Bring me back to life von KeiraX ([KaRe]) ================================================================================ Chapter Six: Return of the Past ------------------------------- Bring me back to life Chapter Six: Return of the Past Sanft wehte der Wind über das Land, strich durch Gräser, Äste, Blätter, wiegte diese hin und her. Wie schwerelos wurden graublaue Haare in die Luft gewirbelt, umschmeichelten dadurch das minder blasse Gesicht des Jungen, welcher die Augen geschlossen hatte und an einem Baum lehnte. Nebenbei registrierte er, wie in der Ferne ein Klingeln ertönte und daraufhin für ihn fremde Personen an ihm vorbeiliefen – ähnlich wie schon Wochen zuvor, am ersten Tag in diesem Land. Die Arme vor der Brust verschränkt öffnete Kai eines seiner Augen und warf einen kurzen Blick zum Eingang des Gebäudes hinter sich. Immer weniger junge Menschen verließen dieses, so dass er sich sicher sein konnte, er müsste nicht mehr allzu lange warten. Sein Lid wieder senkend legte er den Kopf leicht in den Nacken, genoss die aufkommende Stille und den kühlen Lufthauch, welcher über seine Haut strich. Nach einigen Augenblicken konnte er eine andere Person in seiner Gegenwart spüren und hob langsam seine beiden Lider, während er sich gleichzeitig mit einem leichten Lächeln auf den Lippen umdrehte. „Fertig?“, fragte Kai mit gehobenen Augenbrauen, erhielt daraufhin jedoch nur ein kurzes Nicken. Während sie nun zusammen das Gelände verließen, sprach der Russe weiter. „War es denn schwer?“ Ray hatte an diesem Tag eine Klausur in der Schule schreiben müssen, für die er die letzten Tage gelernt hatte. Die anderen des Teams der Bladebreakers konnten sich dies zwar kaum vorstellen, doch da der Schwarzhaarige nahezu nie am regulären Unterricht teilnahm, musste er alles in Eigenarbeit nachholen, was ihm nach Mr. Dickensons Aussage auch sehr gut gelang. Dieses Mal anscheinend genauso, denn Kai konnte aus den Augenwinkeln ein Kopfschütteln und ein angedeutetes Lächeln ausmachen. Schweigend machten sie sich auf den Weg nach Hause, während Kai an den Morgen dieses Tages dachte – Max hatte eine Frage aufgeworfen, welche er selbst nicht ganz beantworten konnte, wenn auch gerne wollte. ~*~ Mit einem tiefen Grummeln schwang er seine Beine aus dem Bett, nachdem er nicht gerade sanft den Wecker ausgeschaltet hatte. Während er sich ausgiebig streckte, warf er einen kurzen Blick auf die Uhr – 6 Uhr morgens, früher als er normalerweise aufstand, jedoch mit gutem Grund. Sich durch das graublaue Haar fahrend dachte er kurz an den Abend zuvor zurück, als er noch einen kurzen Blick in das Zimmer Rays geworfen und diesen nicht wie erwartet lernend, sondern tief schlafend vorgefunden hatte – in diesem Moment hatte er Mr. Dickenson innerlich für den Ersatzschlüssel des Zimmers des Schwarzhaarigen gedankt, war in ihm bei der fehlenden Antwort auf sein Klopfen wie schon einige Tage zuvor Sorge aufgekommen. Mit einem Lächeln hatte er daraufhin das Buch aus den Händen Rays genommen und die kleine Nachttischlampe ausgeschaltet. Sich vergewissernd, dass der Wecker des Schwarzhaarigen für den nächsten Morgen gestellt war, hatte Kai nach einem letzten Blick auf den Schlafenden dessen Zimmer verlassen und hinter sich wieder abgeschlossen, war nun selbst ins Bett gegangen. Und nun stand er in aller Frühe abermals vor dem Zimmer Rays und überlegte kurz, ob er anklopfen sollte. Doch wurde ihm die Entscheidung abgenommen, als er im nächsten Moment das Türschloss hörte und die Tür sich öffnete. Mit einem Lächeln sah er in die ein wenig erstaunt dreiblickenden goldenen Augen des anderen, welcher gleichzeitig innehielt, als er das Zimmer verlassen wollte. „Guten Morgen, gut geschlafen?“, fragte Kai, während er einen Schritt zurücktrat und den Schwarzhaarigen somit ein wenig Freiraum gab. Neben einem Nicken wurde ihm ein angedeutetes Lächeln erwidert, bevor Ray sich abwandte und seine Zimmertür schloss, den Schlüssel in seine Hosentasche gleiten ließ. „Dann lass uns noch etwas essen, bevor wir zu deiner Schule gehen.“ Nach diesen Worten drehte Kai sich weg und schlug den Weg ins untere Stockwerk ein, sah nur kurz zurück, um sicher zu gehen, dass der andere ihm folgte. Unten angekommen trafen sie den noch schlaftrunkenen Blonden des Teams an, welcher mit einem Glas Wasser am Küchentisch saß. Sich die Augen reibend sah dieser auf, als die beiden den Raum betraten. „Was macht ihr denn um diese Uhrzeit so frisch und munter schon hier?“, fragte Max sie, ein Gähnen unterdrückend. „Ray muss heute eine Arbeit in der Schule schreiben“, antwortete Kai knapp, während der Schwarzhaarige sich nach einem kurzen Lächeln in Richtung Max dem Kühlschrank zuwandte. Wissend, dass dieser auch ihm etwas zum Essen zubereiten würde, war dies schließlich immer der Fall, wenn sie gemeinsam so früh aufstanden, setzte Kai sich zu dem blonden Jungen an den Tisch. „Und warum bist du schon wach?“ „Hatte Durst“, war die kurze Erklärung des Angesprochenen, während er den Schwarzhaarigen freudig beobachtete. Als Ray und Kai etwas gegessen hatten, begab sich der Chinese ohne Worte in den Flur, um sich anzuziehen. Kai wollte ihm gerade folgen, nachdem er das Geschirr weggeräumt hatte, als Max ihn ansprach und etwas fragte, womit er sich in den letzten Tagen selbst schon beschäftigt hatte. „Kai“, fing der Amerikaner leise und vorsichtig an. „Wie soll das funktionieren?“ Er stockte, warf einen kurzen Blick in Richtung Flur, ehe er ebenso bedacht fortfuhr. „Ich meine, in zwei Wochen müssen wir zu den Meisterschaften und wenn Ray wirklich mit uns kommen sollte, wie sollen wir das dann machen? Immerhin wird er sich nicht von heut auf morgen ändern und seine Menschenscheu ablegen, oder?“ Lange sah Kai den Jungen an, ehe er nun selbst zu dem Schwarzhaarigen blickte, welcher bei offener Haustür auf ihn wartete. „Ich weiß es nicht, Max, ich weiß es wirklich nicht“, erwiderte er seufzend. „Da werden wir uns wohl überraschen lassen müssen.“ ‚Sollte er überhaupt mitkommen wollen’, fügte er noch in Gedanken hinzu. Nachdem er dem Blonden kurz eine Hand auf die Schulter gelegt und etwas davon gemurmelt hatte, er solle noch etwas schlafen, verließ er nun selbst die Küche und zog sich ebenfalls fertig an. *~* Inmitten eines angenehmen Schweigens gingen sie weiter gemeinsam in Richtung ihres Hauses. Ab und an fragte Kai den anderen etwas, um vor allem sich selbst abzulenken und nicht andauernd an Max’ Frage vom Morgen denken zu müssen. Gerade in ein „Gespräch“ vertieft, dass sie noch einen kleinen Umweg zum Bäcker machen könnten, bemerkten sie dabei nicht die drei Männer, welche sie aus der Ferne zu beobachten schienen, in ihrer Arbeit innehielten und ihnen noch lange nachsahen. *OoO* „Habe ich mich verguckt oder war das tatsächlich der Kleine von damals?“ Ein kurzes Schweigen entstand, welches durch eine schneidende Stimme unterbrochen wurde. „Das war er, ganz sicher.“ „Der Junge hat uns damals ganz schöne Probleme bereitet...“, fügte ein weiterer leise an, während er die Stirn kräuselte und die Arme vor der Brust verschränkte. „Folgen wir ihm doch einfach und überraschen ihn mit einem Besuch, immerhin schuldet er uns seit dem wirklich noch etwas...“ Ein zufriedenes und zustimmendes Brummen war die Antwort auf diesen Vorschlag. *OoO* Ray steckte gerade den Einkaufszettel für den Wochenendeinkauf ein und wollte das Haus verlassen, als er aus dem Inneren gerufen wurde. Mit einem leicht fragenden Blick drehte er sich zu der Person um, als er im nächsten Moment einem vollkommen atemlosen Japaner gegenüberstand. „Ihr geht doch einkaufen, oder?“, fragte Tyson nach ein paar Sekunden des Atemringens, erhielt daraufhin ein kaum sichtbares Nicken des anderen. „Kannst du mir dann eine Packung dieser Flakes mitbringen, die du das letzte Mal gekauft hast? Die haben so gut geschmeckt.“ Abermals erhielt er ein leichtes Nicken, woraufhin der Blauhaarige in die Hände klatschte und erfreut aufschrie, was Ray wiederum zum Zurückweichen brachte. „Wunderbar! Ich danke dir, Ray!“ Ohne eine weitere Geste seinerseits drehte der Chinese sich daraufhin um und verließ das Grundstück. Mit schnellen Schritten begab er sich auf den Weg zum Einkaufszentrum, wissend, dass Kai dort wohl schon auf ihn warten würde,immerhin war dieser bereits eher losgegangen, um vorher bei der Schule des Schwarzhaarigen vorbeizuschauen und nach dessen Prüfungsergebnis zu fragen. Dabei bemerkte er nicht, wie drei Männer sich dem Haus näherten und sich auf das Grundstück schlichen, während Tyson ihm noch kurz nachblickte und dann die Tür hinter sich schloss. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch stand Kai an einer Wand der Kaufhalle angelehnt und wartete auf den schwarzhaarigen Jungen, welcher in jedem Augenblick auftauchen sollte. Ohne wirklichen Grund beobachtete er seine Umgebung, die Menschen dabei genau, runzelte ab und an bei seinem unguten Gefühl, welches er schon seit dem Aufwachen vor wenigen Stunden hatte, die Stirn. Doch gleichzeitig war er sich auch sicher – oder eher dachte er, dass dies der Fall war –, dass er hier nichts zu... befürchten hatte. „Verdammt, was soll das alles?“, murmelte er mehr zu sich selbst, wusste er einfach nicht recht, was er mit diesem inneren Gespür anfangen sollte – und dies war es, was ein wenig an seinen Nerven zerrte, schon da er dieses Gefühl nicht erst seit diesem Tag hatte, wenngleich es zuvor auch nicht so intensiv wie in diesem Moment war. Mit einem Kopfschütteln vertrieb der Russe seine Gedanken, als er Ray auf sich zukommen sah. Dessen fragenden und leicht hoffnungsvollen Blick entgegnete er mit einem kaum sichtbaren Lächeln. „Es ist nichts“, meinte er, während er die Hände in seine Jackentasche gleiten ließ und auf den Eingang des Supermarktes zuging, bevor er fortfuhr. „Übrigens hast du deine Prüfung bestanden. Glückwunsch.“ Aus dem Augenwinkel sah Kai, wie sich ein ehrliches Lächeln auf die Lippen des anderen stahl, während dieser ihm folgte und sich einen Einkaufskorb nahm. Wie selbstverständlich hielt der Russe im Inneren des Gebäudes dem anderen seine Hand hin, wartete darauf, dass ihm wie sonst auch immer ein Teil des Einkaufszettels gegeben wurde. Nebenbei bemerkte er, dass die Kaufhalle an diesem Morgen schon geöffnet zu sein schien, auch wenn kaum jemand da war. Doch mit einem Seitenblick auf Ray erkannte er auch, dass dies ihn nicht zu beunruhigen schien. „Danke“, murmelte der Graublauhaarige, bevor er mit dem Zettel in der Hand durch die Gänge ging. Dabei bemerkte er nicht den fast schon liebevollen Blick Rays, welcher ihm nachschaute, bis er um eine Ecke verschwand. *OoO* Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen schloss Ray die Tür zu ihrem derzeit gemeinsamen Wohnhaus auf. Während er einfach aus seinen Schuhen glitt und sich dann geradewegs auf den Weg zur Küche begab, stellte Kai seine Einkaufstüten ab, um seine Schnürsenkel aufzuknoten. ‚Es ist so ruhig im Haus’, ging es ihm durch den Kopf, als er nach kurzer Zeit die Taschen wieder an sich nahm und Ray folgte. ‚Vielleicht sind sie wieder mit Lee und den anderen unterwegs.’ Mit einem Seitenblick auf den Schwarzhaarigen stellte er das Eingekaufte auf der Tischplatte ab und setzte sich dann auf einen der Stühle im Raum. Die ganze Zeit über in der Kaufhalle und auch auf dem Rückweg hatte er überlegt, wie und vor allem ob er das Thema, welches Max einige Tage zuvor erwähnt hatte, gegenüber Ray ansprechen sollte, immerhin rückte ihre Abreise zur Meisterschaft immer näher. Zudem konnte er auch noch nicht so wirklich einschätzen, ob der Chinese mitkommen oder doch lieber in seiner gewohnten Umgebung bleiben wollen würde, obwohl er sowohl zu den anderen, als auch vor allem zu Kai und auch ein wenig zu Max ein gutes... Verhältnis aufgebaut hatte. Mit einem Seufzer richtete der Russe seinen Blick auf den anderen Jungen und schwieg noch einen Augenblick. Doch dann wurde sein Gesichtsausdruck wieder ernst und er räusperte sich kaum hörbar. „Ray?“, sprach er den Schwarzhaarigen an, welcher mit einem kurzen Blick über die Schulter zeigte, dass er zuhörte. „Weißt du schon, ob du mit uns kommen wirst? Ich meine, wir reisen in fast zwei Wochen wieder ab und du bist wirklich willkommen. ... Wir würden dich gerne dabeihaben, Max, Tyson, Kenny und vor allem... ich, aber wenn du-“ Er stockte. Ray hatte sich bei diesen Worten immer mehr versteift und letztendlich in seinem Tun inne gehalten. Obwohl er mit dem Rücken zu dem Russen stand, konnte dieser deutlich die aufkommende Unbehaglichkeit des anderen bei diesem Thema spüren. Langsam stand Kai auf und ging auf den schwarzhaarigen Jungen zu. Er vergewisserte sich, dass dieser ihn bemerkt hatte, ehe er als eine Art Versuch zur Beruhigung eine Hand auf dessen Schulter legte. „Ich verstehe, wenn du nicht willst oder es nicht weißt. Ich wollte eben nur sagen, dass ich... wir uns freuen würden“, erklärte er ruhig, als er den Blick Rays sah, welcher nicht nur leichte Unsicherheit in sich trug, sondern auch einen Hauch von Verzweiflung. Doch nach diesen Worten änderte sich der Ausdruck des Schwarzhaarigen ein wenig und ein zwar unsicheres, aber zugleich dankbares Lächeln legte sich auf seine Lippen. Rays Blick glitt zu der Hand auf seiner Schulter und der Russe wollte diese daraufhin schon wieder zurückziehen, als der andere sie ergriff und kurz drückte, Kai so zeigte, dass alles in Ordnung war. Die Mundwinkel des Graublauhaarigen zogen sich auseinander. „Ich gehe mal hoch und schaue, ob die anderen da sind“, murmelte er daraufhin und ließ von Ray ab. Mit den Händen in den Hosentaschen verließ er die Küche und begab sich in das obere Stockwerk. ‚Es scheint wirklich keiner da zu sein’, dachte er bei sich, während er zu guter Letzt an die Tür Kennys klopfte, ohne jedoch eine Antwort zu erhalten. „Komisch, sonst hätten sie doch einen Zettel geschrieben...“ Gerade als er die Tür des Braunhaarigen öffnen wollte, um sicher zu gehen, dass der Junge vielleicht doch nicht einfach nur schlief, wie er es oftmals tagsüber tat, zuckte er bei einem lauten, plötzlich aufkommenden Geräusch heftig zusammen. Ein scheppernder Laut von zerbrochenem Porzellan oder Glas hallte durch den Flur und ließ Kai herumfahren. „Ray?!“, rief er ein wenig besorgt, wusste er, dass der Chinese eigentlich nicht der Tollpatsch war, welcher ab und an etwas fallen ließ. „Alles in Ordnung?“ Mit festen und schnellen Schritten ging er die Treppen in das Erdgeschoss hinunter und stockte bei dem, was er dort sah. Ray stand vollkommen erstarrt mit dem Rücken an den Küchentresen gepresst und zitterte am ganzen Leib, vor seinen Füßen lagen Scherben von einem Teller, welchen er wohl zuvor aus dem Schrank genommen hatte. „Was ist los?“, fragte der Graublauhaarige nach einem kurzen Moment und lief langsam auf den anderen zu. Er runzelte die Stirn, als sein Gegenüber den Arm ausstreckte und auf etwas hinter ihm zeigte. Mit einem „Was?“ auf den Lippen wollte Kai sich gerade umdrehen, als er aus dem Augenwinkel etwas Glänzendes wahrnahm, was geradezu auf ihn hinuntersauste. Ein stechender Schmerz zog sich von seiner linken Schläfe aus durch seinen ganzen Körper. Dann wurde alles einfach schwarz. *OoO* Ein Stöhnen glitt über Kais Lippen, als er aus einem wirren Traum erwachte. Sofort zogen Wellen von Schmerz durch seinen Kopf und eine leichte Übelkeit kam in ihm auf, am liebsten wäre er einfach wieder eingeschlafen, wenn nicht jemand so penetrant seinen Namen gerufen hätte. „Kai? Komm schon, Kai, wach auf!“ Es war nur ein Wispern nahe an seinem Ohr, doch für ihn klangen diese Worte, als würde jemand durch ein Megafon zu ihm sprechen. Langsam versuchte er die Augen zu öffnen, doch erkannte er im ersten Moment nur Umrisse, die er nicht einordnen konnte. Nur nach und nach klärte sich das Bild vor sich. „Kai? Geht es dir gut?“ Dies war eindeutig Max, welcher ihn besorgt nach seinem Wohl fragte. Mit einem leisen Brummen wollte der Russe wenigstens zeigen, dass er wach war, auch wenn er das Gefühl hatte, als würde sein Kopf zerspringen und er noch nicht so recht die Kraft zum Sprechen haben. Vorsichtig versuchte er sein Haupt zu heben, als ein erneuter Schmerz durch diesen jagte. „Was ist los?“, murmelte er unverständlich vor sich hin, während sein Blick sich langsam immer mehr klärte und er nach einem weiteren Augenblick immerhin schon einmal erkannte, dass er sich im Wohnzimmer befand. Erst nach und nach kamen Fetzen seiner Erinnerungen zurück, auch wenn er nicht wusste, was wirklich passiert war. Bilder von zerbrochenem Porzellan und einem aufgelösten, zitternden Ray tauchten vor seinem inneren Auge auf, so dass er mit einem Mal aufschreckte und sich mit den Händen aufstützen wollte – doch diese konnte er nicht groß bewegen. Verwirrt registrierte Kai, dass sie hinter seinem Rücken zusammengebunden waren. „Was zum Teufel...“, begann er, wurde jedoch abgelenkt, als er aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahrnahm. Seine Rubine weiteten sich bei dem Bild, was sich vor ihm auftat, und erst jetzt erkannte er, was wirklich geschehen war und noch passierte. Ray saß mit angezogenen Knien zusammengekauert auf der Wohnzimmercouch, während er mit den anderen Jungen aus seinem Team gefesselt an der Wand zur Küche hin lehnte. Doch sie zusammen waren nicht die Einzigen im Raum – drei ihnen unbekannte Männer befanden sich ebenfalls bei ihnen. Und Kai hatte das unweigerliche Gefühl, als würde er sie schon einmal gesehen haben. „Ray?!“, krächzte er, wandte sich nun wieder dem Schwarzhaarigen zu, welcher den Kopf gesenkt hatte. Erst jetzt bemerkte er, dass dem anderen wohl ebenfalls die Hände hinter dem Rücken zusammengebunden worden waren, denn nur umständlich wandte Ray sich ihm zu und hob kurz den Blick. Allein dieser brachte Kai dazu, erstaunt die Augen zu weiten – in dem flüchtigen Moment erkannte er keine Panik oder Angst in den Opalen, wie er es eigentlich erwartetet hatte, sondern reine Resignation. Keine Gefühlsregung war in ihnen zu sehen. Doch er hatte keine Chance weiter darüber nachzudenken, da einer der Männer in sein Blickfeld kam und ihn mit einem Grinsen ansah. „Endlich aufgewacht? Jack dachte schon, dass ich dir zu sehr eins übergezogen habe.“ Ein Lachen folgte auf diese Worte, während der Fremde sich wieder abwandte und stattdessen zu Ray umdrehte. „Wäre doch schade, wenn unser Kleiner hier einen weiteren Schock erleiden müsste, immerhin scheint ihr euch ja gut zu verstehen, oder?“ Dabei setzte er sich zu dem Schwarzhaarigen auf das Sofa und hob dessen Kinn an, um in die goldenen Augen blicken zu können, welche nun doch blanke Panik ausstrahlten. Dennoch versuchte Ray nicht sich aus dem Griff zu befreien. „Lass ihn in Frieden, Tony“, mischte sich auf einmal ein Blonder ein. „Du wirst dich mit unserem Ray nachher noch beschäftigen können, wenn wir die anderen los sind.“ Die eisige Stimme des Mannes jagte Schauer über den Rücken Kais, während dieser sah, wie der schwarzhaarige Junge auf der Couch bei den Worten deutlich zusammenzuckte und wieder anfing zu zittern. „Und wo er nun endlich aufgewacht ist, können wir ja anfangen, immerhin soll hier doch keiner etwas verpassen und Ray durfte damals ja auch schon zuschauen.“ Bei diesen Worten weiteten sich die Augen Kais – mit einem Mal wusste er, wer diese Männer waren, auch wenn einer zu fehlen schien. „Hat euch das damals nicht gereicht, was ihr Ray angetan habt?“, meinte er mit noch immer schwacher Stimme, aber gleichzeitig ernst, ohne darüber nachzudenken. Die fragenden Blicke von Max und den anderen beiden Jungen konnte er dabei deutlich auf sich spüren, immerhin wussten sie nichts von der Vergangenheit Rays und dessen Familie. Nach einem kurzen Schweigen kam der Blonde auf ihn zu, kniete sich vor ihn hin und streckte seine Hand aus, um durch die graublauen Haare Kais zu fahren. Dieser wandte seinen Kopf jedoch sofort ab und sah dem Mann mit wütendem Blick an. „Du bist ganz schön vorlaut, dafür dass du scheinbar weißt, wie wir Rays Leben verändert haben, und dass du hier gefesselt vor uns sitzt.“ Er stand wieder auf und begab sich nun ebenfalls zu dem schwarzhaarigen Chinesen. „Leider konnten wir es damals nicht beenden. Was für ein Zufall, dass wir ihm nun doch noch einmal über den Weg gelaufen sind und uns dadurch auch noch rächen können.“ „‚Rächen’?“, wisperte Max leise, welcher sich langsam aber sicher zwar vorstellen konnte, worum es ging, immerhin hatte er schon länger eine Ahnung, doch gleichzeitig nicht wusste, was der fremde Mann meinte. Aus dem Augenwinkel bemerkte der Blonde eine Bewegung und sah fragend zu seinem Teamleader, welcher jedoch starr geradeaus blickte, etwas hinter seinem Rücken versteckte. „Wegen dir und deiner Familie musste Mitch sterben“, fuhr nun Tony Ray an. „Nachdem wir damals gestört wurden, hat man nach uns gesucht und einmal sogar fast erwischt. Doch dabei wurde Mitch von einer Kugel eines Polizisten getroffen.“ Mit einem Grinsen auf den Lippen sah er wieder zu Kai und den anderen. „Es ist wirklich schön, dass du auch ein paar Freunde hast, an denen wir uns rächen können...“ Bei diesen Worten konnte Ray nicht verhindern, dass er unweigerlich zusammenzuckte und mit angstvollem Blick zu dem graublauhaarigen Russen sah. Er konnte sich genau denken, worauf Tony anspielte. „Lass die Spielchen, Tony“, mischte sich nun wieder der Blonde ein. „Dafür haben wir nicht die Zeit. Mike, nimm dir einen der Jungen vor, aber mach es schnell.“ Mit diesen Worten sprach er den dritten Mann an, welcher bis zu diesem Zeitpunkt ruhig gewesen war und alles nur beobachtet hatte. Mit sadistisch verzogenen Mundwinkeln zog Angesprochener ein Messer aus seinem Gürtel und ging einige Schritte auf die Jungen zu. „Wen nehmen wir denn da?“, murmelte Mike vor sich hin, während sein Blick über die vier Bladebreakers glitt. Bei Kai blieb er haften. „Dich heben wir für das Ende auf. Ich denke, Jack wird noch seinen Spaß mit dir vorlautem Bengel haben wollen.“ Daraufhin wandte er sich Max zu und das Grinsen auf seinen Lippen wurde noch breiter. Die Messerklinge glänzte im einfallenden Licht, als er sich vor den Blonden hockte und ihn eindringlich ansah. Das war Kais Chance. Flüchtig sah er, wie Ray anscheinend aus seiner Starre erwachte und sich ein wenig aufrichtete, ehe der Russe mit einem Mal die Hände hinter dem Rücken hervorriss und eine Porzellanscherbe, welche er zuvor umständlich vom Kücheneingang neben sich genommen hatte, wo Ray zuvor den Teller fallen gelassen haben musste, mit aller Kraft in das linke Bein Mikes rammte. Daraufhin überschlugen sich die Ereignisse. Der Mann schrie gepeinigt auf und ließ das Messer fallen, welches der Graublauhaarige sofort zu Max schob und diesen damit aufforderte zu versuchen sich selbst zu befreien. Während er sich dann auf Mike stürzte und ihn zu überwältigen versuchte, rief er dem schwarzhaarigen Chinesen undeutlich etwas zu, welcher ihn überrascht und auch ein wenig geschockt ansah. Kai wusste nicht wie, aber irgendwie gelang es ihm den verletzten Mann zum Stolpern zu bringen, so dass dieser mit dem Kopf auf einer Tischkante aufkam und regungslos liegen blieb, bevor Jack und Tony wussten, was soeben eigentlich geschehen war. Doch hatte diese schnellen Bewegungen und Kais eigene Kopfverletzung auch zur Folge, dass ihm kurz darauf schwindelig und fast schon schwarz vor Augen wurde, so dass er sich einen Moment an der Wand hinter ihm abstützen musste, um nicht zusammenzusacken. Ein Aufschrei von Max ließ ihn wieder ein wenig zu Sinnen kommen. Stöhnend hielt er sich den Kopf und durch einen leicht trüben Schleier sah Kai, wie einer der übrigen Männer – anscheinend Jack, aber so genau konnte er es nicht erkennen – Ray an der Kehle hielt und ihn wütend ansah. Intuitiv trat der Schwarzhaarige mit den Beinen um sich, traf den Mann letztendlich auch in den Genitalien, woraufhin dieser stöhnend in die Knie ging und den Schwarzhaarigen gleichzeitig losließ. ‚Wo ist dieser Tony?’, fragte Kai sich, während er vorsichtig versuchte sich wieder aufzurichten. Doch er kam nicht dazu, nach dem dritten Mann zu suchen, da etwas anderes seine Aufmerksamkeit auf sich zog – an seiner Hand, mit der sich zuvor an den Kopf gefasst hatte, klebte Blut. Instinktiv tastete er abermals sein Gesicht und die Schläfen ab, vor allem die Stelle, von der aus der ganze Schmerz zu kommen schien. Und erst jetzt fiel ihm die klebrige, rote Substanz auf, welche seine linke Gesichteshälfte hinunterlief. ‚Kein Wunder, dass mir so schlecht ist. Der Typ scheint ganz schön zugeschlagen zu haben...’ Plötzlich wurde er in seinen Gedanken unterbrochen, als Tyson laut und schockerfüllt seinen Namen rief. Mit Ruck hob Kai den Kopf – keine gute Idee, wie er bemerkte, denn von dieser hektischen Bewegung überkam ihm abermals ein starkes Schwindelgefühl, welches ihm für den Moment die Sicht nahm. Einzig einen großen Schatten konnte er vor sich erkennen, genau vor sich. ‚Tony’, ging es Kai durch den Kopf, doch er konnte nicht reagieren, war wie gelähmt und starrte den Mann einfach aus zusammengekniffenen Augen an. Sein Gegenüber hob die Hand, etwas Metallisches blitzte auf und wollte schon auf ihn hinuntersausen, als Tony mit einem Mal inne hielt und im nächsten Augenblick zur Seite wegkippte. Nur dumpf hörte der Russe das Geräusch von zersplitterndem Holz, als er auf die Person blickte, welche noch die Überreste eines Stuhles in den Händen hielt. ‚Lee? Aber... wie kommt der denn hierher?’, fragte er sich verwirrt, während er nun doch gänzlich an der Wand zu Boden glitt. Der schwarzhaarige Junge vergewisserte sich, dass der vor ihm liegende Mann auch wirklich außer Gefecht gesetzt war, bevor er sich Kai zuwandte und sich vor diesen hockte. „Kai? Kannst du mich hören?“, fragte dieser ihn merklich besorgt, woraufhin er ein kaum sichtbares Nicken erhielt. „Du musst wach bleiben, hörst du?“ Doch diese Worte nahm der Russe gar nicht wirklich wahr, auch hörte er den immer näher kommenden Sirenengesang nicht, während nur ein einziges Wort über seine Lippen kam. „Ray...“ Sein Blick, welcher noch immer undeutlich war, glitt durch das Zimmer und blieb bei dem gesuchten Schwarzhaarigen haften, welcher in dem Moment ebenfalls zu ihm blickte. Ihm schien es den Umständen entsprechend gut zu gehen und ein zufriedenes Lächeln legte sich auf Kais Gesicht. Schemenhaft konnte der Graublauhaarige erkennen, wie Ray sich vorsichtig erhob und mit Max an seiner Seite langsam auf ihn zukam. Mit sorgevollem Blick ging er neben Kai in die Knie, betrachtete kurz die noch immer blutende Wunde dessen. „Es ist alles okay“, wisperte der Russe beruhigend, streckte dem anderen gleichzeitig einen Arm entgegen und warf einen warnenden Blick zu Lee, welcher ihn zwar skeptisch ansah, jedoch nichts weiter sagte, um seinen langjährigen Freund nicht noch weiter zu beunruhigen. Doch dieser schaute ihn nur ähnlich wissend an, bevor ein lautes Seufzen über seine Lippen glitt und er sich dann mit einem Schluchzen in die ihm dargebotene Umarmung fallen ließ, seine Finger in das Oberteil des Graublauhaarigen krallte. Erst jetzt fiel die ganze Anspannung von Ray ab und er schien endlich richtig zu realisieren, was eigentlich geschehen war. Nicht nur der Russe, sondern auch Max und Lee konnten kurz darauf ein leises Wispern vernehmen, was sie alle drei in Erstaunen versetzte und den weinenden Jungen anstarren ließ. „Kai...“, kam es leise von dem Schwarzhaarigen, woraufhin Angesprochener seinen Griff nur noch festigte. ‚Hoffentlich ist nun alles vorbei’, dachte er im Stillen bei sich. ‚Hoffentlich...’ ~13/o3/2oo7~ to be continued... »«»«»«»«»«»«»«»« Nun, nachdem es nach über einem Jahr weitergeht, höre ich auch noch mit zig offenen Frage auf... XD Aber man muss es auch so sehen – der arme Kai war teilweise gar nicht bei sich und da diese Fanfic weitgehend aus seiner Sicht geschrieben ist, hat er eben nicht viel mitbekommen ^^; Aber keine Sorge – Antworten gibt es im hoffentlich bald kommenden Epilog (in Arbeit ist der schon). Ich weiß an sich nicht, was ich noch sagen soll. Ich habe mich ja lange vor diesem Kapitel gedrückt – unter anderen auch, da ich andauernd neue Fassungen der ganzen Sache mit Jack & Co. im Kopf hatte *seufz* Ganz zufrieden bin ich zwar nicht, aber nun ja, es ist mir schwer von der Hand gefallen ^^; Ein großes Dankeschön an meine drei Betas, die das so ultraschnell durchgeschaut haben x_xV Danke für die Kommentare zum letzten Kapitel! (Wenn sich wer zwischendurch umbenannt hat, der möge es mir verzeihen, aber ich habe nicht den Nerv, alle Kommentare noch einmal durchzugehen...) friedinger, Hayan, kazuhachen, aranka, Malinalda, DARK_Jeanne, Yami-Sofopue, Glückskeks, MikaChan88, takepon, Danyu, Milli-chan, Mercuryprincess, Scarlet_Sky, MuckSpuck, Raika, AikaHinowadi, Najina, FinFox, XxHokutoXx, witch88, MissKai, BlackSilverLady, teufelchen_netty, Akiko-chan, peina, luchia_nanami, Syusuke, Zero_DX, Yuki Mizúki, Libelle, PoisonedSoul, -Kiara-, Terrie, Ray-chani, Chichi, Aoi-Karin, Inu-chan89, Hyde-Fanatik, Neko-chan720, Junichi, evil-kittylein, BlackAngelKai, Winterdream, Chiyo-Ray, warriorPrincess5, XxManniXx, gessi, Schatten-Katze, Firefox_Takara, Ryuichichan, Wen, asmaria-chan14, knoedelchen, ILOVEINU, Robino *Anukia* Ja, Yuriy wird noch eine Rolle spielen – aber erst im Sequel, nicht mehr bei Bmbtl selbst ^^ Was Kais Vergangenheit an sich betrifft – das bleibt wohl eher nur zweitrangig, so als „Mittel zum Zweck“, da das hier noch immer eine Rei-centric-FF ist X3 Wir sehen uns im Epilog. Über Kommentare würde ich mich freuen ^-^ Keira Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)