Love & Curry von Saedy ================================================================================ Curry ----- „Was machst du denn da Yuu-chan?“, wollte Mika wissen und näherte sich seinem Freund von hinten. „Ich koche Curry – oder zumindest versuche ich es!“, lachte der. „Kimizuki hat mir gezeigt, wie es geht, aber ich bin ehrlich gesagt nicht so gut darin.“ „Hm“, machte Mika nur und setzte sich an den Tisch, um seinem Freund zuzuschauen. Nach einer Weile fragte er: „Kann ich dir irgendwie helfen?“ „Tja, du könntest die Zwiebeln schneiden“, meinte Yuichiro und warf dem Vampir gleich mal zwei von den Dingern zu. Der fing sie geschickt auf. „Die brennen nämlich immer so in den Augen, ich hasse das! Äh, also, natürlich nur, wenn es dir nichts ausmacht.“ „Keine Sorge, Yuu-chan. Vampire heulen nicht vom Zwiebelduft – nehme ich jedenfalls an, ich habe noch nie Zwiebeln geschnitten, seitdem... Wäre ja auch sinnlos gewesen, unter lauter Vampiren.“ „Tja, nur vom Knoblauch solltest du dich besser fernhalten“, grinste Yuichiro und hielt eine von den Knollen hoch. „Ha, ha, sehr witzig! Dir ist schon klar, dass es nur ein Mythos ist, dass Vampire Angst vor Knoblauch haben?“ „Ja, schon – sonst wäre die Armee bestimmt schon auf die Idee gekommen, sich mit lauter Knoblauch auszurüsten. Na gut, dann schneid den auch“, meinte Yuichiro und warf ihm auch die Knolle zu. Also fing Mikaela brav an, die Zwiebeln in kleine Würfel zu schneiden, wobei er, wie angekündigt, nicht die Spur einer Träne vergoss. Dann griff er sich den Knoblauch, schälte die Haut ab und begann dann, ihn kleinzuhacken. „Aaaah, Yuu-chan!“, sprang er plötzlich mit einem Schrei auf. „W-was ist?“, Yuichiro hätte vor Schreck beinahe den Topf fallen gelassen. „Tut dir der Knoblauch etwa doch weh?“ „Nein, aber – das stinkt so fürchterlich! So total ekelhaft und extrem! Ganz anders, als ich Knoblauch von früher in Erinnerung habe. Es stinkt eher wie eine Kloake! Uwha, ich muss hier raus und mir die Hände waschen!“, verkündete Mikaela und war schon einen Augenblick später verschwunden. Yuichiro guckte ihm verwundert hinterher. Dann zuckte er die Schultern und machte mit dem Essen weiter. „Hm“, überlegte er. „Vielleicht sollten wir die Armee doch mit Knoblauch ausrüsten... Sollte das bei Gelegenheit mal den Anderen vorschlagen.“ Kurze Zeit später kam Mikaela wieder zurück und riss erstmal alle Fenster auf. „Puh!, schon viel besser“, seufzte er erleichtert. „Obwohl es immer noch bestialisch stinkt!“ wedelte er mit der Hand die Luft vor sich weg. Damit ließ er sich wieder am Tisch nieder und guckte Yuichiro einfach zu. Nach einer Weile, ließ er seinen Kopf auf die Arme sinken. Nach einer halben Ewigkeit, war sein Freund dann fertig und brachte einen Teller des Essens an den Tisch. „Die Anderen müssten auch bald kommen“, erklärte er. Den Topf hielt er so lange noch auf dem Herd warm. Mikaela schaute ihm beim Essen zu und guckte dabei so intensiv auf den Teller, dass Yuichiro sich genötigt fühlte zu fragen: „Willst du mal probieren?“ Doch der schüttelte den Kopf. „Du weißt doch, dass Vampire kein menschliches Essen verdauen können.“ „Ja, schon, aber... vielleicht kannst du probieren, wie es schmeckt?“ „Das hat keinen Sinn“, seufzte Mikaela. „Der Geschmackssinn von Vampiren, ist auch nicht wie der von Menschen. Ich würde ja gerne mal wieder Curry probieren, so wie früher, aber...“, mit diesen Worten lehnte er sich auf dem Stuhl zurück und schaute an die Decke... „ich fürchte, es würde mir jetzt nur wie Kotze oder so ähnlich schmecken.“ „Wirklich? Woher willst du das wissen? Hast du denn schon mal menschliches Essen probiert, seit du... „ „Ja. Hab ich tatsächlich. Es war sogar Curry.“ „Oh?“, wunderte sich Yuichiro. „Ja, weißt du, damals, kurz nachdem Krul mich verwandelt hatte, habe ich mich doch geweigert, Blut zu trinken. Krul hat zuerst alles Mögliche versucht mich dazu zu überreden. Statt des in Gläsern abgefüllten Blutes, hat sie mir sogar einen Jungen gebracht, den ich aussaugen sollte, obwohl das direkte Blut trinken von Menschen doch in der Vampirstadt verboten ist. Aber sie dachte wohl, sie könnte mich so eher dazu überreden. Doch sie hat damit nur das Gegenteil erreicht – ich konnte doch keinen Jungen beißen!“ Yuichiro nickte verständnisvoll, aber auch verwundert. Das war das erste Mal, dass sein Freund von seiner Zeit in der Vampirstadt sprach. „Jedenfalls meinte sie irgendwann, ich müsste doch einsehen, dass ich kein normales Essen mehr zu mir nehmen könnte und ich unbedingt Blut trinken müsse, um zu überleben. Das brachte mich plötzlich auf den verrückten Gedanken, Curry zu verlangen, obwohl ich doch wusste, dass sie Recht hatte. Und ich hatte auch gar keine Lust auf Curry – nur auf Blut“, gestand Mikaela leise. „Aber ich wollte es einfach nicht wahrhaben, schätze ich. Ich dachte irgendwie, wenn ich so tue, als sei ich noch menschlich, würde ich vielleicht doch nicht zum Vampir. Was für ein Unsinn! Aber jedenfalls brachte sie mir dann tatsächlich Curry. Natürlich nur, um mir zu beweisen, dass es scheußlich schmeckte. Und das tat es auch. Du glaubst gar nicht, wie enttäuscht ich war. Ich fing sogar an zu heulen und beschuldigte Krul, sie hätte absichtlich ein schlechtes Curry zubereiten lassen, um mich dazu zu überreden, Blut zu trinken. Also ließ sie dann wieder diesen armen Jungen holen, um ihm diesmal das Curry zu Essen zu geben. Erst war er total ängstlich und hat sich gar nicht getraut. Aber dann hat er richtig zugeschlagen, so gut hat es ihm geschmeckt. Und ich – ich stand nur da und... und hab ihn angestarrt, weil ich eifersüchtig war, dass er das essen konnte und ich nicht mehr. Und, weil ich... weil ich statt dessen... lieber ihn gegessen hätte.“ Hier stockte Mikaela in seiner Erzählung. Beinahe kamen ihm bei dieser Erinnerung die Tränen. „Da siehst du, was für ein Monster ich geworden bin.“ „Ach, Mika“, seufzte Yuichiro, stand auf und schlang die Arme um seinen Freund. „So darfst du nicht denken! Du bist kein Monster, wie oft soll ich dir das noch sagen? Du kannst doch nichts dafür, dass sie dich in einen Vampir verwandelt haben und du nichts anderes mehr als Blut trinken kannst. Und es ist mir so auch lieber, als wärst du damals gestorben. So hast du wenigstens überlebt. Das … bedeutet mir so viel.“ „Danke, Yuu-chan, ich... weiß gar nicht, was ich ohne dich machen würde“, erwiderte Mikaela ganz gerührt. Im nächsten Moment schämte er sich jedoch schon wieder, weil ihm Yuichrios Duft so in die Nase stieg, dass er einen unheimlichen Durst auf Blut bekam. Er biss die Zähne zusammen und versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Am liebsten hätte er Yuichiro von sich geschoben, um diesem Drang besser widerstehen zu können, aber dann hätte dieser gemerkt, dass etwas nicht stimmte. Wie sollte das nur in Zukunft werden, jetzt wo sie zusammen waren? Würde er nie seinen Freund auch nur umarmen können, ohne diesen Blutdurst zu bekommen? Nein, würde er niemals, das war die bittere Wahrheit. Yuichiro löste sich wieder von Mikaela und schaute ihn liebevoll an. Dann nahm er sein Gesicht in die Hände und legte die Stirn gegen seine. Der blonde Vampir schaute ihn fragend an, bekam aber nur ein Lächeln als Antwort. Im nächsten Moment lagen Yuichiros Lippen auf seinen. Überrascht riss er die Augen auf – das war das erste Mal, dass der Andere ihn küsste. Dann schloss er genießend die Augen. Das war ein so schönes Gefühl. „Au, was? Was soll das, spinnst du?“, war Yuichiro aufgesprungen. „T-tut mir leid, tut mir leid“, entschuldigte sich Mikaela. Aus der Lippe seines Freundes strömte Blut. „Ich wollte das nicht. Warte, lass mich...“, guckte er wie hypnotisiert auf diese Lippe. Im nächsten Moment war er bei Yuichiro, so dass dieser überrascht blinzelte, obwohl er ja wusste, wie schnell Vampire sein konnten. Und noch verblüffter war er, als Mikaela plötzlich über seine Lippe zu lecken und zu saugen begann, woraufhin er rot anlief. Als die Blutung kurze Zeit später stoppte, leckte Mikaela noch die letzten Spuren von seinem Kinn, dann von seiner Hand, mit der er sich zuvor die Lippe gehalten hatte. „Hm, das hat so gut geschmeckt“, erklärte er anschließend. Sein Freund stand mittlerweile tomatenrot da und war nicht in der Lage, sich zu rühren. „W-was hab ich gemacht?“, wurde Mikaela mit einem Mal bewusst. „Yuu-chan, es tut mir so leid, ich... weiß nicht, was in mich gefahren ist. So... hab ich noch nie die Kontrolle verloren. Es ist wahrscheinlich besser, wenn ich jetzt gehe“, mit diesen Worten wollte er schon verschwinden, als Yuichiro ihn plötzlich am Arm festhielt. „Nein, warte!“, hielt er ihn auf. „Es ist alles in Ordnung. Es hat zwar im ersten Moment etwas wehgetan, aber kein Grund, davonzulaufen! Okay? Ich bin dir nicht böse. Ich weiß doch, dass du mich mich nicht mit Absicht gebissen hast. Und als du hinterher das Blut abgeleckt hast, das war, ja, also, öh....“, stammelte er. Mikaela hatte sich wieder zu ihm umgewandt und bemerkte, wie sein Freund wieder total verlegen wurde. „Tja, da war echt... heiß.“ Nun wurde auch der blonde Vampir rot und blickte beschämt zu Seite. „Q-quatsch!“, protestierte er. „Doch!“, widersprach Yuichiro, nahm wieder sein Gesicht in die Hände und zwang ihn so, ihm in die Augen zu sehen. „Kannst du das noch mal machen? Nur diesmal ohne zu beißen?“ „Nein, auf keinen Fall!“, protestierte dieser. Erstens war das ganze viel zu peinlich und zweitens, wusste er nicht, ob er sich diesmal beherrschen könnte und nicht wieder zubeißen würde. „Mika...!“, sprach Yuichiro fordernd und bekam so einen einen Blick, der besagte, ich bekomme, was ich will und daran kann keiner was ändern! „Ich sagte, nein!“, erwiderte Mikaela bestimmt und wurde langsam etwas sauer. „Bittööö!“ „NEIN!“ „Jetzt komm schon, was ist denn dabei?“, flehte er. „Das fragst du noch?“ „Ja.“ „Und du willst ehrlich eine Antwort?“ Yuichiro nickte, woraufhin sein Freund seufzte. „Das ist doch klar! Erstens ist das voll peinlich und zweitens weiß ich echt nicht, ob ich mich beherrschen kann und dich nicht beiße.“ „Ach so, darum geht es“, erkannte Yuichiro und Mika stöhnte. Das war doch offensichtlich gewesen, oder? „Ach, wenn das so ist, dann...“ Mit diesen Worten öffnete er den Kragen seines Hemds und legte Hals und Nacken frei. „Wenn du Hunger hast, dann trink dich erst mal satt. Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du immer Blut von mir haben kannst, wenn du hungrig bist?“ Mikaela musste bei dem Anblick erst mal schlucken, riss sich dann aber zusammen. „Darum geht es doch gar nicht, Yuu-chan! Ich halte es noch mindestens einen Tag ohne Blut aus!“ „Und wieso kannst du mich dann nicht küssen, ohne mich zu beißen?“ „Na, das ist doch klar, weil Vampire immer Lust auf Blut haben!“ „Ach, wirklich?“, wunderte sich Yuichiro. „Heißt das, du bist nie satt?“ „Du hast es erfasst, ich könnte immer Blut trinken“, erklärte Mikaela und konnte nicht fassen, dass Yuichiro das nicht wusste, schließlich hatte er sein halbes Leben damit zugebracht, zu lernen, wie man Vampire bekämpft und davor hatte er mit ihm zusammen in der Vampirstadt gelebt. Da hatte er doch irgendwann mitkriegen müssen, dass Vampire immer Blut trinken konnten. „Aber wirklich brauchen, tue ich es nur höchstens alle drei Tage.“ „Hmmm“, machte Yuichiro. „Heißt das, du kannst mich nie küssen?“ „Äh....“, machte Mikaela und wurde wieder rot. „Ich denke, vielleicht kann ich doch..., äh, ich meine, ich kann es bestimmt üben, mich zu beherrschen, aber... leicht wird das bestimmt nicht, vielleicht beiße ich dich doch noch mal“, erklärte er. „Na, dann los! Fangen wir schon mal an zu üben“, grinste Yuichiro und wusste, dass er gewonnen hatte. Mikaela lief noch mal rot an. „D-das... Hast du denn keine Angst, dass ich dich wieder beiße?“ „Ach Mika!“, legte er einen Arm um seine Schultern und zog ihn an sich. „Komm schon! Ich weiß, dass du es kannst! Und wenn du mich doch noch mal beißt, dann... na ja, ich werd' s überleben, oder? Aber ich will dich jetzt, verdammt noch mal, küssen!“ „Äh? Du bist manchmal echt voll peinlich“, blickte der Vampir beschämt zur Seite, um ja nur nicht seinem Freund in die Augen blicken zu müssen. Eine Weile verharrte er so und weigerte sich, Yuichiros Wunsch nachzukommen. Plötzlich zuckte er zusammen, als er etwas Nasses auf seiner Wange fühlte. „Nah, war das jetzt so schlimm?“, neckte ihn Yuichiro. „Naaah“, machte Mikaela nur und riss sich los. „Hey, wo willst du denn hin? Hey, warte doch!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)