Wer bin ich? von Fiamma ================================================================================ Kapitel 29: ------------ Kapitel 29   Nervös sah sie auf die Glastür vor sich. Das war also das Crown. Nachdem Mamoru sich in seiner Wohnung schnell um den Schnitt an ihrem Hals gekümmert hatte, das Nötigste zusammengepackt und im Auto verstaut hatte, war er mit ihr hier her gefahren. Seine Wohnung glich einem Schlachtfeld. Die beiden hatten ganze Arbeit geleistet, diese zu verwüsten. „Und du meinst, er wird wirklich nichts dagegen haben?“ Fragend drehte sie sich zu ihm herum. Er hatte ihr zwar während der Autofahrt genau erklärt, wer Motoki war und warum er dort hin wollte, doch war sie sich nicht sicher, ob er sein Freund, oder genau genommen ihr gemeinsamer Freund, das einfach so machen würde. Sie konnte sich ja nicht an ihn erinnern. Lächelnd legte Mamoru dann allerdings seine Hand auf ihre Schulter. „Komm, lass uns reingehen.“ Kaum zu hören, öffnete sich die Tür und langsam folgte sie ihm hinein. Sofort drang ihr das Gemurmel, der sich unterhaltenden Gäste in ihre Ohren. Vorsichtig schweifte ihr Blick durch das Crown. Auf den ersten Blick waren kaum noch frei Plätze übrig. Der Laden schien wirklich gut besucht zu sein. Zielstrebig steuerte Mamoru einen blonden jungen Mann an, der gerade mit einem Tablett am Tresen stand. Er stand mit den Rücken zu ihnen und so klopfte ihm Mamoru mit der Hand auf die Schulter. „Kann ich dich kurz sprechen?“ „Erst ein Mal Hallo … Was gibt es denn?“ Lachend drehte sich der Blonde herum. Fast wie ihn Zeitlupe sah er dabei auf sie und mit weit aufgerissenen Augen rutschte ihm das Tablett aus den Händen. Laut scheppernd landeten die Gläser dadurch auf dem Boden. „U-usagi? …Was … Was … Ich dachte, du wärst …?“ Schlagartig hielt sich Mamoru seinen Zeigefinger über den Mund. „Pssst … Könnten wir kurz ungestört reden?“, flüsterte er ihm zu und sah sich dabei um. Die heruntergefallenen Gläser hatten so einen Lärm gemacht, dass nun das halbe Crown die Drei anstarrte.   Etwas weiter hinten, in einer kleinen Nische, saßen vier junge Frauen zusammen und unterhielten sich, bis sie ebenfalls vom Lärm erschreckt, verwundert zum Tresen sahen. Als sie die blonde Frau im Eingang erblickten, sprangen sie regelrecht alle gleichzeitig auf und liefen zu ihr. „Usagi!“   Stürmisch wurde sie plötzlich von vier jungen Frauen umarmt. Sie wusste gar nicht, wie ihr geschah. Stumm ertrug sie die Begrüßung von den Frauen und sah hilflos zu Mamoru herüber. Zum Glück hatte er sie auch gleich verstanden und zog sie etwas zu sich heran, wodurch die Frauen von ihr abließen. „Alles in Ordnung. Das sind Ami, Rei, Minako und Makoto, deine Freundinnen“, stellte er die Frauen vor und schweigend nickte sie. Bevor sie jedoch noch etwas sagen konnte, tippte die Blonde plötzlich gegen Mamorus Schulter. „Warum sagst du uns denn nicht, dass ihr herkommt?“ „Ich werde es euch gleich erklären. Könntet ihr euch kurz um Usagi kümmern? Ich müsste dringend mit Motoki sprechen.“   Besorgt sah er Usagi an. Sie sah nicht gut aus. Sie musste sich dringend ausruhen und sich wenigstens hinsetzen, bis er es mit Motoki geklärt hatte. „Aber natürlich.“ Lächelnd hakte sich Minako bei Usagi unter und zog sie mit den anderen zu ihren Tisch. Angespannt sah er ihnen hinterher. Jederzeit konnte dieser Typ wieder auftauchen, bei den Mädels war sie zumindest in Sicherheit, sodass er mit Motoki sprechen konnte. Sie würden sie mit ihren Leben beschützen. „Ich versteh überhaupt nichts mehr“, ertönte nun wieder die Stimme seines Freundes und so wandte er sich wieder an ihn. „Können wir kurz ins Hinterzimmer?“ Nickend huschte Motoki um den Tresen herum und holte ein Kehrbesen hervor. „Ich mach nur schnell die Scherben weg.“ Schnell half er seinem Freund und wortlos verschwanden sie danach im Hinterzimmer. Kaum hatte Motoki die Tür geschlossen, warf er auch schon aufgebracht die Hände in die Höhe. Könntest du mir mal erklären, was hier los ist? Ich dachte, Usagi wäre tot?“ „Bis vor ein paar Tagen, dachte ich das auch noch. Hör zu, wir brauchen deine Hilfe …“ In kurzen Sätzen erzählte er seinem Freund, dass Usagi, nachdem sie aus dem Koma wach wurde, entführt wurde, die Entführer es schafften die Akten zu manipulieren, dass sie tot sei, dass Usagi ihr Gedächtnis verloren hat und vor ein paar Tagen fliehen konnte und ihm, zum Glück, verwirrt in die Arme lief. Laut auspustend fuhr sich Motoki durch seine Haare und begann kopfschüttelnd in dem kleinen Zimmer hin und her zu laufen. „Das ist … Usagi … Wow … Und warum? Warum sie?“ Ernst sah er seinem Freund in die Augen, wodurch dieser prompt stehen blieb. „Wir sind doch Freunde oder? … Vertraust du mir, wenn ich dir sage, es ist besser für dich, wenn du nicht alles weißt?“ Schweigend verschränkte Motoki seine Arme vor der Brust und sah nachdenklich zu Boden. Doch mit einem Mal sah er ruckartig wieder auf. „Okay … Und wofür brauchst du meine Hilfe?“ Erleichtert atmete er auf. Er wusste zwar, dass er sich immer auf seinen Freund verlassen konnte, doch war diese Situation alles andere als normal. „Sie wissen leider, wo wir wohnen … Du bist doch nach der Hochzeit zu Reika gezogen und deine Wohnung steht seitdem leer? Wir brauchen einen Unterschlupf …“     Keuchend schleppte sich Akita in die kleine Lagerhalle. Kenta eilte sofort, als er ihn erblickte zu seinem kleinen Bruder. „Was ist denn passiert? Wo ist Akuma?“ Ohne ihm zu antworten, ließ sich Akita auf einen kleinen Sessel in der Ecke des Raumes fallen. „Das wird er bereuen … genauso, wie das kleine Miststück … Akuma wurde … er wird nie wieder kommen … “ Geschockt sah Kenta Akita an. Sein kleiner Bruder würde also nie mehr zurückkommen? Er war gefallen? Er wollte zwar nicht, dass sie Usagi bekamen, aber, dass sein Bruder dabei starb, das hatte er auch nicht gewollt. Zitternd ballte er seine Hände zusammen. Konnte dieser Wahnsinn nicht einfach aufhören, bevor es noch mehr Verluste gab? Vorsichtig versuchte er gerade Akitas Wunde zu versorgen, als Mamiko plötzlich den Raum betrat. „Was ist hier los? Habt ihr sie nicht gefunden? Wo ist Akuma?“ Schwer atmend senkte Kenta seinen Blick und schüttelte traurig seinen Kopf. „Akuma ist … Er ist …“ Er konnte es nicht aussprechen. Zu tief saß bei ihm selbst noch der Schock darüber. Bevor er jedoch noch etwas sagen konnte, sprang Akita mit einem Mal auf und sah Mamiko direkt in die Augen. „Er ist tot!“ Mamiko ballte ihre Hände zu Fäusten und biss knurrend die Zähne zusammen. Wutentbrannt schnaufte sie aus und augenblicklich blitzten um sie herum kleine Energiekugeln auf. Stürmisch eilte sie aus der Tür und blieb dann vor der Lagerhalle stehen. Kenta rannte ihr sofort hinterher und blieb ein Stück hinter ihr stehen. Seine Schwester starrte in den Himmel hinauf und ließ einen Schrei los, der ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ. Schief grinsend starrte sie weiterhin in Richtung Himmel. „Du wirst dir noch wünschen, du wärst in Nagoya gestorben.“   In der gesamten Stadt blieben die Besessenen abrupt stehen und hoben ihren Kopf gen Himmel, nur um kurze Zeit später sich wieder in Bewegung zu setzen. Ihre Herrin hatte sie gerufen und sie machten sich auf den Weg zu ihr …     Schweigend saß sie mit den, für sie völlig unbekannten Frauen, am Tisch und die Vier redeten, wie wild durcheinander. Sie bemerkten gar nicht, dass sie selbst gar nichts sagte. Sie stellten ihr Tausende von Fragen, aber das gar keine Antwort kam, fiel ihnen nicht auf. Aufgeregt diskutierten sie miteinander. Zitternd drückte sie ihre Hände auf ihre Knie. Ihr war so warm und immer mehr verschwamm alles zu einem unscharfen Brei vor ihr. Ihr Kopf pochte, als würde jemand mit einem Hammer dagegen schlagen. Sie musste raus hier. Sie hatte das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen. Behutsam stützte sie sich mit ihren Händen am Tisch ab und erhob sich von ihrem Platz. Auf der Stelle wurde es still am Tisch. „Usagi, alles Okay?“ Die Blonde legte besorgt ihre Hand auf ihre. Doch schnell zog sie sie weg und tippte sich gegen ihre Schläfe. „J-ja, ich muss nur mal … ähm kurz für kleine Mädchen“, stammelte sie. Sie merkte direkt, wie die Braunhaarige eine Augenbraue nach oben zog. „Okay, soll dich jemand begleiten?“ Hastig wedelte sie mit ihren Händen. „Nein, nein, das schaffe ich schon.“ Schnell versuchte sie zu lächeln, da sie jedoch merkte, dass genau dies nicht wirklich klappen wollte, machte sie schnell einen Schritt nach hinten. „Bitte entschuldigt mich kurz.“ Rasch ging sie in Richtung der Toiletten und drehte sich vorsichtig um. Als sie sicher war, dass sie nicht mehr beobachtet wurde, huschte sie an der Toilettentür vorbei, steuerte den Ausgang an und verließ das Crown. Sie brauchte dringend frische Luft. Die ganze Situation war ihr im Moment einfach zu viel. Sie wurde beinah wieder verschleppt, hatte erneut gekämpft, fluchtartig Mamorus Wohnung verlassen, und nun ließ dieser sie mit den vier Frauen, die wie wild auf sie einredeten, allein. Was wollten sie den von ihr? Sie erkannte keine Einzige von ihnen. Vom Verstand her, wusste sie, dass diese Frauen ihre Freundinnen waren, aber im Moment, waren es einfach nur Fremde. Ihre Jacke lag noch im Crown und so drückte sie ihre Arme fest um ihren Oberkörper. Es war eiskalt hier draußen.   „Gut, dann hol ich jetzt Usagi und wir fahren los.“ Lächelnd klopfte ihm sein Freund auf die Schulter. „Auch wenn die Umstände, keine Sorge, ich frage jetzt auch nicht weiter nach, nicht gerade berauschend sind, freue ich mich für dich, dass Usagi wieder da ist.“ Er konnte nicht verhindern, dass ihm ebenfalls ein Lächeln über das Gesicht huschte. Ja, sie war wieder bei ihm und er war unendlich dankbar dafür. Er durfte sie unter keinen Umständen wieder verlieren. Die letzten Monate, wo er dachte, er hätte sie für immer verloren, waren die schlimmsten in seinem gesamten Leben gewesen. Lächelnd verließen die beiden das Hinterzimmer und sein Blick wanderte direkt über die Tische, bis er Amis Gesicht etwas weiter hinten entdeckte. Ohne Zeit zu verlieren, lief er auf den Tisch zu, doch prompt verzog sich seine Miene. „Wo ist Usagi?“ „Ah Mamoru, hast du mich erschreckt. Du kannst dich doch nicht so anschleichen“, schimpfte Rei. Doch er reagierte gar nicht auf sie und fragte erneut. „Wo ist Usagi!“ „Ganz ruhig, sie ist nur schnell für kleine Mädchen, hat sie gesagt.“ Tonlos drehte er sich um und steuerte die Toiletten an. Er merkte zwar, wie Rei ihm hinterherlief, doch beachtete er sie nicht. Vor den Toilettenzimmern angekommen, schob er die Tür für die Damen vorsichtig einen Spalt auf. „Usagi?“, rief er hinein, doch es kam keine Antwort von ihr. Sofort stieg die Panik in ihm auf. „Usagi, antworte mir bitte!“ Sanft legte Rei ihre Hand auf seine Schulter. Sie versuchte offenbar ihn damit zu beruhigen. „Sie ist doch nur kurz auf die Toilette.“ „Sie ist aber nicht dort drinnen. Wie konntet ihr sie denn aus den Augen verlieren!“ Rei drängte sich an ihm vorbei und betrat die Frauentoilette. „Ach Quatsch, sie hat dich bestimmt nur nicht gehört.“ Die anderen waren mittlerweile auch dazu gekommen und standen versammelt um ihn herum. „Was ist denn los?“, fragte Ami besorgt, als Rei schwungvoll die Tür aufriss. „Sie ist nicht hier!“     Frierend war sie ein paar Meter gelaufen und hatte dann einen kleinen Durchgang, der zu einem Hinterhof führte, entdeckt. Zitternd saß sie nun neben einem großen Müllcontainer auf einem Karton und klammerte ihre Arme um ihre Beine. Seufzend legte sie ihren Kopf auf ihre Knie. Sie musste, bevor sie wieder hineinging, erst ein Mal wieder einen klaren Kopf bekommen und ihre Gedanken ordnen. Sie hatte die Frauen, ohne dass diese es bemerkt hatten, durch die Scheibe beobachtet. Doch so sehr sie sich auch anstrengte, sie erinnerte sich einfach nicht an sie, genauso wenig wie an Mamoru. Das Pochen in ihrem Kopf wurde einfach immer unerträglicher, sodass sie einfach, ohne nachzudenken, davon gelaufen war, bis der Schmerz aufgehört hatte. Zusammengekauert starrte sie nun auf den Boden, auf dem ein paar Zeitungsfetzen verstreut lagen.   Sie bemerkte dabei nicht, dass sich ihr langsam jemand näherte, der sie schon seitdem sie das Crown verlassen hatte, verfolgt hatte … Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)