Words Unspoken von Crispie ================================================================================ Kapitel 2: Life is Fate ----------------------- „Diejenigen, die noch immer auf der Suche nach ihrem Seelenverwandten sind...werden ihn wahrscheinlich niemals treffen – für den Rest ihres Lebens.“ Ein Satz. Ein einziger Satz, der seine Hoffnungen und Träume mit einem Schlag zerstört hatte. Warum...warum konnte er nicht wie andere Kinder sein? Was hatte er verbrochen, nicht glücklich sein zu dürfen? Seit seinem Gespräch mit Mr. Torino, waren bereits mehrere Tage vergangen. Nicht nur, dass er seitdem in der Schule gefehlt hatte, nein. Er war auch nicht bereit gewesen, die Wohnung auch nur im Entferntesten zu verlassen. Inko erkannte ihren Sohn nicht wieder. Hatte immer wieder versucht herauszufinden, was die Ursache seiner depressiven Stimmung war. Doch sobald sie ihn darauf ansprechen wollte, schloss er sich in sein Zimmer ein und man bekam ihn mehrere Stunden nicht mehr zu Gesicht. „Izuku...Izuku...was ist denn nur los, mein Schatz?“ Sie klopfte zart an seiner Tür. Keine Reaktion. „Ich bitte dich...sag mir, was passiert ist.“ Die Zimmertür blieb weiterhin verschlossen. Seine Mutter kämpfte mit den Tränen. Wusste einfach nicht mehr weiter. Unterdessen saß der Grünhaarige in seinem Bett. Die Beine angewinkelt und zu sich gezogen. Abgeschottet von der Außenwelt. Abgeschottet von der Realität. Er war innerlich zerbrochen. Hatte keine Ahnung, wie es weitergehen sollte. War er überhaupt Existenz berechtigt, ganz ohne Seelenverwandten? Warum besaß er keinen? Warum, warum, warum? Warum wurde er dazu verdammt, den Rest seines jämmerlichen Lebens alleine verbringen zu müssen? Die Stimme seiner Mutter drang nur dumpf in sein Ohr. Izuku konnte ihr einfach nicht die Wahrheit sagen. Wenn er das täte, würde sie sich nur noch mehr sorgen machen. Es reichte, wenn nur einer von ihnen, unter der Situation litt. „Izuku...bitte...hör mir zu...-“ Inko's Stimme war sehr leise. Sie klang brüchig und verzweifelt zugleich. „Egal, was passiert ist, wir können über alles reden, hörst du? Du bist und bleibst mein süßer Spatz und...-“ Weiter kam sie nicht. Ein herzergreifendes Schluchzen entkam aus ihrer Kehle. Ihre Hand bewegte sich automatisch zu ihren Lippen, um die Laute zu unterdrücken. Izuku's schlechtes Gewissen meldete sich beim ihm. Trichterte ihm ein, dass es nur seine Schuld war, dass sie da draußen weinte. Die einzige Person, die er noch auf der Welt hatte – seine Mutter. Das hatte sie nicht verdient. Nicht sie – diejenige, die immer an ihn geglaubt hatte. Mit wackeligen Beinen und einem rasenden Puls, kämpfte sich Izuku aus dem Bett. Er wusste noch nicht, was ihn erwarten würde, wenn er gleich die Tür öffnen würde. Doch bevor er sein Vorhaben in die Tat umsetzen wollte, war es vielleicht besser, wenn er nicht auf direktem Wege mit ihr sprach, sondern die Tür als eine Art „Trennwand“ zwischen ihnen diente. Vielleicht würde es ihm dadurch etwas leichter fallen, ihr die Wahrheit zu sagen. „Mama...ich...-“ Er hielt kurz inne. Atmete tief ein und versuchte das Zittern in seiner Stimme zu unterdrücken. „Es tut mir leid. Es tut mir leid, für den Kummer, den ich dir in den letzten Tagen bereitet habe...weißt du...es fällt mir nicht leicht...darüber zu sprechen.“ Ein trauriges Lächeln bildete sich auf sein Gesicht und er lehnte seinen Kopf gegen die Tür. Draußen war es still geworden. Keine Fragen. Kein Schluchzen. Nur Stille. „Weißt du...man sagt doch...dass jeder ihn hat...einen Menschen, der mit dir im Geiste verbunden ist...aber...aber...ich...-“ Verzweifelt griff er sich an die linke Brust. Versuchte den Schmerz, der entstand zu mildern. Aussichtslos. Tränen flossen über seine Wangen. Bewiesen, wie sehr er sich die letzten Tage gequält haben musste. Falsch. Nicht die letzten Tage, sondern sein gesamtes Leben. Zwar war die Frage darauf mehr oder weniger beantwortet worden, jedoch wäre es ihm lieber gewesen, sich mit der Suche nach ihm den Kopf zu zerbrechen und in der Illusion weiter zu leben, dass es wenigstens eine Person da draußen gab, die auf ihn wartete. „Ich habe einfach keinen...verstehst du? Es gibt niemanden auf der Welt, der auf mich wartet und mit mir alt werden wird. Es wird niemanden geben, der mich vervollständigt oder mir das Gefühl geben wird, geliebt zu werden. Geliebt zu werden, auf eine Art, die man nicht beschreiben kann...-“, sprach er letztlich in Tränen erstickter Stimme zu Ende. Es bliebt immer noch still hinter der Tür. Keine Laute. Keine Geräusche. Ihr würde doch nichts passiert sein, oder? „Mama....?“ Kurz wischte er sich seine Tränen mit dem Ärmel ab und griff nach der Türklinke. Etwas mulmig zumute öffnete er die Tür. Und blickte in die Augen seiner Mutter. Sie sagte nichts. Blieb am selben Fleck stehen und gab keinen Ton von sich. Als Inko nach ein paar Minuten des Schweigens realisierte, dass ihr Sohn soeben sein Zimmer verlassen hatte und nun vor ihr stand, fiel sie auf die Knie. Umarmte ihn und drückte ihn an sich. In diesem Moment wusste Izuku nicht, warum seine Mutter weinte: Vor Erleichterung, dass er sein Zimmer verlassen und ihr alles erzählt hatte. Oder vor Trauer, dass er niemals in seinem Leben richtig glücklich werden würde. * * Bu-Bum...Bu-Bum...Bu-Bum... Sein Herz klopfte aufgeregt gegen seine Brust. Heute würde sein erster Tag auf der Oberstufe beginnen. Ein neuer Lebensabschnitt? Ein neues Kapitel, in seinem sonst trostlosen Leben? Izuku wusste noch nicht, was ihn erwarten würde. Aber er war ziemlich nervös. Der Vorfall auf der Mittelstufe hatte ihn sehr zugesetzt. Insbesondere das Gespräch mit seiner Mutter. Wieder und wieder hatte sie sich bei ihm entschuldigt. Ihn mitleidig versucht zu trösten. Sie konnte ja nicht ahnen, dass sie in diesem Augenblick die Situation für ihn unerträglich machte. Inzwischen konnte er etwas mit dem Thema umgehen. Zwar versetzte ihm der Anblick auf seine unbeschrifteten Armen, jedes Mal ein Stich in seinem Herzen, aber wenigstens verblasste der Schmerz nach und nach – zumindest bildete er sich das ein. „Geh mir aus dem Weg, Deku!“ Erschrocken wich Izuku zur Seite und nahm aus den Augenwinkel Katsuki war, der mit typisch schlechter Laune an ihm vorbei stampfte. Scheinbar ohne seine Freunde aus der Mittelstufe. Vielleicht konnte er nun endlich einen Neuanfang mit ihm starten, jetzt wo die Anderen nicht mehr auf die selbe Schule gingen, wie er. „Warte, Kacch...-“ Er übersah eine Treppenstufe. Drohte das Gleichgewicht zu verlieren und den gepflasterten Boden zu küssen. Doch der erwartete Schmerz blieb aus. Eine zierliche Hand hatte ihn am Ellbogen festgehalten und ihn herauf gezogen. Als Izuku sich umdrehte, stand ein hübsches Mädchen neben ihm und hatte ihre Finger aneinander getippt. „Du solltest vorsichtig sein...sowas bringt Unglück.“ „D-Danke f-für d-deine H-Hilfe“, stammelte Izuku nervös. Ihr Anblick ließ ihn nervös werden. Noch nie hatte ihn ein Mädchen angesprochen. „Keine Ursache, aber du solltest besser auf dich acht geben, in Ordnung?“ Sie lächelte ihn freundlich an und schritt zur Eingangstür. Bevor das Mädchen eintrat, winkte sie ihm noch zu. „Vielleicht laufen wir uns bald wieder über den Weg, tschüss!“ Er blickte ihr lange nach. Selbst, nachdem sie schon längst ins Schulgebäude verschwunden war. Noch nie, war eine Person so freundlich zu ihm gewesen – abgesehen von seiner Mutter. Eventuell...könnte es auf dieser Schule ja wirklich schön werden. * * „Deku-kun, wollen wir zur Schulcafeteria gehen?“ Große haselnussbraune Augen strahlten ihm freudig entgegen. Wie hätte er zu ihnen jemals nein sagen können? „G-Gerne, U-Uraraka-san!“ Kaum hatte er zugesagt, rannte sie grinsend zu Tenya und stelle ihm die gleiche Frage. Izuku huschte ein sanftes Lächeln um die Lippen. Ihre erste Begegnung am Schultor lag nun knapp drei Monate zurück. Wie es der Zufall oder wohl eher Schicksal so wollte, kamen beide in die selbe Klasse. Zu seiner anfänglichen Überforderung war er dennoch froh, in Ochako eine sehr gute Freundin gefunden zu haben. Ihre Eltern und sie waren vor ein paar Monaten vom Land in die Stadt gezogen. Sie kannte noch nicht viele Leute, aber Izuku hatte das Gefühl, dass sie mit ihre unbeschwerten Art, ihr Umfeld positiv beeinflusste. „Kommst du, Deku-kun?“ Ihr Lächeln war wirklich ansteckend. Schnell nahm er seinen Geldbeutel aus der Tasche und lief auf seine beiden Freunde zu. Während Tenya ihnen etwas über die neuste Klassensprecher-Sitzung erzählte, schweiften Izuku's Gedanken erneut ab. Iida Tenya, Klassensprecher und eventuell zukünftiger Schulsprecher der U.A High, war ein sehr verantwortungsbewusster Mensch – und das in seinen jungen Jahren. Izuku erfuhr beiläufig, dass auch dessen älterer Bruder schon auf der Schule war und das Amt des Schulsprechers übernommen hatte. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er richtige Freunde gefunden, die ihn mochten, so wie er war. Nur eines konnte er ihnen, bis heute nicht erzählen – die Sache mit seinem Seelenpartner. Er schämte sich nach wie vor dafür und wusste überhaupt nicht, wie er das Thema überhaupt ansprechen sollte. Alle aus der Mittelstufe hatten ihn gemieden, nachdem sich das Gerücht um ihn verbreitet hatte. Hielten ihn für krank oder gar abnormal. Diesen Pein noch einmal durchzustehen, könnte er nicht ertragen. Also beschloss Izuku dieses Geheimnis für sich zu bewahren – solange es ging. Schließlich war Katsuki ebenfalls in seiner Klasse und wusste davon. Jedoch hatte er bislang noch kein Sterbenswort darüber verloren. Tatsächlich musste er zugeben, dass der Blonde sich für seine Verhältnisse bisher ziemlich zurückgehalten hatte. Trotzdem wollte Izuku kein Risiko eingehen und war erleichtert, dass die Schuluniform seine unbeschrifteten Arme bedeckten. Hinzu kam, dass er das Thema „Seelenverwandtschaft“ generell mied und sich gekonnt aus der Affäre zog, sobald mal doch davon gesprochen wurde. Sein Blick ruhte auf seine beiden Freunde. Dabei huschte ihm ein kleines Lächeln über seine Lippen. Auch wenn keiner von ihnen sein Seelenpartner war, würde er alles menschenmögliche tun, um sie niemals zu verlieren. Koste es, was es wolle. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)