Gin - Kaltblütiger Mörder im Körper eines Kindes von ginakai ================================================================================ Kapitel 36: Arzt ---------------- Müde blinzelte Akai der Schwester entgegen, welche die Vorhänge vom Fenster zurück schob und es zum lüften öffnete. "Guten Morgen!", sagte sie freundlich und für seine Stimmung etwas zu gut gelaunt. "Der Arzt kommt gleich vorbei und will sich Ihr Auge ansehen. Bei der Gelegenheit werden wir auch gleich den Verband wechseln.", klärte sie ihn auf. Ohne auf eine Reaktion des müden Agenten abzuwarten war sie auch schon wieder verschwunden. Akai ließ sich nochmal kurz ins Kissen zurück sinken und gestattete es sich nochmal kurz sein Auge zu schließen, bevor er das Bett verließ und in das kleine angrenzende Bad ging. Bisher hatte er es vermieden einen Blick in den Spiegel über dem Waschbecken zu werfen, was durch sein eingeschränktes Sichtfeld auch nicht sonderlich schwierig war. Nachdem er sich jetzt jedoch etwas Wasser ins Gesicht gespritzt hatte, richtete er den Blick ganz bewusst auf sein Spiegelbild. Ein dunkler Augenring war unter seinem linken Auge erkennbar und seine Haut war recht blass. Am auffälligsten war natürlich der Verband, welcher sein rechtes Auge verbarg und der über Stirn und Hinterkopf gewickelt war, damit er nicht verrutschte. Ohne den Blick abzuwenden, strich Akai langsam mit einer Hand über den Verband, während er sich mit der anderen am Waschbeckenrand abstützte. "Wie es wohl darunter aussieht?", fragte er sich unweigerlich und schon musste er wieder an Gins Gesicht in dem kurzen Moment vor dem Schuss denken. Er schüttelte den Kopf, um das Bild zu vertreiben und bereute diese Entscheidung sofort. Stechender Schmerz fuhr ihm bei der schnellen Bewegung durch das Auge und er musste sein schmerzvolles Stöhnen unterdrücken. Jetzt bereute er es, gestern Abend keine Schmerztablette genommen zu haben. Akai stützte sich wieder mit beiden Händen am Waschbecken ab und wartete, bis sich der Schmerz zu einem dumpfen Pochen verringert hatte, dann spritzte er sich noch einmal Wasser ins Gesicht, trocknete sich die Hände am daneben hängenden Handtuch und verließ das Bad genau in dem Moment, in dem der Arzt das Zimmer betrat. "Oh, Sie sind ja schon auf den Beinen!", begrüßte ihn dieser freudig überrascht. "Ja, ich halte es nicht lange im Bett aus.", antwortete Akai ihm. "Überstürzen Sie aber nichts. Unsere Augen tragen erheblich zu unserem Gleichgewichtssinn bei und die Schmerzen spielen dabei ebenso eine Rolle wie das eingeschränkte Sichtfeld und die fehlende Entfernungseinschätzung. Immerhin haben sie nicht nur ein Auge, sondern damit auch die Fähigkeit des räumlichen Sehens eingebüßt.", belehrte der Arzt ihn. "Naja, bei kurzen Distanzen ist es schon etwas gewöhnungsbedürftig, aber ich denke daran gewöhne ich mich recht schnell. Aufgrund meines Berufes bin ich es gewohnt öfter mit einem Auge zu sehen als mit Beiden.", meinte Akai nur und setzte sich auf die Bettkante. "Sie scheinen schon recht gut unterwegs zu sein.", stellte der Arzt fest. "Wie ist es mit Schwindel? Eventuell Übelkeit wenn Sie sich aufrichten?" "Vorgestern war mir noch etwas schwindelig, gestern ging es aber schon deutlich besser. Als ich heute aufgestanden bin, war es nur ganz kurz, jetzt habe ich keinen Schwindel mehr. Übel war mir die ganze Zeit nicht.", gab Akai an. Der Arzt notierte etwas in seiner Akte und Akai sah zur Tür als er hörte, wie sich diese erneut öffnete. Eine Schwester eilte mit frischen Verbänden in der Hand ins Zimmer und entschuldigte sich: "Verzeihung Herr Makanzie, ich wurde von einem anderen Patienten aufgehalten." "Alles gut, wir haben gerade erst angefangen.", meinte der Angesprochene und wandte sich wieder an Akai. "Wir werden jetzt den Verband entfernen. Ich werde mir ansehen, wie die Wunde aussieht und dann wird die Schwester Ihnen eine neuen Verband machen." "In Ordnung.", sagte Akai. Während die Schwester ihm den Verband abnahm stellte der Arzt noch eine weitere Frage: "Wie sind die Schmerzen?" "Es geht. Zum größten Teil habe ich ein Druckgefühl auf dem Auge und einen dumpfen Schmerz. Bei schnellen Bewegungen auch mal ein stechender oder pochender Schmerz. Der gibt sich jedoch recht schnell wieder.", versuchte Akai es herab zu spielen. Er wollte nicht länger als unbedingt nötig hierbleiben. Der Herr Makanzie betrachtete ihn nachdenklich und trat zu ihm sobald die Schwester den Verband vollständig entfernt hatte. Zuletzt nahm sie eine kleine Kompresse ab, welche die Feuchtigkeit aufsaugen sollte. Frische Luft strich über Akais Auge, welches sich seltsam fremd anfühlte. Es war wie betäubt und erst als er von Herrn Makanzie aufgefordert wurde sein Auge zu öffnen wurde ihm bewusst, dass er dieses wohl geschlossen gehalten haben musste. "Es ist gut zu sehen, dass es nicht wieder geblutet hat.", stellte der Arzt fest. "Nicht erschrecken, ich taste die Umgebung des Auges etwas ab. Das kann etwas unangenehm sein und eventuell auch weh tun, das bitte ich Sie mir dann aber mitzuteilen.", warnte er seinen Patienten bevor Akai schon spürte wie Finger leicht über seinen Wangenknochen und die Schläfe entlang tasteten. Auch dies fühlte sich unangenehm fremd an. "Das Auge ist noch gerötet, die beschädigten Äderchen im Auge sind jedoch bereits geschlossen, wenn auch noch gereizt.", diktierte der Arzt der Schwester, welche fleißig Notizen in die Krankenakte machte. „Die Lieder und Tränensäcke sind noch gerötet und geschwollen... Wie fühlt es sich an, wenn ich hier entlang streiche?", wurde Akai daraufhin gefragt. "Etwas taub." "Schmerzen?" "Nicht mehr als zuvor.", gab Akai an. Der Arzt nickte und trat ein paar Schritte zurück. "Wie fühlt es sich an, das Auge zu öffnen und zu schließen?" Akai tat dies ein paar Mal um die richtigen Worte zu finden. "Rauh...ein wenig wie Sandpapier. Jede kleinere Luftbewegung ist unangenehm.", gab er zu. Erneut nickte Herr Makanzie. "Das rauhe, was sie spüren sind die Unebenheiten, welche durch die Verletzung entstanden sind. Insgesamt verheilt ihr Auge jedoch gut. Heute machen wir noch einmal einen festen Verband, ab morgen sollte aber ein leichterer reichen. Das Auge benötigt zur vollständigen Heilung auch Luft und sollte daher nicht ständig verbunden sein. Momentan benötigt es aber noch Ruhe, deswegen für heute nochmal der feste Verband.", erklärte der Arzt bevor Akai irgendwelche Fragen stellen konnte. "Wir sehen uns dann in zwei Tagen wieder und zögern Sie nicht, die Schmerztabletten zu nehmen. Es gibt keinen Grund sich unnötig zu quälen. Sie brauchen den Schlaf und die Ruhe um sich zu erholen." Obwohl sich Akai bei den letzten Worten des Arztes irgendwie ertappt fühlte, bedankte er sich und ehe er sich versah war Herr Makanzie schon durch die Tür auf dem Weg zum nächsten Patienten. "Das sind wirklich gute Neuigkeiten.", sagte die Schwester, welche noch im Zimmer war. "In der Tat." stimmte Akai ihr zu. Sie verband ihm das Auge erneut und der Agent stellte fest, dass es doch angenehmer war, das Auge bedeckt zu haben. Mit den Worten "Ich bringe Ihnen gleich ihr Frühstück." verließ schließlich auch die Krankenschwester das Zimmer. Mit langsamen Schritten tapste Akai zum Tisch. Als er sich gesetzt hatte, kam auch schon die Krankenschwester mit einem Tablett in das Zimmer. Auf diesem erblickte Akai Brot mit zwei verschiedenen Marmeladensorten. Mürrisch verzog er das Gesicht, der Anblick war nicht wirklich appetitlich. "Bestimmt ist das Brot trocken...", vermutete er und starrte in die leere Tasse daneben. "Tee?", wurde er plötzlich von der Schwester neben ihn gefragt, da erhoffte sich Akai, dass diese seinen Gesichtsausdruck zuvor nicht bemerkt hatte. "Ja bitte.", meinte er und war überrascht, dass es diesmal kein Wasser dazu gab. Die Frau goss mit einer Kanne heißen Tee in die Tasse. Ein Pfefferminzduft stieg in Akai's Nase. Das war eigentlich nicht die Art Tee, die er gern trank und er erinnerte sich wieder, wie er dem kleinen Gin ab und zu auch einen Tee zubereitet hatte. "Bei dem Gewitter hatte er die Tasse fallen lassen...", kam dem Agenten wieder in den Sinn und er sah zum Fenster, durch welches jedoch die Sonne schien. Er hatte schon gar nicht mehr bemerkt, dass die Schwester noch irgendetwas gesagt hatte bevor sie gegangen war, weshalb er sich kurz verwundert umsah als er feststellte, wieder allein zu sein. Nach einem Bissen vom Brot legte er dieses wieder auf den Teller ab, wie er erwartet hatte war es tatsächlich trocken. "Du musst aber etwas essen.", hörte er plötzlich seine eigene Stimme in Gedanken, eigentlich an Gin gerichtet. "Außerdem hatte ich mich nur in die Küche gestellt, weil du mir sagtest, dass du Hunger hast...", führte er seinen Satz von damals laut fort und begann zu lachen. Er empfand es als witzig, sich schon wieder an gemeinsame Momente mit Gin zu erinnern, obwohl er dies eigentlich vermeiden wollte. Abwesend griff er zu dem Tee und realisierte erst zu spät, dass er daneben gefasst hatte und die Tasse stattdessen versehentlich umwarf. Akai blickte erschrocken zur Seite. Zum Glück war die Tasse nicht auf dem Boden gefallen sondern nur der Inhalt tropfte vom Tisch. Seufzend richtete er die Tasse auf und schob das Tablett von sich weg. "Ich sollte mich mehr konzentrieren...", riet er sich selbst um nicht noch mehr Missgeschicke anzurichten. Er war nicht motiviert dazu den vergossenen Inhalt wieder aufzuwischen und suchte lieber wieder sein Bett auf. Eine Schwester würde sich schon darum kümmern, wenn sie herein käme. Zumal er sich in seiner Lage ohnehin nicht bücken konnte. Es war nur ein kurzer Moment, in welchem Akai eingeschlafen war. Eine Krankenschwester weckte ihn leicht aufgebracht. "Ist mit Ihnen alles in Ordnung?", hörte der Agent ihre Stimme plötzlich und öffnete langsam sein Auge. "J-Ja...", antwortete er während er noch nicht ganz bei sich und etwas müde war. "Ich dachte schon, es sei irgendwas passiert... Sie haben Ihr Essen nicht angerührt...", erklärte die Schwester ihm, das hatte Akai natürlich nicht vergessen. "Es tut mir leid, mir fehlte es an Appetit.", meinte er und setzte sich auf. Besorgt betrachtete die Krankenschwester ihn. "Sie müssen sich wirklich mehr Ruhe gönnen. Seit ihrer Ankunft hier haben Sie einen Besuch nach dem anderen und.…" "Das ist schon okay so.", unterbrach Akai sie. "Das sind immerhin wichtige Besuche.", versuchte er sie zu überzeugen, doch der misstrauische Blick verriet ihm, dass sie nicht wirklich überzeugt war. "Soll ich das Mittagessen noch stehen lassen?", fragte sie ihn zur Sicherheit. Gerade wollte Akai ablehnen als er stutzte...."Mittagessen?" Erst jetzt betrachtete er das Tablett auf dem Tisch genauer und bemerkte, dass dort ein anderer Teller drauf stand. "Nein, ich esse später noch eine Kleinigkeit, lassen Sie den Teller bitte noch da.", sagte er daraufhin. "Ok, stellen Sie ihn dann einfach zum Abendessen mit auf das Tablett, das hier muss ich jetzt mitnehmen. Sie haben übrigens bereits wieder Besuch. Ich hatte eigentlich vor ihn wegzuschicken…" "Lassen Sie ihn bitte kommen. Mit geht es wirklich gut." Die Schwester seufzte. "Ich habe befürchtet, dass Sie das sagen. Ich schicke ihn gleich rein." Bevor die Krankenschwester das Zimmer verließ, stellte sie den Teller mit Kartoffeln und Gulasch auf den Tisch und nahm das Tablett mit. 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