Gin - Kaltblütiger Mörder im Körper eines Kindes von ginakai ================================================================================ Kapitel 27: Schmerz ------------------- Ein wenig war Akai schon froh darüber, dass Gin eingeschlafen war, so konnte er sich selbst erstmal wieder beruhigen. Vorsichtig, um Gin nicht zu wecken, stand er auf und holte aus dem Bad ein feuchtes Handtuch. Mit diesem entfernte er die Samenreste vom Körper seines Liebhabers, jedoch bemerkte er, dass seine eigene Hand dabei zitterte, sein Gewissen quälte ihn. "Ich habe ein Kind..." Er wagte es nicht, seinen Gedanken fortzuführen und schluckte. Um seine wiederkehrende Unruhe zu vertreiben, warf der Agent einen Blick auf den Silberhaarigen vor sich und beruhigte sich damit, dass dies der Körper eines erwachsenen Mannes war. Es dauerte nur einen kurzen Augenblick, bis sich Akai wieder in Gin's schöner Erscheinung verfing, er konnte seine Augen nicht abwenden. Die silbernen Haarsträhnen, welche leicht das Gesicht verdeckten, die noch feuchten Lippen, der ruhige Atem... Langsam beugte Akai sich herunter, er verspürte einen Drang seinen Liebhaber noch einmal küssen zu wollen. Doch sein klarer Verstand siegte dieses Mal, er hielt sich die Hand vor dem Mund, kurz bevor seine Lippen Gin erreichten. "Das muss jetzt aufhören...", gestand er sich ein und wich zurück. Er warf Gin noch eine Decke über, bevor er ins Bad verschwand um sich zu duschen. Das warme Wasser tat seinem Körper gut, er schloss entspannt seine Augen und atmete tief durch. Plötzlich überrannte ihn ein Schmerz - dieser kam von seinem Rücken aus, etwas brannte leicht. Akai hatte einen schlimmen Verdacht, er fasste mit einer Hand über seine Schulter, mit seinen Fingern ertastete er Kratzspuren. "Er hat wirklich eine unkontrollierte Kraft, das muss man ihm lassen...", dachte er während er seinen Kopf senkte, er war unzufrieden mit sich selbst. "Wie konnte ich mich dazu überreden lassen...", war sein einziger Gedanke. Er fragte sich wie es dazu kommen konnte. Er wollte ihn, Gin's Erscheinung hatte ihn so sehr verführt und in ihm sämtliche Gefühle der Lust erweckt. Die Stimme, die er seit Jahren von seinem Koibito kannte klang in dieser Nacht viel lieblicher als je zuvor. Noch nie hatte er sich um dessen Aussehen gekümmert, doch heute konnte er seine Augen keine Sekunde von ihm lassen. Er fand Gin unwiderstehlich, doch nie hatte er es realisiert. Dennoch, so bildschön diese Erscheinung war, es war nicht der echte Gin. Akai fühlte sich als wäre er gerade in eine Falle der Organisation getappt, doch musste er sich eingestehen, dass er sich diese Falle irgendwie selbst gestellt hatte, sein Herz schmerzte trotz befriedigter Bedürfnisse. Mit Kopfschmerzen vor lauter wirren Gedanken trat Akai in Unterhose aus dem Badezimmer, über die Haare hatte er sich noch ein Handtuch geworfen. Vor dem Bett blieb er stehen. Eigentlich wollte er sich jetzt schlafen legen, doch vor ihm lag Gin. Sonst wäre das kein Problem, doch nun trugen ihn seine Beine nicht mehr neben den Silberhaarigen. Akai blieb verunsichert, wie angewurzelt auf der Stelle stehen. Stille für einen Augenblick, das Ticken der Uhr, welches er normalerweise nie hörte, erreichte wieder seine Ohren. Eindeutig ein Zeichen dafür, dass er wieder zu lange über seine folgende Handlung nachdachte und doch zu keinem Entschluss kam. Er schüttelte den Kopf, es ging einfach nicht, zu seiner und Gin's Sicherheit beschloss er heute allein zu schlafen. Der Agent war sich immernoch nicht sicher ob er genug Selbstbeherrschung dafür hatte die Nacht neben Gin zu verbringen, er blieb auf Nummer Sicher und ließ es sein. "Gute Nacht, Geliebter...", murmelte er und verließ ohne eine weitere Geste den Raum, leise schloss er die Tür hinter sich und suchte den Weg zum Wohnzimmer auf. Dort machte er es sich mit einer Wolldecke auf der Couch bequem. Er glaubte, wenn er eine Nacht drüber schlafen würde, würde es ihm am morgigen Tag bestimmt besser gehen, also ließ er sich von seiner Müdigkeit einholen und schlief ein. Nächster Tag, 7:46 Uhr Das Licht, was sich allmählich im Raum ausbreitete ließ den Agenten aus seinem tiefen Schlaf erwachen. Zugegeben, gut geschlafen hatte er, wenn auch etwas kurz. Er spürte ein angenehmes Gefühl von Wärme auf seinem Körper, wahrscheinlich hatte die Decke ihren Zweck erfüllt, dachte Akai lachend und wandte seinen Blick zur Uhr. Es war noch relativ früh, doch Gin könnte bestimmt ein Frühstück vertragen, also beschloss er nach diesem zu sehen - was allerdings nicht mehr von Nöten war. Akai fuhr vor Schreck auf und ließ einen kurzen Schrei von sich. Auf ihm lag ein schlafender Gin, der hatte seinen Kopf in der Brust seines Liebhabers von letzter Nacht vergraben und seine Hände auf dessen Schultern abgelegt. Akai erkannte an einem leichten Lächeln auf Gin‘s Lippen, das diesem die Schlafposition gefiel - doch der Agent selbst war alles andere als erfreut. "Verdammt, wieso hat er...", fluchte er gedanklich und wollte sich von der Couch begeben, bis er auf einmal feststellte, dass Gin die Augen langsam öffnete. "Guten Morgen...", kam es zufrieden und etwas verschlafen als er bemerkte, dass Akai ebenso schon wach war. "Wieso bist du hier...?", fragte dieser ohne eine morgendliche Begrüßung. "Ich mag nicht ohne dich schlafen... wieso bist du weg gegangen?", kam es enttäuscht. Akai überdachte seine Antwort gut bevor er was Falsches sagen würde. "Ich war nur erschöpft und wollte-" "-ob du hier oder bei mir schläfst macht doch trotzdem keinen Unterschied!" Gin unterbrach ihn. Akai wusste, er konnte sich da nicht vernünftig rausreden ohne Gin zu verletzen, also schwieg er, was sein Gegenüber nicht daran hinderte weiterzureden: "Ich bin dir wirklich dankbar... es hat mir gefallen, dir auch...?", fragte er zögernd und versuchte die Röte in seinem Gesicht zu verbergen als er sich an die letzte Nacht zurückerinnerte. "Hat es, sehr sogar...", erwiderte Akai mit rauer Stimmte, er kämpfte dagegen an sich die gestrigen Ereignisse nochmals vor Augen zu halten. "Wann können wir das nochmal machen?" Gin kam Akai ein wenig näher während er fragte, was diesem daraufhin fast zu viel wurde. "Mal sehen...", antwortete er kurz und musste sich beherrschen, am Besten wäre es von der Couch zu verschwinden, doch mit Gin auf seinem Körper war das nicht so einfach. Dieser wurde immer unsicherer als er Akai's Abneigung an dessen Gesicht erkannte. Er wollte es von ihm hören, was er empfand und seine Gedanken über ihn. "Ich hab dich so lieb, Shuichi...", machte der Silberhaarige einen Ansatz und hoffte die Antwort zu bekommen, die er sich gewünscht hatte. Er versuchte Akai wieder zu küssen, um das gestrige Gefühl noch einmal zu durchleben, welches sich so gut angefühlt hatte. Doch die Hände von dem Mann, der in ihm diese Gefühle erzeugt hatte, stießen ihn von sich weg. "Schluss damit!", kam es streng. Die Schmerzen und das schlechte Gewissen machten sich erneut beim Agenten bemerkbar, er wollte nicht nochmal in diese Trance von gestern Nacht fallen. Im Nachhinein wurde ihm jedoch klar, dass er einen zu strengen Ton angeschlagen hatte, er versuchte sich noch zu verbessern. "Bitte hör-..." weiter redete er nicht, eine Träne tropfte auf sein Schlüsselbein. Er sah in das traurige Gesicht von Gin. Gin wusste nicht, was er denken sollte, dabei hatte es ihm so sehr gefallen. "Also mochte er es doch nicht, hat er mich wirklich angelogen...?", dachte er traurig und irgendwie schockiert zugleich. Der ursprüngliche Mörder wischte sich schnell mit einer Hand die Tränen weg. "Du elender Lügner...", sagte er, eigentlich wollte er schreien, doch dabei kam bloß ein Murmeln heraus. Langsam senkte Gin seinen Kopf und erhob sich. Er drehte sich um und ging mit schnelleren Schritten aus dem Raum. Akai streckte noch seinen Arm nach ihm aus, doch es war zu spät. "So ein Mist...", fluchte er gedanklich und versuchte seine vollkommen wirren Gedanken zu ordnen. Ihm entwich ein Seufzen und er legte sein Gesicht in seine Handflächen. "Was soll ich bloß tun? Er ist und bleibt ein Kind. Zumindest ist es das, was er glaubt... So kann das alles einfach nicht weitergehen." Je mehr er nachdachte, so verzweifelter wurden seine Gedanken. Für Beide war dieser Augenblick seltsam, es war so als würde für Beide die Zeit still stehen. Obwohl sie gerade nicht im selben Raum waren, war es so als würden sie den jeweils Anderen immer noch vor sich sehen. Beide dachten im diesem Moment das Gleiche: Es tut mir leid… Akai plagte der Gedanke, dass er Gin vielleicht besser nachgehen sollte, doch zuvor müsste er sich erst mal etwas anziehen. Auf dem Weg sich neue Sachen zu holen, stolperte plötzlich Merlot aus ihrem Zimmer, der Agent hatte schon wieder fast ihre Anwesenheit vergessen. Ein erstauntes Pfeifen ertönte von der Frau als sie Akai's Körper erblickte, erst jetzt bemerkte dieser, dass der Moment ungünstig war. "Ich bin gar nicht da, wollte mir nur etwas zu essen von der Küche holen, beachte mich nicht.", lenkte Merlot die Aufmerksamkeit von sich und huschte an Akai vorbei. "Wie weit bist du?", fragte dieser und veranlasste sie zum stehen bleiben und sich umzudrehen. "Schätze etwas Zeit brauch ich noch, wir müssen sowieso warten bis die Wirkung des jetzigen Prototyps nachlässt.", berichtete sie knapp, dabei fielen ihr plötzlich die Kratzspuren am Rücken des Mannes auf. "Anstrengende Nacht?", kommentierte sie die Wunden. Akai war schon längst mit seinen Gedanken nicht mehr bei ihr und antwortete mit "Ja." Doch erst nach ein paar Schritten und als er Merlot's Gelächter im Hintergrund hörte, wurde er sich im Klaren worauf sie hinaus wollte, ein Schauer überfuhr ihn. "Du schaufelst dir dein Grab immer tiefer, mein lieber Herr FBI Agent.", sagte Merlot als sie sah, wie Akai sich wieder zu ihr umdrehte. "Was geht dich das an?!" Dieser schlug einen wütenden Tonfall an. "Eigentlich gar nichts, ich finde es nur amüsant, wie du vorgehst und was du tust... Es wird mir ein Vergnügen sein dir beim leiden zuzusehen und wie du am Schluss immer tiefer sinken wirst, bis du dein schmerzhaftes Ende gefunden hast…" Ihre belustigte Stimmung wurde plötzlich boshaft, ihre Brille begann sich zu spiegeln und nach ihrer Aussage grinste sie übel gesinnt. "Noch ist nichts entschieden... Also freu dich nicht zu früh." wieder wollte Akai sich von ihr abwenden, bis er ihren Griff auf seiner Schulter vernahm. "Was für eine Tragödie wäre das... von dem Mann getötet zu werden, den man über alles liebt...", flüsterte Merlot ihm ins Ohr. Akai erstarrte. Er glaubte sich verhört zu haben, doch diese Frau war mit ihrem vorlauten Mund unberechenbar, immer wieder schmerzten ihre Worte aufs Neue und jedes Mal auf eine andere Art und Weise. "Das ist in keinster Weise Liebe!!", schrie Akai und hatte die Beherrschung verloren. Er schlug Merlot ins Gesicht. Ihre Brille rutschte ihr dabei von der Nase, noch fiel sie jedoch nicht zu Boden. Plötzlich atmete Akai recht hastig, sein klarer Verstand kehrte umgehend zu ihm zurück und er wünschte sich, diese Geste rückgängig machen zu können. Merlot aber tat das, was sie am Besten konnte: Sie lachte, scheinbar hatte ihr der Schlag nicht einmal weh getan. "Wenn du nicht artig bist, darfst du gerne weiter anstelle von Gin die Prototypen testen!" Sie tippte ihren Zeigefinger an Akai's Stirn. Er schloss kurz die Augen um sich wieder zu sammeln, es weiter zu provozieren würde nichts bringen. "Verzeih mir.", sagte er. Merlot wich überrascht zurück, dann schob sie ihre Brille wieder ordentlich auf die Nase. Sie wollte etwas sagen, doch Akai startete bereits den dritten Versuch sich abzuwenden. Dieses Mal ließ sie ihn gehen. Nachdem Akai sich endlich angekleidet hatte, ging er zum Schlafzimmer in welchem sich anscheinend Gin befand. Er hob die Hand um anzuklopfen, drückte jedoch nach Zögern letztlich doch einfach die Klinke runter und trat in das Zimmer. Gin hatte sich unter einer Decke vergraben, der Agent konnte ihn nicht sehen, nur dessen Worte konnte er hören. "Geh weg...", schluchzte es, schon allein die Tatsache, dass Gin weinte würde Akai nicht dazu bringen den Raum wieder zu verlassen. Er kniete sich bei Gin's Seite vor das Bett und legte seinen Kopf auf das Bettlacken. "Es tut mir wirklich leid, ich meinte es nicht so...", versuchte er sich zu entschuldigen. "Du lügst!", warf der Silberhaarige ihm jedoch vor. Es klang so traurig und Akai ertrug den Gedanken nicht, dass Gin unter der Decke weinte. Er wollte ihm diese vom Kopf ziehen, doch ein fester Griff hielt sie fest. "Ich bin nur durcheinander, was nicht heißt, dass ich lüge...", versuchte Akai seine Gedanken zu erklären. Von Gin kam kein Kommentar, was den Agenten anregte fortzufahren: "Ich mag dich wirklich sehr, darauf setze ich mein Leben... Wie ich es darauf setze dich zu beschützen." Endlich lockerte sich der feste Griff an der Decke und Akai konnte sie von Gin's Gesicht entfernen. "Warum?", wurde Akai gefragt. "Warum riskierst du so viel für mich?" Tränennasse, gerötete Augen sahen ihn an. "Weil du mir wichtig bist." antwortete Akai. Es war ein seltsames Gefühl Gin in seinem richtigen Körper wie ein Kind zu behandeln... "Das stimmt nicht!" stritt Gin vehement ab. Akai sah ihn erstaunt an und wollte ihm gerade widersprechen, doch Gin redete unbeirrt weiter: "Das ist gelogen! Ich bin dir nicht wichtig! Dir ist dieser andere Gin wichtig! Der, über den du dich immer mit dieser Frau unterhältst!" Erneut fingen an Tränen über Gins Gesicht zu laufen. Erstaunt sah Akai zu ihm und wollte sie ihm aus dem Gesicht wischen, ihm den Kopf streicheln und beruhigen aber... "Er hat recht. Ich vermisse den echten Gin und egal wie viel Spaß ich mit dem Jungen habe, ich kann nicht aufhören an den richtigen Gin zu denken." Seine Hand wurde zur Faust. Das entging Gin natürlich nicht und er vergrub sein Gesicht wieder im Kissen. Akai kniete weiter vor dem Bett, dieses Mal dachte er nicht daran den Jungen trösten zu wollen. Denn das wäre eine Lüge. Es stimmte, dass er dem Jungen nur wegen Gin half. Lange Zeit herrschte Schweigen im Raum, nur unterbrochen von dem gedämpften Schluchzen, das durch das Kissen unterdrückt wurde in das Gin weinte. Akai konnte ihn nicht trösten, doch alleine lassen konnte er ihn auch nicht. Er saß einfach neben dem Bett und hing seinen eigenen Gedanken nach. Merlot spähte irgendwann einmal unbemerkt durch die Tür. Der Anblick, der sich ihr bot war herzzereißend. Zwei Männer die sich nacheinander sehnten, nebeneinander waren und doch waren sie unerreichbar füreinander. Ohne etwas zu sagen zog sie sich wieder in ihr Labor zurück und machte sich erneut daran das Gegengift weiterzuentwickeln. Dieses Mal konzentrierte sie sich jedoch nicht darauf den Teil des Giftes zu beeinflussen, der den Körper veränderte, sondern den Teil, der für den Gedächtnisverlust verantwortlich war, zu bekämpfen. Nach mehreren Stunden bemerkte Akai, dass das Schluchzen von Gin nachließ. Doch er brachte es nicht über sich die Stille zu durchbrechen. Schließlich hörte er ein paar leise Worte: "...misst ihn?" Er horchte auf. Da er in seine eigenen Gedanken versunken war und die Worte wirklich sehr leise gesprochen waren und von dem Kissen gedämpft wurden hatte er nichts verstanden. "Was hast du gesagt?", fragte er Gin. Eine ganze zeit lang erfolgte keine Reaktion, schließlich drehte Gin seinen Kopf aber ein wenig, damit die Worte nicht mehr vom Kissen gedämpft wurden. "Du vermisst ihn wirklich, nicht wahr?" Gins Gesicht konnte er dabei nicht erkennen. Der Agent seufzte bevor er die Frage beantwortete: "Ja. Ich vermisse ihn wirklich." Wer gemeint war wussten Beide ohne es auszusprechen. "W-wenn er zurück kommt, b-bin ich dann tot?", kam die nächste Frage. Akais Augen wurden groß. Der Junge schaffte es immer wieder ihn mit seinen Fragen zu überraschen. "N-nein." Er schüttelte den Kopf und dachte nach. "Also, ich denke nicht." "Oder doch? Wird der Junge verschwinden mit dem ich den letzten Monat verbracht habe?", überlegte Akai. "Besser wäre es vermutlich, wenn sich Gin nicht daran erinnern kann. Als er zuvor sein Gedächtnis zurück erlangt hat konnte er sich auch nicht an das erinnern, was in der Zwischenzeit passiert war…" "Bist du dir da sicher?", fragte Gin misstrauisch nach. Akai sah ihn zum ersten Mal nach der Auseinandersetzung wieder richtig an. Zum ersten Mal in den letzten paar Stunden sah er nicht das Kind, das sich plötzlich in einem erwachsenen Körper befand, noch den vertrauten Mörder, sondern er sah den Gin, zu dem sein Koibito möglicherweise ohne die Organisation geworden wäre. "Nein." gab er schließlich zu. "Ich kann mir nicht sicher sein, dass du dann noch existierst wenn das Gegengift wirkt, aber ich kann dir eines sagen: Egal was auch passiert, du wirst nicht vollständig verschwinden, denn der andere Gin... der ist aus dir entstanden. Also bist du ein Teil von ihm." "Ein Teil, den er nie irgendjemandem gezeigt hat und den er vermutlich verleugnet.", fügte er gedanklich hinzu. "Dann werde ich...", begann Gin plötzlich, Akai sah ihn verwundert an. "...dann werde ich mich anstrengen, dass du den anderen Gin schnell zurückbekommst..." Er richtete sich auf und krallte seine Hände in die Bettdecke. "Schon gut, die Zeit drängt nicht..." Der Agent war über Gin's Entschlossenheit überrascht, er tätschelte dessen Kopf ein wenig. "Du hast soviel für mich getan...Und ich will, dass du glücklich bist!", sprach der Silberhaarige laut mit gesenktem Kopf. "Aber werde ich das wirklich, wenn der Alte Gin zurück ist...?", fragte Akai sich gedanklich unsicher. Da wäre immernoch die Möglichkeit, dass Gin dann wieder die Zeit, in der er ein Kind war, wieder vergisst - und somit auch die gemeinsamen Momente, die die Beiden geteilt hatten. Wenn das passiert, könnte er jedenfalls nicht mehr bei Gin bleiben. Akai's Gedankengang ging noch etwas weiter. "Was ist, wenn er dann irgendwann sogar zurück zur Organisation geht... wo soll er denn sonst hin... hat er jemanden ...?", neue Sorgen kamen in ihm auf. "Ich werde auch immer die Kapseln von der Frau nehmen!", teilte Gin dem in Gedanken versunkenen Akai noch mit, dieser war froh jetzt aus diesen Gedanken gerissen worden zu sein. Er bemühte sich, die Sorgen zu verdrängen. "Stimmt, es liegt nur an dieser Wissenschaftlerin... Ich muss ihr wohl einfach vertrauen..." Er hoffte, dass Merlot's Gift Gin's Erinnerungen nicht wieder verschwinden lassen würde. "Ich danke dir...", sagte er schließlich noch um Gin's Entschluss nicht unkommentiert zu lassen. Dieser konnte Shuichi nicht mehr ansehen und sah sich daher im Raum um. "Ich habe Hunger! Und Durst!", sagte er schließlich. "Kann ich mir Kleidung aus dem Schrank holen?" "Ja klar, such dir was aus.", sagte Akai, dem erst jetzt einfiel, dass die Sachen, die er Gin geben wollte noch immer unten im Wohnzimmer waren. "Ich mache uns in der Zwischenzeit etwas zu Essen." Gin nickte und blieb noch im Bett sitzen bis Shuichi sich aus dem Raum entfernte. Als die Tür klappte erhob er sich mühselig aus dem Bett. Während er auf den Schrank zuging, wischte er sich noch die restlichen Tränen aus seinem Gesicht. "Etwas aussuchen also...", wiederholte Gin Shuichi's Worte gedanklich. Da er nun freie Auswahl hatte, beschloss er ausnahmsweise mal wählerisch zu sein und durchkramte die Schubladen ein wenig. Nach kurzer Suche fiel dem Silberhaarigen plötzlich etwas ins Auge: Ein lilafarbener Pullover, ein schwarzer Mantel mit Hose und letztlich ein passender Hut. Gin warf den Klamotten einen skeptischen Blick zu, nahm dann langsam den dicken Mantel in beide Hände. "Irgendwoher kenn ich die Sachen...", dachte er, doch ihm wollte einfach nicht einfallen wo er diese Klamotten schon einmal gesehen hatte. Er betrachtete sie nochmals genauer, doch keine Erinnerung wollte sich zeigen. Als der Silberhaarige den Mantel zurückgelegt hatte, entschied er sich den Hut kurz aufzusetzen - er passte wie für ihn gemacht. Gin sah sich nach einem Spiegel um, damit er sein Antlitz betrachten konnte. Seine Augen weiteten sich, ihm stand der Hut, empfand er, als hätte er ihn schon immer getragen. Er überlegte noch schwer, doch bedauerlicherweise erinnerte er sich doch nicht. Gin seufzte, es ärgerte ihn allmählich fast überhaupt nichts mehr über sich selbst zu wissen und ein unrhythmisches Zeitgefühl zu haben. Genervt riss er sich den Hut vom Kopf und packte ihn zurück in den Schrank, dafür warf er sich aber den lilanen Pullover über, die restliche Kleidung suchte er sich von Akai aus. Sobald Akai das Schlafzimmer verlassen hatte, ging er in Richtung Küche. Dabei kam er jedoch am Wohnzimmer vorbei und ihm fielen die Sachen auf, die er Gin eigentlich gestern Abend zum anziehen geben wollte. "Letzten Endes habe ich ihm nicht seine eigene Kleidung geben wollen, auch wenn ich noch nicht wusste warum. Vermutlich lag es wirklich daran, dass ich mir bewusst machen wollte, dass er nicht der Gin ist, den ich kenne…" Er hob die heruntergefallene Decke auf und legte sie ordentlich zusammen. "Dabei kann ich das jetzt eigentlich auch nicht mehr so sagen…" Akai sammelte die Kleidungsstücke ein, die ebenso unordentlich herumlagen. "Durch die Zeit, die ich mit dem Jungen verbracht habe, ist er mir auch ans Herz gewachsen. Es schmerzt zu wissen, dass Gin einmal so unschuldig war, auch wenn er das nie zugeben würde…", seufzend legte Akai die gefaltete Kleidung auf das Sofa. Er würde sie später hoch bringen. Dann begab er sich endlich in die Küche. Nach einem kurzen Blick in den Kühlschrank beschloss er Rührei mit Speck und Toast zu machen. Schnell, einfach und dennoch sättigend. Während er noch dabei war die Eier zu braten betrat jemand die Küche. Was er jedoch nicht wahr nahm, wie dieser Jemand immer näher an ihn heran geschlichen kam, mit der Absicht nicht bemerkt zu werden. "Buh!", ertönte es hinter Akai's Rücken und zwei Hände ergriffen ruckartig seine Schultern. Vor Schreck schlug Akai das Ei, welches er gerade aufschlagen wollte, daneben und schrie auf. "Was soll das?!" er drehte sich hastig um - hinter ihm stand eine grinsende Merlot. "Guten Morgen Herr FBI Agent!", kam es von dieser gut gelaunt, als hätten sie sich heute zum ersten Mal gesehen. "Was ist? Hast du auch Hunger?", erkundigte Akai sich vorerst. "Da fragst du erst? Und ich dachte, du kochst gerade für mich und bringst es mir dann auf mein Zimmer.", erwiderte die Frau ironisch und machte dicke Wangen während sie sich auf einen Stuhl setzte. Akai runzelte nur die Stirn, wie immer war er bei Merlot nicht für Spaß zu haben. "Ich versteh schon, du musst ja deinen kleinen Jungen bekochen.", redete sie weiter und stützte ihr Kinn auf die Handflächen ab. "Die Wirkung lässt bestimmt bald nach...", meinte Akai daraufhin erhoffend und widmete sich weiter dem Essen, gerade briet er den Speck an, was den Raum mit einem angenehmen Geruch erfüllte. "Das will ich hoffen, denn meine Forschungen für den zweiten Prototypen sind vollendet.", berichtete Merlot stolz und hielt ihrem Mitbewohner ihre Hand mit zwei abgespreizten Fingern entgegen. Sofort drehte dieser sich wieder um, sein Blick war interessiert als auch erleichtert, mit einen Hauch von Zweifeln. "Und du hast auch alle Fehler korrigiert?", wollte er sich nochmals versichern. "Du solltest mir mehr vertrauen, natürlich funktioniert es jetzt! Ich habe mich noch einmal intensiv mit dem Teil des Giftes beschäftigt, der Gedächtnis und Verstand beeinflusst." Merlot klang etwas beleidigt. "Wenn du das sagst... Ich möchte Gin nämlich nicht unnötig leiden sehen für deine misslungenen Versuche.", murmelte Akai und konzentrierte sich wieder auf das Gebratene in der Pfanne. "Du bist doch derjenige, der am Meisten leiden wird, wenn dieser Versuch glückt.", erwiderte die Wissenschaftlerin gedanklich, sparte es sich jedoch es auszusprechen, immerhin hatte sie Hunger - wenn sie Streit mit dem Agenten anfängt würde dieser ihr erst Recht kein Essen mehr zubereiten. Sie ertappte sich dabei, dass sie den Agenten aufmerksam beim braten beobachtete und wurde plötzlich rot. "Was soll das denn jetzt! Reiß dich mal wieder zusammen!", bewusst lenkte sie ihren Blick woanders hin, doch unweigerlich wanderten ihre Augen doch wieder zu Akai. "Ich hab nur Hunger! Der soll sich mal beeilen!", beschloss Merlot und sah zur Küchentür über der eine Uhr hing. Bis zur Uhr kam ihr Blick jedoch nicht, da genau in dem Moment Gin durch die Tür trat. Schallendes Gelächter erklang. "Was ist so witzig?" kam sofort eine Frage von Gin. Er erhielt jedoch keine Antwort. Merlot krümmte sich vor Lachen und Akai stand mit dem Rücken zur Tür am Herd. Inzwischen tränten der Frau vor Lachen schon die Augen. "Was ist so witzig?!", wiederholte Gin die Frage, nur lauter und er schlug mit beiden Händen auf den Tisch. Sofort kehrte Stille ein. Abgesehen vom Brutzeln der Pfanne hörte man kein Geräusch mehr. Merlot war wie erstarrt, Akai drehte sich erstaunt um. "Die Klamotten... diese Tonlage... kann das sein?" Die Wissenschaftlerin sah Gin stutzig an, dieser setzte allerdings plötzlich einen unschuldigen Gesichtsausdruck auf, als hätte er umgehend gemerkt, dass die Geste zuvor nicht richtig von ihm gewesen war. "Nein, das kann nicht sein...", verwarf Merlot ihre vorherige Vermutung und schüttelte leicht ihren Kopf. "Schöner Pullover, wo ist denn dein ach so kostbarer Hut und dein Mantel?", meinte sie dann spöttisch und setzte wieder ein Grinsen auf. Gin blinzelte zweimal mit den Augen. "Also sind das meine Sachen?", fragte er sich und wendete sich lieber nochmal an Shuichi bevor er der Aussage von Merlot Glauben schenken würde. "Shuichi, gehört der Pullover mir?" Er zog einen Teil des Stoffes nach oben, von Akai kam nur ein Nicken. Er hatte Gin nur flüchtig angesehen, bevor er das Ei aus der Pfanne auf 3 Teller verteilte. Doch eigentlich wollte er damit nur verbergen, wie sehr dieser Satz und der Anblick von hinten ihn mitgenommen hatte. Als er den anderen Beiden den Rücken zu drehte um die Pfanne abzustellen fiel ihm auf, dass seine Hände anfingen zu zittern. Zum Glück hatte es noch keiner bemerkt. Beruhigen konnte er sich jedoch nicht so schnell, wie er es sich wünschte, also nahm er noch ein Glas aus dem Schrank und füllte es mit Wasser. Ihm war bewusst, dass Gin noch etwas erwartete, aber er versuchte weiter Zeit zu schinden. "Ey Herr FBI Agent, dein Essen wird gleich kalt!", zischte Merlot plötzlich ungeduldig als sie sah, wie Akai reglos in sein volles Wasserglas starrte und nicht mal daraus trank. Kommentarlos stellte der Agent das Glas auf dem Tisch und ließ sich auf den noch freien Stuhl nieder. Die Drei fingen an zu essen, doch schon nach kurzer Zeit wurde die Ruhe unterbrochen. Merlot, welche sich schon anfangs auf ihre Mahlzeit gestürzt hatte und wohl am Meisten Hunger hatte, meldete sich zu Wort: "Mein Kompliment, ich hätte nie gedacht, dass du so gut kochen kannst!" Akai dachte erst sich verhört zu haben, dass er ein Lob von dieser Frau noch erleben wird hätte er nie geglaubt, trotzdem bedankte er sich. "Aber dem Bengel scheint es wohl nicht zu schmecken.", meinte Merlot noch als sie zu Gin sah. Erst jetzt wandte Shuichi wieder seinen Blick zu diesem, da er es bis eben wieder gemieden hatte ihn anzusehen. Der Silberhaarige, welcher bis eben noch trübsinnig den Kopf gesenkt hatte, entgegnete Merlot sofort: "Ich bin kein -...!", setzte er laut an, bis ihm seine Unsicherheit übermannte, auch dann bemerkte er Shuichi's gekränkt wirkenden Gesichtsausdruck. Bestürzt sah Gin wieder auf seinen Teller. "Ich ... hab halt nicht so großen Hunger.", sagte er ausweichend. Kurz darauf schob er den Teller auch ganz weg, denn jetzt bekam er erst recht keinen Bissen mehr runter. Unsicher, was er jetzt tun sollte, rutschte er auf dem Stuhl herum. Eigentlich wollte Gin am Liebsten weg. Aber er wusste, dass es wohl besser wäre bei den Anderen zu bleiben, da dieses Gift an ihm ausprobiert wurde und noch weiter an ihm ausprobiert werden sollte. Allein bei dem Gedanken daran bekam er Bauchschmerzen. "Ich hab es versprochen…", dachte Gin. "Du solltest etwas essen. Außerdem habe ich mich nur in die Küche gestellt, weil du mir sagtest, dass du Hunger hast.", kam es von Akai, welcher seine Worte bis eben nur mit Gesichtszügen gedeutet hatte. Gin erinnerte sich schwach, dass er tatsächlich bis vor kurzem noch Hunger hatte und Akai dies im Schlafzimmer auch sagte. Doch inzwischen ist ihm der Appetit vergangen und der Gedanke an das Gift regte diesen auch nicht mehr an. "Er hat Recht, denn deine nächste Mahlzeit wird erst deine Medizin sein.", gab Merlot von sich, da sie den verunsicherten Gesichtsausdruck von Gin bemerkte. Natürlich war es erst früh am Morgen und die Wirkung würde erst in einer weiten Zeitspanne, am Abend, nachlassen, dennoch belustigte sich die Frau daran Gin ein wenig mehr Angst zu bereiten. Dieser schluckte und rutschte mit seinem Stuhl verängstigt nach hinten. Egal wie fest er sich vorgenommen hatte es für Shuichi zu tun, die Gedanken an die Schmerzen quälten ihn jetzt schon. "Blödsinn, dazwischen liegen doch mindestens noch zwei Mahlzeiten und wir könnten es auch auf Morgen verschieben.", korrigierte Akai Merlot genervt mit dem Ziel Gin ein klein wenig aufzuheitern. "Allerdings werde ich heute nicht mehr für dich kochen, wenn du jetzt nichts isst.", ergänzte er und hielt Gin ein vollen Löffel vor seinem Mund. Als Merlot sah, wie der Agent wohl scheinbar vorhatte das ehemalige Organisationsmitglied zu füttern, war ihr direkt wieder nach Lachen zu Mute. Sie hielt es jedoch noch kurz zurück und hielt sich ihre Hand vor dem Mund. "Dann will ich heute nichts mehr essen.", sagte Gin daraufhin nur, der wirklich nicht gefüttert werden wollte. So schnell er konnte hielt er sich die Hände vor seinem Mund, gerade benahm er sich wirklich kindisch. Merlot konnte sich das Lachen nicht länger verkneifen und fing an zu prusten. Als Akai ihr einen bösen Blick zuwarf zuckte sie nur mit den Schultern und sagte: "Lass ihn doch, er ist immerhin kein Kind mehr!", bevor sie schnell aufstand und aus der Küche floh, bevor der Agent noch beschloss den Löffel anderweitig einzusetzen. Seinem Blick nach fehlte nicht mehr viel dafür. Doch sobald sie auf dem Flur war fing sie erst richtig schallend an zu lachen und beruhigte sich auch den ganzen Weg bis zu ihrem Labor nicht. Ehe sich Akai versah, erhob sich auch Gin mit einem Ruck vom Stuhl. "Ich geh ins Wohnzimmer.", gab er kurz Bescheid und ging mit gesenktem Kopf aus der Küche. Akai sah dem Silberhaarigen sprachlos hinterher, er wollte etwas sagen, doch ihm blieben die Worte im Hals stecken. Er vermisste diesen aufgeweckten Gin, dieses heitere Kind, was wenn nur mal schmollen würde, aber Gin's jetzige Haltung könnte man keinesfalls als schmollen betiteln, diesmal war es etwas anderes. Etwas, wogegen der Agent selbst machtlos war, obwohl er seinen Koibito gern geholfen hätte. Um sich abzulenken räumte er das Geschirr vom Tisch, entsorgte das Restessen, und machte sich an den Abwasch. Warmes Wasser lief über einen verunreinigten Teller, von welchem Gin vorher gegessen hatte, beziehungsweise es sollte. "Dann will ich heute nichts mehr essen.", erinnerte sich Akai an die abweisenden Worte vom Silberhaarigen, sonst war er solch ein Verhalten nur vom alten Gin gewohnt – der, der sich nicht wie ein Kind behandeln lassen wollte. "Ihm muss es wirklich sehr schlecht gehen...", bedauerte Akai, doch zulassen, dass Gin für den Rest des Tages kein Essen mehr zu sich nehmen wird, würde er ganz bestimmt nicht. Derweil hatte sich dieser im Wohnzimmer auf der Couch niedergelassen, mit angewinkelten Beinen und verschränkten Armen kauerte er vor dem Fernseher, dieser war allerdings ausgeschaltet. Das sollte sich ändern, denn plötzlich spürte er einen Druck auf der Couch, jemand hatte sich neben ihm gesetzt - Merlot. "Du hast bestimmt nichts dagegen, wenn ich einen Film schaue?", fragte sie, wobei sie mit einem guten Krimi vor Gin's Nase wedelte. "Mach doch.", erwiderte er und vergrub seinen Kopf in die Beine, er klang recht desinteressiert, immerhin hatte er gerade andere Sorgen als sich um Merlot zu scheren. Diese zuckte mit den Schultern und schob einfach den Film in den DVD-Player, dann machte sie es sich wieder bequem. Während Gin am Rande der Couch hockte, nahm die Frau fast den ganzen Platz ein. Was auf dem Bildschirm passierte interessierte Gin die ganze Zeit über nicht, er hörte nicht einmal hin. Merlot hingegen wandte ihre Augen keine Sekunde vom Fernseher ab, Gin bemerkte, dass diese sich wohl total in den Krimi hineinversetzt hatte als er kurz zu ihr rüber schielte. Ihm wären schon fast die Augen zu gefallen, wenn da nicht plötzlich etwas Unerwartetes passierte - sein Zustand fing an sich zu verändern, auf einmal wurde ihm immer wärmer. Seine Körpertemperatur stieg an bis Schwindel dazu kam, das Herz klopfte ihm bis in die Fingerspitzen. Langsam begann der große Körper zu zittern. Gin spürte wie sein Blut rasend schnell durch seine Adern floss, bis ihm ein Stich durchfuhr. Er schrie auf und krallte die rechte Hand in seinen Pullover, was Merlot aus ihrer Trance befreite und ihre Aufmerksamkeit auf Gin lenkte. Doch Merlot war nicht die Einzige, die durch den Schrei aufmerksam wurde, auch Akai kam durch die Tür gestürmt. Als er sah, dass sich Gin ganz offensichtlich vor Schmerzen krümmte und Merlot über ihm gebeugt und mit ausgestreckter Hand bei ihm war, sah der Agent rot. "Was hast du jetzt schon wieder angestellt!" wütend stürmte er auf die Frau zu und schmiss sie von der Couch. "Wieso denn ich?! Er hat plötzlich angefangen zu jammern!", schrie sie daraufhin beleidigt hinter Akai's Rücken, welcher jedoch längst vollständig mit seinen Sorgen und Gedanken bei Gin war, für Merlot war nun keine Beachtung mehr übrig. Akai versuchte den vor Schmerzen keuchenden Gin zu beruhigen und nahm ihn in die Arme. "Ich versteh das nicht, normalerweise sollte die Wirkung doch erst am Abend nachlassen...", murmelte Akai verwundert während sich Gin in dessen Schultern krallte und sein Kopf fest an dessen Brust drückte. Er atmete laut und hastig, wieder schrie er auf. Merlot zuckte ahnungslos mit den Schultern, so wirklich konnte sie sich die verfrühte Schrumpfung auch nicht erklären. Etwa auch ein Fehler ihrer Seits? "Wenn dem so ist, dann..." Sie hatte eine seltsame Vorahnung was den zweiten Prototypen betraf, doch noch wollte sie nichts annehmen, was noch nicht bewiesen war. "Abwarten...", beruhigte sie sich wieder, zumal für sie kleine Zeitverzögerungen nicht all zu schlimm waren. "Es tut so weh...", kam es schluchzend von Gin. Er sah mühselig zu Akai auf, sein Gesicht war vor Schmerzen völlig verkrampft. "Ich weiß...", erwiderte der Agent nur und strich Gin über die Wange. Er sah plötzlich die Situation von damals vor seinen Augen, dies war der Gleiche Blick von dem Gin, der ihn damals im Schlafzimmer überfiel und vorhatte ihn umzubringen. Der die Waffe auf ihn gerichtet gehabt hatte, bis er selbst vor ihm auf das Bett wieder schrumpfte. Genau der Gleiche hilflose Gesichtsausdruck, nur mit dem Unterschied, dass dieser ihn momentan nicht töten wollte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)