The show must go on von yamimaru ================================================================================ Kapitel 20: Klappe, die Zwanzigste ---------------------------------- Seit sie vor einer halben Stunde in seinem Zuhause angekommen waren, bekam er dieses feine Lächeln nicht mehr von den Lippen, obwohl es genug gäbe, worüber er sich den Kopf zerbrechen könnte. Tatsuro zum Beispiel und die Frage, ob er die Gerichtsverhandlung wirklich so gut weggesteckt hatte, wie es den Anschein machte. Zuzutrauen war es ihm, dass er sich nur verstellte, damit Yukke sich keine Sorgen machte, aber er wollte ihm nichts unterstellen. Wenn er ehrlich war, war er einfach nur erleichtert, dass die Stimmung gerade so ruhig und harmonisch war, nur eben dieses Lächeln begann ihn zu irritieren. Selbst als er sich darauf konzentrierte, den Lachs aus der Mikrowelle zu nehmen, wo er die letzten Minuten über aufgetaut war, und ihn zu würzen, um ihn gemeinsam mit dem Gemüse in den Ofen zu schieben, hielt es sich hartnäckig. Denn so, wie Tatsuro der Inhalt seiner Gedanken war, war er auch der Grund für das Glücksgefühl, das ihn gar nicht mehr verlassen wollte. Ein schneller Blick über die Schulter zeigte ihm den Schauspieler, der nur einige Schritte von ihm entfernt mit gemütlich überschlagenen Beinen am Küchentisch saß und auf seinem Handy herumtippte. Als er früher am Abend meinte, Tatsuro solle sich wie zu Hause fühlen, hatte er damit gerechnet, er würde sich ins Wohnzimmer verziehen und sich mit einem Film oder Musik auf andere Gedanken bringen wollen, stattdessen leistete er ihm hier Gesellschaft. Yukke hatte nicht gelogen, er mochte es, zu kochen, doch nur, wenn er seine Ruhe hatte. Seltsamerweise jedoch störte ihn Tatsues Präsenz in seiner Küche deutlich weniger, als er angenommen hätte. Wenn er ehrlich war, störte sie ihn überhaupt nicht. Auch nicht, als sich unerwartet Arme um seine Mitte legten und sein Freund ihm neugierig über die Schulter schaute.   „Kann ich dir was helfen?“   „Das fragst du mich jetzt, wo ich beinahe fertig bin?“ Yukke lachte gutmütig und drehte den Kopf zur Seite, um ihm ins Gesicht sehen zu können.   „Ich wollte nur höflich sein“, behauptete Tatsuro, das Schmunzeln auf seinen Lippen sprach jedoch eine ganz andere Sprache.   „Wer’s glaubt.“ Er stibitzte sich einen kleinen Kuss, bevor er sich aus der lockeren Umarmung befreite, um das Blech mit ihrem Essen in den vorgeheizten Backofen zu schieben. „So, den Rest macht der Ofen von allein.“ Nun war er es, der seine Arme um Tatsuros Schultern legte und sich streckte, um seinen Lippen ganz nahekommen zu können. „Aber danke, dass du erst jetzt gefragt hast. Damit hast du mich wenigstens nicht in die Verlegenheit gebracht, dein großzügiges Hilfsangebot ausschlagen zu müssen.“   „Wieso denn ausschlagen?“   „Weil ich an meiner Küche hänge.“ Für ein paar Sekunden schaute ihn sein Gegenüber nur verständnislos an, bis er dabei zusehen konnte, wie der Groschen fiel. „He! Was soll das denn heißen?“   „Nichts, nichts.“ Yukke lachte und verschloss die schmollenden Lippen mit den eigenen. Er sparte sich nähere Ausführungen, Tatsuro wusste ohnehin, dass sich seine Talente nicht zwingend für Küchenarbeit eigneten, und gab sich viel lieber den sensationellen Gefühlen hin, die sich gerade durch seinen Körper zogen. Unwillkürlich musste er wieder an das denken, was sein Freund vorhin im Taxi zu ihm gesagt hatte. „Mir ist gerade bewusst geworden, dass ich auch Mangos essen würde, wenn es dich glücklich macht.“ Auch wenn diese Aussage ziemlich eigenwillig gewesen war und ihn im ersten Moment zum Lachen gebracht hatte, hatte sie einen Teil in ihm gewärmt, der sich nach all den Missverständnissen und schrecklichen Geschehnissen der letzten Monate nach Sicherheit und Geborgenheit sehnte. Doch erst jetzt, in den Armen seines Freundes, in der Gewissheit, dass sie heute den wichtigsten Schritt getan hatten, um auch diese letzte, große Hürde zu überwinden, wurde ihm bewusst, dass dieser Satz womöglich Tatsuros Variante der berühmten drei Worte gewesen sein könnte. Ein wildes Kribbeln jagte durch seinen Magen und ohne es bewusst zu bemerken, grub er beide Hände in die Schultern seines Gegenübers, um ihn noch enger gegen sich zu ziehen. Doch unerwartet zuckte Tatsuro zusammen, löste ihren Kuss und rieb sich über den Nacken.   „Oje, was ist denn? Hab ich dir wehgetan?“ Überrumpelt blinzelte Yukke nach oben und schaute in ein teils verkniffenes, teils entschuldigendes Gesicht.   „Ist nicht deine Schuld. Ich bin nur komplett verspannt.“   „Du wieder.“ Er rollte grinsend mit den Augen, als er das hörte, und verlor keine Zeit, den armen Invaliden bei der Hand zu nehmen und hinter sich ins Wohnzimmer zu ziehen. „Warum sagst du denn nichts?“, murmelte er tadelnd, musterte Tatsuro kurz, der etwas bedröppelt mitten im Raum stand, bevor er schmunzelnd damit begann, die Knöpfe seines Hemds zu öffnen. Mit hochgezogener Augenbraue beobachtete er ihn bei seinem Tun und Yukke stellte beinahe überrascht fest, wie sehr ihm dieser intensive Blick aus zweifarbigen Augen gefiel, als ihm ein wohliger Schauer über den Rücken rann. „Leg dich aufs Sofa, ich bin gleich wieder da“, bat er, als Tatsuro mit nacktem Oberkörper vor ihm stand und konnte nicht verhindern, dass seine Augen wie gebannt die Linien des Schlangen-Tattoos nachzeichneten, die sich über seinen Bauch und die rechte Seite zogen. So lange jedenfalls, bis sich ein schlanker Finger unter sein Kinn legte und es mit sanfter Gewalt ein Stück nach oben drückte.   „Meine Augen sind hier, Yu-chan.“   „Mmmh, das machts gerade nicht besser“, nuschelte er, Tatsuros Lippen warm auf den seinen, und hätte am liebsten vergessen, was er vorgehabt hatte, um sich gemeinsam mit seinem Freund im Hier und Jetzt zu verlieren. Doch Yukke wäre nicht Yukke, hätte sein Hirn auch nur einmal zu denken aufhören können, und so schob er Tatsuro schweren Herzens auf Abstand. „Hinlegen und warten, ich bin gleich zurück.“   Ein tiefes und für seinen Geschmack viel zu attraktives Lachen verfolgte ihn, als er aus dem Wohnzimmer ging, um im Bad das Fläschchen mit Massageöl zu suchen, von dem er wusste, dass es hier irgendwo sein musste. Er rieb sich über die Unterarme, um die Gänsehaut von dort zu vertreiben, was jedoch nichts gegen die vorfreudige Spannung in seinem Körper zu unternehmen schien. Nachdem er endlich fündig geworden war, kostete es ihn einiges an Selbstbeherrschung, mit gemäßigten Schritten zurück ins Wohnzimmer zu gehen, schrie doch jede Faser in seinem Körper nach Tatsuros Nähe. Er lächelte, als ihn ruhige Musik begrüßte – irgendein Popsong, den er in den letzten Tagen schon öfter im Radio gehört hatte. Es fühlte sich gut an, zu wissen, dass sich Tatsuro in seiner Wohnung schon wohl genug fühlte, um wie selbstverständlich seine Anlage einzuschalten. Das Lächeln auf seinen Lippen weitete sich, als sein Blick auf den Menschen fiel, dem heute wohl all seine Gedanken galten. Der Anblick seines Freundes, der es sich wie von ihm gewünscht auf dem Sofa gemütlich gemacht hatte, entschädigte ihn für die paar Sekunden, die er nicht in seiner Gegenwart hatte verbringen können, und wieder fiel es ihm schwer, die Augen von ihm zu nehmen. Verdammt, es war wirklich viel zu lange her, dass sie sich ungezwungen nähergekommen waren, daran hatte auch die süße, aber vollkommen überhastete Aktion gestern nichts geändert.   „Willst du mich noch länger einfach ansehen oder hast du mehr mit mir vor?“ Tatsuros Stimme und das Lächeln, das er ihm schenkte, wirkten eine Spur überheblich, was ihn unter anderen Umständen pikiert die Nase hätte rümpfen lassen. Aber sein Freund ähnelte in diesem Augenblick so sehr dem arroganten Schauspieler, der er gewesen war, bevor sie sich richtig kennengelernt hatten und alles aus dem Ruder gelaufen war, dass sein Herz nur überglücklich zu flattern begann.   „Na, ich dachte mir, ich lasse dich hier einfach liegen, so als nette Dekoration oder so.“ Er grinste, setzte sich auf Tatsuros Hintern und streichelte mit einer Hand über seinen Rücken.   „Mmmh“, brummte er eindeutig zufrieden, was Yukke erneut wohlig erschauern ließ. „Das wäre zumindest eine sehr entspannte Existenz. Wenn du nicht aufpasst, nehm ich dich beim Wort und beweg mich hier nicht mehr weg.“   „Für den Moment will ich auch gar nichts anderes von dir.“ Er zog das Fläschchen mit Massageöl aus der Hosentasche, wo es seine Körperwärme praktischerweise vorgewärmt hatte, und verteilte eine kleine Menge davon auf seinen Händen. „Jetzt aber Mund halten, zu denken aufhören und einfach nur genießen, okay?“   „So herrisch kenne ich dich ja gar nicht, aber ich tu mein Bestes.“   „Brav, so gehört sich das.“ Er stimmte in das leise Lachen ein, das Tatsuros Lippen nur gedämpft verließ, hatte er doch, kaum hatte Yukke begonnen, seinen Verspannungen zu Leibe zu rücken, das Gesicht zwischen seinen verschränkten Armen verborgen.   Einige lange Minuten schwiegen sie, nur die Musik aus dem Radio bot leise Hintergrundunterhaltung, bis Tatsuros Stimme die angenehme Stille durchbrach. „Denkst du, Nobu kommt hinter Gitter?“   Yukke schloss für einen kurzen Moment die Augen und presste die Lippen aufeinander. Er hatte damit gerechnet, dass sie irgendwann noch einmal auf die Verhandlung zu sprechen kommen würden. Selbst wenn Tatsue es ausgehalten hätte, das Thema nicht anzusprechen, spätestens er selbst hätte es noch einmal aufgreifen müssen. Es war naiv von ihm gewesen, zu glauben, sie könnten die Geschehnisse für heute vergessen und so tun, als wäre nichts gewesen. Dennoch musste er sich fast dazu zwingen, etwas zu sagen, weil jede Faser seines Körpers an der wohltuenden Atmosphäre festhalten wollte, die bis eben geherrscht hatte.   „Ich denke schon. Die Beweise waren eindeutig, ich kann mir nicht vorstellen, dass sie ihn nur mit einer Geldstrafe oder so davonkommen lassen.“   „Ja, das glaub ich auch nicht. Mir macht nur sein Gerede von dieser angeblichen psychischen Erkrankung Sorgen. Ich kann nicht einschätzen, ob sie ihm das tatsächlich abgenommen haben.“   „Ich hatte den Eindruck, dass die Richterin ihm kein Wort geglaubt hat.“   „Ehrlich?“   „Mhmh.“   „Ich war zu sehr mit mir selbst und damit beschäftigt, nicht kopflos aus dem Gerichtssaal zu laufen, dass ich um mich herum rein gar nichts mitbekommen habe.“   „Das ist ja auch verständlich.“ Yukke beugte sich vor und küsste Tatsuros Nacken, der diese Geste mit einem tiefen Brummen quittierte. „Er wird seine gerechte Strafe bekommen und wenn wir dafür in Berufung gehen müssen. Shiroda ist ein guter Mann. Der weiß bestimmt genau, was zu tun ist, sollte es nötig werden.“   „Ich will das alles nur endlich hinter mir haben und nicht mehr drüber nachdenken müssen.“   „Das versteh ich. Mir geht es nicht anders, aber egal, wie lang es dauert, ich bin für dich da.“   Tatsuro richtete sich ein Stück weit auf, bis er sich zu ihm umdrehen konnte, ohne ihn von dem gemütlichen Plätzchen auf seinem Hintern zu vertreiben. Die Haltung musste alles andere als bequem sein, aber Yukke schluckte einen Kommentar herunter, als sich warme Lippen auf die seinen legten und er in einen herrlich liebevollen Kuss verwickelt wurde.   „Danke.“   „Erzähl es keinem“, scherzte er und fuhr damit fort, über Tatsuros Rücken zu streicheln, nachdem er sich wieder hingelegt hatte. Erst, als er fühlen konnte, wie die verkrampften Muskeln unter seinen Händen weicher wurden, begann er erneut, sich richtig um die Verspannungen zu kümmern.   Er hätte nicht sagen können, wem von ihnen beiden die Massage besser tat. Tatsuro, weil er sich mit jeder verstreichenden Minute sicht- und hörbar entspannte, oder ihm selbst, weil er sich regelrecht in seinem Tun und der Nähe zu seinem Freund verlor. Für eine herrliche Zeitspanne dachte er an nichts und ging vollends in dem Gefühl auf, Tatsuro mit allen Sinnen neu zu entdecken. Natürlich waren sie sich schon viel näher gekommen als in diesem Augenblick, aber damals war alles so schnell gegangen, so abrupt wieder vorbei gewesen, dass es sich mehr wie ein Traum angefühlt hatte. Aber das hier, das war real, greif- und fühlbar und diesmal würde er alles dafür tun, dass ihnen diese Verbundenheit nichts und niemand mehr nehmen würde. Er schnaubte schmunzelnd, als genau in dem Moment, da ihm dieser Gedanke in den Sinn gekommen war, der Timer des Backofens in der Küche munter zu piepen begann. „Essen ist fertig“, murmelte er, streichelte von Tatsuros unterem Rücken noch einmal bis über die Schultern, bevor er ihm einen weiteren Kuss in den Nacken drückte. „Bleib einfach noch etwas liegen, ich richte alles her und bring es dann rüber, okay?“   „Mmmh, das hört sich gut an“, brummte Tatsuro schläfrig und machte tatsächlich keine Anstalten, sich auch nur einen Millimeter zu bewegen, nachdem Yukke sich erhoben hatte. Eine Sekunde gönnte er es sich noch, liebevoll auf ihn herabzusehen, bevor er seinen Worten Taten folgen ließ und in der Küche verschwand.   ~*~   Ohne sich selbst über die Maßen loben zu wollen, aber das Essen war ihm heute richtig gut gelungen. So wie Tatsuro reingehauen hatte, schien auch er seiner Meinung zu sein. Er schaute zu seinem Freund hinüber, der neben ihm auf dem Sofa fläzte, eine Hand auf seinem Bauch, den anderen Arm hinter Yukkes Rücken geschoben und rundum zufrieden wirkend. Über den Bildschirm seines Fernsehers flimmerte irgendeine Realityshow, von der er jedoch bislang kaum etwas mitbekommen hatte. Viel zu beschäftigt war er damit, seine Gedanken ziehen zu lassen, wenn sie nicht gerade um den Mann an seiner Seite kreisten. Er lächelte, als sich Tatsuros Hand auf seinem Rücken streichelnd einen Weg nach oben suchte und erwiderte seinen plötzlich so durchdringenden Blick fragend.   „Was denn?“   „Komm her.“   Yukke ließ sich das nicht zweimal sagen, beugte sich über ihn und fand sich keinen Wimpernschlag später in einem liebevollen Kuss gefangen. Seine Lippen teilten sich, ließen der fremden Zunge Einlass, während ihm ein genussvolles Seufzen entkam. Tatsuro hatte sich das Hemd zum Essen nur locker übergeworfen – ein Umstand, den er gleichermaßen begrüßt und verflucht hatte – und so war es nun ein Leichtes, den störenden Stoff von seinen Schultern zu schieben, bis keine Barriere mehr Yukkes wandernde Finger aufhalten konnte. Er genoss das Gefühl der Gänsehaut unter seinen Fingerkuppen, die seine Berührungen auslösten, und die gelegentlichen, leisen Laute, die er Tatsuro damit entlockte. Aber auch sein Freund blieb nicht untätig, schob beide Hände unter sein Oberteil, streichelte und kraulte über seine Seiten nach oben, bis er es ihm schließlich über den Kopf ziehen konnte. Ein breites Grinsen begrüßte ihn, als der Stoff achtlos auf dem Boden landete und Finger durch seine wild abstehenden Haare kämmten.   „Was hältst du davon, wenn wir das hier ins Schlafzimmer verlegen?“   „Das ist eine sehr gute Idee‘“, murmelte er und versuchte gar nicht erst, das vorfreudige Zittern aus seiner Stimme zu verbannen. Tatsuro konnte ruhig wissen, was er mit ihm anstellte. „Geh doch schon mal vor, ich mach hier noch klar Schiff und bin gleich bei dir.“   „Nix da.“ Tatsuro erhob sich und zog auch ihn auf die Beine, bevor er beide Arme um seine Mitte legte, wohl um ihn am Gehen zu hindern. „Das können wir auch morgen noch machen.“   „Aber …“   „Kein aber.“ Jeder weitere Protest seinerseits wurde in einem plötzlich so leidenschaftlichen Kuss erstickt, dass Yukke ernsthafte Schwierigkeiten hatte, sich noch daran zu erinnern, weshalb er überhaupt protestieren wollte. Himmel, was machte dieser Kerl nur mit ihm? Küssend und stolpernd bahnten sie sich ihren Weg durch den Flur, bis Yukke im Schlafzimmer angekommen nicht nur seine Hose losgeworden war, sondern auch vergessen hatte, wie man einen klaren Gedanken an den anderen reihte. Vermutlich war es unklug, seinen Verstand derart abzuschalten und nur noch der Leidenschaft zu lauschen, die durch seine Adern wisperte, aber Tatsuro ließ ihm gar keine andere Wahl. Wenn sich sein Freund etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann konnte nichts und niemand ihn davon abhalten – eine Erfahrung, die er schon sehr früh während ihres Kennenlernens hatte machen dürfen.   „Tatsue“, seufzte er, als sich warme Hände auf seine Pobacken legten und ihn gegen einen nicht minder aufgeheizten Körper pressten. Fahrig nestelten seine Finger am Verschluss der grauen Stoffhose, die er früher am Tag noch als schick empfunden hatte, die ihn jetzt jedoch nur noch davon abhielt, endlich alles an seinem Freund sehen und spüren zu können. Tatsuros Lachen floss süß wie dunkle Schokolade von seinen Lippen und Yukke glaubte beinahe, seinen Hirnzellen beim kollektiven Selbstmord zuhören zu können. Aber wieso würde er noch denken wollen, wenn all das, was er so lange vermisst hatte, plötzlich in Reichweite war? Eben.   Mit einer wahren mentalen Kraftanstrengung gelang es ihm, sich für einen Moment zu lösen und etwas auf Abstand zu gehen, um sich seiner letzten, störenden Kleidung entledigen zu können. Tatsuro, der es ihm schmunzelnd gleichtun wollte, gab er jedoch einen beherzten Schubs, sodass er rücklings auf dem Bett zum Liegen kam.   „Oh, stürmisch, das mag ich.“   „Glaub mir, du hast mich noch nicht stürmisch erlebt.“ Grinsend kniete sich Yukke aufs Bett, schob sich zwischen Tatsuros Beine und haschte nach seiner Unterlippe. „Ich hab dich … das hier so vermisst“, gab er zu und lächelte, um zu verhindern, dass ihn nun Emotionen übermannten, die er gerade wirklich nicht gebrauchen konnte.   „Tut mir leid.“   „Nein, das war kein Vorwurf.“ Er bildete sich ein, das Kratzen feiner Bartstoppeln hören zu können, als seine Fingerspitzen über Tatsuros Wange streichelten und er ihm einen Kuss auf die Stirn hauchte. „Das war nur eine längst überfällige Feststellung.“ Wieder fanden ihre Lippen zueinander, Zungen umgarnten sich, bis ihm die Hände seines Freundes erneut eine dicke Gänsehaut bescherten. Stetig streichelten sie über seinen Rücken, kratzten über seinen Steiß und neckten ihn so lange, bis er sich ein weiteres Mal lösen musste. Wenn er sich jetzt schon derart überstimuliert fühlte, wohin sollte ihn das dann noch führen?   „Ist was?“   Er sparte es sich, auf diese freche Frage zu antworten und widmete sich stattdessen lieber dem gestreckten Hals direkt vor seiner Nase, den er mit Küssen und neckenden Bissen übersäte. Tatsuro belohnte sein Tun mit wunderbar ungezwungenen Lauten, die zielsicher die Hitze in seinem Inneren anzufachen wussten. Er gönnte es sich, jede Linie des Schlangen-Tattoos nachzuzeichnen, bis er am letzten Stück Stoff angekommen war, das ihn noch von seinem Ziel trennte. Aber als er die Finger unter den Bund der Shorts hakte, um sie über Tatsuros lange Beine zu ziehen, ließ ihn ein Laut innehalten, den er in diesem Moment absolut nicht hatte hören wollen. Es war nur ein Einatmen gewesen und trotzdem hatte es ihn in jeder Bewegung erstarren lassen.   „Tatsue? Alles in Ordnung?“ Er schob sich nach oben, um ihm wieder ins Gesicht sehen zu können. Tatsuro hatte die Augen geschlossen, den Kopf leicht zur Seite gedreht und hätte er noch seine lange Mähne besessen, wäre sein Gesicht wohl gänzlich von den schwarzen Strähnen verdeckt gewesen. So jedoch sah Yukke, wie blass sein Freund geworden war, wie fest er die Lippen aufeinanderpresste und vor allem, wie gepeinigt er aussah. „Tatsue, rede mit mir.“ Er ahnte, was los war, verfluchte sich dafür, dass er sich von der Leidenschaft des Momentes hatte mitreißen lassen, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, dass sich sein Freund womöglich zu viel zugemutet hatte. „Sag mir, was ich tun kann.“   „Nichts. Halt mich nur für einen Moment fest, okay?“ Beinahe erschrak er, als sich Tatsuros Arme ohne Vorwarnung nachdrücklich um seine Schultern legten und er sich an ihn gezogen wiederfand. Für den Moment blieb ihm nichts weiter übrig, als sich in der etwas unbequemen Umklammerung so gut es ging zu entspannen und seinem Freund die Auszeit zu geben, die er ganz offensichtlich so dringend brauchte. Tatsuro zitterte nicht, aber atmete so ruhig und gleichmäßig, dass er ahnte, wie groß die Anstrengung sein musste, dem Etwas, das ihn gerade so sehr belastete, nicht die Oberhand zu geben. Vorsichtig befreite er einen seiner Arme, schob die Hand in Tatsuros Nacken und begann, sanft mit den weichen Strähnen dort zu spielen. Nach und nach spürte er, wie der Körper unter ihm weicher wurde, bis der Klammergriff wieder mehr einer richtigen Umarmung glich.   „Besser?“   „Ja, ich denke schon.“ Sein Freund atmete tief ein und wieder aus, bevor er seine Finger spüren konnte, die nun ebenfalls durch sein Haar kämmten. Beinahe, als würde ihn diese gleichmäßige Bewegung weiter beruhigen. „Yukke?“   „Ja?“   „Tut mir leid.“   „Braucht es nicht. Alles gut.“ Er drehte sich etwas und küsste das erste Fleckchen Haut, das er erreichen konnte. „Lass uns schlafen, mh? Der Tag war aufregend genug.“   „Nein.“ Tatsuro klang so entrüstet, dass er unwillkürlich den Kopf hob, um ihm ins Gesicht sehen zu können. „Ich will ihm diesen Triumph nicht gönnen, verstehst du das? Außerdem … wir mussten schon so lange darauf warten … und ich bin daran schuld und …“   „Bist du nicht.“   „Doch. Und das wissen wir beide.“   „Aber …“   „Nein, bitte, ich …“   „Schsch, ist okay“, murmelte er beruhigend und streichelte über die Stirn seines Gegenübers, die sich in tiefe Falten gelegt hatte. „Ich versteh, was du meinst.“ Er spürte, wie sich seine Wangen leicht röteten, als er sich sanft von Tatsuro löste, sich hinkniete und auf ihn herabsah. „Ich hätte da eine Idee …“   ~*~   Der vormals kühle Seidenschal um seine Handgelenke hatte sich längst seiner steigenden Körperwärme angepasst und schickte die Lust, die wie ein Lauffeuer durch seine Adern jagte, in ungekannte Höhen. Zischend zog er die Luft zwischen den Zähnen ein, während es sich Tatsuro zur Aufgabe gemacht hatte, jeden Zentimeter seiner Haut mit Fingern, Lippen und Zunge zu erkunden. Er streckte sich, spannte die Arme an, doch die improvisierte Fessel, die ihn ans Kopfende des Bettes fixiert hielt, gab keinen Millimeter nach. Es war seine Idee gewesen, Tatsuro auf diese Art die alleinige Kontrolle über die Situation zu geben, auch wenn er sich nicht sicher gewesen war, ob diese Vorgehensweise nicht erneut für negative Erinnerungen sorgen würde. Aber so, wie sein Freund in dem, was er mit ihm anstellte, aufging, schien es die richtige Entscheidung gewesen zu sein. Gerade hatte es ihm die empfindliche Haut seiner Leiste angetan, denn jedes Mal, wenn Yukke zusammenzuckte, weil die Berührungen dort wie elektrische Schläge durch seine Lenden jagten, hörte er dieses unendlich selbstzufriedene Lachen, das ihm die Knie hätte weich werden lassen, würde er nicht ohnehin auf dem Rücken liegen.   „Tatsue~“, stöhnte er lang gezogen und vollkommen ungehemmt, als der andere sich quälend langsam seiner Körpermitte und somit der Stelle näherte, wo er ihn mit Abstand am dringendsten brauchte. Warmer Atem wisperte über die feuchte Haut seiner Eichel, ließ ihn erneut zusammenzucken. „Als ich meinte, dass du mich so drapieren darfst, wie du mich haben willst, hab ich dir keinen Freibrief dafür gegeben, mich derart auf die Folter zu spannen.“   „Nicht? Und da dachte ich, genau das laut und deutlich aus deinen Worten herausgehört zu haben.“ Tatsuro schob sich über ihn, ein verschmitztes Lächeln auf den Lippen, das ihn für Yukke in diesem Moment nur noch unwiderstehlicher machte.   „Hör auf, irgendwas in meine Worte hineinzuinterpretieren, und küss mich lieber.“   „Dein Wunsch sei mir Befehl.“   Yukke seufzte und schloss die Augen, als sein Mund regelrecht überfallen wurde. So sehr er ihre langsamen, zärtlichen Küsse auch schätzte, so sehr genoss er die ungezügelte, wilde Art, die Tatsuro in diesem Augenblick an den Tag legte. Er wölbte sich dem Körper über ihm entgegen, wollte endlich mehr spüren. Mehr Nähe, mehr Reibung, mehr Stimulation, aber sein geliebter Foltermeister hatte für den Moment noch andere Pläne. Wie selbstverständlich zog er die Schublade seines Nachttisches auf und entnahm ihr nach ein paar Sekunden suchendem Wühlen Gleitmittel und Kondome.   „Na, wer sagt’s denn. Hab ich mich also doch richtig erinnert“, murmelte Tatsuro feixend und kniete sich, seine Ausbeute beinahe triumphierend in Händen, zwischen Yukkes leicht aufgestellte Beine. Er hätte nicht genau sagen können, warum, aber seinem Freund beinahe vollständig bewegungsunfähig dabei zuzusehen, wie er sich das Gummi überzog und sich etwas des Gleitgels auf die Finger gab, ließ Nervosität und Vorfreude in einer Intensität in ihm aufsteigen, die er so nicht gewohnt war. Seine unmittelbare Antwort war daher lediglich ein lang gezogenes Stöhnen, als er den ersten Finger vorsichtig tastend in sich spürte und sein gesamter Körper von einer auf die andere Sekunde von einer wohligen Gänsehaut bedeckt wurde.   „Wundert mich, dass dir so was Triviales im Gedächtnis geblieben ist.“ Seine Stimme klang heiser, aber das war auch keine Überraschung, verstand es Tatsuro doch, ihn mit so wenig bereits an den Rand seiner Selbstbeherrschung zu treiben.   „Wenn du wüsstest, an was ich mich alles erinnern kann.“ Der Mund seines Freundes war dem seinen plötzlich ganz nah und Yukke zögerte keinen Moment, um nach den weichen Lippen zu haschen. Diesmal war er es, der sich ungezügelt Zutritt verschaffte, Tatsuros Zunge mit der eigenen wild umgarnte. Sein Inneres krampfte, als ein zweiter Finger dem ersten folgte, aber nicht, weil es unangenehm war, nein, er wollte einfach viel mehr spüren. Sein Unterleib bewegte sich fordernd den Eindringlingen entgegen, zeigte Tatsuro damit nur zu deutlich, was er von ihm wollte. Leider ließ der andere sich auch jetzt noch Zeit, vertiefte ihren Kuss, bis ihn nicht nur der Sauerstoffmangel schwindlig werden ließ. „Tatsue, bitte“, nuschelte er zwischen einem Atemzug und dem nächsten, bevor er hemmungslos aufstöhnte, als sein Mund freigegeben wurde.   „Was willst du denn, Yu-chan?“ Hätten Tatsuros Worte nicht allzu deutlich gezeigt, wie sehr er das hier und die Tatsache, dass Yukke ihm vollkommen ausgeliefert war, genoss, spätestens sein selbstzufriedener Gesichtsausdruck sprach Bände. Und Yukke konnte nicht einmal so etwas wie Empörung in sich finden, als er den Blick aus zweifarbigen Augen erwiderte, weil er auch dieser überheblichen Seite Tatsuros mit Haut und Haar verfallen war. Unter anderen Umständen hätte ihn diese Erkenntnis schockiert, aber jetzt fühlte sie sich nur richtig an.   „Dich“, gab er also ohne zu zögern zu, und lächelte, als sich unter die Selbstsicherheit nun doch tatsächlich so etwas wie Erstaunen mischte. „Ich will einfach nur dich, alles von dir, jetzt und so lange, wie du das auch willst.“   „Yu…“, Tatsuros Stimme war kaum ein Flüstern, als er ihm wieder nahekam und seine Lippen für einen nun unglaublich zärtlichen Kuss verschloss. Die Finger verschwanden und machten Platz für etwas deutlich Größeres, das ihn wohlig erschauern ließ. Es war, als würde Tatsuro ihn in diesem Augenblick nicht nur körperlich ausfüllen und er musste schmunzeln, als ihm dieser schnulzige Gedanke kam.   „Was amüsiert dich so?“, wisperte sein Freund nah an seinem Mund, bevor er sich etwas aufrichtete und sich tief – oh, so herrlich tief – in ihn drängte. Er stöhnte ungezwungen, legte den Kopf in den Nacken und presste seine Oberschenkel fest gegen die schmalen Hüften.   „Ich … nnnhg …“, fing er an, musste sich jedoch selbst unterbrechen, als sich Tatsuro mit langen, gleichmäßigen Stößen in ihm zu bewegen begann. „Oh, ja, mmmh, genau da. Das fühlt sich so gut an.“ Bunte Punkte tanzten vor seinen fest geschlossenen Lidern und für einen Moment fühlte er sich, als wären Tatsuro und er allein auf der Welt. Zwei Körper, die im unendlichen Nichts des Weltalls trieben. Sein Lächeln weitete sich zu einem Grinsen, als er die Augen wieder öffnete. „Ich bin nur immer wieder aufs Neue erstaunt darüber, auf welche kuriosen Ideen mein Hirn in den unpassendsten Momenten kommt“, erklärte er sich, mehrmals durch heiseres Keuchen unterbrochen, und freute sich über den verständnislosen Ausdruck in Tatsuros Augen. „Ist nicht so wichtig.“   „Du bist einmalig, hab ich dir das schon mal gesagt?“ Tatsuro zog das Tempo seiner Stöße an, was Yukke mit einem zustimmenden Aufseufzen quittierte.   „Mmmh, ja, ich glaube, nnnhg, schon ein paar Mal.“ Wieder waren ihm die Lider zugefallen und er spürte erste Schweißtröpfchen, die sich einen Weg aus seinen Haaren suchten und an seiner Schläfe herabrannen. Plötzlich waren dort Lippen, die die Feuchtigkeit hinfort küssten, eine warme Zunge, die die empfindsame Haut seines Halses neckte und schlussendlich Zähne, die ihn aufstöhnen ließen. Dieser kurze, unerwartete Schmerz war so erregend gewesen, dass er für eine lange Weile nichts weiter tun konnte, als sich den Empfindungen hinzugeben, die immer unnachgiebiger durch seinen Körper rasten. Er spürte das Flattern seiner Bauchdecke, das ihm zeigte, wie nahe er seinem Höhepunkt bereits war. „Tatsue?“, keuchte er und öffnete die Augen, um seinem Freund ins Gesicht sehen zu können. „Kannst du mich losmachen? Ich will dich berühren können.“   Für einen Moment hielt Tatsuro in jeder Bewegung inne und er hätte am liebsten mit seinem Körper um die Wette geschrien, als ihm jegliche Stimulation entzogen wurde. Aber er beschwerte sich nicht, war er doch selbst schuld und grub stattdessen lieber seine Finger in Tatsuros kurzes Haar, kaum hatte er ihn von dem Seidenschal befreit. Er zog ihn stärker auf sich, verschränkte die Füße hinter seinem Steiß, um ihm so noch mehr Angriffsfläche zu bieten, und küsste jedes Fleckchen seines Gesichts, das er erreichen konnte. Stirn, Nasenspitze, Lippen. Immer wieder diese wundervollen Lippen, von denen er nie genug bekommen würde. Tatsuros Stöhnen klang nun auch endlich herrlich ungezügelt, als er seine Bewegungen in ihm wieder aufnahm und er konnte die Gänsehaut unter seinen Fingerkuppen fühlen, als er mit beiden Händen über seinen Rücken streichelte.   „Yu-chan, du fühlst dich so gut an“, nuschelte er, das Gesicht an seiner Halsbeuge vergraben und entlockte ihm damit ein glückliches Lächeln.   „Du dich auch, glaub mir, du dich auch.“ In diesem Augenblick, in der leidenschaftlichen Umarmung seines Mannes beschloss Yukke, dass er ihn so schnell nicht wieder würde gehen lassen. Vielleicht sogar nie, aber das zu entscheiden, war nicht allein an ihm. Er würde Tatsuro nie zu etwas drängen, nicht körperlich und sicherlich nicht emotional, aber er würde für ihn da sein, wenn er ihn brauchte und selbst dann, wenn ihm gar nicht bewusst war, dass er jemanden brauchte. Nie wieder würde er zulassen, dass sein Tatsue noch einmal so verletzt werden würde, koste es, was es wolle. „Oh, Gott“, keuchte er, als Tatsuro das kleine Bündel Nerven in ihm traf, das ihn nicht nur Sterne sehen ließ, sondern auch endgültig jegliche Gedanken aus seinem Kopf vertrieb. „Noch mal“, bettelte er beinahe, wand sich unter dem Ansturm der Empfindungen, dem er kaum noch Herr wurde. „Hör nicht auf, bitte, hör bloß nicht auf.“   „Hab ich nicht vor“, japste sein Freund herrlich atemlos und richtete sich etwas auf. Obwohl es ihm mehr Anstrengung kostete, als er zugeben wollte, öffnete er die Augen. Er wollte den Ausdruck auf Tatsuros Gesicht sehen, wenn er endgültig jede Zurückhaltung fahren ließ und sich ganz seiner Leidenschaft ergab. Und es war ein glorioser Anblick, den er so schnell nicht vergessen würde. Er stimmte in das gebrochene Stöhnen ein, als auch er nicht mehr an sich halten konnte. Wärme flutete seinen Körper, ließ ihn zittern, während sich gleichzeitig eine feine Schweißschicht über seine Haut zog. Sein Unterleib krampfte, zuckte Tatsuro unkontrolliert entgegen, und als sich lange Finger um seine Männlichkeit schlossen, sie zum Rhythmus der unnachgiebigen Stöße zu massieren begannen, war es endgültig um ihn geschehen. Für eine herrliche Ewigkeit sah und hörte er nichts, trieb körperlos in einem See des grenzenlosen Glücks, bis ihn zarte Küsse wieder in die Realität zurückholten.   „Hey, da bist du ja wieder“, murmelte Tatsuro gegen seine Schläfe und er rümpfte leise lachend die Nase, als er das Kitzeln einer warmen Zunge dort spürte.   „Mmmh, schön“, brummte er nur, relativ unzusammenhängend, und küsste Tatsuros Wange, den Hals, während seine Finger sich noch immer in den weichen Strähnen festhielten. „Können wir einfach für immer hier so liegen bleiben?“   „Mit für immer kann ich nicht dienen, aber bis morgen der Wecker klingelt auf alle Fälle.“   „Okay, auch gut.“ Er drehte den Kopf etwas, vergrub seine Nase an Tatsuros Hals und atmete tief seinen mittlerweile so vertrauten Duft ein.   „Ich hoffe, dir ist bewusst, dass du mich jetzt sowieso so schnell nicht mehr loswirst?“   „Nicht? Mh, ich glaub, da gibt es schlimmere Schicksale. Ich werde es mit Fassung tragen.“ Er lachte, als ihm Tatsuro mit gespielter Empörung in die Seite pikste. „Was dachtest du denn jetzt, was ich darauf sagen würde?“   „Keine Ahnung, aber ein bisschen mehr Begeisterung hätte ich mir schon gewünscht.“   „Wenn es Begeisterung ist, die du von mir haben willst, solltest du mich nicht so auspowern.“   „Uh, Komplimente nach dem Sex, mach weiter, darauf steh ich.“   „Pfff, hättest du wohl gern.“ Das freche Grinsen küsste er Tatsuro direkt von den Lippen und brummte ein wenig unzufrieden, als er spüren konnte, wie er aus ihm glitt. Aber die Arme, die sich fest um seine Mitte legten und ihn auf einen warmen Körper zogen, ließen ihn diese kleine Unannehmlichkeit schnell vergessen. Mit etwas Zupfen und Zerren hatten sie es schließlich auch geschafft, die Decke über ihre ausgelaugten Körper zu ziehen, und Tatsuros Arme lagen so fest um seinen Rücken, dass er sich einfach nur rundum wohlfühlte. Beinahe zumindest, wäre da nicht noch eine Frage, die ihm unter den Nägeln brannte.   „Sollten wir nicht noch duschen gehen?“, murmelte er überlegend, doch sein Elan, jetzt noch einmal das Bett zu verlassen, hielt sich in Grenzen.   „Vergiss es, ich beweg mich keinen Millimeter mehr.“   „Sehr gut, genau das wollte ich hören.“ Er lachte leise, küsste Tatsuros Brust, auf der er so gemütlich lag, und lauschte dem kräftigen Herzschlag, der ihn mehr beruhigte, als es Worte jemals könnten. Wie oft hatte Yukke in den letzten Wochen so dagelegen, in der sterilen Umgebung des Krankenzimmers, und gebetet, dass sein Tatsue wieder aufwachen würde? Oftmals war das gleichmäßige Pochen die einzige Zusicherung gewesen, das der andere noch immer hier war, wieder zu ihm zurückfinden würde.   „Schlaf gut, Yu-chan“, hörte Yukke ihn noch beinahe unverständlich nuscheln, dann war sein Freund tatsächlich von der einen auf die andere Sekunde tief und fest eingeschlafen. Ungläubig hob er den Kopf, schaute auf Tatsuro herab, bis sich ein breites Grinsen auf seine Lippen legte. Ihm war bis zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst gewesen, dass ein Mensch derart schnell einschlafen konnte. Aber wie so viele passte auch diese Eigenheit perfekt zu Tatsuros exzentrischem Charakter und nach allem, was heute geschehen war, hatte er sich jede Ruhe verdient, die er kriegen konnte. Yukke sollte wirklich versuchen, es ihm gleichzutun. Stattdessen stützte er sich auf einen Ellenbogen und betrachtete das im Schlaf so friedliche Gesicht. ‚Ich lass dich nicht mehr los‘, dachte er und zeichnete mit dem Zeigefinger eine der dunklen Augenbrauen nach. ‚So lange du es willst, werde ich dich festhalten.‘ Er lächelte, hauchte einen zarten Kuss auf die leicht geöffneten Lippen und kuschelte sich wieder an.   „Schlaf du auch gut, Tatsue.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)