Normalität mit Biss von Chaosbande ================================================================================ Kapitel 11: Heiter bis albern, mit Aussicht auf Hippogreif ---------------------------------------------------------- Severus lauschte und beobachtete. Seine Sinne liefen auf Hochtouren. Lucius ging es nicht anderes, wie er an der konzentrieren Miene sah. Leider konnte er nicht in Abrede stellen dass dies hier Spaß machte. Er konnte nicht umhergehen sich zu fragen, ob dies der Sinn dieser Aktion des Bengel war. Hatte der Junge ihre Anspannung gemerkt, als sie auf die Wiese getreten waren? Bei diesem empathische Wesen würde es ihn nicht wirklich wundern. Ein Charakterzug, welcher schon immer zu Harrys größten Stärken, aber auch Schwächen zählte. Und Severus war überhaupt nicht angetan gewesen von der Information dass Harry durch die halbe Welt reiste, nur um einen Hippogreifen aus Rumänien abzuholen. Ganz alleine mit diesem seltsamen Wesen, dem er schon in Hogwarts nicht getraut hatte. Dieses Tier war einfach klüger als es normal war und dazu stolz für mindestens drei seiner Art. Von nachtragend gar nicht erst zu sprechen! Jedoch konnte er eine Sache nicht bestreiten, nämlich dass dieser fliegende Sonntagsbraten mit Hufen dem Kleinen geholfen hatte.   Es hatte ihn nicht gewundert, dass Harry hier - wo er Ruhe und Verhätschelung bekam - tiefer in die beginnende Depression gerutscht war. Hier konnte Potter sich diesen Luxus erlauben und das war auch nicht nur Grund für seine Weigerung dass Harry hier blieb gewesen, sondern auch warum er her gereist war. Notfalls war er gewillt Harry mit Gewalt nach Hogwarts zu bringen und ihn dort wieder auf Kurs zu bringen. Jetzt jedoch stand er hier im Malfoyschen Garten und versuchte die Kindsköpfe Potter und Hippogreif einzufangen.     “Das ist er nicht”, gab er schmunzelnd an Lucius weiter, welcher gerade ein Kaninchen in einem Netz aus dem Gebüsch schweben ließ. “Haha. Wenigstens hab ich mal ein lebendes Wesen erwischt und nicht nur Luft, so wie du”, schnaubte Malfoy zurück und entließ das schockierte Tier wieder in die Freiheit. “Wo versteckt der Junge sich, merlinnocheins! Harry, komm schon. Severus der muss in der Luft sein … wenn wir ihn einkesseln in dem wir in die Luft zielen …” “Dann verbrauchen wir nur Energie. Meinst du der weicht nicht einfach nach oben aus?” “Stimmt. Also was nun, abwarten?” “Und wo bleibt dann der Spaß?” Den Blick in den Himmel gerichtet rief er laut “Darum geht es dir doch, oder Harry?”   Und als hätte der Junge nur darauf gewartet, fielen die Verhüllungszauber von Hippogreif und Reiter ab.   “So ist es, Severus. Also, glaubt ihr wirklich, ich lasse mich so einfach einfangen? Meine Herren seid ihr eingerostet. Friedliche Zeiten sind wohl nicht für alles gut.” “Harry, schön dich wieder hier zu haben!”, rief Lucius glücklich und winkte dem über ihnen schwebenden Jungen zu. Doch dieser ging gar nicht darauf ein. “Ihr habt euch also wieder mal unnütze Sorgen um mich gedacht? Geglaubt es wäre gefährlich für mich Schnäbelchen abzuholen? Lasst mich raten, ihr habt beide auch immer noch vorbehalte gegen Seidenschnabel?” Mit verschränkten Armen und festem Blick starrte Harry sie an. Das sah Severus selbst aus der Entfernung. “Komm doch runter zu uns, dann brauchen wir nicht so brüllen.” Ein guter Einwand Lucius, der jedoch nur mit einem Augenbrauen seitens Potter quittiert wurde.   Severus hatte Mühe eine möglichst neutrale Miene beizubehalten. Denn erst jetzt merkte er mit voller Kraft, wie sehr ihm dieser Sturschädel gefehlt hatte. In Hogwarts war es so … eintönig ohne einen gewissen Schwarzhaarigen. Wieder mal wurde ihm bewusst, dass er dringend mit Harry reden und Unklarheiten aus der Welt schaffen musste. Er wollte den Jungen wieder dort, in seiner Nähe, haben.    “Wie wäre es, wenn ich euch noch einmal in Erinnerung rufe, WER ich bin?” Keiner der Erwachsenen kam dazu nachzufragen, denn da klappte dieser verflixte Hippogreif auch schon die Flügel ein und stürzte rasant gen Boden. Als Harry dann auch noch von dem Viech - in einer der vielen Drehungen dessen - ab sprang und ebenfalls wie ein Pfeil herabstürzte, malte sich Severus schon aus, wie der Junge auf dem Boden aufkam. Wie der Kleine als blutige Masse endete, denn so ein Sturz konnte weder ein Harry Potter, noch ein vampirischer Potter überleben. Doch weder er noch Lucius brachten einen Ton hinaus. Es ging zu schnell, überraschte und schockierte sie so sehr, dass sie einfach nur stumm und mit schreck geweiteten Augen in den Himmel starrten.   Es war auf schreckliche Art faszinierend, als nun auch Harry damit begann, sich wie eine Schraube in Richtung Boden zu drehen. Das Ganze während der Hippogreif Loopings und andere Figuren flog. Und da wurde es dem Professor klar, dass die beiden hier ein Schauspiel zeigten. Blieb nur zu hoffen, dass es so klappte wie Harry sich dies vorgestellt hatte. Verfluchter, hitzköpfiger, unberechenbarer Potter! Den Jungen nicht aus den Augen lassend drückte er Lucius Zauberstab herunter. “Lass ihn machen. Er hegt keine Suizidabsichten.”   Lucius Erwiderung ging im lauten, gefährlichen Kreischen der beiden Luftakrobaten unter. Klar er fand es immer noch nicht gut, dass der Kleine alleine durch die Weltgeschichte geflogen war, aber er musste auch zugeben, dass Harrys Schauspiel ihr Ziel erreichte. Er zweifelte nicht daran das ein Großteil an potenziellen Gegnern die Beine in die Hand nahm, wenn er sich diesem Szenario gegenüber sah.   Einerseits war da ein Hippogreif, welcher kreischte, gefährlich mit dem Schnabel in die Luft schnappte und dessen Flügelkanten scharf wie Diamantklingen schienen. Von den spitzen Krallen an sehr muskulösen Vorderfüßen gar nicht erst zu sprechen. Das Ding war schon an sich eine Gefahr, wütend jedoch kaum zu stoppen. Anderseits war da Harry, von dem man eigentlich genau die gleiche Aussage treffen konnte. Severus konnte nur den Kopf über sich selber schütteln. Der Kleine hatte Voldemort schließlich nicht durch Streicheln den Gar ausgemacht. Glück mochte geholfen haben, aber es war die Magie, der Mut und das Können Potters, welche für das Ende einer Schreckensherrschaft gesorgt hatten. Das durfte er niemals vergessen. Egal wie unsicher, schutz - und hilflos der Junge wirken mochte! Es war dieser Junge, der jetzt mit entblößten Vampirzähnen, roten Augen und einen um ihn wirbelnden Hippogreif unter Fauchen und Kreischen auf sie hinab stürzte.   “Sag mal, hast du gerade auch das dringende Bedürfnis dich entweder vom Acker zu machen oder dich zu verteidigen?”, sprach Lucius seine Gefühle ob dieses Szenario aus. “Worauf du Eisenkraut schlucken kannst”, gestand der ehemalige Spion seine Gefühlslage.   Harry wollte am liebsten laut lachen. Er sah ganz deutlich, wie unruhig die beiden Männer wurden; sah wie unwohl sich die beiden fühlte, je näher er ihnen kam. Es war vor allem Severus, den er damit aus dem ‘Armer kleiner, hilfloser Harry’ Kreislauf holen wollte. Ja, eigentlich hatte er wegen dessen überbesorgten Verhalten das Ganze erst veranstaltet.   “Jetzt, Schnäbelchen”, rief er und sprach zugleich nonverbal einen Bremszauber. So schaffte er es in Anbetracht seiner Fallgeschwindigkeit relativ sanft auf dem Rücken des Wesen aufzukommen. “Sehr gut Kumpel und jetzt … ATTACKEEEE!” Unter lachen, fauchen und schreien rauschten die beiden über die Köpfe der Erwachsenen hinweg. Seidenschnabels Krallen rasten dabei nur knapp über diese. Ausgelassen flog der Hippogreif noch einen Looping, ehe er wieder zurück zu ihren Opfern schwebte.     “Sagt mal … habt ihr Kleingeld gefunden oder warum liegt ihr im Gras?”, wollte Harry unschuldig wissen, als er vom Rücken seines Begleiters rutschte und sich mit verschränkten Armen gegen diesen lehnte. Ein breites, leicht diabolische Grinsen zierte sein Gesicht. “HARRY!”, kam es da auch schon zweistimmig zurück, ehe die Männer sich aufrichteten und den Dreck von der Kleidung wegzauberten. “Sag mal, was ist denn in dich gefahren? So ein Spektakel zu veranstalten … das war verdammt gefährlich, junger Mann!” “Lucius … dein Zauberstab. Nimm. Ihn. Runter. Fuchtel da nicht so mit herum”, knurrte Severus.   “Gefährlich war es nur für euch. Ich war die ganze Zeit, auch während der Reise, sicher. Ihr habt gesehen, welche Verbindung zwischen ihm und mir besteht.” Sanft tätschelte er den Hals des Hippogreif. “Und Lucius, was Severus gesagt hat, halte ich für einen guten Ratschlag. Seidenschnabel mag es nicht.” Wie zur Verdeutlichung breitete dieser die Flügel aus, tänzelte unruhig auf der Stelle und zischte. Schnell kam der blonde Vampir dieser Aufforderung nach, wollte er sich doch mit dem großen Geschöpf nicht anlegen.   Unsicher wippte Harry vor und zurück. In ihm schrien zwei Stimmen um die Wette und dies so gegensätzlich, dass der Jungvampir bestimmt kurz vor einem Hirnschlag stand.   Eine Stimme rief ihm zu, sich in die Arme von Lucius und auch Severus zu schmeißen. Sie überschwänglich zu begrüßen, sich bei Lucius für die geniale Planung zu danken und bei Severus eine Litanei an Entschuldigungen herunter zu rattern. Sie in Haus zu ziehen und von der Reise zu erzählen. Von Bills baldigem Nachwuchs und auch den Drachen.   Tja und dann war da noch dieses andere brüllende ‘Etwas’. Dieses Ding mahnte und warnte davor, genau DAS NICHT zu tun. Einfach um die bisherige ‘Show’ nicht zu zerstören und überhaupt, war er ein erwachsener Mann der dann anderen Erwachsenen um den Hals fiel wie ein Kleinkind. Anscheinend hatte das Gespräch mit Bill doch Früchte getragen. Dass der Mann seine Meinung nicht in ihn geprügelt hatte, war wirklich alles gewesen. Denn Bill war der Meinung gewesen, dass es jetzt Zeit für den wahren Harry war. Nicht dieses unsichere Ding, sondern der junge Erwachsene mit eigener Meinung und der Selbstsicherheit, welche definitiv in ihm steckte.     “Ich ähm…” “Wir würden dich ja beide gern begrüßen, aber … das Ding da guckt, als wenn es uns frisst wenn wir auch nur einen Schritt näher kommen.” “Lucius!”, rief Severus aus und schlug die deutende Hand gen Boden. “Hast du aus damals wirklich nichts dazu gelernt? Seid ihr Malfoys lernresistent im Punkto Hippogreif?” Schnaubend zog Severus eine Augenbraue hoch und funkelte sein gegenüber an. “Jetzt fahr doch nicht gleich so aus der Haut, mein Guter. Ich hab doch recht! Guck dir doch mal den Blick an.” Wieder fuchtelte Lucius in Richtung Hippogreif. Was dieser natürlich mit einem Grollen beantwortete. “Wenn mir noch mal einer sagt, dass Malfoys über so viel Können, Wissen und Geschick verfügen … dem lass ich einen Haufen Lexika auf den Kopf regnen. Denn dieser arme Mensch hat die Bedeutung dessen nicht verstanden.”   Als Malfoy Senior einfach nur stumm der Mund aufklappte, war es um Harry geschehen und er setzte sich Tränen lachend auf den Boden. “War das gerade eine Beleidigung, Severus?” Ironisch klatschend, schmunzelte Gefragter. “Glückwunsch, mein Herr. Anscheinend verfügen Sie doch über eins der gesagten Dinge.” Nun war es an Lucius die Arme zu verschränken und dabei ungeduldig mit dem Zauberstab auf seinen Oberarm zu klopfen. “Darf ich Sie, Mr. Snape, daran erinnern, wer damals unbedingt in diesen Wald wollte um irgendwelche Blumen zu pflücken?” “Das waren seltene, kostbare Pflanzen welche ich dringend für mein Studium brauchte”, kam es postwendend empört zurück.     “Halt … ihr … stop … bitte … ihr”, japste Harry und drückte die Hand in seine Seite. Seidenschnabel hatte sich hinter ihm niedergelassen und stupste ihn immer wieder an. Harry, welcher erneut in einen Lachanfall ausbrach, versuchte gleichzeitig das Wesen zu beruhigen und diesem klar zu machen, dass alles gut war. Tief durchatmend kam er langsam zur Ruhe, auch wenn ihm immer wieder ein Glucksen entwich. “Ihr seid echt der Burner, ihr Zwei.” Unverständliche, aber amüsierte Blicke trafen ihn. “Ich zeige Seidenschnabel sein neues Zuhause und daaaann, möchte ich diese Story von Hippogreifen und wichtigen Pflanzen hören.”   “Aber nur, wenn wir etwas über deine Reise hören”, antwortete Lucius gut gelaunt, während Severus stumm nickte. ”Darf ich dich jetzt vielleicht endlich mal begrüßen wie es sich gehört?” Unsicher lugte Lucius zu dem wieder stehenden Wesensgenossen. Schmunzelnd richtete sich der Jungvampir auf und schritt in Richtung der Männer. Doch er kam nicht weit, denn da hatte Lucius auch schon nach ihm gegriffen und in die Arme geschlossen. “Du hast mir gefehlt, Kleiner.”   Einen Kloß herunter schluckend schloss er die Augen und genoß es so gehalten zu werden. Langsam öffnete der Junge sie wieder und blickte direkt in die schwarzen Augen Severus. “Du mir auch. Unerwartet stark sogar.” Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)