Zum Zuschauen verdammt von ougonbeatrice ================================================================================ Kapitel 41 - Tägliches Treiben ------------------------------ Um genug Licht zu haben, hatte sie ihren mit Lumos verzauberten Zauberstab zwischen die Knie geklemmt, und hielt das Buch vor sich. Die Buchstaben begannen bereits vor ihren Augen zu verschwimmen und die Sätze musste sie immer öfter erneut lesen, um deren Sinn zu verstehen, doch sie hielt stur gegen die Müdigkeit an. Nur weil heute ein Feiertag gewesen war, durfte sie ihre Übungen nicht vernachlässigen; wenn sie sich nur besser konzentrieren könnte, dachte sie frustriert, als sie sich mit der einen Hand die schmerzenden Augen rieb. "Evelyn?" Ein unerwartetes Flüstern durchbrach die Stille. Evelyn leuchtete mit der Spitze ihres Stabes zum geschlossenen Vorhang, der nun von kleinen Fingern aufgeschoben wurde. Im sanften Schein erkannte sie Millicents Gesicht, das von ihren langen Haaren eingerahmt wurde.  "Was ist los, brauchst du etwas?", fragte Evelyn leise. Millicent spielte mit den Falten des Vorhanges, während sie antwortete. "Nicht direkt, ich ... Ich will dich nicht stören, aber ...", sie seufzte und wich Evelyns Blick aus, "ich kann nicht schlafen. Darf ich heute vielleicht ... bei dir ... Ist nur für heute. Eine Ausnahme." Im Dunklen, unbemerkt von Millicent, schmunzelte Evelyn über das unsichere Gestammel. "Ist es wegen des Trolls?" "Nein, der ist ja nicht mehr im Schloss." Ihre Worte waren eine stoische Wiederholung dessen, was Evelyn Stunden zuvor zu ihr gesagt hatte, als sie in Begleitung Professor Snapes durch die Kerker zurück in den Gemeinschaftsraum gegangen waren. Millicent hatte Angst gehabt hinter jeder Mauer ein Monster zu sehen, den Bruder des Trolls, oder etwas gänzlich anderes, was sich möglicherweise mit eingeschlichen hatte. Evelyn hatte noch so oft betonen können, dass die Lehrer sich um alles gekümmert hatten, doch das Mädchen hatte sich an Evelyn geklammert und sich die schlimmsten Horrorgeschichten ausgemalt. Nachdem Snape schweigend in seinen Privatgemächern verschwunden war und die Schüler das letzte Stück hatte alleine gehen lassen, war es nur schlimmer geworden. Wenn du wüsstest, was in den unteren Etagen von Hogwarts noch so alles wohnt, du würdest kein Auge mehr zu machen.  Leise schnaubend legte Evelyn das Buch neben ihr Bett und rutschte an den Rand der Matratze, um Millicent Platz zu machen. "Ich stehe aber früh auf." Sie hörte ein erleichtertes Glucksen, ehe Millicent sich durch den schmalen Spalt im Stoff schob und es sich unter der Bettdecke gemütlich machte.  "Soll ich das Licht anlassen?", wollte Evelyn wissen, die den noch immer erleuchteten Zauberstab zwischen ihnen beiden griffbereit hielt. Doch Millicent rollte sich zur Seite, sodass sie Evelyn anschaute, und schüttelte den Kopf. "Nein, kannst ausmachen." Als Evelyn den Zauberstab zum Buch neben sich legte wurde ihr bewusst, dass es eine ungemütliche Nacht werden würde. Obwohl sie beide nicht groß waren, war es enger, als Evelyn erwartet hatte. Letztendlich lagen ihre Nasen nur wenige Zentimeter voneinander entfernt. Sie fühlte sich in vergessene Zeiten zurück versetzt, als sie während eines typischen Mädelsabend die einzige verfügbare Schlafmatratze mit drei, manchmal mehr, Mädchen geteilt hatte. Viel geschlafen hatten sie selbstverständlich nicht. Man musste schließlich reden, scherzen und kalte Pizza essen und die Nacht durchmachen, wie es sich gehörte.  Ein Kloß formte sich in Evelyns Kehle, als sie sich an damals erinnerte; damals, was ihr schon wie ein anderes Leben vorkam. Üblicherweise vermied sie es über ehemalige Freunde und Familie nachzudenken, weil diese Gedanken am Ende nur eine Ablenkung waren. Und Ablenkungen konnte sie in dieser Situation nicht gebrauchen. In diesem Moment strömten jedoch die Erinnerungen ungezügelt auf sie ein, weshalb sie ihr Gesicht in der Decke vergrub, auch wenn Millicent wohl kaum etwas hätte sehen können. Ihre Gefühle waren bereits durcheinander, nachdem sie das Ritual miterlebt hatte. Gerade noch war sie sorglos gewesen, hatte sich zugehörig und jemandem nahe gefühlt, als die Lichter im Himmel angefangen hatten zu verblassen. Mit dem schwindenden Schein der Felsen war auch ihre innere Ruhe verschwunden und die Sehnsucht nach Familie und Freunde war geblieben.  "Was hast du gelesen?" Es dauerte einige Sekunden, bis Evelyn in die Realität fand und sich räusperte. "Verwandlung leicht gemacht für besonders talentlose Idioten." "So ein Buch gibt es?" Geschockt zog Millicent die Luft ein, was Evelyns Stimmung ein wenig erheiterte. "Nein, aber im Prinzip, ist das der Inhalt. Es heißt natürlich anders." "Du bist aber kein Idiot." "An deinem Sarkasmus müssen wir wirklich härter arbeiten." Evelyn unterdrückte ein Gähnen. Mit jeder Sekunde fühlte sie sich sowohl körperlich, als auch geistig, mehr und mehr ausgelaugt. Der Schlaf drohte sie zu übermannen. "Evelyn, weißt du wirklich nicht, wie deine Eltern heißen?" Sie hatte bereits ein Kommentar für Millicent auf den Lippen, dass sie endlich still sein sollte und versuchen sollte zu schlafen, als die Frage langsam in ihr Bewusstsein sickerte. Erschrocken riss sie die Augen auf. "Was meinst du?" "Während Samhain", erwiderte Millicent leise, "du sagtest "Tochter von Unbekannt". Das ... das ist eine Phrase für Elternlose und Kinder ohne Familiengeschichte." Alles andere ließ Millicent ungesagt, doch es war selbst für Evelyn, deren Geist leicht benebelt vor Erschöpfung war, eindeutig, worauf sie hinauswollte. Sie presste ihre Fingernägel in ihre Handflächen, damit der Schmerz half die Müdigkeit niederzukämpfen.  "Ich bin elternlos, Millicent." Es war schwer genug sich nicht schon bei völlig wachem Zustand in Widersprüche zu ihrer Herkunft zu verstricken. Sie hoffte Millicent würde bald einfach die Augen zu machen und schlafen.  Ihre Hoffnung hielt nicht lange an. "Du musst doch wenigstens ihre Namen kennen." "Nein." Evelyns Antwort war schroff, aber zu mehr war sie nicht fähig. "Können wir bitte aufhören zu reden, ich bin müde." In der darauffolgenden Stille glaubte Evelyn Millicent endlich zum Schweigen gebracht zu haben, doch die ließ nicht locker. "Wirklich schade, Samhain wäre doch genau die richtige Nacht um ihnen zu gedenken." Evelyn seufzte und drehte sich um, weg von Millicent. "Mag sein." Kurz darauf spürte sie, wie die Matratze nachgab. "Mag sein?", wiederholte Millicent ungläubig und strapazierte damit Evelyns Geduld, die starr in die Finsternis schaute. "Eve, Samhain ist die Nacht der Toten!" "Bitte, nenn mich nicht Eve." Millicent überging den Einwand. "Du hast keine Ahnung, was Samhain ist, nicht wahr?" Erschrocken riss Evelyn den Kopf herum und schaute dorthin wo sie glaubte Millicents Augen zu erahnen. "Was? Wie kommst du darauf?" "Ich mag nicht so schlau sein wie du, aber ich merke, wenn mir jemand ausweicht. Wieso weichst du aus?" Evelyn schluckte, als Millicent für ihren Geschmack zu laut ihre Vermutung äußerte. "Sei bitte etwas leiser, ja?" Von den anderen war kein Laut zu hören, doch das konnte täuschen. Vielleicht lagen auch sie wach und bekamen gerade Dinge mit, die Evelyn lieber ganz für sich behalten hätte. "Da, schon wieder!" Dieses Mal hatte Millicent immerhin die Stimme gesenkt. "Sei ehrlich, hast du noch nie Samhain gefeiert?" Panisch suchte sie einen Weg hinaus aus der Ecke, in die Millicent sie gedrängt hatte, doch ihr Verstand wollte nicht richtig arbeiten. Gleichzeitig hatte sie das innige Verlangen sich jemandem anzuvertrauen. Ob dies die Nachwehen des Rituals waren oder die Reste der Gefühle, die die Erinnerungen in ihr hinterlassen hatten, konnte sie nicht sagen.  Sie befeuchtete ihre Lippen und wägte ihre Worte ab, während Millicent auf eine Antwort wartete. "Merlin, ja. Ja, ich habe vorher noch nie Samhain gefeirt. Zufrieden?" Kaum, dass die Worte ihren Mund verlassen hatten, schlug Millicent triumphierend auf die Matratze, was Evelyn zusammenzucken ließ.  "Pscht, leise", mahnte sie erneut, doch Millicent achtete nicht auf sie.  "Ich wusste es. Ha! Ich spüre, wenn jemand etwas verheimlicht." Der Fakt, dass Evelyn nie Samhain zelebriert hatte schien weniger wichtig zu sein, als ihr Triumph recht gehabt zu haben. Ein wenig beruhigte das Evelyns Puls.  "Dir kann man einfach nichts vormachen", bestätigte sie Millicents Ego mit skeptischem Blick.  "Nein, aber ...", endlich wurde Millicent wieder leiser, "du Ärmste; nie Samhain gefeiert. Dann war das heute dein erstes Mal!" Evelyn glaubte es wäre besser nichts zu sagen und blieb still. Ihre einzige Reaktion war ein leichtes Neigen ihres Kopfes.  "Ich versteh dich", fuhr Millicent fort. "Meine Eltern haben mich auch erst vor drei Jahren zu einem echten Samhain mitgenommen. Gar nicht so einfach heutzutage unbemerkt von den Muggeln eine Zeremonie abzuhalten." Millicent gab ihr, ohne es zu merken, den perfekten Ausweg, den Evelyn nicht zögerte zu nehmen. "Ja, wir haben in der Nähe einer eng bewohnten Siedlung gewohnt. Samhain war bei uns nie ein Thema." "Echt schade, dabei ist das so ein schönes Fest. Wie hat es dir denn gefallen? Ich habe mich so darauf gefreut, nachdem Papa erzählt hat, dass Hogwarts sogar einen eigenen Steinkreis hat. Ein echter Steinkreis, so etwas findet man heutzutage nicht mehr oft." "Millicent, darf ich dich etwas fragen?"  "Ja, sicher." Kurz zögerte Evelyn, doch nachdem sie bereits so weit gegangen war, konnte sie auch gleich den letzten Schritt tun. "Kannst du mir sagen, was genau wir da eigentlich gemacht haben? Was haben die Lichter bedeutet?" Sie hatte vorgehabt sich nächstes Wochenende, wenn beinahe ganz Hogwarts draußen im Quidditchstadion das erste Spiel der Saison feiern würde, in die Bibliothek zu setzen und ein wenig zu forschen. Nun, da Millicent glaubte, sie hätte selbst noch nie etwas mit Samhain und dem dazugehörigen Ritual zu tun gehabt, fühlte sie sich sicher, direkt zu fragen.  "Die Lichter waren Seelen." "Was?" Die Antwort überraschte Evelyn.  "Ja. Weißt du, in der Nacht von Samhain verschwimmen die Grenzen unserer Welt und die der Nachwelt. Wir gedenken den Toten, unseren Vorfahren, und halten ihre Erinnerung wach, damit ... mh ... ich weiß auch nicht. Mutter hat es mir erklärt, aber ... Bei ihr klang es besser." "Ich kann mir denken, wieso man ihnen gedenkt. Aber was genau haben die Coinnlear damit zu tun?"  "Es gibt tausende Seelen, die vergessen worden sind. Sie sind einsame Wesen und verloren im Nimbus. Wir halten unsere Vorfahren in Ehren, indem wir ihre Namen aufsagen." "Aber irgendwann sind auch Namen vergessen", murmelte Evelyn, und Millicent gab ihr recht. "Richtig. Die Coinnlear sind Kerzen, die in den Nimbus hineinleuchten und die einsamen Seelen zu uns führen. Sie kommen aus dem Vergessen und erfahren eine Nacht wie es ist im Licht zu wandeln. Meine Güte, wie das klingt." Millicent unterdrückte ihr Kichern mit den Händen. Fasziniert lauschte sie ihrer Erklärung und dachte an die vielen Lichter, die den Himmel über ihnen erleuchtet hatten. "So viele Geister ..." "Nein, keine Geister. Seelen", berichtigte Millicent sie. "Geister sind die, die sich weigern in den Nimbus zu gehen. Der Blutige Baron ist ein Widerhall dessen, was er im Moment seines Todes gewesen war. Er und die anderen Geister waren nie und werden niemals hinter die Schatten gehen." "Sie sind keine Seelen?" "Nein, sie sind nur eine Art, Abdruck." "Dazu verdammt auf Erden zu verweilen", beendete Evelyn den Satz, glücklich endlich etwas Familiäres zu hören.  Das Gespräch hatte Evelyns Müdigkeit völlig vertrieben, und so dachte sie über die Geister, oder Seelen, dieser Welt nach. Jene, die sie bereits getroffen hat und jene, die sie vermutlich nie zu Gesicht bekommen würde.  Langsam formte sich in ihr ein Verdacht, den sie aussprechen musste, auch wenn sie dabei gezwungen war um einige Ecken zu reden. "Sind meine Eltern vergessene Seelen, weil ich nicht ihre Namen kenne? Oder weil ich seit ihrem Tod nie einen Coinnlear für sie habe aufsteigen lassen?" Sie fragte weniger für sich, da ihre vermeintlich toten Eltern nicht existierten, sondern aus Interesse an dem Thema. Eine Hand schob sie zu ihr und umschloss ihren Unterarm. "Nein, keine Angst. Es gibt mehr Wege sich an jemanden zu erinnern, als den Namen. Samhain ist für die, die niemanden mehr haben, mit dem sie einen Moment hier im Jetzt geteilt haben. Deine Eltern sind bei dir, jeden Tag, nicht nur an Samhain."  Evelyn fühlte sich schuldig die Worte Millicents nicht so würdigen zu können, wie es ihnen gerecht gewesen wäre. Millicent war noch ein Kind und doch war es genau das, was jemand in Evelyns Situation hätte hören müssen. Worte, die Harry hätte hören müssen.  Sie glaubte, dass sich noch mehr hinter dem Ritual rund um Samhain verbarg, aber Millicent konnte ihr das Fest nur soweit erklären, wie sie es selbst verstand. Sie entschied sich es dabei zu belassen und stattdessen selbst ein wenig nachzuforschen. Vielleicht würde sie auch Ollivander bitten es ihr zu erklären.  Ihre Gedanken wechselten zu dem Brief, den er ihr mit der Coinnlear geschickt hatte. Ein Brief, den sie glaubte nie mehr von ihm zu bekommen. Nun, da Halloween vorbei war und sie morgen, oder eher heute, hoffentlich Hermine zusammen mit den Jungs frühstücken sah, konnte sie sich wieder auf weniger wichtige Dinge konzentrieren. Tatsächlich würde sie das restliche Schuljahr kaum mehr Sorgen haben müssen, dass etwas anders verlief, als es eigentlich sollte. Bis zum Fund des Steins war das Jahr recht ereignislos und nun, da Hermine ihnen half, würden die Drei alle nötigen Informationen finden, die sie benötigten. Man könnte fast sagen, dass es ziemlich langweilig werden würde.  Evelyn schnaubte. Hogwarts und langweilig, garantiert nicht.  Sie selbst hatte trotzdem noch einiges zu tun. Allen voran musste sie die Punkte wieder ausgleichen.  Ein tiefes Schnaufen neben ihr kündigte an, dass Millicent eingeschlafen war, was Evelyn schmunzeln ließ. Sie hatte sich bisher kaum bewegt und würde wohl morgen einige ihrer Knochen besonders spüren, aber was tat man nicht für Freunde? Die Tage zogen an Evelyn vorbei, das Quidditchsspiel kam und ging. Daphne war von ihnen allen am enthusiastischen gewesen und hatte es kaum erwarten können zum Stadion zu gehen. Aus Evelyns Plan sich abzusetzen und das Spiel ohne sie passieren zu lassen war leider nichts geworden. Daphne hatte sie alle praktisch an den Mänteln hinaus geschleift, ohne auf Proteste zu achten. Evelyn hatte fürchterlich gefroren, da der Wind auf den offenen Tribünen jedem unbarmherzig um die Ohren pfiff. Sie hatte sich gar nicht ausmalen wollen, wie es für die Spieler auf ihren Besen sein musste.  Das Spiel selbst hatte sie wenig interessiert und auch Lee Jordans Kommentare, die tatsächlich unterhaltsam gewesen waren, hatten sie nicht mitreißen können. Irgendwann hatten Pansy und Millicent gejubelt, wenn Slytherin einen guten Zug gemacht hatte, nicht dass sie es von sich aus erkannt hätten. Meistens hatten sie nur reagiert, wenn Daphne ihre Hände in die Höhe gerissen hatte.  Anfangs hatte Evelyn versucht selbst nach dem Schnatz zu suchen, doch selbst, wenn die Wetterverhältnisse besser gewesen wären bezweifelte sie, dass sie das kleine Ding entdeckt hätte.  Als Harrys Besen begonnen hatte seltsam zu hüpfen, war sie beinahe schon erleichter gewesen. Ihr Blick war sofort zur Lehrer-Tribüne gewandert, wo sie zwei Professoren entdeckte, die ihren Blick fest auf Harry gerichtet hatten. Nach Ron oder Hermine zu suchen war beinahe sinnlos, da die Gryffindor-Tribüne sowieso nur ein Meer aus Rot und Gold gewesen war, in denen man keine Gesichter hatte erkennen können.  Hermine war, wie erhofft, seit Halloween immer in Begleitung der Jungs gewesen, womit Evelyn ihre Aufgabe als beendet angesehen hatte. Zumindest für dieses Schuljahr.  Glücklicherweise hatte es von da an nicht mehr lange gedauert, bis Harry den Schnatz gefangen hatte. Daphne war am Boden zerstört gewesen ausgerechnet gegen Gryffindor verloren zu haben. "Aber, Merlin, Potter kann fliegen. Den Schnatz mit dem Mund gefangen; davon wird man in Jahren noch sprechen."  Auch ihre Nachhilfe bei William hatte sie begonnen, nachdem sie schließlich doch Professor Sprout gebeten hatte ihr zu helfen ihn zu finden. Booth war ein kurz gewachsener Junge, mit langem, gelocktem Haar. Abgesehen von seiner wild gewachsenen Mähne, an die Molly Weasley mit Sicherheit gerne Hand angelegt hätte, war an ihm nichts Außergewöhnliches. Evelyn vermutete, dass er ein Muggelgeborener war, hatte aber nie gefragt.  William hatte glücklicherweise sofort zugesagt, als sie ihn eines Morgens gefragt hatte, ob er ihr helfen würde. Sein Eifer hatte sich im Unterricht fortgesetzt, den er am liebsten noch am selben Tag begonnen hätte. Bis zu ihrer ersten Stunde hatte er einen Wochenplan für die nächsten Monate aufgestellt, den er Evelyn ohne auf eventuelle Widerworte zu achten in die Hand gedrückt hatte. Sie hatte das Gefühl gehabt, dass er das nicht zum ersten Mal machte und hatte tatsächlich ein wenig Hoffnung, dass er ihr helfen könnte.  Die ersten Übungen waren jedoch wenig vielversprechend gewesen, wobei sie ihm zugutehalten musste, dass er unermüdlich und geduldiger war, als Evelyn es in seiner Situation gewesen wäre. In seiner ruhigen Art hatte er ihr von Anfang an jedoch versprochen, dass sie mit seiner Hilfe keine Angst vor den Prüfungen haben musste. In dem Moment hatte sie es nicht übers Herz gebracht ihm zu beichten, dass die Prüfungen nie ihre Sorge gewesen waren und es vermutlich auch nie sein werden.  Blaise hatte irgendwann behauptet, sie würde Williams Hilfe gar nicht benötigen, da sie mit ihm genauso gut gelernt und Fortschritte gemacht hatte, als mit dem älteren Hufflepuff. Allerdings musste Evelyn eingestehen, dass William weitaus besser erklären konnte – und ihr Dinge vorführen konnte – als Zabini, was dazu geführt hatte, dass er Evelyn einige Tage schmollend ignoriert hatte; nur um dann plötzlich beim Frühstück wieder mit ihr zu reden, als sei nie etwas passiert.  Sie begann dieses ruhige Leben in Hogwarts zu genießen, in dem sie ihre Tage mit völlig gewöhnlichen Dingen verbrachte.  Pansy hatte ihr sogar beigebracht, wie man Koboldstein spielte. Ein unter Slytherin beliebtes Spiel, was Evelyn arg an Murmeln erinnerte. Eigentlich hatten sie nur die hübsch glänzenden, mit seltsamer Flüssigkeit gefüllten und etwa walnussgroßen Kugeln interessiert, doch ehe sie sich versah, war sie von Pansy mitten in eine Partie geworfen worden, die sie haushoch verloren hatte. Pansy hatte sichtlich Spaß gehabt Evelyns Gesicht mit der Flüssigkeit im Innern der Kugeln, die sich als übelriechend und gar nicht mehr so hübsch herausgestellt hatte, zu bespritzen. Auch Zabini hatte sichtlich Freude an dem Spiel, weigerte sich jedoch nach einer blamablen Niederlage gegen Draco erneut gegen ihn zu spielen. Draco hatte sich als hervorragender Spieler herausgestellt, der selbst ältere Schüler mit Leichtigkeit schlagen konnte. Keine Partie hatte er bisher verloren, was Pansys Bewunderung für ihn nur noch mehr anfachte.  Anfang Dezember hatte Pucey eine Liste im Gemeinschaftsraum ausgehängt für diejenigen, die über die Ferien in Hogwarts bleiben würde. Für Evelyn war das völlig uninteressant gewesen, und auch sonst war die Liste erstaunlich leer geblieben. Nur einige ältere Schüler blieben über die Ferien im Schloss, vermutlich um für ihre NEWTS zu arbeiten. Der Rest des Hauses würde wie Evelyn auch nach Hause fahren.  Nach Hause, Worte, die sie oft benutzte, wenn sie mit den anderen über die bevorstehenden Ferien redete, doch eigentlich hatte sie nur eine Unterkunft, die man kaum als Zuhause bezeichnen konnte. Selbst den Luxus Hogwarts als ihr Zuhause bezeichnen zu können, hatte sie nicht. Es kam dem sehr nahe, keine Frage, aber insgeheim sah sie sich auch nach den drei Monaten, die sie hier nun schon hatte verbringen dürfen, als Fremdkörper. Dieses Gefühl würde wohl nie weggehen, dachte sie während einer ruhigen Minute, in dem ihr ihre sonderbare Existenz hier wieder ins Bewusstsein gekommen war.  Trotzdem war sie zufrieden. Sie sah Harry, Ron und Hermine oft lachend durch die Gänge gehen, wobei die Drei meistens zu weit entfernt waren, als dass sie die Slytherin bemerkt hätten, die sie beobachtete. Jedes Mal freute sie sich das Bild zu sehen, dem sie nie müde werden würde. Nach und nach passte sich auch das Schloss der festlichen Stimmung an und kündigte für viele die ersten Ferien des Schuljahres an. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)