Normalität mit Biss von Chaosbande ================================================================================ Kapitel 22: Erschreckend ------------------------ Jedenfalls so lange, bis eine zarte, zittrige Stimme aus Richtung Schlafzimmer erklang. “Harry …” Augenblicklich war alle Begierde vergessen. Die Angst war deutlich aus Lunas Stimme herauszuhören. Dennoch war er ein wenig angefressen, dass ihm dieser Moment kaputt gemacht worden war. Es war so … gut gewesen! Mit einem leisen Seufzen und entschuldigendem Blick, löste er sich von Severus und ging zu Luna herüber.    Tränen liefen der Lovegood über das Gesicht, die Augen waren gerötet und die Haare standen wie nach einem Date mit einer Stromleitung ab. “Es … es tut mir lei … leid”, brachte das Mädchen mit zittriger Stimme hervor.    “Schon gut, Luna. Hey, was ist denn los?” Behutsam strich Harry ihr über die Haare bis zu den Wangen - wischte die Tränenbahnen mit dem Daumen davon. “Hast du schlecht geträumt?” Langsam nickte Luna und ließ den Kopf hängen. “So viel … viel zu viel …” Neue Tränen flossen stumm und unaufhaltsam gen Boden, tropften vom Kinn hinab. “Schttt”, flüsterte Harry und schloss das bebende Mädchen in die Arme. Sofort klammerte sie sich an sein Oberteil. Das hier war eine Situation, welche wohl nicht deutlicher machen konnte, wie schlecht es wirklich um Lunas Seelenheil stand. Jetzt verstand er auch Hermine, welche einmal meinte, dass es ein grausamer Anblick gewesen war als sie Harry weinend vorgefunden hatte. Damals, zu Zeiten des Trimagischen Turniers. Man fühlte sich als tröstender so hilflos obwohl man helfen wollte. “Komm, wir gehen in dein Zimmer zurück und ich bleibe bei dir bis du eingeschlafen bist.” “Kann … kann ich bei dir schlafen?” Rot geweinte Augen sahen ihn von unten herauf auf. Ein leichtes Lächeln umhüllte Harrys Lippen. “Aber klar. Allerdings ist mein Bett nicht voll mit Plüsch und Flausch. Es könnte dir zudem zu kalt werden neben mir.” “Wenn ihr wollt, lege ich einen leichten Wärmezauber über Luna.” Harry, welcher ganz verdrängt hatte, dass sie ja nicht alleine waren, blickte Severus über die Schulter an. “Danke.”   Vorsichtig hob er Lunas Kinn an. “Hol deine Decke und geh schonmal in mein Zimmer, ich bin dann gleich bei dir, ok?” Ein Nicken, dann tapste Luna schnellen Schrittes davon um der Anweisung zu folgen. Lag es an dem Albtraum, oder war Luna nur nicht richtig wach? Auf jeden Fall fehlte die altbekannte ‘Fedrigkeit’ in ihrem Gangbild.    Eine warme, große Hand legte sich sanft auf Harrys Schulter und drehte ihn herum. “Kümmere dich um die kleine Ravenclaw. Ich werde nicht nur einen Schlummertrank holen, sondern auch einen kleinen Energiekristall. Er wird dafür sorgen, dass der Wärmezauber bis sieben Uhr morgen früh hält und Lunas Körpertemperatur im Normalbereich bleibt. Das erzähle ich dir jetzt schon, da ich gleich nur noch Luna mit dem Kristall verbinden werde, was sich nach Erschöpfung dessen wieder auflöst und dann in meine Gemächer gehen.” “Danke und …” setzte der Jungvampir an, der kurz auferlegte Zeigefinger auf den Lippen stoppte ihn jedoch effektiv. “Entschuldige dich nicht. Es ist eine der Eigenschaften, welche ich an dir schätze. Du bist ein treuer und fürsorglicher Mensch. Wir beiden haben alle Zeit der Welt, Luna braucht dich jedoch JETZT. Vielleicht schaue ich nochmal kurz bei den Slytherins vorbei, ob dort jemand Redebedarf hat.” Harry vermutete, dass Severus damit Draco meinte.  “In Ordnung. Nächstes Wochenende ist Hogsmead Wochenende, das heißt, das Schloss ist quasi leer …” Viel sagend wackelte Harry mit den Augenbrauen, während er den Werwolf von unten herauf ansah. Knurrend zog Severus ihn in die Arme. “Du bist mein Verderben. Pass auf was du sagt, du könntest es bereuen.” Sprachs und verschwand urplötzlich fluchtartig aus der Schülerwohnung. Lachend wand sich Harry um. Harry 1 - Severus 0. Als er sein Schlafzimmer nach einem Besuch im Badezimme betrat, verflog die überschwängliche Laune jedoch. Baff starrte er auf das Szenario, welches sich ihm bot.   “Was zur Hölle … was ist denn hier passiert?” “Umdekoriert”, kam es nuschelnd unter Lunas plüschigen, voluminösen Bettdecke hervor. Nicht dies war es, was Harry so irritierte, nein! Es waren die geschätzt zehn Kuscheltiere, welche ebenfalls Harrys Bett blockierten. Wie gut, dass er ein sehr großes Bett hatte! Kopfschüttelnd hexte er sich Schlafkleidung an, ehe er sich unter die eigene Bettdecke kuschelte. “Was macht das Zeug hier?”, erkundigte er sich und lupfte Lunas Decke etwas. “Damit es hier auch Plüsch und Flausch gibt und du nicht immer alleine schläfst.” “Aha…”, war alles was Harry dieser Logik entgegen bringen konnte.   Es klopfte an der Schlafzimmertür und Severus trat ein. Wie Harry sofort erkannte, ebenso überrascht vom Anblick. “Interessantes Design”, kam es grinsend von Seiten des Werwolfes, während er Trank und Kristall auf den Nachttisch stellte. Die nächste Aussage Lunas, ließ den jungen Vampir jedoch nach Luft schnappen und die Kontrolle über das eigene Gesicht vergessen. “Du kannst auch hier schlafen, Severus. Harry kann bestimmt auf ein paar Stofftiere verzichten, dann hat er ja uns beide..” Das Ding war, Luna meinte diese Aussage vollkommen ernst! So ernst, dass Harry nicht mehr als ungläubiges Starren zu Stande brachten. Und da sagte man ihm ein loses Mundwerk samt unbedachtem Reden nach … “Trinken Sie den Trank nach dem Gespräch mit Harry, Luna. Er wird verhindern, dass Sie erneut von Albträumen geplagt werden in dieser Nacht. Ich verbinde Sie nun mit dem Wärmezauber-Kristall damit es keine Erkältung gibt. Die Energie reicht bis morgen früh.” Harry beobachtete das Ganze schmunzelnd, denn die Vermutung lag nahe, dass Severus ebenso überrumpelt war von Lunas Aussage, wie er selbst. Nur hatte der  Mann sich einfach sehr viel besser unter Kontrolle und bekam daher nicht Schnappatmung und ein Fratzengesicht. “Nun denn, wir sehen uns Morgen in der Halle und im Unterricht. Gute Nacht.” Nicken, zaghaftes Lächeln und ein behutsames Streichen über Harrys Hand, dann rauschte der Mann in bester Snape Manier und ohne auf eine Antwort zu warten aus dem Raum.   “GUTE NACHT!”, brüllte Harry noch hinterher, ehe die Wohnungstür ins Schloss fiel und er sich Luna zu wandte. “Schade, ich hab das ernst gemeint.” Schmollend zog Luna ein Kuscheltier an sich heran und kringelte sich wieder unter ihrer Decke ein. Lachend zog Harry erneut die Decke von Lunas Gesicht. “Ich weiß und damit hast du Severus ganz schön schockiert. Wie hast du es übrigens geschafft, in einer solch kurzer Zeit all das Zeug her zu schleppen?” Kopfschüttelnd blickte er noch mal auf all das fremde Kram. “Aber jetzt mal ernsthaft, magst du mir erzählen, was du geträumt hast oder möchtest du gleich den Trank nehmen?” Nur sehr langsam nahm das Mädchen ihr Gesicht aus dem Kuscheltier. “Ich habe mich an die Zeit in Malfoy Manor erinnert. An die Zeit im Kerker.” Damit erzählte ihm Luna zum ersten Mal, was sie alles in diesem grausamen Gewölbe erlebt und durchgemacht hatte. Von der ewigen Angst und Sorge. Von den Wänden die gefühlt immer näher kamen. Vom Geruch des Blutes und Eiters, wenn Ollivander zurückgebracht wurde. Vom Kobold, der angedeutet hatte, bald Menschenfleisch zu essen, weil er solch einen Hunger hatte. Harry ließ sie einfach erzählen, hielt sie, wenn die Erinnerungen sie zum Weinen brachte und kurz bevor sie erschöpft in den Schlaf abdriftete, flößte er ihr behutsam den Trank ein. Mit einem quäkenden Schrei, landete zur Poststunde eine Schuleule in Harrys Müsli. “Na, das wird dauern bis du den Joghurt aus dem Gefieder hast.” Pikiert starrte der Vogel ihn an, als wäre es Harrys Schuld da er das Essen in die Landebahn gestellt hatte. Energisch streckte das Tier ihm das Bein entgegen und schuhute ungeduldig. “Wenn du mich nicht beim Abmachen pikst, dann zauber ich den Joghurt zwischen deinen Federn weg, damit du nicht bald wie alte Milch riechst.” Anscheinend verstand ihn das Tier, denn es drehte demonstrativ den Kopf weg während Harry die kleine Pergamentrolle abnahm. Als auch Harry sein Versprechen einlöste, gurrte die Eule zufrieden, schnappte sich eine Rosine aus dem Joghurt sowie ein Stück Würstchen von Lunas Teller und hob wieder ab. “Na, wer schreibt dir?”, erkundigte sich seine Schwester im Herzen, welche sich ganz automatisch neben ihn an den Gryffindortisch gesetzt hatte. Inzwischen gab es deswegen nicht oder nur noch sehr wenige irritierte oder komische Blicke. Die Schüler hatten sich daran gewöhnt, dass sie beide außerhalb des Unterrichts aneinanderklebten. “Weiß ich noch nicht. Hellsehen kann ich nicht”, neckisch steckte Harry die Zunge heraus, wofür Luna ihm kurzerhand Obst aus dem Müsli klaute. Was bei einigen Gryffindormädchen für Kichern sorgte. Augenrollend widmete sich Harry seiner Post, Mädchen hielten eben nur allzu gerne zusammen. “Danke.” Mehr entdeckte Harry nicht auf diesem kleinen Fitzel Pergament. Es war nicht mal eine ganze Rolle, sondern ein zusammengerollter Schnipsel, welcher wohl wirklich nur mit diesem einen Wort beschrieben war. Kein Absender - nichts. “Luna, kannst du mit der Schrift was anfangen?” Irritiert reichte er die Nachricht an die Ravenclaw weiter. “Potter kriegt Fanpost und gibt auch noch damit an. Wie ekelerregend”, gab Ron hetzerisch zum Besten und erntete etwas zustimmendes Gemurmel. Jedoch hatte keiner von ihnen mitbekommen, dass McGonagall gerade am Nachbartisch Fragen beantwortet und somit alles gehört hatte. “Mr. Weasley. Ich denke Sie benötigen wieder ein wenig mehr Zeit am Boden, um auf den Boden der Tatsachen zurück zu kommen, daher streiche ich Ihnen Quidditch. Sie und ihre kleinen Freunde werden sich sowohl bei Mr Filch, als auch Madame Pince vorstellig werden. Ich denke, ebenso freut sich die Krankenschwester über ihre Hilfe.” “Aber…”, setzte Ron erneut an. Ungerührt fuhr die Direktorin fort. “Dies gilt auch für alle Schüler anderer Häuser, welche Mr. Weasleys Meinung teilen. Glauben Sie nicht, dass ich es nicht mitbekommen habe. Ms. Pavatti, hören Sie auf schadenfroh zu gackern, Ihr Rührei wird kalt.” Damit war für die Lehrerin wohl genug gesagt und sie rauschte in Richtung Lehrertisch davon. Natürlich wurde sofort wild getuschelt, sodass Harry innerhalb kürzester Zeit die Ohren dröhnten. “Ich kenne die Schrift auch nicht, aber sie sieht nach einem Mädchen aus.” Luna schob den Zettel zurück. “Hmm danke. Entschuldige, ich werde Seidenschnabel besuchen gehen vor dem Unterricht.” “Ist ok. Ich schaffe es auch alleine zum Unterricht.” Im Gegensatz zu ihm, hatte Luna keine Freistunde am Montag Morgen. “Frag Draco, er macht das bestimmt gern und er hat auch frei. Tut mir leid, Luna ich …” “Geh einfach und gib Seidenschnabel einen Kuss von mir”, flüsterte Luna lächelnd, hauchte ihm einen Kuss auf die Wange und widmete sich dem erbeuteten Müsli.   Froh über ihr Verständnis, stand er auf und eilte aus der großen Halle. Auf jeden Fall wollte er dies, denn auf Rons Höhe angekommen, hielt er kurz inne. Rons geflüstertes “Das wirst du mir büßen!” ließ ein schlechtes Gefühl bei ihm entstehen. Hatte Minerva mit ihrer Strafe irgendjemanden einen Gefallen getan? Vor allem die Wegnahme der Quidditch Privilegien, war garantiert ein harter Schlag. Wenn Harry eins wusste, dann das mit Ron nicht zu spaßen war, so der Junge einmal ernst machte und seinen Grips sowie das Taktik Geschick aus der Mottenkiste holte. Deswegen nahm Harry die Drohung auch nicht auf die leichte Schulter, egal ob Vampir oder nicht, sondern nickte und eilte nach draußen. “Seidenschnabel, weißt du, wenn ich nicht inzwischen wüsste, dass ich einen guten Schulabschluss brauche um das zu erreichen was ich will, dann würde ich auf diesen Laden einfach scheißen.” Laute Musik beschallte ihn via Ohrsteckern. Er wollte nichts von der Welt hören. “Ich weiß gar nicht, warum, aber Rons Verhalten macht mich unruhig und nervös. Ich weiß nicht wie, ich weiß nicht wann, aber irgendwann wird er seine Drohung wahr machen. Das macht mich ganz kribbelig.” Seidenschnabel rieb den Kopf an ihm und blickte über Harry hinweg. Langsam folgte er dem Blick und zog schnell die Kopfhörer aus den Ohren, als er entdeckte, wer da an die entlegene Koppel herangetreten war.   “Hermine! Was machst du hier? Bist du alleine?” Schnell eilte er zu den Gryffindor herüber, welche sich ebenso wie er umsah. “Harry, Ich hab nicht viel Zeit.” “Los komm, wir gehen an die andere Seite der Wiese. Da sieht uns keiner und Seidenschnabel passt auf.” Aufmunternd hielt Harry ihr die Hand entgegen damit sie besser über den Zaun klettern konnte. Doch Hermine schüttelte energisch den Kopf und verschränkte die Arme. “Ich habe einen außer für dich wirkenden Verschleierungszauber aufgelegt, aber der hält nicht ewig. Tu einfach, als wenn du mit Seidenschnabel reden würdest.” “Hermine, was …” Die junge Hexe ließ ihn nicht ausreden. “Harry, bitte pass auf. Ron ist wirklich wütend und er macht dich für seine Strafen verantwortlich. Dass du ausgezogen bist und auch noch in der Nähe der Schlangen wohnst, hat alle Gryffindor schwer geschockt und viele enttäuscht oder wütend gemacht. Nur wenige sprechen in dem Punkt seit Anfang an für dich. Er hetzt fröhlich gegen dich und mit jedem der ebenfalls bestraft wird, bekommt er neue Unterstützung. Er nutzt die…  die Vampirgeschichte um dich als Monster darzustellen, ohne es klar auszusprechen und wer anderer Meinung ist, bekommt es voll ab. Bitte Harry, Ron ist nicht mehr Ron. Er hat sich total verändert seit wir die Horcruxe suchten. Ich… ich weiß nicht was ich tun soll.” Harry, welcher an Seidenschnabel lehnte, würde Hermine nur zu gern in den Arm nehmen oder ihr wenigstens tröstend über den Arm streichen. Aber dafür waren sie einerseits zu weit auseinander und andererseits hatte Hermine klar gemacht, dass sie keine Berührung von ihm wünschte.   “Warum bist du weiter an seiner Seite? Warum bittest du McGonagall nicht um Hilfe? Sie gibt dir bestimmt die Möglichkeit aus dem Turm auszuziehen. Wenn du willst, kannst du auch erst bei mir und Luna wohnen. Wir haben noch Platz.” Erneut schüttelte Hermine energisch den Kopf. “Warum? Was ist aus der mutigen, klugen Gryffindor geworden? Seit wann hörst du auf Ron und bist es nicht selbst, welche den Ton angibt? So wie früher, wo du dafür sorgtest, dass wir uns auf die Schule und die wesentlichen Fragen konzentrierten. Du hast verhindert, dass wir uns bei all der Gefahr komplett zum Honk machten! Warum also bist du jetzt so? Warum springst du wenn er es sagt und überhaupt …” Es gelang ihm nicht, die Wut aus seiner Stimme zu halten. “Ich … ich ... ich kann nicht …” Tränen flossen ihr übers Gesicht. Harry dirigierte Seidenschnabel an den Zaun heran und legte kurzentschlossen seine Hand auf die Hermines, mit welcher sie sich inzwischen abstützte. Sie zuckte, aber entzog die Hand nicht. “Warum?”, bohrte Harry weiter nach. Und endlich sprang Hermine über ihren Schatten und brach ihr Schweigen. Verzweiflung stand in ihrem Blick. “Ich bin schwanger und Ron ist der Vater.”   Beide Schüler sanken nach diesem Geständnis  zu Boden und lehnten sich mit dem Rücken an den Zaun. Harry hörte nach diesem Schock noch weitere Dinge, welche er wohl nicht so einfach verdauen würde.   Er hörte davon wie Hermine es einen Tag vor Schulbeginn herausfand und Ron erzählte. Wie dieser sich anfangs freute, jedoch darum bat dass Hermine es geheim hielt. Wie er dann immer mehr darauf achtete was Hermine tat und aß. Anfangs hatte sie dies süß und liebevoll bezeichnet. Inzwischen war die Schwangerschaft Rons Druckmittel. Er nutzte es um sie von allen abzuschotten und mundtot zu machen. Er drohte ihr, sie irgendwie als unverheiratetes Flittchen darzustellen, welche es nur auf Rons Reinblüterstatus abgesehen hatte. Er drohte ihr sogar, das Kind wegzunehmen und sie wegsperren zu lassen. Während Hermine ihr Herz ausschüttet, war Harry immer mehr dazu bereit, Ron die Kehle aufzureißen. “Dieser … dieser… ich werde ihn.” “Nein Harry, bitte. Halt dich daraus. Ich hätte es dir niemals erzählen sollen oder dürfen. Wenn Ron es herausfindet …” Angst erstickte Hermine Stimme. “Ich wollte dich nur bitten Ron nicht zu unterschätzen und aufzupassen. Mein Problem mit ihm, bekomme ich schon irgendwie hin.”   Zähneknirschend schwieg Harry. Gut, dass das Mädchen sein Gesicht nicht sah, denn es war verziert durch ausgefahrene Vampirzähne und rote Augen. Ja, Hermine und er hatten sich auseinander gelebt, denn schon bevor sie von ihrer Schwangerschaft wusste, war sie ihm in den Rücken gefallen. Schon vor Schulbeginn hatte sie die ach so tiefe und engverbundene Freundschaft mit Füßen getreten. Aber dennoch hatten sie genug miteinanderdurchlebt, dass Harry sie nicht einfach im Regen stehen ließ. Er würde nicht direkt auf den Weasley los gehen, aber irgendwas würde er tun um Hermine zu helfen und schützen. Das hatte die junge Frau in seinen Augen für viele Jahre Freundschaft und Unterstützung verdient.  “In Ordnung. Für den Moment darf er seinen Kopf behalten.” “Mehr kann ich wohl vorerst nicht verlangen. Danke, dass du dir meine Probleme angehört hast, obwohl ich es beim besten Willen nicht verdient habe. Ich habe mich wirklich dämlich verhalten und du hättest allen Grund dazu, mich zu hassen.” “Ich bin enttäuscht. Richtig arg enttäuscht, auch wenn es nachvollziehbar ist, dass ihr euch von mir distanziert habt.” Langsam rappelte Harry sich auf und klopfte den Dreck von der Kleidung. Hermine tat es ihm gleich.   “Nein, wir hätten dir helfen und beistehen sollen, anstatt dich zu meiden und zu fürchten.” Auflachend drehte sich der junge Vampir herum. “Wer hätte keine Angst, wenn ein hungriger Vampir in Blutrausch fällt und wie eine Harpyie angreift?” Er war hungrig, einsam, depressiv und gleichgültig gewesen. Voller Hass auf sich und die Welt. “Selbst in deinem Wahn hast du genug Verstand gehabt, um möglichst wenig Schaden anzurichten. Im Gegensatz zu damals, ist mir dieses inzwischen bewusst, doch nun ist es zu spät.” Ein schiefes, traurig entschuldigendes Lächeln huschte über Hermines Gesicht, ehe sie abrupt ihre Tasche aufnahm und in Richtung Schule marschierte. “Beeil dich, sonst kommst du zu spät zu Zaubertränke.” Überrumpelt blieb Harry zurück bei Seidenschnabel. Wie sollte er sich denn nach all dem auf den Schulunterricht konzentrieren? Er wusste ja nicht mal über was er als erstes nachdenken sollte. Hermine hatte die Welt mal eben auf links gedreht. Gerade noch pünktlich schlitterte er in den Unterrichtsraum.   Ohne Winkys Hilfe, wäre er zu spät gekommen. Er hatte noch einige Zeit auf der Koppel gestanden und Hermine hinterher gestarrt. Selbst als diese schon in der Schule verschwunden war. Erst als Seidenschnabel sich entfernt und damit die Stütze verloren ging, war er aus seiner Starre erwacht und hatte sich an den Unterricht erinnert. In die Wohnung zu flitzen um die Schulsachen zu holen und dann auch noch pünktlich im Unterricht zu sein, das hätte er selbst mit seinen vampirischen Fähigkeiten nicht geschafft. Also hatte er Winky um Hilfe gebeten. Diese war seiner Bitte nur zu gern nachgekommen und hatte den abgehetzten Harry am Schuleingang mit Tasche und einer Phiole Blut erwartet. Beides hatte Harry gegen ein erleichtertes Danke getauscht und war weiter gewetzt.   Jetzt schlitterte er also gerade noch pünktlich in den Raum, ehe auch schon die Tür hinter ihm ins Schloss krachte. “Ah, Mr. Potter beehrt uns dann doch noch mit seiner Anwesenheit. Sagen Sie nichts, Sie mussten irgendetwas hilfloses zu Hagrid schleppen.” “Nein, Sir.” Severus musste in seinem Blick wohl erkannt haben, das Harry etwas beschäftigte, denn er zog kurz die Augenbrauen zusammen. “Später”, flüsterte Harry nur für den Werwolf hörbar. “Nun denn Mr. Potter, setzten Sie sich zu Mr. Malfoy damit ich endlich mit dem Unterricht anfangen kann. Dort richten Sie wahrscheinlich am wenigstens Unheil an.” Verhaltens Kichern war zu hören. “Oh, bevor ich es vergesse: Fünf Punkte Abzug von Gryffindor und lassen Sie sich noch was zu Kosten kommen, sitzen Sie nach, Mr. Potter.” Finster starrend nickte er, er hatte den Wink verstanden und setzte sich und unter dem Gemurre der Schulkameraden auf seinen Platz.   Für Fehler brauchte es Severus Anmerkung gar nicht erst. Er sah nur zu, dass die Fehler nicht einem anderen angerechnet wurde oder wirklich gefährlich waren. Jedoch hatte auch Draco da ein Auge drauf, der Harry zwar immer wieder nachdenklich bis auffordernd anstarrte, aber ansonsten die Klappe hielt. Als er den gewünschten Kräutersud links anstatt rechts herum rührte, machte Severus die Drohung wahr und brummte ihm Nachsitzen auf. Auch wenn Harry böse Miene zum Spiel machte, freute er sich dennoch auf diese Zeit. Er musste mit Severus unbedingt darüber reden, was er eben erfahren hatte. Vielleicht bekam er dann eine Antwort auf die große Frage, was nun zu tun war und was nicht. “Ok, und jetzt sagst du mir, was los ist!” Eine Forderung, keine Bitte. Es war Abend und Harry hatte seine angebliche Nachsitzstunde bei Severus. In Wirklichkeit lümmelten die beiden in Severus’ Wohnzimmer und ließen sich ein hervorragendes, eigens von Winky zubereitetes, Essen schmecken. “Auch bei den anderen Lehrern warst du heute wohl nicht bei der Sache. Hast du kein Blut zu dir genommen?” “Nein, das ist nicht der Grund. Das kommt nicht mehr zu kurz, denn dafür sorgt Winky.” “Also was lässt dich dann in den geistigen Zustand eines Flubberwurms verfallen?” “Danke für das Kompliment”, spielerisch streckte Harry die Zunge raus, ehe er wieder ernst wurde. “Hermine hat heute mit mir gesprochen.” “Granger? Was wollte die denn von dir?” Aus Severus sprach der Unglaube. “Genau so habe ich auch reagiert. Fangen wir vorne an. Das in der Halle hast du ja bestimmt mitbekommen. Ich bekam erst einen Zettel mit einem einfachen Danke. Kein Name oder so dabei. Dann konnte Ron mal wieder nicht den Mund halten und halste sich neuen Ärger auf. Tja, nur hat ihm McGonagall das Wichtigste genommen: Das Quidditch spielen. Ich weiß wie er sich fühlt, mir ging es damals nicht anders als Umbridge mich sperrte. Es hat meinen Hass auf die Frau angefeuert. So ist es auch bei Ron. Als ich an ihm vorbei ging, hat er gesagt, dass ich dies büßen würde. Er macht mich für all seine Probleme verantwortlich. “Dieser kleine …” “Nein, bitte Severus, unterbrich mich nicht. Auch wenn ich genau so denke wie du, nehme ich diese Drohung sehr wohl ernst.” “Ihr wart beste Freunde. Seit dem ersten Schultag wart ihr zusammen unterwegs und habt eure Nasen in Dinge gesteckt, welche euch nichts angehen. Auch wenn ich zugeben muss, dass letztendlich immer half das Böse auszubremsen. Der kleine Weasley kam mir immer mehr wie ein Mitläufer vor. Du folgtest deinen wahnwitzigen Ideen und Granger überdachte das Ganze, damit ihr nicht den Kopf verliert. Was mir nicht in den Sinn will, ist dieser Wandel. Was hat es geschafft, diesen Bruch des viel beschworenen goldenen Trios herbeizuführen? Warum hat sich Weasley von einem Esel zu einem Hornochsen entwickelt und führt sich auf wie der goldene Stier im Stall? Nur um mal in der Metapher zu bleiben.” Zum Ende hin hatte Severus mehr mit seinem Wein und damit sich selbst gesprochen, als mit Harry.     Seufzend zog Harry die Knie an die Brust und blickte auf den Kamin, wo künstliche Flammen tanzten. Das Folgende sollte schon schwer genug werden, da musste er nicht auch noch in Severus Gesicht sehen, wenn er von seiner schäbigsten Zeit berichtete. Dann dürfte Severus keine Fragen mehr haben, warum sich einige der engsten Freunde von ihm distanziert hatten. Viel mehr bestand die Gefahr, dass auch Severus ihn dann mit anderen Augen sah … Aber dennoch musste er sein Schweigen brechen. Er wollte kein solch großes Geheimnis vor dem Werwolf haben, denn das zwischen ihnen fühlte sich nach mehr an, als nur der Abbau überschüssiger Energien und Hormone. Auf jeden Fall war das der Kern seiner Zukunftsträume. “Ich denke, ich muss dir von der Zeit erzählen, als ich noch im Grimmauld Place lebte.” Er spürte Severus aufmerksamen Blick auf sich liegen. Tief holte der junge Vampir noch einmal gewohnheitsmäßig Luft, dann schloss er die Augen und erinnerte sich an diese düstere Zeit.  “Nach dem ich gebissen wurde, hat es etwas gebraucht ehe ich begriff, dass es nicht nur die Erschöpfung ist, welche mir zusetzt. Ich wurde mit geschwächter Magie aber soweit in Ordnung und auf eigene Verantwortung aus dem St.Mungos entlassen. Schon das hätte mich stutzig machen müssen, denn ich hatte nach der Schlacht gefühlt nicht nur eine gebrochene Rippe. Von den anderen Knochen gar nicht erst zu sprechen. Aber ich schob es auf die Fähigkeiten der Heilerzunft und die Erklärung, dass meine starke Magie bei der Heilung die Finger im Spiel hatte. Essen, schlafen und bei Fragen melden, mit diesen Anweisungen ging ich meines Weges. Doch das Körpergefühl war anders und immer mehr hörte ich Dinge, welche ich so nie wahrgenommen hatte. Vögel im Nachbargarten, als würden sie auf meinem Kopf sitzen. Nur um mal ein Beispiel zu nennen. Der Hunger wurde auch nie gestillt, egal wie viel ich aß. Ich war auf mich gestellt und kam nicht zur Ruhe. Erst als Winky mit ihrer Tochter vorbei kam und mir ein noch recht blutiges Stück Fleisch vorsetzte, begriff ich, dass meine ‘Krankheit’ nicht normalen Ursprungs war. Sie klärte mich über mein neues Wesen auf. Das war der Moment in dem mein Selbsthass noch größer wurde und ich versuchte meinem Leben ein möglichst schmerzvolles Ende zu machen. Als Winky es mitbekam, zog sie mit ihrer Tochter in den Grimmauld Place und überwachte mich mit Argusaugen. Sie hat ihr bestes getan, aber letztendlich habe ich sie überzeugt, dass ich es alleine hinbekomme. Ich hatte all das Leid verdient. Ich hatte es verdient alleine zu sein. Remus hat mir zwar geholfen und war für mich da, aber sporadisch ist wohl die beste Beschreibung dafür. Wir haben beide mehr schlecht als recht versucht für den anderen da zu sein.”     Geistesabwesend strich sich Harry über die Arme. Der schwerste Teil kam erst noch. Dies schien auch Severus zu ahnen, denn noch sparte der Mann sich die Vorwürfe. “Jedoch gab es auch Momente, in denen ich nicht nur aufgeben und verschwinden wollte. Ich musste immer irgendwie ‘normal’ wirken um mich nicht als Vampir zu enttarnen auf den ganzen Events, denen ich mich nicht entziehen konnte. Nur manchmal kam mein Dickkopf durch und ich schlug über die Strenge … ja, das passt vielleicht ganz gut.” “Warum grummelt mein Magen nur gerade so?”   Mit einem zaghaften Lächeln, blickte Harry den Werwolf an. “Weil du mich kennst? Nun ja, jedenfalls tauchten nach und nach die Leute aus ihren Versenkungen auf. Die Zeit verging und die ersten Schrecken aus Beerdigungen und sowas waren überstanden. Die psychischen Folgen saßen tief, aber wir alle wollten es einfach nur vergessen. Somit saß ‘das goldene Trio' auch wieder Abends im Grimmauld Place zusammen. Nicht regelmäßig, weil die beiden ihre frische Beziehung zu zweit genießen wollten. Ich fühlte mich durch ihren Lebenswillen motiviert und … schlug über die Strenge. Ich streifte durch den Ort oder durch das London, suchte mir naive Mädchen und Jungs und bediente mich bei ihnen. Nicht via Biss, da ich auf keinen Fall jemanden verwandeln wollte, sondern ich umgarnte und verzauberte sie und nahm ihnen Blut mit Spritzen ab.” “Moooooment, du steckst hinter dem Serienangreifer, welcher die Opfer mit ihnen unerklärlichen Einstichen hinterließen? Die Muggel redeten von einer neuen Droge, die stark wirkt aber schnell verfliegt. Einfach deswegen weil die Leute Erinnerungslücken, sowie am ganzen Körper Einstiche aufwiesen, jedoch keine Chemikalien zu finden waren. Deine Angriffe haben es bis in die magische Welt geschafft.” Mit großen Augen starrte Severus ihn an. “Deswegen habe ich aufgehört. Eine Zeitlang habe ich es geschafft die Auroren und Polizisten zu verwirren, aber nicht alle sind auf den Kopf gefallen. Darum änderte ich meine Strategie. Ich suchte mir Straßenteenies, checkte im Internet den Vermissten Status und wenn alles passte, setzte ich sie unter Zauber und nahm sie mit. Sie konnten eine Zeit lang im Haus leben, sich erholen und zu Kräften kommen, während ich mich bei ihnen bediente. Lange blieben sie jedoch nicht, denn wie ich heute weiß, hatten sie falschen Blutgruppen und deswegen scheuchte ich sie wieder davon. Ich wurde ‘krank', wenn man es so nennen will. Ausser vor Hermine konnte ich es gut vor allem verstecken oder mit Albträumen erklären. Naja, lange Rede kurzer Sinn, ich fand ein Mädchen durch welches ich mich besser fühlte. Steffi aus Deutschland und eine der wenigen, welche nicht irgendeiner Droge zusprach. Durch sie kam ich wieder zu Kraft. Dann kam wieder ein …DER Abend bei dem wir alle zusammen saßen. Neville und Ginny waren auch mit dabei. Nun ja, Steffi schaffte es irgendwie aus ihrer Manipulation und platzte plötzlich ins Wohnzimmer. Vollkommen verstört und panisch, taumelte sie in den Raum. Ich hatte ihr vorher eine recht große Menge entnommen weil ich für den Abend fit sein wollte. Nun musste ich nicht nur mein ‘Essen’ wieder einfangen, sondern mich auch den Fragen meiner Freunde stellen. Es kam wie es kommen musste, Steffi wollte flüchten und verletzte sich dabei. Meine Instinkte spielten verrückt und anstatt sie einfach nur festzuhalten um mit ihr zu reden, stürzte ich mich auf sie und verbiss mich in ihrem Hals. Ich habe buchstäblich rot gesehen.”   Beschämt blickte Harry auf den Boden. Er war zu dem Zeitpunkt mehr Tier als Mensch. Mehr mit dem Teppich als Severus redend, fuhr er fort. “Der Vampir in mir brach vollkommen durch und ich verteidigte ‘meine Beute’. So griff ich zum Beispiel Ginny an, welche mich, nach eine Zauber durch Hermine, von Steffi fernhalten wollte. Das Ende vom Lied war, dass ich, so außer Kontrolle, keine Chance gegen vier nicht gerade schwache Zauberer hatte. Sie legten mich in Ketten, Remus Ketten aus Werwolfszeiten im Grimmauld Place, und ließen mich ihren Hass und die Verachtung spüren. Vor allem Ron, der gar nicht gut auf den Angriff seiner Schwester reagierte. Hermine versorgte die Verletzten bestmöglich und versuchte mit mir zu reden, Ron beleidigte mich offen, Neville verachtete mich und nannte mich Monster und ich versprach sie alle bei lebendigem Leibe zu häuten, sobald ich sie in die Finger kriege. Winky kam irgendwann zu ihrem inzwischen üblichen Stippbesuch und holte umgehend Remus hinzu. Aber ehrlich gesagt, habe ich ab dem Zeitpunkt wo sich die schweren Ketten um mich wickelte, Erinnerungslücken.” Ein schnelles, verzehrtes Lächeln, dann fasste Harry wieder den Teppich ins Auge. Die Angst vor Severus’ Reaktion verknotete seine Organe. Doch was Severus tat, war alles andere als erwartet oder negativ. Der Werwolf erhob sich aus seinem Sessel, ließ sich neben Harry nieder und zog ihn schweigend in die Arme. Stocksteif lehnte Harry an dem warmen Körper und wartete darauf, dass Severus das eingetretene Schweigen brach.   “Entspann dich. Ich bin nicht begeistert davon, was du erzählt hast. Aber ich reiße dir auch nicht den Kopf ab. Geschehen ist geschehen und ich sehe, wie leid dir alles tut. Jedoch bin ich auch wütend auf Remus und deine ‘Freunde'. Sie haben dich alleine gelassen und das finde ich vor allem in Remus Fall unverzeihlich. Er weiß wie es ist, alleine dazustehen und mit Dingen zu kämpfen, die nicht oder kaum zu bändigen sind. Wäre er für dich da gewesen, dann wäre es gar nicht so weit gekommen.” “Er hat versucht für dich, mich und sich dazusein. Das Rudel ist da ja auch noch.” Harry wollte nicht alle Schuld auf den Lupin abwälzen. Er selbst hatte ja immer eine Wahl gehabt an verschiedenen Orten um Hilfe zu bitten und es nicht getan. “Du warst in seinen Augen wohl hilfsbedürftiger als ich”, versuchte Harry die Situation aufzulockern. “Du kleine Kröte”, murrte Severus und piekte Harry in die Seite, ehe er wieder ernst wurde. “Leider ist Remus schon mit sich selbst überfordert. Aber mal etwas anderes, weißt du, wie es dem Mädchen geht?” “Ja, ich habe immer mal wieder nach ihr geguckt. Sie wurde von Hermine in ein Muggelkrankenhaus gebracht, nachdem sie ihr möglichstes getan und die Bisswunde geschlossen beziehungsweise versteckt hatte. Das letzte Mal als ich nach ihr gesehen habe, lebte sie mit einem jungen Mann in Deutschland und baute mit ihm ein Haus. Eine normale, lebenslustige junge Frau. Ich hätte es mir nie verziehen, hätte ich sie wirklich nachhaltig geschädigt mit meinem idiotischen Verhalten.” Erneut drückte Severus ihn. “Natürlich bin ich ein wenig enttäuscht von deinem Verhalten, aber ich hoffe, du hast daraus gelernt und bittest einfach mal um Hilfe. Auch du kannst, wie man gesehen hat, nicht alles alleine meistern. Es gibt zahlreiche Leute, die dir vorbehaltlos, ohne auf eigene Vorteile hoffend, helfen. Wie ich schon sagte, ist geschehenes nicht mehr rückgängig zu machen und du hast mehr Glück als Verstand gehabt, dass es noch relativ glimpflich ausgegangen ist. Deine sogenannten Freunde … nun, immerhin scheint Ms. Granger etwas Verstand an den Tag gelegt zu haben. Auch wenn ich sie für so klug gehalten hätte, weitere - vor allem medizinische - Hilfe zu holen. Die Weasleys, entschuldige aber deren Reaktionen und Abneigung wundert mich so gar nicht. Ronald hat sich schon immer in deinem Ruhm gesonnt und hat nun wohl ‘seine Fälle davon schwimmen sehen’ und Ginerva …” Nun entwich Harry ein kleines Kichern. “Ginny hat mich angeschrien, dass ich die Hochzeit mit ihr vergessen könnte und zusehen soll, wo ich bleibe. Da hörte ich zum ersten Mal davon, dass wohl eine Hochzeit zwischen uns geplant war.” Auch Severus konnte ein ungläubiges Schnauben nicht verkneifen. “Dieses Mädchen ist wirklich … nicht ganz koscher im Oberstübchen.” “Sie hat es halt immer so gesehen, dass ich mich glücklich schätzen kann, dass sich ein Mädchen wie SIE für mich interessiert. Sie ist das Beste, was mir das Schicksal in den Weg legen kann.” Harry schaffte es tatsächlich, für einen kurzen Moment ernst zu bleiben. Doch ein kurzer Seitenblick zu Severus und schon hockten zwei lauthals lachende Wesen auf dem Sofa. “Also revidierst du deine positive Meinung über mich von gestern nicht?”, erkundigte sich Harry vorsichtig. Ein Brummen entwich dem Älteren. “Das schaffst du so schnell nicht, denn damals warst du nicht du selbst und in schwieriger Lage. Der Kern deines Selbst, ist jedoch ein ganz anderer. Das krasse Gegenteil quasi.” Stumm und dankbar hauchte Harry dem Wolf einen Kuss auf die Wange. Er war Severus so unglaublich dankbar, dass er ihn nicht abwies. Aber wenn einer Verständnis für die dunkle Seite einer Seele hatte, dann wohl der Meister der Zaubertränke und ehemalige Doppelspion. “Du wolltest mir doch ursprünglich sagen, warum genau du wegen dem Gespräch mit Granger so durcheinander warst.” Natürlich vergaß der Mann nicht das ursprüngliche Thema. “Bist du dir sicher, dass du heute noch mehr Schocker verträgst?” “So schlimm?” “Schlimmer. Also hör zu und halt dich fest.” Severus war … verwirrt. Das wurde seinem emotionalen Zustand zwar nicht ganz gerecht, aber ein besseres Wort fiel ihm spontan nicht ein. Hatte er gedacht, dass nach Harrys Geständnis nun ein halb so wildes Problem auf den Tisch kam, so hatte er sich gravierend getäuscht. Das Problem “Ronald Weasley” war größer als gedacht! Leider fehlte laut Minerva ein gravierender Grund um den Jungen aus Hogwarts auszuschließen. Selbst mit dem was Harry gerade erzählt hatte, Drohungen, psychischen Missbrauch, Unterdrückung und Formen leichter körperlicher Gewalt, konnte die Direktorin wahrscheinlich nichts tun. Die Beweise fehlten.    Grangers Problem war massiv und es wollte wohl durchdacht werden, wie sie jetzt vor gingen. Dass sie sich nicht einfach heraushalten konnten, dass stand für beide fest. Grübelnd lief er Furchen in den Boden. “Ist Granger schon bei Poppy oder so gewesen?” “Weiß ich nicht. Sie hat mir das vor den Latz geknallt und ist letztendlich urplötzlich wieder in die Schule geeilt, nachdem sie mich ermahnt hat nicht zu spät zu kommen.” “Hmm.” “Es war total skurril, dass sie mich vor Ron warnt, obwohl sie so unschlüssig wirkte. Sie hat sich ja sogar irgendwie entschuldigt.” “Hmm.” “Ich glaube nicht, dass sie so schnell wieder auf mich zu treten wird. Ihr war es verständlicherweise sehr peinlich.” “Hmm.” “Severus!” Blinzelnd blieb er stehen und hob den Kopf. “Entschuldige, ich habe nur nachgedacht. Ich finde es ebenfalls komisch, aber vielleicht war ihre Verzweiflung einfach zu groß um noch weiter zu schweigen. Aber dennoch …” “Draco!”, rief Harry plötzlich aus, sprang auf und fuchtelte wild mit den Händen. Irritiert legte Severus den Kopf schief. “Was hat der denn damit zu tun? Ich kann deinen Gedankengängen gerade nicht folgen.” Doch Harry war nicht in der Lage seine Gedanken klar zu formulieren. “Warum bin ich da nicht schon eher drauf gekommen. Draco ist die Lösung. Ich Depp!”    Kurzentschlossen ergriff er den aufgeregten Vampir bei den Schultern und brachte ihn dazu nicht mehr wie ein aufgeregtes Augurey zu wirken. “Langsam und so, dass ein alter Werwolf folgen kann.” Ob es der Körperkontakt oder der strenge Unterton war der wirkte, war egal. “Also, du erinnerst dich garantiert an deinen und Lucius’ Vortrag bezüglich der Blutsbruderschaft? Nun ehrlich gesagt haben auch Ron, Hermine und ich während der Horcrux Suche - nach einigen Flaschen geklautem Feuerwhiskey - mit Blut einen Vertrag unterschrieben.” “IHR HABT WAS?” Severus hoffte sich verhört zu haben. War denn die junge Generation so auf den Kopf gefallen? “Es war Hermines Idee, damit so etwas wie Rons Abgang nicht wieder passiert. Leider kann ich mich weder an all Punkte erinnern, noch wo ich mein Exemplar habe. Ich weiß nichtmal ob ich es überhaupt noch besitze. Aber ich weiß noch, dass er letztendlich aussagt, dass wir uns gegenseitig nicht ernsthaft schaden können. Weder körperlich, noch über Dritte. Das Psychische haben wir nur wohl leider vergessen.” Schob Harry hinterher und der Blick verfinsterte sich kurz. “Aber das muss der Grund sein, warum nicht nur Hermine wirkte, als würde sie gegen ihren Willen handeln, sondern auch, dass Ron mich noch nicht wirklich angegriffen hat. Auch meine ich mich erinnern zu können, dass eine Pflicht zur Warnung vor Gefahren durch andere drin stand.” “Merlin, ihr sorgt noch dafür, dass ich wirklich an einem Magengeschwür drauf gehe und das mit schneeweißen Haaren! Wie kann man denn auf so eine bescheuerte Idee kommen?” Frustriert strich Severus eine Strähne aus seinem Gesicht. “Nun, erstens, kann uns dies durchaus zum Vorteil werden und zweitens wirst du umgehend in den Grimmauld Place reisen und diesen vermaledeiten Vertrag suchen! Nimm Winky mit am besten. Ich werde in der Zeit hier bleiben und einige Tränke brauen, welche Ms. Granger in ihrer Schwangerschaft unterstützen. Ebenfalls werde ich Poppy darüber informieren, dass ich Kenntnis über eine Schwangerschaft habe, ohne Ms. Granger zu outen. Es ist wichtig, dass unsere Schulkrankenschwester für den Fall der Fälle Bescheid weiß.” “Glaubst du, dass ich echt nötig alles? Kann dieser Vertrag uns wirklich helfen?” Ernst nickte Severus. “Ja, denn er kann uns nicht nur sagen welche Verpflichtungen ihr euch auferlegt habt, sondern auch wie wir sie umgehen können. Es kann sein, dass ich manches nicht mit dir besprechen darf, da dich der Vertrag sonst zwingt Ronald zu warnen. Weiter zeigt er uns vielleicht Möglichkeiten auf, wie uns dieser dumme Junge zur Gefahr werden kann, denn auch ich glaube inzwischen, dass der Kerl es ernst meint.” Stirnrunzelnd ließ Harry sich wieder auf die Couch fallen. “Letztendlich ist es also genauso hinderlich wie nützlich.” “Gefährlich vor allem! Und jetzt los, wir sollten keine Zeit verlieren um euch allen helfen zu können!” Energisch rief er nach der augenblicklich auftauchenden Winky, schnappte sich Harrys Hand um diesen vom Sofa zu ziehen und scheuchte die beiden in Richtung Kamin. “Winky, Harry wird dir alles im Grimmauld Place erklären”, bestimmte er, warf Flohpulver in den Kamin in welchem Vampir und Hauselfe nur wenige Sekunden später in den grünen Flammen verschwanden.   Severus hoffte wirklich, dass Harry fündig wurde. Dieser Vertrag konnte zu einem großen Problem werden, denn wurde so etwas mit Blut unterschrieben und man verhielt sich nicht wie vereinbart, konnte es sogar den Tod zur Folge haben. Bei Harry machte er sich keine großen Sorgen diesbezüglich, den anderen beiden Vertragspartnern wünschte er dieses jedoch keinesfalls. Egal wie schäbig diese sich verhalten hatten. Doch leider teilte ihm Harry um drei Uhr Nachts mit, dass der Vertrag nicht aufzufinden war. Jedoch kam ein ‘Suche abbrechen’ nicht in Frage. Daher suchte Winky mit ihrer Tochter im Grimmauld Place weiter und Harry meldete sich bei Severus ab, um an den Ort zu reisen wo der Vertrag geschlossen wurde. Große Hoffnung, Harrys Exemplar zu finden, machte er sich jedoch keineswegs. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)