Loveless von Jani-chan44 ================================================================================ Kapitel 4: No sign of you ------------------------- Es klopfte an Erens Tür. „Eren, kann ich reinkommen?“, hörte er Armins Stimme. Eren warf sich die Bettdecke vom Körper und setzte sich auf. „Na klar, komm schon rein.“ Armin betrat das Zimmer und musterte seinen Freund. „Du hast dich nicht mehr bei Mikasa gemeldet. Ich musste sie davon abhalten, die Polizei zu rufen, so sehr hat sie sich Sorgen gemacht.“ „Oh, fuck. Sorry, das hatte ich total vergessen. Ich glaube, ich war wohl... zu beschäftigt.“ „So, so. Dann erzähl mal, Loverboy. Wie war es?“ „Es war fantastisch, Armin. ER war fantastisch. Ach Scheiße, ich will ihn wiedersehen, aber ich glaube, er hat daran kein Interesse. Er hat mich nicht einmal nach meiner Nummer gefragt. Nun ist er weg und ich weiß nicht, wie oder wo ich ihn überhaupt treffen könnte. Ich kenne nur seinen Namen, sonst habe ich fast nichts von ihm. Er hat eine Firma, die er mit einem ehemaligen Kommilitonen leitet, aber den Namen der Firma kenne ich nicht. Was soll ich machen? Und wo ist Mikasa überhaupt?“, schoss es, wie ein Wasserfall, aus Eren heraus. „Woah, das ist ganz schön viel auf einmal. Also, zuerst mal, Mikasa ist schon wieder abgereist. Sie war sauer, dass du dich nicht gemeldet hast. Und da keiner von uns wusste, wann du wieder kommst und sie morgen wieder zu einer Vorlesung muss, ist sie schon früh aufgebrochen. Du solltest dich bei ihr melden und dich entschuldigen, Eren. Sie sah ganz schön mitgenommen aus. Und nun zu deinem Traumtypen: Wenn du möchtest, können wir die nächsten Wochenenden noch einmal ins 'The Wall' gehen. Vielleicht ist er ja wieder da. Und wenn du seinen Namen hast, können wir ja mal schauen, ob wir ihn über die Social Media ausfindig machen können.“ Nichts. Einfach nichts. Der Typ war, wie ein Phantom. Egal, wie lange Armin und Eren Google und Plattformen, wie Facebook, auch durchstöberten, Levi Ackerman war unauffindbar. „Das kann doch nicht sein, dass dieser Mensch, und gerade als Chef einer Firma, einfach nicht auszumachen ist.“, gab Eren stöhnend von sich. „Vielleicht legt er viel Wert auf Privatsphäre.“, erwiderte Armin. „Das wird es wohl sein.“, stimmte ihm Eren leise zu. Eine Woche war bereits seit ihrer Begegnung vergangen, und Eren war keinen Schritt weiter gekommen. Und trotzdem hatte sich viel in seinem Leben verändert. Er hatte das Studium wieder aufgenommen, ging regelmäßig trainieren und selbst seinen Job in der Buchhandlung konnte er durch geschicktes Reden zurück erlangen. Seine Freunde traf er in der vergangenen Woche hin und wieder nach den Vorlesungen zum gemeinsamen Essen und Jean kam ihm nicht noch einmal unter die Augen. Eigentlich war alles gut, so wie es war, bis auf die Tatsache, dass er diesen kleinen, schwarzhaarigen Mann nicht aus seinem Kopf bekam, so sehr er es auch versuchte. „Gehen wir heute ins 'The Wall'?“, wollte Armin wissen. „Ich denke, das ist unsere letzte Hoffnung. Wenn er dort nicht ist, kann ich mir wohl abschminken, in jemals wiederzusehen.“, gab Eren von sich. „Sei nicht so pessimistisch. Wenn es so sein soll, werdet ihr euch wieder über den Weg laufen.“ „Seit wann glaubst du an so etwas, wie Schicksal?“ „Tu ich nicht, aber vielleicht möchte er dich ja doch noch einmal treffen und setzt alle Hebel in Bewegung, um dich ausfindig zu machen.“ „Wer's glaubt.“, seufzte Eren, „Wenn es so wäre, hätte er mich doch schon vorher nach meiner Nummer gefragt. Ich weiß gar nicht, ob die ganze Suche überhaupt einen Sinn hat, wenn er mich am Ende überhaupt nicht wiedersehen will.“ „Eren, kann es sein, dass du dich ganz schön in diesen Typen verschossen hast?“, fragte Armin grinsend, „Ich kenne dich gar nicht so. Nicht mal bei Jean hast du dir so viele Gedanken gemacht.“ Eren überlegte kurz. Hatte er sich verliebt? War es das, worum es ihm ging? „Ich... ja, ich glaube du hast recht. Und genau das ist das Problem. Levi will keine Beziehung und hat für Liebe, Gefühle und den ganzen Kram nichts über. Ich könnte mich schon dankbar schätzen, wenn ich überhaupt noch einmal mit ihm in der Kiste lande. Armin, ich verrenne mich da in etwas, was keinen Sinn hat. Ich muss mir den Kerl aus dem Kopf schlagen. Du hast mich nach der Beziehung mit Jean erlebt. Ich will nicht schon wieder an den Punkt kommen, an dem ich vor Liebeskummer nichts mehr geschissen kriege.“ Eren merkte, wie sich die Tränen in seinen Augen bildeten. „Mein lieber Eren“, sprach Armin, und zog seinen Freund in eine innige Umarmung, „ich glaube, dafür ist es schon lange zu spät. Ich kenne dich. Wenn du etwas willst, dann kämpft du auch dafür. Und gerade willst du diesen griesgrämigen Mann, der dir die anscheinend schönste Nacht deines Lebens beschert hat. Und egal, wie lange es dauert, du kannst darauf vertrauen, dass ich dich dabei unterstütze und wenn alles schief läuft, dich am Ende wieder auffange. Und nun wisch dir die Tränen ab. Ich hab den anderen schon Bescheid gegeben, dass wir uns heute hier treffen und dann gemeinsam losziehen.“ Mit den anderen waren die Kommilitonen der beiden gemeint. Dazu zählten Sasha und Conny, ein befreundetes Pärchen, Annie, Reiner und Bertholt. Mit Annie wurden Eren und Armin zwar nie richtig warm, was an ihrer kühlen Art lag, aber da die beiden wussten, dass Berthold ein Auge auf die Blondine geworfen hatte, wurde sie trotzdem eingeladen, in der Hoffnung, dass sich zwischen beiden eines Tages doch noch etwas ergibt. „Bist du sicher, dass die anderen überhaupt in den Club gehen wollen? Ich meine, bis auf mich ist doch keiner der anderen schwul oder lesbisch.“, fragte Eren unsicher. „Hm, bei Reiner wäre ich mir da nicht so sicher. Vielleicht kommt er ja heute auch mal aus sich raus.“, erwiderte Armin mit einem Zwinkern, „Und die anderen kommen natürlich mit, Eren. Du hast ihnen gefehlt und ich glaube, sie würden momentan so ziemlich allem zustimmen, um wieder mehr Zeit mit dir zu verbringen.“ Eren lächelte. Er hatte die verrückte Bande seiner Freunde auch vermisst. Wie sehr, wurde ihm erst bewusst, als er sie wieder regelmäßig sah und die Sorge um ihn in ihren Gesichtern erkennen konnte. „Bevor die anderen hier antanzen, sollte ich das Gespräch mit Mikasa hinter mich bringen. Ich schiebe das schon seit einer Woche auf. Lässt du mich kurz alleine?“ „Natürlich, Eren. Wenn du mich brauchst, ich bin in meinem Zimmer.“ Eren wählte die Nummer seiner Adoptivschwester und nachdem es zweimal geklingelt hatte, nahm sie ab. „Ja?“ „Mikasa? Eren hier.“ „Aha. Was gibt es?“ „Es tut mir leid, dass ich mich nicht mehr bei dir gemeldet habe, nach der Geschichte von letzter Woche. Ich weiß, dass du dir so schnell Sorgen machst, aber ich...“ „Eren, es ist okay.“, unterbrach sie ihn, „Ich kann mir schon vorstellen, was du gemacht hast und wieso du dich nicht gemeldet hast. Ich hätte nur nicht erwartet, dass dir deine kleine Liebesnacht mit dem Typen so wichtig ist, dass du mich komplett vergisst.“ „So ist es nicht. Mikasa, du bist doch alles, was ich von meiner Familie noch habe.“ „Familie, heh?“ „Du weißt, wie ich das meine. Du warst immer für mich da und ich hab nicht einen Gedanken an dich verschwendet. Und das tut mir wahnsinnig leid.“ „Eren, hör zu. Es ist wirklich okay. Lass uns nochmal darüber reden, wenn wir uns das nächste Mal wiedersehen. Okay?“ „In Ordnung. Und melde dich zwischendurch. Du fehlst mir.“ „Du mir auch. Ich muss jetzt los, bin noch verabredet. Bis bald, Eren.“ „Mach es gut, Mikasa.“ Danach hörte Eren nur noch das Tuten auf der anderen Leitung. Zwei Stunden später standen seine Freunde vor der Tür. „Eren, mein Lieber! Ich hoffe du hast noch ein paar Snacks vorbereitet, bevor wir losziehen. Ich hab einen Mordshunger!“, schrie Sasha, und fiel ihm in die Arme. „Auch schön, dich zu sehen. Du weißt, wo die Küche ist.“ Sofort verschwand die Brünette in eben diese Richtung. „Hey Eren! Wie geht es dir, Mann?“, fragte Conny und zog ihn in eine flüchtige Umarmung. „Geht schon wieder. Schau mal lieber nach deiner Freundin, bevor sie noch die ganze Küche plündert.“, gab Eren grinsend von sich. „Hallo Eren. Es ist schön, dich wiederzusehen.“, gaben die anderen drei von sich, bevor auch diese die Wohnung betraten. „Geht mir genauso mit euch. Kommt rein und macht es euch gemütlich. Getränke stehen schon auf dem Tisch. Bedient euch einfach.“ „Also, Eren, du hast diesen Typen kennen gelernt. Und der geht dir nicht mehr aus dem Kopf, richtig?“, fragte Reiner, „Und du hoffst, ihn heute im Club zu treffen? Und damit er nicht gleich merkt, wie verrückt du nach ihm bist, sollen wir alle mitkommen, damit es so aussieht, als würdest du einen lustigen Abend mit deinen Freunden verbringen, bei dem du ihn zufällig wieder triffst, anstatt wie ein liebeskranker Stalker zu wirken, der nach diesem Kerl die ganze Stadt absucht. Stimmt's?“ Eren blickte zu Boden. „Ja, so in etwa.“, sagte er leise. Reiner lachte laut auf. „Das ist der beste und gleichzeitig bescheuertste Plan, den ich je gehört habe. Aber was tut man nicht alles für die Liebe.“ „Was ist das überhaupt für ein Typ, wenn er dir so den Kopf verdreht? Muss ja ein echter Traummann sein.“, gab Annie schnippisch von sich. „Also er ist älter, als ich. 30, um genau zu sein. Und kleiner, so um die 1,60 Meter. Er ist nicht gerade der gesprächige Typ, und Gefühle scheinen auch nicht so seins zu sein. Er sieht wahnsinnig gut aus. Blass, schwarze Haare, graue Augen. Gott, diese Augen. Da liegt so viel Tiefe drin. Ich glaube, der Mann hat schon einiges in seinem Leben gesehen.“ „Aha. Und das soll uns jetzt überzeugen? Ein grimmiger Zwerg, mit wahnsinnig schönen Augen?“, zischte Annie. „Du musst ihn vor dir sehen, Annie. Diese Ausstrahlung, die er hat. So etwas habe ich noch nie erlebt. Und sein muskulöser Körper. Ein Traum! Adonis kann einpacken. Aber vielleicht seht ihr ihn heute ja selbst.“ „Na, dann lasst uns die Becher leeren und schauen, ob wir heute Glück haben und dieses Bild von einem Mann mit eigenen Augen sehen können!“, warf Sasha ein und erntete damit einen scharfen Blick von ihrem Freund. „Sorry, Conny, aber er ist doch eh schwul.“, gab sie entschuldigend von sich. Im Club angekommen, sicherte sich die Gruppe eine der Lederbänke. „Ich geh dann mal eine Runde für uns besorgen.“, sagte Bertholt und verschwand sogleich zur Bar. „Hast du ihn schon irgendwo sehen können?“, wollte Armin wissen. „Nein, nichts. Außerdem kennst du ihn doch selber. Er hätte dir ja auch auffallen müssen.“, sagte Eren genervter, als nötig. Der Abend verging, aber von Levi war weiterhin nichts zu sehen. Die Freunde tranken und feierten und genossen die gemeinsame Zeit, die in letzter Zeit viel zu kurz kam. Es war bereits nachts um 3 Uhr, als sich die ersten der Gruppe verabschiedeten. „Also dann, wir packen es dann mal.“, sagte Reiner, und sprach damit für sich, Bertholt und Annie, „Tut mir leid, dass wir deinen Zwerg nicht ausfindig machen konnten. Aber vielleicht klappt es ja beim nächsten Mal.“ „Eren, schau nicht so traurig.“, sagte Sasha, „Du wirst ihn schon wieder sehen. Du weißt doch, dass man sich im Leben immer zweimal begegnet.“ „Ihr seid alle verdammt optimistisch.“, grummelte er. 'The Wall' war seine letzte, realistische Chance, Levi in näherer Zeit wiederzusehen. Nun müsste er mindestens eine weitere Woche warten. Und ob seine Freunde weiterhin Lust hatten, sein aussichtsloses Unterfangen zu unterstützen und ihn zu begleiten, blieb abzuwarten. „Lasst uns einfach nach Hause gehen. Heute passiert hier eh nichts mehr.“, sagte er mürrisch und stand auf. Seine Freunde warfen sich hilflose Blicke zu, folgten dann aber Erens Beispiel und verließen den Club. Zwei weitere Tage vergingen ereignislos. Heute, am Dienstag, würde er nach der Vorlesung am Vormittag wieder einen Nachmittag in der Buchhandlung arbeiten. Die Zeit dahin zog sich, wie Kaugummi. Als er endlich den Campus verließ, machte er sich auf den schnellsten Weg zu seiner Arbeitsstelle. „Hallo Eren. Du bist heute aber früh dran.“, begrüßte ihn eine ältere Dame, seine Chefin. „Ja, ich kam etwas eher aus der Uni raus. Ist es in Ordnung, wenn ich jetzt schon anfange und dann etwas früher Feierabend mache?“ „Natürlich, Junge.“, erwiderte die Dame, „Siehst du den Stapel dahinten? Die Bücher müssen in die Regale einsortiert werden.“ „Kein Problem, ich mach mich gleich dran.“, sagte Eren und begab sich auf den Weg. In seine Arbeit vertieft, bemerkte er nicht den Mann, der sich ihm näherte. „Entschuldigung, kannst du mir helfen?“, unterbrach ihn eine vertraute Stimme. Eren blickte nach oben und seine Augen trafen auf ein bekanntes Stahlgrau. „Ich wüsste gerne, wann du heute Feierabend machst?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)