Moonlight Shadow von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 2: Carrid away by a... ------------------------------ Es wäre eine Untertreibung gewesen zu sagen, dass Yuu überhaupt nicht von dieser unerwarteten Aktion überrascht gewesen war.   Äußerlich merkte man ihm nichts an, da er Mika nur mit einem recht ruhigen Gesichtsausdruck und Blick in den Augen anblinzelte.   Innerlich, sah es allerdings ganz anders aus. Sein Kopf war einfach völlig leer, nicht in der Lage auch nur einen klaren Gedanken zu fassen, oder zu verstehen, was gerade passierte…oder warum.   Nicht einmal sein Körper wollte ihm in diesem Moment mehr gehorchen, ließ ihn sich so anfühlen als ob ein einhundert Tonnen Gewicht an ihn angebunden wäre, was ihm nicht erlaubte auch nur einen einzigen Muskel zu bewegen.   Und obwohl es ihm viel, viel länger vorkam…dauerte es eigentlich nur wenige Sekunden bis Mika den Kuss wieder löste und langsam Abstand nahm, während er seine Augen öffnete.   „…Tut mir Leid…“, entschuldigte er sich mit leiser und beschämt klingender Stimme.   Yuu blinzelte ihn noch für zwei, oder drei weitere Male an, bevor ihm ein kleines Lachen entwich und damit ein Atem, von dem er nicht einmal realisiert hatte, dass er ihn überhaupt bis dahin angehalten hatte, während er damit versuchte seine Verlegenheit zu verstecken.   „Ich…bin kein Experte, aber…ich denke nicht, dass du dich entschuldigen solltest, nachdem du jemanden geküsst hast.“   Verlegen, aufgrund von dem, was er getan hatte und dieser Bemerkung, wurde Mika’s Rötung intensiver und er wandte seinen Blick von ihm ab.   Ein kurzer Moment von unangenehmer Stille herrschte danach zwischen ihnen, von der keiner sich so recht traute sie zu unterbrechen.   Yuu beobachtete ihn nur weiterhin ruhig, während sein Herz wie wild in seiner Brust schlug, wie es das vorher noch nie getan hatte, und er noch immer das Gefühl von Mika’s kalten Lippen auf seinen eigenen spüren konnte.   Ein Gefühl…das ihn davon abhielt klare und vernünftige Gedanken zu fassen…und so handelte er völlig nach seinen Emotionen, so wie er es immer tat, und sagte in einem überaus sanften, fast flüsterndem Ton:   „Hey…mach das nochmal…“   Überrascht von dieser plötzlichen und völlig unerwarteten Bitte, richtete Mika seinen Blick wieder auf ihn.   Zunächst verstand er nicht ganz, was er damit meinte und als er realisierte, dass er sich damit auf den Kuss bezog, dachte er, dass Yuu nur einen Scherz machte um diese bedrückende Atmosphäre um sie herum wieder etwas aufzulockern.   …Aber ein Blick auf sein Gesicht und den Blick in seinen Augen verrieten ihm…das es kein Scherz war. Dass er es ernst meinte.   „Was ist aus ‘küssen ist so trivial und langweilig’ geworden?“, fragte er mit einem kleinen Lachen, wobei er ihm noch immer nicht so ganz glauben konnte.   „Was, darf ich denn etwa nicht meine Meinung ändern?“, konterte Yuu mit einem kleinen Lächeln, das seine Lippen umspielte, als er ihn ansah.   „Natürlich darfst du das. Es ist nur…ich meine…warum?“   „Weiß nicht. Ich…aus irgendeinem Grund ist mir einfach gerade…wirklich, wirklich danach, das ist alles.“   „…“   Nachdem er ihm für einige weitere Sekunden in seine strahlenden smaragdgrünen Augen schaute, wandte Mika seinen Blick erneut von ihm ab und so schwiegen sie für eine weitere kurze Weile, in der Mika versuchte sich etwas einfallen zu lassen um sich selbst wieder aus dieser Situation herauszuholen, während er noch immer Yuu’s Blick auf sich ruhen spüren konnte.   Es war nicht so, dass er nicht dieser seltsamen Bitte nachkommen wollte, eigentlich hätte er es auch wirklich gerne getan…aber er wusste, dass es dann kein Zurück mehr gegeben hätte, dass sie dabei waren eine Grenze zu überschreiten, die sie nicht überschreiten sollten, zumindest nicht als einfache beste Freunde.   Dieser Kuss von gerade eben war aus einer Laune heraus passiert, mehr nicht. Er hatte in diesem Moment nicht nachgedacht, konnte nicht denken. Und bevor er es wusste…war es bereits passiert.   Aber nun war es anders. Sie konnten immer noch kehrt machen, so tun als ob nichts davon je zwischen ihnen passiert wäre…als ob sie wirklich noch immer nur beste Freunde wären…     Es tut mir Leid, Yuu-Chan. So sehr ich es auch will…ich kann das nicht tun. Ich…will nur nicht das, was wir bis jetzt hatten, ruinieren…es zerstören…unser Band, das mir alles bedeutet, gefährden indem ich-     Plötzlich wurde Mika aus seinen Gedanken gerissen, als er spürte wie etwas leicht an seinem Haar zog.   Nachdem er seinen Blick wieder nach unten richtete, sah er erneut Yuu an, der irgendwann seine Hand nach ihm ausgestreckt hatte und zurzeit mit einer seiner blonden Strähnen spielte, die er um seinen Finger zwirbelte.   Ihre Blicke trafen sich und für einen kurzen Moment sahen sie sich einfach nur gegenseitig tief in die Augen, nicht mehr in der Lage voneinander wegzusehen…bis eine Frage Yuu mit einer sogar noch sanfteren Stimme als zuvor über die Lippen kam.   „…Darf ich dich anfassen?“   „Was?“, wollte Mika völlig ungläubig wissen.   „Ich hab gefragt, ob ich dich…anfassen darf.“, wiederholte er, während er seine Strähne losließ und seine Hand wieder zu sich zurückzog.   „I-i-ich hab dich beim ersten Mal schon verstanden, aber…es ist nur…verdammt noch mal, warum?!“   „Um ehrlich zu sein…gibt es eigentlich keinen besonderen Grund. Ich hab keine Erklärung dafür, ich…ich hab gerade einfach nur das Bedürfnis danach.“   Bei dieser kryptischen Antwort blinzelte ihn Mika nur ein paar Mal an, während er sichtlich darüber nachdachte, bevor er schwer seufzte.   „Weißt du, Yuu-Chan, das bist so typisch du. So urplötzlich auf so eine Idee zu kommen und einfach aus einer Laune heraus zu handeln! Ernsthaft, da ich dich jetzt schon lange genug kenne, ist es okay es mir gegenüber so zu formulieren, aber du solltest das wirklich nicht jeden Dahergelaufenen fragen! Ansonsten ist es ziemlich wahrscheinlich, dass es missverstanden wird. Ich meine, zum Henker, das klingt, als ob du das auf romantische Weise meinst, oder so!“   „…Und…wenn ich will, dass es so interpretiert wird?“   „Dann solltest du es auch nur so formulieren, wenn du mit jemanden sprichst, von dem du willst, dass er es auf diese Weise versteht.“   „…Und wenn diese Person es nicht versteht?“   „Yuu-Chan.“, sagte Mika seinen Namen mit einem weiteren schweren Seufzer, da er nicht verstand warum er ihn all diese Dinge überhaupt fragte, „Ich bezweifele stark, dass es auch nur irgendjemanden gibt, der das nicht verstehen würde. Ich meine, niemand kann so schwer von Begriff sein.“   „Offenbar gibt es da wohl doch jemanden.“   „Und wen?“   „Dich.“   „Als ob.“, verteidigte er sich mit einem kleinen Lachen und empfand diese Anschuldigung äußerst lächerlich, „Natürlich würde ich es sofort verstehen, wenn mich jemand nach so etwas Offensichtlichem fragen würde und-“   Plötzlich verstummte Mika, als er bemerkte wie Yuu ihn ausdruckslos anstarrte.   „…Was?“   „…“   „Yuu-Chan.“   „…“   „Yuu-Chan, ernsthaft, was zur Hölle soll das alles über-“   Und erneut stockte Mika mitten im Satz, als Yuu seine Hand nach ihm austreckte und wieder anfing mit einigen seiner Strähnen zu spielen, ein seltsamer Blick sichtbar in seinen Augen, der etwas nervös, sogar irgendwie schüchtern und verlegen wirkte.   „Weißt du…“, begann Yuu nach einigen Sekunden mit leiser und etwas zögerlich klingender Stimme, „Du bist wirklich schwer von Begriff, wenn du es immer noch nicht verstehst…“   „Huh?“   In diesem Moment hatte Mika wirklich keine Ahnung mehr über was er redete. Warum nannte er ihn plötzlich ‘schwer von Begriff’? Schwer von Begriff von was? Und was verstand er offenbar nicht?   Während er in seinen Augen nach irgendeiner Art von Antwort auf diese Fragen suchte, ging Mika jedes einzelne Wort ihrer momentanen Unterhaltung noch einmal durch und versuchte sich einen Reim darauf zu machen.     „…Darf ich dich anfassen?“     Was für eine Frage soll das überhaupt sein? Ernsthaft, er sollte aufpassen, was er zu anderen sagt…und wie. Nicht nur seine Wortwahl, aber auch in welchem Tonfall.   Viel zu sanft…und auch sein Blick in diesem Moment…   Wenn ich es nicht gewesen wäre, sondern jemand anderes, dann hätte das sicherlich zu einer Menge Missverständnisse geführt. Er sollte wirklich vorsichtiger sein um so etwas zu vermeiden.     „…Und…wenn ich will, dass es so interpretiert wird?“     Verdammt noch mal, dann sag es auch jemanden, der es so verstehen soll!     „…Und wenn diese Person es nicht versteht?“     Jeder würde so etwas verstehen. Ich meine, es ist ziemlich offensichtlich, oder? Das ist definitiv etwas, das du nicht jeden fragen würdest. Selbst wenn es auf unschuldige Art und Weise gemeint war, was eher nach ihm klingt, ist es dennoch etwas, das man nicht einfach fragt ohne zumindest ein paar romantische Hintergedanken und-     „Du bist wirklich schwer von Begriff, wenn du es immer noch nicht verstehst…“     …     „…Darf ich dich anfassen?“     Mit dieser Frage, die ihm erneut durch den Kopf schoss, begleitet vom Bild seines Blickes und dem Tonfall seiner sanften Stimme, der in seinen Ohren wiederhallte, sah Mika ihn weiterhin für einen kurzen Moment verwirrt an…bis es ihm endlich dämmerte und sich seine Augen langsam überrascht weiteten, während ein mehr als sichtbarer Rotschimmer augenblicklich seine Wangen bedeckte.   Als er Mika’s Gesichtsausdruck sah, der ihm verriet, dass er es anscheinend endlich verstanden hatte, schenkte ihm Yuu ein kleines Lächeln, bevor er seine Hand erneut zu sich zurückzog.   Langsam setzte er sich auf und während Mika ihn noch immer völlig überrascht anschaute, zog Yuu seine Beine, die die ganze über der Armlehnte baumelten, an sich, und drehte sich um, sodass er nun auf derselben Augenhöhe mit Mika war, wobei seine Füße nun den kalten Holzboden unter ihnen berührten.   „…Darf ich?“, fragte Yuu erneut mit sanfter Stimme und einem zärtlichem Blick, der auf ihn fixiert war, nach seiner Erlaubnis.   „…“   Nicht in der Lage auch nur ein einziges Wort herauszubringen, sah ihm Mika einfach nur in seine atemberaubenden smaragdgrünen Augen, während er spürte wie sein Gesicht mit jedem Moment, der verging, wärmer und wärmer wurde, und ohne, dass er es zunächst überhaupt realisierte, was er tat, zu gefesselt von seinem Blick und der Art wie seine Augen leuchteten…nickte er zögerlich.   Da er nun seine Erlaubnis hatte, schenkte ihm Yuu ein weiteres kleines Lächeln…bevor er plötzlich den Augenkontakt unterbrach, indem er seinen Blick weiter runter wandern ließ und bevor Mika sich darüber wundern, oder seinem Blick folgen konnte, spürte er wie seine Hand, von der er zuvor den Handschuh ausgezogen hatte, von Yuu ergriffen wurde.   Langsam führte Yuu seinen Daumen über die kalte und weiche Haut seiner Hand und dann über seine Handinnenfläche, immer und immer wieder auf zärtliche Art und Weise, bis er ihrer beide Hände hochhob und sehr vorsichtig spreizte er Mika’s Finger einem nach dem anderen, sodass er seine Hand gegen seine lehnen konnte.   Kalt gegen Warm.   Handinnenfläche gegen Handinnenfläche.   Finger gegen Finger.   …Wie ein Spiegel…   Und mit der gleichen Vorsicht wie zuvor, ließ Yuu seine Finger in die Zwischenräume von Mika’s gleiten und verschränkte sie.   Mika konnte dieses Spektakel nur schweigend beobachten. Selbst wenn er gewollt hätte, er hätte nicht mal ein einziges Wort herausgebracht, fast als ob ihm die Sprache von dem Jungen vor ihm geraubt wurde, der kurz darauf, dasselbe mit seinem Atem für einen Moment tat, als er seinen Blick wieder auf ihn richtete und ihn ansah.   Während ihre Hände noch immer miteinander verschränkt waren, legte sie Yuu auf die Couch, bevor er seine andere Hand nach ihm austreckte und sie ihm auf die Wange legte, wobei er spürte wie Mika ganz leicht bei dem Gefühl seiner warmen Hand, die leicht seine eiskalte Haut berührte, zusammenzuckte.   Auf zärtliche und beruhigende, aber für Mika eher nervenaufreibende, Art und Weise begann Yuu ihm über die Wange zu streicheln, während er jedes einzelne Detail seines Gesichts in sich aufnahm, ohne den Augenkontakt auch nur einmal zu ihm zu unterbrechen, oder eher…konnte er von ihm nicht mehr wegesehen.   Dasselbe konnte allerdings nicht für Mika gesagt werden, der nicht lange in diesen faszinierenden smaragdgrünen Farbton vor ihm blicken konnte und nur kurz darauf den Blick abwandte.   „Mika.“, sagte Yuu seinen Namen mit solch zärtlichem und sanftem Ton, der bei ihm eine mehrfache Gänsehaut auslöste, „Bitte…schau nicht weg. Schau mich an…“   Als er ihn das mit leiser, fast flüsternder Stimme bitten hörte, und spürte wie jede einzelne seiner Streicheleinheiten sein Gesicht mehr und mehr zum Brennen brachte, richtete Mika zögerlich seinen Blick wieder auf ihn.   In dem Moment, in dem sich ihre Blicke erneut trafen, konnte Yuu spüren wie sein Herz kurz aussetzte und nachdem er ihm ein liebevolles Lächeln schenkte, unwissend, dass er damit erneut Mika mit dieser kleinen Aktion für einen Augenblick den Atem raubte, ließ er seine Hand auf seiner Wange etwas höher wandern.   Vorsichtig strich er ihm etwas Haar hinters Ohr, wobei er sicher stellte in seinen Augen nach irgendeinem Anzeichen zu suchen, dass er sich unwohl dabei fühlte, oder es nicht mochte, sodass er jederzeit aufhören konnte, falls es etwas war, was er nicht wollte, da Yuu wusste wie unangenehm es ihm eigentlich war, wenn es um seine Vampirohren ging.   Aber nichts.   Nichts außer diesem zärtlichen, verlegen und schüchtern scheinenden Blick war in diesem Moment in seinen blutroten Augen sichtbar und das war alles, was er als Ermutigung  brauchte.   Behutsam und mit größter Vorsicht begann Yuu sein spitzes Ohr mit dem Zeigefinger entlangzufahren, während er spürte wie Mika sich dabei leicht verkrampfte, da er dort überaus empfindlich war, und bemerkte wie die Farbe seines Gesichtes langsam anfing mit jeder Sekunde, die verging, mehr und mehr zu seinen Augen zu passen.   Ein Anblick…von dem Yuu nicht anders konnte, als ihn absolut bezaubernd zu finden…und wunderschön, sogar atemberaubend.   Keiner von ihnen verspürte das Bedürfnis in diesem Moment etwas zu sagen. Sie saßen nur da, fast bewegungslos, während sie einander tief in die Augen schauten und die Bewegungen des jeweils anderen beobachteten, und das einzige, was man hören konnte, war ihr leises und beständiges Atmen, während alles andere um sie herum schon längst vergessen war.   Und obwohl ihre beiden Köpfe fast vollständig leer waren, sie nicht einmal einen klaren Gedanken fassen ließen und ihre Gesichter vor Verlegenheit gerötet waren…fühlte sich nichts davon unangenehm an. Es war auch nicht angenehm, nicht wo sie doch spüren konnten wie ihre Nervosität mit der Zeit immer mehr und mehr zunahm…aber trotz dessen, fühlte es sich dennoch überaus schön für sie an. Auf eine nervenaufreibende Art und Weise…aber doch schön, irgendwie richtig…sogar natürlich.   Während er sich mehr und mehr in Yuu’s smaragdgrünen Augen verlor, die mit solch Ruhe, Zärtlichkeit, Freundlichkeit…und auch etwas anderem erfüllt waren, dem er in diesem Moment nicht ganz einen Namen geben konnte, kam es Mika so vor, als ob er einer Art Traum wäre.   Weir, weit weg von der Realität, in einer eigenen Welt wo nur er und Yuu existierten und die Zeit komplett still stand…   Erst als Yuu irgendwann den Augenkontakt unterbrach, indem er seinen Blick etwas weiter runter wandern ließ, wurde Mika wieder aus seiner Trance gerissen, und sogar ohne ihm zu folgen, konnte er sofort sagen, auf was Yuu’s Blick in diesem Moment fixiert war.   „…Willst du…immer noch, dass ich dich küsse?“, fragte er mit leisem und sanftem Ton und schenkte ihm dabei ein kleines Lächeln.   Überrascht von dieser plötzlichen Frage, stoppte Yuu die Bewegung seines Fingers, der noch immer sein Ohr entlangfuhr, und schaute ihm wieder zurück in die Augen, bevor er seinen Blick von ihm abwandte und zögerlich entgegnete:   „Äh, ähm…n-nicht ganz…“   „…Nicht mehr?“, wollte Mika wissen, mit einem Hauch von Enttäuschung, aber auch Traurigkeit in seiner Stimme.   „D-das ist es nicht.“, verneinte Yuu schnell und richtete seinen Blick wieder auf ihn, „Es ist nur…Eigentlich…“, er verstummte, während er hinuntersah.   „Was?“   „…“   Nachdem er tief ausatmete und danach tief Luft holte, während er sein eigenes Herz hören konnte, das wie wild in seiner Brust schlug, nahm Yuu allen Mut zusammen und sagte, als er seinen Kopf wieder hob und ihm erneut in die Augen schaute:   „…Ich…will nicht, dass du mich küsst. Es ist eher…Ich will dich küssen…“   „…“   Mika’s Augen weiteten sich langsam überrascht als er das hörte, bevor sein Gesichtsausdruck wieder weicher wurde und er sich ein kleines Kichern nicht verkneifen konnte, was seinen Lippen entwich bei dem seltenen Anblick von Yuu’s Gesicht, das in ein tiefes rot getaucht war.   „Also wirst auch selbst du von Zeit zu Zeit rot wie eine Tomate, was?“   „H-halt die Klappe!“, zischte Yuu aus Verlegenheit, während er bei dieser Bemerkung sogar noch roter wurde, „D-du hast leicht Reden! D-du warst derjenige, der beim Vorlesen einer verdammten Kuss-Szene schließlich rot geworden ist o-ohne wirklichen Grund, a-also spiel dich nicht so auf und-“   „Nur zu.“, unterbrach ihn Mika plötzlich mit leiser Stimme.   „H-huh?“   „…Du…hast gesagt, dass du mich küssen willst, also…nur zu…“, wiederholte er, wobei seine Stimme sogar noch leiser wurde, während er spürte wie seine Rötung auch intensiver wurde.   „…“   Yuu konnte ihn nur für einen kurzen Moment leicht überrascht und ungläubig ansehen, als er das hörte…bis sein Gesichtsausruck langsam erneut weicher wurde…und vorsichtig, bedeckte er sein Ohr mit seinem Haar, bevor er seine Hand wieder etwas weiter runter wandern ließ zu seiner Wange.   Für ein paar Sekunden schaute Yuu ihm in seine blutroten Augen und sah in ihnen weder ein Anzeichen von Unwohlsein, oder Unruhe, sondern nur Zuneigung, Zärtlichkeit und vor allem seine eigene Reflektion…und während sich sein Körper von ganz alleine bewegte, ertappte er sich dabei wie er sich langsam vorbeugte, während sich seine Augen schlossen.   Er kam Mika näher und näher bis er seinen Atem, der ihm nur als unregelmäßiger kleiner Hauch entwich, auf seinen Lippen spüren konnte, was ihm signalisierte, dass sie nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt sein mussten aber kurz bevor diese Lücke zwischen ihnen geschlossen werden konnte, hielt Yuu kurz inne und öffnete wieder halb die Augen und sah, dass Mika seine bereits geschlossen hatte, während seine Lippen leicht geöffnete waren.   Als er spürte wie sein Herz kurz aussetzte, aufgrund ihrer Nähe und wegen dem, was er im Begriff war zu tun, schluckte Yuu ein letztes Mal und hoffte, dass er damit auch seine Nervosität loswerden konnte, bevor er nicht länger zögerte, als er seine Augen wieder vollständig schloss…und zärtlich seine Lippen auf Mika’s legte.   Der Kuss dauerte nur bloße Sekunden, nur so lang wie der erste von zuvor, bis er wieder von Yuu gelöst wurde, indem er leicht Abstand nahm.   „Sag…fühlt sich das nicht unangenehm an?“, fragte Mika mit einem verlegenen Lächeln, nachdem sie beide wieder die Augen geöffnet hatten, ihre Gesichter noch immer so nah beieinander, so dass ihr Atem sich noch immer miteinander vermischte, „Du weißt schon…da meine Lippen ziemlich kalt sind und so…“   „Nein, überhaupt nicht…“, widersprach Yuu leise mit einem Kopfschütteln, „Wie ich schon sagte, es…fühlt sich eigentlich schön an…wirklich, wirklich, schön sogar…und auch…warm…“   „Yuu-Chan, ich hab keine Körpertemperatur, überhaupt keine. Ich kann mich nicht warm anfühlen.“   „Ich meinte nicht dich.“, sagte er in einer noch leiseren Stimme als zuvor, was es zu einem bloßen Flüstern machte, und realisierte nicht einmal, was er da sagte, da sein Kopf in diesem Moment einfach völlig leer war, „Mir ist warm. So wie immer, wenn ich bei dir bin…mit dir rede…dein Lachen höre…oder dein Lächeln sehe. Immer…mir ist immer so…so warm…“   War alles, was Yuu hauchte, kurz bevor er seine Augen schloss und erneut ihre Lippen zusammenführte.   Zunächst überrascht davon, dass er von ihm noch ein zweites Mal so unerwartet geküsst wurde, verkrampfte sich Mika und blinzelte ihn nur ein paar Mal ungläubig an…aber nur kurz darauf begann sich sein Körper wieder zu entspannen und seine Augen schlossen sich von ganz allein, als er spürte wie er mehr und mehr dahinschmloz…wobei er tief in den Kuss hineinseufzte, bevor er sich dabei ertappte wie er ihn erwiderte.   Da es Yuu gewesen war, der ihn begonnen hatte, beschloss Mika sich nicht einzumischen, ihn die Führung übernehmen und das Tempo entscheiden zu lassen.   Und sehr zu seiner Überraschung…war der Kuss das völlige Gegenteil von Yuu’s sonst so hitzköpfiger und direkter Natur.   Eher geduldig, zaghaft und so langsam. Fast, als ob sich alles in Zeitlupe bewegte, oder sogar noch langsamer.   Weder war es auf irgendeine Art und Weise gehetzt, noch fühlte es sich überstürzt an…sondern vorsichtig. Als ob man Angst davor hatte zu viel Druck bei etwas zu verwenden, das sehr leicht zerbrechen konnte.   Mika hätte es sogar schüchtern nennen können. Ein Wort, das er ausgerechnet mit Yuu nie assoziiert hätte.   Nicht, dass es ihm etwas ausmachte so von ihm behandelt zu werden. Er mochte es…sogar mehr als das. Und auch solch eine ungewöhnliche und seltene Seite von Yuu zu sehen, der sonst immer so mutig und selbstsicher schien, der nie zögerte, oder schwankte…eine Seite, von der er nicht mal wusste, obwohl er ihn schon seit seiner Kindheit kannte…   Alles an diesem Moment…Vom Lernen dieser unerwarteten Seite an ihm…der Kuss selbst…bis hin wie es ihn sich tief im Innern fühlen ließ…Mika liebte es.   Er konnte sogar ein kleines Lächeln nicht davon abhalten sich auf seinen Lippen zu bilden, die noch immer Yuu’s berührten, was bei ihm eine Gänsehaut auslöste, sogar ihm für einen Moment den Atem raubte.   Yuu war sich nicht mal mehr sicher, was er da tat. Es war nicht seine Absicht gewesen ihn noch ein zweites Mal zu küssen. Sein Körper hatte sich völlig von allein bewegt und sein Kopf…war in diesem Moment einfach leer gewesen und bevor er realisierte, was er da tat…hatte er bereits das Gefühl von Mika’s kalten Lippen erneut auf seinen eigenen gespürt.   Einmal kam es ihm sogar in den Sinn wieder Abstand zu nehmen, da er befürchtet hatte, dass er etwas tat, das Mika nicht wollte, dass er sich ihm aufzwang…aber verdrängte diesen Gedanken augenblicklich wieder in dem Moment, in dem er spürte wie er den Kuss erwiderte.   Bis dahin musste sein Herz mindestens viermal so schnell als sonst geschlagen haben, was ihn sich wundern ließ, wie er davon noch nicht ohnmächtig werden konnte.   Aber auch dieses warme und kribbelnde Gefühl in seinem Bauch, das Yuu mehr als nur vertraut war, was sehr deutlich spürbar.   Schmetterlinge, oder wie er es gerne nannte, ein Nebeneffekt.   Ein Nebeneffekt…davon, dass er in Mika verliebt war.   Es war nicht etwas, das er erst in dieser Nacht realisierte. Nein, Yuu wusste über seine Gefühle, die er für seinen besten Freund hegte, schon seit einer ganzen Weile Bescheid.   Nachdem sie vom Flughafen in Nagoya geflohen waren, und Unterschlupf in einem verlassenen Haus fanden, hatten sie jede einzige Minute, die sie hatten, miteinander verbracht, versuchten die Zeit wiederaufzuholen, die sie in diesen vier letzten Jahren getrennt voneinander verbracht hatten.   Und eines Nachts…als sie im Bett lagen, Seite an Seite, in völliger Dunkelheit, ihre Hände sich fast berührten, während sie über alle möglichen Dinge sprachen, witzelten und herumalberten, wie sie es als Kinder immer taten…als Mika plötzlich in Gelächter ausbrach wegen irgendeinem dummen Witz, den Yuu gemacht hatte, und sich nicht einmal mehr daran erinnern konnte, worüber er eigentlich ging…den Raum mit seinem Lachen füllte…ein Geräusch, das er all diese Jahr so sehnlichst wieder hören wollte…   Da dämmerte es ihm.   Wie sehr er ihn öfters wieder so sehen wollte, so sorglos und glücklich…nach Herzenslust lächelnd und lachend…wie sehr er ihn eigentlich beschützen und ihn glücklich machen wollte…der Grund dafür sein wollte, dass er glücklich war und diesen traurigen Blick in seinen faszinierenden blutroten Augen, den sie manchmal enthielten, verschwinden lassen wollte…   Als all diese Dinge und Wünsche ihm durch seinen Kopf und sein Herz schossen…wurde es Yuu zum aller ersten Mal in seinem Leben so richtig klar…   Dass er sich verliebt hatte.   In seine Familie, seinen besten Freund, den er seit Kindertagen kannte, seinen Schutzengel, seine wichtigsten Person, der er so viel zu verdanken hatte, sogar sein Leben, in denjenigen, der sein Ein und Alles war…   Er realisierte es genau in diesem Moment…dass er in Mika verliebt war.   Zuvor, als Mika ihn gefragt hatte, ob er schon mal in jemanden verliebt gewesen war, war Yuu wirklich dieser Frage ausgewichen, hatte die Tatsache versteckt, dass er tatsächlich dieses Gefühl nur allzu gut kannte.   Er war sich mehr als im Klaren darüber, dass es eigentlich die perfekte Gelegenheit gewesen war ihm von seinen Gefühlen zu erzählen. Selbst die Stimmung war die richtige dafür gewesen.   Nur sie zwei…in einem solch intimen Moment…der Raum vom wunderschönen Mondlicht erleuchtet…   Aber irgendwie…in der letzt‘ möglichsten Sekunde…hatte Yuu kalte Füße bekommen.   Ob es daran lag, dass er befürchtet hatte, dass Mika ihm nicht geglaubt hätte, oder ob er Angst hatte von ihm letztendlich abgewiesen zu werden, wusste er nicht.   Er brachte es einfach nicht fertig es zu sagen.   Und besonders nachdem er Mika dieselbe Frage gestellt hatte, ihn damit etwas aufziehen wollte, aber auch aus Neugier, hatte sich Yuu wirklich nicht mehr getraut ihm die Wahrheit zu sagen.   Dieser schüchterne Blick…wie sein Gesicht langsam von einem wunderschönen Rot-Ton bedeckt wurde…we er generell nicht darauf antwortete…   Seine ganze Reaktion hatte ihn mehr oder weniger verraten. Dass er bereits verliebt gewesen war.   Ob es bereits der Vergangenheit angehörte, oder…ob es etwas war, das noch immer präsent war, traute Yuu sich nicht ganz zu fragen und auch nicht nach besagter Person, da er befürchtete, dass es verdächtig geklungen hätte, wenn er plötzlich so viel Interesse an so etwas zeigte, also drängte er ihn nicht weiter.   …Über eine Sache allerdings hatte Yuu nicht gelogen.   Er hatte wirklich zuvor noch nie darüber nachgedacht ihn zu küssen. Obwohl er in ihn verliebt war, hoffnungslos sogar…kam ihm dieser Gedanke nie, nicht ein einziges Mal.   Aber das bedeutete nicht, dass er ihn weniger liebte.   Für ihn…reichte es bei ihm sein zu können, ihm Wärme zu geben, Zuneigung…ihn sich menschlich fühlen zu lassen. Ihm all diese Dinge, die er von ihm damals erhalten hatte, als sie noch Kinder waren, zu geben. Ihn zum Lächeln und Lachen zu bringen, zu wissen, dass er der Grund dafür war, ihn seine Sorgen vergessen zu lassen, den Schmerz zu linden, den er nie jemanden zeigte und diese unsichtbaren Narben, die er mit sich rumtrug, etwas erträglicher zu machen.   Das war mehr als genug für Yuu. Es bestand nicht die Notwendigkeit für mehr als das, besonders nicht für etwas wie 'küssen', was er wirklich für langweilig und trivial hielt.   …Oder zumindest bis Mika ihn so urplötzlich zum aller ersten Mal geküsst hatte.   Seine Lippen waren eiskalt gewesen, keine einzige Spur von Wärme konnte man in ihnen spüren…aber sie waren weich, so weich, und trotz ihrer Kälte, verspürte Yuu Wärme, innerlich wie äußerlich. Sogar mehr als sonst, wenn er bei Mika war.   Es fühlte sich schön an. Wirklich, wirklich schön sogar. Wahrscheinlich das nervenaufreibendste, aber zu selben Zeit wunderschönste und atemberaubendste Gefühl, das er je in seinem Leben gespürt hatte. Dieses einfache ‘Lippen berühren’, wie er es zuvor genannt hatte…   Ob es sich generell so anfühlte, oder ob es daran lag, dass es Mika war…wusste er nicht. Was er allerdings wusste war…das er ihn noch einmal küssen wollte. So sehr.   Erweckte sogar plötzlich das Bedürfnis in ihm ihn berühren zu wollen.   …Ihn auf die unschuldigste und kindlichste Weise berühren zu wollen…   Mika’s Hand in seiner zu spüren, zu bemerken wie gut sie ineinander passten, so wie Puzzlestücke…die kalte, aber weiche Haut seines blassen Gesichtes zu berühren…und sein nun spitzes Ohr…   Und je mehr er Mika’s Reaktionen auf all das beobachtet hatte…je mehr er in seine blutroten Augen geschaut hatte, in denen er sich langsam verlor…desto mehr hatte Yuu gespürt wie er sich sogar noch mehr in diesen Jungen vor ihm verliebte.   Besonders in dem Moment, in dem Mika den Kuss erwidert hatte…und er sein Lächeln hatte spüren konnte, war es um Yuu endgültig geschehen.   Deshalb ließ er langsam seine Hand, die zu diesem Zeitpunkt noch immer auf Mika’s Wange ruhte, runter zu seinen Schultern wandern und zog ihn näher an sich, wobei er spürte, wie Mika sich bei dieser Aktion leicht verkrampfte, bevor er sich kurz darauf wieder entspannte, und spüren konnte, wie sein Lächeln etwas größer wurde, genauso wie er spüren konnte, wie er seiner Hand, die noch immer mit seiner eigenen verschränkt war, einen leichten Druck gab…und das war all die Ermutigung, die sein Herz brauchte um über das letzte bisschen seiner verbliebenden Vernunft die Oberhand zu gewinnen und ihn sich vollständig seinen überwältigen Emotionen hingeben zu lassen.     ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------     Zeit schien für sie beide völlig still zu stehen, deshalb konnten sie nicht sagen wie lange genau dieser Kuss dauerte.   Nicht, dass es ihnen etwas ausmachte.   Nachdem sie sich in beidem verloren hatten, dem Gefühl und in einander, waren ihre ganze Umgebung, ihre momentanen Umstände, Sorgen und Ängste…einfach nicht mehr von Bedeutung.   Nur dieser eine Moment…   Aber alles musste früher, oder später sein Ende finden. Besonders die guten Dinge. Und egal wie sehr Yuu für den Rest der Nacht weitergemacht hätte, so wusste er, dass er es nicht konnte und auch nicht sollte.   Deshalb war er es auch, der irgendwann beschloss vorsichtig den Kuss zu lösen, indem er wieder Abstand nahm, und ihn aus der Umarmung befreite, aber ihre Hände noch immer verschränkt ließ.   Während er noch immer das Gefühl seiner warmen Lippen auf seinen eigenen kalten spüren konnte, obwohl sie sich schon bereits voneinander gelöst hatten, öffnete Mika seine Augen, aber in dem Moment, in dem sie vollständig offen waren, vergrub Yuu plötzlich sein Gesicht in seiner Schulter und war der erste, der mit leiser Stimme wieder das Wort ergriff:   „…Tut mir Leid…“   „Dachte, dass…man sich nicht entschuldigen sollte, nachdem man jemanden geküsst hat?“, bemerkte Mika mit einem kleinen Lachen, während sein Gesicht noch immer in rot getaucht war, aufgrund ihres Kusses von gerade eben, „Und außerdem…Ich hab’s dir erlaubt, oder? Also für was entschuldigst du dich dann?“   „…Ich…bin es nicht, den du eigentlich küssen wolltest, hab ich Recht?“   „…Huh?“   „Vorhin, als…“, begann Yuu zögerlich mit ungewöhnlich traurig klingender Stimme, „…ich dich gefragt hab, ob du schon mal in jemanden verliebt warst, da…hast du meine Frage nicht beantwortet…“   „…“   „Ich bin nicht blind, Mika.“, fuhr er mit einem kleinen, aber erzwungenem Lachen fort, bevor er seinen Kopf wieder von seiner Schulter hob und ihn ansah, „Deiner Reaktion nach zu urteilen…warst du es schon mal, oder? Oder eher…nehme ich an, dass du’s noch immer bist…“   „…“   „…Tut mir Leid. Du…wärst wahrscheinlich lieber von dieser Person geküsst worden, statt von mir, richtig? Ich schätze, ich…ich hab’s echt vermasselt, was? Tut mir Leid…“   „Yuu-Chan, du…“, sagte Mika und sah ihn dabei ungläubig und überrascht an, „…bist ein dummer, verdammt dämlicher Idiot.“, fügte er ausdruckslos hinzu.   „Huh?! Was soll das denn jetzt plötzlich bedeuten?!“   „Genau das, was ich sagte. Du bist ein dämlicher Idiot. Der dümmste, den ich je kannte! Ich meine, ernsthaft! Wie viele Leute kenne ich überhaupt?! So richtig kennen. Nicht nur flüchtige Bekanntschaften. Vampire ausgeschlossen?!“   „Ähm…Shinoa?“, begann Yuu zögerlich aufzuzählen, unsicher, ob die anderen nicht nur als flüchtige Bekannte zählten, aber da Mika nichts dazu sagte, fuhr er fort, „Yoichi, Kimizuki, Mitsuba, Narumi, Guren, Akane…und die Kinder´?“   „Und?“   „…Mich?“   „Ganz genau.“, sagte Mika und verdrehte dabei die Augen, „Und jetzt denk mal drüber nach. Mit wem von all diesen Leuten verbringe ich die meiste Zeit? An wem klebe ich im Grunde genommen? Wen kenne ich so gut wie keinen sonst? In wen…hab ich mich wohl über all diese Jahre so sehr verliebt…und tue es sogar jetzt noch immer?“   „…“   Yuu sah ihn nur schweigend an, sein Gesichtsausdruck eine Mischung aus Unglaube und Verwirrung, während er sich sichtlich den Kopf über all diese Fragen, die er ihm gestellt hatte, zerbrach.   Als er sah, dass er es offensichtlich noch immer nicht verstanden hatte, seufzte Mika nur schwer, bevor er seine freie Hand auf Yuu’s Wange legte und ohne ihm überhaupt die Möglichkeit zum Reagieren, oder um etwas zu sagen, zu geben…schloss er die Augen und damit erneut die Lücke zwischen ihnen.   Und wieder waren es nur wenige Sekunden, bis der Kuss wieder gelöst wurde.   „Verstehst du es jetzt?“, fragte Mika mit leisem, flüsterndem Ton, als er Abstand nahm und seine Augen wieder öffnete, während er die Hand von seiner Wange nahm.   „…“   Yuu blinzelte ihn ein paar Mal an, versuchte zu verarbeiten, was gerade passiert war und auch seine Worte…bevor es ihm endlich klar wurde und sich seine Augen überrascht weiteten, während sein Gesicht knallrot wurde.   Als sein eigenes sich bei diesem Anblick erwärmte, war es Mika, der diesmal sein Gesicht in Yuu’s Schulter vergrub, wobei er bei dieser Aktion spürte, wie letzterer dabei sich leicht verkrampfte.   „…Idiot…“, murmelte er mit gedämpfter Stimme, „Wer hätte es denn sonst sein sollen? Natürlich bist du’s…du warst es immer. Schon seit wir Kinder waren. Immer…ich hab dich schon immer…geliebt. Und nur dich…“   „…“   Geschockt und überrascht von diesem unerwarteten Geständnis, konnte Yuu nur schweigend dasitzen, nicht in der Lage auch nur ein einziges Wort herauszubringen.   „Tut mir Leid, dass…ich es dir nicht schon vorher gesagt hab.“, fuhr Mika fort, während es sich so anfühlte, als ob ihm gerade eine schwere Last von den Schultern genommen wurde, „Es ist nur…ich hab nie die richtige Zeit dafür gefunden, mit allem was passiert ist und dem Schlamassel, in den wir ständig mithineingezogen werden…hattest du schon genug um die Ohren und ich wollte dich damit nicht belasten…“   „…“   „Und außerdem…hab ich mich auch nicht so recht getraut, da ich dachte, dass du…du weißt schon. Ich schätze ich…hab mir ständig nur irgendwelche Ausreden einfallen lassen es dir nicht zu sagen, weil ich…nicht von dir abgewiesen werden wollte…“   „…Jetzt bist du aber der Idiot.“, sagte Yuu leise, als er endlich seine Sprache wiedergefunden hatte, nachdem er Mika’s Stimme zugehört hatte.   Er ließ seine Hand, die noch immer mit seiner eigenen verschränkt war, los und legte beide Hände auf je eine von Mika’s Schultern   Vorsichtig zog Yuu ihn etwas von sich weg und ertappte sich dabei wie er direkt in Mika’s fesselnde blutrote Augen sah, die in diesem Moment mit so vielen Emotionen erfüllt waren, so voller Liebe, Zuneigung und Zärtlichkeit…nur für ihn bestimmt…aber zur gleichen Zeit auch mit Traurigkeit.   Traurigkeit…weil er sich bereits damit abgefunden hatte, dass er seine Gefühle nicht erwiderte. Dass er ihn nicht liebte…   „Mika.“, sagte Yuu seinen Namen mit sanftem und zärtlichem Ton und nahm sein Gesicht in beide Hände, „All diese Jahre hast…hast du so viel für mich getan und selbst jetzt tust du das noch.“   „…“   „Als wir uns das erste Mal trafen, da…da konnte ich dich nicht ausstehen. Ich wollte mit dir nichts zu tun haben. Wollte keine Familie haben…aber das hat dich nicht gekümmert und du hast mich dennoch zu einem Teil von deiner gemacht. Egal wie sehr ich auch abgelehnt hab…du hast mich nicht aufgegeben. Mich wie ein menschliches Wesen behandelt und mich Stück für Stück meine Vergangenheit vergessen lassen.“   „…“   „Du hast meinem Leben eine Bedeutung gegeben…mir die Kraft gegeben weiter zu leben und nie aufzugeben, egal wie schwer das auch sein mochte. Du warst immer für mich da, wenn ich dich gebraucht hab, selbst jetzt noch…und du hältst es mit meinem sturen und dummen ich die ganze Zeit aus. Ohne je etwas als Gegenleistung zu erwarten. Nicht ein einziges Mal.“, sagte er und senke dabei die Stimme sogar noch mehr, während er ihm zärtlich mit dem Daumen über die kalte Haut seiner Wange streichelte, „Du bist so nett und selbstlos. So stur, sogar mehr als ich. Und wo andere mich schon längst aufgegeben hätten, hast du die Geduld eines Gottes mit mir.“   „…“   „All die Dinge, die du für mich getan und mir gegeben hast…dein Lächeln und Lachen…dein Gesicht, wenn du schmollst, oder rot wirst…dieser Funken in deinen Augen, wenn du glücklich über etwas bist…einfach dein ganzes Wesen…die Wärme, die du mich spüren lässt…und die tausenden von Schmetterlingen…Denkst du wirklich, dass das…nicht ausgereicht hat, damit ich mich komplett bis über beide Ohren in dich verliebe?“   Bei diesen Worten, weiteten sich Mika’s Augen überrascht und er sah ihn nur völlig verwirrt an, da er seinen Ohren nicht ganz traute.   Nachdem er ihm für einige Sekunden in seine Augen sah, ließ Yuu seine Hand von seinen Wangen wieder runter wandern und kurz darauf schlang er seine Arme um seine Schultern und zog ihn an sich.   „Ich liebe dich, Mika.“, sprach er endlich die Worte in einem leisen Flüsterton aus, die er ihm all die Zeit über so sehr sagen wollte, nur für ihn bestimmt zu hören, „…Ich liebe dich, so, so sehr…Mehr als alles und jeden anderen in dieser Welt.“   „…“   Als er spürte wie ihm der Atem vom Tonfall seiner Stimme und den Worten, von denen er sich nie erträumt hätte sie je von ihm zu hören, geraubt wurde, was bei ihm eine mehrfache Gänsehaut auslöste…brachte Mika kein einziges Wort mehr heraus und er verkrampfte sich aufgrund dieser Nähe. Aber egal wie sehr er die Umarmung erwidern wollte…sein Körper wollte ihm in diesem Moment einfach nicht gehorchen.   Und so verblieben sie, während sie nichts außer ihrem gegenseitigen Atmen hören konnten…und Yuu’s Herzschlag, der wie verrückt in seiner Brust schlug und von Mika perfekt gehört werden konnte, was sein Gesicht mehr und mehr erwärmte, da er wusste, dass er der Grund dafür war.   Eine kleine Weile verging und mit der Zeit, konnte Yuu spüren wie Mika langsam anfing sich in seinen Armen zu entspannen, wobei er kurz danach diese Stille zwischen ihnen als erster mit leiser, verlegen klingender Stimme unterbrach:   „…Yuu-Chan?“   „Hm?“   „Du…erdrückst mich…“   „O-oh, ähm…tut mir Leid.“, entschuldigte sich Yuu schnell, der erst dann bemerkte wie fest er ihn eigentlich in diesem Moment umarmte und befreite ihn augenblicklich aus der Umarmung, „I-ich wollte nicht…tut mir Leid.“, wiederholte er, während er den Kopf zur Seite drehte, „I-ich schätze ich hab es etwas übertrieben. Es…Es tut mir wirklich Leid und-“   „…Nicht.“, unterbrach ihn Mika mit sanfter Stimme, streckte eine Hand nach ihm aus und legte sie auf seine Wange um ihn dazu zu bringen ihn wieder anzusehen, „Bitte, schau nicht von mir weg…“   „…“   Für einen weiteren kurzen Moment sagte keiner von beiden etwas, während sie einander schweigend ansahen.   Als er bemerkte wie rot Yuu’s Gesicht in diesem Moment vor Verlegenheit war, konnte Mika spüren wie sich sein eigenes bei diesem Anblick sogar noch mehr erwärmte und ohne seinen Blick auch nur einmal von ihm abzuwenden, ließ er seinen Daumen über die weiche und warme Haut seiner Wangen auf beruhigende und zärtliche Art und Weise gleiten, bevor er seine andere Hand auf Yuu’s andere Wange legte und sie auf dieselbe Weise streichelte, wobei er auch jedes einzelne kleine Detail seines Gesichtes in sich aufnahm.   „…Was?“, wollte Yuu mit einem kleinen Lachen wissen, irritiert von dieser Geste und seinem Starren.   „Nichts.“, entgegnete Mika leise, während er ihm tief in die Augen sah, „Will…dich einfach nur ansehen…und dich anfassen…“   Diese Worte mit schüchterner Stimme aus seinem Mund kommen zu hören, zauberten ein kleines Lächeln auf Yuu’s Lippen, als er sich in seine Berührung hineinlehnte und seine Augen schloss, während er sichtlich diese Geste genoss.   Mika hätte schwören können, dass sein Herz, das schon vor langer Zeit aufgehört hatte zu schlagen, bei diesem Anblick hüpfte, und ohne weitere Zweifel, oder Zögern, ließ er sein Gesicht los um seine Arme vorsichtig um seinen Nacken zu schlingen, bevor er seine Augen schloss…und seine Lippen erneut auf Yuu’s auf zärtliche und liebevolle Art und Weise legte.   Und es dauerte nicht lang bis es diesmal Yuu war, den in den Kuss kurz darauf hineinlächelte und seine Arme um Mika’s Hüfte schlang um ihn etwas näher an sich zu ziehen.   Aber erneut dauerte er nur für einen flüchtigen Moment, bis Mika sich wieder von hm löste und mit einem Lächeln, lehnte er seine Stirn an Yuu‘s, während ihre Arme noch immer um einander geschlungen waren.   „Weißt du…“, begann Yuu mit leisem Ton, nachdem er seine Augen geöffnet hatte, „Du hattest Recht.“   „Mit was?“   „Darüber, dass…wenn du in jemanden verliebt bist…du ihn wirklich früher, oder später küssen willst.“, entgegnete er und zauberte Mika damit ein Lächeln auf’s Gesicht, „…Besonders, wenn dieser Jemand wie ein Idiot vor sich hinlächelt…“   „Tja, zumindest weißt du jetzt, was ich all die Zeit durchmachen musste, wenn du mir dieses Lächeln von dir gezeigt hast.“, sagte Mika mit einem kleinen Lachen, als er ebenfalls wieder seine Augen öffnete und etwas Abstand nahm, „Ich musste mich wirklich jedes Mal zusammenreißen, wann immer du mich angelächelt hast. Und ich schwöre, jedes einzelne Mal.“   „…“   Für einen weiteren kurzen Moment sahen sie sich gegenseitig in die Augen, verloren sich fast erneut entweder in smaragdgrün, oder blutrot…bis Mika bemerkte wie Yuu’s Blick weicher wurde und er ihn etwas weiter runterwandern ließ, wo er für bloße Sekunden verblieb, bevor er ihm wieder zurück in die Augen schaute.   „…Dummkopf.“, flüsterte Mika, da er diese unausgesprochene, aber mehr als offensichtliche Frage verstand, „Denkst du wirklich, dass du fragen müsstest?“   Sobald diese Worte seinen Mund verlassen hatten, schloss Yuu die Augen und beugte sich vor um seinen warmen Lippen erneut zu erlauben Mika’s kalte zu berühren.   Und so teilten sie sich nur einen von vielen, vielen süßen und unschuldigen Küssen, die bald darauf folgten, während sie sich in den Armen lagen, und mit dem Mond, dessen silberne Lichtstrahlen nun einen Kreis um sie formten, als ihren einzigen Zeugen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)