Across the Sea von -B-chan- (The Power of Gods) ================================================================================ Prolog: Die Dunkelheit in den Herzen der Menschen ------------------------------------------------- ♫♪ Blut tropfte von meinen Fingerspitzen hinunter auf den Boden. Der Arm hing nutzlos herab, doch ich hielt mich gerade und aufrecht und trotzte der Schwerkraft, die mich nach unten zu ziehen drohte. Hinter mir stand Virginia – Königin dieses Landes und hoch schwanger – und drückte schützend Raine und Genis an sich. „Du wirst sie nicht ewig beschützen können. Ich bin viel mächtiger als du und schon bald wird nicht nur euer sondern jedes Leben auf der Welt in meiner Hand liegen.“ Ein gefährliches Raunen lag in der Stimme, die genauso kalt war wie die Augen, die mich unter diesen langen Haaren heraus fixierten. „Du irrst.“ Meine Stimme war leise, doch konnte man sie deshalb nicht weniger deutlich hören. „Das Leben der Menschen gehört nicht dir, sondern ihnen selbst. Es gibt nichts, was du tun kannst, um ihnen diese Freiheit zu nehmen.“ Für einen Moment schwieg ich, versuchte diese gefühllosen Augen zu ergründen, die sich nun im Zorn verengt hatten. „Falsch! Wenn ich erst einmal die Artefakte habe, wird sich das ändern. Mit Thor wird mir alle Macht gehören. Aber wie heißt es so schön? Man muss erst einmal den ersten Schritt tun, um an sein Ziel zu kommen. Und das hier ist sogar schon mein zweiter Schritt. Ich war natürlich nicht untätig.“ Blut tropfte nicht nur von meiner Hand. Ich konnte die kalte Genugtuung spüren, als mein erschrockener Blick auf der bleichen Hand meines Gegenübers liegen blieb und ich ungläubig die Luft einzog. „Wusstest du, dass dem Volk bereits verkündet wurde, dass der König für immer fort ist? Stell dir nur die Verzweiflung vor, die diese Nachricht verursacht hat! Sie gibt mir so viel zusätzliche Macht!“ Diese Worte versetzten mir einen Stich im Herzen. Beinahe hätte ich auch – geschwächt durch den Blutverlust – meinen Stand verloren, doch ich riss mich zusammen und schüttelte meinen verschwommenen Blick weg. Ich konnte nicht gerade jetzt meine Kraft verlieren – wie auch die folgenden Worte bekräftigten: „Aber natürlich war das noch lange nicht alles. Ich kenne die Königin und ihre Macht zu gut, als dass ich sie einfach davonkommen lassen könnte, also tritt mir aus dem Weg und übergib sie mir. Sie alle. Ich werde mit der hübschen Prinzessin und dem kleinen Prinzen natürlich auch meinen Spaß haben.“ Das kalte Grinsen ließ mir meine Adern gefrieren. „Jedoch...nein, so stimmt das nicht ganz. Ich sollte mich korrigieren. Ich meinte natürlich mit beiden Prinzessinnen, wenn die Zeit gekommen ist.“ Ich spürte den scharfen Luftzug hinter mir und ergriff die Königin am Handgelenk, bevor sie einen unüberlegten Fehler machen konnte. Jetzt war ich froh, dass Raine vorhin mit erstaunlicher Starrköpfigkeit darauf bestanden hatte, mir meine langen Haare zu flechten, denn sonst hätte ich jetzt vielleicht zu spät reagiert. ♫♪ “Er steht dir!“, hatte Raine mit strahlenden Augen gesagt. „Du solltest die Haare öfter so tragen.“ Mein erheitertes Lachen hatte ihr Grinsen noch breiter werden lassen. „Aber dann seh ich doch gar nicht mehr gefährlich aus. Wie soll ich euch denn dann beschützen, wenn jeder meint, er könne uns angreifen, weil ich schwach bin und mir lieber die Haare mache als für den Kampf zu trainieren?“ Grübelnd runzelte sie sichtlich unzufrieden mit dieser Antwort ihre Stirn. „Aber du bist doch gar nicht schwach. Und außerdem: Wenn die Gegner dich zu übermannen drohen, kann ich auch kämpfen! Ich bin nämlich auch richtig stark! ......Hey! Du sollst mich nicht auslachen!“ Ich schüttelte vehement den Kopf. „Ich lache dich nicht aus.“, erklärte ich, als ich mir vergeblich das Lachen zu verkneifen versuchte. „Aber woher willst du denn wissen, dass du schon so stark bist? Du hast doch noch nie gekämpft.“ Und das war auch gut so, denn sie war immerhin noch ein Kind. „Na und? Das ist doch glasklar, dass ich stark bin! Das hab ich schließlich von meinem Papa geerbt!“ Stolz hatte sie mir in die Augen geblickt und dieser feste Blick hatte mir fast den Atem genommen. So jung und schon so mutig. Beeindruckt war ich, wie konnte ich es auch nicht sein, dennoch schmunzelte ich und stand auf. „Na wenn das so ist, dann kann ich ja heute früher schlafen gehen und du übernimmst die Wache?“ Ein entschlossener Blick folgte. „Aber selbstverständlich.“ Raines Augen waren zu ihrem kleinen Bruder gewandert, der schon in den Armen seiner Mutter tief und fest schlief und eine Hand auf den Bauch gelegt hatte, in dem seine zukünftige kleine Schwester wohl auch gerade träumte. „Überlass das ganz mir! Ich werde Mama, Genis und Marble beschützen! Und natürlich auch meinen Papa, der immer so fleißig und bis spät für unser Volk arbeitet!“ ♫♪ Da also mein Genick frei lag, hatte ich den leichten Wind, den die Bewegung der Königin verursachte, frühzeitig bemerkt und zog nun die stolze Frau mit dem silbernen Haar hinter mich. Virginias Geschwindigkeit war erschreckend, selbst jetzt, wo ihre Niederkunft nicht mehr weit entfernt war. Vielleicht sollte ich mir wirklich öfter die Haare zusammenmachen, dachte ich mir, während sie sich gegen meinen Griff wehrte. „Lass mich los! Niemand droht meinen Kindern!“ Ich aber schüttelte den Kopf, woraufhin sich ein paar Strähnen aus dem Zopf lösten. „Nein. Ich habe geschworen, euch zu beschützen, egal was passiert. Ihr müsst von hier weg, solange es geht.“ Ich spürte ihr Zögern, doch schließlich gab die Königin ihren Widerstand auf und versuchte sich nicht länger aus meinem Griff zu winden. Ich ließ sie los und atmete erleichtert auf, dass diese starrköpfige Frau wenigstens dieses Mal meinen Worten nachgab. Sie drehte sich zu den Kindern, doch ehe sie mit ihnen die Flucht ergriff, erklang noch einmal ihre unnachgiebige Stimme. „Vergiss diesen Schwur nicht. Das hier ist nicht der letzte Kampf, den du auszutragen hast.“ Ein Lächeln breitete sich auf meinen Lippen aus, während ich mich in Angriffsposition begab und mit grimmigem Blick vorwärts stürmte. „Ich weiß. Und jetzt lauft!“ Ein heller Strahl aus Licht und Schatten war das letzte, was ich in jener Nacht sah... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)