Buraindodēto 1 - Blinddate 1 von Kibo-kamichan (Hi no yure - Feuerschwingen) ================================================================================ Kapitel 84: Bald, sehr bald ... ------------------------------- Es war wie ein Flug durch die Zeit. Diesmal erkannte sie viel mehr. Sah, wie die Zeit an ihr vorbeiraste und sich die Welt um sie herum veränderte. Der Wind rauschte an ihr vorbei. Es war ihr, als könnte sie das Ticken hören. Sie presste Kuro fest an ihren Körper. Gleich käme der Ausgang. Würde sie in die Arme von Sesshomaru fallen? Wie sie sich das wünschte. Sie glaubte daran. Nichts war umsonst gewesen. Er stand dort auf der anderen Seite. Würde sie küssen und umarmen und ihr sagen, dass es ein Happy End für sie gab. Er lebte. Das musste sein, er konnte nicht gestorben sein. Ihr starker Mann, der von solch einer Liebe erfüllt war, dass es ihren Körper regelrecht berauschte. Nur bei ihr war er so. Sie kehrte wieder zu ihm. Zu ihm in seine Arme. Ein Leben ohne ihn war unvorstellbar. Ihr Liebster, der für sie da sein würde, als wäre kein Tag vergangen. Was würde er zu ihr sagen, außer dass sie kein bisschen älter geworden war, als vor kurzem? Sie würde lachen und ihn einfach nur noch umarmen. Ihre Kinder waren auf dem Weg und würden ihr Leben mit Freude erfüllen. Phenea und Hachidori waren auch noch da. Würden sie sie adoptieren? Nie wieder würde sie eine Außenseiterin sein, sondern ein Jemand. Kein Niemand. Sie brachte sich alles aus der Vergangenheit mit.   Dann waren sie da. Da war es. Das Ende des Zeittunnels. Sie kamen an in ihrer neuen Welt, die sich verändert hatte. Komm her. Komm her neue Welt. Sie kam jetzt an und würde sie empfangen, denn in ihren Herzen loderte ein Feuer so hell und so klar, dass keine Schatten mehr Platz hatten in ihrem Leben. Sie stolperte durch das Loch und war schon darauf gefasst, dass sie im Himmel war, doch sie spürte festen Boden unter sich und stolperte. Unfähig fiel sie auf den Boden und bohrte ihre Nägel in die Erde, während Kuro zur Seite hopste. „Geht es dir gut?“ „Ja, Kuro-chan. Danke… Es ist wohl noch keiner da.“, bemerkte sie etwas betrübt und sah sich um. „Wahrscheinlich passt es zeitlich nicht. Zieh dich erstmal um.“ Sayo nickte und schnappte sich den Rucksack. Als erstes zog sie ihr Armband heraus und schob es über ihr Gelenk. Wie zuvor verschwanden ihre Flügel. Sie sah diesmal dabei genau zu. Es war wie in einem Traum und jetzt wachte sie wieder auf und wurde normal. Geschwind wechselte sie die Kleidung und versteckte den Rest. Sie würde später wieder kommen wegen der Rüstung. Denn diese passte einfach nicht in den kleinen Rucksack hinein. „Jetzt müssen wir wohl warten, Kuro-chan.“, flüsterte sie leicht heiser vor Aufregung und drehte sich um die eigene Achse. Die Welt hatte sie geändert. Sie war immer noch düster, doch es steckte viel mehr Leben in der Natur. Das hieße, dass Phenea lebte. Wahrscheinlich suchten sie sie schon die ganze Zeit und fanden sie nicht. Sayo lachte leise und grinste Kuro an: „Anscheinend brauchen sie noch etwas. Das sind wirklich Blindfische. Später zeig ich dir dann, was es in dieser Welt alles Schönes zu erleben gibt. Wir haben einen Fernseher. Man sieht kleine Männchen darin. Dann haben wir aber auch noch anderes schönes. Du wirst unsere Betten lieben und die Tatsache, dass wir im Supermarkt dir leckeres Fleisch kaufen können!“, zählte Sayo auf und lächelte, auch wenn ihr Herz von Minute zu Minute schwerer wurde. Unbedingt musste sie wissen, ob alles in Ordnung war. Wo waren sie nur? Zumindest hatte sie keinen Butterfly Effekt gehabt, denn ihrem Kopf ging es gut. Sie warteten noch bis es dunkel wurde. Sayo saß mit Kuro auf einem Baumstamm und ließ die Beine baumeln, während Kuro auf ihren Schoß kuschelte und sie sich unterhielten. Dann hörte sie ein Knacken und horchte auf. Schnell blickte sie sich um. „Sesshomaru?“, fragte sie leise. War er es? Sie konnte ihre Kraft nicht nutzen. Noch ein Knacksen. „HALLO? Ich bin hier!“, rief sie und sprang vom Baumstamm. Kuro konnte sich gerade so noch retten und lief ihr nach. Sie lief in die Richtung des Knackens. Ihr Herz wurde immer leichter. Sesshomaru würde sie jetzt abholen und mit sich nehmen, wie ein Prinz seine Prinzessin. Sie brach durch die Büsche und rannte in die Arme eines Mannes. Erschrocken sprang sie zurück und starrte den Mann an, der sie überrascht anblickte. „Wer sind sie?“ „Sind sie Sayo?“  „Ja… Das bin ich…“, hauchte sie und sah zu, wie der Mann ein Walki Talki an die Lippen hob. „Hier ist Fredderick. Ich habe Miss Fenikkusu gefunden. Wir werden uns nun zum Sammelpunkt begeben. Machen Sie bitte das Fahrzeug startklar und geben sie bitte der werten Dame Bescheid, dass wir ihre Tochter gefunden haben.“ Das Walki Talki knackste etwas und ein Okay wurde durchgegeben. Sayos Herz sank in die Hose. Dieser Mann hieß Fredderick und schien für ihre Mutter zu arbeiten. Wahrscheinlich musste sie sich also länger gedulden. Wieso hatten sie nicht persönlich nach ihr gesucht? „Würden Sie mich begleiten Miss?“, bat er und verbeugte sich leicht. Sayo nickte schüchtern und folgte ihm. Er war darauf bedacht, sie nicht mehr aus den Augen zu lassen. Was hatte all das zu bedeuten? „Fredderick… Wissen Sie, wie es meinem Mann geht?“ Er drehte sich leicht zu ihr um und sah sie fragend an: „Ihr Mann? Sie müssen mich übrigens nicht siezen. Ein Du reicht schon. Zu Ihrem Mann… Nun. Von welchem Mann reden sie denn? Ich bin aber auch noch nicht lange im Team. Für Ihre Suche wurden einige von uns engagiert, da man Sie nicht finden konnte.“ Sie starrte ihn entgeistert an und zitterte innerlich. Wie er wusste nichts? Hoffentlich wirklich nur, weil er nicht lange dabei war. Sofort musste sie mit Phenea reden und sie fragen, was mit ihm war. Kam er noch? War er bei der Sammelstelle und die andere wussten nur noch nicht, wer er war, weil es viel zu schnell gegangen wäre? Nach einer guten halben Stunde kamen sie am Sammelpunkt an. Da waren einige Leute, doch keiner sah aus wie Sesshomaru. Auch keiner näherte sich ihr. Nur Fredderick blieb an ihrer Seite, doch er war bestimmt nicht Sesshomaru, denn dann hätte er es ihr bestimmt gesagt und sie nicht auf die Folter gespannt. Man brachte sie zum Wagen, gab ihr eine warme Decke und bot ihr einen warmen Tee an. „Darf ich mit meiner Mutter reden? Ich muss sie etwas Wichtiges fragen. Bitte.“ Die Leute besprachen sich kurz, bevor sie auf das Telefon deuteten und sie alleine im Auto ließen. Einer funkte kurz und nur kurze Minuten später, die für sie quälend lang erschienen, klingelte das Telefon. Schnell nahm sie ab. Wer war wohl dran? Ihre richtigen Eltern oder Phenea? „Hallo.“ Diese Stimme klang so fremd… Wer war es? „Phenea?“, fragte Sayo vorsichtig und kratzte sich unsicher am Bein, während sie lauernd auf die Antwort wartete. „Ja. Sayo-chan, geht es dir gut? Es tut mir leid, du bist an der falschen Ecke, ein paar Tage zu spät herausgekommen. Wir haben uns Sorgen gemacht…“ Sie spürte, dass die Worte stimmten. Phenea schien beinahe den Tränen nah und Sayo konnte nur lächeln: „Na. Jetzt übertreib nicht. Ich lebe und bin gesund. Sag Sesshomaru, dass ich schon bald zu Hause bin. Warn ihn aber vor. Ich bin etwas angefressen, dass er mich nicht persönlich abgeholt hat.“ Sayo lächelte, doch schlagartig verschwand ihr Lächeln, als keine Antwort kam. Nur eine bedrückende Stille. Stimmte etwas nicht? Ihr Herz hämmerte immer mehr und Kuro presste sich an sie. Sie krallte sich in sein Fell. „Phenea? Warum sagst du nichts?“ Immer noch Stille. Sayo schluckte schwer und hörte ein Seufzen am anderen Ende. „Du solltest erstmal heimkommen. Lass uns später in Ruhe darüber sprechen.“ „Was meinst du damit? Ist etwas mit Sesshomaru?“, keuchte Sayo ängstlich. Das konnte doch nicht wahr sein? Wo war ihr geplantes Happy End? Ihr Herz zog sich schmerzend zusammen und sie spürte, wie ihre Augen feucht wurden. „Bitte. Sayo-chan. Das ist gerade nicht so wichtig. Lass uns später reden. Du musst erschöpft sein. Ein heißes Bad tut dir gut.“ „LENK NICHT AB! Was ist mit ihm! Sag es mir! Bitte!“, fauchte Sayo und schrie regelrecht. Angst erfasst sie und peinigte sie. Nicht doch. War er damals gestorben? „Sayo-chan… Bitte. Beruhig dich. Alles wird gut.“ „Wie kann alles gut sein, wenn du mir ausweichst, wenn ich nach ihm frage? Ist er damals gestorben im Kampf?????“ „Nein. Er hat es überlebt. Was dachtest du?“, hauchte sie und versuchte aufmunternd zu klingeln, doch Sayo konnte ihre Tränen schon nicht mehr zurückhalten. „Was ist dann?“, krächzte sie weinend und drückte ihre Hand auf ihren Bauch. Was hieß das nur? Was sollte sie verstehen? „Sayo. Lass uns später reden.“ „Nein! JETZT!“ „Sayo. Na gut. Es ist so, dass wir nicht wissen, was mit ihm ist. Irgendwann verschwand er einfach vom Erdboden…“, flüsterte Phenea. Oder sprach sie normal? Sayo konnte es nicht mehr wahrnehmen. Sie weinte. Dicke Tränen kullerten über ihre Wange und hüllten sie ein. „Verschwunden?“ „Sayo. Wir werden ihn finden. Bestimmt sucht er dich… Lass uns später reden. In Ordnung Schatz? Ich muss jetzt auch erst einmal auflegen. Sie bringen dich in dein neues Heim.“ Dann hörte sie ein Tuten. Es tat gar nicht gut, so abgewürgt zu werden. Sesshomaru… Wo warst du nur? Wo wartest du? Lebst du? Sie vermisste ihn und wollte ihn berühren, doch sie konnte nicht.   Auf der Fahrt heim, brach ihr Herz immer weiter. Als sie ankam, war sie nur noch ein Wrack. Sie fühlte sich auch so, als wäre sie am Meeresboden. Ihr blieb die Luft weg und sie schmeckte nur noch das Salz. Man brachte sie in ein schönes Zimmer. Es war großzügig geschnitten, doch sie hatte keine Ruhe, um sich umzusehen. Schnurstracks ging sie zum Bett und ließ sich hineinfallen. Sie vergrub ihr Gesicht im Kissen und schluchzte. Kuro kroch zu ihr und schmiegte sich an sie, während für Sayo die Welt sich aufhörte zu drehen. Anfangs hoffte sie, dass es ein dummer Scherz war, doch er kam nicht.   Später erklärten die anderen ihr, was noch alles geschehen war. Sie waren zum Kampfort geflogen. Sesshomaru hatte überlebt, war aber schwer verletzt gewesen. Jeden hatte er platt gemacht. Sein Fell war blutrot gewesen. Es hatte gedauert, bis er sich richtig beruhigt hatte. Danach waren sie noch kurz bei ihm gewesen, bevor sie aufgebrochen waren. Die ganze Zeit hatten sie ein Auge auf ihn gehabt. Drei Jahrhunderte, doch dann verschwand er auf einmal. Sie hatten versucht ihn zu finden, doch es war, als wäre er nie da gewesen. Sein Reich war gefallen. Danach hatten sie nachgeforscht, doch ihn nicht ausmachen können. Überall waren sie gewesen. Sayos Herz wurde mit jedem Wort schwerer, egal wie fest Phenea sie in den Armen hielt. Die Wärme war tröstlich, doch es war nicht die Wärme, die sie brauchte. Sein Geruch. Sie vermisste ihn. Seine Art. Seine Kälte und doch auch seine Wärme, mit der er sie immer wieder überrascht hatte.  Wo war ihr persönliches Happy End? Blieb es doch aus? Die Galle kam ihr beinahe hoch, als sie an die Worte des Mannes dachte. Er hatte gesagt, dass ihr Liebster tot war. Hatte er gar nicht auf diese Zeit angespielt? Oder war er zurückgekehrt und hatte ihn ausgelöscht? Sie schluckte und sah die beiden an. Hachidori war anders geworden. Er war so still, während Phenea ihr sorgsam alles erklärte. „Sayo.  Steck den Kopf nicht in den Sand. Er wird vielleicht auf dich da draußen warten und wenn, wird dein Herz irgendwann heilen. Denk an die Kleinen.“ Sayo sah sie schockiert an und nickte dann. Vorsichtig rieb sie den Bauch. Einer von beiden würde Kenshin heißen, so wie Sesshomaru es sich gewünscht hatte. Ein Name für einen Krieger mit Herz. Es war ja noch Zeit. Sie würde warten, bis er kam. Bis er sie halten und küssen würde. Vielleicht hatte er sie nur noch nicht gesehen. Am Abend ging sie auf den Balkon und sah hinaus: „Sesshomaru. Ich werde auf dich warten. Und wenn du nicht kommst, werde ich es eines Tages tun. Meine Kraft wird wachsen und dann kann ich auch die Zeit durchbrechen. Mein Herz gehört nur dir. Beeil dich, damit du siehst, wie deine Kinder wachsen. Du hast mir versprochen, dass du uns drei aushalten wirst. Lass mich nicht alleine mit ihnen. Bitte.“ Kuro setzte sich neben sie und sah sie traurig an. Sayo weinte wieder. „Sayo, du solltest hinein gehen. Er kommt schon, wenn die richtige Zeit kommt. Die Welt gehört euch. Denk dran, die Zeit ist für uns unsterbliche Wesen anders. Bestimmt hat er die Zeit aus den Augen verloren. Hast du ihm denn je gesagt, wann du kommst?“ „Nein.“, hauchte sie uns sah Kuro betrübt an. „Schau. Er kommt also noch. Vielleicht Morgen oder Übermorgen. Mach dir keine Sorgen.“ Sie nickte sachte und hob ihn auf die Arme. Sie ging hinein, schloss das Fenster und legte sich wieder in ihr Bett.   Die Zeit verrann. Erst Tage, dann Wochen und dann Monate. Ohne Antwort. Sie gebar zwei Kinder. Einen Jungen und ein Mädchen. Den Jungen nannte sie Kenshin. Er war ein hübscher Junge. Seine Augen waren so golden wie die seines Vaters, doch sein Haar war rot. Eigentlich hätte es wohl schwarz sein sollen, doch es war rot wie Feuer, während das Mädchen strahlend blaue Augen und weiß silbernes Haar hatte. Sie nannte sie Kaori, denn sie roch nach einer Wiese voll Blumen. Sie hatte wohl beider Gerüche geerbt und einen ganz neuen kreiert. Beide hatten leicht spitze Ohren und waren allerliebst. Sayos Herz frohlockte, dass die beiden Gesund waren, doch ihr Herz zerbrach an dem Schmerz. Es war leer. Dort war ein Loch, das nicht mal die Kinder füllen konnten. Sesshomaru. Er konnte seine Kinder nicht sehen. Immer noch nicht wusste sie, ob er noch lebte oder ob er gestorben war. Die Zeit flog weiter. Würde sie ihn je wiedersehen? Würde sie irgendwann auf diesen Mann treffen? Sie hatten ihr gesagt, er war geflohen, was für sie hieß, dass er dort draußen auf sie wartete. Wahrscheinlich blieb ihr nichts anderes übrig, als abzuwarten, bis sie diesen Mann traf. Würde er ihr sagen, was mit Sesshomaru war? Hoffentlich hatte er ihn nicht getötet. Wenn aber doch, würde sie ihn töten.   Jede Nacht stand sie draußen und blickte in die Sterne. Stellte sich vor, wie die Nächte und wie die Tage mit ihm gewesen waren. Sesshomaru. Er hatte ihr gezeigt, was das Wort Liebe bedeutete. Jetzt war da dieses dunkle große Loch in ihr, das sie versuchte mit den Erinnerungen zu schließen. Die kleinen waren sehr intelligent. Es vergingen Jahre. Jede Nacht stand sie dort und blickte hinauf, während die Jahreszeiten um sie tobten. Sie trainierte ihre Kräfte so gut sie konnte und machte schnell Fortschritte. Auch hatten sie eine eigene Firma. Einen großen Konzern, so wie sie es sich gewünscht hatte. Sie lernte, wie sie das Geschäft leiten musste und bewies großes Können. Würde sie ihn eines Tages widersehen? Jeden Tag sagte sie ihren Kindern „Bald. Bald. Bald steht er vor unserer Tür und wird nie wieder gehen.“ Dann fragten sie: „Bald? Was heißt bald?“ „Morgen oder übermorgen. Wir müssen nur warten.“ Die kleinen nickten. Wahrscheinlich verstanden sie viel mehr als sie, wie dumm es war, sich so etwas vorzumachen. Doch sie vertraute darauf. Würde vor ihr ein neues Abenteuer stehen?   Fortsetzung folgt … in Blinddate 2: Flammen des Schicksals Hosted by Animexx e.V. 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