Gin - Kaltblütiger Mörder im Körper eines Kindes von ginakai ================================================================================ Kapitel 20: Bang! ----------------- Am nächsten Morgen öffnete Gin zuerst vorsichtig die Augen, als die ersten Sonnenstrahlen das Zimmer erhellten. Was ihm zuerst auffiel, seine Augen öffneten sich nur schwer und taten etwas weh. Jetzt erinnerte er sich: Er hatte geweint. Doch was er nicht mehr wusste: Warum eigentlich? Alles was er noch im Kopf hatte war, dass Akai sich große Sorgen um ihn gemacht hatte, scheinbar befand er sich deshalb gerade neben ihm. „Er liegt neben mir...?!“ Gin schreckte auf, wodurch der Agent ebenso wach wurde. "Guten Morgen...Hast du dich beruhigt? Alles wieder okay?", murmelte er fragend. Gin nickte nur und drehte sich dann mit geröteten Wangen weg. "Wieso musste ich unbedingt vor ihm weinen...", dachte der Junge beschämend. Er wollte doch eigentlich keine Schwäche vor diesen Mann zeigen - aber der strich ihm plötzlich über die Wange, mit der Frage: "Dürfte ich erfahren, weshalb du gestern so geweint und dich gefürchtet hast?" Gin musste selbst krampfhaft überlegen, immernoch strich die warme Hand des Mannes über seine Wange während dieser auf eine Antwort wartete. Doch so sehr der Silberhaarige es auch versuchte, die Erinnerung wollte nicht zurückkehren und war vergessen. Er war gezwungen mit einem ahnungslosen "Weiß nicht..." zu antworten. Bedauerlich, empfand Akai, doch den Kleinen jetzt unnötig unter Druck zu setzen würde auch nichts bringen, weshalb er das gestrige Ereignis erst einmal auf sich beruhen ließ. Unbemerkt strich Akai über Gin's feuchte Unterlippe, dass seine Hand bereits so weit gegangen war, ist ihm nicht einmal aufgefallen. Doch der Agent hatte eine Idee den Jungen aufzuheitern, die er ihm auch sofort mitteilen wollte: "Ich muss nachher noch ein paar Einkäufe erledigen, du willst doch bestimmt mitkommen, oder?" Kaum hatte Gin die Frage gehört, löste sich Freude in ihm aus. Doch er brachte keine Zustimmung über die Lippen, da auf diesen immernoch der Finger des Mannes gelegt war. Irgendwie gefiel Gin dieses Gefühl. Der Mann musste ihn gern haben, denn sonst würde er nicht so zärtlich mit ihm umgehen und immer in Sorge sein. Doch warum eigentlich? Gin hatte nicht mal eine Ahnung, wer dieser Mann überhaupt war. Ein Fremder, der ihn einfach auf der Straße aufgesammelt hat, war er nicht. Da war noch eine viel tiefere Verbindung, die der Junge aber nicht deuten konnte. "Möchtest du etwa nicht?", kam es plötzlich etwas enttäuscht von dessen Hintermann. Gin war wieder zu tief in seinen Gedanken versunken. "Doch!", sagte er bestätigend laut und richtete sich hastig auf. Er lächelte zu Akai herab. Es war ein schönes Lächeln, empfand dieser. Die Sonnenstrahlen hinter Gin, die sein Haar hinzu glänzend erscheinen ließen, ließen das Antlitz des Kleinen noch glücklicher erscheinen. Es war als hätte Akai ihn zum Ersten mal lächeln gesehen, er gab Gin eines zurück. 2 Stunden Später Die Beiden waren längst in der Stadt unterwegs um ein paar Dinge einzukaufen. Gin beteiligte sich daran sehr aktiv und trug sogar einer der Einkaufstüten, als wäre die traurige Miene von gestern wie verweht. Akai war froh, dass sein Vorschlag geholfen hatte. Er ließ seinen Blick etwas über den Markt wandern. Viele Menschen, die ebenso ihre Wege erledigten, haufenweise Buden und Imbissstände, doch plötzlich erblickte der Agent darunter auch eine Eisdiele. "Möchtest du vielleicht ein Eis haben ?", fragte er Gin im netten Ton, dieser willigte sofort ein. "Gut, dann warte hier. In drei Minuten bin ich zurück." Akai setzte den Jungen und die Einkäufe auf eine Bank, im Blickfeld der Eisdiele, zu welche er dann auch ging. Gin sah ihm noch hinterher, bis er sich angestellt hatte. Die Schlange war nicht besonders lang. Als er seinen Blick jedoch abwandte, geriet eine andere Person in sein Blickfeld. Eine große Frau mit rot-braunen Haar und Aktentasche, dessen Brille sich in der Sonne spiegelte, stand direkt vor ihm. "Bang!" Die fremde Frau formte ihre Hand zu einer Pistole und hielt sie Gin an die Stirn. Dieser schaute verwirrt und war wie gelähmt. "Wer ist diese Frau?" war sein einziger Gedanke. Die Rothaarige grinste. "Wäre ich er gewesen, dann wärst du jetzt tot.", meinte sie und nahm die Hand wieder runter. "Er? Wen meint sie?" Gin verstand gar nichts mehr. Doch irgendwie machte ihm die vermeintlich fremde Frau Angst, als würde er sie doch irgendwoher kennen. "Entschuldigung, der Junge gehört zu mir. Wenn es ein Problem gibt, dann klären Sie das doch bitte mit mir.", erklang eine finstere Stimme hinter der Frau. Akai schaute sie misstrauisch an. Auch er konnte sich aus ihren Gesicht keinen Namen bilden. "So so.. Dann bist du also sein Babysitter, Shuichi Akai…", sprach die Frau erst ernst, doch beim Namen Shuichi Akai fing sie an zu lachen. Merlot. "Und Sie sind...?" , fragte Akai vorsichtig. Es gab nicht viele, die ihn direkt kannten und die Leute vom FBI konnte er alle erkennen... also blieb eigentlich nur die Organisation, aber wenn die sie gefunden hätten, würden sie schon nicht mehr hier stehen. Plötzlich spürte er einen Zug an seinem Hosenbein. Gin hatte hinter ihm Schutz gesucht und sah verängstigt zu der Frau. Dieser war Gins Reaktion natürlich nicht entgangen, doch sie ließ sich nicht beirren. Sie hatte die Beiden bereits eine Weile beobachtet und war ihnen gefolgt, als sie zufällig an dem Café vorbei liefen, in dem sie gerade eine Pause gemacht hatte. Jetzt wusste sie zumindest, warum Gin in keinem Kinderheim aufgetaucht war, obwohl sie eine kurze Meldung von ein paar Polizisten gelesen hatte, die einen kleinen Jungen in der Gegend aufgefunden hatten, in der Gin das Gift verabreicht worden war. Aber zugegeben: Sie hätte nie geglaubt, dass der kaltblütige Mörder so überzeugend ein Kind spielen konnte. "Nun hör schon auf dich wie ein Kind zu benehmen, Gin! Das ist ja lächerlich!", sprach sie ihn direkt an. Die Augen des Jungen wurden groß und er klammerte sich noch fester an Akai. Dieser hätte die Frau am Liebsten weg geschubst und wäre mit Gin geflohen - hätte er nicht zwei Eistüten in der Hand und ein paar Einkaufstaschen über den Arm hängen. "I-Ich kenne sie nicht!", sagte Gin deutlich verunsichert und Akai war erstaunt über den Mut des Jungen. "Natürlich nicht! Wir sind uns ja auch noch nie direkt begegnet, aber ich denke den Namen Merlot hast du schon mal gehört, was?", sagte sie breit und böse grinsend. Gin schüttelte energisch den Kopf. Erneut war Akai beeindruckt, dass der Kleine nicht einfach davon lief sondern stehen blieb. Merlot verzog entsetzt ihr Gesicht. "Bitte? Willst du mich etwa beleidigen?", meinte sie, doch von Gin keine Antwort. Nur einen bösen Blick warf er ihr zu, er fühlte sich hinter Akai einigermaßen sicher. Dieser aber antwortete für ihn: "Merlot, die Wissenschaftlerin aus der Organisation?", hinterfragte er, schon grinste die Frau wieder. "Na wenigstens einer der hier gut informiert ist!" "Also ist das Gift von dir?", wollte der Agent dann auch sofort von ihr wissen, damit er nicht unnötig seine Zeit weiter verschwenden würde. "Natürlich, sonst wäre ich wohl kaum hier.", antwortete Merlot stolz. Der kleine Gin hatte bereits völlig den Faden verloren. "Von welchem Gift reden sie?" am Liebsten hätte er nachgefragt, doch er hielt es für besser zu schweigen. "Was mich eigentlich wundert... Warum kümmert sich gerade so jemand wie du um ihn?" Merlot legte eine Hand auf die Schulter des Agenten und fuhr fort: "Er ist doch bestimmt nur eine Last für dich." Gin fuhr ein Schauer über den Rücken und sah zu Akai auf. "Ich? Eine Last?", fragte er sich besorgt und zugleich hatte er Angst, dass er so etwas wirklich für den jungen Mann war. Doch dieser entgegnete fest entschlossen: "Er ist keine Last! Ich hab meine Gründe." "Und welche? Wissen denn deine FBI Kollegen überhaupt davon?" Jetzt schien Merlot noch interessierter als vorher. Akai runzelte nur die Stirn und schwieg. Er war kurz davor sich einfach wegzudrehen, die Neugier dieser Frau könnte zum Verhängnis werden. Aber diese hörte einfach nicht auf zu reden: "Also machst du das etwa heimlich ? Du gefällst mir!", zischte sie und hatte bereits beide Hände auf Akai's Schultern gelegt, ihre Augen waren weit geöffnet. "Was willst du?", fragte der Agent kalt und ignorierte die Frage zuvor einfach. "Von dir? Eigentlich nichts. Ich hab nur nach Gin gesucht." Sie grinste wieder auf den Jungen herab. "Kaum zu glauben, dass sie das Gift ausgerechnet an ihm getestet haben! Ich habe ja mit allem gerechnet, aber doch nicht, dass sie es gleich an einem hochrangigen Mitglied anwenden!" sie schüttelte den Kopf. "Von daher wäre es echt gut-...", setzte sie an und wollte sich gerade zu Gin herab beugen, als sie plötzlich etwas feucht-kaltes auf ihrer Brust spürte. Verdutzt sah sie nach unten auf ihr Eis-verschmiertes T-Shirt. "Oh entschuldige bitte, mir sind wohl die Hände ausgerutscht." meinte Akai herablassend. Auch Gin schaute auf das nun ruinierte T-Shirt der Frau und fing an zu lachen. Akai's Kommentar hatte den Rest gegeben, zu komisch, empfand der Kleine. Merlot zuckte mit der Augenbraue. "Bloß nicht aufregen...", dachte sie, stattdessen kam ihr eine andere Idee. Sie schlug ihre Hand gegen das noch übrige Eis in Akai's Hand, nun hatte auch dieser ein verschmiertes Hemd. "Hoppla, meine Hand ist wohl ebenso ausgerutscht.", kommentierte sie darauf und wandte sich sofort zu Gin, welcher immernoch lachte. "Ich würde mir gut überlegen ob es in deiner Situation noch etwas zu lachen gibt, mein Lieber...", sprach sie und schaute den Jungen boshaft in die Augen, schon bei dem Blick von dieser Frau verging Gin das lachen sofort. "Hmm... Was mach ich jetzt mit dir? Soll ich dich zu Rum zurückbringen?", fragte Merlot schelmisch und setzte ein Lächeln auf. Doch für Akai hingegen war die Grenze überschritten und die Lage tot ernst. Er stieß die Frau von Gin weg und drückte diesen fest an sich, dafür hatte er sogar die Einkäufe abgestellt. "Du bekommst ihn nur über meine Leiche.", versicherte der Agent Merlot streng. Der Silberhaarige, welcher sich nun auf Akai's Arm befand war bereits wie erstarrt, als der Name "Rum" fiel. Nun hatte er noch mehr Angst vor dieser fremden Frau bekommen. "Sie kennt ihn? Wieso will sie mich zu ihm zurückbringen? Ich will nicht!" Gedanklich war er panisch, äußerlich totenstill. Gin krallte sich fest in die Jacke des Mannes welcher ihn trug, er wollte diesen anflehen, ihn nicht dieser Frau zu überlassen, auf keinen Fall wolle er mit ihr gehen. Aber er bekam kein einziges Wort heraus. Glücklicherweise brauchte er das auch nicht, Akai war bereits fest entschlossen Gin dieser Wissenschaftlerin nicht herzugeben. "Halt die Klappe!", zischte Akai Merlot an als diese noch weiter reden wollte. Er hatte den Jungen erst vor kurzem aus einer Starre geholt, noch so ein Drama würde er nicht durchstehen. Doch so wie Gin wirkte war er kurz davor zu hyperventilieren. Die momentane Umgebung - mitten auf einer belebten Straße - war auch nicht gerade der beste Schauplatz dafür. "Komm mit!", zischte er Merlot noch notgedrungen zu bevor er sich umdrehte und zu seinem Auto ging. "Und bring doch bitte die Einkaufstaschen mit Schatz, ja?", rief er Merlot noch laut über die Schulter zu. Die kleine Eisaktion gerade hatte leider die Augen unzähliger Passanten auf sie gezogen und da schien es ihm am Besten das als normales Familiendrama abzutun. Blieb nur zu hoffen, dass es Gin nicht noch mehr erschreckte. Er sah auf den Kleinen in seinen Armen herab und wie erwartet starrte dieser ihn mit großen Augen an. "D-das ist deine Frau?", fragte er verunsichert. "Schei..." , dachte Akai, "Naja, keine Zeit für lange Erklärungen, aber er ist jetzt zumindest erstmal aus dem Schock raus." Er schloss die Beifahrertür auf und platzierte Gin auf den Sitz, mit den Worten: "Natürlich nicht!" Er sprach so, dass nur der Junge es hören konnte, damit dieser sich erst mal keine großen Sorgen bereiten musste. Als der Agent die Tür schloss, war Merlot bereits am Kofferraum angelangt mit den Einkäufen in der Hand. Nachdem diese verfrachtet waren setzte sie sich auf die Rückbank und Akai sich an das Steuer. Beide seufzten. "Gehören nicht eher die Kinder auf den Rücksitz?", fragte sie, leicht beleidigt dort hinten sitzen zu müssen. "Gin hat zumindest nicht mit Eis um sich geworfen.", argumentiere Akai, doch biss sich auf die Zunge als er bemerkte, dass er sich damit selber eine Falle gestellt hatte. "Na dann kannst du ja gleich mit nach hinten kommen!", gab Merlot gleich danach von sich. Akai schloss kurz die Augen um sich abzuregen. "Nur um das klarzustellen, ich werde Gin nicht in die Obhut von Rum geben, nicht dass wir uns auf Anhieb gleich falsch verstehen.", gab die Frau kurz Bescheid um weitere Missverständnisse zu vermeiden. Gin atmete erst mal auf, auch wenn er sich nicht sicher sein konnte ob es die Wahrheit war. "Dachte ich mir, sonst wärst du nicht so leicht mit ins Auto gestiegen.", schlussfolgerte Akai, was die Frau allerdings dann wollte war ihm dennoch ein Rätsel. "Was mich viel mehr interessiert Gin-..." , setzte Merlot an, doch Akai war nicht bereit damit vor dem Jungen zu reden. Wer wusste schon, was den nächsten Schock auslösen würde. "Mund zu, sonst beißt du dir auf die Zunge!", sagte Akai nur bevor er Vollgas gab. Er hörte ein kurzes Aufkeuchen hinter sich, doch dann herrschte Ruhe. Er fuhr bewusst die lange Strecke zurück und baute noch ein paar extra Kurven und Schlenker ein, bevor er zurück zum Haus fuhr. Die letzte Strecke fuhr er ruhiger, denn Merlot schien akzeptiert zu haben, dass gerade niemand bereit war mit ihr zu reden und Gin fielen schon wieder die Augen zu. Die geringe Belastbarkeit des Jungen bereitete Akai Sorgen. Zumal der Kleine immer schneller zu ermüden schien. Als sie schließlich am Haus angekommen waren, war Gin eingeschlafen, erwachte jedoch als Akai die Tür öffnete um ihn heraus zu nehmen. Müde stieg er aus und torkelte etwas unsicher auf den Beinen ein paar Schritte vor, ehe er sich stabilisieren konnte. "Es war anstrengend heute, leg dich doch einfach gleich ins Bett. Ich bringe dir nachher etwas zu Essen hoch.", schlug Akai ihm vor. Im Augenwinkel beobachtete er dabei Merlot, die zum Glück nichts weiter sagte sondern sie einfach nur beobachtete. Gin war offensichtlich zu müde für eine Antwort und so nickte er nur kurz. Sobald Akai die Haustür aufgeschlossen hatte, ging der Kleine auch direkt in das Schlafzimmer. Akai beobachtete ihn noch kurz, als er sich dann umdrehte sah er Merlot in der Tür stehen, mit den Einkaufstaschen in der Hand. "Die kommen in die Küche.", wies er sie drauf hin. "Tze! Seh ich aus wie deine Haushilfe?", fragte sie beleidigt und trug genervt die Tüten in die Küche, Akai sparte sich sein Kommentar. Nachdem die Einkäufe abgestellt waren lehnte sich die Wissenschaftlerin gegen den Tisch und schob ihre Brille etwas höher. "Was hast du mit den gemacht? Er benimmt sich wie ein hilfloses Kind.", frage sie ironisch, doch hatte anscheinend noch nicht begriffen, dass der Agent für diesen Spaß nicht zu haben war. "Er ist nur so wegen deinen verfluchten Gift!" Akai stupste sie unsanft mit den Finger an während er sprach. "Du hast Recht, das Gift ist von mir, aber ich habe Gin nicht als meine Testperson dafür ausgesucht!", verteidigte Merlot sich, doch Akai überraschte die Information nicht. "Ich weiß, dass der Befehl von Rum kam." "So so, woher denn?", hingegen war Merlot überrascht, dass er es bereits wusste. "Von Gin.", antwortete er trocken, ohne dabei zu erwähnen, dass auch Mizunashi Rena diese Info weitergegeben hatte, Akai vermied es diese zu gefährden. "Ich dachte, er leidet an Gedächtnisverlust? Er konnte sich nicht mal an meinen Codenamen erinnern." Merlot dachte zuerst der Agent hätte gelogen, doch dessen Antwort erklärte Einiges: "Falsch, er hat Gedächtnisaussetzer... Ab und zu erlangt er seinen Verstand zurück. Als Kind kann er sich dennoch an Rum erinnern...der Kerl war schon in seiner Kindheit existent." Von der Zusatzinformation erhoffte Akai sich, dass Merlot vielleicht etwas dazu wüsste, doch natürlich gab sie nichts preis. "Verstehe, wohl die Nebenwirkungen." kam es nur, soviel wusste der Mann auch schon. "Was besseres hast du dazu nicht zu sagen?!", erwiderte er aufgebracht. Dennoch wurde Akai nicht laut - er wollte den Jungen nicht wecken. "Gin vergisst immer mehr von seinem Leben, wird immer mehr zu dem Jungen, der er seiner Körpergröße nach jetzt ist, während er gleichzeitig unter ständigen Kopfschmerzen leidet und Alpträume von den Geschehnissen hat, die er in dem Alter oder davor machen musste und du verstehst es? Du verstehst nichts von der Situation in der sich Gin gerade befindet!" Merlot wich bei dem wütenden Tonfall von Akai unbewusst etwas zurück. "Ich habe das Gift auf der Basis von Sherrys entwickelt und es verbessert! Jetzt sind die Überlebenschancen deutlich höher. Von 100 Versuchsratten überleben jetzt 50, statt nur einer wie bei Sherry! Es ist verdammt nochmal nicht einfach das alles direkt unter der Nase der Organisation zu schaffen und wenn ich von diesen Nebenwirkungen keine Ahnung habe dann liegt das daran, dass ich die Gedanken von Ratten nicht lesen kann und daher nicht wissen kann, was für Auswirkungen das Gift möglicherweise auf ihr Gedächtnis hat!" Jetzt hatte sich auch Merlot reingesteigert und war immer lauter geworden. "Tja, dann hast du wohl deine Forschungen nicht ausreichend genug betrieben!", zischte Akai und drehte sich herum. Er hatte keine Lust sich länger mit dieser Frau zu beschäftigen und Gin wartete auf das Essen. Er würde ihm schnell ein paar Sandwiches machen und sie nach oben bringen, der Lärm dieser Frau hatte den Kleinen vermutlich ohnehin geweckt. "Du führst dich ja ganz schön auf. Kann sein, dass ich Gin's Lage nicht verstehe, doch muss ich das? Ich interessiere mich nicht für sein Leben oder seine Vergangenheit, aber du scheinst ja ganz vernarrt in ihn zu sein!", trotz dessen, dass Akai sich längst abgewandt hatte, redete Merlot weiter und das nicht gerade leise. Zugegeben, irgendwie hatten ihn diese Worte aggressiv gemacht, doch er ließ es sich nicht anmerken und sah nur mit seinen Kopf über die Schulter zu Merlot. Diese lehnte immernoch an den Tisch und setzte ein Grinsen auf, welches wirkte als wüsste sie genau, dass sie damit ins Schwarze getroffen hatte. "Ich warne dich, Shuichi Akai... Ich hoffe du bist dir im Klaren wen du bei dir aufgenommen hast und durchfütterst - und zu welchen Konsequenzen das führen kann.", fügte sie ernst hinzu als sie bemerkte, dass der Agent ihr wieder Aufmerksamkeit widmete. "Ein hochrangiges Mitglied einer großen organisierten Verbrecherorganisation, einen überragenden Scharfschützen der am Liebsten Kopfschüsse verteilt, einen kaltblütigen Mörder der seine Opfer auf der ganzen Welt verfolgt und insbesondere Verräter der Organisation liebend gern quält und foltert bevor er sie umbringt. Also ja: ich weiß, wen ich bei mir aufgenommen habe.", sagte er jedoch nur und drehte sich mit einem Teller Sandwiches zu ihr herum. "Und ich weiß, dass er jetzt gerade Hilfe braucht, auch wenn er das nie zugeben würde. Also helfe ich ihm so gut es geht.", damit wandte er sich zur Tür und verließ die Küche. Gedanklich war er vollkommen aufgebracht und wütend über diese Verrückte, wusste aber dennoch, dass er sie irgendwie dazu bringen musste ein Gegengift herzustellen. Als Akai die Schlafzimmertür erreichte stutzte er. Sie stand einen Spalt offen. "Hoffentlich hat das Geschrei dieser Frau seine Kopfschmerzen nicht verschlimmert…", dachte Akai während er die Tür vollständig öffnete. Er trat ein und sah zum Bett - doch Gin war nicht da. "Er hat doch wohl nicht...Diese verdammte Frau!" Aufgebracht stellte Akai den Teller auf den Nachtschrank bevor er aus dem Schlafzimmer zum Bad stürmte - nur um sicher zu sein. Doch auch das Bad war leer. Wütend schlug Akai mit der Faust gegen die Tür. Gin musste die Unterhaltung - oder zumindest einen Teil davon - gehört haben und da es dem Jungen im Gegensatz zu dem Erwachsenen noch wirklich wichtig zu sein schien niemandem zur Last zu fallen war er ganz offensichtlich abgehauen. Als Akai wieder nach unten in den Flur trat bemerkte er, dass die Haustür noch leicht geöffnet war. Gerade als er hinaus stürmen wollte, tauchte Merlot hinter ihm auf. "Ist was passiert?", scheinbar fiel ihr der aufgebrachte Agent sofort auf. "Er ist weg - DEINETWEGEN.", warf dieser der Frau vor, das letzte Wort klang wütender als der Rest. "Ist ja gut, ich werde mich wohl an der Suche beteiligen müssen.", meinte sie daraufhin lustlos. "Nein, bleib bloß hier. Auf deine Hilfe kann ich ganz gut verzichten!" mit diesen Worten rannte Akai durch die Tür, Merlot hingegen widersetzte sich dem, was der Mann sagte und folgte ihm unauffällig. "Gin?!", draußen rief Akai oft den Namen des Jungen und sah sich hastig um. "Bitte lass ihn nicht zu weit weg gelaufen sein...", hoffte er und checkte zur Sicherheit nochmal das Umfeld des Hauses ab - er war wirklich kurz davor die Nerven zu verlieren, alles wegen dieser lästigen Wissenschaftlerin. Nachdem Akai nochmal nach Gin gerufen hatte, stoppte er kurz darauf, als er den Jungen plötzlich erblickte - sitzend an der Hauswand neben einer Pfütze mit gesenktem Kopf. "Gin! Ein Glück..." Erleichterung zierte Akai's Gesichtsausdruck und er kniete sich vor den Silberhaarigen. "Warum hast du das gemacht? Du weißt doch, dass ich mir Sorgen mache!", er klang förmlich wie ein besorgter Vater, für Gin jedoch unglaubwürdig. "Ich bin doch nur eine Last für dich...", meinte er verzweifelt, worauf Akai seine Hände um Gin's Wangen legte und ihm in die Augen sah. "Nein das bist du überhaupt nicht, verstanden?" wollte er ihm klar machen und strich dabei mit seinen Daumen sanft unter Gin's Auge lang. Es war, als würden diese Worte einfach an den Kleinen vorbeiziehen. "Du darfst mich gar nicht bei dir haben!", kam es traurig, dementsprechend war auch sein Gesichtsausdruck. Akai musste sich eingestehen, dass es eigentlich die Wahrheit war, doch er wollte das dem kleinen Gin dennoch irgendwie ausreden. "Blödsinn... wer hat das denn behauptet?" "Na die Frau eben hat doch sowas ähnliches gesagt!" entgegnete Gin, er schien sich seiner Worte sicher. "Was die sagt ist vollkommen egal-..." "Und du hast gesagt ich bin ein Mörder.", flüsterte Gin kaum hörbar. "Was?", fragte Akai. Er hatte den letzten Satz nicht verstanden, da er selbst noch am reden war. Doch Gin kauerte sich nur noch mehr zusammen und betrachtete sein verzerrtes Gesicht in der Spiegelung der Pfütze. "Mitglied....Verbrecherorganisation....Kopfschüsse....Mörder.…", hallten Akais Worte in Gin‘s Kopf wieder. "Ist es meine Schuld, dass Mutter und Vater gestorben sind?", fragte er sich. "Weil ich mit ... Rum... mitgehen sollte?" Tränen traten ihm in die Augen. "Komm erst mal mit rein.", meinte Akai seufzend. Als der Junge nicht reagierte griff er nach dessen Arm, doch Gin sprang plötzlich auf und schrie: "NEIN!" Voller Panik sah er Akai an. "Ich bin Schuld. Sie sind meinetwegen gestorben. Ich habe sie umgebracht. Ich bin ein Mörder.", kreisten Gins Gedanken. "ICH GEH NICHT ZURÜCK!" Gin stolperte rückwärts weiter von Akai weg. "Wenn ich bleibe wird er auch sterben! Ich will das nicht!" "Gin!", rief Akai ihm hinterher, doch der Junge drehte sich nur herum und wollte wegrennen. Da wurde er durch einen festen Griff an seinem Arm aufgehalten. "Wegrennen bringt auch nichts, kleiner Kerl.", sagte Merlot. Gin sah mit großen Augen zu ihr auf und versuchte sich zu befreien, aber ihr Griff war unerbittlich. "Wohin willst du denn fliehen? Egal wohin du gehst, Rum wird dich finden." Bei diesen Worten erstarrte Gin. Er wusste doch selbst nicht, wohin er könnte. Aber alles war besser als Akai in Gefahr zu bringen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)