Trautes Heim, (Un-)Glück allein! von RinRainbow ================================================================================ Kapitel 8: Mitbewohner ---------------------- Als Joe am nächsten Tag entspannt mit einer Tasse Tee - Gott sei dank war Sonntag! - auf seiner Couch saß kam ihm plötzlich ein Gedanke.  Ein verstörender Gedanke um genau zu sein. ,,Ich habe mich daran gewöhnt.." Und tatsächlich, es überraschte ihn nicht mehr, dass Izzy schon wieder seinen PC in Beschlag genommen hatte, Sora im Schneidersitz auf dem Fußboden saß und ihre Stoffe ordnete, ein leises Summen auf den Lippen. Und Matt, der vor kurzem seine Akustikgitarre mitgebracht hatte, da der neue Proberaum doch noch länger als geplant auf sich warten ließ, es sich ebenfalls in seinem Wohnzimmer gemütlich gemacht hatte. Die Klänge seiner Gitarre und das sanfte Summen Soras verbanden sich zu einer Melodie, eine Melodie die wie unausgesprochene Worten zwischen den Beiden schwebte. Doch dann - ohne jede Vorwarnung - erklang plötzlich ein Schrei und unterbrach die Idylle. ,,Es ist Morgen?! Schon wieder?" Drei ungläubige Gesichter starrten Izzy an. ,,Ähm..naja", sagte Joe vorsichtig. ,,Irgendwie schon.." Hektisch begann der Computerfreak seine Sachen zusammenzupacken. ,,Ich hätte schon längst daheim sein müssen..verdammt!" Er stürmte mit schnellen Schritten aus der Wohnung. ,,Aber Izzy", rief Joe ihm hinterher. ,,Vergiss nicht unsere Verabredung später..!" Doch die einzige Antwort die er bekam war das laute Knallen mit dem die Haustüre hinter seinem Freund ins Schloss fiel. Joe seufzte. Sora begann zu kichern, während Matt nur stumm den Kopf schüttelte und sich wieder seiner Gitarre zuwandte. Joe trank die letzten Reste seines, inzwischen kalten, Tees aus und überlegte gerade ob er seine freie Zeit nutzen sollte um noch etwas zu lernen, als es klingelte. Mal wieder. Im ersten Moment dachte er, dass es vielleicht Izzy war, der etwas vergessen hatte. Doch noch während er den Flur entlang ging erinnerte er sich daran, dass Izzy ja einen Schlüssel hatte und somit nicht klingeln musste.  ,,Aber wer..." Die Worte blieben ihm im Hals stecken als er die Türe öffnete.  Sein Blick fiel als erstes auf die große Reisetasche die zu Füßen seines Besuchers stand. ,,Oh nein..", murmelte der Brillenträger und lehnte sich gegen den Türrahmen.  Der braunhaarige Junge grinste ihn unsicher an. ,,Tut mir leid...aber ich brauche wirklich deine Hilfe Joe..." Schweigend saßen die Vier am Esstisch. Tai, der seit seiner kurzen Begrüßung nichts mehr gesagt hatte, vermied es auch nur einen seiner Freunde anzusehen. Und auch sonst sagte niemand etwas. Die Stille wurde irgendwann so erdrückend, dass Joe das Gefühl hatte laut losschreien zu müssen. Da erhob Sora schließlich ihre Stimme.  ,,Tai..bist du von zu Hause weggelaufen?" Sie sprach mit ihrer üblichen angenehmen Ruhe, trotzdem zuckte Joe kurz zusammen, überrascht von ihrer Direktheit.  Statt einer Antwort starrte Tai weiterhin stur in seine Teetasse, als wäre ihr Inhalt das Interessanteste das er seit langem gesehen hatte. ,,Bitte", das Mädchen streckte ihre Hand aus und griff über den Tisch hinweg nach Tais Arm. ,,Rede mit uns..wir wollen dir doch nur helfen..." Mit einer ruckartigen Bewegung sprang der Angesprochene auf und stieß dabei so fest gegen den Tisch, dass der Tee aus Joes Tasse schwappte.  ,,Na super! Schon mal daran gedacht, dass ich eure Hilfe gar nicht will?!", rief er gereizt.  Sora sah ihn mit großen Augen an. ,,Aber..." ,,Lass es Sora! Dein Helfersyndrom geht mir mächtig auf die Nerven! Kümmere dich doch einfach mal um deinen eigenen Kram, ja?!" Joe sah wie der Takenouchi die Tränen in die Augen stiegen.  ,,Tai..", setzte er leise an, doch eine andere Person war schneller. ,,Jetzt reiß dich mal zusammen Yagami!" Matts dunkle Stimme war ruhig, aber der bedrohliche Unterton war nicht zu überhören. ,,Geht man so vielleicht mit seinen Freunden um?" Tai warf ihm einen wütenden Blick zu, biss sich dann aber auf die Lippe und sah schuldbewusst zur Seite.  ,,Ich..es tut mir leid", murmelte er kaum hörbar.  Das Mädchen lächelte tapfer. ,,Ist schon okay..ich...ich muss..ich muss jetzt mal los...man sieht sich." Fluchtartig rannte sie nach draußen.  Matt stand auf und folgte ihr langsam. Als er an Tai vorbeiging hielt er einen Moment inne und legte ihm eine Hand auf die Schulter.  ,,Du weißt du bist mein bester Freund.." Joe sah wie der Druck seiner Hand sich verstärkte und Tai, mehr überrascht als vor Schmerzen, das Gesicht verzog. ,,Aber manchmal bist du echt ein Idiot...!" Tai blieb regungslos stehen, die Hände zu Fäusten geballt den Kopf gesenkt. Joe der es nicht wagte ihn anzusprechen, sah ihn einfach nur stumm an. Er wusste nicht wie lange Matt und Sora schon weg waren, es kam ihm unendlich lange vor, bis sein Besucher sich endlich kraftlos auf den Stuhl sinken ließ und seinen Kopf gegen die Tischplatte stieß. ,,Tai..?" ,fragte Joe vorsichtig.  Doch statt einer Antwort schlug der Yagami seinen Kopf immer und immer wieder gegen den Tisch. Irgendwann wurde es Joe dann doch zu dumm und er sagte, etwas schärfer als geplant:,,Ich bezweifle das mein Tisch irgendetwas mit deinen Problemen zu tun hat..also würdest du ihn bitte ganz  lassen?" ,,Oh.." Abrupt hielt sein Freund inne, seine Hand tastete nach seiner Stirn, als wäre ihm erst jetzt klar geworden was er da die ganze Zeit getan hatte. ,,Aua.." Joe schüttelte den Kopf. ,,Was ist denn nur los?" ,,Ich bin von zu Hause abgehauen", erklärte Tai trotzig und sah ihn dabei herausfordernd an.  ,,Oh.." ,,Oh?" Mehr fällt dir dazu nicht ein?" Tai hob, fast schon amüsiert seine Augenbraue. ,,Naja.." Etwas hilflos zuckte der Brillenträger seine Schultern. ,,Ich könnte jetzt natürlich anfangen dich zu belehren das Weglaufen - egal aus welchem Grund - keine Lösung ist, aber inzwischen kenne ich dich gut genug um zu wissen, dass das verschwendete Zeit und Mühe wäre.." Das erste Mal seit er die Wohnung betreten hatte verirrte sich ein leichtes Lächeln auf die Lippen des Yagami. ,,Da hast du wohl Recht.." ,,Also..", Joe stand auf, griff sich ein Küchentuch und begann endlich den verschütteten Tee vom Esstisch zu wischen. ,,Überspringen wir den Teil. Erzähl mir einfach was passiert ist." Sofort verdunkelte sich der Blick seines Gegenübers. ,,Es ist gestern nach dem Fußballtraining passiert..." ,,Achja", erinnerte sich Joe. ,,Du spielst ja neben dem Studium immer noch Fußball." Tai nickte. ,,Ja. Zwar nicht mehr so häufig wie früher, aber es ist immer noch eine große Leidenschaft von mir. Auf jeden Fall." Er fuhr sich durch die widerspenstigen braunen Haare. ,,Nach dem Training hat mich auf dem Heimweg so ein Typ angesprochen..." ,,Oh Gott!" Joe lehnte sich über den Tisch und sah seinem Freund ernst in die Augen. ,,Du hast doch hoffentlich sofort nein gesagt!" ,,Häh?" Verwirrt sah Tai ihn an. ,,Was meinst du?" Ungeduldig schnalzte der Brillenträger mit der Zunge. ,,Na die Drogen natürlich!" ,,Die was?!" ,,Die D-R-O-G-E-N!", wiederholte Joe so deutlich, als würde er mit einem Idioten sprechen. ,,Das kennt man doch aus dem Fernsehen! Dieser Dealer sprechen junge, naive..." Bei diesem Wort schnappte Tai empört nach Luft, doch Joe sprach ungerührt weiter. ,,Naive Studenten an um ihnen ihr Zeug zu verkaufen! Du als Sportler bist natürlich besonders gefährdet. Dieser Leistungsdruck der da auf dir lastet, immer gewinnen zu müssen, immer besser zu werden." ,,Aber.." ,,In dunklen Gassen fangen sie dich ab..." ,,Dunkle Gassen? Es war mitten in in der Stadt!" ,,Locken dich mit ihren leeren Versprechungen..." ,,Keiner hat mich gelockt!" ,,Und ehe du dich versiehst bist du abhängig, pleite, obdachlos..." ,,Stop mal!" Unterbrach Tai den Monolog, bevor sein Freund sich noch mehr in die Sache hineinsteigern konnte. ,,Es geht nicht um Drogen!" ,,Was?" Überrascht blinzelte Joe, dem jetzt der Wind aus den Segeln genommen worden war, Tai an.  ,,Keine Drogen!"  ,,Mh..achso." Joe ließ sich wieder zurück auf seinen Stuhl fallen. Ungläubig sah Tai ihn an. ,,Du bist jetzt nicht wirklich enttäuscht oder?" ,,Natürlich nicht", sagte Joe sofort, der selbstverständlich nicht zugeben wollte das sein Freund Recht hatte. Aber er hatte wirklich gedacht Tais Problem durch seine, seiner Meinung nach, guten Menschenkenntnis, erraten zu können. Naja..soviel dazu. ,,Okay. Zurück zum Thema. Der Typ, der KEIN Drogendealer war, hat sich als Fußballtrainer entpuppt." ,,Ein..Fußballtrainer?" ,,Ja!" Auf einmal begann Tais Augen zu leuchten. ,,Kannst du das glauben? Er ist auf der Suche nach neuen Talenten und hat mir einen Platz in einer ziemlich bekannten Mannschaft angeboten!" Joe war wirklich beeindruckt. ,,Wow, Tai! Das ist ja großartig!" Der Angesprochene nickte eifrig. ,,Ja oder? Das ist eine riesen Chance!" Doch dann verdunkelte sich sein Gesicht wieder und seine Stimme klang bitter als er den nächsten Satz sagte. ,,Aber als ich meinen Eltern davon erzählt habe, dass ich mein Studium aufgeben müsste und..." ,,Moment mal!", unterbrach Joe ihn alarmiert. ,,Was hast du da gesagt? Dein Studium aufgeben?" Jetzt verstand er warum Tai Sora so schnell vergrault hatte. Als Stimme der Vernunft hätte sie ihn sicher dazu gedrängt wieder nach Hause zu gehen und die Sache zu klären. Und das schien er um jeden Preis verhindern zu wollen.  Tai nickte. ,,Klar, ich meine wenn ich da wirklich etwas erreichen will kann ich das nicht halbherzig machen. Alles oder nichts heißt es da." ,,Aber" Der Kido sah ihm direkt in die Augen. ,,Du bist gut in dem was du machst! Und ich dachte dein Studium macht dir auch Spaß." ,,Das tut es auch. Aber.." Er lächelte Joe unsicher an. ,,Fußball stand schon immer an erster Stelle für mich. Als ich klein war war es mein Traum Fußballer zu werden!" ,,Aber du bist nicht mehr klein." ,,Was willst du damit sagen?" Joe seufzte. ,,Du sagtest doch selbst..es war dein Traum. Aber ist es das denn immer noch?" Seine Frage zog eine langes Schweigen nach sich.  Schließlich antworte Tai langsam:,,Ich...ich bin mir nicht sicher.." ,,Das dachte ich mir." ,,Trotzdem", Tai klang plötzlich wieder so angriffslustig wie am Anfang ihres Gespräches. ,,Ich möchte eine Wahl haben. Der Typ hat mir ein Monat Bedenkzeit gegeben, die ich auch nutzen möchte. Für meine Eltern steht es außer Frage, dass ich das Studium abbreche. Das ich überhaupt darüber nachdenke. Aber es ist meine Entscheidung. Und solange sie das nicht verstehen", er verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust. ,,Solange bleibe ich hier." ,,Du bleibst...hier", wiederholte Joe tonlos. ,,Genau!" Der Yagami grinste ihn fröhlich an. ,,Das wird super, nur wir Männer unter uns!" ,,Ja..super. Sag mal wissen deine Eltern wenigstens das du hier bist?" Tai verdrehte die Augen. ,,Keine Angst, ist habe einen Zettel hinterlassen!" ,,Einen Zettel." ,,Jep." Joe schüttelte den Kopf. ,,Und was ist mit Kari?" Bei dem Namen seiner kleinen Schwester begann seine selbstbewusste Fassade augenblicklich zu bröckeln. ,,Ich.." Tai sah betreten auf die Tischplatte. ,,Sie wird es dann schon irgendwann erfahren." Joe konnte nicht glauben was er da hörte. ,,Sie wird es schon irgendwann erfahren?! Tai, das geht doch nicht, sie wird sich Sorgen machen, du musst.." ,,Ich muss gar nichts!", rief der Yagami genervt. ,,Kari wird verstehen, dass ich keine andere Wahl hatte! Die Sache hat nichts, absolut nichts mit ihr zu tun also.." Aber Joe war sich sicher, dass Tai diese Worte ebenso wenig glaubte wie er. Kari würde es nicht verstehen. Sie würde sich von ihrem großen Bruder hintergangen fühlen, und wenn sie - und das würde sie- herausfand das er ihm Asyl gewährte... ,,Na egal", unterbrach Tai seine Gedanken und begann in seiner riesigen Reisetasche zu wühlen. ,,Ich habe meine Playstation mitgebracht! Mit Spielen! Also würde ich sagen wir fangen gleich mit ner Runde Fußball an oder?" ,,Wow", sagte Joe resigniert und begann sich die Schläfen zu massieren. Er hatte das ungute Gefühl gleich Kopfschmerzen zu bekommen. ,,Ich bin ja so ein Glückspilz..." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)