Gin - Kaltblütiger Mörder im Körper eines Kindes von ginakai ================================================================================ Kapitel 37: Auf dem Dach ------------------------ Akai seufzte und setzte sich im Bett auf. Wirklich Hunger hatte er noch nicht, aber das konnte sich später ja noch ändern. Jetzt drehte er den Kopf zur Tür und erwartete einfach den Besuch, welcher bestimmt nicht lange brauchen würde um zu kommen. Immerhin klang die Krankenschwester etwas genervt und hatte vermutlich schon zuvor versucht den Besuch von ihm fernzuhalten. "Die Ablenkung verhindert aber, dass ich zu sehr ins Grübeln gerate." Genau wie der Agent gedacht hatte, öffnete sich auch schon kurz darauf die Tür. Als erstes sah er Jodie, doch da sie einen Moment wartete bevor sie den Raum betrat, senkte Akai den Blick und bemerkte so auch Conan. "Hallo! Ich habe gehört, dass Sie bei einer Mission verletzt wurden und erst vorgestern wieder aufgewacht sind! Wie geht es Ihnen?", begrüßte der Junge ihn fröhlich. "Im Vergleich zu vorgestern schon besser, wenn ich mir Shu so ansehe.", stellte Jodie fest und ersparte Akai somit die Antwort. "Ja, ich bin noch etwas müde, aber es wird mit jedem Tag besser.", sagte der Agent daher, während sich die Beiden einen Stuhl neben das Bett stellten. "Tut es sehr weh?", wollte der Kleine Detektiv wissen. "Es geht.", log Akai. "Wirklich? Sie haben Ihr Mittagessen scheinbar nicht angerührt und in der Tablettenbox sind noch so viele Schmerztabletten, da haben Sie bestimmt kaum welche genommen! Die Schmerzen verhindern, dass Sie tief schlafen können und deswegen sind Sie auch so müde!", stellte der Junge fest. "Ertappt.", dachte Akai. "Ich vertrage Schmerztabletten leider nicht sonderlich gut und kann daher nicht so viele nehmen.", erklärte er daher von einem logischen Standpunkt aus. "Ach so! Dann ist ja gut!", antwortete Conan. "Wie macht sich denn die Frau, welche gestern noch hier war?", fragte Akai Jodie. Merlots Codenamen wollte er vor Conan nicht benutzen und Merlots richtigen Namen kannte er nicht, aber Jodie wusste auch so wen er meinte. "Sie geht dem armen Camel ganz schön auf die Nerven. Ich weiß ja nicht, was du mit ihr angestellt hast, aber sie plappert unentwegt. Ich bin echt froh, heute nicht bei ihrer Befragung dabei sein zu müssen." Akai lachte leicht. "Das kann ich mir vorstellen. Es war schon erstaunlich, dass sie solange durchgehalten hat!" Conan lauschte dem Gespräch aufmerksam. "Um wen geht es denn?" Akai richtete den Blick auf ihn. "Um eine junge Frau, welche mir bei der letzten Mission ordentlich geholfen hat. Um sie vor der Organisation zu schützen wird sie jetzt ins Zeugenschutzprogramm aufgenommen. Wie geht denn dem Professor? Hat er sein neues Gerät fertigstellen können?", versuchte er vom Thema abzulenken. Conan zögerte kurz, eigentlich wollte er wohl noch etwas fragen, entschied sich nach einem weiteren Blick zu Akai jedoch um. "Nein. Wie ich es befürchtet habe ist es ihm nach vier Tagen um die Ohren geflogen, als er versucht hat den Fehler zu beheben, der dafür gesorgt hat, dass immer nur das vorherige Ergebnis angezeigt wurde und nicht das aktuelle." "Eine neue Erfindung?", fragte Jodie neugierig. "Ja, aber wie so viele ein vollkommener Fehlschlag. Jetzt versucht er gerade...." Akais Gedanken drifteten ab. Er schaffte es zwar noch dem Gespräch soweit zu folgen, dass seine Antworten sinnvoll waren und den anderen Beiden nichts auffiel, doch gedanklich war er mal wieder bei Klein-Gin. Er musste an den Tag denken, an welchem er sich durch einen Fehler seinerseits zu erkennen gegeben hatte und was danach folgte. Als sich Jodie und Conan schließlich verabschiedeten, waren mal wieder einige Stunden vergangen. Müde lehnte sich Akai im Bett zurück und betrachtete den Teller vom Mittagessen. "Schätze das bringt jetzt auch nichts mehr, es gibt eh gleich Abendessen...", dachte er bevor er beschloss seinem Auge noch eine kurze Pause zu gönnen. Es dauerte nicht lange und der Agent wurde von dem geräuschvollen Öffnen der Tür geweckt. Eine neue Krankenschwester kam herein, stellte das Essenstablett auf dem Tisch und verschwand ohne ein Wort mit ihm zu wechseln. "Na die hat ja gute Laune.", dachte Akai, stand aber auf und setzte sich an den Tisch. Es gab erneut Suppe, die ihm aufgrund seines jetzt doch großen Hungers aber recht wenig erschien. Zum Glück hatte es zum Mittagessen Kartoffeln gegeben und mit denen konnte er die Suppe verlängern, wodurch er zum einen mehr zum Abendessen hatte und die Suppe zum anderen auch nicht mehr so heiß war. Eine Weile später kam die gleiche schlechtgelaunte Schwester und holte das Tablett ab. Um ehrlich zu sein störte Akai ihre abweisende Art nicht mal sonderlich, denn so musste er nicht den gutgelaunten, freundlichen Patienten mimen. Da ihm wohl oder übel ohnehin nichts anderes übrig blieb und es bereits abends war, beschloss er sich wieder aufs Ohr zu hauen. Im Bett liegend wanderte sein Blick kurz zu einem Fernseher, der über dem Tisch hing. Das wäre wohl auch eine Möglichkeit sich die Zeit zu vertreiben, doch Akai hielt es für sehr unwahrscheinlich, dass dies seinem noch verbliebenen Auge gut tun würde. Zudem wäre es mit einem Auge wohl anstrengender fern zu sehen. Vorsichtig drehte er seinen Kopf zum Beistelltisch, fragend ob er vielleicht wieder eine Schmerztablette nehmen sollte, wie es ihm der kleine Detektiv von vorhin noch empfohlen hatte. Lieber beschloss der Agent aber erst mal zu warten, falls er wirklich wieder Probleme beim einschlafen haben sollte, könnte er im Nachhinein noch eine Tablette nehmen. Während er sein Auge schloss, wünschte er sich, dass es ein Mittel gäbe, dass ihn Gin mal nur für einen Tag vergessen lassen würde. So hätte er wenigstens Zeit sich über andere, womöglich wichtigere Dinge Gedanken zu machen. Der Silberhaarige raubte ihm wirklich alles an Konzentration. Schließlich gab Akai auf, seine Gedanken und Sorgen zu verdrängen. Es war ihm letztlich doch egal an was und wen er dachte, solange er überhaupt schnell einschlafen könnte – und umso schneller das geschehen würde, desto weniger Zeit hätte er an Gin zu denken. Aus dem Grund beschloss Akai, sich schnell von Müdigkeit einholen zu lassen und möglichst rasch in einen tiefen Schlaf zu verfallen… ... Die Geräusche von langsamen Schritten erfüllten den leeren, dunklen Flur im Krankenhaus. Das einzige Licht wurde von einem Warnschild erzeugt, welches zu einem Notausgang deutete. Doch dieser Ausgang war nicht das Ziel jener Person, die gerade durch den Gang schreitete. Hätte man jetzt einen Blick in das Zimmer von Akai geworfen, wäre das Bett dort drin nun leer gewesen. Er wusste nicht, dass er sein Bett verlassen hatte. Er wusste ebenso wenig, dass ihm eine kräftige Person dazu unbemerkt verholfen hatte und ihn scheinbar gerade auf ihren Händen die Treppe hinauf trug. Er schlief bis zu dem Moment, als er ein dumpfes knarren einer Tür vernahm. Doch er hatte nicht gehört, wie diese geöffnet wurde, scheinbar war sie das bereits zuvor gewesen. Die Person, die ihm fest im Arm hielt, beachtete das weitere Warnschild nicht, welches eindeutig darauf hinwies, dass das Betreten dieses Bereiches verboten sei. Mit geschlossenem Auge spürte Akai, wie kühle Luft seine Haut berührte. Er nahm den frischen Wind an seinen Ohren wahr, der zugleich sein Haar durchwehte. "Bin ich etwa draußen…?" Erst in diesem Augenblick bemerkte er, dass sein Körper sich immer weiter fortbewegte, auch wenn seine eigenen Beine nicht dafür gesorgt hatten. Plötzlich stoppte die vermeintlich unbekannte Person. Am Rand des Daches blieb sie stehen. „Der Mond ist so schön heute Nacht...“, begann eine tiefe Stimme zu reden. Akai hörte sie nur schwach, doch merkte dennoch, dass die Stimme ihm vertraut war. „Präge dir dieses wunderschöne Szenario gut ein, denn sie wird das Letzte sein, was du siehst...“ Der Mann ließ seinen Blick wandern. Er wusste bereits, dass Akai wach war, trotz keinerlei Regung und geschlossenem Auge. "Wer ist das…?" Akai wollte ihn ansehen, doch ein unerklärliches Gefühl hinderte sein Vorhaben. Sein Körper war wie gelähmt und vollkommen den Händen des Mannes überlassen, der ihn gerade trug. Akai war sich sicher, ihn zu kennen, doch noch wollte kein Gesicht vor seinem Auge erscheinen. "Freust du dich nicht? Zum Abschied von deinem Erzfeind auf Händen getragen zu werden?" Der Mann senkte seinen Kopf und sah den Agenten direkt an. Nun konnte auch dieser endlich sein Auge öffnen. Gin‘s Erscheinung, nach die er sich so sehr gesehnt hatte, offenbarte sich ihm. „G-Gin?“, war das Einzige, was Akai‘s Lippen vor Verwirrung entwich. Bevor er sich seiner Situation vollkommen bewusst werden konnte, breitete sich ein Grinsen in Gin‘s Gesicht aus, gewiss war es kein freundliches. „Sayonara.“, sprach er und ließ Akai zu keiner Erwiderung mehr kommen. Dieser hatte die kurze Verabschiedung des Silberhaarigen nicht gehört, er sah nur, wie dessen Lippen sich bewegten und doch hätte er ihm das ausgesprochene Wort daran ablesen können. Kurz darauf spürte er, wie sich Gin‘s warme Hände lockerten und sein schwacher Körper ihm entglitt. Er stürzte in die Tiefe. Schweißgebadet schreckte Akai auf und sah sich hastig im Zimmer um. Trotz Erleichterung, dass er sich noch im Bett befand, schlug ihm sein Herz bis zum Hals begleitet von einem Stich im rechten Auge. "Nur ein Traum...", stellte er fest. Sein Blick richtete sich zur Uhr, es war gerade erst 5:00 Uhr morgens. Mit zitternden Händen goss er sich ein Glas Wasser aus der Flasche ein, welche ihm irgendeine Krankenschwester gebracht haben musste. Das Stechen in seinem Auge war zwar abgebrochen, doch sein beschleunigter Puls hallte in dem dumpfen, schmerzendem Pochen wieder und so entschloss er sich doch eine Schmerztablette zu nehmen. Danach lehnte er sich im Bett zurück. Der Agent fuhr ich mit einer zitternden Hand durch die Haare und wie ein Mantra wiederholte er gedanklich: "Das war nur ein Traum....ein Traum....nichts weiter als ein Traum....reiß dich zusammen!!! .... Nur.... ein Traum." Langsam beruhigte sich seine Atmung, doch sein Herzschlag brauchte länger. Als sich Akai erneut mit der Hand durch die Haare fahren wollte, bemerkte den kalten Schweiß auf seiner Stirn. Erneut schloss er sein Auge, atmete tief durch und stand dann langsam auf um sich in das Bad zu begeben. Dort spritzte er sich Wasser ins Gesicht. Langsam beruhigte sich sein in Panik verfallener Körper und er konnte wieder klarere Gedanken fassen. "Ich kann doch nicht ständig an Gin denken! Er verfolgt mich ja schon in meine Träume...." Doch langsam verblasste der Traum, nur den bitteren, enttäuschten Geschmack von Verlust, Todesangst und Trauer wurde Akai nicht so schnell los. "Egal, wie ich es dreh und wende, es wird am Besten für uns sein, wenn wir uns nie wieder begegnen." Entschlossen diese Entscheidung ernst zu nehmen und auch nach seiner Entlassung daraufhin zu arbeiten, dass er ein Gin-freies Leben führen würde, verließ Akai das Bad und legte sich nach einem weiteren Glas Wasser wieder ins Bett. Um etwa 8:00 Uhr kam eine Schwester herein, um Akai zu wecken. Er hatte schon fast wieder vergessen, dass ihm heute der Verband gewechselt werden sollte, was die Schwester ihm auch nach einer morgendlichen Begrüßung sofort mitteilte. "Wie geht es Ihnen?", fragte sie, da ihr nicht entgangen war, dass ihr Patient in irgendeiner Weise mitgenommen wirkte. "Es ist nichts, ich habe nur schlecht geschlafen.", versuchte dieser es wieder herab zu spielen. "Haben Sie denn keine Schmerztablette genommen?", erfolgte sogleich die Frage als ihm der Verband und die Kompresse abgenommen wurden. "Doch...", kam es daraufhin nur leise. "Wissen Sie schon, wann ich ungefähr entlassen werde?", versuchte Akai vom Thema abzulenken. "Hmm so genau kann ich Ihnen das nicht sagen, da sollten Sie morgen mit dem Arzt sprechen.", meinte die Schwester während sie vorsichtig eine Augenklappe um seinen Kopf schnürte. Er hoffte wirklich, dass er nicht noch mehrere Tage hier bleiben musste. Noch etwas länger und er würde wahrscheinlich durchdrehen. "Sie sollten darauf achten, dass der Verband nicht nass wird. Beim waschen können Sie ihn ruhig abnehmen, doch bitte vermeiden Sie das Wasser an die Wunde kommt.", belehrte die Schwester ihn als sie fertig war. "Das werde ich.", bestätigte Akai daraufhin. Ehe er sich versah, war die Krankenschwester auch schon wieder weg, bevor sie noch Bescheid gab, dass das Frühstück bald fertig sein würde. Nach einer Weile vibrierte plötzlich Akai's Handy auf dem Beistelltisch - das schien wohl die erste SMS seit Tagen gewesen zu sein. Als Akai nachsah war es allerdings nur eine Entschuldigung von Jodie, die aussagte, dass sie heute nicht kommen könnte, da sie anderweitig zu tun hat. "Dafür brauchst du dich wirklich nicht entschuldigen..." Akai war erleichtert, heute wohl keinen Besuch empfangen zu müssen. Der restliche Tag verlief recht entspannt. Kurz versuchte Akai auch fernzusehen, doch das war mit einem Auge anstrengender als er vermutet hatte und so gab er es nach den Nachrichten auf. Diese zwang er sich jedoch durchzuhalten, immerhin wurde kurz von dem Brand in der Villa berichtet, aber die spärlichen Informationen brachten ihm auch nichts. So ging er im er Zimmer auf und ab, setzte sich mal an den Tisch und mal an Fenster. Wie er feststelle, war es angenehmer in die Distanz zu sehen, sein Auge fühlte sich dabei deutlich wohler. Obwohl sich der Agent zwischendurch immer wieder hinlegte, brachte ihm das, wenn er ehrlich war, nicht wirklich etwas. Schlafen konnte er nicht und wenn, dann verfiel er eher in eine Art Dämmerzustand aus dem er bei dem kleinsten Geräusch aufschreckte und was ihm mehr Energie kostete als brachte. So war er am Ende des Tages doch erleichtert, als die Nachtschwester kurz bei ihm herein sah um zu sehen, ob alles in Ordnung sei und er bis zum nächsten Tag mit keiner Störung mehr zu rechnen hatte. Müde stand Akai dann im Bad vor dem Spiegel und betrachtete die Augenklappe. Die Schwester hatte ihm zwar gesagt, er könne diese zum waschen abnehmen, doch irgendwie war er noch nicht bereit der Tatsache ins Auge zu blicken. Ein leichtes Lächeln stahl sich auf seine Lippen. "Welch passender Ausdruck...", dachte er bevor er sich schnell fertig machte. Wieder am Bett betrachtete Akai nachdenklich die Tablettenschachtel mit den Schmerztabletten. Abgesehen von dem unangenehmen Druck verspürte er kaum noch Schmerzen im Auge, doch je nachdem wie schnell er sich bewegte kamen sie mit überraschender Intensität wieder. Seufzend entschloss er sich doch dazu eine zu nehmen. Sein Schlaf war auch ohne Schmerzen schon unruhig genug. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)