Alles fließt von fany10 ================================================================================ Kapitel 3: ----------- Die nächste Zeit, die genau zwei Wochen und vier Tage einschloss- Rina war genauestens darauf bedacht wenigstens ihr Zeitgefühl nicht zu verlieren,wenn sie das Dasein schon fernab jeder Zivilisation fristen musste- verlief überraschend gut. Sie lernte schnell was ihre kleine Freundin ihr an Sprachlichem beibrachte und es gab auch keine Auseinandersetzungen mit diesem Hundedämonen mehr zu beklagen. Rin hatte eine ganze Weile gebraucht um Rina klar zu machen was es mit so einem Exemplar auf sich hatte, da diese sich bei dem Wort 'Hund' immer ihren Schossköter Eduard vorstellte dessen Hobby es war, sich so oft es ging schnarchend vor dem Kamin zu räkeln. Trotzdem sie Rins Hundemonster geflissentlich aus dem Weg ging -was sich nicht als sonderlich schwer herausstellte- und immer noch stocksauer auf ihn war, konnte Rina es sich nicht verkneifen schallend los zu lachen. Das erste Mal seit fast einem halben Jahr wie sie sich errechnete, denn die Vorstellung eines snobistischen krallenbewährten Mannes der sich vor dem Kamin räkelte und dabei Tränen vom Gähnen in den gelben Augen hatte,war zu komisch. °Inu Yasha muss demnach auch ein Dämon dieser Rasse sein, zu ähnlich sind die Merkmale hier zu 'unserem' Köter. Autsch, das war fies° ,rief sich Rina zurecht. Dennoch spürte sie eine gewisse Befriedigung, so konnte man sich wenigstens in Gedanken rächen. °Eines schönen Tages wird es real sein° ,stellte sie sich weiter vor und grinste unbewusst vor sich hin. "Rina" ,wollte Rin plötzlich wissen und sah sie mit ernsten Augen an, wobei sie langsam und natürlich überdeutlich wie es so ihre Art war weiterfragte. "Wo kommst du her und wo ist deine Familie?" Rina überlegte ob sie so tun sollte als hätte sie nicht verstanden, zu ungern sprach sie über ihre Angehörigen. Die Entscheidung fiel jedoch gegen ihren Leugnungsversuch aus. "Ich haben kein Familie mehr" ,sagte sie und tat so als wäre diese Tatsache das Natürlichste überhaupt. "Komme von Westen." "Sind sie, deine Eltern meine ich, sind sie .....gestorben?" Rin schluckte. Die junge Frau nickte mit dem Kopf, "ja! Mein Eltern sind tot von Unfall in Bergen .....Bruder lebt. Ihre Stimme zitterte leicht. "Noch eine Gemeinsamkeit von uns", stellte Rin melancholisch fest. "Weißt du..." und sie begann zu erzählen, "meine Mama und mein Papa sind auch tot. Räuber haben uns angegriffen und wollten alles mitnehmen. Papa hatte keine Waffe und hat trotzdem versucht uns zu beschützen - meine Mama und mich- aber sie haben ihn einfach erstochen. Auch meine Mama, weil sie so wütend und traurig war. Sie hat noch gesagt ich sollte in der Ecke bleiben und mich nicht bewegen." In den Augen des kleinen Mädchens sammelten sich Tränen. "Ich wollte nein rufen und hab nur noch Schreie gehört. Dann war alles aus, sie sind auf einmal alle weg gewesen. Niemand hat mir damals geholfen, keiner wollte mich haben, deshalb habe ich mit niemandem mehr geredet..." Rin schluchzte ein bisschen und rieb sich verstohlen über die Augen. °Das arme Kind! Ich habe zwar nicht alles verstanden, wohl aber dass man sie mehr als schlecht behandelt haben muss. Dagegen ist mein Schicksal beinahe eine Komödie.° Rina nahm das Mädchen in die Arme um es zu trösten. "Aber dann..." und da kam wieder das quirlige gut gelaunte Wesen aus dem Kind heraus, "dann kam Sesshoumaru-sama und hat mich geheilt als mich Wölfe angegriffen haben. Er war nämlich krank und ich hab ihm Essen gebracht, dass er aber ......" °Der schon wieder° ,stellte sich Rina leicht genervt fest, °hab ich das richtig verstanden? Er hat Rin nach einem Wolfsangriff gepflegt? Es ist schon seltsam dass die Kleine so etwas überlebt hat, Wölfe sind im Allgemeinen ziemlich gründlich was ihre Beute betrifft.....aber der wortkarge Dämon als Krankenpfleger?° Sie schüttelte ihren Kopf bei dieser Vorstellung. °Kein Wunder dass das Mädchen so an ihm hängt, er ist das Einzige was sie noch hat.....ob sie das nicht noch vom Regen in die Traufe bringt° ,zweifelte Rina. "Du!" ,Rin hatte ihre Sesshoumaru- Lobeshymnen abgeschlossen, "soll ich mal deine Haare ein bisschen schöner machen?" °Meine Haare? Na danke schön, aber wie heißt es immer: Betrunkene und Kinder sagen die Wahrheit! Wie will sie das denn anstellen, hat sie Schmierfett in der Nähe um meine paar Fransen in Form zu zupfen?° Wie auf Befehl zog Rin ein kleines Messer aus ihrem Gürtel und zeigte ihr was sie damit vorhatte. "Nur ein wenig!" versicherte sie ihrer Freundin, "du hast so einen seltsamen Schnitt, wie ein Blumentopf!" °Egal was ein Blumentopf sein soll° ,überlegte Rina, °meine Frisur lässt schwer zu wünschen übrig, so nach dem Motto, schlimmer geht's nimmer.° "Ja!" ,sie nickte, worauf Rin jauchzend aufsprang und sich ohne viel Trara an die Arbeit machte. Ab und zu ging sie ein paar Schritte zurück um ihr Werk kritisch zu betrachten. Manchmal mit einem zufriedenen Gesicht und manchmal mit einer 'nein, das muss noch besser werden' Grimasse. Rina war schon beruhigt wenn sie nachher nicht nur eine Stoppelfrisur hatte. Das Ergebnis war mehr als zufriedenstellend. Die 'Patientin' sah ihr Spiegelbild in einem nahegelegenen See, den sie heute schon als Bad missbraucht hatten und staunte Bauklötze. °An der Kleinen ist ein Friseur verloren gegangen° ,mutmaßte Rina. Ihr Gesicht war nun viel freier und kam besser zur Geltung, die Haare an sich waren jetzt beinahe schön durchgestuft und bevölkerten gleichmäßig ihren Kopf. Rin hatte rote Bäckchen die vor Stolz glühten als sie sah, wie gut ihre Kreation bei ihrer Freundin ankam. Diese bedankte sich glücklich mit allen Wörtern die ihr dafür einfielen. Später besuchten die Beiden noch ein Dorf an dem sie vorbei kamen um neue Verbände für Rina zu besorgen. Die von Kaede waren leider nicht mehr allzu tauglich. Gegen Abend, Rinas Laune hatte sich den ganzen Tag hindurch gehalten, nahm sie sich vor nach Rin zu sehen, die sich wieder aufgemacht hatte um Essbares aufzutreiben- während sie selbst die einzige vorhandene Decke (Sessimiru - sumo, dieser Geizhals) flickte. Doch nun war sie fertig mit ihrer Aufgabe und ging den kleinen Trampelpfad entlang als sie auch schon Rins aufgeweckte Stimme hörte. °Mit wem redet sie da?° Rina lauschte eine Weile. °Die Unterhaltung ist schwer einseitig ....ah, ich glaube fast ich weiß wer ihr Diskussionspartner ohne Diskussionslust ist. Was?! Bruder ....Tote...Westen...,ich fass es nicht, sie erzählt dem Brutalo meine Lebensgeschichte!° Das Mädchen ärgerte sich grün und blau hinter ihrem Felsen. °In diesem Fall hüte ich mich davor der lieben Rin irgendetwas von meiner ersten Liebe -auch wenn ich damals erst 14 war - oder von diversen Frauenproblemen zu berichten!° Diesen Vorsatz quartierte Rina auf dem besten Logenplatz ihres Erinnerungsvermögen ein. Gerade als sie sich mucksmäuschenstill aus der Affäre ziehen wollte, dieser 'Sess-bla-bla' hatte unglaublich gute Lauscher wie sie schon öfters feststellen musste, als er das auch schon wieder unter Beweis stellte. "Ich kann ungebetene Zuhörer nicht besonders leiden! Verschwinde, du störst!" Das ließ sich Rina nicht zweimal sagen und obwohl ihre gute Laune nun im Eimer war, stellte man fest, dass sie den Meister der Unhöflichkeit noch nie so viel hatte sprechen hören. °War das nun ein gutes Omen? Eher micht!° befürchtete die Ertappte als sie wieder an ihrem Lagerplatz ankam. °Und überhaupt, was fällt dem eigentlich ein? Die reden schließlich über mich, ich hätte noch das meiste Recht dabei zu sein. Aber die scheinen hier wohl andere Regeln zu haben!° dachte sich Rina aufgebracht. Bald darauf kehrte Rin mit Pilzen und Beeren zurück. An Abwechselreichtum nicht zu überbieten, aber bitte, sie selbst hatte auch nie mehr zu Wege gebracht. Irgendwie wunderte es Rina, dass die Kleine nichts zu vorher sagte. °Entweder sie wollte nicht unnötig an meinem Stolz kratzen, obwohl ein Kind kaum so viel Taktgefühl haben kann, oder aber ihr unangefochtenes Idol hat ihr weiß gemacht, nur eine Mücke verbal verscheucht zu haben.° Vielleicht kam der Zeitpunkt nie, aber Rinas letzter Gedanke bevor der Schlaf sie übermannte, war der eines überheblichen Hundedämonen dem sie gerade eine ihrer Ketten über die Rübe zog.....und sie meinte keineswegs Inu Yasha. Der nächste Tag, sollte der Tag des großen Wiedersehens sein, von dem keiner etwas ahnte. Es musste Nachmittags gewesen sein, als das Alpha Tier - Sesshoumaru ließ keinen Zweifel an seiner Stellung offen - sich plötzlich vom Boden erhob und auf den nächst gelegenen Baum verfrachtete. Rin und Jaken achteten nicht weiter darauf, aber dem Neuling klappte unverhofft die Kinnlade herunter. °Ich glaub mich laust der Affe, er fliegt!!° Rina übertraf sich selbst indem sie, nach diesem kleinen Aussetzer, ihr Wort ganz gelassen an Rin richtete. "Was tut er da oben?" Jaken, seinen halbwegs reparierten Stab schwingend, patzte sie an: "Der Herr muss nicht vor etwas wie dir gerechtfertigt werden. Er tut was er will und das ist auch immer gut und richtig!" °Oh, wenn ich das richtig verstanden habe, haben wir hier noch einen schlimmeren Fall von Unterwerfung und völliger Hingabe. Da ist Rin wohl noch im Anfangsstadium.° Rina gab sich jedoch mit der Antwort zufrieden, es konnte ihr herzlich egal sein. Sie ertappte sich dennoch dabei, wie sie sich vorstellte arglos von Baum zu Baum zu schweben und die Aussicht zu genießen,als Rin ihr zuflüsterte: "Das macht Seeshoumaru - sama immer wenn jemand Fremdes in der Nähe ist und vielleicht unangenehm werden könnte. ° Bei meiner Ankunft stand er aber nicht auf einem Baum° ,erinnerte sich Rina ein wenig pikiert. °Das heißt also dass er mich von Anfang an als zu harmlos einstufte um sich überhaupt Gedanken darüber zu machen......Blödmann!° Ein Knall durchbrach plötzlich die Stille. Dessen Ursprung war definitiv noch ein paar Kilometer weit entfernt, was aber nichts heißen sollte. °Der Schuss einer Muskete, ich würde ihn überall erkennen. Verflucht das kann nur eines bedeuten .....ich muss weg hier und zwar schnell. Aber erst will ich Rin in Sicherheit wissen.° Rina packte diese am Handgelenk, schleppte sie zu dem Baum auf dem Sesshoumaru immer noch verweilte, als würde nicht gerade das Schlimmste passieren dass sich überhaupt ereignen konnte, legte den Kopf in den Nacken und schrie hoch: "Bitte, ihr müssen kommen, Rin nehmen und gehen und ...." "Josephine!" echote es auf einmal wie in einer Höhle, "ich kann dich sehen Josephine, mache es uns allen leichter und komm, komm zu mir Josephine!" Rinas Herz pochte nicht mehr nur laut sondern gleich gar nicht mehr wie sie befürchtete. Sie kniete neben dem Kind und schaute ihm in die Augen. "Weg gehen,weit weg von hier, gefährlich" und sie blickte gehetzt um sich. "Muss verlassen euch ....Danke!" war das, was eine entsetzte Rin noch hörte bevor ihre Freundin auf dem Absatz kehrt machte und davon stürmte als wären alle Dämonen der Erde hinter ich her. "Warte!" schrie die Kleine, weinte und wollte Rina folgen, doch sie stolperte und fiel der Länge nach auf den Boden. "Warte doch auf mich!" Rin verstand die Welt nicht mehr. Rina auch nicht! Sie hetzte durch den Wald, immer tiefer in das Unterholz. Ungeachtet dessen, dass sie zahllose Tiere aufschreckte, die mit empörten Schimpfgeräuschen zur Seite hechteten. Sie war kaum in der Lage, ihre Gedanken zu ordnen. °Wie war es möglich, dass er mich hier findet...und vor allem so schnell, ich hätte überall sein können. Eine Nadel im Heuhaufen zu entdecken kann wohl doch nicht allzu schwer sein. Hoffentlich ist Rin meinen Anweisungen gefolgt und jetzt außer Reichweite meines verrückten Bruders.° "Alexander!" wisperte sie vor sich hin als hätte sie Gift geschluckt, "du bist mir zwar bis hier her gefolgt, allerdings nur um dann sehen zu müssen, dass der weite Weg für dich völlig umsonst gewesen ist. Ich werde mich eher selbst umbringen als mich von dir zurück schleppen oder hingerichtet werden zu lassen!" Rina glaubte vor ihr etwas zu erkennen, eine Lichtung oder Ähnliches, und steuerte darauf zu. Warum war sie nicht in der Anonymität des Waldes geblieben? Vielleicht weil Menschen immer das Licht suchen? Man wusste es nicht, ihr war lediglich klar, dass sie keinen größeren Fehler hätte machen können. "Ah, Josephine, wie schön dich zu sehen!" Die Angesprochene blieb wie angewurzelt stehen als sie aus dem Wald herausrannte und erkennen musste, wie ein Falter in das Feuer geflogen zu sein. Und es brannte heiß. Rina sah Alexander, der nicht im Geringsten überrascht schien. Nein, er hatte sie erwartet! Seine Gestalt war immer noch dieselbe. Groß, schlank, kurze hellbraune Haare, blaue Augen wie sie selbst und ein eher zierlich geschnittenes Gesicht. Aber der Schein trügt. Was hatte sie auch erwartet nach nur etwas mehr als drei Monaten der Trennung? Ihr kam es wie Jahre vor. "Du!" brachte sie angewidert über die Lippen, "was willst du?" Du meine Güte!" stöhnte er und redete wie mit einem kleinen unartigen Kind. "Was für eine rhetorische Frage! Ja, ich bin es und du weißt genau was ich will!" Rina schaute zur Seite aber Alexander kannte seine Schwester zu gut. "Ich bitte dich, du brauchst dir nicht die besten Fluchtwege in deinem kleinen hübschen Köpfchen zurecht legen! Es ist aus mit der Revolte!" Ja, das war es wohl, es war aus. Sie sah ihren Bruder vom Pferd steigen, umgeben von sechs seiner treuesten und besten Männer sowie einer Frau die sie nicht kannte. °Der Kleidung nach zu urteilen eine Einheimische. Kein Wunder dass die Kerle noch nicht von einem hundertäugigen Dämon verspeißt wurden, mit einer Führerin.° Rina war am Rande eines Nervenzusammenbruchs. " Eigentlich müsste ich stolz auf dich sein Phinchen!" Alexander war nur noch einige Schritte von ihr entfernt. "Du hast uns ganz schön auf Trab gehalten und..." ,er lächelte provozierend, "dazu gehört schon einiges. Jetzt wo wir uns nach dieser nervenaufreibenden Zeit wieder gegenüber stehen, stellt sich mir die Frage.....hast du mich vermisst?" "Das mein liebes Lexileinchen ist ebenfalls eine rhetorische Frage! Ich habe dich vermisst wie...sagen wir wie die Menschheit die Pest vermissen würde!" antwortete Rina gehässig mit der dazugehörigen Mimik. "Ha!" er lachte laut auf und seine Leute taten es ihm gleich. "Na, na, wer wird denn so mit seinem engsten Blutsverwandten reden? Und....nein....!" ,Alexander schnitt Rina das Wort ab noch bevor sie etwas sagen konnte. "Du brauchst gar nicht wieder mit deinem 'ich bin nicht mehr mit dir verwandt' Argument kommen! Das Band das uns verbindet kann nicht durchtrennt werden, von nichts und niemandem, auch nicht von dir! Du und ich wir sind gleich!" "Nein!" schrie Rina wie außer sich, wobei sie einen Schritt zurückwich, "ich bin niemals wie du! Ich hätte nie mit dieser Grausam- und Gleichgültigkeit meine eigenen Eltern umbringen lassen....du Monster!" Das Mädchen weinte, so sehr sie auch dagegen ankämpfte. Lange aufgestaute Tränen bahnten sich ihren gerechtfertigten Weg über die Wangen. "Ach!" Ihr Bruder schaute erst etwas erstaunt, fing sich aber noch in der selben Minute wieder, "du wusstest dass wir den Tod unserer Eltern mir zu verdanken hatten? Das habe ich nicht erwartet" gab er mit einer theatralischen Handbewegung zu. "Ich dachte du wärest darüber hinweg und jetzt heulst du Rotz und Wasser! Sieh es doch mal von der positiven Seite, sie waren uns doch nur im Weg. Ständig standen wir in ihrem Schatten, aber nun sind wir frei, frei zu tun was immer uns beliebt!" "Ja, du, du bist vielleicht frei!" bemühte sich Rina trotz zugeschnürter Kehle zu sagen, "aber ich musste mich dir immer fügen, du hast mich nur benutzt .....ich war glücklich wie es früher war!" die letzten Worte kamen nur noch geflüstert und sie sank auf die Knie. "Ihr meint vor dem tragischen 'Kutschenunglück' in den Bergen, Madame?" ,fragte Alexander mit gespielt trauriger Miene. "Aber wie hat Mutter immer so schön gesagt" ,fuhr er fort, 'Glücklich ist wer vergisst, was nun mal nicht zu ändern ist'!Möglicher weise hältst du dich nicht fest genug daran Phinchen." Er schürzte die Lippen und machte einen auf besorgten Bruder. "Aber nun komm, es wird Abend, nicht das du dich noch erkältest! Es wundert mich sowieso dich gesund und munter zu sehen, hier wimmelt es ja nur so von wilden Kreaturen. Dagegen sind unsere paar Gnome und Trolle ein Kinderspiel." Alexander streckte die Hand nach seiner Schwester aus, als die fremde Frau plötzlich einen heiseren Schrei ausstieß und vom Pferd sprang. Rinas Bruder vergaß sie für einen Moment und widmete sich der Söldnerin. "Was ist?!" Diese kam zu ihm und berichtete in starkem deutschen Akzent: "hier ist ein Dämon ganz in der Nähe, ein mächtiges Wesen! Wir sollten schnell gehen!" "Rina!" Aus dem Wald rannte ein kleines schwarzhaariges Mädchen und mit großen braunen Augen voller Angst. "Was du machen Rin?!" rief Rina ihr verzweifelt entgegen, "gehen, gehen!" Aber das Kind schmiss sich in die Arme ihrer Freundin und drückte sich an sie. "Wenn ich nicht wüsste dass das biologisch völlig unmöglich ist, würde ich fast meinen, du hast hier eine Familie gegründet.....ah und da ist ja auch der Vater samt Haustier." Spöttelte Alexander, als Sesshoumaru - sama und Jaken plötzlich auch auf der Lichtung standen. Die Söldnerin sog scharf die Luft ein und zog ihr Schwert. Das löste eine Kettereaktion aus, die alle übrigen Reiter ebenfalls die Waffen zeihen ließen. Bis auf einen der noch immer reglos, fast apathisch sitzen blieb. Rina sah genauer hin und erkannte in ihm einen der drei Magier die ihr damals diese klirrende Last in Form von Ketten auferlegten. "Pah!" Rinas Bruder rümpfte die Nase und lief seelenruhig zu seinem Rappen zurück. "Bitte, wenn es dir gefällt die Sprache der Wilden zu sprechen und Stoffe im Schnitt von Säcken zu tragen, von mir aus!" Er zuckte gelangweilt mit den Schultern. "Wenn wir wieder zu Hause sind wird dir das schon noch vergehen. Und nun steh verdammt noch mal endlich auf, der Graf wartet!" "Sieh an!" Rina wurde irgendwie mutiger als sie den Hundedämonen in ihrer Nähe wusste, obwohl das wahrscheinlich kompletter Irrsinn war- aber es half. "Zeigst du endlich deine wahre Persönlichkeit, Lexileinchen?" "Karl!" Ihr Bruder sah einen seiner Mitstreiter an und deutete mit dem Kopf in ihre Richtung. Ein Hüne aus den Alpen wie sich Rina ausmalte, steckte seine Waffe ein und stieg behände von seinem Ross, dass seine Figur lügen strafte. Er streckte seine klobigen Hände aus, packte Rin an den Haaren und stieß sie weg während er sich Rinas Handgelenk samt Kette krallte um sie mit zu ziehen. Diese trat wie verrückt auf Karl ein, biss, schrie und kratzte, hatte aber nicht den geringsten Erfolg zu verbuchen. Auf einmal merkte sie, dass da nur noch ein Arm war der sie festhielt. Der Rest des Hünen fehlte erschreckender weise. Rina blickte um sich und sah Sesshoumaru vor einem fein säuberlich zerteilten Karl stehen und sich die blutigen Krallen leckend. Dann brach die reinste Hysterie aus. Alexanders gesamte Kompanie - außer dem Magier - rückte aus um seinen Kameraden zu rächen. Sogar die fremde Frau, die sich aber im Hintergrund hielt. Ein besonders Flinker sprang mit einem animalischen Gebrüll in die Luft und wollte den Dämonen mit seinem Speer durchstoßen. Sesshoumaru hob eine Hand und bohrte sie einfach durch den Brustkasten des Angreifers hindurch . Diese grauenvolle Tatsache ließ die anderen etwas weniger kopflos vorgehen und sie zogen sich ein Stück zurück um strategisch Klügeres herauszutüfteln. Der Dämon war sich viel zu erhaben um selbst in die Offensive zu gehen. Wenn sie etwas wollte sollten sie eben kommen. Jetzt sah Rina ihre Chance und rannte auf ihren Bruder zu mit der festen Absicht nun alles zu rächen. Sie hatte zwar nur Rins kleines Messer bei sich, dass diese ihr gab bevor sie sich zu Jaken in eine sichere Entfernung zurückzog- natürlich nur auf Rinas inständiges Bitten- aber wenn man es geschickt anstellte sollte auch das reichen. "Alexander, komm her wenn du dich traust, kämpfe!" so forderte sie ihn auf und begab sich in tausendmal zuvor geübte Angriffsstellung. "Mach dich nicht lächerlich Josephine, dir ist doch klar, dass wir nicht verpflichtet sind dich lebend zurückzubringen. Der Graf hat uns freie Hand gelassen. "So viel zu seiner Liebe für mich. Dann nutze die Erlaubnis und komm endlich, reizte ihn Rina. "Du weißt, dass ich dich nicht verschone Schwester?!" Sie hat erreicht was sie wollte, Alexander aus der Reserve zu locken, ihn wütend zu machen. "Das weiß ich wahrscheinlich besser als du selbst, aber wer sagt denn dass du überhaupt etwas zum Verschonen findest? Ich bin gut! Wie oft habe ich dich in den Übungsstunden schon besiegt?" Ihr Bruder biss an, nahm ein Messer aus seinem Stiefel und bewegte sich geschmeidig wie eine Katze auf Rina zu. "Bevor du hier deinen Lebensabend verbringst...." ,sagte er wobei er um sie herumtänzelte, " interessiert es dich nicht wie wir dich aufgespürt haben?" "Das spielt jetzt keine Rolle mehr, nicht wahr?" entgegnete ihm Rina. " Nein, das tut es gewiss nicht, aber ich werde es dir dennoch offenbaren. Darauf habe ich mich schon die ganze Zeit gefreut und das lasse ich mir auch nicht nehmen. Du siehst doch meinen Freund dort drüben?" fragte er und deutete auf den Mann hoch zu Ross. "Ja!" Rina kopierte einfach mal Sesshoumaru und enthielt sich ausschweifender Antworten. "Du kennst ihn sicher noch?" "Ja!" Alexander legte eines seiner schmierigsten Lächeln auf. "Dadurch, dass der Zauber dieses Magiers in deinen Ketten fließt und die somit zu einem ausreichenden Drittel unter seiner Kontrolle stehen, konnten wir dir folgen wo auch immer du hingegangen bist. Wenn du auch einen immensen Vorsprung hattest, wir mussten nur dem Signal hinterher reisen. Darüber hinaus hätte ich jeder Zeit mit dir kommunizieren können, "er schmunzelte, "aber das habe ich mir für das Finale aufgehoben. Du hättest dein Gesicht sehen sollen als ich dich vorher im Wald gerufen habe! Den Blick werde ich für den Rest meines Lebens nicht vergessen. Zu schade dass ich ihn nicht einrahmen konnte." °So war das also!° Rina ging ein Licht auf, °dann hab ich mich wohl exakt richtig verhalten das Dorf von Kaede zu verlassen. Wenigsten ein Trost.° Die junge Frau antwortete nicht mehr sondern sprang auf ihren Bruder zu, der dastand als warte er auf einen Krug voll Met. Ihre Dolche schlugen aufeinander wie zwei Blitze, vollkommen ebenbürtig. Die Zeit würde zeigen wer auf Dauer schwächer wurde und dem Druck nicht stand halten konnte. Alexander und Rina schauten sich direkt in die Augen, nur wenige Zentimeter von einander entfernt. Früher haben sie lachend zusammen im Hof gespielt, den Koch geärgert der auf einmal sein Schlachtmesser nicht mehr finden konnte und die Amme beinahe um den Verstand gebracht. Aber das war Früher. Früher ist nicht heute und da waren die Geschwister die erbittertsten Feinde. Ein Faktor von außerhalb ihres Zweikampfes brachte sie auseinander. Ein Schild flog geradewegs auf sie zu und hätte wahrscheinlich beide einen Kopf kürzer gemacht, wenn das Gespann nicht so schnell reagiert hätte. Sesshoumaru muss wohl auch die strategisch überholten Attacken erfolgreich abgewehrt haben. Alexander jedoch nutzte die Verwirrung des Augenblicks, tauchte blitzschnell vor seiner Schwester auf und schlug ihr mit einem sicheren Hieb mitten auf den Brustkorb. Rina musste stark nach Luft ringen und taumelte, aber es gelang ihr dank unerschütterlicher Willensstärke ihrem Bruder einen Schnitt vom Oberarm bis fast zum Ellenbogen zuzufügen. Dieser war mehr als überrascht, dass Josephine nicht schon röchelnd am Boden lag sondern ihm vielmehr noch eine Wunde verabreichte die nicht so leicht zu ignorieren war. Er presste seine andere Hand auf den verletzten Arm und verfluchte alles was ihm gerade einfiel. Seine Augen sprühten vor nicht unterdrücktem Zorn. Rina die noch immer Probleme mit der Atmung hatte, versuchte ihn mit dem Fußballen an seinem Schenkel zu treffen um dort ein vorübergehendes Lähmungsgefühl zu verursachen. Alexander aber hatte den Plan durchschaut, packte ihren Fuß und riss ihn in die Höhe, so dass sie rückwärts auf die Erde prallen müsste. Doch auch der Boden war kein Fremdelement für Rina und sie rollte sich geschickt zur Seite um sofort wieder aufzustehen. °Gar nicht so einfach mit diesen Massen an Stoff, jetzt wünschte ich mir fast mein Nachthemd zurück° ,war einer ihrer unausgesprochenen Gedanke. Ihr Bruder kam mit erhöhter Geschwindigkeit auf sie zu und tat plötzlich etwas völlig Unerwartetes. Er warf sich kurz vor ihr auf seine Seite mit den Füßen voraus und prallte gegen ihr Schienbein. Es überkam sie nicht nur ein Gefühl dass ihre Gehwerkzeuge nachgaben, dem war auch so. Diesmal war ein Sturz unvermeidlich. Rina fiel zu Boden und ihr Gesicht verkrampfte sich, das ging schon schwer an die Schmerzgrenze. Schließlich wollte sie mit ihren jungen Jahren nicht schon auf Gehhilfe angewiesen sein. Viel Schlimmer aber, Alexander war schon bei ihr, setzte sich auf sie und drückte ihre Arme mit seinen Knien links und rechts von ihr nieder. "Na du kleiner Revolutionär?" Ganz klar, er fühlte sich als der King und würde es auch beweisen. Wenn ihr nicht sehr schnell etwas wirklich Vertretbares in Sinn kam, dann..... dann wusste sie auch nicht. Alexander spielte mit der Klinge an Rinas Gesicht herum. Dabei blieb es allerdings nicht lange ,er ritzte ihr Stück für Stück, ganz langsam die Backe auf. Wäre er ihr Liebhaber gewesen und der Dolch eine Feder, dann hätte sie es wahrscheinlich genossen, aber so? Das war zu viel, ihre samtene Haut würde dieser Meuchelmörder nicht ungestraft verschandeln! Rina nahm ihre gesamte Kraft zusammen und zog ihm eine ihrer Fußeisen direkt über seinen Hinterkopf. Mit einem Schlag von hinten hatte ihr Bruder ganz und gar nicht gerechnet. Es nahm ihm für kurze Zeit die Sicht. Lange genug jedoch für Rina, um ihn von sich zu stoßen. °Eigentlich wollte ich die Schlagkraft meiner Ketten ja an einem anderen Exemplar testen, aber der tut's auch°. Sie wischte sich das Blut von der Wange und versetzte ihrem Erzfeind mit voller Wucht einen Hieb auf die Schläfe. Auch der Griff von Rin's Messer war also zum Einsatz gekommen. Rina entwaffnete ihren bewusstlosen Bruder, nur um sicher zu gehen. Doch bevor sich die vorzeitige Siegerin richtig freuen konnte, hallte wieder ein Schuss über die Lichtung. Sie wirbelte herum und das Erste was sie sah war eine verdächtig rote Flüssigkeit die von Sesshoumarus Schulter tropfte. Seine Gegnerseite war nahezu ausgelöscht und lag zum Teil in Einzelstücken um ihn herum. Doch da stand noch die Frau mit einer Muskete in der Hand. Ihre Gesicht widerspiegelte Entsetzen als sie erkennen musste, dass ihr Schuss den Dämon lediglich gestriffen hat und der jetzt mit glühend roten Augen und knurrend auf sie zu kam. Trotz zitternder, verschwitzter Hände lud sie die Waffe neu und richtete sie wiederholt auf den Weißhaarigen. °So ein ...Trottel!° dachte sich Rina aufgebracht, °sollte der zweite Schuss ihn mitten ins Herz treffen, müsste sogar Herr Unantastbar enorme Schwierigkeiten bekommen!° In sekundenschnelle, die hier auch bitter nötig war, griff sie sich einen Stein und schleuderte ihn von der Seite gegen die Frau. °Wenn mein Stein jetzt nicht trifft, dann hilft nur noch beten!° ,fürchtete sie, betete aber trotzdem schon mal vor. Danke Schicksal, danke Zufall, danke Gott!! Wer auch immer dafür verantwortlich war sollte auf jeden Fall nicht zu wenig Dankeshymnen bekommen. Der Stein erwischte die Muskete, die Söldnerin drückte reflexartig ab und der Schuss knallte ins Leere. Aber wieder war es Rina nicht gegönnt Erleichterung zu empfinden, denn sie spürte einen herben Schlag gegen ihr Rückgrad. Alexander, auferstanden von den Ohnmächtigen! Den hatte sie vor lauter Muskete fast vergessen, doch jetzt erinnerte sich das Mädchen peinvoll daran. "So leicht wirst du mich nicht los Schwesterherz!" ,keuchte er und schlug ihr mit der flachen Hand frontal ins Gesicht. Rinas Kopf fing bedrohlich an zu summen und ihr Blick verschleierte sich schon ansatzweise. Doch auf gar keinen Fall würde sie ihrem Bruder klein bei geben, komme was wolle. Rina hatte ja noch ihre Waffe im Gegensatz zu ihm und diesen Vorteil gedachte sie jetzt gnadenlos einzusetzen. Sie kauerte am Boden, Alexander holte zum letzten vernichtenden Schlag aus. Seine Schwester aber sprang unverhofft auf wobei sie ihm seinen eigenen Dolch in Bauch rammte. Keuchen war zu hören, von beiden Seiten. Er benutzte seine Hände um den Griff der Waffe die in ihm steckte zu umklammern und schaute Rina ungläubig an. Dennoch besaß er die Kraft dem Magier irgendetwas zu signalisieren bevor er mit dünner Stimme sagte: "erwürge sie!" Dann brach er zusammen. Rina begriff nicht sofort was Alexander mit ,erwürge sie' meinte, es war äußerst selten dass Menschen mit großen übernatürlichen Fähigkeiten- wie dieser Zauberer- körperlich kämpften. Die Erleuchtung kam allerdings ziemlich schnell als sie merkte wie sich ihre Ketten unangenehm zusammenzogen. °Nicht nur, dass die Teile meine Blutbahnen an Händen und Beinen abschnüren, nein, ich brauche nun wahrscheinlich nie mehr ein Korsett benutzen nachdem die Kette an der Taille mit mir fertig ist° ,malte sich Rina aus. Das weit aus Bedrohlichere daran war das Eisen um ihren Hals, welches sicherlich als erstes den Tod einleiten würde. °Wie unfair zu solchen Mitteln zu greifen, typisch Alexander der hinterlistige Hund!° Die junge Frau würgte und versuchte mit aller Macht die Kette am Hals zu lockern während sie auf den Boden glitt. Natürlich gelang ihr das nicht, aber sie konnte auch nicht tatenlos dasitzen und warten bis das Geschäft erledigt war. Rina öffnete mit großer Mühe ein Auge und nahm den Magier, der unaufhörlich etwas vor sich hin sprach, ins Visier. °Wenn ich ihn nur erreichen, oder ihn einfach zum Schweigen bringen könnte° ,verzweifelte sie, °wird heute tatsächlich unsere ganze Familie ausgelöscht?° Urplötzlich verstummte der Mann und fing an wie verrückt seinen Kopf zu schütteln. Er schlug mit den Händen um sich um den Nebel der ihn auf einmal eingekreist hatte zu verscheuchen. In dem selben Moment lockerten sich Rinas Ketten wieder und sie sog gierig neue Luft in ihre Lungen bis sie hustete. °Was war das, wer war das?° Die Errettete blickte um sich. Der Hundedämon war es nicht, er hatte gerade die Söldnerin im Würgegriff und war dabei ihr das Genick zu brechen. Da hinten! Sie traute ihren Augen nicht. Da stand Rin ganz in der Nähe und vor ihr Jaken mit ausgestrecktem Stab aus dem dieser Nebel stammte. Wie hatte sie am Anfang nur diesen geheiligten Ast beschädigen können, gut das Jaken anscheinend der Meister des Klebematerials war. Rina sandte ein Stoßgebet in den Himmel als der Magier Ehre und Ruhm vergaß, seinem Pferd die Sporen gab und wie irre davon ritt. Eigentlich hätte sie nun froh sein müssen, aber ein ungutes Gefühl machte sich in ihr breit und sie schaute auf ihren Bruder. Der krümmte sich auf dem Boden und spuckte Blut. Er war also nicht tot. Seine Schwester nahm ihr Messer und kam auf ihm zu. Doch als sie Alexander dort so hilflos und gebrochen liegen sah, überkam Rina so etwas wie Mitleid. °Mein Gott, er ist mein Bruder! Wenn ich ihn töte, bin ich dann besser als er? Was unterscheidet uns letztendlich noch?° Sie verlor sich in einem moralischen Kampf mit sich selbst. °Ich darf aber auch nicht vergessen, was er getan hat. Das ist unverzeihlich, er verdient den Tod!° In Rina türmte sich eine neue Welle des Hasses auf. °Andererseits.....° "Josephine!" stöhnte Alexander und sah sie mit verklärtem Blick an. "Wenn du mich töten willst Josephine, dann tue es gleich verdammt, aber lass mich nicht so kläglich hier verrecken! Doch vergiss nicht Schwerster!" ,presste er aus zusammengebissenen Zähnen hervor, während sich noch mehr Blut aus seinem Mund bahnte. "Vergiss nicht, das Band dass uns bindet kann......nicht durchtrennt werden, von nichts und niemandem. Auch ....auch nicht von dir und auch nicht durch meinen Tod. Wir bleiben ewig Bruder und......Schwerster!" Das waren Alexanders letzte Worte. Sesshoumaru machte eine rasche Handbewegung und durchschnitt die Kehle des anderen als hätte er sein Leben lang nichts anderes getan. Er selbst hatte nicht einen einzigen Kratzer außer an seiner Schulter und sogar der schien schon fast verheilt. Rina wollte irgend etwas zu ihm sagen, drehte sich um, öffnete den Mund obwohl sie noch nicht einmal Worte gefunden hatte und klappte ihn wieder zu. Der Dämon war weg. Rin rannte schluchzend auf sie zu. "Ich dachte dir passiert etwas ganz Schlimmes Rina. Du sahst vorher so komisch aus, so blau im Gesicht! Und dann hab ich Jaken gebeten dir zu helfen und er hat gesagt das würde gut passen, er müsste seinen Dämonenstab ohnehin ausprobieren. Bestimmt hätte Jaken dir aber auch so geholfen. Sesshoumaru - sama hat alle bösen Leute weg gemacht,er....." °Ja, der Hundedämon hat alle weg gemacht!° regte sich Rina zu ihrem eigenen Erstaunen auf, war das nicht gut so? Nein das war nicht gut so! °ICH wollte mich an meinem Bruder rächen! Dieser Leisetreter hatte kein Recht dazu mir den Triumph zu vermiesen. Warte nur Sessesmeri- sumo, wenn ich dich in die Finger kriege dann kannst du dich warm anziehen!° Trotz dem die Vorstellungskraft Rinas nicht im Geringsten durch diesen Trubel beeinträchtigt wurde, mit ihrem Körper war das noch mal ganz was anderes. Sie wollte aufstehen und fühlte augenblicklich die volle Auswirkung des Kampfes in allen zentralen Nervenzellen.......und im Rest auch wenn man es sich recht überlegte. Rin konnte ihre Freundin gerade noch rechtzeitig stützen. "Kannst du gehen? Nur ein Stück vielleicht, da hinten ist ein guter Ort zum Übernachten!" Rina nickte schwerfällig und setzte sich in torkelnd in Bewegung. °Nur nicht ohnmächtig werden!° sagte sie die Verletzte immer wieder. °Noch ein kleines Bisschen durchhalten. Du willst doch nicht dass der Hundedämon sich später über deine Schwäche amüsiert. So wie ich den kenne hockt er irgendwo in einem Baum, bewegt sich nicht und beobachtet uns als schaue er ein Stück von Shakespeare.° Solche und ähnliche Gedanken hielten Rina tatsächlich einigermaßen aufrecht bis sie an ihrem Ziel ankamen. Es war wie so oft eine schöne Wiese, umgeben von Bäumen. In der Nähe konnte man sogar einen kleinen Wasserfall hören. Sehr wahrscheinlich suchte Rin die Rastplätze aus, der Sinn für Romantik fehlte dem Brutalo anscheinend völlig. So ganz konnte die junge Frau das alles aber nicht mehr wahrnehmen, denn in dem selben Moment in dem sie sich auf den Boden legte war sie eingeschlafen, oder in Ohnmacht gefallen. Das war ihr jetzt wirklich ganz einerlei. Rina wachte auf. Das konnte nicht sein, es war schon spät am Morgen. Möglicherweise bereits Mittag und nicht wie sonst kurz vor dem Morgengrauen. °Oh Gott, haben sie mich zurückgelassen?° dachte sie sich schockiert als sie aufblickte und niemanden sah. Man schaute allerdings nur in die falsche Richtung, denn hinter ihr ertönte plötzlich eine schrille Kinderstimme. " Rina! Ich freue mich so dass du aufgewacht bist, wie geht es dir, geht es dir gut? Ich dachte schon du stehst nie mehr auf......sag mal...." und Rin hielt für eine Sekunde inne, bist du vielleicht mit einem Siebenschläfer verwandt?" °Siebenschläfer?!° das Mädchen schien ihren Ohren nicht zu trauen. °Hab ich das richtig verstanden, die Kleine fragt mich ob ich mit einem Siebenschläfer verwandt bin. Das ist ungewöhnlich dreist für sie.° Rina setzte sich vorsichtig auf, ihr Rückgrad schmerzte und ihr Schädel dröhnte noch ein wenig, aber es war schon wesentlich besser als gestern. "Warum?" fragte sie Rin, "warum ....Siebenschläfer?" Sie brachte das Wort gerade noch so heraus, das war ganz schön schwer auf japanisch. "Na ..." startete Rin, "Sesshoumaru -sama hat das gesagt, weil du doch nicht aufgewacht bist und ich mir Sorgen gemacht habe!" Die Kleine sah ihre Freundin mit unschuldigen Augen an. °SOOOO, hat er das?!° in Rina kochte erneut die Wut. °Wenn ich jetzt mit Rina reden muss werde ich sie anbrüllen, ob ich will oder nicht, also gehe ich mich lieber abreagieren!° Und sie sagte laut mit gefährlich bebendem Unterton : "Ich gehen baden jetzt, muss alleine sein ....kurz!" Ihre kleine Freundin schaute erst etwas enttäuscht, die Miene hellte sich aber gleich wieder auf und sie sagte sich, dass jeder manchmal ein bisschen alleine sein musste -nur Sesshoumaru - sama übertrieb es in dieser Hinsicht etwas. Stolz, dass sie das erkannt hatte, gab sie in fast mütterlichem Ton von sich: " Ja gut, ruf mich wenn du fertig bist, dann helfe ich dir neue Verbände anzulegen, ich werde so lange zu Jaken gehen!" °Verbände?° Rina schaute an sich herunter, hob ein Stück ihres Kimonos in die Höhe und sah getrocknetes Blut an ihrer Taille. °Tja, da hat sich gestern wohl jemand zu viel bewegt. Jetzt wo mich Rin daran erinnert hat, fühle ich mich eigentlich überall wund° dachte sie mit einem kläglichen Stirnrunzeln. Zum Glück war der kleine See plus Wasserfall- was für ein Luxus- nicht allzu weit weg, sie hatte das Gefühl nicht einen Meter mehr weiter laufen zu können wenn Blut an ihr klebte. Rina setzte sich an das Ufer und betrachtete ihr Spiegelbild. Sie fuhr sie mit der Hand über ein blaues Auge und beäugte den Schnitt an ihrer Wange, den Rin gesäubert haben musste. °Na toll!° ,die ledierte Frau stieß einen tiefen Seufzer aus. °Ich sehe aus wie ein alter Kriegsveteran und meinen Ketten werde ich wohl auch nicht mehr abtrünnig jetzt wo dieser feige Magier wahrscheinlich schon über alle Berge ist. Dann kann er zu Hause wenigstens eine neue Sage der Extraklasse verbreiten, wenn sie auch zu seinen Gunsten restauriert wird.° Rina fing an sich ihre Kleidung auszuziehen, wobei sich ihr Rücken wieder reichlich bemerkbar machte. °Zumindest ist Alexander nun Geschichte, wenn auch nicht durch meine Hand!° Sie redete sich zwar ein ihre Eltern nicht angemessen genug gerächt zu haben- schließlich hatte SIE es nicht zu Ende gebracht- aber im tiefsten Innern ihres Herzens war sie froh dass es so gekommen war. Immerhin war er ihr Bruder. "Ach, na und?!" beschwerte sich Rina jetzt laut und unterhielt sich mit einem imaginären landsmännischen Gesprächspartner. "Jedenfalls hätte er sich nicht einmischen dürfen- wenigstens nicht so rigoros - das war allein eine Sache zwischen Alexander und mir!" Rina steigerte sich mehr und mehr in ihr Selbstgespräch und wurde immer aufbrausender während sie vorsichtig in das eiskalte Wasser watete. "Ich muss physisch vollkommen abwesend gewesen sein als ich den Stein auf die Muskete warf um diesem Monster zu helfen. Gott, wie kam ich überhaupt dazu?" Sie war schon bis zur Hüfte im Wasser und die Schürfwunden brannten wie Feuer. Gut das Prellungen das nicht auch so an sich hatten, sonst hätte sie sich wahrscheinlich gar nicht mehr bewegen können. Man war auf dem Höhepunkt der Geretiztheit. "Verdammt aber auch, diese verflixten Ketten und dieser bescheuerte, respektlose Hundedämon! Er hat das alles zu verantworten.....ah tut das wehehehehe!!! Hätte er mich schon viel früher enteist wäre mein Bruder gar nicht erst vom Pferd gekommen, da hätte ich ihn bereits erwürgt gehabt. Nur weil ich das Zeug immer mitschleifen musste kam es so weit!" ,ereiferte sich Rina, froh einen Sündenbock gefunden zu haben. "Dieser penetrante ....Stinkstiefel ist an allem Schuld! So ein .....aua!......impertinenter Saftsack! Sohn eines räudigen Hundes der er ist. Und das ist womöglich noch ein Kompliment für den idiotischsten Idioten der auf Erden wandelt." Ihr Einfallsreichtum kannte keine Grenzen mehr. Sie tauchte unter und schwamm eine Runde wobei Rina sich gerade vorstellte wie viele uneheliche, herzlos-brutale Kinder von ihm schon die Welt bereicherten, als sich blitzschnell eine Hand um ihren Hals schloss. Die junge Frau hatte absolut nicht die Zeit sich zu überlegen was jetzt schon wieder schief gegangen und warum immer sie das Ziel solcher Unfassbarkeiten war, denn ihr Körper verließ langsam aber stetig den schützenden Mantel des Wassers. Obwohl ihr wer weiß was passieren könnte hatte Rina nur einen Gedanken der sie beherrschte °Oh Gott, ich bin nackt!!° Wegen ihrer Figur musste sie sich eigentlich ganz und gar nicht schämen, sie hatte in diesem Punkt einigermaßen Positives geerbt und ist schließlich auch nie träge geworden - im Moment war das zumindest überhaupt nicht im Bereich des Möglichen. Nichts desto Trotz präsentierte man sich nicht völlig unbekleidet in der Öffentlichkeit, auch keinem Dämon und schon gar nicht diesem! Das konnte natürlich nicht sein, nein ganz absurd! Rina baumelte nicht zehn Zentimeter über dem Wasserspiegel, gefangen in dem unnachgiebigen Griff eines ihr sehr wohl bekannten weißhaarigen, trophäenjagendem Mannes. Sie bedeckte mit ihren Armen schnell was ihr am Wichtigsten erschien. °Ich träume, ja so muss es sein!° und Rina schloss ihre Augen. °Bin ich etwa während dem Schwimmen eingeschlafen? Oder von gestern noch gar nicht aufgewacht?° flimmerte es in ihren Gedanken. °Genau, das ist es, wenn ich jetzt die Augen öffne liege ich auf unserer Decke neben Rin und es ist dunkel!° Doch als Rina ihre Lider hob war da irgendwie noch dasselbe beunruhigende Bild von einem Hundedämon der sie mit gelben Augen ansah. °Nein, jetzt ist mir alles klar!° hämmerte es in ihrem Kopf, °hier handelt es sich eindeutig um eine bevorstehende Vergewaltigung! Ich hätte es wissen müssen. Ob menschlich oder nicht, männliche Wesen sind doch alle gleich. Ein Perverser ist er also auch noch. Kein Zweifel, ich muss um Hilfe rufen!° Das Mädchen wollte gerade ihre Befürchtungen in die Welt hinausschreien als sie merkte, dass ihr japanischer Wortschatz dafür leider nicht ausgedehnt genug war. Was 'Vergewaltigung' hieß hatte ihr Rin natürlich nicht beigebracht. Dann blieb nur noch eines! Rina versuchte Sesshomaru eine Ohrfeige zu verpassen - oder Wirkungsvolleres- und schlug wild um sich wobei sie ständig rief: "Violence! Vergewaltigung! Violation!" Vor lauter ,lass mich auch mit' fiel ihr die Bezeichnung nicht einmal mehr in Spanisch ein. Doch das spielte in diesem Fall so oder so keinen Tango. Der Hundedämon war ernsthaft überlegt diese Furie gegen den Wasserfall zu knallen und zu warten bis die herabstürzenden Wassermassen ihr ein wenig Vernunft eingebläut hatten, aber er entschied sich doch dagegen. Stattdessen verschloss er ihr den Mund auf die ganz konventionelle Art und Weise mit der Hand und verübte mit der anderen, die sowieso schon an Ort und Stelle war, ein wenig Druck auf einen Nerv im Nacken aus. Das wirkte wie Großmutters generationenlang getestete Hausmedizin. Rinas Glieder wurden schlaff und hingen mehr als nutzlos an ihrem Körper herunter. Wie hatte sie auch nur einen Augenblick daran geglaubt sich ihm widersetzen zu können. Sie schloss wieder ihre Augen und erwartete jeden Moment lüsterne Klauen die über ihre nackte haut fuhren, doch nichts dergleichen geschah. Man hörte es knacken. °Hat er mir jetzt einen Knochen gebrochen? Dann müsste ich doch Schmerz spüren!° ,fürchtete die junge Frau. Rina konnte nicht anders, sie musste einfach wissen was da vor sich ging. Kurz dachte sie, schon wieder in einen Tagtraum entglitten zu sein, als ein Platschen im See die Realität unterstrich. Ihre Halsfessel ging unter wie ein Felsbrocken. Gleich darauf ihre Hand - und Fußketten. °Was, was ist jetzt los?° Dieser Kerl war tatsächlich ein Buch mit sieben Siegeln. Was hatte solch Sinneswandel für Ursachen? °Gleich, gleich bin ich frei° freute sich Rina als Sesshoumarus Hand Kurs auf ihre Mitte nahm. Er brach das Stück Eisen entzwei als wäre es nur ein kleiner verdorrter Ast. Dabei berührte der Dämon leicht ihre Hüfte, was ihr beklemmender weise einen Schauer über den Rücken jagte. Allein diese -eigentlich ganz natürliche - Reaktion war Rina doch sehr peinlich und sie merkte wie sich ihre Gesichtstemperatur verräterisch erhöhte. Also senkte man lieber Mal den Kopf und schaute restlos interessiert auf ein paar Libellen die sich da unten tummelten. °Lieber Gott, ich danke dir dass er mich vorher nicht verstehen konnte, was hätte er sich nur gedacht, wahrscheinlich dass mir im Laufe des Kampes der Verstand abhanden gekommen wäre° dachte sich Rina bedrückt, erinnerte sich aber sofort wieder an ein gutes Benehmen. "Dank...." ,der Rest ihres guten Benehmens verschwand in Geblubber, denn Sesshoumaru ist wohl wieder seinem üblichem Stil treu geworden und hat Rina einfach losgelassen. Im Grunde genommen nicht weiter verheerend aber äußerst verwirrend wenn man nicht damit rechnet. Sie tauchte hustend und nach Luft ringend wieder auf. Der Hundedämon schwebte noch immer am selben Fleck. Am selben Fleck? Das war höchst selten, sonst pflegte er doch ständig elegant zu verschwinden. Und da Rina nicht glaubte, dass er nur da blieb um sich zu vergewissern ob sie nicht abgesoffen ist, wollte die Kralle vielleicht etwas sagen. Mit diesem Verdacht hatte sie voll ins Schwarze getroffen. " Hör zu Frau!" war auch schon seine höfliche Einleitung und Rina überlegte sich, dass er jetzt wohl kaum mehr daran zweifeln konnte eine Frau vor sich zu haben. Er war bestimmt der geschickteste Lustmolch den sie je gesehen hatte. "Die kleine Eisenkugel hätte mich, egal wo sie auch eingedrungen wäre nicht weiter behindert!" Sesshoumaru richtete diese Worte an sie, blickte dabei aber wahllos in die Landschaft. Noch deutlicher konnte er nicht werden mit, wer hier der Untergebene und wer der Boss war. Anscheinend hatte er aber noch etwas auf dem Herzen - falls da eines in seinem Brustkorb wohnhaft war - denn es wurde weitergesprochen. "Dein Beistand...." ,und der Dämon gab einen abfälligen Ton von sich als wollte er noch hinzufügen 'oh Mädel, du hast doch keine Ahnung' "war überflüssig! Trotzdem dachtest du vielleicht dass ich in deiner Schuld gestanden hätte .....und selbst das ist mir zuwider. Ich will nicht einmal in den verfälschten Gedanken eines Menschen etwas gut zu machen haben. Deshalb habe ich deine Ketten entfernt. Darüber hinaus haben sie unerträglich gestunken." Danke für deinen erneuten Kommentar Shadowgirl und mach dir keine Sorgen wegen der fremden Sprache. Wie du siehst, habe ich Rina einigermaßen schnell lernen lassen- nur die Grammatik lässt noch eine Weile zu wünschen übrig ( dann hört sich's ein bisschen lustiger an) .Ich hoffe du bleibst mit treu ;-) Bis bald! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)