Pray von Jestrum_Cosplay (for a better Day) ================================================================================ Kapitel 4: Au bord de la Seine ------------------------------ Am frühen Morgen des kleinen Pariser Vorortes, drehten Alfred und Matthew eine Runde an der Seine. Es war noch recht ruhig so früh am Morgen und kaum eine Menschenseele war zu sehen, die aufgehende Sonne tauchte die Umgebung in ein sanftes Licht und ließ die Straße an der Seine idyllisch und schön wirken. Fast so, als würde es keinen Krieg um sie herum geben. Matthew hing während des Spazierganges seinen Gedanken über den fremden Mann aus der Kneipe nach. Die grauen Haare im Kontrast zu den rötlichen Augen, die blasse Haut und dieser faszinierende Blick mit dem er ihn gemustert hatte. Ihm wurde bei dem Gedanken ganz warm ums Herz und ein seltsames Kribbeln entstand in seiner Magengegend. Matthew kannte dieses aufsteigende Gefühl nicht und fragte sich, was dies zu bedeuten hatte. Immerhin war es ein Mann über den er nachdachte. Warum dachte er überhaupt über einen Mann nach? „Du bist seit gestern Abend immer wieder Mal in Gedanken Matt“, stellte Alfred beiläufig fest und sie blieben stehen. Ertappt sah Matthew zu dem Amerikaner, unsicher blickte er ihn aus blauen Augen an und er konnte schwören, dass sich eine leichte röte auf seinen Wangen abzeichnete. „Was beschäftigt dich?“, fragte Alfred und legte eine Hand auf Matthews Schulter, er kniff diese mit sanftem Druck und Matthew verstand, dass er sich ihm ruhig anvertrauen konnte. Und bei Gott, das konnte Matthew definitiv, das wusste er. Schließlich würde Alfred von allen am ehesten verstehen, was er seit gestern fühlte. Matthew kratzte also sein letztes bisschen Mut zusammen und hob dann den Blick, sah Alfred in die Augen und meinte: „Weißt du, gestern in der Kneipe, da saß in der hintersten Ecke dieser eine Mann. Er war recht dunkel gekleidet und hat Rotwein getrunken, vielleicht ist er dir ja auch aufgefallen.“ Alfreds Mimik veränderte sich, in seinem Blick lag etwas, was Matthew nicht genau deuten konnte und nachdenklich sagte Alfred: „Yes, der Mann ist mir gestern auch aufgefallen, er hat immer wieder Mal zu uns rüber gesehen. Gut, eigentlich hat er die meiste Zeit nur zu dir gesehen.“ Matthew nickte zur Antwort. Das hatte der Fremde. Er hat die meiste Zeit nur ihn angesehen und er fragte sich noch immer warum. Er hatte gestern nicht sonderlich viel getan um Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, was zum Großteil daran lag, dass er noch viel zu Müde von der langen Reise war. „Matt? Fandest du ihn irgendwie interessant?“, fragte Alfred geradewegs heraus, der Amerikaner war niemand der lange fackelte sondern direkt zum Punkt kam – So hatte er es bei Arthur damals auch gemacht und war erstmals ordentlich auf die Schnauze geflogen, erinnerte sich Matthew daran, ehe er antwortete: „Irgendwie. Zumindest rein optisch betrachtet aber ich weiß auch nicht. Er ist nur ein Fremder und das würde nicht gut ausgehen schätze ich.“ „Wie meinst du das? Ich mein, ich hab bemerkt dass er definitiv kein Franzose war, dafür wirkte er zu… Nicht Französisch, verstehst du?“ Matthew lachte leise bei dem kläglichen Versuch von Alfred seine Gedanken wieder zu geben und er nickte: „Ich verstehe was du mir sagen willst und das hab ich eben auch im Hinterkopf. Ich vermute tatsächlich eher dass er ein Deutscher ist. Vermutlich sogar Soldat. Zumindest ein ehemaliger Soldat.“ Alfred nickte verstehend: „Da ist was dran, als er die Bar verlassen hat, hatte er sich mit einer Krücke abgestützt, er schien wohl irgendeine Verletzung am Bein gehabt zu haben.“ „Genau. Also ja, wie wir sehen – Ich sollte besser nicht weiter darüber nachdenken, es würde mich ohne hin nur verwirren und frustrieren.“ Der Kanadier konnte in Alfreds Augen erkennen, dass dieser ihn mitfühlend ansah. Er verstand ihn und dafür war Matthew dankbar. Alfred war bislang immer der einzige gewesen der ihn irgendwie verstanden hatte. „Wir sollten wieder zurückgehen, oder?“, schlug Alfred schließlich vor und Matthew nickte dankend: „Sollten wir und Alfred?“ Der Amerikaner sah ihn fragend an. „Danke für dein Verständnis.“ „Nicht dafür, Moose“, Alfred zwinkerte und Matthew schlug ihm freundschaftlich gegen den Oberarm und lachte: „Nenn mich nicht so Kid.“ * Gilbert lag wach im Bett, er hatte den wohl verworrensten Traum gehabt. Er hob einen Arm über seine Stirn und starrte die Decke an, seine Brust hob und senkte sich aufgeregt, sein Atem ging schnell und er versuchte diesen wieder etwas zu regeln. Sein Oberteil war nass geschwitzt und klebte an seinem dünnen Oberkörper, als er trocken auflachte. Er kam sich vor wie ein Jugendlicher der seine Hormone nicht unter Kontrolle hatte. Gilbert schloss seine Augen und fuhr sich durch seine verschwitzten Haare, ehe er sich aufsetzte und versuchte aus dem Bett zu hieven. Humpelnd ging er zu seinem Kleiderschrank über und zog frische Kleidung hervor, ehe er in das Bad ging und sich kalt duschte. Mit den Gedanken noch immer bei dem Traum in welchem der Soldat von gestern Abend eine Rolle gespielt hatte. Frisch angezogen ging er in den kleinen Vorraum seiner Wohnung, als sein Blick auf den Brief von gestern fiel. Er lächelte traurig und nahm diesen an sich, schnappte sich seine schwarze Jacke vom Haken und die Krücke, ehe er seine Wohnung verließ. Die Luft die ihn draußen empfing war kühl und tief nahm er diese in seinen Lungen auf, schloss die Augen und machte sich dann langsam auf den Weg um den Brief wegzubringen, als dies erledigt war lief Gilbert den Weg zurück an der Seine entlang. Abrupt jedoch blieb er stehen als er den jungen Mann von gestern sah. Die dunkelblonden Haare, die leicht wellig bis zu dessen Kinn reichten und so seidig weich aussahen. Die blauen großen Augen hinter den Gläsern seiner Brille und das leichte Lächeln welches er auf den Lippen trug als er mit dem vorlauten unsympathisch wirkenden Amerikaner von gestern sprach. Gilbert wusste tatsächlich das erste Mal in seinem Leben nicht wie er sich verhalten sollte. Umdrehen und wieder gehen? Aber was wenn er ihn bereits gesehen hatte, das würde auch komisch kommen. Der Preuße atmete schließlich tief durch, versuchte sich zu sammeln und schüttelte dann kaum merklich den Kopf. Er benahm sich wirklich wie ein hormongesteuerter Jugendlicher. Ein leichtes Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen ab und er setzte seinen Weg schließlich fort. Ging gemächlich an den beiden Amerikanern vorbei schenkte dem vorlauten Blonden einen undefinierbaren Blick, während er den anderen freundlich anlächelte. Dann kehrte er ihnen wieder den Rücken zu und ging weiter den grauen Feldweg der Seine entlang. * „Also wenn du mich fragst, war dein geheimnisvoller Kneipen Mann nicht nur irgendein Deutscher Soldat, sondern ein deutscher Soldat mit hoher Position“, stellte Alfred fest und sah dem grauhaarigen Mann nach. Matthew seufzte frustriert: „Es macht tatsächlich den Eindruck als wäre er es gewesen.“ Seine Hoffnungen auf Chancen wurden immer kleiner, doch da war etwas, was ihm die Hoffnung nicht komplett aufgeben ließ – Dieses kleine Lächeln welches er ihm geschenkt hatte. Der fremde Mann hatte ihn angelächelt als er vorbei gelaufen war. Matthews Herz pochte aufgeregt als er an die blassen Lippen dachte, die zu diesem unverschämt charmanten Lächeln verzogen wurden. Diese schmalen Augen die ihn warm angesehen hatten. Ihn allein. „Ich weiß nicht worüber du gerade nachdenkst Matt aber wir sollten weiter gehen, sonst kommen wir noch zu spät zurück und du weißt wie unser General sein kann“, meinte Alfred ihn aus seinen Gedanken reißend. Matthew zuckte kurz zusammen und nickte nur: „Ja ich weiß.“ * Am Abend ging Gilbert nach langem Nachdenken über den Amerikaner seiner Routine Tätigkeit nach und er machte sich auf den Weg in die Kneipe vom gestrigen Abend. Vielleicht auch mit der kleinen Hoffnung wieder auf ihn zu treffen. Er lächelte über diesen idiotischen Gedanken. Was wenn der junge Mann nicht mal an ihm interessiert wäre? Und selbst wenn, ein amerikanischer Soldat und ein Ex-Soldat der Deutschen? Sowie ein Ex-Rapportführer. Sein Lächeln erstarb bei dem Gedanken. Besser tut er daran, wenn er auf Distanz blieb und sollte es zu einem Gespräch zwischen ihnen kommen nicht zu verraten was seine damaligen Ränge so waren. Er betrat schließlich die Kneipe und sah sich um, hing die Jacke an den Haken der Garderobe und begrüßte den Barkeeper, bestellte seinen üblichen Wein und setzte sich an den üblichen Platz. Die Krücke lehnte am Fenster neben ihm und sein linkes Bein streckte er aus, sah nachdenklich nach draußen in die dunklen Straßen die ein wenig von den warmen Laternen erhellt wurden. Die Seine glitzerte im Mondlicht und wirkte ruhig und schön. Gilbert lächelte entspannt, er liebte diesen Anblick und spürte direkt eine innere Ruhe in sich aufkommen. „Dein Wein Gilbert“, sprach einer der Angestellten zu ihm und Gilbert schenkte ihm ein dankbares Lächeln: „Merci.“ Er nahm das Glas in die Hand und schwenkte es, die rote Flüssigkeit darin glitzerte und hinterließ ein schönes Fenster an den Glaswänden und als er genauer durch das Glas sah, konnte er die Umrisse eines Menschen ausmachen, die ihm ziemlich vertraut vorkamen. Er hob seinen Blick und seine Augen trafen direkt die Blauen von dem Soldaten. Gilberts Herz pochte aufgeregt und es war als würde ihm die Luft wegbleiben, als der junge Mann seine Lippen bewegte und mit warm klingender Stimme fragte: „Hello, dürft ich mich dazu setzen?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)