Tête-à-Tête von Anxietas ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Beim Aufwachen verspürte Kakashi Hatake ein brennendes Gefühl. Ein brennendes Gefühl in seinem Magen, vom Alkohol. Ein brennendes Gefühl an seinem Rücken – wahrscheinlich, weil er die halbe Nacht darauf gelegen hatte. Und ein leichtes brennen an seinem besten Stück, von seiner nächtlichen Arbeit. Denn Kakashi hatte nach sehr langer Zeit wieder einen One-Night-Stand. Oder auch einfach – Sex.   Er seufzte beim Aufstehen und fuhr sich durchs Haar. Endlich mal keine Kopfschmerzen mehr am Morgen. Kakashi betrachtete sich im großen Kleiderschrankspiegel und sah die Ursache für das brennen an seinem Rücken. Kratzer. Kratzer, die Befriedigung, Lust und Spaß ausdrückten und somit auch den guten Sex den er hatte. Er lächelte zufrieden.   Aber beim Anblick seiner Brust erkannte er Knutschflecke. Für ihn sind Knutschflecke eigentlich ein Teenager-Ding. Aber sein One-Nighter war 25. Ob man in diesem Alter noch auf Knutschflecke steht? Mit seinen 31 Jahren hat Kakashi mittlerweile andere Vorstellungen von Sex. Er schaute an sich herunter. Endlich, endlich kein Ständer am Morgen.   Denn das war es, was ihn so aufgeregt hatte in den letzten Wochen. Sein morgendlicher Ständer, der ihn morgens viel zu oft grüßte und daran erinnerte: „Hallo, ich bin auch noch da, kennst du mich noch? Ich brauche Auslauf! N' Fick! Weißt du noch, wie das geht?” Was schließlich dazu führte, dass er seinen Kollegen zusagte und mit ihnen in eine Bar ging. Erfolgreich.   Und da stand er nun, beglückt, in Unterhose, in einer fremden Wohnung und suchte seine Klamotten zusammen, bemerkte dabei den kleinen Zettel auf dem Nachttisch neben ihm und las ihn durch. Er brauchte etwas länger, um die krakelige Schrift entziffern zu können, die immer länglicher wurde.   Tabletten gegen Übelkeit und Kopfschmerzen sind im Medizinschrank im Badezimmer, du kannst dich duschen und frühstücken, bediene dich, und Danke für die tolle Nacht– S.   „S … S”, flüsterte Kakashi vor sich her. Dann schaute er sich im Zimmer um und ihm gingen die Erinnerungen von letzter Nacht durch den Kopf.   „Achja”, sagte er und blieb stehen.   „Sailor Moon.”   Er erinnerte sich sehr schwach an das Sailor Moon-Tattoo, seiner nächtlichen Eroberung. Der Mondkristall, tattoowiert unterhalb des Bauchnabels und oberhalb der … ufff, diese Erinnerung würde noch den morgendlichen Ständer auslösen, den er gerade nicht brauchte.   Trotzdem. Bediene dich. Sehr unvorsichtig seitens One-Nighters, einem Fremden dessen Wohnung zu ”überlassen” und abzuhauen. Eigentlich läuft das doch andersrum ab: Sexit & Exit. Aufgrund der immer krakeliger werden Schrift kann Kakashi daraus schließen, dass die Person es wohl sehr eilig gehabt hatte. Bestimmt musste sein One-Nighter zur Universität eilen. Und mit seinem One-Nighter – sein Pullover ...   Sein geliebter, teurer, schwarzer Kaschmir Pullover, denn diesen konnte er nicht finden. Nur seine Hose. Was dachte sich nur sein nächtlicher Flirt &Squirt dabei? So in Eile gewesen? Aber wie hieß es doch so schön, nach einem One-Night-Stand … hit & run.   Super.   Kakashi setzte sich wieder aufs Bett und betrachtete sich im Spiegel. Sogar eine leichte Bisswunde hatte er an seinem Oberarm. Eher, an seinem Tattoo. Ihm wurde doch tatsächlich auf sein Tattoo gebissen. Fand er ziemlich unhöflich. Was, wenn er seinem One-Nighter aufs Sailor Moon-Tattoo gebissen hätte? Nicht sehr gentil.   Hach ja, sein Tattoo war aber auch schon etwas älter. Kakashi wuchs nicht gerade im schönsten und friedlichsten Viertel Nagoyas auf. Und generell war Nagoya die Hauptstadt mehrerer Organisationen der Yakuza, der japanischen Mafia. Mit zwölf Jahren hatte er seine Dienste angeboten, als kleiner Informant, und geriet so in diese Kreise. Besonders Kinder waren sehr beliebt, denn keiner verdächtigte sie.   Kakashi war der Spion der ANBU. So hatte die damalige Yakuza geheißt, die sein Viertel terrorisiert hatte. Und um zu überleben, hatte er ihnen Namen, Zahlen und Daten geliefert. Seien es Hausnummern, Familiennamen, Straßennamen oder Geldsummen gewesen, er hatte all das in Kenntnis setzen können.   Kakashi war schlicht und einfach eine Petze gewesen. Doch dafür war sein Wohnbezirk in Ruhe gelassen worden, sowie seine Eltern; er hatte sich Geld dazuverdient und sich so, bis zum Ende seiner Schulzeit, seinen Unterhalt finanzieren können, ohne seine Eltern dabei zu belasten.   Und was hatte ihm das gebracht? Eine hässliche Narbe am Auge, einen toten Freund, eine Strafakte und einen kurzen Aufenthalt im Gefängnis. Bis Kakashi, nach einem Gespräch mit dem Polizeichef seiner Stadt, sich dazu entschlossen hatte, aus dem Nähkästchen zu plaudern.   „...Na dann.”   Kakashi stand auf und holte aus seiner Hosentasche, eine zweite, frische Unterhose heraus. Für solche Fälle war er vorbereitet. Alles eine Frage der Erfahrungen. Und ab jetzt würde er sich merken, auch immer schön einen zweiten Pullover mit einzupacken. Mann kann ja nicht wissen, ob sein nächstes Betthäschen es morgens eilig haben würde.       ◆       Frisch aus der Dusche, mit einem Handtuch bewaffnet, schaute sich Kakashi im Medikamentenschrank um. Nichts Verdächtiges, alles Dinge, die man ohne Probleme in der Apotheke bekommen konnte. Hinter den Medikamenten war noch ein kleiner Spiegel. Und Kakashi rollte mit den Augen.   Sehr hilfreich und diente dabei, Medikamente zu erkennen, die ganz hinten standen, um sie besser zu finden. Aber er war Polizist und kannte solche Tricks. Den Spiegel nahm er raus. Er wusste es. Der harte Stoff wurde entblößt. Alles rezeptpflichtige Schmerzmittel. Wieder, sehr unvorsichtig. Da konnte er nur den Kopf schütteln.   Gleichzeitig klingelten bei Kakashi die Alarmglocken. Er war zwar nicht im Dienst. Aber diese Medikamente konnten bei falscher Dosierung beziehungsweise bei absichtlich erhöhter Dosierung einen Rausch erzeugen und auch abhängig machen.   Die Wohnung war klein, aber fein. Sehr hell und enthielt überwiegend Pastellfarben. Auch viele Kuscheltiere, die überall im Schlafzimmer auf dem Boden verteilt lagen. Kakashi, so sozial und hilfsbereit wie er war, eine gute Seele eben, räumte auf, machte das Bett und packte die Kuscheltiere zurück auf ihre Plätze. Plüsch von Rilakkuma und Hello Kitty. Und welch ein Wunder – Sailor Moon.   K-POP-Poster hingen an den Wänden. BTS, Exo, Block B, Big Bang, SHINee … viel Schminke. Koreanische Schminke. Ein ordentlicher Schreibtisch mit einem MacBook. Er beschloss, sich weiter in der Wohnung umzusehen, und ging ins Wohnzimmer. Sehr ästhetisch eingerichtet. Bilder von Kirschblüten hingen an den Wänden.   Ein großer Fernseher. Und eine Spielkonsole. Nein, zwei. Eine Sega Mega Drive. Die Mega Drive 2. Oh ja, Kakashi konnte sich noch erinnern, wie sie 1988 Ende Oktober herausgekommen war. Da war er vier Jahre alt und das war seine erste Spielkonsole gewesen. Dazu hatte es einen Haufen Spiele von Sonic gegeben. Sein One-Nighter, wie sollte es auch anders sein, hatte Sailor Moon-Spiele. Und eine Playstation 4 stand hier ebenfalls. Kakashi nahm eins der Spiele in die Hand.   „...Ultimate Ninja Storm.”   Ja, das kennt er sogar. Sein Kollege, Gai, hat die Spielreihe davon zuhause.   Auch ein pinker Nintendo DS lag auf der Konsole. Kakashi brauchte gar nicht erst gucken, welches Spiel drinnen steckte … Also ging er weiter und machte Halt beim Bücherregal. Viele Sachbücher. Viel über Medizin. Lebensratgeber. Werke klassischer Literatur. Und Erotikromane. Kakashi stockte er Atem.   „Ohoo.”   Das Flirtpardies. Seine absolutes Lieblingsbücherreihe. Und er kannte den Autor sogar persönlich. Er bekam direkt wieder Lust zum Lesen und öffnete die erste Seite der ersten Ausgabe. Und fand einen Briefumschlag vor.   Einen Briefumschlag mit der Aufschrift ”Semesterbeitrag” und drinnen eine dicke Summe Geld.   Kakashi klappte das Buch zu und runzelte die Stirn.   Nein. Nein, so macht man das nicht. Auch, wenn das eine klassische Variante von Versteck für so viel bares Geld ist – nicht in einem so bekannten Buch mit so … explizitem Inhalt. Da verging ihm auch gleich wieder die Lust am Lesen und er steckte das Buch zurück.   Kakashi erschrak, als er etwas kleines, weißes aus dem Augenwinkel sah, was sich bewegte.   Eine weiße Katze. Nein, Moment … ein weißer Kater, dachte sich Kakashi.   „Und du heißt ganz bestimmt Artemis”, sagte er.   Der Kater reagierte auf seinen Namen und kam langsam auf Kakashi zu, der amüsiert den Kopf schüttelte und schmunzelte. Hmm … wenn sein One-Nighter es so eilig hatte, dann …   „Na komm”, sagte er und ging zum Türrahmen. Aber der Kater folgte ihm nicht.   „...Es gibt Essen. Komm.”   Er klatschte sogar in die Hände. Oh Mann, er kannte sich nur mit Hunden aus. Wie macht man das bei Katzen? Wie ruft man sie? Achja …   „Ksksksks.”   Doch Artemis bewegte sich nicht von der Stelle. Er legte sich hin und leckte sich an seinen Juwelen. Wie sehr würde Kakashi doch mit ihm jetzt tauschen, hach.   Er ging die Küche. Eine kleine, bescheidene Küche, wie alle anderen Räume in dieser Wohnung, kawaii eingerichtet. Und tatsächlich, kein Futter in der Schüssel. Kakashi öffnete den Kühlschrank. Und siehe da, er spürte etwas flauschiges an seinem Bein.   „Meeoow.”   „Jaja, ich weiß.”   Er öffnet eine Dose Katzenfutter und packte es in den Napf. Artemis bekam sein Frühstück und Kakashi erledigte seine Pflicht als guter Bürger und gute Seele.   „Hachja … du musst keine Steuern zahlen”, sagte er und schloss den Kühlschrank, an denmTerminzettelchen hingen, Zeichnungen und Notizen.   Und ein Stundenplan.   S. Haruno.   „S...S...”   Kakashi ging ins Schlafzimmer um sich endlich seine Hose anzuziehen und holte sein Handy aus der Hosentasche heraus. Er gab den Nachnamen bei Facebook ein. So einfach geht das heute.   „Achja … Sakura.”   Ah, Medizinstudentin, genau. Davon hatte sie ihm erzählt in der Bar. Er scrollte ihre Timeline entlang und blieb bei den Pinnwandeinträgen mit den Geburtstagsgratulationen stehen.   ALLES GUTE ZUM 19. GEBURTSTAG SAKURA-CHAN !! dein Narudooo   Kakashi hob eine Augenbraue.   Zum 19ten?   Er ging auf ihre Info und erstarrte. Geburtstag: 28.3.1997.   19.   Sein One-Night-Stand war19 Jahre alt – laut japanischem Gesetz noch minderjährig – und 36 Tage von ihrer Volljährigkeit entfernt.   Kakashi bekam Panik. Sie hatte bei ihrem Alter gelogen. Er hatte ihr Alkohol gekauft, den sie beide zusammen getrunken hatten. Und er hatte Geschlechtsverkehr mit einer Minderjährigen gehabt. Er war dort mit seinen Kollegen gewesen, allesamt Polizisten. Und würde man hören, dass Kakashi mit einer Minderjährigen verkehrt hatte, als Beamter, als volljähriger Mann, als Mann des Gesetzes – dann Gute Nacht.   Kakasi wurde wütend, weil man ihn belogen hatte. Und er hasste Lügen. 19 Jahre alt! ... Das erklärte auch nun so einiges. Das konnte er nicht so einfach auf sich sitzen lassen. Er wollte schon gehen, sollte er doch seinem geliebten Kaschmirpullover hinterhertrauern. Aber jetzt nicht mehr, nein. Er würden bleiben, um sie zurechtzuweisen, wenn sie heim kam, und würde mit ihr ein kleines Tête-à-Tête führen.   Dass man nicht lügen sollte, weil man andere damit gefährden konnte.   Dass man seinem One-Night-Stand nicht einfach seine Wohnung überlasst und ihm Zugriff gewehrt auf dessen Sachen.   Dass man keine teuren Kaschmir Pullover klaute, egal wie eilig man es hatte.   Und, dass man nicht auf die Tattoos anderer biss.       Kapitel 2: -----------   13:05 Uhr     Kakashi hatte sich mittlerweile in der Küche bedient und sich Ei auf Brot mit Paprika und Tomaten gemacht. Sakura hatte einen vollen Kühlschrank und einen gesunden Lebensstil, was ihre Ernährung betraf. Natürlich räumte Kakashi hinter sich auf.   Er legte sich nach dem Essen auf Sakuras Bett und machte eine Pause. In dieser Zeit kam Artemis zu ihm und legte sich auf seinen Bauch. Der Kater war zwar schwer, und Kakashi vollgefressen – aber er traute sich nicht, ihn von sich zu scheuchen. Dann fing dieser auch noch an, wie ein Motorboot zu schnurren, was Kakashi als sehr entspannend empfand.     Yamato: Vor dem Dienst eine Runde joggen? Gai fragt. Wie war dein Date? Kakashi: Erfolgreich. Eher nicht. Ich versuche pünktlich zum Dienstantritt da zu sein. Yamato: Du „versuchst”? Was ist da los? Du bist doch sonst immer zu spät. Bist du nicht in der Stadt? Kakashi: Ich bin noch hier. Yamato: Was? Wo?   Kakashi schickte Yamato ein Selfie von sich und Artemis, der die Augen leicht geschlossen hatte und mit ihm in die Kamera schaute.   Yamato: Was machst du denn da noch?! Sexit & Exit, so geht das! Kakashi: Ich bleibe aus persönlichen und zum Teil dienstlichen Gründen noch. Yamato: Was heißt das denn schon wieder? Ich mache mache mir da langsam Sorgen, mein Freund. Kakashi: Ich bringe euch Donuts mit 😊! Yamato: 😍😍 ❤   Kakashi wartete und wartete. Es wurde spät. Er hatte die ersten beiden Sailor Moon Manga durch. Dann beschloss er, sich etwas mit Artemis zu beschäftigen. Sakura müsste hier irgendwelche Spielzeuge für Katzen haben. Irgendwelche Spielangeln oder Bälle …   Er schaute sich in ihrem Schlafzimmer um und durchsuchte einige Schubladen. Plüsch-Mäuse oder ähnliches müsste sie doch haben. Er fand nur Bücher, Hefte, Schreibutensilien, Cremes, Sexspielzeuge.   Oh.   Hoppla.   Falsche Schublade.   „Upps.”   Kakashi schloss die Schublade so schnell, wie er sie geöffnet hatte.   „Upps”, wiederholte er.   Aber dann … packte ihn die Neugier. Also öffnete er die Schublade wieder. Ganz langsam.   Holla.   Sakura war Besitzerin einer recht ausgeprägten und bunten Sammlung an … Spaß. Vieles davon kannte Kakashi gar nicht. Er war zwar nicht der Mensch dafür aber selbst er spürte die Röte auf seinen Wangen bei diesem Anblick. Kakashi wollte nichts anfassen. Nicht, dass irgendwas davon kaputt ging. Oder noch schlimmer – an ging.   An der Wand vor dem Schreibtisch klebten zahlreiche Fotos von Sakura mit ihren Freundinnen und Kommilitonen. Jaja, in diesem Moment wünschte sich Kakashi wieder so jung zu sein. Obwohl. Heute Nacht hat er sich recht jung gefühlt. Und das nicht, wegen seiner jungen Partnerin. Mann, das regte ihn immer noch so auf.   Er wollte nur noch, dass sie so schnell wie möglich nach Hause kommt. Bald müsste er zum Dienst antreten. Außerdem hatte er einen etwas weiteren Weg nach Hause, da dies hier nicht sein Viertel war. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln bräuchte er eine Stunde. Mit seinem Auto natürlich schneller …. doch wenn man plant in eine Bar zu gehen, zu trinken und jemanden abzuschleppen, setzt man sich nicht hinters Steuer.   Die Zeit verging. Kakashi wurde langsam kalt ohne seinen Pullover. Im Fernsehen lief nichts interessantes. Er wollte sich auch nicht an Sakuras Spielkonsolen bedienen um ihre Spielstände zu stören. Obwohl das Sailor Moon Spiel für den Nintendo DS recht nett aussah. Aber nein, er ließ es.   Kakashi entschloss sich, Abendessen zu kochen. Wie konnte man nur so lange in der Universität sitzen? Fast 17 Uhr.   Kakashi zauberte eine Reispfanne mit Gemüse. Auch für Artemis war es an der Zeit fürs Essen. Dieser Kater war eindeutig verfressen aber hatte eine große, starke Statur für einen Kater. Kakashi war froh, nicht allein zu sein. Sie leisteten sich Gesellschaft. Mehr oder weniger. Und als er die fertige Pfanne beiseite schob, hörte er das Öffnen einer Tür und einen Schlüssel.   Endlich.   Sein Pullover!   Artemis rannte aus der Küche um sein Frauchen zu begrüßen. Das tat Kakashi auch. Er ging raus aus der Küche, um das Frauchen zu begrüßen, welche im Hausflur in der Hocke ihren Kater streichelte.   „Naa, hast du mich vermisst?”, fragte sie Artemis.   „Ja.”   Sakura stieß einen erschreckenden Schrei aus und richtete sich auf. Kakashi stand an der Wand angelehnt. Oberkörperfrei und in Jeans. Sakura drückte sich gegen die Einganstür. Sie trug ihre Haare zu einem unordentlichen Dutt. Ihr beiger Mantel war offen. Darunter trug sie seinen schwarzen Pullover. Weiße Jeans und roséfarbene UGG-Boots.   „W-Was machst du denn noch hier?”   Er deutete mit dem Zeigefinger auf seinen Pullover. Im ersten Moment verstand Sakura nicht. Dann schaute sie an sich herunter und errötete. Achja. Der Pullover. Sie hatte bereits in der Uni gemerkt, dass sie ihn aus Versehen mitgehen lassen hat.   „Kann ich den zurück haben?”   „Oh, j-ja.”   Sie legte ihre Tasche ab, zog ihre Schuhe aus.   „Ich geh, ehm ... in mein Zimmer und zieh ihn aus.”   Ihren Mantel hing sie im Flur auf.   „Keine Sorge. Ich würde auch so nichts neues mehr sehen, was ich nicht nicht schon längst gesehen hätte.”   Sakura kniff die Augen zu und errötete. Schnell hüpfte sie in ihr Zimmer und lehnte die Tür an. Kakashi konnte durch den Spalt trotzdem alles sehen. Und das, was er sah, gefiel ihm. Sehr sogar. Sie zog sich einen weißen Rollkragenpullover, rote Sportshorts und Hausschuhe von Puma mit rosa Fell an.   Ohne ihm ins Gesicht zu gucken übergab sie den Pullover, den Kakashi sofort anzog. Er roch nach ihrem Parfum und der Geruch triggerte Kakashis Erinnerungen von letzter Nacht. Ihre Haare hingen dran aber das machte nichts. Kakashi fühlte sich wohl und streckte sich.   „Komm”, forderte er sie auf und drehte sich um.   „H-Hallo!”, schrie sie ihm hinterher.   „Hallo.”   „W-Warte, du kannst hier nicht bleiben!”   Kakashi ging weiter zur Küche.   „I-Ich rufe die Polizei!”   Fast hätte Kakashi gelacht. Aus seiner Hosentasche holte er sein Portemonnaie mit seinem Dienstausweis heraus, drehte sich um und hielt diesen Sakura vors Gesicht.   „Zu Ihren Diensten. Setzen”, sagte er, und deutete auf den Stuhl in der Küche.   Aufgeregt fuhr sich Sakura durchs Haar und setzte sich zögernd auf den Stuhl. Kakashi lehnte sich an die Küchenzeile, verschränkte die Arme vor der Brust und schaute runter zu Artemis, der um seine Beine kreiste.   „Sakura. Wie alt bist du?”   Sie schaute ihn immer noch nicht an und drehte den Kopf weg.   „...25.”   Kakashi seufzte.   „Sakura.”   „...19”, flüsterte sie.   „Und weißt du, wie alt ich bin?”   „Nein.”   „Ich bin 31, Sakura. Ich bin ein längst volljähriger Mann, laut Gesetz. Und du bist minderjährig. Warum hast du mich angelogen?”   Sakura verdeckte ihr Gesicht. Kakashi setzte fort.   „Ich mag es nicht, wenn man mich anlügt. Ich bin an diesem Abend mit meinen Arbeitskollegen da gewesen. Ich habe dir, einer noch Minderjährigen, Alkohol gekauft und ihn mit dir getrunken. Und wir haben miteinander Verkehrt.”   Sakura musste kurz schmunzeln. Da war es, das Kind in ihr. Fand Kakashi leicht amüsant. Kinder eben.   „...Und der war super”, fügte er hinzu.   Sakura schaute auf und hielt sich immer noch die Hand vor dem Mund.   „Dennoch habe ich, als Mann des Gesetzes, an diesem Abend – und in der Nacht – Straftaten begangen. Und würde das jemand erfahren, wie meine Kollegen, zum Beispiel, und das herauskommt … dann würde ich eine ganze Menge Ärger kriegen. Nicht du. Sondern ich.”   Jetzt verdeckte Sakura mit beiden Händen das Gesicht.   „Des Weiteren, überlässt man nicht einfach einem Fremden seine Wohnung und gewehrt ihm Zugriff auf dessen persönliches Eigentum.”   Und davon hatte ja Kakashi genug entdeckt und gesehen.   „Man lässt generell keinen Fremden in seiner Wohnung allein. Ich hätte dich ausrauben können. Ich hätte deine verschreibungspflichtigen Medikamente klauen können, die du hinter dem Spiegel versteckt hast.”   Sakura blickte geschockt auf. Ihr Gesicht war so rot wie eine Tomate.   „Der Trick mit dem Spiegel ist alt und daher sehr gut bekannt. Ich bin zwar nicht im Dienst aber hoffe dennoch, dass du Rezepte für diese Medikamente hast.”   Sie nickte entschlossen und zeigte mit dem Finger auf den Kühlschrank. Ganz unten hingen Rezepte, für einige der verschreibungspflichtigen Medikamente. Und er glaubte ihr.   „Gut. Man versteckt auch kein Bargeld in den Ausgaben bekannter literarischer Werke mit explizitem Inhalt. Könnte ja sein, dass es das Lieblingsbuch des Einbrechers ist und er gerne drinnen aus nostalgischen Gründen herumblättern möchte. Dann findet er da plötzlich einen Batzen Geld. Nachvollziehbar?”   Sie nickte.   „Hm. Und egal, wie eilig man es hat”, er zupfte an seinem Pullover   „Man klaut keine teuren Kaschmir Pullover.”   „...Das tut mir sehr leid, ich musste meinen Bus noch erwischen und war sehr spät dran.”   Sie atmete durch, setzte sich gerade hin und Artemis sprang ihr auf den Schoß.   „...Kein Problem.”   Sie schwiegen. Sakura streichelte Artemis. Und Kakashi … Kakashi war fertig mit seiner Stammpauke und kratzte sich am Hinterkopf.   „Wie war die Uni?”, fragte er nach.   Sakura lächelte. Dann schnaubte sie. Und dann fing sie an zu lachen.   „...Tut mir leid, tut mir – Oh Gott, Kakashi.”   Sie stützte sich mit dem Ellenbogen am Tisch ab und verdeckte vor Scharm ihr Gesicht. Sie schüttelte den Kopf.   Dieses Szenario amüsierte Kakashi innerlich. Zum Glück flossen keine Tränen. Mit sowas kam er gar nicht klar. Keine Tränen. Keine Noch-Teenager-Tränen.   Sakura lachte immer noch und Artemis sprang ihr vom Schoß. Er ging zu Kakashi, der ihn hochhob. Mann, war der Kater schwer. Er schnurrte wie ein Motorboot.   „Ich hab ihn gefüttert. Wir haben uns während deiner Abwesenheit gegenseitig Gesellschaft geleistet.”   Sakura hatte sich mittlerweile beruhigt.   „Danke dir.”   Kakashi zuckte mit den Schultern.   „Kein Ding.”   „... Muss ich jetzt aufs Revier?. I-Ich hab zu jedem Medikament ein Rezept. Und einen Kontoauszug bezüglich der Geldsumme.”   Kakashi setzte Artemis ab, öffnete einen Schrank und holte einen Teller heraus.   „Nein. Ich bin nicht im Dienst. Ich wollte dich lediglich über Sicherheitsmaßen und Gesetze aufklären. Merk dir das, durch das Lügen kann man Personen dritter in Gefahr bringen. Oder Probleme bereiten.”   Er legte ihr den Teller mit heißem Reis und Gemüse hin. Dazu Besteck. Dann schaute er auf seine Handyuhr.   „Ich muss zum Dienst.”   Sakura ließ das Besteck sinken.   „...Willst du nicht bleiben?”   Kakashi schmunzelte.   „Genau das hätte man mich heute morgen fragen sollen. Ich kann nicht, ich muss ans andere Ende der Stadt.”   Kakahi ging in Sakuras Schlafzimmer um sich seine Jacke anzuziehen. Sie folgte ihm.   „Ich weiß nicht, wie oft ich mich entschuldigen muss, es tut mir so leid, ich wollte doch nur-”   Einen guten Fick.   „-Einen schönen Abend.”   Kakashi schaute an Sakura herunter, die um einiges kleiner war. Eigentlich wollte er nicht gehen, jetzt wo sie hier war. Aber er konnte nicht. Und Kakashi durfte auch nicht mehr das machen, was er im Sinn hatte. Auch wenn ihn der Anblick von Sakuras schönen Beinen zu unanständigen Gedanken verleitete, sie hochzunehmen, aufs Bett zu schmeißen und ihre Beine auseinander zu … - Nein, Kakashi musste weg. Eindeutig.   Er sah Sakuras betrübtes Gesicht. Kakashi stellte sich ihr gegenüber und kratzte sich verlegen mit einer Hand am Hinterkopf.   „Wenn du … nächsten Monat volljährig bist ...”   Sie hob eine Augenbraue.   „Ruf mich an. Wenn du … bis dahin noch willst.”   Sakura blinzelte mehrmals.   Das war sonst nicht seine Art also drehte er sich direkt um und ging in den Flur um sich seine Schuhe anzuziehen. Sakura folgte ihm mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen.   „Ich rufe dich an … versprochen”, flüsterte sie.   Kakashi lächelte zufrieden, während er seinen Schuh zumachte und Artemis zu ihm kam, den er zum Abschied streichelte. Dann richtete er sich auf und schaute zu Sakura.   Ein leicht peinlicher Moment. Was sollten sie machen? Sich küssen? Nein – Kakashi blieb sich treu. Umarmen? Peinlich, peinlich … dabei haben sie schon so viel mehr gemacht.   „Achja”, sagte er.   Kakashi fasste ihr ans Kinn und hob ihren Kopf leicht an. Sie schauten sie tief in die Augen. Kakashis andere Hand wanderte unter Sakuras Shorts und er kniff einmal kurz zu.   „Aauuu!”, schrie sie, und schreckte zurück. Kakashi lächelte.   „Man beißt nicht auf Tattoos.” Kapitel 3: ----------- „Schluss ...”, seufzte Kakashi, als er die letzte Akte schloss, und diese unter seinem Schreibtisch verstaute. „Soll ich dich mitnehmen?”   „Hm? Ah, nein, danke. Ich muss noch diesen Fall hier abschließen, dauert noch ein bisschen”, antwortete sein Kollege Yamato, der gegenüber von ihm saß.   „Du arbeitest seit deiner Beförderung eindeutig zu viel. Teil dir deine Aufgaben lieber auf, sonst überforderst du dich noch, wie damals.”   „Aber genau durch diese Arbeit haben die mich doch befördert!” Motiviert überflog Yamato die Unterlagen vor sich auf seinem Schreibtisch. Kakashi beobachtete seinen Freund, der vor kurzen im Kriminaluntersuchungsamt aufgestiegen, und Kakashis Bürokamerad geworden ist. Nachdem Kakashi seine Sachen zusammengepackt und seinen Mantel angezogen hatte, legte er ihm sanft eine Hand auf die Schulter, und lächelte ihm zu.   „Komm. Schluss für heute. Die Ringe unter deinen Augen sehen nicht gesund aus.”   Ohne weiteres zu sagen, seufzte Yamato erleichtert aus, schaute noch einmal skeptisch auf seine Unterlagen, und entschied sich schließlich doch noch alles zusammenzupacken, und Schluss zu machen. Gemeinsamen evrließen sie ihr Büro, und gingen zum Aufzug.   „Nach all den Jahren habe ich immer noch das Gefühl, dass du mir versuchst, ein Babysitter zu sein, Senpai.”   „Also fürs Erste”, setzte er an, und drückte auf den Knopf. „Gewöhne es dir endlich ab, mich Senpai zu nennen. Schließlich haben wir jetzt den selben Rang. Außerdem ...” Die Türen öffneten sich, und sie betraten den Aufzug. „Bin ich nur ein fürsorglicher Freund.”   „Das sowieso.”   „Du solltest dich entspannen und weniger Überstunden im Büro verbringen. Geh aus.”   „Mehh … du weißt, ich bin nicht gut in sowas. Und außerdem ...”   „Hm?”   „... Naja, ich hab da was aufgeschnappt.”   Überraschend und neugierig hob Kakashi eine Augenbraue in die Höhe. Sein gegenüber sah etwas unwohl aus.   „Sie haben erzählt, es gab eine Zeit bei dir, wo du das Büro für mehrere Tagen nicht verlassen hattest und förmlich besessen warst mit deiner Arbeit.”   Kakashi wirkte nicht überrascht. Seinen neutralen Blick richtete er wieder geradeaus. „Genau.” Der Aufzug blieb stehen und öffnete seine Türen. „Deswegen rate ich dir davon ab.”   Kakashi ging voraus. Yamato ging schweigend neben ihm her. Zusammen stiegen sie in Kakashis Auto und schafften es noch durch die Rush Hour. Yamato beschwerte sich über Kakashis rasenden Fahrstil und war erleichtert, als er endlich vor seinem Wohnsitz abgesetzt wurde.   „Also können Gai und ich heute mit dir rechnen? Bar-Abend?”   „Eher nicht. Ich habe heute Abend schon was vor.”   „...Lass mich raten? Das Flirtparadies zum hundertsten Mal lesen?”   „Sowieso”, antwortete Kakashi lächelnd.   Yamato seufzte und schüttelte den Kopf. „Bist unglaublich, Senpai. Na dann.”     ◆     „Na kommt. Wer war das?”, fragte Kakashi streng in die Runde. Seine acht Hunde schauten ihn nur unschuldig und hechelnd an. Kakashi verfügte über ein großes Haus am Rande der Stadt und hatte dementsprechend viel Land und einen großen Garten. Und trotzdem ...   „Jungs, ihr seid alt genug.” Kackten sie ab und zu in dessen Wohnzimmer, um seine Aufmerksamkeit zu erlangen. Wie kleine Kinder. Wenn er herausfindet wer das war …   Aber fürs Erste war dies Nebensache. Kakashi betrat frisch geduscht, mit einem Handtuch um der Hüfte bewaffnet, sein Zimmer und checkte nochmal die Nachricht auf WhatsApp, die er vorgestern erhalten hatte, um sich auch ganz sicher bezüglich der Uhrzeit zu sein.   ◆   Guten Abend Kakashi. Hiermit möchte ich dich herzlichst zu meinem 20. Geburtstag am 28. März einladen. Die Feier besteht aus einem Abendessen im Restaurant Akimichi, welcher sich in der 7. Etage des Nara Hotels befindet. Reserviert wurde für 19 Uhr. Ich würde mir sehr über dein Erscheinen, und auf ein versprochenes Wiedersehen freuen. – S     „S … S”, flüsterte Kakashi vor sich her, als er die Nachricht auf der Vorschau las. Dann kligenlte es in seinem Kopf und er lehnte sich in seinem Bürosessel zurück.   „Achja”, sagte er, und schaute auf den Kalender neben sich. „Sailor Moon.”   ◆     Kakashi hatte noch Zeit. Er hatte sogar schon ein Geschenk. Dennoch – er wusste nicht, ob sein Geschenk angebracht war. Und dann auch noch zum 20. Geburtstag. Er hoffe nur, dass Sakura sein Geschenk nicht vor allen anderen auspacken würde. Nach japanischer Etikette packt man die Geschenke erst aus, wenn die Gäste gegangen sind. Aber die jüngere Generation ist bekannt für Ausnahmen.   Kakashi seufzte beim Zuknöpfen seines dunkelblauen Hemdes. Das Restaurant Akimichi im Nara Hotel. Ein sehr nobles Restaurant in einem noblen Hotel. Und das Geburtstagskind bezahlte. Kakashi kannte Sakura kaum. Er wusste gar nicht über ihre soziale Herkunft Bescheid.   Ob ihre Eltern da sein würden? Und Freunde? Wie würden die auf so einen alten Kauz wie Kakashi reagieren? Wobei .. Er betrachtete sich im Spiegel und schaute nicht schlecht. Kakashi sah immer noch recht jung aus. Und das wurde auch vermehrt von seinen Kollegen auf der Arbeit bestätigt. Trotz seiner weißgrauen Haare hatte Kakashi ein junges Gesicht für sein Alter. Die Narbe an seinem Auge versuchte er seit Jahren auszublenden, doch sie war immer das Erste, was ihm auffiel, wenn er in einen Spiegel schaute. Dann erinnerte er sich, wie alt er eigentlich war.   31 Jahre ist der Gute im September letzten Jahres geworden. Die 3 bei der 30 war schon schmerzhaft genug. Auch für Kakashi, den das Altern noch nie sonderlich gekümmert hatte. Diese Art von Gedanken fingen erst an, nachdem er Sakura kennengelernt hatte. Schließlich betrug der Altersunterschied zwischen den beiden 11 Jahre.   Eigentlich freute er sich. Ja, seitdem er die Nachricht erhalten hatte freute er sich sehr auf das Wiedersehen mit Sakura. Er wollte sie natürlich wiedersehen und hoffte innerlich, Sakura würde ihn kontaktieren, sobald sie volljährig geworden ist. Er fing sogar direkt an über das Geschenk nachzudenken. Und seiner Meinung nach war es perfekt. Er hatte es sogar schön eingepackt. Von alleine!   Und wie es sich gehörte, würde er ihr noch Blumen kaufen. Das musste sein. Er überlegte in diesem Moment. Wann hatte er zuletzt einer Frau Blumen gekauft? Oder überhaupt Blumen gekauft? Spontan fiel ihm nur ein, als er Asuma und Kurenai zu ihrer Verlobung gratulierte …   Welche Blumen sollte er überhaupt kaufen? Rosen? Nein, die hatten eine viel zu tiefe und verankerte Bedeutung in der Gesellschaft und Blumenlehre. Weiße Rosen gingen überhaupt nicht. Ob Rosen an sich das Richtige waren? Kakashi merkte erst jetzt, wie kompliziert das ganze doch war. Aber er freute sich. Seit langem hatte er keine Abwechslung mehr gehabt. Und genau diese kam gut gelegen. Anscheinend standen gerade gute Planeten in seinem Sternzeichen.   Er wusste genau, welche Blumen er ihr schenken würde. Und dafür musste er nur in seinen eigenen Garten gehen.     ◆     Kakashi parkte etwas weiter weg vom Restaurant und erwischte mitten in der Innenstadt einen guten Parkplatz. Natürlich kannte er die besten Ecken. Die Autoschlüssel seines grauen BMW Z4 wollte er auf keinen Fall einem Hotelbubi anvertrauen. Dafür war ihm sein Auto viel zu teuer und heilig gewesen.   Schick angezogen mit dem Geschenk in der linken und dem Strauß in der rechten Hand, ging Kakashi zwei Blocks weiter, bis er an dem Nara Hotel ankam. Dort fuhr er mit dem Aufzug in die 7. Etage, wo sich das Restaurant Akimichi befand. Voll war es nicht. Kakashi hatte guten Überblick. Sein Blick wanderte einmal durch den Saal. Dabei erhoffte er einen pinken Haarschopf zu entdecken, was eigentlich gar nicht so schwer war.   Dieser kam breit lächelnd auf ihn zu, mit glänzenden Augen, die ihrem Schmuck Konkurrenz machten. Kakashi musste zweimal hinsehen, bis er auch tatsächlich erkannte, dass es Sakura war, die auf ihn zukam. Er hätte sie so nämlich kaum wiedererkannt. Es kam wahrlich eine Dame auf ihn zu.   Sakura trug einen roséfarbenen, eleganten, und enganliegenden Jumpsuit aus Satin. Dazu silberfarbene High Heels. Ihre schulterlangen Haare trug sie heute zu einem hohen Zopf. Das betonte ihr sanftes und natürliches Make-Up im Gesicht, und brachte ihre grünen Augen noch mehr zur Geltung. Sie strahlte förmlich.   Als sie nicht weniger als einen Meter voneinander entfernt standen, wusste eigentlich keiner von beiden, wie sie sich zu begrüßen hatten. Ihre strahlenden Gesichter wechselten zu fast streng nachdenklichen Mienen, mit einem funken Scharm und Schüchternheit. Kakashi sah wie unkomfortabel es Sakura wurde, also handelte er so, wie er es immer tat, und wie es ihm beigebracht wurde.   Er räusperte sich und übergab ihr zuerst den Strauß. Dann nahm er ihre freie linke Hand. „Guten Abend Sakura. Ich gratuliere dir zu deinem Geburtstag.” Er beugte sich leicht nach vorne, führte ihre Hand zu seinen Lippen, schloss die Augen und küsste ihren Handrücken. „Ich freue mich sehr, dich wiederzusehen.” Sein Geschenk überreichte er ihr mit beiden Händen, welche sie traditionellerweise auch mit beiden Händen annahm. Der Blumenstrauß befand sich wohl liegend in ihrer Armbeuge, sodass sie das Geschenk einfach annehmen konnte. Am Ende folgte beidseitig eine leichte Verbeugung. Und das wars auch schon mit dem Förmlichkeiten!   Innerlich klopfte sich Kakashi selbst auf die Schulter. Kakashi, du alte Schule. Du hast es immer noch drauf, sagte er in Gedanken zu sich selbst. Trotz des gut-abdeckenden Make-Ups konnte es Sakuras Röte auf den Wangen nicht verbergen. „Ich freue mich, dass du hier bist.” Allein der Klang ihrer Stimme triggerte Kakashi, im positiven Sinne.   Er nickte, und ging hinter Sakura her. Er folgte ihr ans andere Ende des Saales zum Tisch. Er konnte nicht anders aber musste auf diesen wohlgeformten Podex starren, auf die breite Hüfte, die elegant zu einer schmalen Taille überging. Das alles vom feinen Satin umschlossen.   Bei Tisch saßen vier Damen und sieben Herren. Kakashi wunderte sich. Normalerweise hatten Frauen überwiegend Frauen im Freundeskreis. „Meine Lieben”, sagte sie begeistert in die Runde. „Das ist Kakashi.” Zur Begrüßung hob er lässig die Hand. Ihre Gäste begrüßten Kakashi indem sie ihre Gläser kurz anhoben. Danach kehrten sie zurück zu ihren führenden Unterhaltung.   Kakashi betrachtete die Vasen in der Mitte des Tisches mit verschiedenen Blumensträußen. Natürlich war er nicht der Einzige, der an sowas gedacht hatte. Sakura ließ noch eine weitere Vase bringen und packte in der Zwischenzeit den geheimnisvollen Blumenstrauß aus. Auch ihre Gäste widmeten ihr dabei Aufmerksamkeit. Ganz besonders Kakashi. Sie löste das Papier und erstarrte kurz in ihrer Haltung. Kakashi hielt sogar die Luft an.   Ihr starres Gesicht löste sich zu einem sanften Lächeln, als sie die einzelnen Kirschblüten mit ihren Fingern umrandete. Traditionellerweise gehörten Kirschblüten in den Garten – als Blumenstrauß wurde er selten verwendet. Es war zwar nicht der passende Strauß zum Geburtstag. Aber dafür der passende Strauß zum Geburtstagskind.   ◆     Das Essen lag bereits auf dem Tisch und angestoßen wurde schon mehrmals. Kakashi erfuhr, dass der Familie ihres Freundes Shikamaru, das Nara Hotel gehörte, und das Restaurant Akimichi der Familie ihres Freundes Choji, welche sie alle seit der Mittelschule kannte. Ihre besten Freundinnen hießen Ino, Hinata, Temari und Tenten. Kakashi erinnerte sich bei seinem Rundlauf durch Sakuras Wohnung an die vielen Bilder auf ihrem Schreibtisch und an ihrer Wand.   Überwiegend drauf zu sehen war sie mit der Blonden, Ino. Das müsste also die sogenannten allerbeste Freundin sein. Frauen, dachte sich Kakashi. Sakuras bester männlicher Freund war Naruto, ein etwas lauter und überheblicher junger Mann. Dieser hatte seinen besten Kumpel Sasuke dabei. Außerdem gab es da noch Lee, der zu Mittelschulzeiten ständig um ihr Herz gekämpft hatte, Tentens Begleitung und Hinatas Cousin Neji, und Inos fester Freund Sai.   Viele peinliche Geschichte landeten auf dem Tisch. Geschichten aus Mittel- und Oberschulzeiten machten die Runde. Wie Lee Sakura ständig mit seiner sportlichen Leistung beeindrucken wollte. Wie sie jahrelang Sasuke hinterhergelaufen ist, nur um am Ende der Oberstufe zu erfahren, dass Sasuke ganz anders gepolt war. Bei dieser Erzählung schaute dieser grimmig, wurde aber von seinem lauten Freund locker gerüttelt.   „Oh nein, aber weißt du noch, Sakura?”, setzte Ino an. „Als du etwas mit diesem Jungen von der Yakuza hattest?”   Kakashi spitzte die Ohren. Seine linke Augenbraue wanderte in Höhe, und er schaute Sakura skeptisch von der Seite an, die neben ihm saß. Ino setzte weiter fort und bückte sich dabei weiter zu Kakashi nach vorne, die ihm gegenüber saß. „Eines Tages hatte sie etwas mit einem ihr viel zu alten Typen, der sie ständig mit dem Motorrad abgeholt hatte. Ein Glück, dass er dir nichts angetan hatte, als ihr nicht mehr zusammen wart. Wie hieß er? Saso-”   „Ino!”   „Ahh, so ist das!” Lässig lehnte sich Ino nach hinten und lachte. „Schon gut, keine Geschichten über Verflossene am Tisch!”   Die Freunde lachten, aber Kakashi hatte ganz andere Gedanken. Mit einem ihr viel zu alten Typen, hallte es in seinem Kopf. Und dann auch noch von der Yakuza. Kakashi fragte sich, wie Sakura wohl während ihrer Schulzeit war, wenn sie sich mit so einer Schicht abgab. Klar, Kakashi war da überhaupt nicht besser. Er gehörte ursprünglich zu dieser Schicht.   Kakashi wunderte es, dass ihre Eltern nicht bei Tisch waren. Er ging davon aus, dass Sakura aus wohlhabenden Hause kam, und deswegen zu ihrer Schulzeit ein besonders rebellisches Kind war, was er aus den Geschichten entnehmen konnte.   „...Und dann, wisst ihr noch? Wie wir auf dem Schuldach zusammen echtes Marihuana geraucht hatten, was Sasukes Bruder aus dem Ausland mitgebracht hatte? Sakura weißt du noch- Ah!” Sasuke gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf. „Sowas erzählt man nicht bei Tisch. Vor allem wenn neue Leute anwesend sind”, ermahnte er ihn.   Kakashi setzte ein sanftes Lächeln auf und winkte ab. „Nicht doch. Ich finde diese Erzählungen sehr ...”, er blinzelte rüber zu Sakura, die bereits eine feste Röte auf den Wangen trug und ihr Weinglas hielt. „Amüsant”, beendete er seinen Satz.   „Oh, dann ist ja gut! Erzählen Sie, Kakashi. Studieren sie auch oder arbeiten Sie schon?”, fragte ihn Naruto, und stopfte sich seinen Mund mit Essen voll.   „Ich arbeite.”   „Hmm. Al waws?”, fragte Naruto mit vollem Mund.   Kakashi stützte seinen Kopf mit dem Ellenbogen auf dem Tisch ab und griff nach seinem Glas Wasser, welches er langsam zu seinen Lippen führe. „Ich bin Kriminalpolizist.” Während Kakashi genüsslich sein Zitronenwasser trank, verschluckte sich Naruto an seinem Essen und führte eine halbe Show auf.   „A-Also, ich nehme keine Drogen, damit sie es wissen, das war nur das eine-”   „Alles gut. Ich bin nicht im Dienst. So läuft das nicht. Außerdem bin ich für andere Einsätze spezialisiert, und nicht für solche Kleinigkeiten.” Naruto zeigte ihm erleichterten einen Daumen nach oben, weil er wieder anfing zu husten. Sakuras Freundeskreis staunte, wen sie da neben sich sitzen hatte, doch keiner traute sich Kakashi über seinen Beruf auszufragen. Und erst nicht nach seinem Alter – das gilt auch in Japan als unhöflich.   „Da hast du dir aber die Elite geangelt, Sa-ah-kura-ah”, hustete Naruto.   „Naruto!”, zischte sie, sank tiefer in ihrem Sitz und hielt sich das Weinglas vors Gesicht.   Geangelt ? So hieß es also heutzutage. Aber Kakashi konnte es nicht. Er blickte rüber zu Sakura, der es anscheinend sehr unangenehm war, was ihr Freund formuliert und angedeutet hatte. Er betrachtete ihr errötetes Gesicht und ihr beschämendes Lächeln, als sie ihm vor Scharm in die Augen schaute. Kakashi konnte ihr einfach nicht böse sein. Natürlich hatte sie ihren Freunden von ihm erzählt. Was genau wusste er nicht, aber das überließ er der Damenwelt. Auf jeden Fall konnte es nicht schlechtes sein.   „Wie habt ihr euch kennengelernt?”, fragte Sasuke.   Diese Frage kam wohl sehr überraschend, weil sich Sakura beinahe an ihrem Rotwein verschluckt hatte. Sie tauschte kurz einen leicht verzweifelten und peinlichen Blick mit Kakashi aus. Ihr Mund war leicht offen, doch es kamen keine Worte raus. Mehr Röte stieg ihr ins Gesicht. Ihre Freundin Ino verzog leicht das Gesicht. Anscheinend war sie die einzige am Tisch, die die Geschichte kannte. Oder auch nicht. Es dauerte zu lange, und die Gäste schauten bereits etwas skeptisch.   „Im Musikgeschäft durch K-Pop”, antwortete Kakashi schließlich gelassen, und lehnte sich zurück. „Oh ja. G-Dragon von BIGBANG ist eine wahre Zimtrolle.”     ◆     Kurz vor 22 Uhr war es dann auch schon vorbei. Sakura und Ino trugen die Blumensträuße, Kakashi und die restlichen Jungs trugen einige der Geschenke. Sasuke musste leider seinen angetrunkenen Freund Naruto tragen. Die Sachen sollte man zu seinem Auto bringen, da er Sakura heimfahren würden. Kakashi bemerkte, dass Sakura nicht geradeaus laufen konnte, und nebenher etwas taumelte. Dann fasste sie sich an die Stirn und kniff die Augen zu. Kakashi musste schmunzeln. Anscheinend war es der Wein, der es ihr angetan hatte.   „Ich fahre dich Heim”, sagte er, und ließ seine Autoschlüssel vor Sakuras Augen baumeln. „Ich bin mir sicher, du möchtest so schnell wie möglich ins Bett. Es wäre am besten, wenn dein stark alkoholisierter Freund zuerst nach Hause gefahren wird, falls ein tragischer Unfall im Inneren des Wagens passiert. So ginge es schneller.”   Sakura brauchte einige Sekunden. Auch Sasuke hatte es gehört und schaute skeptisch zu Kakashi, während er Naruto stützte. „Ja, ja das klingt gut”, nickte sie, und stellte sich gerade hin. „Kakashi fährt mich. Kümmere du dich um Naruto … Schatz, geht’s dir gut?”   Dieser murmelte etwas und wünschte Sakura etwas ungenau nochmal alles Gute zu ihrem Geburtstag. Sie folgten alle Kakashi zu seinem Auto. Die Blumensträuße wurden Sakura von den Mädels abgenommen. Die Damen gingen hinten und lachten laut. Kakashi drehte sich kurz um. Sakuras Gesichtsausdruck zufolge musste sie sich schon fast anstrengen um ein Lächeln auf den Lippen zu formen. Vielleicht lag es an der kühlen Luft, aber sie war viel blasser geworden.   Er legte einen Zahn zu und verstaute mit den Jungs die Blumensträuße und Geschenke im Kofferraum. Mit Kopfnicken verabschiedeten sich die Männer, eine tiefere Verbeugung galt den Damen. Kakashi öffnete die Beifahrertür und hielt Sakura die Hand entgegen beim Einsteigen. Dann knallte er vorsichtig die Tür zu, stieg ins Auto und fuhr los. Sie hielten an einer Ampel. Sakura hatte die Augen geschlossen und kuschelte sich in ihren weißen Blazer.   „Ist dir schlecht?”, fragte Kakashi vorsichtig nach, und blinzelte dabei rüber zu Sakura. Diese nahm einen tiefen Atemzug und nickte leicht.   „Geh direkt hoch in deine Wohnung und gib mir die Schlüssel, damit ich die Sachen nacheinander hochbringen kann.”   „Nein, nein das musst du nicht, ich nehme dir was ab.” Sie fasste sich an die Schläfen und massierte diese. „Ich hoffe, es war dir nicht allzu unangenehm, was ab und zu bei Tisch gefallen ist?”, fragte sie schüchtern nach. Beide schauten geradeaus und fuhren durch die Großstadt. Sakura konnte Kakashis leichtes Grinsen im obigen Rückspiegel erkennen. „Mach dir da keine Sorgen. Gesagtes und Erlebtes liegt alles in der Vergangenheit.”, antwortete er.     ◆     Sakura war vorgegangen um Kakashi die Tür zu öffnen und hinterließ ihm den Schlüssel. Er ging drei Runden, bis er alles in Sakuras Wohnung verstaute hatte. Diese hatte sich auf ihren großen Bett hingelegt. Die Schuhe hatte sie in die Ecke geschmissen. Ihre Haare trug sie wieder offen. Kater Artemis, welcher mit seinem Kopf gegen Sakuras Gesicht rieb, sprang sofort vom Bett als er Kakashi erblickte. Langsam und neugierig ging der Kater auf ihn. Kakashi bückte sich um ihn zu streicheln und Artemis ließ es zu. Anscheinend hatte er ihn wiedererkannt.   Er erhob sich und blickte sich um. Hier schien alles weiterhin unverändert zu sein. Sein Blick ruhte auf Sakura, die ein breites Grinsen trug und wie ein Seestern auf dem Bett lag. „Wie fühlst du dich?” Kakashi trat einige Schritte näher an sie heran.   „Gud.”   „Hm.” Er setzte sich zu ihr aufs Bett. „Kann ich dir irgendetwas bringen?”   Sakura wollte gerade etwas sagen, doch musste in dem Moment hart schlucken. Kakashi beugte sich weiter zu ihr herunter, um ihre Pupillen zu checken und die Farbe in ihrem Gesicht. Sie winkte in weiter zu sich herunter, als ob sie ihm etwas in Ohr flüstern wollte.   „Oh nein”, flüsterte sie.   „Oh nein?”   „Oh nein!” Sakura richtete sich blitzartig auf und schaute geschockt zu Kakashi.   „Oh nein”, bestätigte er. Dann lief Sakura geradewegs ins Badezimmer, um sich zu übergeben. Kakashi folgte ihr, und fand sie hockend vor der Schüssel vor. Er sah, wie ihr die Haare ins Gesicht und halb in die Schüssel fielen. Schnell reagierte er, und hielt ihr die Haare, während sie sich mehrmals übergab. Kakashi fühlte sich wie eine Frau, die ihrer besten Freundin nach einer gelungenen Hausparty mit viel Alkohol und süßen Jungs, treu zur Hilfe geeilt war.   Länger kam nichts. Skeptisch beugte sich Kakashi zu ihr herunter. Sie bewegte sich, spülte, klappte den Klodeckel runter und setzte sich auf diesen. Kakashi hockte sich zu ihr herunter. Sie verdeckte ihr Gesicht mit beiden Händen. „Tut mir leid”, murmelte sie.   Kakashi schaute verwundert. Nein. Er fand das alles viel zu zucker. Dass sie sich dafür entschuldigen musste? „Es muss nicht. Der Wein den du getrunken hattest war recht stark.” Sie nickte ihm zu, dann richtete sie sich auf und schaute an sich herunter. Perfekt getroffen hatte sie wohl nicht …   „Ich sollte mich duschen.”   „Hm. Ich warte.”   Perplex drehte sie sich zu ihm um, als sie ein frisches Handtuch nahm. „Wie bitte?”   „Ich warte, bis du fertig geduscht hast und im Bett liegst. Wenn ich weiß, dass es dir gut geht, dann bin ich beruhigt.”   „A-Achso. Vielen Dank.” Sie drehte sich wieder um. Kakashi huschte aus dem Badezimmer ins gegenüberliegende Wohnzimmer, und suchte nach einem ganz bestimmten Buch. Währenddessen entledigte sich Sakura ihrer Kleidung, als Kakashi mit einem Buch wieder zurückkam. Noch rechtzeitig bedeckte sie ihren entblößten Oberkörper.   „I-Ich bin zwar alkoholisiert, a-aber das heißt nicht, dass ich dich zugucken lasse wie ich-”   „Ich”, unterbrach er sie. „Lese das hier. Sitze dort”, er zeigte auf das Klo. „Und gehe sicher, dass dir in deinem Zustand beim Duschen nichts passiert. Falls du gerne heiß duscht, könnte dir von der Hitze schneller schwindlig werden. Außerdem ist dein Reaktionsvermögen und dein Gleichgewichtssinn eingeschränkt. „Ich werde hier sitzen”, er setzte sich auf die Kloschüssel. „Und lesen.”   Dann schlug er die Seite auf, bei der er zuletzt stehengeblieben war, beugte sich nach vorne und stützte sich mit den Ellenbogen an den Oberschenkeln ab. „O-Okay.” Sakura drehte sich wieder um und zögerte. Lange. „Keine Sorge. Ich würde auch so nichts neues mehr sehen, was ich nicht schon längst gesehen hätte.”   Sakura zog eine Schnute und schaute ihn grimmig an. Doch seine Aufmerksamkeit galt dem Buch. Sie dachte sich nichts dabei, als sie sich zu ihm drehte und sich ihres Jumpsuits und der Unterwäsche entledigte, bis sie komplett nackt vor ihm stand. Kakashi blätterte eine Seite um und Sakuras aufgeregtes Gesicht entspannte sich. Er hielt sein Wort. Erleichtert stieg sie in die Dusche und zog den Vorhang hinter sich zu.     ◆     Als Sakura total entspannt aus der Dusche stieg, hatte sie Kakashi für einen kurzen Moment total vergessen. Sie schnappte sich ganz schnell ein Handtuch und wickelte es um ihren Oberkörper. Dann nahm sie sich noch eins für ihre Haare. Sie sprang in ihre flauschigen, pinken Puma-Hausschuhe und schaute zu Kakashi. Tatsächlich wanderten seine Augen zu ihr hoch und sie zuckte zusammen. Mehrere Sekunden lang schauten sie sich gegenseitig in die Augen, bis sich Kakashi wieder seinem Buch widmete.   Sakura ging zum Waschbecken und stand direkt neben Kakashi. Sie holte ihr Abschminkzeug raus um auch die restlichen Bestandteile ihres Make-Ups zu entfernen. Dann putze sie sich die Zähne. Dabei schaute sie konzentriert runter zu Kakashi, wie er mit seinen langen Fingern die Seiten umblätterte. Viel zu lange putzte sich Sakura die Zähne, ohne auszuspucken. Kakashi schien dies bemerkt zu haben und schaute zu ihr hoch. Sie erstarrte in ihrer Position. Kakashi lächelte nur, und blickte zurück auf sein Buch.   Sakura drehte sich zum Spiegel um und wollte gerade ausspucken. Sie errötete. Ihr lief die weiße Zahnpasta aus dem Mund das Kinn runter … Welcher Mann würde bei diesem Anblick nicht lächeln wollen?   Als sie fertig war öffnete sie ihren Medikamentenschrank. Der Spiegel war schon lange weg. Sakura hatte ein besseres Versteck gefunden. Sie nahm sich eine Tablette und ging mit dieser in die Küche. Kakashi folgte ihr. In ein Glas mit Wasser gab sie eine kleine Menge Natron und spülte damit die Tablette runter. Dann ging sie in ihr Schlafzimmer und legte sich unter die Decke. Sofort kam Artemis zu ihr gelaufen. Sie schaltete das kleine Nachtlicht ein. Kakashi klappte sein Buch zu.   „Wie fühlst du dich jetzt?”   Sie zog die Decke näher an sich. „Besser. Tut mir leid. Ich habe dich aufgehalten.”   „Kommt mir bekannt vor.” Kakashi setzte wieder dieses eine Lächeln auf, was Sakura in den Wahnsinn trieb. Das machte er ganz bestimmt absichtlich!   Er drehte sich um und wollte das Buch wegbringen. „Könntest du-”, setzte Sakura an. Kakashi drehte sich um. „Könntest du … magst du die Nacht hier bleiben? Es ist schon sehr spät und ...” Eigentlich konnte ihm Sakura keinen Grund nennen, welches ihn davon abhalten würde zu sich nach Hause zu fahren. Kakashi merkte es. Sie wollte die Nacht nicht alleine verbringen.   Schweigend ging er aus ihrem Schlafzimmer raus um das Buch wegzubringen. Währenddessen betrachtete sie die Geschenke auf der Kommode neben sich, die Kakashi dort abgelegt hatte. Sein Geschenk lag am nächsten zu ihr und sie konnte nicht anders, als heimlich das Band zu lösen und reinzuschauen.   ◆     „Könntest du … magst du die Nacht hier bleiben? Es ist schon sehr spät und ...”, hallte es in seinem Kopf. Er schmunzelte, als er das Buch zurück ins Regal packte. Eins war er sich sicher – wenn er zu viel Zeit mit Sakura Haruno verbringt, dann bekommt er von ihrer süßen Art ganz sicher noch Diabetes. Kakashi konnte das Angebot nicht ablehnen. Und überhaupt – er wollte gar nicht nach Hause fahren. Er wollte auch so hier bleiben. Er machte sich zu viele Sorgen um sie. Keine Ahnung, wann er das zuletzt bei einer Person empfunden hatte. Einerseits hatte Kakashi schon viel zu viele Fälle in seinem Leben gesehen.   Drogen- und Alkoholleichen, die an ihrem eigenen Erbrochenen erstickt sind. Das war ein häufiger Todesfall und das passierte auch in normalen Haushältern. Zu sehr erinnerte er sich an die Anblicke von damals, und an die Stelle aus Breaking Bad, wo Jesses Freundin das selbe passiert ist. Durch seinen Job war Kakashi ein sehr vorsichtiger Mensch und wollte so kein Risiko eingehen.   Er schaltete das Licht in Wohnzimmer und Flur aus. Schon leicht müde spazierte er in Sakuras Schlafzimmer. Diese lag in ihrem Bett. Artemis machte es sich an ihrem Fußende bequem. Er kam auf sie zu und bückte sich zu ihr herunter. Die Farbe in ihrem Gesicht war normal, die Atmung regelmäßig. Er ging davon aus, dass sie bereits schlief. Sie trug ein friedliches Lächeln auf den Lippen. Und den geschenkten Pullover, den sie ihm damals entführt hatte.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)