freilassen konnte. Eine Hand landet schwer auf meiner linken Schulter und es ist der Wissenschaftler, der Ladybug mit dieser Geste anhält, auf mich zu zugehen, weil sie mich wohl zur Schnecke machen will. „Bitte, Ladybug, ich kannte diesen Mann und er war schon nicht mehr er, als er mich in seine Hülle hineingelassen hat, nach Shirados Folter. Hätte ich ihm nicht geholfen komplett mit seiner Maschine zu verschmelzen, wäre der hiesige Siegelmeister nun tot. Und auch wenn es grausam klingt – manchmal ist der Tod eine Erlösung. Dieser Mann wird neu geboren werden und hoffentlich einen Weg nehmen, der keine Besessenheit beinhaltet.“ Zwar sieht sie noch missmutig aus, aber sie akzeptiert seine Erklärung, sodass wir uns daran gewöhnen müssen, ich mich daran gewöhnen muss, dass der Tod ebenso zu unserer Aufgabe gehört, wie das Leben zu beschützen. Neben mir fällt der Mann auf den Boden und hat Yuura auf sich liegen, der ihn heulend den Laborkittel nass macht, weil dieser vor Sorge fast umgekommen wäre. Joel braucht noch einige Sekunden zu uns und sieht erst mich ungläubig an, bevor er sich seinem Verlobten und dem guten gemeinsamen Freund zuwendet. Der Brillenträger steht mit dem heulenden Bündel auf und blickt den Weißhaarigen lange in die Augen, ehe beide sich zunicken. Nonverbale Konversation beherrschen sie schon mal. „Danke für eure Hilfe, Helden von Paris. Eure Zeit läuft ab und ich glaube, dass Yuura sowie ich unseren Freund sicher von hier wegbringen können.“ Drei an der Ziffer sind wir und haben unsere Kräfte eingesetzt, sodass es wahrlich Zeit wird zu verschwinden, wohin wir gehören. Hauptsache Shirado geht es gut. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)