Wer bin ich? von Fiamma ================================================================================ Kapitel 15: ------------ Kapitel 15   Wie angewurzelt stand Kenta vor dem Bett. Er hatte sich in die Mondprinzessin verliebt. Wie konnte das nur passieren? Für einen kleinen Moment war er jedoch erleichtert. Endlich war ihm klar, was die letzte Zeit mit ihm los war. Doch lange hielt dieses Gefühl nicht an. Schwer seufzend ging er zum Fenster herüber, stützte seine Hände auf dem Sims ab, und schaute zum Mond hinauf. Mamiko durfte davon nichts erfahren. Warum musste das überhaupt alles so kommen? Wie hatte das überhaupt noch mal alles angefangen? Vor langer Zeit …   „Mamiko, lass das lieber, ich glaube nicht, dass wir das machen sollten.“ Ängstlich versteckte sich Kenta hinter einer großen blauen Vase. Neben ihm polterten zwei kleinere Jungen. „Akita, Akuma! Seid nicht so laut! Und Kenta, nun mach dir nicht ins Hemd. Die beiden kleinen haben auch keine Angst und die sind jünger als du. Wir wollen ihn doch nur kurz ausleihen“, zischte Mamiko, schlich zu einer großen Tür und versuchte sie zu öffnen. „Ja, die sind ja auch erst vier und wissen es nicht besser“, schmollte Kenta weiter hinter der Vase. Mamiko steckte einen großen Schlüssel ins Schloss und drehte ihn um. „Na, wer sagt es denn! Er passt.“ Zufrieden machte sie langsam die Tür einen Spalt auf und drückte sich hindurch. „Alles gut. Kommt rein“, flüsterte es aus dem Zimmer. Die zwei kleineren Brüder liefen direkt hinterher. Kenta überlegte kurz, schaute sich auf dem großen Flur noch ein Mal um, und ging dann auch hinein. In der Mitte des Raumes funkelte auf einem roten Samtkissen ein wunderschöner Kristall. Geschützt mit einer Glaskuppel darüber. „Das muss er sein.“ Freudig klatschte sich Mamiko in die Hände und Akita und Akuma tänzelten vor der Glaskuppel herum. „Oh schön. Mamiko … Ich will, ich will.“ „Psst, nicht so laut ihr zwei.“ Kenta stand ein paar Meter entfernt und beobachtete, wie Mamiko die Glaskuppel hinunter auf den Boden stellte. Ihm war nicht wohl dabei, er wusste, dass es verboten war, hier hineinzugehen. Andererseits wünschte er sich genau so sehnlichst, wie seine Geschwister, dass seine Eltern wieder da wären. Ganz langsam nahm Mamiko den Kristall in die Hände, als hinter ihnen die Tür knarrte und plötzlich eine Mädchenstimme zu hören war. „Was macht ihr hier?“ …   Das alles war schon so lange her. Sie alle waren doch nur Kinder und wussten es doch nicht besser. Schwer atmend wandte er sich wieder vom Fenster ab, lief zurück zum Bett und legte sich neben Usagi. Er konnte jetzt nur hoffen, dass sie sich so schnell nicht erinnern würde, oder noch besser, nie mehr. Dann könnte er hier einfach so weiter mit ihr leben. Sobald sie sich erinnerte, würde es nicht lange dauern und dann würde Mamiko, wenn ihr Ziel erreicht wäre … Schnell schüttelte er seinen Kopf. Jetzt musste sie erst ein Mal wieder gesund werden.   Schwerfällig rekelte sie sich unter ihrer Decke. Ihr tat immer noch alles weh und Lust zum Aufstehen hatte sie auch keine. Ein kurzer Blick neben sich verriet ihr, dass sie ganz allein im Bett lag. Kenta war wohl schon zur Arbeit. Räuspernd schluckte sie schwer und merkte dadurch, wie trocken ihre Kehle doch war. Sie musste dringend etwas trinken. Langsam richtete sie sich auf. Sie brauchte einen Moment, bis sich nicht mehr alles drehte. Schwerfällig stand sie danach auf und ging einen Schritt nach dem anderen Richtung Tür. Damit sie nicht umkippte, hielt sie sich dabei an allem fest, an dem sie vorbeikam. Sie hatte die Tür fast erreicht, als sich auf ein Mal die Klinke nach unten bewegte und die Tür geöffnet wurde. Mit gerunzelter Stirn stand Kenta nun auf der Türschwelle. „Kenta? Bist du gar nicht zur Arbeit?, räusperte sie sich. „Warum liegst du nicht im Bett? Du sollst dich doch ausruhen.“ Er nahm sie auf den Arm und trug sie zurück ins Bett. „Ich arbeite die nächsten Tage von zu Hause aus. Dann kann ich mich besser um dich kümmern. Doktor Yamamoto müsste auch jeden Moment hier sein.“ Nickend kuschelte sie sich wieder unter die Bettdecke. „Könnte ich vielleicht ein Glas Wasser haben?“ „Ich hol dir eins.“ Kenta verschwand in der Küche, nur um kurz danach mit einem Tablett mit Frühstück vor ihr zu stehen. „Du solltest versuchen etwas zu essen.“ Eigentlich hatte sie gar keinen Hunger, aber aß ein paar Bisse, wenn er ihr schon Frühstück ans Bett brachte, wollte sie es wenigstes probieren.     „Das Fieber ist gut zurückgegangen. Sie haben zwar noch Fieber und wir müssen aufpassen, dass es nicht wieder steigt, aber es ist eine deutliche Verbesserung zu gestern.“ Nickend betrachtete sie den Arzt und begann dann nervös ihre Hände ineinander zu kneten. Sollte sie ihn fragen oder es lieber lassen? Da Kenta aber das Zimmer verlassen hatte, damit sie in Ruhe untersucht werden konnte, traute sie sich dann doch zu fragen. „Ähm … Ich hätte mal eine Frage, … gestern Nachmittag habe ich ganz plötzlich, also ... ich hatte auf einmal so Herzrasen bekommen, mir wurde schwindelig und so warm ums Herz … was könnte das ...“ Doktor Yamamoto, der gerade ihren Blutdruck überprüfte, sah über den Rand seiner Brille zu ihr herauf und zuckte unschlüssig mit seinen Schultern. „Ich vermute, dass es Anzeichen waren, dass irgendwas in Ihrem Körper nicht stimmte. Das nächste Mal hören Sie lieber darauf und ruhen sich aus.“ Nachdenklich senkte sie ihren Kopf. Also hatte es gar nichts mit diesem Mann zu tun … Sie war einfach nur krank … „Vielen Dank, für ihre schnelle Hilfe. Ich glaube, ich habe Kenta einen ganz schönen Schrecken eingejagt.“ Lächelnd packte der Arzt seine Sachen zusammen und verabschiedetet sich wieder von ihr.     Zwei Wochen lag sie krank im Bett. Kenta kümmerte sich rührend um sie. Es war ihr teilweise schon zu viel, weil sie einfach nur ihre Ruhe haben wollte. Die ersten Tage dachte sie noch oft an den unbekannten Mann zurück. Schob es aber dann immer weiter von sich weg. Der Arzt hatte ja gesagt, dass es von ihrer Krankheit kam. Außerdem hatte sie ein schlechtes Gewissen gegenüber Kenta. Auch, wenn überhaupt nichts passiert war. Und dennoch nagte die Sache an ihr. Er bemühte sich so um sie, und sie dachte die ersten Tage nur an einen dahergelaufen Typen, der sie über den Haufen rannte. Damit musste Schluss sein.   Heute Morgen schickte sie ihn wieder zur Arbeit. Es ging ihr schon viel besser und sie konnte fast alles wieder normal machen. Sie hatte ihm versprochen, die Wohnung nicht zu verlassen und sich noch auszuruhen. Aber gegen ein Bad sprach ja nichts dagegen. Und so ließ sie das Badewasser ein und stieg ein paar Minuten später langsam in das wohlig warme Wasser. Zufrieden schloss sie ihre Augen und döste vor sich hin. Sie wusste nicht warum, aber sie musste mit einem Mal wieder an ihren Traum im Mondpalast, mit dem geheimnisvollen Mann mit der Maske, denken. „Serenity“, murmelte sie leise. So hatte er sie genannt. Aber egal, was sie auch versuchte, sie konnte immer noch nichts mit diesem Namen anfangen. „Serenity … Serenity … Serenity ...“ Nein, absolut nichts. Seufzend verließ sie die Wanne, kuschelte sich in einen Bademantel und stellte sich vor den großen Badezimmerspiegel. Summend kämmte sie sich ihre Haare und ganz automatisch, begann sie sich einen Mittelscheitel zu ziehen und sich zwei Zöpfe zu binden, die oben allerdings jeweils einen Knoten besaßen. Sie hatte gar nicht darüber nachgedacht, was sie da gerade machte und betrachtete sich jetzt im Spiegel. Warum hatte sie ihre Haare so zurechtgemacht? Musternd drehte sie die Zöpfe zwischen ihren Fingern. Sie wusste zwar nicht, woher sie die Idee dazu hatte, aber es gefiel ihr.   Gähnend kuschelte sie sich mit einer Decke auf das Sofa, schaltete durch die Fernsehprogramme und merkte auch schon, wie ihre Augen immer schwerer wurden. Das Bad hatte ganze Arbeit geleistet. Ein weiteres Mal gähnte sie und keine Sekunde später, fiel sie in einen unruhigen Schlaf.   Irritiert ging sie durch einen langen dunklen Flur. Hier war sie doch schon ein Mal. Langsam lief sie weiter, bis sie wieder vor einer riesigen Tür stand. Zögerlich hob sie ihre Hand. Eigentlich hatte sie keine große Lust hineinzugehen. Hatte sie noch gut genug das erste Aufeinandertreffen mit diesem seltsamen Stimmen im Kopf. Aber einen anderen Weg gab es auch nicht. Tief einatmend schloss sie ihre Augen, berührte die Klinke, und als sie ihre Lider wieder öffnete, stand sie wieder mitten in dem zerstörten Saal. Ängstlich setzte sie einen Fuß vor den anderen, als es plötzlich hinter ihr polterte. Aufgeschreckt sprang sie herum, doch wieder war niemand zu sehen. „Hallo?“, rief sie zaghaft. Aber niemand antwortete ihr. Der Saal wurde immer dunkler. Zitternd schlang sie ihre Arme um ihren Körper. Ihr Blick wanderte umher und es sah beinahe so aus, als würden an der Wand Schatten hin und her springen. Schwer schluckend blieb sie einfach an Ort und Stelle stehen. Krampfhaft überlegte sie, wie sie hier wieder herauskam. „Prinzessin …“ „Was wollt ihr denn von mir?“ Mit Tränen in den Augen versuchte sie den Ursprung der Stimme auszumachen. „Mondprinzessin … Serenity …“ Schlagartig weiteten sich ihre Augen. Hatte die Stimme gerade Serenity gesagt? „Wer seid ihr? Was wollt ihr von mir? … Wer ist Serenity?“ Wenn diese Stimme etwas wusste, muss sie es ihr sagen. Augenblicklich versuchte sie den Schatten zu folgen. „Mondprinzessin …“, hauchte es direkt neben ihr und ihr gesamter Körper begann zu kribbeln. „Was wollt ihr von mir?“ „Serenity … Prinzessin Serenity …“ Wütend presste sie ihre Hände auf ihre Ohren. „Wenn ihr nichts anderes zu sagen habt. Lasst mich in Ruhe!“ Die Schatten kamen näher, umkreisten sie und wisperten ihr immer wieder in ihre Ohren. „Lasst mich in Ruhe!“ Verzweifelt versuchte sie die Schatten von sich zu schlagen. Doch ohne Erfolg. Stadtessen spürte sie mit einem Mal Finger, die sich um ihre Handgelenke legten. Panisch riss sie ihre Augen auf und sah an sich herunter. Schattenhände hielten sie fest. „Serenity … Hab keine Angst … Folge uns …“ Der Druck um ihre Handgelenke wurde stärker und sie merkte, wie sie begannen an ihr zu zerren. Sie konnte gar nichts dagegen machen, dass sie von ihnen mitgezogen wurde. Ihr war fast so, als würde sie schweben. Geschlagen ließ sie sich von ihnen führen und sie konnte sehen, dass sie sich einem kleinen Licht näherten. Immer heller wurde es. Es wurde mit einem Mal so grell, dass sie ihre Augen zu kneifen musste. „Was ist das?“ Doch von den Schatten kam keine Antwort. Verwundert stellte sie fest, dass der Druck um ihre Handgelenke aufgehört hatte. Zögerlich öffnete sie blinzelnd ihre Lider. Als sich ihre Augen an das Licht gewöhnt hatten, konnte sie sehen, dass sie nicht weit entfernt von einer langen Treppe stand. „Was machen wir hier?“ Doch, als sie sich umschaute, bemerkte sie, dass die Schatten verschwunden waren. Wo waren sie denn hin? Vorsichtig näherte sie sich langsam der Treppe, als sie wieder Stimmen hörte. „Nein, nein, alles Okay", hörte sie jemanden nicht weit von ihr sagen. Auf der Treppe stand plötzlich eine Frau, die sich mit jemandem unterhielt. Geschockt legte sie ihre Hand über ihren Mund und schüttelte völlig verwirrt ihren Kopf. „Das bin ja ich“, flüsterte sie zwischen ihren Fingern hindurch und ging, um besser sehen zu können, noch ein Stück näher heran. Was hatte das zu bedeuten? Sie selbst stand da mitten auf der Treppe und rief zu jemandem hinunter, der etwas weiter unten stand. Wer es war, konnte sie allerdings nicht erkennen, da die Person verschwommen war. Es war aber ganz dem Anschein nach ein Mann. Ob das Kenta war? Bevor sie aber weiter darüber nachdenken konnte, fuhr sie erschrocken zusammen, als ein eisiger Windhauch ihr durch die Haare wehte. Fröstelnd strich sie sich über die Oberarme und stutzte erneut zusammen. Ganz langsam näherte sich eine Frau der Treppe. Sie stellte sich hinter die Usagi auf der Treppe und hob ihre Arme, als würde sie sie schubsen wollen. Sie wollte sich selbst schon zurufen, dass sie aufpassen sollte, als sie entsetzt erkannte, wer die Frau war. Es war Mamiko. Fassungslos musste sie mit ansehen, wie sie von ihr geschubst wurde, sie dadurch die Treppe hinunterfiel und sich schlimm am Kopf verletzte. Sie wollte auf Mamiko zu laufen und sie fragen, warum sie das gemacht hatte, als sie einen Ruck an ihrer Schulter spürte. Alles begann sich auf ein Mal zu drehen …   Schweißgebadet riss sie ihre Augen. „Wo bin ich?“ „Zu Hause. Du hattest anscheinend einen Albtraum.“ Lächelnd kniete Kenta vor ihr und streichelte ihr sanft über ihre Wange. Verwirrt hielt sie ich den Kopf. Was war das gerade? Hatte sie etwa geträumt? Sie brauchte erst ein Mal einen Moment, um sich wieder zu sammeln. „Was ist denn los?“, fragte nun Kenta sichtlich verwirrt. Doch sie antwortete ihm nicht. In ihren Gedanken durchlebte sie ein weiteres Mal ihren Traum. Ruckartig richtete sich dann allerdings auf und starrte Kenta mit großen Augen an. Nein … kein Traum … Erinnerung. Schwer schluckend senkte sie ihren Kopf und sah ihn nicht mehr an. „Kenta … Wie ist … wie kam es eigentlich zu meiner Kopfverletzung? Damals im Krankenhaus sagte man mir nur, dass ich einen Unfall hatte. In dem Moment hatte ich gar nicht daran gedacht, zu fragen, was für ein Unfall …“   Nervös setzte er sich neben sie und fuhr sich fahrig durch seine Haare. Mit dieser Frage hatte er jetzt nicht gerechnet. „Also … Du … Ich … Ich weiß es gar nicht genau. Ich war nicht dabei. Mamiko erzählte mir nur, dass du auf einer Treppe gestürzt bist, mehr weiß ich leider auch nicht“, stammelte er sich mit der Hand über sein Kinn haltend. Unbemerkt schielte er zu ihr hinüber, wie sie reagieren würde. Ganz gelogen war es nicht mal, was er sagte. Er war wirklich nicht dabei gewesen. Mamiko hatte ihm nur erzählt, sie hätte die Sache mithilfe einer Treppe geregelt.   Zitternd klammerte sie ihre Finger in die Decke. Also war es wirklich kein Traum. Mamiko … Mamiko war daran schuld das … Sie konnte nicht verhindern, dass ihr die Tränen in die Augen stiegen und ungehindert ihre Wangen hinter kullerten. „Warum hat sie das gemacht?“ „Wer hat was gemacht? Was ist denn los? … Warte. Moment. Was ist denn mit deinen Haaren passiert?“ Langsam drehte sie ihren Kopf zu ihm und schenkte ihm ein gequältes Lächeln. „Gefällt es dir nicht? Ich weiß auch nicht, warum … Ich habe sie, ohne groß nachzudenken, so zurecht gebunden und fand es ganz schön.“ Mit hochgezogener Augenbraue tippte er auf den Haarknoten herum. „Doch … doch steht dir.“   Lächelnd erhob er sich und stand dadurch mit seinem Rücken zu ihr. Innerlich fluchend ballte er seine Hände zu Fäusten. Sie erinnerte sich unbewusst immer mehr. Er hatte Fotos von früher gesehen und wusste, dass sie ihre Haare früher so trug. Auf ihren gefälschten Fotos hatten sie bewusst auf diese Frisur verzichtet. Er durfte sich jetzt nichts anmerken lassen, weder vor ihr noch vor Mamiko. Mit einem Schwung drehte er sich daher wieder zu ihr herum. „Wer hat denn nun was gemacht?“   Schwer atmend legte sie die Decke zur Seite, zog sich ihr Shirt, das vom Schlafen zerknittert war, zurecht, und wedelte dann mit ihrer Hand. „Ach nichts … War nur ein Traum … Wollen wir etwas essen?“, tänzelte sie an Kenta vorbei Richtung Küche. Kurzerhand entschloss sie, ihm noch nichts von ihrer Erinnerung zu erzählen. Sie musste das jetzt erst ein Mal für sich selber aufklären. Mamiko war schließlich immer noch seine Schwester. Erst wenn sie handfeste Beweise hatte, würde sie ihm damit konfrontieren. Sie glaubte ihm, dass er nicht dabei gewesen war und nichts Weiteres wusste. Außerdem musste sie herausfinden, wer dieser Mann war, der noch dabei war, denn Kenta konnte es ganz offensichtlich nicht gewesen sein.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)