Servant Stories von Erenya ================================================================================ Kapitel 5: Another Point of View -------------------------------- Harada wusste nicht was ihn mehr wurmte, dass sein Master ihn belogen, oder er die Wahrheit nicht selbst erkannt hatte. Erst durch Archer hatte er erkannt, warum sein Master sich in seiner Aura so anders anfühlte. Ausgerechnet durch ihn, dem Prinzen von Troja. Dank dem Gral hatte Harada einiges an Wissen über ihn. Der Mann, der Helena gestohlen und nach Hause genommen hatte. Der Mann, der sich hinter seinem Bruder versteckt und ihn nur wegen Apollons Kraft hatte rächen können. Er wäre kein guter Servant für seinen Master gewesen. Harada hatte für sich entschieden, dass er seinen Master vor Paris... vor dem schwarzen Archer beschützen musste. Und doch hatte sie ihn belogen oder viel mehr nicht alles erzählt. Und das nur weil sie seinen Respekt wollte. „Was willst du Assassin? Wie lange hast du noch vor mich zu beschatten?“, fragte Harada, als er bei einer Brücke inne hielt. Er hatte verstanden, dass Assassin, wenn er seine Präsenz nicht verbarg, entdeckt werden wollte. Ein seltsamer Typ. Umso schlimmer war es dass sein Master diesem suspekten Typen und seinem Master vertraute. „Du hast nun erfahren was dein Master geheim hielt und entfernst dich dennoch von ihr? Meinst du nicht dass sie das angreifbar macht?“ Harada murrte, als er die Belehrung des Assassinen hörte. Vor allem jetzt, da Assassin bei ihm war und nicht bei ihr, wie schon den ganzen Tag über. Er machte sich Sorgen, doch sein Stolz war zu angeknackst, um sich dies einzugestehen. „Sie wollte mir ihrem Problem alleine klar kommen, also wird sie die paar Stunden durchhalten.“ Assassin schwieg und doch wusste Harada, dass ihm etwas auf der Zunge lag, denn er ließ die Schatten hinter sich und offenbarte sich dem Speerkämpfer. „Ich entschuldige meine Vermessenheit im voraus. Aber... ich habe deinen Master einige Zeit beobachtet. Meiner Meinung nach wollte sie mit ihrem Problem nicht alleine klar kommen, sondern deinen Respekt. Etwas, dass doch vollkommen normal für einen Menschen ist, oder nicht?“ Harada wusste das. Sie hatte es ihm ja sehr deutlich gesagt. Doch das andere es auch ohne ihre Worte bemerkt hatten, oder wussten, vor allem Assassin, störte ihn. „Auch wir haben uns zu Lebzeiten nicht mehr als Respekt von jenen gewünscht, für die wir gekämpft, gelebt und gehandelt haben. Das wird auch für die Zukunft nicht anders sein.“ „Aber selbst du musst einsehen, dass sie naiv ist, einfältig, absolut unerfahren und viel zu vertrauenseelig.“ Er sprach sich seinen Frust von der Seele und doch war da diese kleine miese Stimme in seinem Kopf die ihm süßlich 'Arschloch' entgegen hauchte. So als sei er schon wieder unfair zu ihr gewesen, was er auch genau wusste. „Weder mein Master noch ich würden deine Ansicht abstreiten. Niemand würde das. Aber bedenke ihre Situation und was du von ihr weißt oder eben nicht weiß.“ „Was ich nicht weiß?“ Harada war überfordert mit dieser Aussage und wieder war in seinem Kopf dieses Stimmchen, dass Assassin Recht gab. Seltsamer weise klang diese Stimme mehr nach Shinpachi als nach seinem Gewissen. „Wie ist es wohl in ihrer Welt zu leben? Wie ist sie aufgewachsen? Was hat sie schon erlebt? Das sind alles Dinge, die du nicht bedenkst. Und wir, als Servants, werden den Hintergrund unserer Master auch nie vollständig verstehen können, weil wir nur für eine beschränkte Zeit hier sind.“ Mit wenigen Worten hatte Assassin es geschafft. Er hatte Haradas Wut getötet. Der Samurai war vielleicht impulsiv, raufwütig und im Kampf auch erbarmungslos, aber er war niemals ungerecht gewesen. Vor allem nicht gegenüber von Frauen. Und doch er hatte Erenya unrecht getan und sie spüren lassen, was er von ihr hielt. Dafür hätte er sich ohrfeigen können. „Ich habe selbst etwas gebraucht um deinen Master zu verstehen. Aber nach einem Gespräch weiß ich, dass sie nur so wirkt, wie wir sie sehen. Sie weiß, dass mein Master sie benutzt. Aber sie weiß auch, dass sie nicht viele Optionen hat und nicht viel Hilfe erwarten kann. Mein Master ist für den Moment ihre größte Stütze in der schwarzen Fraktion.“ Harada nickte verständnisvoll. Er verstand langsam und fühlte sich dadurch noch mehr wie ein dummer Esel. Seine Wut mochte zwar berechtigt gewesen sein, doch ihm wurde immer klarer, wie unfair er seinem Master gegenüber gewesen war. „Warum hilfst du uns gerade, Assassin? Ist das ein Befehl deines Masters?“ Es war eine Frage, die Harada plötzlich in den Sinn gekommen war und an die er während des Gespräches nicht einmal gedacht hatte. „Ich denke... Hm... Es wäre zu früh sie zu verlieren. Mich persönlich interessiert, was sie in diesem Krieg alles tun wird. Und mein Master scheint ebenfalls daran interessiert zu sein, das zu erleben.“ Assassin war wirklich eine windige Schlange. Er sagte nicht viel und doch war es ausreichend um Harada eine Erklärung zu liefern, die ihm für den Moment vollkommen reichte. „Du und dein Master, ihr seid beide wirklich seltsam.“ Harada grinste Assassin an, der nur mit den Schultern zuckte. Er schien das schon häufiger gehört zu haben, was Harada nicht verwunderte. Er traute seinen Augen nicht, als er Archer über seinen Master gebeugt sah. Sie wehrte sich nicht, schien aber auch nicht im geringsten locker zu sein. So als gingen ihre viele Dinge durch den Kopf, oder als wäre sie unsicher, was sie von dieser Situation halten sollte. Auch wenn er sah, dass Archer nicht wie ein hungriges Tier ihre Kleidung zerfetzte und sie gierig zu seinem Eigentum machte, ertrug Lancer diesen Anblick nicht. In seinem Kopf gab es nur einen Gedanken: 'Mit jedem aber nicht mit Archer!' Er ertrug den Gedanken einfach nicht, dass sie Archer verfiel und er ihr einen Troja-ähnlichen Untergang bescherte. Als ihr Servant, durfte er das nicht zulassen. Ohne zu zögern, packte er Archer am Kragen und war froh, dass sie noch nicht so weit gewesen waren, dass er Archer am Arm oder dergleichen anpacken musste. Er war also gerade rechtzeitig gekommen. Es tat ihm auch nicht leid, als er Archer von seinem Master wegzerrte und dieser dabei geräuschvoll auf dem Boden ankam und sich seinen Kopf an der Wand anschlug. Nur eine Sache tat ihm leid, dass er Archer vor Erenya nicht die Leviten lesen konnte. „Meine Warnung war wohl nicht deutlich genug, oder? Lass die Finger von meinem Master, oder du wirst es bereuen“, raunte Harada zornig und sah Archer streng an. Archer war wütend, dass wusste Harada, als sie sich auf dem Dach des Love Hotels gegenüber standen. Er wusste, dass Archer sogar kurz davor war, seinen Bogen zu nehmen und dies zu einem tödlichen Kampf zu machen. „Hast du nicht langsam genug davon Erenya zu bevormunden? Sie ist alt genug um selbst zu entscheiden wem sie nahe sein will und wem nicht.“ Harada mahnte sich zur Ruhe, auch wenn Archer gerade seinen dünnen Nervenseilen zog. „Und dann? Wenn du sie flach gelegt hast? Lässt du sie dann fallen? Verrätst du sie?“ Er sah, wie sich Archers Augen vor Entsetzen weiteten. Hatte er ihn ertappt? Nein, dass waren nicht die Augen eines Mannes der nur mit Frauen spielte. Im Gegenteil Archers Entsetzen wich blanker Wut und schneller als Harada hätte reagieren können, schoss ein Pfeil an ihm vorbei. „Du hast Glück, dass du Erenyas Servant bist. Ich würde ihr mehr schaden als ihr helfen, wenn ich dich auslöschen würde.“ Archer ließ den Bogen sinken, doch Harada war eines klar: Er hatte eine empfindliche Grenze überschritten. „Ist das deine Antwort?“ „Ich würde ihr niemals etwas tun!“ „Und wenn dein Master es dir mit einem Befehlszauber befiehlt?“ Schweigen. Es war eine Frage, die wohl kein Servant beantworten konnte. Befehlszauber waren absolut und kein Servant konnte sich gegen sie verwehren. „Dann wirst du mich töten müssen, Lancer“, antwortete Archer vollkommen klar. „Dann werde ich dich töten“, stimmte Harada zu. Auch wenn es nicht viel gab, worüber sich beide einig schienen, sie wollten beide Erenya beschützen. Immerhin darin stimmten sie überein. „Sag mir, Lancer, was empfindest du für Erenya?“ Fragend hob Harada eine Augenbraue. Was wollte Archer mit dieser Frage bezwecken? Wofür stellte er sie überhaupt? „Sie ist mein Master. Nicht mehr und nicht weniger. Aber wie stehst du zu ihr?“ Er wartete und sah Archer misstrauisch an. Und gleichzeitig fürchtete er die Antwort. „Sie bedeutet mir viel und ich will sie beschützen. Man könnten sagen... Ja... ich bin wohl verliebt.“ Archer lächelte. Es war dieses Lächeln, dass Harada klar machte, dass Archer nicht log, denn er hatte genau dieses Lächeln immer gezeigt, wenn er an seine Frau dachte. Shinpachi hatte dieses Lächeln immer gehasst und Harada verstand nun warum. Wenn man selbst niemand hatte, der einem so zum Lächeln brachte, schmerzte es in der Brust. „Wenn du in sie verliebt bist, dann halte dich von ihr fern, oder es wir ihr nur Unglück bringen.“ Für Harada war dies die letzte Warnung. Noch einmal, würde er sie nicht aussprechen. Das Archer noch lebte, verdankte er einzig und allein Erenya. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)