Playtime von yamimaru (~ oder wenn Reita den Mund mal wieder zu voll nimmt ~) ================================================================================ Prolog: 01. November 2017 - Tag X --------------------------------- Uruhas Nase kräuselte sich, die Lider zuckten, aber noch ließ er seine Augen geschlossen, war es doch viel zu schön, so wach zu werden. Aufzuwachen, weil er nicht mehr müde war und nicht, weil er im Schlaf mal wieder seine Decke von sich gestrampelt hatte und nun am ganzen Körper erbärmlich fror. Er schmiegte sich noch näher gegen Aoi, der ihn von hinten umschlungen hielt und dem er es eindeutig zu verdanken hatte, dass er sich so mollig warm und geborgen fühlte. Hach ja, so könnte jeder Morgen beginnen. In den Armen seines Schatzes, die Finger durch sein weiches, kurzes Haar kraulen lassend …   Momentchen mal. Wenn Aoi hinter ihm lag, wie kam es dann, dass er durch seine Haare kraulen konnte, ohne seinen Arm irgendwie schräg nach hinten und in nicht wirklich angenehmer Haltung verdrehen zu müssen? Und seit wann waren Aois Haare derart kurz?   Blinzelnd öffnete er die Augen und sah sich einem Bild gegenüber, das er in seinem schlaftrunkenen Zustand zunächst absolut nicht zuordnen konnte. Aber wenigstens hatte sich schon mal geklärt, dass er über Nacht nicht zu einem vielarmigen Alien mutiert war. Denn der Haarschopf, durch den seine langen Finger noch immer kraulten, gehörte eindeutig nicht zu seinem Freund. Dieser lag wie eben schon festgestellt brav hinter ihm und hatte ihn mit einem Arm umschlungen. Und zumindest hier war er sich sicher, dass der Arm zu Aoi gehörte. Die vielen Ringe an den schlanken Fingern waren unverkennbar.   So weit … so seltsam. Erneut blinzelte er, aber an dem Bild vor seinen Augen hatte sich noch immer nichts geändert. Außer, dass sich langsam die Antwort darauf in sein Hirn schlich, warum es ausgerechnet Reita war, der mit ihnen im Bett lag. Und im gleichen Maß wie sich die Erinnerungen an die letzte Nacht in seinem Geist manifestierten, zauberten sie auch ein versonnenes Lächeln auf seine Lippen. Er seufzte leise, streichelte dem Bassisten einmal kurz mit dem Daumen über die stoppelige Wange und schloss dann wieder die Augen.   Das Schöne daran, ohne Frostbeulen aufzuwachen, war nämlich auch, dass er einfach wieder weiterschlummern konnte. Immerhin mussten die Erinnerungen an die letzte Nacht noch einmal ausführlich von seinem gedanklichen Kopfkino gewürdigt werden. Kapitel 1: 27. Mai 2017 - Reitas Geburtstag ------------------------------------------- * Mein Leben lang habe ich nach Anerkennung gesucht. Anerkennung von Familie und Freunden – später auch von unseren Fans. Was ich jedoch nie gesucht habe, war Liebe. Versteht mich nicht falsch, jeder Mensch strebt nach Liebe, aber ich spreche von der romantischen, der unsterblichen und so häufig verkitschten Liebe. Um meine körperlichen Gelüste auszuleben, hatte ich sie nie gebraucht und für mein Seelenheil hatte mir die platonische Liebe meiner Freunde genügt. Aber dann? Ja, dann kamst du. *   Einige Monate früher …   „Na, was schreibst du so Wichtiges in dein Büchlein, dass du gar nicht mitbekommst, wenn ich mit dir rede?“ Warme Lippen streiften seinen Nacken und er zuckte ein wenig zusammen, war er doch tatsächlich tief in Gedanken versunken gewesen. Doch nun umspielte ein feines Lächeln seine Lippen, während er den Stift senkte und das geöffnete Notizbuch auf seinen Schoß legte.   „Du kannst es lesen, wenn du willst.“ Er blickte zu Aoi auf, der sich leicht über die Lehne des bequemen Sessels gebeugt hatte, auf dem er es sich gemütlich gemacht hatte. Uruha hob die rechte Hand, um mit dem Zeigefinger bedächtig über den Hals des anderen zu streicheln und sich an der Gänsehaut zu erfreuen, die diese sachte Berührung mit sich brachte.   „Nein, nein, so neugierig bin ich nicht. Außerdem respektiere ich deine Privatsphäre.“   „Ach.“ Seine Brauen wanderten nach oben, während er mit den Augen der Gestalt seines Freundes folgte, der nun um den Sessel herumging und sich neben ihn auf die Armlehne hockte. „Und das hat nichts damit zu tun, dass du nur nicht lesen willst, welch Gemeinheiten ich über dich schreibe?“   „Hast du denn Grund dazu, etwas Gemeines über mich zu schreiben?“   „Nein, normalerweise nicht. Nur, wenn du mich mal wieder geärgert hast.“   „Und was schreibst du, wenn ich nett zu dir war?“ Aoi lächelte keck und Uruha näherte sich dem schönen Gesicht seines Partners, ließ seine Zunge hervorblitzen, um für einen Moment über die vollen Lippen zu lecken.   „Mmmh, dann lasse ich all die schönen Dinge noch einmal Revue passieren, die du mit mir angestellt hast.“ Ein schlanker Finger zeichnete den tiefen Ausschnitt des Shirts nach, welches einen überaus ansprechenden Teil von Aois Outfit für ihren bevorstehenden Auftritt darstellte. „Und schreibe über all das, was mich zum Schreien gebracht hat“, raunte er und schaute sein Gegenüber aus funkelnden Augen an, musste aber im nächsten Moment auflachen, als von hinter ihm die Reaktion kam, mit der er fest gerechnet hatte.   „Nehmt euch ein Zimmer, verdammte Scheiße!“ Ruki, ganz der Giftzwerg, rauschte an ihnen vorbei und von eben jenem war auch dieser überaus nette Ausruf gekommen. Auch Aoi grinste erst einmal breit wie ein Honigkuchenpferd, bevor er ihm einen Finger unters Kinn legte und seinen Kopf daran etwas nach oben drückte, um seine Lippen für einen viel zu flüchtigen Kuss in Beschlag zu nehmen.   „Das hast du doch mit Absicht gemacht.“   „Immer“, gab Uruha heiter grinsend zu und nickte. „Das bestätigt nur mal wieder meine Theorie, dass unser Sängerlein C.U.V. ist.“   „C.U.V.?“   „Chronisch untervögelt“, erklärte er im Oberlehrerton, der Aoi schallend auflachen ließ. Uruha schmunzelte. Wenn er sich nicht täuschte, war dieses seltsam unterdrückte Grunzen gerade von Kai gekommen, der nun auffallend geschäftig den Raum verließ, sich allerdings eine Hand vor den Mund halten musste. Nur die Wahrheit konnte so amüsant sein, stellte er zufrieden fest, lehnte sich im Sessel zurück und überschlug selbstgefällig seine langen Beine.   „Ich geh mir noch einen Kaffee ziehen, willst du auch was?“ Noch immer entkam Aoi gelegentliches Glucksen, und für einen langen Augenblick schaute er seinen Freund nur eindeutig verliebt an, bevor er langsam den Kopf schüttelte.   „Danke, ich bin munter genug.“   „Wahre Worte.“ Aoi grinste, küsste seine Stirn und verließ beschwingt den Raum.   Tja … und dann waren sie alleine – Reita und er. Die ganze Zeit über, in der er geschrieben oder sich mit Aoi unterhalten hatte, war er das Gefühl nicht losgeworden, von ihrem Bassisten gemustert worden zu sein. Ach, was hieß hier gemustert? Es fühlte sich beinahe an, als würden Reitas Blicke regelrechte Krater in seiner Haut hinterlassen, so bohrend waren sie. So ging das nun schon seit einer geraumen Zeit und noch immer hatte er nicht herausbekommen können, was genau Reitas Problem war. Aber als er seinen Freund nun musterte, der sich augenscheinlich lässig auf das Sofa gefläzt hatte und an den Saiten seines Basses zupfte, wirkte dieser vollkommen auf sein Tun fixiert. Nicht ein einziges Mal flackerte sein Blick nach oben, obwohl ihm doch auffallen musste, dass Uruhas Augen seit Minuten regungslos an ihm klebten. Einer Eingebung – oder besser seiner inneren Ungeduld – folgend rappelte sich Uruha auf, schloss das Buch und warf es auf die Sitzfläche des Sessels, bevor er mit wenigen großen Schritten den Raum durchmaß und vor seinem besten Kumpel auf der ganzen Welt, den er schon aus Grundschulzeiten kannte, zum Stehen kam.   „He. Ich hab gerade einen Witz auf Rukis Kosten gemacht. Du könntest ja wenigstens den Anstand besitzen und so tun, als wäre er lustig gewesen.“ Mürrisch stieß er mit dem Fuß gegen den Reitas und zog eine Schnute, als der andere ihn daraufhin nur gelangweilt musterte.   „Ich hab nicht aufgepasst.“   „Ach, nein?“ Uruhas Augenbraue wanderte so weit nach oben, dass sie vermutlich unter seinem Haaransatz erst zum Halten gekommen wäre, wäre das physikalisch möglich gewesen. „Seltsam. Und da dachte ich, du hättest die ganze Zeit über in Aois und meine Richtung geschaut.“   „Ich hab nachgedacht und vor mich hingestarrt.“ Der Bassist zuckte unberührt mit den Schultern. „Da werdet ihr beide wohl in meiner Blickrichtung gewesen sein.“ Reitas Haltung, sein Gesichtsausdruck und die Art und Weise, wie er mit ihm sprach, war so kalt wie ein Fisch, was für den temperamentvollen und oftmals hitzköpfigen Bassisten so ungewöhnlich war wie Schnee in der Wüste.   „Was … genau … ist dein Problem?“ Uruha hatte sich mit beiden Händen auf Reitas Oberschenkel abgestützt, beugte sich nun bedrohlich über ihn und funkelte ihn aus verengten Augen giftig an. „Du benimmst dich seit Wochen seltsam und wenn ich dich darauf anspreche, tust du im besten Fall so, als würde ich mir alles nur einbilden! Was ich aber gewiss nicht tue und …“ Seine Augen weiteten sich, als Reita plötzlich beide Hände an seine Wangen legte, mit Daumen und Zeigefinger hinein kniff und ihn breit angrinste.   „Du bist so niedlich, wenn du dich aufregst, Ducky“, gab der andere in perfekter Babysprache von sich und Uruha war für einen Moment von dem plötzlichen Stimmungsumschwung dermaßen überrumpelt, dass es ihm regelrecht die Sprache verschlug. Gefühlte Minuten konnte er Reita nur groß angucken, bevor er erst ziemlich verspätet und äußerst empört reagierte.   „Pfoten weg du, du …“ Er schlug besagte Pfoten beiseite, richtete sich in derselben Bewegung wieder auf und rieb sich über die Wangen. „Und hör auf, mich so zu nennen.“   „Wie denn? Ducky? Wäre dir Entchen lieber?“   „Arschkeks“, knurrte er und musste ein Grinsen unterdrücken. Die gesalzene Kopfnuss hingegen, die er Reita daraufhin verpasste und die seine dunklen Haare hübsch zerzaust nach oben stehen ließ, konnte er sich allerdings nicht verkneifen. Man konnte sagen, was man wollte, aber dieses zischende Einatmen gepaart mit Reitas verzogenem Gesicht hatte etwas überaus Genugtuendes an sich. „Eins sag ich dir, mein Freund, wenn du anfängst, irgendwelche Midlife-Crisis-Allüren zu bekommen, schaffe ich dich eigenhändig zum Notschlachten.“   „Ach komm, Ducky, du weißt so gut wie ich, dass du ohne mich nicht Leben kannst.“ Reita grinste ihn frech an und zupfte sich sein Nasenband zurecht. Lässig fuhr er sich durch die eigentlich schon gestylten Haare, die ihm nun noch wilder vom Kopf abstanden. Für einen Moment legte sich beinahe so etwas wie ein liebevolles Lächeln auf Uruhas Züge, wirkte sein bester Freund nun doch um so vieles jünger, als er tatsächlich war. Dessen Aussage jedoch quittierte er nur mit einem Kopfschütteln und dem Rollen seiner Augen, war innerlich aber froh darüber, dass er sich Reitas seltsames Verhalten vielleicht doch nur eingebildet haben könnte.   „Ich geh mal die anderen suchen, wir müssen bald auf die Bühne.“ Er lächelte den anderen noch einmal lieb an, bevor er aus der kleinen Garderobe verschwand, die ihnen in den letzten Stunden vor ihrem Konzert als Umkleide und Aufenthaltsraum gedient hatte. So sah er auch nicht, dass sich Reitas Blick veränderte, sobald er ihm den Rücken zugekehrt hatte. Ebenso wenig wie er das kaum hörbare Seufzen vernahm, mit dem sich der Bassist erneut durch die fast schwarzen Haare fuhr.   * Es war nun nicht so, dass du wie ein Ritter in strahlender Rüstung auf deinem weißen Schimmel plötzlich angeritten gekommen wärst, um mich mit dir zu nehmen und mir deine unendliche Liebe zu gestehen. Nein, gewiss nicht, eher das komplette Gegenteil war der Fall gewesen. Wir waren Konkurrenten – du und ich. In den ersten Jahren unserer Musikkarriere wetteiferten wir um alles. Wer von uns mehr Fans hatte, wer besser mit der Gitarre umgehen konnte. Und selbst in der wenigen freien Zeit, die wir hatten, buhlten wir meist um die Gunst derselben Menschen. Ich konnte dich damals nicht wirklich leiden und ich denke, dass das durchaus auf Gegenseitigkeit beruhte. Bis sich alles änderte … *   Uruha legte den Stift beiseite und verstaute sein Notizbuch in der Umhängetasche, die neben ihm auf der Bank lag. Ihr Konzert war ein voller Erfolg gewesen und er hätte auch jetzt noch ständig im Kreis grinsen können. Wieder zuckten seine Mundwinkel verräterisch, als er sich daran zurückerinnerte, dass sich Reita sogar ein kleines Tränchen hatte verdrücken müssen, nachdem kurz vor Ende des Gigs die Beleuchtung in der Halle ausgegangen war, um ein wahres Lichtermeer aus Leuchtstäben im Zuschauerraum zu offenbaren. Gepaart mit dem vielstimmigen Happy Birthday, welches die Fans angestimmt hatten, war das aber auch ein grandioser Augenblick gewesen. Das war die Heimlichtuerei der letzten Tage und den damit verbundenen zusätzlichen Stress für sie alle doch allemal wert gewesen. Und nun saß er hier in einem kleinen, schnuckeligen Klub, den sie für Reitas Geburtstagsfeier angemietet hatten, und ließ sich die Cocktails schmecken. Er fühlte sich zwar wie von einem Sechzehn-Tonner überrollt und war unglaublich müde, aber es gehörte sich nun mal, am Ehrentag seines besten Freundes anwesend zu sein; und wenn er ehrlich war, tat es gut, Reita so fröhlich und ausgelassen zu sehen.   Mit einem leisen Ächzen erhob er sich und schlängelte sich durch die Vielzahl ihrer Bekannten und Freunde, des Staffs und der Techniker, bis er seinen Liebsten entdeckte. Aoi saß etwas abseits vom vorherrschenden Trubel auf einem unverschämt bequem aussehenden Klubsessel und wirkte wie eine Raubkatze, die alles und jeden um sich herum im Blick hatte.   „Wenn es jemand schafft, in einem Raum voller Menschen den gemütlichsten und ruhigsten Platz überhaupt ausfindig zu machen, dann bist wohl du das“, begrüßte er seinen Partner und setzte sich lächelnd auf die Lehne des Sessels, spiegelte so unbewusst die Pose, in der sie auch heute vorm Gig schon gesessen waren. Nur dass nun er es war, der seine langen Beine elegant über die Aois legte und seinem Schatz einen Kuss auf die Schläfe drückte.   „Mmmh.“ Aoi brummte und fuhr ihm durch das braune, frisch gewaschene Haar, das ohne die ganzen Frisierprodukte angenehm widerstandslos über seine Finger glitt. „Du weißt doch, dass ich gerne alles im Blick hab.“ Uruha grinste nur wissend und ließ seine Fingerkuppen wie so oft über Aois Hals streichen, bis er im Nacken angekommen damit begann, mit den feinen, schwarzen Härchen dort zu spielen. „Du hattest übrigens recht“, murmelte sein Freund, nachdem dieser sich etwas gestreckt hatte, um an sein Ohr herankommen zu können, und ließ es sich nun nicht nehmen, seine unverschämt weichen Lippen über die empfindliche Haut dort streichen zu lassen.   „Wie? Ich hatte recht?“ Uruha beachtete die kleine Liebkosung gar nicht, viel zu überrascht war er davon, dass ihm Aoi tatsächlich mal recht gab. Das kam schließlich nicht allzu oft vor. „Warte, das muss ich aufschreiben.“ Er machte Anstalten, aufzuspringen, ließ sich dann aber zurück auf die Armlehne sinken und schaute den anderen mit etwas verplanter Miene an. „Ehm, mit was genau hatte ich eigentlich recht?“ Er konnte förmlich mit ansehen, wie sich dieses ganz bestimmte Funkeln in Aois Augen schlich und sich auch seine Mundwinkel zu einem nur allzu vertrauten kleinen Schmunzeln hoben. Uruhas Mund machte sich selbstständig und verzog sich indes zu einer Schmollschnute, noch bevor Aoi den Gedanken aussprechen konnte, von dem er nur zu gut wusste, dass er sich gerade eben in dessen Köpfchen geformt hatte. „Sag's bloß nicht“, murrte er und verdrehte die Augen.   „Du kannst so verdammt niedlich sein.“   „Ich sagte, du sollst das nicht sagen.“ Uruha verschränkte die Arme vor der Brust und drehte den Kopf weg, als Aoi ihn küssen wollte. Dass dessen Lippen es dadurch jedoch nur viel leichter hatten, seinen Hals in Beschlag zu nehmen, hatte er allerdings nicht bedacht. „Aoi“, brummte er und hätte seinen Freund auf Abstand geschoben, hätte der ihm nicht im selben Moment ins Ohr geraunt, dass er doch mal unauffällig zu Reita hinüberschauen sollte. Ahnend, was nun so plötzlich Aois Aufmerksamkeit vereinnahmte, senkte er die Lider und drehte den Kopf ein Stück zur Seite. So unauffällig, wie es eben möglich war, wenn man in direkter Blickrichtung des zu Beobachtenden saß, schaute er zu Reita hinüber und erschauerte leicht.   „Hätte unser Bassist Superkräfte, wärest du vermutlich bereits nackt.“   „Hätte unser Bassist Superkräfte, würden wir es längst genau auf diesem Sessel mitten im Klub treiben“, verbesserte er den anderen, denn Reita machte wirklich den Eindruck, nicht nur ihn, sondern auch Aoi zu mustern, als wären sie etwas überaus Leckeres und er selbst am Verhungern. „Ich wusste doch, dass da was im Argen ist. So geht das nun schon seit Wochen, aber du wolltest mir ja nicht glauben.“   „Ist ja gut, jetzt glaube ich dir ja.“ Eine feine Gänsehaut breitete sich auf seinem Körper aus, als er Aois Zunge spürte, wie sie über seine Halsbeuge kitzelte. Für einen Moment schloss er die Augen, öffnete die Lippen einen kleinen Spalt breit und ließ das genießende Keuchen frei, welches sich in seiner Kehle gesammelt hatte.   „Und was machen wir nun mit dieser Erkenntnis?“, nuschelte er, über die anhaltende Musik kaum hörbar, und krallte seine Finger leicht in den weichen Pullover, den sein Schatz heute trug.   „Mh.“ Aois Lippen wanderten noch immer genüsslich über seinen Hals und hätte er es nicht besser gewusst, hätte er glauben können, sein Freund wollte ihrem Bassisten eine Show liefern. Er biss sich auf die Unterlippe, als sich Aoi an einer besonders delikaten Stelle festsaugte und ihm bestimmt ein gut sichtbares Mal verpasste. Aber das war nicht der einzige Grund für den prickelnden Schauer, der ihm plötzlich über den Rücken rann. Nein, die hungrigen Blicke seines besten Kumpels taten da ihr Übriges und verschafften ihm gleichermaßen ein schlechtes Gewissen. Sollten ihn Reitas Blicke denn nicht eher irritieren? Ihn höchstens unangenehm berühren und nicht so … scharfmachen?   „Aoi. Hör auf jetzt“, murrte er und schob dessen Gesicht von sich.   „Aber wieso denn?“   „So halt.“ Uruha erhob sich, den Kopf voller Fragen, auf die er gerade keine Antwort wusste. „Ich will eine rauchen, kommst du mit nach draußen?“ So sehr er dieses dämliche Rauchverbot in öffentlichen Gebäuden normalerweise verabscheute, mittlerweile hatte er sich nicht nur daran gewöhnt, sondern gerade kam es ihm auch ganz recht. Er brauchte jetzt frische Luft und vor allem musste er weg von den Blicken des Bassisten, die ihn auf eine gänzlich falsche Art und Weise verwirrten.   * An diesem Abend vor so vielen Jahren war ich aufgekratzt gewesen, wie eigentlich immer nach einem Konzert. Betrunken von der Euphorie der Fans und unglaublich erregt von ihren Blicken, die mich nicht nur jedes Mal aufs Neue auszuziehen, sondern schier aufzufressen schienen. Taumelnd und lachend wankte ich Backstage, das Gesicht in einem Handtuch vergraben. „Sie lieben mich“, raunte ich dir entgegen, ein überhebliches Lächeln auf den Lippen. Unsere Rivalität war noch immer ungebrochen, zumindest für mein Verständnis. „Damit sind sie nicht allein“, hörte ich dich sagen und fühlte im nächsten Moment deine Hand, die mich an der Schulter gegen die Wand drängte. „Ich will dich küssen, Uruha.“ Dein Atem war heiß an meiner Wange, ebenso wie dein Körper, der sich gegen den meinen presste. Mein Blick hingegen kalt, genau wie die Worte, die ich dir entgegen zischte, bevor ich dich fortstieß. „Wenn du auch nur für eine Sekunde denkst, dass ich Interesse an dir habe, bist du naiver, als ich dachte, Aoi.“ *   Er gähnte herzhaft und rührte in den Resten seines Cocktails, der mittlerweile mehr aus dem geschmolzenen Wasser der vormaligen Eiswürfel bestand als aus Alkohol und Saft. Für einen Moment debattierte er mit sich, ob er nun aufstehen und zur Bar gehen wollte oder lieber seinen Schatz neben ihm bitten sollte, ihm noch einen Drink zu holen. Aber Aoi unterhielt sich gerade so angeregt, dass er ihn nun nicht stören wollte. Außerdem würde ihn ein bisschen Bewegung wieder munterer machen – das hoffte er zumindest.   An der Bar angekommen gab er sogleich seine Bestellung auf, wobei ihm hinterher erst bewusst wurde, dass er sich lieber keinen Cocktail mehr hätte ordern sollen. Jetzt, im Stehen, war ihm doch ein wenig schwindlig, das Bild vor seinen Augen verschwamm an den Rändern und dass er nicht mehr ganz so sicher auf seinen Beinen war, hatte er auf dem Weg hierher deutlich gemerkt. Aber bestellt war bestellt und ein Gläschen mehr würde ihn schon nicht ausknocken. Immerhin war es nur ein Cocktail und nichts Härteres. Ein ihm nur allzu bekanntes Lachen riss ihn aus seinen Überlegungen und er drehte den Kopf zur Seite, um das größere Grüppchen mustern zu können, das ein paar Meter von ihm entfernt ebenfalls Stellung an der Bar bezogen hatte. Ihm war gar nicht aufgefallen, dass Reita nicht mehr an ihrem Tisch saß, obwohl er, seit er mit Aoi vom Rauchen zurückgekommen war, versucht hatte, die bohrenden Blicke des Bassisten zu ignorieren. Allem Anschein nach war ihm das besser gelungen als gedacht, stellte er nun leicht ironisch fest und nahm den Drink entgegen, den ihm die Barfrau gerade über den Tresen schob. Wieder kam ihm der Gedanke in den Sinn, dass er sich Reitas Verhalten vielleicht wirklich nur einbildete und nun auch Aoi mit seinen Vermutungen angesteckt hatte. Denn was sollte ihren Frauenhelden vom Dienst nun plötzlich dazu bewegen, eine erotische Fallstudie mit Aoi und ihm als Thema zu eröffnen?   Eindeutig anzügliche Worte drangen an sein Ohr, als er sich bemühte, der Unterhaltung von Reita und seinen Freunden zu lauschen. Zwar kannte er einen Großteil der Kerle nicht persönlich, die sich dort versammelt hatten, trotzdem hatten schlüpfrige Details aus dem Liebesleben anderer Leute schon immer eine gewisse Anziehungskraft auf ihn ausgeübt. Besonders, als Taka, einer der Kumpel, die auch er selbst besser kannte, von seinen letzten Erfahrungen mit einem seinen Erzählungen nach wohl sehr heißblütigen Zwillingspärchen berichtete. Uruha war schon kurz davor, sich der Gruppe zu nähern, so neugierig hatten ihn Takas Worte gemacht, aber mit dem, was als Nächstes folgen sollte, hatte er nicht gerechnet.   „Aber was erzähl ich da meine alten Kamellen.“ Taka lachte laut und eindeutig angetrunken auf und klapste Reita unkoordiniert auf den Rücken. „Unser Geburtstagskind hat sich sein Pärchen ja eindeutig schon rausgesucht.“   „Laber keine Scheiße“, raunzte Reita, selbst auch schon nicht mehr ganz nüchtern und versuchte, den Arm des anderen abzuschütteln.   „Was denn, was denn? Du kannst doch nicht leugnen, dass du Uruha und Aoi schon den ganzen Abend über musterst, als wären sie Frischfleisch?“   Uruha konnte an Reitas plötzlich angespannter Haltung ablesen, dass sein hitzköpfiger Freund kurz davor war, Taka eine reinzudrücken. Unter anderen Umständen wäre er bereits an Reitas Seite, um genau dieses zu verhindern, aber gerade war er viel zu perplex, um reagieren zu können. Im nächsten Moment hatte Reita es geschafft, Takas Arm von sich zu schieben, und baute sich nun vor ihm auf.   „Ich sag’s dir Taka. Noch so'n Spruch, Kieferbruch.“   „Hey, ganz ruhig, ich will dir ja nichts. Immerhin kann ich das ja verstehen. Selbst wenn man mit Kerlen nichts anfangen kann, kann man ja nicht leugnen, dass die beiden zusammen heiß aussehen.“ Abrupt wurde Reitas gesamte Haltung wieder lockerer und wenn Uruha das im schummrigen Licht des Klubs richtig erkennen konnte, hatte sich sogar ein vielsagendes Grinsen auf seine Lippen gelegt. Er fühlte sich immer mehr wie im falschen Film, was die weiteren Worte seines eigentlich besten Freundes nicht gerade zu verbessern wussten.   „Zur Hölle, ja, die beiden sind verdammt noch eins wie live Porn und sie merken es nicht einmal.“ Reita lachte schallend und beugte sich dann etwas vor, so als würde er den Versammelten nun das Versteck des Heiligen Grals preisgeben wollen. „Wenn ich sie so zusammen sehe, kann ich einfach nicht anders, als darüber nachzudenken, wie geil sich Uruhas Lippen um meinen Schwanz anfühlen würden.“ Wieder ging ein lautes Lachen durch die Gruppe und Taka klopfte Reita so heftig auf die Schulter, dass dieser sich mit einem gezielten Stoß seines Ellenbogens in dessen Magen dafür bedankte. Taka ging kurz in die Knie, hatte sich aber schnell wieder gefangen und lachte noch immer, auch wenn er sich nun über den Bauch rieb.   „Nur die Lippen?“, fragte nun ein anderer, den Uruha nicht kannte und wackelte, in eindeutiger Weise mit den Augenbrauen.   „Als könnte ich mich damit zufriedengeben. Hast du seinen Arsch schon mal gesehen?“ Wieder brach die Gruppe in betrunkenes Gelächter aus und Uruha beschloss, genug gehört zu haben. Reitas Worte hatten ihn überrumpelt, aber was noch schlimmer war, war das eindeutige Gefühl der Lust, das sich in seinem Körper breitmachen wollte. Plötzlich sah er Reita vor sich, nackt und erregt und hätte sich in dieser Sekunde nichts Besseres vorstellen können, als vor seinem Kumpel in die Knie zu gehen und ihm nur zu deutlich zu zeigen, was seine Lippen alles anstellen konnten. Oh fuck, das war so viele Schattierungen von falsch, falscher ging es schon gar nicht mehr.   Uruha ging ein paar unkoordinierte Schritte nach hinten, stürzte seinen Cocktail mit wenigen großen Schlucken hinunter und stellte das Glas auf dem Tresen ab. Nun noch stärker wankend als zuvor, allerdings nicht des Alkohols, sondern seiner wirbelnden Gedanken wegen, bahnte er sich einen Weg zurück an ihren Tisch und ließ sich neben Aoi auf die Bank sinken. Immer wieder gingen ihm Reitas Worte durch den Kopf und immer wieder versuchte er, sich einzureden, dass er das gerade eben nicht gehört hatte. Vor allem aber, dass sein Körper nicht auf eindeutige Weise auf das Gesagte reagiert hatte. Ohne sein bewusstes Zutun hatte sich seine Hand auf den Oberschenkel seines Liebsten verirrt, und keinen Augenblick später stieg ihm der unglaublich betörende Duft seines Aftershaves in die Nase, das er so liebte. Tief einatmend vergrub er das Gesicht an Aois Halsbeuge, küsste die warme, weiche Haut dort und konnte einen erregten Schauer kaum unterdrücken.   „Aoi, Liebling, lass uns nach Hause fahren, ja?“, raunte er in Aois Ohr, und nun jagte doch ein Zittern durch seinen Körper, als er aus dem Augenwinkel Reita auf ihren Tisch zukommen sah. Der stechende Blick des Bassisten hielt ihn für einen langen Moment gefangen und ein leises Wimmern, das nur Aoi hören konnte, entrang sich seiner Kehle. Seine andere Hand wanderte lasziv über den Oberkörper seines Schatzes und hätte sich unter den dünnen Stoff des Pullovers gestohlen, würden sie sich nicht gar so in der Öffentlichkeit befinden. „Ich brauch dich … jetzt.“ Kapitel 2: 31. Oktober 2017 - Halloween --------------------------------------- * Ich hatte mich nie fest binden wollen. Warum auch? Es gab so viele Männer und Frauen, die mich für eine Nacht glücklich machen konnten. Ich liebte die Abwechslung, genoss es, die Auswahl zu haben, denn wer würde metaphorisch gesprochen sein Leben lang immer das Gleiche essen wollen? Genau das sagte ich dir, wenn auch mit weniger netten Worten. Dennoch hast du mich nie zur Ruhe kommen lassen, warst immer präsent. Daran änderte auch unsere erste gemeinsame Nacht nichts, obwohl ich überzeugt gewesen war, dass dein Interesse an mir damit der Vergangenheit angehören würde. Nie hätte ich damit gerechnet, dass du so hartnäckig bleiben würdest. So überzeugend in deinen Taten und Worten, die mich immer enger und enger an dich banden. Bis ich irgendwann nicht mehr anders konnte, als deinen Bitten nachzugeben … *   Ein Tag zuvor ...   Uruha ging wie ein eingesperrtes Tier durch die Flure der Konzerthalle, in der sie heute Abend spielen würden, den Blick nichts sehend auf einen fernen Punkt gerichtet, während sich seine Gedanken wie so oft in letzter Zeit im Kreis drehten. Er wusste, dass er wieder zu den anderen gehen oder sich wenigstens die Cola holen sollte, derentwegen er überhaupt erst ihren Aufenthaltsraum verlassen hatte, aber er konnte sich nicht aufraffen. Stattdessen strich er sich lediglich über die bereits für den Auftritt gestylten Haare und schloss für einen Moment die Augen. Man sah und merkte ihm an, wie anstrengend die letzten Monate gewesen waren. Nicht nur die Arbeit verlangte ihnen allen mehr und mehr ab, auch das Verhältnis zwischen Aoi, Reita und ihm war unterschwellig angespannt, stand gefühlt kurz vor einer Explosion, von der er nicht wissen konnte, was sie alles zerstören würde. Im besten Fall nichts, im schlimmsten Fall alles, und dieses Wissen nagte an ihm. Uruha hatte noch öfter versucht, mit seinem besten Freund zu reden, aber wo sie früher immer eine gemeinsame Basis für Gespräche gefunden hatten, stand er nun meist einer Mauer des Schweigens gegenüber. Wenn es nach Reita gegangen wäre, hätte sich am Status quo vermutlich nie etwas geändert, aber er selbst konnte nicht mehr. Diese verfluchten Blicke gingen ihm durch Mark und Bein und stellten Dinge mit ihm an, die ein vernünftiges Zusammenarbeiten kaum noch möglich machten.   Anfangs hatte er noch versucht, allein damit klarzukommen. Allerdings hatte er die Rechnung ohne Aois messerscharfe Beobachtungsgabe gemacht, die so fein auf jede einzelne seiner Stimmungen eingestellt war, dass er ihm nichts vormachen konnte. Sein Schatz hatte den Braten schneller gerochen, als ihm lieb gewesen war, auch wenn ihn dieser Umstand nicht wirklich verwunderte, immerhin hatte Aoi Reitas Interesse im Club nur zu deutlich bemerkt. Uruha hatte ihm zwar zunächst nichts von dem belauschten Gespräch erzählt, aber das war auch gar nicht nötig gewesen. Denn, je größer seine Unruhe geworden war, desto hartnäckiger waren auch Aois Fragen geworden, bis er ihm eines Abends mit schwerem Herzen und flatterndem Magen gestanden hatte, warum ihn Reitas Blicke so aus der Bahn warfen.   Vielleicht hätte Uruha seine langjährige Freundschaft zu Reita vorschieben können und sein seltsames Verhalten damit erklären, dass er schlicht und einfach Angst hatte, ihn zu verlieren. Oder damit, dass er unter diesen Umständen nicht mehr mit dem Bassisten zusammenarbeiten konnte, wenn er nicht endlich zu einem Gespräch bereit sein würde. Aber stattdessen hatte er Aoi mit deutlichen Worten gestanden, dass ihn die Prahlerei und die anzüglichen Worte seines besten Freundes im Club unglaublich erregt hatten und er seit diesem Zeitpunkt kaum noch an etwas anderes denken konnte. Nach diesem Geständnis hatte er mit vielem gerechnet, aber nicht mit dem verständnisvollen Lächeln auf Aois Lippen und ebenso wenig mit dem besitzergreifenden Kuss, in dem er sich kurz darauf wiedergefunden hatte.   Seit diesem Moment war ein Vorhaben in ihnen gereift, dessen Umsetzung in wenigen Stunden seinen wortwörtlichen Höhepunkt finden sollte. Alles war vorbereitet, alles minutiös geplant und dennoch hatte Uruha das Gefühl, jeden Moment den Verstand zu verlieren.   „Du läufst hier herum wie ein aufgeschrecktes Huhn“, hörte er plötzlich Aois Stimme hinter sich. Keine Sekunde später legten sich Arme um seine Mitte und warme Lippen tupften sanfte Küsse in seinen Nacken. Er seufzte lang gezogen, legte seine Hände über die seines Schatzes und neigte den Kopf, um ihm mehr Spielraum zu geben. „So aufgeregt hab ich dich nicht mehr gesehen, seit wir unseren ersten Auftritt im Budoukan hatten.“   „Ähnlich nervös fühle ich mich auch“, murmelte er und drehte sich herum, lehnte sich gegen die Flurwand einige Meter von ihrem Aufenthaltsraum entfernt und dirigierte Aoi so, dass er nahe vor ihm zum Stehen kam. „Bist du dir wirklich sicher, dass wir das durchziehen sollen?“   „Ja, Uruha.“ Aois Lippen kamen näher und verwickelten ihn in einen leidenschaftlichen Kuss, der für einen Moment alle Gedanken aus seinem Kopf verschwinden ließ. Endlich. Er seufzte erleichtert auf, zog seinen Partner noch ein Stück näher und hob ein Bein, um es gegen Aois Hüfte zu legen. Die Finger des kleineren Mannes schlüpften sogleich durch den hohen Seitenschlitz seines Kostüms und legten die nackte Haut seines Oberschenkels frei, nur um mit überaus erregendem Druck seiner Fingernägel darüber zu kratzen. „Ich weiß doch, wie sehr du es willst. Wie sehr du es brauchst und wie wenig du es noch erwarten kannst.“ Aois Lippen wanderten über seinen Kiefer, bis sie seine Halsbeuge erreichten, in die sich sogleich forsche Zähne gruben. Uruha biss sich auf die Unterlippe, um das Stöhnen zu unterdrücken, das in seiner Kehle kitzelte. Fahrig wühlte er beide Hände in das schwarze, seidige Haar, um seinen Schatz an Ort und Stelle zu halten, während ihm der leichte Schmerz an seinem Hals eine wohlige Gänsehaut über den Rücken jagte. Mmmh, die Visagistinnen würden nachher ihre helle Freude damit haben, den rot leuchtenden Knutschfleck abzudecken, den ihm Aoi gerade verpasste. Gut nur, dass heute Halloween war, da konnte man auch mit Bissmalen auf die Bühne. Eine heiße Zunge leckte beinahe entschuldigend über die nun prickelnde Stelle an seinem Hals und kleine Küsse kitzelten ihn leicht, bevor Aoi den Kopf wieder hob und ihn ernst anblickte. „Ich bin mir sicher … und weißt du auch warum?“ Uruha schüttelte sacht den Kopf und keuchte leise, als sich Finger in seine Haare gruben, seinen Kopf daran in den Nacken zogen, sodass seine Kehle frei lag. „Weil heute Nacht absolut nichts ohne meine Erlaubnis geschehen wird, hörst du? Keine Berührung, kein Kuss, keine Liebkosung, ohne dass ich es nicht gestatte.“ Aois weiche Lippen strichen über seine Haut, bis sich seine Zähne angedeutet um Uruhas Adamsapfel schlossen. „Verstehst du, was ich gesagt habe?“   „J… ja“, keuchte er angetan und schnurrte leise, als sein Schatz ihn wieder losließ, nun beruhigend über seine Kopfhaut kraulte. Er war so unglaublich froh, dass Aoi bereit war, das alles für ihn zu tun, die Verantwortung zu übernehmen, sodass er sich später einfach nur würde treiben lassen können. „Aoi“, raunte er und presste seinen Unterleib gegen den seines Liebsten, ließ ihn spüren, wie erregt er jetzt schon war. Gut nur, dass er heute im modifizierten Habit einer Nonne auf die Bühne gehen würde, in jedem anderen Outfit hätte man die Zeichen seiner innerlichen Ungeduld viel zu deutlich gesehen.   „Himmelherrgott! Kann man sich hier denn nicht mal mehr einen Kaffee holen, ohne blind zu werden?“ Uruhas Mundwinkel zuckten und er stöhnte nun mit voller Absicht laut auf, als sich Aoi leise lachend stärker gegen seinen Körper presste. „Fuck off! Nehmt euch ein Zimmer!“   „Mann, Ruki, du solltest dich wirklich mal um deinen N.O.R.D. kümmern. Das ist auf Dauer nicht gesund, wenn man den zu lange unbehandelt lässt.“   „Um meinen … was?“   „Deinen N.O.R.D.“ Uruha grinste und wackelte vielsagend mit den Augenbrauen, während er ganz langsam sein Bein sinken ließ und erschauderte, als die Fingernägel seines Freundes dabei erneut über die empfindliche Haut seines Oberschenkels kosten.   „Na, sag ihm schon, was das bedeutet“, verlangte Aoi mit einem schamlosen Schmunzeln im Gesicht, und sah das nahende Donnerwetter wohl schon kommen.   „Nicht onanierbarer Restdruck.“ Uruhas Grinsen wurde nur noch breiter, während seinem Gegenüber vor lauter Lachen schon die Tränen in die Augen stiegen.   „Fick dich, Uruha!“   „Danke, aber nein, dafür hab ich Aoi!“, rief er dem Giftzwerg noch hinterher, der polternd und vor sich hin fluchend im angrenzenden Treppenhaus verschwand. Feixend schaute er seinen Liebsten an, der ihm nur noch mal einen kurzen Kuss auf die Lippen drückte, bevor er einen Schritt zurücktrat. Amüsiert und deutlich entspannter als eben noch strich Uruha seinen Habit glatt und folgte Aoi zurück in ihren Aufenthaltsraum.   * Es mag wie ein Zitat aus einem kitschigen Liebesroman klingen, aber es gab tatsächlich eine Zeit, in der ich dich dafür gehasst habe, dass du mir mein Herz gestohlen hast. Dass du mir gezeigt hast, wie schön es sein kann, wenn man geliebt wird. Wenn man sich der Zuneigung eines anderen bedingungslos sicher sein kann. Wenn die Geborgenheit einer einfachen Umarmung es schafft, dass sich alle Sorgen des Tages in Wohlgefallen auflösen. Ich hatte nie so werden wollen. Hatte nie abhängig von einem anderen Menschen sein wollen. Und hatte bis zu diesem Zeitpunkt doch nicht geahnt  wie groß die Sehnsucht in mir gewesen war. Du warst die Spinne und ich? Ich habe mich freiwillig und mit offenen Augen in dein Netz fallen lassen. *   Verschwitzt, erschöpft, aber unglaublich zufrieden mit dem, was sie die letzten Stunden über geleistet hatten, saß Uruha vor dem langen Spiegel in ihrer Umkleide und ließ den eben beendeten Auftritt noch mal vor seinem geistigen Auge Revue passieren. Sein Nonnenschleier und die hellrosa Langhaarperücke lagen neben ihm auf der Ablage und mit einem leisen, aber durchaus zufriedenen Seufzen begann er damit, sich das ganze Make-up aus dem Gesicht zu wischen. Warme Hände, die sich an seine Schultern legten und den leichten Verspannungen dort zu Leibe rückten, rissen ihn aus seinen Gedanken und er lächelte Aoi dankbar über die Reflexion im Spiegel hinweg an. Auch die Lippen seines Freundes zierte ein kleines Schmunzeln, bevor er den Kopf senkte und einen Kuss auf das Bissmal drückte, welches die Visagistinnen tatsächlich nicht hatten abdecken können. Ein wohliger Schauer rann Uruha über den Rücken und er schloss für einen Moment die Augen, um dem anregenden Gefühl noch besser nachspüren zu können.   „Ich glaube, unser Bassist hätte dich vorhin am liebsten besprungen, als wir die Seiten gewechselt haben“, raunte Aoi mit deutlicher Belustigung in der Stimme und bahnte sich einen Weg seinen Hals hinauf, bis er sich an seinem Ohrläppchen gütlich tun konnte. „Ich wette mit dir, ohne seinen Bass hätte jeder im Zuschauerraum sehen können, was er von dir als verruchte Nonne hält.“ Uruha brummte angetan und drehte den Kopf zur Seite, um nach Aois Lippen haschen zu können.   „Irgendwie … hört sich das für mich so an, als würdest du aus Erfahrung sprechen, mein Lieber.“   „Das zu leugnen, würde mir im Traum nicht einfallen.“ Sein Schatz grinste, bevor er Uruhas Mund für sich eroberte und ihm mal wieder nur zu deutlich vor Augen führte, dass von Aoi so besitzergreifend geküsst zu werden zu den Dingen zählte, die er nie wieder missen wollte.   „Kai, im Ernst, du bist der Leader, also tu was! Sag den beiden hormongesteuerten Pseudoteenagern endlich mal, dass sie sich nicht bei jeder sich bietenden Gelegenheit halb auffressen sollen!“   Mit den Augen rollend versteckte er sein Grinsen an Aois Mund, bevor sich sein Partner von seinen Lippen löste, damit Uruha den Kleinsten ihrer Runde ansehen konnte. „Ich will ja nichts sagen, aber langsam wird dein Gekeife wirklich auffällig, Ruki“, stellte er mit trockenem Tonfall fest und überschlug die Beine, sodass der lange Schlitz seiner Nonnentracht einen überaus provokanten Blick auf die helle Haut seiner Schenkel offenbarte. Aois Arme legten sich um seine Schultern und der warme Körper, der sich nun gegen seinen Rücken schmiegte, ließ Uruha wohlig erschauern. Er lehnte den Hinterkopf gegen den Oberkörper seines Liebsten und betrachtete ihren Sänger mit einem süffisanten Lächeln auf den Lippen. „Du solltest dir endlich Hilfe suchen, ganz im Ernst. Ich hab dir schon öfter gesagt, dass es ungesund ist, diese Dinge auf Dauer unbehandelt zu lassen.“   Nun war es an Ruki, die Augen zu verdrehen. In einer übertrieben verzweifelten Geste riss er die Arme in die Luft und erkundigte sich mit vor Sarkasmus triefender Stimme: „Was hab ich diesmal, oh weiser Uruha? West? Ost? Irgendeine andere Abkürzung?“   „S.Ü.D.“   „Was?“   „S.Ü.D – Sexuell…“   „Halt, nein, stopp! Weißt du was? Ich will das gar nicht wissen. Ich will nur, dass ihr einmal in eurem Leben Rücksicht auf die Leute in eurer Umgebung nehmt, die verdammt noch mal nicht sehen wollen, wie Aoi dir die Zunge in den Hals steckt!“ Ruki atmete wie eine Miniaturdampflok und war schon ganz rot im Gesicht, so sehr regte er sich auf.   „Lass sie doch.“   Uruhas Augenbraue wanderte ein Stück nach oben, denn ausnahmsweise war es nicht Kai, der versuchte, die Wogen wieder zu glätten, sondern Reita, der sich normalerweise aus ihren kleinen Kabbeleien großzügig heraushielt.   „Bitte?“ Rukis Stimme überschlug sich fast, so schrill war sie, und der Sänger war wohl ebenso baff, wie er selbst, dass sich Reita nicht nur einmischte, sondern auch noch Partei für Aoi und ihn ergriff.   „Ich sagte, lass sie doch“, wiederholte der Bassist gelangweilt und kratzte sich unter seiner schwarzen Ledermaske, die sein halbes Gesicht verdeckte. „Immerhin gibt es deutlich Schlimmeres, als die beiden Knutschen zu sehen. Du musst ja nicht hinschauen, wenn es dir so zuwider ist.“   Uruhas Blicke klebten förmlich an Reita und waren nun bestimmt ähnlich bohrend, wie die, die ihm der andere in den letzten Monaten ständig zuwarf. Denn so schnell wie sein Kumpel daraufhin den Raum verließ, mussten sie ihm einfach ebenso körperliches Unwohlsein bescheren, wie sie es bei ihm immer taten. Oder … Reita war aufgefallen, dass er sich verplappert hatte – Uruha musste sich ein Grinsen verkneifen. Ruki indes wirkte wie ein Schnellkochtopf, bei dem das Überdruckventil klemmte und der dadurch kurz vor der Explosion stand. Jetzt schlug eindeutig Kais Stunde. Mit wenigen, gezielten Worten schaffte es ihr Leader, den nahenden Super-GAU noch abzuwenden und den Sänger mit sanften Gesten aus dem Raum zu bugsieren. Er selbst jedoch hatte dem kurzen Intermezzo der beiden gar nicht wirklich zugehört, war er doch viel zu begeistert von der Tatsache, dass Reita sich in seinen Augen nun endgültig verraten hatte.   „Siehst du? Er schreit doch schon förmlich danach, dass wir ihm etwas Aufmerksamkeit schenken.“   „Dann interpretiere ich in seine Worte gerade nicht zu viel hinein?“   „Definitiv nicht.“   Uruha lächelte versonnen und fühlte, wie die Ungeduld seinen Magen zum Flattern brachte und seine Hände feucht werden ließ. „Verdammt, ich kann es kaum noch erwarten.“ Er krallte sich für einen Moment in den Stoff seines Kostüms, als er wieder Aois Lippen an seinem Hals spüren konnte, und bemerkte erst, dass ihm die Lider zugefallen waren, als sich Kai von der Tür her räusperte.   „Uruha?“   „Mh?“ Er hob den Kopf, blickte zum Leader hinüber und rechnete schon mit einer verspäteten Zurechtweisung, aber was dann kam, ließ ihn nur wieder übers ganze Gesicht grinsen.   „Was bedeutet S.Ü.D?“   „Sexueller Überdruck.“ Kai unterdrückte sein Prusten, indem er sich eine Hand auf den Mund presste, aber wirklich viel brachte das nicht. Überaus zufrieden mit sich und der Welt verschränkte er die Arme vor der Brust, während Aoi neben ihm nur leise in sich hineinlachte.   „Irgendwann fällt dich der kleine Wadenbeißer an, wenn du so weitermachst.“ Uruha hob nur den Kopf und feixte zu Aoi hinauf, während er provokant eines seiner unbekleideten Beine ausstreckte.   „Dann hoffe ich doch, dass du mich heldenhaft beschützen wirst. Meine Waden sind zu ansehnlich, um angebissen zu werden.“   * Vermutlich weißt du nicht einmal, dass wir unsere Beziehung Reita zu verdanken haben. Woher auch? Ich habe es dir nie gesagt. Er war es, der gesehen hat, wie gut du mir tust. Er war es, der mir den Kopf wieder gerade gerückt hat, wenn mir alles zu viel geworden ist. Er hat mir wieder und wieder erklärt, dass es in Ordnung ist, geliebt zu werden. Dass ich es verdient habe, glücklich zu sein. Und er war es auch, der mir klar gemacht hat, dass ich dieses Glück mit dir längst gefunden habe. *   Einer der Vorteile daran, dass Aoi und er die Eskapaden ihrer Beziehung etwas freizügiger auslebten als der Rest der japanischen Bevölkerung es als angemessen ansehen würde, war der, dass kein Mitglied ihrer Crew Fragen stellte, wenn er eines seiner Bühnenoutfits nach einer Show schnell noch in die Reinigung gab, um es nach der After-Show-Party mit nach Hause zu nehmen. Somit brauchte er Takako vom Staff nur dankbar anzulächeln, nachdem sie ihm ein in Plastik eingeschlagenes Bündel überreicht hatte, und die Welt war wieder in Ordnung. Keiner der Anwesenden hatte diesen kleinen Austausch weiter beachtet, lediglich auf Aois Lippen schlich sich ein kleines, verstohlenes Schmunzeln, als sich ihre Blicke trafen. Uruha zwinkerte ihm keck zu und widmete sich wieder seinem Cocktail – einer überaus leckeren Komposition aus exotischen Früchten und gutem Rum, die trotz ihrer Süße eine wohltuende Wärme in seinem Magen hinterließ. Sein Freund hatte sich schon vor einer ganzen Weile zu Reita gesellt und achtete unauffällig darauf, dass der Alkoholpegel des Bassisten ein angemessenes Maß nicht überschreiten würde. Für einen Moment klebten seine Augen regelrecht an den beiden begehrenswerten Männern ihm schräg gegenüber, bevor er sich losreißen konnte, um noch einmal den Eintrag in seinem Notizbuch zu lesen. Aber statt zu begreifen, was er selbst vor nicht einmal fünf Minuten dort hineingeschrieben hatte, hüpften die Worte lediglich vor seinen Augen auf und ab und bildeten Sätze, von denen er sich ziemlich sicher war, dass er sie nicht geschrieben hatte. Schlüpfrige Details seiner Gedanken und seiner heute viel zu aktiven Fantasie nahmen auf den kaum beschriebenen Seiten Gestalt an und machten es ihm nicht gerade leicht, sich in Geduld zu üben. Mit einem energischen Ruck klappte er das Büchlein zu und stopfte es zurück in seine Umhängetasche. Himmel, er hielt diese Anspannung kaum noch aus, und säßen sie nicht gerade alle fünf mit ihrem Staff und den Technikern mitten in einem Klub, hätte er sich die Haare gerauft. So blieb ihm nichts weiter übrig als seine Finger in den rauen Stoff seiner Jeans zu krallen, Kai in ein Gespräch zu verwickeln und gute Miene zum hinterhältigen Spiel zu machen, während sein Liebster darin aufzugehen schien, seine Geduld noch länger auf die Probe zu stellen.     Als sich Aoi nach gefühlten Stunden endlich wieder zu ihm gesellte und ihm eine Hand auf den Oberschenkel legte, hätte er ihn am liebsten jetzt und sofort besprungen, so wenig konnte und wollte er seine Triebe nun noch beherrschen. Stattdessen schenkte er ihm nur einen so derart durchdringenden Blick, dass er sehen konnte, wie sich der Adamsapfel seines Partners hüpfend bewegte, als diesem beim Schlucken wohl gerade die Spucke wegblieb. Sehr schön, so sollte das sein – und nun bitte im Eiltempo nach Hause und keine Spielchen mehr. Oder zumindest keine Spielchen mehr, bei denen Uruha nicht der Spielführer war.   „Lass uns gehen“, raunte sein Freund mit, wie er nur zu erfreut feststellte, rauer Stimme und erhob sich wieder, während er selbst seine Sachen zusammenpackte und sich von den Anwesenden verabschiedete. Grinsend schaute er dabei zu, wie Aoi einem murrenden Reita sein eben frisch gezapftes Bier entwand, es an Ruki weiterreichte und den Bassisten energisch vor sich her aus dem Club bugsierte.   „Mann, Aoi, ich hab noch gar nicht zu viel“, brummte der Bassist, schwankte entgegen seinen Worten jedoch ein wenig auf der Stelle, sodass es sich Uruha nicht nehmen ließ, ihm einen Arm stützend um die Mitte zu legen. Er grinste den kleineren Mann von der Seite her an und hob vielsagend eine Augenbraue.   „Siehst du? Genau deswegen halten wir dich nun davon ab, noch mehr zu trinken. Beim letzten Mal, als du abgestürzt bist, durfte ich mir tagelang anhören, was für ein schlechter Freund ich doch bin, weil ich dich so viel trinken lassen hab. Nee, mein Lieber, den Schuh zieh ich mir nicht noch mal an.“ Uruha lachte leise und zog den etwas kleineren Mann näher gegen seine Seite. Natürlich nur, um ihn besser stützen zu können, und nicht weil ihm der vertraute Geruch von Reitas Parfüm so noch intensiver in die Nase steigen konnte.   „Warum bist’n du eigentlich so nüchtern?“, wurde er mit einem Mal von der Seite her gefragt. „Hast du überhaupt was getrunken? Bist du krank?“   „Deine Fürsorge ist ein Traum, ich bin förmlich überwältigt“, stellte Uruha mit überschäumender Begeisterung in der Stimme fest – nicht – und drückte sich dank Reitas schwankenden Gangs etwas unkoordiniert durch die Tür des Klubs. Kaum hatte er seinen Kumpel sicher gegen eine Wand gelehnt, zündete er sich eine Zigarette an und atmete den blauen Dunst tief in seine Lungen ein. Vielleicht würde ihn das Nikotin etwas beruhigen, während er hier mit Reita darauf wartete, dass Aoi ihnen ein Taxi organisierte.   „Och, Ducky, schmoll nicht“, nuschelte Reita und bevor er reagieren konnte, hatte er einen gebräunten Finger auf der Nase und einen Bassisten vor sich, der ihm, wenn man seine schwindende Selbstbeherrschung fragte, gerade viel zu nahe gekommen war. Ohne, dass er hätte darüber nachdenken oder es verhindern können, hob er das Kinn an, bis Reitas Finger von seiner Nasenspitze glitt und er ihn mit den Lippen einfangen konnte. Sacht biss er in die raue Fingerkuppe, während sein Blick sein Gegenüber regelrecht durchbohrte. Reitas Augen waren groß geworden, dessen Körper im Kontrast dazu stocksteif und alles in allem machte der Bassist dem sprichwörtlichen Reh im Scheinwerferlicht ordentliche Konkurrenz. Aois Stimme war es schließlich, die den Moment unterbrach und den Zauber löste, bevor die Situation noch hätte unangenehm werden können. Uruha entließ den Finger aus seinem Mund und bewunderte lächelnd nicht zum ersten Mal das perfekte Timing seines Schatzes, welches es ihm auch jetzt ermöglichte, einen noch immer perplexen Reita ohne Weiteres ins Taxi zu bugsieren.     Als sie schließlich an ihrer Wohnung ankamen, hatte Reita den Vorfall anscheinend bereits wieder vergessen oder wenn nicht das, dann wenigstens verdrängt. Denn nichts an seiner Haltung ließ erkennen, dass er vor nicht mal einer halben Stunde Uruha noch angesehen hatte, als stünde der Leibhaftige vor ihm. Dafür war sein eigenes Nervenkostüm noch fragiler geworden und er fühlte sich, als würde er jeden Moment schreien müssen, wenn nicht bald etwas passierte. Aoi hatte Reita noch überredet mit hochzukommen – mit einem Baseball Match, welches sein Liebster heute Abend extra noch aufgezeichnet hatte, ließ sich sein Kumpel doch immer ködern. Warf man noch ein paar Flaschen Bier und was zu knabbern in den Mix, war Reita der glücklichste Mensch auf Gottes weiter Flur. Uruha für seinen Teil wollte auch etwas zum Knabbern haben, allerdings bestimmt keinen Reiskräcker. Stattdessen musste mangels derzeit erreichbarer Alternativen seine Unterlippe herhalten, die sich mittlerweile schon ganz wund anfühlte. Aber nicht das angenehme Wund, welches von zu vielen Küssen und zu hingebungsvollen … anderen Aktivitäten herrührte, sondern das Wund, welches besser als alles andere zeigte, dass sein drohender Nervenzusammenbruch kurz bevorstand.   Mit einem Mal fand er sich gegen die Flurwand gepresst wieder und fühlte eine heiße Zunge, die aufreizend langsam über sein eben noch so malträtiertes Fleisch leckte.   „Reiß dich zusammen, Liebling. Du willst doch nicht, dass unser Opfer den Braten schon riecht, bevor wir überhaupt mit unserem Spielchen angefangen haben?“ Uruhas Atem hatte sich beschleunigt. Teilweise, weil ihn dieser plötzliche Überfall erschreckt hatte und teilweise, weil ihn genau dieser Umstand wie alles andere in den letzten Stunden unglaublich zu erregen wusste. Er hatte gar nicht wirklich realisiert, wie sie das Taxi verlassen hatten oder wie sie die Treppen zu Aois Wohnung nach oben hatten steigen müssen, weil der Aufzug seit Tagen nun schon außer Betrieb war. Ebenso wenig hatte er bemerkt, dass er mitten im Flur stehen geblieben war, während Aoi ihren Gast bereits im Wohnzimmer mit Sport und Bier versorgt hatte. „Uruha.“ Aois Hand streichelte zärtlich über seine Wange und er schmiegte sich in die beruhigende Berührung, fühlte, wie sich sein Atem augenblicklich wieder verlangsamte. „Ich liebe es, dich so zu sehen. Wenn mir jede Faser deines Körpers zeigt, wie ungeduldig und erregt du jetzt schon bist.“ Der kleinere Mann raunte gegen seinen Hals und verpasste ihm damit eine dicke Gänsehaut, die sich langsam ihren Weg von seinem Nacken angefangen über den Rücken bahnte und als beinahe unerträgliches Kribbeln in seinen Lenden zu ruhen kam.   „Aoi“, hauchte er und haschte nach den schönen Lippen, küsste seinen Partner so feurig und leidenschaftlich, dass ihm selbst binnen Sekunden die Luft knapp wurde. Leider löste Aoi sich viel zu schnell von ihm und streichelte ihm erneut lächelnd über die Wange.   „Geh ins Bad, zieh dich um und dann lass uns spielen, mh?“ Für einen langen Moment blickte Uruha in die dunklen Augen seines Liebsten, versuchte Halt zu finden, um sich wieder ein bisschen zu beruhigen. Immerhin hatte Aoi recht, würde er Reita nun so gegenübertreten, wüsste er sofort, dass etwas faul war. Nicht umsonst kannten sie sich schon ihr halbes Leben. Sein bester Freundverstand ihn vermutlich besser, als er selbst es tat und wenn er ehrlich war, war es genau dieser Umstand, der ihn so aufwühlte. War es wirklich richtig, sein Vorhaben nun in die Tat umzusetzen? Würde er damit nicht eine jahrzehntelange Freundschaft aufs Spiel setzen? Und was war mit Aoi? Mit ihrer Beziehung? Waren ein bisschen Spaß und eine kleine Rache diese Risiken wirklich wert? „Geh, Uruha“, flüsterte Aoi gegen seine Lippen, nahm seine kalten Hände in die seinen und zog ihn von der Wand weg, nur um ihn erneut auffordernd anzusehen. „Du willst uns doch nicht noch länger warten lassen, oder? Wüsste Reita, was wir vorhaben, wäre er mindestens so ungeduldig wie ich selbst.“ Ein feines Lächeln zupfte an Uruhas Mundwinkeln und endlich kam wieder Leben in ihn, als er sich seiner Jacke und der Schuhe entledigte und mit neu gefasstem Enthusiasmus nach der Tüte griff, in der sich sein gereinigtes Bühnenoutfit befand.   „Nein, natürlich will ich euch nicht warten lassen.“ Nun zierte ein ehrlich vorfreudiges Schmunzeln seine Lippen und mit schnellen Schritten machte er sich in Richtung Bad davon. Aoi wusste wirklich immer, was er sagen musste, um ihm seine Unsicherheiten zu nehmen, und nicht zuletzt deswegen liebte er ihn so sehr. Kapitel 3: 31. Oktober 2017 - Beichte, geliebter Sünder ------------------------------------------------------- * Blicke, Blicke, immer wieder Blicke. Schmeichelnd, erregend und unabdingbar süchtig machend. Es war schon immer so gewesen, dass mich Blicke mehr beeinflussen konnten als Worte es je vermocht hätten. Das wusstest du … und Reita schien es auch zu ahnen. Und nun? Nun würde ich mir nehmen …   nein, nun würden wir uns nehmen, was seine Augen schon so lange versprachen. Heute Nacht wird Reita uns gehören. Unter deinen wachsamen Blicken werde ich das bekommen, wonach es mir so sehr verlangt. Und ich werde es in vollen Zügen genießen können, weil ich weiß, wie sehr du es selbst auch willst. *   Nach einem letzten Blick in den Spiegel verließ Uruha das Badezimmer und wischte seine schweißfeuchten Hände am weichen Stoff seines Habits ab, den er nun ebenso wie die hellrosa Langhaarperücke und den Schleier wieder trug. Die Vorfreude rauschte wild und heiß durch seine Adern und ermöglichte es ihm kaum noch, einen klaren Gedanken zu fassen. Aber bald, sehr bald würde er gar nicht mehr denken müssen, würde sich nur noch von seinen Empfindungen treiben lassen können – sobald er Reita endlich in seinem Besitz hatte.   Der Blick aus dunklen, fast schwarzen Augen ließ ihn innehalten, den nicht minder ungeduldigen Glanz, der sich in ihnen spiegelte, für eine Sekunde bewundern, bevor er sich zögernd wieder in Bewegung setzte. Sein Liebster trug derweilen zwei offenbar leere Bierdosen in die Küche und Uruha lächelte ihn ein wenig verkrampft an, als ihm der angestrengte Zug um seinen Mund auffiel und seine Finger, die die Blechdosen etwas zu energisch festhielten. Aoi war nervös, auch wenn dieser Umstand vermutlich keinem anderen als ihm selbst aufgefallen wäre. Aber die Zeiten, in denen sie sich gegenseitig etwas vormachen konnten, waren lang vorbei und wenn er ehrlich war, trauerte er ihnen auch für keinen Moment nach. Trotz seiner Anspannung war das Timing seines Schatzes wieder einmal perfekt und Uruha war sich ziemlich sicher, dass er nur darauf gewartet hatte, bis die Tür des Badezimmers von ihm geöffnet worden war, um ihren Plan einzuläuten. Ab jetzt würde es kein Entkommen mehr geben und das Schönste daran war, dass Reita noch in absoluter Unwissenheit schwebte. Leise betrat er das Wohnzimmer, wo noch immer die aufgezeichnete Übertragung des abendlichen Baseballspiels über den Fernseher flimmerte, und hatte damit gerechnet, Reita vollkommen ins Spiel vertieft vorzufinden. Stattdessen starrte der Bassist gedankenversunken ins Leere und wirkte ausnahmsweise einmal nicht wie der Macho mit dem übergroßen Ego, für den er sich selbst viel zu oft gerne hielt. Vielmehr sah sein bester Freund nun wieder so unglaublich jung, beinahe verletzlich aus, dass für eine Sekunde erneute Zweifel in ihm hochsteigen wollten. Aber mittlerweile hatten ihn seine eigenen Fantasien schon zu weit getrieben, um noch einmal ernsthaft über mögliche Konsequenzen seines Handelns nachdenken zu können.   Uruhas nackte Füße versanken im weichen Teppich, mit dem das Wohnzimmer ausgelegt war, und machten keinerlei Geräusche, während er sich seinem Opfer näherte. Nur der Habit wisperte bei jedem Schritt seidig um seine Beine und streichelte die bloße Haut darunter, was ihn für eine Sekunde wohlig erschauern ließ. Seine Nerven waren zum Zerreißen gespannt und seine Sicht verengte sich, wurde schmaler und schmaler, bis er umrahmt von Schwärze nur noch Reita auf dem Sessel sitzen sah. Er musste doch ein Geräusch gemacht haben oder dem Bassisten war eine gewisse Veränderung im Raum aufgefallen, denn plötzlich richteten sich seine Augen direkt auf ihn und Uruha wusste in dem Moment nicht, was der andere in seinem Gesicht lesen konnte. Konnte Reita seine Lust sehen? Konnte er erkennen, wie schwer es ihm fiel, ruhig zu bleiben? Oder saß seine Maske perfekt wie sie es so oft auf der Bühne tat? Alle seine Unsicherheiten hinter der Person des Verführers verborgen, bereit jederzeit zuzuschlagen. Reitas Augen wurden groß, als er ihn einmal von Kopf bis Fuß musterte, und würde der Fernseher nicht noch immer für gewisse Hintergrundgeräusche sorgen, hätte er seinen Kumpel vermutlich schwer schlucken hören können. So zauberte Reitas hüpfender Adamsapfel nur ein berechnendes Schmunzeln auf seine Lippen, während er sich weiter näherte. Geschmeidig, lauernd, seine Beute nie aus den Augen lassend.   „Uruha? Was …?“ Ein verwirrtes Lachen drang an seine Ohren und warme Hände legten sich an seine Seiten, nachdem er sich elegant auf Reitas Schoß niedergelassen hatte, und nun beide Hände flach auf seine Brust legte.   „Ich bin hier, um dir deine Sünden zu vergeben“, raunte er süffisant und fand einen Teil seiner Selbstsicherheit wieder, als er spüren konnte, wie schnell Reitas Herz unter seiner Hand zu schlagen begann.   „Meine Sünden, Ducky?“ Reita atmete bemüht gleichmäßig und Uruha konnte nur zu deutlich fühlen, wie schwer ihm das gerade fiel. Er hatte ihn überrumpelt und er war sich sicher, dass sein Freund mit der Situation im Augenblick so gar nichts anzufangen wusste, was sein Lächeln nur noch weiter werden ließ. „Wenn ich mich recht erinnere, kann nur ein Priester die Sünden erlassen. Du bist eine Nonne, Ruha, und nicht mal eine echte.“   „Mmmh“, brummte er und zeichnete mit dem Zeigefinger kleine Kreise über Reitas Herz, während er ihn gespielt nachdenklich musterte. „Aber ich bin dein bester Freund und somit für dein Seelenheil verantwortlich.“ Er näherte sich dem Ohr des kleineren Mannes und flüsterte seine nächsten Worte so nahe dagegen, dass Reita die Bewegungen seiner Lippen spüren musste. „Erzähl mir von deinen schmutzigen Fantasien, Reita. Woran denkst du, wenn du mich so durchdringend ansiehst?“ Er spürte das Erschauern, das verräterische Zucken der Hände, als sich sein armes, noch so unwissendes Opfer wohl nicht entscheiden konnte, ob es ihn näher ziehen oder lieber von sich stoßen wollte.   „Lass die Spielchen, Uruha.“ So eindeutig die Worte waren, so vieldeutig war der Unterton in der tiefen Stimme. Ja, sein Kumpel war mehr als überfordert mit der Situation und das freute ihn gerade ungemein.   „Ich hab doch eben erst zu spielen begonnen“, schnurrte er und haschte nach Reitas Ohrläppchen, zog es zwischen seine Lippen und zupfte neckend an einem der Ohrstecker. „Ich hab es satt, dass du mich für dumm verkaufen willst, mein Lieber. Seit über einem halben Jahr schaust du mich bei jeder sich bietenden Gelegenheit an, als würdest du mich auffressen wollen. Und jedes verdammte Mal, wenn ich dich darauf anspreche, weichst du mir aus oder lenkst vom Thema ab.“ Uruha hob den Kopf und blickte nun direkt in die geweiteten Augen seines besten Freundes. „Aber damit ist nun Schluss.“ Seine Finger kosten über die weiche Haut an Reitas Hals, über die Wange hinauf bis zur Schläfe und gruben sich dann mit einer schnellen Bewegung in die kurzen, braunen Strähnen, hielten ihn nachdrücklich fest. „Ich hab dich durchschaut, Reita.“   „Ducky?“ Eine gewisse Überforderung und Unsicherheit spiegelten sich nur zu deutlich im Blick seines Gegenübers wider und das Erstaunen über seine Worte und Taten war nur zu deutlich aus der etwas kratzig gewordenen Stimme herauszuhören. Uruhas Lächeln wurde weiter und wenn er ehrlich war, hatte sich sein manchmal verhasster Spitzname aus Reitas Mund noch nie so gut angehört.   „Nichts da, Ducky.“ Er zog noch etwas stärker an den Strähnen und raunte seine nächsten Worte gegen die leicht gerötete Wange, sein Opfer und dessen Reaktionen für keine Sekunde aus den Augen lassend. „Ich hab gehört, was du an deiner Geburtstagsfeier zu Taka und deinen Jungs gesagt hast.“ Er ließ seine Lippen über die erhitzte Haut gleiten und hielt erst kurz vor Reitas Mundwinkel inne. „Hat es dir die Sprache verschlagen? Komm schon Reita, sag mir, ob sich meine Lippen so anfühlen, wie du es dir immer vorstellst, wenn du Aoi und mich beobachtest.“ Für einen Wimpernschlag ließ er seine Zunge hervorblitzen, berührte den Rand der vollen Lippen nur flüchtig, was aber ein deutlich hörbares, zischendes Einatmen seines besten Freundes zur Folge hatte. „Was denn?“ Uruha lachte leise und dunkel, fuhr nun zärtlich durch die angenehm weichen Haare. „Ich sorge doch nur dafür, dass du deinen Live-Porn bekommst. Ganz wie du es dir schon so lange wünschst.“   „Uruha! Hör auf damit, ernsthaft jetzt. Geh runter von mir, was ist, wenn …“   „Wenn Aoi euch so sieht?“, erklang mit einem Mal die Stimme seines Schatzes und kräftige Finger drückten sich in Reitas Schultern, während sich Aois dunkler Haarschopf von hinten in dessen Blickfeld schob. „Schlechte Nachrichten Reita, ich höre eurer kleinen und überaus interessanten Unterhaltung schon eine ganze Weile lang zu.“ Reitas Augen weiteten sich und ein erschrockenes Einatmen drang an seine Ohren, was Uruha ein zufriedenes Lächeln auf die Lippen zauberte. Wieder fuhr er durch die kühlen Strähnen, kraulte sacht über die Kopfhaut, wie im Versuch, den anderen ein wenig zu beruhigen. Es würde ihnen immerhin allen dreien nicht helfen, würde Reita nun plötzlich einen Herzstillstand erleiden. „So schweigsam, Reita?“, neckte Aoi, drückte mit einem Finger sein Kinn nach oben und drehte es so, dass er ihm ins Gesicht sehen musste. Uruha für seinen Teil nutzte den neu gewonnenen Freiraum sogleich aus, um kleine Küsse auf den gestreckten Hals zu verteilen. „Wie unhöflich du doch bist. Und das, wo wir dir nur deine Wünsche erfüllen wollen.“ Ein leiser, undefinierbarer Laut quälte sich aus Reitas Kehle und für einen Augenblick hätte er Uruha beinahe leidgetan. Aber dann erinnerte er sich wieder an diese durchdringenden Blicke, an die eindeutigen Lügen, die ihm sein eigentlich bester Freund über die letzten Monate hinweg aufgetischt hatte, und sein Mitleid verpuffte so schnell, wie es aufgetaucht war. Reita hatte es verdient, seine eigene Medizin serviert zu bekommen, und wenn er sich nicht täuschte, würde diese ihm sogar ziemlich gut schmecken. Sein Lächeln weitete sich zu einem anzüglichen Grinsen aus und er biss sacht in die weiche Haut, die sich so einladend vor seiner Nase präsentierte.   „Uruha.“ Reita keuchte und er hob den Kopf, nur um zu sehen, wie Aoi all das, was der Bassist hatte sagen wollen, in einem stürmischen Kuss erstickte. Er biss sich auf die Unterlippe, als er den exakten Moment mit ansehen konnte, in dem Reitas Widerstand endgültig brach. In dem er nicht mehr versuchte, den Kuss zu dominieren, sondern sich vollkommen der Sensation hingab, die Aois Zunge war. Und als sich sein Mann nur für einen Sekundenbruchteil löste, um es sich auf der Armlehne des Sessels bequem zu machen, entrang sich Reitas Kehle sogar ein kleiner, unwilliger Laut, bevor dieser auch sogleich wieder von Aois gierigem Mund erstickt wurde. Uruha lachte leise, wusste er doch nur zu gut, wie es seinem besten Freund gerade ergehen musste.   „Fühlt sich gut an, mh?“, wisperte er deutlich belustigt in Reitas Ohr. „Verstehst du jetzt, warum ich ihm nie widerstehen kann, wenn er das tut? Diese Zunge gehört verboten.“ Uruha stöhnte leise auf, zeichnete mit seiner eigenen Zunge Reitas Ohrmuschel nach, während sich die Finger des anderen erregend fest in seine Seiten drückten. „Stell dir nur mal vor, was Aoi mit diesem Mund noch so alles anstellen kann.“ Er fühlte Reitas deutlich erregten Laut mehr, als er ihn hörte, während er sacht an seinem Adamsapfel knabberte, nur um sich noch tiefer zu küssen. Seine Finger machten kurzen Prozess mit den Hemdknöpfen und suchten sich ihren Weg unter das schwarze Tanktop, welches der Bassist darunter trug. Reitas Haut fühlte sich erhitzt an und Uruha spürte die Gänsehaut unter seinen Fingerkuppen, während er den muskulösen Oberkörper zu erkunden begann. Die durchtrainierte Statur seines Freundes hatte ihn schon immer angesprochen und schon bevor seine Spielchen mit den Blicken begonnen hatten, hatte sich Uruha das ein oder andere Mal dabei ertappt, wie er sich gefragt hatte, wie es wäre, seine Hände über die definierte Muskulatur gleiten zu lassen. Und verdammt noch eins, es fühlte sich gerade tatsächlich besser an, als er sich immer vorgestellt hatte. Leise keuchte er, als er nun auch die zweite Hand unter das schwarze Shirt schlüpfen und sie nun beide mit festem Druck über Reitas Bauch und Brust streichen ließ. Seine Daumen fanden die kleinen Nippel, die sich binnen Sekunden der Stimulation entgegen reckten, genauso wie Uruha sich stärker an den begehrenswerten Körper schmiegte und den Kopf hob, um den sich noch immer küssenden Männern näher zu kommen. Er leckte sich über seine plötzlich so trocken gewordenen Lippen und gab einen leisen, verlangenden Laut von sich, bevor seine Zunge hervorschnellte, um Aois und Reitas Mundwinkel gleichzeitig zu berühren. Sein Partner löste sich für einen Moment, blickte erst ihren Bassisten, dann ihn selbst an und haschte nach seiner Unterlippe, um seinen Mund vollends in Beschlag zu nehmen. Uruhas Lider flatterten zu, während sich seine Fingernägel leicht in Reitas Haut gruben. Sein Freund keuchte, verstärkte den Griff an seiner Taille und wanderte mit der Rechten seinen Oberarm hinauf, bis er die rauen Fingerkuppen über seinen gestreckten Hals streicheln fühlen konnte. Wieder seufzte er genießend, umgarnte Aois Zunge nur noch intensiver und presste sich verlangend gegen beide Männer, während er Reitas Lippen auf seiner Haut spüren konnte. Himmel ja, er hatte so gehofft, dass ihr williges Opfer auf den Geschmack kommen und nun keinen Rückzieher mehr machen würde. Unendlich dankbar begann er wieder über Reitas Brust zu kosen, die verhärteten Nippel zu reizen, und gleichzeitig legte er den Kopf ein wenig in den Nacken, sodass Aoi ihn noch tiefer küssen und der Bassist mehr von seinem Hals liebkosen konnte. Schon jetzt hatte er das Gefühl, noch nie so vieles auf einmal empfunden zu haben und das, wo sie kaum begonnen hatten. Mit einem Ruck löste sich Aoi von seinen Lippen, atmete ebenso schwer wie er selbst, nur war es Uruhas Mund, aus dem sich ein fast wehmütiges Wimmern löste.   Sein Schatz lächelte nur, streichelte ihm über die Wange und flüsterte nah an seinem Ohr: „Reita hat noch eindeutig zu viel an, denkst du nicht auch?“ Uruha konnte nicht mehr als nicken, denn soeben rann ihm eine erregende Gänsehaut über den Rücken, während Reitas Zähne fast schon zu sanft über seine Haut schabten. Aoi zog sich grinsend ein Stück zurück, um sich das Schauspiel genauer ansehen zu können. Als sein Kumpel jedoch Anstalten machte, seinen Lippen zu nahe kommen zu wollen, lag innerhalb eines Wimpernschlags der schlanke Zeigefinger seines Mannes über Reitas Mund und sein teils belustigtes, teils warnendes Raunen erfüllte den Raum. „Es gibt Regeln heute Nacht, an die du dich besser halten solltest, sonst endet unser Spiel hier und jetzt.“ Reita hob den Kopf und schaute den Gitarristen fragend an, jedoch fehlte das rebellische Feuer in seinem Blick, mit dem Uruha schon fest gerechnet hatte.   „Regeln? Und welche wären das?“ So nachgiebig und bereit, sich dem Willen eines anderen unterzuordnen, hatte er seinen besten Freund noch nie erlebt, und Uruha bemerkte selbst, wie er ihn aus erstaunten Augen zu mustern begann. Auf die schönen Lippen legte sich nur ein kleines Schmunzeln und wieder waren es Reitas Fingerspitzen, die hauchzart über seine erhitzte Wange streichelten. „Ihr habt schlagfertige Argumente, Ducky, da wäre ich doch dumm, nun stur zu sein, oder?“   Er lächelte ein deutlich erleichtertes Lächeln und nickte, drehte den Kopf zur Seite und drückte Reita einen kleinen Kuss in die Handfläche, bevor sie beide ihre Aufmerksamkeit wieder auf Aoi lenkten. Ein zufriedenes Glänzen lag in den dunklen Augen, bevor sein Liebster sich vorbeugte, um Reita erneut zu fixieren.   „Regel Nummer eins: Uruhas Lippen gehören mir.“ Ein langer Kuss folgte, der Uruha erneut sowohl Sinne als auch Atem raubte und ihn mit singenden Nervenenden zurückließ, nachdem Aoi wieder ein kleines Stück auf Abstand gegangen war. „Regel Nummer zwei: Sein Schwanz gehört mir.“ Gerade noch konnte er den Blick auf ein anzügliches Grinsen erhaschen, bevor seine Lider zuflatterten und ihm ein heiseres Stöhnen über die Lippen kam, als sich die Hand seines Partners nicht grob, aber mit Nachdruck auf seine Männlichkeit legte und zudrückte. „Regel Nummer drei“, hörte er gedämpft durch den Schleier der Lust, der sich wie ein schweres Tuch über ihn gelegt hatte, und erschauderte erneut, als die Finger seines Schatzes neckend über seine Erregung tanzten. „Sein Arsch … na ja, das ist ja wohl selbsterklärend.“ Er spürte Aois Hand, wie sie von seiner Männlichkeit verschwand und sich auf seine Pobacke legte, tätschelnd darüber streichelte. Für einen Moment kam ihm der Gedanke in den Sinn, dass ihn sein Freund gerade wie einen Preis bewarb und auch wenn es vielleicht hätte erniedrigend sein sollen, erregte es ihn nur umso mehr. „Und die letzte Regel lautet …“ Aoi lächelte Reita verschmitzt an, „wenn du etwas davon willst, musst du mich fragen. Ich hab hier das Sagen und du solltest das lieber nicht vergessen. Haben wir uns verstanden?“   Reita nickte eifrig und setzte dann noch ein verständiges „Ja, ich hab die Regeln verstanden“ hinterher, bevor sein Blick wieder auf ihm zu Ruhen kam. Aber trotz oder wegen des so einsichtigen Verhaltens seines sonst oftmals so rebellischen Freundes verschlug es ihm den Atem, als er nun das entschlossene Funkeln in den schönen Augen erkennen konnte. „Aoi … darf ich Uruha küssen?“ Ein vorfreudiges Kribbeln rauschte durch Uruhas Adern und unbewusst war er dem Bassisten schon etwas näher gekommen, als die Worte seines Schatzes die Wirkung einer kalten Dusche auf ihn hatten.   „Nein“, hatte Aoi gesagt und nicht nur er starrte ihn nun verständnis- und fassungslos an. Aus Aois Kehle löste sich ein heiteres Lachen, während er den Kopf schüttelte und ihnen gleichzeitig durch die brünetten Haare fuhr. „Du darfst dich von Uruha küssen lassen, ich bin mir nämlich sicher, dass dir das weitaus besser gefallen wird.“   Noch bevor sein frecher, manipulativer und so wundervoller Mann zu Ende gesprochen hatte, lagen Uruhas Lippen bereits auf denen seines Kumpels und seine Zunge hatte leichtes Spiel, in den einladenden Mund einzutauchen. Der Bassist schmeckte nach Bier und den Knabbereien, die noch kaum berührt auf dem Wohnzimmertisch standen, aber das war es nicht, was ihn dazu verleitete, sich stöhnend noch näher zu drängen. Reitas Geschmack war anders als der Aois, neu und mit einem Hauch des Verbotenen, das ihn unglaublich zu erregen wusste. Seine Hände hatten sich unter dem Shirt hervor gekämpft, wühlten sich nun forsch durch die kurzen Strähnen und zogen Reitas Kopf daran etwas unsanft in den Nacken, um noch viel mehr der neuen Fremde erkunden zu können. Kapitel 4: 01. November 2017 - Zeit zu spielen ---------------------------------------------- * Ist es richtig, was wir tun? Oder anders gesagt … Kann etwas, das sich so gut und richtig anfühlt, wirklich falsch sein? Als ich mir meiner Liebe für dich damals endlich sicher war, habe ich mich unendlich frei gefühlt. Deine Liebe war wie eine wärmende Decke, die mich einhüllte. Doch das, was ich nun empfinde, ist … anders. Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll. Es fühlt sich an, als wäre ich zu Hause angekommen. Mit Reita in unserer Mitte fühle ich mich endlich … vollständig. *   Uruha wusste nicht, wie lang ihn sein Schatz darauf hatte warten lassen, Reita endlich seiner überflüssigen Kleidung entledigen zu dürfen. Aber nun stand er endlich vor seinem besten Freund – seinem nackten, besten Freund – und ließ seine forschenden Hände über seinen wohldefinierten Oberkörper streichen. Immer wieder haschte er nach Reitas Lippen, konnte nicht genug von ihnen bekommen, während es der Bassist wenigstens schon geschafft hatte, ihn seines Schleiers und der Perücke zu entledigen. Starke Finger hatten sich in sein Haar gewühlt und hielten sich an den Strähnen fest. Aber Uruha störte diese etwas ruppige Behandlung keinesfalls, zeigte sie ihm doch, dass Reita mindestens so sehr vom Strudel seiner Erregung mitgerissen wurde wie er selbst. Lächelnd löste er sich von dem gierigen Mund, blickte seinem Gegenüber für einen langen Moment einfach nur ins Gesicht, bevor er die Hände an Reitas Hinterkopf legte, um auch noch das letzte Stückchen Stoff zu entfernen.   „Ruha …“ Reitas zögerliche Stimme ließ ihn kurz innehalten und ein zwar verständnisvolles, aber auch amüsiertes Schmunzeln legte sich auf seine Züge.   „Aoi will dich nackt sehen, mein Lieber, und ich auch. Da hat dieser Stofffetzen einfach keine Daseinsberechtigung mehr.“ Er Küste Reitas Wange, fackelte nicht lang und löste den Knoten, der das Nasenband an Ort und Stelle hielt. Mit einer lapidaren Handbewegung ließ er es zu Boden fallen und lächelte seinen langjährigen Freund liebevoll an. Der nächste Kuss landete auf der deutlich sichtbaren Erhebung auf Reitas Nasenrücken, die von einem Faustkampf und daraus resultierendem Nasenbeinbruch herrührte, und der Grund für die Teilvermummung des Bassisten war, seit sie im Showbiz Fuß gefasst hatten. Uruha hatte diesen kleinen Makel nie als solchen empfunden und fand eher, dass er Reita verwegener und mehr wie den Rebellen aussehen ließ, für den er sich so gerne ausgab. Die Plattenbosse hatten das damals nur leider anders gesehen, aber Reita hatte sich gefügt, ohne eine große Sache daraus zu machen. Im Stillen hatte Uruha immer vermutet, dass sein bester Freund sich ein Stück weit hinter diesem kleinen Stofffetzen versteckte, obwohl er das natürlich nie zugegeben hätte, hätte er ihn darauf angesprochen. Aber der unsichere, etwas verlegen wirkende Mann, der ihm nun gegenüberstand, zeugte davon, dass seine Vermutung nicht ganz falsch sein konnte. „Berühr mich, Reita. Zeig mir, dass du mich willst“, forderte er in Reitas Ohr raunend und knabberte neckend am Läppchen, während er seine Hände auf Wanderschaft über den wohlgeformten Rücken schickte. Durch den Bassisten ging ein spürbarer Ruck und er konnte die aufkeimende Gänsehaut ebenso unter seinen Fingerspitzen fühlen wie die kräftigen Hände auf seinem Körper, die nun seine Bewegungen spiegelten. Es dauerte ein wenig, bis ihm auffiel, dass Reita nach dem Reißverschluss seines Habits suchte, und ein vorfreudiges Kribbeln machte sich in seinem Magen breit, als er das erste, leise Ratschen hörte. „Frag Aoi um Erlaubnis“, flüsterte er und widmete sich Reitas Hals, wo die Haut so ansprechend duftete und seine Sinne nur noch mehr zum Singen brachte. Er hörte die darauf folgende Unterredung der beiden Männer nur am Rande, kümmerte sich viel lieber darum, dass sein Kumpel bloß nicht ausreichend Zeit für eventuelle Zweifel oder Bedenken haben würde. Das ein oder andere leise Keuchen aus Reitas Mund war die beste Entschädigung für seine Mühen, die er sich im Augenblick vorstellen konnte, und als endlich der Stoff seines Bühnenoutfits von seinen Schultern glitt, war er es, der ein erleichtertes Seufzen von sich gab. Ohne sich gänzlich von der warmen Haut zu lösen, schlüpfte Uruha aus seiner überflüssigen Bekleidung und presste sich sogleich an den Leib seines Gegenübers, leise seufzend, als er die Konturen, die Hitze und die Härte an seiner nackten Haut fühlen konnte, die Reitas Körper waren.   „Verwöhn ihn, Reita, ich will ihn stöhnen hören.“ Aois Stimme war wie dunkler Samt, der sich über die Flammen seiner Erregung legte, aber nicht um sie zu ersticken, sondern um die Hitze zu speichern und sie vorfreudig in seinem Leib brodeln zu lassen. Reitas Finger fanden erneut den Weg in sein Haar, diesmal jedoch fester, noch deutlicher zu spüren, und zogen ihn nachdrücklich ein kleines Stück auf Abstand, was er mit einem angetanen Schnurren quittierte. Auch der folgende, dominante Kuss war genau nach seinem Geschmack und seine nackten Zehen gruben sich in den weichen Teppich, während sich seine Hände auf Reitas Hintern verirrt hatten und dort fordernd nach Halt suchten. Uruha versuchte erst gar nicht, die Kontrolle über ihren Kuss zu erlangen, viel zu angenehm war es, auch diese Seite seines besten Freundes kennenlernen zu dürfen. Gänzlich ungeniert fing er an, sich an Reitas Körpermitte zu reiben, genoss das harte Glied an seinem eigenen Schaft und die Tatsache, dass der Bassist mindestens genauso erregt war wie er selbst.   In einer fließenden Bewegung drehte er sich mit Reita in seinen Armen herum, ließ sich auf dem Sofa nieder und zog ihn auf seinen Schoß, für keine Sekunde das Spiel ihrer Zungen unterbrechend. Ruhelos glitten seine Hände über den breiten Rücken, streichelten das eine Mal sanft, kratzten das andere Mal mit spitzen Fingernägeln über die weiche Haut, bis sich der andere doch von seinem Mund löste, um ein herrlich lautes Stöhnen freizulassen. Geräuschlos wie eine Raubkatze war Aoi in der Zwischenzeit näher gekommen, sodass er ihn erst bemerkte, als sich weitere Finger zu den seinen gesellten, Reitas Muskulatur nachzeichneten und sich ein lächelndes Gesicht über die Schulter des Bassisten schob. Dunkle Augen funkelten ihn gleichermaßen zufrieden und erregt an und Uruha konnte nicht anders, als auch diese Lippen in einem leidenschaftlichen Kuss zu erobern. Sein gedämpftes Stöhnen war kaum zu hören, als sich Reitas Mund auf Wanderschaft begab, eine seiner Brustwarzen für sich entdeckte, während die andere mit rauen Fingerkuppen geneckt wurde. Er drängte sich den zärtlichen Berührungen näher, gab sich nur noch inniger ihrem Kuss hin, während sich seine Linke an Aois Seite verirrt hatte, dort ebenso nach Halt suchte, wie seine Rechte, die noch immer auf Reitas Pobacke verweilte.   Ob man an einem Zuviel an Stimulation sterben konnte? Diese Frage hatte vermutlich noch kein Wissenschaftler abschließend beantworten können, aber Uruha fühlte sich gerade, als würde er der Lösung dieses Rätsels von Sekunde zu Sekunde näher kommen. Besonders als sich Reitas Hand quälend langsam ihren Weg in südlichere Gefilde bahnte, während seine Lippen warm und erregend über seine Haut strichen.   „Stöhn für mich, Ducky“, hörte er ihn raunen und sah aus dem Augenwinkel ein überaus freches Grinsen aufblitzen, bevor er der Aufforderung nachkam, ohne dass er sich dagegen hätte wehren können. Mit einem heiseren, aber deutlich lustvollen Laut löste er sich von Aois Lippen und legte den Kopf in den Nacken, während Reitas Hand mit festem Druck über seine Härte glitt.   „Oh, Himmel, Reita, ja~!“ Zischend sog er die Luft zwischen den Zähnen ein, als nun auch noch Aois Mund auf Wanderschaft über seinen Oberkörper ging und zielstrebig einen seiner Nippel für sich auserkor, nur um sich mit Nachdruck daran festzusaugen, und die ohnehin schon überempfindliche Stelle mit der Zunge zu necken. „Uh~.“ Er leckte sich über die Unterlippe, hatte mittlerweile je eine Hand im Schopf seiner Männer verkrallt und dirigierte sie nach und nach höher, nicht ohne mit weiteren erregenden Schauern belohnt zu werden, als sie es sich beide zur Aufgabe machten, so viel seiner Haut wie möglich zu liebkosen. Der Kontrast zwischen Reitas zärtlichen, nahezu ehrfürchtigen Berührungen und Aois forschen und leidenschaftlichen Bissen war derart erregend, dass es ihn für einen Moment schwindelte und er unter einem lang gezogenen Stöhnen die Augen fest zusammenkniff. Sein Hals war schon immer Schwachstelle Nummer eins gewesen, aber mit dieser doppelten Stimulation kam er kaum zurecht. Dennoch hätte er im Leben nichts an seiner Lage ändern wollen, keuchte nur heiser auf und haschte gierig nach Aois Lippen, als eine freche Zunge über die seinen leckte. Für einen Augenblick gab er sich dem berauschenden Gefühl hin, das Aois Küsse immer in ihm auszulösen vermochte, dann drängte er auch Reita näher und leckte über seine Lippen, während er die seines Mannes noch an seinem Mundwinkel spüren konnte. Das, was nun folgte, konnte zwar nicht als Kuss bezeichnet werden, eher als zufälliges Zusammentreffen dreier Lippenpaare und beinahe obszön anmutendes Necken von Zungen, aber er hätte sich nichts Schöneres vorstellen können. Immer wieder zog ihn einer der beiden näher, um seinen Mund mal sanft, mal fordernd zu erobern, und wenn sich seine schönen Männer gegenseitig küssten, blieb Uruha nichts weiter übrig, als hingerissen diesen unglaublich erregenden Anblick zu genießen.   Wieder näherte er sich ihnen und diesmal war es Reita, der sich seiner annahm, während er mit einem Anflug von Bedauern bemerkte, dass sich Aoi wieder zurückzog. Er hörte die leise, dunkle Stimme seines Liebsten, aber die Worte galten nicht ihm, sondern dem Mann auf seinem Schoß, der sich langsam erhob, ohne jedoch den innigen Kontakt ihrer Lippen zu lösen. Kräftige Hände pressten Uruha in die weichen Polster des Sofas, während Reita sich gegen seine Schultern stützte, und entlockten ihm damit ein angetanes Seufzen. Genauso sehr wie er es mochte, betrachtet und verwöhnt zu werden, liebte er es, wenn man ihn etwas ruppiger anpackte. Ein Umstand, den Aoi mittlerweile doch sehr zu schätzen wusste. Ein ihm nur allzu bekanntes Klacken drang an seine Ohren, welches wie automatisch sein Blut in heißer Vorfreude schneller durch seine Adern rauschen ließ, auch wenn er ahnte, dass nicht er es sein würde, der nun in den Genuss dessen kam, was sich sein Schatz ausgedacht hatte. Im nächsten Moment zuckte der Bassist leicht zusammen, löste sich von seinen Lippen und schaute mit einer schnellen Kopfdrehung hinter sich, direkt in Aois lüsternes Gesicht.   „Was hast du vor?“ Reitas Stimme war fest, eher neugierig als fordernd, und dennoch erhaschte Uruha so etwas wie ein zögerliches Flackern im Blick seines besten Freundes, als er den Hals reckte, um die beiden besser betrachten zu können. Beruhigend hob er seinen Arm, bis seine Hand Reitas Seite berührte und streichelte über die weiche, gebräunte Haut dort.   „Was denkst du denn, was ich vorhabe?“ Wieder Aois stimme, wieder mit diesem eindeutig erregten und doch kontrollierten Unterton, und dann ein zischendes Einatmen, als vom Gleitgel kühle Finger ihren Weg zwischen Reitas Pobacken fanden.   „Es wird dir gefallen“, raunte Uruha, streichelte tiefer, bis seine Fingerspitzen die bislang so schändlich vernachlässigte Männlichkeit seines besten Freundes zu fassen bekamen und neckend über sie wanderten. Ein lang gezogenes Stöhnen und Reitas Blick, der nun wieder mit ungeteilter Aufmerksamkeit auf ihm ruhte, waren sein Lohn dafür und er lächelte den Bassisten einladend an. „Küss mich“, raunte er und schnurrte angetan, als dieser der Aufforderung sogleich nachkam und er dessen erneutes Aufstöhnen in seinem Mund ersticken konnte. Reitas Männlichkeit fühlte sich gut in seiner Hand an, schwer und so herrlich hart, und während er die Spitze mit dem Daumen reizte, umgarnte er die nicht mehr ganz so fremde Zunge so, als hätte er nun den prallen Schaft zwischen seinen Lippen. Wieder und wieder keuchte Reita unterdrückt auf, kam den Bewegungen seiner Hand entgegen und bohrte bereits die Finger vor Anspannung in seine Schultern, als er sich erneut lossagte, um nach hinten blicken zu können. Uruha grinste, weil er das bekannte Knistern der Plastikverpackung gehört hatte, und ließ nun von Reitas Glied ab, um ihm erneut über die Seite zu streicheln. „Mmmh, DAS wird dir ganz sicher gefallen.“ Mit einem Schmunzeln auf den Lippen lugte er seitlich an seinem Kumpel vorbei, um Aoi dabei zu beobachten, wie dieser das Tütchen beiseitelegte. Allerdings hatte er ihm kein Präservativ entnommen, sondern entfaltete nun in aller Seelenruhe ein hauchdünnes Quadrat aus Latex, während ihm Reita nur mit steigender Unruhe dabei zusah.   „Was genau wird das, wenn es fertig ist?“ In der Stimme des Bassisten schwang Erregung, Neugierde und Unsicherheit in gleichen Teilen mit und Uruha konnte nicht anders, als leise zu lachen und seinem besten Freund über die Wange zu streicheln.   „Warts ab“, sagten Aoi und er wie aus einem Mund und sein Liebster grinste unverschämt breit, bevor er das Latextuch ohne weiteres Zögern zwischen Reitas Pobacken drapierte. Uruha indes hatte das Gesicht des Bassisten wieder zu sich gedreht und verteilte kleine Küsse auf seinem Unterkiefer, als Aois Stimme erneut erklang. „Beug dich weiter nach unten, Reita.“ Er fühlte das Zögern des anderen, sah zum ersten Mal in dieser Nacht einen Hauch des Rebellen in den dunklen Augen aufflammen und lächelte ihn nur verständnisvoll an.   „Aoi will nur, dass ihr beide sicher seid, und so könnt ihr es auch ohne falsche Scham oder Hintergedanken genießen.“ Er kraulte durch die weichen Strähnen und haschte für einen flüchtigen Kuss erneut nach den geröteten Lippen. „Und du wirst es genießen, glaub mir. Ich sagte doch, er weiß mit seiner Zunge umzugehen.“ Eine deutlich sichtbare Röte legte sich auf Reitas Wangen, aber er ließ sich ohne weiteres Zögern tiefer drängen. Die weichen Lippen senkten sich wieder auf Uruhas Haut und entlockten ihm damit ein genießendes Brummen, was lauter wurde, als eine neckende Zunge in seinen Bauchnabel eintauchte. Über den so gesenkten Kopf des Bassisten hinweg hatte er einen hervorragenden Blick auf Reitas knackigen Hintern und auf Aoi, der ihm noch mal entgegengrinste, bevor er von seinem Liebsten nur noch den schwarzen Haarschopf sehen konnte.   „Fuck Aoi! Das …“ Reitas Kopf war ruckartig nach oben geschnellt und seine geweiteten Augen blickten Uruha beinahe entsetzt an. Vermutlich wäre er auch noch weiter zurückgezuckt, hätte er ihn nicht nachdrücklich am Nacken fest und nach unten gedrückt gehalten. „Verdammt Aoi … Uruha … ich.“ Reitas Rechte hatte sich in seinen Oberschenkel gekrallt und er konnte nicht anders, als für einen Moment die Augen zu schließen und sich auf die Unterlippe zu beißen, machte ihn der sachte Schmerz doch regelrecht wild.   „Schsch.“ Uruha summte beruhigend, nachdem er sich wieder etwas gefangen hatte, und streichelte Reita über die nun fast schon glühende Wange. „Ich liebe es, wenn Aoi das tut“, schwärmte er mit anzüglichem Lächeln auf den Lippen und ließ für keinen Moment mehr das Gesicht des anderen aus den Augen. „Wenn seine Zunge über meinen Muskel tanzt und ihn so lange reizt, bis ich es kaum noch aushalte, nnnh.“ Er stöhnte leise, hatte sich herabgebeugt, um an Reitas Ohr herankommen und kaum hörbar hineinflüstern zu können. „Und irgendwann stößt er zu, ganz plötzlich, und du fühlst diese heiße, agile Zunge in dir …“ Uruha spürte das erschauern, welches bei seinen Worten durch den Leib des Bassisten ging und rieb seine Nase katzengleich hinter Reitas Ohrmuschel. „Lass es zu, genieß es …“ Ein heiseres Stöhnen war seine Antwort und sein eigener Unterleib verkrampfte sich für einen Augenblick, als ihn all das, was er Reita eben ins Ohr gewispert hatte, unglaublich zu erregen wusste. „Fühlst du ihn schon, wie er dich erkundet?“   „Uruha …“ Reita blickte ihn an, nachdem er sich zurückgezogen hatte, und nun konnte er tatsächlich nur noch unbändige Lust in den dunklen Augen glänzen sehen. Oh, ja, so gehörte sich das. Ein Grinsen teilte seine Lippen und er löste seine Hände für einen Moment von der bereits klammen Haut, streichelte kurz neckend mit dem Daumen über die gerötete Unterlippe, bevor er nach dem Kondombriefchen griff, das Aoi wohl irgendwann neben ihm auf dem Sofa platziert haben musste. Für einen Moment stimmte er – wenn auch weitaus leiser – in das Stöhnen des kleineren Mannes mit ein, als er das Gummi über seine schon viel zu lange nicht beachtete Erregung rollte. Reitas Augen waren lustverhangen, wirkten herrlich glasig, und er konnte nicht anders, musste erneut das anhaltende Stöhnen von diesen sündigen Lippen küssen. Erst dann legte er seine Rechte wieder in Reitas Nacken, lächelte ihn zufrieden an und kraulte spielerisch durch die feinen Härchen. „Fuck … ahng, Aoi.“ Der Körper des Bassisten bäumte sich für einen Augenblick auf und ein weiteres, lang gezogenes Stöhnen erfüllte den Raum, während sich Reitas Nägel fest in seine Schenkel bohrten und ihn erneut erschauern ließen.   „Sagte ich nicht, dass es dir gefallen wird?“ Der Bassist nickte mit fest zusammengekniffenen Augen, hatte den Mund zu einem stummen Stöhnen geöffnet, während Uruha die leisen Geräusche hören konnte, die Aois Tun mit sich brachte. Wieder rann ihm eine Gänsehaut über den Rücken und er wünschte sich beinahe, er könnte an Reitas Stelle sein und so verwöhnt werden. „Ich fühle mich ein wenig vernachlässigt“, murrte er daher mit einer übertriebenen Schmollschnute und grinste frech, als die dunklen Augen seines Kumpels wieder auf ihm ruhten. „Willst du dagegen nicht endlich was tun? Immerhin sollst nicht nur du deinen Spaß haben.“ Nun lehnte er sich zurück, schmiegte sich mit einem anzüglichen Schnurren gegen die weichen Sofakissen und öffnete einladend seine Beine noch weiter. Er festigte den Griff in Reitas Nacken erneut, ließ diesmal eine mögliche Unsicherheit aber gar nicht erst zu und sah den Bassisten nur auffordernd an. „Tu einfach das, was du auch an dir gerne hast.“ Sein Glied zuckte allein bei der Vorstellung, diese festen Lippen bald spüren zu können, und für einen Moment verstärkte sich die Röte auf Reitas Gesicht bei diesem Anblick. Kurz fragte sich Uruha, ob er ihn nun doch noch überfordert hatte, aber im nächsten Augenblick fühlte er eine erste, samtene Berührung an seinem Schaft und ließ zufrieden seine Hand durch die weichen Strähnen gleiten. „Gut so … mach weiter.“   * Hättest du dir vor dieser Nacht vorstellen können, jemals in so einer Situation zu sein? Reita auf diese Art und Weise zwischen uns zu haben? Aber nicht als Keil, nicht als jemand, der unsere Verbindung zerstören würde, sondern als beinahe natürliche Ergänzung dessen, was uns ausmacht? In deinen schönen Augen sehe ich dasselbe Verlangen, denselben Hunger, der auch durch meine Adern jagt. Lass ihn uns stillen Aoi. Lass uns nehmen, was Reita uns so bereitwillig anbietet. Lass ihn zu einem Teil von uns werden … *   Entweder Reita war ein verdammtes Naturtalent oder ihr Spiel hatte ihn schon viel zu weit getrieben, denn binnen gefühlten Sekunden erfüllte Uruhas hingerissenes Stöhnen das Wohnzimmer, während sich der heiße Mund des Bassisten nachdrücklich um sein Glied geschlossen hatte. Aber was ihn mehr als diese wundervolle Stimulation wieder und wieder zu heiserem Keuchen verleitete, war das unterdrückte Stöhnen des kleineren Mannes und die Fingernägel, die sich immer wieder in das empfindliche Fleisch seiner Schenkel gruben, immer dann, wenn Aoi seine Sache besonders gut machte. Den Griff in Reitas Nacken hatte er schon lang gelöst, war dieser doch mit spürbarem Enthusiasmus bei dem, was er tat, und ließ für keine Sekunde durchscheinen, dass er heute zum ersten Mal einen Schwanz im Mund hatte. Was Uruha sich in einem kleinen Bereich seines Hirns, das nicht gerade mit Wichtigerem beschäftigt war, die Frage stellen ließ, ob die sexuellen Eskapaden seines besten Freundes auch schon in den letzten Jahren nicht ganz so heterosexueller Natur gewesen waren, wie er ihm immer hatte vormachen wollen. Etwas, das er ihn bei Gelegenheit vielleicht einmal fragen sollte, aber nicht jetzt. Jetzt waren seine Stimmbänder eindeutig damit beschäftigt, Laute zu produzieren, die seinen Männern unmissverständlich klar machen sollten, wie gut es ihm gerade ging. So lange zumindest, bis sich Reita von ihm löste, um selbst heiser aufstöhnen zu können. Aus Uruhas Kehle schlich sich jedoch nur ein unzufriedenes Wimmern, bevor er sich wieder einigermaßen unter Kontrolle bringen konnte und die Neugierde ihn über den Verlust von Reitas heißem Mund hinwegtröstete. Und wenn er ehrlich war, gefiel es ihm viel zu gut, dem Stöhnen des Bassisten zu lauschen. Ja, doch, hörte sich gut an. Uruha grinste und richtete sich wieder etwas auf, um über Reita hinwegsehen zu können. Aois amüsiert funkelnde Augen erwiderten seinen Blick und anhand dessen, was er erkennen konnte, waren seine Finger vermutlich nicht ganz unschuldig an den Lauten, die Reita noch immer von sich gab.   „Er hört sich gut an, was?“ Sein Schatz lachte leise und bewegte seine Finger so wie es aussah rhythmisch und ziemlich nachdrücklich im Inneren des Bassisten und Uruha dämpfte sein Lachen an Reitas Schulter.   „Oh ja“, nuschelte er gegen die erhitzte Haut und biss nicht allzu sanft hinein, bevor er über dieselbe Stelle leckte. „Er hört sich sogar ziemlich gut an. Meinst du, wir kriegen ihn dazu, noch lauter zu werden?“   „Bestimmt.“ Aoi angelte mit der freien Hand nach etwas, das er erst dann als die Tube Gleitgel erkannte, als er sie ihm auffordernd hinhielt. „Was denkst du, Reita? Willst du mehr als nur meine Finger spüren?“   „Ich … uhm … denke, dass ihr nicht über mich re… aaahng … reden solltet, als wäre ich nicht da~ah!“ Reita ließ den Kopf hängen, während eine wahre Flut an Unflätigkeiten über seine Lippen perlte, was Aoi nur noch deutlicher amüsierte. Genussvoll begann sein Schatz damit, kleine Bisse und Küsse über den Rücken des Bassisten zu verteilen, und Uruha folgte fasziniert der aufblühenden Gänsehaut mit den Augen.. „Verflucht, Aoi!“ Reitas Blick war so durchdringend und wild, als er sich mit Uruhas Eigenem kreuzte, dass es ihm heiß und kalt gleichermaßen über den Rücken rann. Seine Finger, die gerade noch das Gummi wieder zurechtgerückt hatten, begannen zu zittern, während sie versuchten, ausreichend Gleitmittel auf seiner Erregung zu verteilen. Seine Linke verkrallte sich erneut in den kurzen Strähnen, drängten Reitas Kopf näher zu sich, bis er nach den geschwollenen Lippen haschen konnte, ungestüm in den leicht offenstehenden Mund eindrang. Hungrig verschlang er jedes Keuchen, jedes weitere Stöhnen, bis er Aois Hände an seinen Schenkeln spürte, die ihm bedeuteten, selbige zu schließen. Kaum einen Wimpernschlag später schob sich der Bassist auf ihn, kniete sich über seinen Schoß und löste die Verbindung ihrer Münder, als sich Uruhas Erregung dank Aois Hilfe zielstrebig gegen Reitas Eingang drückte. Für einen kurzen Moment berührten sich seine Hand und die seines Liebsten, als er sie an die Hüften des Bassisten legte, um ihn so etwas stützen zu können. Und nun sah er auch auf Aois Gesicht die nur zu deutliche Erregung, als dieser ganz genau dabei zusah, wie sich Reita Zentimeter für Zentimeter auf seine Härte sinken ließ.   „Himmel, Reita.“ Uruha keuchte und kniff die Augen fest zusammen, als sich diese unglaubliche Enge über seinen Schaft schob, ihn jetzt schon regelrecht einzukerkern schien. Ein Zittern fuhr durch seinen Leib, während er sich zusammenreißen musste, nicht einfach nach oben zu stoßen, so berauschend war dieses Gefühl. Plötzlich waren da Aois Lippen – die er immer und überall erkannt hätte – und dessen gierige Zunge, die ihm noch das letzte bisschen Atem raubte, das Reita ihm noch gelassen hatte. Ihm schwindelte für einen Moment und er krallte sich stärker in die Hüften seines besten Freundes, denn nun war er es, der nach Halt suchte.   „Ich bin gleich wieder da“, raunte sein Schatz gegen seine nun kribbelnden Lippen und er war zu nicht viel mehr imstande, als zu nicken und dann laut aufzustöhnen, als Reita endgültig auf ihm zum Sitzen kam. Der Kopf des Bassisten kippte nach vorn und keuchend vergrub er sein Gesicht an Uruhas Halsbeuge, kitzelte ihn mit seinem warmen, viel zu schnellen Atem. Er summte beruhigend, während er seine Linke aus Reitas Schopf löste, um nun mit beiden Händen fest über seinen Rücken zu streicheln. Von Aoi erhaschte er lediglich noch einen kurzen Blick auf seine mehr als nur nett anzusehende Kehrseite, bevor er im Flur verschwand. Mit einem leisen Seufzen auf den Lippen drehte er den Kopf, um einen Kuss auf die schweißfeuchte Schläfe seines besten Freundes zu drücken. „Gehts?“, erkundigte er sich, konnte dann aber nicht anders, als seine Hände auf den knackigen Hintern zu legen und einmal genüsslich zuzudrücken. Mit Reitas Stöhnen hatte er gerechnet, aber nicht mit dem festen Biss in seinen Hals, der kurz darauf folgte und der nun wiederum ihm einen erregten Laut entlockte. Leise lachend revanchierte er sich, indem er seine Nägel leicht über Reitas Rücken kratzen ließ und erfreute sich an dem Schauer und der Gänsehaut, mit denen sein Tun belohnt wurde. „Also? Alles gut?“   „Besser als gedacht“, raunte Reita gegen seine Haut, leckte mit der Zunge über seinen Hals und fing betörend langsam damit an, sein Becken kreisen zu lassen.   „Oh, wirklich?“ Uruha keuchte, die Finger nun wieder fest in Reitas Pobacken gegraben, und begann vorerst noch sacht, in den Leib über sich zu stoßen. „Und da dachte ich, es wäre mein Arsch gewesen, den du unbedingt haben wolltest.“ Jetzt erst hob Reita seinen Kopf wieder an, sodass er ihm ins Gesicht sehen konnte, und leckte sich über die so herrlich dunkel wirkenden Lippen.   „Nimm, was du kriegen kannst.“ Ein breites Grinsen zierte die attraktiven Züge und ließ sein Herz für einen kurzen Moment aufgeregt flattern. Uruha kannte den Spruch, kannte ihn seit Jahren, war er doch noch weit vor Gazette ihr beider Lebensmotto gewesen.   „Und genieß es in vollen ‚Zügen“, ergänzte er, bevor er nach den lächelnden Lippen haschte und seinen besten Freund in einen innigen, atemraubenden Kuss zog. Für lange Momente gab es nur den Mann auf seinem Schoß, der ihm nach und nach den Verstand zu rauben versuchte, je leidenschaftlicher er sich auf ihm zu bewegen begann. „Reita~“, stöhnte er lang gezogen und wurde sich erst jetzt wieder so richtig im Klaren darüber, dass es wirklich und wahrhaftig Reita – sein Freund seit … eigentlich immer war – der sich hier so aufreizend auf ihm bewegte. Wieder entkam ihm ein Stöhnen und falls es möglich war, Nuancen aus einem derartigen Laut heraushören zu können, dann waren diese eindeutig verwundert, ja beinahe überrascht. Für einige Wimpernschläge konnte er seinen Kumpel nur stumm ansehen, während sich ihre Körper in vollkommenem Einklang bewegten. Reita erwiderte den Blick, stützte sich auf seinen Schultern ab, drängte ihn nach hinten gegen die Lehne des Sofas und kam seinem Gesicht ganz nah.   „Du fühlst dich so gut an. So … richtig.“   „Richtig …“, echote Uruha und wühlte die Hände wie schon so oft wieder in Reitas Haar, drängte ihn nahe gegen sich, als hungrige Lippen und eine forsche Zunge seinen Mund eroberten. Die Bewegungen des anderen wurden erneut stärker und er konnte bereits die Feuchtigkeit an seinem Unterbauch spüren, die Reitas Lust mit sich brachte. Gerade wollte er sich der stolzen Härte annehmen, war dann aber beinahe etwas erschrocken, als er plötzlich wieder Aois Präsenz gewahr wurde. Sein Liebster hatte sich hinter dem Bassisten in Stellung gebracht und löste nun Reitas Hände von seinem Oberkörper. Er murrte unzufrieden, als dadurch die Bewegungen seines Freundes fast vollständig stoppten, und schmunzelte dann ertappt, nachdem ihn Aois strenger Blick gestreift hatte.   „Sei nicht so ungeduldig, Uruha. Du willst doch auch, dass wir alle unseren Spaß haben, nicht?“   „Natürlich, aber …“   „Es war doch grad so schön“, sprach nun Reita das aus, was er selbst auch eben hatte sagen wollen, legte den Kopf nach hinten gegen Aois Schulter und versuchte, nach seinen Lippen zu haschen. Ganz so, als würde er sich nun eben vom Ältesten die Stimulation holen wollen, die ihm dieser gerade so schändlich versagt hatte. Aoi war einsichtig, zumindest für einen Augenblick, zog Reita in einen wilden Kuss und Uruha beobachtete seine schönen Männer einfach nur hingerissen, wie leidenschaftlich sie nun um Dominanz kämpften. Reita unterlag, was ihn aber absolut nicht zu stören schien, und er konnte diesen Umstand nur zu gut nachempfinden. Uruha leckte sich über die kribbelnden Lippen und erst als Reita ein überraschtes Keuchen von sich gab, konnte er seine Augen von dem erregenden Schauspiel lösen. Neugierig richtete er seine Aufmerksamkeit auf das, was sein Schatz mit den Händen des Bassisten veranstaltete, und ein breites Grinsen schlich sich auf seine Züge. Er lehnte sich etwas seitlich, um an Reita vorbei erkennen zu können, wie dessen Handgelenke nun in schwarzen, miteinander verbundenen Ledermanschetten steckten, die ihn ziemlich effektiv in seiner Bewegungsfreiheit einschränkten. Sein eigener Griff um Reitas Becken hingegen hatte sich bei diesem Anblick verfestigt, und mit neu gefundener Gier begann er, in den begehrenswerten Leib über ihm zu stoßen.   „Shit, Uruha!“ Reitas lautes Stöhnen erfüllte den Raum, während er sehen konnte, wie die Zähne seines Schatzes sich in dessen Hals gruben, bevor er selbst die Augen schließen musste, als die erste, kribbelnde Welle der Begierde durch seinen Körper rauschte. Himmel, Reita war so eng und je stärker er sich in ihn trieb, desto öfter verkrampfte er sich um seine Härte, spornte ihn nur zu noch wilderen Bewegungen an. Aber wieder war es Aoi, dessen Taten ihn innehalten ließen, als er mit einem zischenden Einatmen plötzlich Finger an seiner Erregung oder besser an der Stelle spürte, wo er mit Reita verbunden war. Bevor er noch fragen konnte, was sein Schatz nun vorhatte, fühlte er, wie sich der Bassist um seine Männlichkeit verkrampfte, unterdrückte diesmal jedoch sein Stöhnen, Weil er hören wollte, was Aoi ihm ins Ohr flüsterte.   „Stell dir vor, wie es wäre, Uruha und mich in dir zu haben … gleichzeitig …“ Durch Reitas Leib ging ein Zittern, von dem er sich sicher war, dass es nur minimal von der Angst herrührte, die er in den geweiteten Augen des Bassisten aufflackern sah. Viel dominanter war die Erregung, die unbändige Lust, die Aois Worte in seinem besten Freund ausgelöst hatten.   „Da… das kann nicht funktionieren.“ Reita leckte sich über die Lippen und unbewusst spiegelte er diese Geste, während er wieder damit begonnen hatte, fast schon träge sein Becken nach oben zu bewegen. Das gepresste Stöhnen seines besten Freundes und Aois dunkles Lächeln schickten ein wildes Kribbeln durch seinen Körper. Heiser keuchend ließ er sich erneut zurück in die Sofakissen sinken, während alles in ihm danach schrie, den Bassisten endlich wild und hart zu nehmen.   „Nein, noch geht das nicht, dafür bist du viel zu eng.“ Aois Lippen legten sich an Reitas Hals, verwöhnten die weiche Haut dort, während Uruha das charakteristische Klicken der Gleitgeltube und dann das Ratschen eines Reißverschlusses hören konnte. „Aber du musst zugeben, dass die Vorstellung doch einen gewissen Reiz hat, oder?“ Für einen Augenblick huschte ein erleichterter Ausdruck über Reitas Gesicht, bevor er sogleich wieder von Erregung und Vorfreude ersetzt wurde. „Aber solang das noch nicht geht, müssen wir uns halt anderweitig behelfen.“ Sein Mann grinste übers ganze Gesicht und auch er schmunzelte, als er nun verstanden hatte, was dieser von ihrem Bassisten wollte. „Also schön feste zudrücken.“ Wieder leckte Reita sich über die Lippen, während sich auch seine Mundwinkel nun verstehend hoben. Er konnte beobachten, wie sich erst die Arme seines Freundes prüfend anspannten, bevor sein Schatz ein zufriedenes Knurren von sich gab und damit begann, in Reitas Hände zu stoßen.   „Gut so, ja?“ Reitas Grinsen wurde breiter, als er seine Selbstsicherheit wiederfand, bevor er sich weiter nach vorne lehnte, darauf vertrauend, dass Uruha ihn halten würde. Und dies tat er nur zu gern, während er Reitas freches Lächeln erneut mit den Lippen einfing. Er begann, sich nun ebenso ungezügelt zu bewegen wie Aoi es vorgab, und presste die Lider fest aufeinander, als die Hitze in seinem Inneren immer stärker wurde. Die Hände seines Schatzes stützten sich neben seinem Kopf auf der Rückenlehne des Sofas ab und als Reita sich von ihm löste, um einem heiseren Keuchen Luft zu machen, war es nun Aoi, der seine Lippen in Beschlag nahm.   Lange vergessen dudelte der Fernseher vor sich hin, während Uruha nur noch Ohren für die herrlichen Laute hatte, die seine Männer wieder und wieder von sich gaben. Genau wie seine Blicke nur noch auf ihnen lagen, Aois dunkle Eleganz ihm ebenso den Atem zu rauben wusste, wie Reitas rauer Charme. Die Rechte seines Schatzes kratzte an seinem Oberkörper hinab, hinterließ rote, brennende Striemen und entlockte ihm einen kurzen, aber deutlich lustvollen Schrei. Seine eigenen Fingernägel hingegen bohrten sich in die Haut über Reitas Becken, als seine Stöße nur noch wilder wurden.   „Fuck … Uruha, aaaahng, Aoi!“ Reita drückte den Rücken durch und er konnte die festen Bewegungen Aois Hand an dessen Männlichkeit erkennen, leckte sich über die Lippen, als die gerötete, feuchtglänzende Eichel immer wieder zwischen der festen Faust auftauchte. Und dann war mit einem Mal alles zu viel für seinen besten Freund; mit fest zusammengekniffenen Augen und zu einem stummen Schrei geöffnetem Mund ergoss sich Reita heiß über seinen Bauch, während er sich so unglaublich stark um ihn verengte, dass auch er selbst sich nur noch wenige Male ungezügelt in sein Inneres treiben konnte, bevor die Welle seines Höhepunktes auch über ihn zusammenbrach. Wie aus weiter Ferne konnte er Aois heiseres Keuchen hören und öffnete träge seine Lider, nur um mit dem feurigen Blick seines Mannes bedacht zu werden. Wie die Katze, die soeben von der Sahne genascht hatte, lächelte er ihn an, streichelte von Reitas Hüften nach oben, bis er seine Hand gegen Aois Gesicht legen konnte.   „Komm her, lass mich dich kosten.“   Kaum hatte er ausgesprochen, kniete sein Liebster neben ihm auf dem Sofa und ihm lief beim Anblick seiner stattlichen Männlichkeit, die sich zwischen dem Stoff der dunklen Jeans emporreckte, regelrecht das Wasser im Mund zusammen. Einen Arm legte er um Reita, der noch immer nach Atem ringend gegen ihn lehnte und stützte sich mit der anderen Hand auf dem Sofa ab, nur um sogleich von Aoi ans Ziel seiner Begierde dirigiert zu werden. Nachgiebig öffnete er die Lippen, ließ zu, dass sein Mann ohne Zögern tief in ihn stieß und saugte hingebungsvoll an dem harten Fleisch. Verdammt, wie er es liebte, wenn sein Liebster so ungezügelt war, wenn er ihn benutzte und sich an ihm befriedigte. Lange dauerte es auch nicht, bis sich Aois Griff in seinen Haaren verstärkte, sein unterdrücktes Keuchen zu einem lang gezogenen Aufstöhnen ausartete und Uruha bereits die ersten, salzigen Vorboten seiner Lust schmecken konnte. Noch einmal verstärkte er seine Bemühungen, entspannte bewusst seine Kehle und ließ ihn noch tiefer vordringen, bis Aoi schließlich mit seinem Namen auf den Lippen seine Erlösung fand.   Uruhas Atem ging nun wieder mindestens genauso schnell wie der seines Mannes, als Aoi einen Moment später den Klammergriff in seinen Haaren löste, um sich leise und deutlich zufrieden seufzend gegen die Sofakissen zu lehnen. Er selbst richtete sich wieder auf, beachtete das kleine Rinnsal nicht, welches sich einen Weg an seinem Mundwinkel hinab bis zum Kinn suchte, und genoss nur die Nachwehen ihres Tuns.   „Verdammte Scheiße“, hörte er Reita da plötzlich leise lachen und spürte eine sachte Berührung, die besagtes Rinnsal hinfort wischte. „Ich sagte doch, ihr beide seid wie Live-Porn und bemerkt es nicht einmal.“ Träge öffnete er ein schweres Augenlid, hob die Hand und fuhr seinem besten Freund durch die vollkommen zerstörten Haare.   „Sagt der, in dessen süßem Arsch ich noch immer stecke.“   „Und dessen Hände noch immer gefesselt sind.“ Aoi schmiegte sich an seine Seite und fuhr mit gespreizten Fingern Reitas Rücken hinab, grinsend, als sich daraufhin eine deutliche Gänsehaut zeigte.   „Stimmt.“ Uruha schmunzelte und leckte sich über die herrlich geschwollenen und pochenden Lippen. „Ich bin dafür, dass wir Runde zwei ins Schlafzimmer verlegen, mh?“   „Runde zwei?“, japste Reita.                                                        „Gute Idee“, schnurrte Aoi.   Und Uruha für seinen Teil fühlte sich nur überaus zufrieden mit sich und der Welt, als er seinen Männern je einen Kuss auf die Lippen drückte. Kapitel 5: 01. November 2017 - Reitas zweite Runde -------------------------------------------------- Noch vor wenigen Stunden hätte Reita jeden ausgelacht, der ihm gesagt hätte, dass diese Nacht so enden würde, bevor er ihm den Mittelfinger gezeigt hätte. Nie hätte er geahnt, dass seit seinem Geburtstag, als ihn Uruha in ihrer Garderobe zur Rede gestellt hatte, in beiden Männern der Plan gereift war, ihm seine zugegeben ziemlich dreisten Blicke auf diese Art und Weise heimzuzahlen. An dem Tag hatte es ihm wirklich leidgetan, seinen Freund derart anzulügen, ihm vorzugaukeln, sich alles nur einzubilden, und dies selbst dann noch, als er ihn in den folgenden Wochen immer wieder und wieder auf sein seltsames Verhalten angesprochen hatte. Aber wenn er ehrlich zu sich selbst war, hätte er Uruha bis vor wenigen Stunden gar keine zufriedenstellende Antwort geben können. Was hätte er denn auch sagen sollen? Hätte er ihm sagen sollen, dass er Aoi und ihn zusammen unglaublich heiß fand? Oder, dass er es bereute, ihm, seinem besten Freund, vor so vielen Jahren nicht die Wahrheit gesagt zu haben?   Er erinnerte sich noch, als wäre es gestern gewesen. Mitten in der Nacht war das Schrillen der Türklingel durch sein winziges Einzimmerapartment geschallt und hatte ihn aus dem Schlaf gerissen. Fluchend und zeternd war er zur Tür geschlurft, hatte sie aufgerissen, nur um sich einem wahren Häuflein Elend gegenüberzusehen. Uruha war betrunken gewesen, verheult und hatte schrecklich ausgesehen. Er hatte schon das Schlimmste befürchtet, immerhin war sein bester Freund zu dieser Zeit dank seiner koketten Art des Öfteren an den Falschen geraten, wenn er des Nachts auf Männerfang gegangen war. Aber damit, was Uruha ihm erzählt hatte, nachdem er sich die Drinks des Abends noch einmal hatte durch den Kopf gehen lassen, hätte er im Leben nicht gerechnet. Natürlich war ihm aufgefallen, dass sich die Chemie zwischen ihren beiden Gitarristen verändert hatte. Dass Aoi und Uruha immer öfter gemeinsam anzutreffen waren und dass sein Freund in den letzten Wochen viel gelöster und glücklicher gewirkt hatte. Aber genauso wie ihm dies aufgefallen war, hatte er auch gewusst, wie groß Uruhas Angst davor war, von einem anderen Menschen abhängig zu sein. Jemandem sein Vertrauen zu schenken und damit zu riskieren, verletzt zu werden. Und genau diese Angst war in jener Nacht der Grund für seinen Absturz gewesen. Ihr Rhythmusgitarrist hatte Uruha Stunden zuvor gestanden, dass er mehr von ihm wollte. Nicht nur heiße Küsse. Nicht nur Sex und gelegentliche Zweisamkeit danach. Aoi wollte eine Beziehung und das war etwas gewesen, was seinen besten Freund zu Tode geängstigt hatte.   Die Sonne hatte sich an diesem längst vergangenen Morgen schon zaghaft über den Horizont geschoben, als sich Uruha endlich ein wenig hatte beruhigen können. Er hatte den Kopf auf Reitas Schoß gebettet, während er selbst es sich so gut wie möglich auf dem Futon in der Zimmerecke bequem gemacht und stetig durch das blonde Haar gestreichelt hatte. In diesem Moment, in dem ihm Uruha sein Herz geöffnet und ihm sein uneingeschränktes Vertrauen geschenkt hatte, hätte er egoistisch sein können. Er hätte behaupten können, dass es eine dumme Idee war, sich auf Aoi einzulassen. Dass es die Band gefährden könnte, würden die beiden ein Paar werden, und Uruha hätte ihm geglaubt. Vermutlich hätte er Aoi schon in den darauffolgenden Stunden den Laufpass gegeben und ihn wieder so distanziert behandelt, wie es auch vor ihrem Techtelmechtel der Fall gewesen war.   Aber wie hätte er das tun können? Er hatte gesehen, wie gut Aoi seinem besten Freund tat, wie mühelos er es geschafft hatte, sich durch Uruhas Barrieren zu mogeln, um ihn glücklich zu machen. Etwas, was Reita selbst damals gerne getan hätte, aber von dem er gewusst hatte, dass er es nie geschafft hätte. Nicht in dem Zustand der Verwirrung und Verleugnung, in dem er sich zu dieser Zeit noch befunden hatte. Uruha hatte schon immer Stabilität gebraucht, Sicherheit und jemanden, der haargenau wusste, was er wollte. Also genau das Gegenteil von ihm. Eine Nacht mit viel zu viel Alkohol, forschenden, schwieligen Händen, harschen Küssen und Bartstoppeln, die über seine Wange kratzten, war damals mit Nichten das gewesen, was Reita davon überzeugt hätte, dass er tatsächlich nicht so hetero war, wie er immer angenommen hatte. Natürlich war ihm auch zu der Zeit bewusst gewesen, dass er sich in seinen besten Freund verguckt hatte, aber diese Erkenntnis war trotzdem noch viel zu neu, viel zu unglaublich gewesen, als dass er Uruha damit hätte belasten können. Also hatte er genau das getan, was man von einem besten Freund in solch einer Situation erwartete. Er hatte Uruha gut zugeredet, hatte ihm vor Augen geführt, wie gut Aoi für ihn war und hatte seit dem versucht, sich einfach nur für ihn zu freuen. Manchmal, wenn er Uruhas gelöstes Lächeln sah, weil Aoi ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange gehaucht hatte oder sich die Hände der beiden Gitarristen länger berührt hatten, als es angebracht gewesen wäre, war ihm das leichtgefallen. Manchmal jedoch hatte er kaum noch atmen können, sobald er die beiden zusammen gesehen hatte. Der Neid hatte ihm regelrecht die Luft abgeschnürt und während er sich dafür verflucht hatte, Uruha damals ein guter Freund gewesen zu sein, hatte er sich für diese ungerechten Gedanken hassen gelernt.   Und dann? Dann hatte er die beiden vor nun schon fast einem Jahr Backstage erwischt, küssend, halb nackt und so innig miteinander beschäftigt, dass sie ihn nicht bemerkt hatten, obwohl ihm seine Wasserflasche vor Überraschung aus den Fingern geglitten war. Seit dem Moment hatte er seine Augen nicht mehr von den beiden Männern lösen können, immer wenn sie ihre Liebe so offenkundig zur Schau gestellt hatten. Denn irgendwann in den vergangenen Monaten war ihm aufgefallen, dass er nicht nur Uruha betrachtete. Dass er nicht nur neidisch darauf war, was Aoi hatte und er nie haben würde. Nein. Natürlich sehnte er sich danach, seinen besten Freund so zu berühren, wie es der Älteste tat, aber im selben Maß war nach und nach der Wunsch in ihm gereift, einmal nur an Uruhas Stelle sein zu dürfen. Anders als Ruki, ihr Giftzwerg vom Dienst, hatte er sich daher nie über das – vielleicht etwas zu freizügige – Verhalten der beiden beschwert und es nur still genossen, zwei so schöne Männer auf derart intime Weise betrachten zu dürfen. Dürfen … nun gut, das war eher seiner Wunschvorstellung entsprungen, denn dass er sie zum einen nicht ganz so unauffällig betrachtet wie er angenommen hatte, und sein Verhalten zum anderen auch eher unangebracht gewesen war, hatten ihm die beiden heute mehr als deutlich gezeigt.   Die Verbindung der Ledermanschetten klirrte leise, als sie gegen das Metallgestell des Kopfendes schabte, während Reita – zwecklos – versuchte, seine Hände aus ihnen zu befreien. Vor Minuten noch war er mit Uruha und Aoi im Wohnzimmer gewesen, hatte Dinge mit sich anstellen lassen, von denen er bislang nicht einmal zu träumen gewagt hatte. Und nun kniete er hier, nackt, die Hände hinter dem Rücken an das Bettgestell gefesselt und konnte trotz allem, was geschehen war, kaum glauben, was sich in nur wenigen Metern Entfernung vor seinen Augen abspielte. Aoi hatte ihm vorhin nicht lange Zeit gelassen, um sich von den Nachwehen seines unglaublich heftigen Höhepunkts zu erholen, war im Gegensatz zu ihm binnen Minuten schon wieder so energiegeladen gewesen, als hätten sie gerade nicht das getan, was sie eindeutig getan hatten. Mit einem vorfreudigen Funkeln in den fast schwarzen Augen hatte er ihn auf die wackligen Beine gezogen und sein leises Keuchen nur zum Anlass genommen, ihn fest am Oberarm und im Nacken zu packen, um ihn vor sich her aus dem Wohnzimmer zu schieben. Reita hatte nur noch einen kurzen Blick auf einen lächelnden Uruha erhaschen können, der sich wie ein fauler Kater auf dem Sofa gerekelt hatte, bevor sie im Flur verschwunden waren. Der Älteste hatte ihn ins Schlafzimmer verfrachtet und bevor er sich auch nur irgendwie auf die neue Situation hätte einstellen können, hatte er bereits all das getan, was Aoi mit kurzen, knappen Worten von ihm verlangt hatte. Nicht ein einziges Mal war ihm in den Sinn gekommen, den Aufforderungen nicht nachzukommen. Nicht, als er sich auf das Bett hatte knien sollen und nicht, als Aoi seine Hände kurz befreite, nur um sie an die Streben des Bettes zu ketten. Eine leise Stimme in seinem Kopf fragte sich auch jetzt noch, warum er nie protestiert hatte. Warum hatte er nur leise gewimmert, als sich die kräftigen Finger des Gitarristen erneut in seine Haare gegraben hatten und nachgiebig den Mund geöffnet, als die forsche und so süchtig machende Zunge nach Einlass verlangt hatte. Die Antwort hierauf lauerte irgendwo zwischen seinen Erlebnissen der heutigen Nacht und seinen Gefühlen, die er schon viel zu lange mit sich herumschleppte.   „Aoi.“ Uruhas leises Seufzen durchbrach die Stille und riss ihn viel zu effektiv aus seinen Gedanken. Wieder klirrten die Fesseln, als er sich weiter nach vorne beugte, als könnte er so den begehrenswerten Männern näher kommen, die sich so einladend und unerreichbar vor dem Fußende des Bettes in inniger Umarmung hielten. Aois Pullover war schon lange Uruhas gierigen Fingern zum Opfer gefallen und auch die Hose des kleineren Mannes hing nur noch auf halb acht, während dessen Hände die einladend helle Haut seines besten Freundes besitzergreifend erkundeten. Reita hatte bis zur heutigen Nacht nicht gewusst, dass man besitzergreifendes Streicheln wirklich sehen konnte. Aber hier, jetzt, gefesselt an dieses Bett und nicht in der Lage, seine Augen von den beiden zu lösen, wusste er, dass Aoi ihm gerade nur zu deutlich zeigte, zu wem Uruha in diesem Augenblick gehörte. Und auch wenn ein kleiner Teil in seinem Herzen während dieser Erkenntnis unangenehm zu stechen begann, war der weitaus größere Teil unendlich dankbar, dass sie ihn – für diese Nacht – an ihrer Zweisamkeit teilhaben ließen. Seine Finger zuckten, als Aoi über die kurzen Stoppeln von Uruhas Sidecut streichelte. Er bildete sich fast ein, das leise Kratzen hören zu können, während er sich nur zu gut daran zurückerinnerte, wie angenehm sich die kurzen Härchen unter seinen Fingerkuppen vorhin noch angefühlt hatten. Wieder stemmte er sich gegen seine Fesseln, wieder vergebens, nur ein amüsierter Blick aus dunklen Augen war der Lohn für seine fruchtlosen Bemühungen. Aber noch bevor er sich hätte beschweren können, mischte sich sein leises Keuchen mit dem heiseren Stöhnen des Älteren, als Uruha vor ihm in die Knie ging und ihnen beiden ein weiteres Mal demonstrierte, wie gut er mit seinem Mund umzugehen wusste. Reitas Lippen wurden trocken, während sich in seinen Lenden unglaublicherweise schon wieder die Hitze zu sammeln begann. Himmel, was machten die beiden nur mit ihm? Eine Gänsehaut erfasste seinen Körper, als Aois Stöhnen an seine Ohren drang, während er dabei zusehen konnte, wie sich sein Griff in Uruhas Haar verstärkte und er langsam damit begann, in seinen Mund zu stoßen. Er leckte sich über die Lippen, während sich das obszöne Schmatzen, das Uruhas Tun mit sich brachte, und Aois tiefe Lustlaute zielstrebig ihren Weg in seinen Unterleib bahnten, um die Lust in ihm aufs Neue anzufachen.   „Ihr quält mich“, hörte er sich flüstern, noch bevor er sich hatte zurückhalten können, um sich diese Blöße nicht zu geben. Natürlich wollten sie ihn quälen, warum sonst wäre er hier angekettet, während seine beiden Foltermeister sich direkt vor seinen Augen miteinander vergnügten? Aber er hatte schon immer die göttliche Gabe besessen, das Offensichtliche auszusprechen, und das auch noch laut genug, dass selbst die beiden, die gerade eindeutig mit Besserem beschäftigt sein sollten, ihn gehört hatten. Denn nun lagen gleich zwei amüsierte Augenpaare auf ihm und nicht einmal der Verlust von Uruhas kundigem Mund konnte Aoi davon abhalten, ihn in eindeutig selbstgefälliger Art anzugrinsen. Katzengleich richtete sich Uruha wieder auf, schmiegte sich an die Seite seines Partners, während sich auf die vollen, geröteten Lippen ein berechnendes Lächeln legte.   „Und da dachte ich, er sieht uns gerne zu.“ Kokett leckte sich Uruha über die Unterlippe und streichelte über Aois Bauch nach oben, bis er dessen Kinn sanft umfassen und etwas zur Seite drehen konnte, um sich an seinem Hals gütlich zu tun. Reitas Blick hingegen klebte an Aois Körpermitte, die sich bereits wieder in ihrer vollen Pracht zeigte und von Uruhas vorherigem Tun noch verführerisch feucht glänzte. Wieder leckte er sich über die Lippen, obwohl sich sein Mund anfühlte, als hätte er schon seit Tagen nichts mehr getrunken.   „Mh, ich glaube eher, er sieht uns noch immer gerne zu, aber jetzt ist er auf den Geschmack gekommen und will mitmachen.“ Aois amüsierte Stimme unterbrach die kurzzeitig eingetretene Stille, und ertappt hob er den Blick wieder, um den Männern ins Gesicht sehen zu können. Seine Wangen brannten, obwohl er sich fragte, warum er überhaupt noch so etwas wie Scham empfand, nach all dem, was die beiden mit ihm heute schon angestellt hatten?   „Ich mag es, wenn er uns so ansieht“, schnurrte Uruha und ließ seine Hand denselben Weg wie gerade eben an Aois Körper herab wandern, um die harte Männlichkeit des kleineren Mannes zu umfassen. „Aber dich lassen seine Blicke wohl auch nicht kalt, mh?“ Aoi verbarg sein Stöhnen gegen Uruhas Hals, über den er auch sogleich seine Zunge gleiten ließ.   „Himmel, Uruha.“ Für einen kurzen Moment glaubte Reita, einen fast unterwürfigen Zug in Aois Stimme und Haltung erkennen zu können, der ihn nicht minder zu erregen wusste, wie die bestimmende, dominante Art, die der Älteste bislang an den Tag gelegt hatte. „Wir könnten nun darüber debattieren, was mich mehr anmacht. Dein Mund oder Reitas Blicke.“ Aoi grinste und mit einem Mal wirkte er wieder kontrolliert, während er Uruhas Lippen für sich eroberte und ihn so gierig und leidenschaftlich zu küssen begann, dass Reita erneut ein leises, sehnsüchtiges Wimmern über die Lippen kam.   „Bitte“, hörte er sich sagen, als Uruha unterdrückt in Aois Mund stöhnte, während dieser sich so gedreht hatte, dass ihre erregten Glieder aneinander rieben, und die Berührung noch verstärkte, indem er seine Hand fest um sie legte. Reita stemmte sich gegen seine Fesseln, obwohl er wusste, wie sinnlos dieses Unterfangen war, aber er wollte nicht mehr nur zusehen. Uruha hatte recht. Jetzt da er wusste, wie gut sich die beiden anfühlten, wollte er sie wieder spüren. Wenigstens ein Kuss, eine flüchtige Berührung, irgendetwas. Selbst wenn es ihm nur gestattet sein sollte, einen der beiden zu verwöhnen, würde ihm das im Moment genügen, auch wenn sich seine eigene Körpermitte erneut nachdrücklich nach Aufmerksamkeit sehnte.   „Bitte … was?“ Aois dunkle Augen fixierten ihn, während sich seine Hand noch immer bewegte und Uruha herrliche, kleine Lustlaute entlockte.   „Ich …“ Wieder leckte er sich über die Lippen, aber die beiden Männer verschlugen ihm die Sprache und raubten ihm jeden klaren Gedanken. Seine Oberarme spannten sich an, als er vergebens versuchte, ihnen näherzukommen, während seine Blicke unverwandt von denen Aois gefangen gehalten wurden.   „Was willst du, Reita. Sag es uns.“   „Ich …“ Er schüttelte den Kopf und kniff die Lider fest zusammen, um diesen beinahe hypnotischen Augen auszuweichen, während Uruhas leises Stöhnen und die kleinen, liebevollen Worte, die er Aoi entgegen raunte, ihm dennoch keine Ruhe ließen. „Ich will nicht nur zusehen, bitte.“ Er öffnete die Augen wider und schämte sich kaum noch dafür, dass er die beiden eindeutig flehend ansah. Sie wussten ohnehin schon, welche Wirkung sie auf ihn hatten. Dass sie ihn mit dem, was sie taten, absolut wild machten und ihn regelrecht in der Hand hielten. „Bitte …“   „Mmmh.“ Der Laut, der Uruha daraufhin über die vollen Lippen glitt, war einem Schnurren nicht unähnlich, und seine geschmeidigen Bewegungen an Aois Seite verstärkten den Eindruck eines zufriedenen Katers nur noch. „Ich mag es, wenn er so bettelt.“ Ein neckendes Grinsen schlich sich auf das attraktive Gesicht und als sich sein bester Freund über die Lippen leckte, entwich Reita ein sehnsüchtiger Laut, den er mittlerweile nicht einmal mehr zu unterdrücken versuchte.   „Oh ja, ich auch.“ Aois Grinsen war unverschämt attraktiv und löste ein nicht zu ignorierendes Kribbeln in seinem Magen aus, von dem er gar nicht so genau wissen wollte, was es zu bedeuten hatte. Mal davon abgesehen, dass er kaum noch geradeaus denken konnte und nur endlich wieder von den beiden Männern beachtet werden wollte.   „Bitte“, flehte er erneut und folgte Aois Hand mit Blicken, die durch Uruhas weiches Haar glitt, während die vollen Lippen dem Ohr des Brünetten näher kamen. Er konnte nicht verstehen, was der Älteste sagte, aber Uruhas Reaktion darauf war ein deutliches Erschauern. Die Augen seines besten Freundes funkelten derart vorfreudig, dass er sich fest auf die Unterlippe beißen musste, um nicht erneut bettelnd zu wimmern.   „Sag mir, Reita …“ So Angesprochener zuckte doch tatsächlich zusammen und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf seinen schwarzhaarigen Foltermeister. „… Soll Uruha dir auf dem Bett Gesellschaft leisten?“ Reita hatte schon genickt, bevor Aoi überhaupt ausgesprochen hatte, was die beiden Männer deutlich belustigte. Aber ihm selbst war mittlerweile alles egal. Sie mochten es, wenn er sie anbettelte? Konnten sie haben. Sie liebten es, zu sehen, wie sehr er ihnen verfallen war? Kein Problem, er hätte ihnen mittlerweile eh nichts mehr verheimlichen können. Uruha löste sich von Aois Seite, nicht aber ohne dem Ältesten noch einen langen Kuss zu geben, bevor er mit geschmeidigen Schritten auf ihn zukam. Reita spürte, wie sich die Matratze senkte, als sein Freund das Knie darauf stützte und dann auf allen vieren zu ihm gekrabbelt kam.   „Uruha …“ Er fühlte, wie ein Teil seiner Anspannung von ihm abfiel, als er die begehrenswerten Lippen auf seiner Brust spürte. Gleichzeitig fing sein Herz erneut wie wild zu schlagen an, denn das Bild, welches Uruha in diesem Moment abgab, war der Inbegriff der Verführung. Den schlanken Rücken zu einem leichten Hohlkreuz durchgedrückt und den wohlgeformten Hintern nach oben gereckt, sodass nicht nur er, sondern auch Aoi einen einladenden Blick darauf hatten. Aber was ihn immer wieder aus der Fassung brachte, war das fast schon als liebevoll zu bezeichnende Lächeln, das ihm sein bester Freund schenkte, bevor sich die vollen Lippen auf die seinen legten. Ungeniert stöhnte er in den süßen Mund, ließ der forschenden Zunge augenblicklich Einlass und begrüßte sie wie einen lang vermissten Freund.   Erst als es nun Uruha war, der leise in seinen Mund keuchte und sich dann langsam zurückzog, fiel ihm auf, dass seine Lider ohne sein bewusstes Zutun zugeflattert waren. Blinzelnd öffnete er sie wieder und als er nun seinem Freund ins Gesicht sah, bemerkte er verwundert, dass auch Aoi sich zu ihnen auf das Bett gesellt hatte. Die dunklen Augen des anderen schienen ihn erneut regelrecht in ihren Bann zu ziehen, während sich sein bester Freund mit leisen Lustlauten an seinem Hals zu schaffen machte. Aois Hände derweilen glitten über Uruhas blassen Rücken, kratzten über die weiche Haut, und hinterließen feine rote Striemen dort. Keuchend drückte sein Freund erneut das Kreuz durch, bevor er sich kurz aufrichtete und in die Nachttischschublade griff, um ein Kondom daraus hervorzuholen.   „Was hältst du davon, wenn ich dir einen deiner Wünsche erfülle?“ Uruha schmunzelte, während er das Tütchen öffnete und mit geschickten Fingern das Gummi über Reitas sich längst wieder vernachlässigt fühlende Härte rollte. Gegen das Stöhnen, welches sich daraufhin aus seiner Kehle stahl, hätte er sich nicht wehren können, genauso wenig wie gegen die Tatsache, dass sein Becken der viel zu flüchtigen Berührung entgegen ruckte. „Mmmh, Reita. Du bist so herrlich ungeduldig und unersättlich.“ Wieder verschlossen diese verruchten Lippen seinen Mund und während ihn sein bester Freund küsste, als gäbe es kein Morgen mehr, spürte er noch immer Aois bohrende Blicke auf sich, die alles beobachteten, was sie taten. „Aoi.“ Uruha stöhnte lang gezogen auf, nachdem er sich wieder von ihm gelöst hatte, und verbarg sein Gesicht an seiner Halsbeuge. Im selben Moment konnte Reita nur zu genau beobachten, wie sich die schlanken Finger des Gitarristen an Uruhas Hintern zu schaffen machten, während er kleine Küsse und gelegentliche Bisse auf den knackigen Pobacken verteilte. Uruhas Stöhnen so nah an seinem Ohr ließ ihn ein ums andere Mal erschaudern und er neigte sacht den Kopf, um seine Wange gegen die seines besten Freundes reiben zu können.   „Bitte Uruha“, flüsterte er, während sich sein Unterleib wieder und wieder zusammenkrampfte, als er Aoi bei seinem immer intensiver werdenden Tun beobachtete.   „Er ist einfach nur wunderschön, wenn er sich so ungezügelt seiner Lust hingibt, nicht wahr?“, raunte ihm der Älteste zu und Reita nickte nur atemlos. Denn in der Zwischenzeit hatte sich Uruha seiner wenigstens ein bisschen erbarmt, knabberte an einer seiner Brustwarzen und machte ihn schier wahnsinnig damit. Die Augen seines besten Freundes funkelten verschmitzt und ein eben solcher Ausdruck lag auf dem attraktiven Gesicht, als er wieder von ihm abließ, um seinen Kopf kurz nach hinten zu drehen und Aoi anzusehen.   „Wunderschön, hu? Das geht doch gleich mal runter wie Öl.“ Uruha wackelte spielerisch mit dem Hintern und kassierte sogleich einen lauten Klaps auf besagten Körperteil, was ihn allerdings nur noch breiter Grinsen, Reita dafür jedoch leise aufstöhnen ließ. „Reita, Reita.“ Der gespielt entrüstete Unterton in der Stimme seines besten Freundes wollte so gar nicht zu dem erregten Keuchen passen, welches Aoi ihm entlockte, während er neckend sein Glied zwischen seinen Pobacken rieb. Der Größte der Runde leckte sich über die Lippen, bevor er weitersprach. „Dir wird doch wohl nicht gefallen, wenn Aoi etwas rabiater zu mir ist? Oder hast du dir etwa vorgestellt, wie es sich anfühlt, wenn seine Hand deinen Hintern zum Glühen bringt?“   „Beides“, gab er ohne zu zögern zu, weil er jetzt schon nicht mehr wusste, wohin er mit all den Emotionen und der Erregung sollte, die ungebrochen durch seine Adern rannen. Er wollte nicht mehr denken, wollte nicht mehr reden, sondern nur noch diese beiden anziehenden Männer an, um oder in sich spüren. Ganz egal, Hauptsache, sie würden endlich mit dieser süßen Qual aufhören.   „Beides, soso.“ Aoi lachte leise auf, bevor seine Hand einen weiteren, gut sichtbaren Abdruck auf Uruhas blasser Haut hinterließ, und er sich dann eher unerwartet mit nur einem gezielten Stoß tief in den Leib seines Partners trieb. Uruhas heiseres Aufstöhnen erfüllte das Schlafzimmer, während er seinen Rücken in einem einladenden Bogen durchdrückte und den Kopf in den Nacken gelegt hatte. Die schönen Lippen waren geöffnet, die Augen dafür fest zusammengekniffen – ein Bild der puren Hingabe und Lust, welches für einen langen Moment Reitas ungeteilte Aufmerksamkeit auf sich zog. Aber wie schon so oft in dieser Nacht wanderte sein Blick auch zu Aoi, dessen Stöhnen deutlich leiser gewesen war und der nun, die Finger fest in Uruhas Becken gedrückt, seinen Kopf senkte, um zärtliche Küsse auf seinem Rücken zu verteilen.   Und mit einem Mal konnte Reita seine eigene Ungeduld ignorieren, so gefangen war er von der Liebe und Vertrautheit, die die beiden Männer in diesem Augenblick ausstrahlten. Er fühlte sich der Gegenwart entrückt, hörte nicht, was sie sagten, sah nur Lippen, die sich bewegten und sich schlussendlich in einem Kuss trafen, nachdem sich Uruha aufgerichtet und seinen Kopf Aoi zugedreht hatte. Plötzlich fühlte er sich wie ein Eindringling und wunderte sich gleichzeitig darüber, dass ihm dieser Gedanke erst jetzt in den Sinn kam. Eine Welle des schlechten Gewissens rollte über ihn, als er sich fragte, ob diese Nacht etwas an der Liebe, die zwischen Aoi und Uruha herrschte, verändern würde. Denn er konnte nicht einmal mehr jetzt leugnen, wie sehr er sie begehrte und wie unglaublich wichtig sie ihm gleichzeitig waren. Er fühlte sich schuldig, auch wenn die Initiative in dieser Nacht eindeutig nicht von ihm ausgegangen war. Aber vielleicht wussten sie auch, was sie taten? Vielleicht war ihre Liebe zueinander so stark, dass sie ihn für diese eine Nacht in ihre Mitte nehmen konnten, ohne sie zu beschädigen? Reita hoffte es, hoffte es mit aller Macht, während er sie betrachtete, wie sie sich selbstvergessen in ihrer Zuneigung zueinander zu verlieren schienen. Und als sich Uruha wieder von Aoi löste und sich erneut auf alle viere begab, nur um im selben Moment eine Hand anzuheben und sie gegen seine Wange zu legen, musste Reita schwer schlucken, als seine Augen verräterisch zu brennen begannen.   „Rei …“ Uruhas Lippen wisperten über die seinen, bevor ein kleiner Kuss auf seiner Nasenspitze landete. „Du denkst eindeutig zu viel nach, Süßer.“ Er spürte, wie ihm dieser Kosename eine dezente Röte auf die Wangen zauberte, genauso  wie Uruha ein verschmitztes Schmunzeln ins Gesicht. „Für diese Nacht gehörst du nur uns, genau wie wir nur dir gehören.“ Er schluckte schwer und fragte sich, wie um alles in der Welt Uruha wissen konnte, was gerade in ihm vor sich ging.   „Kannst du Gedankenlesen, Ducky?“, erkundigte er sich nicht wirklich ernst gemeint, während sich auch auf seine Lippen ein feines Lächeln geschlichen hatte.   „Nein, aber wir kennen uns einfach schon zu lange, als dass ich nicht wissen würde, dass dein Hirn immer in den unpassendsten Momenten zu Arbeiten anfängt.“   „He!“, entrüstete er sich, wurde aber von Aois Lachen und Uruhas Stöhnen aus dem Konzept gebracht, als der Älteste sich über seinen Partner beugte, um ihm selbst so näher sein zu können. Uruhas Hand war auf seine Schulter gefallen, wo sich seine Fingernägel nun dezent schmerzhaft in seine Haut bohrten. Keuchend ließ sein bester Freund den Kopf hängen, weil sich Aoi so nur noch weiter in ihn geschoben hatte, und biss sich auf die Unterlippe. Im selben Augenblick, als Reita wieder zum Sprechen ansetzen wollte, spürte er nun die Hand des Älteren in seinem Haar, wie sie ihn fest packte und so weit nach vorne dirigierte, bis es nun Aois Lippen waren, die wortlos seinen Mund eroberten. Und als wäre es diese stumme Zusicherung gewesen, die er noch gebraucht hatte, verzogen sich seine negativen Gedanken und lösten sich endgültig in Wohlgefallen auf, als sich Uruhas heißer Mund nun um seine Erregung schloss. „Uruha, fuck!“ Reita legte den Kopf in den Nacken und ließ sich mit einem heiseren Stöhnen nach hinten gegen die kalten Metallstreben des Bettes sinken. Himmel, der Mund seines besten Freundes fühlte sich noch besser an, als er sich je hätte träumen können. Besser sogar, als die wilden Küsse der letzten Stunden es versprochen hatten. Uruha machte keinen Hehl daraus, dass er sein Tun genoss, nahm ihn gleich von Beginn an so tief auf, dass er die Muskeln seiner Kehle um seine Eichel zucken fühlte. „Verdammt, Uruha, Uruha …“ Immer wieder kam ihm der Name des anderen über die Lippen, während er sich wünschte, seine Hände benutzen zu können. Wie gerne hätte er nun durch das weiche Haar gekrault oder ihn daran näher gezogen, aber gegen den Drang in diesen talentierten Mund zu stoßen, konnte und wollte er sich nicht wehren. Und Uruha schien es zu genießen oder zumindest nichts dagegen zu haben, denn obwohl Aoi damit begonnen hatte, sich mit tiefen, kräftigen Stößen in den Leib seines Partners zu treiben, umschmeichelte Uruhas Zunge hingebungsvoll seine Länge und das trotz der unterdrückten Lustlaute, die er von sich gab.   „Reita.“ Aois Stimme ließ ihn seine Augen wieder öffnen und mit lustverhangenem Blick zu ihm sehen. „Sieh ihn an, schau zu, was er mit dir macht.“ Ohne zu zögern, richtete er seinen Blick auf Uruha, der ihn von unten herauf durch seine wirren Haare hindurch ansah und unglaublicherweise seine Bemühungen um seine Härte nur noch zu verstärken schien. „Unser Uruha ist ein kleiner Exhibitionist, auch wenn er dir etwas anderes erzählen würde, wäre sein Mund nicht gerade mit was Besserem beschäftigt.“ Aois Stimme klang belustigt, auch wenn nur zu genau herauszuhören war, wie erregt und atemlos der Gitarrist war. Dennoch ließ er es sich nicht nehmen, weiterzureden, als würde er wissen, dass er mit seinen Worten nicht nur Uruha, sondern auch ihn selbst wild machte. „Er liebt es, wenn man ihn ansieht. Darum haben ihn deine Blicke auch so scharf gemacht, nicht wahr, mein Liebling?“ wieder klatschte es Laut und Uruha zuckte stöhnend zusammen, während die Vibrationen seiner Kehle Reita in neue Sphären der Lust schickten.   „Fuck! Uruha, Aoi, ich … ich kann nicht mehr.“ Sein Becken hatte mittlerweile ein Eigenleben entwickelt und zuckte Uruhas heißem Mund mindestens ebenso dringlich entgegen, wie auch Aoi wieder und wieder in den süßen Hintern seines Freundes stieß. Und als Uruha sich aufbäumte und seine Hände fest an sein Becken legte, ihn sowohl an jeder weiteren Bewegung hinderte, als sich auch an ihm festhielt, während sich die Muskeln seiner Kehle vibrierend und eng um seine Spitze schlossen, war es zum zweiten Mal in dieser Nacht um ihn geschehen. Den Mund zu einem stummen Schrei geöffnet rauschte die Welle seines Höhepunkts unerbittlich über ihn hinweg. Helle Punkte tanzten vor seinen fest zusammengekniffenen Lidern und sein ganzer Leib zitterte, als hätte man ihn nackt in der Arktis ausgesetzt. Uruhas Fingernägel bohrten sich nun eindeutig unangenehm in die dünne Haut über seinen Beckenknochen, aber nicht einmal dieser scharfe Schmerz schaffte es, ihn aus seinen anhaltenden Hochgefühlen zu reißen. Sein Kopf lehnte kraftlos an der Wand, gegen welche das Kopfende des Bettes immer wieder dumpf schlug und davon zeugte, wie unnachgiebig sich Aoi noch immer in seinem besten Freund bewegte. Uruha hatte längst von ihm abgelassen, stöhnte seine Lust nun hemmungslos hinaus und verpasste ihm damit – trotz seiner Erschöpfung – eine dicke Gänsehaut.   „Eindeutig Live-Porn, sag ich doch“, murmelte er mit heiserer Stimme, nachdem er den Kopf leicht zur Seite gedreht und seinen Blick wieder auf die beiden Männer gerichtet hatte. „Verdammt, ihr seht so heiß aus.“ Zwar sprach er beide an, fixierte aber weiterhin Uruha, ergötzte sich an der Lust, die er in den warmen Augen geschrieben sah, und keuchte selbst leise auf, als er den exakten Moment miterleben durfte, in dem auch Uruha seiner Erregung erlag. Mit einem letzten, lustvollen Schrei verkrampfte sein Körper, bevor er jeglicher Energie beraubt mit dem Oberkörper auf das Bett sackte. Seine Wange kam auf Reitas Oberschenkel zu liegen und er konnte nur zu deutlich die Hitze spüren, die von ihr ausging.   „Shit, Uruha!“ Aois Bewegungen hatten für keinen Moment gestoppt und nahmen an Geschwindigkeit zu. Das ganze Bett wackelte und Reita leckte sich über die Lippen, wusste nicht wirklich, wen der beiden er nun lieber betrachten wollte. Uruha, der so herrlich ausgepowert wirkte und dennoch noch immer leise stöhnte, oder Aoi, der so unnachgiebig seinem Höhepunkt hinterherjagte. Aois Haare standen ihm feucht und zerzaust vom Kopf ab, die Lippen waren vom vielen Küssen herrlich gerötet, und in den dunklen Augen loderte ein Feuer, das alles zu versengen schien. Aber erst als er einem Schweißtropfen folgte, der sich aus den schwarzen Haaren gelöst hatte und nun über die Schläfe rollte und auf die Brust tropfte, bemerkte er, dass sich sein Unterbewusstsein entschieden hatte, wem nun seine ungeteilte Aufmerksamkeit gelten sollte.   Lange dauerte es nicht mehr, bis schließlich auch der Älteste seiner Lust erlag und sich mit einem letzten, heftigen Stoß, der Uruha noch einmal heiser aufstöhnen ließ, tief in seinem Inneren verströmte. Mit einem letzten, lang gezogenen Seufzen sackte Aoi nach vorne und lehnte sich ausgepowert mit der Stirn gegen Uruhas schweißfeuchten Rücken. Reita lauschte dem schweren Atmen der beiden Männer, das lediglich ab und an von Uruhas leisen, zufriedenen Lauten unterbrochen wurde, und schloss für einen Moment überwältigt die Augen. Himmel, würde er jemals jemandem von dieser Nacht erzählen – nicht, dass er das vorgehabt hätte – würde man ihm im Leben nicht glauben. Mal ganz davon abgesehen, dass er diese Erlebnisse nie in Worte würde fassen können, die ihnen gerecht werden würden. Wieder hob er die schweren Lider, um sicherzugehen, dass das hier nicht ein komplett verrücktes Produkt seiner übereifrigen Libido war. Aber nein, da waren sie noch. Aoi und Uruha, noch immer mit einander verbunden und rundum zufrieden wirkend.   „Alles gut?“, hörte er den Ältesten nun fragen und erst nachdem Uruha mit einem leisen „Mhmh“ geantwortet hatte, es jedoch weiterhin still blieb, verstand Reita, dass diese Frage auch an ihn gerichtet war. Er blinzelte, hatte gar nicht bemerkt, dass er minutenlang nur auf die beiden herabgesehen hatte, und erwiderte schließlich Aois forschenden Blick.   „Ja, alles gut, nur meine Hände sind ziemlich taub.“   „Kein Wunder, wenn du gegen sie lehnst.“ Sein Gegenüber lächelte ihn nachsichtig an, bevor er sich aus Uruha – begleitet von leisen Protestlauten – zurückzog und seine besudelte Hand nachlässig am Bettlaken abwischte. Kurz streckte er sich, bevor er Uruha über die Flanke streichelte, der sich einfach zur Seite hatte kippen lassen und kam an ihn heran gerutscht. Mit wenigen Handgriffen war er vom Bettgestell befreit und als Aoi seine Arme nach vorne zog, keuchte er leise, als sich diese deutlich verärgert über die unbequeme Haltung stechend bemerkbar machten. „Halt für einen Moment einfach nur still, ich kümmere mich darum.“ Der Schwarzhaarige lächelte noch immer und als er ihm einen sanften Kuss auf die Lippen hauchte, musste er ihn wohl angesehen haben wie einen Geist. Denn um ehrlich zu sein, hatte Reita jetzt, nachdem quasi alles vorbei war, irgendwie nicht mehr mit einer derart liebevollen Geste gerechnet. Aois Handgriffe waren so zärtlich, als er seine Handgelenke aus den Manschetten befreite und die gerötete Haut mit angenehmem Druck zu massieren begann, dass sich erneut ein Kloß in seinem Hals bildete. Er verstand sich selbst nicht. Die Gefühle, die er nun schon so lange für Uruha empfand, waren nichts Neues mehr, aber Aoi?   Verlangen war in Ordnung, sexuelle Anziehung auch, und dass der Rhythmusgitarrist eine Augenweide war, ließ sich nicht abstreiten, aber das? Er wusste, was das Gefühl in seiner Brust zu bedeuten hatte, aber er wollte es nicht wahrhaben. Aber Aoi machte es ihm nicht leicht, seine aufkeimenden Emotionen zu ignorieren, drückte er ihm doch gerade auf jeden Pulspunkt einen Kuss. Als er den Mund öffnete, wohl um zu sagen, dass seine Arbeit nun beendet war, legte Reita die Arme um seinen Nacken und eroberte ungefragt die geöffneten Lippen für sich. Er hörte Uruhas leises Lachen, bevor das Bett sacht wackelte und er kurz darauf den Körper seines Freundes ebenso an seiner Seite spürte, wie dessen Hand, die sanft über seinen Rücken streichelte. Er löste sich von Aoi, drehte den Kopf und küsste auch Uruha für einen Augenblick, bevor er sich etwas zurückzog.   „Ich …“, fing er an, wusste aber nicht wirklich, was er sagen wollte, und schüttelte dann nur den Kopf.   „Lasst uns schlafen“, Uruha gähnte, drückte ihm noch einmal einen Kuss auf die Wange und ließ sich dann wieder auf die Matratze fallen. Mit einem zufriedenen Seufzen streckte und reckte er sich, was Reita ein belustigtes Schmunzeln auf die Lippen zauberte.   „Du siehst wirklich aus wie ein fauler Kater“, konnte er sich den Kommentar nicht verkneifen und erhielt daraufhin nur eine herausgestreckte Zunge zur Antwort. Aoi streichelte ihm kurz über die Seite, bevor er sich aus seiner lockeren Umarmung löste, über Uruha hinweg krabbelte und sich von hinten dicht an seinen Freund kuschelte, nachdem er noch die Decke vom Fußende des Bettes hochgezogen hatte.   „Der Letzte macht das Licht aus“, grinste Uruha noch, hob einladend die Decke hoch und schaute ihn auffordernd an. Für einen Sekundenbruchteil reagierte er nicht, gab es doch so vieles, was er den beiden noch sagen wollte. Dann aber gab er sich einen Ruck, beugte sich hinüber zum Nachttisch und knipste die Lampe aus. In der eingetretenen Dunkelheit befreite er sich von dem Kondom, das mittlerweile ziemlich störte, bevor er sich kurz aber heftig in den Oberschenkel zwickte. Einfach, um auch ganz sicher zu sein, dass dies hier wirklich kein Traum war.   „Au.“ Okay, ein Traum war das hier eindeutig nicht, sonst würde die soeben gezwickte Stelle nicht so schmerzhaft pochen.   „Rei“, ertönte da Uruhas schläfrige Stimme, „du sollst dich nicht selbst verstümmeln, sondern herkommen.“   „Woher …? Ach, vergiss es.“ Reita lächelte, während er sich unter die Bettdecke kuschelte und sogleich an einen warmen Körper gezogen wurde. Für Gedanken und Zweifel war morgen noch Zeit, jetzt wollte er nur die Nähe zu den beiden Männern genießen, die ihn so mühelos in ihr Netz gelockt und eingewickelt hatten. Nicht, dass er sich darüber beschweren würde, nie im Leben. Kapitel 6: 01.11.2017 - Reitas Morgen danach -------------------------------------------- Das schummrige Tageslicht, das sich durch die zugezogenen Vorhänge in den Raum mogelte, zeichnete diffuse Schatten auf das große Bett mit den zerwühlten Laken, auf welchem sich eine einsame Gestalt gerade unter der Decke hervor kämpfte. Mit einem Murren richtete sie sich auf und blieb dann minutenlang reglos sitzen. Ihre Gesichtszüge versteckten sich im Halbdunkel und dennoch schien eine gewisse resignierte Traurigkeit von ihr auszugehen, die das plötzliche, lang gezogene Seufzen nur noch zu unterstreichen wusste.    Reita fuhr sich durch seine wild vom Kopf abstehenden Haare und ließ die Hand mit einem dumpfen Laut zurück auf seinen Schoß fallen. Seit über fünf Minuten saß er nun schon wach in einem Bett, das eindeutig nicht seines war, und versuchte, seinen Verstand dazu zu bewegen, endlich begreifen zu wollen, dass der wirklich heiße Traum von letzter Nacht keiner gewesen war.   „Ich glaub das einfach nicht“, wisperte er mit noch immer rauer Stimme, aber keineswegs zum ersten Mal innerhalb der letzten Minuten in die Stille des Raumes, den er längst als Aois Schlafzimmer identifiziert hatte und in dem sich außer ihm niemand befand. Ein Umstand, der ihn nicht minder zu verunsichern wusste, wie die Tatsache, dass er nackt im Bett seines Bandkollegen aufgewacht war. Mal ganz davon abgesehen, dass sich sein Hintern gut benutzt anfühlte und an seinem Körper noch die Überreste diverser eingetrockneter Flüssigkeiten hafteten. „Verdammter Mist.“ Wieder fand seine Hand den Weg in sein Haar, diesmal aber, um unwirsch an den kurzen Strähnen zu ziehen. Wo bitte war ein Filmriss, wenn man einen brauchte? Hätte er den Abend zuvor nur mehr getrunken, dann hätte er nun wenigstens eine Ausrede für das, was sich Stunden zuvor ereignet hatte. Und ganz so, als hätten die Geschehnisse der vergangenen Nacht nur darauf gewartet, dass er sie sich endlich eingestand, tanzten sie als bunte Bilder vor seinem geistigen Auge herum und ließen ihn geschlagen stöhnend das Gesicht in beiden Händen vergraben.   Was hatte er sich nur dabei gedacht? Dämliche Frage. Er hatte gar nicht gedacht. Er hatte nur genommen, was die beiden Männer ihm so freimütig gegeben hatten und keinen einzigen Gedanken an mögliche Konsequenzen verschwendet. „Gut gemacht, wirklich hervorragend.“ So fühlte sich also die Reue am Morgen danach an, kaum war er Sechsunddreißig Jahre alt, hatte er auch diese Erfahrung machen dürfen. Wunderbar.   Kopfschüttelnd richtete er sich auf, schwang die Beine aus dem Bett und ging hinüber zum Fenster, um die Vorhänge aufzuziehen. Draußen war es trüb und grau, eben genau so, wie man sich einen typischen Novembermorgen vorstellte. Allerdings vermutete er, dass es schon eher auf die Mittagsstunde zuging, so hell, wie es trotz der tief hängenden Wolken bereits war. Mit einem dumpfen Geräusch lehnte er seine Stirn gegen die angenehm kalte Fensterscheibe und spürte beinahe körperlich, wie seine Laune noch ein ganzes Stück tiefer in den Keller sank. „Und jetzt du Genie?“, fragte er in die Stille des Zimmers, den Blick auf die schwache Reflexion seines Gesichts in der Fensterscheibe gerichtet. „Was soll ich jetzt bitte machen?“ Selbst, wenn diese Nacht für Aoi und Uruha nichts verändert hatte und sie so weitermachen konnten, als hätte es sie nie gegeben, hieß das noch lange nicht, dass er selbst das aushalten konnte. Würde er denn wirklich in der Lage sein, wieder zur Normalität zurückzukehren? Würde er sich Tag ein Tag aus einreden können, sich für die beiden zu freuen, obwohl ihn Neid und Sehnsucht innerlich fast zerrissen? Wie nur sollte er vergessen, was er mit den beiden erlebt hatte? Ihre Küsse und Berührungen, die Nähe, die sie ihn hatten spüren lassen. Wie sollte er in Zukunft nur darauf verzichten können? Er fühlte sich jetzt schon wie ein Süchtiger, der nicht mehr ohne seine tägliche Dosis leben konnte.   Er schluckte schwer und wandte sich vom Fenster ab, um in Aois Kleiderschrank nach einer Boxershorts zu fahnden. Er ging davon aus, dass der andere nichts dagegen haben würde, wenn er sich diese auslieh, immerhin war von seinen eigenen Klamotten weit und breit nichts zu sehen. Vor der Schlafzimmertür hielt er noch einmal kurz inne und straffte die Schultern. So lange hatte er seine wahren Gefühle Uruha gegenüber vor allen verbergen können, dann würde er es jetzt auch schaffen, alles, was diese Nacht in ihm aufgewühlt und wieder an die Oberfläche gespült hatte, erneut zu verdrängen. Das musste er, wenn er ihre Freundschaft – oder schlimmer noch die Band – nicht aufs Spiel setzen wollte.   Als er am Badezimmer vorbeiging, hörte er das leise Rauschen der Dusche, und verwarf somit die Hoffnung, sich erst einmal frisch machen zu können, bevor er den anderen unter die Augen trat. Seufzend, wie so oft in den letzten Minuten, schlurfte er weiter über den Flur und wollte gerade das Wohnzimmer betreten, als er wie angewurzelt stehen blieb.   „Uruha“, formten seine Lippen den Namen seines besten Freundes, ohne jedoch einen Laut nach außen dringen zu lassen. Sein Herz stach, als er ihn dort so friedlich sitzen sah. Er lehnte sich in den Rahmen der Tür, während sich seine Beine anfühlten, als würden sie ihn nicht mehr tragen wollen. Aber trotz seiner trüben Gedanken, trotz der Sorgen und Vorwürfe, die seinen Kopf zum Dröhnen brachten, spürte er, wie sich nach und nach ein kleines Lächeln auf seine Lippen legte, je länger er den anderen beobachtete. Uruha saß auf dem Sofa, die langen Beine angezogen und sein Büchlein gegen sie gelehnt. Gedankenverloren schrieb er Zeile um Zeile, schob sich immer wieder die rutschende Brille mit dem breiten, schwarzen Gestell zurück auf die Nase, während der Kragen seines übergroßen, grauen T-Shirts langsam aber sicher über seine Schulter rutschte. Reita schüttelte den Kopf bei dem Anblick, zuckte dann aber zusammen, als er plötzlich einer Präsenz hinter sich gewahr wurde.   „Nicht zu glauben, oder?“ Aois tiefe Stimme schickte ihm eine feine Gänsehaut über den Rücken und der Duft des vertrauten Parfüms, der ihm anhaftete, trug nur dazu bei, dass sich Reita beinahe in seinen Erinnerungen verloren hätte. Wieder schüttelte er den Kopf, um die nun so unerwünschten und unpassenden Gedanken loszuwerden.   „Wie?“ Seine Stimme klang noch immer heiser und dünn, ganz anders als man es sonst von ihm gewohnt war, als er sich langsam zu Aoi herumdrehte.   „Uruha“, sagte dieser nur halblaut, vermutlich, um seinen Partner noch nicht darauf aufmerksam zu machen, dass sie ihn beobachteten. „Ist doch kaum zu glauben, dass mein süßer Nerd hier der gleiche Mann ist, der uns vor Stunden noch so vollends den Kopf verdreht hat, oder?“ für einen Moment schaute Reita seinem Gegenüber nur stumm ins Gesicht, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder auf Uruha lenkte.   „Ja … kaum zu glauben“, erwiderte er lahm und wünschte sich gerade weit, weit weg. Ein Wunsch, der sich noch verstärkte, als sich Aois Hand sanft und dennoch nachdrücklich auf seine Schulter legte.   „Uruha hat wirklich recht, du denkst eindeutig zu viel nach.“ In den dunklen Augen lag beinahe so etwas wie nachsichtige Belustigung, als Reita sich dem Älteren wieder zudrehte, was ihn schwer schlucken ließ.   „Wohl nicht genug …“ Die vielsagenden Worte schienen für einen langen Moment zwischen ihnen zu schweben, bevor Aoi mit einem leisen Schnauben den Kopf schüttelte, seine Schulter erneut drückte und dann wieder von ihm abließ.   „Reita, ich mach dir einen Vorschlag, okay?“ Er nickte, auch wenn er sich wie im falschen Film fühlte. Gut, er hatte nun nicht ernsthaft damit gerechnet, dass er postwendend aus der Wohnung geworfen werden würde, immerhin hatte er gestern nichts getan, was die beiden nicht von ihm gewollt hatten. Dennoch verunsicherte ihn Aois ruhiges, beinahe abgeklärtes Auftreten maßlos. „Du hast zwei Möglichkeiten, wie das hier nun enden kann.“ Reitas Augenbraue wanderte ohne sein bewusstes Zutun ein Stück nach oben und Aoi lächelte ihn breit an, wie als wäre seine Reaktion auf diese Worte genau die gewesen, mit der er gerechnet hatte. „Wenn du jetzt gehst, hat es die Nacht nie gegeben. Wir werden sie nie wieder erwähnen und es wird sich zwischen uns rein gar nichts ändern.“   „Aber …“ Er hatte schon gesprochen, noch bevor er überhaupt darüber hätte nachdenken können, was er sagen wollte.   „Schsch, lass mich ausreden.“ Reita schloss seinen Mund wieder und nickte abgehakt. „Die zweite Möglichkeit wäre die, dass du zum Frühstücken bleibst …“ Aois Lächeln wurde breiter und nahm beinahe vorfreudige Züge an, als er weitersprach. „Ich bin mir sicher, dass wir dann ein … Arrangement finden werden, dass uns allen zusagen wird.“ Der Zeigefinger des Älteren fuhr sanft über seine Wange und Reita beschlich das Gefühl, er würde ihm immer näher kommen, ihn küssen wollen … Dann aber richtete sich Aoi auf und schüttelte, wie als wäre er von seiner eigenen Reaktion überrascht, den Kopf. „Veränderungen müssen nicht immer schlecht sein, Reita.“   „Du klingst wie Morpheus.“ Reita verschränkte die Arme vor der Brust und versuchte, so dem Gefühl der Nacktheit Einhalt zu gebieten, das sich gerade in ihm ausbreiten wollte.   „Der aus Matrix?“   „Mhmh.“   „Stimmt, soweit hergeholt ist der Vergleich gar nicht. Schließlich biete ich dir gerade auch eine Eintrittskarte in den Kaninchenbau an.“ Aois beharrliches Lächeln wurde zu einem verschmitzten Grinsen, bevor er ihm durch die zerzausten Haare strich. „Überleg es dir. Welche Kapsel soll es sein, Reita? Rot oder blau?“ Mit diesen Worten ging der andere endgültig an ihm vorbei und betrat das Wohnzimmer. Er sah noch, wie Uruha den Kopf hob und wie sich auf die Lippen seines besten Freundes ein verliebtes Lächeln legte, bevor er sich abwendete und mit schnellen Schritten im Bad verschwand.   Warme, feuchte Luft schlug ihm entgegen, als er das hell geflieste Bad betrat und obwohl Aoi das kleine Fenster gekippt hatte, blieb ihm gerade fast die Luft weg. Allerdings lag dies eher daran, dass sich der Duft von Duschgel und Parfüm, der Aoi und Uruha immer anhaftete, hier zu einem Potpourri vermischt hatte, welches ihn regelrecht von allen Seiten einzuhüllen vermochte. Einige Sekunden schloss er die Augen, ließ die Eindrücke nur auf sich wirken und schalt sich innerlich einen Idioten. Warum nur schaffte es heute wirklich jede Kleinigkeit, ihn aus der Fassung zu bringen? Na, vermutlich deswegen, weil er seine Fassung irgendwo in Aois Bett verloren und nicht wiedergefunden hatte.   „Argh!“ Wieder zog er an seinen Haaren, bevor er sich energisch die Shorts von den Hüften streifte, um sich unter die Dusche zu stellen. Mittlerweile regte er sich wirklich selbst auf. Er hasste es, wenn er nicht zu denken aufhören konnte, und würde sich jetzt am liebsten auf seine Maschine schwingen. Der kalte Wind, der an seiner Lederkluft zerren und sich irgendwann durch die Schichten an Kleidung mogeln würde, bis er sich bis auf die Knochen eingefroren fühlte, würde ihm jetzt bestimmt mehr helfen, als sich ständig sinnlose Fragen zu stellen, auf die er sowieso keine Antwort finden konnte. Natürlich könnte er mit Uruha und Aoi reden, ihre Meinung zu dem Ganzen hier erfragen, so wie Aoi es ihm eben vorgeschlagen hatte, aber das wäre viel zu einfach, nicht wahr? Energisch schüttelte er erneut den Kopf, versuchte seine rasenden Gedanken nicht weiter zu beachten, und drehte das Wasser auf. Beinahe hätte er laut aufgeschrien, als ihn sogleich ein eiskalter Schwall mitten ins Gesicht traf und ihn für eine Sekunde regelrecht geschockt zurückließ.   „Super, echt super“, murrte er mit klappernden Zähnen, während er so lange an den Reglern herumdrehte, bis er nicht mehr drohte, dem Erfrierungstod zu erliegen. Fix und fertig mit sich und der Welt lehnte er sich gegen die Kabinenwand und schloss die Augen. Er wollte nach Hause, weit weg von hier und am liebsten ohne jegliche Erinnerungen an letzte Nacht. Aber das war ihm nicht vergönnt, wie ihm Aois Worte, die sich unauslöschlich in seine Hirnwindungen eingebrannt hatten, nur zu deutlich klar machten.   ‚Welche Kapsel soll es sein, Reita? Rot oder blau?‘   Rot oder Blau? Bleiben oder gehen? Veränderung oder das Altbekannte? Die Möglichkeit, sich seine sehnlichsten Wünsche zu erfüllen oder die Sicherheit, weder seinen besten Freund noch Aoi zu verlieren?   Er fühlte sich wie ein Feigling, als er eine halbe Stunde später frisch geduscht und angezogen die Badtür leise hinter sich schloss und ebenso lautlos über den Flur ging. Einer der beiden war so nett gewesen, ihm seine Klamotten ins Bad zu legen, und er war demjenigen unendlich dankbar, dass er somit nicht noch einmal halb nackt durch Aois Wohnung laufen musste. An der Garderobe schlüpfte er in seine Jacke und die Schuhe und hielt dann erneut inne. Er fühlte sich nicht nur wie ein Feigling, er war eindeutig einer. Aus der Küche hörte er leise Musik und Uruhas Lachen, welches ihm erneut einen Stich ins Herz versetzte. Verflucht, er hatte Angst seinen besten Freund zu verlieren, war ihm das denn zu verdenken? Aoi hatte gemeint, es würde sich nichts an ihrem Verhältnis ändern, würde er nun gehen, und obwohl Reita nicht wusste, wie er selbst das durchstehen sollte, war es eindeutig das Beste für alle Beteiligten. Energisch legte er die Hand auf die Klinke, drückte sie herunter und war kurz davor die Haustür aufzuziehen, da fiel sein Blick auf einen quadratischen, gelben Zettel, der am Türblatt direkt auf Augenhöhe klebte.   ‚Rei, komm frühstücken‘, stand dort, in Uruhas ordentlicher Handschrift geschrieben, und ein weiteres Mal an diesem Tag hatte Reita das Gefühl, seine Beine würden ihn einfach nicht mehr tragen wollen. Er drückte die Tür wieder ins Schloss und ließ die Klinke los, löste stattdessen den kleinen Zettel, faltete ihn und steckte ihn in seine Hosentasche. Eine ganze Weile rührte er sich nicht vom Fleck, debattierte mit sich, während er seinen Blick fast schon Hilfe suchend auf das helle Holz der Tür gerichtet hatte. Ganz so, als könnte sie ihm die Entscheidung abnehmen. Aber eigentlich, wenn er ehrlich zu sich selbst war, hatte er sich längst entschieden. Wann hatte er Uruha jemals einen Wunsch abschlagen können?   „Du bist grausam, Ducky. Grausam und berechnend“, murmelte er, aber trotz seiner harschen Worte zupfte ein kleines Lächeln an seinen Mundwinkeln. Uruha kannte ihn viel zu gut und wusste ganz genau, dass er ihm so eine kleine Bitte nie würde abschlagen können. Seufzend hängte er seine Jacke zurück an den Haken, stellte die Schuhe ordentlich darunter und atmete noch einmal tief durch, bevor er sich auf den Weg in die Küche machte.   Im Türrahmen stehend hielt er inne, lehnte sich haltsuchend gegen das Holz und biss sich auf die Innenseite seiner Unterlippe. Und was nun? Was sollte er sagen? Was konnte er tun? Er hatte den Eindruck, sich noch nie in seinem Leben so derart verunsichert gefühlt zu haben, was seinen innerlichen Wunsch, endlich diese Wohnung verlassen zu dürfen, zu einem fast unerträglichen Drang anwachsen ließ. Dennoch öffnete er in einem Anflug plötzlichen Muts den Mund, um auf sich aufmerksam zu machen, aber kein Laut kam ihm über die Lippen. Also schloss er ihn wieder und beobachtete stattdessen für einige lange Momente das friedliche Bild, welches die beiden Männer im Inneren des gemütlichen Raums abgaben. Aoi war gerade aufgestanden, um sich eine weitere Tasse Kaffee einzugießen, während Uruha eine Salzpflaume aus seiner Schüssel mit Reis fischte und sie sich so genüsslich in den Mund schob, als wäre sie eine süße Erdbeere.   „Ich werde wirklich nie verstehen können, wie du die Dinger essen kannst.“ Aoi schüttelte sich mit deutlichem Ekel im Gesicht und Reita konnte ihm da nur zustimmen. An Umeboshi schieden sich wahrlich die Geister, wobei Uruha schon seit Jahren vehement behauptete, dass er, Reita, einfach ein Banause sei und nicht wüsste, was gut schmeckte. Komisch nur, dass Aoi ganz offensichtlich seine Meinung teilte. Trotz seines Dilemmas amüsierte ihn die Unterredung der beiden Männer und er schüttelte mit einem seichten Grinsen auf den Lippen den Kopf. Bevor er allerdings weiter über die zahlreichen Macken seines besten Freundes nachdenken konnte, hatte ihn eben jener entdeckt. Mit einem Mal brach Uruha seinen Vortrag über die zahlreichen gesundheitlichen Vorteile des Verzehrs von Umeboshi ab, mit dem er Aoi sicherlich nicht zum ersten Mal von seinen kulinarischen Vorlieben hatte überzeugen wollen, und bedachte ihn nun mit einem unglaublich niedlichen Lächeln. Und so als hätte dieses nicht schon ausgereicht, sämtliche Gedanken an Flucht aus Reitas Kopf zu tilgen, nahmen ihm der liebevolle Glanz in den schönen Augen und die nicht minder erfreuten Worte endgültig den Wind aus den Segeln.   „Guten Morgen Rei. Willst du auch Kaffee?“   Er war verloren, ein Ertrinkender inmitten eines Sturms, ohne Aussicht auf Rettung. Aber wenn er schon untergehen musste, dann doch mit einem Lächeln auf dem Gesicht, weil er wusste, dass er diese beiden wundervollen Männer an seiner Seite haben würde, wenn er sie nur ließe.   „Kaffee hört sich wunderbar an“, hörte er sich sagen, bevor er sich vom Türrahmen abstieß und in den Tiefen des Kaninchenbaus verschwand. Epilog: 21. Dezember 2017 - Das Mistelzweigkomplott --------------------------------------------------- Einige Wochen später …   Mit einem angestrengten Grunzen presste Reita den Reißnagel in die weiße Trockenbaudecke und hatte dann endlich die letzte Weihnachtsgirlande dort befestigt, wo sie laut Kais Lageplan zu hängen hatte. Zufrieden mit seinem Werk blickte er sich im Raum um und wischte sich den Staub von der Stirn, den die angepiekte Zimmerdecke eben auf ihm verteilt hatte. Womit er jedoch alles andere als zufrieden war, war die unglaublich nervtötende Weihnachtsmusik, die nun schon seit gefühlten Stunden durch den großen Sitzungssaal dudelte, den sie für die alljährliche Weihnachtsfeier der PS Company in Beschlag genommen hatten. Wenigstens wirkte ihre Dekoration weitaus weniger augenkrebsverursachend, als das, was ihre Kollegen von Kra im Jahr davor verbrochen hatten. An dem Abend hatte es an allen Ecken und Enden derart stark geglitzert, dass Ruki zu fortgeschrittener Stunde sogar behauptet hatte, erblindet zu sein. Allerdings hatte das eher an dem Selbstgebrannten gelegen, den Miyavi, genau wie seine Person, auf die Party geschmuggelt hatte. Na gut, wenn er ehrlich war, musste selbst er zugeben, dass ihm die gedeckteren Farben und der auffällige Mangel an Glitzerkram überaus gut gefielen. Außerdem würde spätestens Ruki für den gewissen Sparkeleffekt sorgen, denn wenn er es vorhin nicht ganz falsch gesehen hatte, steckte der bereits als Parodie des Weihnachtsmanns verkleidet, in einem über und über mit roten Pailletten benähtem Jackett. Nicht zum ersten Mal am heutigen Nachmittag fragte er sich, warum an Weihnachten eigentlich alle durchdrehten? Kai grinste schon den ganzen Tag noch atomarer, als man es sowieso von ihm gewohnt war, und das nur, weil Ruki ihm ein Rentiergeweih aufgesetzt hatte, was ihr Leader wohl als todschick empfand. Wobei Reita sich noch nicht ganz sicher war, ob Kais Freude ausschließlich auf diese neueste, modische Errungenschaft zurückzuführen war, oder ob es eher daran lag, dass Ruki ihm diese aufs Auge gedrückt hatte. Bezüglich seiner beiden Bandkollegen hatte er nun schon seit Längerem so eine gewisse Vermutung, allerdings war er sich noch nicht ganz sicher, ob er damit tatsächlich richtig lag oder ob er nur zu viel in das Verhalten der beiden hineininterpretierte. Obwohl, wenn er sich den Sänger gerade so betrachtete, musste da einfach was im Busch sein. Denn Ruki, seines Zeichens noch immer Giftzwerg vom Dienst, wenn man nicht gerade Kai hieß, summte schon wieder diese schrecklichen Weihnachtslieder mit und hatte dabei ein versonnenes Lächeln in der Visage kleben. Das ging nun schon seit Tagen so und wenn man ihn darauf ansprach, schaute er derart giftig drein, dass vorhin selbst Uruha Reißaus genommen hatte. Wenn das nicht eine eindeutige Abwehrreaktion war, wusste er auch nicht.   „Hach ja, Uruha …“ Reita seufzte und verdrehte im selben Augenblick genervt über sich selbst die Augen, als ihm bewusst wurde, dass er sich wie ein verliebtes Schulmädchen angehört hatte. Gut nur, dass wenigstens niemand in der Nähe gewesen war, der diesen Fauxpas hätte mit anhören können. Ohne, dass er etwas dagegen hätte tun können, schweifte sein Blick erneut durch den Raum und blieb schlussendlich an besagtem besten Freund hängen. Langsam stieg er von der Leiter, ließ sie nicht weiter beachtet an Ort und Stelle stehen und ging hinüber zu der Sitzecke, wo es sich Uruha auf Aois Schoß bequem gemacht hatte. Allem Anschein nach beschriftete sein Freund gerade die Lose für die Tombola, während Aois Lippen leise murmelnd über seinen Hals wanderten. Reitas Lächeln wurde nur noch breiter, während ihm der Gedanke durch den Kopf schoss, dass die beiden wirklich nie ihre Finger oder in diesem Fall ihre Lippen voneinander lassen konnten. Mit etwas Abstand setzte er sich zu ihnen und griff nach dem Körbchen, in das Uruha die beschrifteten Zettel gelegt hatte, um sie zusammenzufalten.   „Ich würde wirklich mal gern eine Versuchsreihe starten, wie lang ihr zwei es aushaltet, in direkter Nähe zueinander zu sein, ohne euch zu berühren.“ Aoi hob den Kopf und schmiegte sich mit der Wange gegen die Uruhas, während er seinen neckenden Blick nicht minder belustigt erwiderte.   „Also, ich kann dir gleich sagen, dass ich es keine halbe Stunde aushalten würde“, gab er dann ungeniert zu und so wie Reita die beiden in den letzten Wochen erlebt hatte, kaufte er ihm diese Aussage auch ohne jeglichen Zweifel ab.   „Zehn Minuten“, murmelte Uruha, während ein weiterer Zettel den Weg in das Körbchen fand. „Maximum. Außer wir sind gerade auf der Bühne, da lenken mich die Show und die Fans ausreichend ab.“ Uruha grinste ihn an und er rollte nur gutmütig mit den Augen, während sein bester Freund versuchte, ihn an sich zu ziehen. Reita saß jedoch zu weit entfernt und konnte sich daher kaum an der niedlichen Schmollschnute sattsehen, die Uruha daraufhin zog. „Jetzt komm schon her, deine zwanzig Minuten sind auch schon rum.“ Aoi lachte leise und auch er konnte sich einen amüsierten Laut nicht verkneifen, auch wenn gleichzeitig eine seiner Augenbrauen nach oben wanderte.   „Zwanzig Minuten? Das kränkt mich. Warum hältst du es bei Aoi nur zehn Minuten aus, aber bei mir sind es schon zwanzig?“ Uruha wirkte für einen Moment tatsächlich sprachlos und schaute ihn nur aus großen Augen an, fast so, als hegte er nun tatsächlich die Befürchtung, ihn mit seinen unbedachten Worten verletzt zu haben. „He, das war ein Witz, Ducky. Nun guck nicht so zerknirscht.“ Reita rutschte näher, wuschelte ihm durchs Haar … und spielte dem intriganten Kerl damit genau in die Karten. Innerhalb eines Wimpernschlags fand er sich von langen Armen umschlossen und in einen innigen Kuss gezogen. Tja, und wieder einmal war er auf Uruhas hinterhältige Spielchen hereingefallen, aber wer konnte sich schon beschweren, wenn man mit so einem wunderbaren Kuss entschädigt wurde? Er gewiss nicht. Und als sich Aoi ebenfalls näher lehnte und er fühlen konnte, wie seine rauen Fingerkuppen sanft über seine Wange zu streicheln begannen, flatterten ihm ganz automatisch die Lider zu. Ein zufriedenes Seufzen stahl sich über seine Lippen und er hätte stumm diese wohltuende Zweisamkeit genossen, wenn …   „Verdammt noch mal, nicht mal hier hat man seine Ruhe vor euch.“ Ja, wenn sich Rukis liebliches Stimmchen nicht nachdrücklich in ihr Gedächtnis gerufen hätte. Doch weder er selbst, noch seine beiden Liebsten machten Anstalten auf das altbekannte Gekeife einzugehen. Warum auch? Ruki hatte ohnehin immer das Gleiche zu sagen, besonders jetzt, da er der Meinung zu sein schien, dass sich auch noch sein letzter Verbündeter gegen ihn verschworen hatte. Mit letzter Verbündeter war Reita selbst gemeint, dessen Mundwinkel nun doch verräterisch zu zucken begannen, und bevor er Uruha noch in den Mund lachen würde, vergrub er lieber leise glucksend das Gesicht an seiner Halsbeuge.   „Weshalb regst du dich eigentlich schon wieder so auf, Ruki? Hast du dich in den letzten Wochen denn noch immer nicht an den Anblick gewöhnt?“, erkundigte er sich nun doch noch, nachdem vom Sänger nur missbilligendes Schnauben zu hören gewesen war.   „Gewöhnt? Wie bitte soll ich mich daran gewöhnen? Daran KANN man sich nicht gewöhnen!“ Und wieder nahm Rukis Stimme eine beinahe hysterische Tonlage an, die für seine Bühnenperformance ja recht brauchbar sein mochte, im Moment aber nur Kopfschmerzen verursachte. „Ihr seid Exhibitionisten, alle drei, und ihr liebt es, mich in den Wahnsinn zu treiben!“ Ohne hinsehen zu müssen, wusste Reita, dass sich der liebe Giftzwerg gerade die blondierten Haare raufte und alles in allem aussah, als würde er seinem winzigen Hundchen Konkurrenz machen wollen. Nur mit dem klitzekleinen Unterschied, dass er eindeutig tollwütig wirkte.   „Wir sind keine Exhibitionisten“, schaltete sich da Uruha ein und richtete sich zu Reitas mildem Verdruss auf, bis er beinahe hoheitsvoll auf Aois Schoß thronte. Nun gut, so hoheitsvoll dies eben unter genannten Umständen möglich war.   „Bitte?“ Rukis Stimme war derart schrill, dass er sich am liebsten die Ohren zugehalten hätte, aber dennoch amüsierte es ihn immer wieder aufs Neue, wie schnell man ihren Kleinsten von null auf hundert bringen konnte. Ob das wohl so gut für den Blutdruck war? Gemessen an der Röte in Rukis Gesicht vermutlich nicht. Aber noch bevor er etwas hätte sagen können, was die Situation entschärft hätte, holte Uruha tief Luft. ‚Oje‘, schoss es ihm durch den Kopf und Aois dunkle Augen erwiderten seinen Blick nicht minder beunruhigt, auch wenn das amüsierte Funkeln noch immer vorhielt.   „Ich sagte, mein lieber Ruki, dass wir nicht alle Exhibitionisten sind. Aoi zum Beispiel ist eindeutig ein kleiner Voyeur und Reitas Vorlieben gehen auch eher in diese Richtung. Ich hingegen bin ziemlich exhibitionistisch veranlagt, was aber eigentlich auch nicht stimmt, denn …“   „Voyeur, Exhibitionist, ist doch alles dasselbe!“   „Ist es nicht. Und eigentlich sind wir sowieso eher Candaulisten, weil wir von unseren Vorlieben wissen und sie im gegenseitigen Einverständnis praktizieren.“   „Und wer fragt mich nach meinem Einverständnis?“ Reita musste sich auf die Unterlippe beißen, um nicht schallend loszulachen. Ruki hatte entweder nicht verstanden, was Uruha ihm gerade erklären wollte oder er hatte ihm nicht wirklich zugehört. Letzteres war wahrscheinlich, schmälerte die Tatsache jedoch nicht, dass er ihrem Gitarristen damit die optimale Steilvorlage geliefert hatte. Und natürlich, kaum hatte er den Gedanken zu Ende gedacht, schlich sich auf Uruhas Lippen ein derart maliziöses Lächeln, dass er ihn am liebsten jetzt und sofort nieder geknutscht hätte, so sexy fand er diesen Gesichtsausdruck.   „Oh.“ Dieser kleine Laut wirkte so aufrichtig bestürzt, dass selbst Ruki in seiner genuschelten Tirade, in der nicht nur einmal die Worte Kameradenschweine und perverse Säcke fielen, innehielt und ihn aus misstrauisch verengten Augen anfunkelte.   „Oh … was?“   „Na ja, es …“ Uruha rang die Hände und hätte Reita es nicht besser gewusst, hätte er schwören können, dass ernsthaftes Bedauern in seiner Stimme mitschwang. „Es tut mir leid, Ruki, ehrlich. Wir hätten dich wirklich nach deinem Einverständnis fragen müssen.“   „…“ Rukis Mund öffnete und schloss sich, aber kein Ton war zu hören. Eine Seltenheit, wenn er das mal am Rande anmerken durfte. Aois Hand hatte sich hinter Uruhas Rücken bis zu seiner Seite geschoben und streichelte dort nun angenehm über den dünnen Stoff seines T-Shirts, während seine Augen so viel sagten wie ‚Verdammt, ich liebe diesen Kerl so sehr‘. Reita konnte ihm da nur zustimmen. In einer fließenden Bewegung erhob Uruha sich, überbrückte die wenigen Schritte, die ihn von Ruki trennten, legte ihm die Hand an die Wange und hauchte einen kleinen Kuss auf dessen Stirn.   „Ruki“, sprach er feierlich und blickte dem Sänger tief in die Augen. „Bist du damit einverstanden, dass wir unsere candaulistischen Neigungen in deiner Gegenwart ausleben?“ Mit einem zuckersüßen Lächeln griff er nach einer blonden Haarsträhne und zwirbelte sie zwischen Daumen und Zeigefinger. „Wenn du magst, darfst du auch bei uns mitmachen, Süßer.“   Reitas Hand schnellte so rasch nach oben, um seinen Mund zuzuhalten, dass es leise klatschte, aber außer ihm schien diesen Laut niemand bemerkt zu haben. Aoi war eindeutig zu sehr in der Betrachtung ihrer beiden Bandkollegen vertieft, während sich ein unverschämt breites Grinsen auf seine Lippen geschlichen hatte. Er selbst hingegen schüttelte sich in unterdrücktem Lachen und Rukis Kopf war derart rot angelaufen, dass er glaubte, die Hitze beinahe spüren zu können, die von ihm ausgehen musste. Nur Uruha blieb ganz cool und schaute ihren Kleinsten noch immer so treuherzig an, dass man glauben konnte, er hätte seine Worte tatsächlich ernst gemeint.   „Wa… wa…?“ War alles, was den Mund des Vocals verließ, bevor er Uruha vollkommen sprachlos anguckte.   Schluss, aus, vorbei. Reita konnte nicht mehr und prustete lauthals los, musste sich sogar an Aoi festhalten, um nicht unzeremoniell von der Sitzecke zu purzeln.   „Wo ist eine Kamera, wenn man eine braucht?“, rief er gackernd aus und hörte nun auch Aoi lachen. Fuck, ihm stiegen schon die Tränen in die Augen und noch immer verzog Uruha keine Miene.   „Da … da drüben ist sie doch“, prustete nun auch Aoi los und als er sah, dass ausgerechnet Kai kaum einen halben Meter entfernt von Uruha und Ruki stand und die beiden mit dem Handy filmte, liefen ihm nun tatsächlich die Tränen die Wange hinunter, so heftig musste er lachen. Oh mein Gott, er musste dieses Video haben, das würde einen Ehrenplatz in der Galerie der Peinlichkeiten bekommen, für die Reita schon seit Bestehen von Gazette pflichtbewusst Material sammelte.   „Ihr spinnt doch alle!“ Rukis Kopf war falls möglich noch röter geworden, als er endlich seine Stimme wiedergefunden hatte, energisch Uruhas Hand davon schlug, und tödlich beleidigt in die Runde funkelte. „Womit hab ich solche Bandkollegen wie euch eigentlich verdient? Pervers und unkollegial, das seid ihr! Gerade von dir …“ Jetzt drehte er sich zu Kai um, der wohlweislich das Handy zurück in die Hosentasche gesteckt hatte, „hätte ich wirklich mehr erwartet!“ Mit einem letzten giftigen Blick drehte der Kleinste sich um und machte Anstalten, aus dem Raum zu stapfen.   „Ruki! Nun komm schon, das war doch nur ein Spaß.“ Kai war der Einzige, der in irgendeiner Form auf Rukis Tirade hatte reagieren können, denn selbst Uruha saß nun lauthals lachend auf dem Boden und sah nicht so aus, als hätte er dem Sänger hinterhergehen können. Selbst wenn er das gewollt hätte. Reita für seinen Teil schnappte nur noch angestrengt nach Luft, versuchte aber das kleine Drama zwischen Kai und Ruki, welches sich vor der Tür zum Sitzungssaal abspielte, mitanzusehen.   Ruki hatte aufgebracht die Hände in die Luft gereckt und begann nun, dem Drummer wirklich alles an den Kopf zu werfen, was ihm gerade einfiel. Kai war angeblich ein schlechter Leader, weil er Uruha, Aoi und ihm alles durchgehen ließ. Und er sollte doch endlich mal für Ordnung sorgen, verdammt! Außerdem, wie stellte sich Kai vor, wie sie unter diesen Umständen noch produktiv zusammenarbeiten sollten? Reita rollte mit den Augen. Wenn jemand melodramatisch sein konnte, dann war das eindeutig Ruki. Mittlerweile hatte er sich auch wieder beruhigen können und lehnte nun nur noch schwer atmend an Aois Seite, während sich Uruha erhoben und nun auf seinem Schoß Platz genommen hatte. Hach ja, so ließ es sich leben. Er liebte es einfach, wenn er seine beiden Männer so nahe bei sich spüren konnte. Was er jedoch nicht liebte, war das noch immer anhaltende Gekeife und Kais immer verzweifelter klingende Versuche, ihren Giftzwerg wieder zu beruhigen. Wenn Ruki so weitermachte, würde er ihnen noch die Weihnachtsparty verderben, und all das nur, weil er keinen Spaß verstand.   „Kai‘!“, rief er, als ihm das Treiben endgültig zu dumm wurde, und deutete auf etwas, das er selbst vor ein paar Stunden dort über der Tür angebracht hatte. Kai folgte seinem Fingerzeig, bevor sich ein derart atomares Strahlen auf seine Züge legte, dass sich Reita am liebsten eine Sonnenbrille aufgesetzt hätte, so geblendet fühlte er sich. Dennoch lächelte er, als sich ihr Leader nach unten beugte, Rukis Gesicht in beide Hände nahm, und den motzenden Mund mit einem feurigen Kuss verschloss.   „Holla“, stieß Aoi aus und Uruha gab nur ein erstauntes ‚Oh‘ von sich, während Reita nun derart breit grinste, dass er wohl Kai Konkurrenz hätte machen können.   „Wusste ich es doch“, murmelte er zufrieden mit sich, als sich Rukis Arme fest um Kais hals legten und die beiden Männer so wild miteinander zu knutschen begannen, als gäbe es kein Morgen mehr.   „Du wusstest das?“ Uruha schaute ihn aus großen Augen an und er konnte nicht anders, als die Nasenspitze seines Süßen zu küssen, bevor er sich wieder gegen Aois Seite schmiegte.   „Sagen wir‘s mal so … Ich hatte mir so etwas fast gedacht.“ Wofür Mistelzweige nicht alles gut sein konnten, besonders wenn man Reita hieß und sie in weiser Voraussicht strategisch im ganzen Raum verteilt hatte. „Hach ja, ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert.“     The End Hosted by Animexx e.V. 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