Gin - Kaltblütiger Mörder im Körper eines Kindes von ginakai ================================================================================ Kapitel 33: Zusammentreffen --------------------------- Währenddessen bei Akai und Merlot Inzwischen hatte der Taxifahrer halt gemacht. Sie waren am Ziel. Die Trümmer von Gin's ehemaligem Zuhause befanden sich eine Ecke weiter. Die Beiden auf dem Rücksitz atmeten tief durch. Der Fahrer fragte sich eher, was seine Fahrgäste bei so einem abgelegenen Ort zu suchen hatten. Da öffnete sich das kleine Glasfenster hinter ihm wieder. "Vielen Dank.", meinte eine männliche Stimme im Hintergrund und reichte ihm mehr Geld, als für die Fahrt nötig gewesen wäre. "Würde es Ihnen etwas ausmachen, noch einmal hier auf uns zu warten?" Das schien wohl der Grund für die Großzügigkeit gewesen zu sein. "Meinetwegen, wenn ihr fertig seid bis meine Schicht vorüber ist.", meinte der Fahrer und schaltete den Motor aus, dann lehnte er sich zurück. "Klar doch!", entgegnete Merlot freudig und stieg als erstes aus, von Akai gefolgt. Beide bogen um die Ecke und sahen dann die große Villa, zumindest das was davon übrig geblieben war. "Da wären wir...", kam es leise von Akai, während er die Trümmer musterte. Merlot aber ging einfach schon voraus, da war der Agent gezwungen sie gleich wieder einzuholen. "Sei nicht so unvorsichtig!", ermahnte er sie. "Bis jetzt seh ich niemanden.", antwortete die Frau schulterzuckend. "Du vielleicht nicht..." Daraufhin sah Akai sich nochmals prüfend um. Außer der weiblichen Last neben ihm erblickte er soweit keine andere Person, doch er wurde das Gefühl nicht los, dass man sie beobachtete. "Spürst du das nicht?", fragte er Merlot als sie durch die Überreste des Hauses liefen, eine Tür gab es nicht mehr. "Was denn?", kam es von der Wissenschaftlerin nichts ahnend. "Diesen Blick.. wir werden beobachtet.", immer noch wusste Akai nicht, wo sich diese Person befand. Jemanden, den er jetzt nicht sehen würde, könnte im Nachhinein zur zusätzlichen Gefahr werden. "Kann sein. Ihr FBI Agenten habt für so etwas doch ein besseres Gespür.", entgegnete Merlot und entfernte sich etwas von Akai. Sie stolperte daraufhin plötzlich über eine Art Henkel am Boden, was ihrem Mitstreiter vorerst entfiel. "Kannst du nicht leiser sein?!", zischte er, das Poltern was Merlot erzeugt hatte war eindeutig zu Laut gewesen. "Du wirst bereuen, das gesagt zu haben!" Sie wies stolz auf eine Tür im Boden hin. Dabei musste es sich um den Keller handeln, nach welchem sie gesucht hatten. Akai war erleichtert, dass Merlot doch etwas Nützliches mit ihrem Missgeschick bewirkt hatte. Er legte seine Hände auf die Schultern der noch am Boden sitzenden Frau und sah ihr tief in die Augen. "Du bleibst hier, verstanden? Ab jetzt ist es zu gefährlich für dich.", meinte er ernst. Merlot zog eine Augenbraue nach oben. "Sorgst du dich gerade etwa um mich?" Dann grinste sie. "Ich meine es ernst. Wenn dir irgendwas komisch erscheint lauf zurück zum Taxi. Für dein Leben möchte ich nicht zusätzlich noch die Verantwortung übernehmen.", fügte Akai streng an und nahm seine Hände wieder von Merlots Schultern. "Einverstanden... sicher, dass du alleine zurecht kommst?" Da sah sie ihn auf einmal mit einem besorgten Gesichtsausdruck an. "Diese Frau kann mir gegenüber besorgt sein?", fragte der junge Mann sich ungläubig. Aber vorerst ließ er sich keine Zweifel anmerken. "Keine Sorge. So schnell sterbe ich nicht.", sprach er, merkte im Nachhinein erst, dass er diese Worte schon einmal zu jemandem gesagt hatte. Er sah wieder den kleinen hilflosen Jungen vor seinen Augen. "Gin..." Er musste an seinen Schützling denken, was noch mehr Ehrgeiz in ihm weckte. Als Merlot zur Seite gewichen war, öffnete er die Tür, die ein wenig quietschte. Komplett dunkel war es dort unten nicht, also befand sich dort tatsächlich jemand unten. "Wir sehen uns.", kam es noch von Merlot. Ihr Gegenüber zwang sich ein Lächeln auf. "Ja.", sagte er nickend bevor er hinunter stieg und die Tür endgültig schloss. Als seine Füße unten den Boden berührten, befand er sich in einem tunnelartigen Gang. Am Ende des kurzem Weges erhellte Licht einen etwas größeren Raum, noch konnte Akai aber die Genaue Größe des Raumes nicht einschätzen. Für ein Lager müsste dieser wohl weit ausgedehnt sein. Mit langsamen, aber leisen Schritten ging er voraus. Seine Hand hatte er dabei um seine Dienstwaffe gelegt. Vorsicht sei besser als Nachsicht. Akai fragte sich, ob und wie ihm diese Waffe vielleicht noch von Nöten sein würde. Als er an der weiträumigen Kammer angelangt war, erblickte er zuerst keine Menschenseele. Nur sämtliche Kisten und viele alte, kaputte Möbel fielen ihm ins Auge. Ein paar Schritte weiter trat er in einige am Boden liegende Scherben. Die Ruhe, welche zugleich von Kälte im Raum geschmückt war, erschienen dem Agenten mehr als verdächtig. Er musterte aufmerksam seine Umgebung. Bis zur anderen Seite des Raumes kam ihm nichts Weiteres merkwürdig vor. "Wahrscheinlich sollte ich so weit gehen...", vermutete er und hatte damit Rum's erste Absicht durchschaut. Erst in der hintersten Ecke, an einer Wand, fiel Akai plötzlich ein regloser Kinderkörper auf. Dieser war von silbernen Haar bedeckt und wies einige Schrammen auf. Hinter ihm befand sich eine zusammen gedrückte Decke, als wäre er gegen diese gefallen und hätte sich seit dem nicht mehr gerührt. "Gin!", schrie er fassungslos gedanklich, aber auch froh, den Jungen erst mal gefunden zu haben. Als Akai sich ihm jedoch nähern wollte ertönte eine andere, tiefere Stimme hinter ihm. "Willkommen!", wurde er erfreulich empfangen. Umgehend drehte sich Akai um, als plötzlich ein großer Mann aus der anderen, etwas verdunkelten Ecke hervor trat. "Rum..." Akai hatte keinerlei Zweifel daran, dass es sich bei dieser Person um die Nummer 2 der Organisation handelte. "Ich hätte niemals geglaubt, dass du unser berüchtigter Held bist, der sich so fürsorglich um Gin gekümmert hat...FBI Agent Shuichi Akai.", sprach er lachend, anschließend bildete sich ein hämisches Grinsen auf seinem Gesicht. Doch es hatte dennoch den Anschein als wäre er mit seiner Rede noch nicht fertig. "Ich hatte mir schon gedacht, dass unsere gesuchte Person ein kluger Kopf sein muss - andernfalls hättest du niemals hierher gefunden. Aber ich gebe zu, dass du mich mit deiner Erscheinung wirklich überrascht hast!" Akai erwiderte vorerst kein Wort, eher wandte er sich wieder zu Gin. Dieser hatte jetzt auf einmal leicht die Augen geöffnet, scheinbar war er gerade noch bei Bewusstsein. Jedoch würde er bestimmt nicht all seine Sinne beisammen haben. "Shuichi...ist hier...?" Der kleine Gin sah etwas verschwommen, doch den Namen seines Retters hatte er noch verstanden. Allmählich baute sich Hoffnung in dem Jungen auf. "Erzähl mir doch erst einmal, wie du es geschafft hast, damals am Reiha-Bergpass zu überleben. Das interessiert mich wirklich brennend." Rum's Worte regten den jungen Mann an, seinen Blick letztlich doch wieder auf ihm zu richten. "Hmpf." In diesem Augenblick setzte Akai ein Lächeln auf. "Sagen wir, es war wie ein kleiner Zaubertrick... den ich dir aber nicht verraten werde.", kam es daraufhin scherzhaft. "Ach wirklich?", erwiderte Rum mit einem Lächeln. "Das wird sich noch zeigen." Während dieses Gesprächs war Rum langsam immer weiter in den Bereich des Raumes gekommen und Akai bemerkte, dass er sich offensichtlich in Gins Richtung bewegte. "Er darf nicht zu Gin! Merlot meinte, er könnte jeden Moment wieder seinen alten Körper zurück erlangen und damit wird Rum bestimmt nicht rechnen. Ich muss ihn also irgendwie von Gin ablenken und verhindern, dass er ihm zu nah kommt.", dachte der Agent. "Du hast doch nicht ernsthaft geglaubt ich erzähle dir so einfach alles.", meinte er dann mit hochgezogener Augenbraue und wollte sich soeben selbst wieder in Bewegung setzten um zu verhindern, dass Rum zu Gin gelangen konnte. Bevor Akai aber auch nur einen Schritt machen konnte ertönte von der Tür her eine vertraute Stimme: "Da war noch diese Frau hier oben, ich habe sie mal mitgebracht!" Akai unterdrückte ein Fluchen als er sah wie Wodka Merlot in den Raum schob. Er hielt eine Pistole auf sie gerichtet. "Ich hab es doch geahnt! Warum habe ich nicht gleich alles genauer untersucht?", verfluchte sich Akai selbst. Doch es war schon zu spät etwas an der Situation zu ändern, denn im Gegensatz zu Akai war Rum nicht stehengeblieben, als Wodka den Raum betreten hatte. "Du bist unvorsichtig geworden.", stellte Rum grinsend fest und richtete nun ebenso eine Pistole auf Gin. "Dank dir haben wir jetzt auch unsere Wissenschaftlerin wieder.", hinterhältig grinsend betrachtete Rum den Agenten. Sein Tonfall war jedoch alles andere als freundlich, als er Akai befahl: "Wirf deine Waffen da rüber auf das Sofa, knie dich hin und Hände an den Kopf!" Als Akai nicht sofort tat was ihm aufgetragen wurde fügte Rum noch hinzu: "Da wir jetzt zwei Geiseln haben ist es auch kein Problem eine davon zu erledigen. Wer wohl als erstes dran glauben muss?" Die Augen des hochrangigen Organisationsmitgliedes schienen vor böser Vorfreude geradezu zu leuchten. Nun befand sich Akai in einer Zwickmühle, dies musste er sich leider eingestehen. Aus diesem Grund tat er was ihm befohlen wurde, wenn auch widerwillig. Seine Pistole warf er zum Sofa, nachdem er das tat, kniete er sich hin und hielt seine Hände hinter dem Kopf, dabei schielte er kurz zu Merlot. Diese wurde gerade von Wodka gefesselt, trotzdem merkte man wie sie versuchte sich zu wehren. "Ganz ruhig meine Liebe, oder möchtest du gerne eine Kugel in deinem schlauen Köpfchen haben?", sagte Rum und durchbrach die plötzliche Stille. "Als ob ihr es nicht eh tun würdet!", meckerte Merlot Rum an. "Kleine Laborratten sollten besser die Klappe halten oder sie riskieren ein Opfer der Arbeit zu werden.", meinte dieser nur, bevor er Wodka aufforderte: "Schau noch in den inneren Jackentaschen unseres Gastes nach. Ich hab da so ein Gefühl, er hat noch nicht alles ausgepackt." Wodka tat was ihm befohlen wurde, Akai jedoch wehrte sich nicht, er sah Rum bloß finster an. Plötzlich fand Wodka etwas, es war eine weitere Pistole. Er nahm diese an sich "Wie niedlich, sieht so aus als wollte der vermeintlich tote FBI Agent uns reinlegen!" Rum klatschte sarkastisch in die Hände. Akai erwiderte nichts und sah weiter zu ihm. Wodka war wieder Richtung der Tür gegangen und wollte so wohl jeden eventuellen Fluchtversuch vereiteln. Eine kleinere Bewegung lenkte Akais Aufmerksamkeit jedoch zurück zu Gin. Dieser fing an sich weiter zu krümmen und kleine Hände krallten sich in ein offensichtlich schweißgetränktes Shirt. "Das heißt er wird wirklich gleich...", bevor Akai seinen Gedankengang beenden konnte wurde er von einem Schuss unterbrochen. Mit großen Augen sah Akai das kleine Loch dicht neben Gins Kopf, bevor er seinen wütenden Blick auf Rum lenkte. "Was denn, machst du dir etwa Sorgen um deinen Schützling?", sagte Rum sarkastisch und stellte sich bewusst so, dass Akai den Jungen nicht mehr sehen konnte. Die Pistole richtete er nun auf den knienden Agenten. "An deiner Stelle hätte ich ganz andere Sorgen." "Du wirst mich nicht erschießen.", stellte Akai fest. Rum lächelte ihn an. "Richtig, aber nichts hält mich davon ab DAS zu tun." Bei den Worten schnellte Rums andere Hand vor und zielte genau auf Akais Halswirbelsäule. Normalerweise könnte Akai in seiner jetzigen Position nicht schnell genug reagieren, um den Schlag noch abzuwenden, doch da wurde die Luft von einem markerschütternden Schrei durchschnitten. Er stoppte zwar nicht Rums Angriff, lenkte ihn aber ab, wodurch Akai Gelegenheit hatte dem Angriff auszuweichen. „Was hast du jetzt hier zu melden?!“, ermahnte Rum wütend den sich am Boden krümmenden Gin und wandte sich ihm zu. Die Tatsache, dass sein Schlag an Akai dabei ins Leere ging schob er erstmals in den Hintergrund. Zu seinem Überraschen hatte Gin sich halbwegs gerichtet und stützte keuchend seine Hände auf dem Boden ab. Weitere Schreie ertönten, sie vermischten sich mit Gin‘s schneller Atmung. Auch wenn sich der Agent gerade ausgiebig um den Zustand des Silberhaarigen sorgte, er versuchte sich Rum‘s kurze Ablenkung zu seinem Vorteil zu machen – auch wenn er nach wie vor mit einer Waffe bedroht wurde. Er stand auf, kehrte seinen Gegner zur Vorsicht jedoch noch nicht den Rücken zu und wich ein paar schnelle Schritte zurück. Sein Vorhaben Wodka eine Waffe zu entwenden, scheiterte an der schnellen reaktionsfähigkeit von Rum, mit welcher der Agent schon irgendwie geahnt hatte. Das hochrangige Mitglied gab einen Schuss ab, doch dieser traf nicht sein gewünschtes Ziel. Akai war gerade noch rechtzeitig zur Seite ausgewichen. Die Kugel sauste dicht an seinem Arm vorbei und traf stattdessen die Person, welche sich hinter ihm befand – Wodka. Sofort breitete sich Blut an dessen schwarzer Kleidung aus, offenbar hatte der Schuss ihn in die Lunge getroffen. Der Stämmige sank langsam schnaufend zu Boden. Daraufhin Merlot lachte plötzlich über den Mann, welcher sie zuvor noch gefesselt hatte, auch freute sie sich über Rum‘s Versehen. Für diesen war das kein großer Verlust, das Einzige was ihn verärgerte war, dass er den Agenten verfehlt hatte. Merlot‘s Gelächter provozierte ihn eher nur noch zusätzlich. Gerade als er dieser lästigen Frau drohen wollte, wurden alle Anwesenden wieder von qualvollen Schreien unterbrochen. Sie klangen lauter als vorher. Für Rum geschah danach etwas Ungewöhnliches – der kleine Körper von Gin begann plötzlich immer größer zu werden. Gin‘s Gliedmaßen streckten sich langsam immer weiter aus. „W-was geht hier vor sich?!“, schrie Rum verwirrt. Da antwortete Merlot ihm. „Das Gegengift zeigt endlich seine Wirkung! Ich wusste, es wird funktionieren!", lobte sie sich selbst, stolz da es den Anschein hatte, als würde Gin wieder vollständig er selbst sein. Dieser atmete noch hastig, doch der schnelle Wachstumsvorgang schien beendet zu sein. Rum starrte die Wissenschaftlerin bestürzt an, welche ihm ein Grinsen zuwarf. Allmählich hob der erschöpfte Gin seinen Kopf, sein Blick traf sich genau mit dem von Akai. Der Agent, welcher gerade noch besorgt zu ihm gesehen hatte, setzte jetzt ein erleichtertes Lächeln auf. Noch ahnte Gin nicht, dass er Akai ein letztes Mal so lächeln sehen würde. Das, was danach passierte, sorgte dafür, dass der Silberhaarige sich diesen Gesichtsausdruck gut einprägen und wohl niemals wieder vergessen würde. Obwohl es nur wenige Sekunden waren, fühlte sich dieser Blickkontakt für Beide wie eine Ewigkeit an. Rum‘s darauf folgender Schuss riss Gin aus seiner Trance. „Shuichi!!“, hörte er sich aufgebracht rufen, als wäre es nicht seine eigene Stimme gewesen. Akai stieß einen stumpfen Schrei aus, plötzlich sah er nicht mehr Gin‘s Erscheinung vor seinen Augen. Sein Sichtfeld wurde schwarz-rot. Unmittelbar darauf spürte er einen stechenden Schmerz in seinem rechten Auge. Auf einer Seite seiner Sicht färbte sich alles schwarz, auf der anderen Seite erblickte er einen Blutstrahl, welcher sich in der Luft ausbreitete. Aufgrund des Stechens realisierte er längst nicht mehr, dass er selbst dabei zu Boden fiel. Seine Hand legte sich auf die Wunde und sein Körper krümmte sich vor Schmerz. Er kniff beide Augen fest zusammen, was nicht verhinderte, dass die Verletzung am rechten Auge heillos blutete. Kurz darauf waren seine beiden Hände mit Blut überströmt. „Den Fehler dich zu verfehlen, unterläuft mir bestimmt kein drittes Mal!“, hörte er Rum würdevoll prahlen. Darauf konzentrieren konnte Akai sich jedoch nicht, dieser unerträgliche Schmerz dominierte all seine Sinne. Sein Kopf füllte sich mit einem leidtragenden Schrei. Niemand bemerkte Gin‘s schockierten Gesichtsausdruck. "Wie konnte er nur so unachtsam sein?!", fluchte dieser gedanklich, als er sich über das Verhängnis von Akai im Klaren wurde. Viel Zeit zum Fluchen und Grübeln blieb Gin jedoch nicht, denn noch während Akai sich auf dem Boden krümmte, zielte Rum erneut auf den Agenten. Ohne lange über sein Handeln nachzudenken, griff Gin seinen ehemaligen Vorgesetzten an. Mit seinem ganzen Gewicht warf er sich auf Rum und brachte ihn somit aus dem Gleichgewicht und schließlich zu Fall. Der Schuss, welcher Akai gelten sollte, ging ins Leere. Fluchend versuchte Rum sich unter Gin hervorzuwinden, doch dieser war wieder zum kaltblütigen Mörder geworden und wusste, wie er die Situation zu seinem Vorteil nutzen konnte. Schnell hatte er Rum die Pistole entwendet und ohne zu zögern schoss er auf den unter ihm liegenden Mann. Dieser schrie vor Schmerz auf, doch seine Befreiungsversuche verloren schnell an Kraft. Ohne mit der Wimper zu zucken richtete Gin die Pistole auf Rums Kopf und drückte ab. ... "Wow, keine Abschiedsworte?", kommentierte Merlot. Gin beachtete sie aber nicht weiter, stieg von Rums Leiche und eilte zu Akai. Dieser lag immer noch gekrümmt auf dem Boden und regte sich nicht mehr, doch als Gin näherkam, konnte er das leichte Heben und Senken der Brust erkennen. Erleichtert kniete sich Gin neben ihn. "Wie es scheint, ist sein Zustand noch stabil... doch mit dieser Verletzung bleibt ihm wohl nicht mehr viel Zeit.", stellte er danach fest. Sich nur auf den Agenten konzentrieren, konnte er jedoch nicht, da hinter ihm plötzlich noch eine weibliche Stimme ertönte, die er bereits kannte. "Entschuldige, dass ich deinen Moment unterbreche, doch ich glaube du hast keine Zeit so dort rumzusitzen!", schrie Merlot, als sie bemerkte, wie Gin regungslos den verwundeten Akai anstarrte. Sie grinste, als der Silberhaarige sich ihr zu wandte und realisierte, was sie gemeint hatte. Kurz darauf wurde er sich der Kälte an seiner Haut bewusst, es fröstelte ihm schon ein wenig. Sofort stand er auf und erblickte eine Decke neben der Wand, als er seinen Blick kurz durch den Raum schweifen ließ. Gin wickelte sich die Decke um seinen Körper und sah dann wieder zu der Wissenschaftlerin herüber, welche wieder anfing seine Handlung zu kommentieren. "Gut gemacht. Ich würd ja klatschen aber würdest du zuvor noch so gütig sein und mich losbinden?" Ihr Ton gefiel Gin überhaupt nicht, er hob gereizt eine Augenbraue an. "Was hätte ich davon?", fragte er und verschränkte währenddessen seine Arme. "Deine Klamotten.", Merlot funkelte ihn an, fügte aber noch etwas hinzu. "Und ich werde einen Krankenwagen für deinen Geliebten alarmieren." Das Wort 'Geliebter' zog sie dabei provozierend in die Länge. "Wenn du mir gegenüber dann die Klappe hälst!", rief Gin genervt und ging auf die Frau zu, um sie der Fesseln zu entledigen. Als er sie jedoch erreichte, stellte er fest, dass Wodka die Fesseln so fest gemacht hatte, dass sie nicht so einfach zu lösen waren. Vielleicht hatte die Wissenschaftlerin aber auch einfach zu viel gezappelt und die Knoten waren dadurch so fest geworden. Egal wie, so würde er sie nicht befreien können. "Wodka hat doch immer....", dachte Gin und ging zu seinem langjährigen Partner. Er kannte ihn gut genug um zu wissen, wo dieser immer ein Messer versteckt hielt. Gin fand ziemlich schnell das gesuchte Messer, jedoch zögerte er etwas als er es nahm. Auch wenn er es sich nicht eingestehen wollte, seinen ehemaligen Partner so leblos zu sehen war kein schöner Anblick. Mit dem Messer ging er zu Merlot herüber und schnitt ihr die Fesseln durch. "Wurde auch langsam Zeit.", sagte Merlot daraufhin und stand auf. Sie eilte ohne zu zögern zu Akai, sofort prüfte sie seinen Pulsschlag. "Sein Herz klopft sehr unregelmäßig, er muss schnellstmöglich zu einem Sanitäter.", stellte sie mit ernster Stimme fest und sah zu Gin. "Ich gehe schnell einen Krankenwagen alarmieren, deine Klamotten bringe ich dir auch mit!" Von Gin selbst kam außer ein zögerliches Nicken keine weitere Reaktion. Daraufhin lief Merlot aus dem Keller, dabei bemerkte Gin, dass es ihr wirklich wichtig schien keine Zeit zu verlieren. "Wegen ihm..." Sein Blick wanderte wieder zu Akai. Seufzend kniete er sich erneut neben ihm, dort hatte er vor kurz auf Merlot zu warten. Der Silberhaarige sah auf Akai herab und betrachtete seine Wunde. Sein Daumen färbte sich rot, als er dann über Akai's rechter Wange strich, die mit Blut übersäht war. "Idiot...", sprach er gedanklich. Liebend gern hätte er es laut gesagt, doch da Akai es durch fehlendes Bewusstsein sowieso nicht hören würde, empfand er es als sinnlos. In der Zwischenzeit eilte Merlot zurück zum Taxi, was zu ihrem Erstaunen noch am selben Fleck stand. Sie riss unmittelbar die Fahrertür auf. "Mein Partner ist schwer verwundet! Er benötigt umgehend einen Krankenwagen!!", schrie sie den Fahrer an, welcher erschrocken dreinblickte. Nachdem der Mann zweimal blinzelte und aufgehört hatte durch seiner Verwirrung zu stottern, ergriff er schließlich sein Funkgerät. Als Merlot sicherstellte, dass der Taxifahrer dabei war auch wirklich einen Sanitäter zu verständigen, holte sie vom Rücksitz die Klamotten für Gin. "Sie werden in Fünf bis Zehn Minuten hier sein...", wurde ihr dabei Bescheid gegeben. "Sie warten solange hier!" Vor Eile bemerkte Merlot nicht, dass sie gegenüber den Taxifahrer etwas befehlend redete. Ehe sich dieser versah, war die Frau auch schon wieder um die Ecke verschwunden. Er tat einfach, was sie ihm zuvor gesagt hatte. Merlot rannte zurück in den Keller und legte dort als erstes Gin's Klamotten ab. "Hast du das Messer noch?", fragte sie, riss es dem Silberhaarigen jedoch selbst aus der Hand, als sie feststellte, dass er es noch bei sich trug. Sie benutzte es, um Akai's Hemd zu einem brauchbaren Verband zu schneiden. Zwar war es im Keller wahrscheinlich zu kalt um dort oberkörperfrei zu sein, doch die Blutung von Akai war in diesem Fall ernster. "Was wird das?", kam es noch fragend von Gin, der erst die Handlung der Wissenschaftlerin nicht ganz deuten konnte. Gerade versuchte diese den Oberkörper vor sich vergeblich anzuheben um Akai das Hemd entledigen zu können. "Bis der Krankenwagen hier eintrifft, sollten wir die Blutung ein wenig mäßigen.", meinte die Frau und versuchte weiter ihr Glück es allein zu schaffen. "Hilf mir doch mal!", fauchte sie kurz darauf, als sie Gin's unproduktives Anstarren nicht länger ertragen konnte. Der Silberhaarige hielt Akai an den Schultern fest, während Merlot das Hemd des Agenten abwechselnd über diese streifte. Auf einmal weiteten sich Gin's Augen. "Kratzspuren...?", dachte er, er würde nicht richtig hinsehen. Doch auf Akai's Rücken befanden sich tatsächlich Verletzungen. Sie waren zwar dabei zu verheilen und schon einige Tage alt, doch immer noch sichtbar. Während Merlot Akais Hemd in passende Streifen schnitt und anschließend provisorisch um den Kopf wickelte - wobei sie nicht vergaß Gin hin und wieder bissige Anweisungen zu geben, starrte Gin weiter auf die Kratzspuren. Es war ihm klar bei welcher Tätigkeit solche Kratzspuren entstanden, doch irgendwie... Zum wiederholten Mal änderte Gin - wenn auch mürrisch - auf Merlots Anweisung seinen Griff an Akais Schultern und musste erstaunt feststellen, dass der Abstand der einzelnen Kratzer erstaunlich gut zu seiner eigenen Hand passten... Plötzlich schoss ihm wieder ein kurzer, stechender Schmerz durch den Kopf und obwohl es nicht lange dauerte und Merlot nichts davon mitbekam, tauchte vor seinem inneren Auge ein Bild auf... Er war zusammen mit Akai in einem Bett, seine Hände krallten sich in dessen Schultern und er schrie vor... "Was starrst du so vor dich hin!", fuhr Merlot ihn an und riss ihn aus - Was? Seinen Erinnerungen? Fantasien? Hirngespinsten? Was auch immer es war, Gin war über die Unterbrechung ausnahmsweise mal froh. "Das ist unmöglich! So etwas würde...könnte nie geschehen.", versuchte Gin sich zu überzeugen. Das unbestimmte Gefühl, es könnte doch wahr sein, ließ sich jedoch nicht vollständig vertreiben. Gin tat seine Gedanken mit einem Schulterzucken ab und legte Akai wieder vorsichtig auf den Boden, denn Merlot schien mit ihrem Werk fertig zu sein. Gin betrachtete den Verband auf welchen Merlot recht stolz zu sein schien und stellte fest, dass er zwar unordentlich war, aber die Blutung zumindest etwas zu stillen schien. Er stand auf und zog seine Kleidung an. Zu seiner Erleichterung war alles noch in gutem Zustand und schien sogar gewaschen worden zu sein. Dann beugte er sich herunter und hob die Pistole von Rum auf, welche er zuvor neben Akai abgelegt hatte. Die letzte Handlung beobachtete Merlot misstrauisch. "Was soll das werden?" Gin lächelte und richtete die Pistole auf Merlot. "Du gehst mir auf die Nerven." Mit vor Schock geweiteten Augen beobachtete Merlot, wie Gin den Abzug betätigte und.... nichts passierte. Gin drehte sich lachend weg und steckte die Pistole in seinen Mantel. "Du wusstest, dass da keine Kugeln mehr drin sind!", beschwerte sich Merlot, war aber mehr erleichtert als wütend. "Natürlich." War alles, was Gin ihr antwortete, bevor er sich erneut zu seinem alten Partner beugte und ihm die Pistole aus den schlaffen Fingern nahm. Bevor er auch diese einsteckte kontrollierte er jedoch das Magazin. "Warum hast du sie dann eingesteckt?", wollte Merlot wissen, die noch nicht ganz über den Schock hinweg war. Gin sah sie missbilligend an. "Ich frage mich, wie sie es geschafft hat als Wissenschaftlerin der Organisation beizutreten, so dämliche Fragen wie sie stellt…", "Fingerabdrücke.", erwiderte er nur bevor er sich der Tür zuwandte. Erst da bemerkte Merlot, dass er irgendwann auch das Messer mit dem sie das Hemd zerschnitten hatte wieder an sich genommen haben musste. "Warte!", rief sie ihm hinterher. "Wo willst du hin?" Sie stand auf und eilte ihm hinterher, denn Gins Geduld war aufgebraucht. Jeden Moment konnte der Krankenwagen auftauchen. Mit jeder weiteren Person, die hier aufkreuzte stieg die Gefahr, dass sich auch das FBI darunter mischte. "Weg.", meinte Gin nur, fügte aber aus einer Laune heraus noch hinzu: "Du solltest auch verschwinden, es wird nicht lange dauern, bis hier irgendwelche Schnüffler auftauchen." Merlot blieb stehen - sie waren mittlerweile im Freien angekommen. "Das ist es also! Du hast Angst vor dem FBI!" Gin blieb stehen und drehte sich zu der Wissenschaftlerin um. "Nein. Ich bin nur vorsichtig." "So ein Unsinn! Weißt du, was für Strapazen Akai für dich auf sich genommen hat?! Er würde dich nicht so einfach im Stich lassen! Warum dankst du ihm seine Freundlichkeit mit Verachtung?!", entgegnete sie. "Das lass mal schön meine Sache sein. Du hast keine Ahnung, wie die Dinge zwischen uns stehen. Dieser Verräter kann froh sein, dass ich ihn lieber selbst erledige, als es von jemand anderem erledigen zu lassen. Halt dich da raus!“ Merlot wollte noch etwas erwidern, doch in dem Moment wurde die Sirene eines Krankenwagens hörbar und sie drehte den Kopf zur Straße. Als sie wieder zu Gin zurück sah, war dieser verschwunden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)