Nicht Zu Spät von scippu ================================================================================ Kapitel 6: Kapitel 6 -------------------- Daruk erwartete sie in Goronia und brachte sie direkt zum Titanen. Das riesenhafte, echsenähnliche Gebilde aus antikem Stein, das am Krater des Todesberges herumkrabbelte. Auf Zeldas erschrockenen Blick hin, erklärte Daruk entschuldigend, dass es Rudanias Lieblingsplatz war. Seine Antwort sprach von einer Verbundenheit mit dem Titanen, die Zelda nicht erwartet hatte. Es deutete darauf hin, dass die Biester tatsächlich so etwas wie eine Persönlichkeit besaßen. Zelda war so fasziniert davon, dass sie vergaß, wie wenig sie dem feurigen Quell all der Hitze und des geschmolzenen Steins nahekommen wollte. Sobald sie Rudania erreichten, begann Zelda mit der Arbeit. Wenig Worte wechselten die Besitzer – scheinbar begann sie sich ihrem schweigsamen Leibwächter anzupassen – und sonderbarerweise schien sich niemand daran zu stören.   Als Erstes versuchte Zelda die Steuerungseinheiten neu zu kalibrieren. Online zu bringen, wie Purah es nannte. Dafür benötigte man den Shiekah Stein, weswegen Daruk es nicht allein durchführen konnte. Er sollte an der Haupteinheit warten und nach einer Weile einige Steuerungsmanöver durchführen. Wie Zelda am Tag zuvor Link erklärt hatte, war es eine Gleichung mit unglaublich vielen Unbekannten. Sie begab sich hier auf Eis. Und das blind. Sie hatte nur ihre Intuition und einige wenige Überlieferungen über die Titanen zur Hilfe. Es war ja nicht so, dass es eine Anleitung für die göttlichen Biester gab. Bisher lief es vielversprechend. Zelda konnte spüren, dass Leben in dem Titanen war. Zumindest hatte sie kein besseres Wort dafür. Irgendeine Energie, die durch die Luft vibrierte. Irgendwas war hier. Etwas, das vorher nicht da gewesen war. Sie würde Daruk fragen, was er fühlte, wenn er Rudania steuerte. Vielleicht konnte er es besser erklären. Auch wenn er der Recke mit der am wenigsten spirituellen Konstitution war, so schien er dennoch eine Art Verbindung zu dem Titanen zu spüren.   Zelda war absolut fasziniert von der Kartenfunktion, die der Shiekah Stein zeigte, sobald er sich mit dem Titanen verknüpfte. Das war nicht da gewesen, als sie das letzte Mal hier gewesen war. Es musste Daruks Anwesenheit, seine Position als Pilot sein, die diese Funktion freigeschaltet hatte. Sie würde das bei einem anderen Titanen überprüfen müssen. Es konnte unmöglich eine besondere Eigenheit Rudanias sein. Auf der Abbildung auf dem Stein konnte Zelda die anderen Steuerungseinheiten sehen, ebenso die Haupteinheit auf dem Oberdeck, bei der sich Daruk befand. Zusammen mit Link, den der große Gorone kurzerhand einfach geschnappt und mit nach draußen gezerrte hatte, nachdem Zelda ihm ihr geplantes Vorgehen geschildert hatte. Nicht dass sie sich darüber beschwerte. Sie konnte so viel besser arbeiten, ohne Links Blicke im Rücken. Seine ewige Großartigkeit wie eine nervige, dunkle Wolke über ihr.   Gerade war sie überzeugt einen Weg gefunden zu haben, wie sie auf die Steuerung des Titanen Zugriff nehmen konnte, als der massige Leib um sie herum erzitterte. Zelda sah auf, versuchte sich zu orientieren und herauszufinden wo das Geräusch, das ächzende Rumpeln herkam. Dann hörte sie Daruks Brüllen. Selbst im Inneren von Rudania war es ohrenbetäubend laut, gefolgt von dem Krachen explodierenden Steins.   „Was zur ...“, murmelte Zelda und tat einige unwillkürliche Schritte in Richtung des Aufgangs zur Hauptsteuerungseinheit. Sie war hier sicher. So sicher, wie man im Inneren eines Feuer speienden Berges nur sein konnte. Vah Rudania war absolut unangreifbar für Flammen und Hitze. Im Inneren war es sogar so kühl, dass Zelda ohne die elenden Antibrandtränke, die Link ihr auf den letzten Etappen nach Goronia, fortwährend die Kehle hinunter geschleust hatte, ohne zu schwitzen ausharren konnte. Aber sie musste herausfinden, was die Ursache des Geräusches gewesen war. Vielleicht hatte sie es irgendwie ausgelöst, als sie so willkürlich Knöpfe und Runen am Shiekah Stein gedrückt hatte. Oder Daruk hatte etwas ausprobiert? War es ein Steuerungsfehler?   Zelda rieb sich die schmerzende Hüfte, die sie sich bei Rudanias Vibrieren an der Steuerungseinheit gestoßen hatte, und ließ die Wand los, die sie bisher als Stütze genutzt hatte. Die Hand ausgestreckt, falls der Titan sich erneut urplötzlich bewegen sollte, ging sie weiter zur Rampe, die nach draußen, zu Daruk und Link führte.   Auf dem halben Weg die Rampe hinauf kam er ihr entgegen. Ein wenig gehetzt und mit gezücktem Schwert. Als er sie bemerkte, hörte er auf zu rennen, atmete hörbar auf und verstaute die Waffe in der Halterung auf seinem Rücken. Er nickte. Scheinbar beruhigt.   „Was ist passiert?“, fragte Zelda. Gleichzeitig versuchte sie einen Blick nach oben zu erhaschen, konnte aber nichts erkennen.   „Kleines Erdbeben“, rief Daruk nach unten, der ihre Frage wohl gehört haben musste. Wieder starrte Zelda nach oben. Wo war er? Sie hörte sein röhrendes Lachen. „Manchmal vergesse ich, dass der Berg ein Vulkan ist.“ Er lachte wieder. „Heißt nicht umsonst Todesberg, was?“   Ein Erdbeben? Also hatte es nichts mit der Kalibrierung zu tun? „Was waren die anderen Geräusche?“, fragte sie nach oben, den Kopf in einem seltsamen Winkel verdreht, um einen Blick auf das Oberdeck zu erhaschen. Unbefriedigt davon, dass sie Daruk nicht sehen konnte, ihn aber doch so vieles fragen musste, machte Zelda einige Schritte die Rampe hinauf. Sie versuchte es zumindest, denn sie scheiterte an einer überraschend auftauchenden, unüberwindlich harten Barriere. Links Arm, der ihr urplötzlich den Weg versperrte.   Zelda stieß ein ächzendes Geräusch aus, als ihrer Lunge die Luft entrissen wurde. Sie taumelte rückwärts. „Was ...“, stammelte sie verwirrt und rieb sich schockiert das Brustbein. Empört starrte sie Link an.   „Keine gute Idee jetzt hochzugehen, Prinzessin“, hörte Zelda Daruks Stimme, jetzt näher als vorher. Er kam die Rampe herunter, sich den Nacken reibend. Er wirkte ein wenig verlegen. „Krater spielt ein bisschen verrückt heute. Ich bringe euch besser in die Stadt zurück.“   Bevor sie sich hätte bremsen können, schnaubte Zelda undamenhaft. „Und das hättest du nicht sagen können?“, fuhr sie Link an, der langsam seinen Arm senkte. Sie sah, wie er Luft holte, um etwas zu erwidern – endlich. Seine Augen zogen sich zusammen, als würde er gegen plötzliches Sonnenlicht blinzeln. Doch hier im Titanen gab es keines, nichts dass ihn blenden konnte und so war die einzige Erklärung für seinen Gesichtsausdruck Irritation. Wut vielleicht. Ihr Blut begann in Antizipation zu prickeln. Vielleicht könnte sie ihn einfach anschreien. Und er würde nicht nur stumm und stoisch zurück starren, so dass sie sich hinterher fürchterlich fühlen musste. Vielleicht konnte sie endlich etwas von dieser aufgestauten Frustration freilassen. Ein wenig die stehende Luft klären. Es was höchste Zeit für ein Gewitter. Aber es war vorüber, bevor es begonnen hatte. Daruk versetzte Link einen seiner gutmütigen Hiebe auf den Rücken und ihr Leibwächter ging in die Knie. Sie war eine zu schwache Persönlichkeit, als dass sein Schwanken ihr schadenfrohes Herz nicht erfreut hätte. Es dauerte nur einen kurzen Augenblick, aber während er versuchte sich zu stabilisieren, warf er ihr einen unter halb geschlossenen Lidern verborgenen Blick zu. Sein Kiefer bewegte sich, so wie Zelda es schon das ein oder andere Mal gesehen hatte, wenn er sich körperlich davon abhalten musste etwas zu sagen. Was hielt er zurück? Was für fürchterliche Dinge wollte er ihr an den Kopf werfen? Es musste etwas wirklich Schlimmes sein, wenn er sich immer und immer wieder daran hindern musste es auszudrücken.   Zeldas Nacken prickelte. Ein Teil von ihr wollte, dass er endlich den Mund aufmachte. Nichts konnte so schrecklich sein, wie diese Ungewissheit. Der andere Teil wollte für all die schnippischen Worte um Verzeihung bitten, ihn darum anflehen sie zu mögen. Wie erbärmlich. Zelda rieb sich demonstrativ das Brustbein und warf Link einen frostigen Blick zu. Er wirkte nun unbeeindruckt wie immer.   „Konntet Ihr etwas herausfinden, Prinzessin?“, fragte Daruk und lenkte sie damit von dem schwelenden Gefühl tiefer Ungerechtigkeit ab. Sie über den Titanen sprechen zu lassen war immer noch die beste Methode sie abzulenken und Zelda ergriff gern die angebotene Reißleine. „Nicht viel“, gab sie zu. „Aber ich konnte die Steuerungseinheiten neu kalibrieren. Neu aufeinander abstimmen“, wiederholte sie, als der erste Terminus bei Daruk offensichtliche Verwirrung auslöste. Zelda gestikulierte in Richtung der mechanischen Ruder. „Das lässt sie viel besser zusammenarbeiten. Ich denke, vielleicht waren sie ein wenig unkoordiniert. Es sollte dir jetzt leichter fallen.“ Sie faltete die Hände, nun wieder Forscherin und nicht aufgebrachte Prinzessin. „Ich werde noch etwas Zeit brauchen, um meine Notizen auszuarbeiten und mit den Überlieferungen zu vergleichen.“ Entschuldigend zuckte sie mit den Schultern. „Dann werde ich dir hoffentlich mehr sagen können. Bis dahin … verfahre einfach so wie bisher. Ich bin zuversichtlich, dass … dass ihr euch gut machen werdet.“ Zelda lächelte. Sie war tatsächlich zuversichtlich, wünschte sie nur, sie könnte Daruk mehr Mut machen. Wahrscheinlich fühlte sich ihr Besuch für ihn nicht wirklich hilfreich an. Daruk nickte und seufzte. „In Ordnung“, rumpelte er in seiner lauten Stimme. „Ich bringe euch dann mal in eine sicherere Gegend.“       Sie brachen noch am selben Tag zum Rückweg auf. Zelda verbrachte ohnehin nicht gern Zeit in der Gefahrenzone direkt am Krater des Todesberges. Außerdem wurde ihr von den Antibrandtränken mit der Zeit übel. Aber es waren vor allem Daruks Blicke, die es ihr unmöglich machten, noch mehr Zeit in Goronia zu verbringen. Selbst wenn es bedeutete, mehr über den Titanen herausfinden zu können. Immer wenn sie Link gegenüber die Geduld verlor, und das geschah mit alarmierend zunehmender Häufigkeit, betrachtete Daruk sie mit einer Mischung aus Mitleid und mildem Schock. Als könnte er nicht fassen, wie sie mit dem Helden Hyrules umsprang, als könnte er aber gleichzeitig das Verständnis für ihr Verhalten aufbringen. Urbosas Worte bei der Zeremonie am alten Festplatz kamen Zelda in den Sinn.   Es ist nur verständlich … Er hat sein Schicksal erfüllt. Sie hingegen konnte es nie.   Arme unfähige Zelda. Lasst sie nur fürchterlich gegenüber einem vollkommen loyalen Ritter sein, der ihr nichts getan hat. Lasst sie sich nur wie ein Biest aufführen. Es ist nur zu verständlich, dass sie zu einem Miststück wird, sobald er auftaucht.   Zelda war sich sehr wohl bewusst, dass ihr Verhalten unangebracht war. Nein, unfair war. Aber niemand außer der König würde es ihr gegenüber je erwähnen. Würde sie je dafür zur Rechenschaft ziehen. Sie litt selbst darunter, wie unangemessen, wie unerträglich bissig sie sich benahm. Aber sie konnte einfach nicht anders. Selbst wenn sie es sich vornahm. All das angestaute Selbstmitleid und die Frustration, die Angst vor der Zukunft und das furchtbare Gefühl die ganze Welt zu enttäuschen, brachen aus ihr heraus, wann immer sie dieses Schwert sah. Diese blaue Tunika, die sie in Auftrag gegeben hatte.   Aber es wurde nicht besser. Kein bisschen. Es wurde schlimmer. Mit jedem Tag. Denn nachdem sie zurück im Schloss waren und eine Art Routine sich einstellte, war er immer da. Eine Manneslänge hinter ihr. Egal ob sie zu einer Audienz mit dem König ging oder in die Bibliothek, um in dem riesigen Archiv nach Hinweisen zu suchen. Er war immer da. Auch wenn sie ihm immer wieder versicherte, dass sie seine Begleitung nicht benötigte. Nur in ihren Gemächern, in ihrem Labor und während ihrer Andachten hatte sie ihre Ruhe vor ihm. Und Zelda verbrachte zunehmend mehr Zeit mit ihren Gebeten. Sie brauchte die Trance, die sich einstellte, wenn sie sich auf den Knien befand. Denn sie hatte sich zunehmend weniger unter Kontrolle. Sie begann, ihre Hofdamen anzufahren. Sie rollte mit den Augen, wenn Link auftauchte. So, dass er es deutlich sehen konnte. Sie war unausstehlich. Und jeder um sie herum begann es zu bemerken. Einer Prinzessin war dieses Verhalten nicht angemessen. Absolut nicht.   Und Zelda versuchte sich zu bessern. Malte sich im Kopf Gespräche mit ihm aus. Stellte sich vor, wie es wäre, wenn sie sich endlich entschuldigen würde. Wenn sie ihn all die Dinge fragen würde, die sie so brennend interessierten.   Link, würde sie sagen, wieso bei der Göttin bist du hier, wenn du eigentlich schlafen solltest?   Schläfst du denn überhaupt nicht? Wie, bei den schillernden Schuppen Naydras, funktioniert das?!   Erzähl mir von deinem Leben, wie kommt es, dass du diese Ohrringe trägst …   Und vor allem: was ist passiert, in den verlorenen Wäldern, als du das Bannschwert an dich genommen hast?   Und in ihrer Phantasie antwortete er. In kurzen Sätzen anfangs, denn sie konnte sich einen sprechenden Link schwer vorstellen. Aber dann immer ausführlicher. Sie hatten tolle Gespräche. In Zeldas Kopf.   Doch immer wenn sie ihn sah, nicht nur in ihrer Vorstellung, sondern wirklich und wahrhaftig vor sich stehend. Kniend. Wann immer etwas auf diese subtil elegante, kraftvolle Weise tat. Dann verspürte sie eine so mächtige Welle aus heißem Zorn, die sie von den Knöcheln aufwärts überrollte und ihr sofort die Kehle zuschnürte. Dann wollte sie nur noch umdrehen und ihn nie wieder sehen müssen.   Manchmal wollte sie ihn anschreien. Wenn er hinter ihr auftauchte, aus irgendeinem Schatten. Wenn sie sich mit Robelo traf, der für eine Ausgrabung am Schloss, von seinem neuen Labor in Akkala angereist war. Odern wenn sie einfach nur zum Wasserfall ging, um sich die Füße umspülen zu lassen. Wann immer sie ihren täglichen Ablauf veränderte, tauchte er auf, als wäre er per Magie herbeigerufen worden.   Zelda begann Pläne zu schmieden, ihm zu entkommen. Buchstäblich.   Sie fühlte sich eingesperrt. Und sie war kurz davor zu explodieren.   Nach einigen interessanten Briefen von Purah, die in ihrem Labor in Hateno immer tiefer zu den Geheimnissen des Leitsteins und der Verknüpfung mit dem Shiekah Stein vordrang, hielt es Zelda einfach nicht mehr im Schloss. Sie musste hinaus. Sie musste zu den Ruinen. Sie musste einfach. Es war höchste Zeit, Purahs Theorie über die leblosen Überbleibsel aus alter Zeit zu testen. Alles deutete daraufhin, dass die Verheerung bald wiederkehren würde. Die gehäuften Funde antiker Relikte. Die Titanen, die nun nach Tausenden von Jahren wieder Piloten hatten. Das vermaledeite Bannschwert, das seinen Helden erwählt hatte. Wieso blieben die Schreine weiterhin tot und still? Worauf warteten sie? Es gab eine Lösung für dieses Rätsel. Es musste eine geben. Und Zelda würde sie finden. Nur konnte sie das nicht, wenn sie im Schloss festsaß. Und sie konnte es nicht, wenn sich diese alles sehenden, nie schlafenden Augen, permanent in ihren Rücken bohrten. Sie konnte sich einfach nicht konzentrieren.   Also musste sie einen Weg finden, ihn loszuwerden. Und sie hatte nur eine einzige Chance. Denn würde er erst einmal Verdacht schöpfen, würde er wahrscheinlich überhaupt gar nicht mehr von ihrer Seite weichen. Ein Bild von Link, der neben ihrem Bett stand, während sie sich darin hin und her wälzte und keinen Schlaf fand, poppte in ihrem Kopf auf. Zelda schüttelte sich. Sie würde ganz besonders vorsichtig sein.   Die Gelegenheit bot sich schneller als gedacht. Ironischerweise war es ihr Vater, der es überhaupt erst möglich machte. Auf dem Weg zu den Ausgrabungsgebieten am unteren Ring des Schlosses – Zelda verbrachte jede Menge Zeit dort, seit sie begonnen hatten dort einigen Hinweisen auf verborgene Wächter nachzugehen – überraschte ein Leibgardist Link mit einer Nachricht vom König. Er sollte sich im Thronsaal einfinden, und zwar so schnell wie möglich. Link zögerte, dem Befehl nachzukommen. Sein Blick wanderte von Zelda zum Schlossgipfel und wieder zurück. Was hinter seiner Stirn vor sich ging, war dieses eine Mal für sie deutlich zu lesen. Er wollte sie nicht allein lassen.     Kribbelnd gesellte sich zu der plötzlichen Panik darüber, was ihr Vater ihrem Leibwächter zu Dringendes mitzuteilen hatte – wahrscheinlich war es nichts Gutes – die Erkenntnis, dass das ihre Chance war. Wenn er gehen würde, wäre sie allein. Mehr brauchte sie gar nicht. Wäre sie erst mal aus der Stadt hinaus, hätte er große Schwierigkeiten ihr zu folgen. Er würde nicht einmal wissen, wo er sie suchen sollte. Sie versuchte es sich nicht anmerken zu lassen, als sie nonchalant mit den Schultern zuckte. Dabei blitzten Ströme purer Energie durch ihren Bauch und brachten ihr Blut zum brodeln. „Geh nur“, sagte sie, als würde es sie wirklich nicht interessieren. „Es sind hunderte Ritter im Schloss. So wie immer. Und ich bin auf dem Weg zu mehr als zwei Dutzend Shiekahs.“ Sie hob die Arme, ließ ihn selbst schlussfolgern, was sie damit sagen wollte. Damit es nicht zu verdächtig danach klang, dass sie ihn wirklich absolut überhaupt gar nicht benötigen würde.   Link zögerte noch eine Weile länger. Einen schrecklichen Augenblick lang dachte Zelda, er würde den Befehl ihres Vaters in den Wind schlagen. Ein erschreckender und gleichzeitig unendlich faszinierender Gedanke. Dann nickte er allerdings und deutete diese knappe Verbeugung an, die er immer vollführte. Er drehte sich um und ging mit schnellen Schritten davon, den Leibgardisten ihres Vaters neben sich.   Zelda sah ihnen hinterher. Zählte innerlich die Schritte, die Atemzüge, um sich nicht zu früh zu bewegen und diese einmalige Chance womöglich zu verschenken.   Als er, mit einem letzten Blick über seine Schulter, im Eingang des ersten Thorhauses verschwunden war, drehte Zelda sich um und machte sich, so schnell, wie sie es wagte, auf den Weg zu den Ställen. Sie verscheuchte den Gedanken an Gepäck. Sie hätte Glück, wenn sie es aus de Stadt schaffte, ohne dass jemand sie aufhielt. Zeit noch einmal zu ihrem Turm zu gehen, hatte sie nicht. Außerdem trug sie alles, was sie wirklich brauchte. Hosen und Stiefel. Ihre Tunika. Den Shiekah Stein an ihrem Gürtel und eine kleine Tasche mit einigen alten Schriften, ein wenig Papier und Schreibzeug. Mehr brauchte sie nicht.   Mit Storm würde sie dieses Mal schneller sein als zu Fuß und ihr Gesicht war Bezahlung genug, sollte sie es doch nicht rechtzeitig vor Einbruch der Nacht zum Schloss zurückschaffen. Vielleicht befanden sich in der Tasche sogar noch einige Rubine. Sie würde schon zurechtkommen. Anders als alle annahmen, konnte Zelda sehr gut für sich allein sorgen.   Euphorie sprudelte aus ihr hervor und sie musste sich bremsen, um nicht vor Freude zu hüpfen. Nur keine Aufmerksamkeit auf sich lenken. Mittlerweile war bekannt, dass Link ihr auf Schritt und Tritt folgte und seine Abwesenheit und ihr Rennen wären verdächtig genug, um einige Ritter zu alarmieren.   Storm war schnell gesattelt, was hervorragend war, denn sie durfte keine Zeit verlieren. Sie wusste nicht, wie lange Link bei ihrem Vater sein würde und wahrscheinlich fände er unfassbar schnell heraus, dass sie verschwunden war. Einen kurzen Augenblick erlaubte sich Zelda um die vertane Möglichkeit zu trauern, heute Robelos Fortschritten bei der Ausgrabung zu lauschen. Zelda selbst hatte die Hinweise auf die angeblich unter dem Schloss vergrabenen Wächter zusammengetragen, auf deren Basis die Ausgrabungen stattfanden. Aber bisher hatten sie nichts finden können. Deswegen war es kein allzu großer Verlust, wahrscheinlich gab es sowieso keine Neuigkeiten.   Sie fuhr mit einem Fuß in den Steigbügel und zog sich in den Sattel. Sofort begann Storm unter ihr nervös zu tänzeln. Das tat er fast immer. Zelda hielt die Zügel fester. Was nicht wirklich half, ihr aber ein sicheres Gefühl gab.   Sie bedankte sich bei dem Stallburschen, der glücklicherweise noch nicht an den Anblick Links gewöhnt war, der an ihrem Schatten klebte. Also würde es ihm hoffentlich nicht allzu verdächtig vorkommen, wenn sie alleine davon ritt.   „Ich möchte nur kurz in die Stadt hinunter. Mein Leibwächter ist bereits vorgegangen“, erklärte sie ihm dennoch, als er die Gurte von Storms Sattel ein letztes Mal überprüfte und ein wenig enger zog. Damit er nicht doch noch darüber nachdachte, wieso die Prinzessin, die sonst zumindest in der Begleitung ihrer Hofdamen unterwegs war, vollkommen alleine zu einem Ausritt aufbrach.   Zelda lächelte süßlich auf den Stallburschen hinab, in der Hoffnung, ein Gefühl von Normalität zu vermitteln. Als er zurücktrat und respektvoll den Kopf neigte, beeilte sie sich Storm anzutreiben. Ihr Reitlehrer hatte ihr beigebracht, dass man ein Pferd nie direkt losgaloppieren lassen durfte, wenn es im Stall gestanden hatte. Aber Zelda musste sich beeilen. Die Zeit saß ihr im Nacken. Oder eher, was ihr blitzschneller Leibwächter damit anstellen konnte. Sie musste aus der Stadt heraus, und zwar möglich ungesehen, damit er sie nicht sofort finden und zum Schloss zurück bringen würde. Also entschied sich Zelda für einen Kompromiss. Sie steuerte Storm in einen schnellen Trab und war die Brücke zur Stadt hinunter, ohne dass sie jemand aufgehalten hatte.   Sie hätte einen Umhang oder eine Kapuze gebraucht, um zumindest ihr leuchtfeuer-artiges Haar vor den Tausenden Augenpaaren zu verstecken, die später in der Lage wären, den genauen Weg zu beschreiben, den sie genommen hatte. Aber da Storms Fell auffällig genug war, schien ihr das Fehlen ninjaartiger Verhüllungsmethoden nicht ein ganz so großer Verlust. Sie würde einfach in eine andere Richtung reiten und dann später, sobald sie die Stadtmauer hinter sich gelassen hatte, wieder umdrehen. Möglichst ungesehen.   *   Zelda überprüfte mehrere Schreine auf dem Weg zu ihrem eigentlichen Ziel. Dem Teina-Kyoza Schrein südlich des Tabantha Turms. Er tauchte in den Überlieferungen namentlich und mit einigen vagen Beschreibungen auf. Immer im Kontext mit dem Helden, den das Bannschwert auserwählt hat. Es war der einzige Schrein, den sie geografisch zuordnen konnte. Wegen der Säulenformationen, die, nun zwar in Ruinen, aber noch deutlich sichtbar, ebenfalls beschrieben worden waren. Wieso er namentlich erwähnt wurde, wusste Zelda nicht. Aber es war ihr einziger Anhaltspunkt.     Die Schreine waren ein interessanter Anblick. So wie immer. Aber ansonsten deuteten sie genauso wenig auf des Rätsels Lösung hin, wie sonst. Still und leblos standen sie da. In Form und Aufbau gleich, alle mit demselben Steinsockel vor dem versperrten Eingang, der so große Ähnlichkeit mit dem Leitsein aufwies. Weswegen sich der Verdacht erhärtet hatte, dass sie für den Shiekah Stein bestimmt waren, oder zumindest irgendwie darauf reagieren mussten. Zelda war sich sicher, dass der Stein der Schlüssel war. Aber egal wie oft sie ihn auf die Plattform legte, es geschah nicht. Absolut gar nichts. Nicht mal der Shiekah Stein selbst reagierte. Das weinende Auge, das uralte Emblem des Volkes der Shiekah, starrte leblos und verhöhnend zu ihr auf. Aber Zelda ließ sich nicht entmutigen. Dafür genoss sie die Zeit außerhalb des Schlosses zu sehr. Sie war allein. Ganz allein. Das erste Mal seit Wochen. Und sie war hier, kniete im Staub auf uralten, mystischem Stein und versuchte noch ältere Rätsel zu lösen. Sie genoss es, mit sich selbst sprechen zu können. Eine Angewohnheit, die ihr dabei half zu denken und die sie lange hatte unterdrücken müssen. Wann immer sie nicht alleine war. Also fast immer.   Zelda erhob sich aus ihrer hockenden Position und legte den Shiekah Stein erneut auf das weinende Auge, das in den Stein gemeißelt war. „Noch immer keine Reaktion ...“ Sie sah auf zu dem mit Moos überzogenen Gebilde aus alter Zeit. Betrachtete die Inschriften, die die Schatten der Säulen neben ihr teilweise verschwinden ließen. Übersetzt lauteten sie Dungeon. Und es stand dort auf der Wand, in den alten Runen der Shiekah, in wiederkehrender Reihenfolge. Nur was das bedeutete, wusste sie nicht.   „Diese Ruinen müssen für den Helden bestimmt sein, den das Bannschwert auserwählt hat. Daran besteht kein Zweifel!“, sagte sie laut, froh ihre eigene Stimme zu hören, nur unterbrochen vom Rauschen des Windes im Gras und dem Gezwitscher der Vögel.   Sie sah wieder hinunter auf das steinerne Auge. Zog überlegend die Stirn kraus. „Aber wie man sie aktiviert, wissen wir nicht“, fasste sie die Situation zusammen. Das war im Grunde fast alles, was sie über die Ruinen wussten. Dass sie wohl Schreine genannt wurden, war eine relativ neue Entdeckung und Zelda war einfach dazu übergegangen, sie in Gedanken als solche zu bezeichnen. Sie trat aus dem Schatten hinaus, um die Inschriften besser sehen, den versperrten Eingang besser betrachten zu können. Vielleicht hatte sie bisher etwas übersehen. Irgendeine andere Möglichkeit den Mechanismus auszulösen, der diese Tür öffnete. „Was muss man tun?“, überlegte sie laut. „Wie gelangt man hinein?“ Wieso reagierten die Schreine nicht auf den Sheikah Stein?   Was, wenn sie Link den Stein überreichte? Würde dann etwas geschehen? Würden sie dann zum Leben erwachen? Der Gedanke verdunkelte ihr Miene und Laune. Was, wenn er tatsächlich Teil der Lösung war? Wenn ihm gelingen würde, die Schreine zu öffnen, einfach so, einfach weil er da war, weil er er war. Während alle anderen, während sie, Tag und Nacht davor knien und beten konnte, alte Schriften durchsuchte und sich den Kopf darüber zerbrach und rein gar nichts geschah? Das wäre dann wohl der symbolische Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brächte.   Storms Wiehern riss Zelda aus ihren Gedanken. Sie hörte das Geräusch von Hufschlägen, die schnell näher kamen. Sie atmete erschrocken ein, stieß ein kleines Keuchen aus. Ein Verdacht beschwerte ihr die Knie, als sie sich umdrehte. Ein Verdacht der augenblicklich bestätigt wurde.   Nein. Einfach nein!   Wie konnte er sie so schnell finden? Wieso tauchte er gerade jetzt auf, als hätte sie ihn mit ihren Gedanken gerufen, als wäre er tatsächlich die verdammte Lösung für all ihre Probleme.   Heißer Zorn sprudelte aus jedem Winkel ihres Körpers. Schoss ihr in den Kopf und rötete ihr in rasender Geschwindigkeit die Wangen. Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen und sie umklammerte den Shiekah Stein fester. Wahrscheinlich, damit sie ihn ihm nicht an den Kopf warf.   Link zügelte sein Pferd und sprang aus dem Sattel, noch bevor es zum Stehen gekommen war. Der dunkle Hengst bäumte sich auf und wieherte protestvoll, während Link in einer hockenden Position landete, um den Schwung seines Sprungs aufzufangen. Zelda hatte ihn nicht so ruckartig mit dem Pferd umspringen sehen. Und an jedem anderen Tag hätte sie sich wahrscheinlich darüber gewundert. Jetzt hatte sie weder mentale noch emotionale Kapazität dafür.   Sie war einfach viel zu stinkwütend.   Sie war doch gerade erst angekommen. Wieso war er hier? Wie konnte er jetzt schon hier sein? Es war nicht einmal Mittag. Bei der Göttin! Zelda steckte den Shiekah Stein an ihren Gürtel und ballte die Fäuste.   Er kam auf sie zugelaufen, sobald er sich aufgerichtet hatte. Verlangsamte seine Schritte, als sie ihm entgegenkam. Entgegenstampfte! Noch bevor er sie erreicht hatte, platzte es auch schon aus ihr heraus: „Hab ich dir nicht gesagt, dass du mich heute nicht zu begleiten brauchst?“, fuhr sie ihn an. Er blieb stehen. Genaugenommen stimmte das nicht. Sie hatte ihm unzählige Male gesagt, dass sie seine Dienste nicht bräuchte. Da sie nur in die Bibliothek ging. Oder hinaus in den Schlosspark. Immer hatte er genickt und war ihr dann doch gefolgt. Eine Manneslänge hinter ihr. Bis Zelda es nicht einmal mehr versucht hatte. Bis heute. Wo sie die Gelegenheit beim Schopf gepackt hatte. Und es war so wunderbar gewesen. Bis jetzt.   Sie blieb vor ihm stehen, eine Manneslänge. Anscheinend war es der Abstand, an den sie sich gewöhnt hatte. Was sie noch wütender machte. Weswegen sie rüder gestikulierte, als sie gewollt hatte. „Was seine Majestät befiehlt ist mir egal“, sagte Zelda in gereiztem Tonfall. In sehr gereiztem Tonfall. Und betonte den Ehrentitel ihres Vaters dabei ganz und gar nicht ehrenhaft. Als würde sie damit rechnen, dass Link tatsächlich anfangen würde zu diskutieren und den König und seine Befehle als Argumente anführen. Zelda stemmte die Hände in die Hüften. Wie eine aufgebrachte Mutter, die ihre Kinder scheltet. Keine besonders eloquente Geste, aber Zelda hatte wenig Übung darin, ihre wahren Gefühle auszudrücken. Vor allem dann nicht, wenn es solche ungezogenen, ungewollten waren wie Wut. Große Wut.   Sie versuchte hoheitsvoll zu wirken. Gebieterisch und herablassend zu gleich. Zelda hätte alles versucht, um ihm deutlich zu machen, dass sie ihre Freiheit brauchte. Sie würde sonst durchdrehen. Schlicht und ergreifend verrückt werden. Doch als sie seinem Blick begegnete, war der fast so stoisch und unbeeindruckt wie immer. Vielleicht wirkte er ein wenig überrascht.   „Ich sage dir jedenfalls“, fauchte sie und klopfte sich dabei auf die Brust, um ganz klar zu machen, dass es hier allein um sie ging, „dass ich niemanden brauche der mich beschützt!“   Aus dem letzten Wort sprach ihre Feindseligkeit so deutlich, dass Link zusammen zuckte. Nur ganz kurz, aber Zelda stand ihm direkt gegenüber, sah ihn direkt an. Und sie war so sehr auf das Wenige eingestellt, das er an Mimik und Emotionen zeigte, dass sie es deutlich sehen konnte.   „Geh zurück ins Schloss“, befahl sie, mit einer Befehlsgewalt in der Stimme, die sie bei sich noch nie gehört hatte. Und mit so viel Abneigung, dass es sie beinahe selbst erschreckte. Um nicht weiter darüber nachdenken zu müssen und um einfach nur nicht mehr hier sein zu müssen, lief sie zu Storm. Der vergnüglich abseits stand und graste. „Mein Vater wartet auf deinen Bericht!“ sagte Zelda bitterlich, als sie an Link vorbeistürmte. Er ließ sie passieren. Ohne ein Wort. Wie immer.   Für einen Moment geschah gar nichts. Dann hörte Zelda seine Schritte hinter sich.   Das konnte, nein, durfte nicht wahr sein!   Zelda blieb stehen. Verdrehte die Augen. So auffällig, dass er es selbst von hinten sehen musste und stöhnte so genervt, wie sie es fertig brachte. Sie ballte die Fäuste und drehte sich herum.   „Jetzt lass mich endlich in Ruhe!“, schrie sie, die Augen wütend zusammen gekniffen und die Stirn gerunzelt, immer noch mit vor Zorn geröteten Wangen.   Links Augen wurden groß. Er war nicht überrascht, er war verwirrt. Vielleicht auch ein bisschen verletzt, aber vor allem verwirrt.   Sofort fühlte Zelda sich furchtbar. Er hatte absolut keine Ahnung, was für eine Belastung seine ständige Anwesenheit für sie war. Er versuchte einfach nur zu tun, was ihm aufgetragen worden war. Die Erkenntnis half ihr allerdings auch nicht weiter.   Bittere Trauer zog ihre Mundwinkel in die Tiefe. Zelda musste ihr Gesicht gegen die Verzweiflung erhärten, die ihr Herz überflutete. Ohne ein weiteres Wort drehte sie sich um und lief zu Storm, der völlig unbeeindruckt ihres Gefühlsausbruchs, ganz ruhig neben Links Hengst stand und seine weiche Nase über den Grasteppich gleiten ließ. So schnell sie konnte, zog Zelda sich in den Sattel. Versuchte nicht darauf zu achten, was Link hinter ihr tat, sondern trieb Storm in einen abrupten Galopp, der das Pferd überraschte. Er versuchte nach links auszubrechen und Zelda schwankte im Sattel, bekam ihn jedoch unter Kontrolle, bevor es gefährlich werden konnte. Blindlings ließ sie das Pferd voran stürmen. Bekam nicht wirklich mit, wohin sie ihn lenkte, bis sie das Gasthaus sehen konnte, das an der Tabantha Brücke stand. Intuitiv hatte sie den Heimweg angesteuert. Zelda zügelte das Pferd. Versuchte ruhiger zu atmen. Und über die Situation nachzudenken.   Sie wollte nicht zum Schloss zurück. Ihr Vater würde ihr eine Strafpredigt halten, die es in sich hatte. Zumindest sobald Link ebenfalls zurück gekehrt war und von den Ereignissen berichten würde. Und auch wenn Zelda wusste, dass sie ihr und den folgenden Strafen nicht entgehen konnte, wollte sie es so lang wie möglich herauszögern.   Ohne wirklich abzuwägen, stand ihr Entschluss fest. Sie würde dorthin fliehen, wo man sie verstand. Nach Gerudo. Zu Urbosa.   Zelda konnte dann an Vah Naboris arbeiten, falls das überhaupt notwendig war. Und außerdem Urbosa bei der Steuerung des Titanen beobachten. Vielleicht könnte sie die Ruinen in der Wüste besuchen, um mehr Daten zu sammeln. Und vor allem wäre sie am einzigen Wort in ganz Hyrule, an den ihr Link nicht folgen konnte. Gerudo Stadt.       Zelda ritt so schnell sie es wagte. Im Gasthaus an der Brücke hatte sie eine Nachricht an Urbosa zurückgelassen, die ein Ornibote wahrscheinlich schon beinahe bis zur Stadt gebracht hatte. Sie würde es heute nicht bis zum Ende der Gerudo Schlucht schaffen, wenn sie nicht im Dunkeln reiten wollte. Und das wollte Zelda auf keinen Fall. Auch, wenn sie Link gerade so laut davon in Kenntnis gesetzt hatte, dass sie keinen Beschützter benötigte, fühlte sie sich doch absolut nicht sicher. Zumindest nicht in der Nacht, allein, in der Wildnis. Die Erinnerung an die Szene am Schrein trieb ihr ein schamhaftes Stöhnen über die Lippen. Sie war fürchterlich zu ihm gewesen. Hatte ihren Frust, ihre Wut an ihm ausgelassen.   Die Gefühle Link unfair behandelt zu haben wühlten den ganzen restlichen Tag in ihr. So sehr, dass Zelda am Abend ihr Tagebuch zur Hand nahm, das, zusammen mit ihrem Laborjournal in ihrer Tasche steckte. Sie hatte es bis zum Eingang der Schlucht geschafft und ein Zimmer in einem kleinen Gasthaus gemietet, das an diesem strategisch wichtigen Ort den Reisenden Schutz bot. Sie bezahlte mit einigen Rubinen, die sie am Boden ihrer Tasche fand.   Zelda fühlte sich seltsam unwohl, als sie das Zimmer betrat. Nachdem sie sich einmal im Kreis gedreht hatte, begriff sie, dass es Links kleiner Rundgang war, dessen Fehlen sie beunruhigte. Sie wusste nicht, was sie davon halten sollte. Aufgewühlt kramte sie ihr Tagebuch hervor.   Heute habe ich die Beherrschung verloren und ihn angeschrien. Ich war frustriert, weil meine Forschung nicht die erhofften Fortschritte macht. Da kam er plötzlich angeritten, obwohl ich ihm ständig sage, dass er mich nicht zu begleiten braucht. Das Schlimmste war, dass er nicht einmal zu verstehen schien, warum ich so aufgebracht war! Ich weiß, dass er nichts dafür kann, aber sein Unschuldsblick hat mich nur noch wütender gemacht. Ich fühle mich unendlich schuldig, aber das macht mich nur noch aufgewühlter als ich es ohnehin schon bin.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)