Der Schlüssel zu meinen Herzen von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 16: Klärende Gespräche ------------------------------ Klärende Gespräche Kari und Mimi hatten das Chaos in den Griff bekommen. Die Frauen schafften es Tai, Matt und Sora in das Auto zu manövrieren. Joe sollte auch bei ihnen mitfahren. Er wohnte in der Nähe von dem Ishida Ehepaar. Für die anderen wurde ein Großraumtaxi bestellt. Da Kari strategisch gesehen ungünstig wohnte wollte sie alleine nach Hause fahren. Die Braunhaarige wollte sich von Takeru verabschieden. Dieser hielt sie zurück. „Denkst du wirklich, dass ich dich um diese Uhrzeit alleine nach Hause lasse?“ Fragend sah er sie an. „Keru, ich bin mit dem Auto da. Im Gegensatz zu dir habe ich keinen Alkohol getrunken“, erklärte sie. Takeru tippte auf seine Armbanduhr. „Hast du auf die Uhr geschaut? Du musst erst zum Auto. Vom Auto zu deiner Wohnung. Vergiss es. Du bleibst hier“, erklang seine Stimme bestimmend. „Aber … Wie stellst du dir das vor?“ Ihr Blick glich der eines scheuen Rehs. „Ich beiße dich nicht, Hika.“ Er zwinkerte ihr zu. "Ganz einfach: Du schläfst im Arbeitszimmer auf der Couch oder in dem Bett von Kouki. Das kannst du dir aussuchen. Jetzt ist Ende mit der Diskussion.“ Der Blonde hatte sich schon umgedreht, als ihre Stimme erklang: „Ich habe keine Sachen hier.“ „Du bekommst ein Shirt zum Schlafen von mir. Im Bad steht, bis auf Makeup, alles was du brauchst.“ Er überlegte kurz, sprach dann weiter: „Dein Schminkzeug könntest du in deiner Handtasche haben. Morgen ist Sonntag. Du musst nicht zur Arbeit. Wo ist das Problem?“ Takeru sah Kari mit eindringlichen Augen an. Sie erkannte in diesem Blick: Der Blonde würde seine Meinung nicht ändern. „Gut“, seufzte sie. Takeru ging in sein Schlafzimmer und kam kurz darauf mit einem T-Shirt wieder. Er reichte es Kari. „Hier, für dich.“ Die Braunhaarige griff nach dem Kleidungsstück. „Danke dir“, kam es leise von ihr. Ihre Hände berührten sich. In diesem Moment sahen sie sich in die Augen. Die Blicke sagten mehr als Worte. Schnell zog Kari ihre Hand zurück und schaute schüchtern zur Seite. „Gute Nacht, Keru“, kam es leise über ihre Lippen. „Schlaf gut, Hika.“ Seine Stimme war ein Flüstern. Takeru folgte seinen Instinkt. Ohne darüber nachzudenken zog er sie in eine freundschaftliche Umarmung und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Eine Geste, die früher zum Alltag gehörte. Kari versteifte sich kurz. Ihre Augen weiteten sich erstaunt. Das Herz hämmerte gegen ihre Brust. Er spürte ihre Reaktion. „Entschuldigung.“ „Was? Wofür? Nein … ich war überrascht“, stammelte die Braunhaarige vor sich her. „Wir sollten ins Bett. Jeder in seines versteht sich.“ Kari drehte sich schnell um und ging auf ein Zimmer zu. „Ähm, Hika!“ Der Blonde hielt sie zurück. „Das ist das falsche Zimmer. Es sei denn, du willst in meinem Bett schlafen“, amüsierte sich Takeru. „Was? Nein … Ich gehe ins Arbeitszimmer. Bei Kouki sind mir zu viele Basketbälle.“ Sie verdrehte die Augen. „Unser Sohn wollte ein Basketballzimmer. Was kann ich dafür?“, konterte Takeru. „Nichts. Rein gar nichts“, lachte Kari auf. „Wir verstehen uns.“ „Womit verdienst du dein Geld?“ Sie machte eine kurze Pause. „Richtig! Mit Basketball“, lachte sie auf. „Reiner Zufall“, schoss es schnell aus Takeru. „Klar doch! Wenn du meinst, aber ich sehe es anders“, amüsierte sich die Braunhaarige. „Schlaf gut, Hika.“ „Danke. Du auch.“ Diesmal ging Kari in das richtige Zimmer. --- Der nächste Morgen fing für Takeru genauso an, wie der Abend aufgehört hatte: Mit Kopfschmerzen. Der Blonde war froh, dass heute Sonntag war. Das hieß für ihn, dass kein Training und kein Spiel statt fand. Schlecht gelaunt stand er in seiner Küche, machte sich seinen Kaffee und setzte Teewasser auf. Er griff nach einem Glas Wasser und spülte eine Kopfschmerztablette runter. Der Blonde hörte wie sich die Tür vom Arbeitszimmer leise öffnete. „Guten Morgen, Hika. Ich bin in der Küche. Du kannst ruhig ins Bad“, erklang seine Stimme leidgeplagt. „Guten Morgen, Keru. Danke dir.“ Das war alles, was er hörte, während sie im Badezimmer verschwand. Er goss heißes Wasser in die Teekanne und stellte diese auf ein Teestövchen. Danach griff er nach seiner Kaffeetasse und trank einen Schluck. Takeru war mit dem Tisch decken fertig, als Kari die Küche betrat. Der Blonde musste schlucken, als er sie sah. Sie hatte ihre Haare - wie früher - mit einer Spange fixiert. Der Unterschied zu damals lag in der Länge ihrer Haare. Diese gingen ihr über die Schulterblätter. Dadurch wirkte sie femininer. Takeru hätte nicht gedacht, dass sie noch schöner werden konnte, als sie ohnehin schon war. Doch er hatte sich getäuscht. Sein Herz raste und seine Hände wurden feucht. „Hey“, erklang ihre Stimme schüchtern. „Hast du gut geschlafen?“ „Ähm …, was?“ ‚Wie war noch mal die Frage? Ach ja, richtig:‘ „Ja, habe ich. Danke der Nachfrage. Wie sah es bei dir aus?“ „Auch gut. Danke sehr.“ Sie setzen sich an den Tisch und fingen an zu Essen. „Wozu brauchst du, abgesehen von den Sportgeräten, ein Arbeitszimmer? Dein Schreibtisch sieht wie zu unseren Schulzeiten aus.“ Fragend sah sie ihn an. „Schon mal was von Strategie- und Trainingsplänen gehört?“, fragte er amüsiert. Sie nickte. „Das gehört auch zum Job eines Trainers. Außerdem mache ich ein Fernstudium.“ „Du …“ Verwirrt schaute die Braunhaarige ihn an. „Du bist Student? Für welchen Studiengang?“ Takeru wollte zu Antwort ansetzen, wurde jedoch direkt von ihr unterbrochen. „Warte, lass mich raten.“ Kari legte ihre Stirn in Falten. „Mhh … Ahh! Ich habe es: Journalismus.“ Siegessicher sah sie den Blonden an. Takeru grinste. „Du kennst mich einfach zu gut. Als ich gemerkt hatte, dass meine Beziehung einen Riss hatte, hatte ich mit dem Fernstudium angefangen. So hatte ich keine Zeit, um über die Beziehung nachzudenken“, erklärte der Blonde. Die Braunhaarige blickte in seine Augen. „Leb deinen Traum - Teil zwei, oder was?“ „So kann man es sagen.“ In der Zwischenzeit piepste Takerus Handy auf. Als der Blonde die Nachricht las weiteten sich seine Augen. Schnell tippte er eine Antwort und richtete seine Aufmerksamkeit wieder Kari. „Ist alles in Ordnung?“ Ihr Blick lag fragend auf den Blonden. „Ja, klar“, kam es nachdenklich von dem jungen Mann. „Kari? Darf ich dich was fragen?“ „Um was geht es?“ „Es geht um Tai und Mimi.“ „Oh. Was willst du wissen?“ „Ich habe gestern mit Ken und Yolei gesprochen, nachdem Tai sich verplappert hatte. Sie hatten gestern gesagt, dass die Beiden kurz vor eine Trennung standen. Wieso? Die Beiden sind füreinander bestimmt.“ „TK, das ist eine lange und persönliche Geschichte. Du solltest das - “ „Hika, gestern hast du mir versprochen, dass du mir die Reaktion der Beiden erklären willst. Hätte ich gewusst, dass du einen Rückzieher machst, hätte ich selber nachgefragt.“ Der Blonde zog seine Augenbrauen hoch und musterte seine Gesprächspartnerin kritisch. Kari überlegte einen Moment. Sie wog das Für und Wider ab. Entschied sich für das ‚Für.‘ Sie hoffte, dass Takeru Tai besser verstehen würde. „Also gut. Kannst du dich daran erinnern, als ich dir gesagt habe, dass ich die letzte Zeit meiner Schwangerschaft nicht mehr alleine schlafen sollte?“ Der Blonde nickte. „Zu der Zeit war Mimi auch schwanger, was die Beiden nicht wussten. Mimi hatte zwar über Übelkeit geklagt, aber sie hatte es auf eine Magenverstimmung geschoben.“ Traurig machte sie eine Pause. „Tai war gerade auf dem Weg zur Arbeit, musste aber zurück nach Hause fahren, um seine vergessenen Unterlagen zu holen. Diese Schusseligkeit hatte Mimi wohl das Leben gerettet. Er fand sie in ihrem eigenen Blut bewusstlos in der Küche liegen. Nach einer Notoperation hatte Tai von der Schwangerschaft erfahren. Er hatte die schwere Aufgabe Mimi schonend beizubringen, dass sie schwanger war und sie ihr gemeinsames Kind verloren hatten. Was die gesamte Situation noch schlimmer machte war die Tatsache, dass die Ärzte meinten, dass Mimi keine Kinder mehr bekommen könnte. Beide rutschten in eine richtige Ehekrise. Mimi hatte sich Vorwürfe gemacht und kam sich minderwertig vor. Weder Tai noch wir sind an sie heran gekommen. Tai ließ seinen Frust an allen und jedem aus. Auch an Mimi. Durch ein Projekt stand Tai in der Öffentlichkeit. Als er mit seiner Kollegin mehrmals beim Essen gesehen wurde, wurde ihm eine Affäre nachgesagt, was natürlich nicht stimmte. Diese Frau war sichtlich schwanger und so wurde Tai das Kind angedichtet. Mimi ist richtig ausgerastet. Sie hatte alles in den falschen Hals bekommen. Sie stieß ihn von sich. Sie meinte, er soll sich eine ‚richtige‘ Frau suchen und sich von Mimi scheiden lassen. Zu der Zeit war der einzige Halt den die Beiden hatten ausgerechnet Kouki. Mimi, sowie Tai haben sich aufopfernd um ihn gekümmert. Bis heute. Beide sehen ihn als ihr eigenes Kind an. Durch eine Paartherapie, viel harte Arbeit und Kouki haben sie wieder zusammengefunden. Sie haben sich verziehen und neu angefangen.“ Kari blickte traurig in die blauen Augen ihres Gegenübers. In diesem sah sie deutlich den Schock. Diesmal war es Karis Handy, das die Beiden unterbrach. „Ich muss los. Deine Mutter wollte wissen, wann ich Kouki abhole. Möchtest du mitkommen?" „Eigentlich liebend gerne. Es geht leider nicht.“ Als er ihr fragendes Gesicht sah fuhr er erklärend fort: „Tai kommt in einer Stunde.“ „Oh. Dann viel Glück.“ Bei der Verabschiedung stand Takeru unsicher vor Kari. Er wusste nicht, ob er gestern mit dem Kuss zu weit gegangen war. Kari nahm ihn die Entscheidung ab. Sie umarmte ihn und gab ihm ein Kuss auf die Wange. Danach sah sie in seine blauen Augen, zwinkerte ihm zu und schloss die Tür zu seinem Apartment von außen. ---- Nervös ging Takeru zur Tür, als es an dieser klingelte und öffnete diese. Der Blonde rechnete schon mit einem festen Schlag ins Gesicht. Er sah, wie die Hand des Braunhaarigen zuckte, aber nichts geschah. Stattdessen fühlte er einen freundschaftlichen Schlag auf seine Schulter. „Hey, Tai!“ Sichtlich überfordert begrüßte der Blonde seinen Gast. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Ihm war bewusst, dass er sich dem Bruder seiner ehemals besten Freundin stellen musste. Tai war aufbrausend, hitzköpfig und temperamentvoll. Man konnte ihn aber mit Argumenten umstimmen und ihn für sich gewinnen. Tai musste nicht immer die gleiche Meinung haben wie sein Gegenüber, trotzdem würde er seine Freunde unterstützen. Takeru wusste, dass seine Karten schlecht standen. Es ging um Kari. Tais kleine Schwester, die er über alles liebte. „Komme doch rein.“ Unsicher sah er den Träger des Mutes an. „Hey, TK“, kam es nüchtern vom Braunhaarigen. Tai zog sich die Schuhe aus und ging an ihm vorbei ins Wohnzimmer. Takeru sah ihm verwundert hinter her, jedoch folgte er dem Älteren schulterzuckend. Der Blonde ging in die Küche, holte zwei Gläser aus dem Schrank und eine Karaffe mit Orangensaft aus dem Kühlschrank. „Ganz der Sportler“, grinste Tai und nahm das Glas entgegen. „Genau, das müsstest du ja noch wissen.“ Der Angesprochene lächelte den Älteren unsicher an. Die Stimmung zwischen den Beiden änderte sich, als sie sich auf das Sofa setzten. Tai sah wütend zu dem Blonden. „Ich bin stinksauer auf dich, TK. Wieso hast du das gemacht? Du wusstest doch wie sehr Kari darunter leiden würde, wenn du gehst. Wieso musstest du noch mit ihr schlafen? Verdammt! Was hat euch da geritten?“ Nur mit Mühe unterdrückte der Braunhaarige das Gefühl dem Blonden einen Schlag zu verpassen. „Tai, ich verstehe dich ja. Wir wissen bis heute nicht, warum wir im Bett gelandet sind“, versuchte es der Blonde mit einer Erklärung. „Bist du dir sicher?“ Auffordernd sah der Ältere seinen Gesprächspartner an. Der Blonde schluckte. „Oder wollt ihr Zwei wieder euer altes Spiel spielen? Von wegen wir sind ‚nur‘ beste Freunde?“, zischte Tai wütend. „Wir haben nie ein Spiel gespielt. Kari und ich haben zu der Zeit gedacht, dass wir nur beste Freunde sind.“ So langsam wurde auch der Jüngere wütend. „Klar. Deshalb seid ihr jetzt Eltern“, unterbrach ihn Tai. „Das machen beste Freunde so: Miteinander in die Kiste springen.“ Die Hände des Älteren waren zu Fäusten geballt. Man sah Tai deutlich an, dass er sich selber zur Ordnung rief. „Du kannst von Glück reden, das du mir nicht vor sechs Jahren über den Weg gelaufen bist“, brüllte der Ältere. Er war mittlerweile aufgestanden und gestikulierte wild mit seinen Armen rum. Der Jüngere holte tief Luft. „Darf ich dich daran erinnern: Du hast mit deiner zweitbesten Freundin geschlafen.“ Takeru war sich bewusst, dass er den Älteren mehr als provozierte. Mimi war die Achillessehne von Tai - vor allem mit ihrer gemeinsamen Geschichte. Das wusste der Blonde. Der Braunhaarige polterte gleich los: „Ich warne dich!“, Tai tippte mit seinem Finger auf die Brust des Jüngeren. „Lass Mimi daraus.“ Seine Stimme war ganz leise und hatte einen drohenden Unterton. „Wir haben danach erkannt, dass wir uns lieben. Du bist abgehauen. Das ist ein riesen Unterschied. Wir haben zusammen gekämpft, während Du dich nicht einmal gemeldet hast.“ Nun sprang auch der Blonde von der Couch auf. „Kari und ich haben auch danach erkannt, dass wir uns lieben. Leider viel zu spät.“ Er ging unruhig im Zimmer auf und ab. Tai baute sich vor dem Blonden auf und verschränkte die Arme. „Willst du mich verarschen? Willst du mir echt sagen, dass du mit meiner Schwester geschlafen hast, danach erkannt hast, dass du sie liebst und dennoch nach Amerika gegangen bist ohne dich bei ihr zu melden? Sag mal: Geht es noch? Was geht in deinem kranken Hirn vor sich?“ Tai wurde mit jedem Wort das er sprach lauter. Der Blonde hingegen wich einen Schritt nach hinten aus. Seine Gedanken schlugen Purzelbäume. Der Ältere kam wieder auf ihn zu. „Weißt du, wie sehr Kari gelitten hat? Ich rede jetzt nicht von Liebeskummer kleiner Mädchen. Oder von der Trauer, wenn ein geliebtes Haustier weg ist. Ich meine, dass sie auf dem besten Weg war in eine Magersucht zu rutschen und unter Depressionen litt. Zum Schluss stellt sie fest, dass du ihr ein Geschenk hinterlassen hast. Mit 19 Jahren hatte sie ein Kind empfangen.“ Der Älter fuchtelte wütend mit seinen Händen vor dem Gesicht seines Gesprächspartners herum. Dieser wollte gerade etwas sagen: „Tai! Es -“ „Nein, TK, jetzt rede ich.“ Sein ganzer Frust, den meistens Matt abbekommen hatte, musste raus. Die Wut, die sich über die Jahre aufgebaut hatte brach aus ihm. Es war, als würde Tai die Leiden seiner Schwester wieder spüren. Jetzt nach all den Jahren hatte er endlich die Möglichkeit denjenigen, der dafür verantwortlich war zur Rede zu stellen. Der Blonde schluckte und nickte. Sich jetzt nicht der Aufforderung des Älteren zu beugen wäre dämlich und er wusste es. So ließ er die Moralpredigt über sich ergehen. Es ging nicht nur um die beiden Streithähne. Es ging auch um Kari und Kouki. In gewisser Weise seine Familie. Schon hörte er wie Tai weiter sprach: „Du warst in Washington und hast nichts von dem ganzen Trubel mitbekommen. Ich rede davon, wie sich Karis Leben geändert hat. Sie wusste nicht, wie sie ihre Ausbildung schaffen, eine Wohnung finden und ein Kind ernähren sollte. Sie hatte Angst es unseren Eltern zu sagen. Glaube mir, unser Vater hatte ihr richtig die Leviten gelesen. Dein Vater hat sich eine Ohrfeige von Matt eingefangen. Er fragte, ob Kari sich sicher ist, dass das Kind von dir sei. Weißt du eigentlich wie Kari dich verteidigt hatte? Sie hatte nichts, aber auch gar nichts, auf dich kommen lassen. Sie hat lieber alleine gelitten. Mit deinem Vater hatte sie bis zur Geburt von Kouki nicht gesprochen. Er wollte nicht wahr haben, dass du der Vater bist. Und jetzt kommst du um die Ecke und sagst, dass du sie geliebt hast?“ Mit hochgezogenen Augenbrauen musterte er den Jüngeren. Takeru sah ihn mit aufgerissenen Augen an. Nach einer Pause versuchte er erneut sich zu erklären: „Tai, wir hatten gewusst, dass es ein Fehler war, den weder Kari noch ich bereuten. Wir hatten uns von unseren Gefühlen leiten lassen. Wir beiden konnten sie nicht richtig deuten. Wir wussten beide nicht, wie es weiter gehen sollte. Wir haben beide zusammen entschieden, dass ich gehe. Verstehst du? Es waren eine gemeinsame Entscheidung, die wir beide in den Moment bereut haben, als wir sie getroffen hatten. Kari hat zu mir gesagt ich soll meinen Traum leben. Da sie sonst Angst hatte, dass ich sie irgendwann aus meinem Herzen verbannen würde.“ Er schluckte und sprach weiter: „Für mich stand zu dem Zeitpunkt fest, dass ich nach meinem Studium zurückkomme. Ich wollte mit Kari glücklich werden.“ Eine kurze Pause entstand, in dem sich die jungen Männer in die Augen sahen. „Als der Kontakt abgebrochen war, war ich so verletzt und wütend. Dann kamen Jane und das Angebot der Heats. Karis Worte hallten jeden verdammten Tag in meinen Ohren: ‚Versprich mir: Leb deinen Traum‘. Ich habe die Fehler gemacht, Karis Andeutungen nicht richtig zu verstehen. Auch war ich nicht ehrlich mir und Kari gegenüber gewesen. Hätte ich damals alles richtig verstanden, wäre ich sofort zurückgekommen.“ Entschlossen blickte er Tai an und fuhr leise fort. „Sei dir gewiss: Ich hatte auch unter der Trennung gelitten. Ich hatte mich in mein Studium geschmissen und trainiert bis zum abwinken. Ich hatte alles verdrängt, was mit Kari zu tun hatte. Ich habe sogar ein Fernstudium in Journalistik begonnen, damit ich nicht zum Nachdenken kam. Sie hat mir jeden Tag gefehlt, aber mein Ego war zu groß." Die letzten Worte wurden geflüstert. Tai sah in die blauen Augen. Diese zeigten den Schmerz und die Trauer. Kari und er wollten die ganzen letzten Jahre das Gleiche. Takeru bereute die Zeit in Amerika nicht. Er trauerte der Chance mit Kari und Kouki schon längst eine Familie zu sein hinterher. „Weißt du, dass nicht nur Kari, sondern auch Mimi dich in Schutz genommen hatte?“ Mit diesen Worten riss Tai ihn aus den Gedanken. „Wie meinst du das?“, fragte Takeru langsam nach. Unsicher sah er den Älteren an. „Komm schon: Du weißt wovon ich rede. Ich bin mit Mimi verheiratet. Denkst du, ich kenne ihre Vergangenheit nicht?“ Auffordernd sah er Takeru in die Augen. „Tai, dass … wir waren nicht lange zusammen“, kam es kleinlaut vom Jüngeren. Schnell erklärte er noch: „Vor dir versteht sich.“ „Das weiß ich.“ „Du bist mir nicht böse wegen Mimi?“ Mit einem fragenden Blick sah er seinen Freund an. „TK, das ist schon lange her. Um ehrlich zu sein: Wenn ihr nicht zusammen gewesen wärt, wäre ich nie aus dem Knick gekommen. Ich hatte damals sehr wohl gemerkt, dass da was im Busch ist. Man nimmt einen Menschen, den man liebt, mit seiner Vergangenheit, akzeptiert diese oder trennt sich.“ Als er diese Worte aussprach wurde Tai bewusst, dass die beiden Jüngeren mit der Situation alleine klar kommen mussten. Immerhin waren sie erwachsene Menschen. Tai hatte eine Vermutung und dieser wollte er auf keinem Fall im Weg stehen. „Okay.“ Der Braunhaarige machte eine kurze Pause, bevor er fort fuhr: „Vorschlag: Wir lassen die ganze Sache ruhen und fangen von vorne an. Tue mir bitte nur einen Gefallen: Sei diesmal ehrlich Kari, Kouki und dir gegenüber.“ Tai streckte dem Blonden seine Hand freundschaftlich entgegen. Dankbar nahm er die Hand des Älteren an. „Okay. Ich bin dabei“, lachte der Jüngere erleichtert auf. Er war sich sicher, dass er diese Chance die Tai ihm bot nicht aufs Spiel setzten würde. Die Beiden klatschten sich freundschaftlich ab und grinsten. „Da wird Matt ein Stein von der Seele fallen, dass er nicht mehr zwischen Baum und Borke steht“, gab der Jüngere erleichtert von sich. „Ja, für ihn war das alles mehr als kompliziert. Auf der einen Seite als bester Freund und auf der anderen als Bruder.“ Nachdenklich schaute er den Blonden an. Den Basketballer brannte noch eine Frage auf der Seele. „Tai? Darf ich dich noch etwas fragen?“ „Was denn?“ Neugierig schaute er auf seinen Gesprächspartner. „Was meinst du mit der Magersucht und den Depressionen? Matt hat schon einiges angedeutet und Kari spricht nur von einer schweren Zeit.“ Traurig sah er den Bruder seiner ehemals besten Freundin an. Tais Blick wurde traurig und besorgt zu gleich. „Kari hatte sich von allen zurückgezogen. Die ersten Tage waren schrecklich. Sie hatte nur Musik gehört und getanzt. Mit jedem Tag den du weg warst wurde ihr Körper schwächer. Es sah so aus, als ob ihr Lebensmut mit dir gegangen war. Kari bekam Schwindelanfälle, sowie Heulkrämpfe und lag zwei Tage im Bett. Sie sah aus wie ein Schatten ihrer selbst. Meine Eltern und ich konnten es irgendwann nicht mehr mitansehen. Daher hatten wir Joe um Rat gefragt. Er stellte fest, dass sie schon seit Wochen nicht ordentlich gegessen hatte. Joe gab uns den Rat professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Wir wussten zu der Zeit noch nichts von der Schwangerschaft. Es ist ein Wunder und Joes Eingreifen zu verdanken, dass sie das Baby nicht verloren hatte. Im Nachhinein war Kouki das Beste, was Kari zu der Zeit passieren konnte. Sie hatte wieder angefangen zu leben und zu essen. Kouki hatte sie zurück ins Leben geholt. Kari meinte, dass du es ihr nie verzeihen würdest, wenn sie euer Kind verliert, weggibt oder abtreiben würde.“ Takeru hatte traurig und aufmerksam zugehört. Wieder einmal machte er sich selbst Vorwürfe. „Sie hat schon immer vergessen etwas zu essen, wenn sie Sorgen, Probleme oder Stress hat“, kam es leise von dem Blonden. „TK, sie hat es echt geschickt angestellt. So dass wir es wirklich nicht mitbekommen hatten. Beim gemeinsamen Essen hat Kari ja auch ohne zu zögern was zu sich genommen. Nur wenn sie alleine war – “, gab der Träger des Mutes von sich. „Ich weiß, was du meinst. Das ist Kari. Sie reagiert sehr sensibel, wenn sie sich überfordert fühlt.“ Bedrückt sah er Tai an und dieser nickte. „Seitdem haben wir alle ein Auge auf Kari.“ Mit diesen Worten versuchte der Braunhaarige den Blonden zu beruhigen. „Ihr beide habt ein blindes Verständnis füreinander. Damals wie heute. Du bist derjenige auf den Kari am meisten hört.“ „Verstehe. Ich werde auf sie aufpassen. Versprochen.“ Eine kleine Pause entstand. „Tai, wieso abtreiben? Hat jemand Kari vor diese Entscheidung gestellt?“ In der Stimme des Blonden war entsetzen zu hören. Der Braunhaarige blickte kurz zur Seite und holte tief Luft. „Ja, eine Person hatte es von ihr verlangt. Dieser jemand hatte es unterschätzt sich mit einer Schwangeren, Matt und mir anzulegen. Wobei Kari eindeutig die Beste von uns drei war. Kari hatte klargestellt, dass keiner von uns über ihr Baby und ihren Körper zu entscheiden hatte. Sie meinte, dass alles so wie es passiert war seine Richtigkeit hatte. Deswegen würde sie dieses Kind bekommen. Wenn du wissen möchtest wer das war frage bitte Kari. Ich möchte keinen Familienstreit über den Zaun brechen.“ Wütend blickte Tai um sich. „Wieso -“ Tai wusste welche Frage kommen würde, deshalb unterbrach er Takeru. „Kari wollte es nicht. Sie wollte, dass du dein Studium beendest und hatte gehofft, dass du zurückkommst. Sie wollte dir nicht im Weg stehen, als sie erfahren hatte, dass du eine Freundin hattest. Damit es leichter für sie war hatte sie den Kontakt abgebrochen. Leider schnitt sie sich mit der Entscheidung ins eigene Fleisch.“ Tai machte eine Pause. Er wusste nicht wie er die letzte Entscheidung seiner Schwester erklären sollte. Der Braunhaarige konnte nicht wissen, dass Kari dem Blonden von Joe erzählt hatte. „Kari hatte einen Freund. Sie wollte ihre Beziehung nicht aufs Spiel setzen, da ihr damaliger Freund und du euch sehr gut kennt. Er weiß auch, dass du der Vater von Kouki bist. Kari hat den Zeitpunkt verpasst es dir zusagen. Den Rest kennst du ja.“ Tai versuchte mit diesen Worten das Chaos zusammenzufassen und zu erklären. „Ich weiß, dass du von Joe sprichst“, kam es ruhig von dem Blonden. Tai sah ihn fragend an. „Wir hatten Zeit um über unsere Vergangenheiten zu sprechen“, kam es erklärend vom Jüngeren. Erleichtert nickte Tai. Ihm war bewusst: Das dies der richtige Weg war um mit der Vergangenheit abzuschließen, sich der Gegenwart zu stellen um in eine Zukunft zu sehen. Wie auch immer diese aussehen möge. Genauso hatten Mimi und er es gemacht. Tai bereute diesen Schritt nicht. Mimi und ihre Babys waren sein Leben. Daher war er sich sicher, dass Kari und Takeru die richtige Entscheidung treffen würden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)