Der Schlüssel zu meinen Herzen von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 19: Tais Geniestreich ----------------------------- Tais Geniestreich „Er hat aber recht, TK“, sprach Tai weiter. „Fange du nicht auch noch an. Haltet ihr mich für komplett dämlich?“ Genervt verdrehte Takeru die Augen. Die Gesichter von Ken und Tai sagten ihm alles. „Echt jetzt? Was denkt ihr von mir?“, empörte sich der Blonde. „Es geht um Kari und Kouki, deine Familie“, erklärte der Braunhaarige. „Ich wüsste, was ich machen würde“, schob er schnell hinterher. „Verstehe. Ihr könntet durchdrehen, aber ich soll ein braver Junge sein? Ihr erkennt die Ironie, oder?“ Skeptisch schaute der Blonde die jungen Männer an. „Das Gleiche würdest du auch von uns verlangen, TK“, warf Ken ein. Der Hoffnungsträger überlegte kurz, dann nickte er. „Tai, wie geht es Kari?“, erkundigte er sich. „Kari hat Kopfschmerzen und ihre Lunge schmerzt beim Atmen. Sie wollte wieder schlafen, nachdem ich ihr erzählt habe, dass es Kouki gut geht. Kari hat mir kurz erzählt, wie der Unfall passiert ist, soweit sie sich daran erinnern konnte.“ „Was hat sie gesagt?“, hakte Ken gleich nach. „Dass Kouki über die Straße laufen wollte, weil die Ampel grün war. Kari hat aus dem Augenwinkel ein Auto wahrgenommen, welches seine Geschwindigkeit nicht verringerte. Sie rief nach Kouki und hat ihn weggezogen. An mehr kann sie sich nicht erinnern.“ Die Sorge in der Stimme von Karis Bruder war nicht zu überhören. „Das Gleiche hat Kouki auch gesagt“, kam vom Freundlichkeitsträger. Tai blickte Takeru nachdenklich in die Augen. „Kari meinte auch, dass du abgestritten hast, dass Kouki dein Sohn ist. Wieso machst du das? Wieso verletzt du Kari so?“ Die Augen von Takeru weiteten sich. Hatte er mit seiner Notlüge die Mutter seines Sohnes von sich gestoßen? Die zarten Bände, die ihre Freundschaft wieder aufleben ließen, mit Füßen getreten? Das hatte er nicht gewollt. Der Blonde hatte kurz überlegt, Kari nicht zu erzählen, dass er ihren gemeinsamen Sohn verleugnet hatte. Den Gedanken hatte er schnell verworfen. Die Beiden hatten versprochen, über alles zu reden und daran hielt er sich auch. Abgesehen davon hatte er Ken das Gespräch mit Brenda in der Tiefgarage zukommen lassen. Was wäre, wenn er Kari den Dialog vorspielen würde? Ihre Reaktion wollte sich Takeru gar nicht vorstellen. Er hatte aus einem anderen Grund so gehandelt. Diesen Grund wollte er dem Braunhaarigen erklären: „Das hat Kari falsch verstanden. Bevor ich ihr das erklären konnte, hatte sie einfach aufgelegt. Was meinst du, wie ich mich dabei gefühlt habe? Mein Herz hat sich schmerzhaft zusammengezogen. Ich liebe Kouki.“ Verzweifelt sah der Blonde in die braunen Augen seines Gesprächspartners. „Ich wollte Kari nicht verletzen. Das musst du mir glauben, Tai. Ich weiß, wie gefährlich Brenda sein kann. In Miami war ich alleine und sie hat mir mein Leben schwer gemacht. Später, als ich mit Jane zusammen war, hatte sie ständig versucht, uns auseinander zu bringen. Wie oft Jane und ich Streit wegen ihr hatten, weiß ich nicht mehr. Ich hatte aufgehört, mitzuzählen. Jetzt ist sie hier in Tokio. Ich kann nicht nur an mich denken, weil Kouki, Kari und Yuri in meinem Leben sind und ich möchte sie nicht mehr missen. Was meinst du, wie Brenda mich am besten treffen kann?“ „Ich hoffe, du sprichst von Kari und Kouki“, unterbrach ihn der Onkel seines Sohnes. „Nicht nur. Du hast Yuri vergessen. Die Kleine ist wie eine Tochter für Kari und eine Schwester für Kouki. Deswegen gehört Yuri auch zur meiner Familie.“ Eine Pause entstand in der der Blonde tief Luft holte und weitersprach: „Brenda kennt meine ehemalige Einstellung zum Thema Kinder. Ich dachte, so kann ich sie auf eine falsche Fährte locken. Ich wollte Kouki und Kari schützen, so wie ich es dir versprochen habe. Dass ich Yuri schützen will, kann man mir auch nicht zum Vorwurf machen. Hätte mich ein anderer Mensch gefragt, hätte ich ohne zu zögern und mit Stolz zugegeben, dass Kouki mein Sohn ist. Wie sie mich gefunden hat, kann ich leider nicht nachvollziehen.“ Nachdem Takeru seinen Standpunkt erklärt hatte, musterte Tai ihn aufmerksam. Er konnte in den blauen Augen die Verzweiflung, die Vorwürfe, aber auch die Entschlossenheit sehen. Die Entschlossenheit sich Brenda zu stellen, gleichzeitig aber auch die Personen schützen zu wollen, die sein Lebensinhalt geworden sind. „Das hängt wohl mit dem Artikel vom ‚The Miami Herald‘ zusammen. In diesem wurde mitgeteilt, dass du der Trainer der ‚Tokyo Exellence‘ bist. So hat sie den Ort herausgefunden, wo du wohnst und arbeitest. Diese Zeitung hatte auch die Vermutung, dass du ein uneheliches Kind in Miami hast“, informierte Tai den Basketballer. Verständnislos blickte Takeru den Älteren an. „Das ist doch kompletter Blödsinn. Ich kann kein Kind in Miami haben. Jane war bei unserer Trennung nicht schwanger. Dies hatte sie mir versichert. Sie würde nicht lügen. Wir sind nicht im Streit auseinandergegangen“, regte sich der Blonde auf. „Es ist auch Schwachsinn. Die Amerikanerin konnte nicht rechnen“, erklärte Tai. „Das Kind soll nämlich schon acht Jahre sein und die Mutter hat angegeben, nie in Japan gewesen zu sein. Soweit ich weiß, warst du vor deinem Studium auch nicht in Amerika. Wie hast du das bloß angestellt, TK?“ Amüsiert blickte Tai in das entsetzte Gesicht des Jüngeren. „Woher weißt du das Alles?“, klinkte sich Ken in das Gespräch ein. „Mein Assistent legt mir alle politisch wichtigen Artikel der Weltgeschichte auf den Schreibtisch. Hima hat sich angewöhnt, nachdem TK die amerikanische Staatsbürgerschaft beantragt hatte, mir alle Berichte vorzulegen, in dem er erwähnt wird“, erklärte der Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes. „Hast du eigentlich mit Absicht meinen Antrag auf die amerikanische Staatsbürgerschaft bearbeitet, oder war das ein Zufall?“, fragte Takeru nach. „Ich hatte meine Arbeit gemacht und ich wollte Kari helfen. Mit deinem Antrag hattest du meiner Schwester damals endgültig klar gemacht, dass du nicht wieder nach Tokio zurückkehrst. Reicht dir das als Antwort?“ Missmutig schaute Tai den Jüngeren an. „Momentmal. Welche Staatsangehörigkeit hat TK jetzt?“, fragte Ken irritiert die Männer. „Ist das wichtig?“ Nachdenklich schaute der Blonde seinen Freund an. „Ja, ich kann nicht in Richtung Stalking ermitteln, wenn TK amerikanischer Staatsbürger ist“, gab der Polizist von sich. „Ken, Takeru ist amerikanischer und japanischer Staatsbürger. Er hat die doppelte Staatsbürgerschaft. Bei einer doppelten Staatsbürgerschaft tritt die Staatsangehörigkeit in Kraft, in welchem Land sich der Betroffene befindet. Takeru ist auf japanischen Terrain. Damit gelten für ihn die japanischen Rechte und Gesetze. Kurz gesagt: Takeru ist Japaner.“ Die Stimme von Tai hatte einen sachlichen Ton angenommen. „Ich habe verstanden“, kam vom Schwarzhaarigen. „Tai, kannst du Brenda nicht einfach aus dem Land verweisen?“ Fragend sah der Blonde den Älteren an. „TK, wie stellst du dir das vor?“ „Keine Ahnung. Ich musste im Flugzeug einen Zettel ausfüllen, als ich eingereist bin. Wieso eigentlich, wenn ich Japaner bin?“ „Du bist als Amerikaner eingereist. Die japanischen Rechte und Gesetze sind bei dir erst in Kraft getreten, als du das Flughafengebäude verlassen hattest“, versuchte Tai die Lage zu erklären. „Die Unterlagen waren die Einreisebestimmungen für Japan. Das wird uns nicht weiterhelfen, außer sie hat Drogen, Falschgeld, Aufputschmittel oder Waffen eingeschmuggelt. Das wäre bei der Einreisekontrolle im Idealfall aufgefallen. Ich habe eine andere Idee.“ Tais Blick ging von Takeru zu Ken. „Brenda ist Touristin. Diese sind dazu angehalten, immer ihren gültigen Reisepass mit sich zu führen. Vielleicht hat sie das Dokument nicht dabei. Dann könntest du sie eine Zeitlang festsetzen.“ Der Freundlichkeitsträger nickte wissend. „Wo kann ich sie finden? Kannst du mir das sagen?“ „Im Zweifel da, wo Kouki, Kari oder TK sich befinden“, kam es nachdenklich von Träger des Mutes. Ein ungutes Gefühl breitete sich in Tai aus. Seine Schwester und sein Neffe waren dieser Frau im schlimmsten Fall ausgeliefert. Das kam überhaupt nicht in Frage. Da hörte er schon die Stimme von Takeru: „Tai, denkst du wirklich, dass ich zulasse, dass Brenda noch einmal Kontakt zu den Beiden aufnimmt?“, empörte sich der Blonde. „Da hätte ich ihr die Wahrheit gleich auf einem Silbertablett servieren können“, kam es angesäuert von dem Basketballer. „Bist du dir sicher, dass Brenda dir geglaubt hat?“ Nachdenklich schaute Tai in die blauen Augen. Sein blonder Freund schüttelte seinen Kopf. Nachdenklich schaute der Träger des Mutes den Hoffnungsträger an. „Stopp! TK, was meinst du mit ‚noch einmal‘? Heißt das, dass Brenda mit den Beiden in Kontakt getreten ist?“ Ken sprang ein und erklärte Tai, was sie von Kouki erfahren hatten. Fassungslos schaute Tai von dem Polizisten zum Basketballer. „Das ist nicht euer Ernst.“ Es war deutlich zu sehen, wie es im Kopf des Braunhaarigen arbeitete. Nach gefühlten unendlichen Minuten des Schweigens brach Tai die unheimliche Stille. „Mir ist eine Idee gekommen. Dazu brauche ich deine Hilfe, TK. Du musst mir alle Kontaktdaten von dieser Frau geben. Dann geht alles schneller.“ „Kann ich machen. Die genau Wohnadresse weiß ich aber nicht.“ „Die brauche ich auch nicht zwingend. Ich würde dich übrigens zu Schnecke machen, wenn du diese wüsstest.“ „Was hast du vor, Tai?“, hakte Ken nach. Der Träger des Mutes erklärte seinen Freunden, was für ein Gedanken er verfolgte. Er endete seine Erklärung mit folgenden Worten: „Wozu arbeite ich im Auswärtigen Amt?“ Der Braunhaarige grinste diabolisch. „Gute Idee. Es gibt nur einen Haken: Du bist Karis Bruder und der Onkel von Kouki. Man könnte es als persönlichen Rachefeldzug auslegen. Lasse das lieber einen Kollegen machen“, erhob Ken Einwände. „Da könntest du recht haben“, überlegte Tai. „Ich lasse Hima den Vortritt. Ein Denkanstoß von mir in die richtige Richtung und er wird es verstehen. So müsste es doch funktionieren, oder, Ken?“ Der Polizist nickte. „Ich werde zu Nagato gehen. Wir müssen zurück zur Wache. TK, du rufst mich an, wenn was ist. Verstanden?“ Takeru nickte. „Danke, Ken.“ Ken hob die Hand zum Gruß und ging zu seinem Kollegen. Der Blonde wandte sich zu den Braunhaarigen. „ Tai, kannst du bitte noch auf Kouki aufpassen? Ich wollte noch zu Kari gehen.“ „Mache ich. Ich habe mit Matt gesprochen. Er wollte in dein Apartment und euch Sachen holen, die er dann vorbei bringt.“ Takeru hatte seinen Bruder und dessen Frau einen Schlüssel zur seiner Wohnung geben, falls er seinen vergessen, oder ein Notfall eintreffen sollte. „Matt wird bei dem Kleinen sein, wenn du von Kari wiederkommst. Mimi hat heute einen Vorsorgetermin, da darf ich nicht fehlen, sonst lerne ich meine Kinder nie kennen.“ Tai hatte ein schiefes Grinsen auf den Lippen. „TK, kläre das Missverständnis mit Kari. Sie ist sehr empfindlich, was Kouki betrifft.“ „Das habe ich vor, Tai.“ --- Takeru öffnete leise die Tür von Karis Krankenzimmer. Sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als er sie im Krankenbett liegen sah. Sie hatte ein blasses Gesicht, einen Verband um den Kopf und der linke Arm war bandagiert. Er ging an ihr Bett, gab ihr einen Kuss auf die Wange und setzte sich auf einen Stuhl vor ihrem Bett. Der Blonde nahm ihre Hand in seine, sie schien zu schlafen. In seinen blauen Augen sammelten sich Tränen. „Es tut mir Leid, Hika. Es ist alles meine Schuld! Hätte ich mich damals nicht auf Brenda eingelassen, wäre alles anders gekommen. Ich wäre viel früher zurückgekommen. Wir hätten heute den ganzen Ärger nicht und du wärst nicht sauer auf mich.“ „Ich habe auch ein Recht wütend zu sein, TK“, hörte er eine schwache Stimme. Takeru hob seinen Kopf und sah Kari in die Augen. Sein Blick wurde von den Tränen verschleiert. „Kari, du hast unser Telefonat teilweise falsch verstanden“, versuchte er eine Erklärung. „Was habe ich falsch verstanden?“, zischte Kari und zog ihre Hand aus seiner. „Dass deine alte Flamme in der Stadt ist? Dass sie schon mit Kouki und mir gesprochen hat? Dass sie uns heute Morgen beobachtet hat? Dass du … du …“ Die Braunhaarige drehte ihren Kopf zur Seite und flüsterte: „Kouki ist dein Sohn. Ich schaffe das nicht noch einmal, dieses Spiel zu spielen. Dass dein Vater es nicht wahr haben wollte, in Ordnung, aber du?“ Tränen liefen ihr über die Wangen. „Du hättest von Anfang an sagen sollen, dass du nichts mit Kouki zu tun haben möchtest -“ „Woher weißt du, dass du mit Brenda gesprochen hast?“ „Eine englisch sprechende Blondine hat mich angesprochen und wollte wissen, wo dein Arbeitsplatz ist. Nach dem heutigen Tag kann ich mir mein Teil denken“, giftete Kari. Takeru holte tief Luft. Er wollte nicht, dass alles in einen Streit enden würde. Er wusste, dass er Kari sehr verletzt hatte. Daher hatte er auch kein Recht ihr Vorwürfe zu machen. „Das ist verständlich“, gab er kleinlaut von sich, „Hika, ich bin stolz darauf Koukis Vater zu sein. Ich liebe meinen Sohn. Das werde ich Brenda jedoch nicht unter die Nase reiben. Ich weiß wie gefährlich sie sein kann. Ich wollte dich, Kouki und Yuri schützen. Brenda kann mich am meisten verletzen, wenn sie meine Familie verletzt. Das wollte ich verhindern. Was ich nicht wollte, ist dir weh zu tun. Das musst du mir bitte glauben.“ „Das glaubst du doch selber nicht, Takeru.“ Ihre Augen blitzend wütend auf. Entgeistert schaute er sie an. „Dein Verhalten werde ich jetzt mal auf die Ereignisse des Tages schieben. Bevor ich dir noch Sachen an den Kopf werfe, die ich später bereuen werde oder wir uns streiten, gehe ich besser zu unseren gemeinsamen Sohn. Versuche gut zu schlafen und erhole dich. Ich werde morgen mit Kouki vorbeikommen. So lange du im Krankenhaus bist, bleibt unser Sohn bei mir. Ach so, noch eine Sache: Joe hat mir die hier gegeben …“, er griff in seine Hosentasche und holte die Silberkette hervor „… sie mussten sie dir für eine Untersuchung abnehmen.“ Der Blonde legte den Halsschmuck auf den Nachttisch. Er machte sich auf dem Weg zur Zimmertür, öffnete diese drehte sich nochmal um und sah Kari in die Augen. „Falls ich noch etwas zur meiner Verteidigung sagen darf: Was ich dir damals gesagt hatte, als ich dir die Kette geschenkt hatte, gilt immer noch. Kannst du dich noch erinnern? Mit einer Ausnahme, ich rede heute nicht mehr von Freundschaft.“ Kari blickte von seinen blauen Augen, die unendlich traurig wirkten, zu der Kette mit der liegenden Acht. Bevor sie noch etwas sagen konnte, schloss er die Tür von außen. „Die Unendlichkeit. So wie unsere Freundschaft nie enden wird. So hast du mich immer bei dir, auch wenn ich nicht da bin“, gab die Braunhaarige von sich. Tränen bildeten sich in ihren Augen, als ihr bewusst wurde, wie sehr sie Takeru verletzt hatte. --- „Guten Morgen, Hima“, begrüßte Tai seinen Kollegen. „Ich habe heute eine wunderschöne Aufgabe für Sie“, grinste er. „Was ist denn mit Ihnen los, Yagami? Haben Sie zu viel Kaffee getrunken?“ „Nein, ja, vielleicht. Keine Ahnung“, kam es verwirrt vom Braunhaarigen. „Aha, was möchten Sie?“ „Sie haben heute die ehrenwerte Aufgabe, die Touristen Visa zu kontrollieren.“ „Was? Ist das Ihr Ernst? Das ist eine Aufgabe für Deppen.“ „Es ist mein Ernst. Es wurde gestern eine Touristin festgenommen. Sie hatte ihren Reisepass nicht bei sich. Sie sollen ihr Visum unter die Lupe nehmen. Na, ist es immer noch eine Aufgabe für Deppen?“ „Was ist mit Ihnen?“, grummelte Hima. „Ich habe ein Meeting. So bleiben nur Sie übrig. Immerhin sind Sie mein Assistent“, grinste Tai unschuldig. „Schicken Sie mir das Ergebnis schnellst möglich. Danke sehr.“ Der Braunhaarige drehte sich um und ging zur Tür hinaus. Das Meeting war eine langweilige Zusammenkunft seiner Kollegen und zog sich wie ein Kaugummi dahin. Tai war froh, als er endlich Mittagspause hatte. Er hatte sich in sein Büro zurückgezogen und genoss die Reisbällchen, die Mimi ihn fertig gemacht hatte. Plötzlich klopfte es an seiner Bürotür. „Herein“, rief Tai genervt. Noch nicht einmal in seiner Pause hatte er seine Ruhe. „Yagami …“ Hima stand im Türrahmen. „… Ich bin auf etwas gestoßen. Darf ich Ihnen etwas zeigen?“ „Worum handelt es sich?“, fragte Tai nach und schob sich genüsslich ein Reisbällchen in den Mund. „Die verhaftete Touristin. Johansson, Brenda.“ „Klar, was ist mit ihr?“ Tai musste sich bemühen, gleichgültig zu klingen. „Kommen Sie rein und schließen Sie die Tür.“ Hima tat was von ihm verlangt wurde. „Johansson, Brenda, 25 Jahre. Wohnhaft in Miami, Florida, Vereinigte Staaten von Amerika. Gegen sie liegt in Miami eine Anzeige wegen Stalking vor. Gestellt wurde die Anzeige im Februar dieses Jahres von Takaishi, Takeru. Johansson ist zum zweiten Mal in Japan, wobei sie zurzeit kein gültiges Visum hat. Sie hat die neunzig Tage Regelung überschritten und keinen Antrag auf Visa-Verlängerung gestellt.“ Das lief ja alles besser, als Tai sich gedacht hatte. „Lassen Sie die Akte bitte hier. Ich schaue mir die Sache genauer an. Danke sehr, Hima.“ Tai ging die Unterlagen abermals durch. Dann kam er zu einem Ergebnis. Selbst wenn es nicht um Brenda gegangen wäre, hätte er genauso entschieden. Er informierte seinen Kollegen, suchte seine Sachen zusammen, nahm die Akte an sich und machte sich mit Hima auf den Weg zur Polizeiwache. --- „Johansson, Brenda?“ Die blonde Frau hob ihren Kopf. „Ja?“ „Hima, Kenji. Auswärtiges Amt Japan. Mein Kollege Yagami, Taichi. Ich leite Ihre Ausweisung aus unserem Land.“ „Wieso Ausweisung?“ „Sie haben kein gültiges Visum.“ „Ich bin weniger als neunzig Tagen in Japan.“ „Das stimmt, aber es ist Ihr zweiter Besuch in unserem Land. Sie haben nach Ablauf der angegeben Frist keine Verlängerung beantragt. Daher hat das Auswärtig Amt entschieden, Sie in ihr Heimatland auszuweisen. Zumal noch eine Anzeige gegen Sie vorliegt. Mein Kollege, ein Polizeibeamter und ich werden sie zum Flughafen begleiten. Dort werden Sie den nächsten Flieger nach Miami, Florida betreten. Die polizeiliche Überwachung wird von Polizeibeamten Ichijouji, Ken übernommen. Darf ich bitten.“ Erleichtert schauten Ken und Tai sich an, als das Flugzeug auf der Startbahn immer mehr an Geschwindigkeit zunahm und letztendlich die Nase in den Himmel hob. Dieser Flieger würde nach Miami fliegen und in ihr saß eine gewisse blonde Frau, mit den markanten grünen Augen und einen Leberfleck am linken Auge. „Ken?“ „Was ist, Tai?“ „Meinst du, dass Brenda für Karis Unfall verantwortlich ist?“ „Um ehrlich zu sein: Nein. Wir haben einen weiteren Zeugen ausfindig machen können. Dieser spricht davon, dass ein Mann das Auto fuhr, welches Kari angefahren hat.“ „Danke dir.“ „Tai, wofür?“ „Für deine Hilfe. Dafür, dass du da bist.“ „Gerne doch.“ Tai seufzte auf: „Ken, das heißt, Kari und TK haben umsonst Streit. Warum können die Beiden nicht einfach glücklich miteinander werden? Kannst du mir das sagen?“ „Vielleicht, weil es Hikari und Takeru sind. Die Freundschaft der beiden basiert doch auf Missverständnissen. Das war schon immer so“, versuchte Ken eine Erklärung. Tai nickte nachdenklich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)