Unverhofft kommt oft von Miisha ================================================================================ Kapitel 3: Nachbesprechungen ---------------------------- Joey hupte kurz zweimal, als er auf das Werkstattsgelände von Tristans Vater fuhr und den Wagen auf einem freien Parkplatz abstellte. Einen Moment später war sein Kumpel auch schon aus dem Gebäude getreten und wartete am Eingang auf ihn, während er sich seine Hände an einem nicht mehr allzu sauberen Lappen abwischte. „Und? War es wirklich so lebensverändernd wie angekündigt?“, wollte Tristan auch gleich wissen, kaum dass der Blonde auf ein paar Meter herangekommen war. „Musst du jetzt doch noch wegen irgendwas von früher in den Knast?“ „Nein, keine Sorge. Aber mein Leben wird sich ab jetzt tatsächlich anders gestalten.“, erklärte der Blonde zunächst nur vage und reichte dem Anderen die Wagenschlüssel und -papiere. „Erzähl ich dir gleich alles. War jedenfalls cool, dass dein Dad mir das Auto so schnell und vor allem für lau geliehen hat! Hast du mein Rad schon wieder hingekriegt oder soll ich dir noch helfen? Das werd ich jetzt nämlich noch öfter brauchen.“, meinte Joey und folgte dem angehenden Automechaniker in die Werkstatt. „Nee, bin schon fertig. Ein Kunde hatte abgesagt, weshalb ich die Tretkurbel in der Zeit schnell austauschen konnte.“, erzählte Tristan und führte den Blonden zu seinem bereits in die Jahre gekommenen Drahtesel. Dass daran allmählich immer öfter ein paar Teile den Dienst versagten, war nicht allzu verwunderlich, hatte Joey doch damit schon vor Beginn ihrer gemeinsamen Schulzeit Zeitungen ausgetragen. Und sie kannten sich jetzt immerhin schon gut 10 Jahre! Auch wenn sie erst seit der Oberstufe richtig befreundet waren, hatte der Größere Joey schon vorher beobachtet, da er dem Blonden damals absolute Bewunderung entgegengebracht hatte. „Wofür brauchst du es denn jetzt noch? Du hast doch nicht etwa noch einen Nebenjob angenommen?“, wollte Tristan wissen, da er befürchtete, dass der Blonde sich womöglich übernahm, nur um sein selbständiges Leben finanzieren zu können. Es war zwar gut, dass der Andere endlich von seinem Vater weg war, aber wenn er sich dafür kaputt machen musste, könnte er nicht einfach wortlos darüber hinwegsehen. „Das ist es nicht, keine Sorge. Aber ich glaube, dafür solltest du dich lieber setzen, damit du nicht aus den Latschen kippst.“, warnte Joey und augenrollend ließ Tristan sich einfach auf den nackten Boden plumpsen. „Zufrieden? Jetzt raus mit der Sprache.“ Für einen Moment schloss der Blonde die Augen und holte noch einmal tief Luft. „Tris… Ich hab einen Sohn.“ Völlig sprachlos glotzte sein Kumpel ihn mit offenem Mund an und war tatsächlich froh, dass er saß. Er brauchte noch eine Weile, bis er wieder etwas Sinnvolles sagen konnte. „Alter, du hast mir nie erzählt, dass du eine Freundin hattest! Ich dachte, wir sagen uns solche Sachen. Weißt du noch, als ich dir von der Kleinen aus der Imbissbude erzählt hab, mit der ich ins Kino gegangen bin? Ich hab dir Bericht erstattet und nichts ausgelassen!“, empörte sich der Größere, weil er sich absolut verarscht vorkam. Sie kannten sich jetzt schon so lange und waren immer durch dick und dünn gegangen. Da konnte man ja wohl erwarten, dass einem so etwas Wichtiges gesagt wurde! „Ehrlich, ich hatte nie eine Freundin oder eine andere Frau, mit der ich je so weit gegangen wäre.“, versicherte Joey und schüttelte dabei bekräftigend Hände und Kopf. „Außerdem…hab ich das Kind zusammen mit Kaiba…“, fiel es dem Blonden recht schwer, zuzugeben. Tristan, der sich gerade vom Boden erheben wollte, plumpste völlig überrumpelt wieder dorthin zurück und starrte seinen Freund jetzt so dämlich an, dass der Blonde Mühe hatte, sich das aufkommende Lachen zu verkneifen. „Verarsch mich nicht! Wie soll das gehen?“, verlangte der angehende Automechaniker zu wissen und sprang nun doch auf, um nicht die ganze Zeit hochschauen zu müssen. „Es ist wahr, ich schwöre es dir.“, versuchte Joey abermals seinen Freund zu beschwichtigen. „Deshalb sollte ich ja heute zu diesem Wissenschaftler kommen, der Kaiba und meine Haare beim Königreich der Duellanten aufgesammelt und das Kind daraus gemacht hat. Der Großkotz und Mokuba waren übrigens auch da.“, schilderte er schnell alle wichtigen Infos. Überrascht hob der Brünette die Augenbrauen. „Du hast Kaiba dort gesehen? Aber ist ja eigentlich klar, wenn es ihn auch betrifft. Der hat den Heini doch sicher auseinander genommen?“, wollte Tristan nun interessiert wissen. „Oh, er war wirklich mächtig angepisst.“, stimmte Joey der Vermutung mit einem Nicken zu. „Aber das Beste kommt noch! Der Doc meinte nämlich, dass Kaiba ihm dankbar sein sollte, weil er sich nicht extra eine Frau suchen musste, die eh nur hinter seinem Geld her ist. Ich fand das so geil!“, lachte der Kleinere wieder, als er sich an die Situation erinnerte. „Krass! Da wär ich ja gern bei gewesen.“, grinste der Brünette ebenfalls. „Und weiter?“, war er gespannt darauf, mehr zu erfahren. „Sie haben sich darauf geeinigt, dass Yuuki – so heißt der Kleine – zu Kaiba zieht, wenn die Sache mit dem Sorgerecht durch ist. Das wir uns übrigens teilen werden.“, berichtete der Blonde weiter. „Moment, moment!“, bat Tristan um eine kurze Pause, um das Ganze richtig verstehen zu können. „Du meinst, Mister Niemand-hat-sich-in-meine-Sachen-einzumischen-Kaiba ist damit einverstanden, dass du das halbe Sorgerecht für sein Kind bekommst? Entschuldige, aber ausgerechnet du?! Ich glaub, ich muss mich ganz dringend von meiner Familie verabschieden, denn das kann eigentlich nur bedeuten, dass die Erde stehen geblieben ist und wir alle schon bald sterben werden!“ Schockiert hatte sich der Größere die Hände in die Haare gekrallt und sah jetzt fast so aus, als würde er gleich anfangen zu hyperventilieren. „Tris, ganz ruhig. Ich versteh es ja auch nicht so ganz.“, gab Joey zu. „Aber scheinbar hat er wohl gesehen, dass es mir ernst damit ist. Außerdem meinte er noch, dass ich nicht rumheulen soll, weil er manches von mir erwarten wird.“ Scheinbar funktionierte Joeys Versuch, Tristan mit diesen Worten zu beruhigen, da dessen panischer Ausdruck wieder wich und er nachdenklich eine Hand an sein Kinn hob. „Hört sich für mich ganz so an, als wenn er endlich doch noch eine Möglichkeit gefunden hat, dich zu seinem persönlichen Diener zu machen.“, meinte er schließlich und sah den Blonden mit einem mitleidigen Lächeln an. „Uh, ich hoffe nicht, dass das der Grund war. Wehe ihm, das war der Grund! Und was meinst du eigentlich mit „seinem Kind“? Es ist mein Kind! Es ist nur zufällig dasselbe.“, motzte Joey und nahm seinen Freund in einen kräftigen Schwitzkasten. Und den Kerl hatte er gerade noch beruhigt… Verräter! „Sorry, Kumpel.“, röchelte der Größere, während er sich mühevoll aus der festen Umklammerung befreite und sich anschließend kurz dramatisch über den geschundenen Hals rieb. „Aber da kannst du ja mal echt froh sein, dass du keine Freundin hast. Die würde dir bestimmt eine Szene machen, wenn sie erfahren würde, dass du mit jemand anderem ein Kind hast. Und dann auch noch mit einem Mann!“, lachte der Brünette und klopfte Joey belustigt auf die Schulter, um sich auch gleichzeitig an dieser festzuhalten, um nicht noch durch seinen Lach-Flash umzufallen. „Schon klar, aber erzähl das bloß nicht rum. Ich weiß nicht, wie Kaiba das mit der Öffentlichkeit regeln will.“, meinte der Kleinere immer noch etwas sauer, weil er jetzt auch noch ausgelacht wurde und zupfte die Hand seines eigentlichen Freundes von seiner Schulter. Nachdem der Brünette sich wieder beruhigt hatte, nickte er verstehend und wischte sich immer noch amüsiert ein paar Lachtränen aus den Augen. „Geht klar. Aber hast du denn mal ein Foto von dem Jungen? Ich wüsste zu gern, wie er aussieht.“, war Tristan neugierig auf das gemeinsame Kind von Joey und Kaiba geworden. „Ähm..nein.“, musste Joey zugeben, da er an sowas gar nicht gedacht hatte. „Aber er sieht eigentlich aus wie ich, nur dass er blaue Augen hat. Dieser Doktor Sokrates oder so wollte unbedingt Kaibas Augenfarbe weitervererben. Obwohl ich finde, dass sie etwas heller als die von dem Fatzken sind.“, konnte er daher nur berichten und war schon stolz darauf, dass der Kleine in der Hinsicht mehr nach ihm kam. Dass Yuuki dafür Kaibas Intelligenz geerbt hatte, verschwieg er lieber noch, da er mehr Lacher über sich nicht riskieren wollte. „Na toll! Und du hast nicht mal ein Foto, damit ich mir davon selbst ein Bild machen kann.“, beschwerte sich Tristan und stützte seine Hände demonstrativ in die Hüften. „Bei Gelegenheit musst du mir die ganze Story eh noch mal genauer erklären. Mir ist das ganze „Warum“ noch nicht klar.“ „Werd ich, versprochen.“, nickte der Blonde. „Und natürlich stell ich ihn dir auch mal vor. Der Kleine soll schließlich nicht immer nur in der Villa von dem Geldsack hocken.“, bestimmte Joey einfach mal, da er ja demnächst auch das Sorgerecht haben würde. „Hey, dann könnte ich meine Schwester fragen, ob Georgie mit ihm spielen darf. Äh.. wie alt ist Yuuki eigentlich?“ „Er ist Drei.“ „Super! Georgie ist Fünf, dann sollte das gut passen.“, freute sich Tristan über seine Idee. So konnte er auch wieder etwas mehr Zeit mit seinem Neffen verbringen. „Klingt gut.“, stimmte Joey zu, runzelte aber gleich darauf nachdenklich die Stirn. „Ist Georgie eigentlich immer noch so pervers veranlagt wie damals, als du ihn zu Death-T dabei hattest? Kaiba bringt mich um oder entzieht mir zumindest sofort wieder das Sorge- und Besuchsrecht, wenn Yuuki sich davon irgendwas abschaut.“, wollte der Blonde leicht beunruhigt daher lieber noch wissen. „Ah, keine Sorge! Meine Schwester hat ihm ordentlich die Ohren langgezogen und inzwischen scheint er aus der Phase auch herausgewachsen zu sein. Wir hoffen, dass sie sich erst zu seiner Pubertät wieder zeigen wird.“, berichtete der Größere etwas peinlich berührt, da er sich auch noch gut daran erinnern konnte, wie der damals gerade einmal einjährige Georgie Thea angemacht hatte. „Dann sollte dem nichts im Wege stehen.“, entschied Joey erleichtert. „Ich versuch auch morgen an das Foto zu denken, wenn ich Yuuki besuche.“, versprach er noch und griff nach dem Lenker seines Fahrrads, um den Ständer zu lösen. Kurz hielt Tristan den Blonden noch einmal auf, indem er ihm eine Hand auf die Schulter legte. „Falls etwas sein sollte, kannst du immer zu mir kommen. Jetzt wo Thea in Amerika und Yugi in Tokyo an ihren Unis studieren, gibt es ja theoretisch nur noch uns beide. Und zu zweit haben wir schließlich schon so Einiges geschafft. Auch wenn nicht immer alles ganz legal war.“, grinste er seinen Freund aufmunternd an. „Ja, das stimmt.“, lachte der Braunäugige und klopfte dem Anderen seinerseits auf die Schulter. „Ich muss los, sonst reißt mir mein Chef den Kopf ab. Hab vielen Dank und grüß deinen Vater von mir.“, verabschiedete sich Joey schließlich und schwang sich bereits winkend auf sein Rad. „Kein Thema, mach ich. Bis bald und lass dich nicht vom bösen Drachen fressen.“, rief Tristan ihm noch hinterher, bevor er selbst wieder an die Arbeit ging. Es war bereits später Nachmittag gewesen, als sie sich von ihrem neuen Familienmitglied verabschiedet hatten. Mokuba war jetzt schon ganz vernarrt in Yuuki und freute sich bereits wahnsinnig auf die Zeit, wenn er bei ihnen leben würde. Auf der ganzen Rückfahrt hatte der Schwarzhaarige kein anderes Thema gehabt und jetzt gerade erstellte er wohl eine Liste mit Dingen, die sie dann zusammen machen würden. Es war schon eine Weile her, dass Seto ihn so viel hatte erzählen hören, da er im Verlauf seiner Pubertät doch einsilbiger geworden war. Einerseits war es ja durchaus schön, dass sein kleiner Bruder langsam erwachsen wurde und er selbst nicht mehr so sehr ein Auge auf ihn haben musste. Aber andererseits vermisste der Ältere hin und wieder die Zeit, als der bewundernde Blick Mokubas ihm überall hin gefolgt war und er sich einfach gebraucht gefühlt hatte. Und genau diese Empfindung hatte er heute Nachmittag bei dem kleinen Yuuki wiedergefunden… Dabei konnte Seto das Ganze immer noch nur schwer glauben. Jahrelang hatte er nur sehr sorgfältig ausgesuchten Frauen seine Gunst geschenkt, damit genau so etwas nicht passieren sollte. Und nun hatte er ausgerechnet mit Joey Wheeler ein Kind! Mental erschöpft stützte er sich mit beiden Händen auf dem wuchtigen Schreibtisch in seinem privaten Büro innerhalb der Villa ab und atmete einmal tief durch. Okay, Geschehenes konnte man nicht rückgängig machen, egal wie oft man sich das manchmal auch wünschte. Und zugegeben, der Kleine war wirklich goldig! Wie er ihn vollkommen vertrauensselig mit seinen erwartungsfreudigen Kinderaugen angesehen hatte und sich bereitwillig von ihm erklären ließ, was er beim Einstellen des Radios falsch gemacht hatte. Augenblicklich ersetzte sich das Kindergesicht durch das des Köters, was den Brünetten ärgerlich seine beiden Kiefer fest aufeinanderpressen ließ. Zu dumm auch, dass er dem Blonden nicht wirklich die Schuld daran geben konnte. Der Trottel war ja einfach nur mal wieder zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen. Das war so typisch! Der einzige Trost, der ihm blieb, war, dass er immerhin wusste, woran er bei dem Jüngeren war, da dieser ihm seine Meinung stets direkt ins Gesicht sagte. Valentine hingegen wäre da eine ganz andere Sache gewesen. Diese Frau war manipulativ und verdrehte Männern gern den Kopf, um zu bekommen, was sie wollte. Nicht, dass das bei ihm funktioniert hätte. Lästig wäre es aber schon gewesen, da er der Blondine durchaus zutraute, selbst das Kind für ihre Zwecke zu benutzen. Wheeler hingegen war jemand, den man allgemein hin als „ehrliche Haut“ bezeichnete, auch wenn er aufgrund seines Aussehens und seiner Schläger-Vergangenheit wohl bei den meisten Menschen in ihrer Gesellschaft aneckte. Aber ihm konnte das egal sein. Auch wenn er den Braunäugigen nicht brauchte, war seine Gesellschaft zuweilen recht amüsant. Entschlossen richtete Seto sich wieder zu seiner vollen Größe auf und betätigte einen verborgenen Fingerabdruck-Scanner neben der in das Holz eingelassenen Schreibtischtastatur. Sofort hob sich auf der rechten Seite ein Safe aus dem Holz, dessen Einfassung vorher nahezu unsichtbar gewesen war. Mittels Netzhautscan und Stimmidentifizierung entriegelte der junge Firmenchef die Tür und entnahm dem Safe einen runden, goldenen Gegenstand. Das Milleniumsauge. Damit hatte vor 2 Jahren alles angefangen und zumindest daran war der Köter schuld, da er das Ding in den Pfoten gehalten hatte, als er ihn an diesem Tag im Klassenzimmer angetroffen hatte. Der Brünette hatte unzählige Tests daran durchführen lassen, aber außer einer Alters- und Materialbestimmung konnte nicht viel mehr herausgefunden werden. Es war auch nicht noch einmal aktiv geworden, worüber der Blauäugige doch ganz froh war. Gerade als er das Auge zurück in den Tresor legen wollte, stürmte Mokuba, ohne vorher anzuklopfen, in sein Büro. „Also, großer Bruder, raus mit der Sprache.“, verlangte der Jüngere auch sofort. „Was meinte Joey damit, dass… ist das das Milleniumsauge?!“, brach er überrascht und auch ein wenig geschockt seinen ursprünglichen Satz ab, als er den verhassten Gegenstand erkannte. Resigniert seufzte der Angesprochene lautlos, da er sich bisher noch nicht dafür entschieden hatte, seinem Bruder auch zu erzählen, dass dieser Gegenstand sich hier bei ihnen befand. „Ja, das ist es.“, bestätigte der Ältere. „Und falls du mich gerade wegen der Sache von vor 2 Jahren aushorchen wolltest, die Wheeler erwähnt hat: Das Auge spielt darin eine entscheidende Rolle, auch wenn ich es bis heute nicht ganz verstehe.“, erklärte er, während er besagten Gegenstand nachdenklich betrachtete. „Was ist denn damals passiert?“, wollte Mokuba jetzt doch etwas verwirrt wissen. „Setz dich.“, forderte sein Bruder ihn mit einer einladenden Handbewegung zum vor dem Schreibtisch stehenden Sessel auf. „Da du Fragen haben wirst, wird es wohl länger dauern.“ Ein nerviges, sich ständig wiederholendes Geräusch riss den Blonden mitten in der Nacht aus seinem wohlverdienten Schlaf. Müde zwang er sich dazu, zumindest ein Auge zu öffnen, um der Lärmquelle auf den Grund gehen zu können. Sofort fiel ihm das helle Leuchten auf dem niedrigen Tisch auf, der als Wohnzimmer-, Schreib- und Esstisch fungierte und er glaubte sich daran zu erinnern, dort sein Handy abgelegt zu haben. Kurz zog er in Erwägung, tatsächlich aufzustehen und herauszufinden, wer ihn zu so einer Zeit sprechen wollte. Aber da hörte das Klingeln bereits auf, da die Mailbox angesprungen war. Auch gut. Er würde sich einfach morgen anhören, was denn so wichtig war. Also schloss er sein Auge wieder und drehte sich in eine bequemere Position, um weiterzuschlafen. Doch kaum lag er richtig, begann das Klingeln auch schon von Neuem, sodass Joey sich fluchend hochstemmte und auf allen Vieren unter der Decke seines Futons heraus und hinüber zu seinem Handy kroch. Da die Nummer unterdrückt war, konnte es niemand aus seinem näheren Bekanntenkreis sein. Wehe, das war ein Perverser! Den würde er aber zur Schnecke machen! „Wheeler.“, meldete er sich angepisst, damit derjenige auf der anderen Seite der Leitung sofort wusste, dass er unerwünscht war und krabbelte derweil zurück unter die warme Decke. „Das wurde aber auch Zeit.“, erklang zu Joeys Verblüffung eine ihm bekannte Stimme. „Kaiba? Was willst du? Es ist mitten in der Nacht! Ich liege bereits in meinem Bett und denke nicht an dich.“, motzte der Blonde und schloss seine Augen wieder, da es eh nichts zu sehen gab. Ein belustigtes Schnauben drang an sein Ohr. „Und sonst denkst du an mich? In deinem Bett?“, erkundigte sich der Brünette, um sicherzugehen, dass er das richtig verstanden hatte. Erschrocken riss Joey die Augen wieder auf und schnellte in eine sitzende Position hoch. „Natürlich nicht!“, erwiderte er heftig und spürte, wie ihm heiß im Gesicht wurde. „Bild dir da mal nichts ein. Wo hast du überhaupt meine Nummer her?“, wollte er noch wissen, da diese nirgends verzeichnet war und auch nicht über das Internet gefunden werden konnte. Er hatte es schließlich selbst ausprobiert. „Ich hab meine Quellen. Außerdem sagte ich, dass ich mich bei dir melden werde und auch dass du nicht rumheulen sollst.“, erinnerte Kaiba ihn freundlicherweise noch einmal daran. „Du hast dabei aber leider vergessen zu erwähnen, dass du das um“, kurzer Kontrollblick auf den Wecker, „1 Uhr nachts tun würdest. Schläfst du denn nie?“, entgegnete der Braunäugige immer noch angepisst, weil er geweckt worden war. Und obendrein tat der Typ auch noch so, als wäre das normal. „Meine Schlafgewohnheiten gehen dich nichts an. Ich wollte dir lediglich mitteilen, dass du dich morgen.. oder besser gesagt heute, in meinem Büro einzufinden hast.“, informierte Kaiba den Anderen. Überrascht stutzte der Jüngere. „Du meinst das in deiner Firma? An einem Sonntag?“, fragte er lieber noch mal nach, da er womöglich noch nicht ganz wach war und es somit falsch verstanden haben könnte. „Keine Sorge, ich werde da sein. 12:30 Uhr sollte sogar für dich machbar sein.“, war der Ältere so freundlich, Joey auch noch die Zeit zu nennen. „Warte… Das heißt, da sind dann nur du und ich?“, hakte der Blonde mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend nach, da er sich an keine Gelegenheit erinnern konnte, wo sie jemals zuvor allein gewesen wären. Früher war immer einer seiner Freunde oder Mokuba dabei gewesen. Das bedeutete, dass diesmal niemand da war, der seine verzweifelten Schreie hören würde, falls Kaiba ihn doch noch schnell aus dem Weg räumen wollte, um das alleinige Sorgerecht für Yuuki beantragen zu können. „Höre ich da etwa Angst?“, troff die höhnische Stimme des CEOs regelrecht aus dem Hörer. „Davon träumst du wohl! Muss am Schlafmangel liegen.“, wehrte Joey natürlich sofort vehement ab. „Schön. Der Sicherheitsdienst wird auf dich warten. Sei also pünktlich.“, ermahnte der Brünette ihn eindringlich und gab Joey damit mal wieder das Gefühl, dass er zu dumm war, selbst darauf zu kommen. „Sicher doch.“, giftete er daher. „Schließlich habe ich dir noch vor ein paar Minuten bewiesen, dass ich durchaus in der Lage bin, die Uhr zu lesen.“ „Braver Köter.“, sagte der Brünette noch, bevor er kurzerhand einfach das Gespräch beendete. Joey konnte das arrogante Grinsen des eingebildeten Fatzken regelrecht sehen und pfefferte sein Kissen wütend durch den dunklen Raum. „Elender Mistkerl!“, fluchte er genervt, weil er jetzt auch noch aufstehen und das Kissen suchen musste, damit er endlich weiterschlafen konnte. Na dann, gute Nacht! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)