Ein Mirakel zwischen zwei Identitäten von Patricipa ================================================================================ Kapitel 10: Musikalisches Hölleninferno --------------------------------------- Musikalisches Hölleninferno Adrien liebt mich. Seitdem ich von seinen Gefühlen weiß und ihm gesagt habe, dass ich ihn dennoch als guten Freund sehen werde, geht mir sein Geständnis nicht mehr aus dem Kopf und dabei war ich noch so grausam. Charakterlich ist er mir persönlich zu weich, aber dafür auf geistiger Ebene kann man von Seelenverwandtschaft sprechen. Wir verstehen uns einfach und mögen uns – dachte ich bis zu dem Geständnis jedenfalls. Liebe… Neben Hass ein recht starkes Gefühl, was allerdings immer einen Tick mächtiger sein wird. Unter anderen Umständen und anderen Präferenzen wäre es sehr gut möglich, dass ich mich in ihn verliebt hätte, aber Cat Noir passt eher zu mir. Frecher Angeber, der wegen mir trainiert und mich dazu bekommt auf ihn zu hören, ohne es wirklich zu ahnen – meine Kragenweite von Mann. Der Blonde hingegen ist fürsorglich, charmant und willensstark, was auch gute Eigenschaften sind, aber mir fehlt da der Reiz. Dieses Kribbeln der Verlockung nachzugehen, die das männliche Gegenüber ausstrahlt und darstellt – einfach das fehlt bei dem Blonden. Wobei beide blond sind und grüne Augen haben… Stehe ich auch noch darauf? Nein, sonst wäre es bei Keisuke ebenfalls so gewesen. Oh man, ich mache mich selbst in Gedanken fertig mit diesem Wissen. Ihn möchte ich keineswegs als Freund verlieren, aber ich war einfach zu überwältigt von dem Geständnis, dass ich nicht weit genug denken konnte – und müde war ich auch. Eines ist sicher, dass ich den Silvestertag keineswegs so leicht vergessen werde. Nüchtern betrachtet befinde ich mich in einer Dreiecksbeziehung – wobei diese geometrische Form falsch vom Sinn her angewendet wird, weil Cat Noir und Adrien nicht miteinander Kontakt haben und sich auch lieben oder hassen – demnach müsste es eine andere Form geben, die besser auf solche Situationen passt. Welche nehme ich am besten? Würg, zu viel Mathematik in meinen Gedanken, welche ich nicht brauche. Weiter bin ich auch noch nicht, wie ich mit der Situation richtig umgehen soll. Marinette war in ihn verliebt, aber er hat sie wohl wegen anfänglichen Gefühlen für mich – davon gehe ich einfach aus – abgewiesen, weswegen sie entfällt, um darüber zu reden. Alya hatte viel mitgemischt, soweit ich mich erinnern kann, also entfällt sie auch, da sie zu tief involviert war. Nino hingegen ist zu eng mit Adrien befreundet, weswegen er ebenfalls raus ist. Demnach bleibt noch Nathaniel, der mir an sich sofort hätte einfallen sollen. Notarzt bitte für mein Gehirn, ich verblöde wegen liebevolle Gedanken und wie ich damit umgehen soll. Jetzt müsste er in seinem Zimmer sein und zeichnen, wenn ich seinen heutigen Tagesplan noch richtig im Kopf habe. Hausaufgaben sollte ich danach dringend erledigen, weil ich es sonst nicht mehr schaffe. Wichtiger ist zuerst jedoch ein bisschen meinen Kopf zu sortieren, denn sonst bringt das Lernen nichts – habe ich letzte Schulwoche probiert – nur Chaos im Kopf gehabt. Seelenballast loszuwerden ist ohne denjenigen, bei dem man es sonst macht, ein schwieriges Unterfangen. „Hey, Shirado. Was gibt’s?“ „Guten Abend, Nathaniel. Ich brauche jemanden zum Reden über eine Sache, mit der ich wirklich nicht zu den anderen gehen kann, aber ich möchte dich nicht stören oder damit belasten, weil du somit automatisch dann mit reingezogen wirst, was ich an sich ja vermeiden möchte, damit du dich voll und ganz auf deine Zukunft sowie Marinette konzentrieren kannst und…“ „Hole erst mal tief Luft und beruhige dich.“ Sofort setze ich das um und muss husten deswegen, weil ich mich verschluckt habe, jedoch hilft mir das zusätzlich, damit ich mich beruhige. „Geht doch. Ehrlich gesagt freue ich mich, dass mal jemand mit Problemen zu mir kommt. Ist eine neue Erfahrung für mich.“ Okay, jetzt fühle ich mich definitiv schlecht, dass ich mich zu wenig um ihn kümmere. „Vielleicht sollte ich mich erstmal schämen, dass ich dich so selten anspreche.“ „Mache dich nicht schlecht, du bist wundervoll, Shirado. Durch dich habe ich Freunde bekommen und werde viel von ihnen eingespannt, was mir geholfen hat. Bisher kann ich mich nicht beklagen und es ist natürlich, dass du dich eher auf die Mädchen und Adrien konzentrierst, sie sind öfter mit dir unterwegs als Nino und ich.“ „Merci, Nathaniel, du bist wahrlich ein super Freund.“ „Danke. Also, um was geht es?“ „Eher um wen es geht ist das Problem oder noch besser, wie ich mich richtig verhalten soll oder anders ausgedrückt – ich bin überfordert damit, dass Adrien mir seine Liebe gestanden hat.“ Bei seinen großgewordenen Augen ist er erstmal über diese Offenbarung überrascht. Bisher habe ich diese Nachricht auch noch nicht gerade sehr verbreitet und keine Intention dies zu tun. „Äh…, wow, dass er viel mit dir macht und von dir hält ist eine Sache, aber damit habe ich keineswegs gerechnet, zumal du ja Cat Noir liebst.“ „Genau hier liegt das Problem – das weiß er ja ebenfalls und ich habe an Silvester nicht gerade viel Gehirnschmalz mehr gehabt und irgendeinen Unsinn gefaselt, dass ich ihn als guten Freund sehe und seine Gefühle akzeptiere, sie aber gerade wegen meiner Gefühle Cat Noir gegenüber nicht annehmen kann.“ „Autsch, das hat ihn sicherlich hart getroffen. Man hat euch allerdings nichts angemerkt.“ „Wäre ja nach dem Tohuwabohu an dem Tag zu viel gewesen und wir wollten feiern, da sollten Beziehungsprobleme hintenanstehen.“ „Stimmt auch wieder. Gut, er weiß das alles, hat dir trotzdem seine Liebe gestanden und hat es angenommen, dass du ihn weiterhin als guten Freund siehst – aus meiner Sicht liebt er dich vollkommen, Shirado.“ „Diese Prognose von dir macht es nicht besser, Nathaniel.“ „Ja, aber wir können davon ausgehen, dass seine Gefühle für dich aufrichtig und tiefgründig sind. Wie sieht es bei Cat Noir aus?“ „Wir haben uns dreimal insgesamt geküsst. Einmal ganz kurz von meiner Seite aus und zweimal hat er mich dazu verführt, würde ich behaupten, aber seine freche Angeberart und die Muskeln, die langsam im Kommen sind, machen es mir schwer ihm zu widerstehen, zumal er sich als mein Heldenprinz in schwarzer Rüstung betitelt.“ „Habt ihr euch denn gegenseitig die Liebe gestanden?“ „Gute Frage, mein Lieber, aber ich habe mich bisher nicht dazu geäußert und er hält mich für seinen Besitz, weil er immer mein Shirado äußert, sollten andere mich mitnehmen wollen. Jedoch hat er an Weihnachten gesagt, dass ihm meine Liebe Kraft gibt, ohne es überhaupt wissen zu können.“ „Hmmm…, ich würde eher sagen, dass bei euch beiden der Reiz einander euch wohlige Gefühle beschert, aber ob das Liebe ist, kann ich dir nicht hundertprozentig sagen. Er geht von deinen Reaktionen aus und du von seinen – ob mehr dahintersteckt könntest du eher herausfinden, wenn du mit ihm ohne Trubel um dich herum sprichst. Lade ihn doch beim nächsten Mal einfach zu dir ein, sollte sich die Chance ergeben. So hättet ihr die Zeit eure Gefühle zu klären.“ „Du bist lustig, ich bekomme nie im Leben die richtigen Worte bei ihm heraus. Entweder meckere ich ihn voll oder wir küssen uns – mehr würde nicht passieren.“ „Aha, also gibst du unterschwellig zu, dass mehr zwischen euch nicht stattfindet.“ „Mag sein, weiß ich nicht genau, aber bei ihm habe ich erhöhtes Herzklopfen und Schmetterlinge im Bauch – besonders wenn wir uns küssen. Seine Nähe zu spüren ist einfach ein wunderschönes Gefühl. Außerdem hat er mir beim Auspacken der Yu-Gi-Oh!-Karten geholfen.“ „Definitiv bist du in ihn verliebt, aber ohne das Wissen, ob Cat Noir dich liebt, stehst du im Nebel des Unwissens. Du solltest dir Klarheit über seine Gefühle dir gegenüber machen und sei darauf gefasst, dass er mit dir vielleicht nur gespielt haben könnte.“ „Bist du dir sicher?“ „Keineswegs, aber es könnte sein. Immerhin ist er ein Held von Paris und hat wie Ladybug sicherlich auch einige Fans. Darum wäre ein Gespräch sinnvoll, Shirado.“ „Einfach gesagt, aber wirklich, ich werde nicht sehr weit kommen.“ „Machen wir es so – ich helfe dir.“ „Wie stellen wir das denn an? Cat Noir, würdest du, wenn du Zeit hast, zu mir kommen, damit wir reden können? Nebenbei erwähnt kommt mein Freund Nathaniel ebenfalls, um mich zu unterstützen – klingt nicht gerade sehr wirkungsvoll.“ „Lasse mal die Panik eine ruhige Kugel schieben und höre mir zu. Mittlerweile gibt es Walkie-Talkies für das Ohr. Die besorgen wir uns und ich verstecke mich in deinen begehbaren Kleiderschrank. Alleine wärst du somit nicht und ich könnte dir helfen, was du ihm am besten sagen könntest.“ „Wirklich? Danke, Nathaniel, du bist ein guter Freund. Ricardo kann diese Walkie-Talkies morgen besorgen, während wir in der Schule sind. Würdest du die dann abstimmen? Bei meinem technischen Glück wären die sofort hinüber.“ „Haha, mache ich gerne. Hoffen wir mal das Beste für dich und dass du schnellstmöglich mehr Klarheit hast. Wie ich dich kenne, hast du deine Hausaufgaben noch nicht gemacht, oder?“ „Woher weißt du das denn?!“ „Halt eine Ahnung, weil dein Kopf voll von dem Geständnis von Adrien war.“ Schlauer Junge – gefährlich schlau. Wir verabschieden uns und ich fühle mich leichter und in meinen Gedanken sortierter, um mich an die Hausaufgaben zu setzen, deren Aufschub nur weitere Probleme mit sich bringen. „Guten Morgen, Spatz. Wie war die Nacht?“ „Guten Morgen, Vater. Recht unruhig, aber das sind Jugendprobleme und keine von Erwachsenen, also frage bitte nicht weiter nach.“ „Na gut, dann lasse ich es. Monsieur Agreste hat zwei Karten für ein reisendes Orchester erhalten, hat aber an dem Tag keine Zeit – oder auch keine Lust – um dorthin zu gehen. Ich selber kann an dem Tag ebenfalls nicht, also haben wir uns gedacht, dass ihr Kinder doch hingehen könnt, um uns auch zu repräsentieren.“ Wunderbar, ich bin mir noch nicht hundertprozentig sicher, wie ich Adrien gegenüber ehrlich sein soll, ohne peinliche und verletzende Wörter in den Mund zu nehmen, da wird mir sozusagen die Handhabung auf dem Silbertablett gelegt – ein Date. Danke, Schicksal, du hast es echt drauf mich zu quälen – womit ich das auch immer verdient habe. Ausreden würden nur den Verdacht erregen, dass mit uns irgendwas nicht stimmt, also bleibt mir keine andere Wahl, als dass ich dem zustimme, wohin mich das auch immer führen mag. Das Datum lässt mich noch hoffen, dass ich bis dahin vielleicht ein Treffen mit Cat Noir arrangieren kann, um klarer zu werden, was ich mir wünsche und gerne hätte. Muss das alles immer kompliziert sein? Lieber wären mir einige Schurken oder sogar die Vampire, als sich dem beim jetzigen Zustand zu stellen. Wenigstens habe ich jemanden gefunden, mit dem ich darüber reden kann – Nathaniel ist schon eine Nummer für sich und ich bin wirklich froh darüber, dass er mir helfen will. Darum sollte ich flott handeln und beauftrage Ricardo während der Fahrt nach diesem technischen Gerät zu suchen – weswegen ich das Zeug brauche bleibt ein Geheimnis. Gerade fällt mir ein, dass Nathaniel noch gar nicht wirklich bei mir war. Wie kann ich ihn als Freund bezeichnen, wenn ich nicht mal das hinbekommen habe? Schämen sollte ich mich wirklich in Grund und Boden. Echt mal, ich sollte mehr dahingehend machen und mir kommt auch schon eine Idee. An der Schule angekommen verabschiede ich mich von Felix sowie Ricardo, gehe in die Klasse und begrüße diejenigen, die schon da sind, ehe ich mich zu Nathaniel ganz hinten setze. Zwar dachte ich am Anfang, dass es besser wäre, wenn ich mich zu Marinette sowie Alya setze, aber diese Zweierordnung hat schon seinen Sinn, weshalb ich jetzt – da er zu meinen Freunden zählt und Vater lockerer geworden ist – diesen Platz besetzen kann. Erstmal werde ich komisch angeguckt, aber ich lächle nur und bin zufrieden mit meiner Entscheidung, was die anderen wohl einfach hinnehmen. Madame Bustier tritt ein und wundert sich sofort, ob ich noch nicht da wäre, bis sie mich weiter hinten sieht und es einfach hinnimmt. Manchmal finde ich Erwachsene recht merkwürdig oder sie mag ihre Zweierordnung. Jedenfalls sitzt Nathaniel recht gut hinter Ivan verdeckt, weswegen er wohl lieber und besser die ganze Zeit zeichnet. Selbst beim wichtigen Unterricht kann er es nicht lassen, was mich leise zum Kichern bringt. Solch eine hohe Leidenschaft habe ich beim Singen und könnte es stundenlang machen, würden meine anderen Pflichten mich nicht einholen, die ich durch andere Institutionen sowie Personen erhalte. Jedenfalls habe ich den Mädchen in der Pause erstmal zu erklären, wieso ich plötzlich gewechselt habe und ich ihnen erzähle, dass ich mich als Freund von meinem neuen Sitznachbarn sehe, ihn jedoch selten bis kaum anrufe oder ihn zu mir einlade, was sie wohl verständlich finden. Mehr fällt mir dazu auch nicht ein, zumal die Sitzordnung weitestgehend ihren normalen Stand hat. In Chemie war es sowieso eine schlaue Idee der Sicherheit, dass ich woanders sitze und Madame Mendeleiev findet es besser so, auch wenn sie meint, dass ich eher nach vorne gehöre. Zumindest fühle ich mich in Bezug auf Nathaniel ein bisschen besser und obwohl dies sehr egoistisch ist, tuschle ich mit ihm über Cat Noir. Für ein anderes Thema bin ich zur Zeit weniger kopfmäßig bei der Sache und ohne ihn würde ich wohl innerlich total zerstreut überall anecken, mit blauen Flecken übersät daheim ankommen und Vater wieder überfürsorglich erleben. Niemals wieder möchte ich ihn so erleben! Gegen Ende der Mittagspause kommt Adrien auf mich zu und möchte mit mir sprechen, was mich verwirrt, denn das mit dem Orchester ist ja schon von unseren Vätern geregelt worden. „Weswegen sitzt du plötzlich bei Nathaniel?“ „Ernsthaft, Adrien? Eifersüchtig brauchst du gar nicht erst zu sein, denn du weißt doch, wen ich liebe. Ich habe mich sehr schuldig gefühlt, dass ich Nathaniel arg vernachlässige, obwohl ich ihn und er mich als Freund sieht. Darum habe ich mir gedacht, da sowieso die Tische mehr für zwei Personen gedacht sind, anstatt für drei, dass ich zu ihm könnte. Allzu groß ist der Unterschied nicht und er gehört zu denen, die ich gern habe. Lasse du mal die Kirche im Dorf und verurteile weder ihn noch mich. Sonst noch was oder kann ich gehen?“ Denn wenn er eifersüchtig drauf ist, fühle ich mich im Moment recht unwohl in seiner Gegenwart, auch wenn es sonst nie der Fall war. Verlieren wir uns jetzt etwa wegen diesen Gefühlen? „Warte, Shirado. Tut mir Leid, dass ich ungerecht dir und Nathaniel gegenüber war. Ich dachte nur, dass du vor mir flüchtest und ich dich direkt in die Arme von jemand anderem getrieben habe.“ „Dummkopf – zum Trottel reicht es noch nicht, also bist du gerade ein Dummkopf. Dass du mich liebst finde ich außerordentlich schmeichelhaft, keine Frage, aber ich will dich gleichzeitig nicht verletzen, weil du mir wichtig bist, Adrien. Mache mir es bitte nicht schwerer als es sein sollte.“ „Ja, klar, in Ordnung. Ähm…, ich gehe besser und rede noch etwas mit Nino sowie ihm.“ Habe ich ihn wieder verletzt? Hach, ist das schwer. Hoffentlich wird er nicht akumatisiert wegen mir. Schlimmer wäre noch ein Oni… Darüber sollte ich weniger nachdenken. Zudem müsste er doch wissen, dass unser Künstler Marinette liebt. Eifersucht fehlt einfach noch in diesem bescheuerten Lebensdrama. Auf der Rückfahrt bekomme ich diese Geräte gezeigt und bedanke mich für die Beschaffung. Sie werde ich morgen Nathaniel geben und somit können wir schonmal darauf hoffen, dass Cat Noir in nächster Zeit einen Einsatz hat, bei dem ich mit involviert bin. Sonst wüsste ich nämlich nicht, wie ich ihn erreichen könnte. Was macht ein reisendes Orchester aus? Sollte man mir diese Frage stellten, würde ich antworten, dass es Musik möglichst vielen Menschen in unterschiedlichen Orten näherbringen möchte und dabei den Stress akzeptiert, der fortlaufend Mitstreiter sein wird. Demzufolge bringt man Glück anderen Menschen, die es denn wollen zum Preis der eigenen Gesundheit. Im Endeffekt weiß ich selber nicht, wie die das alles veranstalten. Soweit ich die Fahrt richtig analysiere, müssen wir in eine Konzerthalle gehen, sobald wir aussteigen, weil die Richtung dahingehend stimmt. Wie nicht anders zu erwarten, halten wir vor einem roten Teppich – wunderbar, ich weiß nun, warum Monsieur Agreste nicht dorthin wollte. Gewohnt steigt Ricardo zuerst aus und danach komme ich, um mich dem Blitzlichtgewitter zu stellen. Felix fährt weg und die Limousine von den Agreste hält, weshalb ich warten muss, denn Adrien hat ja die Karten. Viel haben wir beide nicht mehr miteinander geredet, aber das ist wohl ganz normal, wenn ein solch schweres Geständnis zwischen zwei Personen liegt. Charmant gibt er mir einen Handkuss zur Begrüßung sowie eine rote Rose, bevor ich mich bei ihm einhake, was Standard für uns sein soll, laut unseren Vätern, da wir besonders die jüngere Generation ansprechen und hoch im Kurs sind. Mit einer simplen Handbewegung stecke ich mir die Rose in den Haarschopf, damit ich eine Hand frei habe zum Winken. Wären diese blöden Blitzlichter sowie mein falsches Lächeln nicht, würde ich es noch als angenehm finden. „Mademoiselle Fleur! Mademoiselle Fleur! Hätten Sie kurz Zeit für zwei Fragen?“ Auch das noch. Kurz tippe ich meinen Begleiter an, damit er anhält und ich zu der Reporterin gehen kann, die sich zu freuen scheint und die Blitzlichter hören einfach nicht auf. „Einige Gerüchte kursieren über Sie und Adrien Agreste im Internet – welche Stellung nehmen Sie dazu ein?“ „Da ich kein Internetzugang habe, kann ich keine Stellung beziehen, Madame. Gerüchte dienen in erster Linie der Spekulation und damit einige sich wichtig fühlen, weil man bei denen nachfragen muss, wie die Person denn darauf kommen würde. Simpel ausgedrückt – Wichtigtuer wollen Anerkennung für falsche Informationen erhalten. Nächste Frage bitte.“ Merkt man mir die schlechte Laune an? Darauf baue ich nämlich, denn ich habe genug zu tun und mein Kommentar, dass ich keinen Internetzugang habe, hat ihr wohl den Wind aus den Segeln genommen. „Äh…, was erhoffen Sie sich von diesem Abend?“ „Ihre Fragen sind recht merkwürdig, wissen Sie das? Da Monsieur Agreste zu viel zu tun hat bin ich einfach eingesprungen – mehr Hintergrund gibt es da nicht. Allerdings kann ich sagen, dass ich vom Orchester erwarte, dass sie nichts stumpf nachspielen, sondern mit ihrer Musik die Fantasie einlädt, auf eine Reise zu gehen. Außerdem können Sie doch selber einen Kommentar dazu abgeben, wenn ich Ihre Pässe sehe.“ „Was Shirado meint ist, dass wir durch unsere Väter ein berufsbezogenes Date haben und deswegen nicht gestört werden möchten, wenn es sich dabei um persönliche Fragen handelt.“ Dass er mir ins Wort fährt, finde ich keineswegs nett von ihm, aber lieber will er wohl meine miese Laune abbekommen, als es der Reporterin zuzumuten. „Genau das, was er sagt.“ Zustimmen muss ich ja jetzt, denn sonst mache ich eine Szene auf dem roten Teppich vor vielen Journalisten – ganz schlechte Publicity. „Danke für Ihre Zeit, Mademoiselle Fleur.“ Nickend hake ich mich wieder bei Adrien ein und lasse mich mitnehmen, weil er das Tempo vorgeben muss. Heute habe ich echt ein hohes Ärgernis in mir, weil ich einfach nicht mit dieser Situation klarkomme. Kaum ist die Eingangstür hinter uns zu und der nächste Gast steigt aus, löse ich mich von ihm und richte meinen Kimono, den ich für diesen Abend extra anziehen durfte. „Bist du sauer auf mich?“ „Ein bisschen, ja, aber ich habe heute einfach schlechte Laune und die olle Schnepfe mit ihren Fragen hat mich extrem genervt, als ob es nur Klatschpresse auf der Welt geben würde.“ „Ganz ruhig, Kleines, wir haben es hinter uns und können zur Bar gehen, um auf den Einlass zu warten.“ Leicht daherreden kann jeder, aber er hat schon Recht – ich sollte mich beruhigen. Ihm habe ich gesagt, dass ich ihn als guten Freund sehe und ich bemerke, dass wir beide unsere Probleme damit haben. Freundschaft und Liebe sind zwei verschiedene Paar Schuhe und beide zu tragen ist logisch gesehen unmöglich. Noch sind wir in der Öffentlichkeit und ich muss ein bisschen Würde bewahren, bevor ich mich vergesse. Somit folge ich ihm zur Bar, wo er ein Glas Wein für sich und Wasser für mich bestellt. Dass er ohne Kontrolle an Alkohol kommt und diesen auch konsumiert, macht mir schon eine Weile Sorgen. Oder ich übersehe dabei, dass er nur ein Glas bisher immer getrunken hat – oder habe ich das auch falsch gesehen? Meinen eigenen Gedanken nicht mehr trauen zu können, geht mir tierisch auf den Senkel. Ruhig kommt er mir zum Stehtisch entgegen, den ich einfach stumpf für uns beansprucht habe und überreicht mir das Glas mit Wasser, aus dem ich einen Schluck trinke und mich über den zitronenhaltigen Geschmack wundere. „Zitronenlimonade, damit du länger wach bleiben kannst, da es gleich sicherlich langwierig langweilig wird.“ Versucht er gerade ein bisschen das Eis zu brechen und mich aufzuheitern? Jetzt fühle ich mich mieser als mies, weil er dies ja aus Liebe zu mir macht. Bedankend lächle ich ihn an und nehme noch einen Schluck, bis ich eine Stimme höre, die mir die Haare kräuseln lässt. Gerne würde ich woandershin, wenn ich könnte, denn auf sie habe ich im Moment noch weniger Lust. „Adrichéri, wie schön dich hier auch zu sehen. Ich dachte schon ich müsste alleine diese öde Vorstellung ertragen.“ Ignorieren kann sie mich gut und da sie es macht, mache ich es genauso, allerdings begrüße ich den Bürgermeister, wie es sich gehört. Mein Gruß wird erwidert und das obligatorische Gequatsche beginnt. „Chloé, ich bin mit Shirado hier.“ „Ach, was sie zu bieten hat, kann ich dir tausendmal besser geben.“ Keine fünf Minuten und ich könnte ihr eine Glatze verpassen! Deswegen nehme ich mir mein Glas und gehe einfach zu den Plakaten an der nächstbesten Wand, um zu sehen, wer hier alles mal aufgetreten ist. Bei der Menge wundert es mich, dass ich bei nur drei Musikern Name und Gesicht erkenne. Müssen wohl zu schlecht für den asiatischen Markt gewesen sein oder keineswegs erwähnenswert – aber diese Anzahl ist schon enorm, die es bei uns nicht geschafft haben. Mal schauen, ob ich hier durchstarten kann, denn viele asiatische Bands sehe ich hier ebenfalls nicht – an sich gar keine. Banausen sind das alle hier und dieser Jagged Stone war letztens hier, aber von dem habe ich eher weniger den Eindruck, dass er Musik spürt, sondern einfach gerne Krach macht. Nun ja, jeder Mensch hat einen unterschiedlichen Musikgeschmack. Nichtsdestotrotz sollte ich mal meine Konkurrenz hören, was Nino mir sicherlich einrichten kann – ob ich diese ertrage ist eine andere Sache. „Mademoiselle Fleur, es ist mir eine Ehre Ihre Bekanntschaft zu machen.“ Erschrocken drehe ich mich um und werde von einem älteren Herrn in Anzug, mit Melone und Gehstock angesprochen, den ich keineswegs kenne. Komm‘ schon, Shirado, wenn er dich kennt, muss er in dem gleichen Gewerbe wie du unterwegs sein, also muss es irgendwas geben, was mich ihn erkennen lässt. Leider komme ich zu gar keiner Übereinstimmung. „Oh, entschuldigen Sie, Sie kennen mich ja nicht persönlich – ich bin Frank McGlore, Modedesigner aus Nordirland. Ihr Vater ist ein Konkurrent von mir auf dem hiesigen Markt.“ Vater werde ich die Leviten lesen lassen mich vor solchen Leuten abzusetzen, nur weil er keine Zeit hat. Verbeugend erwidere ich die Begrüßung und spiele halt das nette Töchterchen von La Fleur. „Dürfte ich Ihnen meinen Enkel ebenfalls vorstellen? Bryan McGlore und mein zukünftiger Nachfolger.“ Wohl eher jemand, der keine Antwort abwartet und sich gerne reden hört, wobei ich mit etwas Nachdruck zum Gehen animiert werde, damit ich auch ja den Enkel kennenlerne. Dieser Moment ist so einer, in dem ich mir wünsche wieder in Japan zu sein. Einmal die ganze Lounge durch und schon sind wir bei diesem – Weltreise überstanden und dies in nur wenigen Minuten. Gerne hätte ich nun meinen Weltrekord, der mir verwehrt bleibt und ich einen recht großen jungen Mann im Anzug zu sehen bekomme, der wohl gerne flirtet, aber abgewiesen wird. Sein Opa spricht seinen Namen aus und er dreht sich zu uns um, was mir zeigt, dass er an sich gute Chancen allein vom Aussehen haben müsste, allerdings zählt für mich eher der Charakter, als Aussehen und Geldbeutel – obwohl das Aussehen einen gewissen Reiz ausmachen kann. „Was gibt’s, Opa? Seit wann hast du denn Augen für junge Hüpfer?“ No-Go, was er da in Englisch ausspricht. Pech für ihn, dass ich ihn verstehe, obwohl der Opa ihm ebenfalls auf Englisch antwortet, wen er hier bei sich hat, auch wenn er vorhin mit mir Französisch gesprochen hat. Glauben die beiden, dass ich nichts verstehe? Yuura spricht nur eine Sprache und anscheinend eine ausgedachte von ihm, aber ich beherrsche nun mehrere Sprachen auch ohne sie zu singen. Vielleicht erlaube ich mir den Spaß und lasse beide auflaufen – wäre mal eine Abwechslung zum bisherigen Abend. Bryan stellt sich meiner Wenigkeit nun vor und dies eher gebrochen als gut gesprochen. Definitiv gehört er zur Kategorie Trottel. „Monsieurs McGlore, ich freue mich, Ihrer beider Bekanntschaft gemacht zu haben, aber ich muss zurück zu meiner Verabredung, da wir unsere Väter repräsentieren, wenn Sie verstehen.“ „Warten Sie, Mademoiselle Fleur. Die Vorstellung beginnt erst in einer halben Stunde und sicherlich können Sie ein bisschen Zeit für uns erübrigen, zumal der junge Monsieur Agreste anderweitig beschäftigt zu sein scheint.“ Recht hat der alte Knacker schon, aber von einem Trottel dichtgelabert werden finde ich keineswegs angenehm. Schicksal, ich warne dich, dass du es nicht übertreibst oder mich prüfen willst – ohne Absprache hasse ich das wie die Pest Medizin verabscheut. Ergebend stelle ich mich der unerträglichen Situation, bis mir das gebrochene Französisch tierisch auf den Geist geht. „Mister McGlore, bitte sprechen Sie in Ihrer Muttersprache, denn ich bin sehr empfindlich, was Sprache angeht und kann es nicht ab, wenn man nicht einigermaßen flüssig spricht. Schauen Sie nicht so, als wären Sie ein Auto mit Kreisaugen – Englisch zu sprechen und zu übersetzen ist leicht, wenn man es verstanden hat.“ Opa McGlore räuspert sich einige Male, bevor er mich fragt, wie ich denn dazu komme, seinen Enkel als Auto mit Kreisaugen zu vergleichen. Will der mich reizen? Anscheinend schon oder er will, dass mein Vater in seiner Schuld steht. „Kennen Sie Sarkasmus? Diese Bezeichnung habe ich aus diesem Repertoire herausgenommen, um ein wenig Stimmung einzubringen, was wohl nicht gerade für Auflockerung gesorgt hat. Und natürlich muss jetzt mein Handy klingen. Entschuldigen Sie mich.“ Blaffend nehme ich das Gespräch an und habe Adrien dran, was ich vorher hätte sehen können, es aber in meinem Zustand unterlassen habe. „Woah, ganz ruhig, Kleines. Hat dich gerade jemand blöd angemacht, dass du sauer bist?“ „Gereizt trifft es eher – ein Konkurrent von Vater aus Nordirland.“ „Wo bist du? Ich komme zu dir.“ „Adrichéri, bleibe doch lieber hier bei mir.“ „Tut mir Leid, Chloé, aber Shirado und ich haben ein Date, weswegen ich zu ihr muss.“ Nicht mal antworten kann ich, da er auflegt und ich mein Handy wieder wegpacke. Geheimtaschen im Kimono machen es möglich. „Mein Begleiter wird mich wohl in diesem Moment suchen, weswegen ich ihm gerne entgegenkommen würde.“ „Richten Sie Ihrem Vater Grüße von mir aus, Mademoiselle Fleur.“ „Werde ich machen, wenn Sie mir versprechen, dass Ihr Enkel beim nächsten Mal die französische Sprache beherrscht, damit ich mich ungezwungen mit ihm unterhalten kann.“ Forderungen kann ich auch stellen, alter Knacker, wenn du sie mir stellst. Gibt es hier keinen Getränkeautomaten, wo ich mal eben Dampf ablassen kann? Gesundheitlich wäre das für sehr viele Leute besser. „Mal sehen, was sich machen lässt.“ Verbeugung, Abschiedsworte und dann kann ich endlich weg aus dieser unheimlich dummen Situation. Weil er keine Beschreibung von mir erhalten hat, irrt Adrien sicherlich durch die Lounge und ich suche ihn ebenfalle wie er mich, bis ich gegen irgendwen knalle und beinahe hinfalle, würde die Person nicht schnell schalten und mich auffangen. „Erinnert mich irgendwie an so einige Situationen mit dir, Shirado.“ Flirtet Blondchen gerade wirklich mit mir? Oh man, ich werde Vater morgen gehörig zur Schnecke machen und einen Anruf an Opa verschwenden, damit ich mehr Unterstützung erhalte, nur um ihn zu belehren. „Danke, Adrien. Jetzt geht es mir besser, weil du die geladene Stimmung in mir rausgepfeffert hast. Wie bist du Chloé losgeworden?“ Zwar wollte er wohl irgendwas Spitzbübisches erwidern, doch bei meiner Frage gerät er mit der Antwort in eine rötliche Gesichtsfarbe, die mich erahnen lässt, dass er etwas ausgeplaudert hat, was gar nicht stimmt. „Ernsthaft? Du hast Chloé gesagt, dass wir als Paar hier sind, damit sie dich loslässt? Weißt du denn nicht, was das für Folgen haben wird?“ Manche Männer kann man in die Tonne kloppen, auch manche Frauen, aber mein Begleiter ist eher von der Kategorie der ersten Sorte. „In dem Moment habe ich halt nicht nachgedacht und wollte schnell zu dir, sodass es mir halt rausgerutscht ist. Bitte sei mir nicht böse, Shirado.“ Kulleraugen und Schmollmund…, na gut, dieses Mal vergebe ich ihm. „Unter der Bedingung, dass du nicht wieder meine Technik gegen mich anwendest – man sieht doch, dass du mehr Mann als ich bist, da macht dich das eher, ach, egal, ich will nur noch den Abend hinter mich bringen.“ Lieber sollte ich nach meinem Glas suchen, aber da er selber seines nicht dabei hat, denke ich, dass wir uns ein neues Getränk zulegen sollten. Kurzerhand bestelle ich uns Wasser sowie Traubensaft, damit wir beide einigermaßen auf unsere Kosten kommen, ohne das er hier einen im Kopf hat. Endlich wird der Einlass gewährt und er zeigt die Karten vor. Erste Reihe und dann auch noch mittig – wer hat Monsieur Agreste bitte diese teuren Karten zukommen lassen? Hohes Ansehen hin oder her – selbst in Japan haben Vater und ich eher dritte Reihe erhalten und dies war schon sehr großzügig. Immerhin muss ich nicht Chloé oder die McGlores ertragen. Sich zu früh zu freuen, schadet einem wohl nur, denn genau neben mir setzt sich der Enkel mit dem Opa und auf der anderen Seite hat Adrien die Bourgeois am Hals – wortwörtlich nur eine ganz bestimmte Person von den beiden. Der Gönner von Monsieur Agreste sollte sich nun auf meinen Zorn gefasst machen, wenn ich mit diesem und Vater fertig bin. Bei ihm kann es jedoch sein, dass ich trotzdem den Kürzeren ziehe – irgendwie ist er gewiefter im Umgang mit mir geworden. Überraschungseffekte gelten bei ihm also nicht mehr als effektiv. Eine neue Strategie muss her, damit ich Monsieur Agreste wieder aus der Fassung bringe, denn dies macht zu viel Spaß. „Verehrte Zuschauer – ich begrüße Sie alle heute Abend zu unserem Auftritt. Als reisendes Orchester ist nicht jeder Ort auf der Welt gleich, die Zuschauer ebenfalls nicht und deswegen macht es uns eine Freude, Musik von aller Welt in alle Welt zu bringen. Einige Ehrengäste haben wir eingeladen und wir laden Sie alle dazu ein, sich von der Musik verzaubern zu lassen.“ Applaus für die kurze Rede und schon schwingt der Maestro seinen Taktstock. Laut ist das erste Wort, was mir einfällt, weil wir so nahe sitzen und ich mich erschreckt habe dadurch, obwohl es angekündigt war, dass es losgeht. Mir fehlt meine innere Ruhe, die ich dringend zurückerlangen muss. Interessant gestaltet haben sie ihr Programm nicht, denn mir fehlen Stücke aus Videospielen, wie ich es gewohnt bin und die halt mehr Pepp bringen, als das, was die hier spielen. Selten stimme ich mit Chloé überein, aber dass es einschläfernd wirkt stimmt einfach. Wenigstens Adrien scheint zufrieden zu sein und schaut sich die einzelnen Bewegungen an, welche die Musiker verrichten. Okay, das ist schon interessant, wie schnell einige streichen oder wie viel Luft andere ausblasen und die Synchronität aller gemeinsam spricht für sich – dennoch ist die Musik einschläfernd. Applaudierend mische ich zwar zwischendurch mit, aber wie Chloé würde ich lieber schlafen. Den ersten Akt haben sie wohl durch, denn der Maestro kündigt eine zwanzigminütige Pause an, die ich nötig habe, um wach zu werden. Gähnend – natürlich hinter vorgehaltener Hand – strecke ich mich und mache stumpf ein paar Yogafiguren. Eine Sache habe ich bei einer Figur vergessen, dass ein Kimono für eine derartig schwierige Position nicht gemacht ist. Deswegen verliere ich meinen Schwerpunkt und falle hin, so dachte ich in diesem Moment jedenfalls, jedoch hat mich jemand aufgefangen und es ist leider nicht Adrien, sondern Bryan McGlore, bei dem ich mich verbeugend bedanke. Peinlich ist mir dieser Fauxpas sowieso und ich könnte mir selber eine knallen, dass ich nicht nachgedacht habe, sondern meiner Routine nachgegangen bin. Auf alle Fälle ist Chloé wieder wach und meint, dass ich wohl schon längst jemand anderen gefunden hätte, da ich mich für zu gut für Adrien halte, was mich wieder auf die Palme bringt. Wieso denkt sie bloß solche Sachen? „Falsch, Chloé, ich bin es nicht wert an Shirados Seite zu sein, denn …sie ist wunderschön, wunderbar, stark im Charakter, offenherzig, ehrlich, liebevoll, aber auch streng, stur und manchmal altklug, aber das liebe ich umso mehr an ihr.“ Gerade hat Adrien es geschafft mein Herz zu berühren, auch wenn ich dachte, ich könnte nur Cat Noir mein Herz schenken. Diese Worte waren voller Liebe ausgesprochen und vollkommen ernst, sodass er unerschütterlich hinter diesen steht. Deswegen kommen mir ein paar Tränen, weil ich ihn nur verletze mit meiner Art diese ganze Sache anzugehen. Entgegen meiner Vorsätze gehe ich die wenigen Schritte auf ihn zu, setze mich auf seinen Schoß und kuschle mich an ihn. Verzeihe mir bitte, Cat Noir, aber er hat sich ebenfalls gerade in mein Herz geschlichen, was mein Dilemma nur noch größer werden lässt. Bis er richtig merkt, dass ich mich an ihn kuschle, braucht er wohl einige Augenblicke, aber er drückt mich näher an sich und seufzt zufrieden aus. „Sie sehen es exklusiv und nur bei uns – die Kinder von Monsieur Agreste und Monsieur Fleur lieben sich. Bleiben Sie gespannt wie es mit den beiden weitergehen wird.“ Reporter! Kurzerhand löse ich mich von ihm, stehe auf ziehe den Stecker, womit die Kamera am Laufen gehalten wird, da es keine tragbare ist. Alle Aufnahmen werden nämlich meistens dadurch gelöscht, wie ich oft genug kennengelernt habe. „Hey, wieso haben Sie das getan?!“ Fragt die mich gerade ernsthaft, weswegen ich das getan habe? „Hören Sie mal, Adrien und ich hatten gerade eine recht private Zeit – auch wenn diese in der Öffentlichkeit stattgefunden hat – und Sie filmen sowie berichten einfach darüber, als ob wir kein Recht auf Privatsphäre hätten, nur weil unsere Väter hochangesehene Designer sind. Würden Sie solch einen Moment anderen Menschen eröffnen, wenn Sie mit jemanden stumpf gefilmt werden?“ „Nein, das wäre für mich keineswegs eine Option.“ „Sehen Sie? Für uns nämlich auch nicht und darum habe ich den Stecker gezogen.“ Einsicht ist der erste Schritt für eine positive Veränderung und ich merke es ihr an, dass sie sich genauso unwohl fühlen würde. Allerdings ist die Pause um und das Tuscheln hört nicht auf. Zwar läuft die Kamera, aber eine gewisse Unruhe ist geblieben und ich setze mich geschafft wieder auf meinen Platz. „Habe ich also Chancen bei dir?“ „Kann sein – auf alle Fälle hast du mein Herz berührt. Fehlt nur noch ein bisschen Bad Boy in dir, dann würde ich zuschlagen.“ „Aha, das lässt sich sicherlich einrichten.“ Sein Grinsen beschert mir dabei eine wohlige Gänsehaut. Seit wann kann er das denn so gut wie Cat Noir? Langsam legt sich die Unruhe und der zweite Akt kann begonnen werden. Besser wie der erste ist er allerdings kein Stück, aber er ist einfacher zu ertragen, da ich mich an meinen Begleiter anlehnen kann, was viel angenehmer ist, als sich eine gemütliche Position im eigenen Sitz zu suchen. Gemütlich wäre zwar anders, aber dennoch eine Genugtuung, dass Chloé nicht mehr an ihn hängt. In der nächsten Pause – die vierzig Minuten dauert – gehen wir zurück in die Lounge und reden wieder entspannter miteinander als die letzten Wochen. Trotzdem bleibt der schale Nachgeschmack, dass ich Cat Noir verraten habe. Lösungen wären jetzt am besten für mich, aber die zu finden ist rar von Erfolg gekrönt. Es kann auch sein, dass die Lösungen, die ich anstrebe zu hoch gegriffen sind, weil ich niemanden verletzen möchte. Liebe ist recht kompliziert. „Meinen Glückwunsch, Mademoiselle Fleur, dass Sie Ihr Glück gefunden habe.“ Ergeben stöhne ich genervt, denn dass der Kerl noch kommen muss, macht den Abend eher schlechter. „Vielen Dank, Monsieur McGlore. Noch sind wir zwar jung, aber sobald es Zeit wird, werden wir heiraten.“ „Vorhin erst das Glück gefunden und schon an Heirat denken. Greifen Sie da nicht etwas zu weit aus dem Fenster?“ „Gewiss nicht, denn Adrien und ich spüren einfach, dass wir zusammengehören und uns niemand trennen kann.“ Um meine Worte zu unterstreichen mache ich es deutlich, indem ich ihm einen Wangenkuss gebe und mich an ihn lehne, sodass er mich fest an sich drückt sowie hält. „Gespannt werde ich auf die Reaktionen Ihrer beider Väter sein, wenn es morgen überall veröffentlicht wird. Einige Redaktionen waren mir sehr dankbar für diese Informationen. Einen schönen Abend noch.“ Siegesgewiss grinsen und dann kein Gegenfeuer meinerseits abwarten können – was für ein hinterhältiger alter Knacker! „Dieser Mann spielt mit finsteren Karten, Shirado.“ „Fürwahr, was ich erst jetzt erkennen konnte, als es zu spät ist. Informiere du deinen Vater, während ich es bei meinem mache, dass ich es vielleicht zu sehr mit dem Kuscheln übertrieben habe.“ „Klar, mache ich, wenn er denn noch wach ist.“ Stimmt, es ist fast halb elf am Abend. Egal, Vater verdient sowieso eine verbale Abreibung und die kann ich ihm in unserer Landessprache am besten verpassen, als ich ihn an der Strippe habe. Erst nach meiner Standpauke darf er reden und er fragt nach, ob ich keine Verletzungen davongetragen habe, weil McGlore wohl ein gefährlicher Zeitgenosse ist, was ich verneine und es ihn beruhigt. Da ich nun etwas bei ihm gut habe, kläre ich ihn von dem Umstand auf, was zwischen Adrien und mir geschehen ist. „Gut, ich werde nicht böse auf euch sein, aber dann möchte ich, dass du es auch ernst meinst, Spatz. Küsse mit Cat Noir austauschen und gleichzeitig Adrien versichern ihn zu lieben geht gar nicht.“ Wie soll ich ihm das denn erklären? „Machen Sie sich da keine Sorgen, Monsieur Fleur, ich glaube nämlich, dass Cat Noir dafür Verständnis aufbringen wird.“ „Woher kommt denn diese Sicherheit?“ „Schwarze Katzen haben Ihrer Familie doch immer Glück gebracht, also warum sollte es heute anders sein?“ Dass der Blonde einfach mein Handy genommen hat, um mein Gespräch zu übernehmen, finde ich ungewöhnlich reizend von ihm. Definitiv sollte ich zum Arzt gehen, wegen meiner Gefühle und den körperlichen Reaktionen darauf, denn gesund kann das nicht sein. „Papa wird sich noch bei Ihnen gleich melden – er hat es weniger gut aufgenommen, dass ich es ihm nicht vorher gesagt habe.“ „Hahaha, kein Problem, ich regle das. Mein „Töchterchen“ und du werden sicherlich ein süßes Paar abgeben.“ „Vielen Dank, Monsieur Fleur.“ „Genießt den weiteren Abend, ich muss mich dann um einige andere Dinge heute noch kümmern.“ Damit wäre das Gespräch beendet und ich möchte mein Handy an mich nehmen. „Na, na, na, Shirado, erst bekomme ich einen Kuss dafür, dass ich dir die Arbeit abgenommen habe.“ Will er mich ärgern und wie Cat Noir sein? Irgendwie ahne ich, dass er das vorhin gemeint hat, dass er sich das einrichten kann. Keineswegs übel und ich nähre mich ihm, sodass er in freudiger Erwartung schon die Augen schließt, worauf ich gehofft habe, denn ich überbrücke den Abstand jetzt, gebe ihm einen Kuss auf die Wange und nutze die Überraschung seinerseits aus, um mein Handy zu schnappen sowie es wegzustecken. „Guter Schachzug, Myl…, ähm, Shirado.“ Wollte er mich gerade Mylady nennen, genauso wie es der Kater gerne macht? Sorgen muss ich mir um ihn nicht machen, oder? Gegen Ende der Pause werde ich gebeten hinter die Kulissen zu gehen auf Wunsch vom Maestro, was ich nicht verstehe, da ich ihn keineswegs kenne, aber gut, wenn man mich darum bittet und es mir vom Gemüt her besser geht, habe ich nichts dagegen. Ziemlich dunkel hier hinten und dies mag ich seit den Vampiren wirklich kein Stück. Plötzlich geht ein Scheinwerfer an und blendet mich direkt, sodass ich kaum noch überhaupt irgendwas erkennen kann. „Willkommen zu meiner Show, Mademoiselle Fleur. Ich bin sicher, dass sie höllisch guten Spaß haben werden.“ Was faselt diese männliche Stimme denn da? Kaum gewöhne ich mich an das grelle Licht, wird es wieder stockfinster und ich fühle mich eingeengt. Wo bin ich denn nun? „Hören Sie mich? Durch Ihre Aktion sind die kostbaren Liveaufnahmen gelöscht worden, nur weil diese Reporter nicht aufgepasst haben. Deswegen werden Sie jetzt ein Teil meines neuen Ensembles werden. Darauf dürfen Sie sich freuen, denn je mehr Ihr Instrument gespielt wird, desto näher kommen Sie der Hölle.“ Wie tief kann eine Person sinken sich über Liveaufnahmen zum Bösen verführen zu lassen? Sicherlich hat er von jedem Konzert solch eine Aufnahme, da macht diese eine doch nichts, wenn ich dadurch mein Privatleben retten wollte, oder? Oder waren es die allerersten? Dennoch kein Grund mich in die Hölle zu schicken. Zudem bin ich wohl wirklich in einem Instrument gefangen, wenn ich ihm Glauben schenken kann, weil ich bei Scheinwerferlicht das Trommelfell sehen kann, aber bei der Größe, muss das Fell echt dick sowie fest sein. Versuchen kann ich es ja mich zu befreien, aber bei jedem weiteren Versuch meiner Bemühungen fühle ich mich schwächer. Woran liegt das denn schon wieder? „Meine Damen und Herren, wir haben eine Neubesetzung für den dritten Akt genommen und werden Ihnen eine recht seltene Sammlung an klassischer Musik präsentieren. Wie Sie sehen können, sind die Instrumente an unsichtbaren Fäden befestigt und werden alleine durch Bewegungen zum Spielen angeregt, während Sie das musikalische Hölleninferno hören werden. Mademoiselle Fleur hat sich dafür bereiterklärt ihr Dasein zu opfern, damit Sie zuhören können.“ Bitte WAS?! Auf diesen Schwachsinn zu kommen kann doch nur das Werk von bösen Mächten sein – was mir früher hätte auffallen müssen, bei der unheilvollen Art und Weise, wie ich hier eingesperrt worden bin. Panik bricht aus, wie ich hören kann, denn kaum ertönen die ersten Noten, scheint es irgendwo hier im Raum zu brennen und die Türen scheinen verschlossen zu sein. Jedes Mal, wenn mein Instrument getroffen wird, fühle ich mich noch schwächer als vorher. Angst macht sich in mir breit, weswegen ich mich Stück für Stück noch schwächer fühle, sodass ich keine richtigen Gedanken mehr aufnehmen kann. „Nicht so schnell, Maestro Infernal – ich habe da noch ein Wörtchen mitzureden, bevor Sie Shirado opfern wollen.“ Cat Noir ist da! Gerne würde ich ihn sehen, aber meine Sicht verschwimmt. „Los, alle raus hier!“ Ladybug kann ich auch hören, wie sie wohl eine der Türen aufbekommen hat und die Leute in Sicherheit wissen will. Jedoch hört das Hölleninferno keineswegs auf und legt sogar an Tempo zu. Können die beiden den Maestro nicht aufhalten? Leider sehe ich nichts, weshalb ich schlecht einschätzen kann, was außerhalb dieser riesigen Trommel passiert. „Wo könnte bloß der Akuma sein?“ „Im Taktstock! Immerhin benutzt er den, um uns Instrumente an den Hals zu hetzen.“ Schlaues Katerchen, welches dies beobachtet hat. Beeilt euch allerdings beide bitte, denn ich halte kaum noch durch. „Deine dunklen Zeiten sind vorbei, kleiner Akuma – gleich musst du nicht mehr böse sein!“ Jeden Moment müsste alles in Ordnung sein, zumal beide ihre Kräfte noch nicht genutzt haben, aber es passiert nichts. Das musikalische Hölleninferno dreht sogar noch mehr auf. „Kann es sein, dass es hier eine doppelte Akumatisierung gegeben hat?“ „Könnte ja auch eines dieser Wesen sein, die hinter Shirado her sind.“ „Aber dies würde bedeuten, dass wir uns beeilen müssen, bevor es zu spät sein wird.“ „Hehehe, hahaha, ihr habt keine Chance, denn die letzten Akkorde werden gerade eben gespielt.“ Geht es mir deswegen so schlecht, dass ich am liebsten nur noch schlafen möchte? „Juchu, Ladybug! Ich habe hier vielleicht etwas, was helfen könnte!“ Chloé? Ihre Stimme würde ich echt immer erkennen, aber ich dachte nicht, dass dies am Ende meiner Kräfte sein würde. „Dann nutze es, denn wir haben keine Zeit zu verlieren, Chloé!“ „Ist ja gut, du kannst mir später danken. Talisman der Zeit – ich habe die Bedingung erfüllt, um dich aktivieren zu dürfen. Erfülle mir meinen zeitlichen Wunsch und bringe das Orchester dazu neu zu beginnen, indem es zurück auf Anfang gesetzt wird!“ „Nein!“ Lieber doch, denn ich spüre, dass ich meine Kräfte zurückerhalte und vitaler bin als vorher, was bedeutet, dass Chloé in der Zeit bis jetzt fünfzig selbstlose gute Taten vollbracht hat und sie nutzt den Talisman der Zeit sogar sehr weise – hätte ich ihr ehrlich nicht zugetraut. „Du niederes Geschöpf hast es gewagt mich zu stören! Dafür wirst du büßen – zum Angriff!“ „Verschwinde lieber Chloé, es ist zu gefährlich für dich!“ „Alles was du willst Ladybug – bedanke dich später bei mir! Das meine ich ernst!“ Kampfgeräusche sind zu hören und wie einige Instrumente wohl das Zeitliche segnen – dennoch geht das Hölleninferno weiter. Nun bewegt sich mein Instrument und neben mir kracht es plötzlich, als ob jemand dieses zerstören wollte. „Cat Noir…, Ladybug…“ „Hier drüben ist Shirado drinnen, Ladybug!“ „Verwende nicht den Kataklysmus! Den brauchen wir noch für das Wesen in Maestro Infernal!“ Witzig, ich komme aus eigener Kraft hier nicht heraus und das Instrument bewegt sich viel zu wild, um wohl Angriffen auszuweichen, die erfolgen. „Bald ist es soweit – dann wird mein Meister auferstehen und sich allen Menschen bemächtigen.“ Düstere Zukunftsaussichten möchte ich auch nicht vor meinem Ende hören. „Glücksbringer!“ Hoffentlich irgendwas, womit sie schnell agieren kann, denn die Uhr tickt. Risse entstehen in dem Instrument, in dem ich bin und es zerbricht. Dadurch spüre ich nichts mehr und bin im freien Fall hinunter, werde allerdings frühzeitig aufgefangen und zwar von Ladybug, was auch neu ist. „Endlich haben wir dich befreien können. Geht es dir gut?“ „Ja, danke. Habt ihr den Oni herausbekommen? Er muss ihn ausspucken, sobald er seinen Fehler einsieht.“ „Leider noch nicht, aber du solltest dich ausruhen, Shirado.“ Kurz schüttle ich den Kopf, denn ich kann mich nicht ausruhen, wenn ich auch noch dummerweise der schwachsinnige Grund für dessen Verwandlung war. Sie lässt mich runter und hält mich noch, weil meine Beine nachgeben würden, ohne Hilfe. Toll, ich fühle mich schrecklich – da hat mir das Ruckeln in dem Instrument besser gefallen. Noch immer will sie mich in Sicherheit bringen, aber vielleicht bin ich immer noch der einzige Mensch, der den Oni herausbekommt. Die Frage nach dem Glücksbringer hat sich erübrigt, als sie diesen vom Boden eben aufsammelt – es sind Notenblätter. Manchmal stellt der Glücksbringer sie echt vor Herausforderungen. „Lass mich einfach hier sitzen und hole mir bitte ein Mikrophon, Ladybug.“ Im Handumdrehen hat sie es bei sich und wehrt nebenbei Instrumente ab, während Cat Noir versucht den Maestro zu treffen. Chaos pur und die Zeit rennt uns davon, weil sie ihre Kraft schon benutzt hat. Fieberhaft versuche ich die Blätter richtig zu sortieren, bevor ich einfach anfange die Noten zu summen. Prompt hören die Instrumente auf wütend herum zu schweben und nehmen ihren Platz auf der Bühne ein, um die Melodie mitzuspielen. Sollte ich alles richtig machen, würde dies eine Art Beruhigungslied werden, was wohl den Maestro an seine Kindheit erinnert. Ab der Hälfte muss ich anfangen mit den Vokalen zu singen, denn sonst würde alles schrecklich abstumpfen. Gegen Ende ist alles ruhig hier im Saal. „Woher können Sie so gut singen, Mademoiselle Fleur?“ „Ich singe gerne und auch viel, wenn ich die Zeit finde, aber ich brauche eine gute Mischung – nur langweilige Ouvertüren zu hören, auch wenn sie flott im Mittelteil werden, lässt mich zu sehr abschalten. Es tut mir Leid, dass Sie Ihre Liveaufnahmen durch mich nicht erhalten konnten, aber mir ist Privatsphäre recht heilig und das, was zwischen Adrien und mir passiert, war noch gar nicht unter Dach und Fach. Aus meiner Sicht bin ich mir sicher, dass Sie andere schöne Liveaufnahmen bekommen und mein Tipp ist, dass es keine Reporter sind, die sind nur an Klatsch interessiert.“ „In meiner Wut habe ich dies alles aus den Augen verloren und auf die Worte eines Fremden eher vertraut sowie auf die eines fremdartigen Wesens. Durch mein Handeln war ich nicht professionell. Bitte verzeihen Sie mir, dass ich Sie opfern wollte. Es ist nicht gutzumachen, aber ich kann nur darum bitten.“ „Ist schon in Ordnung.“ Lächelnd bedankt er sich und krampft danach, nur um ein anderes kleines finsteres Wesen auszuspucken, welches schnell die Biege machen will. „Kataklysmus!“ Zum Glück ist Katerchen flink und zerstört es im Handumdrehen, sodass Ladybug ihren Spruch aufsagen kann und damit alles wieder im Lot ist. Allerdings muss sie früher weg als Cat Noir und ich bin noch zu fertig mit der Welt. Mein Heldenprinz in schwarzer Rüstung sieht mich besorgt an und ich winke ihn zu mir, denn ich habe ja noch eine wichtige Sache zu klären. Werde jedoch stürmisch umarmt und dies richtig kräftig. „Für mich ist beinahe eine Welt zusammengebrochen, Shirado. Dich liebe ich doch so sehr und dass du beinahe geopfert wurdest, war für mich ein schrecklicher Gedanke. Dabei wollte ich dich doch immer beschützen, indem ich dein zweiter Schatten bin.“ Selbstvorwürfe bringen uns auch nicht weiter und vielleicht liegt es daran, dass ich total kaputt bin, aber ich kann klarer formulieren, als ich mir ausgemalt habe. „Cat Noir, ich liebe dich auch und Adrien liebt mich ebenfalls. Zudem hat er mein Herz berührt und ich will keinen von euch verletzen, was mir in den letzten Wochen hohen Stress verursacht hat. Nun weiß ich, wie du zu mir stehst, aber anscheinend weiß ich nicht, wie ich zu dir und Adrien stehen soll. Trotzdem danke ich dir und Ladybug für die wundervolle Unterstützung. Alles könnt ihr gar nicht schaffen und du bist ein Held von Paris, nicht mein persönlicher Bodyguard, weswegen du dich in erster Linie auf die Rettung von Paris konzentrieren solltest, denn damit sicherst du mich ebenfalls.“ „Was dein Liebesproblem anbelangt, kann ich dir versichern, dass es in Ordnung ist, wenn du uns beiden dein Herz schenkst. Leider kann ich nicht immer lange und viel bei dir sein, wie ich gerne möchte, aber Adrien kann es. Andersherum kann er dich ohne Superkräfte nicht genug vor solchen Gefahren beschützen wie ich. Glaube mir, dass du uns beiden gehören kannst.“ Daraufhin küsst er mich einfach und verbietet mir die Chance weitere Worte auszusprechen, bevor er wieder weg muss. Die ganze Zeit hat der Maestro zu uns gesehen, was mich peinlich berührt rot werden lässt. „Mademoiselle Fleur, Sie scheinen recht begehrt zu sein. Ein Superheld und ein Supermodel – dürfte ich dies zu meinem neuen Ensemble hinzufügen? Ihren Geschmack möchte ich gerne mit einbinden, damit auch die jüngere Generation mehr Gefallen an Klassik findet.“ „Tun Sie sich keinen Zwang an, ich bin nur froh, dass wir den Oni aus Ihnen bekommen konnten. Stress sollten Sie mit Ihren ganzen Musikern senken, dann wird weniger geschehen. So einen Tag Freizeit zwischen Reise und Auftritt, wo nichts gemacht werden muss, wirkt schon Wunder.“ „Haha, ja, Sie haben Recht. Ich werde mich nun bei meinen Mitarbeitern entschuldigen und Sie haben sicherlich noch mit Ihrer Verabredung genug um die Ohren.“ Verschmitzt grinst er, während er sich verabschiedet und ein keuchender Adrien stoppt direkt vor mir. Aha, das meint er also mit seinen Worten. „Endlich habe ich dich gefunden und es geht dir gut, Shirado.“ „Subjektive Einschätzung deinerseits – mir geht es schrecklich. Ich fühle mich, als hätte man mir das Leben zweimal ausgesaugt und danach mit aller Gewalt wieder reingeprügelt. Kein sehr angenehmes Gefühl, sage ich dir.“ „Hehe, kann ich mir vorstellen. Kannst du aufstehen und zur Limousine gehen? Die Polizei kommt nämlich sofort und ich würde gerne ins Bett.“ „Ohne Hilfe leider nicht.“ Er hilft mir auf und will schon los, aber ich halte ihn stärker fest, damit er anhält. „Vorhin habe ich mit Cat Noir geredet und er findet es in Ordnung, dass du mich liebst und mein Herz bei dir ebenfalls reagiert. Verstehe ich zwar nicht, wie er darauf kommt zu teilen, obwohl ich kein Gegenstand bin, aber das liebe ich an ihm so sehr. Klinge ich gerade verrückt?“ „Ein wenig, aber was sagst du dazu?“ „Dass ich dir die gleichen Chancen geben werde, wie Cat Noir es unterschwellig gesagt hat, nur, dass ich am Ende vielleicht zwei Kerle liebe.“ „Doppelte Liebe von charmanten Schönlingen also – du bist aber ein heißer Feger der nichts anbrennen lässt.“ „Musst du gerade sagen, Frauenschwarm.“ Kichernd begeben wir uns ein Stück weiter und auf halben Wege überwinde ich mich, um ihn zu küssen, was er sofort erwidert, als hätte er darauf gewartet. Merkwürdigerweise küsst und schmeckt er genauso wie Cat Noir, aber das macht es einfacher, denke ich. Auf einmal spüre ich den Boden unter meinen Füßen nicht mehr und er trägt mich stumpf hinaus, wo Ricardo mich annimmt, damit wir nach Hause können. Vater wird wieder einen kleinen Anfall bekommen, weil es mir weniger gut geht, aber dafür habe ich das Wochenende, um mich zu erholen, also verpasse ich nichts. Wir verabschieden uns und auf dem Heimweg schlafe ich ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)