The pain of the obligation. von Nephlima ================================================================================ Kapitel 2: Kapitel. 2 --------------------- War das gerade Draco Malfoy gewesen? Nein, er musste sich getäuscht haben. Wobei die Malfoys eine unvergessliche Haarfarbe an den Tag legten. Doch was sollte Malfoy hier im Ministerium wollen und die viel wichtigere Frage war: Wieso war er ausgerechnet in dieser Etage? Falls er es überhaupt gewesen war. Charlie runzelte verwirrt die Stirn und bemerkte das allseits bekannte Pochen hinter seinen Schläfen. Die Kopfschmerzen würden nicht mehr lange auf sich warten lassen, dachte er sarkastisch und leicht genervt. Er wunderte sich nicht einmal mehr, dass er welche bekam. Wie sollte er auch bei dieser Arbeit keine bekommen? Er dachte an die Zeit nach dem Krieg zurück. Es hatte eine Weile gedauert, bis Charlie dem Wunsch seiner Mutter, das Drachenreservat in Rumänien hinter sich zu lassen und hier - in der Nähe seiner Familie - einen Job zu suchen, nachgekommen war. Es war nicht so, dass er seine Mutter nicht verstand. Es war vollkommen natürlich, dass sie sich nach dem Ableben von Fred noch mehr Sorgen als zuvor um ihre übrigen Kinder machte und sie nahe bei sich wissen wollte. Doch das, was sie verlangte, hatte für ihn bedeutet, auch sein Einkommen sowie sein Leben alleine aufzugeben. Und das wollte er eindeutig nicht. Dafür hatte er sich viel zu sehr an sein selbstständiges Leben gewöhnt, in dem er frei hatte entscheiden können, was er wann und wie machte, während er nebenbei sein geregeltes, fürs Leben vollkommen ausreichendes Einkommen gehabt hatte. So etwas gab man nicht so einfach auf. Vor allem nicht, wenn man schon Jahre auf diese Art und Weise verbracht hatte. Des Weiteren war es ja nicht nur die Tatsache, dass der Rothaarige nicht wollte, die ihm den Umzug und den Lebenswandel erschwert hatten - Nein. Problem war einfach, dass er keinen anderen Beruf gelernt hatte. Wozu auch? Charlie selbst war vollkommen zufrieden mit seinem Job und hätte sich in seinen kühnsten Träumen nicht ausgemalt, diesen einmal freiwillig aufzugeben. Und nun durchschritt er nach dreijähriger Ausbildung die Flure des Ministeriums. So viel zu nie die Berufsschiene wechseln. Vom abenteuerlichen, anstrengenden Leben draußen im Drachenreservat zu einem Bürojob. Mehr 180° Wendung ging wohl gar nicht. Sicherlich hätte er auch durch Harry oder Ron, seinen jüngsten Bruder, schneller eine Stelle bekommen, aber er wollte nicht durch Vitamin B einen Job bekommen, sondern diese Aufgabe selbst meistern. Dementsprechend hatte er sich dazu entschieden, all das, was relevant für seinen neuen Beruf war, zu lernen und in sich rein zu prügeln … Und er bereute es seit heute Morgen zutiefst. In der Ausbildung hatte er nur am Rande mitbekommen, dass Hermine ein Gesetz durchbringen wollte, das all die magischen Mischwesen auf eine Stufe mit den vollwertigen Zauberern und Hexen stellen sollte. Dieses Gesetz hatte sie auch tatsächlich erfolgreich durchgebracht und ausgerechnet an seinem ersten richtigen Arbeitstag war es in Kraft getreten. Ein paar Wochen zuvor waren sämtliche Mischwesen darüber informiert worden, dass sie doch bitte ins Ministerium kommen mögen, um sich registrieren zu lassen, damit die Weichen für die Gleichstellung aller in der Zaubereiwelt leichter gelegt werden konnten. Charlie selbst war für die Veelas und deren Herren verantwortlich, wenn sie denn schon einen hatten. Wenn nicht, dann sollte er eine Begleitperson sein, die ihnen die Angst nehmen und sie möglichst unterstützen sollte. Da einige Herren nicht sonderlich sorgsam mit ihren Veelas umgingen, war es nicht selten, dass viele Veelas große Angst vor einer Bindung hatten, die sie am Ende zu willenlosen Geschöpfen in den Händen eines gewalttätigen, selbstherrlichen Mistkerls machte. Charlie sollte ihnen gerade diese Angst nehmen und ein Ansprechpartner für sie sein. Durch seinen Bruder Bill, der mit Fleur, die ebenfalls eine Veela war, seit einigen Jahren verheiratet war, wusste er, dass es möglich war, eine Gleichberechtigung in solch eine Beziehung zu bringen. Er war also ein ganz guter Kandidat für diesen Posten. Das einzige, mit dem er nicht gerechnet hatte, war, dass er Sherlock Holmes spielen durfte. Bzw. dass er nur von absolut sturen Wesen umgeben war! Noch nie hatte er sich so sehr nach dem Drachenreservat zurückgesehnt wie momentan. Mit schnellen Schritten kam er am ersten Büro im Korridor an und klopfte energisch an die Tür, woraufhin auch so gleich die Worte Herein erklangen. Er öffnete die Tür, trat ein und schloss sie direkt hinter sich wieder. „Hermine“, sprach Charlie, wobei er sie nicht einmal ansah, sondern die Dokumente in seinen Händen, die er in aller Eile noch gerade mitgenommen hatte, zu ihr an den Schreibtisch brachte und sie auf der glatten, ordentlichen Oberfläche ablegte. Wie auch immer die junge Hexe es schaffte, ihren Arbeitsplatz so ordentlich zu halten. Bei Charlie sah es bereits jetzt schon so aus, als wäre eine Bombe hochgegangen. „Charlie, wie kann ich dir helfen?“ kam es sanftmütig von Hermine, die von ihren eigenen Dokumenten aufschaute, die sich gerade um die Werwölfe drehten, und strich sich eine Haarsträhne, welche sich aus ihrem recht strengen Zopf gelöst hatte, hinter ihr Ohr. Ihr Kostüm war in einem dunklen Grau und sie selbst fand es zu bieder, jedoch war es passend für die Stellung einer Abteilungsleiterin. Unsicher griff der Rothaarige in seinen Nacken und wusste nicht, wie er das sensible Thema genau ansprechen sollte. Man sprach eben nicht alltäglich über so was. Und außerdem wollte er Hermine ja auch nicht beleidigen, es war nur … Er würde hier bald durchdrehen, wenn das so weiterg „Also ... Ich weiß, was es für ein Aufwand war, alles mit diesem neuen Gesetz durchzubekommen und wie viel Zeit du investiert hast, aber es sind einfach zu viele.“ Nun sah Charlie auch auf und schaute direkt in das Gesicht von Hermine, die ihm wohl nicht ganz folgen konnte. Zur Klarstellung setzte er abermals an und führte aus: „Hermine, es gibt zu viele Veelas, die sich weder zeigen wollen noch möchten. Diejenigen, die vom sogenannten reinen Blut kommen, wollen sogar weder mit mir sprechen, geschweige denn sich offenbaren. Hinzu kommt, dass einige der Herren wohl nicht ihre Veelas ... besitzen.“ Der Rothaarige stockte bei dem Wort besitzen. Ihm war es zuwider Menschen als einen Besitz anzusehen, jedoch war es nun einmal genau so ein Verhältnis. Nur wenige Veelas wurden wirklich gerecht behandelt und noch weniger gaben genau das auch zu. Zu viel Pflichtgefühl hatten sie gegenüber ihren Herren … und zu viel Angst. Das jedoch lag eher daran, dass der Teil in dem Menschen, der die Veela selbst war, ihren eigentlichen Seelenverwandten nicht hintergehen konnte. Vor allem dann nicht, wenn der Partner es ihr befahl. Es war ein Teufelskreis, in welchem sich diese Wesen bewegten. Und Charlie konnte nur zu gut verstehen, dass sich viele ungebundene Veelas nicht in eben diesen begeben wollten. Sie seufzte leise auf und bettete ihr Kinn in ihre zusammengefalteten Hände. „Das ist wirklich ein Problem. Ein großes sogar. Wir könnten ihnen noch mal eine Einladung, die die Anonymität versichern würde, schicken. Ich weiß nur nicht, ob das was bringen würde, da es ja auch eben an ihren jeweiligen Partnern liegt. Aber einen Versuch wäre es wert.“ Charlie nickte und Hermine lächelte ihn an, bevor sie sich wieder mit ihren eigenen Dokumenten beschäftigte. Wortlos, aber gedanklich mit einem schweren Seufzer verließ er das Büro und begab sich wieder zu seinem eigenen. Dieses musste er immer noch säubern, was aber wohl weiterhin würde warten müssen, denn es hatte höchste Priorität, erst einmal seine Schützlinge zu kontaktieren und diesen mitzuteilen, dass sie vor der Registrierung keine Angst zu haben brauchten. Wenn das erledigt war, musste er sich daran setzen, diejenigen zu kontaktieren, die noch keinen Partner hatten, um zu wissen, wie viel sie über das Wesen ‚Veela‘ selbst wussten. Aus eigener Erfahrung wusste Charlie, dass viele dachten, dass die Veela ein willenloses, dummes, naives Ding wäre, was nur dazu da war, gut auszusehen und natürlich die sexuellen und sonstigen Wünsche ihres Meisters zu erfüllen. Ebenso gut wusste er jedoch auch, dass das bei Weitem nicht der Fall war. In seinen Augen gehörten Veelas zu einigen der stärksten Wesen überhaupt. Man musste es den anderen – und vor allem ihnen selbst – nur zeigen. In seinem Büro angekommen schweiften seine Gedanken nochmals zu dem jungen Mann, den er im Flur angetroffen hatte und gegen den er so unliebsam gerannt war. Ein wohliger Schauer lief über seinen Rücken, als er an die Augen des Mannes dachte, die ein unglaubliches, sanftes Grau enthalten hatten. Der Rothaarige riss sich selbst aus seinen Gedanken und schüttelte heftig den Kopf, als er sich zu seinem Stuhl begab. Was war das für ein absurder Gedanke bitte? Alleine die Tatsache, dass er nicht schwul war, sagte im Grunde genommen aus, dass er graue Augen von einem Mann nicht als sanft empfinden sollte. Wobei so dramatisch war das doch auch wieder nicht, oder? Vielleicht wurde er selbst ja von heterosexuellen Männern sogar als „attraktiv“ bezeichnet. Mit den Schultern zuckend setzte Charlie sich auf seinen viel zu unbequemen Stuhl – daran würde er noch etwas ändern müssen -, nahm Pergament und Feder zur Hand und setzte ein Schreiben nach dem anderen auf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)