Trautes Heim, (Un-)Glück allein! von RinRainbow ================================================================================ Kapitel 10: Mitbewohner II -------------------------- ,,...und so kommen wir schließlich auf die Lösung, dass" x" gleich 5 ist." Arata sah seinen Nachhilfeschüler strahlend an.  Doch Joe hatte schon vor einigen Minuten komplett abgeschalten. Genauer gesagt in jenen Moment, in dem er durch das Fenster des Klassenraumes ein schwarzhaariges Mädchen gesehen hatte, welches, den Blick stur auf ihr Handy gerichtet, direkt vor der Nachhilfeschule stand und zu warten schien.  ,,Arata", sagte der Brillenträger und wandte sich -endlich!  seinem Freund zu. ,,Kann es sein, dass deine Freundin dich heute abholt?" ,,Mh?" Überrascht über den plötzlichen Themenwechsel dauerte es ein paar Sekunden bis der Angesprochene antwortete. ,,Ähm ja..?" ,,Und was..was macht ihr heute noch?" Der Kido versuchte seine Frage betont beiläufig klingen zu lassen.  Arata zuckte die Schultern. ,,Naja, ich glaube Touka wollte shoppen gehen." Er verdrehte gequält die Augen, eine natürliche - und vor allem männliche - Reaktion, ganz im Gegensatz zu Joe, der mit glänzenden Augen ,,Shoppen!" wiederholte als wäre es das Aufregendste was er je gehört hatte.  ,,Ähm ja...?"  Joe konnte sich ein neidisches Seufzen nicht verkneifen. Was nicht daran lag, dass er so gerne shoppen ging, Gott bewahre! Nein, es war die Tatsache das Arata eine Freundin hatte mit der er Zeit verbringen konnte. Und als wäre das nicht schon genug, nein, ebenjene Freundin holte ihn auch noch von der Nachhilfeschule ab. Wie sollte man(n) da nicht neidisch werden? ,,Alles in Ordnung bei dir?" Aratas Stimme riss ihn aus seinen Gedanken.  ,,Klar." Der Ältere begann seine Sachen zusammenzupacken. ,,Danke für deine Hilfe. Aber für heute reicht es." Er griff sich seine Tasche und stand auf. ,,Außerdem", er lächelte Arata tapfer an. ,,Außerdem solltest du deine Freundin nicht länger warten lassen..."   ,,Shoppen...", murmelte Joe immer noch als er schon auf dem Nachhauseweg war. Er stellte sich vor, wie es wäre wenn er eine Freundin hätte. Jemanden der ihn nach einen harten Tag voller Lernen abholte. Jemanden der Zeit, nur mit ihm, verbringen wollte..was das wohl für ein Gefühl war? Doch ein plötzlicher, stechender Schmerz in seinem Kopf hinderte ihn daran sich weiter mit diesem Traum zu beschäftigen. ,,Verdammt.." Er blieb stehen, stützte sich an einer Hausmauer ab. ,,Nicht schon wieder..." Und  in diesem Moment wurde ihm schlagartig wieder bewusst,wie müde er eigentlich war. Wie ausgelaugt. Der Umzug, die Nachhilfeschule, die zusätzlichen Lerneinheiten mit Arata und der Druck, die Aufnahmeprüfung der Tokyo Uni endlich zu bestehen.. Sein Atem wurde schneller, die Umrisse der Umgebung schienen plötzlich zu verschwimmen.  ,,Verdammt..."  Mit unsicheren Schritten stolperte er weiter, bis er schließlich das rettende Leuchtschild vor ihm erkannte. Als er den Laden betrat, rempelte er ein junges Mädchen an, hielt sich aber nicht lange mit großen Entschuldigungen auf, murmelte nur ein paar unverständliche Worte und stürmte weiter. Erst als er das Kühlregal mit den Getränken erreicht hatte wurde er ruhiger. Seine Hand griff gierig nach einer Coladose die er sofort öffnete und in ein paar schnellen Zügen leerte. Erschöpft  ließ er sich an der Wand heruntergleiten und versuchte ruhig zu atmen.  Er wusste nicht wie lange er dort saß, vielleicht waren es nur Sekunden, vielleicht Minuten, bis er eine warme Stimme vernahm.  ,,Alles in Ordnung?" Als das besorgte Gesicht der Verkäuferin vor ihm auftauchte rappelte er sich eilig auf.  ,,Äh..ja..", stammelte er verlegen. Dann wurde ihm klar, dass er immer noch die leere Coladose in der Hand hielt. ,,Ähh...ich..es tut mir leid, natürlich hatte ich vor das zu bezahlen.." Das Kichern der jungen Frau beruhigte ihn irgendwie. ,,Daran hatte ich keine Zweifel...aber..ist wirklich alles okay?" ,,Ja", wiederholte Joe. Und es stimmt tatsächlich, er fühlte sich zwar immer noch etwas benommen, aber immerhin musste er jetzt nicht mehr befürchten einfach zusammenzubrechen.  ,,Na dann..." Die Verkäuferin warf ihm noch einen kurzen Blick zu ehe sie zurück zur Kasse ging. Der Brillenträger sah ihr nach während er nachdenklich die leere Dosen in seiner Hand drehte. Er sollte wirklich besser auf sich aufpassen, in letzter Zeit vergaß er vor lauter Lernen tatsächlich öfter zu essen oder zu trinken. Dabei brauchte er doch all seine Kraft um sich optimal auf die Prüfung vorbereiten zu können! Schwäche konnte er sich jetzt nicht leisten! Also griff er sich einen Einkaufskorb, lud sich ein paar Snacks und Getränke ein, ehe er zur Kasse ging, bezahlte und sich auf den Heimweg machte. Er wollte nur noch in sein Bett und etwas schlafen. Doch aus seinem Plan wurde mal wieder nichts. Denn dort, direkt vor seiner Wohnungstüre wartete bereits ein neues Problem auf ihn. Ein circa 1,50 großes, braunhaariges Problem, welches ihn freundlich anlächelte.  ,,Kari...", sagte Joe überrascht.  ,,Hallo Joe." Ihre Stimme war warm und klar. ,,Entschuldige den Überfall, aber...können wir vielleicht kurz mit dir sprechen?" Erst jetzt bemerkte er T.K, der hinter dem Mädchen stand und zur Begrüßung lässig die Hand hob. ,,Ähm natürlich kommt doch..", abrupt hielt der Kido inne. ,,Nein!" ,,Nein?" T.K zog verwirrt eine Augenbraue nach oben. In Joes Kopf begannen die Gedanken zu kreisen. Selbstverständlich konnte er Kari jetzt auf keinen Fall in seine Wohnung lassen. Und dafür gab es auch einen verdammt guten Grund.  Tai.    Er hatte keine Ahnung ob dieser seiner Schwester schon mitgeteilt hatte, dass er hier wohnte. Um genau zu sein wusste er nicht einmal ob die Geschwister momentan überhaupt Kontakt hatten. Und sollte Kari nichts von seinen neuen Mitbewohner wissen und ihn jetzt hier entdecken...na dann war das Drama ja schon vorprogrammiert! Und natürlich würde es wieder irgendwie so enden, dass alle sauer auf IHN waren. Obwohl er doch nur helfen wollte! Und darauf konnte er nach so einem Tag nun wirklich verzichten. ,,Joe?" Karis Stimme riss ihn aus seinen Gedanken.  Schnell versuchte er einen vernünftigen Grund zu erfinden, warum er seine Besucher nicht in die Wohnung bitten konnte. Doch als schlechter Lügner der er eben war schlug er sich in einer übertriebenen Geste mit der Hand gegen die Stirn und rief dazu noch unnatürlich laut:,,Ach das tut mir jetzt Leid, aber mir fällt ein, dass ich ja gerade gehen wollte!" T.K verzog  ungläubig das Gesicht. ,,Gehen? Du bist doch eben erst gekommen!" ,,Ähh...das schon aber...aber ich hab ganz vergessen, dass ich ja noch zur Nachhilfeschule muss!" Doch auch diese Ausrede zog bei dem Blonden nicht. ,,Aber kommst du nicht gerade von dort?" ,,...nein!" ,,Doch?" ,,Nein!" Der Takaishi verdrehte die Augen. ,,Joe. Du hast von Montag bis Samstag Nachhilfe. Montag bis Donnerstag von vier bis sechs, Freitag von drei bis fünf. Heute ist Donnerstag, sieben Uhr. Also müsstest du logischerweise gerade von der Nachhilfe kommen." Empört schnappte der Kido nach Luft. ,,Wer bist du Sherlock Holmes?!" Sein Gegenüber lachte ,was Joe nur noch mehr aufregte. Das konnte doch nicht wahr sein! Sicher, er hatte die Zeiten seiner Nachhilfe  schon hin und wieder einmal erwähnt, aber,warum zum Teufel hatte sich T.K das denn bitte gemerkt? Warum konnte er sich an so etwas - für ihn - total unwichtiges erinnern, während er sich damals, als Joe ihm stundenlang eine mathematische Gleichung erklären wollte,nicht die kleinste Kleinigkeit merken konnte?! Das war doch wohl ein schlechter Scherz! ,,Also hast du Zeit für uns oder?" T.K lächelte ihn zuckersüß an. Joe nickte langsam, zog seinen Schlüssel hervor, trat vor die Tür und...hielt dann lachend inne. ,,Ach sowas dummes, ich habe ganz vergessen einkaufen zu gehen, also kann ich euch gar keinen Tee anbieten. Das geht doch nicht!" T.K´s Blick wandert zu den vollen Tüten die der Kido in der Hand hielt. ,,Aber..." ,,Kein Tee!", wiederholte Joe laut. ,,Also, dann gehen wir am besten in ein Cafe und.." ,,Joe", sagte Kari ungeduldig.Sie schien genug von dem ganzen Hin und Her zu haben .,,Ich weiß das Tai bei dir wohnt. Er hat mich angerufen."  ,,..und da fällt mir ein, dass ich ja doch Tee gekauft habe." Mit diesen Worte sperrte Joe - endlich - die Türe auf.   Während er an seinem Tee nippte überlegte der Kido warum genau Kari zu ihm gekommen war. Es musste wegen Tai sein. Natürlich. Er konnte sich keinen anderen Grund vorstellen. Allerdings, hatte sie nicht eben gesagt, dass sie mit ihm, Joe, sprechen wollte? Aber warum? Hoffentlich verlangte sie nicht von ihm Tai wieder dazu zu überreden nach Hause zu kommen... Das Mädchen selbst machte jedenfalls keinerlei Anstalten ihren Besuch zu erklären, sie saß stumm neben T.K auf der Couch und starrte nachdenklich in ihren Tee. Fast schien es so als würde sie es vermeiden wollen Joe anzusehen. Was natürlich Quatsch war. Oder? ,,Ähm also, es tut mir leid das Tai nicht da ist, ich weiß leider auch nicht wann genau er wieder kommt", plapperte er schließlich drauf los, hauptsächlich um die unangenehme Stille zu durchbrechen.  ,,Schon okay..", murmelte die junge Yagami in ihre Teetasse. ,,Außerdem wussten wir das er nicht hier sein wird", sagte T.K gleichgültig. ,, Donnerstags hat er immer Fußballtraining." Ungläubig starrte Joe ihn an. Wann zum Teufel war dieser Junge zum wandelnden Terminkalender geworden?! ,,Ah naja gut, dann..." Er ließ den Satz unbeendet, in Gedanken fügte er allerdings ein genervtes ,, dann bleiben wir eben weiterhin hier sitzen und schweigend uns an, ich könnte mir nichts schöneres vorstellen!" hinzu. Stille. Schließlich berührte T.K sanft den Ellenbogen des Mädchens neben ihn und flüsterte:,,Kari? Frag ihn einfach."  Und tatsächlich hob sie den Kopf und sah Joe direkt in die Augen. Überrumpelt von dem plötzlichen Blickkontakt wandte er sein Gesicht ab. Und da bemerkte er zum ersten Mal den Rucksack der zwischen seinen Besuchern auf dem Boden stand.  ,,Es ist so", begann Kari endlich ihr Anliegen, doch die Aufmerksamkeit des Brillenträgers hatte sich inzwischen komplett auf den Rucksack gerichtet. Konnte es sein... ,,...und auf dem Nachhauseweg..." Er nahm ihre Stimme kaum noch wahr.  Dieser Rucksack...hatten seine Augen ihm wirklich nur einen Streich gespielt? Aber...er musste es wissen.  ,,Kari", unterbrach er das Mädchen und stand von seinem Sessel auf. ,,Bleib jetzt ganz ruhig, aber...irgendwas in deinem Rucksack bewegt sich!" ,,Ich...was?" Ungläubig beobachtete sie wie Joe langsam die Hand ausstreckte.  Und dann passierte alles gleichzeitig.  In dem Moment, in dem seine Hand den Reißverschluss des Rucksack öffnete hörte er nur noch Karis hektisches:,,Nein, tu das nicht!", sah aus den Augenwinkeln wie T.K aufsprang und ,,Verdammt" rief, dann wurde alles schwarz.  Erschrocken kippte er nach hinten um und lag nun auf dem Boden.  Schwarz.  Und so...flauschig?  ,,Was zum Teufel..?" Joe griff nach dem Ding das ihm ins Gesicht gesprungen war und hob es hoch. Er starrte direkt in zwei große grünen Augen. ,,Eine...Katze?", fragte er verwirrt.  ,,Ein Kater um genau zu sein", Kari war zu ihm getreten und nahm ihm das Fellbündel ab. Dann warf sie T.K der hinter vorgehaltener Hand versuchte sein Lachen zu verbergen einen bösen Blick zu. ,,Hör auf!" ,,Tut mir leid", brachte der Blonde schließlich heraus und wischte sich eine Träne aus den Augenwinkeln. ,,Aber hast du seinen Blick gesehen? Als würde ihn ein Monster anfallen. Das sah so komisch aus!" ,,Na vielen Dank auch!", sagte Joe, stand auf und begann die Katzenhaare von seinem Pullover zu zupfen. ,,Ich nehme an", er ließ sich zurück auf seinen Sessel fallen, ein leiser Verdacht beschlich ihn.  ,,Dass er der Grund für euren Besuch ist?" Kari nickte, ihre Hände strichen sanft über den Rücken des Kätzchens das sich inzwischen auf ihrem Schoß zusammengerollt hatte.   ,,Taichi." ,,Was?" Überrascht drehte Joe sich zu Haustüre um, in der Erwartung seinen Mitbewohner zu erblicken.  Aber niemand hatte die Wohnung betreten.  ,,Taichi", wiederholte das Mädchen hartnäckig. Der Kido seufzte und tauschte einen wissenden Blick mit T.K. Anscheinend machte der Auszug von Tai seiner Schwester mehr zu schaffen als er gedacht hatte. Wenn sie ihn jetzt schon zu sehen glaubte obwohl er gar nicht da war. ,,Ohkay...Kari dein Bruder ist nicht hier, weißt du?", sagte er übertrieben langsam und in einem Tonfall als würde er mit einem Kleinkind sprechen.  Sie hob eine Augenbraue und sah ihn ungläubig an. ,,Ich weiß", war ihre knappe Antwort.  ,,Ja aber..." T.K kam ihm zu Hilfe. ,,Der Kater", erklärte er und deutete auf das schwarze Fellknäul das inzwischen unter Karis Händen zu schnurren begonnen hatte. ,,Der Kater heißt Taichi."  ,,Taichi. Der Kater. Na klar. Logisch." Verzweifelt suchte der Kido nach Parallelen zwischen seinem Freund und dem Tier. Nur ließen sich keine finden. Vielleicht war der von Kari ausgesuchte Name doch ein Anzeichen für eine Art Bruderkomplex... ,,Naja auf jeden Fall..." Kari begann dem Kater am Bauch zu kraulen. ,, Kann er eine Weile bei dir bleiben?" Jetzt, da die Katze im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Sack (oder besser gesagt aus dem Rucksack) war schien sie keinerlei Bedenken mehr zu haben ihr Anliegen offen auszusprechen.  ,,Warum?" Tatsächlich war es das Erste was Joe in den Sinn kam. Zugegeben, nicht gerade höflich, aber trotzdem. Reichte es nicht das er einen Taichi bei sich aufgenommen hatte?! ,,Wie Kari dir gerade schon erklärt hat", mischte sich T.K wieder in das Gespräch ein. ,,Ist er ein Streuner. Als wir ihn gefunden haben war er total ausgehungert. Und wie du ja weißt hat Kari schon eine Katze und meine Mutter hat eine Allergie, also können wir ihn leider beide nicht aufnehmen. Natürlich könnten wir ihn ins Tierheim bringen aber...die sind eh schon total überlastet.." ,,Wir konnten den Kleinen doch nicht auf der Straße lassen...ganz alleine. Er ist sozusagen noch ein Baby..." Karis große braune Augen nahmen einen bittenden Ausdruck an.  Wie konnte Joe da noch nein sagen?  Er seufzte. Und wusste das er seine nächsten Worte früher oder später bereuen würde. ,,,Na gut..." T.K stand auf und klopfte ihm dankbar auf die Schultern. ,,Du bist eben ein echter Freund Joe!"  Hatte er diese Worte nicht schon einmal gehört? ,,Und keine Angst! Es ist nur vorübergehend. Bis wir ein richtiges zuhause für ihn gefunden haben!" Kari  hatte sich glücklich lächelnd zu Taichi heruntergebeugt. ,,Siehst du mein Kleiner? Jetzt hast du erstmal ein Dach über den Kopf. Ist das nicht toll?" Joes Gedanken dagegen wanderten zur der - immer noch - ungelesen Hausordnung die auf seinem Nachttisch lag. Er hatte eine leise Vorahnung, dass es dort eine klare Regelung zum Thema Haustiere gab. Und wenn er sich nicht täuschte sprach die nicht gerade für die Aufnahme einer herrenlosen Katze... Da setzte Kari das Kätzchen auf seinen Schoß.  ,,Du wirst mir noch eine Menge Ärger bringen", murmelte Joe so leise, dass nur Taichi ihn verstehen konnte. Aber das kleine Tierchen schien sich nicht für seine Probleme zu interessieren, stattdessen begann es fröhlich und mit voller Hingabe seine Hand abzulecken. ,,Ich glaube er hat schon wieder Hunger", bemerkte T.K lachend.  Joe seufzte. ,,Hunger. Was auch sonst..." Und mit einem Mal erschien ihm der Name doch ziemlich passend.  Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)