Broken Wings von Disqua ================================================================================ Kapitel 9: Umsetzung -------------------- Luzifer hatte lange und gründlich über Tsorns Idee nachgedacht und mit jeder verstrichenen Minute, erschien sie ihm sinnvoller und sinnvoller. Die Engel wollten nicht mit ihnen sprechen, was eigentlich logisch war, aber vielleicht sprachen sie untereinander. Lange hatte er sich noch Gedanken gemacht, welche der Erzengel er in einen Raum sperren konnte, um ein bestmögliches Resultat zu erzielen und ihm wurde klar, dass er dies mit seinen Sünden besprechen sollte. Immerhin hatten diese bereits Kontakt zu den Engeln und wussten ein wenig mehr Bescheid. Nachdem er ein wenig geruht hatte, trommelte er jeden einzelnen seiner Generäle zusammen. Es schien beinahe so, als hätten es sich hier alle bereits sehr häuslich gemacht, was an sich nicht seinem Plan entsprach. Zu wohl, sollten sich die Sünden hier auch nicht fühlen. “Es ist ziemlich früh, Luzifer, hätten wir nicht noch ein wenig schlafen dürfen?” Inersha hatte sich auf den Boden gelegt und es schien tatsächlich so, als würde dieser weiterschlafen wollen. Ein Tritt von Grid verhinderte dies allerdings und Inersha sass mit schmerzverzerrtem Gesicht auf den kalten Steinplatten. “Ich hatte noch kein Frühstück, ohne etwas Ordentliches im Magen, kann ich nicht denken”, beschwerte sich nun auch Glatani. “Du hast den Abend damit verbracht, den göttlichen Weinkeller zu plündern und dann den Garten voll zu kotzen, ich glaube kaum, dass du wirklich Hunger hast, Glatani”, mischte sich Bager in dessen Beschwerde ein. “RUHE! Wir sind hier auf keiner Klassenfahrt, auch wenn ich langsam aber sicher der Meinung bin, selbst die wäre weniger anstrengend, als mit euch unfähigen Holzpfosten hier an Informationen zu kommen. Ausnahmen ausgeschlossen.” Die sieben Generäle zuckten augenblicklich zusammen, gut, sechs von sieben, Inersha öffnete lediglich seine Augen. “Meine Güte, manchmal habe ich echt das Gefühl, wir sind in einem Kindergarten, in einem für diese angeblich schwer erziehbaren Menschenkinder.” - “Du meinst unser Nachschub?” - “Ich meine, dass ich dich nicht nach deiner Meinung gefragt habe, oder habe ich was verpasst Mekane?” Der Neid schüttelte augenblicklich den Kopf und Luzifer schaute noch einmal in die Runde. “Gut, wenn keiner mehr was zu melden hat, dann würde ich gerne zu dem Grund unseres Zusammentreffens kommen und zwar hat mich Tsorn gestern Abend auf eine ziemlich gute Idee gebracht.” - “Tsorn?”, unterbrach nun Gadles ihren Boss und erntete direkt zwei böse Blicke, wovon der eine natürlich von Tsorn stammte. “Ja, Tsorn, Gadles, er scheint hier ein wenig mitzudenken, was ich nach wie vor nicht von allen behaupten kann, aber dies tut jetzt nichts weiter zur Sache. Der Nächste, der mich unterbricht, bekommt übrigens eine freie Zelle, direkt neben Michael”, drohte Luzifer ein wenig genervt. “Wir bringen die Engel in eine gemeinsame Zelle. Sie sollen sich unterhalten, sie werden sich nicht anschweigen und übers Wetter werden sie bestimmt auch nicht sprechen. WAS?” Luzifer blickte geradewegs zu Grid, welcher die Hand hob, als wären sie in der Schule. “Was wenn sie einen Plan aushecken um zu fliehen? Ich meine, könnte durchaus möglich sein, oder?” Luzifer nickte. Der Einwand war tatsächlich berechtigt, aber selbst darüber hatte er sich schon Gedanken gemacht. “Nun, sie bleiben natürlich angekettet, in einem sicheren Abstand und ich bin auch nicht gewillt, alle acht in einen Raum zu sperren. Es gibt durchaus welche, denen die Einzelhaft gut tut und sicherlich besser bekommt, als den Anderen.” Luzifer schmunzelte bei seinen Worten. Er würde niemals auf die Idee kommen, Michael ein wenig Freilauf zu geben. Der Kerl konnte in seinen Augen in irgendeinem Höllenloch vergessen gehen, es würde ihn nicht im Geringsten interessieren. “Und wer soll in eine Zelle?”, wollte nun Tsorn wissen. “Nun, ich dachte an Chamuel, Uriel, Haniel, Raziel und Gabriel.” - “Wieso?” - “Eine sehr gute Frage, Bager und ich erkläre dir sogar meine Beweggründe. Diese fünf, sind diejenigen bei denen ich mir ziemlich sicher sind, dass einer von ihnen etwas weiss. Ich bin mir ziemlich sicher, Uriel ist derjenige, aber ich habe keinerlei Beweise, es ist ein Gefühl, eine schwache Ahnung, aber ich kann sie noch nicht festhalten. Raziel macht sich Sorgen, wie ich erfahren habe, er ist unter den Erzengeln beliebt, vielleicht lassen die anderen sich anstecken, übernehmen dessen Angst und werden unsicher.” - “Und wieso lässt du die anderen Drei in ihrer Zelle?” - “Nun, die Frage ist auch leicht zu beantworten, Grid. Michael würde sie alle unter Druck setzen, er ging früher schon über Leichen, damit alles nach seinem Willen geschieht, er hat sich nicht geändert, wird er niemals tun. Ich verstehe bis heute nicht, wieso Gott nicht hinter seine Maske blickt. Raphael würde verhätschelt, sie würden sich um ihn kümmern und nicht um das eigentliche Problem, ausserdem erträgt er auf Dauer keine Isolation und Metatron? Nun, vielleicht ist es ein wenig die Nostalgie die in mir mitschwingt, aber mein alter Lehrer kann sicher ein wenig Ruhe gebrauchen und darüber nachdenken, wie klug es ist, sich gegen seine Schüler zu stellen.” Luzifer war sich allerdings ziemlich sicher, dass Metatron wirklich keinerlei Ahnung hatte und die Übrigen nur mit Fragen verwirren würde, daher fand er es eindeutig besser, ihn nicht mit dem Rest zusammen zu legen. “Nun gut und was machen wir? Sie auszufragen, fällt dann wohl flach, oder?” - “Nicht unbedingt, für den ersten Moment, ja und mir ist durchaus bewusst, dass diese Engel nicht dumm sind und sich denken können, dass immer einer oder zwei von euch, vor den Mauern des Kerkers sitzen, dennoch, ist es eine notwendige Massnahme, um sie zu zermürben. Nur mit Zeit, kriegen wir sie klein, nicht mit Gewalt, auch wenn der ein oder andere jeden Schlag verdient hat.” Gadles grinste bei den Worten nur dreckig. Jedem war klar, wen Luzifer damit meinte und in ihnen allen, keimte ein klein wenig die Hoffnung auf, sich um ihn kümmern zu dürfen. “Dürfen wir sie wieder foltern?” - “Nein, nicht ehe Raphael es aufgibt ihnen zu helfen” - “Das wird nie passieren, oder?” - “Ich muss ihn nur daran erinnern, wie er früher war und das es sich nicht lohnt, sich zu opfern. Raphael war immer ein wenig spezieller als die Anderen, er wird sich nicht geändert haben. Da bin ich mir sicher, Grid.” Die Sünden nickten verstehend, wobei sich Luzifer nicht sicher war, ob sie wirklich verstanden, was er ihnen mitteilte. Es war allerdings auch nicht sonderlich wichtig, solange sie taten, was er von ihnen verlangte. “Gut, dann bereitet die grösste Zelle vor und bringt die Fünf zusammen. Ihr dürft es ihnen gern selbst sagen und euch kümmern. Ich habe weitere Unterhaltungen mit unseren etwas eigensinnigeren Engeln zu führen. Ich verlasse mich auf euch.” Luzifer hatte einfach keine Lust mehr, sich mit seinen Todsünden zu beschäftigen. Er würde mit Metatron reden müssen und einmal mehr mit Raphael. Zumal er seinen Generälen durchaus zutraute, diese einfache Aufgabe zu bewerkstelligen. Die Sünden waren im ersten Moment ein wenig verwirrt, als Luzifer sie einfach stehen liess. Dabei sollten sie seine Launen mittlerweile gut genug kennen. “Mich wundert es ja, dass er bisher keinen ernsthaften Wutanfall gehabt hatte”, stellte Inersha träge fest. “Vielleicht weil wir erst ein paar Tage hier sind und er darauf Jahrtausende gewartet hat und es auf ein paar Tage mehr oder weniger auch nicht mehr ankommt”, beantwortete Tsorn ihm die Frage. “Gut, dann sollten wir uns wohl an die Arbeit machen, auf einen seiner bekannten Wutanfälle, habe ich nämlich absolut keine Lust.” Die restlichen Sünden stimmten Glatani einstimmig zu. “Wir haben ja noch ein wenig Zeit, wir sollen es im Laufe des Tages machen, oder? Dann können wir uns zuvor noch ein wenig mit ihnen unterhalten…” - “Was hast du vor Bager? Hat es dir Haniel so sehr angetan? Ich meine, du hast eben Luzifer nicht einmal angegraben.” - “Ich such mir meinen Spass schon, keine Sorge, Grid. Haniel ist durchaus interessant, aber sie ist so prüde … Vielleicht kitzel ich noch ein wenig was aus ihr heraus, wer sonst, wenn nicht ich?” Während sie ihre Worte sprach, trat sie nahe an Grid heran und strich ihm verführerisch über die Brust. “Du solltest doch sicher auch schon einmal wissen, wie es ist, mir näher zu kommen, oder?” - “Es reicht jetzt, Bager, wir haben eine Aufgabe zu erledigen, um dein Vergnügen kannst du dich später kümmern”, mischte sich Mekane ein, der nicht wirklich begeistert von der Szenerie war. Immer bekam Grid alles, was er wollte, selbst Bager. Er spürte, wie der Neid in ihm anfing zu wachsen, allein deswegen, ging er dazwischen. “Ist ja gut, dabei ist von mir genug für alle da, auch für dich, Mekane”, erwiderte sie dann zwinkernd und machte sich augenblicklich auf den Weg zu Haniel. “Gut, dann wissen wir alle was zu tun ist, ausser Gadles und Grid haben wir offensichtlich eine Aufgabe.” Inersha klang nicht wirklich begeistert. Er wollte schlafen, nicht arbeiten. “Wir kümmern uns um die neue Zelle. Luzifer würde uns etwas husten, wenn wir uns nun auf die faule Haut legen würden.” Grid stimmte Gadles zu. Einfach nur rumsitzen konnte er sowieso nicht, allerdings hätte er gerne ein paar Stunden mit Bager verbracht, oder mit den anderen Engeln. Nun würde er sich halt an der Gesellschaft von Gadles erfreuen, sofern dies überhaupt möglich war. Gemeinsam gingen sie in das Kellergewölbe und erkundeten dieses wohl zum ersten Mal richtig. Bisher hatten sie nur die ersten Zellen gesehen, da sie nur diese belegt hatten. So viele Erzengel gab es nun einmal nicht und um die unwichtigen Engel, kümmerten sich die restlichen Dämonen. Es dauerte hingegen nicht sonderlich lange, hatten Grid und Gadles eine Zelle gefunden die ihnen als gross genug erschien. “Schade, dass man sie hier her verfrachtet und wir sie nicht foltern dürfen~ Hier hinten würde man sie kaum schreien hören.” Grid war sichtlich enttäuscht darüber, während Gadles lediglich mit den Schultern zuckte. “Die fünf sind es nicht wert. Denkst du wirklich, Luzifer würde sie zusammen in eine Zelle lassen, wenn sie wirklich was wüssten? Er mag eine Ahnung haben, aber die hat nichts mit Gott zu tun”, entgegnete die Hochmut beinahe ein wenig spitzfindig. “Wie meinst du das?” - “Nun, ganz offensichtlich, ist die Rache an Gott, nicht sein einziges Motiv. An sich ist mir dies ja vollkommen egal, solange wir unseren Spass haben, aber es ist in meinen Augen sehr auffällig.” Grid hörte ihm aufmerksam zu und bestätigte Gadles Worten mit einem Nicken. “Ich kann ihn verstehen, wenn er seine Vergangenheit geklärt haben will. In der Hölle wurde er damit nicht konfrontiert, er war immer einer von uns, unser Boss. Hier oben, nun, es würde mich wirklich nicht wundern, wenn ihn seine Erinnerungen einholen. Er wird auch hier bestimmt ein paar schöne Tage verlebt haben und sie haben wohl sehr abrupt geendet. Wir sollten ihm helfen.” Gadles hielt einen Moment inne, hatte er damit angefangen die Zelle zu präparieren, damit sie nicht alle in einem Eck sitzen mussten. “Wie meinst du das, wir sollten ihm helfen?” - “Er ist unkonzentriert und übellauniger als sonst, wenn er seinen Frieden findet, kann er sich vielleicht wieder auf seine eigentliche Mission konzentrieren. Daher sollten wir ihm helfen, seine Vergangenheit zu ergründen. Sind wir mal ehrlich, viel zu tun werden wir hier bald eh nicht mehr haben. Oder hast du etwa Lust, die gesamte Zeit, hier vor dieser Zelle zu sitzen und zu hören, was die plaudern?” Gadles schüttelte den Kopf. “Wenn Luzifer mit Michael fertig ist, werde ich ihn mir zu eigen machen. Ich werde schon eine Beschäftigung haben, aber du kannst tun und lassen was immer du willst. Ich gebe dir nämlich in dem Punkt recht, was deine Langweile angehen könnte. Luzifer ist von Raphael besessen, nur ist meine Neugierde nicht allzu gross, um wirklich herausfinden zu wollen, wieso.” Grid setzte sich auf eine der unbequemen Sitzgelegenheiten und lehnte sich an die kühle Steinmauer hinter sich. “Genau diese Tatsache, will ich herausfinden.” - “Dann viel Glück dabei, ich mische mich da nicht ein, ausser er bittet mich um Mithilfe, aber, wir wissen Beide, dass er dies nicht tun wird.” Gadles setzte sich neben die Habgier und schnippte mit den Fingern. “Fauler Sack”, entgegnete dieser, als Gadles mit dieser Methode die Zelle ein wenig schneller zurecht gemacht hatte, als wohl der Plan war. “Ich mache mir ungern die Hände schmutzig und wieso sollen wir unsere Kräfte nicht nutzen? Denkst du die Engel würden es nicht anders handhaben? Und ein paar Ketten an die Wände zaubern, nun bitte, dies tut niemandem weh, noch nicht.” Gadles lachte amüsiert auf, während Grid nur den Kopf schüttelte. “Deine Hochmut bringt dich irgendwann zu Fall. Ich hoffe für dich, du weisst, was du tust.” Gadles ging nicht auf Grids Worte ein. Dessen Meinung war ihm ziemlich egal und selbst Luzifers Meinung interessierte ihn nur bedingt. Solang dieser ihn nicht zur Sau machte, würde er tun was er für richtig hielt und was ihm Spass machte und er war sich in einem Punkt ziemlich sicher. Solange Luzifer diese Besessenheit für Raphael in sich trug, war ihm Michael egal, dementsprechend konnte er mit diesem anstellen, was immer er wollte. Sein Boss sollte nur endlich dieses kleine Schutzengelproblem lösen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)