Call of the shadows - Der Blitz von Okiro ================================================================================ Kapitel 1: Die Geschichte ------------------------- Mein Name ist Kian und das ist meine Geschichte. Ich wurde als einziger Sohn des Rudelführers Anatol und seiner Frau Levana geboren. Das Gebiet, dass mein Vater bezog, lag weit im Süden Daromis und das Rudel in dem ich aufwuchs war vom Element Licht gesegnet. Dieses reine Lichtrudel existierte seit ewigen Zeiten und es war ein sehr stolzes Volk. Anatol, beziehungsweise mein Vater zog seine elementare Kraft hauptsächlich aus der Sonne. Meine Mutter hingegen war dem Licht des Mondes sehr angetan. Und ich? Ich war dem Element Licht wohl nicht ganz so gesonnen, aber das sollte ich erst später heraus finden. Denn allein mein Aussehen war schon etwas anders als das der anderen Wölfe. Meine Hauptfarbe war hauptsächlich gelb. So an sich war Gelb keine ungewöhnliche Farbe für Lichtwölfe, da sie von Weiß bis Gelb sämtliche Nuancen aufzeigten. Doch mein Gelb war so...wie sollte ich es am Besten ausdrücken? So kräftig, richtig auffällig und meine Haare am Kopf und Pfoten waren schwarz wie die Nacht. Und auf meinem Rücken hatte ich einen Punkt in derselben Farbe wie meine Pfoten und Haare waren. Schwarz...Die Farbe die hauptsächlich Finsterniswölfe trugen. Und meine Rute war am Anfang sehr dünn und hatte zwei Knicks mittendrin. Zum Ende hin wurde sie dann breit. Nicht, dass das schon sehr seltsam war, aber meine Augen waren tief blau. Die Augenfarben unseres Rudels waren eher warme Farben gewesen, so wie Bernstein. Irgendwie war ich ein sehr eigenartiger „Lichtwolf“. Meine Eltern dachten dass ich, durch mein außergewöhnliches Aussehen, ein Lichtwolf mit speziellen Fähigkeiten war, doch da irrten sie sich. Anfangs wurde ich wie ein ganz normaler Welpe gehandhabt. Mir wurden die Geschichten der Götter und unserer elementarer Kraft erzählt, ich lernte jagen und spielte mit anderen Artgenossen. Aber wie ihr selbst wisst, währt das als Sohn oder Tochter eines Rudelführers nicht lange. Denn als ich aus dem gröbsten Welpenalter draußen war, erklärte mir mein Vater die Aufgaben eines Alphas und ich musste mich gezwungener maßen von meinen Spielkameraden und Freunden etwas distanzieren. Weiterhin erklärte Anatol mir, wie ich am Besten auf die Flamme die hinter unserem Herzen lag und unsere elementare Kraft beherbergte, zugreifen konnte. Mit etwas Übung konnte ich die Flamme schon deutlich spüren, aber die weiteren Aufgaben, die mein Vater mir stellte, waren sehr schwierig für mich. Ich konnte auf die Wärme zugreifen, jedoch konnte ich die Kraft die sich daraus resultierte nicht in das gewünschte Licht umwandeln. Immer wieder scheiterte ich an den, für mich, unmöglichen Aufgaben. Während die anderen Jungwölfe stetig an ihrer Kraft wuchsen, wurde es für mich immer deprimierender. Und nicht nur das. Je mehr ich versuchte den Aufgaben meines Vaters gerecht zu werden, um so schlimmer wurden die Enttäuschungen seinerseits. Meine Mutter Levana muntere mich immer auf, sagte mir immer wieder ich solle niemals aufgeben. Diese Worte begleiten mich noch heute in meinen Gedanken und stärken meinen Verstand. In der Zeit in der mein Vater mich meinem Training unterzog und ich auch größer wurde, wuchs der Punkt auf meinem Rücken. Schon bald formte sich dort ein schwarzer Blitz. Während mein Vater immer noch hartnäckig versuchte, mir das Licht nahe zu bringen, versicherten meine Mutter und ich ihm immer wieder, dass ich mit dem Element, nichts anfangen konnte. So geschah es, als die Enttäuschen meines Vaters am Tiefpunkt war, da er immer versucht hatte mich als einen unseres Rudels an zu sehen und ich meine Wut nicht mehr unter Kontrolle hatte, dass sich mein wahres Element zeigte. Mein knallgelbes Fell stellte sich auf und fing an gefährlich zu knistern. Ich spürte, wie sich alles in mir, meine Wut, meine Enttäuschung und meine Ängste zusammen bündelten und sich wie Strom in meinem Körper vorwärts bewegten. Ich hörte noch, wie Levana versuchte mich zu beschwichtigen und ich sah noch den geschockten Blick in meines Vaters Augen. Doch die angeblich beruhigenden Worte, lösten bei mir nur noch mehr Wut aus und der Stromfluss der sich in meinem Innersten, hinter meinem Herzen gesammelt hatte, entlud sich mit einem mal. Blitze schossen aus meinem Körper, die sich mit voller Wucht in die Wände unserer Höhle bohrten. Durch den Aufprall, die meine Blitze verursacht hatten, rutschte die Erde mitsamt einigen großen Steinen vor unseren Höhleneingang. Sie war noch nie die Stabilste gewesen, hatte uns aber dennoch Schutz und Sicherheit gewährt. Ich hörte wie Panik in unseren Reihen aufkam und die Wölfe zum Hinterausgang unseres Höhlengebildes rannten um zu entkommen. Meine Mutter rannte ebenfalls ins Freie, während ich einfach nur starr da stand. Ich hatte so viel Energie verbraucht, sodass mein Körper mir nicht gehorchte. Ich spürte wie mein Vater mich im Nacken packte und mich nach draußen zerrte. Er war ein sehr großer Wolf gewesen und hatte die nötige Kraft um mich mit Leichtigkeit zu transportieren. Draußen angekommen klappte ich vor Erschöpfung zusammen. Dabei spürte ich den wütenden Blick Anatols der auf mir ruhte. Er währte nicht lange, denn dann wandte sich mein Vater von mir ab und kümmerte sich um sein Rudel so wie es die Aufgabe eines Alphas war. Einige Minuten lag ich einfach nur da, da sich mein Körper recht schwach anfühlte und meine Gedanken in meinem Kopf ein Gefühl von Schwindel erzeugte. Was war gerade passiert? Ich hatte mein wahres Element entdeckt, es durch meine Wut ausgereizt und dabei noch das ganze Rudel in Gefahr gebracht. Schmerzlich wurde mir bewusst, dass dieses Element, dass ich in mir trug, pure Zerstörung hervor rief. Nach weiteren Minuten, stand ich auf und schüttelte mich. Meine Mutter fand mich auch endlich inmitten des Getümmels und stupste mich besorgt mit ihrer Schnauze an. Ich schmuste mich nur kurz in ihr weiches Fell, dann sah ich ihr in die Augen. Ein prüfender Blick, reichte aus, damit meine Mutter wusste, welche Entscheidung ich in kürzester Zeit getroffen hatte. Sie nickte mir zu und gab mir zu verstehen, dass es die Einzigste und auch die richtige Entscheidung war und sie es akzeptierte, auch wenn ich ihr einzigster Sohn war und es für eine Mutter immer schwer war ihre Kinder ziehen zu lassen. Nach dem Vorfall, blieb ich keine drei weiteren Tage bei Vaters Rudel. Die Schande die ich über ihn gebracht hatte, nagte stark an ihm und er strafte mich mit Nichtachtung. Ich wusste, dass er mich nur wegen meiner Mutter duldete, aber eigentlich wollte er mich raus werfen. Ein weiterer Grund für mich, weswegen ich das Weite suchte. Am zweiten Abend verabschiedete ich mich von meiner Mutter. Ihre Tränen machten mir den Abschied nicht leicht, da ich immer viel für sie empfunden hatte. Doch ich musste gehen um dem Lichtrudel keine Gefahr mehr zu sein. Schweren Herzens verließ ich meine liebenswerte Mutter und ich blickte kein einziges Mal zurück. Meine ersten Schritte in das weite Daromi führten mich zuerst nach Norden, dann Richtung Westen. Zum Zeitpunkt meines Aufbruchs war ich gerade ein gutes Jahr alt gewesen und das erste halbe Jahr war sehr hart für mich, da ich ganz auf mich allein gestellt und ich immer wieder an meine Grenzen gestoßen war. Oft ernährte ich mich tagelang nur sporadisch, bevor ich wieder was richtiges zu Fressen bekam. Zudem hatte ich wahnsinnige Probleme meine Blitze richtig zu kontrollieren und verletzte mich oft selbst. Probleme die jeder Elementwolf wohl kannte, der sein Element austestete und erforschte. Wölfen ging ich meist aus dem Weg, außer meine Neugier gegenüber den Elementen zog mich zu ihnen. So erfuhr ich auch, dass es neben den normalen Elementen auch so genannte „Abzweigungen“ gab. Unter anderem waren meine Blitze eine davon, aber es gab noch mehr. Ich fragte mich, ob ich jemals einen anderen Wolf sehen würde, der ebenso wie ich ein andere Abzweigung in sich trug, da diese eher eine Seltenheit dar stellten. Wenn mich meine Neugier soweit trug, blieb ich dennoch meist nur zwei Tage. In meinen Augen war meine Kraft einfach zu zerstörerisch und ich wollte nicht, dass dasselbe geschah wie einst in meinem Rudel. Gleich am Anfang, als ich mich aufmachte hatte ich den Entschluss gefasst, dass ich alleine einfach besser dran war. Ich blieb ganze 3 Jahre fern von meiner Heimat. 3 Jahre in denen ich wenigen Wölfen begegnet war und sich mein heute so ruhiger Charakter entwickelt hatte. 3 Jahre in denen ich das Land Daromi mit seinen Herrlichkeiten durchstreifte. Immer wieder fand ich neue Orte, neue Geheimnisse die ich bei meinem ersten Besuch, in einer Region übersehen hatte. Zudem hatte ich endlich die nötige Kontrolle über mich selbst erlangt und konnte mein Element gut einsetzen. Als ich mich bereit fühlte machte ich mich vom Norden wieder auf in den Süden. Leichte Vorfreude machte sich in mir breit, denn endlich sah ich meine Mutter wieder. Auch wenn ich es mir nicht eingestehen wollte, sie fehlte mir. Doch je näher ich meiner Heimat kam, um so komischer wurde mir. Ich spürte, dass meine Kraft nach ließ und oft roch ich den Tod in der Nähe. Wenn etwas starb oder am Verwesen war, hatte es immer den Geruch des Todes, doch das was meine Nase mitnahm war unheimlich. Es war ein undefinierbarer Duft, der irgendwie Ekel in mir auslöste und meine Sinne für einen Moment schwächte. Und nicht nur das. Die umliegenden Tiere waren alle geflohen. Ich hörte keine Vögel die zwitscherten oder Wild, dass durch die Wälder streiften. Man hörte keinen Grillen zirpen oder Insekten, die durch das Gras wanderten. Es war einfach nur ruhig. Zu ruhig. Und als ich endlich zu Hause ankam stand mir der Schock wahrlich ins Gesicht geschrieben. Das was meine Augen erblickten ging mir durch Mark und Bein. Alles war schwarz. Der Wald der sich vor unserer Höhle erstreckt hatte, war vollkommen abgebrannt. Verwirrt lief ich weiter in das Gebiet hinein. Es war nicht ungewöhnlich, dass hin und wieder mal ein Waldbrand entstand, da es in dieser Gegend sehr heiß und trocken war. Doch der Wald erholte sich immer wieder davon und war nie vollkommen abgebrannt. Aus Angst, dass es meine Eltern erwischt hatte, verfiel ich erst in einen Trab, dann rannte ich. Ich sah schon die ersten töten Körper liegen und je näher ich unserer Höhle kam, um so mehr verkohlte Leichen fand ich vor und die Intensität dieses ekelerregenden Geruchs wurde stärker. Ich geriet in Panik und rannte in die Höhle hinein. Ich schrie nach meinen Eltern, doch niemand antwortete mir. Stattdessen prallte meine Stimme an den Wänden ab und kam wieder zu mir zurück. Als ich am Ende der Höhle ankam, bestätigte sich nur meine Vermutung die ich versucht hatte zu verdrängen. Meine Eltern lagen tot vor mir, verbrannt. Sie waren vom Feuer eingesperrt worden, sie hatten keine Chance auf Flucht um sich in Sicherheit zu bringen. Ich spürte wie sämtliche Emotionen in meinem innersten wichen. Einige Minuten schaute ich starr auf die Leichen die vor mir lagen, nicht in der Lage um zu begreifen, was passiert war. Dann setzte ich mich in Bewegung und mein Weg führte mich wieder zum Ausgang der Höhle. Erst dort brach ich in Tränen aus, da mein Verstand erfasste, was ich dort drinnen gesehen hatte. Ich heulte voller Trauer gegen die Abendsonne und ließ meinem Schmerz, der sich in meinem Herzen breit machte, freien Lauf. Ich blieb ein paar Tage in der Nähe um noch zu trauern und erst da fiel mir auf, dass ich absolut keinen Zugriff auf mein Element hatte. Da begriff ich, dass es meinem Rudel mit großer Wahrscheinlichkeit genauso ergangen war. Wären sie im Besitz ihrer Kräfte gewesen, dann hätte es nie so geendet. Das musste bedeuten, dass irgendwas mit dem Lichtgott nicht stimmte und er nicht in der Lage war uns mit der Kraft, mit der er uns einst segnete zur Verfügung zu stellen. Ich erinnerte mich, dass mir meine Mutter als Welpe öfter eine Legende erzählt hatte. Dass irgendwann einmal der Tag kommen würde, in dem das Dunkel seine kalten Pfoten über das Land legen und ein Wolf der alles wieder ins Gleichgewicht bringen soll, auftauchen würde. Anfangs zweifelte ich ob diese Legende wirklich wahr sein sollte, doch je mehr ich darüber nach dachte um so logischer schien es mir. Und vielleicht erging es anderen Wölfen genauso und brauchten Hilfe. So beschloss ich mich auf eine neue Reise zu begeben und bereitete mich dem entsprechend vor. Ich ging anfangs Richtung Osten, da dort eine Seherin leben sollte. Vielleicht konnte sie helfen und mir mehr über den Wolf aus den Legenden erzählen. Ich hatte mir in den Kopf gesetzt ihn zu finden und ihn mit meiner Kraft zu unterstützen, so gut ich es eben konnte. Zwischenzeitlich war ich ein paar Tage unterwegs gewesen und machte gerade Rast in einem Wald. Ich hatte mir ein Reh erjagt und ließ es mir gerade richtig schmecken, als ein kleiner Schatten immer wieder meinen Blick streifte. Es war ein Adler und er kreiste kreischend über mich. Ich bemerkte, dass er recht hektisch um mich flog und als ich ihm mit meinen Augen folgte, musste ich erschreckend feststellen, dass Finsterniswölfe meinen Weg gekreuzt hatten und mir sehr nah waren. Sofort versteckte ich mich unter den naheliegenden Büschen und ließ das Reh einfach liegen. Als ich sie ein bisschen beobachtete, sah ich, dass sie von anderen Elementwölfen begleitet wurden und diese sahen damit nicht glücklich aus. Dieser Anblick machte mich äußerst misstrauisch. Das ungewöhnliche Rudel, dass sich da zusammen getan hatte, legte eine kleine Rast ein und ich konnte sehen, dass sie etwas besprachen. Den Göttern sein Dank, drehte sich der Wind ein wenig und die Gespräche wurden zu mir getragen. Dabei musste ich meine Ohren gut spitzen und die Fetzen die ich dabei verstand, gefielen mir gar nicht. Sie planten erst die Wölfe zu unterjochen, dann die Götter und schlussendlich Daromi zu unterwerfen! Ich schlussfolgerte, dass das Rudel meines Vaters und meine Eltern selbst, Opfer dieser Tat geworden waren. Und da sie sich vermutlich alle gewehrt hatten, sahen die Finsterniswölfe keine andere Möglichkeit als das Lichtrudel aus zu rotten. Während meine dunkelblauen Augen verzweifelt versuchten sich einen Fluchtweg zu bahnen, in dem ich nicht in die Pfoten meiner Feinde lief, erhaschten sie einen erneuten Blick auf den Adler, der mich auf das Übel aufmerksam gemacht hatte. Er saß ruhig in einem naheliegenden Baum und musterte mich neugierig mit seinen klugen Augen. Nach einem kurzen Moment des Wartens, erhob er sich in die Lüfte und flog auf einer Stelle. Ich sah mich noch einmal um und lief instinktiv in gebückter Haltung in seine Richtung, bedacht darauf nicht zu viel Lärm zu machen. Dann flog er langsam vor mir her, schaute immer wieder nach hinten, ob ich ihm auch folgte. Selbst wenn mir dieser Vogel half, hörte ich immer wieder in die andere Richtung und auf die Laute die, die Wölfe hinterließen. Zu meinem Glück verstummten sie langsam. Irgendwann fühlte ich mich so sicher, dass meine Sinne es mir erlaubten, den Adler näher zu betrachten, in so fern das Sonnenlicht es zu ließ. Er war für einen Raubvogel dieser Art sehr klein und seine Beine, als auch sein Schnabel waren irgendwie krumm. Zumindest dachte ich das. Nach einigen Minuten, lichtete sich der Wald und einen Ebene eröffnete sich mir. Der kleine Adler zeigte mir noch einen sicheren Ort an dem ich mich ausruhen konnte. Danach verabschiedete er sich, in dem er einmal einen lauten Schrei vernehmen ließ und dann davon flog. Bedanken konnte ich mich nicht mehr bei ihm, da er zu schnell weg war und ich seinen Schatten nur noch entfernt in der Sonne sehen konnte. Ein wenig erschöpft von der plötzlichen Flucht, ließ ich mich dann im Gras nieder und schloss die Augen. Zuerst musste ich verarbeiten, dass die Finsterniswölfe vermutlich meine Familie auf dem Gewissen hatten. Die Legende schien wahr zu werden und das Übel nahm also seinen Lauf. Das spornte mich nur noch mehr an, so schnell wie möglich zur Seherin zu kommen. Dann blickte ich mich kurz um und musste feststellen, dass ich durch die Hilfe des Vogels, von meinem eigentlichen Weg abgekommen war. Ich war ihm blind gefolgt und dabei ein Stück weit nach Norden gelaufen. Ich seufzte, da ich mir dadurch einen weiteren Weg gemacht hatte, wie es eigentlich nötig war. Aber lieber lief ich ein paar Schritte mehr und konnte meine Freiheit weiter genießen. Mein Blick richtete sich dann wieder gegen Osten und ich konnte von meinem Ruheplatz aus schon die ersten Baumkronen des Waldes erkennen in dem die Seherin angeblich leben sollte. Ich war also nicht mehr all zu weit weg von meinem Ziel. Trotz allem blieb ich noch ein paar Minuten liegen um meine schmerzenden Pfoten aus zu ruhen und um ein bisschen zu dösen. Die Ruhe tat mir gut und ich konnte, als die Sonne langsam unterging, noch ein gutes Stück hinter mir lassen. Ich war noch weitere Tage unterwegs und dabei stieß ich immer mehr auf vereinzelte Baumgruppen. Das zeigte mir, dass ich dem Wald der Unendlichkeit, so wie sich der Wald nannte in dem die Seherin angeblich leben sollte, immer näher kam. Aber das war nicht das Einzigste, was ich zu sehen bekam. Denn erneut kreuzten Wölfe meinen Weg. Sie sprangen wie verrückt in der Gegend herum und schienen irgendwelche wild gewordenen Raben zu vertreiben. Und danach wusste ich auch warum. Sie hatten einem kleinen Adler geholfen und ich erkannte ihn auch wieder. Es war derselbe, der mir zuvor aus dieser misslichen Lage geholfen hatte. Ich fragte mich, seit wann Wölfe und Adler zusammen arbeiteten, aber das war nicht das Eigenartigste an diesem Tag. Denn ich wunderte mich mich über ihre Farbenpracht und dann noch die Mischung zwischen Weibchen und Männchen. Es waren drei Männchen und drei Weibchen. Eines der Weibchen war hellblau, mit dunkelblauen Haaren auf dem Kopf. Ihre Rute sah aus wie Eiszapfen, die sich aneinander reihten und von diesem gingen kalte Luftschwaden aus. Auf ihrem Oberschenkel konnte ich noch etwas dunkelblaues erkennen, aber es war zu klein um genau sagen zu können was es war. Vermutlich hatte sie eine der seltenen Abzweigungen und diese war wahrscheinlich Eis. Zudem trug sie eine Kette mit einem roten Zahn um ihren Hals. Eines der anderen Weibchen war eher türkis mit schwarzem Haar, wie meines. Ihre Ohren und ihr Schwanz sahen aus wie Flossen eines Fisches und ihr Fell lag glatt an ihrem Körper an. Sie war definitiv ein Wasserwolf, die hatte ich nämlich schon öfter gesehen. Die Letzte der drei, war grün-braun und die Auswüchse aus ihrer Brust und ihre Rute sahen aus wie Gras. Zudem hatte sie eine rote Kette um ihren Hals und, soweit ich das beurteilen konnte, hingen dort ein paar Blätter dran. Ich war mir nicht ganz sicher ober es sich hierbei um eine weitere Abzweigung handelte oder ob die Wölfin ein Erdwolf war. Unter anderem war sie die Kleinste der Truppe. Als ob das nicht schon komisch genug wäre, verblüffte mich der Rest der Gruppe um so mehr. Der eine Wolf war braun-rot und sein Schweif und die Mähne flammten immer wieder auf. Er hatte definitiv das Element Feuer in sich, denn auch diese Art von Wölfen hatte ich auf meiner Reise schon gesehen. Der andere war weiß-grau und recht groß, zudem trug er auf der Stirn und auf Schulter irgendein Zeichen. Soweit ich wusste, war das ein Windwolf. Sie lebten hoch in den Bergen und hatten anscheinend Flügel, die sie nach belieben einziehen konnten. Gesehen hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt noch keinen. Der Letzte unter ihnen war auch der Größte. Er hatte die typischen Farben eines Finsterniswolfes, jedoch wunderte es mich, dass eine seiner Pfoten und auch ein Kreis in seinem Fell weiß war. Auch hier erging es mir wie bei der kleinen Wölfin zuvor. Entweder war der Große wirklich ein Finsterniswolf oder er hatte einfach nur eine komische Farbgebung und war ohne Element. Alle sechs mussten im gleichen Alter gewesen sein wie ich, vielleicht ein oder zwei Jahre älter oder jünger als ich. Aber warum waren so unterschiedliche Wölfe zusammen unterwegs? Das machte für mich überhaupt keinen Sinn und dann auch noch so unbeschwert, obwohl das Übel dort draußen sein Unwesen trieb. Irgendwie verstand ich die Welt nicht mehr. Aber ich hatte mal wieder Glück und das kleine Rudel legte nach ihrer Rettungsaktion eine kleine Rast in meiner Nähe ein. Zudem war ein Flusses neben uns gewesen und darum bot es sich an, sich ein wenig aus zu ruhen. Aus ihren Gesprächen konnte ich raus hören, dass sie dasselbe Ziel wie ich verfolgten. Auch ihr Weg führte weiter Richtung Osten zum Wald der Unendlichkeit und wir waren auch nicht mehr all zu weit davon entfernt waren. Ihre Ruhe währte nicht lange und sie machten sich wieder auf den Weg. Ich beschloss ihnen zu folgen, schön im Abstand, damit sie mich nicht bemerkten. Sie schienen gut Bescheid zu wissen wo sie hin mussten und für mich war es definitiv einfacher ihnen zu folgen, statt mir allein den Weg mühsam suchen zu müssen. So folgten ich ihnen weitere Tage und begleitete sie im Unterholz auf ihrer Reise. Zudem erfuhr ich, dass vier der sechs Geschwister waren. Doch ich war nicht der Einzige, der sich die Mühe gemacht hatte ihnen zu folgen und sich besonders vorsichtig in ihrer Nähe zu bewegen. Ein feindliches Rudel hatte sich zwischenzeitlich dazu gesellt und hatte sich in den Kopf gesetzt die Anderen an zu greifen. Doch sie warteten und ich tat es ihnen gleich. Sie schlichen ihnen zwei Tage hinter her und nach einem weiteren Tag erreichten wir endlich den Rand des Waldes. Das kleine Gemischtrudel legte erneut eine kleine Rast ein und die Kleinste der Wölfinnen hörte mit ihren blätterartigen Ohren in den Wald. Nach einigen Minuten kam sie auf den Busch, in dem ich mich versteckt hielt, zu. Ich ging ein paar Schritte zurück, da ich nicht wollte, dass sie mich entdeckt. Vor dem Gestrüpp blieb sie stehen und ihr Fell sträubte sich. Dann ertönte ein nicht sehr freundliches Knurren. Ich hielt für ein kurzen Moment die Luft an, da ich wirklich dachte sie hatte mich vollkommen entdeckt, doch sie gab ihre feindliche Haltung schnell auf und ging zu ihren Freunden, da sich sich entschieden hatten weiter zu gehen. Ich atmete langsam aus und ich war froh, dass sie mich schlussendlich in Ruhe lies. Es war lediglich eine kleine Warnung gewesen, doch ich ignorierte sie und folgte ihnen weiter in den Wald hinein. Nach einigen Meilen erreichten wir einen Wasserfall, der meiner Meinung nach viel lauter nach unten ins Tal stürzte, als andere Gewässer. Die sechs Wölfe, denen ich seit einigen Tagen hinter her lief, suchten sich etwas weiter südlich einen Abstieg und begannen langsam an der Felswand hinunter zu laufen. Ich reimte mir zusammen, dass die Seherin die wir alle suchten, wohl dort irgendwo ihre Höhle haben musste. Zudem wartete ich einige Momente am Rand des Waldes, denn durch meine auffällige Fellfarbe wäre ich sofort entdeckt worden. Also folgte ich ihnen in sicherem Abstand die Felswand hinunter, während das feindliche Rudel weiterhin im Wald verweilte und weiterhin ihren Angriff plante. Natürlich hatte ich darauf geachtet, dass auch sie mich nicht entdeckten. Unten angekommen konnte man den See sehen in den der Wasserfall schlussendlich mündete. Das Gemischtrudel schaute sich um und die Wasserwölfin schwamm schon mal ans andere Ufer des Sees. Einen Eingang oder Ähnliches konnten sie auf die Schnelle nicht entdecken und es kam schon Unmut auf, als der Windwolf anmerkte, er habe doch etwas gefunden. Sie versammelten sich alle um ihn herum und betrachteten etwas, dass ich aus der Ferne nicht erkennen konnte. Dann grub sich der schwarze Wolf, der anscheinend auch der Kopf der Truppe war, in den Boden ein. Zuerst dachte ich er habe den Verstand verloren, doch da ihm alle nach und nach folgten, musste der Eingang wohl im Boden sein. Ich wartete eine ganze Weile und als niemand mehr zurück kam, mussten sie entweder etwas entdeckt haben oder ihnen war etwas zu gestoßen. Ich beschloss mir etwas zu essen zu holen und kam danach in mein vorläufiges Versteck zurück. Ich konnte keine neuen Gerüche ausmachen und ich sah auch keine Anzeichen einer Wanderung, also waren sie noch immer in der Höhle. Wahrscheinlich ruhten sie sich aus, falls sie die Seherin gefunden hatten und ich tat es ihnen gleich. Ich legte meinen Kopf auf meine Pfoten, spitze meine Ohren und schloss meine Augen. Ich konnte sogar ein bisschen schlafen bevor der nächste Morgen anbrach. Als die Sonne aufging, stand ich auf und strecke mich ordentlich durch. Ich schaute mich um und konnte noch immer nichts verdächtiges entdecken. Also fraß ich den Rest des Tieres, dass ich gestern erlegt hatte auf und ging langsam zum See. Dort trank ich ausgiebig, sah mich aber immer wieder um, damit ich nicht beobachtet wurde. Doch dann hörte ich, dass sich die Erde bewegte und zur Seite gegraben wurde. Schnell sah ich mich um und bemerkte, dass die sechs Wölfe wieder aus ihrem Ruheort hervor kamen. Schon fast panisch stürzte ich mich in die Fluten des Wassers und versuchte mich zu verstecken. Während sich die Anderen wieder neu zusammen setzten und dann wieder Richtung Wald gingen, hielt ich unter ein paar Wasserrosen die Luft an. Es dauerte für mich schon fast zu lange bis sie in dem Wald verschwanden, denn hätte es noch ein bisschen länger gedauert, wäre ich durch Luftmangel aufgeflogen. Schnell paddelte ich wieder an die Wasseroberfläche und japste nach Luft. Ich brauchte einige Sekunden, bis ich wieder normal Luft bekam und dann ging ich an Land. Dort schüttelte ich das Nass aus meinem Fell und nahm wieder die Verfolgung auf. Ich brauchte durch mein Element nicht lange um auf das kleine Rudel zu stoßen, da ich die Schnelligkeit meiner Blitze in meine Beine verlagern konnte. Doch ich musste eine Vollbremsung einlegen, die mich ungewollt ins Unterholz beförderte, denn die feindlichen Wölfe hatten sich inzwischen auch dazu gesellt. Ich schaute mir das Szenario an, dass sich vor meinen Augen ereignete. Da war etwas Rotes, dass den Boden bedeckte und das darunterliegende Gras verbrannte. Es war etwas schwerfälliger als Wasser und es schien eine große Hitze aus zu strahlen. Die Eiswölfin wurde von ihrem Bruder und ihrer Wasserwolf-Schwester gedeckt. Anscheinend machte ihr die Hitze wirklich viel aus und ihr Schweif fing langsam an zu schmelzen. Die Anderen drei drängelten sich auch etwas mehr zusammen und wurden dann von den Feinden umzingelt. Es wurde etwas geredet, aber ich konnte nicht alles verstehen, da dieses Zeug und sich die Geräusche um uns herum mischten. Plötzlich lief diese komische Lava, so wie es der Feuerwolf nannte, schneller auf die Anderen zu und drängten sie noch mehr zusammen. Ich haderte mit mir, denn eigentlich war das nicht mein Kampf. Andererseits war ich auf die sechs Wölfe angewiesen, falls sie die Seherin wirklich gefunden hatten. Ich beschloss ihnen zu helfen und jagte einen blauen Blitz in den Baum, der dem roten Lava-Wolf am nächsten stand. Die Wölfe die dort standen brachten sich mit einem Satz in Sicherheit und die Eiswölfin drückte ihre kalte Luft auf die Lava, die erkaltete und es den Anderen ermöglichte die Flucht zu ergreifen. Sie dagegen wollte ihrem Bruder hinter her, der schon voraus gegangen war, doch ich sprang dazwischen. Ihr Vorhaben war irrsinnig. Sie wäre vermutlich nur im Weg gestanden und hätte ihrem Bruder nur geschadet. Und zusätzlich hätte sie sich noch umgebracht bei der Hitze, die hier immer noch herrschte. Ich schaute ihr in die Augen und sagte: „Geh nicht zu deinem Bruder und dem roten Wolf! Du wirst dich noch verbrennen. Hilf den anderen. Ich mach das schon. Versprochen!“. Ich sprang von ihr weg, ihrem Bruder hinter her um ihm zu helfen. Ich habe ehrlich gesagt bis heute keine Ahnung was mich dazu geritten hat so zu handeln, aber es war vermutlich die beste Entscheidung die ich jemals getroffen hatte. Ich beeilte mich also zu dem Feuerwolf zu gelangen und ihm zu helfen und den Rest der Geschichte...naja den Rest kennt ihr ja selbst! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)