Ein Mirakel zwischen zwei Identitäten von Patricipa ================================================================================ Kapitel 14: In der Welt der Monster (II) ---------------------------------------- In der Welt der Monster (II) ~ Shirado ~ Ständige Überwachung – außer in dem Schlafraum, den die mir gegeben haben – kratzt an meinen Nerven. Auf der anderen Seite dürfte ich mich am wenigsten beklagen, denn ich erhalte hohen Komfort, ohne wirklich irgendwas machen zu müssen oder mich anzubieten. Trotz all den Zugeständnissen werde ich das Gefühl nicht los, irgendwen zu verraten. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich keinen Zutritt zu dem riesigen Kerker habe, wo Schwarzer Magier festhängt, während es mir hingegen gut geht. Darum habe ich mir vorgenommen so viel wie möglich in der Bibliothek zu lernen. Mit mehr Wissen, welches ich anwenden kann, werde ich sicherlich helfen können – auf irgendeine Art und Weise sicherlich. Meine Bilanz nach mehreren Monaten ist zwar einiges an verschlungenen Büchern, aber kein anwendbares Wissen. Kleinlich möchte ich kein Stück sein, dennoch hätte ich mehr erwartet, weil die Abteilung, die ich bisher genutzt habe, über die Machtverhältnisse in der Monsterwelt sowie welche Vereinigungen, Stämme und noch viel mehr hier leben. Deren verändertes Verhalten ist durch den Kontakt mit den Menschen entstanden, wie ich gelesen habe, was sich mit dem deckt, was ich von Gren erfuhr. Demnach tragen wir Menschen Schuld daran, dass dieser Krieg stattfindet, ohne wirklich aktiv am Geschehen teilzunehmen. Menschen…, irgendwie verhalten wir uns sehr falsch und gierig. Weshalb sollten wir uns gegenseitig bekriegen? Mangel an Nahrung kann ich nachvollziehen, klar, denn niemand möchte freiwillig hungern, aber für Reichtum Krieg zu führen ist ein bescheuerter Grund. Wegen Macht ebenfalls und Ruhm erntet man damit sicherlich kaum. Ehre verdient man sich in einem Duell und mit korrektem Verhalten, ohne andere auszubeuten sowie zu verletzen, weswegen dieser Punkt auch wegfällt. Was treibt also Menschen an, alle Werte und Normen über den Haufen zu werfen und totale Idioten zu werden? Religion könnte ein Faktor sein. Den ganzen Schwachsinn, den die Dummheit ausbreitet hat einige schon dazu getrieben zu töten, weil die meinen es für ihren Gott zu tun. Wie man es dreht und wendet – wir Menschen sind eine sehr große Schande und ich kann verstehen, wieso die Monster dieser Fraktion sie auslöschen wollen. Trotzdem sollte ich den Glauben an das Gute in jedem Wesen keineswegs vernachlässigen und vollkommen ausschalten. Egal was passiert, man kann immer einen besseren Weg finden, anstatt gleich auf Krawall zu gehen. Habichtmotte wird meine Art die Welt zu sehen auch noch verstehen. Niemals würde ich der menschlich geborenen bösen Dummheit nachgeben! In meinem Kopf klingt das alles immer zu schön um wahr zu sein, aber in der Praxis bin ich ganz schön schnell kleinzukriegen. Am Anfang war meine Sturheit maßgeblich der Faktor, der meine Angst verdrängt hat, bis zu den Vampiren. Vampirlord müsste auch hier irgendwo sein, doch auch ihn möchte ich retten – irgendwie möchte ich alle Monster retten, anstatt diesen Krieg herbeizuführen. Sie gehören alle einer Welt an, welche ihre Ressourcen im Gleichgewicht hält, weil die Bewohner keineswegs gierig alles nehmen, was sie wollen, ohne auf die Zukunft zu achten. Ihnen geht es einfach um das Leben. Von denen könnten wir Menschen uns eine saftige dicke Scheibe abschneiden. Besser wäre es jedoch, wenn die Monster in ihrer Welt leben und Kontakt mit uns Menschen meiden, denn sicherlich würde es weniger gut enden, wenn wir entdecken, was es hier alles zu holen gibt. Einen Krieg zwischen Monster und Menschen…, arme Monster. Nein, soweit möchte ich es keineswegs kommen lassen. Vielleicht bin ich zu naiv und denke zu positiv, nichtsdestotrotz möchte ich es schaffen, dass Frieden herrscht, Verständnis aufgebaut wird – in allen Belangen – und dass man mehr nachdenkt, anstatt dumm zu bleiben. Hätte ich Plagg nicht bei mir und würde ihm alles erzählen, wäre ich kaum auf diesen Gedanken gekommen – Selbstgespräche fördern halt die Intelligenz. Adriens Maskottchen bei mir zu haben erfüllt mich mit mehr Gelassenheit, damit ich diese Situation verkrafte. Klingt im ersten Moment eher so, als ob ich total schwach wäre, doch braucht jeder einen Anker, an dem er sich klammern kann und deswegen ziehe ich meine Stärke daraus. Es wird Zeit, dass ich weitermache. Stunden bei Gren zu haben, finde ich zwar blöd, aber er bringt mir viel bei – obwohl ich keine Ahnung habe wieso er mir dermaßen viel beibringt. „Woran denkst du als Beschwörer und Siegelmeister gerade, Shirado?“ „Daran, dass Menschen engstirnige Idioten mit falschen Belangen sind, während ihr Monster nur arme Wesen seid, die mit der Dummheit der Menschen vergiftet wurden und daran, dass ich ganz viel lerne hier.“ Ziemlich baff sieht der Taktiker mich an, denn mit solch einer Antwort meinerseits hat er niemals im Leben gerechnet. Tja, mehr Wissen und die Zeit dieses korrekt zu verarbeiten lässt nur diese logische Schlussfolgerung zu, die ich ihm gerade als Antwort gegeben habe. „Ähm…, damit hast du mich regelrecht aus der Bahn geworfen.“ „Ich weiß, Gren. Du hättest es jedoch erahnen können, wenn du nicht nur Fakten im Kopf hättest.“ Irgendwie haben wir beide uns angefreundet, auch wenn er kein Monster ist, welches ich rufen könnte. Stockholmsyndrom würde ich diese Annährung kein Stück nennen, sondern eher den Beginn einer richtigen Freundschaft, weil ich ihn akzeptiert habe, wie er aussieht und wie er ist. An sich sind die Monster vom Charakter her ähnlich wie wir Menschen, nur sind diese sehr viel intelligenter. Hinsichtlich dieser Sache muss ich mir noch überlegen, wie ich eine dritte Partei im Krieg eröffnen kann – eine um des wahren Friedens willen. „Touché, Shirado. Wahrlich ein guter Treffer mit deiner scharfen Zunge. Gleich haben wir die fünf Stunden Unterricht herum für heute. Zu morgen liest du dann dieses Buch hier durch.“ „Von Legenden, Sagen und Verbindungen der Monster und Menschen? Wo hast du das Buch denn hervorgekramt?“ „Aus der eigenen Sammlung meinerseits. Natürlich wäre es nett von dir, wenn du besonders darauf gut Acht gibst.“ „Selbstverständlich mache ich das, Gren! Darf ich dich an meinen bisherigen Umgang mit den anderen Büchern erinnern?“ „Gewiss, Shirado, ich erinnere mich und hätte mir deine Empörung ersparen können – was jedoch zu viel Spaß macht. Dich lasse ich nun alleine in der Bibliothek.“ „Warte, Gren! Lieber würde ich in mein Zimmer und dort das Buch lesen.“ „Hmmm…, dann bringe ich dich noch dorthin, denn es liegt sowieso auf meinem Weg.“ Wenigstens kann ich mich mit ihm unterhalten, denn meine Bewacher geben nur kurze Antworten, wenn ich sie frage – selbst bei meinen Versuchen sie näher kennenzulernen – sodass ich mich freue jemanden zum Reden zu haben. Lange brauchen wir nicht, bis ich wieder in meinem Zimmer bin und Plagg erstmal alles berichte, bevor ich noch essen muss. Feste Mahlzeiten zu festgelegten Uhrzeiten zu erhalten, finde ich in Ordnung, denn man kann seinen Tagesrhythmus darauf einstellen. Jedenfalls sollte ich mich danach mit dem neuen Buch befassen und am besten mit Plagg zusammen – darauf freue ich mich sehr. Recht lange kann ich meine Freude keineswegs behalten, denn ich erhalte unangekündigten Besuch. „Shirado, mein wertvollster Gefangener! Hiarhiarhiar!!!“ Brron, verrückter König der Finsteren Welt platzt einfach hinein und will wohl erneut mich dazu bewegen seiner Seite zugutezukommen. Lust dazu habe ich keine, jedoch ist er nicht umsonst mit dem Zusatz ‚verrückt‘ ausgestattet, denn niemand weiß, wie er reagieren wird. Naserümpfend missfällt es mir, dass er sich einfach so auf das Bett legt und meint, er könne sich alles erlauben. Nachher muss ich die Bezüge definitiv wechseln. „Wie komme ich zu der Ehre Ihres Besuches, Brron?“ „Hiarhiarhiar! Deine Zunge ist so scharf wie ein Schwert, Shirado, und dein Gehirn sowieso, also kannst du es dir denken.“ Schlechte Vorahnung bestätigt sich prompt und demnach muss ich mir eine weitere Ausrede einfallen lassen, um noch mehr Zeit zu gewinnen, damit ich in den Wirren des Krieges flüchten kann – irgendwie jedenfalls. „Pff! Glauben Sie ernsthaft, dass ich, der nicht die gleiche Gesinnung teilt wie Sie, Ihnen helfen würde, indem wir uns verbinden? Wie Gren Ihnen sicherlich mitgeteilt hat, bin ich nicht vollständig von Ihrem Weg überzeugt und demnach würde ich nur gegen diese Verbindung angehen. Wollen Sie dieses Risiko eingehen? Immerhin würden Sie dadurch ausgelöscht werden.“ Ziemlich hoch pokere ich im Moment, denn seine Verrücktheit soll in der Monsterwelt dermaßen bekannt sein, dass niemand wirklich sicher vor ihm ist – nicht mal seine engsten Vertrauten. „Hmmm…, ja, das wäre ein großes Problem. Folter würde dich sicherlich dazu…“ „Nein, Brron. Würden Sie mich foltern, hätte das den gegenteiligen Effekt.“ Darf ich das Schicksal um den Gefallen bitten, dass ich möglichst gute Karten in diesem Augenblick erhalte? Lebend möchte ich nämlich schon gerne diesen Krieg beenden. „Schwierig, schwierig, diese Lage zwischen uns beiden. Also muss ich wohl oder übel warten, was ich blöd finde.“ Besser wäre es jedoch für mich. Je länger ich diesen Schritt hinauszögern kann, desto eher besteht die Chance auf meine Freiheit. Gren taucht in diesem Moment auf und ich kann erleichtert sein, weil der König somit sein Interesse auf ihn legt und ich befreit aufatmen kann. „Mein König, Pumpking und seine Truppen sind aus dem Dschungelgebiet zurück – allerdings eher schlecht als recht. Zudem bekommen wir keine Meldungen mehr aus den Tiefen des Meeres. Unsere Wüsteneroberer brauchen Verstärkung und der Turm in die Himmelsgefilden wurde zerstört.“ Wow, ganz schön viel Chaos, was auf einmal passiert. Anscheinend geht die andere Seite jetzt schon gegen diese Fraktion vor, auch wenn das angegebene Jahr, was die hier ausgerechnet haben, noch gar nicht um ist. „Hrgh! Wieso gerade jetzt? Gibt es noch mehr zu vermelden?“ „Bisher sind andere Gebiete noch ruhig. Was gedenken Sie zu tun, weil Pumpking aus eigenem Antrieb gehandelt hat?“ „Pah! Dieser Idiot ist schon genug gedemütigt worden, da brauche ich nicht noch mehr machen – allerdings entziehe ich ihm seinen Status als Kommandant und er kämpft ab sofort an der Frontlinie.“ „Jawohl, mein König. Dies werde ich veranlassen.“ Glück für mich, denn er geht ebenfalls weg und ich kann mich der neuen Lektüre – nach dem Wechseln der Bezüge – widmen. Plagg lasse ich mitlesen, auch wenn er als Maskottchen gar nicht lesen oder gar denken kann. ~ Nino ~ Es sind nur noch wenige Tage bis zum geplanten Angriff. Heute ist mein letzter Trainingstag und ich bin ganz gut dabei. Das Meer habe ich komplett von unten kennengelernt sowie die Spione ausgeschaltet, die mir auf dem Weg begegnet sind. Viele neue Monsterfreunde habe ich nun und bin als Meereskrieger bekannt geworden. Dementsprechend bin ich auch nun gekleidet, aber dies soll nur zeigen, dass ich ein ungestümer Krieger des Wassers bin, welches still, tief und wechselhaft agiert. Neue Verbündete sind dementsprechend gekommen und ich habe auch ein paar Monster von Shirado getroffen. Diese hat es am schlimmsten erwischt. Jedenfalls scharen wir alle an den Strand der Trennung zusammen – der Ort der Meeresschlacht. „Bist du soweit bereit, Nino?“ „Ich bin bereit, Inselschildkröte.“ „Wunderbar. Aus dir ist ein starker junger Mann geworden, Nino. Gab es noch Änderungen in der Strategie?“ „Eine gab es – sobald ihr die Kontrolle habt, muss ich auf das Schlachtfeld an Land, denn nur, wenn wir fünf vereint sind, können wir sicher sein, dass Shirado befreit werden kann.“ „Ah! Diesen Umstand habt ihr gut bedacht. Eure vereinten Kräfte könnten das Schicksal zu unseren Gunsten wenden. Laut dem, was ich an Informationen erhalten habe, sammeln sich die Scharen der anderen Fraktion seit einigen Wochen auf der Ebene der Entscheidung. Vom Strand der Trennung aus braucht man sonst zwei Tage, ohne Pause, damit man in dieser Zeitspanne ankommen kann. Wie willst du dies bewerkstelligen?“ „Hehe, es gibt etwas, was man nur in den Tiefen des Meeres lernen kann, Inselschildkröte. Es gibt eine Aushöhlung in ein weit verzweigtes Tunnelsystem, welches bis zur anderen Seite des Kontinents reicht. Strömungen erzeugen genug Geschwindigkeit, sodass ich in nur zehn Stunden da wäre.“ Trainiert habe ich dafür ebenfalls und bin mir sicher, dass ich es schaffe anzukommen, ohne falsch abzubiegen. Diese Seite der Fraktion musste so viel einstecken und leiden, nur weil andere es gut finden. Shirado, du wirst noch befreit werden, dies schwöre ich! „Hoffen wir auf gute Bedingungen für unsere Seite. Ich ziehe mich zurück und nehme meine zugedachte Rolle ein.“ „Mache das, Inselschildkröte, wir vertrauen darauf, dass unsere Abwehr dafür sorgt, dass du deine Rolle nicht wirklich ausfüllen musst.“ Sie ist eines der ältesten Monster in dieser Welt, da kann ich es verstehen, dass besonders die Wassermonster sie in Sicherheit wissen wollen – als Fluchtoption. Dazu sollte es jedoch niemals kommen, wenn unsere Strategie funktioniert. ~ Alya ~ „Hiyah!“ Meine Faust prallt gegen den Schild von Ritterin der Königin und ich muss meinen Angriff abbrechen, um die Kraft des Aufpralls in einem dreifachen Flickflack abzuschwächen. „Dein Training mit den verschiedenen Monstern hat sich wirklich ausgezahlt, Alya.“ „Ach was, ich wäre noch eine bessere Heldin, wenn ich mehr Zeit bekommen hätte.“ „Wie du weißt, haben wir diese nun mal nicht. Heute beginnt der Krieg – ein Jahr nach eurem Ankommen. Kleinere Siege konnten wir die letzten Monate verbuchen, jedoch kommt es nun zur Entscheidung.“ „Warum muss es bei euch Monstern immer um ein großes Finale gehen? Klingt wie eine Idee von Shirado.“ Seine ganzen Ideen, die er verwirklichen möchte sind immer gut durchdacht und enden spektakulär – dafür hat er ein Talent, was er selber nicht mal erahnt. Sollte ich ihn darauf hinweisen, wird er sowieso nur meinen, dass er dies keineswegs kann. Manchmal ist er mir zu unsicher, auch wenn er auf der Bühne seine Ausstrahlung verhundertfacht, die er sowieso schon innehat. „Nun ja, in erster Linie hat Shirado uns das beigebracht. Seine Monster haben recht oft gespielt, als der Zugang noch offener war – das Resultat davon siehst du in unserem Denken – jede Aktion auf längere Zeit braucht ein großes Finale, damit darunter ein Abschluss geschaffen wird. Ein Ende, welches gemischte Gefühle einbringt, jedoch einen wertvollen Charakter besitzt.“ Definitiv das Denken und Handeln von Shirado – davon kann ich einige Situationen aufzählen sowie Lieder. Dennoch finde ich es ungewöhnlich, dass die Monster ihm solch hohes Ansehen entgegenbringen. Viel über den Kontakt und wie er abgelaufen ist, konnte ich leider nicht feststellen. Einer Sache bin ich mir jedoch sicher – diese Schlacht muss zu unseren Gunsten ausgehen, da eine Niederlage auch unsere Welt bedroht. ~ Marinette ~ „Schwester Marinette, deine von dir beschriebene Freundin scheint eine Heldin geworden zu sein.“ Alyas größter Traum wäre somit in Erfüllung gegangen, aber Amazonische Priesterin kennt sie nicht und nur meine Erzählungen können unmöglich dafür gesorgt haben, dass Alya zur Heldin geworden ist. Dies wäre irgendwie gruselig, wenn meine Worte in die Tat umgesetzt werden. „Dann kannst du mit ihr ja gemeinsam auf Verbrecherjagd gehen, wenn wir wieder in Paris sind, Marinette.“ „Bloß nicht, Tikki! Sollte sie erfahren, dass ich Ladybug bin, würde es vielleicht genauso komisch werden wie mit Adrien und mir. Nein, nein, nein, noch so einen schweren Fall überstehe ich nicht.“ „Sie ist allerdings deine beste Freundin und nicht deine Liebe, die in dein anderes Ich verliebt war. Denkst du nicht, dass sie den Grund für deine Heimlichtuerei verstehen wird? Zwar bin ich noch dagegen, dass du dich ihr öffnest – bei Cat Noir war dies eine andere Sache – jedoch denke ich, dass dieser Fall kommen wird und soweit ich sie beurteilen kann wird sie zwar sauer sein, dennoch deine Freundin bleiben. Außerdem darf ich dich daran erinnern, dass Shirado schon sehr viel früher einen Vergleich zwischen dir und Ladybug gezogen hat, der auch noch ziemlich zutreffend war? Wie Adrien es geschafft hat sich da aus der Affäre zu ziehen würde ich gerne wissen.“ Tikki hat ja Recht. Uns beide verbindet eine besondere Freundschaft und Adrien sowie mich das Doppelleben als Superhelden und Jugendliche. Diese schwierige Phase der Offenbarung haben wir ebenfalls überstanden, da werde ich das mit Alya auch schaffen. Trotzdem warte ich damit lieber noch, denn im Moment haben wir genug, um das wir uns kümmern müssen. „Marinette?“ „Hallo, Alya. Lange nicht gesehen.“ Glücklich schmeißen wir uns aneinander und freuen uns einfach über das Wiedersehen, wenn auch unter schwierigen Umständen und anderem Aussehen. Sie als Heldin und ich als Dschungelamazone. ~ Nathaniel ~ „Möchtest du nicht zu den beiden stoßen, Nathaniel?“ „Das schon, Antiker Feendrache, jedoch warte ich ab, bis sie ihre Wiedersehensfreude ausgelebt haben. Würde ich hineinplatzen, würde das ihre gute Laune etwas mildern, weil die beiden beste Freundinnen sind.“ Und ich mich keineswegs unbeliebt machen möchte. Es wundert mich sowieso, dass Adrien noch nicht anwesend ist. Eher hätte ich gedacht, dass er schon in den Startlöchern steht und um jeden Preis Shirado herausholt. „Hmmm…, eine interessante Sichtweise, die dich bei den anderen Drachen hat überleben lassen.“ „Haha, ja, das mag sein. Ich bin froh, dass viele zugestimmt haben, auch wenn ich mich immer noch wundere, dass viele von ihnen gar nicht sprechen können wie du.“ „Tja, ich bin ein besonderer Drache, der den Kontakt mit Menschen und anderen Monstern nie gescheut hat – andere hingegen leben sehr zurückgezogen und faulenzen ihr langes Leben herum. Keineswegs eine Art, mit der ich klarkommen würde.“ Merkt man dir an, dass du einen eigenen Kopf hast, wie Shirado. Entweder haben die Monster Shirado geprägt oder er sie – viele von ihnen spiegeln seine Art und Weise recht gut wider. Vielleicht interpretiere ich zu viel hinein und so sind die alle eben. Nichtsdestotrotz haben wir alle einen Freund, der in Gefahr geraten ist und um diesen soll es gehen. „Gerade scheinen sie fertig zu sein, also kann ich landen.“ Bevor ich auch nur irgendein Wort dagegen sagen kann, sind wir schon am Boden – Antiker Feendrache geht manchmal forsch an Wesen heran, die sie neugierig machen, obwohl sie diese Eigenschaft von sich vehement abstreitet. Marinette und Alya schauen zu uns und erkennen mich schnell, denn ich werde von beiden überwältigend umgeworfen als Begrüßung. Diese Handhabung ist selbst mir neu. „Natürlich freue ich mich auch euch zu sehen, aber der felsig kantige Untergrund drückt ziemlich stark gegen meine Wirbelsäule.“ Abrupt beenden beide ihre Tätigkeit und helfen mir auf. Zudem fragen sie verwundert, weswegen ich noch normal aussehe nach einem Jahr, was mich zum Lachen bringt, denn deren beider Veränderungen sieht man ihnen an, meine hingegen habe ich gut versteckt. „Ganz simpel ausgedrückt beherrsche ich Magie und dachte mir, dass mein anderes Aussehen euch mich nicht wiedererkennen lässt.“ Mit einem Schnippen meinerseits löse ich die Rückverwandlung auf und stehe vor den beiden als Magier des Windes – mein Titel, den ich von den anderen verliehen bekommen habe. „Heldin des Feuers und Dschungelamazone der Erde, ich bin der Magier des Windes.“ „Woher…?“ „…ich das weiß? Im Dorf der Magier habe ich einiges gelernt und ich konnte durch Zaubertränke euch sehen. Dies habe ich täglich von dem Zeitpunkt an gemacht. Nino ist der Meereskrieger des Wassers geworden. Zu Adrien habe ich jedoch vor einem halben Jahr sämtlichen Kontakt verloren, denn er ist wohl woanders hingekommen, von wo ich ihn kein Stück sehen konnte. Allerdings gehe ich davon aus, dass es ihm gut geht. Wie ist es euch ergangen?“ Einiges haben die zwei erlebt, was mir entgangen ist – da hatte ich es angenehmer. Trotz allem sind sie, genauso wie ich, daran gewachsen. ~ Adrien ~ Geschafft! Ich habe es endlich geschafft!! Bis zum obersten Stockwerk habe ich mich gekämpft und jedem einzelnen Finsterlord gezeigt, dass mein Wille, Shirado zu retten, ungehindert Bestand hat – selbst kurz vor meiner totalen Erschöpfung. „Für einen Menschen hast du gezeigt, dass die Finsternis in dir durch deine Liebe, deine Entschlossenheit, deinen Mut und deine Willensstärke an Macht gewinnt, dich jedoch nicht übermannt. Somit bist du nun einer von uns – Finsterlord Adrien.“ Finsterlord Morgenstern war bisher allerdings auch der schwierigste Gegner für mich, so ganz ohne Plagg. Dennoch bin ich stolz auf mich – meine eigene Stärke und diese Macht der Finsternis, die ich hier erhalten habe, haben mich zu einem besseren Beschützer von Shirado gemacht. Niemand wird mehr Hand an ihn anlegen können, selbst wenn ich alleine bei ihm bin. „Nun wird es wohl Zeit, dass wir dir erklären, wie deine Kräfte funktionieren.“ „Maria, musst du immer andere unterbrechen und ihnen die Worte entwenden, um diese selber auszusprechen?“ „Selbstverständlich, Morgenstern. Gerade wegen dieser Eigenart bin ich doch ein Finsterlord geworden.“ Sie führt ihren recht einseitigen Spaß auch an stärkeren Wesen ungeniert aus, als ob sie keine Angst zu haben braucht. Lange dauert es kaum, bis sie es geschafft und diese Debatte gewonnen hat. Definitiv würde Finsterlord Maria gegen Shirado den Kürzeren ziehen, was ich sehr gerne miterleben will. „Gewonnen! Endlich darf ich dir alles erzählen, Adrien. Es war schwer mich zurückzuhalten. Zuerst erhältst du die Karten von uns, die du noch nicht in deinem Besitz hast. Dann erkläre ich dir nun, wie das mit den Kräften abläuft, denn nur wir Wesen der absoluten Finsternis wissen davon. Hier in der Monsterwelt habt ihr Menschen ganz besondere Kräfte, die uns Monstern zugutekommen. Sobald ihr eine Verbindung zu uns aufbaut, stärkt ihr uns direkt, was entscheidend ist für einen Kampf zwischen uns Monstern. Mit dieser Verbindung kann selbst ich ein sonst viel stärkeres Monster aufhalten. Nichtsdestotrotz klingt diese Wirkung auch ab, denn ihr Menschen seid nicht gerade großartig widerstandsfähige Wesen. Zusätzlich gibt es noch Legenden, die aus der Zeit von Pharao Atemu stammen, und davon seid ihr sieben Menschen betroffen.“ Sieben? Wir sind doch nur sechs gewesen, weshalb ich keine Ahnung habe, wer denn der siebte Mensch hier in der Monsterwelt sein soll. „In dir ist die Macht der Finsternis. Neben dieser existieren noch Wind, Feuer, Wasser, Erde und Licht. Sicherlich fragst du dich jetzt, wer denn die siebte Macht in sich trägt und die Antwort ist dein Objekt der Begierde – Shirado. Zu den sechs grundlegenden Kräften gibt es noch die Göttlichkeit. Genauso wie Pharao Atemu besitzt der große Beschwörer dieses Attribut. Wer in seiner Gunst steht – egal welches Monster – wird gestärkt werden. Natürlich hat eine göttliche Kraft einen größeren Wirkungsgrad, allerdings kann diese nicht oft benutzt werden. Sollte ein Monster es schaffen eine Vereinigung zu bewirken, wäre dieses und seine Mitstreiter dazu befähigt, sehr viel Schaden anzurichten oder viel Gutes zu erschaffen. Mehr kann die Göttlichkeit nicht, jedoch reicht dies schon aus. Die Träger der anderen Mächte hingegen können direkt kämpfen. Ihre Kräfte zur Unterstützung sind zwar schwächer, dafür haben sie erhöhte Kampfkraft. Individuelle Mächte in individuellen Menschen, die je ein individuelles Aussehen erhalten, sobald sie ihre Macht entdeckt haben.“ Sieben Mächte – sieben Menschen. Ist dies genauso wie mit den Miraculous und dem Siegelmeister? Demnach ist Shirado für zwei Welten zuständig, wenn ich alles richtig in meinen Gedanken ordne. Noch mehr Belastung für sein zartes Gemüt und Wesen. In mir verstärkt sich nur der Wunsch ihn zu beschützen. Ihn als beide Identitäten zu beschützen wird nicht allzu schwer werden, denn meine Veränderungen in meiner Stärke hier nehme ich mit, soweit die Aussage richtig war. „…und das war alles, was es zu deinen Kräften zu wissen gibt, Adrien. Hast du noch Fragen?“ Anscheinend habe ich eine Menge verpasst, aber ich denke, dass es schon in Ordnung geht. Es wird Zeit, dass ich endlich Shirado wieder bei mir wisse. Niemand soll mir dabei in den Weg kommen. „Wohin des Weges?“ „Meinen wertvollsten Schatz retten natürlich!“ „Welch törichte Vorgehensweise. Frevelhaft wäre die bessere Bezeichnung dafür.“ „Wo liegt das Problem? Länger will ich keineswegs warten und Shirado befreien!“ „Hach, Junge, wir kämpfen doch nicht einfach so gegen unsere Genossen der Finsternis, ohne einen triftigen Grund zu haben. Warten wir einfach ab, wie sich der Krieg entwickelt und schlagen am Ende zu, damit wir die komplette Herrschaft übernehmen können.“ „Asmodeus, der Krieg hat schon die Spitze erreicht und ist im vollen Gange, da müssen wir kein Stück mehr warten, bis wir an erster Stelle stehen.“ Maria erhält immer die neusten Informationen direkt, als ob sie alles sehen würde. Diese Fähigkeit scheine ich nicht zu besitzen. Nichtsdestotrotz muss ich los, besonders wegen dem angefangenem Kampf. „Mir ist es egal, was ihr machen wollt, aber sobald ihr Shirado auch nur ein Haar krümmen wollt, bekommt ihr es mit mir zu tun!“ „Oho! Unser Neuling meint, dass er gegen uns alle auf einmal gewinnen könnte. In Ordnung, Adrien. Solltest du es schaffen gegen uns alle, bei voller Stärke, eine halbe Stunde auszuhalten, ohne kampfunfähig zu werden, lassen wir davon ab, über die Monsterwelt zu herrschen und dich nicht gehen zu lassen.“ Glauben die jetzt ernsthaft, dass ich so leicht aufgeben werde, nur weil sie in der Überzahl sind und meinen, dass sie stärker als ich sind? Eines muss ich zugeben – sie sind sehr stark, dennoch ist mein Ziel zu nahe, um es aufzugeben. Denen werde ich es zeigen! Einzeln habe ich sie schon besiegt, da werde ich bei dieser Herausforderung keinesfalls nachgiebig. Außerdem muss ich noch durch die Tür mit meinem Namenszug gehen – Finsterlord Adrien. „En Garde!“ ~ ??? ~ „Athena, bist du dir wirklich sicher, dass die Lichtbrigarde sich niemals einmischen darf?“ „Nun, es stimmt schon, dass wir hier oben nur dann eingreifen, wenn die Monsterwelt in Gefahr schwebt, jedoch können wir kein Urteil direkt fällen, weil wir an die Gesetze gebunden sind, welche die ersten Monster der Lichtbrigarde niedergeschrieben haben. Zudem fehlen uns die Ansichten der hohen Lichtmonster, die über alles Sein den Überblick behalten. Ohne ein Gleichgewicht der Mächte, würde jedwede Welt untergehen.“ Sie sind echt von Shirados Monstern abhängig, die jedoch alle zu Stein verwandelt wurden – zumindest die, die ich gesehen habe. Für einen Schlupfwinkel fehlt mir die Kenntnis von der Gesamtstruktur der Lichtmonster, auch wenn ich schon ein Jahr bei ihnen lebe. Allerdings habe ich auch Monster bei mir, die mit dem vielen Licht ihre Probleme haben. „Würde es etwas bringen, wenn ich kurz den Angreifer spiele? Herbeigerufener Totenkopf und Das Ende von Anubis wären sicherlich dazu bereit mitzumachen.“ Wenn sie sonst nicht in Bewegung kommen, würde dieser Krieg im schlimmsten Fall für die Menschen ebenfalls schwere Auswirkungen innehaben. Nicht nur als Freund von Shirado bin ich hier, sondern auch als ein Repräsentant der Menschen. „Dies wäre viel zu gefährlich für euch, denn wir müssten euch persönlich zur Strecke bringen. Jegliche Handlung danach wäre uns untersagt.“ Welchen Plan sollen wir uns ausdenken, der funktioniert? Gäbe es dieses Gesetz nicht, würden sie alle sicherlich schon längst handeln. Irgendeinen Weg muss es doch geben! „Zweite Kommandantin Athena! Zweite Kommandantin Athena!! Auf der Ebene der Entscheidung hat sich das Portal der bösen Lords geöffnet! Deren Anführer ist ein vollkommen neuer Finsterlord, welcher eine unheimlich hohe Konzentration an bösartiger Finsternis in sich trägt!!“ „Ganz ruhig, Dunames. Dieser Schritt für sie bedeutet nur, dass wir in Aktion treten können. Schlage Alarm und sammle die Truppen – wir greifen in diesen Krieg ein.“ „Jawohl, zweite Kommandantin Athena!“ „Anscheinend bekommst du deinen Wunsch der Einmischung erfüllt. Dir muss allerdings bewusst sein, dass du dich um diesen neuen Finsterlord am meisten kümmern musst, weil er eine Gefahr darstellt, die über ein normales Maß hinausgeht, zumal er die anderen Finsterlords sogar kontrollieren kann.“ Der neue Finsterlord kann die anderen kontrollieren? Ziemlich schwer zu glauben, wenn ich von deren Erzählungen ausgehe, die ich in den ganzen Legenden mitbekommen habe. Ein Finsterlord allein reicht an sich schon aus, um mehrere starke Monster in Schach zu halten. Mal sehen, was ich als Prinz des Lichtes gegen ihn ausrichten kann. ~ Shirado ~ Sehr weit scheint dieses Schlachtfeld nicht zu sein, wenn ich die ganzen Geräusche richtig interpretiere, die ich zu hören bekomme. Trotz der ganzen Erzählungen, wie vielfältig die andere Armee ist, hat sich die Anzahl meiner Wachen sogar verachtfacht. Dabei hätte es super geklappt, wenn ich einen hineingelockt, bewusstlos gehauen hätte – wozu Kerzenständer halt gut sind – um den anderen hinein zu lotsen, damit dieser seinem Kollegen Gesellschaft leisten könnte. Na ja, Plan gescheitert durch Voraussicht des Königs. Verrückt sein, aber trotzdem vorausschauend planen – witzig finde ich dieses Paradox kein Stück. Im Gegensatz dazu habe ich von Legenden, Sagen und Verbindungen der Monster und Menschen durch – alle vierhundertfünfundachtzig Bände. Es hat eher den Anschein, dass diese Sammelauflage allein schon die Privatsammlung von Gren ist. Alterstechnisch sind sie regelrecht tauglich für ein Museum. Kein Wunder, dass er mich betont gebeten hat, besonders gut auf die Bücher aufzupassen. Neues Wissen zu erhalten hält jung sowie fit im Kopf und zeugt von einer Intelligenz, die gegen diese verbreitete Massendummheit antreten kann. Zumindest konnte Brron bisher keine Vereinigung mit mir erzwingen, weil er die letzten Monate genug zu tun hatte. Ob mein Glück dahingehend länger anhält? Sicher bin ich mir dahingehend keineswegs, aber ich versuche weiterhin diesen Schritt zu umgehen. Lauter werdende Kampfgeräusche und Schmerzensschreie kann ich hören, genauso wie die Erschütterungen spüren, wenn zwei starke Angriffe aufeinanderprallen. Heftig geht es dort draußen wohl zu und dass nur wegen uns Menschen sowie meiner Position als Siegelmeister und Beschwörer. Schuldgefühle breiten sich erneut in mir aus. Unter anderen Umständen wäre es sicherlich gar nicht erst zu diesem Krieg gekommen. Jedenfalls sollte ich irgendwie versuchen mich hinauszuschleichen und meine Monsterfreunde mit mir nehmen – auch wenn eine größere Gruppe mehr Aufmerksamkeit erregt, wie ich nun weiß. Dabei dachte ich immer, dass mehr Leute um einen herum eine bessere Variante wäre. Einzelgänger zu sein vereinsamt einen doch zu sehr. Wie dem auch sei, muss ich mir endlich einen Zug überlegen, damit ich die sechzehn Wachen ablenke. Im Badezimmer könnte ich die Toilette verstopfen, aber dann würde ich maximal zwei von ihnen ablenken sowie einsperren können. Diese Option entfällt somit ins Wasser. Was könnte ich noch machen? Sonst habe ich viele Ideen, aber wenn es um eine Flucht geht oder Ähnlichem, scheint das Brett vor meinem Kopf extra dick zu sein. Komm‘ schon, Shirado, du schaffst das! „Hey! Stehenbleiben!!“ Nachdem diese Worte meine Ohren erreichen erfolgt eine Explosion, die recht zerstörerisch die komplette Wand zum Flur hin vernichtet hat. Wow, ich sollte wohl aufpassen, was jetzt auf einmal hier angekommen ist. Viel Raum zum Flüchten habe ich keineswegs, allerdings sollte ich Plagg mit mir nehmen, denn Adrien würde sonst traurig werden. Davon gehe ich jedenfalls aus, weil er diesem sicherlich viel anvertraut, so als einzigartiges Maskottchen. Langsam sickert der restliche Staub zu Boden, sodass ich mehr erkennen kann und keuche erschrocken auf, als ich das neue Monster zu sehen bekomme, welches geradezu Finsternis ausströmt, als würde es diese selbst sein. Angst macht sich schon in mir breit, besonders wegen dem stechenden Blick in meine Richtung, obwohl die Augen mir irgendwie vertraut vorkommen – auch wenn sie in tiefstes Schwarz verhüllt wurden. Vom stechenden Blick wechselt es in einen eher lustvollen und der Körper scheint auch direkt im unteren Bereich zu reagieren. Also DAS ist selbst mir neu, dass ich solch eine Wirkung auf ein Monster habe – bei anderen ist mir das noch nie passiert. Liegt dies vielleicht auch am recht durchsichtigen Negligé? Tief in mir kommt überraschenderweise kein Fluchtinstinkt hoch, als es auf mich zugeht. Manche würden meinen, dass ich jetzt flüchten sollte und das wäre in anderen Fällen sinnvoll, jedoch spüre ich eher irgendwas sehr Vertrautes in diesem Monster, sodass ich einfach dort bleibe, wo ich gerade bin. Fast ist es bei mir, als noch jemand hierherkommt und ich diesen Jemand sogar erkennen kann, von dem ich keineswegs gedacht hätte, dass dieser sich verkleiden würde. „Ali? Was machst du denn hier?“ Überraschend finde ich es schon, dass gerade er hier in einem recht himmlischen Outfit voller Reinheit lichterloh erstrahlt und das Monster kurzerhand durch die Fensterwand gedonnert hat. Somit habe ich nun ein doppelt offenes Konzept, welches in der Nacht und im Winter sicherlich schwer zu ertragen sein wird. „Genauso wie die anderen bin ich hier, um dich zu retten, jedoch sind die Finsterlords erschienen und dieser hier ist wohl ihr neuer Anführer. Chaos beherrscht nun das komplette Kampfgeschehen und die Kämpfe haben sich gesplittert.“ Blitzschnell rammt ihn dieser neue Finsterlord direkt in das Ankleidezimmer. Macht mir nichts aus, denn die ganzen Negligés können sich gerne in Luft auflösen oder halt in ihre einzelnen Bestandteile. Keine Sekunde lässt Ali verstreichen ehe er dem Monster wieder eine verpasst. Beide benehmen sich recht merkwürdig, wie sie stumpf gegeneinander kämpfen und ihre Umgebung nach und nach dafür ausblenden. Am besten mache ich mich nun aus dem Staub, denn ich besitze keine robuste Haut oder gar eine Rüstung, die mich vor solchen Angriffen schützen könnten. Technisch gesehen fliehe ich auch gar nicht, sondern bringe in Sicherheit, weil ich mit dem Kampf an sich nichts zu tun habe. Frei ohne Wachen zu sein finde ich nach solch langer Zeit recht merkwürdig, doch ebenfalls angenehm. Freiheit wirklich zu fühlen kann ich auf später verschieben, denn die zwei geben noch mehr Gas mit ihren Angriffen, sodass ich weiter von ihnen wegkommen sollte. Nichtsdestotrotz hebe ich eine Karte auf, die ich entdeckt habe, denn Portalkarten sind wahre Schätze und gehören zum Lebenszyklus dieser Welt – niemals würde ich eine davon im Stich lassen, egal was vorher passiert war. Ziemlich viel hat dieser neue Finsterlord schon auf dem Weg zu mir zerstört. Gegen diesen Kraftprotz versucht Ali sich ganz alleine? Eine große Hilfe wäre ich kein Stück gewesen, aber ehrenvoll war mein Abgang ebenfalls nicht. Es ist schwer die richtigen Entscheidungen zum richtigen Zeitpunkt zu treffen. Sollte ich mich korrekt erinnern, dann müsste ich fünf Stockwerke nach unten, zwei Gänge rechts und drei weitere hinunter, um zur Eingangshalle zu kommen – oder ich verfolge einfach die Spuren der Zerstörung, die das Monster hinterlassen hat – Hauptsache ich komme sicher unten an und kann Schwarzer Magier aus seiner Zelle im Verlies befreien. Unsicher bin ich mir schon dabei, denn ich habe keine besonderen Kräfte, falls mich ein Monster angreifen würde, weil es im Kampfrausch ist. Ganz ruhig, Shirado, du schaffst das schon – irgendwie jedenfalls. Irrwitzig ist meine Handlung schon, weil ich ohne Begleitung und Schutz handle, jedoch will ich diesen Krieg beenden, bevor die Monster für immer auseinandergehen werden. Oh weh, hier scheint der neue Finsterlord mal eben die verstärkte Außenwand eingerissen zu haben. Wie komme ich jetzt durch den ganzen Schutt, damit ich auf die andere Seite kommen kann? „Hierher, Shirado! Beeile dich!“ Überraschenderweise hat Gren mich gefunden und wohl schon angefangen Schutt wegzuräumen, denn eine Nische hat er freigelegt, von wo aus er mich zu sich winkt. Lange brauche ich darüber keineswegs nachdenken und klettere das Stück hoch, um die Nische zu nutzen, die sogar mehr Platz bietet, als ich es von unten her erahnen konnte. Auf der anderen Seite angekommen sieht es noch schlimmer aus, als ich es mir je hätte vorstellen können. „Hier hat der Finsterlord zuerst zugeschlagen – die Vampire hatten keine Chance gegen ihn.“ Vampire? Diese sollten also zusätzlich als Bewachung dienen und somit hat besonders der Vampirlord einen dicken Dämpfer für sein Ego erhalten. Dessen Portalkarte liegt sogar im Schutt und ich kann sie an mich nehmen, was den Taktiker mich merkwürdig ansehen lässt. „Bist du dir sicher damit, Shirado?“ „Selbstverständlich Gren, auch wenn wir unsere Differenzen hatten, werde ich den Vampirlord keineswegs einfach im instabilen Schutt zurücklassen. Jedes Monster hat ein Recht zum Leben und zum Kämpfen, wenn ich deinen Wortlaut richtig rezitiere.“ „Nein, es war das Recht zu leben und zu kämpfen. Erneut hast du einfach einen Buchstaben hinzugefügt, sodass eine doppelte Wortnutzung…, egal, ich bin froh, dass es dir gut geht. Dies hier ist der Universalschlüssel für den Kerker – ich muss zurück zum König.“ Zum Abschied sowie Dank umarme ich Gren und wir trennen uns danach. Dass er mir hilft bedeutet mir viel. Zu lange sollte ich nicht an diesem Fleck verweilen, denn ich muss diejenigen retten, die zu mir gehören. Ob unten noch Wachen sind? Hoffentlich nicht, denn ich habe keine Ahnung, wie ich erklären soll, weswegen ich da bin. Rettungsmission und einfach nur als Besuch kommen kann ich gleich in den Wind schießen, sollte ich diese Ausreden nutzen. Vorsichtig öffne ich die dicke Tür und kann den Anfang der fast endlosen Treppe sehen. Besser wäre es, wenn ich eine Fackel mit mir nehme, denn bei meinem Umzug hinauf wurde zumindest eine benutzt. Da ich runterlaufe kommt mir der Weg viel kürzer als vor einem halben Jahr vor, was nur gut für die jetzige Situation ist. Unten angekommen muss ich kurz verschnaufen, denn das war zu viel des Guten, da ich kein Training mehr machen konnte – was sich schlecht auf meine Darbietungen auswirken wird. Bis ich meinen ehemaligen Stand erneut erreicht habe, dauert es sicherlich einige Monate. Darüber in Gedanken zu lamentieren bringt mir auch nichts ein, weshalb ich meinen Weg fortsetze. Langsam taste ich mich eher voran, denn ich habe immer noch ein ungutes Gefühl dabei, alleine im Kerker umherzuirren. Ah, hier war meine Zelle, wenn ich mich richtig erinnere. Demnach müsste die von Schwarzer Magier etwas entfernt von hier sein. „Meister?“ „Endlich sehe ich dich wieder, Schwarzer Magier. Wie steht um deine Magie?“ „Seit der Trennung von Euch noch schlechter, jedoch bin ich höchst erfreut darüber, dass es Ihnen bestens geht – auch wenn Ihre Kleiderwahl eher dem Bettgesellen meines vorherigen Meisters ähnelt.“ Liege ich also doch richtig damit, dass der Pharao die Monster dahingehend beeinflusst hat – dieser arrogante Schönling. Arrogant trifft ihn nicht direkt, sondern eher, ich weiß einfach kein Wort, welches ihn genaustens beschreiben würde in dieser Lage, denn Perversling klingt zu hart. „Andere Auswahl konnte ich keineswegs treffen, aber genug davon, ich befreie dich zuerst.“ Der Universalschlüssel funktioniert einwandfrei und die Zellentür öffnet sich zwar quietschend, aber solange keine Wache hier umherschwirrt, geht das schon in Ordnung. Erst einmal muss ich ihn umarmen, denn das Wiedersehen war längst überfällig. „Wieso umarmen Sie mich, Meister?“ „Dummkopf! Natürlich, weil ich dich vermisst habe!“ Ahnungslos zu sein gehört wohl auch zu seinem Magieverlust, denn sonst gibt er solche Worte weniger von sich, außer er möchte mich auf eine andere Spur bringen, wie in dem halben Jahr hier unten. „Wie tief in den Kerker müssen wir noch, um die anderen zu befreien?“ „Welche anderen denn? Seit Ihrer Verlegung habe ich weder ein anderes Monster gespürt noch gehört. Nur der Wächter der Kerker geht seine Runden.“ Ein Wächter existiert also doch, nur habe ich diesen bisher nicht kennenlernen können. „Wartet, jetzt spüre ich wieder andere Präsenzen hier. Sehr tief im Kerker scheinen Monster zu sein, die Ihrer Aura ähneln, Meister.“ Plötzlich kann er Auren erkennen? Erinnert mich an das Lucario, welches nicht mehr die Küche im Café bewacht, sondern den Eingang zum Etablissement, damit schlechte Personen sich erst gar keinen Zutritt verschaffen können. Achromas ist echt ein Erfinder, gegen den niemand eine Chance hätte, würde er verrücktspielen. Definitiv eine Variante von Gegner, die ich niemals im Leben erleben möchte. „Gehen wir nun tiefer in den Kerker hinein oder schlagen wir erst den Kerkerwächter bewusstlos?“ „Gemein von dir, deinen ehemaligen Spielkameraden niederschlagen zu wollen, Shirado.“ Erschrocken fiepse ich kurz und wende mich dann dem Monster zu, welches wohl in der Zellentür hinter mir zu stehen scheint, weil die Stimme eindeutig von dort stammt. Überraschend schaue ich nun in das Gesicht von Dharc, der finstere Zauberer. Mein erstes Monster, was ich von Opa Max erhalten habe und gerade dessen Karte habe ich leider verloren, als ich von einem heftigen Sturm überrascht wurde. Als ein Kind macht man sich halt nicht allzu viele Gedanken um das Wetter, wenn man spielen möchte. Verlust- und Trauergefühle steigen in mir auf, gleichzeitig mit den Glücksgefühlen – ein merkwürdiges Gemisch. Reagieren kann ich erst nach einigen Augenblicken und ich werfe mich direkt an ihn, sodass er mit mir gemeinsam auf den harten Steinboden des Kerkers knallt. „Autsch! Willst du mich etwa auch noch körperlich verletzen?!“ Anscheinend fühlt er eine starke Verbitterung mir gegenüber, aber diesen Gedanken wischt er selber weg, als er mich von sich aus umarmt und bei sich hält sowie murmelt, dass er mich vermisst hat – auch wenn er meint, dass ich es nicht gehört habe. Mit einem leichten Zittern macht die Umgebung auf sich aufmerksam und ein bisschen Dreck rieselt von der Decke hinunter. „Bösartige Finsternis und gerechtes Licht kommen näher hierher, genauso wie standhafte Erde, intelligenter Wind, neugieriges Feuer sowie klangvolles Wasser, die noch einige Hürden überwinden müssen.“ Wow, die Magie scheint echt mit dem Kontakt zu mir zu ihm zurückzukehren. Inwieweit er denn agieren kann, steht noch aus, aber da er kein bisschen schwebt, dauert es wohl noch eine Weile. „Alle sechs legendären Krieger kommen hierher? Weshalb sollten die gerade hierherkommen?“ „Meister Shirado ist die göttliche Macht, Dharc.“ Woher weiß denn nun Schwarzer Magier davon? Bis jetzt hat er mir davon kein einziges Wort gesagt. Gemein finde ich das schon, denn wenn ich mehr vorher gewusst hätte, hätte ich besser handeln können oder bedachter. Je nach dem wäre vielleicht einiges anders abgelaufen, als es nun der Fall ist. Ja, ich hätte vielleicht den Krieg anders beeinflussen können, anstatt einfach so zu tun, als würde ich einigermaßen mit Brron kooperieren. Wenigstens Gren konnte ich auf meine Seite ziehen. Ohne diesen wäre ich nicht hier unten im Kerker. „Hmmm…, dann muss es wohl Schicksal sein, dass der Sturm mich hierhergebracht hat, um diese Stelle anzutreten. Der Kerker und ich sind miteinander verbunden, aber dies ist nicht weiter von Belang, denn ich öffne einfach alle Zellen und lasse die Monster heraus, die hier gefangen gehalten wurden.“ „Warte, Dharc! Ihr beiden seid verbunden – würde dich dieser Schritt dann nicht vollkommen auslöschen?“ „Frei heraus antworte ich dir darauf, dass dem so ist, Shirado.“ Gerade erst habe ich ihn wieder in meiner Nähe und schon verschwindet er? Nie mehr in meinem Leben! „Lieber gehe ich mit dir den ganzen Kerker durch, anstatt dich zu opfern!“ Blöder Dharc! Da ist man einige Jahre durch ein blödes Wetterphänomen getrennt und er macht nach dem Wiedersehen sofort einen auf blöden Superhelden. Laut donnert das Geräusch von einfallenden Mauerstücken zu uns hinunter und ich muss mir sogar die Ohren zu halten. Wütendes Gebrüll kommt prompt danach und sogar mit höherer Lautstärke, dass selbst das Zuhalten meiner Ohren nichts nützt. „Welches Biest hat seine Kontrolle verloren?“ „Frage mich nicht, Dharc, aber ich weiß, dass Ali hier ist und gegen es kämpft.“ „Wer ist Ali?“ „Ach ja, den kennst du leider nicht. Ali ist ein Prinz und mein Silvesterfreund – jedenfalls bezeichnen wir uns so, weil wir uns bisher nur an Silvester bei Opa auf der Insel gesehen haben.“ „Entschuldigt, dass ich Sie unterbreche, Meister, jedoch wäre es angebracht, dass wir zu einer Entscheidung kommen, denn die bösartige Finsternis scheint hinter Ihnen – auf mir unerklärlicher Weise – her zu sein.“ Nicht nur hinter mir her, sondern es will auch in mir rein – sofern ich die Reaktion der unteren Hälfte von diesem Wesen korrekt verstanden habe. „Unerklärlich ist es nicht, Schwarzer Magier, sondern reiner Instinkt. Dieses Wissen solltest du allerdings besitzen.“ „Zu lange war ich hier gefangen, sodass mir einiges entschwunden ist, Dharc. Nichtsdestotrotz sollten wir endlich zu einer Entscheidung kommen, denn nun mischen auch die anderen Krieger mit und ich glaube kaum, dass die Mauern hier unten viel aushalten, was starke Attacken betrifft.“ Recht hat er zwar, dennoch wüsste ich keinen Weg hier hinaus, weil ich so gut wie gar nichts vom Schloss – besonders den Kerker – durchwandern durfte. Auf Dharc könnten wir uns schon verlassen, aber wenn ich es noch richtig in Erinnerung habe, dann ist dieser Kerker wie ein Labyrinth und dementsprechend riesig sowie mit einigen Sackgassen bestückt. Lange darüber im Kopf Irrungen und Wirrungen auszukundschaften bringt rein gar nichts, weswegen ich einfach meinem Monsterfreund die Führung überlasse, sodass wir andere ebenfalls befreien können, ohne dass er sein gesamtes Sein dafür aufgeben muss. Somit geht es tiefer in das Labyrinth und ich wäre wirklich niemals alleine zurechtgekommen. Wer auch immer der Architekt war, der hat diesen Kerker wahrlich dem Zweck entsprechend umgesetzt. An einer Zelle halten wir an und der Wächter schließt auf. „Ist denn schon wieder Zeit für das geheime Treffen, Dharc?“ „Es ist eher Zeit für die Umsetzung des Besprochenem, Walküre des Magiers.“ Tatsächlich schwebt sie aus dem Schatten heraus und als sie Schwarzer Magier und mich sieht, werden wir beide umgeworfen – wobei ich den harten Boden gerne vermieden hätte. „Onkel und Shirado, ihr beiden seid wirklich hier!“ Wiedersehensfreude bei einem Monster, welches ich selten gesehen habe zu erleben, fühlt sich so an, als würde ich mit Vater oder Opa kuscheln. Recht merkwürdig finde ich diesen Vergleich, aber er beschreibt ihn am besten. „Weiter geht’s, los!“ Plötzlich drängt uns Dharc, allerdings sind die Kampfgeräusche ebenfalls nähergekommen, weshalb ich ihn verstehen kann. In einer anderen Zelle holen wir Seiyaryu heraus. Sein Leuchten hat der rosa Drache durch den Kontakt zu mir zurückerhalten und nun können wir auch mehr im Kerker erkennen, was die Sache erheblich vereinfacht. Ungewöhnlich finde ich diesen Schmusedrachen schon, denn ich weiß nur, dass Opa diesen limitiert auf den Markt gebracht hat, jedoch ich keine Karte von diesem erhalten habe. Na ja, beschweren will ich mich keineswegs, denn ein Schmusedrache, der als Scheinwerfer fungieren kann, ist besser, als ein wildgewordenes sowie unzähmbares Monster bei sich zu haben. Tief sind wir schon vorgedrungen und kommen nun zu den größeren Zellen, wo auch mehr Insassen drinstecken oder aber größere Monster. Immerhin kann ich Flügelweber und Shinato wiedersehen sowie Ritter Des Buben und Dunkler Feuersoldat 1. Viele meiner Monster wurden gefangengenommen und zumeist ihrer Kräfte beraubt, wie ich gerade selber erlebe – und der Kontakt zu mir gibt ihnen nach und nach ihre Macht zurück. Wirbelwind-Wunderkind, Beschützer mit den blauen Augen und sogar der Torwächter sind hier. Kurz vor Ende des Kerkers habe ich meine eigene kleine Monsterarmee, allerdings versperren uns Statuen den Weg, die alle einem Monster ähneln, welches nur andere Rüstungen trägt. Schwarz Glänzender Soldat, Schwarz Glänzender Soldat – Gesandter der Abenddämmerung, Schwarz Glänzender Soldat – Gesandter des Anfangs und Schwarz Glänzender Soldat – Heiliger Soldat versperren uns den letzten Abschnitt, wobei auch die geflügelten Monster nicht über sie hinwegkönnen. Planlos herumzustehen bringt uns auch nichts und von daher denke ich mir, dass der Kontakt mit mir ihnen auch helfen kann, zumal ich ahne, dass diese Monster ebenfalls zu mir gehören. Bei Kontakt bricht die steinerne Fassade von einem der vier, sodass ich einfach die Berührung aufrechterhalte, bis dieser Steinfluch von Schwarz Glänzender Soldat genommen wurde. Einige Sekunden braucht dieser, bis er realisiert, dass er frei ist und geht sogar auf die Knie, was mich wiederum verwirrt, weil ich damit in diesem Moment kein Stück gerechnet habe. „Ihr, Nachfahre meines vorherigen Lords, habt mich befreit. Euch diene ich von nun an. Möge mein Schwert Eure Feinde niederstrecken und mein Schild Euer Leben beschützen.“ „Redet ihr Monster meistens so geschwollen? Schwarz Glänzender Soldat, mir reicht es schon, dass Schwarzer Magier mich immer Meister nennt und siezt – das mag ich nicht mal, aber er kann es nicht abstellen. Von daher würde ich es eher begrüßen, wenn du mich wie die anderen Monsterfreunde von mir behandelst – offen, ehrlich und liebevoll. Ist dies für dich in Ordnung?“ „Wie Sie wünschen, Mylord.“ Wunderbar, er hat es nicht verstanden und ich seufze deswegen nur gestresst einmal aus – jahrelange Charakterbildung möchte ich auch nun wieder nicht dementieren und lasse es so, wie es ist, stehen. Die drei anderen machen die gleiche Prozedur und ich komme mir vor, als ob ich meinen Hofstaat gerade eingesammelt hätte. Wenigstens kommen wir nun weiter und müssen durch das riesige Tor durch, wobei nicht mal Dharc weiß, wohin wir kommen. Sein Kerker endet wohl hier, weswegen wir uns nun auf unbekanntem Terrain befinden, welches sich als eine Art Kultstätte entpuppt. Mir graut es schon davor, dass meine Fantasie mir einiges in den Kopf setzt, aber der Kommentar von Schwarzer Magier macht es kein Stück besser. Drei riesige Gestalten – zumindest vom Schein des Feuers her, welches die Schatten an die Wände wirft – kommen in unsere Richtung und alle Monster machen sich sogar kampfbereit, obwohl ich kaum glauben mag, dass hier hinten, am Ende des Kerkers, irgendein Sympathisant der finsteren Seite gefangen gehalten wird. Mit jedem Schritt in unserer Richtung werden die Schatten kleiner und kommen mir persönlich kaum noch bedrohlich vor, bis um der riesigen Feuerschale die drei Diener zu uns kommen. „Diener von Ra, Diener von Obelisk und Diener von Slifer – euch geht es ebenfalls gut. Da bin ich erleichtert. Wieso seid ihr drei überhaupt hier?“ Fragen kostet bekanntlich nichts und ich bin sowieso recht neugierig, wieso gerade hier in der Monsterwelt ich eine große Rolle spiele, nur weil mein Vorfahre mit ihnen in Kontakt war. „Durch uns konntest du, Shirado, alle Portalkarten der Gefangenen erhalten.“ „Durch uns bist du bisher unbeschadet geblieben, Shirado.“ „Durch uns, Shirado, haben die Monsterfreunde deiner Freunde sie gefunden.“ „Durch uns wirst du den nächsten Aspekt deiner Macht erhalten, Shirado!“ Gruselig, wie die drei erst einzeln und dann am Ende unisono meine Frage beantworten. „Okay? Danke dafür, wobei ich nicht weiß, wieso ihr nicht mit mir geredet habt.“ „Dies liegt daran, dass wir nicht durch die magische Barriere der Soldaten konnten.“ „Gezwungen hier zu bleiben haben wir uns der göttlichen Magie bedient.“ „Somit konnten wir dir bei deinem Auftritt beiwohnen und die Seelenkarten mit den Seelen der Monster verknüpfen.“ Erklärt zumindest, wieso ich mehr Monsterfreunde habe, ohne diese wirklich von früher her zu kennen. „Wir Diener gehören speziell nur dir und können nicht woanders gefunden werden.“ „Wir Diener kommunizieren mit den Göttern und wurden von ihnen erschaffen.“ „Wir Diener befürworten allein deinen Weg, den du beschreiten willst.“ „Uns Diener kann niemand beherrschen außer du selbst.“ „Könntet ihr drei die Art und Weise, wie ihr etwas erklären wollt, bitte unterlassen? Davon bekomme ich Angst sowie unangenehme Gänsehaut.“ Falsch verstehen sollen die drei mich keineswegs, jedoch finde ich ihre Art der Erklärung eher unheimlich und nervig, anstatt interessant und informativ. Alle drei menschlichen Miniaturausgaben der Götter schauen sich an und danach mich, ehe sie sich entschuldigend verbeugen. Geklärt hätten wir nun diese Sache, womit ich mich dem Gesagten intensiver zuwenden kann. Diener von Sleifer, Diener von Obelisk und Diener von Ra sind Monster, die es im regulären Spiel von Opa Max also gar nicht geben kann – damit darf ich sie auch nicht in einem Duell verwenden, sollte es denn je wieder dazu kommen. Trotz dessen haben sie eine Existenzberechtigung speziell für mich, haben mir neue Portalkarten geschickt und mich somit mit neuen Monstern verbunden, die meine Aufgabe von Opa gesehen haben – was mir jetzt im Nachhinein peinlich ist. „Weißt du, wo du hier bist, Shirado?“ Von unmöglicher Konversationsart zu einer recht eindeutigen Fragestellung – die können sich echt gut den Umständen entsprechend anpassen. Da ich sowieso keine Ahnung habe, wo genau wir hier gerade sind – außer, dass es sich um eine gruselige alte Tempelanlage halten könnte, wo man früher blutige Opfer dargebracht hatte – verneine ich die Antwort, denn im Kerker von Burg Finster sind wir definitiv nicht mehr. „Ihr alle befindet euch am Altar der Göttlichkeit. Einst stand hier ein prächtiger Palast, welcher groß genug für die Götter war. Nachdem sich diese jedoch zurückgezogen haben, konnte das Böse, welches ebenso uns Monster heimsuchen kann, das Heim unserer Götter übernehmen. Monster sind durch ein Portal in die Menschenwelt gelangt und wüteten dort mit Grausamkeit umher, welche Ihresgleichen gesucht hatte.“ „Um weitere Ausschreitungen des Bösen zu verhindern, kooperierten die nicht verseuchten Monster mit den damaligen Menschen, die selbst ein Konstrukt des Bösen waren, jedoch sich ebenso davon befreien konnten. Kooperierte Operationen gegen das Böse führten zu einer Versiegelung eben dieser, womit wir bei deinen Vorfahren wären.“ „Unsere Götter kamen dafür herab und schenkten ihnen die Möglichkeit mit uns Monstern in Kontakt zu bleiben. Jedoch nahm die Entwicklung der Menschen viele törichte Fortschritte an, sodass sie uns nach und nach vergaßen, bis Maximillion es geschafft hat, dass die Freude und Verbundenheit zwischen Monstern und Menschen wiedererweckt wurden. Allerdings kam damit auch das Böse zurück, welches sich verteilt hatte, bevor es versiegelt wurde.“ Konversationsführung müssen die drei dringend lernen, denn ihre unheilvolle Weise, Informationen auszusprechen, lässt es mir eiskalt den Rücken hinunterlaufen. Für sie muss das ziemlich schwierig sein, neutral oder positiv zu klingen. „Und was hat die Zerstreuung des Bösen nun mit mir direkt zu tun?“ Eine – wie ich finde – berechtigte Frage, denn gegen die Dummheit und Boshaftigkeit der Menschen kann ich nichts machen – die ist so fest verankert, dass gutes Verhalten kaum noch an Beachtung erhält und sollte jemand sich entsprechend verhalten, gibt es gleich einen riesigen Trubel, als ob es keine Selbstverständlichkeit mehr wäre. „Nichts.“ Unisono antworten die drei mir auch noch stumpf, dass ich nichts mit diesem Bösen zu tun habe. Wozu erklären die dann langatmig alles? Am liebsten würde ich denen gerade aus einem Impuls heraus ein paar Kopfnüsse verpassen. Einzig das grollende Gebrüll hält mich davon ab, diesem Impuls nachzugehen, da es noch näher ist, als zuletzt. „Derjenige, der in der Finsternis weilt, ohne genügend Wissen erhalten zu haben, hat damit zu tun. Angezogen von deiner begehrenswerten Göttlichkeit wird er jeden Gegner aus dem Weg räumen, um dich in Besitz zu nehmen, Shirado.“ Erneut schweifen sie ab und ich komme mir vor, als ob ich hier drei Clowns hätte, die einfach nicht verstehen wollen, was ich von ihnen erfahren möchte, anstatt nur Scherze zu sehen sowie zu hören. „Soll dies bedeuten, dass einer der sechs Menschen das Siegel ohne vorheriges Wissen geöffnet und somit das Böse in sich aufgenommen hat?“ Schwarzer Magier scheint wohl eher aus dem Geschwafel der drei Diener irgendwas herausfiltern zu können. Das gleichzeitige Nicken der drei macht die Situation auch nicht gerade rosiger. Ali kann es schon mal nicht sein, aber wer hinter diesem dämonisch aussehenden Brüllaffen steckt, weiß ich auch nicht. Diese grünen Augen von diesem Wesen jedoch… „Stopp! So ganz komme ich gar nicht mehr mit. Ihr sagt, dass ich nichts mit dem Bösen zu tun habe, jedoch gehört derjenige, der von diesem eingenommen wurde doch zu denjenigen, die zu mir gehören, was insofern bedeutet, dass ich doch etwas damit zu tun habe, auch wenn ihr erst gesagt habt, dass dem so nicht ist, wodurch ich nun eure Kompetenz in Frage stelle, weil es ehrlich kein Stück so weitergehen kann. Kommt auf den Punkt und fertig ist der Laden.“ Unberührt über meinen Ausbruch zeigen sie hinter uns alle und wir können diesen Dämon erkennen, wie er wohl das letzte Stück zu mir hetzt. „Dieser eine Mensch, der unwissentlich das Böse wieder befreit hat, will nur zu dir, Shirado.“ „Unglücklicherweise hat er die Macht, die er absorbiert hat, keineswegs unter Kontrolle, sodass er eine Gefahr für alle darstellt.“ „Nun musst du entscheiden, was mit ihm passieren wird.“ Spinner! Technisch bin ich wohl am wenigsten aufgeklärt von allen hier und soll nun entscheiden, was mit demjenigen passieren soll, der aus Versehen das Böse aufgenommen hat. Dazu müsste ich erstmal wissen, wie ich dieses aus diesem herausbekomme oder ob das überhaupt geht oder was weiß ich noch was. Gedanklich klopft die Überforderung an dem Eingang meiner Gedankengänge. Keine Planung oder ein Lehrplan hätte mich auf solch eine Situation vorbereiten können – wenn man mein bisheriges Leben betrachtet. Nichtsdestotrotz muss ich mich für ein Vorgehen entscheiden, welches im Moment am besten ist. „Dharc, Schwarzer Magier und ihr drei Diener bleibt bei mir – euch andere bitte ich darum, alle sechs Krieger gefangen zu nehmen. Dies ist mein direkter Befehl und ich wünsche mir, dass niemand wirklich ernsthaft verletzt wird – egal von welcher Seite. Abmarsch!“ „Jawohl!“ Mir egal, was andere machen würden – mein Weg ist derjenige, der möglichst wenig Verlust und Opfer birgt. „Klug gewählt, alle sechs gefangen zu nehmen. Dadurch können wir das Ritual durchführen, wodurch du den Segen der Monsterwelt erhältst, Shirado.“ „Springt ihr gerne von A nach B, C, D, E, F, G und H?! Klartext zu reden gehört wohl nicht zu euren Stärken und in diesem Augenblick reicht es mir! Ich stelle euch jetzt genau zwei Fragen und verlange, dass die Antworten klar, deutlich und verständlich ausgesprochen werden!“ Herrschaftszeiten – bin ich doch eher in einem Traum gefangen, der an meinen Nerven kratzt? „Na gut, bevor rationales Handeln in emotionales Handeln umschlägt, werden wir uns kurzfassen.“ Es geht doch! Etwas besser gelaunt bin ich durch deren Aussage schon und bin gespannt, ob die es hinbekommen. „Gut – hier meine Fragen. Was hat es mit den sechs Kriegern auf sich und was für ein Ritual sowie dessen Auswirkung meint ihr?“ Gezielte Fragen habe ich nun gestellt und die Antworten fallen hoffentlich recht aufklärend aus. „Finsternis, Licht, Erde, Wasser, Feuer und Wind sind in der Monsterwelt unsere Elemente. Darüber steht die Göttlichkeit, die als Göttlich betitelt wird. Unsere Götter haben diese sieben festen Strukturen als Grundpfeiler unserer Entwicklung gesetzt. Göttliche Monster sind die Götter selbst. Uns Diener haben sie mit doppelten Eigenschaften ausgestattet. Diener von Obelisk hat Finsternis und Erde, Diener von Ra Licht und Feuer, während ich Wind und Wasser vereine. Darum können wir drei auch nicht in dem Spiel auftauchen, welches dein Großvater den Menschen der heutigen Zeit nähergebracht hat. Zu den anderen elementaren Eigenschaften gibt es Kräfte, die sich ihren Träger aussuchen, sobald sie in Kontakt mit Monstern treten können. Nur hier können diese Menschen diese Art der Kräfte nutzen und deine Freunde sind es, die erwählt worden sind. Unzumutbar ist es jedoch, dass einer von ihnen das Böse absorbiert und somit seine Macht verstärkt sowie unentbehrlich gemacht hat. Und dieser Mensch ist derjenige, von dem du diesen... dieses Tierchen hast, welches du bei dir trägst.“ Adrien? Weswegen sollte der denn dem Bösen nachgeben? Er ist von Grund auf ein herzensguter Mensch – auch wenn er recht flott eifersüchtig werden kann, wie ich schon herausgefunden habe. Zudem wundert mich die kleine Pause, die Diener von Slifer vorhin getan hat, als ob er ein anderes Wort auf die Schnelle suchen musste. Na ja, schlauer bin ich ein kleines Stück, obwohl mich immer noch wundert, dass Menschen diese Kräfte hier erhalten können. Gerade diese tragen doch Schuld an diesem Krieg, wenn man genauer nachforscht. „Anscheinend weißt du nun, wer das Böse absorbiert hat und hier randaliert. Lediglich eine Sache gibt es noch zu erwähnen, was deine erste Frage betrifft – die sechs Krieger beschützen den Menschen, der als Göttlich eingestuft wird. Sofern du es noch nicht weißt, es war dein Vorfahre Pharao Atemu, der ebenfalls diese Eigenschaft erhalten hat, die du schon seit Jahren innehast.“ Nachzufragen, ob man überhaupt solche Mammutaufgaben erhalten möchte, scheint keine gängige Methode zu sein, die das Schicksal anwendet. Erst bin ich dieses, dann noch jenes und zusätzlich welches. Hallo? Wo ist die berühmte versteckte Kamera, wenn man sie mal braucht? Ergebens seufze ich, denn aus dieser Misere komme ich sicherlich keineswegs einfach so heraus, auch wenn ich es gerne machen würde. Viel zu viel Last auf meinen zarten Schultern und das auch noch in meiner Jugend. Jetzt denke ich auch schon, dass ich recht alt bin, klasse! Zirpende Zitterlein zünden Zaumzeug zum Zäunen an. Gehirnfunktionen stehen bei mir noch alle am rechten Platz, sonst könnte ich solch einen Satz keineswegs herausposaunen in meinen Gedanken, also ist alles echt und ich träume keinesfalls, was – je nach Blickwinkel – gut oder schlecht sein kann. „Das Ritual der Göttlichkeit braucht alle sechs Krieger sowie dich, damit es funktionieren kann. In Kombination aller Eigenschaften wird der Palast zurückkehren, wie er einst war und die Götter senden dir ihren Segen, Shirado. Zwar schmerzt der Vorgang, wegen der hohen Intensität an Macht, allerdings sollte der Schmerz aushaltbar sein.“ Kleinlich will ich ja nicht andauernd sein, aber es klingt eher danach, als ob die Schmerzen einen umbringen könnten. Sollte ich wirklich dieses Ritual vollführen? Schmerzen möchte ich nur allzu gerne vermeiden – wer würde das nicht? Ohne Ärzte wären wir generell aufgeschmissen, aber wer ist in der Monsterwelt bitte ein Arzt? „Würde das Böse im finsteren Krieger nicht dafür sorgen, dass dieses Ritual keineswegs vollendet wird?“ Anscheinend bin ich nicht der einzige, der sich den Kopf über diese Situation hier zermartert. Lediglich die Antwort auf diese Frage kann mich dazu bringen mitzumachen oder abzulehnen. „Jenseits unseres Horizonts würde eine konkrete Antwort auf diese Frage zu finden sein – wir wissen es nicht. Vermutlich ja, jedoch handelt es sich um einen Wirt, der in Shirado verliebt ist. Insofern kann es sein, dass nach der Gefangennahme sowie den Anfängen des Rituals er gegen das Böse ankämpfen könnte.“ Drei Stalker aus der Monsterwelt habe ich also, dass die solche Hintergrundinformationen besitzen kann nur deswegen sein. Schicksal, dich werde ich noch aus den Angeln heben, sodass ich meinen Weg selber fortsetzen kann, ohne deine Züge einfach hinzunehmen! „Egal, ich mache mit. Hauptsache es beendet diesen dämlichen Krieg.“ Von meiner stumpfen Antwort scheinen die Monster überrascht, denn sie sehen mich verwundert an, als ob man mich in den letzten Minuten ausgetauscht hätte. Meine sowieso schon überstrapazierten Nerven liegen vollkommen blank und ich verpasse allen ein paar Kopfnüsse und scheuche besonders die Diener an, alles vorzubereiten. Geduld ist zwar eine Tugend, aber meine ist nun endgültig aufgebraucht. Weiter hinten in dieser Tempelanlage erhebt sich ein steinerner Phönix, dessen Flügel wie ein Schutzschild um den Steinthron unter ihm fungieren. Einige Stufen führen zu diesem herrschaftlichen Platz, worunter ein magisches Mosaik zu sein scheint, denn es leuchtet in verschiedene Farben auf, während sechs Farben allein für sich sind und kreisrund angeordnet das Mandala beenden. Anders kann ich es einfach nicht beschreiben für das, was ich hier zu sehen bekomme. Real ist es, was ich schon festgestellt habe und der Singsang der drei Diener erfüllt diese Halle mit gruseligem Echo. Dharc und Schwarzer Magier stehen beim Thron herum, was wohl auf meinem kurzen Ausraster beruht. Vielleicht sollte ich mich nachher bei ihnen entschuldigen, weil sie mir immerhin helfen wollen und ich einfach nicht mit der Gesamtsituation so gut zurechtkomme, wie ich meine es verarbeiten zu können. Gerade möchte ich etwas sagen, da sind Kampfgeräusche ziemlich nahe bei mir aufgetaucht – denn dort liegt Ali bewegungsunfähig herum, während die anderen Krieger noch gegen meine Monsterfreunde kämpfen. Prompt sind die beiden Thronbewacher bei uns, heben Ali hoch und bringen ihn in einen der sechs gleichfarbigen Muster. Kaum wird er abgelegt, leuchtet das Muster auf und umhüllt ihn, sodass diese Farbe sich unter die anderen mischt, die von allein leuchten. Merkwürdige Art farbiges Licht zu kombinieren, aber dieses Ritual muss wohl schon sehr alt sein, denn ansonsten würde der komische Singsang und die Handhabung anders vorangehen. Nach und nach werden die Krieger besiegt, nur noch Adrien ist übrig, der meine Monsterfreunde rigoros vom Platz fegt – trotz seiner vielen Verletzungen. Kurzerhand ordere ich, dass die Monster sich von ihm entfernen sollen, denn ich habe Angst um ihn, weil er kein Stück auf sich achtet. „Hier bin ich, Adrien. Plagg habe ich ebenfalls dabei. Na los, hole mich.“ Zielscheibe für seinen Angriff zu sein sehe ich als einzige Möglichkeit ihn in sein Feld zu locken, zumal seine untere Hälfte vom Körper sogar auf den Appell in meinem letzten Satz recht eindeutig reagiert. Aussuchen kann ich mir die jetzige Situation keinesfalls, aber wenigstens kann ich irgendwas tun, damit ihm geholfen wird – hoffe ich zumindest. Langsam gehe ich zurück, denn er geht ebenso langsam auf mich zu. Erst inmitten des schwarzen Musters hetzt er blitzschnell in meine Richtung und ich kann von Glück sagen, dass mich der Schreck hat zurückweichen lassen, denn so bin ich nicht mit ihm in diesem dunklen Licht umhüllt. Der Singsang der Diener nimmt an Intensität zu und auch das Lichtgemisch wird stärker. Mittendrin im Mosaik taucht nun ein Muster auf, welches wohl für Göttlich steht, weswegen ich mich dorthin begebe und das Lichtgemisch meinen Körper umhüllt. Am Ende sind wir sieben von unterschiedlichem Licht umhüllt und dann kommt der Schmerz unvorbereitet auf uns alle zu, denn selbst die eher bewusstlosen Krieger schreien ihre Schmerzen hinaus. Zeitlich gesehen habe ich keine Ahnung, wie lange wir diese Schmerzen spüren mussten, allerdings ist das Ende vom Ritual noch ein Stück weit entfernt, denn die kleine Pause ist nur für die Ansammlung der sechs Eigenschaften, die somit meine bilden, sodass ich nun mit noch mehr Schmerzen diese, mit dem Teil in mir, der darauf reagiert, aufnehmen muss. Schemenhaft bekomme ich noch mit, wie Adrien sich übergibt, jedoch ist der Rest vom Ritual wie weggefegt aus meinen Erinnerungen, als ich erwache und die besorgten Gesichter meiner Monsterfreunde erblicke. Dicke Kopfschmerzen lassen mich stöhnen, denn damit habe ich nun wirklich nicht gerechnet. „Es geht ihm gut – ein Glück.“ Dass Dharc diese Worte ausspricht lässt mich trotz allem lächeln, da es sich wohl gelohnt hat, die Schmerzen zu ertragen – irgendwie zumindest. Mir wird aufgeholfen und Seiyaryu braucht erst ein bisschen Kuscheleinheiten, bevor er mich freigibt. Verwundert blicke ich mich um, denn von den sechs Kriegern fehlt jede Spur und ich frage mich, wo diese denn abgeblieben sind. „Alle sechs Krieger wurden in eure Welt zurückgesandt, Shirado. Ihre Aufgabe haben sie hier in der Monsterwelt erfüllt.“ Aha, nur ich muss noch irgendwas erledigen, was auch immer es sein könnte. Sarkastischer Applaus ertönt und den Ursprung davon können wir recht schnell finden – auf dem Thron sitzt nun eine schattenhafte Gestalt. „Danke für deine Hilfe, dummer Mensch. Dein Eingreifen hat meinen Nutznießer soweit geschwächt, dass ich ihn übernehmen konnte. Leider hat er mich ausgekotzt und wegen dem Ritual kann ich keinen Körper übernehmen, aber das macht nichts. Freiheit zu genießen und diese Welt hier zu übernehmen reicht mir erstmal zur Aufwärmung.“ Kalte Schauer laufen mir über den Körper, bei so viel Bosheit allein schon von der Präsenz her, ohne, dass sie irgendwas getan hat. Dennoch freut es mich zu hören, dass Adrien die ganze Zeit gegen das Böse angekämpft hat. Lange lassen meine Monster nicht auf sich warten und greifen direkt an, werden jedoch mit einer läppischen Handbewegung gegen die Wände des Tempels geschleudert und bleiben dort liegen. Na toll, meine Monsterfreunde können nichts gegen das Böse ausrichten, welches erhaben Stufe für Stufe zu mir hinunter geht. Wohin soll ich jetzt? Der einzige Weg von hier weg wäre der Eingang, der leider bei dem Kampf vor dem Ritual eingestürzt ist – dämliche Ruinen sind das hier. „Keine Angst, Shirado, du brauchst nur deine Macht nutzen, um all deine Monsterfreunde von den Flüchen und Zaubern zu befreien, sie zu stärken und das Böse sowie diesen Krieg zu beenden.“ Okay? Neue Stimme, neue Idee – leider ohne Bedienungsanleitung. Wie man seine Kräfte aktiviert und nutzt – Band 1 wäre hilfreich gewesen, sollte es dieses Buch überhaupt geben. Mit dem Rücken zur Wand zu stehen wird bei mir auch noch Alltag werden und darauf habe ich echt mal keine Lust mehr. „Alle meine Monsterfreunde – ich brauche euch!!!“ Bei meinem Ausruf habe ich die Augen geschlossen, damit ich wirklich die Intensität meiner Stimme korrekt nutzen kann. Als ich sie öffne, sehe ich einige Monster um mich herum, die ich noch von früher kenne und sogar noch mehr, wie Gren. „Niedlich, wie diese schwachen Wesen dich beschützen wollen, es jedoch niemals mit mir aufnehmen können.“ „Es hat nichts damit zu tun, ob wir es mit dir aufnehmen können, sondern darum mit Shirado verbunden zu sein und ihm beizustehen, denn er sieht in uns allen seine Freunde und der Wunsch, ihn zu schützen steckt in uns allen!“ Gren…, was für schöne Worte. Viel haben sie dennoch nicht gebracht, denn auch diese Monster werden weggeschleudert. „Leeres Geschwätz von Schwächlingen.“ „Muss derjenige sagen, der ohne Hilfe nicht aus seinem Siegel befreit werden konnte.“ Vampirlord? Seine Karte habe ich zwar mit mir genommen, aber dass er auftaucht um mir beizustehen ist neu. Böser Held Malicious Edge und Harpyien-Bruder sowie noch einige Monster sind aufgetaucht. Ob die Masse ihn irgendwann müde macht? Das Böse wischt auch dieses Mal durch die Luft, trifft diese Monster allerdings kein Stück und sie greifen nun an. Zu unserer Überraschung gehen ihre Angriffe durch ihn hindurch, als ob er nur heiße Luft wäre. Bitte, irgendwer, wir brauchen Hilfe. „Verzweiflung hindert den Mut sowie die Entschlossenheit daran in dir zu wachsen, Shirado. Singe und nutze deine Macht.“ Singen? Einfacher gesagt als getan, wenn man vor lauter Anspannung eher eine trockene Kehle hat – dennoch bleibt mir ja nichts übrig, weil ich ungern noch mehr Monster bewusstlos sehen möchte oder mich in Fetzen zerrissen. Schnell singe ich einfach Moon River, aber in einer modernen Version, die ich mal in einer meiner Sportstunden genutzt habe. Dadurch fühle ich mich besser und weiche seinem Angriff im Tanz aus, als würde ich dies schon immer können, obwohl er viel mächtiger ist – empfinde ich jedenfalls so. „Halte deine Klappe, unwürdiges Ding!“ Ihn regt das nur auf, also bin ich wohl auf einen guten Weg – denke ich jetzt mal. Beim Ausweichen geht es irgendwann die Stufen hoch, bis ich plötzlich an den Thron stoße und auf den Sitz plumpse, wodurch mein Gesang ebenfalls stoppt, wegen dem Schreck. Dabei holt er jedoch aus und will mich nun auslöschen, aber er prallt an den drei Schwertern von Timaeus, Hermos und Critias ab, ehe Flügelweber ihn mit Licht blendet und Shinato eine Lichtfaust gegen ihn anwendet, sodass er gegen den Trümmerhaufen beim einzigen Weg hinaus donnert. Wow, man kann ihn also doch treffen. „Gerade noch rechtzeitig sind wir angekommen. Geht es Euch gut, Shirado?“ Siezen und meinen Namen nutzen? Monster soll einer verstehen… „Ja, danke für die Hilfe.“ „Nicht doch. Ihr seid es, der uns geholfen hat, Meister.“ „Genau, Shirado, denn durch deinen Gesang konnten wir anderen wieder zu Kräften kommen und fühlen uns stärker denn je.“ Schwarzer Magier und Dharc sind auch auf den Beinen, wie die anderen. Welche eine Erleichterung, dass es allen gut geht. Hinderlich ist nur an diesem Moment ein weiterer Angriff, denn ich würde gerne erfahren, wie die Monster hierherkommen, obwohl der Weg blockiert ist. „Verzeihen Sie unsere Verspätung, Meister, auch wir würden gerne an Ihrer Seite kämpfen.“ Magier des schwarzen Chaos und Dunkler Magier des Chaos sind eingetroffen und direkt durch die Portalkarten gekommen, die ich besitze. Dies erklärt zumindest das Erscheinen der anderen hier. „Noch mehr Verstärkungen werden dir keineswegs helfen, göttliches Wesen. Sobald ich dich zerfleischt habe, werde ich meine Macht weiter ausweiten.“ Das Böse redet und redet und redet, als ob es sich gerne sprechen hört. Da fällt mir ein, dass ich sicherlich mit meiner Stimme noch mehr erreichen kann, wenn ich mich auf bestimmte Sachen konzentriere. Somit erhebe ich meinen Gesang erneut und denke mir dabei, dass das Böse einen festen Körper erhält und damit von allen angegriffen werden kann. „Was passiert mit mir?!“ Gestikulierend gebe ich den Monstern das Zeichen für den Angriff, denn aussprechen kann ich es beim Singen nicht, weil das Lied solche Passagen gar nicht hergibt. Durch die geballte Kraft geht es in die Knie und schnauft endlich mal. Einen Erfolg haben wir somit erzielt, jedoch darf ich keineswegs aufhören diesen Zustand aufrechtzuerhalten. Dabei entgeht mir fast sogar, dass ein Angriff direkt gegen mich ausgeführt wird. Knapp entkomme ich diesem Strahl aus böser Energie, wodurch jedoch mein Gesang schon wieder unterbrochen wurde. Mist! Endlich mal ein Durchbruch und dann schafft es das Böse unseren Vorteil zunichte zu machen. Spontane Ideen liegen mir wirklich kein Stück, doch muss jetzt eine her – irgendeine. Singen ist das einzige, was ich überhaupt machen kann, um zu helfen, was nun allerdings eine Gefahr für mich bildet, weil mich das Böse von jeglicher Entfernung direkt angreifen würde. Argh, ich will zurück, denn alles überfordert mich! „Gib nicht auf – singe.“ Muss diese Stimme in meinem Kopf mich andauernd zum Singen drängen? Jeglicher Frust in mir, jegliche Angst, jegliches Glück sowie jeglichen Klang lege ich in das nächste Lied, nachdem ich meinen Monsterfreunden gesagt habe, dass sie auf sich aufpassen sollen, weil ich keine Karten von ihnen aufsammeln möchte, die zerstört wurden. Maßgeblich parieren sie Angriffe und können sogar Finten frühzeitig erkennen, was mich sichert. Beim Höhepunkt des Liedes erstrahlt der gesamte Raum in dem bunten Licht und ein neues Monster entstammt von diesem – Vennu, leuchtender Vogel der Göttlichkeit. „Geschickt von den mächtigen…“ „…Gottheiten für dich…“ „…erkennst du dein wahres ICH!“ Ernsthaft jetzt? Hauen die drei Diener mal eben ein Haiku heraus, was an sich nur ein Satz wäre und ich soll mit Vennu mein wahres Ich erkennen – witzig. Den Drang den Dreien je eines überzubraten unterdrücke ich in diesem Moment, denn es gilt das Böse für immer zu versiegeln. „Befreit durch die Stimme des letzten Siegelmeisters, dem Abkömmling des Göttermeisters, werde ich die Monsterwelt im Kampf gegen das Böse repräsentieren. Shirado – nimmst du mich an?“ Zuerst labert der Phönix – der wohl bis eben noch versteinert war – mit dem Bösen und fragt nun direkt meine Wenigkeit. Aufmerksamkeit zu schenken sollte schon im Rahmen der Ein-Person-Regel sein. Annehmen oder ablehnen…, abzulehnen wäre eher gegen die Natur eines Siegelmeisters, wenn ich mir meine Vorfahren und ihren Werdegang rückblickend ansehe, doch dagegen spricht, dass die Annahme ein natürlicher Vorgang des Werdegangs entspricht sowie meinen Monsterfreunden helfen würde. Ablehnung zu zeigen wäre für mich eher befreiend, da mir weniger Stressfaktoren begegnen würden, allerdings will ich meine Monsterfreunde nicht im Stich lassen. Demzufolge entscheide ich mich für die Annahme. „Dich nehme ich an, Vennu, leuchtender Vogel der Göttlichkeit.“ Geblendet von dem nun nochmals eintretendem bunten Lichtgemisch verdecke und schließe ich meine Augen, bis mich jemand antippt und rüttelt. Vorsichtig entledige ich mich dem Augenschutz und befinde mich an einem vollkommen anderen Ort. „Wo bin ich?“ „Im Palast der Götter, Shirado. Genauer gesagt im richtigen Thronsaal.“ „Deine Akzeptanz von Vennu hat die Macht der Götter komplett freigesetzt, das Böse in der gesamten Monsterwelt ausgelöscht und somit für Frieden gesorgt.“ Ehrlich? Reicht eine Akzeptierung einer einfachen Frage schon dafür aus? Skeptisch darf ich wohl sein, denn viel habe ich ja gar nicht getan. „Unglaublich, dass mein Nachfahre tatsächlich die Macht der Freundschaft geweckt hat.“ Oh, der Pharao Atemu höchstpersönlich beehrt uns alle hier. Kurzerhand eile ich zu diesem und verpasse ihm einige Male meine Fäuste gegen seine Brust, während ich all meine Verzweiflung, Ohnmacht und Frust ausweine. Entgegen meiner Annahme juckt ihn das wohl kein bisschen und er lächelt nur milde – dabei schmerzen meine Fäuste schon. „Was fällt dir ein mich dermaßen unvorbereitet zu den Monstern zu lassen?! Ali und Adrien waren ebenfalls hier und haben gegeneinander gekämpft! Erzähle mir gefälligst alles, was du weißt, bevor noch so eine Katastrophe passiert!“ Zwar geht es mir nun besser, allerdings fühle ich mich nun schlecht, weil ich meinen Frust an sich an einem Unschuldigen ausgelassen habe. Entschuldigend sehe ich meinen Vorfahren an und er grinst noch ein bisschen mehr. Lange braucht er jedoch danach nicht, um mich an sich zu ziehen sowie zu umarmen. „Dieser Kampf, den ich an sich bestreiten hätte müssen, aber nie machen konnte, hat die Macht der Freundschaft in dir geweckt, Shirado. Sie wird dir dabei helfen, deine Bestimmung zu erfüllen. Allerdings ist sie nur ein Teil deiner gesamten Kraft, die in dir wohnt. Wie die anderen heißen, weißt du sicherlich noch von unserem letzten Treffen, allerdings ist ihr Erhalt mir unbekannt. Dennoch weiß ich, dass durch deinen Erfolg hier in der Monsterwelt, du die anderen Eigenschaften in dir vereinen kannst, damit das Tor zwischen Monsterwelt sowie Menschenwelt zum Guten geöffnet wird.“ Warum klingt er erst so, als ob er mir lang und breit alles erklären will, wenn er am Ende wie bei einem Abschied klingt? Außerdem löst er die Umarmung auf, gibt mir einen Kuss auf die Stirn, was ja bedeutet, dass man an diejenige Person glaubt, und schubst mich stumpf, sodass ich falle… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)