Unverhofft kommt oft von Miisha ================================================================================ Kapitel 1: Eltern werden ist nicht schwer ----------------------------------------- Noch einmal zog Joey den Brief aus seiner Jackentasche und verglich die Adresse mit der auf dem Tor. Ja, hier war er richtig, auch wenn er sich nicht vorstellen konnte, warum er ausgerechnet zu so einem abgeschiedenen Ort bestellt worden war. Allerdings wusste er auch nicht, wovor er eigentlich Angst haben sollte. Schließlich hatte er sich schon seit Jahren nichts mehr zu Schulden kommen lassen. Er war ja schon froh, dass Tristans Vaters ihm seinen Wagen hatte leihen können, ansonsten hätte ihn eine lustige, elendig lange Busfahrt erwartet. Kurz besah er sich noch einmal das Gebäude vor sich, bevor er endgültig auf das Tor zutrat und klingelte. Fast sofort war ein Knacken in der Gegensprechanlage zu hören und eine Frauenstimme, die ihn nach seinem Anliegen fragte. Während er seinen Namen durchgab, fiel sein Blick auf die Kamera über ihm und zum wiederholten Male drängte sich ihm die Frage auf, wo um Himmels Willen er hier gelandet war! Doch allzu viel Zeit zum Überlegen blieb ihm nicht wirklich, da ihm auch schon mittels eines Summers geöffnet wurde. Als er das kurze Stück Weg zum Haus überwunden hatte, wurde ihm auch direkt die Tür geöffnet und eine junge Frau lächelte ihn freundlich an und machte eine einladende Handbewegung. „Guten Tag, Mister Wheeler. Es ist schön, dass Sie es so schnell einrichten konnten.“, begann sie auch gleich und führte ihn zu einem Fahrstuhl. Verlegen kratzte sich der Blonde am Kopf. „Ähm..ja. Obwohl ich nicht einmal weiß, warum ich überhaupt hier bin. Es hieß nur, es sei dringend und würde meine gesamte Zukunft beeinflussen.“, erwiderte er und sah sie fragend an. Vielleicht konnte sie ja schon mal ein wenig Licht ins Dunkel bringen. Ihr Lächeln wurde jedoch nur entschuldigend, während sie erläuterte: „Mister Sorata wird Ihnen alles Weitere erklären.“ Als sie schließlich in einem der oberen Stockwerke ankamen, hielten sie vor einer der Türen auf der linken Seite des Ganges an und Joey warf einen Blick auf das daneben angebrachte Schild. „Dr. Koryuu Sorata, leitender Wissenschaftler für die Abteilung DNS-Forschung und -Metamorphose“ stand darauf und veranlasste den Blonden zu einem irritierten Stirnrunzeln. Was sollte er nur hier? Noch ehe ihm eine entsprechende Frage rausrutschen konnte, öffnete die junge Frau auch schon die Tür und forderte ihn auf, in diesem Raum doch bitte zu warten. Mit einem resignierten Seufzen betrat er das sonnendurchflutete Büro und blieb abrupt wieder stehen, als er zwei bekannte Personen dort bereits auf dem vorhandenen Sofa sitzen sah. „Kaiba! Mokuba! Was macht ihr denn hier?“, runzelte Joey verwirrt die Stirn und bekam kaum noch mit, wie die junge Frau die Tür leise wieder hinter ihm schloss. „Joey?“, entgegnete ein nicht minder verdutzter Mokuba und sprang auch sogleich auf, um den Älteren zu begrüßen. Bei der kurzen, aber trotzdem herzlichen Umarmung stellte der Blonde überrascht fest, dass der „kleine“ Kaiba mit seinen 15 Jahren inzwischen fast so groß wie er selbst geworden war. „Meine Güte, wir haben uns ja ewig nicht gesehen! Wenn du so weiter wächst, wirst du noch größer als dein Bruder!“ Etwas verlegen fuhr sich der Jüngere durch seine inzwischen kürzeren Haare. „Na ja, ich hoffe ja auch, dass ich endlich ausgewachsen bin.“ Der Blonde nickte kurz lächelnd und wandte sich dann besagtem großen Bruder zu, der sich natürlich nicht die Mühe gemacht hatte, wegen ihm seinen Platz auf der bequem aussehenden Couch zu verlassen. Mit desinteressiertem Gesichtsausdruck musterte dieser den Neuankömmling und ließ sich gnädigerweise doch noch zu ein paar Begrüßungsworten herab. „Ich dachte eigentlich, Streuner hätten keinen Zutritt. Aber wie es aussieht, sehen sie es hier wohl nicht so eng.“ Aus dem aus Schulzeiten gewohnten Impuls heraus kniff Joey die Augen verärgert zusammen und ballte seine Hände zu Fäusten. Immer schön cool bleiben! Schließlich waren sie inzwischen erwachsen. Oder so… „Es ist auch immer wieder eine Freude, dich zu treffen. Nur schade, dass du deinen Arschloch-Modus nicht in deiner Firma gelassen hast.“, antwortete er mit einem säuerlichen Lächeln. Mit einem leisen Seufzen verdrehte Mokuba kurz die Augen und setzte sich wieder zu seinem Bruder auf das mit weichem Stoff bezogene Möbelstück. War ja klar gewesen, dass Seto wieder sticheln würde, kaum dass die beiden ehemaligen Klassenkameraden sich über den Weg liefen. Er hatte sowieso langsam das Gefühl bekommen, dass der Ältere etwas unausgeglichener war, als zu der Zeit vor seinem Schulabschluss vor einem Jahr. Dabei hatte er jetzt doch viel weniger Stress und konnte auch seine Arbeit besser über den Tag verteilen, sodass er abends meist sogar pünktlich zum gemeinsamen Essen Zuhause war. Womöglich hatte der aufgedrehte Blonde seinem Bruder ja etwas gefehlt? Der 15-jährige hegte ja schon länger die Vermutung, dass Seto sich ganz gern mit dem anderen Jungen stritt, auch wenn er immer so tat, als seien ihm diese Diskussionen und Erziehungsversuche seinerseits eher lästig und seiner Zeit nicht wert. Nur komisch, dass er dann oftmals damit anfing… „Was willst du hier, Wheeler?“, führte der Brünette die nun einmal begonnene Unterhaltung fort. „Stell dir vor, das wüsste ich auch gerne.“, patzte Joey zurück. „Ich habe diesen Brief bekommen und wurde für heute hierher bestellt. Warum weiß ich allerdings immer noch nicht, obwohl ich mehrfach nachgefragt habe.“ Während er sprach, zog er das genannte Papier aus der Innentasche seiner Jeansjacke und wedelte damit kurz bekräftigend durch die Luft. „Zeig mal her. Wahrscheinlich bist du nur mal wieder unfähig, das Kleingedruckte zu lesen.“ Noch ehe der Braunäugige wusste, wie ihm geschah, war Kaiba aufgestanden, hatte die paar Meter zwischen ihnen in einem Wimpernschlag überwunden und ihm den Brief auch schon aus den Fingern gezogen. Völlig verdutzt starrte er noch einen Moment seine nun leere Hand an, bevor sein Blick zu dem vor ihm Stehenden schnellte, welcher in der Zwischenzeit bereits zu lesen begonnen hatte. „Was soll das? Gib den wieder her! Du hast kein Recht dazu!“, brauste der Kleinere von beiden auf und wollte sich sein Eigentum wiederholen. Leider war der Firmenchef in der Zwischenzeit nicht kleiner und er selbst auch leider nicht nennenswert größer geworden, sodass sein Gegenüber mit Leichtigkeit das Blatt aus seiner Reichweite heben konnte. ‚Ach, scheiß auf „Erwachsen“!‘, dachte der Blonde und mit einem ärgerlichen Knurren begann er an dem Älteren hochzuspringen, was diesen jedoch nur zu einem triumphierenden Lächeln verleitete. Ein eiskalter Schauer rann dem Jüngeren über den Rücken, da ihm diese Situation irgendwie bekannt vorkam. Er wusste nicht mehr genau, wann es war oder worum es damals ging, aber er hatte gerade ein ganz fieses Déjà-vu! „Meine Herren. Wie schön, dass Sie es alle einrichten konnten.“, erklang plötzlich eine fremde Stimme hinter dem Blonden, sodass er seine Aufmerksamkeit schlagartig der Bürotür in seinem Rücken widmete. Auch Kaiba und Mokuba wandten sich dem hereintretenden Sprecher zu und waren ebenso gespannt wie Joey, endlich zu erfahren, warum sie eigentlich hergebeten worden waren. „Doktor Sorata, nehme ich an.“, eröffnete der Brünette das Gespräch und drückte dabei seinem ehemaligen Klassenkameraden dessen Brief kurz an die Brust. Überrascht konnte der Jüngere diesen gerade noch auffangen und warf dem Anderen einen bösen Blick über die Schulter zu, der jedoch unbeeindruckt ignoriert wurde. „Der bin ich.“, bestätigte der Silberhaarige die Vermutung zu seiner Person. „Und Sie dürften Seto Kaiba sein, wenn man den Medien glauben darf. Der junge Mann auf dem Sofa ist somit ihr Bruder Mokuba Kaiba und deswegen müssen Sie Joey Wheeler sein.“ Bei jeder Nennung zeigte der Silberhaarige bekräftigend auf die entsprechende Person, während er zu seinem Schreibtisch hinüber ging, der an einer langen Fensterfront stand. Als er mit seiner Aufzählung bei dem Blonden angekommen war, breitete sich automatisch ein warmherziges Lächeln auf den Lippen des Wissenschaftlers aus, da der Braunäugige seinem Schützling so verdammt ähnlich sah. Gene waren schon etwas Großartiges! Etwas verunsichert ob dieses doch recht zärtlichen Blicks eines ihm völlig fremden Mannes, räusperte sich der 19-jährige ziemlich verlegen. Die Situation wäre nur noch merkwürdiger, wenn Kaiba ihm einen solchen Blick zugeworfen hätte. Seltsamerweise hatte er aber eine vage Ahnung davon, wie das aussehen würde. Aber woher nur? Überlegend runzelte er die Stirn. „Da wir mit der Vorstellung fertig sind, können wir ja endlich zum Wesentlichen kommen. Wie Sie sicher wissen, habe ich nicht genügend Zeit, um diese auch noch mit albernen Angewohnheiten zu verschwenden.“, unterbrach der junge Firmenleiter ziemlich genervt das Starren des Doktors und riss somit auch Joey aus seinen wirren Gedanken. „Sicher doch. Entschuldigen Sie bitte, Mister Kaiba.“ Während der Silberhaarige seine Brille zurechtrückte, nahm er auf seinem Bürosessel Platz und bat auch die Anwesenden mit einer einladenden Handbewegung, es ihm gleich zu tun. Noch immer etwas verstimmt, gesellte sich der Brünette wieder zu seinem Bruder auf das Sofa und schlug in gewohnter Manier ein Bein über das andere, während er gleichzeitig die Arme abweisend verschränkte. Da außer den Stühlen direkt vor dem Schreibtisch ansonsten nur noch ein Sessel vorhanden war, entschied Joey sich für diesen, da der eindeutig bequemer aussah und er sich dort auch nicht so ganz wie auf dem Präsentierteller fühlte. „Zunächst einmal werde ich Ihnen erläutern, woraus genau unsere Arbeit hier eigentlich besteht. Unsere Forschungsabteilung beschäftigt sich hauptsächlich mit der Untersuchung und Entschlüsselung des genetischen Erbgutes, sowie der Herauskristallisierung prägnanter Eigenschaften. Dazu haben wir eingehende Versuche durchgeführt, wie viele Charakteristika und mit welcher Intensität man diese hervorbringen kann. Natürlich wurden die Tests erst einmal an Tieren vorgenommen, aber keine Angst! Dabei wurden selbstredend keine in irgendeiner Weise gequält. Die Eingriffe erfolgten stets unter streng beaufsichtigter Narkose.“, versicherte Doktor Sorata sogleich und erhob sich, um während seiner nächsten Ausführungen wieder um den Schreibtisch herum auf seine Besucher zuzugehen und mit enthusiastisch durch die Luft gestikulierenden Händen seine Erklärungen zu verdeutlichen. „Vor allem haben wir ausprobiert, wie sehr es die Vererbung der prägnanten Gene beeinflusst, je nachdem von wo man die Zellen entnimmt. Und wissen Sie, was das Erstaunliche ist? Es genügt vollkommen, wenn man ein Haar mit intakter Wurzel verwendet!“, begeisterte sich der Wissenschaftler, wobei sein sichtbares Auge vor Freude zu funkeln begann. Joey sah ein bisschen planlos zu den Kaiba-Brüdern hinüber, die ebenfalls eindeutige Blicke miteinander wechselten. Gerade fragten sie sich wohl alle, ob der gute Doktor überhaupt ganz zurechnungsfähig war. Wobei der Blonde weiterhin ein paar Probleme hatte, den ganzen Erklärungen zu folgen. „Natürlich wollten wir daraufhin unsere Versuche auch auf den Menschen ausweiten, wie Sie sich sicher vorstellen können.“, ging es da auch schon nach der dramatischen Pause weiter. „Aber wir wollten natürlich nicht einfach irgendjemand Beliebigen, dessen prägnante Eigenschaften wir erst noch herausfinden müssten. Deshalb haben wir viel diskutiert, uns aber zum Glück doch recht schnell einigen können. Immerhin will man ja weitermachen. Wie auch immer. Als wir unsere zwei ausgesuchten Haarwurzeln hatten, ist es uns dann auch tatsächlich gelungen, jeweils eine Ei- und eine Samenzelle zu züchten und den daraus entstandenen Fötus in einer künstlichen Gebärmutter heranwachsen zu lassen. Das fanden wir besser als eine Leihmutter zu suchen, da wir so die Nährstoffzugabe auch einfacher überwachen, auswerten und optimieren konnten, um die bestmögliche Versorgung zu gewährleisten. Zumal manche Frauen auch nicht damit klarkommen, dass sie das Kind später weggeben müssen.“ „Ähm..das ist ja alles schön und gut, aber was hat das Ganze jetzt mit meinem Bruder zu tun?“, fühlte sich Mokuba genötigt, den andauernden Redeschwall endlich zu unterbrechen. Sie wollten schließlich Antworten und keine Bio-Stunde. „Oh, hatte ich das noch nicht erwähnt?“, fragte der vor ihnen Stehende und schaute etwas verdutzt in die Runde. „Nun denn: Ich gratuliere Ihnen, meine Herren. Sie sind Vater.“ Tiefes Schweigen füllte für mehrere Sekunden den Raum, in denen keiner der Drei auch nur blinzelte. „Wie bitte?“, presste der ältere Kaiba schließlich mühsam hervor und hoffte inständig, dass er sich gerade verhört hatte. Allerdings schien Wheeler den gleichen Hörfehler zu haben. „Kaiba und ich haben beide ein Kind?“ „Hm, wenn Sie es so formulieren, kann man das falsch verstehen. Da habe ich mich leider nicht deutlich genug ausgedrückt. Sie beide haben ein gemeinsames Kind.“, korrigierte sich der Arzt und lächelte immer noch freudig über seinen Erfolg in die Runde. Diesmal hielt die Stille nicht ganz so lange, bis der Blauäugige schließlich wütend aufsprang und diesen Quacksalber an seinen Hemdaufschlägen zu sich zog. „Wie zum Teufel konnte das passieren?! Sind Sie denn völlig von Sinnen?! Ich erlaube kaum den Medien, Bilder oder Filme von mir zu veröffentlichen und Sie nehmen einfach meine Gene, von woher auch immer, setzen damit ein Kind in die Welt und erdreisten sich auch noch, mir das mit einem Lächeln ins Gesicht zu sagen?! Haben Sie eigentlich eine Ahnung, auf wie viele Straftaten ich Sie verklagen werde?!“, machte der aufgebrachte CEO seinem aufgestauten Ärger Luft. Joey war unterdessen viel zu durcheinander, um das ganze Ausmaß völlig begreifen zu können. Er sollte mit Kaiba ein gemeinsames Kind haben? Das klang einfach zu verrückt, um wirklich möglich sein zu können. Aber warum hatte er dann plötzlich wieder das verwirrende Gefühl eines Déjà-vus? Mist! Wenn er den Gedanken doch nur endlich zu fassen bekommen würde! „Ich bin Onkel?“, wollte Mokuba noch einmal genau wissen und sah fragend zwischen Doktor Sorata und seinem zornigen Bruder hin und her, welcher ersteren immer noch am Kragen gepackt hielt. „Bitte beruhigen Sie sich erst einmal wieder. Ich werde Ihnen alles erklären.“, versuchte der Silberhaarige sein Gegenüber zu beschwichtigen und dessen Finger von seinem Hemd zu lösen. Abrupt ließ der Brünette ihn los und verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust. „Da bin ich ja mal gespannt.“, zischte er und durchbohrte den Einäugigen regelrecht mit seinem Blick. „Möchten Sie sich dazu nicht lieber wieder setzen?“ „Nein.“ „Gut, dann…was möchten Sie zuerst wissen?“ „Ist es ein Junge oder ein Mädchen? Und wie alt ist er oder sie?“, schoss der jüngere Kaiba auch gleich los, völlig begeistert von seiner neuen Onkelrolle. Das war zwar jetzt nicht gerade die dringlichste Auskunft, die sich sein älterer Bruder wünschte, aber wenn Mokuba sich so sehr dafür interessierte, dass er damit nicht warten wollte, dann ließ er ihm gern den Vortritt. Der Wissenschaftler lächelte erleichtert darüber, dass sich wenigstens einer der Anwesenden über das neue Familienmitglied freute. „Es ist ein Junge. Er heißt Yuuki und ist 3 Jahre alt.“ „Yuuki.“, wiederholte der Jüngste den Klang des Namens. „Wie schreibt man das?“ „Mit dem Schriftzeichen für „Mut“.“, erklärte Doktor Sorata stolz, da er ihn ausgesucht hatte. „Im Übrigen ist er Mister Wheeler wie aus dem Gesicht geschnitten, weshalb ich Sie vorhin so lange betrachten musste.“ Entschuldigend lächelte er den Blonden an, bei dem es bei diesen Worten plötzlich „Klick“ machte. Mit einem Mal hatte er das Bild eines Jungen mit seinem Gesicht vor sich, dessen Augen allerdings denen von Kaiba glichen. Erschrocken über diese heftige Vision schnappte er nach Luft und sprang aus seinem Sessel auf. „Oh mein Gott! Ich erinnere mich wieder!“ Irritiert wurde der Braunäugige von den übrigen Anwesenden angestarrt. „Woran erinnerst du dich wieder?“, stellte Mokuba schließlich die Frage, weil er befürchtete, dass dem Älteren womöglich wieder eingefallen war, dass er Zuhause etwas auf dem Herd stehen gelassen hatte, was nun fröhlich zu einem schwarzen Etwas zusammengeschrumpelt sein würde. „Na, an den Jungen! Kaiba, erinnerst du dich nicht, was damals im Klassenzimmer passiert ist, als wir dort allein waren? Das muss vor gut 2 Jahren gewesen sein.“, bestürmte Joey den Brünetten, während Mokuba große Augen bekam. „Was ist da passiert?“, wollte er auch sogleich wissen, da er eine interessante und womöglich nicht jugendfreie Geschichte witterte. Was sein großer Bruder natürlich sofort bemerkte. „Wheeler, formulier das gefälligst nicht so, als hätten wir etwas Anrüchiges getan!“ „Ach man, das ist doch jetzt völlig egal!“ Kurz rollte der 19-jährige genervt mit den Augen, bevor er sich an den Wissenschaftler wandte. „Yuuki hat seine blauen Augen, nicht wahr?“, forderte er zu wissen und zeigte dabei auf den jungen CEO. Überrascht weiteten sich die Augen des Doktors. „Woher wissen Sie das?! „Er konnte es sich denken, da es ja Ihr Ziel war, prägnante Merkmale hervorzubringen.“, ging Kaiba schnell dazwischen, bevor Wheeler noch mehr komisches Zeug von sich geben konnte. Er warf diesem einen warnenden Blick zu, woraufhin der Kleinere widerwillig den Mund wieder schloss, den er bereits für eine Antwort geöffnet hatte. Darüber würden sie definitiv noch sprechen. Nur nicht gerade jetzt und vor allem nicht hier. Auch Mokuba hielt seine Neugier zurück. Er würde schon noch herausbekommen, was da gelaufen war. „Warum fangen Sie nicht einfach damit an, warum Sie uns ausgewählt haben.“, schlug der Brünette vor, um endlich die Antworten zu bekommen, die er für seine Klageschrift benötigte. „Sehr gern.“, stimmte Doktor Sorata bereitwillig zu. „Bei Ihnen, Mister Kaiba, ist die Sache ja klar. Sie sind eine beeindruckende Persönlichkeit mit einer sehr hohen Intelligenz und einer faszinierenden Augenfarbe. Zudem charakterlich stark und auch Ihr Äußeres spricht Ihre Umgebung sehr positiv an. Und Mister Wheeler, nun…war leider ein Unfall.“, erklärte der Silberhaarige und lächelte den Gemeinten dabei entschuldigend an. „Das wusste ich schon immer.“, kam es prompt von dem Blauäugigen, der es sich nicht nehmen ließ, den Anderen trotz allem mit einem gehässigen Grinsen zu bedenken. „Vielen Dank, Arschloch! Du mich auch! Ich würde das aber trotzdem gern etwas genauer wissen.“, wandte Joey sich nach der gerechtfertigten Beschimpfung an den Wissenschaftler. „Dazu hole ich besser noch etwas weiter aus, damit die Zusammenhänge klarer werden. Vor circa vier Jahren hat unsere Einrichtung eine persönliche Anfrage von Mister Maximilian Pegasus erhalten, bei deren Bearbeitung wir uns auf seiner privaten Insel mit ihm getroffen haben. Zu der Zeit fand dort eine Art Turnier statt – ich glaube, es hieß „Königreich der Duellanten“, wenn ich mich nicht irre – , an dem Sie beide ebenfalls teilgenommen haben.“, berichtete Doktor Sorata und begab sich wieder hinter seinen Schreibtisch, um sich zurück in seinen Bürosessel zu setzen. „Das stimmt nicht ganz. Joey hat daran teilgenommen. Wir hatten unsere eigenen… Gründe, dort zu sein.“, berichtigte Mokuba den Einäugigen und schaute dabei angespannt zur Seite. Es waren wirklich keine schönen Erinnerungen, die sie an diese Zeit hatten. „Oh. Dann hatte ich wohl doppeltes Glück, nehme ich an. Mister Pegasus war nämlich so freundlich, mir Mister Kaibas Haar zur Verfügung zu stellen und uns Zugang zu den Räumen der anderen Teilnehmer zu gewähren. Dabei haben wir wohl leider das falsche Zimmer erwischt, da wir eigentlich ein Haar von Mai Valentine bekommen wollten.“ Mit einem neuerlich entschuldigenden Lächeln zuckte Doktor Sorata mit den Schultern. „Warum ausgerechnet Mai? Die ist manchmal ganz schön zickig.“, fand der Schwarzhaarige, was Joey so natürlich nicht stehen lassen konnte. „Hey, sie hat auch ganz süße Seiten.“, warf er etwas missmutig ein. „Ach ja, du warst ja ein bisschen in sie verknallt, nicht wahr?“, lachte Mokuba nur, während der Braunäugige erschrocken nach Luft schnappte. „War ich gar nicht. Wir sind nur Freunde!“, protestierte er, konnte aber nicht verhindern, dass er etwas rot wurde. Doktor Sorata lächelte leicht, als er das beschämte Gesicht des Blonden sah. Es war ja so schön, jung zu sein! „Wir hatten Miss Valentine ausgesucht, da sie ebenfalls über eine starke Persönlichkeit verfügt, natürlich attraktiv ist und wir ihre blonden Haare mit Mister Kaibas blauen Augen kombinieren wollten. Letzteres ist uns ja auch dank Ihrer Gene gelungen, sonst wäre es schließlich auch nie zu dieser Verwechslung gekommen.“, beantwortete der Silberhaarige die zuvor gestellte Frage und wies dabei auf Joey. „Ich muss zu meiner großen Schande gestehen, dass uns der Irrtum zu spät aufgefallen ist, um das Projekt noch abbrechen zu können, weshalb wir nach einer kurzen Recherche über Ihren Charakter Ihre DNS schließlich doch verwendet haben. Und letztendlich bin ich zu dem Schluss gekommen, dass uns wahrscheinlich gar nichts Besseres hätte passieren können. Ihre Aufrichtigkeit und Treue sind ein wahrer Gewinn für den kleinen Yuuki. Zumal Sie ebenfalls einen eisernen Willen an den Tag legen können, wenn Sie etwas unbedingt wollen.“ Wieder lächelte der Doktor Joey glücklich an, sodass der Blonde erneut etwas verlegen wurde. Schließlich hörte er selten so viele gute Sachen über seine Person. „Und warum haben Sie das Alles ohne unsere Einwilligung getan?“, forderte Kaiba zu wissen, der natürlich trotz der ganzen Schleimereien des Wissenschaftlers nicht den Grund für seinen Ärger vergessen hatte. „Sie hätten mir doch niemals Ihre DNS freiwillig zur Verfügung gestellt.“, erklärte der Einäugige und sah ernst zu dem jungen Firmenchef auf. „Worauf Sie wetten können.“, erwiderte der Brünette mit einem grimmigen Lächeln. „Da Sie also so anmaßend waren, sich auch noch im vollen Bewusstsein darüber, dass ich dem niemals zustimmen würde, über meinen Willen hinwegzusetzen: Was sollte mich davon abhalten, Sie zu verklagen?“ „Vielleicht Dankbarkeit? Immerhin habe ich es Ihnen erspart, eine Frau, die nur hinter Ihrem Geld her ist, heiraten zu müssen, um einen Erben zeugen zu können.“, versuchte Doktor Sorata seinen Hals aus der Schlinge zu ziehen. In der kurzen Stille, die folgte, konnte der Brünette einfach nicht fassen, dass dieser so genannte „Wissenschaftler“ tatsächlich die Unverfrorenheit besaß, es jetzt so hindrehen zu wollen. Aber noch bevor er etwas Entsprechendes darauf erwidern konnte, durchbrach Wheelers schallendes Lachen das allumfassende Schweigen. „Jetzt hat er dich!“, prustete der Jüngere los und konnte auch auf Mokubas Gesicht ein mühsam unterdrücktes Grinsen sehen, welcher sich aber aus Solidarität zu seinem Bruder krampfhaft zurückhielt. Wenn Blicke töten könnten, wäre der Blonde wohl auf der Stelle umgefallen. „Hey, er hat nicht ganz Unrecht. Das musst du zugeben.“, entgegnete Joey den bitterbösen Blick und wischte sich ein paar Lachtränen aus den Augenwinkeln. „Mach ruhig so weiter, Köter. Dann sorg ich dafür, dass du für den Welpen Unterhalt zahlst.“, schoss der Brünette zurück, weshalb dem Anderen das Lachen sofort im Hals stecken blieb und ihm jegliche Farbe aus dem Gesicht wich. „Was?!“, keuchte der Blonde erschrocken. Das konnte er sich beim besten Willen nicht leisten, wo er doch neben seiner Ausbildung abends schon jobben musste, um überhaupt seine Wohnung bezahlen zu können. „Ich will das Sorgerecht und der Junge wird bei meinem Bruder und mir wohnen. Dann werde ich ausnahmsweise die Klage vergessen.“, wandte der CEO sich wieder an den Silberhaarigen. „Willst du den Kleinen nicht erst mal kennenlernen, bevor er gleich bei dir einziehen soll? Warte… hast du ihn gerade „Welpe“ genannt?!“, wollte Joey erst verwundert und dann verärgert wissen. Ein amüsiertes Lächeln huschte über Kaibas Züge. „Den Abkömmling eines Hundes nennt man nun mal „Welpe“. Aber da dieser zufälligerweise auch mein Sohn ist, finde ich es selbstverständlich, dass er eher bei mir wohnt, als hier in dieser suspekten Forschungseinrichtung zu bleiben. Oder kannst du ihn etwa in deiner Hundehütte unterbringen?“ Scheinbar ehrlich interessiert hob der Größere fragend eine seiner schön geschwungenen Augenbrauen, weshalb der Blonde nach kurzer Zeit missmutig den Kopf schütteln musste. In seiner kleinen 1-Raum-Wohnung war wirklich nicht viel Platz, zumal sich darin auch nur das Allernötigste befand, hatten doch der Führerschein und die Mietkaution seine Ersparnisse fast erschöpft. „Deswegen bin ich aber noch lange kein Hund, Idiot.“, murmelte er trotzdem ärgerlich. Nicht, dass der Ältere noch dachte, er ließe sich plötzlich kommentarlos so bezeichnen. „Wie Mister Wheeler schon sagte, sollten Sie beide Yuuki erst einmal kennenlernen. Und er freut sich wirklich schon sehr darauf.“, erzählte der Silberhaarige lächelnd. „Und was Ihre versteckt freundlich gestellte Bitte angeht habe ich natürlich keine Einwände. Generell vertrete ich die Meinung, dass Kinder bei Ihren Eltern leben sollten. Was mich aber zu einer weiteren Sache bringt. Yuuki hat Mister Kaibas Intelligenz geerbt, sodass ich es sehr begrüße, dass er in Ihrer Gesellschaft aufwachsen wird und so von Ihnen vieles Lernen kann. Allerdings hoffe ich, dass er sich ebenso die Sozialkompetenz von Mister Wheeler annehmen wird, weshalb ich es für förderlicher halte, wenn dieser ebenfalls zu Ihnen zieht.“, schlug der Wissenschaftler vor, was ihm jedoch nur die geschockten Blicke der beiden Hauptdarsteller einbrachte. „Wow, never!“, lehnte der Blonde entschieden ab. Er hatte sich nicht extra eine eigene Wohnung zugelegt, um dann doch wieder unter der Fuchtel des nächsten Egomanen zu stehen. „Ausnahmsweise sind Wheeler und ich einer Meinung. Mokuba besitzt ebenso viel Sozialkompetenz und ist damit mehr als ausreichend.“, erklärte der Brünette ebenso entschieden. Nur der Schwarzhaarige schien da anderer Meinung zu sein. „Ich find die Idee eigentlich ganz cool. Wir könnten dann den ganzen Abend lang zocken, gemeinsam kochen und backen oder endlich mal die Karaoke-Anlage im Keller ordentlich heißlaufen lassen.“, schwärmte der 15-jährige und bekam dabei vor lauter Euphorie rote Wangen. Joey musste bei diesem Anblick leise lachen. „Keine Sorge, Kumpel. Ich werde öfter vorbeikommen, als deinem großen Bruder lieb sein wird.“ „Das hab ich befürchtet.“, brummte sein ehemaliger Klassenkamerad, schien aber trotzdem nicht allzu sehr verstimmt zu sein. Immerhin war das besser, als wenn der Blonde sich nicht mit seinem Kind beschäftigen wollte. Auch wenn er seine Küche jetzt schon einem Schlachtfeld gleichen sah. „Wie es scheint, haben wir damit alles geklärt. Oder gibt es noch weitere Fragen von Ihrer Seite?“, erkundigte sich Doktor Sorata und sah die Drei der Reihe nach an. „Eine hätte ich noch.“, meldete sich Kaiba zu Wort. „Warum musste das Kind ausgerechnet „Yuuki“ heißen? Sein Name erinnert mich ständig an Mutou.“, beschwerte er sich und rieb dabei genervt mit den Fingern der linken Hand über seine Schläfe. Unwohl räusperte sich der Einäugige. „Das tut mir leid, dass Ihnen der Name nicht gefällt. Bei der Wahl hatte ich nicht bedacht, dass er womöglich Ähnlichkeiten mit einem von Ihren Bekannten haben könnte. Allerdings steht er auch mehr für das Wagnis, das wir mit diesem Projekt eingegangen sind.“, erklärte der Silberhaarige und hoffte auf Verständnis. „Japp, es erfordert tatsächlich Eier, Kaiba einfach ein Kind unterzuschieben.“, nickte der Blonde verstehend. „Du weißt aber schon noch, dass dich das ebenfalls betrifft? Oder hat dein kleines Hundehirn diese Tatsache bereits wieder verdrängt?“, wollte der Brünette auf seine übliche charmante Art von dem Jüngeren wissen, der natürlich wie gewohnt sofort darauf ansprang. Auch wenn seine Welt gerade plötzlich Kopf zu stehen schien, war es ein beruhigendes Gefühl zu wissen, dass auf Joey Wheelers Reaktionen Verlass war. „Ich glaube ja langsam, du hast was mit dem Gedächtnis. Oder warum vergisst du ständig, dass ich kein Hund bin, egal wie oft ich es dir sage?!“, knurrte Joey den arroganten Scheißkerl wütend an. „Und wo wir gerade dabei sind: Du hast doch hoffentlich nicht vor, das Sorgerecht nur für dich allein zu beantragen? Wo ich doch seine…Mutter bin..und so…“ Zum Schluss war der Blonde immer leiser und verlegener geworden und sah jetzt etwas beschämt zur Seite. Irritiert runzelte der 20-jährige die Stirn. „Wofür willst du das geteilte Sorgerecht? Es ist ja nicht so, dass du die Mittel hättest, dich um den Jungen zu kümmern.“, gab der Firmenleiter zu bedenken und erntete dafür einen entrüsteten Blick. „Ich mag ja kein Geld wie Heu haben, so wie andere großkotzige Leute in diesem Raum, aber ich wette, ich kann mehr Zeit für ihn erübrigen als du. Außerdem möchte ich mitbestimmen können, was ihn und seine Zukunft betrifft und in der Lage sein, Entscheidungen zu treffen, falls doch mal irgendetwas sein sollte.“, erwiderte Joey und sah Kaiba dabei mit dem für ihn typischen kämpferischen Blick fest in die Augen. Er würde nicht zulassen, dass er bei der Erziehung seines Kindes kein Mitspracherecht hatte. Lange musterte der Größere ihn prüfend, bevor er seine Entscheidung fällte. „Meinetwegen, wenn du dann Ruhe gibst? Aber winsele später nicht rum, weil ich tatsächlich ein paar Dinge von dir erwarte.“, forderte der Blauäugige mit unnachgiebigem Blick. „Habt ihr es dann? Ich möchte endlich meinen Neffen kennenlernen. Den Rest könnt ihr ja später noch besprechen.“, meinte Mokuba etwas genervt, da er das Warten langsam leid war. Einen kurzen Moment schauten die beiden Älteren sich noch prüfend an, nickten dann aber doch. „Wunderbar! Dann folgen Sie mir bitte.“, forderte Doktor Sorata seine Besucher erfreut auf und ging voraus zur Tür. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)