Normalität mit Biss von Chaosbande ================================================================================ Kapitel 8: Sorgen und kleiner Mut --------------------------------- Harry hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Wie lange er hier schon saß, wusste er nicht. Ein grober Hinweis dass es nicht nur eine Stunde war, waren die zahlreichen leeren Feuerwhisky Flaschen um sich herum.   Nachdem er bei Remus abgehauen war, war er in Hogsmead gelandet. Der kleine Ort war ihm bei seiner Flucht als Erstes eingefallen. Ok, als zweiter Ort, denn der Erste war ‘Malfoy Manor’ gewesen, doch die Skrupel einfach so bei Lucius aufzutauchen war zu groß gewesen.   Alles was er im Moment wollte, war ein Ort wo ihn niemand so schnell fand und er sich in Ruhe seinem Selbstmitleid und der Traurigkeit hingeben konnte. Ein Ort zum ‘selbstverlieren’ und an Nichts und zugleich alles denken. Kurz entschlossen hatte er Abe um eine Kiste Feuerwhisky erleichtert, natürlich nur den guten Jahrgang welcher selbst bei Vampiren voll anschlug im Gegensatz zu sonstigem Standard Whisky, und war zur Schule marschiert. Hier gab es einen Ort wo nur er den Zugang für hatte: Die Kammer des Schreckens. Genauer gesagt war er in der ehemaligen Wohnung von Salazar Slytherin. Oder vielleicht war es ebenso ein geheimes Versteck vor der Welt für den Mann gewesen? Wer wusste es schon, Harry jedenfalls nicht. Hier konnte niemand einfach so ‘reinmarschieren’ und ihn vollblubbern, auch kein dämlicher Severus Snape.   Harry fühlte sich so alleine und verraten. Von Remus und Severus und von wem mehr, das wusste er gerade nicht. Seufzend lehnte er den Kopf an das Sofa hinter sich und blickte an die steinernde Decke.   Ja doch, es war Remus, welcher ihn mehr enttäuscht hatte, denn dieser hatte anscheinend nicht ein Wort von dem verstanden, was Harry dem Mann erzählt hatte. Wenn er eins bei diesem Besuch verstanden hatte, dann dass der Lupin ihn nicht wollte und er nicht in dessen friedvolles Leben passte. Während Harry selbst sich dem Leben hier mit all seinen Vor- und Nachteilen stellte; es irgendwie ertrug, hatte Remus sich in einem walisischen Nationalpark verkrochen. Dass der Kerl nicht gleich komplett die Insel verlassen hatte, war beinahe ein Wunder, wie Harry sarkastisch feststellte.   Der Junge konnte ja verstehen, dass der Werwolf nach dem Verlust der Familie genug von der Welt hatte und auch dass Wölfe die Natur brauchten - alles in Ordnung so weit, aber warum so und überhaupt? Das Gespräch war auch vollkommen eskaliert und um ein Haar hätte er Remus die Krallen durchs Gesicht gezogen. Oder einen Fluch auf den Mann abgelassen, egal was, aber er hatte den beinahe übermachtigen Wunsch verspürt den Lupin zu verletzen. Beinahe, denn Severus war noch rechtzeitig in die Hütte gerauscht.   Severus … wo der Kerl jetzt wohl steckte? Wahrscheinlich immer noch bei Remus, denn so wie er meinte rausgehört zu haben, hatten auch die beiden Männer sich länger nicht gesehen. Wahrscheinlich feierten Sie ausgiebig ihr Wiedersehen oder zogen über Harrys kindisches Verhalten her. Warum war Severus nur nicht direkt mitgekommen? Tja, da sah man wohl wo die Prioritäten des Giftmischers lagen; nicht bei Harry. Gepeinigt durch Schwindel, dickem Kloß im Hals und dazu einem scharfen Stechen in seinem Herzen ließ er sich auf die Seite fallen. Lustlos angelte er nach einer nur noch schwach gefüllten Flasche, richtete sich wieder leicht auf und leerte auch diese Flasche. Weder die Tatsache, dass er das typische Brennen nicht mehr mitbekam, noch dass ein Teil des Alkohols im Teppich landete, störte ihn. Der letzte Gedanke, bevor er sich dem Alkohol voll hingab, war, dass er Severus auch nicht sehen wollte weil dieser wieder nur nach Remus roch.   Drei Tage. Drei verfluchte Tage war es her, dass er mit Harry bei Remus gewesen war und inzwischen würde er sich selbst am liebsten auf dem Mond hexen. Wie hatte er nur glauben können, dass dies einfach so klappte? Wo doch weder Harry noch Remus ganz ‘koscher’ tickten. Seit diesem Besuch beziehungsweise Harrys abrupten Verschwinden aus Tywyern, hatte er den Jungen nicht mehr gesehen. DIe letzte Spur hatte ihm Abe liefern können, welcher ihm von Harrys Alkoholkauf erzählt hatte. Wohin der Junge dann verschwunden war? Niemand konnte dazu etwas sagen. Unglücklicherweise hatte es wie aus Eimern zu regnen begonnen und Harrys Spur fortgewaschen, sodass Severus sich nicht einmal auf seine Kräfte verlassen konnte. Und im Schloss roch es an allen Ecken und Kanten nach dem Bengel, sodass er nur die schwächeren Spuren ausschließen konnte. Ob sie es nicht wollten oder konnten, aber weder Hauselfen, noch Geister oder die Bilder waren eine Hilfe. Merlin, das war doch alles zum Verzweifeln!     “Wo bist du nur?”, murmelte er leise und raufte sich die Haare. Oh, wenn er den Bengel in die Finger bekam, dann konnte der was erwarten. Nachsitzen bei ihm, Filch und Trelawney war da noch viel zu harmlos! Er war zugleich so absolut wütend, ratlos und auch voller Sorge. Das Rauschen seines Kamins ließ ihn langsam aufsehen. Es konnte eh nur Lucius sein. “Und hast du ihn gefunden oder was gehört?”, erkundigte sich auch gleich der Malfoysche Vampir. Da war nur Sorge in der sonst so beherrschten Stimme. Kraftlos schüttelte Severus mit dem Kopf. “Ich habe das Schloss magisch und körperlich auf links gedreht, hier ist er nicht. In den Grimmauld Place komme ich nicht rein und Godric Hollow habe ich auch durchsucht. Nichts!” “Grimmauld Place ist er nicht”, gab Lucius begann und ließ sich in einem Sessel nieder. “Wie …?” Leicht überheblich schmunzelnd blickte der Blonde ihn an. “Manchmal hat es doch gewisse Vorteile ein Malfoy und Reinblüter zu sein. So ließ mich dieser unverschämte Hauself wenigstens bis in den Hausflur und so bemerkte ich, dass es keine frische Geruchsspur von dem Jungen gibt. Nur ein grantiger Elf, der trotz diverser und mannigfaltiger Beleidigungen hinter seinem Meister steht.” Der Gesichtsausdruck wich düsterer Nachdenklichkeit. “Und was nun?” “Außer dass ich den Kerl nach Istanbul hexe und mich auf den Mond? Keine Ahnung. Ach und Lupin zieh ich das Fell über die Ohren!”, spie Severus aus und sprang auf. Wieder einmal versuchte sein bester Freund ihn davon zu überzeugen, dass weder das eine, noch das andere etwas brachte, doch es erreichte Severus nicht. “Priorität hat es den Jungen zu finden. Wohlbehalten, denn anscheinend hat er seit drei Tagen nichts anderes zu sich genommen als Feuerwhiskey. Ich mag mir gar nicht ausmalen, welchen Hunger er verspüren muss und mit dem, wie ich den Jungen einschätze, kommt er eben deswegen nicht hervor weil er zum einen Angst vor sich selbst und auch vor deiner Reaktion hat.” Das mit dem Hunger hatte Severus sich auch schon gedacht. Aber Angst vor ihm selbst?     Abrupt hielt er mit dem Furchen laufen auf und wandte sich Lucius zu. “Was meinst du? Warum sollte er Angst wegen MIR haben?” Das leise Auflachseines Gegenüber irritierte ihn noch mehr als dessen Aussage. “Oh Severus, es ist wirklich herrlich wie sehr du doch manchmal auf dem Schlauch stehen kannst. Wirklich mein Freund, willst du etwa sagen, dass du diese Spannung zwischen euch nicht gemerkt hast? Nicht gemerkt hast, dass er zu dir aufsieht, dir vertraut und deine Meinung ihm wichtig ist?” Gesichtsausdruck und Geste reichten aus um seinem besten Freund zu vermitteln dass er nicht nur nicht verstand wovon der Mann redete, sondern auch dass er an dessen Zurechnungsfähigkeit zweifelte. Also wirklich! Spannung ja, die gab es nun wirklich. “Er ist seit vielen Jahren mein Schüler! Können wir jetzt BITTE beim Thema bleiben? Deine hanebüchenen Aussagen bringen uns kein Stück weiter, verdammt!” Ein Sofakissen flog quer durch den Raum. Gerade als Lucius ebenfalls aufstand und klar war, dass nicht nur Severus Gemüt erhitzt war, klopfte es einmal an der Eingangstür, ehe eben jene auch schon mit einem lauten Knall aufflog. Sofort begaben sich beide Männer ganz automatisch in Verteidigungshaltung.   “Onkel, ich weiß vielleicht wo Harry steckt”, brüllte Draco und schlitterte ob seines Tempos geradezu in den Raum. “Hey Dad, du hier? Egal, Blaise und ich haben Informationen.” Eben jener kam nun keuchend hinterher geschlittert, doch die Maulerei dieses interessierte niemanden in diesem Raum. “Raus damit!”, befahl der Wohnungsbesitzer während er seinen Zauberstab zurück steckte. “Los die Herren, was habt ihr herausgefunden?”, wollte nun auch Lucius wissen. Ein siegessicheres Lächeln erschien auf Dracos Gesicht. “Die Hauselfen, sie wissen etwas und die kleine Lovegood ebenso! Wir waren draußen am See und da saß das Mädel alleine rum. Dann erschien diese komische Elfe die Potter nach unserem Dobby befreite. Wir hörten nur Fetzen aber einer ….” “Einer davon war ‘Mr. Harry Potter wünscht Mrs. Lovegood zu sehen’ und dann waren ‘se weg”, unterbrach Blaise Draco, welcher ihn böse anfunkelte. “Wie lange ist das her? Moment … Severus, wo gedenkst du hinzugehen?”, rief Lucius noch hinter ihm her, doch Severus war schon aus der Wohnung raus. Natürlich, diese Lovegood! Er hatte nur das die ‘üblichen Verdächtigen’ Granger, Weasley und Longbottom beobachtet, die kleine Ravenclaw jedoch vollkommen außer Acht gelassen. Nun hatte er zwei neue Spuren und er würde bei den Elfen anfangen! Während er wie ein schwarzer Orkan durch die Flure rauschte, betete er zu Merlin und Co, dass es Harry gut ging.   “WO IST HARRY POTTER?” Severus wütende Stimme erfüllte die geräumige Küche Hogwarts. Es war kein Wunder, dass die Hauselfen allesamt panisch umher blickten und teilweise wie Espenlaub schlotterten. Er war froh dass er seinem Sohn und dessen Freund untersagt hatte mit in die Küche zu kommen. “SAGT ES SCHON. ICH BEFEHLE ES EUCH ALS STELLVERTRETENDER SCHULLEITER!” “Wir nichts wissen, Mister Snape, Sir”, piepste eine vollkommen verschüchterte Elfe unter Aufbietung all ihres winzigen Mutes, nur um sich zusammenzukauern, als Severus sie mit leuchtenden Augen nieder starrte. Entschlossen trat er ein und stellte sich zwischen den tobenden Schwarzhaarigen und die kleinen Wesen. “Severus, hör auf!” Nun traf ihn der wilde Blick. Langsam schüttelte Lucius den Kopf. Da sollte noch mal einer Sagen, dass Vampire kopflos wurden, der jenige hatte Severus noch nicht gesehen! Im Gegensatz zu den Elfen ließ er sich nicht von dem Blick einschüchtern, denn er wusste der Mann vor ihm konnte im Moment nicht klar denken. Im Gegensatz zu ihm, hatte der Mann noch nie diese Angst und Sorge in solch einem Ausmaß durchgestanden. Zudem fühlte er sich Harry zwar verbunden und er machte sich wahnsinnig viele Gedanken um den Jungen - wollte dass es ihm gut ging und ihn in Sicherheit wissen - aber er hatte nicht solch eine tiefe, intensive Verbindung wie sein bester Freund zu dem Jungvampir. Egal ob der Sturkopf vor ihm es ein sah oder nicht.   “Los, geh raus! Sofort! Du erreichst nichts! Geh an die frische Luft und komm runter.” Befehl und Bitte in einem Satz. Und glücklicherweise ging der Hitzkopf nicht sofort auf ihn los. Stattdessen schloss dieser nach einigen Augenblicken die Augen, stieß zischend die Luft zwischen den Zähnen aus und verschwand schließlich ohne weiteren Kommentar - und dafür bauschendem Umhang - das Reich der Hauselfen. Was zur Folge hatte dass nicht nur Lucius erleichtert durchatmete.   “Entschuldigt bitte sein Verhalten.” Müde ließ sich Lucius auf einem Stuhl nieder, welchen er sich zuvor auf die passende Größe gezaubert hatte. “Hättet ihr freundlicherweise etwas negativ Blut für mich? Es ist momentan alles etwas kräftezehrend.” Entschuldigend blickte er die sich langsam beruhigenden Elfen an. “Mieps wird besorgen.” Es war das kleine Elfenmädchen, welche vorhin auch Severus geantwortet hatte, die nun als erstes reagierte. Sanft lächelte er dem kleinen Ding zu, welche mit ihrer rosa Ohrschleife schon beinahe putzig aussah, auch wenn sie aus einem Küchenhandtuch gefertigt worden war. Es gab ihr etwas besonderes und so entschied er sich an die kleine zu halten. “Mieps - darf ich dich so nennen?” Ein Nicken war die Antwort. “Vielen Dank, für das Blut Mieps. mein Name ist Lucius Malfoy”, dankbar nickte er ihr zu, ehe er sich einen kräftigen Schluck genehmigte. Oh, wie gut es doch tat. Dieser Moment der Ruhe und das Kraft spendende rote Gold. Doch er durfte sich noch nicht vollkommen entspannen, vorher galt es seinen Schützling zu finden. “Magst du dich zu mir setzen? Nur falls ich dich nicht von deinen Aufgaben abhalte, natürlich.” “Mieps darf noch nicht mehr machen, als sauber und Karotten schälen. Mieps in der Ausbildung ist weil noch zu jung. Mieps nicht wissen ob ...” “Verstehe.” Nun richtete er das Wort an die anderen Elfen, welche nach und nach wieder ihren Tätigkeiten nachgingen.   “Meine Damen und Herren, wäre es für Sie tragbar der tapferen Mieps einen Moment Pause zu gönnen? Schließlich hat sie sich in ihrem jungen Alter einem wütenden Professor Snape entgegen gestellt und wir alle wissen, das ist nicht ohne.” Die kleine Spitze gegenüber der Feigheit der anderen, älteren Hauselfen, hatte er sich dann doch nicht sparen können. Ein deutlich älter Elf trat hervor. Das Lendenschurz Handtuch hatte schon deutlich bessere Zeiten gesehen und Lucius hatte Mühe damit dass Gesicht nicht zu verziehen. Er durfte es sich nicht ebenso mit den Wesen verscherzen, wie Severus.   “McHotch, ist Vertretung von Winky und Großonkel Mieps. Mieps dürfen Pause nehmen”, grummelte der hunzlige Hauself. “Vielen Dank”, gab Lucius zurück, während der Elf nickte und etwas in den nicht vorhandenen Bart nuschelnd zurück zu einem großen Topf kehrte. Mieps ließ sich vorsichtig auf einem kleinen Stuhl gegenüber von Lucius nieder.   “Mieps, du sagtest vorhin, dass ‘ihr’ nichts wisst. Aber wir wissen, dass mindestens eine Hauselfe von Harrys Aufenthaltsort weiß. Kleines, wir wollen ihm nichts böses, wir machen uns nur unglaubliche Sorgen um ihn. Darum ist Mr. Snape vorhin aus so laut geworden. Wir wissen, dass auch Mrs. Lovegood mit einbezogen ist. Mein Sohn sah, wie eine Elfe diese vorhin irgendwohin brachte. Bitte, kannst du uns helfen? Ich habe mir und ihm versprochen, dass ich für ihn da bin. Mich um ihn kümmere und für ihn sorge. Er ist mein Schützling.” Hoffnungsvoll blickte er die Kleine über das Glas hinweg an. Nervös spielte das Mädchen mit seinen Fingern und Lucius spürte dass er auf dem richtigen Weg war. “Du kannst mir vertrauen. Du weißt anhand meines Geruchs und meines Getränkes, welches Wesen ich in mir trage. Ich gehe davon aus, du weißt dass auch Harry nicht vollkommen menschlich ist?” “Harry Potter ist ein Vampir wie Mr. Malfoy. Mr. Potter ist immer nett und höflich, obwohl alle so gemein zu ihm sind. Mieps bekam die Schleife von Harry.” Ehrlich strahlte die Kleinere ihn an und strich behutsam über das Stück Stoff an ihrem Ohr. “Du magst ihn”, stellte Lucius sanft fest.   Sofort nickte Mieps enthusiastisch. “Mieps mag Harry sehr. Mutter erzählt mir immer welche große Taten Harry alle für sie und Vater tat. Nur dank Harry, gibt es mich und dafür bin ich sehr dankbar. Mutter sagt, es geht ihm einigermaßen gut, aber ich darf ihn nicht besuchen. Mieps glaubt, dass Harry nicht ganz gesund ist und Mieps ihn deswegen nicht besuchen darf.” Traurig wackelten die kleinen Öhrchen und Lucius Sorge schrumpfte zu gleichen Maßen, wie sie wieder anschwoll. Doch er durfte seine Gesprächspartnerin jetzt nicht verunsichern. “Das freut mich schon mal ein kleines bisschen zu hören, dass er immerhin am leben ist. Wer ist denn deine Mutter, meine Kleine?”   “Winky. Mein Vater war Dobby”, strahlte Mieps voller Stolz. Dies war der Moment, in dem Lucius seine Selbstbeherrschung vergass und sich mit der freien Hand gegen die Stirn schlug. ”Natürlich, wie konnten wir so blind sein!” “Mr. Malfoy nicht selbst hauen”, warf Mieps verunsichert ein.   Aufgeregt tigerte der Malfoy hin und her. “Nur wo er ist und wie es ihm wirklich geht …  nein so wird das nichts. Und wenn ich … nein …” Immer wieder murmelte unzusammenhängende Dinge, während die Gedanken wie ein Billywig Schwarm durch seinen Kopf tobten. Eins war klar, die Loyalität von Winky und auch Mieps, lag ganz eindeutig bei Harry. Gerade die der Hauselfenmutter, denn diese war vor dem sicheren Tod bewahrt worden. Wenn diese also nicht mitspielte, dann sahen sie Harry im Ernstfall niemals wieder. Hoffentlich war sich der Junge seiner Möglichkeiten nicht bewusst!     Eine kleine runzlige Hand auf seinem Arm ließ ihn innehalten. Irritiert blickte er hinab und erblickte eine ihm vertraute Hauselfe. Mit großen Augen starrte er das Wesen an. “Winky …”, flüsterte ungläubig, hatte er doch nicht damit gerechnet sie persönlich anzutreffen. Gutmütig lächelte eben jene ihn von unten herauf an. “Mr. Malfoy können ganz ruhig sein. Winky spürt dass sie es ernst mit dem kleinen Harry meinen. Winky ist froh, dass sie gekommen sind. Harry fragte bereits nach Ihnen und auch nach Mr. Snape. Ich werde Sie zu ihm bringen, so beide sich beruhigt haben. Kleiner Vampir ist sehr … verwirrt. Er hat Angst und schämt sich.” Ein Stein fiel von Lucius geplagter Seele. Ach was, Stein. Das war ein ganzer Felsbruch. Und wenn Severus die Nachrichten erfuhr wurde daraus ganz Hogwarts. “Ich hole ihn”, rief Lucius euphorisch aus, doch Winky stoppte ihn erneut.    “Warten Sie, Mr. Malfoy. Winky wird mitkommen und Sie dann zu Harry bringen. Die Appariermöglichkeiten zu diesem Ort sind beschränkt.” Erstaunlich würdevoll trat das Wesen an ihm vorbei. Es verwunderte Lucius nicht im geringsten, dass neben Severus auch Draco und Blaise augenblicklich ‘Gewehr bei Fuß standen’. Jedoch ignorierte es das aufgeregte Plappern schlichtweg. “Jungs, ihr geht in euer Haus zurück und du Severus kommst mit. Zügig, sonst verlieren wir unsere einzige Spur zu Harry aus den Augen.” Damit setzte er sich mit langen Schritten in Bewegung und ging hinter Winky her.  Die kleine Hauselfe hatte nämlich nicht abgewartet ob sie folgten.     Severus Aura neben ihm war selbst für ihn, nach so vielen Jahren, schwer zu deuten. Verborgen unter einem Illusionszauber der Elfe war das Trio nun schon einige Minuten unterwegs. Quer durch die Schule ging ihre Reise und endete schließlich bei einem alten Kloraum. Lucius brannte die Frage unter den Nägeln wo sie waren, aber bei Severus verkniffenen und düsteren Gesicht sparte er sich dies. Die Sorge um Harry wuchs, denn es war klar dass dieser Raum nicht Harrys Versteck war und tatsächlich verschwand die Elfe kurz und nur wenige Sekunden später eröffnete sich ihnen unter Getöse ein Durchgang an unerwarteter Stelle.. Ein dunkler Durchgang in einem alten Waschbecken der irgendwie in die unbekannte Tiefe führte. Nur dank seiner verbesserten Sicht erkannte er das schwache Licht von Fackeln. Wo hatte sich der Junge verkrochen und warum hatte ihn keiner der Suchzauber aufspüren können? Die dunkle Gestalt Severus sprang ohne zu zögern hinab und rief ein ungehaltenes “Komm schon” zu ihm hinauf. Noch einmal blickte sich Lucius um, erblickte die maulende Myrrthe wenige Meter von sich entfernt und folgte schließlich irritiert Severus. Warum hatte ihn dieses Geistermädchen so streng angeblickt? Moment. Altes Klo, der Geist und ein gesicherter Geheimgang … oha!   Meter um Meter schritten sie im Lichte magischer Fackeln durch steinernden Flure. Severus ging ein kalter Schauer nach dem anderen über den Rücken. Kaum waren sie hier unten angekommen, hatte er einen deutlich frischeren Geruch von Harry in der Nase. Hier, an diesem negativen Ort hatte er den Jungen niemals erwartet, er hatte ja nicht mal einen einzigen Gedanken an die Kammer verschwendet. Ein wirklich gutes Versteck, das musste er dem Jungvampir eingestehen. Severus wusste nicht, wie Lucius es geschafft hatte diese Winky dazu zu kriegen sie zu Harry zu bringen, aber bei Merlin, konnte das nicht etwas schneller gehen? Er wollte den Jungen hier wegbringen. Wie musste es damals für den Kleinen gewesen sein, als er hier das erste Mal langschritt, in dem Wissen, dass Voldemort auf ihn wartete? Und dann der Basilisk.   “Sag mal … trügt mich mein Gefühl, oder sind wir …” “In der Kammer des Schreckens”, beendete er Lucius Satz, und beide blieben mit großen Augen stehen. Sie waren in eine riesige Halle eingetreten. Große Säulen, schwarzer Marmorfußboden und Wassergräben sowie Kanäle an den Seiten. Doch dass was sie stehen lassen blieb, war der gewaltige Körper des ehemaligen Kammerhüters. Es war eine grausige Vorstellung, dass der kleine, zwölf jährige Harry hier ganz alleine gegen das höchst aggressive und gefährliche Wesen hatte antreten müssen. Er hatte der Erzählungen über diesen Tag gehört, einige Erinnerungen mit Dumbledore angesehen, aber nie war er sich des wahren Schreckens so richtig bewusst gewesen.   Schlechtes Gewissen überfiel ihn und brachte ihn dazu demütig den Kopf zu senken. Warum zog es Harry gerade hierher, wo er hier doch beinahe den Tod gefunden hatte? Ein scharfes “Komm schon” holte ihn aus den selbstzweiflerischen Gedanken. “Dein innerer Tränkemeister wird den Verlust der Zutaten verkraften”, gab Lucius noch hinterher, wobei sein Freund schon weiter gegangen war. “Wenn du Glück hast, hat Harry auch etwas von den guten Stücken heile gelassen. Merlin bin ich dankbar für den verwendeten Stasiszauber.”     “Was meinst du?” Der Vampir brauchte nicht antworten, denn nun sah Severus es mit eigenen Augen. Hätte er bis eben noch jedem gesagt dass ihn nichts mehr erschüttern konnte, so wäre diese Aussage nun Lügen gestraft. Während der Kopf vollkommen intakt - bis auf die zerstörten Augen - wirkte, sah der meterlange, breite Schlangenkörper ganz anders aus. Immer wieder fehlten ganze Stücke. Kratzspuren verteilten sich über die Schuppen und … waren das vampirische Zahnabdrücke? Bei allem was ihm heilig war, WAS WAR HIER GESCHEHEN? “Los lass uns weiter. Ich will hier nur weg und das mit Harry im Gepäck!” Schnell bewegte er sich zu der wartenden Hauselfe, Lucius direkt neben sich.     “Harry, jetzt trink das Blut. Winky hat mir extra deine Sorte gegeben und meins kriegst du nicht, denn dann geht es dir noch schlechter. Du kannst dich nicht nur an der Schlange austoben und diesen Alkohol in dich reinkippen. Bitte …” Es war Lunas ruhige, aber eindringliche Stimme, welche sie in der erstaunlich gemütlichen Wohnung zuerst wahrnahmen. Eine Welle von Eifersucht überrollte ihn und er konnte das Knurren nur mit Mühe zurückhalten. Oder war es Neid, weil das Mädel in Harrys Nähe sein durfte und sie selbst es nur durch Lucius Verhandlungsgeschick geschafft hatten? Doch Lunas nächste Aussage ließ ihn alle Gedanken daran vergessen. “Kleiner, du kannst dich nicht dauernd vom restlichen Blut des Basilisken ernähren, das kann doch einfach nicht gesund für dich sein!” Was eine glatte Untertreibung war, denn auch das Blut der Riesenschlange beinhaltete Anteile von dessen Gift. Dazu noch viele andere ungesunde Dinge die selbst für einen Vampir nicht gut sein konnten! Während sein Gehirn noch vollkommen damit beschäftigt war, sich all die Folgen auszumalen, war es mit Lucius Selbstbeherrschung vorbei. Mit einem lauten “HARRY”, schoss der Mann an ihm vorbei in den Raum.   Nichts auf der Welt konnte Lucius hier halten. Harry musste hier weg. Aus der Kammer, aus der Schule, weg von dem momentanen Alltag. Innerhalb von Sekunden hockte er vor dem kleinen schwarzhaarigen Vampir und man sah mit einem Blick, dass es diesem nicht gut ging. Vom Geruch nach Erbrochenem und Alkohol mal ganz abgesehen. Der Kleine sah einfach schrecklich an.   “Endlich sind Sie da, Mr. Malfoy”, war der einzige Kommentar dieses Lovegood Mädchens, ehe sie aufstand und den Raum verließ. Er hörte sie etwas mit Severus bereden, aber es war ihm egal. Alles was zählte war dieses traurige kleine Bündel Mensch welches auf einem Teppich hockte. Nur langsam richtete sich dessen Blick auf ihn. Glasig, unsicher und doch hoffnungsvoll. “Lucius … hallo”, krächzte sein Gegenüber. Vorsichtig streckte Begrüßter eine Hand aus und strich Harry eine klebrige Haarsträhne von der Stirn. “Hallo Kleiner. Ich bin froh dass ich dich endlich gefunden habe. Ich habe mir wirklich Sorgen um dich gemacht und dies anscheinend vollkommen zu recht.” Ein musternder Blick traf ihn. “Siehst nicht gut aus.” Der Malfoy konnte ein zynisches Auflachen nicht verhindern. “Dann guck dich mal an, Harry. Na komm, was hälst du davon wenn wir von hier verschwinden?” Zugleich versuchte der Junge zu nicken und den Kopf zu schütteln. “Muss … aufräumen. WIll nicht raus. Die Welt ist kacke. Niemand will mich. Hier hab ich Ruhe und wenn ich will bringt Winky mir alles was ich brauche, aber ich brauche nichts. Nur das hier.” Dabei angelte sich der vollkommen betrunkene Jungvampir eine der Whiskeyflaschen und hielt sie bitter lächelnd empor. “Prost!” Doch er kam nicht dazu einen Schluck zu nehmen, denn Severus erschien neben dem Jungen und riss ihm die Flasche aus der Hand.   “HEY das gehört mi … Severus, du hier und nicht bei Remus?” “Du hast genug. Und was glaubst du eigentlich was ich getan habe die ganze Zeit?” Die Flasche flog zielsicher in einen der magischen Mülleimer, welcher die Flasche unter lautem Rülpsen vernichtete. Schulterzuckend blickte Harry seinen Professor an. “Mit Remus die verlorene Zeit nachgeholt? Wat weiß ich schon?” “Ich hab dich GESUCHT DU IDIOT!”, rief Severus laut. Was anscheinend Leben in den Betrunkenen brachte, denn dieser stand unsicher und wackelig auf. Ganz automatisch wollte Lucius ihm helfen, doch der Potter ignorierte ihn. Die nur mäßig vorhandene Konzentration reichte nur für eine Person. “Hätt’st ja gleich mitkommen können”, giftete Harry zurück. “Du hast ja nicht mal abgewartet!” “Du bist dageblieben!” “Du bist einfach disappariert und dann warst du verschwunden! Ich habe Remus zur Sau gemacht und bin dir hinterher.” “Als wenn, ihr habt euch durch die Betten gewälzt!” Schrie Harry und wandte sich ab. Es mochte nur ein Aufblitzen gewesen sein, aber dennoch hatte Lucius den Schmerz in den grünen Augen gesehen. Oh man, wenn das hier nicht so ernst wäre, dann war Lucius beinahe drauf und dran in einen Lachanfall zu verfallen.     “Harry, das bringt doch alles nichts. Komm mit mir nach Malfoy Manor. Du wirst sehen, dann sieht das alles schon ganz anders aus”, versuchte er zu vermitteln. “Niemand will mich und wenn … dann nur aus Mitleid oder irgendwelchen Versprechen gegenüber Toten. Remus haut ab, vergisst mich und sperrt mich aus seinem Leben. Meine angeblichen Freunde schneiden mich. WUHUUU, Party!” Es war nicht gerade ein würdevolles Verhalten - nein, es war ganz und gar hinterhältig und konnte das wenige Vertrauen des Jungen zerstören - aber Lucius wusste sich nicht mehr anders zu helfen. Schneller als irgendeiner - erst recht nicht diese kleine Schnapsfledermaus - reagieren konnte, hatte er seinen Zauberstab gezogen und Vampirgerechte Lähm- und Schlafzauber auf Harry geworfen. Ohne zu zögern nahm er den viel zu leichten Jungen auf seine Arme. “Lasst uns gehen.” Was ein Nicken aller Beteiligten zur Folge hatte und so verließ die zusammengewürfelte Truppe diesen bedrückenden Ort. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)