Moments like this von Naoki_Ichigo ================================================================================ Kapitel 10: Cooking ------------------- Hakuryuu kochte gerne. Er hatte es nur nie jemanden verraten, weil kochen nichts war, das ein Prinz tun oder gar mögen sollte. Also kochte er heimlich. Dementsprechend hatte er niemanden gehabt mit dem er seine Freude beziehungsweise sein Essen teilen konnte. Ein paar Mal hatte er Frühstück für seine Schwester Kougyoku, die traurig und unglücklich nach dem Ende des Bürgerkriegs war, gemacht. Er hatte sich schlecht gefühlt, weil er wusste, dass es seine Schuld war, dass sie sich so fühlte. Es war teilweise seine Schuld. Jedoch schien es als würde sie ihn nicht für irgendetwas verantwortlich zu machen. Mit einer solchen Güte konnte er nicht umgehen. Viele Jahre hatte man ihn schlecht behandelt. Nur seine große Schwester Hakuei schien ihm wohlgesonnen gewesen zu sein, die einzige, die sich um ihn sorgte und jetzt war da plötzlich auch noch Kougyoku, die so nett zu ihm war. Sie kamen sich näher – wurden eine richtige Familie. Kougyoku war vermutlich die erste Person, mit der seine Gefühle im positiven Sinne auf Gegenseitigkeit beruhten. Normalerweise wurde er immer von allen zurückgewiesen, sei es nun von seiner Familie oder Freunde – Menschen von denen er dachte, sie wären seine Freunde. Deshalb dachte er, er verdiente keine Güte oder Verständnis. Dieser Gedanken wurde ihm von seiner Familie und seinen Freunden über die Jahre hinweg eingebläut. Es war seine Frau gewesen, die ihn dabei half diesen Gedanken mehr oder weniger abzulegen – ab und zu erinnerte sie ihn daran, dass er Nettigkeit, Güte, Liebe und Verständnis verdiente. Laut ihr war er eine großartige Person, weshalb man ihn gut behandeln musste! Kougyoku trug dazu ebenfalls eine Menge bei! Jetzt, nachdem sie schon einige Zeit verheiratet waren, kochten sie zusammen und sie taten es nicht im Geheimen. Einmal hatte sie in auf frischer Tat ertappt, seit dem schloss sie sich ihm während seiner nächtlichen Kochabenteuer von Zeit zu Zeit an. Das erste Mal, als sie zusammen gekocht hatten, war auch das erste Mal, dass sie in der Palastküche gewesen war – wenn man von dem Mal absah, an dem sie ihn erwischt hatte. Dementsprechend sah sie ein wenig verloren aus. Zuerst hatte er gedacht, dass sie noch nie in einer Küche gewesen war und deshalb nicht kochen konnte. Wie falsch er damit nur gelegen war. Ihre Kochkünste waren um einiges besser als seine eigenen, aber ihr fehlten Konzentration und Motivation große Mengen zu zubereiten. Sie bevorzugte es die Mahlzeiten zu essen anstatt sie zu kochen. Dafür liebte sie es aber umso mehr zu backen und wenn sie einmal anfing, war sie fast nicht mehr zu stoppen. Er liebte ihre Gebäcke. Als sie ihr erstes gemeinsames Gericht zu bereiteten, kümmerte sich seine Frau um die Beilagen, wie beispielsweise den Salat. Er hingegen war für das Hauptgericht verantwortlich. Von Zeit zu Zeit erkundigte er sich, ob bei ihr alles in Ordnung war oder ob sie irgendwas brauchte. Es war ein wenig unangenehm, da er unschlüssige war, worüber er mit ihr reden sollte. Und er war unsicher, ob sie überhaupt mit ihm reden wollte. Aber was wenn sie einfach nur zu schüchtern war oder vielleicht sogar Angst hatte ihn etwas zu fragen – Angst davor ihn zu fragen, wo sich bestimmte Zutaten, die sie brauchte, oder Küchenutensilien befanden. Auf der anderen Seite war sie in der Lage gewesen ihre Beilagen anzurichten, scheinbar hatte sie somit seine Unterstützung nicht gebraucht und alles selbst gefunden. Die Stille zwischen ihnen wurde lediglich durch seine Frage unterbrochen und später durch sie und ihre Fragen, was er da genau machte – es klang als hätte sie zuvor noch nie selbst ein Gericht zu bereitet, was Hakuryuus Annahme, dass sie zuvor noch nie gekocht hatte, verstärkt hatte. Später fand er heraus, dass sie nur gefragt hatte, weil sie eine andere Methode zur Zubereitung verwendete. Dank ihrer Fragen war langsam ein Gespräch entstanden. In ihrer Unterhaltung war es Hakuryuu, der den größten Teil des Redens übernahm und in den kurzen Pausen, die er einlegte, weil er sich auf das Essen konzentrieren musste, fürchtete er, dass er sie langweilte. Ein paar Mal wandte er seinen Blick von seiner momentanen Arbeit ab, um sie zu beobachten. Sie sah sich entweder um – er war nicht sicher, wie er ihren Blick interpretieren sollte – oder kümmerte sich wieder um einen ihrer Beilagen, die fast genauso lange dauerten, wie das Hauptgericht. Während ihrer Zeit in der Küche wurde die Stille, die immer und immer wieder zwischen ihnen auftrat, angenehmer. Auch wenn Hakuryuu oft fürchtete, dass sie von ihm gelangweilt war oder sich unwohl fühlte. Ja, er hatte eine sehr schlechte Meinung von sich selbst. Seine Frau änderte dieses Selbstbild über die Jahre hinweg ins Positive. Hakuryuu verlor sich oft im Kochen und hatte am Ende zu viel gekocht, aber alle Gerichte waren sehr kreative, sei es in der Art und Weise, wie er sie herrichtete zum Servieren oder wie er sie gekocht hatte. Dasselbe passierte als er mit seiner Frau zum ersten Mal kochte. Als er die Küche betreten hatte, war sein Ziel gewesen ein einfaches Gericht mit Fleisch und Gemüse zu kreieren. Nichts Großes oder Besonderes. Als er und seine Frau die Küche wieder verlassen hatten, hatten sie genug Essen für die gesamte Palastbelegschaft. Natürlich teilten sie mit allen. Für die Dekorationen der Mahlzeiten hatte er dieses Mal seine Frau um Hilfe gebeten, die freudig zugestimmt hatte. Die Dekorationen waren aus dem Gemüse, das er kunstvoll gestückelt hatte, damit sie beispielsweise wie kleine Blätter aussahen. Sowas war nicht einfach und es bedarf guter feinmotorischer Fertigkeiten sowie eine ruhige Hand. Beide erfüllten diese Kriterien, aber seine Frau hatte dennoch Hilfe gebraucht, weil ihr die Konzentration ausgegangen war. Es hatte sich komisch – er hatte keine Worte um genau zu beschreiben, wie er sich fühlte – angefühlt ihr so nahe zu sein oder ihre Hand in seine zu nehmen, um ihr zu zeigen, wie sie bestimmte Sachen halten oder schneiden musste. Zuerst hatte er versucht es ihr nur zu zeigen, aber selbst als sie versuchte das Gezeigte nachzumachen, versagte sie. Sie war zu unsicher und scheinbar wohl auch ein wenig zu ängstlich. Vielleicht fürchtete sie sich davor sich zu schneiden. Deshalb nahm er ihre Hand und zeigte ihr somit die richtigen Art und Weise. Derartiges bedeutete, dass man sich sehr nah sein musste und Hakuryuu war mal wieder nicht sicher, ob sie damit einverstanden war oder nicht. Zwar beschwerte sie sich nicht, aber vielleicht war sie auch nur still, weil sie zu schüchtern oder zu ängstlich oder zu nett war, um ihm zu sagen, dass er auf Abstand gehen soll. Oder vielleicht machte er sich einfach zu viele Gedanken über das Ausbleiben von Reaktionen ihrerseits. Zu denken, dass er eine angenehme Gesellschaft war, war etwas, dass er nicht einmal zu träumen wagte. Das war etwas, das für ihn nicht real war, nicht sein real sein konnte. Es war etwas, das er nie mit sich selbst in Verbindung gebracht hatte. Ihre Finger waren kalt gewesen – er hatte es auf die Tatsache, dass sie zuvor Gemüse gewachsen und sich anschließen die Hände mit kalten Wasser gewaschen hatte, geschoben, nur um später zu erfahren, dass ihre Finger immer so kalt waren und sie auch immer fror. Ihre Haut war weich gewesen. Sie hatte immer weiche haut und das war einer der Gründe warum er es später so mochte sie anzufassen. Außerdem roch sie auch gut. Ein angenehmer Mandarinengeruch. Er musste gestehen, dass es großartig gewesen war, ihr so nahe zu sein, aber seine negativen Gedanken waren in dem Augenblick viel stärker gewesen. Seit dem Tod seiner Brüder hatte Hakuryuu kaum noch Kontakt mit anderen, insbesondere Körperkontakt war so gut wie nicht existent. Niemals hätte er gedacht, dass er den Körperkontakt zu anderen so sehr vermisste oder brachte. Er hatte sich schlecht gefühlt, so zu fühlen und auf mehr zu hoffen und mehr zu wollen. Als sie die Küche verlassen hatten, hatte er sich noch immer schlecht für seine Begierde, seinen Wunsch gefühlt, während sein Frau lächelte und meinte, dass sie hoffe, dass sie wieder mal zusammen kochen konnten. Wann auch immer er und seine Frau zusammen kochten, erinnerte sich Hakuryuu an ihre erstes Mal zusammen in der Küche. Inzwischen konnte er darüber lachen. Sich an die holprigen, gezwungenen Konversationen und die unbehagliche Stille zwischen ihnen zu erinnern, ließen ihn begreifen, wie weit sie beide seit damals gekommen waren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)