Words Unspoken von Crispie ================================================================================ Kapitel 1: Alone ---------------- » In einer Welt, in der jeder Mensch ihn hat. Seine bessere Hälfte. Jemanden, der einen vervollständigt. Die Rede ist von einem Seelenverwandten. « Schon kurz nach der Geburt, konnte es jeden Augenblick soweit sein. Dass man der Person begegnete, die das eigene Leben komplett verändern und einen tieferen Sinn geben würde. Manche lernten ihren Seelenpartner bereits im Kindergartenalter kennen. Andere wiederum erst im Laufe ihrer Schulzeit. Und leider gab es dann auch ein paar Ausnahmen. Menschen, die ohne diese besondere Bindung auf die Welt kamen. Doch wenn es zu einem Treffen jener zwei Personen kam, die vom Schicksal auserkoren wurden, den Rest ihres zukünftigen Lebens miteinander zu verbringen, wurden ihre ersten Worte zueinander, auf dem Arm des jeweils Anderen für immer verewigt. Auch die Schriftart und Farbe, passte sich dementsprechend an. Weiter hieß es, dass nur der Seelenpartner allein, jemanden für immer und ewig glücklich machen könnte. Daher wurde diese Verbundenheit, als das kostbarste Geschenk auf der Welt bezeichnet. * * „Mama, Mama, Mama! Wann werde ich ihn denn endlich treffen?“ Der kleine Izuku hüpfte in seinem Schlafanzug zu seiner Mutter hin und zupfte ihr aufgeregt am Rockzipfel herum. Mit einem Lächeln im Gesicht, kniete sie sich auf den Boden nieder und fuhr ihrem Sohn durch die zarten Locken. „Weißt du, Izuku...dass ist bei jedem Menschen unterschiedlich...-“, begann sie zu erklären, während ihr strahlende Kinderaugen entgegen blickten. „...aber ich bin mir sicher, dass auch du bald deinen Seelenverwandten finden wirst, mein Schatz.“ „Oh, ja! Das wäre ganz ganz toll!“ Voller Freude, lief er durch die Wohnung und hob seine Actionfigur in die Höhe. Inko beobachtete ihn schmunzelnd beim Spielen und richtete sich wieder auf. Es war für sie kein Wunder, dass ihr kleiner Spross dermaßen aufgeregt war. Im Kindergarten redeten die Kinder über nichts anderes mehr. Selbst ihre Erzieher wurden beinahe täglich gefragt, wann es endlich bei ihnen soweit wäre. Besonders seit eines der Kinder scheinbar seinen Seelenkameraden gefunden hatte und jedem die rote - wenn auch etwas unleserliche Schrift, am Handgelenk mit stolz präsentierte: Bakugo Katsuki. Ein etwas temperamentvoller Junge in Izuku's Alter, der den selben Kindergarten besuchte, wie er. Vor einigen Tagen entdeckten seine Erzieher durch Zufall das Wort „Blasty“ auf seinem Arm. Zuerst gingen sie davon aus, dass Katsuki sich versehentlich beim Malen das Handgelenk verschmiert hatte. Als sie jedoch einen genaueren Blick darauf warfen, erkannten sie die wahre Bedeutung hinter dem rubinroten Schriftzug und klärten ihn und die anderen Kinder auf. Inko's Blick haftete eine Weile an ihrem Sohn. Er würde ihn bestimmt auch eines Tages treffen. Davon war sie felsenfest überzeugt. * * In der Grundschule war er seinem Seelenverwandten immer noch nicht über den Weg gelaufen. Dennoch versuchte er positiv zu denken. Sagte sich immer wieder, dass es auch bei ihm schon bald soweit wäre. Katsuki verlieh seinem Optimismus jedoch einen starken Dämpfer. Minimierte seine Hoffnung, seinem Seelenkameraden jemals zu begegnen. Demütigte ihn beinahe täglich dafür. Izuku wehrte sich nicht dagegen. Versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr ihn die Worte in Wirklichkeit verletzten. „Na, Deku? Hast du ihn denn immer noch nicht gefunden, du Loser?“ Izuku presste die Lippen aufeinander und schwieg. Senkte den Blick zu Boden und krallte seine Finger tiefer in die Tragegestelle hinein. Neben den Beleidigungen, war es dieser Name, den er ihm verpasst hatte. Dieser lächerliche Kosename, der ihn als Versager brandmarkte. „Wi-Wieso tust du das, Kacchan?“, stotterte er schließlich. Den Tränen nahe und ohne Hoffnung auf Hilfe. Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, vernahm er das laute Lachen seines Klassenkameraden. Verstand nicht, warum er ihm das immer und immer wieder antat. Schließlich hatte er ihm noch nie etwas getan. Ganz im Gegenteil. Schon seit dem Kindergarten, hatte er versucht sich mit ihm anzufreunden. Auch wenn Katsuki von seinen Freunden umringt war, wirkte er auf ihn sehr einsam. Aber egal was Izuku auch versuchte, er beleidigte und erniedrigte ihn immer wieder aufs Neue. „Du willst es also wirklich wissen, Deku?“, grinste Katsuki böse und schnipste ihm gegen die Stirn. „Weil du nichts weiter, als ein dämlicher Nerd für mich bist.“ * * Izuku wusste es spätestens im zweiten Jahr der Mittelstufe, dass etwas nicht mit ihm stimmte. Dass er anders war. Anders, als die anderen Kinder. Alles begann mit dem Geschichtsunterricht von Mr. Torino. Auf den ersten Blick wirkte er nicht nur mürrisch, sondern auch etwas senil. Ständig verwechselte er die Namen seiner Schüler. Manchmal vergaß er sie sogar komplett. Jedoch tat das seiner Intelligenz überhaupt keinen Abbruch. Er war sehr Weise und wusste viel über die alte Geschichte ihres Planeten. Unter anderem auch über die Thematik der Seelenverwandtschaft. „Seit Jahrhunderten von Jahren wissen Menschen von der Existenz der Seelenverwandtschaft“, begann er zu erklären und schweifte seinen Blick durch die Klasse. „Es heißt, dass nur der Seelenpartner alleine, jedes Individuum vervollständigt.“ Ein unangenehmer Krampf entstand in Izukus Magengegend. In seiner Klasse war er der Einzige, der seinen Seelenpartner noch nicht gefunden hatte. Nicht nur wieder ein gefundenes Fressen für Katsuki und Co., sondern auch ein weiterer Tiefschlag seines Selbstvertrauens. „Und was ist mit den Idioten, die keinen haben?“ Das Gesicht des Wuschelkopfes lief feuerrot an. Seine opalgrünen Augen richteten sich auf seine Schulbank. Trotzdem konnte er die Blicke seiner Schulkameraden auf sich spüren. Einer von Katsuki's Freunden hatte die Frage bewusst gestellt. Nur um ihn weiter zu demütigen. Mr. Torino sah für den Bruchteil einer Sekunde zu Izuku rüber, ehe er sich vor dem anderen Schüler stellte und seinen Stab auf dessen Tisch schlug, sodass er wieder die volle Aufmerksamkeit erhielt. „Den einzigen Idioten, den ich hier sehe, bist du, du törichtes Balg.“ Während der Angesprochene vor Wut schäumte, kicherte die halbe Klasse über den Satz ihres Lehrers. Bevor sie den Unterricht allerdings fortsetzen konnten, klingelte es zur Pause. Alle Schüler begannen schnell das Klassenzimmer zu verlassen. Alle, bis auf einen. „Wieso sitzt du immer noch hier, wie festgenagelt?“, fragte der alte Mann ihn etwas plump. „Solltest du nicht mit den anderen Kindern schon längst draußen sein?“ Betrübt stand Izuku auf und packte seine Tasche zusammen. Doch bevor er das Klassenzimmer verließ, stellte er seinem Lehrer eine letzte Frage. „Welche Antwort hätten sie auf die vorherige Frage gegeben?“ Er schluckte schwer und auch sein Herz raste zwei...nein drei Takte schneller, als gewöhnlich. Der durchdringende Blick von Mr. Torino ließ ihn unruhig werden. Seine Hoffnungen und Träume hingen von dieser einen einzigen Antwort ab. „Diejenigen, die noch immer auf der Suche nach ihrem Seelenverwandten sind...werden ihn wahrscheinlich niemals treffen – für den Rest ihres Lebens.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)